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NeverSeeMeAgain

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Kapitel 1 Nobody's home

Never See Me Again
 

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Kapitel1 Nobody's home

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"Wo... wo bin ich?" In ihrem Kopf dröhnte es, als ob sie unter einer Glocke stände, die beständig geschlagen wurde. Sie rieb sich mit den Fingerspitzen ihrer linken Hand die Schläfe. Mithilfe ihrer rechten stützte sie sich vom Boden ab. "Ver-verdammt..." Sie kniff die Augen zusammen, während der Schmerz sie wie ein Blitzschlag durchzuckte. "Argh...". Sie rappelte sich auf. Sonnenstrahlen kitzelten sie im Gesicht. Sie blinzelte benommen und fand sich auf einer noch leeren Straße wieder. Kopfsteinpflaster. Straßenlaternen. Ein paar halb verfallene Häuser zu beiden Seiten. Eine ganz normale Nebenstraße im Ghettoviertel New Yorks. Sie rappelte sich auf. Motorengeräusche; ein Rattern auf der Straße. Sich immer noch die Schläfe reibend, lehnte sie sich erschöpft an eine verdreckte Hauswand. Ein klappriger Wagen knatterte um die Ecke. Vögel flatterten von den Dächern auf und davon. Die Schrottkiste fuhr um die Ecke. Das Rattern erstarb. Erneut herrschte Totenstille auf der kleinen Straße. Sie stieß sich von der Wand ab und machte ein paar wackelige Schritte auf dem Bürgersteig entlang. Sie strauchelte und knickte fast zur Seite um. "Ups!" entfuhr es ihr erschrocken. Sie wankte zur nächsten Häuserecke, vorbei an alten, überquellenden Mülltonnen und zerbrochenen Fensterscheiben. Ihr Kopf dröhnt noch immer. "Verdammte Scheiße! Hab ich zuviel gesoffen, oder was war gestern los?" Sie versuchte krampfhaft, sich an die gestrigen Abendstunden zu erinnern, doch nur ein schwarzes Loch anstatt ihrer Erinnerungen kam ihr vor die Augen. Sie wankte weiter, krallte sich an einem Fensterbrett fest und stützte sich verzweifelt darauf ab. Ein paar große Glasscherben steckten noch im Fensterrahmen. Benommen strich sie sich die roten Locken aus der Stirn und musterte sich im Fensterglas. Ihre hellgrünen Augen waren glasig und stark geädert. Ein paar Schrammen und Striemen zogen sich über ihr Gesicht hinweg. Sie fuhr sich mit einer Hand durchs wirre Haar und strich es anschließend über die Ohren zurück. "Fuck!", entwisch es ihr, als sie den riesigen Bluterguss auf ihrer rechten Wange sah. "Hatte ich mir gestern eine Prügelei geleistet? Verdammt!" Ein Klappern ließ sie aufschrecken. Sie wirbelte herum - und sah sich zwei Polizisten gegenüber. "Guten Morgen.", räusperte sich einer der beiden. Der andere, kleinere hielt einen Klarsichtbeutel in der Hand und wackelte ihr damit vor der Nase herum. "Können sie uns vielleicht sagen, wem diese Handfeuerwaffe gehört?" Die Rothaarige schüttelte verwirrt den Kopf. "Keine Ahnung wem die Knarre gehört!" Ein silberner Desert Eagle... "Shit...", entfuhr es ihr und sie presste die Hand auf ihren Mund. Der große, schlaksige Polizist runzelte die Stirn und zog eine Augenbraue kraus. "Wie heißen sie?" "Yuri Yamada, aber ich wüsste nicht, dass sie das was angeht!" Die beiden Uniformierten tauschten viel sagende Blicke aus. "Sie folgen uns bitte aufs Revier!" "Bitte was? Ich hör wohl nicht recht! Das werde ich nicht tun!!!" "Sie folgen uns aufs Revier - ohne Widerrede!" Der dickliche Polizist hatte sie schon am Arm gepackt, als der große die Handschellen entsicherte. "DAS IST FREIHEITSBERAUBUNG!", zeterte Yuri und riss ihren Arm los. "Grundlos bekommt ihr mich nicht hinter schwedische Gardinen!", zischte die Rothaarige aufgebracht und machte demonstrativ auf dem Absatz kehrt. Mit schnellen Schritten rauschte sie an der Häuserecke vorbei; rannte schon fast, als sie an der Hauptstraße ankam. Ungeachtet des dichten Verkehrs auf der Mainstreet überquerte sie diese, schlängelte sich durch die Autos und kam im leichten Trab auf der Gegenseite an. Sie rang kurz nach Luft und drehte sich gelangweilt nach der gegenüberliegenden Straßenseite um. Ihr Mund blieb offen stehen. "Verdammt!" Sie schluckte entnervt und wirbelte herum. >>So leicht bekommt ihr mich nicht zufassen!<< Sie presste die Lippen aufeinander und rannte quer durch die Fußgängerzone. "Entschuldigung!... Tut mir leid! ... Verzeihung! ... Dürfte ich hier mal bitte durch?" Sie murmelte ununterbrochen Entschuldigungen. Hastend sprintete sie durch Massen von Fußgängern, welche friedlich die Mainstreet entlang wanderten. Hier und da schob sie sich durch eine Lücke, tauchte da und dort zwischen Menschen unter und wenig später in der nähe einer Seitenstraße wieder auf. Ihre Gedanken rasten. Genau wie ihr puls. Ihr Herz hämmerte gegen ihren Brustkorb - schmerzhaft... Ihr Blick huschte über die Straßenschilder. Greenstreet... 12th Avenu... Majorroad... "DA!" Sie jauchze erleichtert auf, als sie ein halb verwittertes Straßenschild fand - "All Saints Day Road". Voller Erleichterung rannte sie in die Nebengasse. Alte Fensterläden, zerstörte Glasscheiben, Wäscheleinen auf den Balkonen. Ein alter Mann stand, nur mit einem Bademantel begleitet, mitten auf der kleinen Gasse. Seine extrem kurzen, grauen Haare stachen jedem sofort ins Auge. "Major! Gott sei ihnen gnädig! Sie leben!", jubelte Yuri und hielt direkt auf den Alten zu. "Yuri-chan!!! Ich dachte, es wäre um dich geschehen, wie um deine Mutter und deine zwei kleinen Schwestern!" Die Freude auf dem Gesicht der Braunhaarigen über das Wiedersehen mit einem alten freund wich in Angst und Ungläubigkeit. "Wie.. wie meine Mutter und kleine Schwestern?", stotterte sie erschrocken. Der Alte nickte schluckend und umfasste mit seinen gichtigen Händen Yuris Handgelenke. Die gelben Zähne und das verfaulte Zahlfleisch störte Yuri nicht weiter - diesen Anblick war sie im Ghettoviertel oft genug ausgesetzt. Doch die Angst, die unergründliche Angst in seinen grauen Augen ließ sie erschaudern. "Gott, Kind! Weißt du es denn nicht? Deine Familie ist nicht mehr am Leben! Sie starben alle - gestern Nacht bei einem verheerenden Brand! Niemand weiß, wie er zustande kam!" Yuris Augen füllten sich mit Tränen. "Nein...", schluchzte sie. Ihre Hände zitterten. Tränen überströmten ihr Gesicht. "Das kann nicht sein..." Sie sackte zusammen. Kniend richtete den kopf gen Himmel. "Nein..." ein Flüstern drang über ihre Lippen. "NEIN!!" Sie ballte die Hände zu Fäusten und rammte sie auf den boden. Ein höllischer Schmerz durchzuckte sie. Ihre Handknochen knackten. "Großväterchen, sag dass das nicht wahr ist!" Der kleinwüchsige Russe schüttelte den Kopf und starrte still zu Boden.
 

Die Lippen aufeinander pressend sprintete sie die Gasse entlang. Der Himmel weinte bittere Tränen. Ihre Tränen verloren sich im Regen. Ihr Gesicht war nichts weiter als eine grimmige Grimasse. Wer auch immer ihrer kleinen Familie DAS angetan hatte, der sollte Buße tun!
 

Mit ihrer Hand strich sie zaghaft über morsches Holz einer Tür. Die Haustür ihres Elternhauses. Warum nur? Warum mussten Menschen scheinbar wahllos Leben auslöschen und zerstören? Sie konnte es nicht begreifen, es wollte einfach nicht in ihren kopf, dass es tatsächlich Menschen gab, welche ohne jegliche Moral Gewalt ausübten! Vorsichtig drückte sie die Klinke nach unten und öffnete langsam die Tür. Ein verlassener Korridor lag vor ihr. Sie glaubte immer noch die freudigen Schreie ihrer 5 und 7-jährigen Schwestern zuhören, die sich über den Flur hinweg jagten. Ihre Mutter schrie die beiden zur Ordnung an; in der Küche stehend, den Kochlöffel in der knochigen Hand. Mit ihren wachsamen Augen würde sie Yuri jetzt liebevoll mustern. Die Dielen knarrten unter ihren Schritten. Zögernd betrat sie die phänomenal kleine Küche. "Mum...", flüsterte sie. Tränen traten ihr in die Augen und kullerten ihre Wangen hinab. Der Geruch von angebranntem Fleisch hing ihr immer noch in der Nase. Ihre Mutter war nie eine besonders gute Köchin gewesen. Sanft strich sie mit den Fingerspitzen über die rostigen Herdplatten. Doch sie hatte mit Liebe gekocht. Sie schlich zurück auf den Flur, tapste die alten Treppenstufen hinauf und stand schließlich vor der Tür zu ihrem Zimmer und das ihrer beiden Schwestern. Sie drückte mit sanfter Gewalt gegen das morsche Holz. Im Schloss klackte es und die Tür sprang auf. "Ai... Hitomi!", schluchzte Yuri, als sie die Puppen auf ihrem nicht gemachten Bett sah. Sie rannte zum Bett und schloss die beiden, kleinen Puppen in die Arme. Das eine Stoffpüppchen hatte ein zerfetztes, rotes Kleid und weiße Strümpfe. Die andere jedoch hatte ein schwarzes Kleid an, welches nicht einen Riss hatte. Yuri hatte es genäht. Vor nicht allzu langer Zeit. Als Geburtstagsgeschenk für die kleine Hitomi. Sie hatte die 5-jährige Blonde immer noch vor Augen. Wie sie sich gefreut hatte! Dabei waren die Nähte vollkommen schief und es sah nun wirklich nicht sehr schön aus. Doch Hitomi hatte sich in Yuris Arme geworfen und angefangen zuweinen. Sie hatte sich gefreut - sehr gefreut sogar. Für sie war dieses Kleid mehr als nur ein Kleid. Es war ein Geschenk von ihr, von Yuri, ihrer großen Schwester...

Yuri konnte sich nicht mehr halten. Die Tränen strömten über ihre Wangen. Sie schluchzte laut und unaufhörlich. Ihr Körper zitterte. Beinahe kraftlos ließ sie sich vorn über auf ihr Bett fallen. Sie vergrub ihr Gesicht tief in ihrem Kissen, ohne jedoch die beiden Puppen loszulassen.
 

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Fortsetzung folgt in Kapitel2

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Büdde reviewn ^^°°



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