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Aus dem Leben einer Mörderin
von

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Interlude - Widerstreit

Disclaimer : Projekt Weiß und tough

Erklärung : Killer haben Gefühle

Warnung : tut ihnen nicht gut

Widmung : kissos
 


 

Interlude – Widerstreit
 

Sie genießt meine Berührungen, schwelgt anscheinend noch in der Erinnerung. Sie scheint so klar in ihren Empfindungen, so eindeutig… so anders.
 

Als sie mich gestern sah, noch an meinen BMW gelehnt, hätte alles geschehen können. Aber es war… anders.

Eigentlich hatte ich keine Erwartung, nur das unbestimmte Gefühl, ihr etwas schuldig zu sein. Und so stand ich reglos, überließ ihr das Weitere. Hoffte inständig, dass sie mir nicht quietschend oder heulend eine Szene macht. Wollte mit ihr essen gehen, vielleicht. Oder in eine Bar, ihr einfach beim Plaudern zusehen, oder so….

Aber sie… zögerte nur unmerklich. Kam zielstrebig auf mich zu, mit ihren kleinen, beschwingten Schritten und schaute mir kurz ins Gesicht.

„Sai.“ Mein Name klang wie eine Bestätigung. Und dann legte sie ihre Stirn gegen meine Brust, als wäre sie zu Hause.
 

Ich muss in dem Moment komplett erstarrt sein. Es lag so viel… Vertrauen in dieser Geste. Unabdingbares Vertrauen. Vollkommen verwirrend für mich….

Aber dann legten sich meine Arme ganz automatisch um ihre Taille und zogen sie näher.

Und für eine kurze, verhuschte Sekunde habe ich das Gefühl genossen.

Ihr Anschmiegen, die Umgebung vergessend, nichts weiter beachtend als die Sicherheit meiner Umarmung. Es war… rührend?
 

Und dann war ich sofort wieder in der Realität, registrierte die Reaktionen ihrer Kollegen. Das Stutzen, Wundern, Abchecken, Sortieren….

Sah das Schwanken zwischen Verachtung und Neid. Wollte ihnen kein Schauspiel liefern. Nicht auf Kimikos Kosten. Und schob sie vorsichtig einen halben Schritt zurück.

„Du hast einen Wunsch frei. Wo möchtest Du essen gehen?“

Sie nannte eines der angesagten Restaurants, für das man normalerweise Tage vorher reservieren muss. Aber das war nicht das Problem. Wozu gibt es Handy?
 

Das Problem… liegt jetzt hier.

„Hast Du Dir schon mal was so sehr gewünscht, dass es weh tut?“

Anscheinend hat sie auch eine intensive Phase der Grübelei. Und die Antwort wäre ja, wenn ich ihr antworten würde. Aber das hätte keinen Sinn, denn ich kann mich nicht mehr erinnern, wann ich die Wünscherei eingestellt habe. Als Spinnerei abgetan. Im Bewusstsein, genug Schmerz zu empfinden, auch so.
 

„Wieso?“ Gegenfragen sind unhöflich, aber taktisch ungeheuer wertvoll.
 

„Weil ich mir jeden Tag gewünscht habe, dass Du genau dort stehst… vor dem Eingang, an Deinen BMW gelehnt, auf mich wartend. Und ich habe jeden Abend die Lider zusammen gekniffen und gezwinkert… und gehofft, dass Du wirklich da bist. So deutlich hatte ich dieses Bild vor Augen.“

Sie rollt sich auf die Seite, schaut mir ins Gesicht. „Ich weiß nicht warum, aber ich wäre wieder in den Hafen gegangen, um Dich zu suchen, trotz der schrecklichen Typen, die ich dort gesehen habe. Es wäre mir egal gewesen, wie gefährlich das sein kann. Und es ist mir völlig unklar, warum ich weiß, dass ich Dich im Hafen wohl eher finden könnte als hier.“

„Vergiss es einfach. Es ist nicht wichtig.“
 

Nichts ist wirklich wichtig. Nicht für sie und nicht für mich.

Ich lebe doch nur noch irgendwie dem Ende entgegen. Immer auf dem Sprung. Getrieben durch Leute wie Crawford. Durch eine Verkettung von Ereignissen, die beschissener nicht ablaufen konnten. Von geborgter Zeit….

Ein plötzlicher, gewaltsamer Tod ist mir sicher. Heute, morgen, vielleicht ein bisschen später. Gefahr für alle, die dann mit mir sind.

Wenn sich das Loch bildet, durch das ich dieses Leben verlasse, tun sich Strudel auf. Unberechenbar in ihrem Sog. Dann will ich Unschuldige wie Kimiko nicht in meiner Nähe wissen.

Und das mit dem Hafen muss ich ihr auch austreiben. Da hat sie nichts verloren.

Kyoko würde sich abrollen vor Lachen, wenn sich das Frischfleisch schon freiwillig selber in ihr Schlachthaus liefert.

Kimiko sieht jünger aus als sie ist. Beste Voraussetzung für ne Karriere als Nutte.
 

„Sai. Woran denkst Du? Du hast ganz böse Augen, Du machst mir Angst….“

Ich schaue böse? Das will ich nicht. Nicht bei ihr.
 

Ich umfasse ihren Körper und ziehe sie hoch, ganz fest in meine Arme.

„Sch….“

Es ist angenehm, sie so im Arm zu halten. Ihre Wärme tut gut. Ihre Augen scheinen ständig zu fragen, was das Leben jetzt wohl Schönes bringen mag. Und im Augenblick verbindet sie ihre positive Einstellung wohl mit mir.

Schmeichelhaft, ohne Wenn und Aber. Wie gern würde ich sie einfach nur verwöhnen. Ihre Freude erleben. Und ihr so eine nette Mischung bieten… aus Weihnachtsmann, guter Fee und Märchenprinz.
 

Aber nichts da. Schluss mit der unnötigen Sentimentalität. Ich bringe sie nur in Gefahr. Sie und mich.

Diese Grübelei führt zu nichts. Macht mich nur mürbe. Zieht mir zu viel Energie ab. Und die brauche ich zurzeit für mich. Standortbestimmung ist angesagt. Verhältnisse müssen neu geklärt werden. Crawford ist noch nicht durch, Schuldig nicht und Kyoko erst recht nicht. Da reise ich lieber mit leichtem Gepäck und binde mir nicht noch einen Klotz ans Bein.

Und sie ist Ballast. Ein niedlicher… und überaus anziehender.

Unwillkürlich habe ich meine Berührungen wohl zärtlicher werden lassen. Sie biegt sich genießerisch meinen Händen entgegen. Ihr angenehmer Eigenduft spricht von erlebtem Vergnügen… und macht Lust auf mehr.

Und genau das wird jetzt passieren. Ohne Grübelei, ohne Bedauern, ohne Rücksicht auf Konsequenzen.

Morgen ist früh genug, ihr den Abschied zu geben. Jetzt gebe ich ihr, was wir beide wollen. Jetzt.



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von: abgemeldet
2008-01-04T21:44:14+00:00 04.01.2008 22:44
Wieso habe ich hier noch keinen Kommie geschrieben? Oo
habe ich voll verpasst das Kapitel~
Tut mir leid. *kopf neig*

Aber sehr intensiv der Schluss. Punkt. Schluss. Aus. Besser hättest du es nicht machen können. Letzte Verbindung von Zukunft und Gegenwart zu dem Punkt, wo die gegenwart mehr Bedeutung hat.
Und es ist einfach nur schön.
Schön, dass sich Sai so gibt. Dass sie... anders ist. So wie man sie vorher nie erlebt hat, eine beinahe süße Seite, wie selbst kissos feststellt. Es passt nicht zu Sai und trotzdem ist sie es in genau diesem Moment.
Und dann dieser völlige Widerspruch, dass sie sich schon völlig darüber im Klaren ist, dass sie die Kleine nicht lassen kann, wo sie jetzt ist, schon wegen den Löwen, die hungrig durch Sais Umgebung streifen.
Ich persönlich denke nicht, dass es so einfach wird.
Sai denkt sich vielleicht es wird einfach, aber so wie ich Kimiko einschätze, naiv und treudoof wie sie ist, wird sie das nicht mit sich machen lassen, wird vielleicht Fragen stellen, Sai mental unter Druck setzen, auch wenn das schon wieder utopisch wäre, aber wer weiß das schon?
Schlimm finde ich persönlich nur, dass sie noch immer an den Tod denkt.
Das gibt mir zu denken... und nicht nur mir.
Aber vielleicht nur... verzweifelte Gedanken, weil die Situation für sie auch neu ist? Und immer... fremder, aber bekannter wird?
Wer weiß~
Schön auf jeden Fall.
Schön und tragisch~
Von:  abranka
2007-12-20T15:11:45+00:00 20.12.2007 16:11
„Sie genießt meine Berührungen, schwelgt anscheinend noch in der Erinnerung. Sie scheint so klar in ihren Empfindungen, so eindeutig… so anders.“
=> Kätzchen... *g* Naiv, unverbraucht, kindlich...

„Aber sie… zögerte nur unmerklich. Kam zielstrebig auf mich zu, mit ihren kleinen, beschwingten Schritten und schaute mir kurz ins Gesicht.
„Sai.“ Mein Name klang wie eine Bestätigung. Und dann legte sie ihre Stirn gegen meine Brust, als wäre sie zu Hause.“
=> Kein Um-den-Hals-fallen – toll! Stattdessen eine stille Szene, ganz leise und dadurch mindestens tausendmal schöner.

„Ich muss in dem Moment komplett erstarrt sein. Es lag so viel… Vertrauen in dieser Geste. Unabdingbares Vertrauen. Vollkommen verwirrend für mich….“
=> *g* Beschwer dich, weil ich das Wort im Zusammenhang mit Sai verwende, aber das ist... süß.

„Sah das Schwanken zwischen Verachtung und Neid. Wollte ihnen kein Schauspiel liefern. Nicht auf Kimikos Kosten. Und schob sie vorsichtig einen halben Schritt zurück.“
=> Ganz Gentleman, ganz Beschützer... Ich mag ihre maskuline Seite. ^^

„„Hast Du Dir schon mal was so sehr gewünscht, dass es weh tut?“
Anscheinend hat sie auch eine intensive Phase der Grübelei. Und die Antwort wäre ja, wenn ich ihr antworten würde. Aber das hätte keinen Sinn, denn ich kann mich nicht mehr erinnern, wann ich die Wünscherei eingestellt habe. Als Spinnerei abgetan. Im Bewusstsein, genug Schmerz zu empfinden, auch so.“
=> Zwei Welten, die aufeinander prallen. Und so wird es wohl beständig zwischen den beiden sein – wenn es denn noch irgendwohin weitergeht. Die desillusionierte Sai auf der einen Seite und auf der anderen Kimiko, die immer noch kindlich ist und voller Illusionen und Träume steckt...

„Ich lebe doch nur noch irgendwie dem Ende entgegen. Immer auf dem Sprung. Getrieben durch Leute wie Crawford. Durch eine Verkettung von Ereignissen, die beschissener nicht ablaufen konnten. Von geborgter Zeit….
Ein plötzlicher, gewaltsamer Tod ist mir sicher. Heute, morgen, vielleicht ein bisschen später. Gefahr für alle, die dann mit mir sind.“
=> Oha... Einerseits mag das Realismus sein. Sai lebt ein hartes Leben voller Gefahren und Kämpfe. Jedoch... klingt da andererseits eine gewisse Resignation mit, vielleicht auch etwas Enttäuschung. Wirkt auf mich so, als wenn sie in einem Tief steckt und dort erst wieder rauskommen muss, um mit gewohntem Kampfeswillen auf die Welt loszugehen.

„Ich schaue böse? Das will ich nicht. Nicht bei ihr.“
=> Ich würde ja fast sagen, sie hat’s erwischt... Wobei ich da jedoch jenkis Ansicht teile, dass das noch nicht Liebe ist. Vermutlich noch nicht einmal Verliebtheit.

„Standortbestimmung ist angesagt. Verhältnisse müssen neu geklärt werden. Crawford ist noch nicht durch, Schuldig nicht und Kyoko erst recht nicht.“
=> Genau die Löwin will ich sehen. ^-^ Keine Resignation mehr, sondern Aufbäumen.

„Morgen ist früh genug, ihr den Abschied zu geben. Jetzt gebe ich ihr, was wir beide wollen. Jetzt.“
=> Unter der Voraussetzung, dass Sai sie wirklich gehen lässt, fortschickt und nicht doch irgendwann wieder vor der Tür steht... Das traue ich ihr durchaus zu...

Von:  kissos
2007-11-07T10:34:11+00:00 07.11.2007 11:34
Ach, so hin- und hergerissen.

Ist komisch, aber die Szenen kommen mir manchmal vor, wie Interludes im Interlude. Damit meine ich die Sai-Kimiko-Zweisamkeitsszenen. Das sind Inseln aus Frieden, wie Urlaub - aber eben mit dicken Wolken am Horizont. Sais Gedanken kommen auch im "Urlaub" nicht zum Stillstand. Kein Wunder, ich meine, sie muss selbst irgendwie begreifen, was passsiert ist und was da gerade mit ihr passiert. Neue, oder vergessen geglaubte Facetten an sich zu entdecken ist immer anstrengend... Bestimmt besonders in ihrem Fall, wo sie es sich eigentlich gar nicht leisten kann. So kommt es mir vor.

(Ein bisschen musste ich an die Postkarte mit der Melediven Insel an der Innenseite des Taxifahrer-Blendschutzes denken. Ein Traum zum ausklappen, bis die harte Realität wieder einsetzt... und Vincent in den Wagen steigt - auf Sai wartet dafür der Job, Crawford und Co...)

Es ist unheimlich schön zu lesen für mich, und es drückt gleichzeitig, weil man spürt, dass ... es eigentlich nicht sein kann. Für mich haben diese Stücke immer einen Hauch von "unwirklich". Versetzt. Zur Hälfte im Fluss der Dinge hängend aber die andere Hälfte ist ... ganz woanders.

Ich hoffe, ich war nicht zu wirr. Meine Gedanken dazu sind vielleicht ein wenig unausgegoren. Eindrücke eben.

Ich freue mich schon sehr auf den nächsten Teil.
Von: abgemeldet
2007-11-07T09:43:51+00:00 07.11.2007 10:43
Geborgte Zeit ... was für intensive Worte und dann das Reflektieren über ihren Tod.
<<Wenn sich das Loch bildet, durch das ich dieses Leben verlasse, tun sich Strudel auf.<<
Ich erinnere mich dunkel, dass Sai mal gesagt hat, ihr Leben wäre ein schwarzer Stern. So schließt sich also der Kreis in einem schwarzen Loch, das die Materie einsaugt. Dieser Absatz bringt mich auf den Gedanken, dass Crawford aufpassen muß, wenn dieser Tag kommt.
Ich mag es wirklich, wenn deine Geschichten mich zum Nachdenken bringen.
Und sie ist Schwarz ähnlicher, als sie wahrscheinlich denkt, ihr Selbstschutz ist nur noch nicht so endgültig eiskalt.
Kimiko ist Ballast und wie wird man Ballast los? Man wirft ihn über Bord, nur die Höhe kann variieren.
Alles Gute,
die Elster.
Von: abgemeldet
2007-11-06T16:28:59+00:00 06.11.2007 17:28
hi^^
...also märchenprinz etc. ja nun nicht gerade...aber nach einem 'treffen' mit sai fühl ich mich gleich wieder besser^^
sie bringt mir einen erholungseffekt^^
hach mann, sai hats schon nicht leicht...hat sie eigentlich jemals vorher liebeskummer bereitet und es war ihr nicht (völlig) egal?
ich meine, so eine sanfte seite zeigt sie in letzter zeit ja öfter, da stellt die frage sich nunmal^^

was soll ich sagen außer: ich freue mich darauf zu erfahren wie sai sich in zukunft schlägt! und ob sie eine möglichkeit findet es crawford 'heimzuzahlen'.
>jegliche assoziation mit zickigen weibern ist strengstens untersagt!

ciao^^



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