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Feuer und Wasser

von

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Titel: Feuer und Wasser

Teil: 1/1

Autorin: Cat in the web

Genre: Fantasy, Action, eigene Serie

Disclaimer: Es ist eine Originalstory, also gehört sie mir.
 

Diese Geschichte habe ich für einen Fantasy-Story-Wettbewerb geschrieben, der im Diskussionsforum von Animexx ausgerufen wurde. Von den drei zur Auswahl stehenden Themen habe ich die Nr. 1, "Gegenstand", ausgewählt.

Zurzeit hat die Jury des Wettbewerbs noch keine Entscheidung getroffen, aber ich poste meine Geschichte trotzdem schon mal.
 

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Feuer und Wasser

von Cat in the web
 

Die Akademie der Magier war ein beeindruckendes und riesiges Gebäude mit vielen Lehrsälen, Laboratorien, einer gigantischen Bibliothek und einer beeindruckenden Sammlung magischer Gegenstände. Tagsüber herrschte rege Betriebsamkeit, Studenten eilten über die Flure, um rechtzeitig zu ihren Unterrichtsstunden zu kommen, und Magier schritten über die Gänge, auf dem Weg zu ihren Schülern oder um ihre Studien in Ruhe fortsetzen zu können. Denn ein Magier lernte nie aus. Die Magie schien eine Quelle unendlichen Wissens zu sein, und das Leben eines Menschen reichte nicht aus, um all ihre Facetten zu erforschen.
 

Doch nicht in allen Teilen des riesigen Gebäudes ging es so rege zu wie im Lehrbereich. In den oberen Ebenen gab es mehrere kleine Wohnungen, dort lebten die Magister, Gelehrte der Magie, die sich ganz der Erforschung und der Weitergabe ihres Wissens verschrieben hatten. Um diese Uhrzeit sollte dort eigentlich völlige Ruhe herrschen, da alle Magister tagsüber Studenten unterrichteten, doch die Stille wurde durch eine Stimme unterbrochen, die sich in ihrer Wut so laut erhob, dass sie selbst noch auf dem Gang zu hören war: "Jeder Magier hat das Recht, magische Gegenstände zu erforschen, und ich fordere dieses Recht ein! Also gib mir den Diamanten!"
 

Eine andere ruhigere Stimme antwortete dem Sprecher: "Du kennst die Regeln der Magie. Die Magie richtet sich nach den vier Elementen aus: Feuer, Erde, Wind und Wasser. Jeder Magier kann nur eines dieser Elemente benutzen. Hat ein Magier ein Element gewählt und seine Ausbildung begonnen, kann er nicht mehr zur Magie eines anderen Elements wechseln oder dessen Magie anwenden. Zu versuchen, die Magie eines Elementes mit einem anderen Element zu mischen, ist mehr als nur gewagt, es ist gefährlich."
 

"Aber es ist nicht unmöglich! Es ist vorher schon Magiern gelungen, die Magie verschiedener Elemente miteinander zu verbinden! Wir müssen die Sache nur weiter erforschen! Warum also behinderst du mich in meinen Studien?!"
 

"Die Voraussetzungen damals waren ganz andere. Damals haben Magier der Elemente Wind und Wasser ihre Magie miteinander verwoben, und es stellte sich bei weiteren Forschungen heraus, dass die Magie von Wind und Wasser sowie von Feuer und Erde miteinander verschmolzen werden kann, da diese Elemente miteinander harmonieren. Aber die verschmolzene Magie war sehr mächtig und nur schwer zu kontrollieren. Es ist bis heute nicht gelungen, Wind- oder Wassermagie mit Feuer- oder Erdmagie zu verschmelzen. Jeder dieser Versuche endete mit Zerstörung, teilweise sogar mit dem Tod der Magier, die an dem Versuch teilnahmen. Und jetzt willst du einen magischen Gegenstand der Wassermagie benutzen, obwohl du ein Feuermagier bist? Es ist kein Wunder, dass der Rat der Magier dein Anliegen bereits abgelehnt hat. Es ist viel zu gefährlich."
 

"Es war Unrecht, mein Anliegen abzulehnen! Mein Wunsch ist es zu beweisen, dass man jede Art von Magie miteinander verschmelzen kann! Ich bin davon überzeugt, dass es möglich ist, meine Feuermagie durch einen Gegenstand der Wassermagie zu verstärken und die entstehende Macht auch zu kontrollieren! Der Diamant wäre dafür ideal, er enthält viel Magie!"
 

"Der Diamant, den du so sehr für dein Experiment begehrst, hat magische Kraft, weil ein silberner Blutstropfen darin eingeschlossen ist. Dieser Blutstropfen stammte von einem mächtigen Dämon, doch es war nun mal ein Wasserdämon und kein Feuer- oder Erddämon. Deshalb gehört der Diamant zur Wassermagie und ist für dich unerreichbar."
 

Einen langen Moment herrschte wieder Stille, dann flog plötzlich die Tür der kleinen Wohnung auf, und ein Magier schritt rasch davon. Wenige Minuten später wurde die Tür erneut geöffnet, diesmal wesentlich sanfter, und ein weiterer Magier trat auf den Gang. Er schloss die Tür hinter sich und lehnte sich kurz dagegen, während er seufzend mit einer Hand durch sein braunes Haar fuhr, in dem sich schon die ersten grauen Strähnen seines fortschreitenden Alters zeigten. Für einen Moment schloss er müde seine braunen Augen. Es war eine anstrengende Diskussion mit seinem Kollegen gewesen, und er glaubte nicht, dass er sein Ziel erreicht hatte. Meister Leron richtete sich wieder auf, straffte seine Gestalt und schritt den Gang hinunter Richtung Lehrbereich. Er hatte jetzt keine Zeit, sich über das vorangegangene Gespräch den Kopf zu zerbrechen. Seine Studenten warteten auf ihn.
 

~
 

Es war schon spät am Abend, und die meisten Bewohner der Stadt hatten sich längst in ihre Häuser zurückgezogen oder waren unterwegs dorthin. Nur eine junge Frau Anfang zwanzig, mit schulterlangen braunen Haaren und braunen Augen, gekleidet in die graue Robe einer Magiestudentin, war nicht unterwegs nach Hause, tatsächlich hatte sie ihre kleine Wohnung gerade erst verlassen. Kari, so der Name der jungen Dame, seufzte und blickte zum dunklen Himmel empor. Wie gerne hätte sie jetzt in ihrer kleinen Wohnstube gesessen und ein Lehrbuch über die Wassermagie gelesen, denn sie war eine angehende Magierin des Elements Wasser. Leider hatte sie genau das Buch, in dem sie heute Abend eigentlich hatte lernen wollen, in der Akademie der Magier vergessen. Kari seufzte. Immer vergaß sie irgendetwas, mal war es ein Buch, dann wieder ihre persönlichen Aufzeichnungen und einmal hatte sie sogar ihre Lesebrille im Hörsaal liegen lassen. Nun, es half alles nichts, sie brauchte dieses Buch zum Lernen. Schnell schritt sie die verlassenen Straßen entlang und war dankbar dafür, dass diese Stadt durch Magie beleuchtete Kristallkugeln als Straßenlaternen besaß, sonst hätte sie sicher eine Laterne gebraucht, und Kari war sich sicher, dass sie die dann auch noch irgendwo hätte liegen lassen.
 

~
 

Zur selben Zeit war auch Meister Leron unterwegs zurück zur Akademie der Magier. Allerdings war er nicht allein. Er warf einen tadelnden Blick über seine Schulter zurück zu seinem Begleiter, und als er feststellte, dass dieser ein wenig zurückgefallen war, hielt er an, um seine dunkelblaue Robe, die ihn als Wassermagier auswies, zurechtzurücken und seinem Begleiter so die Möglichkeit zu geben, wieder zu ihm aufzuschließen. Als dieser wieder an seiner Seite war, sagte er tadelnd: "Ich kann einfach nicht verstehen, warum du dich immer wieder in solche Schwierigkeiten bringst. Das war nun schon das dritte Mal in diesem Monat, dass ich dich aus einer Zelle der Stadtwache holen musste. Was war denn diesmal der Grund für die Schlägerei?"
 

Der Mann neben Leron streckte seine muskulöse Gestalt und grinste den älteren Magier frech an. Er trug über seiner Kleidung einen Lederharnisch, und an seinem Gürtel waren ein Dolch und ein Schwert befestigt. Er war offenbar ein Söldner. Die schwarzen Haare hingen wirr in sein Gesicht, welches von einer etwas zu großen Nase, die anscheinend schon einmal gebrochen gewesen war, dominiert wurde. Doch er war keineswegs ein unansehnlicher Mann. Aus blauen Augen blickte er den Magier an und meinte nur: "Du weißt doch, wie das so ist, alte Krähe. Man trinkt ein bisschen, amüsiert sich etwas, fängt an zu diskutieren, und dann kommt die Stadtwache und beendet die schönste Diskussion."
 

Leron schnaubte abfällig. "Diskussion, hm? Hab noch nie gehört, dass jemand eine Kneipenschlägerei als eine Diskussionsrunde bezeichnet hat. Wirklich, Gerald, du solltest weniger trinken und dich stattdessen mehr um dich selbst kümmern."
 

"Ja, ja." sagte Gerald in einem Tonfall, den man nur als ,Du kannst mich mal' interpretieren konnte.
 

Leron ignorierte die offensichtliche Respektlosigkeit ihm gegenüber. Er kannte Gerald schon länger und war das Verhalten des Söldners inzwischen gewöhnt. Stattdessen sagte er: "Gibst du auch gut auf dein Schwert acht? Oder planst du, es in nächster Zeit zu verkaufen, um noch mehr Wein und anderes Gesöff in dich reinschütten zu können? Ich könnte dir einen guten Preis dafür machen."
 

"Keine Chance, Großväterchen." grinste der Söldner, "Mein Windschwert bekommt ihr alten Geier von der Akademie nicht. Und leugne es erst gar nicht. Ihr Magier seid doch auf alles, was auch nur ansatzweise mit Magie zu tun hat, so scharf wie eine Hure auf das Geld ihrer Kunden."
 

Leron schüttelte seufzend den Kopf. "Wie ein Säufer wie du an ein magisches Schwert der Windmagie kommen konnte, ist mir ein Rätsel."
 

"Hab's beim Würfeln gewonnen."
 

"Was?!" fragte Leron und wäre vor Überraschung fast über seine eigenen Füße gestolpert.
 

Gerald zuckte nur mit den Schultern. "Einer meiner Kameraden aus der Söldnergilde hat seinen Kameraden überlebt und dessen Sachen geerbt. Er meinte, das Schwert wäre doch nur ein Stück Blech, und da er Äxte als Waffen bevorzugt, hat er es als Einsatz beim Würfeln benutzt. Er hätte es wohl besser verkauft. Fortuna war ihm nicht hold."
 

Leron schüttelte ungläubig den Kopf und sagte für den Rest des Weges nichts mehr. Erst als sie sich den Toren der Akademie näherten, ergriff er wieder das Wort: "Hast du kein Zuhause oder willst du mir bis in die Akademie folgen? Normalerweise hättest du dich doch längst aus dem Staub gemacht."
 

"Ich kann mich bei meinem Hauswirt im Moment nicht blicken lassen. Ich schulde ihm die Miete. Da dachte ich, ich könnte ja in den Stallungen der Akademie übernachten."
 

Leron seufzte erneut und wollte gerade etwas erwidern, als eine Gestalt um eine Ecke kam und genau in ihn hinein rannte. "Uff!" kam es von ihm, und er taumelte einen Schritt zurück, bevor er sich wieder fing. Die kleinere Person hatte nicht so viel Glück und landete mit einem überraschten Quieken auf dem Boden.
 

Leron sah überrascht auf die Person vor ihm. "Kari? Was machst du denn um diese Uhrzeit noch hier bei der Akademie?"
 

Das Mädchen hob den Kopf. "Onkel Leron?"
 

Das erweckte Gerald's Aufmerksamkeit, der bisher nur recht unbeteiligt zugesehen hatte. "Onkel?" Interessiert beugte er sich vor und betrachtete die junge Frau, bevor er sich mit einem enttäuschten Schnauben wieder aufrichtete. "Na, sehr hübsch ist deine Nichte ja nicht gerade, alte Krähe." bemerkte er zu Leron gewandt.
 

Kari riss die Augen vor Überraschung weit auf, doch nur eine Sekunde später sprang sie auf und öffnete gerade den Mund, um diesen ungehobelten Kerl ihre nicht sehr schmeichelhafte Meinung über ihn mitzuteilen, als ein seltsames Gefühl für einen Moment durch sie strömte. Verwirrt hielt sie inne und warf einen Blick auf ihren Onkel. Auch Leron schien etwas bemerkt zu haben, denn er hob ruckartig den Kopf und blickte zur Akademie, deren Eingangstor sich wenige Meter vor ihnen erhob. Wieder spürte Kari dieses seltsame Gefühl, es war, als würde ein schwacher Blitz durch sie hindurch fahren, doch so schnell wie es kam, verschwand es auch wieder. Doch Kari wusste, dass sie es sich nicht einbildete. Das Gefühl hatte etwas mit ihrer Magie zu tun, und die Reaktion ihres Onkels sagte ihr, dass er es auch fühlte.

"Was ist das?" fragte sie.
 

"Ich bin Gerald, und es heißt ,wer', nicht ,was'." antwortete ihr der Mann, den Kari inzwischen aufgrund seiner Kleidung als einen Söldner eingestuft hatte.
 

"Dich meine ich nicht." schnappte Kari ungeduldig. Wieder durchzuckte sie dieses seltsame Gefühl.
 

"Jemand, ohne Zweifel ein Magier, ist dabei, einige der Schutzzauber der Akademie zu zerstören." erklärte Leron, "Die Akademie ist eingehüllt in ein Netz permanenter Schutzzauber, die die verschiedensten Aufgaben erfüllen. Weil Kari und ich so nahe an der Akademie sind, können wir fühlen, wie einige dieser Zauber gerade außer Kraft gesetzt werden." Der Meistermagier schritt auf die Akademie zu. "Wir sehen besser mal nach. Das ein Magier die Schutzzauber außer Kraft setzt, ist äußerst ungewöhnlich und verboten."
 

Kari und Gerald eilten hinter Meister Leron her. Zusammen schritten sie durch das große Tor der Akademie in das riesige Gebäude. Kari sah sich nervös um. Sie war normalerweise nur tagsüber in der Akademie, und daher war sie es gewohnt, dass überall hektische Betriebsamkeit herrschte und das Gebäude hell erleuchtet war. Doch zu dieser späten Stunde war die Akademie wie ausgestorben, und nur ab und zu spendete eine magische Kristallkugel ein wenig Licht, um die ansonsten dunklen Gänge zu erhellen. Doch die wenigen Lichtquellen ließen die Schatten nur noch tiefer und undurchdringlicher erscheinen, und der Klang ihrer Schritte wirkte in der geisterhaften Stille der Hallen und Gänge wie ein Sakrileg.
 

Leron ging der kleinen Gruppe mit schnellen Schritten voran. Sein magisches Gespür wies ihm den Weg. Er konnte die Magie der Schutzzauber um sie herum deutlich fühlen, und er spürte auch, wie einige von ihnen immer schwächer wurden, bis sie schließlich nachgaben und sich auflösten. Doch es waren nur die Schutzzauber an einem bestimmten Ort betroffen, und je näher Leron diesem Ort kam, desto unruhiger wurde er. Er hatte eine dunkle Vorahnung, was oder besser gesagt wen sie dort vorfinden würden.
 

Schließlich verlangsamte Leron seine Schritte. Warnend hob er eine Hand, um seinen Begleitern zu signalisieren, dass sie sich leise verhalten sollten. Vorsichtig schlichen sie weiter, bis sie zu einer Doppeltür kamen. Dahinter lag das Museum der magischen Artefakte, die in der Akademie aufbewahrt wurden. Langsam drückte Leron die Türklinge hinunter und öffnete eine der beiden Türhälften weit genug, um hineinsehen zu können. Seine beiden Begleiter drückten sich näher an ihn, um ebenfalls einen Blick durch den Spalt werfen zu können. Der große Raum hinter der Tür lag fast vollständig im Dunkeln. Nur zwei oder drei Kristallkugeln spendeten ein für einen Raum dieser Größe mehr als spärliches Licht. Doch nur etwa zwanzig Meter von der Tür entfernt standen mehrere Gestalten. Leron's Blick glitt nur flüchtig über die vier schwarzgekleideten und bewaffneten Männer, die offenbar nur Handlanger waren. Sein Blick wurde fast sofort von der Gestalt hinter diesen Männern angezogen. Sie war ganz in einen blutroten Kapuzenumhang gehüllt, und Leron's magisches Gespür teilte ihm mit, dass dies der Magier war. Die Gestalt schien etwas zu murmeln, und erneut fühlte Leron, wie sich ein Schutzzauber in diesem Raum auflöste. Der fremde Magier trat nun vor und streckte seine Hand nach einem Gegenstand aus, der auf einem Podest vor ihm lag. Schutzzauber, die den Gegenstand vor jeder Berührung abgeschirmt hätten, existierten nicht länger, und so hielt nichts die Hand des fremden Magiers auf.
 

Leron's Augen weiteten sich, als ihm bewusst wurde, welcher Gegenstand auf dem Podest lag! Die dunkle Vorahnung, die ihn seit dem Betreten der Akademie begleitet, verdichtete sich zu einer furchtbaren Vermutung. Ihm war klar, dass er etwas unternehmen musste. Dieser Gegenstand dürfte auf keinen Fall in die falschen Hände fallen, und wenn seine Vermutung sich bewahrheiten sollte, dann waren die Hände dieses Magiers genau die Falschen!
 

Leron konzentrierte sich und begann, seine Magie in seinem Geist zu sammeln. Wie Wasser floss sie durch ihn hindurch und sammelte sich im Zentrum seines Seins, um auf Befehl ihres Meisters nach dessen Willen zu handeln. Leron musste vorsichtig sein, damit der andere Magier seine Magie nicht spürte und somit sein Handeln bemerkte, doch er war ein Meister der Wassermagie und verstand es, seine Magie so lange abzuschirmen, bis er sie in einem Zauber freisetzen konnte. Und dann würde es für diese Fremden zu spät sein, um noch zu reagieren. Das Überraschungselement war auf seiner Seite.
 

Von dem Handeln ihres Onkels bekam Kari nichts mit. Sie konnte seine abgeschirmte Magie genauso wenig spüren wie der fremde Magier, und sie war viel zu sehr damit beschäftig, die fremden Männer anzustarren. Neben ihrem Onkel an der noch geschlossenen Hälfte der Doppeltür stehend, beugte sie sich neugierig ein wenig weiter vor, um eine bessere Sicht durch den Türspalt zu bekommen. Die vier bewaffneten Männer waren offenbar keine Magier, sie sahen eher wie Wächter aus. Doch der andere Mann war ohne Zweifel ein Magier. Kari beugte sich neugierig noch weiter vor. Ein Magier, der in der Akademie etwas stahl! Das war ein schweres Verbrechen unter den Magiern! Kari presste ihre Hände gegen das Holz der Tür und stützte sich leicht ab, um sich noch ein wenig weiter vorlehnen zu können. Ob dieser Magier von der Akademie war? Er kannte sich offenbar aus. Vielleicht einer der Meister, der die Studenten unterrichtete? Aber wer würde es wagen...
 

Kari's Gedankengang endete abrupt, als sie fühlte, wie das Holz, gegen das sie sich gelehnt hatte, nachgab und sie nach vorne kippte! Ein eisiger Schreck fuhr ihr durch die Glieder, und für einen Moment glaubte sie, ihr Herz hätte einen Schlag lang ausgesetzt. Schnell versuchte sie, sich an der Tür festzukrallen und so das Öffnen der Tür zu verhindern und ihr Gleichgewicht wieder zu finden. Doch dadurch beschleunigte sie nur noch das Unvermeidliche und gab der Tür unbeabsichtigt auch noch einen heftigen Stoß. Mit einem Krachen, das in der Stille der Nacht so laut wie ein Kanonenschlag zu sein schien, schlug die Tür gegen die Wand, und die unglückliche Magiestudentin fiel in den Raum hinein und flach auf ihr Gesicht. Die Eindringlinge wirbelten herum und sahen den Magier sowie einen Söldner in der Tür stehen, und vor den beiden eine junge Frau, die sich gerade wieder mit schuldbewusster Miene vom Boden erhob. Augenblicklich zogen sie ihre Waffen.
 

Leron zuckte zusammen, als die Tür gegen die Wand krachte und Kari zu Boden fiel. Für einen winzigen Moment geriet seine Konzentration ins Wanken, und der gleichmäßige Fluss der Magie in seinem Innern wurde gestört, schlug kleine Wellen und schien wütend zu zischen, als wenn die plötzliche Unruhe des Magiers auf ihn übergegriffen hätte. Doch Leron fing sich sofort wieder. Er sah, wie die Männer ihre Waffen zogen und der Magier mit dem magischen Gegenstand in der Hand herumwirbelte, und er wusste, er hatte keine Zeit mehr. Obwohl die Magie die für den Zauber nötige Kraft noch nicht ganz erreicht hatte, schleuderte er sie mit einer heftigen Geste in den Raum, den Eindringlingen entgegen. Blaues Licht schoss aus den Händen des Wassermagiers und breitete sich fächerförmig aus. Wie eine Welle durchflutete die Wassermagie den Raum und erreichte die Eindringlinge. Der Zauber legte sich wie blau schimmernde Ranken um ihre Körper, und Leron senkte zufrieden die Hände. Doch seine Zufriedenheit hielt nicht an. Der fremde Magier zischte wütend ein Wort, und rotes Licht brach aus seinem Körper und sprengte die Fesseln der Wassermagie. Eine Geste von ihm, und das rote Licht seiner Magie sprang weiter auf die Männer, die ihn begleiteten, und löste auch ihre Fesseln.
 

Beim ersten Anzeichen der Feuermagie des fremden Magiers wurde Leron's Vermutung über die Identität des anderen Magiers zur Gewissheit. Und er wusste, er musste jetzt handeln, wenn er Schlimmeres verhüten wollte. Er konnte nicht erst den Rat der Magier kontaktieren oder die Hilfe anderer Magier holen. Es lag an ihm und an seinen Begleitern, den gestohlenen Gegenstand zurückzuholen. Auch wenn dies hieß, gegen einen Meister der Feuermagie kämpfen zu müssen. Doch Leron hatte davor keine Angst. Er war selbst ein Meistermagier.
 

"Gerald, Kari! Kümmert euch um diese Männer!" befahl er seinen Begleitern, während er in den Raum trat und dabei den Feuermagier nicht aus den Augen ließ. Er öffnete seinen Geist für seine Magie, die in sanften und doch starken Wellen durch seinen Geist in seinen Körper floss und sich als bläuliches Leuchten um seine Hände herum manifestierte. Er war bereit zum magischen Duell mit dem Feuermagier.
 

Kari hörte den Befehl ihres Onkels und warf ihm einen überraschten Blick zu. Sein entschlossener Gesichtsausdruck war ein mehr als deutliches Zeichen dafür, wie ernst es ihm war. Sie selbst hatte noch nie zuvor gekämpft. Kari merkte, wie ihr Mund vor Nervosität trocken wurde, doch sie konzentrierte sich und öffnete ihren Geist der Magie des Wassers. Während sie noch ihre Magie sammelte, wandte sie sich den Männern zu, und dann schrie sie erschrocken auf! Einer der Männer hatte mit wenigen schnellen Sätzen die Distanz zwischen sich und der Magiestudentin überwunden und stand nun unmittelbar vor ihr, die Faust zum Schlag erhoben! Kari's Reaktion war mehr instinktiv als tatsächlich beabsichtigt. Sie streckte ihre Hände vor sich aus und entließ mit einem Schlag ihre gesammelten magischen Energien. Blaues Licht schoss aus ihren Händen, prallte gegen den Mann vor ihr und riss ihn mit sich. Der Mann wurde ein paar Meter davon geschleudert, bevor die Wassermagie versiegte. Noch während er zu Boden fiel, hob ein anderer seine Armbrust und zielte auf die junge Frau. Kari sah die Bewegung aus den Augenwinkeln und drehte den Kopf in die Richtung, doch sie musste erkennen, dass sie nicht mehr schnell genug reagieren konnte. Der Armbrustbolzen raste auf sie zu, und Kari's Körper zuckte instinktiv in Erwartung des Aufpralls zurück. Doch dazu kam es nicht. Jemand sprang vor Kari, und ein Schwert zischte durch die Luft. Der Armbrustbolzen wurde mitten im Flug getroffen und in zwei Teile zerhackt, die harmlos ein paar Meter weiter gegen die Wand prallten. Gerald brummte wütend, während er sein Schwert erneut hob, um einen Angriff zu parieren. Mit einem Lauten klirren prallte die Klinge seines Gegners von der seinen ab.
 

"Wer bezahlt mich eigentlich hierfür?" fragte Gerald wütend in den Raum hinein, während er die Männer mit schnellen und kräftigen Schlägen auf Abstand zu halten versuchte. Im Moment hatte er es nur mit zwei Angreifern zu tun. Der dritte Mann stand gerade erst langsam vom Boden auf, von der Wucht seines Falls immer noch leicht betäubt, und der Letzte stand ein paar Meter entfernt mit seiner Armbrust und wartete offenbar auf ein freies Schussfeld. Gerald fluchte kräftig, während er einen weiteren Schwerthieb parierte. Als sein zweiter Gegner ihn ebenfalls angriff, duckte er sich unter dem Hieb hindurch, anstatt ihn zu parieren. Die Augen seines Gegners weiteten sich entsetzt, als der Mann vom Schwung seines eigenen Hiebes nach vorne taumelte, und mit einem Grinsen rammte Gerald ihm seine Faust in den Magen. Mit einem schmerzhaften Keuchen taumelte sein Gegner nach hinten und ließ sein Schwert fallen. Nur leider war nun das Schussfeld für den Armbrustschützen frei. Der Mann hob seine Waffe und schoss, doch bevor der Bolzen auch nur zwei Meter weit kommen konnte, erhob sich vor ihm eine blau schimmernde Wand aus Wassermagie. Der Bolzen tauchte in das Hindernis ein und wurde von ihm umschlossen. Kurz darauf verschwand die schimmernde Wand, und der Bolzen fiel einfach aus der Luft auf den Boden. Kari senkte ihre Hände und holte tief Luft. Das war einfacher gewesen, als sie gedacht hatte. Sie wollte gerade erneut einen Zauber anwenden, als ein wütender Ruf ertönte: "Närrin! Misch dich gefälligst nicht ein!"
 

Kari wirbelte herum und sah den Mann, den sie zu Beginn des Kampfes zu Boden geschleudert hatte, auf sich zustürmen und nach ihr greifen. Erschrocken ließ sie sich zu Boden fallen und kauerte sich dort zu einem Ball zusammen. Der Mann wurde von diesem aus Sicht eines Kämpfers mehr als nur ungewöhnlichem Verhalten völlig überrascht und konnte nicht mehr anhalten. Er stolperte über die Magiestudentin und prallte gegen seinen Kameraden, der gerade gegen Gerald kämpfte. Unter dem Hohngelächter des Söldners gingen beide Männer zu Boden.
 

Kari sprang wieder auf und bereitete einen neuen Zauber vor. Der Armbrustschütze hatte sich inzwischen entschieden, dass eine Klinge die bessere Waffe in diesem Kampf war, und kam auf Gerald zu. Auch die drei anderen Männer hatten sich inzwischen wieder aufgerappelt. Während Gerald drohend sein Schwert schwang, um der Magiestudentin Zeit für ihren Zauber zu verschaffen, konzentrierte sich Kari auf einen Fesselzauber der Wassermagie, mit dem sie wenigstens einige der Angreifer dauerhaft außer Gefecht setzen konnte. Es war klar, dass sie es nicht mehr lange mit vier Gegnern gleichzeitig aufnehmen konnten. Früher oder später würden diese Männer sie aufgrund ihrer bloßen Übermacht besiegen.
 

Gerade wollte Kari den Zauber aussprechen, als gleißendes rotes und blaues Licht den gesamten Raum erfüllte. Ein lautes Grollen wie von Donner war zu hören, als die unterschiedlichen Kräfte von Feuer und Wasser aufeinander prallten. Eine Druckwelle raste durch den Raum, warf Podeste um und brach sich schließlich an den Wänden. Kari taumelte, als die Druckwelle sie erfasste, und wäre sicher zu Boden gestürzt, wenn sie sich nicht an der Wand festgehalten hätte. Auch Gerald hatte Mühe, sich auf den Beinen zu halten, genau wie ihre vier Gegner. Den eigenen Kampf für einen Moment vergessend, wandten sich alle Köpfe dem Kampf der zwei Magier zu, der auf der anderen Seite des Raums stattfand.
 

Ungläubig beobachtete Kari, wie eine Lanze aus reinem Feuer durch eine Barriere der Wassermagie brach und den Magier dahinter zu durchbohren schien. Der Magier wurde von der Wucht des Aufpralls von den Beinen gehoben, während seine Barriere zerbrach und verschwand. Dunkelblaue Roben wirbelten einen Moment lang durch die Luft, bevor der Magier zu Boden stürzte, wo er regungslos liegen blieb.
 

"Onkel Leron!" schrie Kari entsetzt auf. Alles andere vergessend, rannte sie zu ihrem gefallenen Onkel und kniete neben ihm nieder. Nur am Rande bekam sie mit, wie der Feuermagier einen Befehl zischte und mit seinen vier Männern den Raum verließ. Ihre ganze Aufmerksamkeit galt ihrem Onkel. Leron's Gesicht war blass, und Blut sickerte aus einer Wunde an seiner Seite. Die Roben an dieser Stelle waren verbrannt. In der Luft lag ein leichter Geruch nach versenktem Fleisch.
 

Gerald war wie ein Blitz an der Seite der zwei Magier und kniete ebenfalls neben Leron nieder. Vorsichtig ergriff er die Fetzen der verbrannten Robe über der Wunde und zog sie zur Seite. Als Söldner kannte er sich mit Wunden aus, auch wenn sich sein Wissen in erster Linie auf Hieb- und Stichwunden bezog. Prüfend musterte er die Wunde in der Seite des Magiers.

"Eine Fleischwunde. Scheint jedenfalls nichts Lebenswichtiges verletzt zu sein, und ist auch nicht so tief, wie ich zuerst gedacht habe." urteilte er nach kurzer Zeit, "Die Verbrennungen sind sicher schmerzhaft, aber es ist überraschend wenig Blut zu sehen."
 

"Es ist...nicht so schlimm...wie es aussieht." brachte Leron hervor, doch seiner Stimme waren die Schmerzen anzuhören. Der Magier holte tief Luft, dann fuhr er mit festerer Stimme fort: "Wir dürfen keine Zeit verlieren. Kari, Gerald, ihr müsst den Eindringlingen folgen. Sie haben den Diamanten mit dem silbernen Blutstropfen gestohlen, ein Gegenstand der Wassermagie. Ich habe den Feuermagier erkannt, mit dem ich kämpfte. Es ist Meister Terel. Er will seine Feuermagie mit der Wassermagie des Diamanten vereinen."
 

"Aber das geht doch gar nicht!" wandte Kari ein, "Die entstehenden Kräfte könnte niemand mehr beherrschen!"
 

Ein bitteres Lächeln spielte für einen Moment um Leron's Mund. "Terel ist Vernunftgründen offenbar nicht mehr zugänglich, wie sein Handeln beweist. Folgt ihm und holt den Diamanten zurück, oder haltet ihn zumindest eine Weile lang auf, bis ich die anderen Magier informiert habe. Er ist bestimmt mit dem Diamanten in seine Villa geflüchtet." Er warf seiner Nichte einen ernsten Blick zu. "Ich weiß, dass du einem Meistermagier nicht gewachsen bist, Kari, zumindest noch nicht, aber ich sehe keine andere Möglichkeit, als dich und Gerald vorzuschicken."
 

Kari stand entschlossen auf. "Wir werden unser Bestes geben, Onkel Leron."
 

Gerald hob eine Braue, als er das hörte. "Wir? Und wer bezahlt mich dafür? Ich bin teuer, vor allem, wenn es um ein Himmelfahrtskommando geht."
 

"Komm einfach mit, ja?!" fauchte Kari, schnappte sich Gerald's Handgelenk und zog ihn einfach hinter sich her zur Tür.
 

"Sei mal ein Kavalier, Gerald, und beschütze meine Nichte!" rief Leron hinter den Beiden her.
 

"Ist ein Kavalier nicht eine Eselsart, die reiche Touristen von einem Ort zum anderen schleppen muss?" fragte Gerald spöttisch, bevor er von Kari zur Tür hinaus gezogen wurde. Leron's Lippen zuckten kurz, bevor er sich seufzend auf dem kalten Steinboden entspannte. Er hob eine Hand, und eine blau leuchtende Kugel formte sich über seiner Handfläche, bevor sie schnell davon schwebte, die erste magische Botschaft von vielen, die er heute Nacht noch versenden würde. Es würde nicht lange dauern, bis Hilfe eintraf, doch wie lange würde es dauern, bis genügend Meistermagier versammelt waren, um Terel aufzuhalten?
 

~
 

Kari zog Gerald hinter sich her durch die Gänge der Akademie, dem Ausgang entgegen. Der Söldner beobachtete die Magiestudentin amüsiert.

"Weißt du, wenn mich eine Frau so energisch hinter sich herzieht, bedeutet das normalerweise, sie will was ganz bestimmtes von mir." sagte er.
 

"Was soll denn eine Frau schon von dir wollen?" Kari warf ihm einen vernichtenden Blick zu, bevor sie sich wieder auf den Weg vor ihr konzentrierte.
 

"Nun ja..." meinte Gerald, "Bist du dir ganz sicher, dass ich dich zu diesem Feuermagier begleiten soll und nicht irgendwo in einen Heuschuber? Ich kann auch an etwas Feuer setzen, weißt du."
 

Kari's Augen weiteten sich für einen Moment, und das Blut schoss ihr in die Wangen, als sie die Bedeutung von Gerald's Worten verstand. Wütend sah sie ihn an, während sie immer weiter lief. "Hör zu, du Ochse! Diese Sache hier ist äußerst wichtig! Also hör bloß mit deinem Macho-Getue auf, und..."
 

"Vorsicht." warnte Gerald mit belustigt klingender Stimme, und sein Blick richtete sich auf den Gang vor ihnen. Kari folgte seinem Blick, doch es war schon zu spät, sie konnte nicht mehr rechtzeitig reagieren. Mit dem Gesicht voran rannte sie gegen die geschlossene Eingangstür. Ein dumpfer Laut war zu hören, und mit einem "Autsch!" taumelte Kari zwei Schritte zurück gegen Gerald, der sie auffing, bevor sie zu Boden gehen konnte.

"Kein Wunder, dass Leron mich mit dir losschickt. Dich kann man ja nicht alleine lassen." kommentierte Gerald, und ein freches Grinsen lag auf seinem Gesicht.
 

Kari rieb sich mit einer Hand die schmerzende Nase und warf Gerald einen wütenden Blick zu, während sie mit der anderen Hand die Tür öffnete. "Du hättest ja mal was sagen können!"
 

"Hab ich ja, aber du warst zu beschäftigt mit schimpfen." erwiderte der Söldner ohne die geringste Spur von Mitgefühl. Ganz im Gegenteil, sein Grinsen wurde sogar noch breiter.
 

Kari wusste, dass sie dieses Wortgefecht nicht gewinnen würde. Sie warf dem Söldner einen letzten vernichtenden Blick zu und trat dann hinaus in die sternlose Nacht, gefolgt von Gerald.
 

~
 

Terel eilte durch die Straßen, gefolgt von seinen vier Wachmännern. Seine rechte Hand schloss sich fest um den Diamanten, den er aus dem Museum der Akademie gestohlen hatte und nun in einer Tasche in seiner roten Robe versteckte. Er konnte es kaum erwarten, seine Experimente zur Verschmelzung von Feuer- und Wassermagie zu starten. Und er würde es tun, sobald er in seiner Villa war. Dort war schon alles vorbereitet, es fehlte nur noch ein Gegenstand der Wassermagie, doch jetzt, wo er den Diamanten hatte, war auch dieses Problem gelöst. Wenn die alten übervorsichtigen Magiermeister der Akademie erst einmal sahen, dass er geschafft hatte, woran alle anderen vor ihm gescheitert waren, würden sie ihre Fehler einsehen. Dann würden sie ihm den kleinen Diebstahl in der Akademie verzeihen, und er würde an Ansehen gewinnen. Er würde der Magiermeister sein, der bewiesen hatte, dass es doch möglich war, Feuer- und Wassermagie zu verschmelzen, ohne dass man die Kontrolle über die vereinten magischen Mächte verlor.
 

Einen kurzen Moment lang hatte Terel ein schlechtes Gewissen. Nicht etwa wegen dem Diebstahl des Diamanten, oh nein. Er dachte an seinen Freund Leron, den er verletzt hatte. Er hatte eigentlich gedacht, dass Leron um diese Zeit längst schlafen würde, denn sein Freund ging normalerweise früh zu Bett. Doch aus irgendeinem Grund war Leron noch auf gewesen. Aber die Wunde war nicht tödlich und würde mit Hilfe der Magie in kürzester Zeit vollständig verheilen. Terel zuckte mit den Schultern und schüttelte sein schlechtes Gewissen von sich ab. Auch Leron würde einsehen, dass es ein Fehler war, ihm den Diamanten vorzuenthalten, und dann würde ihm sein Freund zu seinem Erfolg gratulieren.
 

Schon hatten er und seine Männer den Platz mit der großen, alten Eiche hinter sich gelassen. Jetzt war es nicht mehr weit bis zu seiner Villa, und sobald er dort eintraf, würde das Experiment beginnen.
 

~
 

Kari eilte die Straßen entlang durch die nächtliche Stille, die nun über der Stadt lag, fast rannte sie schon. Gerald folgte ihr mit schnellen Schritten.
 

"Weißt du überhaupt, wo die Villa von diesem Feuermagier ist?" fragte der Söldner.
 

"Ja, ich war schon einmal dort mit meinem Onkel." antwortete Kari, "Meister Terel ist ein guter Freund von ihm."
 

Gerald schnaubte ungläubig. "Wer solche Freunde hat, braucht keine Feinde mehr. Die alte Krähe kann froh sein, dass er sich sein Gefieder nicht schon früher angesenkt hat."
 

Kari runzelte verärgert die Stirn, als sie Gerald's respektlose Worte hörte, obwohl sie ihm insgeheim zustimmen musste. Terel war ein Hitzkopf, und es wunderte niemanden in der Akademie, dass sein magisches Element Feuer war. Es passte zu seinem Temperament. Trotzdem, einem Söldner stand es nicht zu, solche Bemerkungen über Magier zu machen.

"Hoffentlich kannst du mit deinem Schwert genauso gut umgehen wie mit deinem Mundwerk." bemerkte die Magiestudentin spitz, "Mit einem Maulhelden werde ich nicht weit kommen."
 

"Ich an deiner Stelle würde mir keine Sorgen über meine Fähigkeiten machen, kleines Fräulein, immerhin bin ich ein erfahrener Söldner. Aber ich frage mich, wie weit ich wohl mit einer Magiestudentin kommen werde. Mit einer Anfängerin gegen einen Feuermagier ins Feld zu ziehen, kommt mir nicht besonders klug vor. Und während des Kampfes gegen diese vier Deppen in der Akademie hast du dich auch nicht sonderlich hervorgetan." Eigentlich dachte Gerald, dass Kari gar nicht so schlecht gewesen war für eine Magiestudentin, die noch nie vorher gekämpft hatte, aber nachdem sie ihn einen Maulhelden genannt hatte, würde er ihr das bestimmt nicht sagen. Stattdessen schlug er vor: "Wie wäre es, wenn wir in die nächste Kneipe gehen und was trinken? Ich hab Durst. Und außerdem gehen unsere Chancen eh gegen Null. Überlassen wir das Feld lieber den richtigen Magiern."
 

Kari biss wütend auf ihre Lippe, bevor sie mit deutlicher Verärgerung in der Stimme sagte: "Wenn wir die Verschmelzung der Feuermagie mit der Wassermagie nicht verhindern, dann gibt es hier im Umkreis von ein paar Meilen vielleicht keine einzige Kneipe mehr. Wenn Meister Terel's Versuch, die verschmolzene Magie von Feuer und Wasser zu beherrschen, außer Kontrolle gerät, und genau das wird passieren, dann wird die Zerstörung unter Umständen so groß sein, dass es im Umkreis von ein paar Meilen gar nichts mehr gibt. Und das schließt uns beide mit ein!"
 

Nun, von dieser Seite aus hatte Gerald die Sache noch nicht gesehen. Die Vorstellung, im Umkreis von ein paar Meilen keine einzige Kneipe mehr zu finden, war wirklich nicht angenehm. Und was seinen Tod betraf... Nun, Gerald war ein Söldner und hatte keine Angst vor dem Tod, aber das Jenseits war ihm nicht angenehm. Er hatte mal gehört, wie die Priester gesagt hatten, der Ort, an den die Seelen der Toten gingen, wäre ein Ort, wo Milch und Honig fließen würden oder zumindest so ähnlich. Gerald hasste Milch und mochte keinen Honig. Wein und Schnaps, das wäre was anderes, aber Milch und Honig? Unter diesen Umständen war es wohl doch besser, dem Feuermagier entgegen zu treten.
 

Sie erreichten einen Platz, in dessen Mitte eine große, alte Eiche stand. Kari deutete auf eine der Straßen, die von dem Platz wieder wegführte. "Noch etwa dreihundert Meter diese Straße hinauf, und wir stehen vor der Villa von Meister Terel."
 

~
 

Terel war mittlerweile in seiner Villa angekommen. Er wandte sich seinen vier Wachmännern zu und befahl, niemanden auf das Gelände der Villa zu lassen, dann eilte er durch die dunklen Gänge des Gebäudes in Richtung seines Studierzimmers. Niemand begegnete ihm auf seinem Weg. Die Villa war bis auf seine Wachmänner völlig leer, dafür hatte Terel gesorgt. Kein Diener sollte seine Studien und Experimente stören.
 

Er betrat sein Studierzimmer und eilte weiter durch den kleinen Raum hindurch, der mit Büchern über Magie voll gestopft war. Am anderen Ende befand sich eine weitere Tür, die er öffnete. Dahinter lag der Raum, in dem er seine magischen Experimente vollzog. Eine Handbewegung von Terel entzündete die Magie in den Kristallkugeln, die an den Wänden angebracht waren, und sanftes Licht erstrahlte in ihnen, um die Dunkelheit zu verdrängen. Nun konnte man sehen, dass Boden, Decke und Wände des fensterlosen Raums mit magischen Zeichen versehen waren, die als Anker für permanente Zauber dienten. Diese Zauber schützten den Raum und den Magier darin vor den magischen Kräften, falls eines der Experimente außer Kontrolle geraten sollte. In letzter Zeit hatte Terel viele dieser magischen Zeichen neu hinzugefügt, um sein geplantes Experiment abzusichern. Die Zauber in diesem Raum würden ihm dabei helfen, Feuer- und Wassermagie unter Kontrolle zu halten, sobald er diese beiden Formen der Magie miteinander verschmolz. Terel hatte sich viel Mühe gegeben, diesen Raum sicher zu machen. Er war einer der größten Magiermeister der Feuermagie. Und der Diamant war ein mächtiger Gegenstand der Wassermagie. Es konnte nichts schief gehen! Er würde erfolgreich sein!
 

Terel trat in die Mitte des Raumes und holte den Diamanten hervor. Lächelnd hielt er ihn in die Höhe und betrachtete ihn einen Moment lang. Das Licht im Raum brach sich an den vielen Facetten des fast faustgroßen Steins und sandte regenbogenfarbene Lichtstrahlen zurück an die Wände. Fast schien es, als würde der Diamant Funken sprühen. Und im Inneren des Diamanten war ein kleiner silberfarbener Fleck zu sehen, der Blutstropfen des Wasserdämonen, der dem Stein seine Macht verlieh.
 

~
 

"Wir sind da." keuchte Kari und blickte durch das Tor zur Villa des Feuermagiers Terel. Die letzten paar hundert Meter waren sie gerannt.
 

Gerald, der überhaupt nicht außer Atem war, betrachtete das Gebäude kritisch. "Ziemlich groß, das Ding. Wir brauchen Stunden, um das alles zu durchsuchen. Wir wären doch besser in die Kneipe gegangen."
 

"Ich weiß, wo der Raum ist, in dem Meister Terel seine Experimente durchführt. Ich hab dir doch gesagt, ich war schon mal hier." erwiderte Kari.
 

"Ich hoffe, du hast dir auch schon überlegt, was so ein kleines Mädchen wie du tun will, wenn du den Feuermagier gefunden hast."
 

"Ich bin kein kleines Mädchen!" fauchte Kari ihn an, dann wandte sie ihre Aufmerksamkeit wieder der Villa zu. "Wir müssen uns beeilen. Komm." Ohne eine Antwort abzuwarten, rannte sie los, durch das Tor in Richtung Eingangstür der Villa. Sie achtete nicht darauf, ob Gerald ihr folgte. Sie wollte nur noch so schnell wie möglich zu Meister Terel, um den Diamanten zurückzuholen. Wenn sie den Feuermagier so lange aufhalten konnte, bis die anderen Meistermagier hier waren, würde alles gut werden.
 

Eine Hand griff nach Kari, packte sie am Arm und brachte sie damit zu einem abrupten Stopp. Kari sah überrascht zur Seite. Ein muskulöser Mann stand neben ihr, und es war definitiv nicht Gerald. Finster sah sie der Fremde an, der offenbar einer der Wachmänner der Villa war, und sagte mit deutlich drohender Stimme: "Mein Meister will nicht gestört werden. Schon gar nicht von kleinen Mädchen, die sich nachts noch herumtreiben. Also geh!"
 

Bevor Kari irgendetwas sagen oder tun konnte, flog eine Faust an ihrem Gesicht vorbei und traf den Wachmann genau am Kinn. Der Griff des Mannes um Kari's Arm löste sich augenblicklich, und der Mann wurde nach hinten geschleudert, wo er bewusstlos liegen blieb.
 

"Siehst du," hörte Kari Gerald's Stimme unmittelbar hinter sich sagen, "er denkt auch, dass du ein kleines Mädchen bist."
 

Bevor Kari etwas erwidern konnte, waren eilige Schritte zu hören. "Hey, was ist los?" konnte man eine Männerstimme fragen hören, und dann der Ruf: "Eindringlinge!" Die Schritte mehrerer Männer kamen näher.
 

"Verdammt!" fluchte Kari und rannte zur Tür der Villa, Gerald dicht hinter ihr. Drei Männer tauchten aus der Dunkelheit der Nacht auf und folgten ihnen, dabei befahlen sie ihnen mit lauter Stimme, stehen zu bleiben. Doch die beiden ignorierten die Wachmänner einfach. Als sie die Stufen zur Eingangstür hinauf liefen, wirbelte Gerald herum und schlug dem Wachmann, der zu diesem Zeitpunkt bereits direkt hinter ihm war, seine Faust ins Gesicht. Der Mann wurde zurückgeschleudert und blieb betäubt liegen. Die anderen beiden Wachmänner blieben daraufhin stehen und zogen ihre Schwerter. Langsam näherten sie sich dem Söldner und der jungen Frau, die hinter ihm stand.
 

Kari zog zuerst an der Tür und drückte dann dagegen, doch so sehr sie sich auch bemühte, die Tür rührte sich nicht. Fast schon panisch drehte sie sich zu Gerald um. "Die Tür muss abgeschlossen sein!" Sie warf einen Blick auf die Wachmänner, die sich mit gezogenen Waffen näherten. "Was machen wir denn jetzt?"
 

"Tritt zur Seite." befahl Gerald. Kari blickte ihn fragend an, tat aber, was er sagte. Einen Moment noch blickte Gerald mit gezogenem Schwert den Wachmännern entgegen, im nächsten Moment war er herumgewirbelt und hatte mit dem rechten Bein zugetreten. Die Wucht des Tritts sprengte das Türschloss, und die Tür flog auf und kollidierte mit einem lauten Knall mit der Wand. Bei dem unerwarteten Geräusch zuckten die Wachmänner überrascht zusammen, Kari erschrak sogar so sehr, dass sie einen kleinen Satz in die Luft machte.
 

"Na bitte, schon ist sie offen." bemerkte Gerald zufrieden und wandte sich wieder seinen Gegnern zu. Dabei schonte er unauffällig sein rechtes Bein ein wenig. Der Aufprall auf der Tür war ihm doch härter in die Knochen gefahren, als er gedacht hatte. Doch das seltsame Kribbeln in seinem Bein, eine Folge des Aufprallschocks, würde sich gleich wieder legen, das wusste Gerald aus Erfahrung.
 

"Äh, Gerald..." begann Kari unsicher, doch dann weiteten sich ihre Augen plötzlich, und sie legte den Kopf ein wenig schief, als würde sie lauschen. Kari fühlte etwas, eine seltsame Resonanz in ihrer Magie. Es war als würde in ihrem Geist etwas widerhallen, ein so leises Flüstern, dass man die Worte nicht mehr verstehen konnte. Und es schien mit jeder verstreichenden Sekunde an Stärke zu gewinnen. Kari blickte den Gang entlang, der von der Eingangstür tiefer in die Villa hinein führte.

"Ich glaube, er hat angefangen." flüsterte sie.
 

"Worauf wartest du dann noch?" fragte Gerald. "Lauf los und versuch wenigstens, ihn aufzuhalten. Ich kümmere mich um die Wachen und komme dann nach." Seine harschen Worte rissen Kari aus ihren Gedanken. Die Magiestudentin lief ohne ein weiteres Wort in die Villa hinein.
 

~
 

Terel hatte seine Augen geschlossen und konzentrierte sich nur auf seine Magie. Er brauchte die Auswirkungen seines Zaubers nicht zu sehen. Er spürte, wie sich der heiße Strom seiner Feuermagie seinen Weg suchte, sich in seinem Geist sammelte und ihn mit seinem Licht erfüllte. Eine schimmernde Aura aus Feuermagie hüllte den Magier ein und tauchte den Raum in ein rötliches Licht. Die Raumtemperatur stieg merklich an. Doch noch erfüllte nur Feuermagie den Raum. Terel hob langsam seine Hände. Seine Handflächen berührten sich nicht, waren aber einander zugewandt. Dazwischen schwebte, von der Magie des Feuermagiers gehalten, der Diamant. Terel spürte, wie die Feuermagie, die den Diamanten zwischen seinen Händen in der Luft hielt, zurückzuschrecken schien vor diesem magischen Gegenstand der Wassermagie. Fast schien es ihm, als könnte er ein wütendes Zischen hören, und seine Lippen verzogen sich unbewusst zu einem kleinen Lächeln. Noch hatte er nicht begonnen, die Wassermagie des Diamanten zu aktivieren, und doch reagierte die Feuermagie bereits auf die bloße Anwesenheit des Diamanten. Es würde interessant sein zu erfahren, wie seine Magie erst reagieren würde, wenn er das magische Potential des Diamanten nutzte.
 

Terel konzentrierte sich auf die in seinem Geist bisher angesammelte Feuermagie und sandte einen kleinen Strom seiner Macht zu dem Diamanten. Die Magie des Feuers drang in den Diamanten ein und berührte schließlich den silbernen Blutstropfen, der darin eingeschlossen war. Ein blaues Leuchten hüllte den Diamanten ein und bildete einen merkwürdigen Kontrast zu dem roten Leuchten der Feuermagie. Durch die Macht des Magiers aktiviert, erhob sich die Wassermagie und floss aus dem Diamanten heraus, um sich mit der Feuermagie zu vereinen. Schweißtropfen bildeten sich auf der Stirn des Magiers, als er die unterschiedlichen Stränge von Feuer- und Wassermagie miteinander verwob. Obwohl er versuchte, die magischen Kräfte auf einem Minimum zu halten, wuchs die Macht der Magie immer mehr an. Er musste sich stark konzentrieren, um die Magie zu beherrschen. Die magischen Mächte von Feuer und Wasser schienen in seinem Geist wütend zu zischen und fügten sich nur widerstrebend seinem Willen, fast so als wollten sie sich weigern, miteinander zu verschmelzen. Es war anstrengend, doch es gelang ihm, und welche Macht aus dieser Vereinigung hervorging! Er fühlte, wie die Magie seinen Geist mit ihrem strahlenden Leuchten erfüllte und durch seinen Körper floss, bis dieser ganz von Macht erfüllt war. Und es fühlte sich so unsagbar gut an! Es gab ihm ein Gefühl von Unbesiegbarkeit! Nichts schien mehr unmöglich!
 

Terel's inzwischen schweißgebadetes Gesicht verzog sich erneut zu einem Lächeln. Er hielt seine Augen geschlossen und konzentrierte sich allein auf die Magie. Wenn er die Augen geöffnet hätte, wäre ihm sicher aufgefallen, dass die rötliche Aura seiner Feuermagie, die ihn umgab, nun von blauen Blitzen durchzogen war, die das vorherige ruhige und stetige Leuchten in ein unruhiges Flackern verwandelt hatten. Der Diamant der Wassermagie zwischen seinen Händen pulsierte in einem unregelmäßigen Rhythmus, als würde etwas dem gleichmäßigen Fließen der Wassermagie entgegenstehen.
 

Die Schutzzauber des Raumes begannen, auf die anwachsende Magie im Raum zu reagieren. Ein magisches Symbol nach dem anderen fing an, in einem schwachen Rot zu leuchten, als wollte es den Magier in der Mitte des Raumes warnen. Die Luft im Raum war nun heiß und stickig.
 

~
 

Kari hatte sich verlaufen. Sie konnte es einfach nicht glauben, aber es war wahr. Sie fand den Weg zum Studierzimmer von Meister Terel nicht mehr! Sie hatte den Weg einfach vergessen. Ratlos rannte sie einen weiteren Gang hinunter und öffnete die Türen, die links und rechts von ihr in den Wänden waren. Doch den von ihr gesuchten Raum konnte sie nicht finden. Aber er musste hier in der Nähe sein! Vorhin war sie an dem kleinen Salon vorbeigekommen, in dem sie einst mit ihrem Onkel und Meister Terel Tee getrunken hatte. Und von dort waren sie damals zum Studierzimmer gegangen. Aber wo lang? Wo waren sie damals nur entlang gegangen?!
 

Kari blieb stehen, als sich der Gang erneut gabelte. Links oder rechts? Kari fuhr sich mit einer Hand durch ihr Haar und fühlte deutlich, wie sich Kopfschmerzen anbahnten. Sie versuchte so verzweifelt, sich an den Weg zu erinnern. Ihr Onkel hatte sein ganzes Vertrauen in sie gesetzt, als er sie Terel nachgesandt hatte. Sie dürfte ihn nicht enttäuschen. Sie musste Terel aufhalten. Doch etwas in ihr sagte ihr, dass es bereits zu spät dafür war.
 

Kari atmete tief ein und aus, um sich zu beruhigen. Sie wollte gerade links in den Gang einbiegen, als sie aus den Augenwinkeln ein Gemälde im rechten Gang sah. Und dann fiel es ihr wieder ein! An diesem Gemälde waren sie damals vorbeigekommen, auf ihrem Weg zum Studierzimmer. Sie erkannte es wieder, denn es zeigte die Akademie der magischen Künste. Sie war damals davor stehen geblieben, um es zu betrachten. Sie musste den rechten Gang hinunter!
 

Kari rannte weiter, und schließlich fand sie die Tür zum Studierzimmer. Schnell trat sie ein und durchquerte den kleinen Raum. Dort war die Tür zu dem Raum, in dem Terel seine magischen Experimente durchführte. Kari griff nach dem Türknauf und ließ ihn gleich darauf mit einem Schmerzenslaut wieder los. Der Türgriff war heiß! Sehr heiß! Und etwas Bedrohliches schien von der Tür auszugehen.
 

Kari hob eine Hand und berührte vorsichtig das dicke Holz der Tür. Selbst das Holz war heiß! Die junge Frau zögerte, doch dann konzentrierte sie sich und öffnete ihren Geist für die Magie. Eine Welle von magischer Macht strömte aus dem Raum hinter der Tür durch dieselbige und von dort in Kari's Körper und Geist! Die Magie kam mit einer solchen Wucht, dass Kari nach hinten taumelte und zu Boden stürzte! Der Fluss der Magie, die sich in ihren Geist ergoss, war falsch! Es fühlte sich falsch an, es tat weh! Das war nicht das ruhige, kühle Fließen der Wassermagie, an das Kari gewöhnt war. Diese Magie schlug Wellen wie ein Meer, das von einem grausamen Sturm aufgepeitscht wurde, und anstatt Kari's Geist mit ihrer Gegenwart zu kühlen und zu klären, schien sie ihn verbrennen zu wollen.
 

Kari stöhnte und verschloss ihren Geist vor dieser Magie. Mühsam stand sie wieder vom Boden auf. Bevor sie erneut auf die Tür zutrat, sammelte sie erneut Magie in ihrem Geist, wobei sie darauf achtete, sich gegen die magische Macht hinter dieser Tür abzuschirmen. Diesmal floss reine Wassermagie in ihren Geist, kühlte die noch immer in ihr brodelnde Macht und legte sich wie ein Schutzwall um die junge Frau. Eingehüllt in eine blau schimmernde Aura aus Wassermagie ergriff Kari ein Stück ihrer Robe und benutzte es, um ihre Hand vor der Hitze des Türknaufs zu schützen. Sie öffnete die Tür, und was sie sah, ließ sie vor Entsetzen erstarren. Es war zu spät! Sie war zu spät gekommen!
 

Im Zentrum des Raums stand der Feuermagier Terel, zwischen seinen Händen schwebte der Diamant der Wassermagie. Doch es war nicht dieser Anblick, der Kari entsetzte. Die magische Aura um Terel herum schien in Flammen zu stehen, durchzogen von blauen Strömen, die sich wütend hin und her wanden. Die Roben des Magiers und sein Haar flatterten wild, so als wenn Terel im Zentrum eines Sturms stehen würde, doch kein Lufthauch regte sich in der drückenden Hitze des Raumes. Die magischen Symbole, die zum Schutz überall an den Wänden, dem Boden und der Decke angebracht waren, leuchteten in einem warnenden dunkelrot. Der ganze Raum war in ein düsteres rotes Licht getaucht, gelegentlich unterbrochen durch das seltsam kränklich wirkende Leuchten der Wassermagie. Und obwohl die magischen Mächte von Feuer und Wasser sich wie in einem Kampf um den Magier im Zentrum herum bewegten, war nichts weiter zu hören als der keuchende Atem Terels und das Flattern seiner Roben in einem nicht wirklich vorhandenen Wind.
 

Und dann sah Kari etwas, was sie erschrocken nach Luft schnappen ließ! Auf den roten Roben Terels breiteten sich schwarze Flecken aus. Die Robe verkohlte, obwohl die Hitze in dem Raum dafür nicht hoch genug war. Kari hob ihren Blick von der Robe zu Terel's Gesicht und sah einen Blutstropfen, der sich seinen Weg über das Gesicht des Magiers suchte. Doch Terel schien tief in einer Trance zu sein und nichts zu bemerken von den Dingen, die in diesem Raum vor sich gingen. Ein seltsam entrückt wirkender Ausdruck lag auf seinem Gesicht. Sein Geist war weit entfernt, verloren in der Magie, die er zu beherrschen versuchte. Ein Versuch, von dem Kari bereits wusste, dass er ihn verloren hatte. Sie brauchte nicht zu sehen, wie die Roben von Terel immer mehr verkohlten oder wie immer mehr Blutstropfen überall auf seinem Körper erschienen. Die verschmolzene Magie von Feuer und Wasser war zu mächtig, als dass sie der Feuermagier beherrschen konnte. Er wurde von seiner eigenen Magie zerstört, und er merkte es nicht einmal. Es war nur eine Frage der Zeit, bis der Magier vollständig die Kontrolle verlieren würde, und dann würde die außer Kontrolle geratene Magie alles um sich herum zerstören. Und es gab nichts, was Kari noch tun konnte. Oder vielleicht doch?
 

Kari's Blick richtete sich auf den Diamanten, der die Quelle der Wassermagie war. Ohne diesen Diamanten würde Terel nur noch auf seine eigene Feuermagie zurückgreifen können. Die verschmolzene Magie würde zwar nach wie vor da sein, aber ohne den Diamanten würde sie nicht weiter anwachsen können. Kari konzentrierte ihre Magie und entließ sie in das magische Chaos des Raumes. Es war schwierig, so schwierig. Die im Raum bereits vorhandene Magie prallte gegen ihre eigene Magie, und Kari musste sich anstrengen, damit ihr Zauber nicht einfach von den entfesselten Mächten zerrissen wurde, doch irgendwie schaffte sie es, den Fluss ihrer Wassermagie konstant zu halten. Schweiß rann über ihr Gesicht, und die Sekunden dehnten sich zu einer kleinen Ewigkeit. Schließlich erreichte ihre Wassermagie den Diamanten und legte sich um ihn herum. Ein Ruck, und der Diamant wurde Terel's Händen entrissen und rollte über den Boden auf die junge Frau zu.
 

Kari hob den Diamanten auf. Sie dürfte hier nicht verweilen. Sie warf einen letzten Blick auf Terel. Der Feuermagier hatte sich nicht bewegt. Er schien überhaupt nicht bemerkt zu haben, dass der Diamant verschwunden und der Fluss der Wassermagie somit versiegt war. Und noch immer tobte die Magie durch den Raum, selbst jetzt gab sie keine Ruhe, wand sich ungestüm und wild um den Magier herum, der sie zu zügeln versuchte. Und dann begannen erste Flammenzungen über die Robe des Magiers zu lecken. Risse zeigten sich im Boden zu seinen Füßen. Und während die Magie ihr zerstörerisches Werk begann, wandte sich Kari ab und floh aus dem Raum. Es gab nichts mehr, was sie für Terel tun konnte.
 

~
 

Schwerter prallten vor der Villa aufeinander, und wütende Flüche waren zu hören. "Na kommt schon! Das könnt ihr doch sicher besser, oder etwa nicht?" fragte Gerald seine Gegner spöttisch und schwang sein Schwert in einem großen Bogen, so dass seine Gegner gezwungen waren, zurückzutreten. Nun, von den vier Wachmännern waren ohnehin nur noch zwei übrig, die anderen Beiden hatte Gerald erfolgreich ins Reich der Träume geschickt.

"Ich bin enttäuscht, Jungs. Offenbar fällt es sogar einem Meistermagier schwer, heutzutage noch gutes Personal zu bekommen." stichelte Gerald weiter.
 

Einer der Wachmänner schrie wütend auf und griff erneut an. Gerald schlug die gegnerische Klinge mit der seinen zur Seite und trat dann mit dem Fuß zu. Der Tritt traf den Wachmann zwischen den Beinen, also genau dort, wo Männer sowieso sehr empfindlich sind. Der Mann klappte zusammen, und Gerald nutzte die gute Gelegenheit, um ihn mit einem Faustschlag zu seinen zwei Gefährten ins Reich der Träume zu schicken.
 

Der letzte Wachmann sah ungläubig zu, wie sein Gefährte zu Boden ging, dann griff er selbst an. Gerald riss sein Schwert hoch und parierte den Angriff scheinbar mühelos, genau wie den nächsten. Und den nächsten. Sein Gegner war gut, Gerald gestand ihm soviel zu. Und so langsam wurde der Söldner müde. Seine Arme taten bereits weh von den vielen Schlägen, die er ausgeteilt und pariert hatte. Doch noch war der Kampf nicht vorbei, also hatte er auch keine Zeit zum Ausruhen. Geduldig wartete Gerald auf eine Lücke in der Verteidigung seines Gegners. Als der Wachmann erneut angriff, parierte Gerald nicht, sondern trat einfach beiseite und duckte sich unter dem Hieb durch. Der Mann stolperte an ihm vorbei, und Gerald schlug ihm mit dem Knauf seines Schwertes auf den Hinterkopf. Bewusstlos sackte sein letzter Gegner zu Boden.

"Na endlich. Das wurde aber auch Zeit." sagte Gerald zufrieden.
 

"Gerald!" schrie plötzlich eine Stimme, und dann kam Kari aus der Villa auf ihn zu gerannt.
 

"Ich wollte dir gerade folgen. Alles okay?" fragte Gerald gut gelaunt. Seine gute Laune verschwand jedoch, als er Kari's panischen Gesichtsausdruck sah. "Was ist los?"
 

"Ich kam zu spät! Ich habe zwar den Diamanten, aber Terel hatte die Verschmelzung der Magie bereits vorgenommen. Und er verliert die Kontrolle, Gerald! Die vereinte Magie wird alles vernichten!" sprudelte es aus Kari heraus. Sie sah Gerald an und sagte dann mit einer hoffnungslos klingenden Stimme: "Ich weiß um ehrlich zu sein nicht, was ich jetzt machen soll. Die Zerstörung wird sich um die ganze Villa herum ausbreiten."
 

"Ich habe einmal gesehen, wie Leron einen Schutzwall um einen Ort herum aufbaute, um diesen vor Zerstörung zu schützen." erzählte Gerald mit einer für ihn ungewöhnlich ernst klingenden Stimme. "Kannst du solch einen Schutzwall auch aufbauen? Um die Villa herum, so dass diese Magie innerhalb des Schutzwalls eingeschlossen wird und sich nicht ausbreiten kann?"
 

Kari biss sich nachdenklich auf die Lippe, bevor sie sagte: "Ich beherrsche diesen Zauber schon, aber ich bin nicht stark genug." Ihr Blick fiel auf den Diamanten in ihrer Hand. "Vielleicht bin ich es doch, wenn ich den Diamanten nutzen kann." überlegte sie.
 

"Dann tu's! Und du fängst besser gleich damit an." sagte Gerald.
 

Kari wandte sich der Villa zu, die in trügerischer Ruhe hinter ihr lag. Sie umklammerte den Diamanten mit beiden Händen und öffnete ihren Geist der Wassermagie. Wie ein breiter Strom floss die Magie ruhig und sanft durch ihren Geist und von dort in den Diamanten. Die Wassermagie fand eine Resonanz in dem silbernen Blutstropfen im Stein und wurde um ein vielfaches verstärkt. Ihre Macht schwoll an, bis Kari fast schon glaubte, sie nicht mehr beherrschen zu können, dann entließ sie die Magie mit dem Befehl, eine Barriere um die Villa herum zu bilden. Und wie ein mächtiger Strom floss die blau schimmernde Magie um das große Gebäude herum, verdichtete sich immer mehr, stetig gespeist von Kari's Wille und dem Diamanten in ihren Händen.
 

~
 

Terel's Geist badete im gleißenden Licht der vereinten Magie. Es war ihm geglückt! Feuer- und Wassermagie waren vereint und unter seiner Kontrolle. Kein Gefühl konnte sich messen mit der Euphorie, die er jetzt fühlte. Diese Macht, die ihm nun zur Verfügung stand, versetzte ihn in Ekstase. Terel fühlte die Macht durch sich hindurch rennen, anschmiegsam und sanft wie Wasser und gleichzeitig heiß und leidenschaftlich wie Feuer. Eine Macht, die alles übertraf, was er bisher in seinem Leben gefühlt hatte.
 

Terel fühlte nicht, wie sein Körper in dieser Macht langsam verbrannte. Er bemerkte nicht, wie sein Geist immer mehr im Leuchten dieser Macht versank. Die Magie hatte seine Sinne geblendet, und ohne dass es ihm selbst bewusst wurde, entglitt ihm mehr und mehr die Kontrolle. Als er die Kontrolle ganz verlor, vernichtete die Magie mit einem Schlag seinen Körper, und von einem Augenblick zum anderen existierte Terel, der Meister der Feuermagie, nicht mehr. Die Magie, nun ohne jede Kontrolle in dieser Welt, brüllte zornig auf und breitete sich ringförmig von dem Ort aus, an dem sie entstanden war. Die Schutzzauber des Raumes waren nicht stark genug, um die vereinte Magie von Feuer und Wasser aufzuhalten. Sie zerbrachen innerhalb weniger Sekunden, und die Magie setzte ihre Zerstörung fort. Sich wellenartig ausbreitend, würde sie erst dann stoppen, wenn ihre Kraft aufgebraucht war.
 

~
 

Gerald beobachtete, wie sich eine Barriere aus blauem Licht um das Gebäude herum erhob. Er musste gestehen, dass er beeindruckt war. So viel Können hatte er der jungen Magiestudentin gar nicht zugetraut.

Der Söldner wurde aus seinen Gedanken gerissen, als aus dem Inneren der Villa ein drohendes Grollen zu hören war, das immer lauter wurde. Und dann sah Gerald, wie das Gebäude von innen nach außen zerbarst! Ein kränklich wirkendes, düsteres rotes Licht brach sich seinen Weg durch das Gebäude und ließ dabei keinen Stein auf dem anderen. Der Lärm war ohrenbetäubend. Innerhalb von Sekunden war von der stolzen Villa nur noch Schutt übrig, und eine Staubwolke suchte sich ihren Weg fort von diesem Ort, behinderte die Sicht und machte das Atmen zur Qual. Doch das war nichts gegen das, was passierte, als die zerstörerische Magie auf die Barriere von Kari traf. Ein wütendes Grollen war zu hören, als die außer Kontrolle geratene Magie sich gegen die Barriere warf. Kari schrie auf und fiel zu Boden, doch noch immer hielt sie den Diamanten fest und sandte ihre ganze Kraft in die Barriere. Ein heftiger Wind erhob sich, wirbelte Staub und kleine Steine durch die Luft und machte das Atmen erneut extrem schwierig.
 

Gerald warf sich über Kari, um sie zu schützen. Ihm war klar, dass nur die junge Frau mit ihren magischen Kräften etwas gegen die drohende Zerstörung ausrichten konnte. Aber es sah nicht gut aus. Die Barriere erzitterte und kleine Risse schienen sich in ihr zu bilden, doch noch hielt sie stand. Der Wind tobte heulend um die Barriere herum und peitschte auf alles ein, was ihm im Weg war. Auch Kari und Gerald blieben von seinem Wüten nicht verschont, und es erschwerte die Lage für die junge Magierin nur noch. Und Gerald sah sich mit einer Situation konfrontiert, in der er hilflos war. Hilflosigkeit war ein Gefühl, das er verabscheute, und er fragte sich, ob er nicht doch etwas tun konnte, um Kari zu helfen, abgesehen davon, dass er versuchte, ihren Körper mit dem seinen vor den starken Windböen zu schützen. Seine Hand berührte den Knauf seines Schwertes, und dann fiel es ihm ein - sein Windschwert!
 

Gerald's Wissen über Magie war nur sehr begrenzt, doch da sich Meister Leron bereits mehrfach für sein Schwert interessiert hatte, wusste er zumindest ein wenig darüber. Sein Schwert war ein Gegenstand der Windmagie, und Windmagie konnte im Gegensatz zu Feuermagie sehr wohl mit Wassermagie verschmolzen werden. Gerald hatte keine Ahnung, was er machen musste, doch er zog sein Schwert und legte es direkt neben Kari auf den Boden, so dass der Knauf des Schwertes zwischen Kari's Armen lag. Und dann wartete er.
 

Kari nahm nur am Rande war, wie der Wind um ihren Körper tobte und der aufgewirbelte Staub ihr das Atmen erschwerte. Sie konzentrierte ihre ganze Macht auf die Barriere. Es war schwierig, so viel Macht zu kontrollieren, wie ihr der Diamant verlieh, doch sie stellte schnell fest, dass es noch schwieriger war, die Barriere aufrechtzuerhalten, während die Magie des jetzt ohne Zweifel toten Feuermagiers Terel dagegen stürmte. Kari konnte fühlen, dass die Kraft dieser zerstörerischen Magie langsam abnahm, aber immer noch war sie so stark, dass sie sich nicht sicher war, ob sie noch lange durchhalten würde. Und obwohl ihr bereits so viel Macht zur Verfügung stand, wünschte sich Kari noch mehr Macht. Sie brauchte mehr Macht, damit die Barriere bis zum Ende standhielt.
 

Während sie sich auf ihre Wassermagie konzentrierte, fühlte sie plötzlich noch etwas anderes. Es war wie ein Echo der Wassermagie, und doch ganz anders. Es fühlte sich genauso sanft und kühl an, gleichzeitig war es jedoch leichter und flüchtiger. Kari wusste nicht, wann es angefangen hatte, doch es wurde offenbar immer stärker. Es schien auf ihre Wassermagie zu reagieren. Aber noch war es inaktiv, warf nur ein schwaches Echo ihrer Magie zu ihr zurück und versprach flüsternd noch mehr Macht. Kari zögerte einen Moment, doch sie konnte fühlen, wie ihre Barriere langsam aufgerieben wurde unter dem Ansturm der magischen Kräfte. Und wenn es etwas gab, was ihr mehr Macht für die Barriere gab, dann musste sie es nutzen.
 

Sie weitete ihre Magie ein wenig aus und berührte dieses fremde Echo mit ihrer Magie. Und dann erkannte sie, was es war. Ein magischer Gegenstand der Windmagie vereinte sich mit ihrer Macht und verstärkte sie weiter. Magie, die sich anfühlte wie ein sanfter Windhauch, umwehte den Fluss der Wassermagie, vereinte sich mit ihr und ließ ihre Macht wieder wachsen, noch stärker als zuvor! Die Barriere erneuerte sich, und ihr blaues Leuchten erhellte sich zu einem fast weißen Farbton. Und sie hielt den zerstörerischen Kräften, die sie gefangen hielt, stand.
 

Kari konnte nicht sagen, wie lange sie sich nur auf ihre Magie und die Barriere konzentrierte. Zeit verlor an Bedeutung, während der Kampf zwischen den magischen Mächten andauerte. Doch irgendwann fühlte sie, wie die zerstörerische Magie ihre eigene Kraft aufgebraucht hatte und versiegte. Sie verschwand innerhalb weniger Sekunden, einfach so, und ließ nichts weiter als einen kleinen Berg von Staub und kleinen Steinen zurück, die einst eine stolze Villa gewesen waren.
 

Kari gab die Aufrechterhaltung der nun nicht mehr benötigten Barriere auf und sackte zusammen, als die Magie sie verließ. Es war ihr nicht völlig bewusst gewesen, wie anstrengend die Aufrechterhaltung der Barriere für sie gewesen war, doch nun lag sie einfach nur am Boden und schnappte nach Luft. Nach einer Weile öffnete sie ihre Augen und sah vor sich ihre Hände mit dem Diamanten, und zwischen ihren Armen lag ein Schwert. Sie erkannte es als den magischen Gegenstand der Windmagie, und es war Gerald's Schwert. Ein Lächeln legte sich über ihre erschöpften Gesichtszüge. Der Söldner war ihr also zu Hilfe gekommen, und das auf eine Weise, wie sie es bestimmt nicht vermutet hätte.
 

Jemand ließ sich mit einem erschöpften Schnauben neben sie fallen, und eine nur zu vertraute Stimme fragte: "Na, kleines Mädchen, wieder unter den Lebenden oder immer noch im Land der magischen Alpträume?"
 

Kari sah zu Gerald auf. Der Söldner sah furchtbar aus. Staub lag als dicke Schicht über seinem Körper, und Schweiß hatte Bäche durch den Dreck auf seiner Haut gezogen. Sie fragte sich schmunzelnd, ob sie wohl auch so schlimm aussah. Vermutlich ja.

"Danke für das Schwert." antwortete sie und deutete mit dem Kinn auf seine Waffe, "Das hat mir sehr geholfen."
 

"Keine Ursache." brummte Gerald ein wenig verlegen, während er das Schwert wieder an sich nahm. Als er ein Geräusch von der Straße her hörte, blickte er über seine Schulter. "Sieh einer an, die Magiermeister kommen auch endlich mal. Das wird ja auch Zeit. Ich will endlich hier weg, mich säubern und was trinken. Ich könnte wirklich einen ordentlichen Schluck vertragen."
 

"Du wirst wohl noch eine Weile darauf warten müssen." meinte Kari, "Wir werden erst mal ein paar Dinge erklären müssen, bevor der Rat der Magier zufrieden sein wird. Aber ich denke, sie werden sogar sehr zufrieden mit uns sein."
 

Gerald schnaubte abfällig. "Ich will jetzt erst mal hier weg. Ihre Lobrede kann ich mir auch später anhören. Und ich hoffe doch sehr, ich sehe auch ein paar klingelnde Münzen als Belohnung."
 

~
 

Kari sollte Recht behalten. Es dauerte tatsächlich eine Weile, bis der Rat der Magier zufrieden gestellt war. Doch trotz der Neugier und des Entsetzens der Magier angesichts der zerstörten Villa und des nun toten Meister Terel erhielten Kari und Gerald ihr Bad und Zeit zum Ausruhen. Doch sie sollten erst drei Tage später wieder ganz in Ruhe gelassen werden.
 

Meister Leron, inzwischen wieder ganz genesen, begleitete die Beiden zum Tor der Akademie. Kari war nur allzu glücklich, wieder nach Hause zu können. Sie hatte ein wertvolles Buch über Magie vom Rat der Magier geschenkt bekommen, und sie hatte eine Belobigung für exzellente Leistung erhalten, beides Dinge, die sie als Magiestudentin weit nach vorne brachten. Sie verabschiedete sich von ihrem Onkel und Gerald und eilte mit dem Buch unter dem Arm schnell davon, um es zu Hause in Ruhe lesen zu können.
 

Gerald sah nicht ganz so glücklich aus, bis Leron erwähnte, dass er eine Belohnung vom Rat der Magier bekam, und zwar eine stattliche Summe, die Leron ihm übergeben sollte.

"Tatsächlich?" freute sich Gerald, "Und wo ist der Zaster, alte Krähe? Ich hoffe, der Rat hat sich nicht Lumpen lassen."
 

"Keine Sorge, Gerald, ich bin sicher, du wirst zufrieden sein." erwiderte Leron, "Aber bevor ich dir das Geld aushändige, werde ich erst mal mit deinem Hauswirt reden und deine Mietschulden von dem Geld begleichen. Wir wollen schließlich nicht, dass du noch länger in der Akademie wohnen musst, nicht wahr?"
 

Gerald verzog missmutig das Gesicht. "Ich hoffe, der Rat war wirklich großzügig, alte Krähe. Aber bevor du zu meinem Hauswirt gehst, kann ich wenigstens einen Vorschuss haben? Ich hab Durst."
 

Leron rollte seufzend mit den Augen. "Wann hast du mal keinen Durst, Gerald?"
 

~ ENDE ~



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  MaiRaike
2009-06-10T17:52:17+00:00 10.06.2009 19:52
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Wie deprimierend...

Aber dann will ich mal nicht so sein ;)

Mir gefällt die Geschichte, sie ist sehr spannend.

Es ist sehr viel Handlung auf den Seiten vorhanden. Ich bin überhaupt kein Fan von zu ausschweifenden Schwafeleien <Tautologie>, aber dieser Geschichte hättest du ruhig ein paar Seiten mehr gönnen können <Öhm, was ist das Gegenteil von einer Alliteration?>.

Und jetzt mach ich mich ganz fix daran noch mehr von deinen Fanfics zu lesen.





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