Zum Inhalt der Seite

Toshua II - reversal

epilog up!!
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

That's what it is, don't be afraid of

Mein, für mich, offiziell erster Tag, begann damit, dass ich mir eine Wohnung suchte. Koji war schon recht früh zur Arbeit gefahren. Somit war ich allein in der Wohnung. Nachdem ich ausgiebig gefrühstückt hatte, duschte ich. Bei einem Spaziergang durch die Stadt nahm ich mir vor, noch schnell bei einem Tabakladen vorbei zu gehen und einige Zeitungen mitzunehmen. Ich war immerhin auf Wohnungssuche. Ich wusste, von meinem letzten Aufenthalt in Japan, dass es schwer war in Tokyo eine Wohnung zu finden, aber ich hatte Hoffnung, dass ich dennoch fündig werden würde. Nachdem ich die Zeitungen mitgenommen hatte, machte ich noch einen Abstecher zu einem Sushiladen, da mein Magen knurrte. Ich musste etwas darüber grinsen und es tat gut, dass ich nach all den Wochen und Monaten wieder etwas für mich war, nur für mich. Ich brauchte diesen Abstand. Die ganze Zeit hatten mich jegliche Leute genervt, ich musste von einem Amt zum nächsten Rennen, um meine Mutter ,abzumelden'. Hätte Eric mir nicht geholfen, wäre ich wohl das ein oder andere Mal wirklich ausgerastet.

Als ich mein Sushi hatte, ging ich wieder zurück nach Hause. Dass mein Vater schon wieder da war, glaubte ich eher weniger. Er schien in der letzten Zeit wieder recht viel zu tun zu haben und ich freute mich, dass es in der Firma so gut lief. Mir fehlte mein Job und deshalb würde ich heute noch anrufen und meinem Chef mitteilen, dass ich mich wieder befähigt fühlte zu arbeiten. Abwechslung hatte mir schon immer gut getan und ich wusste aus Erfahrung, dass komplizierte Lebenslagen so mit der Zeit leichter wurden.

Zuhause angekommen, schloss ich die Tür auf. Wie schon sooft, fehlte mir Fly, die mich sonst immer an der Tür begrüßte. Laut Toshiya sollte es meiner Hundedame jedoch recht gut gehen. Fly musste das ein oder andere Mal mit ihnen unterwegs gewesen sein, denn es existierten Bilder, wo immer irgendein Mitglied Dir en grey's mit Fly zu sehen war. Das Bild von Kyo und ihr lag in meinem Zeichenhefter. Einige Male wollte ich es schon zeichnen, hörte aber immer wieder auf, wenn ich nur einen Stift in die Hand nahm. Vielleicht sollte es ja etwas bedeuten, dass ich das Bild nicht malen konnte.

Ich machte mich, nachdem ich meine Schuhe losgeworden war, auf den Weg in die Küche. Dort setzte ich mich auf einen der Stühle, packte das Sushi aus und begann die Zeitungen auf Anzeigen zu durchforsten.

Die Zeit verging rasend und ich hatte gerade mal 3 Wohnungen gefunden, die mir zusagten, als mein Blick auf eine spezielle Anzeige fiel. Die Wohnung kannte ich doch. Das war genau dieselbe, in die ich einziehen wollte, bevor ich mich entschied bei Kyo zu wohnen. Ich konnte es kaum glauben. Entschlossen, den Vermieter sofort anzurufen, sprang ich auf, nahm noch eine Sushirolle mit und ging das Telefon holen. Wenn die Sache so einfach war, dann würde ich zugreifen. Die Wohnung war wirklich toll gewesen. Totchi und ich hatten sie uns zusammen angeschaut und ich war einfach nur sprachlos gewesen. Der Preis war angenehm gewesen und für mich allein reichte die Quadratmeteranzahl alle Male aus.

Gerade die Hand nach dem Telefon greifend, fing es an zu klingeln. Vor Schreck schnellte meine Hand ans Herz. Der Ton dieses Telefons würde mich noch ins Grab bringen. Das Telefon anstarrend, überlegte ich fieberhaft, ob ich rangehen sollte. Vielleicht war es wichtig. Aber auf der anderen Seite: wenn ich nicht da wäre, dann hätte derjenige Koji auch nicht erreicht. Außerdem hatte ich wahrlich keine Lust, Kyo an der Strippe zu haben. Somit wartete ich mit klopfendem Herzen bis es aufgehört hatte zu klingeln, noch ehe der Anrufbeantworter anging. Die Stille, die den Raum darauf füllte, war ungewöhnlich beängstigend. Ich atmete noch einmal tief durch und nahm dann das Telefon an mich. Mit dem Hörer bewaffnet, ging ich zurück in die Küche und rief den Vermieter an. Zu meinem Glück war die Wohnung tatsächlich noch frei und der Vermieter war erfreut zu hören, dass ich sie mir noch mal anschauen wollte. Also machten wir einen Termin für den nächsten Tag aus. Ich hoffte, dass alles glatt gehen würde und schrieb auf den Rand der Zeitung die Uhrzeit und das Datum vom Folgetag auf. Dann verabschiedete ich mich. Ich war mir sicher, dass, wenn ich die Wohnung morgen bekommen würde, dann würde ich sofort losziehen und meine Sachen von Kyo holen. Wie genau ich das anstellen wollte, darüber wollte ich mir im Augenblick noch keine ernsthaften Gedanken machen. Letztendlich hatte ich ja noch nichts in der Hand und die Unterkunft bei Koji tat es auch für eine Weile.

Noch die anderen Vermieter anrufend, machte ich mir einen Kaffee. Den einen oder anderen der Anbietenden konnte ich nicht erreichen, also würde ich es später noch einmal versuchen müssen. Na ja, wenn es weiter nichts war.
 

Gegen 18 Uhr kam Koji nach Hause. Ich war gerade dabei die Zeitungen zusammen zu packen, als er in der Küche erschien.

" Abend!", blieb er im Türrahmen stehen.

" Abend.", grüßte ich zurück, faltete die Zeitungen zusammen.

" Wie war dein Tag?", mein Vater sah erschöpft aus. Müde rieb er sich die Augen, lächelte aber.

" Ich hab mich etwas nach einer Wohnung umgehört. Scheint diesmal ganz gut auszusehen. Kannst du dich noch an die Wohnung erinnern, in welche ich damals erst einziehen wollte?"

Koji nickte und ging zur Kaffeemaschine hinüber, um sich einen Kaffee zu nehmen. "Die in der Nähe von Shinjuku?"

" Ja. Ich hab heute da angerufen. Sie ist immer noch frei."

" Und?", drehte Koji sich zu mir um, lehnte sich an die Arbeitsplatte. " Nimmst du sie?"

" Ich denke, ich wäre wirklich blöd, wenn ich es nicht täte. Die Lage ist bombastisch, die Wohnung selbst ist toll und der Preis stimmt.", setzte ich mich auf einen der Stühle. Mir entging jedoch Kojis zweifelnder Blick nicht. " Okay! Los, raus damit. Was passt dir nicht?"

" Was ist mit Kyo!? Willst du meinen Sohn einfach so, mir nichts dir nichts, stehen lassen? Er hat ein Gespräch wirklich verdient. Meinst du nicht?"

Ich seufzte, lehnte mich zurück. " Er wird sein Gespräch schon bekommen. Aber nicht jetzt. Entweder er akzeptiert meine Entscheidung oder er muss damit leben, es nicht zu können."

Koji schüttelte den Kopf, lachte kurz auf. " Wie kann man so kaltherzig sein?", schaute er mich böse an. " Weißt du, was du ihm antust? Ich dachte, dass du ihn liebst."

" Ich hab nie behauptet, dass es nicht so wäre."

" Dann verstehe ich nicht, was du da tust."

" Ich bin nicht davon ausgegangen, dass es irgendjemand überhaupt versteht.", meinte ich nur und stand auf, nahm die Zeitungen mit mir. Kaum war ich ein paar Schritte gegangen, donnerte Kojis Stimme hinter mir her.

" Bleib gefälligst hier!! Du bist noch immer meine Tochter und ich hab sehr wohl das Recht dir meine Meinung zu sagen. Behandle mich nicht wie den letzten Dreck. Ich bin dein Vater. Verdammt!"

Ich blieb im Türrahmen stehen, drehte mich um. Ich war wütend. Wirklich, so hatte selbst meine Mutter noch nie mit mir gesprochen, auch, wenn wir schon so einige Meinungsverschiedenheiten hatten.

" Nur, weil du mein Vater bist, kannst du mir nicht vorschreiben, wie ich mein Leben leben soll. Scheiß auf Kyo, es interessiert mich nicht, was er dazu sagen wird!", schrie ich zurück. Sollten sie mich endlich in Ruhe lassen. " Du hast dich doch in meiner ganzen Kindheit auch nicht um mich gekümmert. Wieso sollte ich jetzt akzeptieren, dass du was zu sagen hast? Lass mich bloß in Ruhe- Lasst mich doch einfach alle in Ruhe!!!", brüllte ich, machte auf dem Absatz kehrt und schlug die Tür hinter mir zu, nachdem ich das Zimmer betreten hatte. Drinnen begann ich meine Sachen zusammen zu packen, alles in die Taschen zu stopfen.

" Toshua!", kam mein Vater ins Zimmer. " Was gedenkst du jetzt zu erreichen? Willst du einfach abhauen?"

" Ja, genau das werde ich tun. Das wird vermutlich das Beste sein.", schaute ich nicht auf, packte weiter.

" Das ist Irrsinn. Du kannst doch nicht wegen einem Streit weglaufen.", kam er näher. Man merkte, dass er versuchte ruhig zu bleiben, doch seine Stimme bebte.

" Es ist schon mehr als ein Streit, Koji.", blickte ich ihn kurz an, ehe ich meinen Zeichenhefter an mich nahm und einpackte. " Ich hätte niemals in euer Leben treten sollen- und schon gar nicht in Kyos."

Die Sachen gepackt, nahm ich alles an mich und ging zur Haustür.

" Tu das nicht, Toshua. Es ist wirklich keine Lösung."

" Vielleicht nicht für dich, aber es ist meine Lösung.", sagte ich nur und warf die Reisetasche über die Schulter. Ich schaute Koji noch einmal an, der völlig aufgelöst da stand.

" Tut mir leid.", flüsterte ich, drehte mich um und verließ die Wohnung. Hinter mir fiel die Tür krachend ins Schloss.

" Kuso!", fluchte ich und spürte, wie Reue in mir aufstieg. ,Nein!', sagte ich mir. Ich würde ganz gewiss nicht nachgeben. Ich musste erst einmal weg von hier.

Schnellen Schrittes, ging ich die Treppen hinunter, rannte schon förmlich. Draußen angekommen, schaute ich mich um. Und jetzt? Wo sollte ich nun hin?

Erst einmal würde ich nach Tokyo fahren. Mit diesem Ziel machte ich mich auf den Weg zum Bahnhof. Die Tasche wurde mir schon nach einigen Metern zu schwer, aber dennoch war ich nicht gewillt stehen zu bleiben. Stillstand war das Schlimmste, was einem im Leben passieren konnte und mein Leben war dabei genau das zu tun... stillzustehen.

Im Zug nach Tokyo schaute ich aus dem Fenster, überlegte, was ich nun tun würde. Der Streit zwischen Koji und mir lief immer wieder vor meinem geistigen Auge ab. Sicher war ich hart zu ihm gewesen. Er wollte ja immerhin nur verstehen, was los war. Aber ich war nicht in der Lage auch nur irgendjemanden zu verstehen zu geben, was für ein Chaos in mir herrschte. Ich brauchte Zeit für mich, musste mich sammeln und das konnte ich ganz sicher nicht, wenn irgendjemand versuchte mir in meine Entscheidungen reinzureden. Was auch immer passieren würde in der Zukunft, ich war mir sicher, dass, egal wer es war, jemand mich irgendwann verstehen würde. Doch jetzt war noch nicht die Zeit dafür.

Als der Zug nach einer halben Ewigkeit in Tokyo hielt, machte ich mich sofort auf den Weg den Bahnhof zu verlassen. Die Menschenmassen taten gerade gut daran mich zu erdrücken. Ich wünschte mir regelrecht die Ruhe wieder, die ich hatte, wenn ich stundenlang am Totenbett meiner Mutter gesessen und ihrem flachen Atem gelauscht hatte.

Vom Bahnhof aus machte ich mich auf den Weg zu einem kleinen Park, setzte mich auf eine Bank und war froh, dass ich die schwere Reisetasche abstellen konnte. Mich sammelnd, lehnte ich mich zurück, legte den Kopf in den Nacken und schloss die Augen. So hatte ich mir meine Ankunft in Japan wahrlich nicht vorgestellt. Ich hatte gehofft, dass Koji mich verstehen würde. Dass er verstand, dass ich erst einmal Ruhe für mich selbst haben musste. Schließlich hatte ich Monate damit zu kämpfen gehabt, zu verstehen, dass meine Mutter sterben würde. Als ich in Deutschland ankam und mich auf dem Weg ins Krankenhaus machte, hatte ich noch Hoffnung gehabt, dass alles schlimmer aussehen würde, als es war. Doch mir wurde recht schnell vor Augen geführt, wie schlecht es wirklich um meine Mutter stand. Ich musste regelrecht miterleben, wie das Herz meiner Mutter öfters stehen blieb. All die Fragen der Ärzte, ob ich mir sicher war, dass sie meine Mutter wieder beleben sollten. Und immer wieder hatte ich zugestimmt, wollte sie nicht aufgeben, auch wenn der Krebs sich schon durch ihren halben Körper gefressen hatte, das Gehirn geschädigt hatte. Wieso hatte meine Mutter nie etwas gesagt? Die Ärzte meinten doch, dass sie schon Jahre davon wusste. Ich hasste sie dafür. Dafür, dass sie mich angelogen hatte, dass sie mich einfach nach Japan hatte gehen lassen ohne ein Wort darüber zu verlieren. Einen Tag vor ihrem Tod hatte ich sie angeschrieen, ihr Vorwürfe gemacht, dass sie nie für mich da gewesen war, immer nur ihre Karriere im Kopf gehabt und ihre Tochter wie den letzten Dreck behandelt hatte. Ich hatte sie niedergemacht, hatte ihr ihre schlechten Eigenschaften vorgehalten, als würde sie nur solche besitzen, hatte meiner Wut über ihr Schweigen endlich Luft gemacht.

Am nächsten Morgen war sie gestorben. Ohne Vorwarnung, ohne ein Wort des Abschieds.

" Ich hasse dich!", flüsterte ich. Wie konnte sie mir das nur antun?

Ich spürte, wie sich mein Herz verkrampfte, ich den Drang hatte die Wut und Verzweiflung heraus zu schreien, aber es ging nicht. Kein weiteres Wort kam über meine Lippen, keine einzige Träne verließ meine Augen.

Ich rappelte mich wieder von der Bank auf, schaute mich um. Eine Weile beobachtete ich die Leute, bevor ich nach meinem Handy griff. Ich musste mir eine Unterkunft für die Nacht suchen.

Im Adressbuch suchte ich nach Shos Handynummer, schaute auf diese, als ich sie gefunden hatte. Ich zögerte. Ich rang mit mir, ob ich hier wirklich das Richtige tat. Vielleicht sollte ich mir doch lieber ein Hotelzimmer suchen. Was, wenn ich mit Sho als Wahl genauso falsch lag, wie mit meinem Vater. Ich hatte wirklich nicht die Lust, dass mir noch jemand vorhielt, was ich zu tun und zu denken hatte. Doch der Gedanke an ein Hotelzimmer behagte mir noch weniger. Somit rief ich letztlich doch Sho an und hoffte, dass er zuhause war.

" Yoshiwara.", meldete Sho sich, erst nach den sechsten Klingeln.

" Sho? Ich bin's, Toshua.", hatte ich Mühe zu reden. Ich war mir noch immer nicht so sicher, ob ich richtig handelte.

" Toshua! Schön dich zu hören. Bist du wieder zurück?" Sho war wirklich erfreut meine Stimme zu hören.

" So in etwa. Anou... ich wollte eigentlich nur fragen, ob du noch ein Bett frei hast."

Sho sagte erst nichts. " Sicher... wieso nicht? Willst... willst du nicht zu Kyo fahren?"

" Okay, dann komm ich vorbei. Arbeitest du noch?", ignorierte ich seine Frage einfach.

" Ja, hab gerade Pause. Du hast also echt Glück gehabt. Wann kommst du vorbei? Dann gebe ich dir den Schlüssel, muss nämlich noch bis 22 Uhr arbeiten."

" Ist in Ordnung. Ich bin in der Nähe. Bis dann."

" Baibai.", legte Sho auf. Mir war klar, dass er Fragen hatte, aber ich hoffte, dass Sho nicht fragen würde.

Das Handy wieder zurück in die Tasche packend, nahm ich meine Tasche wieder an mich, machte mich auf den Weg zurück zum Bahnhof. Ich war nur einige Stationen vom Narita Airport entfernt. Somit war ich auch nach kürzester Zeit da. Die Treppen des Lotsencenters hinaufsteigend, hatte ich das Gefühl, dass meine Schulter schon taub, vom Gewicht der Tasche, war. Kurz vor dem Raum des Lotsencenters wurde ich von einem Security aufgehalten, der meinen Ausweis forderte. Stöhnend ließ ich die schwere Reisetasche zu Boden sinken und begann dann nach meinem Portemonnaie zu kramen, wo sich mein Zugangsausweis befand. Seit dem 11.September 2001 waren die Zugangsberechtigungs-Gesetze verschärft worden. Der Security nickte, als ich ihm den Ausweis reichte. Danach unterschrieb ich, dass ich da war und konnte dann das Center einen Stockwerk höher betreten. Ich hatte Mühe die schwere Stahltür zu öffnen und hätte dabei beinahe meine Tasche fallen lassen, doch ich schaffte es. Das Center war voll. Ich fühlte mich sofort wohl, als ich die bekannten Gesichter sah. Einige meiner Kollegen begrüßten mich, als sie mich sahen. Ich grüßte nickend zurück, ließ dann beim Eingang meine Tasche stehen. Mit einem Blick durch den großen Raum voll mit Monitoren, suchte ich nach Sho. Er saß weiter hinten neben Mie, meiner zweiten Lotsenkollegin. Zu dritt waren wir für den östlichen Bereich Japans zuständig. Ich schritt auf die beiden zu und warf einen Blick über Shos Schulter auf den Bildschirm. Es war nicht gerade viel los.

" Na, Langeweile?", machte ich mich bemerkbar.

Sho drehte sich ruckartig um und lächelte dann, als er mich sah. " Toshua!!! Schön dich zu sehen.", umarmte er mich. " Nein, es ist wahrlich nichts los. Die Rushhour ist seit einer Stunde vorüber."

" Das begründet deine Pause vorhin.", zog ich mir einen Stuhl heran und setzte mich zwischen Sho und Mie. Sie begrüßte mich ebenfalls und wandte sich dann wieder dem Monitor und Piloten zu.

" Ich hätte nicht gedacht, dass du so unverhofft auftauchst.", meinte Sho zu meiner Linken, während er die Flugstreifen beschrieb.

" Ich bin schon seit ein paar Tagen wieder da."

" Und da suchst du jetzt eine Unterkunft!?"

" Ich war bei meinem Vater in Kyoto gewesen, bis ich den Drang verspürte dort wieder zu verschwinden.", schaute ich mich im Center um.

" Ich liege wohl richtig, wenn ich sage, dass ich besser nicht nachfragen werde."

"Liegst du.", nickte ich und Sho lächelte.

" Gut. Willst du gleich in meine Wohnung oder möchtest du noch ein bisschen hier bleiben."

" Mmh, ich denke ich warte bis du Schluss hast. Ich hab das alles hier etwas vermisst.", lehnte ich mich zurück, beobachtete, wie die beiden ihre Arbeit verrichteten.

" Kann ich mir vorstellen.", war alles was Sho sagte und ich war ihm auch unheimlich dankbar, dass er mir keine Fragen stellte.

Die Zeit bis zu Shos Dienstschluss verging reichlich schnell, zu meiner Verwunderung. Zusammen machten wir uns dann auf den Weg zu ihm. Die ganze Zeit über sprachen wir kein Wort. Sho schaute zwar gelegentlich zu mir hinüber, als ich im Auto neben ihm auf dem Beifahrersitz saß, doch ich ignorierte die fragenden Blicke von der rechten Seite.

Erst als wir angekommen waren und ich mich erschöpft auf dem Sofa im Wohnzimmer nieder ließ, sagte auch Sho wieder was.

" Du kannst im Wohnzimmer schlafen. Ich hab morgen frei, also wunder dich nicht, wenn ich etwas länger schlafe.", drückte er mir ein Glas Wasser in die Hand.

" Geht klar." Mir war alles recht, solange ich keine Fragen gestellt bekam, doch ich musste nicht lange darauf warten, bis Sho dann doch loslegte.

" Wieso kommst du zu mir. Was ist mit Kyo?"

Ich schaute Sho, der neben mir auf der Couch saß, daraufhin genervt an.

" Keine Kyo-Fragen?" Er nahm einen Schluck aus seinem Glas.

Ich schüttelte den Kopf und schaute dann aus dem Fenster. Draußen herrschte pure Dunkelheit. Es war immerhin auch schon fast 23 Uhr.

" Okay, akzeptiert. Dann geh ich mal davon aus, dass ich allgemein keine Fragen stellen soll?"

Wieder schüttelte ich den Kopf, blickte dann zu Sho, der auf das Glas in seinen Hände blickte. " Sho, ich..."

" Schon gut. Ich hab kein Problem damit. Aber du weißt, dass du zu mir kommen kannst, wenn dich etwas bedrückt!"

" Sicher."

" Gut. Dann schlage ich mal vor, dass wir jetzt ins Bett gehen.", stand er auf, stellte sein Glas auf den Wohnzimmertisch.

" Guter Vorschlag.", stimmte ich zu.

" Ich mache nur gute Vorschläge.", grinste Sho, machte sich auf den Weg ins Schlafzimmer.

" Du solltest dich nicht übernehmen. Wer hoch steigt, fällt auch tief.", rief ich ihm nach.

" Dann kann ich nur hoffen, dass ich weich lande, oder?", kam er wieder mit einer Bettdecke und einem Kissen in der Hand. Ich stellte mein Glas neben seines und nahm ihm dann das Bettzeug ab, um das Sofa herzurichten. Sho half mir dabei. Dann gingen wir beide nacheinander ins Bad. Als ich wieder raus kam, saß Sho im Wohnzimmer auf dem provisorisch hergerichteten Bett und starrte aus dem Fenster.

" An was denkst du?", schlich ich mich von hinten an und legte über die Rückenlehne des Sofas meine Arme um ihn.

" Es ist so, als wärst du gar nicht weg gewesen, aber dennoch hast du dich verändert."

" Menschen verändern sich, Sho. So ist der Lauf der Dinge.", ließ ich ihn los, ging ums Sofa herum, um mich neben ihn fallen zu lassen.

" Ich will nicht, dass sich alles ändert.", meinte er nach einer Weile leise.

" Stillstand heißt Tod. Keiner sollte stehen bleiben.", kuschelte ich mich in die warme Daunendecke.

Sho schaute mich an und lächelte leicht. " Wir haben dich wirklich vermisst.", strich er mir eine verirrte Haarsträhne hinters Ohr, ließ seine Hand auf meiner Wange ruhen.

Ich erwiderte seinen Blick, legte dann meine Hand auf seine.

" Ich bin wieder da."

" Ich weiß.", flüsterte Sho, rutschte näher.

Ich zuckte kurz zusammen, als ich plötzlich seine Lippen auf den meinen spürte. Doch ehe ich reagieren konnte, waren sie auch schon wieder fort.

" Sho?", fragte ich irritiert. Wieso tat er das? Was war los?

" Nichts.", meinte er auf meine unausgesprochene Frage hin, lehnte sich zurück und schaute betreten auf seine Hände, die nun mit dem Saum des Kissens spielten.

" Hey.", rückte ich näher, was mich schon etwas Mut kostete. Anderen Menschen nahe zu sein, war noch immer nicht so ganz meine Stärke, auch, wenn es sich nach der Beziehung mit Kyo schon sehr gebessert hatte. Ich zog Sho am Oberarm zu mir, nahm ihn in die Arme. Dieser vergrub sein Gesicht in meiner Halsbeuge. " Ihr habt mir auch gefehlt.", meinte ich nach langem Schweigen.

Sho nickte, machte so deutlich, dass er mich verstanden hatte.

Eine halbe Ewigkeit saßen wir da, bis mir die Augen zufielen und ich in einem festen Schlaf versank.
 

Langsam erwachte ich aus meinem Schlaf. Mein Rücken schmerzte, als ich mich regte. Zudem war mir höllisch warm. Verschlafen öffnete ich meine Augen und stöhnte, als mein Blick genau auf die Sonne traf, die zum Fenster hinein schien. Sofort kniff ich die Augen wieder zusammen und wollte schützend meinen Arm darüber legen, als ich spürte, dass etwas schwer darauf lag.

Ich wandte meinen Kopf in diese Richtung und startete den zweiten Versuch meine Augen zu öffnen. Mein Blick fiel auf einen schwarzen Haarschopf.

" Sho.", kam es von meinen Lippen gehaucht.

Er lag dicht an mich gekuschelt, was die Wärme begründete. Sein Kopf lag auf meinem Arm, während sein Arm um meine Taille geschlungen war. Der Anblick schnürte mir im ersten Moment regelrecht die Luftzufuhr ab. Ich zwang mich zur Ruhe, versuchte nicht an der Nähe des anderen zu ersticken. Nach einigen Minuten gelang es mir auch etwas befreiter zu atmen. Ich schluckte schwer. Diese Art von Anfällen hatte ich schon eine ganze Weile nicht mehr gehabt. Ich hatte Angst, dass sie wieder stärker und häufiger werden würden.

Sho regte sich kurz, wachte aber nicht auf. Es sah niedlich aus, wie er so da lag, aber ich spürte, dass es nicht dasselbe war, wie bei Kyo. Seine Haare lagen kreuz und quer, verdeckten teilweise sein hübsches Gesicht. Ich erinnerte mich an Kyos Eifersuchtsszenen bezüglich Sho. Wenn ich meinen Freund neben mir länger betrachtete, dann konnte ich es sogar etwas nachvollziehen. Dennoch war es wirklich von Anfang an unbegründet gewesen. Ich hatte nie etwas von Sho gewollt und umgekehrt genauso. Oder? Sho wollte doch etwas von Toshiya. Apropos Toshiya! Ob sich was zwischen den beiden anbahnte? Totchi hatte zwar das ein oder andere Mal erwähnt, dass er und Sho was unternommen hatten, doch es klang eher weniger so, als ob er was Ernsteres mit ihm hätte.

Gedankenversunken strich ich Sho einige Haare aus dem Gesicht. Sehnte mich aber tief in meinem Inneren nach Kyo. Doch es war vorbei. Ich würde es nie wieder zu lassen, dass Kyo und ich uns so nahe kommen würden.

" Es ist besser so.", flüsterte ich. Ich könnte es nicht ertragen.

Eine Weile beobachtete ich noch dieses friedlich schlafende Gesicht, als ich bemerkte, wie Shos Hand sich an meiner Taille bewegte, kurz darauf schlug er verschlafen die Augen auf. Ich lächelte leicht und fühlte mich seit Langem mal wieder etwas erleichtert und, glücklich würde ich nicht sagen, aber vielleicht wohl.

" Morgen.", meinte Sho verschlafen.

Ich schaute ihn nur an.

" Haben wir echt zusammen auf dieser Couch geschlafen?", rieb er sich über die Augen.

" Wenn ich meinem Rücken glauben schenken darf, dann schon.", zog ich meinen Arm unter Sho hervor und streckte mich, so gut es ging.

Sho tat es mir gleich, gähnte ausgiebig. " Oh, man. Ich bin leicht geplättet."

" Kannst ja noch etwas schlafen. Aber ich hab noch einen Termin mit einem Vermieter und der ist in nicht mal mehr anderthalb Stunden.", richtete ich mich auf und streckte mich noch einmal kräftig. Dann stand ich auf, blickte auf Sho hinunter, der sich ins Kissen kuschelte. "Tu das, geh zu deinem Vermieter. Ich werde schlafen.", nuschelte er.

" Werd ich auch.", ging ich Richtung Bad. Dort warf ich einen Blick in den Spiegel. Ich sah nicht unbedingt erholt aus, aber ich fühlte mich nicht mehr ganz so erschöpft wie am Vortag und die Tage davor. Den Wasserhahn aufdrehend, wusch ich mir mein Gesicht und putzte mir die Zähne bevor ich mich unter die Dusche stellte und versuchte mich so wach zu bekommen. Es zeigte zu meiner Verwunderung auch Wirkung. Nach der Dusche zog ich mich an, tapste dann in die Küche, um etwas zu essen und zu trinken. Als ich mit Allem dann soweit fertig war, hatte ich noch 45 Minuten Zeit. Das würde ich gut schaffen, stellte ich fest.

Im Flur zog ich mir die Schuhe an und schnappte mir eine leichte Jacke. Sho schlief schon wieder, also störte ich ihn nicht und nahm einen Zweitschlüssel mit. Draußen empfing mich ein angenehmer Wind. Ich genoss die warmen Sonnenstrahlen und machte mich auf den Weg zu meinem Termin. Etwas früher kam ich dort an. Der Vermieter war schon da und freute sich, dass ich gekommen war. Da ich die Wohnung schon kannte, ging die Besichtigung recht flott und ich sagte ebenso schnell zu.

Den Vertrag in der Hand und bereit den nächsten Schritt zu tun, fuhr ich zurück zu Shos Wohnung. Als ich dort ankam, war Sho endlich aufgestanden. Er kam gerade, nur mit einem Handtuch bekleidet, aus dem Bad und trocknete sich die nassen Haare ab.

" Du bist schon zurück?", wandte er sich Richtung Schlafzimmer, verschwand dort, um sich anzuziehen.

" Schon ist gut.", rief ich ihm zu, als ich in die Küche ging, um mir etwas zum Trinken aus dem Kühlschrank zu holen. " Ich war immerhin fast 3 Stunden weg.", trank ich etwas aus der Flasche.

" Ich hätte gedacht, dass es länger dauert. Und, hat es dir zugesagt?", tauchte er ebenfalls in der Küche auf, nahm sich auch etwas zum Trinken aus dem Kühlschrank und dann zwei Gläser aus dem Schrank. Eines stellte er mir hin, schien wohl nicht gerade begeistert zu sein, dass ich aus der Flasche trank.

" Ja, ich habe unterschrieben. Kann die Wohnung sofort haben.", goss ich was von der Flasche in mein Glas.

" Klingt gut. Wann willst du einziehen?" Ich sah ganz deutlich Shos skeptischen Blick und mir war klar, dass ihm eine ganz bestimmte Frage auf der Zunge brannte. Und er wusste nicht wie unheimlich dankbar ich ihm war, dass er sie nicht aussprach.

" Ich werde nachher meine Sachen und Fly von Kyo holen."

Sho nickte nur und stellte sein leeres Wasserglas neben die Spüle. Dann machte er sich auf den Weg ins Wohnzimmer. Ich blieb, wo ich war ehe ich ihm zwei Minuten später folgte.

" Wenn du Hilfe brauchst, dann sag Bescheid.", schaute Sho auf, als er dabei war, das Sofa in ihrem ehemaligen Zustand zurück zu verwandeln.

" Ich denke dran.", lehnte ich mich über die Rückenlehne der Couch. " Aber ich werde das schon alleine schaffen."

" Wie du willst.", meinte Sho, schaute dabei nicht auf. Ich versuchte zu ignorieren, dass Shos Handlungen regelrecht Unmissverständnis ausdrückten.

" Sho."

" Ja?", er hielt in seiner Bewegung inne und richtete seinen Blick auf mich.

" Arigatou."

" Kein Problem. Ich hab gesagt, dass ich für dich da bin und das nicht nur ein Mal."

Ich nickte. " Auch danke, dass du keine Fragen stellst.", fügte ich kurz an.

Diesmal nickte Sho, ehe er begann weiter das Bettzeug zusammen zu packen. Dann brachte er es zurück ins Schlafzimmer, während ich mich auf dem Sofa niederließ.
 

Gegen Abend machte ich mich auf den Weg zu Kyo. Alles was ich dabei hatte, war der Zweitschlüssel und eine kleine Tasche, wo ich die wichtigsten Dinge hineinpacken wollte. Eine Reisetasche hatte ich ja noch bei Kyo. Zudem war mir mehr als klar, dass ich jetzt sowieso nicht alles auf der Stelle mitnehmen konnte. Schließlich hatte ich einige Monate bei meinem Bruder gelebt und da hatte sich auch einiges von meinem Kram angesammelt.

Kurz vor Kyos Wohnblock merkte ich, wie Nervosität in mir aufkam und ich den Drang hatte, kehrt zu machen. Mein Herz pochte fest gegen meinen Brustkorb und ich spürte, dass meine Hände feucht waren, als ich den Schlüssel in das Schloss der Haustür steckte. Tief durchatmend, mich zur Ruhe zwingend, öffnete ich die Tür. Ich war regelrecht erleichtert, als ich merkte, dass abgeschlossen war und betrat langsam Kyos Loft.

Ich war etwas enttäuscht, dass Fly mir nicht entgegen kam.

" Mist!", fluchte ich. Hatte er sie also mal wieder mitgenommen. Ich schloss die Haustür hinter mir und ging dann schnurstracks auf mein Zimmer zu. Es hatte sich nichts verändert und ich fand alles so vor, wie ich es verlassen hatte. Schnell packte ich die wichtigsten Dinge zusammen, wie meine the69eyes CD's und Klamotten. Sachen, die ich fast täglich brauchte. Ich hatte gerade die letzten Dinge in meiner Reisetasche verstaut und war dabei sie über meine Schulter zu schwingen, als ich hörte, wie die Haustür geöffnet wurde. Gleich darauf vernahm ich Toshiyas Stimme. Er lachte wegen etwas, was anscheinend Kyo gesagt hatte. Ich verstand sie nicht recht. Mein Herz schien auszusetzen und ich betete, dass sie mich nicht bemerken würde. Doch kaum hatte ich das gedacht, wurde mir klar, dass es schwachsinnig war so etwas auch nur ansatzweise zu denken.

" Wieso war nicht abgeschlossen?", hatte Kyo schnell gemerkt, dass etwas nicht stimmte. Außerdem hörte ich Fly bellen, so, wie sie es immer tat, wenn ich in der Nähe war, sie mich aber nirgendwo sah.

Ich atmete noch einmal tief durch, schnappte dann meine Sachen und stellte mich. Ich war gerade auf den Flur getreten, als Fly auf mich zu gerannt kam.

" Sitz!", befahl ich gleich, da ich keinesfalls umgerissen werden wollte.

" Toshua?", schaute Kyo mich verwirrt an.

" Kyo.", meinte ich nur und ging auf die Tür zu. Mein einziger Gedanke war, so schnell wie möglich zu verschwinden. Ich merkte deutlich die fragenden Blicke von Toshiya und ihm.

" Seit wann bist du wieder da?", wurde Kyos Blick gleich fester, als hätte er verstanden, was ich vorhatte.

" Seit ein paar Tagen.", schaute ich ihn nicht an. Warf einen kurzen Blick zu Toshiya, der sprachlos schien, mich zu sehen. Und das war schon eine Glanzleistung, ihn sprachlos zu bekommen.

" Schön, dass Madame sich auch mal meldet. Was hast du vor?", kam er auf mich zu, blieb kurz vor mir stehen. Ich sah deutlich in seinen Augen, dass er gekränkt und wütend auf mich war.

" Ich werde in meine eigene Wohnung ziehen.", schluckte ich und merkte, dass es mir recht schwer fiel, eisern zu bleiben.

" Das hast du jetzt einfach so entschieden, ja? Hab ich kein Recht das auch mal zu erfahren?", wurde Kyo lauter. Es war wieder eine dieser typischen Streitigkeiten zwischen uns. Und mir war jetzt schon klar, wo es hinführen würde.

" Es ist mein Leben. Ich kann tun was mir beliebt.", wollte ich an Kyo vorbei gehen.

Am Handgelenk zurückgezogen, landete ich mit dem Rücken an der Wand. Meine Reisetasche fiel dabei zu Boden. Kurz verzog ich mein Gesicht, als der Schmerz bei dem Aufprall durch meinen Rücken fuhr. " Du wirst jetzt nicht gehen! Ich will eine Erklärung. Immerhin bin ich ein Teil von deinem Leben. Oder hast du das vergessen?", drängte er mich gegen die Wand. Mein Handgelenk schmerzte, als er es fester umfasste. Er wusste ganz genau, dass ich diese Art von Berührung hasste, dass sie mir Angst einjagte. Umso wütender war ich, dass er es trotzdem tat.

" Du bist schon seit einer Weile nicht mehr Bestandteil meines Lebens. Warst es auch nie, also lass mich in Ruhe!", kam es ohne großes Nachdenken über meine Lippen und ich bereute es sofort diese Worte gesagt zu haben, als ich Kyos Gesicht sah. Seine großen dunklen Augen schauten mich an, der Schmerz schien förmlich in sein Gesicht geschrieben, als wäre sein Herz gerade in tausend Stücke zersprungen. Geschockt ließ er mein Handgelenk los, trat einen Schritt zurück. Dann wandte er sich um und ging aufs Wohnzimmer zu.

" Kyo, ich..."

" Verschwinde!!!", brüllte er auf einmal, dass nicht nur ich, sondern auch Toshiya zusammen zuckte. " Ich will dich nicht mehr sehen!", schlug er die Tür hinter sich zu. Ich schluckte schwer, hatte Mühe nicht auf der Stelle zusammen zu sacken. Vorsichtig blickte ich zu Toshiya, der völlig erstarrt zur Wohnzimmertür blickte. Ich nahm meine Reisetasche wieder an mich, rief nach Fly, die sofort neben mich trat.

Als ich auf die Tür zutrat, schaute Toshiya mich enttäuscht an. " Wieso? Wieso tust du das?", kam es leise über seine Lippen. Seine Stimme zitterte förmlich.

" Ich habe meine Gründe.", antwortete ich kalt, war froh, dass sich die Barriere wieder um meinem Herzen aufbaute. " Es war von Anfang an ein Fehler gewesen mich mit ihm einzulassen. Er ist mit Bruder... so etwas kann niemals gut gehen und...", weiter kam ich nicht, da Toshiya mir eine schallende Ohrfeige verpasste. Geschockt schaute ich ihn an. Tränen standen in seinen Augen. " Du bist so falsch, das hätte ich dir niemals zugetraut. Kyo liebt dich über alles... du Miststück.", zischte Toshiya. " Es ist wirklich besser du gehst."

Ich nickte nur, schnappte Flys Leine und schmiss den Zweitschlüssel Toshiya vor die Füße. Brauchen würde ich ihn eh nicht mehr. Dann ließ ich die Haustür hinter mir ins Schloss fallen. Das eben Geschehene realisierend, blieb ich vor der Tür stehen, schaute vor mich hin.

" Kyo...", flüsterte ich. Was hatte ich getan! Und dann spürte ich, wie mir seit Langem wieder Tränen über die Wangen liefen. Trotzig die Tränen aus dem Gesicht wischend, rannte ich die Stufen im Treppenhaus hinunter. Ich würde jetzt nicht weinen. Nicht wegen ihm und noch weniger wegen meinem Handeln. Fly folgte mir auf den Fuß. Draußen angekommen machte ich mich auf den Weg zu Sho. Den ganzen Weg über ließ ich das Treffen mit Kyo Revue passieren. So hatte ich mir es wahrlich nicht vorgestellt.

" Es tut mir leid, Kyo.", kam ich bei Sho an. " Aber du wirst es irgendwann verstehen."

Ich warf einen Blick zu Fly, die mich nicht anschaute.

" Ich bin es nicht wert angeschaut zu werden... ich weiß.", flüsterte ich ihr zu, ehe ich die Haustür aufschloss. Sho schien nicht da zu sein.

Ich legte meine Sachen zu meiner anderen Reisetasche im Wohnzimmer und setzte mich dann auf das Sofa. Fly blieb im Flur liegen. Ich schnaubte. War ja klar, dass sie nicht zu mir kommen würde. Manchmal glaubte ich, dass sie ganz genau verstand, was um sie herum geschah. Ich ließ mich gegen die Rückenlehne fallen, legte meinen Kopf auf diese und schloss meine Augen. Wieder und wieder sah ich Kyos Blick, hörte seine Worte, die ich nur zu gut verstehen konnte. Hasse mich, ja, hasse mich, Kyo. Ich habe es auch nicht anders verdient. Tränen liefen mir über die Wangen. Doch diesmal wischte ich sie nicht weg...
 

joa, das war das nächste kapi gewesen. etwas länger. bin nicht ganz so zufrieden, aber zumindest kommt jetzt handlung rein.

einmal ganz dolles *knuddel* an mantelkralle, meiner betaleserin. sie ist echt eine bereicherung für mich.

ein großes dankeschön auch an die kommischreiber. hoffe, dass das nächste kapi von toshua II auch einiger maßen schneller kommt als sonst.
 

feedback?
 

man liest sich.

sayonara

stoffel



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (4)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2005-06-09T19:09:14+00:00 09.06.2005 21:09
go stoffel go stoffel !!!
weitermachen weitermachen *fiepsfieps*
Von: abgemeldet
2005-06-09T18:10:45+00:00 09.06.2005 20:10
T-T

das kann nich dein ernst sein...*schnief*
mou... schreib schnell weiter... und bitte... lass die zwei das irgendwie wieder auf die reihe bekommen... is ja nich auszuhalten...
;-;
Von:  Schnegge
2005-06-09T17:38:32+00:00 09.06.2005 19:38
es war so rührend*den tränen nahe war* mehr ich brauche mehr
Von:  -reila-
2005-06-09T16:31:15+00:00 09.06.2005 18:31
Hallöchen^^

Also ich freu mich so das endlisch kapitel 2 da ist :) Es ist wirklich super geworden!!! Super geschrieben einfach wei imma^^ *g* Nya einfach toll *schwärm* mach schnell weiter!!!
Liebe grüße
little-yuna


Zurück