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Die Marionette - Teil II

Das Tor von Ischra
von

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Wiedersehen mit Gregor Hunt

Maria musste sich beeilen. In einer halben Stunde wollte sie sich mit Celina auf dem Marktplatz von Misty-Eye treffen, doch sie war immer noch zuhause. Dass ihr Beutel mit dem Zauberpulver aber auch ausgerechnet heute gerissen sein musste. Das war mal wieder typisch. So etwas passierte immer dann, wenn man keine Zeit hatte. Natürlich war der Beutel mit Hilfe der Magie schnell repariert, aber dazu brauchte Maria Zauberpulver. Und genau das musste sie sich erst holen. Sie lief zu einer kleinen Kammer und drehte den Schlüssel um, der bereits in der Tür steckte. In der Kammer befanden sich Marias gesamte Vorräte an Zauberpulver. Entnervt nahm sie etwas davon und streute es über den Beutel. Das Pulver begann rötlich zu schimmern. Keine Sekunde später war der Riss im Beutel verschwunden.

Mit aufgefülltem Beutel hastete Maria durch ihre Höhle, rannte die Stufen nach oben und öffnete die Falltür, die nach draußen führte. Maria zögerte nicht lange, sie war sowieso schon spät dran. Sicheren Schrittes suchte sie sich einen Weg durch den Wald, in dessen Herzen sich ihre Höhle befand. Der Wald des Schreckens. Er hatte seinen Namen bekommen, als Sarah und Ian Zantos noch hier gelebt hatten. Das war nun schon mehr als zehn Jahre her.

Maria kannte sich hier bestens aus. Ihr war es egal, welchen Namen der Wald trug; sie wusste, dass zwischen diesen Bäumen nichts Gefährliches lauerte.

Wenn sie sich beeilte, könnte sie es noch rechtzeitig schaffen. Ein paar Minuten blieben ihr noch. Falls jetzt nichts mehr schief ginge, müsste sie Celina gar nicht warten lassen.

Doch es kam natürlich, wie es kommen musste. Maria, die gerade den Wald verlassen hatte, war so darauf versessen, rechtzeitig auf dem Marktplatz anzukommen, dass sie gar nicht darauf achtete, wo sie hinlief. Und prompt stieß sie mit jemandem zusammen.

"Oh! Es tut mir leid, entschuldigen Sie bitte!", stammelte sie. Heute war eindeutig nicht ihr Glückstag. Während sie sich fragte, was an einem Tag eigentlich noch alles schief gehen konnte, sah sie sich die Person an, die sie fast umgerannt hätte. Sie war ganz in schwarz gekleidet. Der Zauberumhang war so weit, dass er nicht erkennen ließ, von welcher Statur die Person war, die sich darunter verbarg. Und aufgrund des großen schwarzen Hutes, den sie trug, konnte Maria nicht einmal deren Gesicht sehen. Alles in allem wusste Maria noch nicht einmal, ob es sich bei der Person um eine Frau oder einen Mann handelte.

Die Person beachtete Maria gar nicht weiter und so machte diese sich wieder auf den Weg. Sie dachte sich nichts bei der merkwürdigen Erscheinung der Person. Es war immerhin nichts ungewöhnliches in einem schwarzen Zauberumhang über den Marktplatz von Misty-Eye zu schlendern. Sie selbst hatte es ebenfalls jahrelang gemacht, um sich vor den Augen der Magier zu verbergen und unerkannt zu bleiben.

Als sie schließlich doch noch rechtzeitig auf dem Marktplatz ankam, hatte sie diese eigenwillige Begegnung schon fast wieder vergessen.
 

Maria traf Celina vor einem verschlossenem Verkaufsstand. Sie unterhielt sich gerade mit einem älteren Magier namens Gregor Hunt. Gregor hatte Maria das Leben jahrelang zur Hölle gemacht, weil sie dabei gewesen war, als ihr Vater dessen Sohn getötet hatte. Das war am selben Tag geschehen, an dem die Magier das Zantos-Paar umgebracht hatten. Doch seit Maria bewiesen hatte, dass sie nicht den Weg ihrer Eltern gehen wollte, hatte er ihr verziehen.

"Hallo Maria!", begrüßte er sie freundlich, "Ich hatte schon die Ehre, deine Freundin kennen zu lernen."

"Er übertreibt", zischte Celina Maria zu, "Er kennt meine Eltern."

"Das stimmt, sie waren letztens hier um Zauberpulver zu kaufen", sagte Gregor, "verdammt nette Menschen, wenn ihr mich fragt. Und sie haben sich nicht mal über die Preise aufgeregt. Das kommt in letzter Zeit recht selten vor, wisst ihr. Die meisten beschweren sich, ich würde ihnen das Geld aus den Taschen ziehen wollen. Als ob ich etwas dafür kann, dass das Pulver im Moment so teuer ist."

Gregor Hunt unterhielt schon seit über dreißig Jahren einen Zauberpulver-Stand. Nie hatte er so viele Probleme damit gehabt, wie jetzt. Es war nicht in seinem Sinne, die Preise so in die Höhe zu treiben, aber er musste das Pulver schließlich auch erst einkaufen. Wollte er keine Verluste machen, konnte er die Preise nicht wieder heruntersetzen. Und irgendwie musste auch er über die Runden kommen.

"Deine Eltern jedenfalls", er wandte sich wieder an Celina, "haben sich nicht um die Preise geschert und mir fast meine ganzen Bestände aufgekauft. Ich frage mich nur, was sie mit dem ganzen Pulver anfangen wollen?"

"Na ja", antwortete Celina gelassen, "Sie kaufen auf Vorrat. Unser gesamtes Pulver war aufgebraucht und da brauchten wir halt Neues."

"Mir kann es ja auch egal sein. Auf diese Weise bleibe ich wenigstens nicht auf meinem Pulver sitzen." Gregor sah auf die Uhr. Es war bereits viertel nach zehn. "Na dann, macht's gut ihr Beiden. Ich habe noch einiges zu tun. Es wird Zeit, dass ich meinen Stand aufmache. Celina, grüße Kathrin und Sascha doch bitte von mir, ja? Auf Wiedersehen!" Mit diesen Worten drehte er sich um und machte sich daran, den Stand, vor dem sie standen, zu öffnen.

Maria sah Celina an. "Kathrin und Sascha?", fragte sie.

"So heißen meine Eltern", erklärte Celina. "Und, was wollen wir jetzt machen?"

"Was weiß ich", antwortete Maria, "Lass uns doch einfach ein bisschen über den Marktplatz bummeln."



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  TeaGardnerChan
2005-07-02T06:56:38+00:00 02.07.2005 08:56
Was könnte es denn schöneres geben als mit der besten Freunsin üder den Marktplatz zu schlender.
*grins*
Echt super gemacht süße.


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