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Harry Potter und der aufgegessene Keks

Ultimate Edition 1.2
von

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DER FLASHBACK DANACH

DER FLASHBACK DANACH
 

Eines dieser kleinen 08/15 - Einfamilienhäuser am Stadtrand von London, einer großen Stadt auf Britannien, wo es rote Doppeldeckerbusse und 'ne Queen gibt. 21° Celsius. Wolkenlos. Relativ früh am Morgen, Vormittag vielleicht. Auf keinen Fall später! Eine Katze springt durchs Fenster und landet direkt auf dem hageren Gesicht eines jungen Mannes, der heute 19 wird.

"Fuck! Ich schlitz' dich auf wie 'ne Weihnachtsgans, du dumme Mieze!", schreit er der dummen Mieze hinterher, während diese ins Bad rennt - mit dem Kopf genau gegen die Kloschüssel. "Selber schuld! Ist alles verhext hier!"

"Miau!", antwortet die Katze. "Miau!"

Wie ein hysterischer, aber dennoch verschlafener Was-auch-immer tastet der junge Mann von seinem verwürschtelten Bett aus nach seiner Fernbrille, welche sich auf einem Kasten voller leerer Tequilaflaschen und versiffter Salzstreuer befindet. Mit zurückgewonnener Klarsicht betrachtet er sich im mit Bananaufklebern fast vollständig zugestickerten Spiegel über der Kommode gegenüber seines Bettes. Zurück schaut ein mittelgroßer, schlanker Mann mit zerzaustem dunklen Haar und einer blitzförmigen Narbe auf der Stirn. Auf seinem Briefkasten steht Harry Potter. Auf seinem schwarzen Unterhemd stand in Rot mal "NO MONEY FOR GOOD CLOTHES", doch die Schrift ist so ausgebleicht, dass man's auch gleich lassen kann zu versuchen den Spruch zu entziffern. Statt dessen könnte man zum Beispiel mal wieder ein gutes Buch lesen (ich betone gutes Buch und nicht so 'nen Müll wie diese kranke Scheiße hier).

"Guten Morgen Sir Harry Potter, Sir", spricht eine unscheinbare Gestalt aus einer mit Wäsche und Zeitschriften gefüllten Ecke mit einem höchst respektvollem Ton. "Darf Löte Ihre dreckigen Unterhosen waschen?"

Es ist Löte, der Hauself, Harry Potters Sklave.

"Los! Aber schnüffel nicht wieder dran, perveses Monster! - Und dann mach Toast und Kaffee, oder ich tret' dir wieder ins Gesicht!", bellt Harry.

"Löte hat nicht vergessen, Sir. Löte ist dankbar für Ihre Strenge", wispert der eingeschüchterte Hauself. "Wenn Löte nicht regelmäßig wie der letzte Dreck behandelt wird, gehen noch die Pferdewürste mit Löte durch."

"Was war eigentlich gestern abend los?", fragt sich Harry, während sich Löte mit einem elefantösen Stapel dreckiger Wäsche Richtung Tür davonstiehlt. In seinem Kopf herrscht die totale Leere. Für einen Moment denkt er, er müsse seine Schulsachen langsam packen - doch dann erinnert er sich wieder daran, dass er doch seit ein paar Wochen seinen Abschluss hat. Aber was war denn eigentlich die letzten Jahre in Hogwarts los? Er versucht angestrengt einen klaren Kopf zu fassen, um sich an die vergangenen Jahre, seine zahlreichen Abenteuer und seine Freunde zu erinnern - doch es geht nichts mehr. Schuld sind zweifellos die aberwitzigen Mengen an verschreibungspflichtigen Medikamenten, die Harry in letzter Zeit in sich reingepumpt hat. Das volle Programm. Eben dieser fragwürdige Lebensstil hat ihm in der Szene auch den Spitznamen Harry Potsmoker eingebracht, welchen er jedoch ziemlich "dope" fand - ein Wort, das Harry seit Neustem inflationär benutzte.

Beim Gang auf die Toilette (bei dem er über die dumme Mieze stolpert) schaut sich Harry bedächtig in seiner verschlagenen Bleibe um. Überall Alkohol und Fixerbesteck. Eine zerrissene Gummiepuppe, zwei Kisten Schokofrösche - leider leer -, und das ein oder andere Häufchen Erbrochenes. Nichts Besonderes, denkt er sich, aber trotzdem. Hatte er gestern schon Geburtstag gefeiert? Wenn ja, was hat er geschenkt bekommen?

Nach dem Abstellen einer Stange Wasser geht's in das Wohnzimmer, dessen Eingangstür mit der Leiche von Onkel Vernon verziert ist. Er hängt, fett wie immer, an einem Fleischerhaken aufgespießt, an der Decke mit seinem seltendämlichen Fuck-ich-verrecke-Gesichtsausdruck, den Harry wirklich nur belächeln konnte. Er war ja nie der größte Fan seines Onkels.

Auch Tante Petunia lebt nicht mehr wirklich. Ihr dürrer Körper liegt kreuz und quer im Raum verteilt. Von Dudley ist nur eine Pfütze Fett, vermischt mit Knochen und Erdnussflips, übriggeblieben. Na, wenigstens hatte er so endlich abgenommen.

Moment! Das war's vielleicht - das Geschenk! Jemand hatte für Harry die Dursleys gekillt. Brutal zermetzelt. Geschmolzen. Aufgehängt.

"Happy Birthday, Harry!", schallt eine leiernde Stimme vom schmuddelichen Sofa aus - es ist Voldemort!

"Jaah. Danke, Dad!", antwortet der immer noch verschlafene Harry. "Weißt du noch, was gestern los war? Hab voll den Filmriss. Scheiß Kokserei!"

"Nö du. War aber cool gestern. Hab an die 50 Schokofrösche verdrückt ... und dann wieder ausgekotzt - war aber lecker! An mehr kann ich mich aber nicht erinnern. Sorry, Kleiner", berichtet der einst mächtigste und meistgefürchtetste Magier der Welt.

Ja, es ist wahr. Voldemort ist Harrys richtiger Vater. Die Wahrheit entblöste sich dem Wunderknaben kurz vor Ende seines letzten Schuljahres. Eine riesige Intrige! Voldemort wurde seinerzeit nur immer missverstanden - im Grunde seines psychopathischen, bösen Herzens war er stets ein voll netter Kerl, der sich auch gerne mal 'ne Pfeife ansteckt.

Langsam erinnert sich Harry. Klar! So war's!

Die letzten Tage des achten Jahres auf Hogwarts. Voldemort war wieder zu alter Stärke gelangt und suchte Harry im ganzen Vereinigten Königreich, was wiederum die Auroren und die Todesser auf den Plan rief, welche sich einen erbitterten Krieg lieferten, bei dem unter anderen der Fuchsbau der Weasleys atomisiert wurde. Nur Ron entkam und schwor ewige Rache. Dann fraß ihn sein Kummer jedoch nach und nach auf, woraufhin er sich nuttig schminkte und als Frau verkleidet Kühe mit roter Farbe bestrich, um sie anschließend als Kommunisten beschimpfen zu können. Harry trifft sich zweimal in der Woche mit ihm in der geschlossenen Anstalt, wo auch der gute alte Moody, der aufgrund seiner Paranoia überall Christina-Aguilera-köpfige rosa Monster zu sehen scheint, seit einigen Monaten wohnt.

Na, jedenfalls schwor Dumledore Harry, er würde Er-wüsste-schon-wen den Garaus machen. Und so kam es, dass sich der Hogwarts-Direktor mit einer frischgeschlüpften Schar hauseigener Slytherin-Basiliske vereinigte, um als 9-köpfiger, haushoher Schlangen-Zauberer-Hybrid erst Hogwards samt Schülerschaft zu absorbieren und dann auf die Jagd zu gehen. Durch das feste, steinerne, zauberabwehrende Gemäuer der Schule, das er in sich aufgenommen hatte, wurde Dumbledore absolut resistent gegenüber jeglicher Form der Magie und konnte auch kaum noch durch physische Angriffe verletzt werden, da jede Klinge und jeder Pfeil, den die überlebenden Todesser ihm entgegenzuschleudern wagten, einfach an ihm abprallten, wie Gummiebälle an Hauswänden. Auch das Militär der vereinigten Welt konnte seine Atombomben wieder einpacken. Man entschloss sich dann, lieber mal wieder ein kleineres Land zu unterwerfen - doch das eigentliche Problem war noch nicht geklärt.

Die festgelegten Grenzen zwischen Muggel- und Magierwelt wurden bei diesem letzten Kampf nicht mehr beachtet und so kam es zur Zerstörung großer britischer Städte, bei denen hunderttausende dem soforttötenden Blick der Basiliskenköpfe zum Opfer fielen, wenn sie nicht vorher schon gefressen oder unter einstürzenden Gebäuden vergraben wurden.

Diese Nacht war nicht nur Kulisse für'n astreines Actionspektakel - nein, sie brachte auch die Wende in Harrys Leben (schon wieder ...), denn als er sich im Kerkergewirr vom sonst komplett zerstörten Hogwarts herumtrieb, um einen Ausgang zu finden, kam es zum großen Showdown mit Severus Snape, der scheinbar als einziger Professor den Fall der Schule, geschützt in seinem Büro, überlebte. Sie spielten eine atemberaubende Partie Zauber-Mau Mau, bis Snape merkte, dass er einfach zu viele Karten auf der Hand hatte und somit nicht mehr gewinnen konnte. Doch, um nicht aufgeben zu müssen und trotzdem einer Niederlage zu entkommen, schoss er sich mittels eines Schockzaubers direkt vor Harrys hasserfüllten Augen das schleimige Gehirn aus dem Schädel und färbte die kalten grauen Gemäuer hinter sich christbaumkugelrot.

Doch noch war Harry nicht allein im Untergrund Hogwarts'. Nach einem kleinen Spaziergang durch die steinigen Gänge traf er auf seine Nemesis Voldemort, der sich scheinbar die ganze Zeit in der Schule versteckt hielt. Nicht dumm, denn hier hätte Dumbledore gar nicht mehr gesucht.

Um es Snape gleich zu tun, hielt sich Harry schon den Zauberstab an die Schläfe, aber sein Suizidversuch wurde jäh gestoppt, als er in die treuen Hundeaugen seines Gegenübers sah, die so vertrauensvoll zu ihm herüberblinzelten, dass man ihren Besitzer am liebsten ganz dolle am Bauch gegrault hätte. Und so kam es, dass sich die beiden vermeintlichen Widersacher zusammenhockten und Voldemort begann die ganze und einzige Wahrheit preiszugeben. Eine Wahrheit, die Harry die bildlichen Socken auszog. Es war nämlich so: Harry war in Echt das gemeinsame Kind von Voldemort und einer schottischen Prostituierten namens Shaky McTitts, die der Meister der Dunkelheit bei einer magischen Kaffeefahrt durch Edinburgh kennengelernt hatte. Es war zwar kein Kind der Liebe, aber dennoch Voldemorts Ein und Alles. Deshalb machte es ihn auch so fertig, als die Potters, eine Verbrecherbande aus Limerick seinen Sohn entführten und ihn zu ihrem eigenen Kind machen wollten. Unterstützt wurden sie durch das diabloische Dreigestirn aus "Dirty" Dumbledore, "Bitch of Blood" McGonagall und "Man-eater" Hagrid, die die beiden Rabeneltern in ihrem infernalischen Plan, den Jungen großzuziehen, um ihn dann zu verspeisen, unterstützten.

Als Voldemort dann doch den Aufenthaltsort der Entführer ausmachen konnte und sie in einem blutigen, aber dennoch coolen Endkampf zermalmen konnte, war er dem Tod so nahe, dass er mit einem speziellen Fluch seine verbliebene Kraft auf seinen Kleinen projizierte, wodurch Harry die fiese Narbe verpasst bekam. Ja, so war das.

Als Harry nach dieser irren Story seinem Papi immer noch nicht so richtig glauben konnte, machte dieser den DNA-Test-Zauber vor Ort, was eindeutig bewies, dass er die Wahrheit gesagt hatte. Allerdings wurde der verwirrte Harry erst endgültig überzeugt, als er sah, dass er und Voldemort sich zeitgleich die selbe Sorte Mary-Janes ansteckten.

Zugekifft wie sie jetzt waren, fanden die beiden Super-Magier endlich zu ihrer ultimativen, apokalyptischen, epischen Ultra-Power. Als die Dementoren, die die letzten Monate durch die Schule schwirrten sowohl Harry als auch seinen Dad umkreisten, um ihnen die Seelen zu rauben, lächelten diese nur dösig und assimilierten die teuflischen Schattenwesen. Mit der neu gewonnen Kraft in sich und in ein mysteriöses, schwarzes, aber dennoch helles Gothik-Licht gehüllt, bohrten das Vater-Sohn-Gespann mittels eines magischen Schreies einen überdimensionalen Krater in den Norden Englands, was die Aufmerksamkeit Dumbledores und seiner acht absorbierten Basiliske auf sich zog.

Der anschließende Kampf war so biblischen Ausmaßes, dass er sich kaum beschreiben lässt. Dumbledores Körper wurde letztendlich in irrwitzig viele Tausend Stücke gerissen und verteilte sich in der Stratosphäre, um anschließend zu verglühen wie eine Hexe im Mittelalter.

Na, jedenfalls waren zur Abschlussfeier Harrys Jahrganges, der übrigens der vorerst letzte sein soll, nur an die fünf Leute anwesend, da mehr einfach nicht überlebt hatten.

Ja ja.
 

Klingeling!

Es klingelt an der Tür. Spannung breitet sich aus, wie Milch, die man über einen glatten Tisch verkippt.

Da spricht Harry: "Ende des Kapitels."

"So 'ne fucking Scheiße, Mann!", heult Voldemort, der sich mittlerweile in die Küche begeben hat, um Eier zu rühren. Es scheint nicht sein Tag zu sein.

WAS AUS DENEN WURDE, DIE SEINEN WEG KREUZTEN ...

WAS AUS DENEN WURDE, DIE SEINEN WEG KREUZTEN ...
 

Wir erinnern uns: am Ende des ersten Kapitels baute sich eine schleimhautzerfressende Spannung auf, indem eine interessante Wendung relativ spartanisch angedeutet wurde. Es klingelte an der Tür ...
 

"Was'n los, Pops?", fragt Harry Voldemort, der sich soeben kaltes Wasser über eine kleine Brandwunde spült. "Lass dich von den Rühreiern nich fertig machen. Ich glaub an dich!"

"Laber mich nich zu und mach' die verfluchte Tür auf! (die Tür ist tatsächlich verflucht) Bin doch nich völlich blöde. Merk doch, wenn du mich verarschen willst, Sohnemann. Kommst halt ganz nach deinem Daddy."

"Nur, dass ich nich ständig Leute abschlachte, Psycho!", erwidert Harry mit seinem berühmten Harry-Potter-Grinsen.

"Touché", sagt Voldemort, der gerade dabei ist, seine unter härtesten Bedingungen zubereiteten Rühreier mit zu viel Salz zu versauen, während Harry die Haustürklinke nach unten drückt ohne vorher durch den Türspion zu schauen, wer da am frühen Mittag schon stören könnte - ein mächtig großer Fehler!

"Cho ... Fuck! ... Ich hatte gehofft, du wärest tot ... Ääh - ich meine - hi! Wie geht's dir?", stottert der völlig perplexe Harry seiner ehemaligen Schulkameradin und >Freundin< Cho Chang entgegen, die erschreckender Weise ein junges Kind auf dem Arm trägt. "Ist das ... ist das meiner?"

"Jetzt tu doch nicht so scheinheilig! Du weist genau, dass es deiner ist", schreit Cho ihrem Gegenüber mit verheultem Blick entgegen. Überhaupt sieht die Hogwarts-Absolventin schon lange nicht mehr so perfekt wie damals aus. Abgemagert bis auf die Knochen, der Lidschatten total verschmiert und um ihre einst schönen schwarzen Haare scheint sie sich eh schon lang nicht mehr gekümmert zu haben - so struppig schmuddelig. Trotz angenehmer 21° Celsius zitternd steht sie da, in bunten, billigen Lumpen gehüllt, die auf einen schweren Sozialfall schließen lassen. "Du weißt sicher, warum ich mit dem kleinen Lee hier bin?"

"Willst du mir was Gutes tun und der Kleine malt uns dabei?", begegnet Harry schmunzelt, während er eindeutige Hüftbewegungen vorführt.

"Du - du mieses Stück Scheiße! Es geht um die verdammten Alimente - und das weißt du Mieses Schwein von einem Vergewaltiger ganz genau. Hätte ich doch gleich gewusst, dass du der Sohn dieses Massenmörders bist ... !", heult Cho. "Wegen dir habe ich die Liebe meines Lebens verloren. Mit mir geht's bergab und das ist alles deine Schuld!"

"Jaah. Das war'n noch Zeiten", lallt Harry vor sich hin; er beginnt erneut in Erinnerungen zu schwelgen.

Es war in seinem sechsten Jahr an Hogwarts, als er gerade seine sexuellen Fähigkeiten magisch verbessern wollte und deshalb Cho, auf die er damals unverschämt spitz war, mittels eines kleinen Tricks verführte und schwängerte. Durch einen kleinen, aber feinen Vielsaft-Trank hatte er sich seiner Zeit in Chos damaligen Boyfriend und Ex-Leiche Cedric Diggory verwandelt, um dessen Platz beim Frühjahrstanz einzunehmen, nachdem er mit Hilfe einer elefantenbeteubenden Portion Schlafelixier, die er natürlich aus Snapes persönlichem Giftschrank mopsen musste, den echten Cedric, der sonst jeden einzelnen Annäherungsversuch Harrys an Cho zunichte machte, schachmatt gesetzt hatte. Ein genialer Plan, der wie vorherberechnet in eine nahezu endlose, schweißtreibende, unzählige Stellungen inflationär verbrauchende Nacht mündete. Als am folgenden Morgen das Tageslicht Harrys Gesicht, das mittlerweile die Züge Cedrics wieder abgelegt hatte, beleuchtete und Cho somit zeigte, was mit ihr gemacht wurde und durch wen, beschloss sie, Cedric die ganze Sache schweren Herzens zu verheimlichen. Allerdings konnte man ihr die folgenden neun Monate sehr genau dabei zusehen, wie ihr Gewissen die arme Cho regelrecht von Innen heraus zerfleischte. Das Gerede der Lehrer und der boshafte Spott der Schüler machten es ihr ja auch nicht gerade leicht dabei, die Reiszwecken aus ihren Schuhen zu lesen. Und als dann auch noch Cedric sah, dass es sich gar nicht um sein Baby handelte (das Kind war schon bei der Geburt voller blitzförmiger Narben), beschimpfte er seine Freundin noch schnell als Hure und verschwand dann auch aus ihrem Leben - für immer. Chos Traum vom hübschen, ruhigen Leben als Hausfrau mit einem attraktiven und liebevollen Mann im Ministerium wurde schlagartig von Harry zunichte gamacht, nur weil dieser nicht so recht wusste, wohin mit all seiner "Energie".

Cho, die Harrys apathisches, schmieriges Lächeln nicht länger ertragen kann und weiß, dass sie auf die Alimente mal wieder verzichten muss, bricht auf der Türschwelle noch fix fast zusammen und schwankt dann, den kleinen durch Narben entstellten Lee gefährlich auf dem Arm hin und her schwankend, wie eine verrückte Junkie-Braut von dannen; dabei wimmert sie irgendwas von wegen "muss noch zum Sozialamt ... all der Stress" und "wär ich nur tot ..." - jaja, die gute alte Cho. Mach's gut, Cho! Lass dich mal wieder blicken! All das und noch viel mehr denkt sich Harry ihr hinterherblickend, bevor der Zeitungsjunge wie immer viel zu spät die aktuelle Tageszeitung von London in den Vorgarten wirft.

Kann ja nicht alles so zuverlässig sein wie 'ne Posteule, denkt sich Harry, während er mittels eines verbotenen Fluches dem Zeitungsjungen eine schwer zu behandelnde Krankheit an den Hals hext.

"Mal seh'n, was so abgeht im Königreich und drumrum ...", murmelt Harry vor sich hin, die Zeitung aufschlagend und die ersten Seiten im Schnelldurchlauf überfliegend. Plötzlich scheint er findig geworden zu sein. Mit weit aufgerissenen glasigen Augen stiert er Löcher durch Seite 12 - die Seite mit den Berichten über Aktuelles aus der Region. In großen Lettern über einem kleinen Artikel und einem unbewegten schwarz/weißen Bild, welches zwei Polizisten beim Abführen einiger mit dunklen Balken unkenntlich gemachter junger Männer vor einem Gewächshaus zeigt, steht geschrieben: "LEGENDÄRE >LEGALIZE-IT-OR-DIE<-GRUPPE ZERSCHLAGEN" - für Harry bricht just in diesem Moment eine Welt zusammen. Die LEGALIZE-IT-OR-DIE-Bande war seit geraumer Zeit sein persönlicher Lieferant verschreibungspflichtiger Medikamente, hergestellt aus astreinem Shit - nicht selten magischer Natur, da auch Zauberer dieser Organisation angehörten. Wie soll er denn jetzt noch high werden? Die Vorräte laufen aus - erst recht seit sein ständig kiffender Dad bei ihm wohnt. Es muss schnell gehandelt werden!

Klingeling!

Es klingelt schon wieder.

"Fuck!", hört man Voldemorts rauhe Stimme durch den Flur hallen. Der gute hat sich gerade beim Rasieren vor Schreck geschnitten. "Geh' mal, Junge! Kann mich hier doch nich um alles kümmern! Und den Hauself zu schicken wär zu gefährlich. Da reden die Leute wieder. Und wer muss sich dann wieder darum kümmern und Dutzende von Zauberern und Hexen aus dem Ministerium für die Aufsicht magischer Geschöpfe tot prügeln? So'n Dreck! Scheiß Rasierklingen! Fuck! Mach die verdammte Tür auf!"

"Jah. Ich mach doch schon", begegnet Harry genervt, als er sich gerade auf den Weg zur Haustür machen will - doch da bemerkt er, dass er sich doch schon da befindet. Die Sache mit seinen Dealern hat ihm doch stark zu schaffen gemacht. Harry wirbelt einmal um 180° um die eigene Achse und fährt vor Schreck zusammen.

"Na du", haucht ihm sanft eine schmierige, unangenehme Stimme ins Ohr. Es ist Draco Malfoy, der sich in seinem und Harrys letztem Jahr in Hogwarts pünktlich zu Weihnachten öffentlich geoutet und sich zu seiner Liebe zu Harry bekannt hatte. Seit diesem verhängnisvollem Tag nervt er seinen ehemaligen Erzfeind fast täglich mit schmutzigen Telefonaten, oder er schickt ihm parfümierte Briefe, deren Inhalt meist aus rosa Männertangas oder Eintrittskarten zu irgendwelchen Homoveranstaltungen besteht. Einmal, wie übrigens auch im achten Band Harry Potter und die lustigen Witwen nachzulesen, steckte Draco ja sogar seine schleimige lange Zunge unter nächtlichem, tiefschwarzen Himmel in Harrys Ohr, woraufhin dieser der aufdringlichen, wasserstoffblonden Schwulette das linke Auge mit seinem Zauberstab ausstach. Doch Draco schien dieses schmerzliche Ereignis in seiner krankhaften Zuneigung zum definitiv hetero-gepolten Harry nur noch bekräftigt zu haben. Eigentlich schon scheiße, aber naja ...

"Draco ... Fuck! Ich meine - ... Nein, war schon richtig: Fuck!", miesepetert Harry mit angeekeltem, ausweichendem Blick. Zu Recht!

"Komm schon, Schätzchen! Zeig mir dein Höschen!", schwult Draco offensiv herum, die Lippen unter schmutzigem Schmunzeln zu einem widerlichem halb geöffnetem Schlitz gekräuselt. "Probier's erst mal. Kannst dich ja danach immer noch anders entscheiden. Aber vertrau mir, meine wunderhübsche Ringelblume, du wirst dich nicht mehr anders entscheiden wollen."

"Verpiss dich, Hinterlader! Ich treib's nur mit Schnallen ... und das eine mal mit diesem knallrümpfigen Kröter war aus Versehen", schreit Harry rot anlaufend. Also, steck dir 'nen Stock in den Arsch und fahr zurück in dein verschissenes Newcastle. Bin doch kein Rummelplatz für warme Schwestern. So weit kommt's noch. Nur weil dein mindestens genau so schwuler Alter mal für meinen Dad gearbeitet hat."

"Aber beruhige dich doch erst mal, Süßer", dämpft Draco den eben eingeschlagenen Gesprächston. "Ich hab hier was, was dir deine hässliche kleine Schlammblut-Freundin nie geben könnte."

"Meinst du Hermine, oder was?", fragt Harry verdutzt.

"Klar. Ihr wart doch 'n Paar, oder? Ich war ja immer der Meinung, bei der als Freundin muss man doch gerade das Ufer wechseln -", sagt Draco, doch bevor er seinen Gedanken näher erörtern kann, wird er schlagartig unterbrochen.

"Hast du nur noch Scheiße im Kopf?", fährt ihn Harry an. "Die abgefuckte Streber-Schlampe hat mir höchstens mal einen ge-, aber das geht dich auch 'n Scheißdreck an! Jedenfalls war das NICHT meine Freundin im sexuellen Sinne! Und erzähl nich mehr so'n Dreck rum, Einauge! In dem Zusammenhang möchte ich nun echt nich mit Schlammblütlern in Verbindung gebracht werden. Und jetzt mach dich vom Acker, oder dein Besuch kostet dich glatt noch'n Auge."

Harry knallt Draco unmissverständlich die Tür vor der Nase zu und wendet sich seinem Frühstück entgegen ... doch da ist etwas, was ihn beunruhigt. Was war eigentlich aus Hermine geworden? Als er sie das letzte mal gesehen hatte, lag sie tot in einem Straßengraben - das war kurz nach der Abschlussfeier vor ein paar Wochen. Aber hatte er nicht mal von diesem bolschewistischem Freak Viktor Krum, der zweifellos ihr echter Bettkumpane war, gehört, sie wäre wieder am Leben - auf Rachefeldzug gegen Pansy Parkinsons rassistische Gang, die ihr damals auflauerte und sie letztendlich auch vergiftete ... Harry weiß echt nix mehr. Die Scheiße mit seinen Dealern ... Das einzige, was da erstmal hilft ist 'n ordentliches Frühstück, denkt sich Harry und beauftragt Löte auch gleich mit der Zubereitung eines Fünf-Gänge-Menüs, von dem er letztendlich eh nur die ersten beiden Gänge, wenn überhaupt, essen wird. Aber Hauselfen werden nur fett, wenn sie nicht genug arbeiten. Mit Toast und O-Saft geht's los. Dann Würstchen. Lecker!

REUNITED - HARRYS ALTE GANG

REUNITED - HARRYS ALTE GANG
 

Ein sanfter Wind verteilt die milde Brise des Mittags über die bunte Schar der Häuser entlang der von spielenden Kindern in fröhlichen Gesang getauchten Straße. Am Fenster seines von draußen her trist und dunkel erscheinenden Kinderzimmers steht der neunjährige Mitchel Bangs mit einem Fernglas, das er in seinen bleichen, modrigen Händen hält, die sich seit einer halben Ewigkeit nach der belebenden Essenz des Sommers sehnen, aber von der Sturheit ihres Besitzers innerhalb der Gemäuer des Hauses gehalten werden, in dem sie nur noch schneller ihrem baldigen Tode entgegeneilen. Eine Ecke weiter, vor einer grünen Garage, im Strahl der Wasserfontäne der Bewässerungsanlage des Gartens, den sein Vater über alles liebt - mehr als ihn -, springt Ian Breckenridge auf einem Bein Seil. Ian, ein Junge, der eigentlich ein Mädchen ist - es nur noch nicht weiß -, schaut gen Himmel, woraufhin er sich im Seil verheddert, stürzt und sich beide Knie schwer verletzt. Was er sah, war eine finstere Gestalt auf einem fliegenden Besen.

"Der süße Vogel Jugend verlässt sein Nest,

breitet seine zierlichen Flügel aus

und schwebt mit der Leichtigkeit der Unschuld dem Sonnenaufgang davon.

Begleitet von Liedern der Kindheit,

taucht er ein in den Strom der Veränderung,

dem er getragen von prächtigen großen, aber traurigen Schwingen entsteigt,

dem Sonnenuntergang entgegen -

ohne jede Unschuld ..."

"Schwuchtel! Was geht'n jetz' ab, alter Sack?", fährt Harry seinen Vater Voldemort an, den er soeben wieder mal beim heimlichen Poesieren in der Vorratskammer erwischt hat. Seit dem Harry regelmäßig mit seinem Erzeuger zu schaffen hat, ist ihm so mancher viel zu sentimentaler - ja geradezu schwuchtliger - Zug an ihm aufgefallen. "Ich dachte immer, du wärst viel cooler ... Hör mal bitte auf zu dichten, sonst muss ich kotzen. Alles klar, Dad?"

"Ja, alles klar, mein Junge", schluchzt Voldemort, während er sich noch rasch die letzte Träne vom Auge wischt. "Hast ja Recht. Ich musste bloß wieder daran denken, dass du ja auch nicht mehr der kleine Bub von damals bist. Und wenn ich dann daran denke, dass ich praktisch nichts von deiner Kindheit mitbekommen habe, wird es mir gleich wieder ganz ... Buhääää!!!"

"Fuck, ey! Ich verpiss mich erst mal 'ne Runde", sagt Harry mit angewidertem Ton. "Komm du erst mal wieder klar, bis ich zurück bin."

Im Stechschritt packt Harry seine sieben Sachen, eilt vorbei an Löte, dem vor Schreck das Bügeleisen auf den Fuß fällt, Richtung Kühlschrank, wo er sich noch Knabberkram in die Hosentaschen füllt und wendet sich auch gleich zur Tür, die er mit lautem Schreckensschrei öffnet.

"Arrrrrhhh! Arrrrrrrrrrrhhhhhhhhhhhh!!!!!", knurrte eine bekannte, düstere Stimme unter einem verrosteten dunkelgrauen Motorradhelm hervor. Der zugehörige Fahrer war in einen schwarzen Reisemantel gehüllt. Das Motorrad war zu Harrys Entsetzen nicht wie üblich aus Metall, sondern aus perfekt zugeschnittenen Knochen. Hier und da lugte Harry ein Totenschädel an, dem die Augen wieder eingesetzt wurden.

"Moody!", stieß Harry atemlos hervor. "Du bist der Klapse entkommen."

"Wie wär's mit 'nem kleinen Hallo, alter Wichser?", sagte eine Gestalt mit frecher Stimme, die soeben hinter dem Fahrer Alastor Moody, dem ehemaligen Auroren und Alraunenzüchterverbandspräsidenten auftauchte. Jetzt erst bemerkt Harry den Beifahrerwagen, dem er sich vorsichtig nähert. Da nimmt auch schon der großgewachsene junge Mann den Helm ab und offenbart das seltsame sommersprossige Gesicht Ron Weasleys samt der roten struppigen Haare.

"Fick dich, Alter! Du auch?", sagt Harry beim Mustern der beiden alten Bekannten. "Das die so was wie euch beide jemals wieder rausgelassen haben, kann doch nur ein riesiges Missgeschick sein."

"Nee, hattest schon Recht vorhin - wir sind ausgebrochen", sagt Ron mit seinem hässlichen Grinsen, das übrigens eine fette Narbe entlang seiner linken Wange enthüllt, die noch vom Kampf gegen die Bastelschere des Todes stammt. "Wir sin' hier, um dich zu warnen - vor so 'nem Typ, der dich kill'n will. Er heißt -"

Doch bevor Ron sein Wort zu Ende führen kann, erscheint ein gleißend roter Lichtblitz am Himmel.

Für einen Moment scheint alles still ... da fliegen plötzlich die leblosen Körper von Kühen durch die Luft, die nun rund um Harry und Moodys Motorrad überall auf der Straße, den Dächern der Häuser und den spielenden Kindern niederprasseln. Eine groteske Szene, die nur noch von der anschließenden in ihrer Absurdität übertroffen wird.

"Rindus Megafighterformus!", schallt es durch den in rotes Licht gehüllten Himmel.

Plötzlich. Sämtliche Rinderkadaver (es müssen so um die hundert Stück sein) schleifen, wie von der unsichtbaren Hand eines mächtigen Riesen gezogen, über die Straße und durch die Gärten auf einen einzelnen Punkt zu, der keine zehn Meter vor Harrys Füßen ist.

"Heilige Satansmesse ... ", knurrt Moody, der jetzt auch seinen Helm abnimmt und sein zerfressenes narbiges Gesicht samt seiner unvollständigen Nase und seinem glubschigen magischen Auge enthüllt. Vor den Augen der drei Zauberer und einiger Muggel, denen nicht das Genick durch Kuhhagel gebrochen wurde, starren jetzt wie gelähmt auf einen schnell wachsenden Haufen aus totem Rinderfleisch, der mit zunehmender Größe immer mehr die Form eines humanoiden Titanen annimmt. Nach etwa einer Minute, die Harry eher wie 90 Sekunden vorkam, scheint die Verschmelzung beendet und Harry sieht sich selbst im Schatten einer 20-Meter-hohen Kreatur, die auf zwei Beinen stehend mit zwei mächtigen Armen und einem Stierkopf auf ihn herunterblickt. Wütend schnaubt das unheimliche Wesen ein und aus, wobei Blutfontänen aus seinen Nüstern spritzen, die ganze Autos in ein frisches Rot á la Körpersäfte deckt.

"Minotaurus-Titanen-Zombie-Zauber", sagt Moody in einem beunruhigend leisen und zugleich beeindruckten Ton. "Cool! Bloß scheiße, dass wir wahrscheinlich gleich zur Hölle fahren ..."

"Man kann alles schaffen, wenn man nur ganz fest an sich glaubt!", sagt Harry atemlos, zückt seinen 11-Zoll-Zauberstab und stellt sich dem Monster entgegen, das sich soeben in Bewegung setzt. Unter jedem seiner Schritte bebt die Erde. Die Fußspuren, die es hinterlässt, sind blutrot. Als der Minotaurus zum Schlag gegen Harry ausholt, fallen einige Kuhorgane von seinem Körper, begleitet vom Schreien besorgter Hausfrauen, die nun um ihre frisch gewaschene Wäsche bangen müssen, die sie zum Trocknen in die Vorgärten gehängt haben. Eine Salve von Innereien trifft Ron so hart, dass dieser rücklings zu Boden fällt und unter großer Anstrengung versucht sich anschließend aus einer festen Schnur Darm zu befreien.

"Schutzschild hoch!" ruft Harry und eine grünlich schimmernde Lichtwand baut sich vor ihm auf. Die Faust der Kreatur jedoch durchstößt diese mit Leichtigkeit. Allerdings wurde der Hieb wenigstens so sehr gedämpft, das Harry lediglich vier bis fünf Rippen gebrochen werden.

Während Harry versucht sich wieder aufzurappeln, kotzt er so viel Blut, dass es ihm ganz schwummerig wird und er nur noch stark verschwommen sieht, wie sich ein überdimensionaler Huf über ihm erhebt und auch gleich wieder senkt - und zwar so schnell, dass es Harry absolut nicht möglich ist aus eigener Kraft noch auszuweichen.

Eine leichte Brise. Ein kurzer Augenblick absoluter Stille - nichts außer dem leisen Geräusch im Wind tanzender Blätter.

"Quigong-Canon!"

Ein lautes Donnern, ein strahlend heller Lichtblitz.

Da steht Moody, die Arme ausgestreckt, die Hände zu einem Drachenviereck geformt. Um ihn herum schweben kleine Steine und Gedärme, als wäre er in einer unsichtbaren Kugel aus Schwerelosigkeit, um die sich gelbe Blitze züngeln. Moodys grauweiße Haare wehen in alle Richtungen und glänzen geheimnisvoll unter dem Licht der eben freigesetzten Macht.

"MUUUUUUHHHHHHHH!!!!!!!!"

Ein ohrenzerfetzendes Geschrei.

Erst da bemerkt Harry, der bis eben noch von dem Lichtstrahl geblendet war, dass dem Minotaurus anstelle des linken Beines nur noch ein zerfledderter Stummel aus dem Rumpf ragt. Durch das fehlende Gewicht der gerade verlorenen Gliedmaße kommt der brüllende Gigant gefährlich ins Schwanken. Abwechselnd wankt er nach links und nach rechts, ohne auch nur einen Blick an Harry und Moody zu verschwenden - ein Fehler! Denn schon streckt Harry seinen Zauberstab weit nach oben von sich weg. Das unförmige Bullenhaupt angepeilt, schreit er seinen Zorn aus sich heraus.

"Gulaschkanone!"

Aus Harrys Stab dringen bläuliche Schockwellen, die derart stark sind, dass unter ihrer Wucht, die Straße unter ihnen aufreißt und regelrecht verformt wird. Eine besonders mächtige, bei zunehmend zurückgelegter Entfernung anwachsende Schockwelle trifft den Minotaurus genau zwischen den feuerroten Augen und spaltet ihm den kleinbusgroßen Kopf in zwei Hälften. Ein springender Schatten erscheint über dem stürzenden Ungeheuer am verdunkelten Firmament. Es ist Ron, der sich aus seinen organischen Fesseln befreien konnte und jetzt die Bestie unter sich ins Visier seines vibrierenden Zauberstabs nimmt.

"Guter Zeitpunkt Vegetarier zu werden. BRENNE!!!"

Eine Feuerwalze entspringt Rons Zauberstab und verbrennt die durch die Luft spritzenden Kuhinnereien und einen Großteil des bis dahin unversehrten Monster-Rumpfes, wodurch die auf den Boden prallende Gesamtmasse des Titanen nur noch so gering ist, dass die entstandene Erschütterung lediglich einen Teil der umliegenden Häuser in Schutt und Asche legt. Einige Zaungäste des Kampfes purzeln kreuz und quer durcheinander, oder werden von Sachen erschlagen. Ein witziges Bild.

Die Atmosphäre wechselt vom fremdartigen Rot zurück ins natürliche Azur. Moody nimmt einen kräftigen Schluck aus seinem Flachmann und grinst stolz Ron und Harry an, die sich soeben den hochgestreckten Daumen zeigen (Harry kotzt bei dieser Aktion, was das ganze weniger cool wirken lässt, als es sein sollte).

"Tag, Harry. Hast meine Leichen-Kuh gekillt. War ja klar."

Gleichzeitig wenden sich Harry und Ron der ruhigen düsteren Stimme zu und sehen Hermine, deren Haut zerfressen und verwest ist. Kein wunder - ist ja auch 'ne Zombie-Braut.

Einige Kinder kommen zum Schauplatz des Kampfes geeilt, um mit den Überresten des Ungeheuers zu spielen. Ihre Väter haben längst die Grills aus den Garagen geholt, um ein großes Barbecue zu schmeißen. Auf dem Speiseplan steht - wie könnte es auch anders sein - Rind. Dank Ron müssen einige Steaks nicht mal mehr gegrillt werden.

DARKNESS ARISE

DARKNESS ARISE
 

Der ölige Duft von Braten lässt die Luft nach Würsten und Kartoffelsalat schmecken. Wild mit einem Flügel fuchtelnd, flattert ein halbes Grillhähnchen namens Sponky über die blutverschmierten Dächer des Vorortes von London. Zauberei!

"Du Schlampe!", giftet Ron Hermine an, die sich locker vor ihm präsentiert - herabschauend und arrogant, wie sie es schon immer tat. "Warum willst du uns killen?! Wir konnten uns doch immer so was wie leiden ... "

"Jetz' mach mal halblang, Arschgesicht!" leiert Hermine. Bei jedem Wort flitzen ihr Maden aus einem kiemenartigen Loch in der linken Backe. "Ich bin 'n Zombie. Manchmal weiß ich echt nich, was ich grad mach. Voll unzurechnungsfähig. Es könnte mir zum Beispiel ganz spontan in den Sinn kommen, dir deine verdreckten Eier rauszureißen, Weasley."

Die Lage ist angespannt.

Harry versucht die beiden Streithähne zu besänftigen, indem er seine berühmte Schweinefratze macht. Doch nur Moody sieht die lustige Grimasse und muss vor lauter Freude düster knurren.

"Ey, Leute! Was geht'n? Ron, du wolltest mir noch was wichtiges erzählen!", sagt Harry unvermittelt.

"Ach ja. Der Typ, der dich killen will. Ein gewisser -"

"Alles Gute zum Geburtstag Harry!" unterbricht Hermine Ron absichtlich. Sie küsst Harry auf die Wange ... und dann direkt auf den Mund! Ein paar Maden wechseln dabei den Wirt. Harry wird's schlecht. Früher fand er das noch geil, aber mit einer Leiche ... Er ist doch nicht nekrophil, oder wie das blöde Wort hieß, das er mal in 'nem Lexikon versehentlich aufgeschlagen hatte, als er wie immer auf der Suche nach versauten Kraftausdrücken war.

Moody erhebt seinen Flachmann und gratuliert Harry ebenfalls: "Alles Gute zum Pi-pa-Purzeltag, alte Schrabnelle." Ein kräftiger Schluck gibt dem Ganzen eine festliche Abrundung. Harry ist gerührt.

"Lass mich ausreden!", wettert Ron. Da merkt er aber auch schon, dass sein Hosenstall auf ist (Hermine schaute die ganze Zeit lang angewidert auf seine Unterhose). Statt weiter zu reden, beschäftigt er sich nun damit, seine vergilbten Shorts zu verbergen.

"Geschenke! Ich will Geschenke!" Harry ist ganz hibbelich. Seine Augen werden ganz groß. "Ich will, ich will!"

Ron packt einen kleinen braunen Beutel aus dem Beifahrerwagen des Knochenmotorrades. Es sind Scherzdrogen aus der Herstellung seiner leider verstorbenen Brüder Fred und George.

"Geil! High-Bons und Sniffle-Puffers! Und - oh!" Harrys Gesicht wechselt die Miene. Er sieht jetzt etwas enttäuscht aus. "Upsi-Cracker ... die schmecken nach Bubotubler ..."

"Musst sie ja nicht rauchen. Ich dachte bloß, du würdest dich darüber freuen, dir den Nachlass meiner Brüder reinzupfeifen", sagt Ron mit etwas gekränkter Stimme.

"Klar, Kumpel!", sagt Harry. "Cool, Alter! Hermine! Gib mir Geschenke!"

"Kein Anstand ... Aber ich hab tatsächlich was", sagt Hermine, die Hände in den Taschen am Kramen. Plötzlich zieht sie was hervor, das in Zeitungspapier eingewickelt ist. "Pack's aus!"

Harry wickelt. Dann hält er sich die freie Hand vor den Mund und lässt einen stummen Schrei durch die Straße gellen.

"Psycho-Schnalle - du abgefuckte Psycho-Schnalle -", stottert Ron entsetzt, den Blick auf einen wahrscheinlich abgehackten Finger mit etwas fleischigen daran, was wohl den Rest der Hand darstellt und ein herausgerissenes Auge gerichtet, eingelegt in Zeitungspapier. Blutig, fettig, schmierig.

"Zügle deine Zunge, Weasley!", fährt Hermine erzürnt auf. "Weißt du überhaupt, wessen Finger das hier ist? Es ist der von Pansy Parkinson. Sie hat den Tod verdient. Sie musste sterben! So wie ich durch ihre Hand starb! Mein Zombie-Zauber zerfetzte sie - die beiden Sachen hier blieben als einzige übrig. Harry, nimm sie bitte. Du sollst sie haben."

"Danke ... schön ...", sagt Harry, während er sich denkt, dass Hermine komisch geworden ist. Ganz dolle komisch ...

Ein harter Gegenstand trifft Harry an der Stirn.

"Bitte", nuschelt Moody in Harrys Richtung.

Harry greift sich erst an die klaffende Wunde (er blutete heute schon an vielen Stellen) und hebt dann Moodys Geschenk auf - ein magisches Auge!

"Wie macht man das rein?", fragt Harry.

"Ich zeig's dir, Potter", knurrt Moody in seinem freundlichsten Ton, der trotzdem noch voll gruselig ist. "Zuerst schneidest du dir eins deiner lästigen, kurzsichtigen Augen raus -"

"Nöööh!", weicht Harry aus, als er sieht, das Moody schon das Messer wetzt. "Nöööh du. Ach. Nö."

"Woll'n wir los?", fragt Ron. "Hermine muss wohl jetzt auch noch mit, oder?" Sein Ton ist gedämpft vergraulend.

"Was soll das denn wieder, Affenface?", zetert Hermine. "Egal, wo's hingeht, ich bin natürlich dabei! So wie früher, nicht wahr, Harry?"

"Äh ... jaah!"

"Mad-Eye, wir brauchen mehr Platz", sagt Ron zu Moody, der sich jetzt dem Knochenmotorrad zuwendet und fremdartige Bewegungen choreografiert.

"Morph!", bellt Moody, während er nach einer Silhouette in eine angriffsartige Pose wechselt - aus seinem Zauberstab fliegen Knochen, die sich in das Bike einfügen und es wachsen lassen. Sein magisches Auge wirbelt wild im Kreis herum, wie ein Hortkind auf'm Karussell, das bis zum Erbrechen die Rakete reiten will.

"Immer wieder makaber cool", sagt Ron, der wie seine beiden ehemaligen Klassenkameraden das Fahrzeug anstarrt, welches immer weiter zu wachsen scheint - wie vor einer Viertelstunde diese Kuh da.

"Das ist Zombie-Magie ... Aber wie ...", stottert Hermine mit erstauntem Gesicht. "Nur Tote ... Moody!"

"Jepp, Granger", knurrt Moody über seine Schulter Hermine entgegen, während er weiterhin das magische Gefährt mit neuen Knochen zum Wachsen bringt. "Ein Teil von mir ist lange tot. Du kannst es riechen, wenn du nur nah genug an mich herankommst." Ein schreckliches Lachen folgt diesen Worten. Dann steckt Moody seinen Zauberstab zurück. Vor ihm steht ein viel größeres Gefährt als es das Motorrad war - wieder komplett aus menschlichen Knochen. Drei Räder und Dach. Ein Fahrersitz, ein Beifahrersitz, hinten passen auch noch locker zwei rein. So was wie'n Psycho-Buggy, denkt Harry.

"Das is >Darkness Arise<, ein magisches Fahrzeug", knurrt Moody. "Hab ich den erkaltenden Händen eines bösen Zauberers entrissen, den ich kurz zuvor den Kopf vom Rumpf trennen musse. Hatte sich im Kino vorgedrängelt ... Mächtig großer Fehler." Moody lacht bellend und wirft den laut knatternden Motor an. Erster Gang. Handbremse lösen (sie ist ein Beinknochen) und schon mal im Standgas losrollen - so mag er es!

Alle sitzen nun im Buggy. Aus dem Radio (auch aus Knochen! Harry ist erstaunt über dieses Wunder) dröhnt "Get around", das laut Moodys fester Überzeugung von den Beach Boys eingespielt wurde. Die drei Mitfahrer wissen dazu nichts weiter zu sagen - es war damals nicht ihre Zeit - nicht ihr Jahrhundert. Aber der Song passte wie die sprichwörtliche Faust aufs sprichwörtliche Auge.

"Get around

Get around

I get around

Wuhuhuhuhuhuhoooo

I get around ..."

Coole Mucke!

Von der Rücksitzbank aus, wo Harry und Hermine sitzen, stinkt's bestialisch. Aber irgendwas Gutes war da zwischendrin.

"Hast'n neues Parfüm, Granger?", fragt Ron schräg nach hinten.

"Nein. Das ist Einbalsamierungsflüssigkeit", erwidert Hermine schnippisch, offensichtlich gekränkt. "Ob's dich interessiert, oder nicht, Weasley - das brauch ich, um nicht noch schneller zu verwesen."

Harry spürt erneut die Spannung und versucht das Thema zu wechseln. "Einbalsamierungsflüssigkeit also ... Das nimmt man auch manchmal, um Joints darin einzulegen. Heißt dann so ähnlich wie >Fry<, glaub ich. Zerrt so extrem rein. Mein lieber Scholli!"

"Du immer mit deiner Kifferei, Harry", sagt Hermine wieder etwas munterer. "Das macht dich noch mal vollkommen kaputt."

"Zerrt aber rein!", lallt Harry mit seinem berüchtigten Potsmoker-Face, das ihn so berühmt machte in sämtlichen Fixerstuben Britanniens. "Eh, Leute. Wo fahr'n wir eigentlich hin?"

"Süden", knurrt Moody.

"Richtung Beauxbatons?", fährt Harry erregt vorfreudig auf. "Geil! Schnitten!"

"Dem is echt nich mehr zu helfen, seit er damals diese Delacour geschwängert hat ... dreimal ...", sagt Ron, den Blick aus dem Loch namens Fenster gerichtet (Harry will schnell einwerfen, dass er sie doch nur zweimal geschwängert hat - es kamen nur drei Babys aus Fleur raus -, aber er lässt es, als er sieht, dass Hermine schon wieder weiterreden will).

"Der pure Neid!", sagt Hermine. "Hast selber genug dort unten flachgelegt, alte Drecksau!"

"Ja, aber nicht Fleur", erwidert Ron etwas traurig. Kein Wunder. Die Delacour war ja auch seine große Liebe. Armer Ron. Ist halt zu hässlich!

"Na, egal. Dorthin fahr'n wir eh nich", fährt er fort. "Wir woll'n mehr nach Osten."

"Osten und Süden?", fragt Harry verwirrt (die Drogen haben seine geographischen Kenntnisse total zerfressen). "Schweden?"

"Deutschland", knurrt Moody.

"Was?!" Harry ist entsetzt. "Aber dort gibt's doch nur N***s! Scheiß ***! Entschuldigt bitte meinen Ton. Ist mir eben so raus gerutscht."

Hermine schaut ganz entsetzt, doch sie versucht sich zu beherrschen. Anscheinend weiß sie ganz genau, was Harry sagen will, aber sich nicht zu sagen traut. Ist ja auch eine Geschichte für Kinder!

"Das stimmt schon", brummt Moody hell auf, " aber diese *** in Beauxbatons unten sind tausendmal schlimmer."

"Stimmt!", wirft Ron ein und zwischen den drei Männern kommt es zur anspruchslosen Diskussion, bei der so ziemlich jedes Land und jedes Volk der Welt sein Fett weg kriegt. Harry fragt sich, was wohl ein Außenstehender von diesem doch sehr fragwürdigen Gespräch halten würden, aber dann sagt er sich, dass es sich doch nur um Ironie handelt; in Wahrheit sind die Drei überaus tolerant und fremdenfreundlich.

"Ey, Leute", unterbricht Hermine, die die Ironie nicht herauszuhören vermag. "Ihr seid ja voll das rassistische Pack! Ihr dürft nicht vergessen, dass wir vier hier keinen Deut besser sind, als irgendein anderes Wesen auf diesem Planeten."

"Hast Recht. Wir sind ganz schöne Pfeifen", stimmt Harry doof grinsend zu, woraufhin Ron bejahend nickt und anführt: "Einsperren sollten sie uns alle!"

Moody macht in diesem Zusammenhang eine weitere politisch orientierte Bemerkung - nur so aus Spaß.

"Jaah! Genau", sagt Harry. Da lächelt ihn auch schon Hermine verliebt an. Sie stand schon immer auf politisch Interessierte. Harry kommt das wortwörtliche Kotzen, doch er kann sich gerade noch so beherrschen. Ist ja Gentleman, der Harry!

DIE VORBOTEN DER APOKALYPSE UND DAS GEHEIMNIS DES AUFGEGESSENEN KEKSES

DIE VORBOTEN DER APOKALYPSE UND DAS GEHEIMNIS DES AUFGEGESSENEN KEKSES
 

Nach dem Ritt auf einem ausgewachsenen Phelddagrif, einem geflügelten Zwergnilpferd, landet Harry in einem spektralfarbenen Netz aus Erinnerungen. Seine erste Party bei Parvati und Padma mit heißem Flaschendrehen (er war damals der einzige Gast), der Kampf gegen die fünf Wächter des Upper Yard, den er eigentlich nicht selbst ausgestanden hatte - vielmehr hatte er davon gelesen ...

Eine Hand voll Vers - Erde! Einfache Erde! Der ganze Mond ist voll davon. Und die Erde erst! Schon krass ... man könnte 'ne Menge Unheil mit so viel Erde anstellen. Riesige Hügel aufschütten.

Erst jetzt bemerkt Harry seine riesigen Hände. So groß ... Man könnte damit ganze Fregatten versenken - im Meer aus roter Milch, das sich um ihn herum auftürmt. Etwas, was es sonst nie tat, wie er bemerkt. Und diese Farben! Unmöglich! Kein Rot mehr - eher Gelb ... oder doch nicht?

"Tanz mit mir, Teufel! Tanz mit mir, bis der Mond auf uns fällt ...", singt Harry, den Blick auf eine löwenartige Bestie mit einem kitschigen Hut gerichtet. Der Zauberstab funkelt. Das macht er ja manchmal. Deshalb ist Harry auch nicht geschockt.

Dem Löwen fallen Maden aus der Fresse. Er brüllt los. In Menschensprache! "Komm runter von deinem Trip, Harry!"

Überall Knochen!

Im Innern von Darkness Arise, Moodys seltsamen Gefährt. Neben Harry Hermine mit besorgtem Blick. Nirgendwo ein Löwe - doch Harry vermutet Ron hinter all dem Teufelszirkus. Er stellt sich kurz hin, um auf seinem Sitz zu suchen - Löwen können sich gut verstecken! Schnell den Phelddagrif satteln und ... Wo zur Hölle ist er? Der Phelddagrif ...!

Oder war es nur eine Drogenvision? Natürlich! Neben Harry liegt ein leeres Papiertütchen mit der Aufschrift "LEGALIZE-IT-OR-DIE". Alles klar! Es war sein letzter Vorrat an Zappeldippers, einer heimtückischen und tödlichen Droge.

"Wo ist der Keks dazu?", fragt Harry verdutzt.

"Was für'n Keks?", fragt Hermine zurück.

"Dumme Kuh!", erwidert Harry verwirrt. "Nachdem man Zappeldippers nimmt, muss man unbedingt einen speziellen Anti-Dippelpopp-Cookie fressen. Der neutralisiert die tödlichen Gifte, die die Zappeldipper im Körper freisetzen. Frisst man nicht innerhalb von mindestens drei Tagen den scheiß Keks, verreckt man. Das Gift ist zwar höchst stimulierend, aber auch ätzend. Verstehst du jetzt, dürre Hexe? Zombie-Schlampe! Rück den verdammten Keks raus, oder ich vergess' mich!" Jetzt wird Harry aber doch etwas laut. Er spuckt beim Reden.

"Harry, ich verbitte mir diesen Ton", beschwichtigt Hermine ihren aufgebrachten Gegenüber. "Tut mir wirklich Leid, das mit diesem Keks, aber wir werden schon noch einen Ersatz aufbringen können. Drei Tage sind lang, weißt du?"

"Du weißt doch gar nix, Schlammblut!", knurrt Harry. Sein verengter, missbilligender Blick trifft den erschütterten Hermines. Sie ist offensichtlich schwer gekränkt. Nie hätte sie solche Worte aus dem Munde Harrys erwartet. Wir, die Leser, kennen das aber schon! Uns schockt das nicht mehr, aber nun weiter im Text.

Harry wendet seinen Blick hinaus auf's Meer, der Kanal! Weit hinten am Horizont sieht man noch im schwachen Weiß die Kreidefelsen von Dover blenden. Eine wunderschöne Küste, die England da hat. Aber die Schönheit der Natur geht Harry grad voll am Arsch vorbei. Auch die Möwen nerven, weshalb sie kurzerhand abgeschossen werden. Der Stupor-Fluch. Zwar tötet der Fluch an sich den Vogel nicht, doch er lähmt ihn. Die Möwe, oder Ratte des Meeres, wie sie immer häufiger genannt wird (Ornithologen wollen das dann meist nicht wahrhaben), ersäuft dann im Kanal und der Zweck ist erfüllt. Da merkt man mal wieder, dass Harry so dumm gar nicht sein kann. Dumm nicht, aber traurig. Er weint.

"Hermine ... bitte verzeih mir, was ich vorhin zu dir gesagt habe ...", seufzt Harry über seine Schulter. "Du weißt ja - die Drogen machen mich zu einem Anderen. Es ist bloß so, dass diese Anti-Dippelpopp-Cookies nicht mehr hergestellt werden. Es stand erst heute in der Zeitung ... oder gestern? Welcher Tag ist denn heute?" Ein lautes Schluchzen dringt aus dem zu einem bootartigen Gefährt umfunktionierten Darkness Arise, das weiterhin mit einer irren Geschwindigkeit über die Wasseroberfläche wetzt, dass es nur so zischt (kein übertragener Sinn!), und schallt aus den Mündern von Walen und Seelöwen wider. Tiere, die sich sonst nur Teams von Filmemachern zeigen. Niemand weiß, warum sie gerade heute so aktiv sind. Doch dies zu analysieren, würde viel zu weite Ausschweifungen mit sich führen, die den Lesefluss nur unnötig beeinträchtigen. Man kennt das zum Beispiel aus Film und Buch, wenn an den unmöglichsten Stellen unterbrochen wird.

Nach einer kleinen Verschnaufpause fährt Harry fort: "Die LEGALIZE-IT-OR-DIE-Bande, von der ich all die Scheiße erworben habe - all die Jahre - wurde zerschlagen. Das war der letzte Keks. Jetzt ist er weg ... Was soll ich nur tun. Oh, Jesus!"

"Aber Harry, nun heul doch nicht. Sieh mich an! Es gibt eine Möglichkeit den Tod zu überlisten", sagt Hermine. Irgendwie stimmt das ja auch. Harry hat in den letzten Jahren viele Zauberer, die eigentlich schon tot waren, wieder auferstehen sehen.

"Ein schlechtes Beispiel, Granger", unterbricht Ron. "Guck dich doch an! Du bist überall offen wie so'n Schweizer Käse. Lauter Maden. Und dieser Gestank! Ich bitte dich, Schätzchen, so machst du Harry keinen Mut."

"Tut mir wirklich in der Seele weh, dass ich nun mal 'ne gottverdammte Leiche bin, Weaslebee, aber bald schon werde ich wieder ganz die Alte sein. Verlass dich drauf", speckert Hermine.

"So wie Cedric Diggory!", meint Harry, der es wieder mal genoss seine beiden Kumpels beim Streiten zu beobachten.

"Dafür ist es bei mir schon lange zu spät, Harry", sagt Hermine betrübt. "Sein Vater hatte Cedrics Leiche damals noch innerhalb des ersten Tages nach seinem Ableben mittels Satansritual die Seele zurückgegeben. Man muss so was innerhalb der ersten vierundzwanzig Stunden über die Bühne bringen, sonst gibt das nur 'ne Riesen-Sauerei. Was ich schon alles an mir ausprobiert habe ... Außerdem hatte Mister Diggory seinen wiederbelebten Sohn Jahre lang im Keller versteckt, weil Cedric dauernd auf die Jagd nach Gehirnen ging. Auch kein Leben - zumindest die erste Zeit. Der Einzige, der für meine Situation wirklich gute Tricks auf Lager hat, ist ja dein Dad, Harry, aber den will ich nicht fragen, weil er ja meine Eltern auf dem Gewissen hat."

"Meine Fresse", sagt Harry genervt, "du bist ihm doch nicht etwa immer noch böse deswegen. Es war Notwehr!"

"Ja, sorry, aber ich hab auch schon 'ne andere gute Idee auf Lager. Wart's ab. Wie gesagt, bald ist es so weit. Und du wirst auch weiterleben, Harry! Ist das jetzt klar?"

"Ja, Mama."

Es folgt eine schöne Fahrt dem Sonnenuntergang davon, rein in die dunkle Nacht über dem alten Kontinent; Harrys Zeitgefühl kehrt langsam zurück. Ankunft in Calais. Warm, weil Sommer. Harry isst ein Baguette. Ron isst einen Hot-Dog. Moody isst ein Butterbrot - aber eins, das er sich selber mitgebracht hat, wegen der Paranoia. Hermine muss nichts essen, weil sie tot ist. Nur manchmal schmiert sie sich mit Einbalsamierungsflüssigkeit voll. Zwischendurch darf's auch schon mal Hautcreme sein. Nur, damit die Haut nicht so schnell austrocknet. Die Passanten (größtenteils Franzosen!) stieren verwundert auf Darkness Arise. Hin und wieder verscheucht sie Mad-Eye Moody, indem er ihnen irgendwas ekliges vorspielt. Auge rausnehmen und ablecken, etc. Auch Hermine kann jetzt so Sachen. Einmal schiebt sie sich die Hand tief in ein Loch in der Wange, um sie anschließend, vollgepackt mit Maden und einer schleimigen, grünlichen Substanz, wieder rauszuziehen. Eine Show, wie sie Rudi Carrell, den Harry sehr bewundert (manchmal hatte er heimlich die Sendungen mit Rudi im Fernsehen geguckt als er noch bei den Dursleys wohnte), nicht besser hätte arrangieren können. Zumindest denkt Harry sich das so für sich. Auf seinem Baguette sind Zwiebeln. So 'ne Scheiße! Das hasst Harry! Diese Motherfucker von Franzosen (Natürlich nicht die Franzosen im Kollektiv, sondern nur die, die den Imbiss leiten, an dem sich Harry besagtes Baguette gekauft hat)! Das sollen sie ihm büßen! WUUUAAAAHHHH!!!

Weiter geht's. Fwit! Grenze passiert. Niederlande, ein Staat der Holland von der äußeren Form her sehr ähnlich ist. Deshalb die häufigen Verwechslungen.

"Halt mal links an, Moody", sagt Harry, während Darkness Arise, das jetzt wieder wie ein Buggy aussieht, durch die Straßen von Amsterdam saust und Aufmerksamkeit erregt. Nur gut, dass es so schnell ist, dass jeder Muggel, der es sieht, sofort wieder vergisst, dass er/sie es gesehen hat. "Wenn jemand tatsächlich noch einen Anti-Dippelpopp-Cookie auf Lager hat, dann der alte Pavel Heijdegger."

Moody tut wie ihm befohlen und fährt tatsächlich links ran. Nur dumm, dass keiner der Insassen von Darkness Arise dran gedacht hat, dass nicht alle Völker dieser Erde so barbarisch sind und auf der linken Fahrspur fahren (wie die Engländer). Die Folge dieses groben Verstoßes gegen die Straßenverkehrsordnung: Mindestens drei Tote, unzählige Verletzte, mehrere geschrottete Autos und ein Knöllchen wegen Falschparkens, das Moody aber mit lockerer Hand lässig zerreißt. Wegen so'm Scheiß zahl ich nix, denkt er sich.

Flink schlüpft Harry durch eine sehr schmale Ritze in einer roten Ziegelmauer eines Fabrikgebäudes. Ganz eindeutig eine magische Pforte. Ron, der als einziger sehen konnte, was sein Kumpel da gerade gemacht hat, versucht ihm zu folgen, findet aber vor lauter Dummheit nicht mehr den richtigen Weg. Ein lautes Dong schallt durch die fast menschenleere Gasse - das Geräusch von Rons Kopf, der volle Kanne gegen die Mauer knallt. Eine Platzwunde hält ihn jedoch nicht auf, es ein zweites Mal zu versuchen. Zwei Platzwunden halten ihn nicht auf es ein drittes Mal zu versuchen. Und so weiter. Hermine sieht belustigt und mucksmäuschenstill zu, bis Ron schließlich bewusstlos zu Boden kippt - er hat wohl zu viel Blut am Kopf verloren. Höchstwahrscheinlich sogar eine Gehirnblutung, aber man darf ja nicht vergessen, dass der Gute erst einen Tag vorher aus der Psychiatrie entflohen ist. Die Regeln der Welt da draußen sind einfach noch zu viel für ihn. Es folgen einige Zaubersprüche aus Hermines Mund, die sich auf dieselbe Stelle wie Ron konzentriert - selbst konnte sie ja nicht mit ansehen, wie es Harry geschafft hatte, zu passieren.

"Fuck! Nix klappt!", beschwert sie sich. Moody ist immer noch damit beschäftigt Leichen auf magische Weise verschwinden zu lassen. Aber was getan werden muss, muss nun mal getan werden.

Verdutz steht Harry im Eingangsbereich von Pavel Heijdeggers kleinem Geschäft für den großen Hunger auf magische Drogen (so heißt es aus dem Holländischen übersetzt). Der Grund seiner Verdutzung? Nun ja, der Wicht mit der langen Nase, ein Mitarbeiter von Pavel himself, liegt teilweise da, teilweise da ... und da und da ... Das kann doch so nicht beabsichtigt gewesen sein, denkt Harry, die Füße tief in Körpersäften und Koboldinnereien getaucht. Er will gar nicht wissen, in was er steht. Aber eigentlich weiß er es ja doch. Das muss wohl Hirn sein, 'n Auge liegt da auch mit rum. Das kleine scharlachrote Händchen (rot vor Blut) scheint zu sagen "Oh fuck! Lass mich Leben!" In riesigen blutigen Lettern steht etwas Über die Tür hinter der Kasse geschrieben, was Harry aber nicht lesen kann. Mit Holländisch hatte er schon immer so seine Schwierigkeiten. Ob es sich aber wirklich um besagte Sprache handelt, bleibt wohl für alle Ewigkeit ein Geheimnis. Plötzlich taucht eine Gestalt aus dem Nebenraum hinter dem Tresen auf, ein hagerer Mann, gekleidet in eine wenig spektakuläre Kombination aus grauer Kordhose, violettem Karo-Hemd und grüner Kunstlederweste. Auf dem etwa fünfzigjährigen Kopf thront eine mit weißen Strähnchen durchzogene Afro-Mähne. Durch die blassrosanen runden Gläser seiner Brille sieht der Mann Harry stumpf ins Gesicht. Harry erkennt sofort den Geschäftsinhaber Mister Heijdegger, der ihm einst wie eine Vaterfigur war. Ein weiser Alchimist, der die irrwitzigsten Drogen kombinierte und erschuf - Harrys heimliches Vorbild. Doch jetzt ist er alles andere als strahlend. Sein Blick wirkt wie der einer Leiche. Harry hatte so etwas schon oft erlebt, aber das hier scheint ihm doch so fremd, wie die Bedienungsanleitung einer dieser japanischen Supertoiletten. Kein Glanz in Mister Heijdeggers Augen, nur ein apathisches Starren.

Plötzlich zuckt Harry vor Schreck. Der Mund des Ladenbesitzers öffnet sich nicht, aber seine Stimme dröhnt dunkel und heiser durch die Gänge des Geschäfts. Eine Stimme wie aus einer anderen Dimension. So als würden sich mehrere Stimmen ein und derselben Person überlagern. Ein schrecklicher Ton. "Harry. Sie sind hier. Du musst -" Die Stimme verstummt wieder. Mister Heijdeggers Mund öffnet sich wie von Geisterhand dazu gezwungen. Sein Kopf fällt in den Nacken und beschwört Harry stillschweigend in den abgesperrten Bereich hinter den Tresen, um nach dem Rechten zu schauen. Er denkt sich, dass er in so einem Fall schon mal in diesen Teil des Ladens vordringen kann, doch was er dann sieht beruhigt ihn nicht wirklich. Mister Heijdegger steht nicht auf dem Boden! Seine Füße baumeln wie leblos in der Luft. Da taucht auch schon die düstere Stimme wieder auf und verpasst Harry einen heftigen Schock. "Fliehen! Du musst fliehen! Sie haben uns alle getötet! Du kannst sie nicht kennen - nur sie kennen dich. SIE sind das Böse in der Welt! Harry, ich kann die Verbindung nicht mehr zum Diesseits halten. Kümmere dich nicht um meine Leiche, du wirst sehen, warum!"

Und als ob es nie eine bessere Vorwarnung gegeben hätte, explodiert just in diesem Augenblick Pavel Heijdeggers ausgemergelter sterblicher Überrest mitten in der Luft in tausend kleine Fetzen. Harry wird von der dabei entstehenden Druckwelle rücklings über den Tresen gestoßen, wobei er die Kasse mit sich reißt, die sich beim Aufprall auf dem verschleimten Boden auch gleich unvermittelt öffnet. Was sie offenbart sind keineswegs offizielle Zahlungsmittel - es sind Gutscheine! Was für ein Höllenszenario. Als wäre es nicht schlimm genug, dass Harry seit einem halben Tag schon in seinen blutverschmierten zerrissenen Klamotten rumstolzieren muss - nein, jetzt hat er auch noch Mister Heijdeggers Milz im Haar! Langsam rappelt er sich auf, nur um anschließend gleich von einem Fußtritt ins bubenhafte Gesicht wieder zu Boden gestreckt zu werden.

"Mister Potter, nehme ich an. Aber natürlich. Ich erkenne die Narbe. Erfreut Ihre Bekanntschaft zu machen", flüstert eine herrische Frauenstimme von oben auf Harry herab. Dieser neigt den Kopf nach oben, nimmt die Brille ab, um das Blut von den Gläsern zu wischen. Nachdem er sie wieder aufsetzt und durch sie die Fremde sieht, staunt er nicht schlecht über ihren - so seine Meinung - mördergeilen Vorbau. Eine junge Frau, kaum älter als fünfundzwanzig, so schätzt Harry, mit langen feuerroten lockigen Haaren. Ein roter hautenger Latexanzug, der très feminine Rundungen offenbart. Dazu kniehohe Lederstiefel in Schwarz, passend zu dem guten Dutzend Gürteln, die sich die Fremde nicht nur um die Hüfte, sondern auch um Arme und Oberschenkel gewickelt hat. Weniger erotisch anzuschauen findet Harry den peitschenartigen Zauberstab, den die mysteriöse Schönheit auf ihn richtet.

Mit ihren glänzend roten Lippen formt sie sinnlich die Worte: "Avada Kedavra!"

ABLEBEN, JENSEITS, WIEDERGEBURT, KEKS

ABLEBEN, JENSEITS, WIEDERGEBURT, KEKS
 

Vor Pavel Heijdeggers Zauber-Coffeeshop im nächtlichen Amsterdam tanzt der bildliche Bär! Moody ist gerade dabei zu Gange, mit Messer und Gabel einen Teller Lungen zu verputzen. Dass es sich um die menschliche Lunge eines der Unfallopfer handelt, versteht sich sicher von selbst. Aber warum tut er das? Ganz einfach - nicht, weil Moody plötzlich zum kranken Menschenfresser geworden ist - nein - der Gedanke, der ihn steuert ist viel praktischerer Natur - Moody hat nämlich keine freien Ecken mehr, wo er noch Leichenteile verstecken könnte.

Schmatz schmatz rülps. Man hört es über die Straßen pfatschen, als wäre ein tollwütiger Wolf dabei ein Reh zu reißen. Moody hatte halt Hunger. So, jetzt noch schnell das Apfelkompott, das er sich natürlich selber zubereitet hat (siehe Lexikon unter >paranoid< oder >Verfolgungswahn<), und dann schön den Mund abwischen, schließlich ist Moody ja kein Schmutzfink!

"Geht mal rüber!", grunzt er zu Ron, dessen Kopf vor lauter Platzwunden zu vibrieren scheint, und Hermine, deren Sprengzauber an der magischen Fabrikwand, die Heijdeggers Laden verbirgt, einfach verpuffen. Moodys magisches Auge durchdringt die Ziegel als wären sie transparent und hat somit alles voll im Blick. Der eigentliche Portalöffnungsmechanismus ist ein einzelner kleiner Schalter auf der anderen Seite der Wand. Man muss nur von außen diese Stelle berühren und dabei festen Willens sein, die Pforte zu durchqueren. Hier sieht man mal wieder Moodys unglaubliche Kenntnis der Zauberwelt - ein Spitzentyp!

Er fährt seine knochige, verschorfte rechte Hand aus und streichelt fast schon zärtlich den versteckten Schalter mit einer Grazie, dass Hermine sich fast schon in den erfahrenen, unerschrockenen Ex-Auroren verliebt. Sie hat schwer damit zu kämpfen ihn nicht von hinten anzuspringen und an seinem Ohrläppchen zu saugen, als gäbe es kein Morgen mehr.
 

Im Inneren des Ladens leuchtet ein gleißendes smaragdgrünes Licht - so faszinierend wie grauenerregend, aber unheimlich schön. Mit sich bringt es ein fremdartiges Rasseln, als wäre Gevatter Tod höchstpersönlich auf seinem von Skelettpferden gezogenen Streitwagen dem Hades entstiegen, um sich sein Opfer zu krallen; um sich Harry zu schnappen! Harry sitzt apathisch da, gestützt auf seinen blutenden, aber schmerzfreien Armen starrt er dahin, wo er eben noch den peitschenartigen Zauberstab der rassigen Fremden erblickte - doch was er jetzt sieht, hat vor ihm kein Mensch gesehen, der nachher noch davon berichten konnte. Das Angesicht des Todes. Eine Fratze, die all das widerspiegelt, was Harry für das größtmögliche Leid in der Welt hielt und doch ... hatte der wie in Blut schwimmende Totenschädel etwas erlösendes, denn er machte nicht den Eindruck, als gäbe es für sein Opfer noch eine andere Option als den Tod. Die Erlösung liegt darin, dass man endlich loslassen kann. Den Schmerz hinter sich lassen, die Enttäuschungen. Es würden sowieso andere kommen. Man würde sich doch nicht lange an einen erinnern, denkt Harry. Der Kreislauf des Lebens. Im Grunde genommen ist alles, was man je getan hat, was man schafft und was man in Zukunft macht, oder gemacht hätte, völlig irrelevant, wenn man doch wieder vergessen wird. Es kommen und gehen Generationen. Die Menschheit wird definitiv sterben und alles was sie bis dahin emsig vollbracht haben wird, geht mit einem lauten Knall unter. Und dennoch wird es weitergehen. Es kommen neue Geschöpfe, die vielleicht das Drama ihrer Vorgänger wiederholen ... oder Utopia schaffen ... doch selbst wenn, wird diese Welt ebenso untergehen und das Universum wird von all den Millionen von Jahren nicht die geringste Kenntnis genommen haben, schließlich hat es doch alles schon zigmal gesehen und zigmal war es ihm egal. Alles auf Anfang - immer und immer wieder - bis das Universum selbst von vorn beginnt. Also, warum weiterleben ... ?

Nein! So darf er nicht denken! Was hier geschieht ist in einen Bruchteil einer Sekunde gefasst, doch für Harry ist es, als führe er einen ewigen Disput mit einem anderen Ich, einem Harry, der loslassen will, sterben will.

"N E I N ! ! !", schallt Harrys entschlossene Stimme durch die Paralleldimension, in der er immer noch einem haushohen Wesen gegenübersteht, dessen zerfledderter toter Schädel ihn, ohne ihn zu zwingen, unaufhaltsam in das Reich der Toten beschwört. In der Leere schwebend zieht es einen zweiten Harry aus dem echten heraus - so scheint es. Doch was ist hier die Wirklichkeit? Ist dieser grauenvolle Ort am Ende in der Vorstellung Harrys geboren? Erscheint er vielleicht jedem anders? Werden andere auf dem Weg ins Jenseits von den schönsten Erinnerungen oder ihren geheimsten und sehnlichsten Wünschen begleitet? Gleiten sie auf dem Rücken des Pegasus durch den Glanz einer Frühlingslandschaft? Empfängt hier nur der Sensenmann Harry, weil Harry sich so den Tod am schlimmsten vorstellt? Hätte ihn vielleicht ein geliebter Mensch empfangen, wenn Harry zu einem Zeitpunkt gestorben wäre, zu dem es ihm nichts ausgemacht hätte; er mit dem Leben abgeschlossen hätte?

BULLSHIT! Was zählt ist der Versuch, dem Sensenmann in den knochigen Arsch zu treten und ihm zu entwischen!

"WEICHE!!!" Die mächtige, entschlossene Stimme Harrys dröhnt wie rollender Donner durch die Knochen des Sensenmannes und lässt diesen schockartig bersten. Ein bisschen wie Silvester auf'm Friedhof, denkt sich Harry und muss prompt schmunzeln - ein unpassender Moment, so auf der Schwelle zum Nirvana. Der blutrote Raum der fremden Höllendimension nimmt das Grün des Avada-Kedavra-Zauberspruches an, der gerade erst vor einer Sekunde gesprochen wurde. Die längste Sekunde in Harrys Leben beziehungsweise seinem Tod.

Die Rothaarige macht einen halben Schritt zurück, stolpert dabei fast über gut die Hälfte von Pavel Heijdeggers Schädeldecke samt Afro-Mähne. Was ihr nun gegenübersteht, ist nicht der Harry von eben. Nicht der Rotzbub, den wir so mögen.

"Es stimmt also", sagt sie mit verkrampft überlegenem Ton. "Du kannst dem tödlichen Fluch Paroli bieten, was sonst keiner schafft." Sie kommt ins Schwitzen. Man kann meinen, sie stelle sich vor, wie sie zu Weihnachten im schön warmen, selbstgestricktem Pulli vorm Kamin Pfeife raucht. Könnte man meinen, doch ihre Gedanken sind leer vor Furcht.

Harry antwortet nicht. Er steht nur da, verändert. Seine Haut wirkt jetzt sehr blass, fast weiß, die dunklen Haare haben sich pechschwarz verfärbt und auch seine Augen sind die eines anderen. Ein rotes Funkeln dringt aus seinen finsteren Augenhöhlen. Wie eine dieser Gothik-Schwuchteln von denen man mittlerweile immer mal eine beim Katzenschlachten erwischt, weil's in ist (ein Trend wie Jojo oder Tamagotchi, der, laut Harry, bald vorbei sein dürfte), nur cooler. Das ist sie! Die Macht, die er von seinem Papa geerbt hatte! Das Erbe Slytherins. Als er Voldemort nach dessen Wiederauferstehung auf dem Friedhof zum ersten Mal sah, machte Voldemort auch keinen gesünderen Eindruck als Harry in diesem Moment - aber das ist wohl so üblich, wenn man den Tod austrickst. Ich persönlich weiß es doch auch nicht besser, ich berichte nur.

"Deine Fähigkeit ist es, die wir brauchen", sagt die Fremde mit siegessicherem Lächeln. "Schließ dich uns an. Du hast keine Wahl, Potter!"

"Wem?", knurrt Harry zurück. Seine Hände knacken, als er sie zu Fäusten ballt.

"Dem Kaiser! Er ist es, der uns das geben kann, was wir wirklich brauchen."

"Das wäre ..."

"Pommes rot/weiß, du Pfeife! Ach Quatsch, die Welt, Potter! Nichts geringeres." Die Augen der Fremden funkeln wie die eines Kindes zu Weihnachten. "Weißt du, dass du der einzige bist, von dem wir befürchten, dass er uns einen Strich durch die Rechnung machen könnte? Deshalb habe ich auch versucht, dich umzubringen. Aber wie heißt es so schön: >Feinde, die man nicht besiegen kann, sollte man sich zu Freunden machen<. Weißt du, von wem diese weisen Worte stammen?"

"Rudi Carrell?"

"Nicht doch, du Dummkopf!", fährt die attraktive Dame erzürnt auf. "Otto Fürst von Bismarck, dem Gründer unserer Organisation."

"Das ist Muggelgeschichte. Da kenn' ich mich nicht weiter aus, aber wenn du meinst ...", sagt Harry, lügt aber, denn über Bismarck hat er sehr wohl schon gehört.

"Die Muggelgeschichte überschneidet sich häufiger mit der Zauberweltgeschichte als du denkst, Potter. Bismarck war nicht nur der Kanzler des Deutschen Reichs unter Wilhelm II, sondern auch ein mächtiger schwarzer Magier. Du weißt doch sicher, dass Dumbledore - möge seine verfluchte Seele für alle Zeit in einem Haufen Hundescheiße gefangen sein - 1945 einen gewissen Grindelwald besiegte und somit berühmt wurde."

"Und. Erzähl weiter, wenn's sein muss", grummelt Harry sichtlich genervt, doch nicht ganz uninteressiert, wie auch immer man sich das vorstellen muss.

"Grindelwald war eine unangefochtene Koryphäe, was den Imperius-Fluch anbelangt. Er war es, der die negative Energie in Monstern wie Hitler oder Göbbels erkannte und sie so geschickt steuerte, dass fast die komplette Welt vernichtet worden wäre. Erst durch Grindelwalds Tod wurde der Krieg beendet." (Anmerkung der Redaktion: Macht ihr euch auch schön Stichpunkte für den Geschichtsunterricht?)

"Verdammtes Nazipack!", bellt Harry den Zauberstab auf die Frau in Latex und Leder richtend. "Willst du mich für so 'ne abgefuckte Neonazi-Sache gewinnen?!"

Eine kraftvolle dunkle Aura umhüllt Harry.

"Nichts überstürzen, kleiner Potter", besänftigt sie ihn, "unsere Vereinigung hat nicht mehr viel mit den Zauberern von damals zu tun, außer, dass unser Chef der direkte Nachfahre Bismarcks ist. Ein echt dufter Typ, du solltest ihn -"

"Who cares?", knurrt Harry tief mit finstrem Blick. "Nazi bleibt Nazi. Und jetzt darfst du verrecken! Crucio!!!" Doch so wie Harry sein Sprüchlein aufsagt, so zieht es ihn unter starken Schmerzen zu Boden direkt in die Gedärmmasse, in der er steht. Die Narbe brennt wie die Weihnachtsgans vom letzten Jahr, als er zusammen mit Ron und Seamus Finnigan (mögen seine verbrannten Knochen bald gefunden werden) versucht hatte, ohne Zauberei und völlig zugekokst zu kochen. Als Harry wieder zu sich kommt, weiß er nicht mehr, was abgeht. Er erinnert sich vage, hat aber keine echte Peilung und starrt der Fremden erst mal sabbernd aufs Dekolleté. Instinkt!

"Du hast dich wieder verändert. Du kannst die Macht nicht halten", sagt die Schönheit triumphierend lächelnd. "Na, wenn das so ist; willst du, dass ich dir die Liebe beibringe?" Unmissverständliche Lippenbewegungen folgen diesen Worten.

"Au ja!", hechelt Harry wie ein notgeiler Straßenköter, dem eine läufige Hündin einen frischen Schinken vor die Nase knallt (beziehungsweise wie ein Kind zu Weihnachten, doch das wäre ausdrucksmäßig ein schlecht gewählter Vergleich); in seinen Augen flammt das Feuer zügelloser Leidenschaft. Ein Feuer, das nur dem einer brennenden Weihnachtsgans gleichkommt (das geht zu weit!) "Besorg's mir gleich hier im Kobolddreck! Fänd ich hammergeil!"

Doch das war die falsche Antwort. Schon hat Harry einen harten Lederstiefel im Auge sitzen. Kein Akt erhöhter Ekstase der Dame.

"Es stimmt also!", wispert die Fremde abschätzend auf den bemitleidenswerten Harry herab. "Du hast zwei große Schwächen - die Frauen und das -" Sie holt etwas aus einer kleinen Tasche, die sich an einem ihrer zahlreichen Hüftgürtel befindet - ein Keks.

"Der Anti-Dippelpopp-Cookie ...", stottert Harry verdutzt. "Aber ... wie?"

"Zum Glück habe ich meine Quellen", lacht die Rothaarige. "Ich weiß, dass du das Teil hier brauchst, um nicht abzunippeln. Wenn du ihn nicht spätestens übermorgen isst, kollabieren deine Lungen und all deine Adern beginnen zu kochen. Dein Blut wird ätzende Säure, mein Guter. Du wirst von innen heraus zerfressen und erlebst das alles auch noch sehr intensiv mit. Wie schade. Wie schade, dass das hier der letzte Keks seiner Art ist. Dafür habe ich gesorgt."

"Die LEGALIZE-IT-OR-DIE-Gruppe!", beginnt Harry zu verstehen. "Miese, drogenfeindliche Schlampe! Du hast sie hochgehen lassen!"

"So sieht's aus! Und sämtliche Vorräte habe ich vor der Auslieferung vernichtet." Der Rothaarigen verziehts den hübschen Mund zu einem widerlichen Schlitz namens Lächeln.

Harry versucht's jetzt mit psychologischen Tricks - logisch, da er es ja mit einer Psychopathin zu tun haben scheint. "Gib mir bitte den Keks. Ich erfüll dir auch all deine Wünsche. Auch erotische, scheu dich nicht, meine Süße."

"Ha! Wart erstmal bis dir 'n Bart wächst, Bürschchen. Du kannst dir diesen Keks hier abholen", sagt die Schönheit, "wenn du unserer Vereinigung beitrittst. Frag Mad-Eye Moody, wo du uns finden kannst. Sag was von Bibern, wenn du schon mal dabei bist. Weißt du jetzt, warum du keine Wahl hast?"

Und mit diesen Worten macht sie Anstalten zu disapparieren, doch nix da! Moody stürmt just in diesem Moment die Feierlichkeiten mit einem lauten "Bahnfrei Kartoffelsalat!". Über frisches Blut und Galle schlitternd, stoppt er in einer Pose, wie man sie sonst nur aus dieser Power-Rangers-Sendung kennt, die Moody übrigens total gerne mag (vorallem die Saurier; die erinnern ihn an seine verstorbene Frau).

"Moody", sagt Harry, den Kopf nach hinten über die Schulter geneigt.

"Ich hab meinen Namen gehört", knurrt Moody. Als er die Fremde erblickt, klappt ihm die Kinnlade runter (richtig runter! Der Knochen hat sich aus der Verankerung gelöst!) und sein magisches Auge starrt ihr ganz offensichtlich unter die Kleider, was es ja kann. Da verschwindet sie auch schon - disappariert! "Wer war'n das? 'Ne zuckersüße Honigbiene! Und der feine Stoff! Latex, nehm ich mal an."

"Wer das war?!", empört sich Harry. "Komisch, dass sie ganz genau weiß, wer du bist. Du wüsstest, wo sie hin will! Ich solle Biber erwähnen (Moody zuckt zusammen). Was geht ab, Moody? Bist'n Verräter, nich wahr? Willste Dresche, oder was?"

"Wie bitte?", weicht Moody zurück. Er scheint sichtlich geschockt und da erscheint auch schon ein kleines Tränchen in seinem normalen Auge, während das magische scheinbar mal wieder Karussell fährt, so schnell dreht es sich (das macht es ja manchmal, nur warum?). "Du bist doof! Ich hab gar nichts gemacht! Du bist nicht mehr mein Freund!"

Da fetzt er auch schon heulend durch die hirnverschmierte Tür hinaus in die Nacht, wobei er noch Ron über'n Haufen rennt. Hatte sich Harry vertan? Er hat übereilig gehandelt und seinen Freund verletzt; Moodys kleines Kerz hat einen Riss - und diesmal keinen, den man im St. Mungu-Hospital wieder zukleistern könnte. Jetzt tut es Harry Leid und er will sich entschuldigen. Er folgt Moody und rennt dabei über Ron, der mit dem Hinterkopf so hart auf dem Asphalt aufschlägt, dass man meinen könnte, ihm spritze Blut aus den Ohren - doch selbst wenn, darf man nicht vergessen, dass es ja nur Ron ist und dem passiert schließlich dauernd so ungeschicktes Zeug.

Hermine betritt das Kampffeld und ist etwas erstaunt. Da holt sie einen Mop aus der Abstellkammer und macht erst mal so richtig schön sauber. Das geht natürlich nur mit der passenden Begleitmusik. Schmieriger independent Brit-Pop.

WAHRE MÄNNERROMANTIK

WAHRE MÄNNERROMANTIK
 

Es ist kalt geworden in Amsterdam. In den Straßen herrscht jetzt - kurz nach Mitternacht - Geisterstimmung. Kaum jemand wagt sich heute noch raus, nach dem, was man in den Nachrichten aktuell hört. "Unbekannter mit britischem Akzent und Glubschauge verspeist Passanten nach selbstverschuldetem Parkfiasko." Harry soll's verdammt noch mal recht sein - Hauptsache die Stadt ist schön übersichtlich ohne all die Menschen. Er muss Moody finden; er hat Scheiße gebaut. Verdammt noch mal! Er muss Moody finden!

Im Spurtschritt über eine schmale Brücke, rechts um die Ecke. Wham! Kein Weg - nur eine Hauswand, die man aber unmöglich bei der Dunkelheit erkennen konnte. Zumindest ist das Harrys Ausrede, als eine Gruppe mutiger holländischer Schulmädchen in kurzen Röcken giggelnd vorbeikommt und über den am Boden liegenden Harry tuschelt und kichert. Wie soll er ihnen das verständlich erklären? Egal, sie verstehen ihn eh nicht, so wie er sie nicht verstehen kann, so wie er auch kein Mazedonisch versteht. Da fällt Harry doch glatt der Spruch ein, den jemand - wahrscheinlich die sexy Domina-Schurkin - mit Blut in Pavels Laden über die Tür hinter der Kasse geschrieben hatte. Zum ersten Mal bereut es Harry, dass er in seinem ganzen, scheinbar vergeudeten, Leben nur diese eine einzige Fremdsprache >gelernt< hatte - Parsel, die Schlangensprache. Und selbst die konnte er nur spärlich einsetzen, da man selten mal 'ne Schlange einfach so beim Spazieren trifft.

Man stelle sich das vor: Man geht durch die Stadt und trifft den Herr Natter. Man sagt >Guten Tag, Herr Natter. Wie geht es den Kindern?< und der Herr Natter, gekleidet wie ein Geschäftsmann, antwortet >Ssssss. Haben dieeeee Dingooossssss gefresssssssen bevor ssssieeee geschlüpft ssssind<. Eine seltsame Vorstellung, die Harry dazu veranlasst lauthals zu lachen - genauso wie einen durchgeknallten Irren, was die holländischen Schulmädchen, die noch in Sichtweite ihre Bahnen ziehen, ihren Schritt drastisch beschleunigen lässt.

Die folgende Szene ist schwer zu beschreiben, ohne dabei die Wahrheit aus den Augen zu verlieren, weshalb ich sie ganz weglasse. Nur soviel: Ein tanzendes Zebra und drei Liliputaner beim Limbo-Contest, dem auch Harry beiwohnen wird, mit ungeahntem Ausgang.

Kurz nach Eins - Ende der Geisterstunde!

Harry kommt an einem nicht-magischen Coffee-Shop vorbei und staunt nicht schlecht, als er das sieht, was er durch's Fenster so alles sieht. Was das ist? Moody und ein halbes Dutzend holländischer Huren ... trinken Kaffee! Auf dem Tisch liegt ein Franz-Kafka-Roman. Welcher? Der Prozess! Harry hat den Durchblick, denn er weiß, dass sich Moody bei dummen Leuten oft als Franz Kafka, dem wichtigsten tschechischem Schriftsteller aller Zeiten, sollte man meinen, ausgab, um ihnen einen vom Pferd zu erzählen. Von wegen, er wäre gar nicht tot, nur damals schwer krank gewesen, seine Geschichten wären alle von Affen geschrieben worden - er habe doch nur die Peitsche verwaltet, Tschechien wäre auch gar kein Land - vielmehr eine große Stadt, so wie Luxemburg oder der Vatikan. Ja, der Vatikan. Moodys Lieblingsthema. Niemand weiß, warum. Er kennt sich auch gar nicht mit der katholischen Kirche, dem Papst oder all dem Bibelkram aus, doch, dass so ein kleiner Haufen Häuser eigene Euro-Münzen prägen darf, ist ihm absolut suspekt. "Die gehören doch alle verhaftet und für immer weggesperrt!", bellt er dann immer aufgebracht - da muss man den Vatikan noch nicht mal erwähnt haben, es reicht meist schon, wenn Moody ein Wort hört, das so ähnlich klingt wie Vatikan - so was wie Vagina. Und das Wort hat er in Gesellschaft der Nutten heute nacht verdammt oft gehört!

Zögernd betritt Harry die Räumlichkeiten des Lokals, unauffällig zu Moodys Tisch blinzelnd sucht er den Weg zur Bar, um sich ein Butterbier und ein Schälchen Haschkekse völlig legal servieren zu lassen - und er findet den Weg. Sein Ziel ist klar: eine Entschuldigung. Er versucht Moodys Gespräch zu belauschen, um den richtigen Moment abschätzen zu können, in dem er es unterbrechen könnte, ohne in tausend Stücke zerschossen zu werden (wir erinnern uns: Moody ist äußerst schreckhaft). Doch Harrys Tour ist völlig überflüssig - Moodys magisches Auge ist längst auf Harry gerichtet. Zwar weiß Moody nicht, warum, doch er fühlt sich irgendwie zwiegespalten; die eine Hälfte fühlt sich grundlos schuldig, die andere findet, dass Harry ihm grundlos Schuld zu schiebt. Schon seltsam, doch wie auch immer, Moody nimmt sich fest vor die Nutten Nutten sein zu lassen und ein Wort mit seinem alten Kumpel zu wechseln, der krampfhaft darauf erpicht, desinteressiert zu wirken, am Butterbier nippt, als säße er auf glühenden Kohlen.

Aber es soll nicht sein - ein junger Mann mit mächtiger elchgemusterter Pudelmütze spricht Harry an, irgendwas von wegen "Oh, Sie müsse Mister Potsmoker sein. Meine 'err, Sie sein meine grossè Idol." Moody fühlt sich fehl am Platz und beschließt seinen Kafka-Roman einzupacken, um zahlen zu können. Er will nur noch alleine sein, höchstens noch ein, zwei Nutten. Jedoch trägt sich dies zu:

"Nimm das Teil aus meiner Fresse, Elchkopp!", hört Moody Harry aus der Richtung der Bar schreien. Der vermeintliche Potsmoker-Fan hält Harry einen Zauberstab an die Kehle.

"Du müsst sein völlisch malade á la tête, quand du pense que je suis ton fan, motherfucker!", kreischt er hysterisch mit fremder Zunge.

"Hey hey, alte Drecksau, bleib mal easy. Am Anfang konnt ich noch verstehn, was du willst, aber wie war das am Ende. Ich versteh kein einziges Wort von all dem Scheiß, den du brabbelst. Alles, was ich weiß, ist ..."

"Dodon-Pa!", schallt Moodys Stimme durch Mark und Bein. Sein Finger, der direkt an die Schläfe des verwirrten Franzosen gerichtet ist, entsendet einen heißen, gleißenden Energiestrahl, der die Pudelmütze des Fremden völlig verkokelt und somit unbrauchbar macht.

"Alles, was ich weiß, ist, ... dass mein alter Kumpel Moody, der ungeachtet all der Scheiße, die ich in meinem Leben abgezogen hab, immer noch an meiner Seite kämpft, wenn es hart auf hart kommt", beendet Harry strahlend seinen Satz. "Und das, mein Lieber, ist echte Männerromantik!"

"Oh, ihr kleinen Schwüchteln, küsst eusch dock, wenn ihr so schwüle, britagnische Arschfickè seid", zischt das französische Miststück mit saftigem Akzent.

"Was willst du vom jungen Potter, Froschfresser?", knurrt Moody äußerst erbost, den rechten Zeigefinger erneut auf eine besonders elchige Stelle der Pudelmütze des Fremden gerichtet. Im Hintergrund macht eine holländische Hure darauf aufmerksam, dass man Froschfresser nicht sagen darf, weil's nämlich ein böses Wort ist.

Der Franzose wird ruppig: "Was ISCH von ihm will? Was 'ab isch dieser monarschistischen Rektalfurunkèlanomalie je getan, dass èr mein Famille serstört?!"

"Wer zum Satan bist du eigentlich?", sagt Harry.

"Patrice Delacour. Ihre Bruder. Sie war dock noch eine Kind, du Bastard!", schreit er Harry ins Gesicht. Allen ist klar, was er meint. Der Mann aus Frankreich ist Fleur Delacours Bruder. Es stellt sich im nachfolgenden Gespräch über Gott, die Welt, Baguette, Zinedine Zidane und natürlich die Frauen heraus, dass Patrice es Harry übel nahm, dass dieser seiner Schwester Fleur drei Braten in die Röhre geschoben hat, von denen er noch nicht einmal die Namen kennt (als Harry von der ersten Schwangerschaft erfuhr, schlug er den Namen Mäuseschnäutzchen vor, wenn es ein Mädchen wird, und Pressbohrboy, wenn es ein Junge wird; als er sie das zweite Mal schwängerte - woraufhin Fleur Zwillinge zur Welt brachte - sagte er, sie solle an den Namen, den sie für's erste Kind gewählt hatte, einfach 'ne 2 ranhängen, denn das würde es später mal einfacher machen, wenn Fleur in die Sachen des ersten Kindes dessen Namen eingestickt hätte und diese Klamotten danach dem zweiten noch mal anziehen wollte - schließlich hätte sie dann überall nur noch 'ne 2 hinter den bereits gestickten Namen einnähen müssen und voilá - so gut wie neu). Na jedenfalls, hieß es, Harry hätte die Familienehre beschmutzt und Patrice müsse sich nun in einem Duell dem Schwängerer seiner jüngeren Schwester (sie ist jetzt etwa 20, er 22) stellen, etcetera popetera.

Jetzt finden sich die drei wackeren Kämpfer allerdings untereinander alle voll cool und dufte - eben urst knorke. Und spätestens nach der fünften weginhalierten Wasserpfeife ging Patrice felsenfest davon aus, dass er nur nach Amsterdam gekommen wäre, wegen all der Sehenswürdigkeiten und um von all dem guten Wein Abstand zu gewinnen (die Wahrheit soll kurz genannt sein: Patrice hatte einen magischen Gegenstand - den Feindaufspürer. Dieser zeigte ihm zwar, wo Harry sich aufhielt; doch eine ungeheure Angst vor Wasser hielt ihn davor ab, nach England zu gehen, um Harry zu töten. So wartete er nahe der Küste auf seinen Feind, um sofort zuschlagen zu können, sollte sich Harry jemals über den Kanal wagen. Auf die Frage hin, warum Patrice nicht gleich nach England appariert ist, kann ich nur sagen, dass er das nie richtig gelernt hatte).

"Mes amis!", erhebt Patrice sein Glas und versucht dabei aufzustehen, doch ein hoher Alkoholanteil im Blut fesselt ihn an seinen Barhocker. "Isch 'abe ein Entschlüss gèfasst. Isch kommè mit eusch und kämpfè gegen ... wen auck immèr."

Die Bardame serviert die achte Runde Butterbier und kehrt die Erdnussschalen um die Füße der Freunde weg, ein paar Huren machen sich auf den Weg nach Hause - schließlich müssen Familien versorgt werden. Eine von ihnen, die nur nebenjobmäßig rumhurt und hauptsächlich als Germanistikstudentin anzutreffen ist, sammelt ihre Kafka-Stichpunktsammlung zusammen, bückt sich nach Seite zwölf und kassiert von Patrice erst einmal einen berherzten Klaps auf den zuckersüßen Popo.

"Da besteht noch die Frage, warum die Domina vorhin gesagt hatte, du wüsstest, wo sie zu finden wäre, Moody", stellt Harry in den Raum. "Sie fing nur irgendwas von Grindelwald und Bismarck an. Sind jedenfalls Nazis. Also Deutschland, nehm ich -" Doch weiter kommt Harry nicht. Moodys magisches Auge tanzt Foxtrott, sein nichtmagisches auch.

"Sa-sagtest du-", knurrt Moody leise stotternd und offensichtlich erschreckt, "sagtest du Grindelwald - und Bismarck? Das kann nicht sein - sie müssen alle tot sein. Wir haben sie doch damals bekämpft. Ich verlor damals viele Organe. Dumbledore kämpfte auch mit ... Aber ..."

"Du weißt also doch was!", ruft Harry atemlos. Der Schweiß rinnt über die blassen Gesichter der dreiköpfigen Runde. "Dann weißt du, wo sie sind, Moody? Bitte sag etwas!" Harrys Butterbier wird durch ausladende Armbewegungenen seines Trinkers umgekippt, doch er merkt es nicht. Sein Blick ist steif auf Moodys zappelnde Augen gerichtet. Der dreht seinen Flachmann zu, ohne noch mal kräftig daraus zu schlucken - das ist absolut unnatürlich für ihn. Die Lage scheint ernst zu sein.

"Es gibt nur einen Ort, an dem ich mir dieses Pack vorstellen kann", knurrt er leicht zitternd. In seiner Stimme zeichnet sich Angst ab. "Kleinschmöllnau!" Sein Blick wirkt jetzt wieder sehr entschlossen. "Das deutsche Hogwarts, wenn man so will. Die Akademie, die die mächtigsten Schwarzmagier aller Zeiten hervorbrachte."

"Claine-Schmeulle-Mützè?", lallt Patrice total besoffen, sein glasiger Blick folgt einer Fliege.

"Kleinschmöllnau!", erwidert Moody. "Wir haben dieses Drecksnest aber 1945 komplett ausgebrannt, ein riesiges Kriegsfeld, ein Friedhof - das kann doch nicht möglich sein, dass das noch existiert, doch einen anderen Ort kann ich mir nicht vorstellen." Moody fängt Harrys fragenden Blick auf. "Auch eine Zaubererschule und größer als Hogwarts. Allerdings lange Zeit eher unbekannt beziehungsweise in Vergessenheit geraten, da sie seit Anfang des neunzehnten Jahrhunderts nicht mehr den Richtlinien der internationalen Bestimmungen in Bezug auf magische Bildung unterstellt ist. Generell hielt sich Kleinschmöllnau stets fern von all den Beziehungen unter den Akademien. Es war immer schwer, zu untersuchen, was diese teutonischen Teufel da unten treiben, doch keine Chance! Die sind zu gut gesichert. Und so konnten wir auch nicht erkennen, dass sich Monster wie Otto Fürst von Bismarck oder Grindelwald innerhalb der Mauern der deutschen Akademie entwickelten. Und dabei wussten wir doch schon seit vielen Jahrhunderten von der Macht der germanischen Zauberer."

"Wie meinst du das", fragt Harry.

"Das Trimagische Turnier!", brummt Moody entschlossen. "Vor vielen Hundert Jahren nahm anstelle von Durmstrang, das es damals noch gar nicht gab, Kleinschmöllnau am Turnier teil. Und was soll ich sagen? Sie gewannen praktisch jedes Mal. Doch weißt du, was seltsam ist, Harry?"

"Der Name Kleinschmöllnau an sich!"

"Das meine ich nicht", blockt Moody ab. "Es ist seltsam, wie sie gewannen. Oft musste man nicht ein mal mehr in die dritte Runde gehen, da der Champion aus Kleinschmöllnau zufälligerweise meist nach den ersten zwei Runden der einzige Überlebende war. Seltsam, oder?"

"Aber 'at man denn nischts gegen die deutsch Schulè gémackt?", bringt sich Patrice in's Gespräch ein.

"Eben", meint Moody. "Die Ministerien für internationale Zusammenarbeit und sportliche Ereignisse gaben ihr Misstrauen kund und zogen so Kleinschmöllnaus Wut auf sich. Die deutsche Schule war beleidigt und brach sämtliche Interaktionen zu Beauxbatons und Hogwarts ab. So sieht's aus. Fuck! Ich dachte, wir hätten sie 1945 endgültig zerschlagen und vernichtet. Es geht von vorne los!"

"Scheißè", meint Patrice.

"Jaah", stimmt Harry zu. "Scheiße!"
 

"Hermine! Mach langsamer. Ich seh nichts mehr", nörgelt Ron, der die Augen voller Blut hat. Er watschelt hinter Hermine, die gerade so richtig ordentlich geputzt hat, durch die Gasse vor Pavel Heijdeggers Laden.

"Bleib doch einfach hier, abgefuckter Sissy-Boy!", speckert Hermine den Blick entschlossen nach vorn gerichtet. Sie geht durch die Wand. Ron folgt ihr, ohne sich zu verletzten. Draußen auf der Straße steht Moody in sehr dynamischer Pose mit ausgestreckten Armen. Knochen fliegen aus seinem Zauberstab und fügen sich erneut an Darkness Arise, wie schon am Tag zuvor. Der Buggy wächst und wächst.

Harry, der mit Patrice hinter dem Gefährt auftaucht, weist an: "Das muss noch viel fetter werden. Schließlich ziehen wir in den Krieg, Moody."

"Das ist wie 1945!", knurrt Moody grell. "Endlich fühle ich mich wieder wie ein echter Killer! MORPH, BABY! M O R P H ! ! !"

"Fuck it", meint Ron verdutzt, nachdem er sich das Blut von den Augen gewischt hat und das brandneue Knochengefährt vor sich stehen sieht. "Das is ja die derbste Scheiße, die ich je gesehen hab!"

Aufgebäumt wie ein mordlustiger Riese steht es da - Darkness Arise im Panzermodus! Überall ragen schwere Kanonen aus Gebeinen in die Lüfte, bereit ganze Städte zu zerbersten. Die Front der Mördermaschine ist verzerrt wie die böse Schnauze eines Werwolfs mit xenonblau funkelnden Augen. Der Geruch von Tod und Zerstörung liegt in der Luft, versetzt mit dem von Bratwurst - eine Frittenbude steht gleich um die Ecke. 24 h am Tag geöffnet! Jetzt holen sich alle, außer Hermine, die ja nix essen muss (höchstens Gehirne, doch das ist oft nur ein Klischee), noch schnell was zu Essen und dann geht's auch schon los!

Das Radio dröhnt: "We had joy, we had fun, we had seasons in the sun, but the stars we could reach were just starfishs on the beach ..."

Auf in den Krieg, ihr tapferen Helden!

AUF GOETHES SPUREN

AUF GOETHES SPUREN
 

Der Sonnenaufgang taucht den Kontinent in ein goldenes Licht. Die ersten warmen Strahlen lassen ein rasend schnelles Objekt auf einer langen schwarzen Straße, die sich durch die weiten Landschaften Hollands zieht, silbern glänzen. Es ist als wollte die Sonne dem Planeten ein Abschiedsgeschenk überreichen, so schön lässt sie ihn an diesem Morgen erscheinen - als wüsste sie, dass es sein letzter Tag wird, der in diesem Moment anbricht ...

Darkness Arise funkelt in diesen frühen Stunden, als wäre es der Erzengel Gabriel. Die wunderschönen warmen Farbtöne, die ihm durch den Stern am Tageshimmel verliehen werden, lassen einen ganz vergessen, dass es sich um ein paar Tonnen menschlicher Gebeine handelt, die da als Panzer umfunktioniert einen Haufen total Verrückter in den Krieg transportieren.

Moody hält das knochige Lenkrad locker in der linken Hand, während er mit der rechten lässig und praktisch ohne jedes Rythmusgefühl zum Takt des Songs, den das Radio vermittelt, auf das Armaturenbrett klopft. Sein magisches Auge ist Richtung Schädeldecke abgetaucht, um durch diese den anmutigen azurblauen Himmel zu begutachten.

"And my father organized for me a collage in the east, but I went to California - the sunshine and the beach ...", dudelt die Anlage über die Besatzung von Darkness Arise, die da wären Ron (träumt anscheinend von Frauen, da er die ganze Zeit im Schlaf die Hüften kreisen lässt), Hermine (träumt davon, dass sie was isst - scheinbar durch das sehnsüchtige Verlangen nach dem Leben zum Vorschein gebracht) und Patrice (träumt nichts Spektakuläres, möchte man meinen) - Harry, der Vierte im Bunde der jungen Wilden kriegt heute kein einziges Auge zu. Neben Ron in der zweiten Reihe sitzend, starrt er die ganze Fahrt, seitdem sie Amsterdam verlassen haben, verträumt aus dem Fenster. Ihm geht in diesem Moment seine eigene kleine Melodie im Kopf herum.

Leise rinnt ihm Wort für Wort über die Lippen: "I touched the fire

,And it freezes me

I looked into it

And it's black

Why can't I feel

My skin should crack and peel

I want the fire back
 

Now through the smoke

She calls to me

To make my way across the flames

To save the day

Or maybe melt away

I guess it's all the same
 

So I will walk through the fire

'Cause where else can I turn

I will walk through the fire

And let it -"

"Halt mal bitte die Klappe, Harry", knurrt Moody leise nach hinten, während er sich ohne Rücksicht auf Verluste am Lautstärkeregler seiner Anlage befriedigt, indem er das Rädchen mit der Aufschrift Volume im Uhrzeigersinn dreht, als gäbe es kein Morgen (eine Vorahnung?). "Jetzt kommt grad wieder einer meiner Lieblingssongs."

Das Radio meint zu dieser Angelegenheit:

"Such a shame to believe in escape

A life on every face and that's a change
 

Till i'm finally left with the eight.

Tell me to relax

I just stare

Maybe I don't know if I should change

A feeling that we share.
 

It's a shame

Such s shame

Number me with rage.

It's a shame

Such a shame ..."
 

Jedes Mal, wenn Darkness Arise durch eine Ortschaft rollt, drückt Moody den Unsichtbarkeitsknopf, damit niemand das fremdartige Gefährt sieht und womöglich noch die Nato ruft, denn so 'ne Scheiße braucht Moody nie nie wieder. Harry kennt diesen Schalter noch aus dem alten Ford Anglia, den er mal zusammen mit Ron von dessem Vater - möge er in Frieden ruhn - geklaut hatte. Aber eins ist sicher: Darkness Arise ist viel taffer als diese rostige Schrottlaube, die wahrscheinlich immer noch im verbotenen Wald von Hogwarts nachts Teenagern auflauert, um sie totzuparken, oder gar zu verspeisen, sofern so etwas bei Autos überhaupt möglich sein sollte. Forscher streiten in dieser Beziehung. Was Harry aber doof findet an Darkness Arise, ist der Fingerknochen, der ihn ein tiefes Loch in die rechte Pobacke bohrt und den Sitz unter ihm blutrot färbt, aber schmerzen findet er dann doch wieder so was von nicht unbedingt verkehrt, dass er doch tatsächlich beginnt, die brennenden Qualen zu genießen - und siehe da - unser kleiner Harry wird von Vater Morpheus ins Land der Träume gezogen (die USA).

Die USA: Harry traut sich beim texanischen Schwulen-Rodeo mitzumachen. Das ist wie richtiges Rodeo, nur, dass man nicht auf den pöösen Ochsen reitet, sondern einem rosa Pudel die Haare frisiert. Mister George Bush, dessen Vater und ein weiterer Ami, den Harry als Mister X verbuchen muss, da er absolut keinen Schimmer hat, wer der Typ mit den Mörderkoteletten und dem Palmenanzug sein könnte bzw. zu sein vermag. Ein Mysterium, dass den kleinen Harry immer weiter in einen Tunnel der nichtjugendfreien Welt der medialen Samstagabendunterhaltung zieht, bis plötzlich der laute Schmerzensschrei einer sterbenden Zollbudenfrau ihn wieder in die kranke Realität zieht - es ist 10 Uhr! Er hatte satte fünf (oder weniger) Stunden den homoerotischen Träumereien gefrönt, wie auch immer das zu verstehen ist.

Verdutzt schaut er aus dem Fenster und erkennt, dass Moody beim Passieren der Grenze zwischen den Niederlande und Deutschland eine Frau in Uniform zermatscht hat, die jetzt langsam vor sich hin blubbernd ihre letzten Atemzüge macht. Jaja, denkt er sich. Nur weil Darkness Arise unsichtbar ist, ist es noch lange nicht weg - nur transparent, um nicht zu sagen unsichtbar! Egal - über vergossenes Blut braucht man keine Tränen vergießen, sagte Harrys Papi immer und irgendwie ... war das schon 'n ziemlich bescheuerter Spruch, aber - es war ... definitiv ein Spruch - und damit muss man - gottverdammtnochmal - leben!
 

"Ich will deutsches Bier trinken und Bratwurst essen!", lärmt Ron schon seit geraumer Zeit. Alle fühlen sich genervt, schließlich würden sie alle viel lieber die wunderschöne Landschaft genießen, die sie ja in ihrem tristen England nicht zu bieten bekommen. Eine Schande ist das doch, denkt sich Harry und nimmt sich fest vor, daran etwas zu ändern - nur wie?

Ein Zwischenstop, um deutsche Gastronomie zu erproben und auszutreten (kacken).

Es geht weiter. Ron nervt jetzt nicht mehr, da er genug zu tun hat; beim Verzehr der heißersehnten Bratwurst hat er es irgendwie geschafft, sich eine Gabel tief unter die Haut zu rammen, die er jetzt wieder aus seinem ... Arm herauszuoperieren versucht - ein Himmelfahrtskommando! Schließlich bricht er die Gabel letztendlich einfach per Zauberspruch an der Einstichstelle ab - soll der Mist doch von alleine rauseitern! Patrice und Hermine spielen auf der Rückbank "Ich seh etwas, was du nicht siehst, du beschiss'ne Zombiebraut / du verdammter Froschfresser" (Froschfresser sagt man ja eigentlich nicht, politisch total inkorrekt) und so hart sich das auch anhört, es scheint trotzdem eine Menge Spaß zu machen. Harry hatte die beiden schon lange nicht mehr so lauthals lachen hören. Bei Hermine konnte er sich an das letzte Mal noch sehr gut erinnern. Sie waren damals auf einem dieser Schulbälle bei denen man immer diese tuntigen Keider tragen musste. Na, jedenfalls hatte Hermine ihrer Erzrivalin Pansy Parkinson, deren Augapfel und abgetrennte Hand (beziehungsweise, was von der der Hand übrig ist) Harry übrigens immer noch mit sich rumschleppt, magisches Abführmittle, das Rons verstorbene Brüder Fred und George für sie zusammenbrauten, in den Punsch gemixt, was dazu führte, dass sich die ehemalige Slytherin-Schülerin mitten auf der Tanzfläche erbrach. Was sie erbrach war jedoch keine Kotze - nein. Das war Scheiße! Aber um jetzt nicht zu fekalhumorverherrlichend zu werden, wird diese Geschichte schlagartig abgebrochen und wir denken alle an Häschen.

Hmmm ... Jetzt denkt Harry darüber nach, wann er Patrice das letzte Mal so herzhaft lachen gesehen hat und da bemerkt er erst, dass die beiden sich doch erst seit etwa neun Stunden kennen. Neun Stunden von denen Harry mehr als die Hälfte der Zeit geschlafen hatte. Und trotzdem findet Harry, dass der flachsblonde Patrice trotz verkokelter Pudelmütze 'ne echt dufte Type ist!

Scheinbar sind hier magische Kräfte am Werk, denn Patrice muss gerade den selben Gedankenweg wie Harry gegangen sein. Freudigen Gemüts verkündet er fröhlich und frivol: "Äscht, Leutè. Ihr seide so sèr - wie sagt man auf Inglisch - dope! Cette nom, oui! Et ... Isch meine und Harry - da iste etwas, das isch dir gèrne sagèn moschtè. Und swar, dass isch schtols sein kann, dass du die Papa von mein Nischte und - wie sagt man - äh - Nischtern bist. Weil du bist viel mehr cool wie die beschissen Drècksau, mit die war mein Schwestè Fleur vor dir susammen. Wie die dumme Schweinfossè hieß? Ah ja! Er 'at ge'eißen Bill. Bill Weeslybee. Oui! Die alte Scheißèfressè!"

"Äääähhhhm", meint Harry, der etwas rot wird wie all die anderen in Darkness Arise, außer Patrice, der immer noch schelmisch lächelt. "Darf ich dir vorstellen: Ron Weasley, Bills Bruder."

Während Harry höflich auf seinen Banknachbarn verweist, färbt sich Patrices Gesicht magnolienrot. "Oh fuck!", meint er verlegen, aber deutlich. "Ey, Alter. Ès tut mir äscht -"

"Ist schon gut", meint Ron interruptionierend. "Schon gut. Ich war ja selber nicht mehr so gut auf den zu sprechen, nachdem er die Nacktfotos von mir im Internet veröffentlicht hatte. www.nuderatboy.com ...Von der Kohle, die er damit verdient hat, hab ich auch nie was geseh'n. Dieser Hurensohn!"

"Ron, du bist ja so blöd", sagt Hermine, die hinter Harry sitzt, gelassen. "Wenn Bill ein Hurensohn ist, oder besser gesagt war, dann bist du das genauso." Auf Rons fragenden Blick hin, muss Hermine fortfahren: "Ihr habt die selbe Mutter, verstehst du?"

...

"Ach so!", sagt Ron dumm grinsend. Ein Triumph des Geistes. Aber eigentlich weiß niemand, ob er wirklich kapiert hat, was er vorgibt, kapiert zu haben. Armer Ron - ist so dumm wie Brot mit Stroh.

Fahr. Fahr. Fahr.

"Mad-Eye", sagt Hermine mit ansteigender Stimmlage. "Wenn wir in Kleinschmöllnau ankommen, sollten wir alle schick aussehen. Wir sollten noch 'ne Runde shoppen."

"Hast Recht", stimmt Moody ausdruckslos zu, zieht Darkness Arise quer über die Straße nach links, wobei beim Durchbrechen der entgegengerichteten Fahrspur ein Auto gerammt und einige Meter mitgerissen wird - ohne dass dessen Fahrer weiß wie ihm geschieht, da er ja das transparente Panzergefährt gar nicht hat kommen sehen. Als eben dieser Fahrer gegen abend des selben Tages wieder zu Bewusstsein kommt, klagt er erst noch über den tragischen Verlust seiner Beine und schildert dann den netten Herren von der Polizei, die extra ins Krankenhaus kommen, um seine Aussage abzunehmen, dass eine unsichtbare Macht für seinen Unfall verantwortlich war und nicht etwa der erhöhte Alkoholspiegel, den er angeblich beim Fahren noch hatte (so die Polizei, Beweise gibt es nicht für einen erhöhten Alkoholspiegel, doch das interessiert die Herren Polizisten nicht). Am Ende des Tages, als der beinlose Fahrer endlich vor Schmerzen einschläft, kann man sich zwischen Polizei und Ärzten friedlich darauf einigen, dass eine Irrenanstalt das Beste für den Patienten/Unfallfahrer wäre. Ironie! Jemand der aus gutem Grund in der Irrenanstalt war und dort ausgebrochen ist, sorgt dafür, dass jemand, der vollkommen normal im Kopf ist, unschuldig ins Irrenhaus eingeliefert wird. Ein Zusammenhang über den sich Moody aber überhaupt keine Gedanken macht, da er von der ganzen Geschichte gar nix weiß. Stattdessen trägt er bunte Hemden und lange Reisemäntel Probe.

Neu eingekleidet (u.a. haben Moody einen neuen schwarzen Mantel und Patrice eine Pudelmütze mit Pinguinmuster) und ohne einen Cent weniger in den Taschen verlässt das Chaos-Quintett das Kaufhaus. Jawohl - sie sind allesamt 1A-Diebe. Gesindel, Abschaum, absolut assozial! Die alte Schule eben. Briten und Franzosen. Ups!
 

Man hat es kaum bemerkt, doch plötzlich (etwa gegen 17 Uhr) reißt die Raumzeit um Darkness Arise, wobei sich die komplette Umgebung schlagartig deformiert und die Gang samt Gefährt befindet sich nicht mehr in der mitteldeutschen Pampa, sondern auf einer prunkvollen Schlossanlage, die im Glanz der nachmittäglichen Sonne in allen Farben glänzt. Geschmackvoll mit Gargoyles, Greifen und weiterem fantastischem Getier verzierte Türme ragen bis weit in den leicht bewölkten Himmel. Ein Schwarm Tauben landet neben Moody, der als erster ausgestiegen ist, auf dem frischgemähten Rasen, der die Größe von mindestens einem Dutzend Quidditschfeldern hat. Harry folgt seinem alten Kumpel und erblickt jetzt die volle Pracht des mächtigen Schlosses, welches sich am Ende der Wiese aufbäumt. Ihm ist klar, dass sie Kleinschmöllnau erreicht haben. Es ist ja so viel riesiger und auch schöner als Hogwarts (als dieses noch existierte natürlich).

"Fuck it!", meint Ron, der just in diesem Moment nach draußen tritt und direkt auf die Schnauze fällt. Dabei bohrt sich sein Zauberstab, den er falsch in der Hose verstaut hatte, in seine Hüfte, woraufhin sein neues kastanienbraunes Designerhemd, das fast auf Geschmack hätte schließen lassen können, völlig versaut wird.

Patrice folgt Ron auf schnellen Sohlen und eilt sofort zu einer enormen formvollendeten Eiche nicht weit vom Eingangstor, um seine französische Blase zu entleeren. Er hatte kurz zuvor sage und schreibe einen Kasten Bier versoffen. Es war ein Wetttrinken mit Harry, welches Patrice ganz klar für sich entscheiden konnte, doch zu welchem Preis?

BISMARCK

BISMARCK
 

Aus der weit entfernten goldenen Eingangstür tritt ein junger Mann, den Harry trotz frisch gesäuberten Brillengläsern erst erkennt, als sich der Unbekannte auf gut 20 Meter nähert (die Sonne blendet so dolle!). Der Fremde ist etwa in Harrys Alter, vielleicht ein paar Jahre älter. Seine Kleidung macht einen sehr legeren Eindruck - weite Jeans, gelbes T-Shirt. Seine gülden schimmernden hellbraunen Haare hängen ihm locker bis fast über die Ohren. Seine bergseeklaren Augen treffen Harrys musternden Blick.

"Harry Potter, nehme ich an", sagt der Mann. "Und du da -" Sein Blick wandert hinüber zu Patrice, der seit nun mehr vier Minuten die Eiche vor dem sicheren Trockentod durch kontinuierliches Bewässern rettet. "Du befindest dich jetzt unter Zivilisierten. Könntest du wohl deinen verkrüppelten kleinen Schwanz von meiner tausendjährigen Eiche entfernen. Sonst müsstest du mich entschuldigen, wenn mein Zauberstab ausrutscht und dich untenrum 'n paar Zentimeter kürzer macht."

"Oh - excuse-moi, mais - isch müssè pissen, du blödes Aasch!"

"Hüte deine Zunge, wenn du mit dem Herrn des Hauses redest, du Narr!", donnert eine Stimme aus der Richtung eines kleinen Steingartens rechts vom Eingangstor. Harry erschrickt - er kennt diesen gebieterischen Ton. Er dreht sich um und erblickt die Domina, die ihn vergangene Nacht umgebracht, verführt, über die Geheimnisse der deutschen Geschichte aufgeklärt und schließlich hierher beschworen hat. Nur ihr Outfit ist ja jetzt so viel unspektakulärer. Ein langes, zu Harrys Ärger alles bedeckendes lavendelfarbenes Satinkleid mit Blumenmuster, auf dem sich ihr feuerrotes Haar besonders stark abhebt. Ihr Gesicht liegt im Schatten eines geschmackvoll mit Fliedergestecken verzierten Sonnenhutes, den sie wohl trägt, um ihre zarte, blasse Porzellanhaut vor den heute besonders bräunungsbegierigen Sonnenstrahlen zu schützen.

"Mon fucking dieu!", sagt Patrice entsetzt, während er schwungvoll die letzten Tropfen abschüttelt. "Tu es Coereille Soral! Olálá!"

"Du kennst sie", ruft Harry an Patrice gewandt.

"Oui, sie war, je pense, deux ans - isch mein, swei Ja'e über misch an Beauxbatons. Isch 'ätte nie gedacht, dass sie ist eine Nazi- ... wie sagt man - Schlampe!"

"Ihr seht alles viel zu eng, meine ausländischen Freunde", meint der Fremde rasch, um somit Coereille daran zu hindern wütend aufzubrausen. "Wir sind keine verdammten Nazischweine. Wir wollen nur eine gerechtere Welt. Aber wo bleiben meine Manieren als Gastgeber. Ich habe versäumt, mich vorzustellen. Ich bin der Herr dieses Hauses, das eine Funktion als Akademie für die magischen Künste erweist. Mein Name ist Bismarck. Einfach nur Bismarck."

"BISMARCK ?!", bellt Moody so laut, dass sein magisches Auge vor Schreck aus seiner Augenhöhle fällt und unbeachtet von seinem Besitzer wild den Hügel hinab kullert. "Ich kannte deinen Ururgroßvater - oder Urururgroßvater - weiß der Teufel. Hab damals als kleiner Bub gegen seine höllische Biberarmee gekämpft. Haben mir ein ordentliches Stück aus meiner Leber rausgerissen, diese kleinen Frechdachse. Das nehm ich dem alten Bismarck verdammt übel!"

"Mit dem hab ich nicht viel zu tun - außer dem Namen natürlich. Den Verwandtschaftsgrad kann ich Ihnen auch nicht so genau darlegen, mein Herr, aber bitte fügen sie sich doch erst einmal ihr magisches Auge wieder ein, Herr Moody. Schließlich sind Damen anwesend."

"Mein Herr", sagt Coereille leise mit gesenktem Haupt, "Sie sind zu gütig, aber Sie müssen doch auf mich keine Rücksicht nehmen. Wenn ich bemerken dürfte, dass mich Ihre Großzügigkeit feucht wie einen Tafelschwamm nach Stundenende macht."

"Ich werde später darauf zurückkommen, meine kleine französische Teufelin", meint Bismarck höflich. "Doch jetzt haben wir Gäste, die Antworten wollen.

Harry muss sich ehrlich zugestehen, dass er schon wieder ganz vergessen hat, warum er hier ist, da er sich gerade in Gedanken mit der rassigen Coereille direkt auf einem der Blumenbeete räkelt. Er sabbert ein wenig, doch stammelt unter größter Beherrschung noch die Worte "Ja, sicher - Antworten" zusammen.

"Harry, ich muss sagen, dass ich deine epische Kraft mehr als zu schätzen weiß", sagt Bismarck mit bemüht ruhiger Stimme, "aber, um ehrlich zu sein, fürchte ich mich auch ein wenig vor ihr, da du, wie du sicher selbst weißt, diese Power nicht wirklich unter Kontrolle hast und das wiederum steht meiner Zukunftsvision von einer perfekten Welt, die ich schaffen will, als einziger Störfaktor im Weg. Du musst mich verstehen, Harry. Dein Leben ist ein kleines Opfer für ein Utopia, in dem jeder Mensch - ob Muggel, Zauberer, oder Amerikaner - ein Leben in Frieden verbringen kann."

"Du willst mich killen, hab ich Recht?"

"Nur, wenn du nicht kooperierst. So Leid es mir tut, aber in diesem Falle sähe ich mich dazu gezwungen, dir den Kopf von den Schultern zu säbeln. Allerdings - es gibt noch eine Möglichkeit."

"Aha. Und ... ?"

"Du bekommst einen hohen Posten in meinem neuen deutschen Großkaiserreich. Du müsstest nur genügend Loyalität mir gegenüber beweisen und dir deine versteckte Kraft absaugen lassen. Keine Angst, ich kann das. Aber nur, wenn du mir dabei hilfst, Harry."

"Ach so", meint Harry, zückt seinen Zauberstab aus dem Gürtel, der seine Baggy-Pants über der Hüfte hält, und zielt mit ihm auf Bismarcks Nasenspitze. "Klingt scheiße. Ich bin dafür deine Träume vom Neuen Dritten Deutschen Reich in deinem rechtsradikalen Blut zu ertränken."

"Du vergisst einen wichtigen Faktor", sagt Bismarck unbeeindruckt und verweist mit seiner rechten Hand auf Darkness Arise, das hinter Harrys Rücken plötzlich zu grölen und zu rattern beginnt.

Harry wendet vorsichtig seinen Kopf und erblickt Unmengen von Knochen, die sich an die Panzerkanone von Darkness Arise anfügen.

Ron nähert sich langsam; er war die Wiese etwas weiter nach unten gegangen, um Moody beim Wiederauffinden des magischen Auges zu helfen.

"D-d-das kann nicht sein", stottert er verängstigt. "Darkness Arise kann nur durch Zombiemagie gemorpht werden und Moody -"

"Du bist so dumm wie du riechst, Wieselfresse!", höhnt eine eiskalte Stimme vom mittlerweile riesigen Oberdeck Darkness Arise'. Harrys Augen folgen den Worten und erblicken Hermine, die irre in Rons Richtung lacht und dann zu Harry schaut. "Ich BIN ein Zombie! Habt ihr das schon wieder vergessen?! Und jetzt lass den Zauberstab fallen!"

Wie ihm gesagt, so tut er es auch. Harry verschränkt die Hände hinter seinem Kopf, der vor Angstschweiß zu glänzen beginnt. Der Grund für dieses Verhalten? Eine monströse Mega-Kanone ist direkt auf seinen Rücken gerichtet.

"Fuck. Aber diesmal echt", sagt er mit wutverzerrter Miene, wieder zu Bismarck gewandt. "Es ist so, Hermine - ich dachte echt, du wärst nicht so 'ne beschissene Bitch wie ich immer vermutet hatte. Aber eins noch: Warum? Zur Hölle noch mal! WARUM, DU KRANKE F-!!?!!"

"Warum?", unterbricht ihn Hermine, bevor er ein schlimmes Wort sagen kann. "Weil Bismarck mir das Leben schenken wird. Erinnere dich, ich hab es angekündigt. Nicht mehr lange und ich habe den Tod hinter mir."

"Und ich bin das Tauschobjekt gegen dein wertloses Leben. Alles klar!"

"Richtig. Es wäre allerdings auch nicht so schlimm gewesen, wenn dich meine Zombie-Titanen-Kuh letztens schon erledigt hätte, denn du solltest wissen, dass ich mein Monster ganz bewusst gegen euch kämpfen lassen habe. Schade, dass Moody und Weasley vor mir bei dir waren. Alleine hättest du 's nicht geschafft. Tot oder lebendig - so war der Deal. Weißt du Harry, dein Vater mag ja ein guter Zauberer sein und selbst schon den Sensenmann ausgetrickst haben, aber Bismarck konnte das schon, als er acht Jahre alt war. Seine Macht verhält sich zu der deines Vaters wie die Sonne zum Mond. Durch seinen Körper fließt die reine antike Kraft des höchsten Schwarzmagiergeschlechts, das diese Welt je erlebt hat. Er ist der Einzige, dem ich diesen verrottenden Planeten anvertrauen würde. Kapier das und wir können weiterhin Freunde sein. Vergiss endlich deinen krankhaften Stolz und deine verdrehten Ansichten von Ehre und Gerechtigkeit."

"Lass mal stecken. Ich würde dann wohl Gefahr laufen, dich gleich wieder niederzustrecken - auf die grauenvollste Art und Weise, die du dir vorstellen kannst, wenn du verstehst, was ich meine, Hure?"

"Ja, schon klar, aber weißt du, dass du mein Vorhaben sogar unterstützt hast, Harry?", sagt Hermine und verweist auf eine Seitentasche an Harrys Hose, als dieser den Kopf kurz in Hermines Richtung neigt und verdutzt den Kopf schüttelt. Er fasst hinein in die weite Tasche und bringt das Zeitungspapier zum Vorschein, in dem Pansy Parkinsons Augapfel und Finger mit Handresten vor sich hin fault.

"Das Geschenk?", fragt Harry total verwirrt.

"Das war nie als Geschenk für dich gedacht, Harry. Du solltest mir nur helfen, Pansys Überreste möglichst unbeschadet hierher zu bringen, da ich sie brauche für die Wiederbelebungszeremonie. >Fleisch, der Person, die den Tod verschuldet hat<, so steht es geschrieben. Du musst wissen, dass ich anfangs einen ganzen Rucksack voll Pansy Parkinson mit mir führte, gleich nachdem ich sie gesprengt hatte, doch mit der Zeit wurden es immer weniger sterbliche Überreste und ich wusste, dass ich den traurigen Rest jemanden anvertrauen musste, dem ich vertrauen konnte und bei dem ich mir sicher sein konnte, dass er die Organe nicht wegwerfen würde, wenn er glaubte, es würde sich bei ihnen um ein freundschaftliches Geschenk handeln. Bei mir jedenfalls wären die letzten beiden Teile nach höchstens einem halben Tag verschwunden und ich hätte das Ritual und den Deal mit Bismarck vergessen können."

">Verschwunden<", fragt Harry noch einmal nach.

"Tja, du musst wissen, dass ich da dieses Problem habe ..."

"Sie frisst Leichenteile!", schreit Ron entsetzt. "Ich wusste es!"

"Schweig, Dreckschwanz!" ruft Hermine zurück und schockt Ron mit einer Salve kleinerer Flüche, die aus ihrem Zauberstab blitzen. "Nicht ich fresse die Leichenteile, aber meine Maden!"

"Und warum brauchst du dann unbedingt mich?", fragt Harry. "Es gibt doch Kühlboxen - so eine hätt's auch getan."

Bevor Hermine antworten kann, erhebt Bismarck, der immer noch mit den Händen in den Hosentaschen lässig vor Harry steht, die Stimme. "Muggelartefakte würden die sterblichen Überreste entweihen. Sie müssen bis zur Zeremonie in der Obhut eines magischen Wesens bleiben", sagt er mit der langweiligen Tonlage eines Lehrers.

"Ihr légt eusch das allès so suräscht, wie ihr es gèrade braugt, nisch wahr", sagt Patrice, der sich lautlos von hinten angepirscht hat und mit der Hand in seiner Trainingsjackentasche wahrscheinlich seinen Zauberstab unklammert. Seine neue Pudelmütze hat er sich angriffslustig weit ins Gesicht gezogen.

Harry sieht sich kurz um und versucht einen schnellen Plan zu entwickeln, während Bismarck und Hermine ihre Blicke Patrice widmen. Moody ist nicht zu finden - er scheint den Hügel zu Harrys Rechten hinabgewandert zu sein, in einen großen Garten, der von mächtigen groben Steinmauern umgeben ist; er sucht sicher noch nach seinem magischen Auge, das ihm davon gerollt ist. In der Nähe des Eingangstores ist Coereille zu sehen, die mit ihren zarten weißen Fingern sinnlich ihren peitschenförmigen Zauberstab bereithält. Ihr Blick verspricht Zorn.

"Okay, Patrice", sagt Harry entschlossen. "VERSTECK DICH!"

In genau diesem Moment grollt ein lauter Knall hinter Harry, der sich blitzartig duckt, um seinen Zauberstab aufzuheben. Er packt seine Waffe, rollt sich vor Bismarcks Füßen ab, der scheinbar unbeeindruckt stehen bleibt, als wäre er festgewurzelt, und wirbelt beim Wiederaufstehen in Richtung Darkness Arise - gerade noch rechtzeitig, um mit einem schnellen Zauber die überdimensionale Kanonenkugel aus Totenschädeln aufzuhalten, die auf ihn zu braust.

"Schutzschild hoch", gröhlt er so laut, als wäre er im Stadion seiner Lieblingsquidditschmannschaft, den Oakfield Oaks. Doch die selbe Wirkung, die dieser Spruch schon zwei Tage zuvor beim Kampf gegen den Stier-Titanen hatte, zeichnet sich auch hier wieder ab - die Kugel wird nur minimal abgebremst und durchschlägt den grünlich schimmernden Schutzwall wie einen Leib frischer Butter. Vor Harrys innerem Auge spiegelt sich erneut sein ganzes Leben ab und er denkt sich nur noch >Fuck!<.

Die folgende Szene scheint sich in Lichtgeschwindigkeit abzuspielen. Harry spürt eine behagliche Wärme, sieht dann tausende Farben um sich herum Spiralen drehen, so dass er schon glaubt einen Portschlüssel berührt zu haben, und plötzlich taucht er hinter Darkness Arise wieder auf, sieht aber noch, wie plötzlich Patrice vor Bismarck wie aus dem Nichts auf dem Fleck auftaucht, wo er, Harry, bis gerade eben noch war, und an seiner Stelle von der Kanonenkugel getroffen wird. Ein lauter Knall und das Krachen zerbrechender Knochen sowie ein ohrenzerfetzender Schmerzensschrei erfüllen die Luft mit dem bitteren Nachgeschmack von Höllenqualen. Patrice ist tot.

"So ein Dummkopf. Opfert sein Leben, indem er den Austauschzauber anwendet", sagt Bismarck so, dass man schon fast meinen könnte, es hätte ihn wirklich mitgenommen. "Das reicht jetzt, Harry. Durch deine Sturheit hast du gerade einen Freund verloren. Kannst du das noch einmal verantworten?", sagt er scharf und wendet sich anschließend an Coereille, die einen fast schon makaber unbestürzten Eindruck macht. "Schatz, bringst du ihn bitte her?"

"Aber natürlich, mein Herr", vergeht Coereille erneut in Ehrfurcht, als sie die Peitsche schwingt und neben Bismarck plötzlich ein großer Käfig und ein untersetzter, kahler Mann im versifften Frack, dessen Haut voller Geschwüre und Pickel wie eine Landkarte aussieht, erscheint, den Harry auf den ersten Blick für einen Hauselfen hält. Mit der kleinen entstellten Missgeburt von einem Butler taucht auch ein stechender Uringestank auf.

"Ung - näääh", macht die Gestalt gelangweilt und zieht sich dabei Schmalz aus sämtlichen Körperöffnungen, um ihn anschließend zu verspeisen.

"Du bist widerlich, Kröger!", sagt Bismarck abschätzig und gibt seinem Diener dabei unmissverständliche Handanweisungen, die Kröger zu verstehen geben sollen, dass er doch das Feld räumen möge.

"Tut mir Leid, mein Herr", entschuldigt sich Coereille aus dem Hintergrund mit einer pfiepsigen Stimme, da sie sich ihr wohlproportioniertes kleines Näschen zuhält, um den Gestank nicht einatmen zu müssen. "Ich weiß auch nicht, wieso der mit aufgetaucht ist."

"Mjam mjam", schmatzt Kröger, während er genüsslich einen fahren lässt.

Bismarcks Gesicht nimmt vor Scham einen rosa Farbton an. "Na, wie dem auch sei -", sagt er peinlich gerührt und verweist auf den Käfig, aus dessen dunklem Inneren nun Harry, der wieder etwas näher rückt, aber erneut die Kanone von Darkness Arise auf sich gerichtet bekommen hat, die Umrisse einer schmalen Person wahrnimmt. Als er den Gefangenen genauer unter die Lupe nimmt, staunt er nicht schlecht, denn im Käfig hockt niemand geringeres als Draco Malfoy, die alte Tunte!

DIE ATOMSCHLAG BOYS

DIE ATOMSCHLAG BOYS
 

"Ja, und?", fragt Harry verdutzt an Bismarck gewandt. "Ihr habt die blödeste Schwuchtel meiner Insel gefangen. Toll!"

"Du brauchst uns nichts vormachen, Harry Potter", sagt Bismarck bestimmt. "Wir, wissen, dass ihr die besten Freunde seid. Wir haben jetzt etwas gegen dich in der Hand. Sein Leben, oder deine Opferbereitschaft."

"Sein Leben - ganz klar!"

Draco schnellt zum Gitter seines Käfigs, an dem er sich mit seinen bleichen Fingern festkrallt. Das eine Auge, welches ihm noch nicht durch Harry ausgestochen wurde, sieht Harry an, so wie ein kleines Hündchen den zu weit entfernten Knochen ansehen würde.

"A-aber Harry - Schatz", stottert er. "Bitte - tu es für uns ... oder wenigstens für mich. W-wir sind doch alte Kameraden, nicht wahr. Durch dick und dünn. Harry, bitte. Die wollen mich umbringen, Harry. Ich flehe dich an!"

"Sein Leben - GANZ KLAR!", wiederholt Harry, diesmal mit viel mehr Power in der Stimme. Draco fängt an zu heulen wie ein kleines Hündchen, dem der Knochen vor der Schnauze weggeschnappt wird.

"Du bluffst", sagt Bismarck mit erstem Zweifel im Ton.

"Nö. Is nich mein Kumpel", meint Harry flachsig. "Im Gegenteil - Draco hat euch voll verarscht. Da könnt ihr mal sehen, wie doof ihr seid."

Coereille hebt den Zauberstab, der wie eine Peitsche aussieht, und lässt aus dem Hintergrund ein wütendes Grollen hören, doch Bismarck winkt ihr ab, damit sie sich beruhigt.

"Aber wisst ihr, was ich euch verdammt noch mal echt übel nehme, ihr abgefuckten Schweinefressen?", fährt Harry wutentbrannt fort. "Dass ihr Patrice auf dem Gewissen habt, das ist euer Untergang!"

Sein Blick wandert zu Hermine, deren Gesicht käseweiß erscheint, was bei einem Zombie eigentlich normal ist, doch nun ist es noch einen ganzen Schlag käseweißer als sonst. Sie zittert, hat aber den Abschussmechanismus der Giga-Kanone von Darkness Arise trotzdem noch voll unter Kontrolle. Doch da! Eine stille Träne ätzt sich durch die Haut unter ihrem verattelten Auge. Harry glaubt erst, er sieht nicht richtig, aber dann wird es ihm klar.

"Hermine ...", wendet er sich an seine ehemalige beste Freundin und zwischenzeitliche Bettkumpanin. "Ich weiß, was du fühlst. Du hast ihn getötet. Patrice war dein Freund. Ihr habt zusammen dieses Spiel auf der Fahrt hierher gespielt. Du hast zum ersten Mal seit einer Ewigkeit wieder richtig lachen können. Du hattest vergessen, wie es ist, verstanden zu werden, gemocht zu werden. Die Kälte ist in deine Seele gedrungen. Du wolltest das nicht, doch insgeheim bist du, als einziger Mensch auf diesem Planeten, selbst dafür verantwortlich, wie sich dein Schicksal gestaltet. Fehler sind da, um behoben zu werden, Hermine. Es ist noch nicht zu spät. Wir können immer noch Bismack töten, die Welt retten und am Ende - lebendig - wieder nach Hause gehen; vielleicht kochst du uns noch was Hübsches. Na, wie wär's? Wir sind doch Freunde, oder etwa nicht?"

Hermine beginnt lauthals, sich den Frust vom madenzerfressenem Herzen zu weinen. "Ich bin so schwach! Harry, bitte hilf mir, ein besserer Mensch zu werden. Ich möchte mich bessern, du -" Ihr Gesicht verzieht sich zu einer irren Fratze, abrupt hört sie auf zu weinen. "- du seltendämlicher Arsch! Schade um Patrice, aber Opfer sind im Krieg unvermeidbar. Trotzdem schöne Rede, >Freund<. Dass du's nicht ernst meinst, ist mir eh klar. 'Ne Ablenkungstaktik - nichts weiter. Ich bitte dich."

Kröger furzt so laut, dass Hermine vorerst verstummt, dann schaut Ron zu Harry und Harry erwidert den Blick. Draco wimmert. Bismarck räuspert sich.

"Also schön", sagt Harry. "Ich weiß nicht wei-"

"Was zur -?!"

Moody ist wieder aufgetaucht. Alle drehen sich zu ihm herum und Harry wundert sich, dass seine linke Augenhöhle immer noch leer ist.

"Was ist mit dem Franzosen? Sein Körper ist ja total zerfleddert und verzerrt", fragt Moody, düster knurrend, als hätte er so eine Vorahnung. "Harry, Ron, Her- ... Hermine?" Sein Blick wandert zum Oberdeck von Darkness Arise. "Hey! Das darfst du nicht - das ist meine! Moment - hast du -? Das ist ja gemorpht worden. Kann mir mal jemand sagen, was zur Hölle mit dem Franzosen ist?!"

Harry schaut finster auf den Boden. "Moody ... Patrice ist ... er wurde ge-"

"Nein ... NEIN!!!", bellt Moody so laut, dass sich Ron, der ihm am nächsten steht, die Ohren schnell zudrücken muss, damit ihm nicht das Trommelfell platzt - schon wieder. "Ich wusste es doch! Den Deutschen kann man einfach nicht trauen!"

"MOODY!", schreit Harry. "ES WAR HERMINE!!"

Moody zuckt zusammen. Er kann es scheinbar nicht fassen. "Granger? Aber ... GRANGER?! Und ich habe es nicht bemerkt! Ich hätte es bemerken sollen! Aber eins noch -"

"Wag es dir ja nicht, Alastor!", sagt Hermine in böser Gewissheit, was Moody vor hat.

"Oh doch." Moody zieht seinen Zauberstab aus einer großen Tasche an seinem scharzen Reisemantel, zielt auf Darkness Arise und schreit: "PERFECT MORPH!!!"

Und wieder rasen Knochen durch die Lüfte, nur, dass es diesmal unendlich viele zu sein scheinen. Und wieder wächst Darkness Arise, nur noch viel schneller, als jemals zuvor. Und wieder nimmt das magische Fahrzeug eine neue Form an, nur diesmal eine, die für Harry völlig überraschend kommt.

Hermine schreit vor Schmerzen; sie wird nicht nur von den Knochen aus Moodys Zauberstab getroffen, sondern auch im sich verformenden Darkness Arise nach und nach zerquetscht. Das ist wohl ihr Ende, denkt sich Harry und staunt im nächsten Moment nicht schlecht, denn auf dem Rasen vor der Zaubererakademie von Kleinschmöllnau türmt sich ein gewaltiger Mecha auf, ein Kampfroboter, wie man ihn aus den Trickfilmen kennt - nur, dass dieser hier komplett aus Gebeinen ist und furchteinflößender wirkt, als alles, was man sich vorstellen kann. An sämtlichen Gelenken des ritterartigen Kolosses sieht man gigantische Totenschädel, deren durchdringende Blicke alle Anwesenden lähmen. Eine dunkle Aura macht sich breit und lässt Harry erzittern.

"Leg los, Kleiner!", weist Moody seine Schöpfung an, deren >Gesicht< (ein gehörnter Totenkopf) beginnt, grünlich zu schimmern. Plötzlich reißt das Ding eine mundartige Öffnung auf, in deren Innrerem sich Energiepartikel aus der Atmosphäre sammeln, die sich im nächsten Augenblick als mächtiger Energiestarhl entladen. Es scheint, als hätten tausend Blitze zur selben Zeit den selben Weg gesucht.

Bismarck, weiterhin unbeeindruckt, baut ohne den Einsatz des Zauberstabs, scheinbar instinktiv, ein Energiefeld auf, das ihn vor der zerstörerischen Kraft des Todesstrahls schützt. Er scheint weiterhin unbeeindruckt. Um ihn herum bricht die Erde auf und Dracos Käfig rutscht schräg den Krater hinab, der sich soeben gebildet hat. Kröger schaut hinterher, dreht sich dann aber lieber Coereille zu, die vom Strahl gestreift wurde und jetzt, dem Tod durch Verbluten nahe, keuchend durch das entartete Blumenbeet unter sich robbt. Die rechte Seite ihres Körpers ist vollkommen zerstört.

Ron weicht einem kleineren Blitz, einem Ableger des großen Strahls, aus und hält sich dann den Arm vors Gesicht, da mehrere Felsbrocken auf ihn zufliegen. Durch die durchbrechende Wucht, die diese Geröllteile mit sich bringen, knacksen Rons Knochen, an den Stellen, wo er getroffen wird, wie kleine Stöcke im Lagerfeuer.

Harry kann noch nicht fassen, was gerade passiert ist und richtet geistesabwesend zuerst einmal seinen Zauberstab auf Bismarck und spricht dabei die Worte: "Avada Kedavra, du durchgeknallter Irrer!!"

Volltreffer! Bismarck, scheinbar abgelenkt durch die bemerkenswerte Zerstörung seines Grundstücks und seiner Freundin, kann den Fluch nicht abwehren. ABER -!

"Ach so - ja. Ich müsste tot sein", sagt er ruhig und völlig unversehrt, die Hände immer noch in den Taschen.

Harry schaut wie's erste Auto.

Gleichzeitig schallt es von links und rechts zum einen im beherzten Ton eines mutigen, aber psychisch Labilen "WEASLEY SPECIAL DYNAMITE BLASTER!!!" und zum anderen im töffigen Ton einer wasserstoffblonden Tunte "HINTERNKLOPFER IM NAMEN DER PURPURNEN LAKRITZROSE!!!"

Bismarck scheint zu explodieren. Im selben Augenblick treffen ihn zwei mächtige Flüche, unter deren Wucht die Erde zittert. Ein pink und orange schimmernder Explosionskegel entsteht, dessen kräftige Druckwelle Harry rücklings auf den steinigen Boden wirft. Als er mühevoll seinen Kopf aufrichtet, sieht er, dass es Kröger, den beiden Fluchsprechern Ron und Draco, der aus seinem Käfig fliehen konnte, da dieser beim Aufprall im Krater auseinander fiel, nicht anders als ihm erging.

"Daswidanja", sagt Harry fast schon erleichtert zu Bismarcks flackernder, glühernder Silhouette, die sich hinter züngelnden Flammen, einem Überbleibsel von Ron und Dracos Attacken, abzeichnet. Dann lässt er seinen Blick einmal übers Schlachtfeld schweifen und hebt dabei die Stimme: "HEY! IHR ALLE!! WIR GREIFEN NOCH EIN LETZTES MAL AN - ZUSAMMEN!!!"

"Du hast es gehört, Kleiner!", weist Moody seinen Riesenrobo an, während er selbst den Zauberstab auf die Stelle richtet, wo Bismarck hinter einer Kuppel aus Feuer zu vermuten ist.

Im selben Augenblick tun es ihm Ron und Draco - beide übersäht von Rissen und Wunden - gleich. Sogar Kröger zieht so etwas wie einen Zauberstab hervor (eher ein Rückenkratzer oder eine Klobürste) und zielt auf Bismarck; wahrscheinlich ist er zu dumm, um zu verstehen, was hier vor sich geht.

Wie aus einem Mund mit vier Zungen schallt es hinaus: "MJÖLLNIR!!!", "KAKU-SANHAN!!!", "WEASLEY ULTIMATE BIRTHDAY GIFT!!!", "PUDERQUASTE DER GEBROCHENEN HERZEN ATTACKE!!!"

Das Geräusch von rollendem Donner mischt sich unter die Schreie der vier Helden, als Moodys Riesenrobo eine ganze Salve Vernichtungsstrahlen ausspeiht. Auch Kröger wispert irgendetwas dazwischen, doch was, ist völlig unidentifizierbar - klingt nach einem sterbenden Walross, das versucht einen Martini zu mixen.

WAHOOOOOOM!!!!!!!

Wie einst Hiroshima.

Eine Kuppel aus purer Energie krümmt den Raum und taucht alles in weißes Licht. Die Geräsche überlagern sich und erzeugen eine gespenstische Stille. Harry schlittert aufrecht stehend nach hinten, als wäre er Schlittschuh laufen; es fällt ihm erstaunlich leicht, die Balance zu halten. Der Boden unter ihm wird durch die enorme Hitze zu Butter und doch spürt Harry absolut gar nichts Unangenehmes - im Gegenteil: Die Energie durchdringt ihn wie ein angenehmer Frühlingsregen. Alle Wunden scheinen für einen kurzen Moment geheilt. Eine Sonne entsteht vor seinen Augen, in deren Innerem Bismarck schmelzen muss - es kann kein Überleben für ihn geben.

Die Zeit wird flüssig und tropft auf Harry herab. So scheint es. Doch als sich in seinem Kopf die Welt wieder so zusammen baut, wie sie urprünglich war, begreift er, dass die vermeintliche Zeit sein eigenes Blut und Schweiß ist.

Unter lautem Krachen stürzt der vorderste der zahlreichen Türme von Kleinschmöllnau in sich zusammen. Weit davongeweht, hängt Patrice' lebloser Körper über einem Stein, der einst zur hohen Mauer der Gärten gehörte, in denen Coereille grotesk verbeugt in einer gigantischen Lache aus Blut liegt, nicht weit von Patrice entfernt, größtenteils unter Blumenerde begraben, offensichtlich tot, was Harry sehr bedauert. Auch wenn sie eine von den Bösen war, so konnte er ihr doch nie wirklich böse sein.

"Der is tot!", knurrt Moody, der sich seine Rippen massiert, von denen einige gebrochen nach außen ragen. Aus der Augenhöhle, in der sonst das magische Auge zu Haus ist, qualmt es. Er schwankt bedächtig zum Zentrum der Zerstörung, wo bis vor einer Minute noch Bismarck stand, findet aber nichts.

"Zusammen sind wir eine Atombombe", sagt Ron stolz. Die Narbe auf seiner linken Wange ist aufgesprungen und Schleim dringt aus ihr hervor. Er wischt sich spartanisch durch's Gesicht, schaut auf seinen nun verschleimten Ärmel und grinst. "Das war's! Schade um die, die gestorben sind, aber ... Ach ja!"

"Was?", fragt Harry schwach. Es fällt ihm schwer sich zu konzentrieren.

"Weißt du noch, an deinem Geburtstag? Ich wollte dich warnen vor einem gewissen ... Na ... ähm ... Bismarck! Genau!"

"Ron ...", sagt Harry erst ernst, muss dann aber kichern und schließlich lauthals lachen. "Ron, du bist voll cool!" Harry kann seinem Kumpel einfach nicht böse sein. Es sollte so kommen, wie es schließlich kam. Zwar wäre es für ihn viel einfacher gewesen, wenn er vorher informiert worden wäre, aber wo bleibt dann der Spaß am Ungewissen? Und außerdem ist Ron nun mal geistesgestört und kann somit auch nichts dafür, dass die Welt um ihn herum immer komplizierter zu werden scheint.

"Ich wollt's dir eher sagen, aber Hermine hat mich ja immer unterbrochen, als ich davon anfing", sagt Ron etwas beschämt. "Eigentlich hätte ich da schon erkennen müssen, was los war mit ihr. Na, egal - jetzt ist sie tot." Ron sieht etwas traurig aus.

"Na ja, wir hätten es merken müssen, als sie eine 15-Meter-hohe Zombie-Titanen-Kuh heraufbeschworen hat, um uns wie Insekten zu zerquetschen, aber wie gesagt: Na ja." Harry dreht sich zu Moody, der etwas Knochenartiges in der Hand hält.

"Mich braucht ihr jedenfalls nicht angucken - ich wusste von nix", knurrt Moody aufgebracht. Er schaut sich den Knochen, den er gefunden hat, genauer an, versucht ihn unter seine herausstehenden Rippen zu klemmen, sieht, dass er nicht passt und wirft ihn dann im hohen Bogen über seine Schulter. Hab Ron nur beim Ausbruch aus der Klapse geholfen und ihn zu dir gefahren, Harry - mehr weiß ich nicht -, aber jetzt, wo ihr's sagt. Verdammt! Dass ich das nicht bemerkt habe -!"

"Moment mal, Moody", meint Harry. "Als wir losgefahren sind, hab ich dich gefragt, wo's hingeht und du hast mir gesagt, dass unser Ziel Deutschland sei. Das hatte ich schon ganz vergessen, aber warum wusstest du -"

"Halt, Junge", knurrt Moody mit aufgerissenem Auge. "Ich wollte nur wegen der Schnitzel hierher. Ron wusste ja nicht, wohin ich fahren sollte, da bin ich meinem Magen gefolgt. Deutsche Schnitzel sind weltberühmt und man kann sich sicher sein, dass niemand Gift reingepunscht hat, solltest du wissen."

"Ach ja?", hinterfragt Harry interessiert. "Dann gehen wir eben alle zusammen Schnitzel futtern, wenn das hier endgültig vorbei ist."

"Warum? Was ist denn noch?", fragt Ron.

"Mein magisches Auge - das hab ich immer noch nicht wieder", brummt Moody.

"Der Anti-Dippelpopp-Cookie, den Bismarck hatte. Ohne den verrecke ich", sagt Harry. "Wir müssen in die Akademie; dort muss er sein. Die Zeit läuft uns davon."

"Yo, Mädels!", sagt Moody vorfreudig. "Let's go!"

Ohne Draco, der bewusstlos am Boden liegt, eines Blickes zu würdigen, ziehen die drei Kumpel los. Moodys Kampfrobo bewegt sich nicht; er wartet auf den nächsten Befehl und schaltet sich vorerst selbst auf Standby. Was unsere Freunde nicht sehen, ist das düstere Grinsen, das sich auf Krögers Gesicht abzeichnet.

SCHATTEN DER VERGANGENHEIT: MOODY RECHNET AB

SCHATTEN DER VERGANGENHEIT: MOODY RECHNET AB
 

Auch innerhalb der Mauern von Kleinschmöllnau sieht man deutlich, dass es draußen einen Kampf gab. Mauern fielen zusammen und begruben die antike Einrichtung der deutschen Akademie. Es liegen unter anderem in Trümmern: Mahagonieschränke, Teak-Tische, Büsten berühmter Direktoren der der Schule, Perserteppiche, ein Gobelin aus purem Gold, gewaltige Portraits, die sich zu Rons Verwunderung nicht verändern, was für magische Artefakte, die Bilder darstellen mehr als ungewöhnlich ist.

Durch ein Fenster, dessen Scheiben ein Motiv aus Buntglas formen, strahlt das sanfte Tageslicht in allen nur erdenkbaren Farben. Ron ist entzückt und wendet seinen Blick dem Himmel zu, den er durch einen kleinen Riss im Glas des Fensters sieht, das in zwanzig Metern Höhe nahe der Decke in der gewölbten Eingangshalle thront. Wie in Trance stiert er jetzt und bemerkt gar nicht, dass sich der kleine Riss ausbreitet, wächst und schließlich die Scheibe spaltet.

"Ron - pass auf!", bellt Moody, als er zu Ron rennt, ihn beim Hechtsprung mit sich reißt und ihn somit vor einer gigantischen gläsernen Klinge rettet, die von weit oben gefallen kommt, auf ein mörderisches Tempo beschleunigt und sich an der Stelle, wo bis eben noch Ron stand, tief in den Boden bohrt, ohne dabei ein weiteres Mal zu bersten.

Harry sieht, wie sich Moody erneut an seine herausragenden Rippen fasst und dabei sein Gesicht schmerzerfüllt verzerrt.

"Wusst ich's doch!", knurrt Moody und versucht dabei gekünstelt zu lachen. "Die ganze Schlossanlage wurde von oben bis unten mit Feindabwehrflüchen versehen - so viel ist mal sicher." Er rappelt sich auf und zieht seinen Zauberstab, er dreht sich mit Bedacht einmal im Kreis und schaut schließlich auf die marmornen Fliesen unter seinen Füßen, wo er scheinbar eine bewegende Entdeckung macht, seinem Gesichtsausdruck nach zu schließen. Er sagt jedoch kein Wort und weist seine beiden Gefährten per Handzeichen dazu auf, den Raum zu verlassen.

Harry möchte fragen, was los ist, doch er hat das dumpfe Gefühl, Moody legt einen besonderen Wert auf die Einhaltung der Stille. Aus diesem Grund drückt er auch Ron die Hand auf den Mund, als dieser scheinbar auch wissen will, was denn abgeht. Rückwärts schleichen Harry und Ron aus der Eingangshalle, Moody bleibt jedoch zurück.

"Der Fußboden", knurrt Moody leise, lässt dann absolute Ruhe einkehren und tritt dann um so gewaltiger mit seinem Holzbein auf die Fliese unter sich. Es klonkt so laut, dass sich der Schall in der gewölbten Halle gar nicht mehr legen will. Dann beginnt alles zu vibrieren und die ohnehin schon rissigen Gemäuer krachen und brechen, während plötzlich große Felsbrocken von der Decke regnen.

Moody bleibt weitesgehend ruhig stehen, weicht dabei hin und wieder einem Steinbrocken oder ähnlichem aus, und sieht sich das größte der Portraits im Zimmer an, welches einen kräftigen älteren Herren mit dichtem weißen Schnauzbart zeigt. Harry sieht sich den illustrierten Mann an und stellt fest, dass er eine Pickelhaube auf seinem Schoß umfasst und er überlegt, wo er diese Person schon einmal gesehen hat.

"Otto, so sieht man sich wieder, altes Scheusal!", bellt Moody mit einem jähen Anflug von Kampflust in seiner zerrigen Stimme. "So sieht dein Schicksal also aus? Als Dekoration die Besucher empfangen - das ist übel, alter Sack!"

Das Gemälde beginnt sich jetzt zu bewegen und der alte Mann setzt sich seine Pickelhaube auf, grinst irre und schreit dann: "Alastor! Wie fühlt man sich, wenn man all die Jahre für etwas gekämpft hat - einem dabei Körperteile von Bibern rausgerissen wurden -, nur um eine Ewigkeit später zu erfahren, dass sich nichts geändert hat?"

"Das ist das Schicksal eines jeden Menschen, Bismarck", antwortet Moody ruhig und Harry fällt es wie Schuppen von den Augen, als er den Namen hört, Otto ... Bismack ... Otto Fürst von Bismarck, der erste deutsche Kanzler, der durch seine Blut-und-Eisen-Politik nicht nur die größten Feinde Deutschlands besiegte, sondern auch das innerlich zerklüftete Land geeint hat und den Status Quo in Europa durch eine intelligente Außenpolitik bewahrte. Laut Coereille gehört er zu den mächtigsten schwarzen Magiern aller Zeiten und jetzt ist er ein Bild. Das erinnert ihn an die Mutter von Sirius Black und er beginnt sich zu fürchten. Was, wenn dieses Bild auch eine solch starke Präsenz hat?

"Wie seit ihr an meinem Nachfahre vorbeigekommen?", schreit der alte Bismarck. "Habt ihr euch mit ihm verbündet? Das wäre gar nicht mal so dumm von euch - feige, aber nicht dumm. Denn, ihr wissst ja, Feinde, die man nicht besiegen kann, sollte man sich zu Freunden machen."

"Wir haben ihn besiegt. Und denk ja nicht, dass sich hier auch nur einer der Anwesenden dazu herablassen würde, sich mit euch Kraut-Pack zu verbünden", knurrt Moody finster lächelnd.

"Nein, ihr habt den jungen Bismarck nicht besiegt", sagt der alte Bismarck mit einer starken Unsicherheit in seiner Stimme, die sich langsam, aber sicher in Panik verwandelt. Dabei versucht er jedoch weiterhin überlegen zu lächeln. "Der Kleine ist sogar stärker als ich es damals war. Was sag ich da, der Kleine ist die Stärke an sich. Er wird die Welt einen. Die komplette Neuordnung, Alastor, weißt du?"

"Du bist so traurig, Otto", erwidert Moody gespielt bemitleidend. "Du weißt es doch längst. Er ist tot. Euer Treiben hat endlich ein Ende. Nach fast eineinhalb Jahrhunderten ..."

"Nein, d-das ist nicht wahr -"

"Oh doch! Und jetzt kannst du dich endlich verabschieden von dieser Welt, alter Sack! Es gibt hier keinen Platz mehr für ausgediente Reichskanzler!"

"NEIN!!!"

"FOLGE DEINEN VERDAMMTEN BIBERN IN DEN HADES, ALTER SPINNER!!!"

"N E I I I I I I N ! ! !"

Eine Lichtwelle legt den Raum in weißes Licht, das pechschwarze Schatten hervorbringt und alle Felsbrocken, die von der Decke geregnet kommen, erstarren in der Luft. Es ist, als wäre die Zeit angehalten worden, Harry, Ron und Moody allerdings verweilen in gewohntem Tempo. Der Zeitstopp betrifft anscheinend nur anorganische Materie, aber wie auch immer, denkt sich Harry, als er geschockt zusieht, wie aus dem Portrait eine gleißend helle Lichtgestalt dringt, die mindestens halb so hoch ist, wie der gesamte Raum - es ist der nebelartige Oberkörper Bismarcks, der sich weit über Moody lehnt. Das, was man noch von Bismarcks Gesicht erkennen kann, ähnelt der verzerrten Fresse eines Ochsenfroschs, der von einem LKW erfasst wird und seine Organe oral ausscheidet.

"Wusst ich's doch!", bellt Moody finster. "Ein Gemälde kann niemals so viel magische Power haben. Du bist also als Geist einfach hier geblieben und hast munter weitergemacht, alte Drecksau?! Hast deiner lausigen Familie dabei geholfen, euer Imperium noch mal von Neuem aufzubauen - im Schutz der Verborgenheit."

Als Antwort erhält Moody nur einen verzerrten Schrei, der klingt, als würde ein durchgeknallter Kettensägenmörder ein Dutzend Nonnen hinrichten.

Wie eine Lawine stürzt der Geisterkoloss über Moody zusammen und Harry, der eigentlich weiß, dass Geister aus virtuellen Teilchen bestehen, die keine eigene Masse haben (so wie ein Graviton oder ein Neutrino) und lediglich durch geringe magische Kräfte Gegenstände bewegen können (z.B. Tintenfässer jonglieren oder Sahnetorten werfen), bekommt es mit der Angst zu tun, da er plötzlich meint, dass dieser eine Geist sich vielleicht doch nicht an die allgemeinen physikalischen Gesetze für materialisierte Seelen halten könnte.

Moody schießt wie verrückt Fluchsalven aus seinem Zauberstab, die Bismarcks wuchtigen Leib zwar an einigen Stellen für eine kurze Zeit durchlöchern und ihn zerreißen, ihn aber nicht aufhalten können, da sich die nebelartige Gestalt sofort wieder regeneriert. Es ist, als würde man versuchen aus Pudding Skulpturen zu bauen - für einen kurzen Moment hat man den gewünschten Effekt, doch dann fällt alles wieder zusammen, in seinen ursprünglichen Zustand. Mmmmmh ... Pudding ...

Und dann geschieht es, Moody wird unter dem alten Bismarck begraben. Da Geisterkörper transparent sind, kann Harry beobachten, wie Moody unter dem fetten Bauch und den riesigen Armen seines ehemaligen Erzfeindes wild um sich schlägt, jedoch erfolglos bleibt. Es scheint Moody würde in Ectoplasma ertrinken, denkt sich Harry und plötzlich schießt ihm durch den Kopf, dass seine vorherige Vermutung vielleicht wahr sein könnte. Was, wenn dies nun wirklich kein normaler Geist ist und Moody sich in akuter Lebensgefahr befindet?

"Mesmerize!"

So schnell kann Harry eigentlich gar nicht denken, wie er schon den passenden Spruch aus dem Nähkästchen zaubert und seinen Zauberstab einen goldenen Blitz aussenden lässt. Harry hat in all den Jahren, die er sich mit Gespenstern rumgeplagt hat nicht viele Handycaps der als Energiewolken umherwandelnden Verstorbenen aufdecken können. Das Einzige, was ihm auf Anhieb eingefallen ist, ist das Bild vom erstarrten Fast Kopflosen Nick, nachdem dieser in Harrys zweitem Schuljahr in Hogwarts dem Basilisken in die Augen geschaut hatte. Der Mesmerize-Spruch ist im Grunde genommen eine Kopie der Wirkung eines Basiliskenblicks, soll heißen, wer von diesem Fluch getroffen wird, ist entweder gleich tot, oder wird gelähmt. Eigentlich klingt das ja ganz gut, das Blöde ist nur, dass Harrys Kopf jedes Mal, wenn er diesen Spruch benutzt, fast platzt - im wahrsten Sinne des Wortes. Und so auch dieses Mal.

Der alte Bismarck kommt plötzlich, in seiner aggresiven Angriffsposition verharrend, mitten im Raum schwebend, zum Stillstand, wobei sein Zeitstoppzauber aufgehoben wird und die, bis eben noch in der Luft hängenden, Felsbrocken ihren vorbestimmten Weg zum Boden finden. Harry, dem unter dem höllischen Druck, der die Nachwirkung des Mesmerize-Spruchs ist, Blut aus Ohren und Nase quilt, sieht noch verschwommen, wie die große gewölbte Halle endgültig in sich zusammenfällt, bevor ihn ein kurzer Augenblick der Ohnmacht ereilt, der von einer langen Ohnmacht abgelöst wird.

Harry muss einen halben Tag geschlafen haben, denkt er sich, als er durch Rons aufgeregte Rufe wieder zurückgeholt wird in die grausame Realität, in der ein einfaches Fischbrötchen drei Euro kostet, doch als er sich im unbekannten Zimmer, in dem er aufwacht, umschaut und eine reich verzierte bayerische Kuckucksuhr erblickt, verrät ihm diese, dass die zwölf gedachten Stunden in Wahrheit vielmehr fünfundvierzig reale Minuten waren.

"Wo ist Moody?", fragt Harry sofort an Ron gewandt, dem erneut wilde Blutrinnen übers Gesicht flitzen. Die erhoffte Antwort lässt jedoch auf sich warten. Rons Gesicht sieht aus wie das einer schwangeren Frau nach einer Fahrt mit der schnellsten Achterbahn der Welt. Sein Blick ist leer und zeugt von Verzweiflung.

"Es war ein Albtraum. So etwas Schreckliches habe ich noch nie -" Ron verstummt und fängt leise an zu wimmern. Dann sieht er Harry das erste Mal direkt in die Augen und Harry bemerkt, dass es ernster ist, als einem lieb sein kann. Moody muss etwas Fürchterliches zugestoßen sein; ist er vielleicht ...

"Ist Moody ..."

"Ja, wahrscheinlich", sagt Ron betrübt. "Ja, es spricht alles dafür, dass Moody Schotte ist."

"Was?", fragt Harry verwirrt, diese Antwort hatte er nicht erwartet, er dachte vielmehr daran, dass Mad-Eye womöglich den Einsturz der Halle nicht überlebt haben könnte, doch jetzt, wo Ron davon anfängt - Harry hatte da schon lange so einen Verdacht.

"Ja, es ist wahr, Harry!", sagt Ron mit einem Ausdruck blanken Entsetzens in seiner Miene. "Nachdem dein Spruch diesen Opa-Geist gelähmt hatte, ist alles dort unten zusammengefallen. Moody saß fest, er wäre von all den Steinen erschlagen worden, da ihn dieser Opa-Geist ... gefesselt hat - ich weiß ja auch nicht. Na, jedenfalls ist dann Moody wegappariert, nur doof war, dass seine äußeren Klamotten, wie der Reisemantel und der Hut, nicht mit appariert sind und so kam es, dass ... dass - nein! NEIN!!!"

"Heh, Ron, das is wie in der Sauna. Das ist ganz natürlich."

Moody ist plötzlich ins kleine Aufenthaltszimmer gekommen, völlig lautlos, so, dass Harry einen ordentlichen Schock wegstecken muss, als er den alten Alastor sieht. Eben noch war er davon überzeugt, er hätte seinen besten überhundertjährigen Kumpel verloren und jetzt stellt sich raus, um was es wirklich bei Rons Wehklagen geht - Moody steht praktisch nackt in der Tür. Was ihn noch bedeckt, ist ein versifftes Unterhemd von Calvin Klein, ein rot/grün/braun-karierter Schottenrock und zwei Socken mit unterschiedlichen Mustern und Farben. Harry sieht, dass Moodys Körper noch viel entstellter ist, als es ein Blick in sein Gesicht vermuten lässt - und das ist ja schon ziemlich krass verkratert.

"Ich weiß es jetzt ganz genau - die Schotten tragen unter ihrem Rock nichts drunter", wimmert Ron und presst sich die Hände aufs Gesicht.

Harry muss lachen, er hat sich ganz umsonst Sorgen gemacht. Und so geht es endlich weiter.

Beim Passieren einiger prunkvoll geschmückter und im Gegensatz zur Einganshalle noch unversehrter Korridore und Treppenhäuser fachsimpelt Moody darüber, wie es dem alten Bismarck gelungen ist, eine eigene Masse zu entwickeln und dann heißt es plötzlich wieder, dass es keine Masse in dem Sinne war, wie man sie kenne, sondern vielmehr ein Zauber - so einer, wie ihn nur Geister ausführen können. Sehr komliziert. Ron will eigentlich gar nichts hören, da er immer noch geschockt ist, doch Harry lauscht Moodys Worten gern, da er froh ist, seinen Freund nicht verloren zu haben. Auf seine Frage, ob denn der alte Bismarck jetzt endgültig aus dieser Welt verschwunden sei, antwortet Moody mit einem siegesbewussten >hab ich aufgefressen, kann man sagen<.

"Wie meinen?", fragt Harry verwirrt.

"Er hat sich den Opa-Geist mit irgend so 'nem Spruch kleingeschrumpft, in das Bild zurückgesteckt und dann das Bild aufgefressen", wirft Ron unvermittelt ein.

"Jepp!" Moody grinst. "Hat wie Holz und Staub geschmeckt. Hat mich an die gute englische Küche erinnert."

"Na, dann is ja fein", meint Harry, als ihm ein unbeschwertes Lächeln übers Gesicht huscht.

TABULA RASA

TABULA RASA
 

Die Gänge von Kleinschmöllnau scheinen endlos und Harry wird erst jetzt richtig bewusst, wie viel größer diese Akademie im Vergleich zu Hogwarts ist. Eine Passage weckt in Moody besonders düstere Erinnerungen; etwa fünfzig ausgestopfte Biber in Rüstung posieren vor einer langen Vitrine, in der antike Waffen und extrem seltene Yu-Gi-Oh-Sammelkarten aufbewahrt werden. Einer von diesen Bibern kommt Moody besonders bekannt vor und unterbewusst handelnd, fasst er sich in die Nierengegend, wobei er nicht bedenkt, dass sein Bauch offen ist und Rippen herausstechen, was schmerzhafte Folgen hat.

Die riesigen Fenster versprechen eine baldige Nacht und Harry denkt gerade darüber nach, ob er wohl heute mal ohne Zähne putzen ins Bett geht, denn er hatte seine Zahnbürste, die er sich mittags in dem Kaufhaus geklaut hatte, im Handschuhfach von Darkness Arise und da kommt er jetzt nicht ran.

Ein Stockwerk weiter oben finden die Freunde eine beträchtliche Minibar, wo sich Moody erst einmal darüber versichert, ob die Edelschnäpse, die dort gebunkert wurden, auch nicht vergiftet sind.

"Alles klar - die sind von fabelhafter Qualität", brummt er hell und füllt sich seinen Flachmann auf. Anschließend schnappt er Ron, der sich gerade einen genehmigen will, eine Flasche erstklassigen Vodka aus den Fingern, um sich mit dem hochprozentigen Stoff die Wunden zu desinfizieren, dann weist er die beiden Kleinen an: "Sucht euch auch was mit vielen Prozenten und macht dasselbe wie ich."

Kurze Zeit später kann man auf einem der längeren Korridore laut schallendes Gepolter hören: Harry, Ron und Moody rennen, um den frisch gekippten Alkohol schneller zu verbrennen. Nach einigen Minuten vergeht ihnen jedoch die Lust und sie beschließen, ihren Schwips mit einem Zauberspruch wegzuzaubern. Vollkommen nüchtern geht es weiter, vorbei an einer Unmenge von bewegten Bildern, die Kriegsszenen darstellen, an denen Schwarzmagier beteiligt waren - wahrscheinlich aus dem Ersten Weltkrieg. Aus dem verhexten Flammenwerfer eines Soldaten sprießen bunte Blumen, während sein Körper von einer Kugelsalve durchsiebt wird.

"Krieg ist schon so 'ne Sache, nich wahr, Moody?", wirft Harry in den Raum.

"Stimmt", grummelt Moody und verzieht dabei seinen schrägen Mund undeutbar.

"Ich kann das alles nicht lesen, Leute", jammert Ron, als er erneut vor einem Wegweiser steht, der natürlich nur eine Auskunft auf Deutsch preisgibt. Der Platz, an dem sie jetzt angekommen sind, scheint eine Art Verkehrsknotenpunkt zu sein, da man plötzlich eine ganze Menge Optionen bei der Wegwahl hat. "Woher soll'n wir denn jetzt wissen, wo's langgeht, verdammte Sauerei noch mal!"

"Scheißegal", sagt Harry, der im rötlichen Schimmer des letzten Tageslichts steht, das durch eine kreisrunde Kuppel aus Glas fällt, die weit über ihm die Decke verziert. "Wir müssten jetzt genau im Zentrum des Gebäudekomplexes sein - das müsste reichen."

Harry zieht den Zauberstab und beginnt angespannt, sich zu konzentrieren. Er denkt an den Anti-Dippelpopp-Cookie, doch ihm flitzen dauernd Bilder vom sterbenden Patrice und einer nackten Coereille vorm geistigen Auge entlang. Um ihn herum wird es immer dunkler und wie von Geisterhand entfacht, entzünden sich Kerzen von Kandelabern auf den Treppenabsätzen und Korridoren, die um ihn herum in alle Richtungen führen; ein Kronleuchter nach dem anderen leuchtet im warmen Orange auf und lässt die Atmosphäre ihr gemütlichstes Gesicht aufsetzen. Ron, der keine Lust mehr hat, auf Harry zu achten, wendet sich einem Hirschkopf zu, der flegmatisch stierend aus der Wand ragt. Als er sich dem vermeintlich toten Wild auf wenige Zentimeter nähert, beißt dieses ihm beherzt in die knollige, mit Sommersprossen übersäte Nase.

"FUCK IT !!!"

"Schnauze!", bellt Moody und zieht Ron vom Hirschkopf weg. Harry schaut etwas erzürnt; seine Konzentration wurde aufs Derbste gestört, doch nach weiteren fünf Minuten scheint der Groschen zu fallen. Moody entschuldigt sich und hebt seinen Groschen, der ordentlich laut geklimpert hat, wieder auf. Ron grinst hämisch und Harry ärgert sich erneut, aber diesmal scheint er seine Meditation beendet haben zu können.

"So - hoffe das reicht", sagt er entschlossen. "Accio Anti-Dippelpopp-Cookie!"

Jetzt ist Ron, der die ganze Zeit gerätselt hat, was Harry wohl vorhat, alles klar - der Accio-Spruch! Den braucht man, wenn man etwas zu sich herrufen will, das zu weit von einem entfernt ist - gut für krankhaft fettleibige Magier, wenn sie die Fernbedienung oder die Chips brauchen, aber gerade auf dem Sofa festkleben. Nicht dumm, doch normalerweise muss man auch in etwa wissen, woher der aufgerufene Gegenstand kommen soll, da man sich sonst in die falsche Richtung konzentrieren könnte, aber eben dieses Problem hat Harry versucht zu beheben, indem er sich den günstigsten Ort zum Aufrufen für einen solchen Fall gesucht hat.

"Hmmmm...", knurrt Moody. Immer noch nichts.

"Komm schon, du Schlampe!", wispert Harry. Ein leises Zischen, wie, wenn ein kleiner Gegenstand die Luft durchschneidet.

"Jetzt!", ruft Ron, doch was da geflogen kommt, ist nur eine Taube.

"Algenkrütze!", prustet Harry und er will den Spruch schon ein weiteres Mal ausprobieren, als ein zweites Zischen durch die Halle dringt und aus einem der Stockwerke unter ihnen, die man durch eine Aussparung im Fußboden, die durch ein Geländer gesichert ist, direkt vom obersten Stockwerk, wo sich die drei Compagnons befinden, betrachten kann, ein kleiner Gegenstand gesaust kommt - ein Keks.

"Heureka, ihr ollen Würste! Na, wer ist jetzt euer Daddy? Heh?", jubelt Harry, als der Keks mit so einem atemberaubenden Tempo vor ihm erscheint, dass er nicht sofort zum Bremsen kommen kann und die Taube, die dummerweise just in diesem Moment seinen Weg kreuzt, in zwei Hälften schneidet. Harry vergeht plötzlich das Lachen. Der Keks schwebt langsam auf seine ausgestreckte Hand nieder, er ist voller Taube. "Iiiiieeeehhhhh!", stöhnt Harry angewidert und wischt mit seinem Ärmel eine halbe Luftblase und einen Fingerhut voll Darm von seinem heiß ersehnten Keks.

"Kann man den noch essen?", brummt Moody, der sich selbst etwas ekelt, was verwunderlich ist, wenn man bedenkt, dass er erst am Vortag eine ganze Gabelstaplerladung Verkehrsopfer in Amsterdam verspeist hat, um Beweise für seinen falschen Fahrbahnwechsel mit Darkness Arise zu vertuschen.

"Jaah", meint Harry noch etwas unschlüssig, "muss wohl ..."

"Yeah! Let's eat!", kreischt Ron plötzlich los. "Accio Goldbroiler mit Pommes!"

Aufrufezauber waren ja nie wirklich Rons Stärke im Gegensatz zu Harry, der damals echt hart trainiert hatte, als er beim Trimagischen Turnier seinen Feuerblitz-Besen herbeirufen musste, doch zum Erstaunen aller Anwesenden erscheint bereits nach wenigen Sekunden das aufgerufene Objekt, was sich jedoch nicht als gebratenes Hähnchen mit Sättigungsbeilage entpuppt, sondern vielmehr als eine weitere, schon verstorbene, Taube.

"Schade, Ron, ich hatte für dich gehofft, es klappt", bemitleidet Harry seinen erfolglosen Kumpel.

"Wasch denn?", mampft Ron. Ihm fallen Federn aus dem Mund beim Reden. "Schmeckt doch schuper!"

"Igitt!", sagt Harry und wendet dann seinen Blick vom taubenfressenden Ron zum taubenverschmierten Keks in seiner Hand. "Na, dann bin ich wenigstens nicht mehr der Einzige, der sich heute Taubeninnereien reinziehen muss. Na dann, Mahlzeit!"

Und gerade als Harry den Keks zu seinem Mund führt, erscheint aus dem Hintergrund in einem herrischen, erhabenen Ton das zauberspruchartige Wortgeflecht: "Atomic Splitt!"

Ein kurzer Schall und ein leises Zischen. Als Harry auf die Stelle schaut, wo er bis eben noch den Anti-Dippelpopp-Cookie hatte, findet er nichts außer ein paar Schmauchspuren und einer kleinen Rußwolke. Der Keks wurde zerstört! Das Ende aller Hoffnung, Harry muss nun in wenigen Stunden sterben.

Er dreht sich schockerfüllten Gesichts zum Verursacher der Katastrophe und hat schon so ein Gefühl, dass es sich um Bismarck handelt. Könnte es sein, dass er von den Toten wieder auferstanden ist?

"Wer zur -?" Moody schreitet auf den ungewünschten Gast zu, der im Schatten steht und seine Augen wie die einer Katze blitzen lässt. Immer noch ohne zu erkennen, wer sich da im Schutz der Dunkelheit verbirgt, packt Moody die Gestalt am Kragen und zieht sie ins Kerzenlicht eines Kronleuchters. "Nicht Bismarck? Verdammt! Wer bist du?"

Die Person ist zu Harrys Überraschung nicht Bismarck, sondern ein schlacksiger Bursche, kaum älter als Mitte zwanzig, vielleicht Anfang Dreißig, mit kastanienbraunen, auf die moderne Art zerzausten Haaren und Koteletten, gekleidet wie ein postapokalyptischer Popstar mit langem khakifarbenen Mantel und darunter dunklen Kleidern. Der Fremde wehrt sich überhaupt nicht, und obwohl er gerade Harrys Überlebenschancen zunichte gemacht hat, fällt es Harry schwer die Drecksau einfach abzustechen. Er will vorher wissen, warum ...

"Warum?", fragt er.

"Warum?", meint der Fremde, es fällt ihm nicht unbedingt leicht zu reden mit Moodys Hand an der Kehle. "Weil du ein Risiko bist, Harry Potter ... das weißt du doch!"

"Wer in Allahs Namen bist du?"

"Axelrod, Peter. Peter Axelrod, wenn du so willst, Bismarcks rechte Hand, sein engster Vertrauter und Erzmagier der dunklen Künste."

Der Name Peter weckt böse Erinnerungen in Harry. Er kannte in seinem Leben schon viele Peters, doch alle waren Arschlöcher. Da wäre zum Beispiel Wurmschwanz, der ihm mal tief in die Achselhöhle gestochen hatte, um Harrys Dad wieder zum Leben zu erwecken. Schön - es war für einen guten Zweck, aber es hat höllisch wehgetan. Dann gab es da noch den alten Peter Cunning, ein Arbeitskollege von Onkel Vernon, der die Dursleys bis zu seinem Tod öfters mal besucht hatte, das war noch bevor Harry nach Hogwarts ging. Dieser Cunning war jedenfalls ständig besoffen und hat Harry des öfteren die Fresse blutig geschlagen unter dem Vorwand Rugby zu spielen. Onkel Vernon musste dann immer herzhaft feixen und Fotos für's Familienalbum machen; gut, dass sie nun beide tot sind, denkt Harry.

"Ihr dachtet doch nicht etwa, es wäre wirklich schon vorbei?", fragt Axelrod schmunzelnd. "Es ist nie vorbei - gerade Sie, Mister Moody, sollten das doch wissen. BIBER!!!"

Moody zuckt wie vom Blitz getroffen zusammen (vergleichbar mit der Reaktion eines Durchschnitts-Zauberers, wenn er den Namen >Voldemort< hört), dabei lockert er seinen Griff um Axelrods Hals, so dass er dem Würger entweichen kann. Hämisch grinsend steht Axelrod vorm auf dem Boden kauernden, verängstigten Moody, dabei zieht er den Wollkragen seines Pullovers mit einem Finger vom Hals weg, um besser nach Luft schnappen zu können.

"Bi-bi-biber Biber -", schluchzt Moody apathisch. Seine Erinnerungen machen ihn kaputt und erneut greift er sich in die Nierengegend. Eine Rippe fällt aus seinem Bauch und Blut spritzt. "BIBÄÄÄÄÄÄÄR!!!!!!!!"

"Expelliarmus!"

Rons Zauberstab fliegt geradewegs auf Axelrod zu, der fängt und zerbricht ihn. Ron lässt vor Schreck den Rest seiner Taube fallen.

"So, Mister Potter. Duell?"

"Worauf du dich ver-"

Zu spat!

Harry kann seinen Zauberstab nicht mehr ziehen. Drei ausgewachsene Biber hängen an seinem Arm. Um ihn herum sammeln sich immer mehr von diesen behaarten Biestern und langsam versteht Harry Moodys panische Angst. Er versteht, dass dieser Kampf endgültig verloren ist.

DEUS EX MACHINA

DEUS EX MACHINA
 

Noch bevor die ersten Sonnenstrahlen in Harrys Zelle dringen, öffnet unser Held mühsam die verkrusteten geschwollenen Augen und versucht sich zu erinnern, was überhaupt passiert ist. Nach einigen Sekunden baut sich das schreckliche biberorientierte Schauspiel ein zweites Mal vor ihm auf. Dieser Axelrod hatte ihn am Abend zuvor gefoltert mit allem drum und dran. Immer wieder hat er versucht Harry auf seine Seite zu holen, doch er blieb erfolglos. Harry flitzen nur sehr verschwommene Bilder durch den Kopf, da er keine Brille vor den Augen hatte, als man ihm auf der Streckbank die Daumenquetsche anlegte. Tapfer und mit dem Gedanken, dass er sowohl den Crucio-Spruch seines Daddys, als auch Professor Umbridges Folter damals durchgestanden hatte, ließ er die Schmerzen über sich ergehen, bis Axelrod es schließlich aufgab und Harry - getrennt von Moody und Ron, von denen er immer noch nicht weiß, was mit ihnen geschah - in eine Zelle gefrackt wurde. Zu Essen gab's nichts außer ein paar lieblos dahingepfiffenen Bohnen und ein paar Rühreiern. Widerlich!

"Ihr scheiß Wichser ...", nuschelt Harry im deliriumsähnlichen Schockzustand. "Nascht vom Kuchen der Blutrache."

Ein Wärter taucht auf; scheinbar gab es außer diesem Axelrod noch mehr Verbündete auf Seiten Bismarcks (außer den verdammten Bibern natürlich). "Hier, friss!" Der Wärter reicht Harry einen Leib Brot.

"Schieb dir deine Worte sonst wohin", giftet Harry, nimmt das steinharte Brot und beißt zu. "FUCK!!!"

Harry fühlt sich an den Zahn und merkt, dass er blutet. "Was zur ...?" Er untersucht das Brot und findet eine geheime unbekannte Zutat. "Das ist doch ..." Harry zerreißt den Brotleib und erblickt seinen Zauberstab auf dem sich Spuren von seinem eigenen Blut abzeichnen.

"Als zusätzliches nachträgliches Geburtstagsgeschenk", sagt der Wärter und nimmt dabei seinen Hut ab. Volles schwarzes Haar kommt zum Vorschein und Harry lässt ein grelles Japsen verläuten.

"Dad!"

"So sieht's nämlich aus", meint Voldemort mit einem fürsorglichen Lächeln. "Auf deinen alten Pops ist halt Verlass."

"Genau im richtigen Moment! Sorry, dass ich letztens so'n Arsch war."

"Ach, drauf geschissen, Sohnemax. Jetzt schieß endlich die Gitter kaputt und lass dich umarmen."

"Alles klar!", sagt Harry und zielt auf eine dicke Eisenstange vor ihm. "Sesam, öffne di-"

Der Zerstörungsstrahl den Harry mittels Zauberstab abschießt, wird von der Stange reflektiert und trifft Harry so hart, dass dieser rücklings gegen sein Feldbett knallt und ungünstig stolpert.

"Prust!", kichert Voldemort. "Das Ding is mit 'nem Reflektor-Zauber belegt. Das kann man nich so aufmachen."

"Manno, hättest ja was sagen können."

"Nee, war aber witzig. HERMINE!!! Kannst jetzt!"

"Wer?!", erschrickt Harry und dreht sich wild hin und her, als plötzlich eine riesige knochige Faust durch die Decke prasselt und sämtliche Wände und Gitter, technisch völlig indiskutabel, zerschmettert. Es ist die gigantische Hand von Darkness Arise!

"Du kannst jetzt rauskommen, Harry", wispert eine vertraute, aber durch diverse verräterische Akte in ein schlechtes Licht gerückte Stimme.

"Hermine, du abge-", schreit Harry.

"Sohnemax, hör mal zu", unterbricht Voldemort mit bestimmten Ton. "Man muss auch mal vergeben können, okay?"

"Aber die wollte mich umbri-"

"SCHLUSS!", brüllt Voldemort und Hermine, die etwas eingeschüchtert neben ihm steht, zuckt zusammen. "Ihr umarmt euch jetzt und dann is gut!"

"Ja, Papa", erwidert Harry genervt und schlurkst gesenkten Hauptes widerwillig zu Hermine, um sie schließlich zu umarmen. "Äähm..."

"Was?", fragt Hermine.

"Du stinkst nicht mehr nach Verwesung und die Maden - deine Haut -" Harry mustert Hermine nun zum ersten Mal richtig und staunt nicht schlecht, da sie wieder wie vor ihrem Tod aussieht. "Sag mal ... lebst du wieder?"

"Ja, dein Papa, weißt du."

"Ich glaube, hier herrscht ein wenig Erklärungsbedarf", sagt Voldemort und setzt sich auf einen gepolsterten Schemel, packt seine Knie mit den Händen und schaut verträumt durch das Loch, das Darkness Arise in die Wand gerissen hat in den purpurroten Himmel, der den neuen Tag ankündigt.

Harry lässt sich gegen ein Treppengeländer fallen, hebt ein paar Brotkrümel vom Boden auf, von denen er nascht, und lauscht den weisen Worten seines Vaters.

"Also -", beginnt "Voldi" hochtrabend. "Der ganze Shit und auch das Dope war'n aus und da wollte ich mir was holen, da is mir aber eingefallen, dass ich gar nicht weiß, wie man Einkaufen geht und deshalb solltest du das machen, du hattest aber gesagt, dass du erstmal 'ne Runde Abstand brauchst, oder so, und ich dachte aber, du meinst damit, dass du nur mal 'n biss'l Spielen gehst - auf den Spielplatz mit dem Elefanten mit der Feder unten dran, weißt du -, aber da warst du ja gar nich und da hab ich die Fährte aufgenommen und mich an den Ort appariert, wo du zuletzt warst und das war gleich vor dem Portal zu Kleinschmöllnau und da dacht ich, der is bestimmt dort drin und bin einfach mal reingegangen, da war'n aber schon alle tot - nur gut, dass ich Hermines unvergleichliches Einbalsamierungsflüssigkeitsaroma wiedererkannt habe und siehe da - ihr zermatschter Körper hing in diesem großen Knochenmann da, wo ich sie dann rausgeholt und aus ihren sterblichen Überresten wiederbelebt habe ... äh ... wo war ich?"

"Du hast Hermine wiederbelebt."

"Ach ja, da waren übrigens noch mehr Tote, die hab ich natürlich auch alle wiederbelebt. Also alle, von denen ich noch irgendwie die Aura gespürt habe."

"Aura?", fragt Harry verwundert.

"Du weißt schon - alle, die ich noch riechen konnte ... da war zum Beispiel einer, von dem war gar nix mehr übrig, kann man sagen - so'n Blonder, 'n paar Jahre älter als du, hatte blaue Augen - das hab ich natürlich alles erst mitgekriegt, als sich seine Asche wieder formiert hatte. Haha!"

Harry und Hermine stockt der Atem.

"Meint er etwa ... Bismarck?", fragt Harry zögernd, doch Hermine zuckt nur mit den Achseln.

"Das hab ich gar nicht mitgekriegt, weil ich erst wieder zu mir gekommen bin, als wir das Gebäude schon lange betreten hatten", sagt sie. "Möglich wär's. Soll das überhaupt heißen, ihr habt Bismarck besiegt?"

"Ja, das soll's heißen. Fuck!", zetert Harry. "Das war 'ne scheiß Arbeit, den Typ zu kill'n und dann kommt mein Dad und erweckt ihn wieder zum Leben."

"Hä?", macht Voldemort, der nicht weiß, um was es geht.

"Ach, mach dir keine Gedanken, Harry", beruhigt Hermine ihren alten Kumpel. "Wenn Bismarck wirklich wieder Ärger macht, haben wir doch jetzt deinen Dad."

"Gestern hieß es noch, dieser Typ wäre ja so viel besser als mein Dad und nun auf einmal -"

"Ja, sorry, das war blöd von mir. In Sachen Wiederbelebung ist dein Dad wirklich eine einzigartige Koryphäe. Weißt du, er hat nicht mal Pansy Parkinsons Überreste für sein Ritual gebraucht.

"Hä?", macht Voldemort, der immer noch nicht den roten Faden im Heuhaufen gefunden hat.

"Na, mal seh'n - wir haben ihn schon mal gekillt, wir können ihn wieder killen!", sagt Harry kampflustig, aber gleichzeitig auch etwas besorgt. "Mit vereinten Kräften - apropos ... wo sind denn die anderen beiden?"

"Die sind des Todes, Harry Potter!", triumphiert Axelrod, der soeben den Raum betreten hat und hochnäsig an einer Tasse Kaffee nippt. "Hermine, alles klar, du Miststück? Verräterische Zombie-Hure!"

"Ex-Zombie-Hure", korrigiert Voldemort.

"Oh, prominenter Besuch. Herzlich willkommen, Mister Riddle."

"Du doofe Wurst!", giftet Voldemort den Handlanger Bismarcks an. "Meinen bürgerlichen Namen habe ich bereits als junger Mann abgelegt, also wage es ja nicht noch einmal -"

"Das hat doch keinen Sinn. Während wir hier streiten, müssen sich eure Kollegen unter der Aufsicht unseres geschätzten Herrn Bismarcks, der glücklicherweise zu uns zurückgekehrt ist, unbewaffnet der Biberarmee des Neo-Dritten-Deutschen-Reichs-der-Schwarzen-Künste stellen", beschwichtigt Axelrod Voldemort. "Entweder ich oder sie."

"Beides!", sagen Harry und sein Papi im Chor, wenden simultan den Kettensägenzauber an und zerfetzen Peter Axelrod, dass die Eingeweide nur so durch die Luft fliegen. Blut spritzt und geborstene Knochen krachen gegen die Wände. Beim genauen Lauschen kann man noch Axelrods verzweifelte Schmerzensschreie in den unteren Korridoren widerhallen hören.

"Let's go!", weist Voldemort an, der sich und die beiden Kleinen mit einem Reinigungszauber plank putzt. "Ich spüre eine extrem starke Energie auf dem Innenhof des Schlosses. Da sind auch noch zwei kleinere Energien, die aber kurz davor stehen zu erlöschen und tausende ... animalische Energien ... Hä?."

"Soll ich Darkness Arise schicken?", fragt Hermine, als die drei Komparsen gerade eine Wendeltreppe hinunterschlittern und dabei aus blanker Verwüstungswut einen Gobelin von der Wand reisen.

"Klar, aber pass 'n biss'l auf", japst Voldemort, sichtlich außer Puste. Irgendwo hat er sich einen schweren antiken Tonkrug geschnappt, den er nun in vollem Lauf gegen eine Glastür schleudert, die es in Millionen von Splittern zerlegt, die sich teilweise in die Körper der Freunde, die direkt unter ihnen durchlaufen müssen, bohren.

"Wie jetz'?", spricht Harry, der eine große Treppe hinunter immer gleich vier Stufen auf einmal nimmt, Hermine an. "Du bist doch kein Zombie mehr; wie kannst du da immer noch Darkness Arise steuern?"

"Ein Trick!"

"Ein Trick?"

"Ein Trick! Siehst du meinen Bauch hier?" Hermine hebt ihren zerfetzten, verschwitzen Seidenpulli zwei Krempen weit an und verweist bei vollem Lauf auf eine Art Delle im Brustkorb. Harry, der gespannt auf Hermines entblösten Bauch stiert, in der Hoffnung mehr sehen zu dürfen, stolpert über eine Teppichfalte, fällt aber nicht hin. "Dort fehlen ein paar Rippen, Harry. Des weiteren fehlen mir noch ein paar kleinere Knochen aus den Händen und den Füßen, was aber nicht weiter schlimm ist. Weißt du, wenn die eigenen Knochen alle zwischen zahllosen fremden Knochen eingequetscht werden, ist es nahezu unmöglich alle wieder zusammenzutrommeln, aber dein Dad hat schon saugute Arneit geleistet, muss man sagen."

"Das ist keine Antwort!"

"Wart's doch mal ab!", zickt Hermine, als Voldemort vor den beiden gerade einen Sprengzauber auf eine Tür aus dickem Eichenholz anwendet, die es in Millionen von Holzsplittern zerlegt, von denen sich einige in die Körper der Freunde bohren. "Aua! Also, das ist so. Offiziell gehören diese paar letzten Knochen in Darkness Arise ja mir, sie wurden allerdings nie wiederbelebt. Das heißt, ein Teil von mir - auch wenn er derzeit nicht mit mir verbunden ist - bleibt vorerst Zombie und deshalb kann ich auch weiterhin Zombiemagie anwenden und das sogar noch effektiver als jemals zuvor; immerhin bin ich nun partiell mit Darkness Arise verbunden. Krass, oder?"

"Chic!"

"Wir haben's!", ruft Voldemort den beiden zu. "Hermine! Schick den Großen direkt vor uns, wir springen!"

"Wie jetz'? Springen?", fragt Harry verunsichert, da er vor sich nur eine robuste Ziegelmauer erblicken kann.

"Plutonius!", schreit Voldemort und beschwört damit einen voluminösen Energieball aus seinem Zauberstab, der sich um die Helden legt, sie aber nicht verletzt - ganz im Gegensatz zu allem anderen, mit dem er in Berührung kommt. So atomisiert er auch die dicke Ziegelmauer und den Boden unter ihren Füßen. Harry rutscht der Magen hinter's Trommelfell und er hätte Bock zu kotzen. Plötzlich befindet er sich - 40 Meter über dem Erdboden - im freien Fall, doch da ...

"Wyvern-Morph!", zischt Hermines Stimme an Harrys Ohr vorbei und mit zu Schlitzen verengten Augen erhascht sein Blick ein paar fliegende Knochen, die aus allen Himmelsrichtungen anreisen. Als seine Augen den Gebeinen folgen, bewegt sich Harry schon wieder vom Erdboden weg. Er sitzt neben Voldemort und Hermine auf dem Rücken von Darkness Arise, das jetzt wie ein geflügelter Dämon aussieht.

"Scheiße!", meint Harry. "Ich dachte, das wär's jetzt."

"Das wahre Glück der Erde liegt auf dem Rücken von zu einem riesigen Dämon komprimierten menschlichen Gebeinen", singt Voldemort frivol.

"Auch ein knochiger Dämonenrücken kann entzücken", schließt sich ihm Hermine an und Harry kann nur den Kopf schütteln; doch da fällt ihm plötzlich etwas Seltsames auf - zwischen den rosaroten morgendlichen Wolken schlängeln sich gespenstische Schatten, die sich viel schneller bewegen als Darkness Arise. Je näher sie kommen, desto gewisser wird sich Harry darüber, um was es sich handelt.

Und schon sind sie da; ein halbes Dutzend Dementoren umschwirren Darkness Arise samt Besatzung in kreisförmigen Bahnen.

"Mahlzeit", begrüßt sie Harry froh. Wenn er sich an früher zurückerinnert, als er des öfteren gegen diese vermeintlich unheimlichen Schattenwesen gekämpft hatte, muss er kindisch kichern, denn im Grunde genommen, sind Dementoren die absoluten Kumpel-Typen. Leider ist ihm diese Tatsache erst bewusst geworden, als ihm sein Vater damals erklärt hat, dass einem die Dementoren auf ewig ein guter Freund sind, wenn man sie nur liebevoll grüßt. Klar - Harry oder all die anderen, die ständig mit den Dementoren zu tun hatten, hielten es nie für nötig auch nur ein gutes Wort mit ihnen zu wechseln und da fühlten sich die Kapuzenmänner halt gemobbt, denn alles, was sie wollten, war Freundschaft. Und Seelen natürlich. Freundschaft und schmackhafte menschliche Seelen.

"Glück auf Harry!", zwitschert der dickste der Dementoren heiter.

"Tach, Chef!", leihert ein offensichtlich betrunkener Dementor, an Voldemort gewandt. Er ist von besonders langer und schlacksiger Gestalt. Auf seinem zerfetzten schwarzen Mantel ist ein Aufnäher mit der Aufschrift >Askaban 2000 - ich war dabei!<

"Hey, Olaf, hast du schon wieder die ganze Nacht durchgesoffen?", fragt Voldemort vergnügt.

Der Dementor namens Olaf wird ganz rot im Gesicht, was man aber nicht sehen kann, da Dementoren keine Gesichter haben. "Ui, hast's wohl gemerkt. Ich musste ~hicks~ für Friedhelm einspringen. Der hängt in Cambridge fest, weil er seinen Bus verpasst hat."

"Aber Dementoren bewegen sich doch fliegend fort", wirft Hermine ein.

"Jaah, schon", leihert Olaf, "aber der war so zugedröhnt, dass er das wohl ganz vergessen hat."

"Und wo sind die ganzen anderen?", fragt Harry. "Im Kampf gegen Dumbledore waren viel viel mehr von euch an unserer Fusion beteiligt und ich schätze mal, der Gegner, der heute auf uns wartet, ist noch mal 'ne Ecke stärker, also - URGH!!" Harry greift sich plötzlich an die Brust und verzieht sein Gesicht schmerzerfüllt.

"Was'n los, Junge?", will Voldemort, käseweiß vor Schreck, wissen.

"Ah, geht schon wieder", antwortet Harry, dessen Schmerz scheinbar ein wenig verebbt ist. Ihm ist klar, dass das die Einleitung seines Untergangs war. An diesem Tag, in wenigen Stunden, oder, wenn's ganz blöd kommt, in weniger als einer Stunde, muss er den Löffel in der Besteckaufbewahrungskammer des Lebens abgeben - und alles wegen einem Keks, denkt er sich und muss schon wieder grinsen, weil das alles einfach zu dämlich gelaufen ist. "Wir sind übrigens da - guckt mal da vorne!"

Und tatsächlich - auf einer weiten Rasenfläche hinter dem Westflügel von Kleinschmöllnau bietet sich den Helden ein ernüchterndes Bild: Abertausende bis an die Zähne bewaffnete Biber hocken auf einem Haufen und machen blutrünstige Geräusche. Einzig einen kleinen Kreis lassen sie zwischen sich frei und in eben jenem engen Fleckchen stehen Ron und Moody - blutüberströmt und voller gebrochener Knochen. Beide sind unbewaffnet und müssen nun mit Fäusten und Füßen gegen die pelzige Übermacht antreten, die das Duo offenbar nur noch nicht aufgefressen hat, um sie noch ein Weilchen leiden zu sehen.

Die Rippen, die an Moodys Bauch aus dem Körper ragen, sind bereits abgestumpft und über seine brachliegende Haut hinweg sammeln sich unzählige neue Narben - vorallem Bisswunden. Sein Schottenrock, der eigentlich ein Karo-Muster hat, ist jetzt nur noch ein blutgetränkter roter Lappen. Moody sieht aus, als würde er jeden Moment tot umkippen. Ron hingegen hat noch etwas Kraft; er ist auch nicht ganz so stark demoliert, doch eins ist sicher: Die Biber können den Kampf jeden Augenblick problemlos beenden.

"Okay, alle bereit?", fragt Harry, stellt sich auf den Kopf von Darkness Arise, das nun über die Biber fliegt und ihre Aufmerksamkeit auf sich zieht. "Der letzte Kampf beginnt." Harry richtet seinen Zauberstab auf die Bibermenge und schreit: "BISMACK!!! ICH WEIß; DASS DU IRGENDWO HIER RUMLUNGERST!!! ES ENDET - HIER UND JETZT!!!"

"So sieht's nämlich aus", meint Olaf, der Dementor.

VIRIBUS UNITIS

VIRIBUS UNITIS
 

"Phase 1: Gib den Befehl zum Vernichtungsstrahl, Hermine!", schreit Harry. Hermine tut wie ihr befohlen, und der geflügelte Knochen-Dämon Darkness Arise sammelt Energiepartikel aus der Atmosphäre in seinem fangzähnigen Maul, aus dem alsbald ein gigantischer Zerstörungsstrahl dringt, der in Zickzacklinien über die Biberarmee fegt und Braten aus den bewaffneten Nagern macht. Die Luft ist erfüllt vom Gestank verbrannten Fleisches und geröstetem Fell.

"Gut so!", sagt Harry, "aber passt auf, dass Darkness Arise nicht zu nah an Moody und Ron rankommt, sonst hilft alles nichts mehr. Olaf!" Harry wendet sich dem schlacksigen Dementor zu, dessen Askaban-2000-Button im Licht von Darkness Arise´ Vernichtungsstrahl herrlich glitzert und funkelt. Harry wäre stolz auf ein derartiges Schmuckstück. "Du und deine fünf Kumpels müsst den Bibern, die nah an unseren beiden Helden da unten dran sind, die Seele aus´m Arsch ziehen. Geht das?"

"Logo pogo!", meint Olaf gelassen und kratzt sich am Schritt. "Wir können praktisch jedem Lebewesen >die Seele aus´m Arsch ziehen<."

Und kaum, dass er seinen Satz beendet hat, saust der lange Dementor seinen Artgenossen voran, wie ein bettlakenförmiger Adler, der in den Sturzflug geht, um seine Beute zu schnappen, in Richtung Ron und Moody. Geistergleich schweben die sechs Dementoren durch die Nager und ziehen dabei grelle bläuliche Lichter hinter sich her - Seelen!

"Fuck!", schimpft Harry, als er von hoch oben mit ansehen muss, wie für jeden getöteten Biber gleich zwei neue einspringen. "Wir müssen diese Bettvorleger effektiver bekämpfen ... aber wie verdammt?!"

"HARRY!!!"

"Was -?" Harry folgt verdutzt der Stimme und sieht, dass Ron geschrien hat.

"HARRY! ÜBERLASS DAS RUHIG MAL MIR!", schreit Ron, der einen Gesichtsausdruck aufgesetzt hat, der sagt, er hätte alles vollkommen im Griff.

"I-ich weiß, w-was du v-vorhast ..." Moody hat sich für einen kurzen Moment gefangen und unter größter Anstrengung diesen Satz hervorgewürgt. Ihm läuft Galle über die zerfetzten Lippen. "Du k-kannst meinen Ersatzzauberstab kriegen - mir w-wird er nicht mehr ... nicht mehr viel bringen, mein Junge."

Moodys verbliebenes Auge taxiert Ron; ihre Blicke treffen sich, dann weist Moodys Auge nach unten.

"M-mein Loch ... das ich da im Bauch habe - ist kaum ... zu v-verfehlen ..."

"Was ist damit?", fragt Ron aufgeregt nach.

"Greif rein!"

"Was?!"

"MACH SCHON!"

"Ähm ... na gut", schließt Ron, bohrt seine Rechte beherzt an Moodys brach liegenden Rippen vorbei in dessen malträtierten Bach, in dem kein Organ mehr sitzt, wo es hingehört. Nach ein paar tastenden Fingerspielchen findet Ron eine bekannte Konsistenz gleich neben Moodys auslaufender Leber vor - ein langer glatter Holzstab mit einem Griff aus Metall.

"Ist das -?" Ron zieht mit viel Wucht den Stab aus Moodys Leib, verspritzt dabei ordentlich Körpersäfte und staunt dann nicht schlecht, als er einen wunderschönen, wenn auch blutverschmierten, Zauberstab in der Hand hält.

"I-ich weiß doch, w-was du kannst, Weasley", schnaubt Moody unter Höllenqualen hervor. "Hab dich doch i-in der ... in der Klapse trainieren sehen ... Junge ... du bist der geborene Heliopath ... Meister der ... Höllenfeuer ..."

Und mit diesem letzten Satz kippt Moody zur Seite weg, scheinbar ohne jegliches Leben in seinem alten zerstörten Körper. Ron versucht ihn noch aufzufangen, doch er greift ins Leere, während Alastor hart auf den Boden schlägt und ein dumpfes Aufprallgeräusch die Freunde erzittern lässt.

"Die Ruhe hast du dir verdient, alter Freund", sagt Ron ehrfurchtsvoll; eine Träne rinnt ihm über die Wange. "Du warst mein Freund, Mad-Eye Moody. Ich würde mich freuen, wenn du mir jetzt ein letztes Mal zusiehst. Sieh mir zu ... und genieße die Früchte meines Trainings!

PYROZIKULATION!!!"

Aus dem neuen Zauberstab, den Ron hoch in die Luft streckt, entflammt ein Ring aus Feuer, der sich um Ron und Moodys toten Körper legt und dann eine kreisrunde Wand aus Flammen bildet, die es den Bibern unmöglich macht, noch einmal zu den Gepeinigten vorzudringen, um sich am Fleisch der vermeintlich hilflosen Krieger zu laben.

Wie hungrige Coyoten scharen sich die Nager um die Barriere, in der Hoffnung, dass sich eine Lücke auftut, durch die sie Ron erreichen und fressen können, dann leuchtet Ron für einen kurzen Moment selbst hell auf als wäre er ein Spiegel der das erste, bisher noch nicht vorhandene, Sonnenlicht gebündelt reflektiert und schreit wie grollender Donner: "KREISRUNDES HÖLLENINFERNO!!!"

Der Ring aus Flammen breitet sich aus und statt mit zunehmend zurückgelegter Entfernung allmählig auszubrennen, wird er immer mächtiger und sogar um einiges zerstörerischer als Darkness Arise´ Vernichtungsstrahl, der mittlerweile einen Teil des Schlosses in Schutt und Asche legt. Hunderte Biber verbrennen und schreien dabei fürchterliche Sterbelieder. Harry sieht, wie sich Hermine vor Entsetzen die Ohren zuhält und die Augen fest zusammenpresst. Durch die somit geminderte Konzentration wird die mentale Verbindung zu Darkness Arise gestört, das nun unaufhaltsam auf einen der Türme zu rast.

"He, Hermine!", warnt sie Harry, packt sie dabei an den Schultern, um sie mal so richtig durchzuschütteln. "HEY! PASS AUF, VERDAMMTE SCHEIßE!!!"

Doch Hermine verharrt vor sich hin murmelnd, das Gesicht in den Händen vergraben, offensichtlich grad am heulen.

"Lass mich nur machen, Sohnemax", sagt Voldemort, etwas durch den Wind. "Plutonius!"

Wie ein paar Minuten zuvor bei der Flucht aus Kleinschmöllnau erzeugt Voldemort mit seinem Zauberstab eine riesige Blase aus reiner Energie, die sich dieses Mal schützend um Darkness Arise samt ihm selbst, Harry und Hermine legt. Somit wird verhindert, dass der Knochengigant ungebremst in die Türme der Akademie rast und ihre Ruinen zum Grab unserer Zaubererfreunde macht. Die Energiebarriere braucht die Gemäuer nur zu streifen und schon löst sich das Jahrtausende alte Gestein in Wohlgefallen auf. Allerdings kann sie nicht den nahenden Aufprall Darkness Arise´ verhindern.

"HERMINE!!!", schreit Harry seine Ex-Zombie-Freundin an. "Wir werden am Boden zerschellen, verstehst du?! HÖRST DU NICHT, VERDAMMTES MISTSTÜCK?!!"

"Lass nur, Sohnemax", beschwichtigt ihn Voldemort erneut, hebt wieder den Zauberstab und richtet ihn dieses Mal auf den Knochengigant. Menschliche Gebeine fliegen durch die Lüfte und fügen sich an den Bauch von Darkness Arise; eine Art drittes Bein entsteht, doch dieses scheint unförmig und viel zu lang. Eben fragt sich Harry noch, was das bedeuten soll, da geht ihm auch schon ein Irrlicht auf, als er sieht, wie sich das dritte Bein fest im Rasen unter ihnen verkrallt und Darkness Arise somit daran hindert weiter an Höhe zu verlieren. Es gibt einen jähen Ruck und der Gigant kommt endgültig zum Stillstand - 10 Meter über dem Erdboden.

"H-Harry - es - es t-tut mir Lei-"

KLATSCH!

Harry hat Hermine eine saftige Ohrfeige verpasst.

"Reiß dich zusammen, Granger!"

"Harry!", schreit Voldemort empört, als er gerade im Begriff ist, am dritten Bein ihres dämonischen Fortbewegungsmittels hinunter zu klettern. "Das schickt sich nicht."

"Jaah, aber trotzdem", gibt Harry kleinlaut zu. "Hermine? Alles wieder in Ordnung mit dir?"

"Ähm ... ja, danke ... ich denke schon ..."

"Dann kämpfst du an meiner Seite?", will Harry wissen und schaut ihr dabei tief in die Augen.

"Lass uns diesen teutonischen Teufel häuten", erwidert Hermine mit gespielter Tapferkeit, während ihr Tränen über´s Gesicht rollen. Sie zittert.

Unterdessen mischt sich Voldemort ins Getümmel und lässt eine riesige Geister-Kettensäge um sich herum tänzeln, die mit jedem gezielten Streicher gleich bis zu fünf Biber auf einen Streich zerlegt.

Harry, der gerade vom dritten Bein geklettert ist, wird gleich von gut zwanzig Bibern überrascht. Er hebt seinen Zauberstab und spricht ohne große Betonung: "Accio Schlossturm". Und tatsächlich - einer der Türme, der kurz zuvor von Darkness Arise gestürzt wurde, erhebt sich in die Lüfte, saust Richtung Biberschar und stürzt über deren Köpfen herab.

Ron, der über die gerodete Erde auf Harry zukommt, schießt die ein oder andere Salve Feuertorpedos in die Biberschar, während Hermine hinter Harrys Rücken etwas Unverständliches vor sich hin murmelt. Harry kümmert sich jedoch nicht weiter darum und wiederholt seinen Schlossturm-Aufrufezauber noch drei weitere Male. Im Hintergrund ziehen die sechs Dementoren Seelen aus den Krieger-Nagern und lassen leblose Fellknäuel zurück.

"Verdammt! Wo ist Bismarck denn jetzt hin?", schreit Ron und feuert vor Wut einen Hitzestrahl auf einen unberührten Teil des Schlosses, der nun hübsch vor sich hin brennt.

"Maelstrom!", verkündet Voldemort und schwarzer Nebel rast aus der Spitze seines Zauberstabs, umhüllt eine ganze Menge Biber und hinterlässt von ihnen nur einen Haufen Knochen und Eingeweide.

"Expecto anti-patronus!" , grölt Harry, doch anstelle des vom Leser erwarteten Hirschs, der ihn nur an den miesen Betrüger James Potter erinnern würde, der ihn, Harry, als er noch ein Baby war, Voldemort entrissen hat, um ihn zusammen mit Gemahlin Lily Potter zu verspeisen, erscheint ein dunkelrot schimmernder, für Dementoren absolut ungefährlicher Anti-Schutzgeist in Form eines geflügelten Flusspferds - der Phelddagrif, die wohl anmutigste und wohlproportionierteste Kreatur, die die Göttin der Schöpfung, Sybille, je zustande gebracht hat - gleich nach dem Nacktmull und dem Terrorvogel, einem straußenähnlichen Riesenvogel, der zu Urzeiten auch viel im Rheinland von unteren Säugetieren in Sachen Nahrungsaufnahme Gebrauch machte. Mahlzeit!

"Schnapp sie dir, Phelddagrif!"

Der Anti-Schutzgeist setzt seinen massigen, geflügelten Körper in Bewegung und donnert durch die Reihen der Biber, um sie ohne großen Schnickschnack einfach zu zertrampeln.

Während die gigantische Geisterkettensäge immer noch munter mordet, explodieren zahlreiche Biber unter dem Einfluss Rons, wenn sie nicht vorher schon von den Dementoren unter dem Kommando Olafs entseelt wurden. Nur Hermine hält sich bedeckt.

Der rot glühende Koloss eines geflügelten Nilpferdes hinterlässt einen Krater der Zerstörung unter seinen Stampfern, als plötzlich -

"Genug der schmutzigen Magie. Ihr habt sie alle getötet, haltet nun ein."

Die Stimme, die Harry nur zu gut kennt, scheint von oben zu ihm herab zu dringen, und tatsächlich - als Harry wie Ron und Voldemort gen Himmel blickt, erscheint dort, in zehn Meter Höhe, eine Art schwebender, transparenter Kopf eines extrem groß gewachsenen menschlichen Embryos, der mindestens die Größe einer Baumkrone hat. Gerade öffnen sich die Augenlieder des Embryos und offenbaren rubinrote Augäpfel, die die Luft förmlich durchschneiden, als Harry sieht wie auf dem Kopf die Gestalt des jungen Bismarcks thront. Unter seiner schwarzen Lederjacke, trägt er ein dunkelrotes Hemd, das leger über seine khakifarbene, etwas zu weite Stoffhose flattert. Die schwarzen Lederschuhe glänzen im Licht der ersten Sonnenstrahlen, die just in diesem Moment am Horizont auftauchen. Hinter Bismarcks güldenem Haar sieht Harry tiefe, schimmernde Augen glühen. Tiefer als der unergründlichste See, weiter als der klarste Sternenhimmel, durchbohrender und lähmender als eine Bohrmaschine und nervtötendes Gift zusammen in einer Tube. Harry schmunzelt über diesen albernen Vergleich, der ihm da gerade durch den Kopf gefahren ist, doch trotzdem erfüllt ihn eine ungebetene Ehrfurcht, die er nicht wieder abstellen kann.

"Ihr habt gezeigt, dass ihr nicht umsonst als mächtigste Zauberer der Insel geltet, doch eure Künste sind höchst unsauber. Eine Beleidigung für meine kritischen Augen", sagt Bismarck in hochtrabendem Ton, die Hände hinterm Rücken verschlossen. "Ihr habt hier schon genug Blödsinn angestellt; bedauerlicher Weise muss ich euch deshalb mitteilen, dass ich euch jetzt eliminieren muss. Der Ästhetik der Welt der Magie wegen."

"Bismarck! Du warst lange genug am Leben", schreit Harry wutentbrannt. "Es ist höchste Zeit, dass du lernst, wie man einen Kampf verliert!"

"Moment -", wirft Voldemort verwirrt ein, "das soll dieser Bismarck sein, den ich angeblich wiederbelebt habe? Also ... äh ... nö!"

"Was meinst du, Dad?", sagt Harry mindestens ebenso verwirrt wie sein Papa.

"Die Macht des Phoenix´", wirft Bismarck unaufgefordert ein, "dessen Feder ein Teil eurer Zauberstäbe ist, verleiht euch Zweien die Macht frisch verstorbene ins Leben zurückzuholen. Eine Tatsache, die mir nicht unbekannt ist, auch wenn ihr vielleicht nicht einmal selber davon wisst. Doch so schick und durchaus praktisch dieses Feature eurer Zauberstäbe auch sein mag, um einen derart mächtigen Zauberer wie mich wiederzubeleben reicht eure mickrige Kraft nicht mal in Verbindung mit der des Phoenix´ aus. Natürlich lohnt es nicht, über so etwas zu sprechen, da es nie nötig sein wird, mich wiederzubeleben. Ich bin unsterblich - hab ich das schon erwähnt?"

Angesichts des süffisanten Lächelns, das auf Bismarcks arisches Gesicht wandert, wird Harry heiß und kalt. Seine Gedärme verkrampfen sich. Das war´s!

"Aber wir haben dich doch volle Kanne erwischt - mit allem was wir haben", meint Ron, dessen neuer Zauberstab immer noch kräftig qualmt.

"Ja, das habt ihr wohl gedacht", schmunzelt Bismarck. "Hättet ihr mich wirklich >volle Kanne< erwischt, wäre ich - das muss ich zugeben - sicher nicht ganz heil davon gekommen, doch so dumm bin ich nicht, dass ich euch solch leichtes Spiel genehmige. Kröger!"

"Was ist mit dem?", will Harry prompt wissen. Er erinnert sich, dass der kleine eklige Butler Bismarcks zusammen mit ihm, Ron, Moody, Darkness Arise und Malfoy einen Zauber in Richtung Bismarck geschickt hatte. Harry dachte jedoch, Kröger, der eh nicht den schlausten Eindruck machte, aus Versehen seinen eigenen Herrn angegriffen hatte.

"Erinnerst du dich an den Körperwechsel-Zauber deines französischen Freundes?", fragt Bismarck trocken und Harry nickt düster. "Kröger hat dasselbe mit mir gemacht. Zugegeben, das war das Einzige, was er konnte, aber immerhin. Ihr habt wahrlich einen Zauberer mit eurer vereinten Super-Attacke atomisiert - nur war das nicht ich."

"Aber Kröger stand doch nach unserer gemeinsamen Attacke immer noch an unserer Seite ..."

"Dummkopf! Während ihr euch von euren Angriffen erholt habt, habe ich, nachdem ich an Krögers Stelle getreten bin, einen Trugbild-Zauber auf mich angewandt. Natürlich hätte ich euch auch in meiner wahren Gestalt überraschen können, doch wo bleibt da der Spaß? Nein wirklich, du solltest dein Gesicht sehen! Hahaha!"

"Dad!", stöhnt Harry wutschnaubend, den Zauberstab so fest umklammert, dass seine Hände zu bluten beginnen. "Die Fusion!"

Voldemort nimmt seinen Zauberstab, der dem Harrys identisch ist und beide Zauberer, Vater und Sohn, richten ihre Stäbe aufeinander. Im selben Augenblick rasen sechs immer verschwommener wirkende Schatten auf die zwei zu. Das halbe Dutzend Dementoren verschmilzt zu einem einzigen dunkelgrauen Wolkenring, der wie ein Tornado um Voldemort und Harry saust.

Gleichzeitig hallen zwei donnernde Stimmen, die sich, übereinander gelegt, sogar noch zu verstärken scheinen: "FUSION!!!"

Plötzlich reißt es die beiden Helden vom Erdboden in die Luft als würden sie an einem unsichtbaren Angelhaken hängen, der in ihrem Bauchnabel steckt und mit unendlicher Gewalt den Fang einholt. Die zwei treffen auf halben Weg aufeinander, doch anstatt von einander abzuprallen, saugen sie sich gegenseitig auf und an der Stelle, wo eigentlich zwei sein sollten, schwebt nun einer, verschwommen hinter der ringförmigen Gewitterwolke aus Dementoren, die sich nun immer weiter zusammenzieht und schließlich auch mit dem neu entstandenen Wesen aus Harry und Voldemort eins wird.

So ist das Wesen, dessen Natur es ist, die endgültige Macht inne zu haben, just in diesem Moment, nach dem Kampf gegen den Hybrid aus Dumbledore, den Mauern von Hogwarts und den Basilisken vor ein paar Monaten, ein zweites Mal erschienen. Selbst sagt das Wesen von sich, es wäre namenlos, was demnach auch stimmen mag, doch wenn Voldemort seine Schilderungen vom finalen Kampf gegen Dumbledore in Kneipen und ähnlichen Spelunken zu Tage brachte, nutzte er stets den Begriff "Voldementarry" für jene Ansammlung purer Macht in humanoider Erscheinung, also ein Name, der sich aus den Namen derjenigen zusammensetzt, die selbst ein Teil des Wesens sind.

"D-das ist es also - das hat damals die Apokalypse verhindert ...?", stottert Ron voller Ehrfurcht und sieht anschließend flüchtig in Hermines Richtung, um zu überprüfen, ob die genau so beeindruckt ist, doch zu seiner Überraschung scheint die sich auf etwas völlig anderes zu konzentrieren, was eigentlich unmöglich erscheint, denn die stark strahlende Aura des Fusionsresultats löst bereits ein Gefühl aus, das dem ähnelt, das man hat, wenn man wie angewurzelt da steht, wenn eine 50 Meter hohe Flutwelle auf einen zu braust. "Hermine - egal."

Bismarcks Blick wandert über seinen neuen Gegenüber. Ein männliches Wesen unbestimmten Alters; dem Gesicht nach zu urteilen, sieht er aus wie Ende zwanzig, Anfang dreißig, doch eigentlich ist er ja gerade erst geboren worden - zum zweiten Mal. Das spitz nach unten zulaufende hochwangige Gesicht verzieht keine Miene. Klare rote Augen mit zu Schlitzen verengten Pupillen wie bei einer Schlange leuchten in grellem Rot hinter ein paar schwarzen Strähnen hervor, die ihm ins Gesicht fallen. Das tiefschwarze Haar geht bis zu den Schultern. Die ausschließlich in grauen und schwarzen Tönen gehaltene Kleidung lugt hinter einem knieweiten Mantel hervor, der anmutig im Wind hin und her wogt.

"So, jetz´ aber!" Wie ein Meer aus Stimmen, die aus einer anderen Welt bis hierher hervor dringen, erfüllen Voldementarrys Worte den Kampfplatz und zum ersten Mal ist Bismarck, dem fast schon ein Schweißtropfen über das sonnengebräunte Gesicht zu perlen scheint, gewillt seinen Zauberstab zu benutzen, oder besser gesagt seine Zauberstäbe.

DEATHGUN OVERKILL MASSACRE

DEATHGUN OVERKILL MASSACRE
 

"Ich wusste nicht, dass ihr im Kampf gegen Dumbledore fusioniert seid. Ich wusste, dass ihr beide einzeln Dementoren absorbiert habt und dann in eurer geheimen Riddle-Form gekämpft habt, aber das hier ..." Bismarck hält kurz inne, schmunzelt verwegen auf seine Füße, die nach wie vor auf dem schwebenden Embryonenkopf stehen und hält dann seine beiden Zauberstäbe über kreuz. "Das hier ist fast schon eine Herausforderung für mich."

Voldemantarry schwebt langsam auf Bismarcks Augenhöhe, bleibt aber weiterhin auf Abstand.

"Mal sehen, ob du´s schaffst mich mit einem Fluch zu berühren", sagt Bismarck abwertend und hält dann den goldenen, reich verzierten Zauberstab in seiner Rechten mit der Spitze gen Himmel vor sein Gesicht.

"Jaah, mal sehen", wispert die Fusion. "Grandes Novae!!"

Drei gigantische Bälle aus purem Licht brausen auf Das embryoartige Wesen zu und eine der Kugeln zerfetzt das Riesenbaby. Eine Kugel ändert kurz bevor sie Bismarck, der auch ohne festem Boden unter seinen Füßen in der Luft schweben bleibt, trifft ruckartig die Richtung und die letzte Kugel wird plötzlich immer kleiner und verschwindet; sie wurde in Bismarcks Zauberstab gesogen. Die zweite Kugel prallt nun in den Nordflügel der Akademie im Hintergrund, wo sie erst eine gewaltige Explosion auslöst, die dann aber plötzlich in sich selbst zusammenfällt und alles, was sie zerstört hat, mit sich ins Nichts reißt.

"Auch wenn ich diesen Spruch nicht kenne, kann ich ihn schon jetzt besser als du", höhnt Bismarck, richtet seinen Stab aus der Defensivposition in die Angriffsstellung und flüstert gut vernehmlich: "Multinova-Blitz-Strike!"

Nur eine einzige Lichtkugel erscheint, auch wenn sie doppelt so groß ist wie die, die Bismarck eben aufgesaugt hat, ist sie nicht mal viertelst so schnell. Das Wesen, das aus mehreren besteht, grinst und schwebt in aller Seelenruhe aus der Bahn des Fluchs, da explodiert der riesige Ball und hunderte kleinere Lichtkugeln blitzen in alle Himmelsrichtungen. Die Fusion wird mehrere Male hart getroffen. Eine der Kugeln bohrt sich geradewegs durch seinen Bauch, eine weitere trennt seinen linken Arm vom Körper, da hebt er erneut den Zaauberstab und der Stimmenchor aus der anderen Dimension schreit: "Regeneratio!"

Während sich der herabfallende Arm wieder in die Lüfte erhebt und sich unter einem blassen Funkeln wieder an den Körper anfügt und sich die durch die Gegend spritzenden Eingeweide flimmernd wieder in ihre Bauchhöhle begeben, baut Ron am Boden eine Flammenwand auf, um sich und Hermine, die wie apathisch vor sich hin murmelnd scheinbar nichts von alle dem wirklich wahr nimmt, vor ein paar verirrten Lichtkugeln zu schützen.

Wieder im vollen Besitz sämtlicher Organe schickt die Fusion die nächste Attacke an Bismarcks Adresse. Unter einem ohrenzerfetzenden "DEATHGUN OVERKILL MASSACRE!!!" erscheinen auf dem ganzen Gelände geisterhafte Kanonen; einige von ihnen stehen ganz normal auf dem blutgetränkten, versengten, zerwühlten Rasen, andere schauen mit dem Lauf aus Löchern am Boden und wieder andere schweben, von durchsichtigen, zerfetzten Engelsflügeln getragen, am Himmel. Eine letzte Kanone wächst sogar an Voldementarrys Arm, um den Zauberstab herum.

"Und? Hast du Angst?", schreit die Fusion böse am Himmel schwebend, als sich winzige Energiepartikel aus der Atmosphäre im Lauf seiner Zauberstab-Kanone sammeln und einen großen Energieball bilden. "Du bist umzingelt, Hosenscheißer! Lass das mal den Onkel zu Ende bringen; wir wollen zurück nach Hause."

Bismarck, der scheinbar wirklich über die ungeheure Anzahl an Kanonen in seinem Hintergarten überrascht ist, schlenkert ein paar Schritte seelenruhig vor sich hin, ein erstmals etwas verkrampftes Lachen zieht seinen Mund breit. Er bleibt stehen, sieht seinem Gegner in die tiefen schlangenartigen Augen und senkt sich zum Schneidersitz auf den blutgetränkten Boden.

"Mach schon!"

Die Fusion lässt sich nicht zweimal bitten und fordert mit einem dröhnenden, höllisch lauten "NUKLEARE SALVE!!!" sämtliche Kanonen dazu auf aus allen Richtungen den deutschen Wunderknaben zu attackieren.

Ein gewaltiger Donner hallt durch die Luft und kündigt den Kanonenkugelregen an, doch dem Grollen folgt lediglich eine kurze Phase der Stille, die durch Bismarcks helles Lachen unterbrochen wird.

"Hey, Fusionstyp, das kann doch nicht dein Ernst gewesen sein", höhnt er verächtlich. "Überleg doch mal. Sämtliche Kanonen sind zwar durch deinen Spruch erschienen, aber durch was sind sie denn geboren?"

"Wie - was meinst du damit?", fragt Voldementarry verwirrt. Er hat scheinbar keinen blassen Schimmer wie seine Spezialattacke fehlschlagen konnte.

"Sie wurden aus meinem Schloss, meinen Schlossgründen, meiner Atmosphäre geboren. Das ist mein Territorium! Hast du wirklich gedacht, du hättest die Macht den uralten Schutzzauber der Familie Bismarck einfach zu durchbrechen und das, was mir gehört, gegen mich antreten zu lassen. Es tut mir Leid, dass du so viel Energie verbraucht hast, aber jetzt gehören deine Kanonen mir!"

Die Fusion macht einen bestürzten Eindruch, als sich ein paar Dutzend geisterhafte Kanonen, die er mit so viel Mühe erschaffen hat, plötzlich auf ihn richten und er einsehen muss, dass ihm eine Flucht nicht mehr gelingen würde.

"Es war ganz lustig mit dir, aber jetzt wird es Zeit für dich die Reize des Jenseits auszukosten - ein Privileg, das mir auf ewig verwehrt bleiben wird", flüstert Bismarck mit seiner unangenehmsten Stimme. "NUKLEARE SALVE - LEVEL 2!!!"

Erneut das Grollen vor dem Angriff. Ein Heer von Kanonenkugeln mit dem Wunsch zu zerstören, bahnt sich den Weg durch die Läufe der abstrakten Waffen, die sich an allen erdenklichen Orten rund um das Kampffeld gebildet haben.

Ein Lichtblitz.

Ron verdeckt sich die Augen. Er sieht nicht mehr wie die Fusion jeden Augenblick zerfetzt wird, aber er hört das Wesen mit seinen hundert Stimmen aus der anderen Welt leise vor sich hin lachen. Ron fragt sich, ob das das Lachen ist, das man nicht mehr halten kann, wenn man genau weiß, dass man sterben wird und daran nichts mehr ändern kann.

Doch das ist ein anderes Lachen. Das Lachen eines Siegers.

Durch die anhaltende unerträgliche Helligkeit dringt kein Zischen einer Kanonenkugel, die die Luft durchschneidet - nur die Stimme der Fusion, die sagt: "Hey, Hosenscheißer, das kann doch nicht dein Ernst sein. Denkst du, ich würde solch einen dummen Fehler machen. Natürlich habe ich längst einkalkuliert, dass ich aus deinem Gebiet keine Waffe erzeugen kann, der ich befehlen kann, dich anzugreifen. Aber ich kann durchaus eine Waffe aus deinem Gebiet erzeugen, die dich zwar nicht angreift, aber die hochgradig defekt ist und sich deshalb automatisch gegen den richtet, der die Kontrolle über sie hat. Ich muss dir also danken, dass du mir vorhin die Kontrolle entzogen hast, sonst wäre meine Existenz längst ausgelöscht. Doch in diesem Fall ist unser Schicksal wieder getauscht. Du hast dich gerade selbst vernichtet, Trottel!"
 

WOOOOOOOOM!!!!!!
 

Das kleine Dorf Niedergleißnitz. Zwei junge Mädchen und ein Junge von etwa vierzehn Jahren stehen an der einzigen Bushaltestelle des Ortes.

Der Junge schaut auf die Uhr. Kurz nach sieben.

Heute hat er die ersten beiden Stunden Geschichte bei der Frau Wenger, der dummen alten fetten Kuh. Das kotzt ihn ja gleich wieder an.

Die Mädchen spielen mit einem Einhorn aus Hartgummi. Man kann dem rosa Teil die blauen Haare kämmen. So geschieht dies auch. Der Junge schaut zu wie die Mädels das unechte Pferdchen frisieren, die Mädchen bemerken dies und kichern, der Junge schaut weg, er sieht den Bus kommen, er schaut in die Richtung des Busses, eins der Mädchen ruft "Bus kommt", das andere packt sein Spielzeug in den blumengemusterten Ranzen, ein Lichtkegel erscheint in Richtung Niedergleißnitzer Kirchturm. Der Junge scheint für einen Moment erblindet zu sein.

"Verd-"

Er schützt seine Augen vor dem gleißenden Strahl, der alles in ein gleichmäßiges Weiß hüllt. Der Bus fliegt über seinen Kopf hinweg. Kaum verarbeitet, was da eben passierte, dreht er sich um und sieht wie eines der Mädchen vom Bus am Kopf getroffen wird. Das Mädchen fällt um, der Bus fliegt weiter. Der Kopf des Mädchens auch.

Das Mädchen, das sich gebückt hatte, um sein Einhorn zu verstauen, regt sich überhaupt nicht mehr.

Es folgt eine Geräuschwelle aus sich überlagernden Pfeif- und Knalltönen.

Eine Schockwelle zieht den Jungen von den Beinen und er knallt gegen die Glasscheibe des Wartehäuschens. Glas klirrt. Der Junge spürt, dass sein Arm offen liegt und er denkt sich: Muss ich da jetzt überhaupt noch zu Geschichte?
 

Ein großer Teil des Kleinschmöllnauer Schlosses liegt jetzt in Schutt und Asche, Totenstille und dichter Qualm legt sich über das Kampffeld wie eine bleierne Decke.

Vier Schutzschilde lösen sich auf. Ein neblig scharzer um den in der Luft schwebenden Voldementarry und drei flammende orangefarbene um Ron, Hermine und Moodys leblosen Körper.

"Gut mitgedacht, Ron", flüstern die Stimmen der Fusion. "Du hast alle drei beschützt. Aber gib Acht, ich denke nicht, dass es schon vorbei ist."

"Ich pass auf", erwidert Ron ehrfürchtig, "aber ich frag mich, was mit Hermine ist. Die steht so apathisch rum ..."

Auf diese Bemerkung folgen fünf (gefühlte acht) Minuten des Schweigens und Beobachtens, während die Sicht langsam aufklart.

Die Fusion schluckt tief.

"Ich wusste es doch."

Eine eingeschwärzte, verkümmerte Sillhouette wackelt auf einem Bein. Es muss sich um Bismarck handeln.

Und tatsächlich. Irgendetwas erinnert durchaus an den einst so anmutig wirkenden jungen Mann, doch was da steht, kann eigentlich kein Leben mehr in sich haben. Die Hälfte des Gesichts ist einfach weggeschmolzen, der ganze Unterkiefer hängt nur noch an einer einzelnen Sehne vom Kopf herab. Eine schwarze dickflüssige Suppe tropft aus der offen liegenden Mundhöhle. An Stelle des rechten Armes ragen nur noch die skelletierten Überreste aus dem zerfetzten Körper. Tatsächlich scheint der Rumpf um gut 180° verdreht auf dem Becken zu sitzen. Keine Zweifel: Das, was da steht, lebt und ist doch tot.

"Er hat die Wahrheit gesagt", wispert die Fusion. "Er ist wohl wirklich unsterblich. Doch was für eine perverse Art des Lebens ist das?"

Die zermarterte Figur hebt ihren Schädelrest und wendet seine weit aufgerissene übrige, aber augapfellose Augenhöhle gen Voldementarry.

"Das nennt man Durchhaltevermögen."

"Was?!"

Die Fusion hat eben ganz deutlich Bismarcks Stimme gehört, doch sie schien nicht von der wandelnden Leiche zu kommen ... vielmehr ... aus Voldementarrys Kopf.

"Expecto patronum!"

Der linke Armfetzen des Bismarck-Zombies erhebt sich und ein Zauberstab erscheint in seinen restlichen zweieinhalb Fingern. Ein blaues Licht bahnt sich aus dessen Spitze und wächst und wächst und wächst ... bis plötzlich ein lebensgroßer Blauwal aus Licht am Himmel schwebt - Bismarcks gestaltlicher Patronus.

"Du hast es also herausgefunden." Die Fusion erhebt den Arm, der in Folge des Deathgun-Overkill-Massacre-Zauberspruchs zu einer Kanone wurde (diese konnte Bismarck nicht übernehmen, da sie nicht aus seinem Eigentum entstand, sondern aus Voldementarrys Zauberstab) und zielt auf den massigen Wal am Himmel. "Du kennst jetzt meine einzige Schwachstelle. Aber so leicht mache ich es dir nicht! SOUL GUN!!!"

"Schnapp ihn dir!", hallt Bismarcks Stimme erneut im Unterbewusstsein der Fusion.

Der Wal stürzt majestätisch aus den Wolken herab, die Fusion schießt mit ihrem kanonisierten Arm Seelengeschosse ab. Es handelt sich um die Energie der Seelen, die die sechs Dementoren, die Teil des Wesens sind, im Laufe ihrer Existenz gesammelt haben. Mit jedem Treffer, den der Patronus kassiert, wächst er ein Stück. Zweifelsohne versucht die Fusion den Wal auf diese Art zum Platzen zu bringen, bevor dieser sie erreicht.

Und tatsächlich: Einige Teile des Kolosses aus Licht blähen sich auf, zerplatzen und zerfließen als blauer Dunst in der Luft.

Doch zu spät!

Voldementarrys Seelen-Salve richtet zwar enormen Schaden an, aber es reicht nicht. Der Rest des Wals fährt durch die dunkle Gestalt der Fusion, als wäre diese nur ein Hologramm.

Beim Austritt aus Voldementarrys Körper zieht der Wal etwas hinter sich her, was schwarzen Stofffetzen ähnelt. Sechs lange Streifen zieht es aus dem erstarrten Körper. Die nebelartigen Schatten lösen sich im blauen Licht des Patronus auf. Daraufhin verschwindet auch dieser. Was bleibt, ist ein glitzerndes Stück Metall, was alsbald zu Boden fällt. Ron, der die Situation nicht ganz verstanden hat und auch keinerlei Verletzungen bei Voldementarry erkennen kann, hebt das runde Metallteil auf und liest die Aufschrift: "Askaban 2000 - Ich war dabei" ...

"Du Schlampe ... DU MIESES FLITTCHEN!!!" Die Fusion bebt vor Aufregung. Etwas Eigenartiges geschieht mit seinem Körper. Nebelschwaden ziehen von ihm ab. "Du hast die Existenz der Dementoren ausgelöscht! Sie waren doch praktisch noch Kinder ... Du ..."

In diesem Moment pulsiert die Gestalt, die noch immer in der Luft schwebt. Man kann ihren Herzschlag laut über die Schlossgründe hallen hören wie dumpfen Donner. Ron traut seinen Augen nicht. Die Fusion wirkt sehr verschwommen. Mit jedem der Herzschläge droht sie auseinander zu fallen.

Wieder erscheint die Stimme: "Ohne die Dementoren bist du nicht mehr länger >die Fusion<. Deine Existenz endet hier und jetzt."

Harrys Kopf dröhnt. Er muss kurz überlegen, wo und wer er ist. Schemenhaft erscheint ihm die Welt um ihn herum plötzlich und ungewohnt. Es ist, als wäre er eben erst auf die Welt gekommen. Er spürt wie ihn eine enorme Kraft verlässt. Er fühlt sich unendlich schwach. Er stellt fest, dass er durch die Luft fliegt, sein Vater neben ihm. Er erinnert sich noch, dass er zur Fusion verschmolzen ist. Wenige Erinnerungen hat er auf einmal an den Kampf als Voldementarry. Jetzt kommen neue dazu. Jetzt weiß er alles. Der kalte, aufgerissene Erdboden nähert sich.

Bismarcks Stimme hallt durch die Luft, doch sie ist unverständlich. Harry sieht wie das einbeinige, verkohlte Männlein reglos da steht.

Harry prallt auf. Aber sehr sanft. Es ist, als wäre er auf einem warmen, flauschigen Teppich gelandet. Als er sich umschaut, sieht er, dass er in der Pfote eines zwanzig-Meter-hohen Bibers liegt.

"Mega-Biber-Titanen-Zombie-Zauber!"

Harry folgt der Quelle dieser trockenen Aussage und sieht Hermine.

Grinsend und selbstsicher wendet die sich an Bismarcks Rest.

"Danke, meine Freunde, dass ihr es irgendwie hingebogen habt, dass ich noch am Leben bin", sagt sie gelassen. "Ihr müsst wissen, dass der Titanen-Zombie-Zauber - so cool und effektiv er auch ist - eine enorme Schwachstelle hat - er benötigt eine lange Zeit der Vorbereitung, in der der Sprecher des Spruchs, in diesem Falle ich, zwar um sich herum alles mitbekommt, aber praktisch zur Salzsäule erstarrt. Das ist der Preis für diese Macht, die einem gewährt wird, ist der Zauber erst beendet. Und jetzt haben wir einen mächtigen Verbündeten - noch dazu einen, der aus den Biberkadavern der Pelzkrieger Bismarcks besteht."

"Du bist ja ´ne Mieze, Hermine", feixt Ron, der den riesigen Biber ehrfürchtig begutachtet. "Moody hätte es sicher so gewollt, dass dieser arische Scheißkerl mal am eigenen Leib erfährt wie´s ist, von Bibern gerissen zu werden, auch wenn´s nur ein einzelner Biber ist."

Harry lässt sich vom Biber sachte auf dem kahlen Boden absetzen, auch Voldemort, der sehr benommen wirkt, hat wieder festen Boden unter den Füßen.

"Gut gemacht, Hermine", flüstert er, "aber sei vorsichtig, auch an der Schwelle des Todes hat dieser Pisser noch einiges zu bieten. Du wirst alles geben müssen!"

"Ich lasse mich von euch nicht töten!"

Bismarcks Überreste scheinen erneut zu zaubern.

"MEMORIA!"

MEMORIA

MEMORIA
 

Harry, Voldemort, Ron und Hermine zucken synchron zusammen, als sie Bismarck zu ihrem Unterbewusstsein sagen hören: "Ich lasse mich von euch nicht töten!"

Der Biber setzt gerade zu einem Angriff an, als die Helden Bismarck nur noch einen neuen Spruch sprechen hören: "MEMORIA!"

Der verrußte Knochenmann, der Bismarck darstellen soll, schimmert hell und nimmt etwas von einer Flüssigkeit an, vergleichbar mit einem Denkarium.

Der Biber braust auf ihn zu, die Nagezähne gefletscht, die Krallen ausgefahren. Zwanzig Meter geballte Kampfkraft mit einem unendlichen Heißhunger auf deutsche Zauberakademieleiter. Eine Solo-Stampede, die die Erde zittern lässt.

Bismarcks letztes Bein scheint in den Boden zu fließen, sein Körper wird immer liquider.

Der Biber prescht wie ein gigantischer Panzer auf seinen Gegner zu, erst auf allen Vieren, dann nur noch auf den Hinterbeinen, wie es bei den Bibern der Kleinschmöllnauer Armee stets gesehen war. Etwa zehn Meter vor Bismarck - für den Biber eine Entfernung von einem Schritt - holt der Riesennager zum Zertrampeln aus. Doch direkt unter seinem Fuß versickert Bismarck im Erdboden und so wie er mit dem Boden verschmilzt, so beginnt das gesamte Erdreich im Umkreis von gut fünf Metern genauso zu schimmern wie es bei dem Deutschen eben noch der Fall war - dasselbe Schimmern, das Harry schon so oft beim Denkarium erlebt hatte.

"Ich kenne das doch", sagt er mehr zu sich selbst als zu seinen Freunden. Er erinnert sich an die Gerichtsverhandlung im Ministerium, bei der die besten Leute seines Papas zum lebenslangen Aufenthalt in Askaban verdonnert wurden, den Tag der Prüfung von Snape und James Potter, all die Geschichten aus der Vergangenheit seines Vaters, die ihm zeigten wie dieser damals böse wurde - alles Geschichten, die er bei Besuchen im Denkarium von Hogwarts erlebt hatte. Es ist als hätte der junge Bismarck im Gegensatz zu Dumbledore oder Snape nicht nur einen Gedankenfaden aus seinem Kopf gezogen, sondern gleich seinen ganzen verbliebenen Körper in einen einzigen großen Gedanken geformt.

Harry hört Hermine schreien und erwacht jäh aus seiner Gedankenwelt, als er bemerkt wie etwas Kaltes an seinen Beinen empor läuft. Er schaut nach unten und sieht, dass es sich um die Denkarium-Flüssigkeit handelt, die Bismarck aus seinem Körper geholt hat. Auch die anderen hat es erwischt. Selbst der Biber und sogar Darkness Arise im weit entfernten Hintergrund haben es jetzt mit den schimmernden Fäden zu tun, die sich aus allen möglichen Stellen am Boden erheben wie Tentakel.

Ehe er sich versieht, hat ihn die Flüssigkeit umschlungen. Instinktiv versucht Harry seine Nase und den Mund freizuhalten, um noch etwas Luft zu bekommen, doch da hat ihn die silbern glitzernde Substanz bereits vollkommen verschluckt.

Es ist, als würde Harry frei durch die Luft fallen - schon wieder. Er braust durch eine Gewitter verheißende Wolkendecke und als diese an ihm senkrecht vorbei zieht, blickt er geschätzte zehn Kilometer in Tiefe. Da unten auf der Erde sind viele kleine, graue Felder, aneinandergereiht wie die Flicken einer Patchwork-Decke, umrandet von Rainen aus dunklen Büschen.

Eigentlich müsste er Angst haben am Boden zu zerschellen, doch die monochrome Farbwahl seiner Umgebung sagt ihm, dass er sich mal wieder in der Vergangenheit befinden muss - und dort stirbt man nicht einfach so - da sieht man nur zu und kann ja doch nicht eingreifen. So sieht sich Harry lieber um, anstatt vor Todesangst zu zergehen. Irgendwas muss ihm diese Episode der Geschichte doch sagen wollen, denn so war es bisher immer.

Und wie auf Befehl explodiert da unten etwas. Kurz darauf hört er erst den Knall, doch nicht so wie man einen Knall hört, wenn man wirklich dabei ist. Kein Dolby Digital 5.1 Sound - eher Mono.

Immer weiter fliegt Harry dem Boden entgegen, doch der Zugwind um ihn herum ist kaum spürbar; es ist, als wäre er in einer Art Trance. Alles hat etwas Traumhaftes.

KAWOOM!

Wieder eine Explosion. Und da ist noch etwas - Schussgeräusche.

Harry nimmt den Schauplatz unter sich genau unter die Lupe und erkennt jetzt einzelne Gestalten, die wie Ameisen hin und her laufen. Er erkennt auch so etwas wie einen Schützengraben und ihm wird klar, dass er hier in irgendeinen Krieg gebraust ist. Was Harry nicht weiß: Es ist das Jahr 1866 und was er ebenfalls nicht weiß, ist, dass es sich um den Preußisch-Österreichischen Krieg handelt, der durch Otto Fürst von Bismarck (dessen Geist Moody vor einem halben Tag in der Gegenwart verspeiste) grundlegend mitinitiiert wurde. Es war dieser zweite der drei Einigungskriege, der Bismarck, der diesen Krieg, der sich da unter Harrys Füßen abspielt, gewonnen hat, zum Kanzler des in Anschluss des Triumphs Preußens gegründeten Norddeutschen Bundes gemacht hat. So begann die lange Schreckensherrschaft der Familie Bismarck.

Harry sieht sich das Kriegsgeschehen eine Weile an und fragt sich, inwiefern Muggel-Geschichte für ihn eine Rolle spielen könnte, da antwortet die Projektion der Vergangenheit postwendend auf seine Frage: Direkt neben ihm in der Luft erscheint schon wieder der riesige Blauwal - doch dieses Mal ist es gar kein Patronus, sondern ein offensichtlich magisches Wesen aus Fleisch und Blut. Mit sich führt der Koloss eine kleine Schar weiterer zum Fliegen befähigter Wesen der Zauberwelt, edle Kreaturen wie echte Greife und Hippogreife, blaue Riesenpferde wie sie Harry bisher nur als Zugtiere der Kutsche von Beauxbatons kannte, ein sich majestätisch durch die Luft windender Lindwurm - so etwas hatte noch nicht einmal Harry bis jetzt gesehen. Aber auch finstere und teilweise offensichtlich aggressive, böse Geschöpfe mischen sich hier und da ins Getümmel: menschengesichtige Mantikoren, ein Ifrit, Thestrale, zwei mächtige dornige Drachen, eine ganze Schar geflügelter Affen mit Blechhelmen und - tatsächlich - ein Knochendämon mit mächtigen Schwingen. Darkness Arise!

Harry ist erstaunt darüber, dass sein dämonischer Begleiter und Transportmittel unserer Heldentruppe, oder zumindest ein artverwandtes Wesen, an diesem Krieg aus längst vergangener Zeit teilgenommen hat. Und er staunt auch nicht schlecht, als das Knochenungetüm von seiner Flugbahn abweicht und sich ihm mit kräftigen und laut die Luft brechenden Flügelschlägen nähert. Er staunt auch, als die tief rot funkelnden Augen des Dämons Harrys Blick aufnehmen, denn eigentlich müsste Harry in einer Projektion der Vergangenheit völlig unbemerkt bleiben.

Hier stimmt etwas nicht!
 

Ron liegt flach auf dem Boden, das Gesicht in einer Pfütze vergraben, als er langsam zu sich kommt. Er kennt diese Art der Trips noch nicht.

Völlig perplex steht er auf und findet sich auf einem Bahnhof wieder. Verwundert darüber, dass die Welt um ihn herum so ungeheuer ausgebleicht erscheint, während seine roten Haare, die ihm ins Gesicht fallen und das Blut, das überall an seinem Körper austritt, in kräftigem orange beziehungsweise rot leuchten, schaut er sich gemächlich um. Irgend etwas sagt ihm, dass er nicht mehr in Kleinschmöllnau ist. Er findet ein Schild mit der Aufschrift "Wien", kann damit aber nichts anfangen, da er nur das englischsprachige Wort für die Hauptstadt Österreichs kennt: Vienna. Zu dumm.

Ein Mann mit albernem Akzent schreit, vermutlich auf deutsch - Ron kann es ja nicht wissen -, die Leute um ihn herum an. Er will ihnen wohl etwas verkaufen. Sieht aus wie selbstgemalte Postkarten, denkt sich Ron.

Irgend etwas an dem ulkigen Mann kommt Ron bekannt vor. Hat es etwas mit dem Zweifingerbart zu tun? Oder liegt es vielleicht an dem akkuraten, nach rechts gerichteten Seitenscheitel, den energisch hervor tretenden Augen?
 

"Vergangenheitsprojektionszauber!", japst Voldemort, der sich mit diesem Thema sehr gut auskennt. Schließlich hat er selbst schon diesen Zauber gemeistert. Einst hat er Harry mittels seines alten Tagebuchs eine kleine Geschichte aus seiner Schulzeit gezeigt - lange her.

Am Himmel bersten gigantische Energiekugeln. Steinbrocken jagen durch die Luft. Berge von Leichen zu allen Seiten. Voldemort steht auf einem Feld in der Nähe von Berlin im Jahre 1945. Hier vermischt sich der Zweite Weltkrieg mit einem Kampf zwischen zwei der mächtigsten Magier aller Zeiten: Dumbledore und Grindelwald.

Voldemort hat viel über diesen Kampf auf Schokofroschkarten gelesen, aber dass er ihn selbst einmal miterleben sollte, hätte er nie zu träumen gewagt. All diese sinnlose Zerstörung, die Toten, der Geruch von Verwesung in der Luft, all das empfindet er so unendlich schön, dass ihm die Tränen kommen.

Er lehnt sich an ein abgestürztes Kampfflugzeug mit US-Navy-Aufschrift und sieht gespannt zu, wie Grindelwald, ein etwas älterer Zauberer mit furchtbar zerfurchtem und abgrundtief bösem Gesicht, ein gutes Dutzend Leichen - ob Soldaten oder Zivilisten - vom Boden aufschweben lässt und sie als Schutzschild nutzt, an dem ein Avada Kedavra von Dumbledore einfach abprallt (die Kadaver sprengt es dabei jedoch in tausend Stücke, es regnet Hackfleisch). Was für eine Idee! Jetzt schießt Grindelwald mit etwas, das wie eine smaragdgrüne Schlange aussieht. Voldemort erkennt einen der mächtigsten Zauber Lord Slytherins wieder. Wie konnte dieser Magier mit seinem rein deutschen Blut diesen Zauber einsetzen, der doch an ein rein britisches Bluterbe geknüpft ist? Na, egal - der Kampf fetzt jedenfalls!

Dumbledore - erstaunlich jung, aber durchaus erkennbar - wird von der Schlange praktisch durchbohrt und es reist ihn von den Beinen. Er knallt mit dem Kopf auf die Kühlerhaube eines umgestürzten Volkswagens, dem man scheinbar nicht rechtzeitig Bescheid gesagt hat, dass mal wieder Krieg ist. Hitler hat ja seinen Krieg damals mitunter auch durch seine "Ein VW für fünf Mark im Monat"-Kampagne finanziert. Eine reine Verarschungs-Taktik, hat trotzdem ganz gut geklappt. Das spielt aber jetzt gerade gar keine Rolle, denn Grindelwald springt auf den gelähmten Dumbledore zu, die stahlkappigen Schuhe voraus. Es scheint, als wolle der Deutsche den Kampf ganz unmagisch beenden, indem er seinem britischen Feind einfach die Fresse zermatscht.

"Nich mit mir, du Pisskrüppel!", fährt es Dumbledore über die Lippen, der nun ebenfalls ganz unmagisch einen der Scheibenwischer vom VW abknickt und diesen durch Grindelwalds entgegen brausenden Fuß jagt. Grindelwald schreit wie am Spieß und wirft sich zu Boden, er versucht sich vergeblich den Scheibenwischer aus dem Fuß zu ziehen. Dumbledore fängt sich just in diesem Moment wieder, knickt den anderen Scheibenwischer ab und rammt diesen durch den Hals seines Widersachers. Grindelwald japst nach Luft, seine bösen, blutunterlaufenen Augen wölben sich nach außen und er stolpert mit dem Tod ringend über das von Leichen übersäte Feld. Beide Hände sind nun um den Scheibenwischer im Hals gekrallt, doch mit jedem Versuch diesen heraus zu ziehen, vergrößert sich das Loch im Hals nur noch und es quillt mehr und mehr dickflüssiges Blut aus seiner Luftröhre.

"Ich würde dir jetzt zu gern noch einen Cruciatus aufhalsen, aber ich habe keine Magiereserven mehr ...", hechelt Dumbledore benommen. Er torkelt auf einen Zaun zu, in dem ein Arm hängt. Es handelt sich um Stacheldraht. "Wart´s ab, Kackflöze! Ich hab noch ganz andere Ideen, wie man jemandem Schmerzen zufügen kann. Wart´s nur ab."

Apathisch grinsend greift Dumbledore in den Stacheldraht, hält ihn mit aller Kraft fest und reist ein ordentliches Stück von ihm aus dem Zaungebilde. Seine Hände sind vom eigenen Blut überströmt. Er wankt zum unvorsichtigen Grindelwald und wickelt den Stacheldraht blitzschnell um dessen Hals. Mit einer Hand zieht er nun den Draht immer fester, erdrosselt Grindelwald langsam, mit der andern Hand bricht er den Scheibenwischer, der aus dem Kehlkof seines Feindes ragt, ab.

"Geile Scheiße!", kommentiert Voldemort das Geschehen und wünscht sich eine Schüssel Popcorn.
 

Es ist Nacht. Bismarck sieht in der Ferne Lichter, die aus den Fenstern eines Schlosses leuchten. Sein Blick schweift einmal an seinem Körper entlang und zu seinem größten Erstaunen ist er plötzlich unversehrt. Nur sein Gesicht - ist es wiederhergestellt? Er geht zu einem kleinen See, der direkt neben ihm liegt und betrachtet sein nun wieder makelloses Antlitz auf der Wasseroberfläche. Sein Spiegelblick lacht ihm entschlossen entgegen. Plötzlich hört Bismarck merkwürdige Geräusche. Er hebt seinen Kopf und sieht die schemenhafte Gestalt eines Jungen, der sich über eine zweite Person beugt. Man kann kaum etwas erkennen oder verstehen.

Ein kleines Licht verlässt die ältere Person am Boden und jetzt erst sieht Bismarck, dass über dem See eine Hundertschaft von Dementoren ihre Kreise zieht.

"Expecto patronum!"

Ein Hirsch, in gleißend helles, blaues Licht gehüllt, erscheint am Waldrand auf der anderen Uferseite. Etwas wie Schockwellen gehen von ihm aus und die Dementoren werden verjagt.

Was war das denn, denkt sich Bismarck.
 

Hermine wandert durch ein Labor. Um sie herum stehen zahlreiche Bottiche und Utensilien, die man zum Beispiel braucht, wenn man Zaubertränke mischt. Es wirkt alles etwas steril und zu Hermines Erstaunen wird der weiß geflieste Raum mit elektrischem Licht beleuchtet - sehr ungewöhnlich für die magische Welt.

Irgendwie hat sie es im Urin, dass sie durch die Zeit gereist ist, dass sie durch den Raum gereist ist, dürfte ja wohl klar sein. Sie sucht nach Indizien, die ihr verraten, welches Jahr in dieser Dimension geschrieben wird und öffnet daher jede Truhe und jede Schublade, die ihr vor die Flinte kommen.

Moment, denkt sie sich. Warum kann sie den Raum beeinflussen? Hermine hat genügend Bücher über solche Zeitebenen gelesen, um zu wissen, dass man die Vergangenheit in diesem Maße nicht manipulieren kann. Es ist anders als mit dem Zeitumkehrer, mit dem man einfach die selbe Timeline doppelt besucht und daher auch ins Geschehen eingreifen kann, in solchen Dimensionen, die durch Erinnerungen gespeist werden, ist man nur Gast, nichts weiter. Es ist einfach unmöglich, dass sie hier auch nur eine Truhe öffnen kann, doch im nächsten Augenblick hat sie schon wieder vergessen, über was sie sich eben noch den Kopf zerbrochen hat, denn hinter der Tür, die sie eben geöffnet hat, baut sich ein endlos lang wirkender Raum auf, der zu beiden Seiten mit überdimensionalen Einmachgläsern bestückt ist. Es wirkt wie in einem Science-Fiction-Film, denkt sich Hermine. Etwas Ähnliches hatte sie bisher erst aus der Mysteriumsabteilung gekannt, aber das hier war irgendwie ... ich weiß auch nicht.

Mit bedachtem Schritt schreitet sie durch den langen Gang und schaut sich den Inhalt der Glasbehälter an. Hier und da schwebt ein magisches Wesen in einer Nährlösung. Vom Knallrümpfigen Kröter bis zum Einhorn ist fast alles zu finden, aber auch Tiere wie Wölfe, Raubkatzen, Bären oder Adler sind zu finden. Hermine fragt sich, ob die Wesen tot sind, oder nur schlafen. Eigenartig ist zudem, dass in einigen der riesigen Reagenzgläser Artefakte aufbewahrt werden, Waffen und verschiedene Zauberstäbe. Was soll das alles?

"Was zum ...?" Hermine ist schockiert, als sich vor ihr plötzlich ausschließlich nur noch Einmachgläser mit menschlichen Embryonen auftürmen. Mitleidig bedenkt sie die kleinen puppenartigen Geschöpfe mit einem andächtigen Blick, da öffnet einer der Föten die großen Augen und Hermine fällt vor Schreck zu Boden.

"Du!", der Embryo beginnt telepathisch mit Hermine Kontakt aufzunehmen und zeigt mit dem kleinen, stummeligen Finger auf sie. "Verschwinde von hier!"
 

Draco Malfoy öffnet sein verbliebenes Auge. Ihm ist schlecht. So einen merkwürdigen Trip hat er ja noch nie erlebt - nicht mal in der Manchester Schwulenmeile "This Boy´s Candyshop". Er erbricht sich. Alles, woran er sich erinnern kann, ist, dass er geholfen hatte Bismarck einen mächtigen Mega-Fluch in den Arsch zu schieben. Danach war er wohl ohnmächtig, doch wie lange er weg war, weiß er nicht. Als er durch einen riesigen Knall aufgewacht ist, war er gerade noch dazu in der Lage eine Barriere um sich aufzubauen, um sich vor einer mächtigen Schockwelle zu schützen, dann war da dieser Wal am Himmel und Draco ist diesem einfach mal entgegen gelaufen. Dann kam diese silbern glitzernde Masse auf ihn zu ...

Und jetzt? Wo ist er jetzt nur wieder gelandet? Ein Thronsaal, wie es ihm scheint. Überall adrett gekleidete Leute, doch keinen von denen nimmt Kenntnis von ihm, trotz seines stürmischen Äußeren - könnte es sein, dass er unsichtbar für diese Menschen ist?

Hey, den kenn ich doch, denkt sich Draco, als sich das Eichenportal gegenüber dem Thron öffnet und ein Kind durch die Pforte schreitet. Man kann erkennen, dass es sich bei dem zehnjährigen Knirps, gehüllt in die samtige Robe eines Königs, um den jungen Bismarck handelt. Dieser Blick, der an einen klaren Gebirgssee erinnert, ist einzigartig.

"Heilige Zuckertüte! Bin ich etwa in der Vergangenheit gelandet?"
 

Über die grünen Wiesen des Jahres 1966 wandert ein 20-meter-hoher Zombie-Biber-Titan und erfreut sich an all den schönen Farben der verschiedensten Blumen. Ein wunderschönes blondes Mädchen, das summend durchs Gras schlendert und hier und da ein Blümlein pflückt, fällt ihm auf, er möchte sie mit seinen Riesenpranken packen und hochheben, doch seine klobigen Griffel gleiten einfach durch sie hindurch. Er beginnt zu grölen und wild um sich zu schlagen, doch das Mädchen nimmt immer noch keine Notiz von ihm. Sie geht einfach weiter, pflückt hin und wieder ein weiteres Blümchen und summt dabei.

Der Tobsuchtsanfall des Bibers wird jäh gestoppt, als sich Lichterspiele in der Luft zur Schau stellen. Eine Art Kuppel ist plötzlich zu erkennen - sie ist riesig. Etwas, das vergleichbar ist mit einer violetten Aurora Polaris huscht über die Kuppel und zieht seine Betrachter in einen hypnotisierenden Bann.

Das Mädchen entzieht sich der Anziehungskraft des Lichtspiels und schreckt zurück. Sie lässt ihren Blumenkorb fallen und will sich umdrehen, als sich vor ihr ein Portal öffnet. Mitten in der Luft kann man durch diese Pforte jetzt auf einen Schlossgrund blicken, der scheinbar in einer anderen Dimension liegt, oder wie auch immer. Der Biber hat ja nun auch keinen Doktor in Tangentenuniversums-Philosophie. Noch nicht.

Was weder Biber noch Mädchen wissen können, ist, dass die Blumenwiese eine magische Illusion ist. Tatsächlich befindet sich dort, wo man sonst nur eine saftig grüne Ebene sieht, das Schloss Kleinschmöllnau; die Kuppel, die man nun durch kurze Lichtreflexe erahnen kann, die durch bewusst hervor gerufene Phasenverschiebungen zwischen den Dimensionen entstehen, ist der Schutzwall, den einst der große Bismarck errichtet hat, um den Muggeln zu verwehren, die Akademie zu erblicken.

Eine unsichtbare Macht zieht das Mädchen in die Welt hinter der Kuppel, der Biber kann ihr mühelos durch den Schutzwall folgen, doch auf der anderen Seite folgt nicht nur ein anderer Raum, sondern ungünstiger Weise auch eine andere Zeit.

Gefangen in einer neuen Szene der Memoria-Dimension bekommt der Biber erneut einen Tobsuchtsanfall. Was für eine verrückte Welt ist das denn bitte?

DIE ZUKUNFT DER WELT UND IHR WEG ZUR MACHT

DIE ZUKUNFT DER WELT UND IHR WEG ZUR MACHT
 

Farbenfrohe Spiralen aus purer Farbe, bestehend aus Zeit, die nicht real ist. Pure Magie, geboren aus Gedanken. Gedanken geboren aus Erinnerungen, die Kleinschmöllnau durchziehen wie das Fett den Speck.

Das ist es, was Harry sieht, als er sich im Freiflug aus den Gefilden der Stratosphäre in Richtung Preußen des Jahres 1866 plötzlich in einer erneuten Phasenverschiebung der Memoria-Dimension befindet. Die Welt um ihn herum droht Raum und Zeit zu wechseln. Die fliegenden magischen Wesen verschwinden im Strudel der fiktiven vierten Dimension - nur nicht das Wesen, das Harry als Darkness Arise erkennt; es fliegt weiterhin mit beherzten Schwingenschlägen direkt auf Harry zu, ungeachtet dessen, was um es herum geschieht.
 

Grindelwalds Leiche liegt auf dem zermarterten Acker vor Berlin im Jahre 1945, Dumbledore, die junge Version natürlich, greift sich an die Lungen und obwohl Voldemort nur Gast des Spektakels ist, sieht ihn der, von diesem Zeitpunkt aus betrachtet, zukünftige Direktor von Hogwarts an, als gäbe es nur die beiden Magier und sonst nichts. Doch nicht nur das, Dumbledores Memoria abhängige monochrome Farbgebung wechselt in starke Farben, das Rot des Blutes und der marineblaue Umhang mit den kindischen gelben Monden und Sternchen schimmern förmlich.

Albus Dumbledore zieht die Augenbrauen zusammen, starrt Voldemort an und erhebt das Wort: "Du und dein verdammter Sohn ... ihr tötet mich. Eines Tages tötet ihr mich!"

Er schreitet mit wachsender Geschwindigkeit auf seinen Gegenüber zu; von all den Lädierungen merkt man kein bisschen, doch das Blut strömt über seinen Körper ohne jeden Unterlass.

"Wenn ich dich auf dieser Zeitebene töte, kannst du mich in fünfzig Jahren nicht töten!"

Voldemort ist die Anspannung deutlich anzusehen; damit hatte er nicht gerechnet.

"Du kannst mich nicht bemerkt haben. Das ist gegen die Regeln des Vergangenheitsprojektionszaubers. Ich bin nur Gast!"

"Tja, scheinbar läuft hier etwas völlig schief!", beendet Dumbledore das Gespräch, hebt seinen Zauberstab, der mit der Aufforderung "Avada Kedavra" einen grünen Lichtstrahl entsendet, der sich zu einem gigantischen Strudel ausbreitet, der alles um Voldemort verschluckt. Ein Wirbel aus Farben, Zeit und Raum befinden sich im unendlichen Ungleichgewicht, die Phasen sind verzerrt und ein neuer Raum, eine neue Zeit wird aus den Erinnerungen geboren: das Schloss Kleinschmöllnau des Jahres 1983. Es ist tiefster Winter. Schneestürme peinigen die Fensterläden eines kleinen, aber gemütlichen Turmzimmers mit knisterndem Kamin. Eine wunderschöne Frau liegt halb schlafend im Bett, sie wälzt sich immer wieder hin und her. Ihre langen blonden Haare kleben an ihrer verschwitzten Haut. Sie ist bleicher als der Schnee, der am Fenster vorbei zieht. Es ist das selbe Mädchen, das der Riesen-Biber gerade eben vor sechzehneinhalb Jahren auf der Blumenwiese vor dem Bannkreis Kleinschmöllnaus gesehen hatte. Nur war ihr mittlerweile die Unschuld ausgetrieben worden. Sie musste in den all den Jahren viel miterlebt haben. Sie ist dem Tod sehr nahe.

"Er wird heute noch geboren, es muss sein."

Voldemort folgt der Stimme und erblickt einen adretten, gut zwei-meter-großen Hünen mit tiefschwarzem Haar und einem kecken kleinen Spitzbart, er lehnt sich auf einen güldenen Gehstock.

"Aber es ist noch viel zu früh, mein Herr!", wendet ein untersetzter, fast kahler Mann im Anzug ein, der niemand geringeres als Kröger ist. "Sie ist doch erst im siebten Monat."

"Aber wenn sie stirbt, und sterben wird sie sehr bald, ist auch er für immer verloren", antwortet der Hüne streng und klopft einmal fest mit dem Gehstock auf den Boden.

Neben dem Kamin tritt ein dritter Mann aus dem Schatten hervor, Voldemort kennt ihn, es ist der einstige Schulleiter der Akademie von Beauxbatons.

Mit seinem unverkennbaren süffisanten Wispern wendet er sich der schwer atmenden Frau zu: "Der legendäre Jahr´ündert-Plan ist wohl fehlgeschlagen. Sü dumm, wie isch finde. Schade, dass wir ´ier ünsere Seit verschwendet ´aben, wo doch auf der Insel dieser fürschterlische Lord Voldemort sein Ünwesen treibt. Wir ´ätten unsere Bemühungen auf ihn rischten sollen."

Voldemort muss lächeln, als er das hört. Er war schon ein Schlawiner Mitte der Achtziger ...

"Das Projekt wird nicht fehlschlagen, Maurice", erwidert der Hüne. "Wir mussten damit rechnen, dass sie den Behandlungen nicht gewachsen ist. Aber keine Sorge, wir haben für diesen Fall alle nötigen Vorkehrungen getroffen. An dem Plan wird seit hundert Jahren gearbeitet, jede Eventualität wurde berücksichtigt. Wir werden noch heute Nacht einen gesunden Jungen zur Welt bringen."

"Aber, mein Herr, er wird nicht ausreichend entwickelt sein", sagt Kröger verwirrt.

"Er ´at Rescht. So nütst er uns nischt sehr viel. Er kann nischt lang überleben."

"Mein Vater, der große Grindelwald, hat zu seiner Zeit Spezialisten engagiert, die für diesen Fall seit vielen Jahren an verschiedenen Nährlösungen arbeiten, in denen der Embryo weitere zwei Monate ausharren kann. Wir müssen nur vorsichtig sein."

"Aber mein Herr ..."

"Kröger, hole Doktor Strauß!"

"Jawohl, mein Herr."

"Isch bin sehr gespannt. Sie wissen, dass meine Süsammenarbeit mit Ihnen ein riskantes Ünterfangen ist und isch möschte bitte nischt enttäuscht werden."

"Sei unbesorgt, Maurice. Mein Sohn wird leben. Und wie er das wird!"
 

Auf dem Wiener Bahnhof hält ein Zug aus Berlin. Einer der aussteigenden Gäste macht einen besonders imposanten Eindruck. Das böse, zerfurchte Gesicht dieses Mannes ist eindeutig das eines Mörders, denkt sich Ron, als er seinen Blick vom Postkartenverkäufer ab und dem mysteriösen Neuankömmling zuwendet. Mittlerweile hat Ron bemerkt, dass er Gast einer Episode aus der Vergangenheit ist, doch etwas Seltsames passiert, als der Mann mit dem bösen Gesicht an ihm vorbeigeht; es ist, als ob er Ron mit einem kurzen Blick aus den Augenwinkeln bedenkt. Sicher nur ein Zufall, denkt sich Ron, als er zusieht, wie der Mann auf den Postkartenverkäufer zugeht, ihm die Hand entgegenstreckt und sich mit "Grindelwald" vorstellt.

"Hitler. Adolf Hitler", antwortet ihm der Postkartenverkäufer.

Grindelwald lächelt zufrieden und sagt nur: "Mit Ihnen, mein Herr, habe ich Großes vor. So groß, Sie könnten es sich niemals vorstellen. Muahahaha!!!"

Mit dem furchtbaren Lachen Grindelwalds und einem Strudel aus Farben verabschiedet sich diese Ebene der Memoria-Dimension von Ron und die Nacht bricht in Sekundenschnelle über ihn herein.

Es ist der See auf dem Gelände von Hogwarts, der Tag an dem Ron seine Ratte Krätze für immer verlor, weil sie sich in Wurmschwanz verwandelte. Hundert Dementoren am rabenschwarzen Himmel. Harrys Patronus taucht auf und verscheucht sie. Ron interessiert das nicht weiter, da ihm die Geschichten über diese Nacht zum Hals heraus hängen. Lupin wird zum Werwolf, eine Zeitschleife, Sirius Blacks Beziehung zu Harry wird aufgeklärt - öde!

An einem anderen Ende des Ufers schweift Bismarcks Blick von den flüchtenden Dementoren ab, denn er hat etwas gespürt, was nicht in diese Welt gehört. Sein durchdringender Blick trifft Ron, der Bismarcks Blick praktisch spürt und ihn erwidert, doch keiner der beiden erkennt den anderen auf diese Entfernung und bei diesen Lichtverhältnissen.

Vom Hirsch-Patronus geht ein Licht aus, das die Nacht zum Tag macht. Erneut die bunten Farben. Ron und Bismarck verlieren sich in Raum und Zeit. Zusammen wirbeln sie durch die Farbspirale und versuchen den jeweils anderen ausfindig zu machen, doch da werden sie auch schon von einander getrennt. Ron muss sich übergeben, seine Kotze landet in einer anderen Zeit, was eigentlich schon ganz schön krass ist, wie Ron meint. Er muss erneut speien, da kreuzt ein riesiges dunkelgraues Wesen seinen Weg.

"Verdammt! Das ist doch -"

"Ron!", schreit Harry, der auf dem dornigen Rücken von Darkness Arise sitzt. "Hey, Darkness Arise, schnapp dir Ron!"

Wie befohlen, rast der Knochendämon mit großen Schwierigkeiten durch den Riss zwischen den verschiedenen Zeit- und Raumebenen, die ständig versuchen, ihn und Harry in sich zu ziehen. Kurz bevor Darkness Arise Ron erreicht, trifft Rons Kotze den geflügelten Giganten genau in die Augen, woraufhin dieser die Kontrolle verliert und durch einen Zweigstrudel prescht.
 

Draco geht auf den Thron zu, auf dem sich der zehnjährige Bismarck fläzt. Es ist Frühjahr 1993, das erkennt Draco an einer Zeitung, die bei einem der Anwesenden auf dem Schoß liegt. Auf dem Titelblatt der deutschen Version des Tagespropheten, der Zauberzeit sind ein paar Dinosaurier zu sehen. Es geht wohl um Jurassic Park. Hier ist wohl keine so strikte Trennung zwischen Muggel- und Zaubererwelt, denkt sich Draco. Doch dann sieht er, dass die vermeintlich computeranimierten Dinos echt sein müssen. Magisch zum Leben erweckt von einem verwirrten alten Magier in Oberbayern. Verrückte Geschichte, doch leider in Deutsch verfasst - so hat Draco keinen Bock sie zu lesen, er könnte es aber zur Not. Seine Gedanken sind aber eh beim jungen Bismarck, der just in diesem Moment sein Zepter erhebt und zweimal kraftvoll damit auf den Boden schlägt.

Klonk! Klonk!

Zwei junge Damen eilen herbei, eine trägt ein Tablett mit verschiedenen Köstlichkeiten aus Schokolade (Lindt), die andere bringt einen Krug und ein Glas mit Monster-Bildchen.

Bismarck labt sich an den gebrachten Leckereien, wirft dann das Tablett, auf dem noch ein paar Pralinen waren, wie einen Frisbee durch den Raum. Das Tablett streift dabei einen älteren Herr, der die ganze Sache stillschweigend und starr mitverfolgt hatte, an der Wange, Blut tritt an der Schnittwunde aus.

"Ich will Trickfilme gucken!", lässt Bismarck seine Diener wissen.

Ein Räuspern geht durch das kleine Publikum. Einer der Herren im Anzug entschuldigt sich und erntet böse Blicke.

Ein untersetzter Mann, der sich als Kröger entpuppt, erscheint aus einem Nebenraum mit einem vor sich hin schwebenden Fernseher, den er vor Bismarck auf einen kleinen Tisch abstellt, den ein zweiter Diener aus dem Nichts herbei zaubert. Kröger ist in den zehn Jahren, seit der Nacht, in der Bismarck geboren wurde, furchtbar gealtert, so scheint es. Die zehn Jahre erscheinen wie dreißig.

Draco langweilt sich. Eine halbe Stunde lang schaut Bismarck Cartoons, die Herren in den Anzügen beobachten ihn dabei mucksmäuschenstill, bis einer von ihnen um Verzeihung bittet, weil er aufs Klo müsste. Bismarck macht ihm per Handzeichen bemerkbar, dass er sich entfernen möge. Der Herr wendet sich ab und will den Raum durch eine Seitentür verlassen, da zückt Bismarck einen kleinen goldenen Zauberstab, wedelt einmal schwach und das vorher zum Frisbee umfunktionierte Tablett erhebt sich lautlos in die Lüfte.

Ohne dem Mann mit Harndrang eines Blickes zu würdigen, sagt Bismarck trockener als ein Zehnjähriger reden könnte: "Schulz, Ihr Kopf. Passen Sie auf Ihren Kopf auf!"

Wie eine Kreissäge zischt das Silbertablett durch den Saal und trennt dem Mann das Haupt von den Schultern.

"Keiner von euch wird dieses Schloss lebend verlassen", verkündet Bismarck bitterböse. "Ihr seid mit die mächtigsten Zauberer des Landes und ich bin scharf auf eure Power. Keine Sorge, ich weiß jetzt mit welcher Fähigkeit man die Kräfte anderer Zauberer absorbieren kann. Es tut nicht weh."

Die folgenden zwanzig Minuten sind ein wahres Höllenspektakel. Wie ein junger Gott stolziert der Knirps Bismarck durch den Thronsaal von einem Magier zum nächsten, um ihnen durch bloßes Handauflegen die Lebensgeister zu entziehen und leblose, vertrocknete Körper zurückzulassen. Es ist nicht so, dass sich die Herren nicht wehren würden - im Gegenteil. Ein gigantischer Mann, wahrscheinlich Halbriese, richtet seinen meterlangen Zauberstab auf Bismarck und schießt enorme Fluchsalven ab, die aber am Körper des Jungen einfach verpuffen. Hin und wieder ein Avada Kedavra, doch keine Chance - gegen diesen zehnjährigen Bismarck war bereits kein Kraut gewachsen.

Um die verwirrte, durcheinander rennende Zauberergruppe am Flüchten zu hindern, wurden die Ausgänge mit einem Zauber versehen. Jedesmal, wenn einer der Männer durch eine Tür verschwindet, taucht er in einer der anderen Türen wieder auf. Er verlässt den Saal also, um ihn wieder zu betreten.

Als am Ende nur noch Bismarck aufrecht zwischen Dutzenden Leichnamen steht, wedelt er einmal kurz mit dem Zauberstab und die Verzauberung der Türen wird aufgehoben. Kröger tritt ein. Er schwitzt und ist käseweiß.

"Mein Herr, wie fühlen Sie sich? Sind Sie erschöpft? Soll ich Ihnen Ihr Schlafgemach zurecht machen?"

"Im Gegenteil, Kröger. Meine Kraft hat sich nicht im geringsten vermindert. Obwohl ich gerade einen ganzen Haufen Magie anwenden musste, bin ich zehnmal stärker als jemals zuvor. Das ist das beste Geburtstagsgeschenk von allen."

"Mein Herr, das freut mich außerordentlich", hört Draco Kröger noch sagen, als sich in der Tür hinter ihm ein Farbwirbel bildet und sich der Thronsaal immer weiter entfernt.

Draco, der das erste Mal bei vollem Bewusstsein einen Raumzeitsprung miterlebt, verliert die Kontrolle über seinen Körper und lässt sich vom Wirbel hin und her schleudern. Er schließt sein verbliebenes Auge und als er es wieder öffnet, landet er in einem langen Korridor, in dem Gestalten in Kutten aus dunklem Leinen große Glasbehälter aufbauen. Man kann ihre Gesichter nicht erkennen, doch unter ihren Kapuzen funkeln hier und da ein paar glühende Augen auf. An der Eingangstür zum Korridor stehen zwei Männer in Uniformen, sie tragen Hakenkreuzbinden. Es ist 1943.

Draco belauscht die Männer. In der Tat kann er sie verstehen, denn sein Vater hat ihm einst ein ganz passables Deutsch beigebracht. Die beiden Offiziere, wie es scheint, betrachten die Kapuzenmänner mit offensichtlichem Argwohn. Es sind keine Magier, das spürt Draco. Sie haben statt Zauberstäben Pistolen an ihren Gürteln.

"Weißt du Genaueres darüber, was hier eigentlich vor sich geht?", fragt der jüngere Offizier.

"Nur, dass dieser Doktor Mengele in den KZs Menschenexperimente durchführen lässt und hier einige der Resultate zwischengelagert werden sollen", antwortet der ältere Offizier. "Alles streng geheim. Wenn davon etwas an die Öffentlichkeit dringt."

Die beiden Offiziere fallen mit einem Schlag tot um.

"Keine Angst. Kein Muggel wird jemals etwas darüber erfahren."

Grindelwald hat soeben den Korridor betreten, er steckt seinen Zauberstab weg. Hinter ihm erscheinen einige Männer in schwarzen Anzügen.

Grindelwald betrachtet die ersten Glasbehälter und grinst dabei. Mutierte Menschen schwimmen darin.

"Meine Herren. Der Plan funktioniert", sagt Grindelwald. "Ich habe diesem Hitler genügend Macht gegeben, damit er die Welt mit seinem Krieg ablenken kann, während Doktor Josef Mengele, einer meiner besten Männer, all diese Experimente durchführen konnte, die maßgeblich zum endgültigen Gelingen des Plans beitragen werden."

"Und was genau ist jetzt unsere Funktion?", fragt einer der Herren.

"Sie werden die Experimente auswerten", antwortet Grindelwald. "Ich lasse magische Wesen und Artefakte aus der ganzen Welt hierher nach Kleinschmöllnau bringen. Analysieren Sie und schaffen Sie etwas Neues daraus. Selektieren Sie alles Schlechte und schaffen Sie aus dem perfekten Material das ultimative Leben. Nutzen Sie Magie, nutzen Sie Muggel-Technologie - ich überlasse den Rest Ihnen. Sie haben vierzig Jahre Zeit."

Am anderen Ende des Korridors erscheint ein gleißendes Licht und wie ein jäher Windstoß durchzieht der Lauf der Zeit die Räumlichkeit und vierzig Jahre vergehen im Zeitraffer. Plötzlich steht Draco neben Hermine, die soeben vor Schreck nach hinten fällt. Ein Embryo zeigt mit dem Finger auf sie und sagt: "Du gehörst hier nicht her!"

"Granger, altes Schlammblut!", wendet sich Draco an die am Boden liegende Hermine, die ihn auch wahrnimmt und erschrocken darüber, dass sie nicht das einzige Subjekt der Gegenwart in dieser Timeline ist, einen grellen Schrei ausstößt.

"Malfoy, du schwule Ratte", japst sie, "was im Namen aller Erinnerungsreflexionsdimensionen machst du alter Hinterlader hier?"

"Schlammblu- äh ... Hermine, können wir unsere Differenzen nicht kurz bei Seite legen und einen Weg hier raus suchen?"

"Aus eigener Kraft werden wir wohl kaum hier raus kommen", erwidert Hermine. "Entweder der Sinn dieser Vergangenheitsgeschichten erschließt sich uns oder jemand holt uns aus der realen Welt wieder zurück in die Gegenwart, da aber in Kleinschmöllnau niemand mehr am Leben ist, müssen wir versuchen zu verstehen. Verstehen, was -"

Ein Zeitstrudel öffnet sich an der Decke, der gigantische behaarte Fuß des Riesen-Bibers erscheint und verfehlt nur knapp die beiden Hogwarts-Absolventen, als er auf den gefliesten Boden trampelt.

"Was für´n Puschel ist denn das?", schrickt Draco auf eine extrem homosexuelle Art und Weise auf.

"Halt dich am Fell fest, das ist unsere Eintrittskarte in die nächste Dimension", weist ihn Hermine an und krallt sich an einer Fußzehe, des von ihr beschworenen Ungetüms fest. Draco tut wie ihm geheißen und krallt sich ebenfalls fest. Er wirft einen letzten Blick auf den Embryo und sieht jetzt eine kleine silberne Metallscheibe, die über dem Glasbehälter angebracht wurde.

"Hey, Hermi- äh ... Schlammb- nein, Hermine war schon richtig - sieh mal, das Schild!", ruft Draco, während der Biberfuß wieder in den Zeitstrudel zu verschwinden gedenkt.

Hermine sieht das Schild und macht große Augen, als sie liest:
 

BISMARCK II. DIE ZUKUNFT DER WELT
 

"Heilige Scheiße!", stößt es ihr über die Lippen.

CHRONO-CHAOS

CHRONO-CHAOS
 

Ein Quidditsch-Feld. Ein Klatscher jagt an Bismarck vorbei und rast auf Harry zu, der soeben den Schnatz gesichtet hat.

"Was soll das?"

In einem der Torringe bildet sich ein Zeitwirbel.
 

Voldemort, der gerade miterlebt hat, wie Doktor Strauß der sterbenden blonden Frau Bismarck als Embryo aus dem Bauch geschnitten hat, sieht auf die offen liegende Gebärmutter, in der sich ein Zeitwirbel bildet.
 

Der Riesenbiber braust zwischen Zeit und Raum durch einen Strudel aus Farben, an seinem linken Fuß krallen sich Draco und Hermine, die alle Mühe haben, nicht den Halt zu verlieren.

Für einen kurzen Augenblick verlassen sie den Strudel und fliegen über ein Schlachtfeld. Der Biber ist entsetzt, als er sieht, dass Biber da unten kämpfen. Zwischen all den Nagern liegt hier und da eine angefressene oder gar aufgefressene Leiche. Die aufgefressenen Leichen sieht man nicht.

"Ist das ...?"

Hermine wendet einen Zauber auf ihre Augen an, um schärfer sehen zu können und erblickt einen verteufelt jungen Moody sowie einen mindestens genau so jungen Dumbledore. Während Hermines ehemaliger Schulleiter kaum verletzt ist, ziehen sich klaffende Bisswunden über Moody, der wild Flüche um sich schießt. Ein Biber springt ihn an und reißt ihm eine Niere heraus.

Mit Moodys unerträglichen Schmerzensschreien erscheint ein weiterer Zeitstrudel.
 

Ron befindet sich im Schlafzimmer einiger Mädchen aus seiner alten Klasse. Es ist der Gryffindor-Turm, denn da ist auch Hermine. Sie wirft Parvati Patil gerade ein Kissen um die Ohren. Eine Kissenschlacht! Katie Bell stößt einen grellen Schrei aus und für einen kurzen Moment erschrickt Ron, weil er denkt die Mädchen hätten ihn entdeckt, doch Lavender Brown hat ihr lediglich anzüglich auf den Hintern geklatscht. Katie dreht sich zu Lavender um und will sie bestrafen. Sie macht ein geiles Gesicht und nimmt eine Banane aus der Obstschale, die auf dem Tisch neben einem Buch für aphrodisierende Zaubersprüche steht. Was hat Katie nur mit der Banane vor, denkt sich Ron, sieht, wo es die Banane in Lavender hin verschlägt und nickt chefmäßig mit dem Kopf. So dumm ist nicht mal er.

"Wie geil", sabbert Ron und sieht zu, wie der kleine Kampf in eine erotische Lesbenküsserei mit Anfassen ausartet. "Ich wusste es doch!"

Gerade als die Situation nicht mehr jugendfrei zu werden gedenkt und bereits so mancher Finger in Körperöffnungen verschwunden ist, wo nicht mal der liebe Gott persönlich hin gucken kann, ohne rot zu werden, öffnet Parvati ihren BH und statt der Preisgabe zweier perfekt proportionierter indischer Brüste wird ein Zeitstrudel freigesetzt.

"Verdammte Scheiße!!"
 

Harry und Darkness Arise landen auf dem Marktplatz eines kleinen deutschen Dorfes. Der vierzehnjährige Bismarck und ein gleichaltriger rothaariger Bursche gehen auf ein paar Kinder zu, die sich außerhalb der Verkaufsstände einen kleinen Fußballplatz gebaut haben; als Tore haben sie Holzkisten aufgestellt, in denen vorher wahrscheinlich Äpfel transportiert wurden.

Bismarck fragt den Torwart einer Mannschaft: "Können wir vielleicht noch mitspielen?"

"Klar", antwortet der Torwart, schickt einen seiner Mitspieler zum anderen Team, damit Bismarck und sein Kumpel einsteigen können.

Harry kennt sich besser mit Quidditsch aus als mit Fußball, aber er kennt sich gut genug aus, um zu wissen, dass da Magie im Spiel ist. Bismarck und sein Kumpel zeigen wahren Ballzauber. Ohne Rücksicht auf die Gesetze der Physik reißen sie das Spiel an sich und schießen ein Traumtor nach dem anderen.

"Meine Fresse", sagt der Torwart. "Ihr habt´s ja drauf, das geht ja gar nicht! Holla die Waldfee, mein lieber Herr Gesangsverein."

"Wie heißt ihr denn eigentlich?", fragt ein kleiner Blondkopf der gegnerischen Mannschaft. "Ich hab euch hier noch nie gesehen. Ihr geht wohl nicht auf unsere Schule, oder?"

"Ich heiße Bismarck."

"Ich heiße Peter Axelrod, aber die meisten nennen mich Ax", fügt der Rothaarige hinzu.

"Wir gehen auf eine ganz andere Schule als ihr", meint Bismarck.

"Bismarck?", fragt der Torwart. "Wie noch?"

"Nein, das war´s, einfach nur Bismarck."

Einer besonders dicker Junge meldet sich zu Wort: "Wie ein Brasilianer, die haben auch nur den einen Namen. Das passt zu deiner Art Fußball zu spielen."

"Seid ihr öfter hier?", fragt Peter Axelrod.

"Ja, wenn wir auf den Sportplatz hinter der Schule spielen dürfen, treffen wir uns dort", meint der Blondkopf. "Meistens spielen dort aber die Älteren."

"Ansonsten hier", ergänzt der Torwart. "Ihr könnt ruhig mal wieder vorbei kommen, wenn ihr Bock habt."

"Dann spielt ihr aber in meiner Mannschaft", feixt der Blondkopf.

"Ja, klar", sagt Bismarck. "Na dann, man sieht sich."

Die Jungs verabschieden sich voneinander und als Bismarck und Peter Axelrod an Harry vorbeigehen, hört Harry Bismarck sagen: "Muggel sind solche Arschkrampen! Hey, Ax, würde das auffallen, wenn ein paar von denen einfach tot umfallen würden?"

"Hahaha!", kichert Peter Axelrod. "Müsste man ausprobieren. Komm, wir klauen was!"

"Jaah!", feixt Bismarck. "Ausprobieren ..."

Ein Wink mit dem versteckten Zauberstab, ein leiser Schall und der kleine Blonde fliegt zu großen Teilen durch die Luft.

Ein Zeitstrudel erscheint in einem Gemüsestand, in dem gerade Hirn des kleinen Blonden auf die Tomaten gefallen ist, und saugt den Markt in sich auf. Wie dem Markt ergeht es auch Zeit und Raum ...
 

Voldemort befindet sich im Fuchsbau, der einstigen Heimat der Familie Weasley. Er schaut sich um und wundert sich darüber, wie bizarr hier alles ist. Er entdeckt eine Uhr mit jeweils einem Zeiger für jedes Familienmitglied. Statt der Uhrzeit gibt diese Uhr Auskunft darüber, wo sich wer gerade befindet. Rons Zeiger springt gerade auf "Lebensgefahr".

Die Zeiger drehen sich wie verrückt und im Innern der Uhr erscheint ein Zeitportal, das Voldemort in sich zieht und im Verbotenen Wald wieder ausspeit - was Voldemort jedoch nicht weiß, ist, dass es eigentlich kein Zeitsprung war, sondern lediglich ein Raumsprung.

Wahnsinnig viele Spinnen versammeln sich um die große Monsterspinne Aragog, die Harry und Ron ihren unzähligen Kindern zu fressen geben will.

Als die beiden versuchen, zu fliehen, erscheint Arthur Weasleys alter Ford Anglia. Im Licht seiner Scheinwerfer erscheint ein Zeitstrudel.
 

Der Kopf des Bibers, auf dem es sich mittlerweile Draco und Hermine gemütlich gemacht haben, ragt durch den Boden von Pavel Heijdeggers Amsterdamer Zauberer-Coffeeshop, dem "kleinen Geschäft für den großen Hunger auf magische Drogen" (so heißt es aus dem Holländischen übersetzt).

Ein Kalender mit abgestrichenen, bereits vergangenen Tagen hängt an der Wand und Hermine meint: "Komisch, genau an dem Tag waren wir auch in Amsterdam ..."

Palim palim!

Die Türbimmel klingelt und ein junger Mann, Anfang zwanzig, tritt ein. Er hat flachsblonde Haare, größtenteils verborgen unter einer ulkigen Pudelmütze mit einem sehr auffälligen Elchmuster.

"Patrice!", ruft Hermine und freut sich sehr, da sie den kiffenden Franzosen zu seinen Lebzeiten, die ja interessanter Weise ihre Todeszeit war, richtig ins Herz geschlossen hatte. Ihn noch einmal zu sehen, bedeutet ihr sehr viel.

"Kenn ich den?", fragt Draco verdutzt, als ein Kobold hinter einer Regalreihe erscheint und direkt durch den Kopf des Bibers geht als wäre dieser ein Hologramm. Der kleine Assistent von Pavel trägt ein paar Kisten mit Anti-Dippelpopp-Cookies!

"Anti-Dippelpopp-Cookies!", fährt Hermine aufgeregt hoch und greift in ihrer Aufregung nach einer der Kisten, doch ihre Hand fährt natürlich durch sie hindurch.

"Krieg dich ein, Granger", sagt Draco mit etwas Ekel in der Stimme. "Du kannst doch nicht tagein tagaus nur Kekse futtern. Guck mal an, wie fett du um die Hüften rum in den letzten beiden Schuljahren geworden bist. Auch oben rum ... Iegitt! Das ist doch viel zu viel!"

"Du abgefuckte Wasserstoff-Tucke!", giftet Hermine. "Wenn Harry nicht innerhalb der nächsten Stunden oder gar Minuten so einen verdammten Anti-Dippelpopp-Cookie frisst, muss er verrecken. Dieser Bismarck hat aber alle Cookies vernichten lassen. Ich weiß das, weil ich selber viele Kisten von den Dingern verbrannt habe, als ich noch für ihn gearbeitet habe ... Und übrigens, du kleiner Pisskrüppel: Das nennt man >weibliche Rundungen< und nicht fett, dass das mal klar ist!"

"Du kleine dicke Nutte wirst dran schuld sein, wenn Harry stirbt", giftet Draco zurück. "Du wolltest ihn umbringen!"

"Ja klar, als ob du nie versucht hättest, Harry zu töten."

"Ach, halt doch die Fresse, Schlammblut!"

"GROOOAAAAR!!!", meldet sich der Biber zu Wort, der das Gezanke nicht mehr ertragen kann und ganz schnell sind die Blicke der beiden Streithähne wieder auf Patrice gerichtet, der soeben an der Kasse seine Drogen bezahlt. Pavel Heijdegger himself bedient heute abend und reicht dem Franzosen eine Tüte mit dem ganzen Kram. Dazu eine Tüte Leviathanhaut als Werbegeschenk. Das Zeug zerrt ganz schön rein!

Patrice verlässt das Geschäft und Hermines Gedanken springen wieder zu den Cookies. Einige Minuten passiert nichts besonderes, außer, dass der Kobold dumm hinfällt und dabei ein Regal umstößt. Pavel flucht auf Holländisch.

Palim palim!

Wieder betritt jemand den Raum. Ein junger Mann in einer khakifarbenen Armeejacke. Seine roten Haare werden nur noch von den feuerroten Haaren seiner Begleitung getoppt. Eine sehr attraktive junge Frau im Domina-Look.

"Der Typ is ja ganz süß, aber die Alte - iiiieeehhh!!", würgt Draco hervor. "Die Riesentitten ... wie können manche Kerle nur auf so was stehen?"

"Fresse halten!", geifert Hermine und beobachtet mit strengem Blick das Geschehen. "Das sind Peter Axelrod und Coereille Soral! Bismarcks linke und rechte Hand."

"Sprechen Sie ein wenig Englisch, Mister Heijdegger?", fragt Axelrod, der sich auf den Tresen lehnt und Pavel mit einem grinsenden Blick bedenkt. Pavel nickt, Angstschweiß rinnt ihm über die Stirn, er nimmt seine Brille mit den runden blassrosa Gläsern ab und wischt sich mit dem Ärmel seines violetten Karo-Hemdes übers Gesicht.

"Ja, ich spreche Englisch."

"Hören Sie -", sagt Axelrod, lässt sich aber sofort ablenken von der Leviathanhaut, die neben der Kasse in einem Glas liegt. "Sagen Sie, ist das Leviathanhaut? Wieviel berechnen Sie denn dafür?"

"Oh, bitte bedienen Sie sich. Die ist gratis."

"Danke", meint Axelrod, nimmt sich das Glas, holt sich ein besonders fettes Stück Leviathanhaut daraus, steckt es sich in den Mund und kaut es wie Kaugummi. "Wow! Das zerrt verdammt noch mal rein!"

Peitsch! Knall! Zang! Flutsch! Blubber blubber!

Die Innereien des Kobolds flattern durch den Raum.

Coereille, die kräftig ihre Peitsche knallen lässt, woraufhin die Kisten mit den Anti-Dippelpopp-Cookies wie vom Blitz getroffen, verbrennen, wendet sich an Axelrod: "Das waren alle, die im Laden waren."

"Alles klar!", sagt Axelrod, nimmt die Leviathanhaut wie einen ausgekatschten Kaugummi aus seinem Mund und steckt sie Pavel in seinen Afro. "Sie haben sicher schon gemerkt, dass wir nicht zu dem üblichen Kifferpack gehören, das sonst ihr Geschäft aufsucht. Wir wollen nur eins - Anti-Dippelpopp-Cookies!"

Mit diesem Satz hält der Deutsche dem Holländer seinen Zauberstab an die Kehle.

"Silencio!", zaubert Axelrod und hindert Pavel somit daran, einen Mucks von sich zu geben, dann scheint etwas von Pavels Kehle auf den Zauberstab überzugehen, Axelrod hält sich den Stab an den eigenen Hals und spricht plötzlich mit Pavels Stimme in Richtung Hinterzimmer: "Hallo, ist noch jemand im Lager?"

"Ja, der Herr. Crimblewox ist noch im Lager", antwortet eine piepsige Stimme. "Wir reden jetzt Englisch?"

"Ja, wir reden jetzt Englisch", antwortet Axelrod mit Pavels Stimme. "Sind da hinten noch Anti-Dippelpopp-Cookies?"

"Nein, der Herr, die letzten Kisten habe ich gerade raus gegeben", antwortet Crimblewox.

"Komm doch bitte mal hierher in den Laden."

"Mein Herr? Crimblewox soll sich wirklich in der Öffentlichkeit zeigen?"

"Oh ja, hier will dich jemand kennen lernen!"

"Jemand will Crimblewox kennen lernen? Oh, ich freu mich ja so", quiekt das Wesen euphorisch und kommt zur Hintertür herein gerannt. Es ist ein Hauself und als er die Situation im Geschäft kurz überblickt, ist seinem Leben auch schon ein Ende gesetzt. Coereille schwingt ihre Peitsche und Crimblewox explodiert im Laufschritt. Seine Innereien vermischen sich mit denen des Kobolds, während seine verschonten Beine noch ihren Schritt beenden und zu Boden plumpsen.

"Das war´s dann auch schon", sagt Axelrod mit seiner richtigen Stimme.

"Ja, das war´s!", antwortet Pavel, der sich heimlich mit seinem eigenen Zauberstab vom Stummheitszauber entfesseln konnte. "Ich lass mich doch nicht wie die letzte Schwuchtel abschlachten, ohne die geringste Gegenwehr. Was denkt ihr, wer ich bin, ihr Pfaffentöchter? Stupor!!"

Mit einem lauten Knall befreit sich Pavel von Axelrod, zielt mit seinem Zauberstab auf den rothaarigen Deutschen, da knallt erneut Coereilles Peitsche, wickelt sich um den Zauberstab des Holländers und entreißt ihn seinem Besitzer.

Mit einem aufgrund der dröhnenden Schmerzensschreie Pavels nicht verständlichen Zauberspruch schießt Axelrod einen roten Energiestrahl in Pavels Bauch und obwohl sich kein Loch in dessen Vorderseite bohrt, schießt es eine Blutfontäne aus seinem Rücken, mit Hilfe derer Axelrod den Schriftzug an die Wand hinter dem Tresen schreibt, den kurze Zeit später Harry sehen, aber nicht verstehen sollte.

">Wer das liest, ist doof!<"

"Was?", fragt Hermine verdutzt, nachdem sie hören musste, was Draco da eben wieder vor sich hin gebrabbelt hat.

"Das steht da", sagt dieser ganz gelassen. "Übersetzt aus dem Deutschen. >Wer das liest, ist doof<. Humor haben sie schon, die Deutschen, auch, wenn man´s manchmal gar nicht wahrhaben will."

"Du kannst Deutsch?"

"Ein wenig."

"Ich hatte eigentlich gedacht, dass dieser Text eine Offenbarung ist, aber dann handelt es sich doch nur um kindisches Gekrakel."

"Hey, Moment!", schrickt Draco plötzlich auf. "Das heißt ja, dass ich doof bin!"

Mit dieser bewegenden Erkenntnis disappariert Axelrod und Coereille verlässt, den verteufelt blutleeren Pavel vor sich hin schwebend, den Laden in Richtung Hintereingang.

Die Türbimmel bimmelt (palim palim!) und ein buntes Licht geht von ihr aus - ein Zeitportal!
 

Laut knallt das Holzbein auf den Parkettboden einer kleinen Sozialwohnung irgendwo in London, als Moody in die neunziger Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts geschleudert wird.

"Wo zum ...? Ist das der verdammte Himmel oder die verdammte Hölle ...?", knurrt Moody, da schreit auch schon eine Frau.

Er dreht sich um und sieht die Person zur Stimme, eine Hausfrau in den Dreißigern, rotblondes Haar, insgesamt ein eher unspektakulärer Eindruck und so ganz und gar nichts Magisches ist an ihr oder ihrer Wohnung zu erkennen.

"Was wollen sie? Verdammt noch mal, was zum Teufel wollen Sie?", quiekt sie aufgeregt. "Wollen Sie Geld? Ich habe kaum welches, ich bin Sozialhilfeempfängerin, ich habe Kinder durchzufüttern. Wollen Sie Sex? Sagen Sie schon. Das ist es doch, was Sie wollen, Sie zerfressener alter Mann. Harter, geiler Sex - gleich hier auf dem Tisch!"

Sie befreit den Tisch neben sich mit einem Wisch von Tischdecke und Hausaufgaben der Kinder, doch Moody schüttelt nur verwirrt den Kopf.

"Nein, meine Frau", grummelt er. "So weit habe ich noch gar nicht gedacht. Später vielleicht, jetzt tut mir der Kopf weh. Wo bin ich denn hier?"

"Bei Rowlings", antwortet die enttäuschte Frau. "Joanne K. Rowling."

DER RETTER

DER RETTER
 

Harry und Darkness Arise sehen, wie ein gigantischer Felsengolem von einem uralten Zauberer zerteilt wird und verschiedene andere Zauberer aus den Granitbrocken Ziegel formen, aus denen sowohl die Schlossmauern von Kleinschmöllnau als auch kitschiger Souvenir-Krempel gefertigt werden. Schöne Nussknacker aus Stein glitzern im Licht der grinsenden Sonne, die scheinbar sagen will: "Ey, is voll schön heute! Guck mal hier -"

Und da wird das Sonnenlicht zum Zeitportal ...
 

Bismarck erlebt mit, wie im Haus der Blacks am Grimmauldplatz Nummer zwölf Ron den kläglichen Versuch durchführt, einen Verlängerungszauber auf sein Gemächt anzuwenden und dabei fast verblutet.
 

Voldemort wird zur zweiten Aufgabe des Trimagischen Turniers 1788 verfrachtet, wo der deutsche Teilnehmer, geschützt vor den Augen der Schiedsrichter, den Franzosen lähmt, damit dieser von der Höllenbrut verspeist wird, der ein Zahn entrissen werden soll, um die maximale Punktzahl zu erreichen. Gerade als die Bestie zubeißen will, zaubert der Deutsche erneut und der starre Körper des Franzosen wird stahlhart, so dass das Ungetüm sich glatt einen Zahn ausbeißt, als es zuschnappt. Danach hebt der Deutsche den Verhärtungszauber wieder auf, damit die infernalische Kreatur doch noch was in den Magen bekommt. Beziehungsweise in die vierzehn Mägen ...
 

Biber, Hermine und Draco sehen zu, wie der junge Bismarck mit Magie ein Schwein schlachtet und es nachher wieder zum Leben erweckt. Den Vorgang wiederholt er so oft, dass vom ursprünglichen Schwein nicht mehr als zwei Koteletts übrig bleiben. Er ruft Kröger zu sich, damit dieser ihm das Fleisch lecker zubereitet, denn dafür habe er noch keinen passenden Zauber. Mmmh ... Koteletts ...
 

Ron muss eine geschätzte Ewigkeit noch mal miterleben, wie er als vergangenes Pendant seiner Selbst von der Bastelschere des Todes durch einen Korridor von Hogwarts hin und her gejagt wird. Snape steht neben einem Portrait eines ehemaligen Lehrers, beide lachen. Der gegenwärtige Ron schreit dem vergangenen Ron immer wieder zu: "Pass auf Snapes Beine auf!"

Doch es nützt nichts, die Geschichte hat sich soeben wiederholt.

Snape stellt Ron ein Bein, Ron stolpert und die Bastelschere des Todes, die in etwa so groß ist, wie eine Dampfabzugshaube, die mit einem Schrumpfzauber auf die Größe einer Kaffeemaschine verkleinert wurde, bohrt sich in dessen verpickelten, rothaarigen Arsch.

Vor lauter Lachen läuft Snape die Pipi die Beine hinab. Er wendet einen Trocknungszauber an, um den Urinfleck auf seinem Umhang unsichtbar zu machen, doch schon wenige Sekunden später pullert er sich wieder ein, so lustig ist es, zuzuschauen, wie dem jüngsten der Weasley-Jungen ein großes Stück Fleisch aus dem Popo geschnitten wird.

Colin Greevey kommt um die Ecke geschneit und macht sowohl von Snapes Pissfleck als auch von Rons halbem Arsch je ein Foto. Das Blitzlicht lockt die Bastelschere an und mit einem höllischen Scheren-Angriff verstümmelt sie Colin, so dass er beim anschließenden Blick in den Spiegel feststellen muss, dass ihm das ein oder andere Auge sowie Zunge, Ohren und Nase fehlen. Die Fotos waren ein Renner im Internet.
 

Ein andermal erlebt Voldemort, wie Bismarck Kröger dazu bringt, den Zauber zu erlernen, den Kröger am Vortag der Gegenwart angewendet hat - der Körpertausch-Zauber, ihr wisst, was ich meine. Da Kröger für Bismarcks Geschmack nicht schnell genug lernt, hilft Bismarck etwas nach und macht Kröger dabei zum geistigen Krüppel, der seine eigenen Popel frisst.
 

Zur selben Zeit, nur hundert Jahre eher, begegnet Harry einem ganz jungen Grindelwald, als dieser gerade auf Hogwarts einen guten Kumpel besucht, der dort gerade Vertrauensschüler von Slytherin geworden ist. Zusammen ziehen die beiden abends noch mal los, um alten Leuten aktive Sterbehilfe zu leisten. Daraufhin kehren sie im Eberkopf in Hogsmeade ein und geben sich richtig die Kante. Grindelwald zeigt seinem Kumpel Kartentricks. Der Slytherin-Schüler bittet eine alte hässliche Sabberhexe zu sich und bedroht sie mit dem Zauberstab, damit sie bei ihm unter dem Tisch eine "mündliche Prüfung" ablegt. Danach schießt er ihr ein Loch in den Kopf und sie fällt starr um. Grindelwald beschwert sich, weil sein Kumpel bei dem Kartentrick nicht richtig aufgepasst hätte. Am frühen morgen nutzen die beiden sehr mächtige Magie, um in den Schlafraum der Hufflepuff-Mädchen einzubrechen und sich in andere Personen zu verwandeln, woraufhin ganz schön der bildliche Bär am Steppen ist. Grindelwald wendet einen Vervielfältigungszauber auf seinen Fufu-Willie an, um drei junge Damen gleichzeitig zu beglücken. Der Slytherin-Junge zaubert, dass die steinerne Decke zu einem Spiegel wird, damit er sich selbst dabei beobachten kann, wie er einer kleinen Blonden den Arsch versohlt und die dabei vor Erregung weinen muss. Harry wünscht sich, er hätte sich an diesem genialen Streifzug beteiligen können. Darkness Arise beobachtet unterdessen einen Zentaur, der sich aus dem Verbotenen Wald auf die Schlossgründe von Hogwarts begeben hat, um die unteren Gemäuer mit Pferdescheiße zu beschmieren. Pardon! Menschenpferdescheiße heißt es korrekt.
 

Bismarck ist in feinstofflicher Form anwesend, als Mad-Eye Moody versucht Fahrrad fahren zu lernen - vergebens! Selbst eine kurze Fahrt mit Stützrädern kostet zwei Nonnen und einem Waisenjungen das Leben. Moody entschuldigt sich bei den zerfetzten Leichen, nimmt seinen Helm mit den Dino-Motiven ab und betrachtet den schönen Sonnenuntergang.

Er sucht ein gemütliches Plätzchen auf, räuspert sich und plötzlich ...

"Wer lebt in ´ner Ananas ganz tief im Meer? MAD-EYE MOODY!

Furchtbar entstellt und halbtot und zwar sehr. MAD-EYE MOODY!

Wenn der Sinn nach aurorischem Blödsinn euch steht. MAD-EYE MOODY!

Dann schwingt euch auf´n Besen und kommt ja nicht zu spät! MAD-EYE MOODY!

MAD-EYE MOODY, MAD-EYE MOODY, MAD-EYE MOODYYYY!"

Tatsache! Moody singt! Dann pfeift er auch noch was und fängt auf einmal an, höllisch zu lachen. Bismarck muss sich schwer wundern.
 

Ron erlebt mit, wie Voldemort in den Achtzigern zwei seiner Todesserinnen dazu zwingt, sich zu küssen, dann macht er sich über die beiden her und Ron freut sich nur noch, dass er durch die seltsame Zeitreise-Session so viele Sexszenen miterleben darf. Als Voldemorts Hände in die Bluse der ersten Todesserin und den Rock der zweiten gleiten, erscheint eine dritte Frau, die verteufelt asiatisch aussieht - wahrscheinlich handelt es sich um eine Asiatin.

"Wenn du dann abspritzen musst, könntest du bitte vorher noch schnell in mich eindringen, Dunkler Lord?"

"Fräulein Chang", grinst Voldemort. "Sie kleine asiatische Teufelin, ihr Wunsch sei mir Befehl."

Ron sieht zu, wie Voldemort viel und lange Liebe macht. Dann macht Voldemort so komische Geräusche und bittet Fräulein Chang zu sich, die, komplett entkleidet, die Beine spreizt. Voldemort meint, er wäre jetzt so weit.

"Nischt in den Mund", sprudelt sie hervor. "In die Puschy!"

"Ach so!", sagt Voldemort, zieht seinen Schlawiner aus Fräulein Changs Mund und führt ihn weiter südlich ein. Dabei richtet er eine ganz schöne Schweinerei an, doch eine gewisse Menge Liebessaft findet den Weg in Höhle der Löwin. Das muss Liebe sein ...

"So, Fräulein Chang", bemerkt Voldemort nach getaner Arbeit. "Sie tragen nun ein Kind von mir."

Moment mal, denkt sich Ron ... Fräulein Chang ... Mitte der Achtziger ... Chos Mutter! Voldemort hat Cho gezeugt!

Oh Fuck! Cho ist Harrys Halbschwester! Vielleicht ist es besser, Ron behält dieses kleine Geheimnis für sich. Wenigstens ist jetzt geklärt, warum Chos und Harrys gemeinsames Kind, der kleine Lee, so entstellt auf die Welt gekommen ist ...
 

Der Biber lugt durch ein Fenster in Dudley Dursleys prächtig ausgestattetes Zimmer, Hermine und Draco tun es ihm gleich und ihnen wird somit ein Einblick in Harrys Leben unter Muggeln gewährt.

Während der breite Dudley den schmächtigen Harry festhält, schminkt ihn Tante Petunia wie eine chinesische Nutte, woraufhin Onkel Vernon mit einem Sack voller Schrauben auf seinen vermeintlichen Neffen einschlägt und ihn wüst beschimpft. Ein Vetter dritten Grades filmt das ganze mit seiner neuen Sony Digitalkamera.

"Das Video hab ich", triumphiert Draco. "Das hab ich aus´m Internet. Kennst du Internet? Da hab ich auch die Fotos von Snapes Pissfleck her. Ich finde, mein Harry sieht da so süß aus - nur am Ende, wo er Blut kotzt ... das ist eklig."

"Du bist so widerlich", sagt Hermine herablassend. "Wie meinst du das mit dem Blut kotzen?"

Beurk! Sprotz! Sprudel!

Dudleys Zimmer ist vollkommen eingesaut und Hermine meint nur: "Ach so, alles klar."
 

Bismarck erlebt mit, wie in der Akademie von Beauxbatons, genauer in einer Abstellkammer für magische Kräuter, vor einigen Jahren Patrice Delacour und ein paar seiner ulkigen Kumpels beim Kiffen von Coereille Soral erwischt werden. Da diese die Kräuter, die die Buben weg rauchen für einen Zaubertrank gebraucht hätte, halst sie den zugedröhnten Jungs einen Fluch auf, der sie dazu zwingt sich selbst mit Feuer zu verletzen. Patrice brennt sich einige Löcher in die Haare, was erklärt, warum er später immer diese übertriebenen Pudelmützen aufsetzen sollte.
 

Voldemort schaut sich an, wie sein Sohn die Patil-Zwillinge in einen Dreier verwickelt und platzt fast vor Stolz. Er muss sich daran erinnern, wie er in den Achtzigern immer mit zwei Todesserinnen intim wurde und ihm rinnt eine ätzende Träne über die Wange.

"Harry", stöhnt Padma Patil, während ihr von Harry der Unterleib mit der Zunge gesäubert wird, "könntest du bitte in mir kommen?"

"Jaah, natürlisch", spuckt Harry, der gerade volle Breitseite miterleben musste, was wirklich hinter den Legenden von der vaginalen Ejakulation steckt.

"Ich will aber bitte auch, dass du in mir kommst, Harry", hechelt Parvati Patil, die auf Harry reitet.

"Jaah, klar!", nuschelt Harry. "In jeder dreimal, okay?"

Voldemort hebt den Daumen und verschwindet wieder in den Wirren von Zeit und Raum ...
 

In der Londoner Sozialwohnung stellt die Frau ihren Tee beiseite. Moody räuspert sich, er hatte seit zehn Stunden ununterbrochen erzählt. Er hat der Frau von Harry berichtet, von der Zeit an Hogwarts, den Auseinandersetzungen mit Voldemort und der überraschenden Wendung mit Dumbledore, der sich als wahrer Bösewicht entpuppt hat und der Tatsache, dass sich der vermeintliche Todfeind als Vater entpuppt. Moody ist der Meinung, nichts ausgelassen zu haben. Er hat sämtliche Informationen berücksichtigt, die er über Harrys Schulzeit in Erfahrung bringen konnte. Geschichten, die er vor allem im Orden des Phönix aufgeschnappt hat. Geschichten, die er von Harrys besten Freunden gehört hat. Geschichten, die kaum jemand sonst kennt. Jetzt weiß die Frau alles. Sie hat die ganze Zeit über sehr interessiert gelauscht und sich sogar Notizen gemacht.

"Also, Alastor", stimmt sie an und nimmt noch zügig einen Schluck Tee, "ich muss schon sagen, ihre kleine, aber extrem umfangreiche Fantasiegeschichte, die sie sich da ausgedacht haben, hat wirklich Potential. Sie sollten ein Buch darüber schreiben."

"Fantasiegeschichte ...? Nein, also ich glaube, Sie haben mich da missverstanden, Joanne. Sehen Sie, Magie gibt es nämlich wirklich."

Moody sucht seinen Zauberstab, doch da fällt ihm wieder ein, dass er gar keinen mehr hat. Da sich Moody jedoch nicht lumpen lässt, versucht er eine Technik anzuwenden, für die man keinen Zauberstab braucht.

"Dodon-Me!"

Keine Reaktion. Muss wohl an den Regeln der Dimension liegen, in der Moody gelandet ist ... Himmel, Hölle, was auch immer ...

"Herrlich, Alastor!", lacht die Frau. "Also, ich muss schon sagen, Sie haben das wirklich alles sehr gut durchdacht. Respekt, Respekt. Am liebsten würde ich Ihnen die Geschichte klauen."

"Tun Sie das, tun Sie das ...", grummelt Moody abwesend. Er versteht nicht, was mit seinen magischen Fähigkeiten los ist.

"Meinen Sie das ernst?", fragt die Frau mit einem Glitzern in den Augen. "Ich nehme Sie beim Wort, Alastor. Ich nehme die Geschichte gerne an. Inklusive aller Rechte. Allerdings muss ich Ihnen gleich sagen, dass ich sie nicht ganz in Ihrer Version lasse. Also, ich weiß auch nicht. Kinder sollten Zugang zu ihr haben können, wenn es doch um Magie und so geht. Ich weiß nicht, ob sich da die unzähligen Vergewaltigungen, Drogenexzesse, Bastarde und Gemetzel gut machen. Ich weiß auch nicht, ob mir die Sache mit Dumbledore gefallen soll. Dass er sich am Ende als Oberbösewicht entpuppt hat, war mir doch etwas zu derbe. Dann lasse ich ihn lieber vorher einen Heldentod sterben und bleibe dabei, dass Voldemort der Fiesling ist.

Und dieser Voldemort soll wirklich der Vater von Harry sein und die vermeintlichen richtigen Eltern waren nur Betrüger? Also ich weiß nicht ... James und Lily Potter sollten schon die richtigen Eltern sein. Harry als Sohn einer schottischen Nutte und eines psychopathischen Massenmörders ... Nein, also beim besten Willen, Alastor. Ich werde zahlreiche Änderungen durchführen müssen. Sonst ist die Story aber klasse. Man könnte sie in Bücher stopfen. Ein Band reicht nur kaum aus. Vielleicht sieben Bände? Und die komplette Geschichte ist nur aus der Sicht des Helden geschrieben. Der Leser sieht nur, was er sieht, hört nur, was er hört, denkt nur, was er denkt. Sie wissen schon."

"Jaah", stimmt Moody verwirrt zu. Er möchte nicht die Ewigkeit mit dieser verrückten Frau verbringen. Er will lieber in die richtige Hölle mit Folter und so ...

Was Moody nicht weiß, ist, dass Bismarcks Zauberkraft so stark ist, dass er beim Erschaffen der Memoria-Dimension nicht nur eine einfache Projektion vergangener Geschehnisse wie beim Denkarium erzeugt, sondern tatsächlich die Grenzen zwischen Realität und Erinnerungsreflexion teilweise durchbrochen hat. Daher konnte Dumbledore im Jahre 1945 Voldemort sehen, daher konnte Hermine im Labor von Kleinschmöllnau Truhen und Schubladen öffnen, daher konnte Ron Grindelwalds Blick auf dem Bahnhof spüren, daher konnte der Bismarck-Embryo Kontakt zu Hermine aufnehmen ...

Was aber völlig aus dem Rahmen fällt, ist die Tatsache, dass Moodys Geist, bevor er endgültig seinem toten Körper auf den Schlossgründen von Kleinschmöllnau entweichen konnte, in die Memoria-Dimension gezogen wurde, was das Gleichgewicht völlig auf den Kopf gestellt und ein echtes Wurmloch, kein gedachtes, geöffnet hat. Dieses Wurmloch hat ihn tatsächlich in die neunziger Jahre verfrachtet und er ist tatsächlich zu einem Teil der Vergangenheit geworden und das Beste: Bismarcks Fähigkeit Menschen wiederzubeleben, wurde unbewusst auf Moody übertragen. Moody ist also eben erst geboren wurden und kann nur aus diesem Grund noch keine Magie einsetzen.

Als Bismarck durch Voldementarrys defektes Deathgun Overkill Massacre praktisch zerstört wurde, musste er einen Regenerationszauber auf sich selbst anwenden. Da dies jedoch ungeheure Zeit und Magie verschlingt, musste Bismarck den bisher noch ungemeisterten Memoria-Zauber anwenden, durch den er nicht nur die nötige Zeit gewinnt, sondern auch den enormen Massen an Erinnerungen, die sich im Laufe der Jahrhunderte auf den Kleinschmöllnauer Schlossgründen angesammelt haben, die magische Kraft entziehen kann, die nicht nur nötig ist, um wieder zu alter Stärke zu gelangen, sondern diese ohnehin schon unerreichbare Stärke auch noch zu erhöhen. Zauberer wie Grindelwald, Voldemort und Dumbledore haben nun durch ihr bloßes Erscheinen in der Erinnerungsdimension Kräfte auf Bismarck übertragen.

Da der Memoria-Spruch jedoch noch nicht hundertprozentig perfekt verlief, traten unerwünschte Anomalien auf und der von Bismarck für ihn selbst heraufbeschworene Lebensstrom hat einen Teil an Moodys Geist abgegeben und die Erinnerungen an den jüngeren Moody haben sich materialisiert und ihm einen neuen Körper gegeben.

Ein weiteres Manko der Memoria-Dimension: Bismarck selbst hat eine zu mächtige Dimension geschaffen, als dass er sie auch wieder aufzuheben wüsste. Sämtliche Insassen dieser Welt stecken nun in ihr fest.
 

"DEMEMORIA!!!"
 

Das Kollektiv der Phasen wird in ein schwarzes Loch gesogen und die Erinnerungen verblassen. Der Biber fällt mit Hermine und Draco in einen leeren Raum, da rast Darkness Arise mit Harry auf sie zu. Die beiden Riesenungeheuer rammen gegeneinander. Hermine verliert den Halt und fällt vom Kopf des Bibers, da packt sie Voldemort an der Hand. Die beiden schweben im Raum.

Ein Lichtblitz und Ron erscheinen. Ron muss schon wieder kotzen, er krallt sich am Biber fest, während sich Hermine und Voldemort zu Harry auf Darkness Arise´ dornigen Rücken gesellen.

Ein weiterer gewaltiger Lichtblitz erscheint und aus einem letzten Dimensionsriss dringt Bismarck hervor.

"Was war das?", fragt Harry Bismarck. "Das war wie ein Denkarium, nur viel größer und mächtiger."

"Egal, was das war", antwortet Bismarck. "Wer von euch hat den Spruch aufgehoben?"

"Du meinst, das warst nicht du?", fragt Hermine.
 

"Das war ich", knurrt eine Stimme, der leere Raum verschwindet und das zerstörte Kleinschmöllnau der Gegenwart kehrt endlich zurück. "Der Spuk hat ein Ende."

"Moody!", japst Ron entzückt, als er, zusammen mit den anderen, vor Moody steht. "Aber, du bist doch ..."

"Tot?", führt Moody den Satz zu Ende und wirft einen Blick in einen der Krater, wo tatsächlich seine eigene Leiche liegt. "Ja, dieser Moody ist tatsächlich vorhin gestorben. Dieser Moody ist meine Vergangenheit, sein Geist wurde durch die Memoria-Dimension in die Neunziger geschickt, wo er einen neuen Körper bekommen sollte, geboren aus den Erinnerungen an einen jüngeren und mächtigeren Moody.

Es gab die letzten zehn Jahre zwei Moodys, gut, in einem Jahr sogar drei, als sich Barty Crouch Junior als Mad-Eye ausgegeben hat. Wie dem auch sei, ich war es, der die Memoria-Dimension aufgehoben hat. Ich konnte die ganze Zeit über nicht in das Geschehen eingreifen, um die Geschichte nicht zu verändern. Statt dessen habe ich den Dememoria-Spruch gelernt."

"Moody, dein Auge ...", stammelt Hermine zusammen.

"Ja, richtig", knurrt Moody. "Da ich den Körper eines jüngeren Moodys habe, besitze ich auch noch beide Originalaugen sowie die meisten meiner Organe."

"Stimmt!", meint Harry. "Siehst gut aus, alter Schwede. Deine Haut ist ja fast schon glatt. Sogar die Nasenspitze haste noch, der Mund ist auch nicht so eklig aufgerissen."

"Ja, stimmt schon, aber ich vermisse mein magisches Auge ..."

"Hey, Leute", wendet Bismarck ein. "Wir sind mitten in einem apokalyptischen End-Fight. Ich bringe es jetzt zu Ende!"

Der Deutsche hebt seinen Zauberstab, richtet ihn auf Darkness Arise, woraufhin dieser völlig ausrastet und auf den Biber losgeht.

"Ich war eben tot, also kann ich auch Zombie-Magie anwendet. Wie Hermine, Voldemort und Mad-Eye Moody!"

Darkness Arise fährt seine knochigen Krallen aus und bohrt sie in den Rumpf des Bibers, wo sie sich in den Eingeweiden verfangen. Der Knochendämon, der nur einen Bruchteil so groß ist wie der Biber, spannt die Flügel und erhebt sich in die Lüfte, den Biber fest gepackt. Der Nager will sich wehren und schlägt auf Darkness Arise ein. Dieser verliert dabei ein paar Teile, doch das stört ihn nicht, während er kraftvoll in den Himmel empor steigt. Als die beiden hoch genug sind, sammelt der Knochendämon erneut Energiepartikel aus der Atmosphäre in seinem gewaltigen Maul, um einen alles atomisierenden Vernichtungsstrahl auf den Biber abzuschießen, da schlägt ihm der Nager genau in die vor Energie leuchtende, gehörnte Totenschädelfratze, was eine sofortige Entladung des Vernichtungsstrahls hervorruft. Eine spektakuläre Explosion zerfetzt beide Titanen und zerlegt ihre Zellen auf eine subatomare Ebene. Die beiden sind für alle Ewigkeit verschwunden ...

Die Explosion blendet alle Anwesenden für einen Moment und einige Kilometer entfernt verursacht die Schockwelle einen Flugzeugabsturz.

"Die Reihen sind gelichtet", sagt Bismarck. "Jetzt dürfte es etwas schwerer für euch geworden sein. Eure zwei Riesen-Babys sind verpufft, die Dementoren sind weg, also kann es auch keine Fusion mehr geben und zu allem Überfluss bin ich in der Memoria-Dimension viel stärker geworden."

"Dafür bin ich jetzt wieder da", knurrt Moody.

"Und ich!", fügt Draco hinzu.

SHIN-ZANTETSU

SHIN-ZANTETSU
 

Vanillefarbene Wolkenfetzen hängen dösig am Himmel, aus dem es weiß glühende Funken regnet. Überreste der beiden vernichteten Zombie-Titanen. Die Morgensonne kitzelt die verbliebenen Kämpfer wie eine zärtliche mongolische Nutte ihren Freier, solange dieser einen Fuffie extra springen lässt. Keine Ahnung, was ein Fuffie in mongolischer Währung wert ist ... Haben die überhaupt Geld?

Bismarck nimmt seine Angriffsposition ein. In seine verbrannten, zerrissenen Lumpen gehüllt, macht er doch einen anmutigen, souveränen Eindruck. Die klaren Bergseen, die man in seinen Augen erkennen konnte, sind jetzt tiefe, bitterkalte Eismeere. Es ist, als würde der Hass jede seiner Zellen durchströmen. Mit so viel Gegenwehr hatte er nicht gerechnet.

Unseren Helden voran begibt sich Moody in eine aggressive Körperhaltung. Sein schwarzer Reisemantel weht leicht in einer sommerlichen Morgenbrise.

"Jetzt darf der wohl wieder, oder was?", raunt Voldemort und sieht dem neuen Alastor Moody bei dessen Vorbereitung zu. Mit fast unscheinbaren Bewegungen vollzieht er eine Art Ritual und ohne den Einsatz eines Zauberstabs lässt er eine warme Energie erscheinen, die man zwar nicht spürt, aber umso mehr fühlt.

"So willst du gegen mich antreten? Mit alten fernöstlichen Chi-Attacken", fragt Bismarck unbeeindruckt. Er kratzt sich mit dem goldenen Zauberstab an der Schläfe. "Ich habe die zwei legendären Zauberstäbe Rheingold und Fenrirs Rache. Über Jahrhunderte hinweg wurden sie mit mystischer, antiker Energie genährt und in einigen der größten Duelle der Zaubererwelt praktisch erprobt. Du kannst der Natur noch so viel Kraft entziehen und gegen mich verwenden, aber du kannst nichts außer mein Lachen erwarten, alter Mann. Na los! Zeig mir deine lächerlichen Tricks!"

"So sei es! Masenko!!"

Eine Art Luftkugel blitzt auf Bismarck zu, dieser benutzt seinen ersten Zauberstab, um die Attacke zu parieren. Der abgefälschte Energieball jagt in einen Trümmerhaufen und lässt diesen bersten. Abertausende Geröllbrocken fliegen durch die Luft, während Bismarck seinen zweiten Zauberstab ausladend schwingt und "Impedimenta-Blast!" ruft, woraufhin der Zauberstab wie eine Art Düsenantrieb fungiert und Bismarck tief über den Boden fliegen lässt. Mit der Geschwindigkeit eines Torpedos rast er auf Moody zu. Dieser springt mit einem gewaltigen Satz in die Lüfte und weicht somit aus, doch im selben Moment verschwindet Bismarck und an der Stelle, wo er eben noch war, schlägt eine unsichtbare Kraft einen Krater in den Boden. Harry, der versucht den beiden Kämpfern mit seinen Blicken zu folgen, spürt einen jähen Energieanstieg hoch oben in der Luft. Moody, der noch immer schnell und falkenartig nach oben steigt, spürt dasselbe wir Harry, wendet seinen Blick gen Himmel und sieht, wie Bismarck plötzlich wieder erscheint und beide Zauberstäbe auf seinen Gegner richtet.

"Gemini Solaris Blast!"

Zwei Energiestrahlen werden von den beiden Zauberstäben abgefeuert und verbinden sich zu einer Spirale, die Moody scheinbar mit einem Volltreffer erwischt, doch bei genauerem Betrachten fällt auf, dass lediglich Moodys schwarzer Mantel mit einem gewaltigen Loch in der Luft schwebt. Eine Staubwolke erscheint direkt neben Hermine, die einen starken Luftzug neben sich spürt und dessen Bewegungsrichtung mit ihrem Blick folgt. Nach einigen Metern, nur wenige Hundertstelsekunden später, erscheint die nächste Staubwolke und der Luftzug ändert die Richtung, und noch einmal und ein weiteres Mal. Harry versteht jetzt, dass Moody die Luftzüge durch seine pfeilschnellen Bewegungen verursacht und die Staubwolken zeigen, an welcher Stelle er einen Haken schlägt. Er ist so schnell, dass man ihn nur noch als einen schwarzen Schatten wahrnimmt, wenn überhaupt.

Bismarck, der die Situation ebenso wie Harry durchschaut hat, versucht mit Fluchattacken von der Luft aus, Moody zu erwischen, indem er seine Laufrichtung vorher ahnt, doch plötzlich erscheinen zwei Staubwolken gleichzeitig an verschiedenen Orten. Aus den zwei Staubwolken werden schnell drei.

Ist Moody so schnell, dass er praktisch an drei Orten gleichzeitig ist, fragt sich Harry.

"Ein Trick!", sagt Bismarck und plötzlich schlägt ihm Moodys aus dem Nichts auftauchende Faust mit voller Kraft ins Gesicht, das es zu einer lang gedehnten Grimasse verzehrt und nach hinten wirft. Sofort verschwindet Moody wieder, um praktisch im selben Moment hinter Bismarck wieder aufzutauchen und ihm einen gewaltigen Handkantenschlag ins Genick zu verpassen. Bismarck spuckt Blut und fängt sich soeben einen Schlag von oben, der ihn zurück auf den Boden katapultiert. Mit einem lauten Knall schlägt er ein wie ein kleiner Meteorit. Dabei wirbelt er so viel Staub auf, dass die Zuschauer den Überblick verlieren, nur Voldemort wendet seinen Blick schnell in eine Richtung, die entgegengesetzt zum Krater steht. Die anderen folgen seinem Blick und spüren sogleich ein leichtes Beben unter ihren Füßen. Eine Feuerkugel von der Größe eines Medizinballs schießt aus der Erde in die Luft, wo sie verschwindet. Ein schneller Schatten folgt ihr und verschwindet ebenfalls. Moody, der langsam auf den Boden zurück gleitet, dreht sich schnell in der Luft und überkreuzt seine Arme. Wie auf Stichwort erscheint ein Felsbrocken aus dem Nichts und prescht auf Moody zu, der mit seiner Kreuzabwehr den Brocken zwar zerbricht, aber dadurch für einen Moment die Übersicht verliert. Ein Moment, der schon zu lange gedauert hat, denn Bismarck erscheint hinter dem zerspringenden Fels und schießt einen gewaltigen Zauber auf Moody, der diesen volle Breitseite auf die Brust trifft. Benommen torkelt Moody zu Boden und Bismarck will es gerade zu Ende bringen, als Ron einen Heliopathen-Fluch auf den Deutschen abfeuert. Unbeeindruckt durchfliegt dieser einfach das tosende Feuer als wäre es nichts weiter als ein warmes Lüftchen (in der Tat sind Rons Feuer-Attacken sonst stärker gewesen) und schießt einen weiteren mächtigen Zauber auf seinen Gegner. Dieses Mal durchfliegt der Fluch Moodys Körper jedoch und trifft lediglich die Kleinschmöllnauer Ruinen.

"Alles klar mit dir?"

"Yo, thanx a lot!", knurrt Moody und hustet leicht. Er muss schnell atmen. "Was denn los hier? Elendich dünne Luft!"

Harry hatte die halbe Sekunde, in der Bismarck durch Rons Feuer-Attacke die direkte Sicht auf Moody genommen wurde, genutzt, um seinen Kumpel mit einem Accio-Zauber blitzschnell zu sich zu ziehen.

"Geht´s noch, oder sollen wir übernehmen", fragt Harry besorgt.

"Nee, ich wollt nur erst ma guck´n, was der Knabe so drauf hat. Erst dachte ich eigentlich, Chi-Attacken müssten reichen, aber ich krieg heute nicht genug Power zusammen. Egal! Ich hab noch ´ne kleine Überraschung. Neo-Masamune ..."

"Was? Was´n das? Noch ´n geheimer Zauber?"

"Nee, ´n Katana. Geschmiedet in einer japanischen Schmiede in der Nähe von Kyoto. Dort hängen ´n paar alte Kumpels von mir rum. Samurai-Magier. Übelste Spinner, aber irgendwie cool. Die sind absolute Dragonball-Fans. Yu-Gi-Oh finden die albern. Das Schwert wurde aus den Überresten des legendären Schwerts Masamune, das die Schmiede vor ein paar Jahren bei eBay ersteigern konnten, geschmiedet und mit ordentlich magischer Essenz versehen. Ich konnte das Schwert in meinen Besitz bringen, indem ich den japanischen Kollegen die fetten Bäuche aufgeschlitzt habe. Nee, Spaß. Ich hab´s geklaut. Oder besser gesagt getauscht. Da, wo das Schwert war, liegt jetzt ein Früchtekorb. Du weißt ja, wie teuer in Japan Obst ist. Die freu´n sich bestimmt über den Fraß. Hab ich auf der Hinfahrt in China billig eingekauft und dann durch den Zoll geschmuggelt. Na gut, geschmuggelt is ´n biss´l übertrieben. Ich hab die Typen beim Zoll klein gehackt. Die müssen doch spinn´! Übersensible Kerlchen war´n das. Echte Heulsusen. Ich hab eh kein Wort verstanden, von dem Gebrabbel, das sie von sich gegeben haben, als ihre Knochen so laut geknackt haben, dass es selbst mir fast unangenehm war. Ach, ich verarsch dich schon wieder. Wo war´n wir? Ach ja, ich wollt nur sicher gehen, ob es sich lohnt, so krasse Geschütze gegen so einen Rotzlöffel aufzufahren."

"Wo isses denn, dein Schwert?"

"Ach so, ja ..."

"Und?"

"Scheiße."

"Was?"

"Scheiße, ich hab´s vergessen!"

"WAS?!"

"War nur Spaß", knurrt Moody heiter und führt seine rechte Händ an seine Hüfte als würde er sich einer unsichtbaren Schwertscheide zuwenden. Und tatsächlich zieht er aus dem leeren Raum ein eindrucksvolles Prachtstück von einem Schwert. Ein reich verziertes, rot glänzendes Katana. Kanji-Schriftzeichen sind in die Klinge eingeprägt. Am Griff wurden Lederriemen mit Tigern und Drachen darauf angebracht, die frisch frivol im Wind wedeln. Sieht echt toll aus! Etwas neidisch macht Voldemort im Hintergrund gut vernehmlich: "Pff!"

"Let´s fetz!", brummt Moody und verschwindet schon wieder.

Erneut verraten lediglich Staubwolken, wo er seine Haken schlägt, aber lange versteckt er sich nicht. Mit einer anmutigen Schlittereinlage gleitet er über den Boden und wendet sich Bismarck entgegen, der einige Meter entfernt steht und jetzt einen seiner Zauberstäbe wieder in den Hosenbund steckt. Den anderen hält er vor sich hin, murmelt ein paar unverständliche Worte und aus dem güldenen Zauberstab wird ein prächtiges europäisches Schwert mit eingefassten Juwelen, das in der Morgensonne majestätisch glänzt.

Ein schwacher Wind wirbelt ein wenig Staub auf und im nächsten Augenblick verschwinden die beiden Kontrahenten. Ein lautes Klirren, das durch aufeinander schlagendes Metall entsteht, erklingt und die beiden Kämpfer erscheinen wieder, nur auf den entgegengesetzten Ausgangspunkten, Rücken zu Rücken. Einen Moment bewegen sie sich nicht. Absolute Stille.

Sprotz!

Über Moodys Rücken tut sich eine Blutfontäne auf und sein Katana zerbricht in viele Stücke, die klirrend zu Boden fallen. Moody macht es seinem Schwert gleich und sinkt ebenfalls hinab. Nur nicht in vielen Teilen. Zum Glück!

"Na, das war doch mal eine willkommende Abwe-", beginnt Bismarck, als plötzlich auch ihm das Blut an der Schulter gespritzt kommt. "Fuck it! Wie kann das sein?"

Er will sich eben umdrehen, als drei Splitter vom zerbrochenen Neo-Masamune auf ihn zu rasen. Zwei der kleinen Klingen durchbohren ihn am Rumpf, eine von ihnen dringt an der Rückseite wieder am Körper aus und der dritte Splitter trifft ihn direkt zwischen die Augen und bohrt sich in sein Hirn. Kurz bleibt er regungslos stehen und sinkt dann langsam zu Boden, Blut tropft aus seiner Nase, die Eismeere in seinen Augen weichen einem trüben weißen Nebel.

"Was in aller Zombie Namen ...?", sagt Hermine erstaunt und reibt sich die Augen, um sich anschließend erneut des am Boden liegenden Bismarcks zu vergewissern, unter dem sich eine tiefrote Blutlache ausbreitet.

"Shin-Zantetsu!", bellt Moody mit so einer Art Lachen und steht langsam wieder auf. Die Wunde über seinem Rücken ist wie ein Rasensprenger, bis es sich nach einer kleinen Handbewegung von Moody ausgeblutet hat. Ein derart hoher Blutdruck ist sehr ungewöhnlich, Moody scheint das aber nichts auszumachen. Er hebt den Daumen, um zu signalisieren, dass alles cool ist. "Shin-Zantetsu, das ist ein ultimativer Vernichtungsschlag. Kein Entkommen möglich, nicht mal für unsern Kumpel mit dem Hirn-Frikassee. Hab ich oben auf Hokkaido gelernt. Auf halbem Weg zwischen Monbetsu und Abashiri bin ich ein paar Samurai begegnet, die dort im tiefsten Schnee ihre Körper gestählt haben. Die hatten noch den alten Shinsengumi-Style drauf."

"Und du hast mit denen trainiert?", fragt Hermine.

"Nö, da hätte ich doch gar nicht die Zeit und die Lust zu gehabt", brummelt Moody. "Ich hab denen einfach das Wissen entzogen. Aber nur das Samurai-Wissen, sonst wär ich ganz knicke im Kopf geworden."

"Was ist aus den Samurai geworden?"

"Die haben sich gewundert, warum sie halbnackt unter einem Wasserfall meditieren. Ich konnte das nicht mit anschauen und habe sie gegessen."

"Du hast was?!", schreit Hermine entsetzt.

"War nur Spaß", brummt Moody. "Aber das, was ich gemacht habe, war richtig. Bei mir kommen die Schwertkünste wenigstens zum Tragen. Die Typen haben Tag und Nacht trainiert, aber ich vergewissere euch, dass die ihre Fähigkeiten nie benutzt hätten. Die machen so was, >um ihren Geist zu stählen< ... So´n Scheiß! Schwertkünste sind verdammt noch mal zum Metzeln da!"

"Neuer Körper. Alter Spinner!"

"Yo. Das stimmt."

Draco stößt einen grellen Ton aus, als er Bismarcks leblosen Körper betrachtet. "Schlecht sah der nicht aus, aber der war ganz schön böse, nicht wahr, Harry-Schatz?"

"Ey, Leute, ich will ja nicht die Feierlaune verderben", wirft Harry ein, "aber mal ganz ehrlich: Wann war der Typ bis jetzt wirklich mal tot, wenn wir dachten, es wäre endlich zu Ende?"

"Naja ...", macht Ron zögernd.

"Stimmt schon", knurrt Moody. "Ich spür noch was. Was Großes, das aber irgendwie noch schlummert. Ich kann mich noch erinnern, als ich Bismarck damals vor gut zehn jahren das erste Mal begegnet bin - für euch war das ja gestern. Da war er scheiße stark, heute ist er aus der Memoria-Dimension wieder zurück gekommen und war natürlich auch scheiße stark, aber anders scheiße stark, und vorhin hat er nicht alles gegeben. Ich denke vielmehr, der war mit irgendwas abgelenkt."

"Abgelenkt?" Harry rückt sich die Brille zurecht. "Mit was denn?"

"Vielleicht auch ´ne Beschwörung wie mein Biber", fügt Hermine ein. "Dann wär´s aber echt erstaunlich, dass er sich nebenbei noch so gut auf den Kampf konzentrieren konnte. Ihr habt ja gesehen, wie das bei mir lief."

"Das is immerhin Bismarck", weist Harry hin. "Beschwörung. Wär möglich. Aber was beschwört er?"

"Wie wär´s mit dem kompletten Kleinschmöllnauer Schlossgrund?", sagt Ron mit zittriger Stimme und wendet seinen Blick in alle Richtungen.

Harry schaut auf den verwirrten Ron. "Wie meinst du d- ... oh ... Scheiße!"

"Da zieht´s dem Palastorchester die Hosen aus", staunt Draco und sieht sich nun genauer um.

Der Himmel zieht in Windeseile an den Ruinen der Akademie vorbei und hinter den Trümmern sind keine weiten, saftig grüne Wiesen mehr. Es ist, als wäre hinter den Schlossgründen das Ende der Erdoberfläche.

"Wir sollten wohl mal nach dem Rechten schauen", weist Harry an und Hermine, Ron und Draco folgen ihm schnellen Fußes zum Ende der Schlossgründe. Moody hinkt etwas hinterher. Die Wunde scheint ihm doch mehr zu schaffen zu machen, als er zugeben wollte. Voldemort sieht das klägliche Bild und entscheidet sich dazu, bei ihm zu bleiben. Moody schiebt den Griff von Neo-Masamune, an dem noch ein winziger Rest Klinge hängt, in die unsichtbare Schwertscheide zurück und setzt sich auf einen Felsbrocken, in dem noch stückweise eine Verzierung erkennbar ist, wahrscheinlich ursprünglich ein Teil der Schlossmauer.

"Du brauchst gar nicht so zu tun, als hättest du eben eine Chance gegen den Kleinen gehabt", sagt Voldemort mit einem etwas arroganten Ton und sieht sich seine Hände an. "Wenn ich nicht schon so viel gekämpft hätte und noch ´n biss´l Kraft in diesen Fäusten stecken würde, wär es längst vorbei."

"Du brauchst gar nicht so tun ... ningelningelningel", äfft Moody Voldemort nach und zückt seinen Flachmann aus seiner Gesäßtasche, weil er beim Sitzen stört. Da er ihn nun schon mal parat hat, nimmt er auch gleich einen zünftigen Schluck daraus und rülpst wie ein beckenkranker Berhardiner. "Weiß ich doch selber, dass der kleine Arsch uns im Skat drücken kann und weißte was? Das kotzt mich verfickt noch mal an! Und da brauchste auch gar nicht so großkotzen wie der Graf Monster Super, oder was weiß ich, und statt dessen das Beste aus dem raus holen, was drinne is."

"Immer noch der alte Geiferhannes", brummt Voldemort. "Da nützt der junge Körper ´nen alten Scheißdreck, wenn dann doch wieder der alte Sack drin steckt."

"Selber alter Sack", knurrt Moody. "Bist ja nur zickig, weil du mich damals nicht killen konntest, als ich noch ´n Auror war. Weil ich nämlich zu pfiffig war für dich lahme Ente."

"Wer nämlich mit h sagt, is nämlich dämlich!"

"Häh?"

"Ich hätte dich schon killen können, aber is ja jetzt auch egal. Hast meinem Sohnemax ´n paar Mal den Arsch gerettet, als ich nich da sein konnte. Das war schon in Ordnung so."

"Na siehste", knurrt Moody, sichtlich ruhiger, als noch vor ein paar Sekunden. "Wir ham nun mal ´ne komische gemeinsame Geschichte und die besten Kumpel werden wir wohl nicht mehr, aber die Scheiße hier müssen wir noch gebacken kriegen."

"Seh ich irgendwie auch so."

"Ich auch."
 

"Fick doch das Schwein von hinten und stell dir vor, es wär der Weihnachtsmann, Süßer", stößt es Draco über die Lippen, als er mit den anderen über die Klippe nach unten schaut.

In etwa dreihundert Metern Höhe ziehen die Schlossgründe über deutsche Felder, Wälder und Siedlungen hinweg. Wie Ameisen geraten die Menschen auf dem Erdboden in Panik und laufen hin und her. In regelmäßigen Abständen bebt die Erde da unten und Risse tun sich auf.

"Schweben die Schlossgründe etwa durch den Himmel?", fragt Ron bestürzt.

"Das erklärt wieder einiges", verkündet Hermine. "Klar! Wir waren die ganze Zeit weit oben. Darauf hätte ich kommen müssen! Moody beschwert sich über zu dünne Luft und darüber, dass er seiner Umgebung zu wenig Energie für seine Attacken entziehen konnte. Kein Wunder, wenn die Natur so weit von ihm entfernt ist. Dann die Wunde auf seinem Rücken. Die hat doch so start gespritzt! Das passiert, wenn man hohen Blutdruck hat; hohen Blutdruck bekommt man, wenn man weit oben ist. Ich hab´s echt nich geschnallt!"

Harry schaut in die Richtung, aus der sie gekommen sind, nachdem er während Hermines Vortrag ein paar weitere Male bemerkt hat, dass außerhalb seines Blickfelds, unter den Schlossgründen, der eigentliche Erdboden bebt. Er sieht da unten zu seinem Erstaunen gigantische Abdrücke, die sich tief in den Boden gegraben haben.

"Das sind Fußspuren! Scheiße, verdammte! Die Schlossgründe haben Beine und Füße!"

Hermine, die es nun auch geschnallt hat, überlegt kurz, während die Jungs zuschauen, wie sich unter ihnen auf einer Autobahn ein Stau bildet und Menschen aus ihren Autos steigen, um hektisch zu fliehen. Unverwandt sagt sie: "Bismarck hat vorhin Zombie-Magie angewandt, das hier ist auch irgendein Zombie-Titanen-Beschwörungszauber. Aber was?"

"Das Ding, was er beschwört hat, musste tot sein, nicht wahr", wirft Harry ein.

"Ja."

"Wie wär´s mit ´nem motherfucking großen Golem?"

"Möglich wär´s, aber wie kommst du darauf?"

"Ich dachte, es spielt keine Rolle, aber vorhin in der Memoria-Dimension, da hab ich unter anderem miterlebt, wie das Kleinschmöllnauer Schloss errichtet wurde. Aus was es errichtet wurde ..."

"Ein Golem?"

"Jepp, und wie gesagt: Der war motherfucking groß! Ein paar Schwarzmagier in Kutten haben den in Brocken gehaun, nachdem ein einzelner ihn vorher getötet hat. Aus den Brocken haben die die Gemäuer gemacht. Und Souvenir-Krempel."

"Aber wie kann der aus den Gemäuern wieder den Golem machen, wenn doch immer noch die Schlossruinen da sind", fragt Ron, der erstaunlich gut mitgedacht hat.

"Guck mal genauer hin", meint Hermine und zeigt auf die Trümmer hinter ihnen. "Der braucht erst mal nur genügend Geröll für zwei gigantische Beine und denkst du nicht, dass dafür das Gestein reicht, aus dem die Kellergewölbe gemacht wurden? Das riesige Labor, in dem ich mit Draco in der Memoria-Dimension war, war unterirdisch. Alleine das hätte schon locker für ein dreihundert Meter hohes Bein gereicht. Locker!"

"Verstehe. Scheißwurst!" Ron überlegt eine Weile. Man kann ihm richtig ansehen, wie sein Gehirn arbeitet. Rotze tropft ihm aus der feuerroten Nase und Schweißtropfen perlen auf seiner fettigen Haut. "Und warum verwendest du nicht einfach deine Zombie-Magie, um das Ding zu stoppen, Hermy?"

"Hermy? Du musst doch Sand in der Möse haben, mich so zu nennen", giftet Hermine erst, beruhigt sich aber schnell. "Ich weiß schon, was du meinst, aber das is echt nich drinne. Hast´s doch gesehn, als die Fusion vorhin die Kanonen für´s Deathgun Overkill Massacre aus den Kleinschmöllnauer Schlossgründen hervor gezaubert hat. Das ist hier alles seit Ewigkeiten in Besitz der Schlossherrenblutslinie. Soll heißen, der junge Bismarck hat die souveräne Kontrolle über das Ding. Das heißt übrigens auch, dass er nicht verreckt ist, als sich die Splitter von Neo-Masamune in seinen Leib und sein Hirn gebohrt haben."

"Aber wie is´n das jetze so richtig?", fragt Harry. "Die Zombie-Titanen, die ihr ständig beschwört, die sind doch nur so lange aktiv, solange die mentale Verbindung zu dem, der sie beschworen hat, nicht abreißt?"

"Das ist so richtig, Harry."

"Na, dann ist die Sache doch geklärt. Wir müssen Bismarck kill´n und die Schlossgründe können Deutschland nicht mehr kaputt trampeln. Obwohl´s mir eigentlich egal ist, ich will bloß nicht, dass der abgefuckte Wichser seinen Willen durchsetzen kann. Einfach so, weißte?"

"Schon klar, aber wie-"

Hermine verstummt jäh, als Harry seinen Zauberstab zieht. Er spürt etwas.

Zack!

Ehe er sich versieht, wird Ron neben ihm von einer unsichtbaren Schockwelle von den Beinen geholt und über die Klippe geworfen. Schnell schnappt sich Harry seine Hand und rettet ihn somit davor, auf einem Parkplatz unter ihm, Karriere als breiige Masse, die nur schwer wieder weg zu kratzen ist, zu machen.

"Nicht loslassen!", ruft Harry und versucht unter großem Kraftaufwand seinen Kumpel wieder nach oben zu ziehen, doch der Wind weht Ron hin und her und droht, ihn Harrys Hand zu entreißen. "Helft doch mal mit, verdammich!"

Draco eilt zur Hilfe und will Harry nach hinten ziehen, dabei berührt er ihn jedoch so unsittlich, dass Harry der Geduldsfaden reißt und er mit einem plötzlichen Kraftschub Ron in einem Zug nicht nur nach oben zieht, sondern ihn auch gleich als Waffe gegen seinen schwulen Hintermann einsetzt. Schwer von Ron getroffen, sickert Draco benommen zu Boden und brabbelt dabei dummes Zeug.

"Er ist endlich zurück, der Mistkerl!", wird es Harry nun düster gewiss. In Erwartung allen, was möglich ist, blickt er über die eigene Schulter und gleichzeitig bebt es unter seinen Füßen und erneut schwebt der riesige Kopf des geisterhaften Embryos empor, auf dem Bismarck bereits einige stunden zuvor thronte, bis die Fusion die zauberhafte Erscheinung zerstörte. Zwar sind Bismarcks Lederjacke und seine anderen Kleider nach wie vor blutgetränkt und verschmort, doch alles Organische an ihm scheint wie durch Zauberhand geheilt. Ein dummer Vergleich - natürlich wurde es durch Zauberhand geheilt.

Mit seinem ätzend souveränen, süffisanten Lächeln sagt er: "Drei."

Harry, standhaft und entschlossener denn je, erwidert ohne eine Miene zu verziehen: "Zwei."

Mit einem roten Lichtblitz verschwindet das Embryonenhaupt und Bismarck landet galant auf festem Boden: "Eins."

Beide zücken die Waffen. Harry seinen dunklen Zauberstab mit der Macht des Phönix Fawkes und Bismarck den blutroten mit der Macht des Drachen Fenrir.

Beide: "NULL!!"

Im Bruchteil einer Sekunde jagen zwei Zauber aufeinander zu, ohne, dass sie vorher akkustisch vernehmbar aufgerufen werden mussten. Ein jäher Luftstoß und ein Funkenregen. Harry sieht in Richtung seiner ausgestreckten rechten Hand, in der er nun nur noch einen verbrannten Holzfetzen hält. Sein Zauberstab, einer der mächtigsten, die je geschaffen wurden, ist zerstört.

"Na, prima!"

BISMARCKS PFIFFIGE HORKRUX-IDEE

BISMARCKS PFIFFIGE HORKRUX-IDEE
 

Harry spürt einen jähen Schmerz in der rechten Hand und Brandblasen bilden sich auf ihr; er lässt die verkokelten Überreste seines ach so tollen Zauberstabs fallen und geht zwei Schritte nach hinten. Kaum vernehmlich berührt Hermine sanft mit ihrem Zauberstab Harrys verletzte Hand, woraufhin diese auf der Stelle verheilt, doch der Bratwurstgeruch bleibt vorerst bestehen.

Das war’s dann wohl endgültig, denkt sich Harry. Ohne Waffe ist er bildlich in den Arsch gefickt. Apropos in den Arsch gefickt: Draco erhebt nun in einem naiven Andrang von Mut seinen Zauberstab und richtet ihn auf Bismarck, der, ehe Draco seinen Zauber beschwören kann, mit einer lässigen Handbewegung den Zauber nicht nur abwehrt, sondern Draco auch noch von den Beinen holt, der gefährlich nahe dem Abhang benommen zum Liegen kommt. Harry kann nichts Genaueres aus dem Augenwinkel erkennen, doch er meint, einen kleinen Urinfleck zwischen Dracos Beinen gesehen zu haben.

„Kommt mit.“

Bismarck wendet sich ab und etwas sehr seltsames geschieht: Ohne einen Schritt zu machen, bewegen sich Harry, Hermine, Ron, Draco sowie Bismarck vor ihnen in einer Sekunde ein sehr großes Stück weiter. Um sie herum wird die Umgebung für einen kurzen Augenblick ein Meer aus Linien verschiedenster Farben. Harry muss unweigerlich an Reisen mit einem Portschlüssel denken und ehe er sich versieht, sind sie wieder in der Mitte der wandelnden Plattform und alles steht still. Harry wendet sich dem Abhang zu und kann ihn kaum mehr erkennen, dann richtet er seinen Blick wieder auf Bismarck, der ihnen immer noch den Rücken zuwendet; ihm gegenüber stehen Moody und Voldemort, der just in diesem Moment einen Schritt nach hinten stolpert und sich auf einen Felstrümmer stützen muss. Harry durchfährt ein jäher Schreck, als er sieht, dass seinem Vater Blut über Stirn und Hände strömt. Bismarck muss eben mit ihm gekämpft haben. Ein weiterer Schreck jagt Harry durch die Knochen, als er sieht, dass Voldemorts Zauberstab ebenfalls geborsten ist …

„Ihr seid weit gekommen“, sagt Bismarck und sein Blick wandert von Moody, dessen Miene unergründlich ist, über den schnaufenden Voldemort und dann zurück zu Harry und Konsorten. „Ich will euch nicht dumm sterben lassen. Ihr sollt meine Geschichte hören.

Sicher könnt ihr euch nach euren Erlebnissen in der Memoria-Dimension vieles zusammenreimen, doch den wahren Zusammenhang erfahrt ihr erst jetzt.“

„Ich bin gespannt“, entkreucht es Harry spöttisch und er erntet ein süffisantes Lächeln.

„Es begann vor über hundert Jahren“, fährt Bismrack fort. „Die Kleinschmöllnauer Akademie geriet immer mehr in Misskredit. Der Grund waren dubiose schwarzmagische Experimente und das wiederholte Untergraben diplomatischer Beziehungen zu anderen Zauberernationen. Die Deutschen verloren das Vertrauen anderer Länder und nahmen immer mehr die Einzelgängerposition ein in einer Welt, die sich immer stärker vereinte. Mein Namenspate, der erste Bismarck, war einer der Initiatoren einer neuen Bewegung, deren strategisches Zentrum da war, wo wir uns eben befinden. Nur eine Handvoll Zauberer wusste über die wahren Ziele Kleinschmöllnaus Bescheid. Ziele, deren Erfüllung der kompletten Beeinflussung aller Menschen auf diesem Planeten bedurften und die nicht hätten verfolgt werden können, wäre man nicht in besagter Einzelgängerposition gewesen – Mister Riddle, Mister Moody und Harry – ihr selbst wisst, wie nützlich Alleingänge sein können, um an das zu kommen, was man wirklich will. Das Ziel Kleinschmöllnaus war jedenfalls nichts Geringeres als mittels Kraft der Magie ein Wesen zu erschaffen, das gottgleich sein sollte … mich zu erschaffen …

Natürlich ist ein derartiges Unterfangen trotz politischer Abkapselung nicht auf Dauer vor der Öffentlichkeit geheim zu halten, da sie eines enormen Aufwands bedarf und so kam der damalige Leiter dieser Akademie, Grindelwald, auf eine hervorragende Idee. Die Idee schlechthin, wenn man so will. Die Forschung, die einst zu mir führte, steckte noch in der Anfangsphase, als die Muggel eine neue Vorliebe für Weltkriege entdeckten. Grindelwald nutzte jene Vorliebe aus und begann einen perfiden Plan zu verfolgen, der damit begann einen kriegsvernarrten Irren aus Österreich mit dem Imperius zu belegen. Dem Österreicher folgten weitere obskure Muggel-Gestalten, denen die seltene Macht der Demagogie inne lag. Diese Männer konnten mit großen Gesten und Worten eine Muggel-Variante des Imperius entwickeln – ich denke, jeder kennt diese Geschichte. Es entwickelte sich prächtig und ehe die ausländischen Magiernationen auch nur einen Verdacht hegten, dass es sich um Magie handeln könnte, bei dem, was im Deutschen Reich vor sich ging, gab es bereits kein Zurück mehr: Die Muggel begannen einen großen Krieg, der nie wieder erreicht werden sollte. Während einige ausländische Zauberer und Hexen unter Aufbringung enormer finanzieller und magischer Mittel in den großen Kleinschmöllnauer Plan involviert wurden, kamen einige mächtige Zauberer dem Bestreben der Deutschen gefährlich auf die Schliche und was einst als Muggel-Krieg gedacht war, artete zum Zauberer-Krieg aus. Schließlich musste Grindelwald persönlich ins Schlachtfeld ziehen, um einem aufstrebenden, unangenehm neugierigen Zauberer den Garaus zu machen – Dumbledore.

Ich denke, es ist allgemein bekannt, dass Grindelwald im Zweikampf mit Dumbledore den Tod fand, was das Ende des Kriegs beschleunigte. Während Muggel-Deutschland von Muggel-Alliierten besiegt wurde, zerstörten die Vereinigten Zauberernationen Kleinschmöllnau, von dem inzwischen bekannt war, dass es Experimente durchführte, die keinesfalls geduldet werden konnten. Um was es sich bei den Experimenten handelte, konnte jedoch nie endgültig geklärt werden. Die breite Öffentlichkeit vertrat jedenfalls die Meinung, dass es lediglich etwas mit unserer legendären Biber-Armee zu tun haben musste. Diese Torfe …

Doch die Zerstörung Kleinschmöllnaus war nur ein kleines notwendiges Übel, das hingenommen werden musste, um den großen Plan zu vollenden. Die Ausländer dachten, es wäre alles vorbei, wenn erst einmal die Akademie zerstört und der Drahtzieher der Operation getötet war, doch das Herz des Plans war mittlerweile nicht mehr antastbar. Die unterirdischen Gewölbe, von denen scheinbar ohnehin kaum jemand wusste, blieben fast unversehrt. Nur wenige wussten, dass die Zerstörung Kleinschmöllnaus sehr halbherzig von statten ging. Der Grund war, dass hohe Tiere von Seiten aller am Angriff beteiligten Nationen bereits involviert waren und keinesfalls davon angetan waren, dem großen Plan, an dem sie nun beteiligt waren, ein vorzeitiges Ende zu setzen. Sie hatten ihre Seele in den Plan gesteckt …“

Harry erschaudert bei diesen Worten; er sieht zu Voldemort und der schaut bedrückt zurück.

„Horkruxe, Mister Riddle …“, wendet sich Bismarck an Voldemort. „Eines ihrer Fachgebiete, wie ich weiß.“

Harry, Ron und Hermine werfen sich schockierte Blicke zu; woher weiß Bismarck von Horkruxen?

„Einst teilten Sie Ihre Seele in sieben Horkruxe auf, nicht wahr?“ Bismarck lächelt Voldemort zu. „Ihr großes Geheimnis … ich bitte Sie. Wie sonst hätten Sie so lange überleben können? Es war leicht herauszufinden, was der Grund Ihrer nervigen Unsterblichkeit war.

Horkruxe … Man tötet einen Menschen, was die eigene Seele spaltet. Den abgespaltenen Teil schließt man in ein Artefakt ein. Solange auch nur ein Teil der Seele auf diese Weise vom Körper getrennt ist, kann der Teil der Seele, den man in sich trägt, diese Welt nicht in Richtung Jenseits verlassen.

Sie wissen, dass man auch lebende Wesen als Horkrux benutzen kann. Lebende Wesen wie Schlangen … oder Menschen … oder einen Golem …“

„Du meinst … Verdammt! Darauf hätte ich damals kommen müssen …“, entfährt es Voldemort, der nun gekränkt über verstrichene Möglichkeiten nachdenkt.

„Eins nach dem anderen“, fährt Bismarck fort. „Für die mächtigsten Zauberer und Hexen aller Herren Länder klang die Idee eines unzerstörbaren Horkruxes mehr als verlockend. Ein Horkrux in Form eines Gottes. Ewiges Leben, nicht mehr und nicht weniger. Wir alle wissen ja, wie es ihren Horkruxen erging, Mister Riddle … Ein paar nette Fallen, sicher, aber wie konnten Sie davon ausgehen, dass das auf ewig als Schutz dienen könnte? Sie mussten eines Tages gefunden und vernichtet werden, Sie waren zu verspielt, das war Ihr größter Fehler.“

„Nur die größten Zauberer der Insel konnten meinen Horkruxen etwas anhaben!“, bellt Voldemort verlegen. Harry wird rot vor Scham, er selbst hatte einen gehörigen Teil dazu beigetragen, die Horkruxe seines Vaters zu zerstören. Er muss an diesen bescheuerten R.A.B. und an Dumbledore denken, die ihn erst auf den richtigen Weg geführt haben, der sich als der falsche entpuppte.

„Na, wie dem auch sei“, sagt Bismarck, ohne Voldemort allzu große Beachtung entgegen zu bringen. „Der Plan war, eine unsterbliche Hülle zu schaffen, die mit der mächtigsten magischen Essenz aller Zeiten gefüllt ist. Also verband man die Magie der mächtigsten Artefakte und der mächtigsten magischen Wesen in vielen Dekaden der Forschung. Es gelang, eine unglaubliche, nie da gewesene Energie zu erzeugen. Eine Energie, die jedoch so zerstörerisch, unkontrollierbar und unrein war, dass sie drohte, in sich zusammenzubrechen. Was fehlte, war eine absolut reine Gegenenergie – meine Mutter.

Ich kannte meine Mutter nicht, sie starb elendich bei meiner Geburt, aber sie war die personifizierte Reinheit, wie man mir später mitteilte.

Die Energie wurde ihr durch ein monatelanges Ritual injiziert und verband sich nach meiner Zeugung mit mir als Embryo. Zu diesem Zeitpunkt war ich bereits das mächtigste Wesen aller Zeiten. Meine Mutter konnte der immer stärker werdenden Macht in sich nicht lange Stand halten und ich wurde zu früh geboren, ich wurde … tot geboren …“

Ein Raunen geht durch die Zuhörer. Was ist Bismarck? Ein Käfer fliegt Ron ins Auge, doch der ist so gespannt auf die Fortsetzung der Geschichte, dass er keine Kenntnis von dem Insekt nimmt.

„Es kam zum Eklat. Bei meiner Geburt waren einige der mächtigsten Persönlichkeiten der magischen Welt anwesend und sie mussten feststellen, dass das, worin sie viele Dekaden lang große Bemühungen, Finanzen und enorme magische Kräfte in welcher Form auch immer gesteckt hatten, umsonst war. Die Magie, die meinem toten Leib inne wohnte, diente zu jenem Zeitpunkt bereits als Horkrux für Dutzende Seelen, deren Besitzer nun mehr als ungehalten waren, da für sie der Horkrux als zerstört galt, was ihnen wiederum die Unsterblichkeit nahm. Doch obwohl mein sterblicher Leib tot war, wollte die Energie weiterhin in der Welt verweilen. Sie hielt das, was sie umschloss einfach durch ihre Magie am Leben und schuf somit eine völlig neue Form der Existenz. In der Tat habe ich nie im eigentlichen Sinne gelebt, aber das Einzige, was mich von den Lebenden unterschied, war das auf natürliche Art und Weise schlagende Herz. Ich entwickelte mich ansonsten normal – abgesehen von den paar Wochen, die ich nach meiner frühzeitigen Entbindung im Brutkasten verbrachte. Ich entwickelte sogar einen eigenen Willen und lernte schließlich, mir die Macht, die in mir wohnte untertan zu machen. Mehr noch, nach meiner Geburt wuchs die Energie in mir um ein Vielfaches. Es gelang mir weitere Seelen in mich aufzunehmen. Doch das reichte nicht, ich lernte auch, Zauberern, Hexen und anderen magischen Wesen die Kraft abzusaugen. Ja, sogar antike Magien, die formlos in den verstecktesten Winkeln des Planeten existierten, konnte ich zähmen. Und genau diese Entwicklung bedeutete das Scheitern des Plans.

Von Anfang an war geplant ein Wesen zu schaffen, das unsterblich ist – was auch gelang –, doch dieses Wesen sollte nie einen eigenen Willen haben. Anscheinend ging man davon aus, dass man mich nach meiner Geburt nur noch in Windeln stecken und mich dreimal täglich füttern musste. Tja, falsch gedacht. Ich wurde eine Persönlichkeit und – verzeiht mir die Arroganz – was für eine!

Irgendwann begriff ich jedoch, was einige dachten, was der wahre Grund meiner Existenz sei. Scheinbar malten sich einige verwirrte Seelen immer noch aus, ich sei nur da, um ihnen als beschissener Horkrux zu dienen. Ich, der Stärkste auf Erden. Ich muss zu geben, zu jener Zeit war ich etwas ungehalten. Ich musste einige Leute bestrafen …

Ein feierlicher Anlass, zu dem sämtliche Persönlichkeiten geladen waren, die jemals einen Teil ihrer Seele an mich abgaben. Ein Bankett des Blutes möchte ich es nennen. Ich habe denen gezeigt, wie gut es sich sterben lässt, trotz unzerstörbaren Horkrux. Es war leicht, die Seelen endgültig zu vernichten, denn eines haben diese Vollidioten nicht bedacht: Wenn man einen einzigen Horkrux für so viele Seelen nimmt, und dieser Horkrux ausgerechnet eine derart mächtige Energie ist, dann kann das nicht funktionieren. Keine der Seelen, die jemals Teil der Energie in mir wurde, existierte besonders lang. Sie Seelenfetzen wurden von der Energie assimiliert, sie wurden eins mit der großen Masse, Teil der Unendlichkeit. So funktioniert kein Horkrux. Ich denke sogar, Grindelwald und meine Ahnen wussten das. Ich denke, sie haben bewusst diejenigen verarscht, die ihre Seelen in mich steckten. Alle, die ich zu jenem Bankett tötete, blieben tot, denn ihre Seelen wurden umsonst gespalten. Mit selbst denkenden Horkruxen ist das so eine Sache …

Tja, das Ende vom Lied war, dass nach meiner Dezimierungsaktion, die ich nach dem Bankett bei denen fortsetzte, die sich leider meiner kleinen Einladung entzogen, die Zaubererwelt ein neues Gesicht bekam. Große politische Persönlichkeiten verschwanden, vor allem hier in Kleinschmöllnau wurde es sehr einsam, denn obwohl mich mein Vater und dessen Leute nie als Horkrux missbrauchten, konnte ich ihr Verhalten nicht dulden.

Ich war etwa dreizehn, als ich beschloss, mich selbst um alles zu kümmern. Ich dachte, es wäre an der Zeit, mein ganzes Potenzial auszuschöpfen. So gründete ich meinen kleinen Geheimbund. Sehr überschaubar, ich weiß, aber ich brauchte nicht viele. Mir ist es lieber, ich kann alles kontrollieren, was von Kleinschmöllnau ausgeht. Und jetzt habe ich es tatsächlich so gut wie geschafft. Noch heute werde ich der souveräne Herrscher der Welt sein. Noch heute beginnt eine nie endende Ära. Solange die Menschheit noch existieren wird, solange werde ich ihre Geschicke lenken. So ist es gut, denke ich.“

„Was zum Schleimer hat das mit der Weltherrschaft zu tun?“, bemerkt Ron etwas verwirrt. Der Käfer fliegt aus seinem Auge davon. „Du lässt zwei riesige Steinbeine Deutschland zertrampeln. Die Idee ist ganz lustig, aber das bringt auf Dauer nix. Schon gar keine Weltherrschaft.“

„Mister Weasley, gut bemerkt! Aber mein Plan ist auch nicht ganz so profan, wie sie es sich vorstellen. Nein, vielmehr habe ich die Idee der Horkruxe weitergeführt. Doch dieses Mal wollte ich selbst meine Seele spalten. Hier kommt ihr ins Spiel.

Will man so eine mächtige Seele wie meine spalten, muss man jemanden töten, der dieser Macht gerecht wird. Mister Riddle“, sagt Bismarck und wendet sich mit einem milden Lächeln an Voldemort, „auch Sie haben sich nur große Zauberer ausgesucht, um sie zu ermorden, jedes Mal, wenn Sie Ihre Seele gespalten haben. Dasselbe ist es bei mir, doch ich wollte nie meine Seele versiebenfachen wie Sie, ich wollte nur einen Teil abspalten. Doch wie gesagt, dafür war ein großes Opfer nötig.“

„Patrice!“, zischt Hermine zornig. „Dafür musste er sterben!“

„Haha! Der kleine Franzose mit der schwachen Blase. Ich bitte dich …“, höhnt Bismarck und winkt erheitert ab. „Nicht er starb für das Horkrux. Nein. ICH starb!“

„Was?“ Harry packt die Neugier, was soll der kryptische Scheiß jetzt wieder?

„Deathgun Overkill Massacre, hieß die Attacke der Fusion nicht so? Die Fusion beschwor die Kanonen, ich übernahm sie und sie waren defekt. Ihr wisst, wie ich aussah – das konnte man nicht mehr als Leben bezeichnen. Und da ich die Kontrolle über die Kanonen hatte, die mich so zugerichtet haben, habe ich mich indirekt selbst getötet. Auch ein Selbstmord spaltet die Seele, nur wer hätte je gedacht, dass das beim Erzeugen von Horkruxen einen Sinn ergeben könnte. Einen Sinn ergibt es allerdings tatsächlich erst, wenn man ohnehin unsterblich ist. Trotzdem musste ich aufpassen, ich musste mich schnell regenerieren, weshalb ich Memoria beschwor.“

„Das kannst du doch unmöglich so geplant haben“, erwidert Harry hitzig.

„Nein, in der Tat. Ich hoffte ursprünglich, die Fusion töten zu können, da sie ohne Zweifel ein angemessenes Opfer abgegeben hätte, doch das hat nicht sollen sein. Egal, als ich merkte, was passiert war – dass ich mich selbst getötet hatte, inwiefern man auch von Selbstmord bei Unsterblichkeit reden kann –, versuchte ich schleunigst meine Seele zu spalten. Ich war mir nicht sicher, ob es klappen würde, doch es klappte. Meine Seele wurde in der Tat gespalten und ich schuf den Horkrux …“

„Und ich nehme nicht an, dass du uns sagen wirst, was der Horkrux ist“, bemerkt Hermine.

„Doch, gern“, erwidert Bismarck erstaunlicherweise. „Seht euch um. DAS ist mein Horkrux.“

„Oh … Fuck it!“, fährt es Harry über die Lippen, dem bewusst wird, dass ganz Kleinschmöllnau zum Horkrux gemacht wurde. Es ist also mehr im Gange, als bloßer Zombie-Titanen-Zauber …

„Da hätte ich damals ruhig auch drauf kommen können …“, meint Voldemort bedrückt, doch Bismarck winkt ab: „Nein. Das hätte nicht geklappt.“

„Erzähl“, fordert Harry.

„Klar, Mister Riddle, Sie waren damals schon ´ne ganz große Nummer und ihre Horkruxe waren sicher ganz toll. Das Tagebuch, das die Kammer des Schreckens geöffnet hat. Wow! Aber Sie wissen selbst, dass mehr nicht drin war. Hätten Sie Ihre Seele nur halbiert, hätten Sie zweifellos einen sehr ordentlichen Horkrux schaffen können, jedoch wäre selbst dieser noch Dimensionen von meinem entfernt gewesen. Sie dürfen einfach Ihre Macht mit meiner nicht vergleichen. Und nun seht ihn euch an: mein Horkrux-Golem!

Ich muss zugeben, die Idee habe ich von Dumbledore, als dieser sich vor ein paar Wochen mit Hogwarts verbunden hat. Nur wollte ich nicht so lächerlich aussehen. Meinen Körper wollte ich behalten. Daher die Seelenspaltung. Jetzt bin ich eins mit Kleinschmöllnau …“

„… und solange dieser Horkrux besteht …“, bemerkt Harry, „bist du wirklich unsterblich.“

„Ich sehe, du verstehst“, antwortet Bismarck mit der Miene eines Lehrers. „Mir ist die Betonung von >wirklich< nicht entgangen und ich muss dir zustimmen; ich weiß nicht, ob ich komplette Unsterblichkeit innehabe. Alles kann vergehen, sicher auch ich … eines Tages, vielleicht. Die Gefahr ist jetzt jedoch endgültig gebannt.“

„Warum? Weil der Horkrux so groß ist?“, spottet Harry. „Ich habe in der Memoria-Dimension schon einmal miterleben dürfen, wie dieser Golem von ein paar Magiern erledigt wurde, da wird es wohl auch nicht so vieler Leute bedürfen, diese halbe Portion zu zerstören. Das schaffen sogar die Muggel mit ihren Raketen.“

„Zwei Einwände. Punkt eins: Das ist nicht mehr der Golem von damals. Du kannst dir nicht vorstellen, wie viele Schutzzauber auf dieser Kreatur liegen. Älter und mächtiger als der Müll mit dem euer Hogwarts belegt wurde. Dazu kommt, dass ein Teil der mächtigen Energie, die in mir wohnt, Besitz von diesem Wesen ergriffen hat. Dieser Energie ist nicht ohne weiteres beizukommen, also freut euch nicht allzu früh.

Punkt zwei: Ja, ich weiß. Alles ist vergänglich. Selbst dieser mächtige Golem. Sicher kann auch ihm irgendwann irgendwie beigekommen werden. Also sichere ich mich in wenigen Minuten endgültig ab. Das nächste Horkrux, das den Golem in seiner Primäraufgabe ersetzen wird, sorgt dafür. Das Horkrux wird …“

Stille tritt ein, weil alle gespannt lauschen, dann muss Bismarck lauthals lachen.

„Wir bewegen uns auf ein Gebirge zu, das bekannt ist für seine Erzadern. Erzadern, die tief ins Innere der Welt reichen. Miss Granger, wofür ist Erz bekannt?“

Alle drehen sich zu Hermine, es ist wie einst in der Schule. Harry überlegt, ob sie schon einmal eine Frage im Unterricht nicht beantworten konnte und tatsächlich, sie antwortet: „Erz ist ein hervorragender magischer Leiter.“

„Das ist korrekt“, sagt Bismarck wieder sehr lehrerhaft und Voldemort, seinerzeit ebenfalls ein Streber wie er im Buche stand, nickt. Seine Augen sind geschlossen und er macht ein Gesicht, als würde er sich bereits das Schlimmste ausmalen.

„Brauchst gar nix sagen“, wispert er. „Ich kann´s mir denken. Du wirst deinen Golem zu den Erzadern führen und die Seele aus dem Golem über die Erzadern ins Innere des Planten schicken. Dort verteil´n sie sich so dermaßen, dass die einzige Chance sein wird, den Horkrux zu zerstör´n, den ganzen verdammten Kontinent wegzuhau´n. Vielleicht noch schlimmer … Alter, was geht? Du bist durchgeknallt. So was kannste nich bring´… Fuck!“

„Das is aber gar nich fein“, meldet sich nun Draco zu Wort. Er schaut drein wie ein kuwaitischer Mulizüchter, dem gerade eine Niere mit einem Teelöffel durch den Mund heraus geschabt wurde.

„Bis wir da sind … wollt ihr noch Widerstand leisten?“

„Jaah“, knurrt Moody laut, er steht plötzlich direkt hinter Harry.

Harry verspürt einen eigenartigen Schmerz im Rücken. Er denkt nur noch: Nicht schon wieder … Bin ich wieder einem verräterischen Mad-Eye Moody auf den Leim gegangen?

Moody hat Harry eben die restliche Klinge von Neo-Masamune in den Rücken gerammt und mit ihr Harrys Schulterblatt zersplittert sowie seinen linken Lungenflügel und sein Herz durchbohrt.



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Kommentare zu dieser Fanfic (47)
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Von:  Yolda
2008-02-07T20:32:56+00:00 07.02.2008 21:32
Ok, das hier ist absolut genial, so viel tränen gelacht hab ich lange nicht mehr x_X xD.
Nur schade, dass es nicht mehr weiter zu gehn scheint...
Von:  knispel87
2007-11-25T11:14:10+00:00 25.11.2007 12:14
Irre!
Cool geschrieben, aber ich kenn mich leider nicht gut genug mit harry Potter aus.
Von:  Bösauge
2006-09-20T09:53:31+00:00 20.09.2006 11:53
Ich bin froh, dass ich schon den sechsten Band gelesen habe, sonst wäre es mittlerweile echt schwer noch mitzukommen.
Von:  Z
2006-06-20T09:18:30+00:00 20.06.2006 11:18
Langsam aber sicher arbeite ich mich voran und kann sagen, dass die Geschichte angenehm komplex wird.

Um auf die Anmerkung der radaktion zurückzukommen: Das mit dem Bismarck stimmt alles. Man kann sich also ruhig Stichpunkte machen.
Von: abgemeldet
2006-06-18T10:59:19+00:00 18.06.2006 12:59
Das ist... einfach genialst xD
Aber wo bleibt Viktor Krum? ._.
Schreib schnell weiter ^.-

Wa salam
Sawsan
Von:  Yeo
2006-06-11T07:16:14+00:00 11.06.2006 09:16
Wenn ich was rauche, dann ist es die Liebe zum Schreiben.
Von:  LauraAStern
2006-05-22T13:50:35+00:00 22.05.2006 15:50
Mal ehrlich, die Geschichte wird immer schräger XD
Ein dichtender Voldi,
eine überdimensionale Kuh
Und Hermine, die Leichenbraut...
Wie kommst du nur auf so was?
Mal ehrlich, egal was du rauchst, ich will's auch XD
Von:  Nanata
2006-05-20T11:30:39+00:00 20.05.2006 13:30
Es ist einfach genial iwe du durch so suptile Anspielungen und stilmittel das alles so witzig machst. Damit machst du schon dem autor von "Herr der Augenringe" konkurenz. Ich bin echt baff...
Von:  LauraAStern
2006-05-19T08:40:47+00:00 19.05.2006 10:40
WAH ein herumschwulender Draco XDDDDDDDDD
Mal ehrlich, das kann ich mir sooooooooooooo gut vorstellen XD
Gott, ist das genial!
Kokoro
Von:  LauraAStern
2006-05-17T15:26:37+00:00 17.05.2006 17:26
Also ich kann mich noch nicht so recht entscheiden, ob ich das als Verrückt oder Genial bezeichnen soll XD
Wie kommt man auf so was?
Egal, sieht aus als hättest du einen neuen Leser, nämlich mich.
bye bye
Kokoro


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