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Die Marionette - Teil I

Die Zeremonie der Finsternis
von

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Der verhängnisvolle Morgen

Als Maria Zantos an jenem 26. Mai 1993 aufwachte, wusste sie noch nicht, dass dieser Tag ihr Leben schlagartig ändern würde. Nicht dass sie ein normales Leben geführt hätte. Gemeinsam mit ihren Eltern lebte sie auf einer großen Insel namens Misty-Eye. Wie alle, die auf dieser Insel lebten, gehörte auch Maria zum Magischen Volk.

Zur Zeit, als Hexen und Zauberer überall auf der Welt verfolgt wurden, wurde Misty-Eye zum Zufluchtsort vieler Magier. Dort glaubten sie sich sicher, denn keiner, der dem Nichtmagischen Volk angehörte, war in der Lage die Insel zu erreichen. Jedes Schiff wurde mit Hilfe der Magie an der durch dichten Nebel verborgenen Insel vorbeigeführt. So konnten die Magier dort ein ungestörtes Leben führen, ohne Angst haben zu müssen, von außerhalb angegriffen zu werden.

Aber die Gefahr kam nicht von außen, sie kam von innen.

Zwei Magier, Sarah und Ian Zantos, waren mit dem, was sie besaßen schon lange nicht mehr zufrieden. Sie wollten sich nicht länger der Meinung der Mehrheit beugen. Was sie wollten, war die Macht über Misty-Eye, und um diese zu bekommen, war ihnen jedes Mittel recht.

Als Maria elf Jahre alt war, begannen die beiden, ihre dunklen Pläne in die Tat umzusetzen. Keiner war mehr sicher vor Sarah und Ian Zantos. Wer sich ihnen nicht anschließen wollte, war ihr Feind und bekam die Grausamkeit der Zantos zu spüren. Denn die Zantos töteten ihre Opfer nicht sofort, sie machten sich einen Spaß daraus, sie qualvoll sterben zu sehen.

Mit jedem Tag, der ins Land ging, wuchs die Angst unter den Magiern. Wer würde der nächste sein? Wer würde schon bald auf grausame Weise aus dem Leben gerissen werden, nur damit zwei Magier ihre Schreckensherrschaft fortsetzten konnten? Keiner konnte es mit Gewissheit sagen, denn die Zantos töteten immer aus einer Laune heraus. Sie brauchten keinen Grund für ihr Handeln. Wer nach ihrer Ansicht das Recht zu Leben verloren hatte, fand schon kurze Zeit später den Tod.

Während die Angst wuchs, wuchs auch die Zahl der Anhänger der Zantos-Familie. Viele fanden Gefallen an dem Gedanken, dass von der Macht, die Sarah und Ian Zantos sich beschafften, etwas auf sie abfallen könnte, wenn sie ihnen nur treu ergeben wären und in ihrem Sinne handelten. Auch glaubten sie so dem sicheren Tod, der ihnen von Seiten der Zantos lauerte, entgehen zu können.
 

Zwei Jahre vergingen. Es waren Jahre der Angst und der Verzweiflung gewesen, in denen die Zantos ihre Macht stark ausbreiteten. Das Blut von fast zweihundert Magiern klebte bereits an ihren Händen, doch ein Ende schien nicht in Sicht.

Maria hatte sich daran gewöhnt, dass ihre Eltern die einzigen Menschen waren, mit denen sie Kontakt hatte, und dass die anderen stets versuchten, ihren Eltern aus dem Weg zu gehen. Sie hatte nie verstanden, warum das so war, aber ihre Eltern schien es zu amüsieren, deshalb musste es richtig sein. Sie wusste nicht, was ihre Eltern taten, wenn sie unterwegs waren um zu töten. Ihre Mutter hatte ihr nur gesagt, sie hätten noch etwas zu erledigen. Und so war Maria die meiste Zeit alleine in der Höhle, in der die Zantos-Familie lebte. Waren Sarah und Ian aber Zuhause, gaben sie sich alle Mühe um Maria zu einer würdigen Nachfolgerin auszubilden. Sie brachten ihr alles bei, was sie wussten und so dauerte es gar nicht lange und Maria beherrschte sowohl die Weiße als auch die Schwarze Magie. Sie war mächtiger als so manch ein erwachsener Magier und darauf waren ihre Eltern sehr stolz.

An jenem verhängnisvollen Mittwoch Morgen entschieden Sarah und Ian Zantos, dass Marias Ausbildung zuende wäre. Sie sollte ihre Eltern an diesem Tag zu ihrer Arbeit begleiten, zum ersten Mal in ihrem Leben. Seit langer Zeit schon hatte sie sich auf diesen Tag gefreut, denn nach allem, was ihre Eltern so erzählten, gab es nichts schöneres auf der ganzen Welt.

Und so machten sie sich auf den Weg. Sie durchquerten den Wald des Schreckens, so genannt, weil sich die Wohnstätte der Zantos-Familie direkt in seinem Herzen befand, und kamen auf den Marktplatz von Misty-Eye. Sie begegneten auf ihrem Weg so gut wie niemandem. Jeder, der sie von weitem kommen sah, hielt vor Angst den Atem an und suchte, so schnell es eben ging, das Weite. Hin und wieder verneigte sich jemand vor den Zantos und küsste Sarah und Ian die Füße. Maria stand nur daneben und staunte. Das also waren die Anhänger von denen ihre Eltern immer sprachen. "Unterwirf dich niemandem, sondern sorge dafür, dass die anderen vor dir kriechen", hatte ihr Vater immer zu ihr gesagt. Jetzt verstand sie auch, was er damit gemeint hatte. Diese Leute würden ohne zu zögern alles tun, was ihre Eltern von ihnen verlangten, denn sie verehrten sie, als wären sie Heilige! Maria schüttelte ungläubig den Kopf.

Sie setzten ihren Weg fort. Der Marktplatz war wie ausgestorben. Wo es sonst von Menschen nur so wimmelte, schien nun keiner zu sein. Das Gerücht, die Zantos wären auf dem Weg, hatte bereits die Runde gemacht. Maria hörte ihre Mutter etwas von "Widerliche Feiglinge!" murmeln und sah sich weiter um. Hier musste doch irgendwo jemand sein! Sie hatte noch nie einen so leeren Ort gesehen. Da konnte doch etwas nicht stimmen.

"Schau sie dir an, Liebling. Sie flüchten!", sagte Ian Zantos zu seiner Frau. "Glauben wohl, es wäre besser, uns nicht über den Weg zu laufen!"

Den gleichen Gedanken schien auch jemand anderes zu haben. In einem kleinen Stand am anderen Ende des Weges, war gerade eben ein junger Mann aufgesprungen. Er hatte nicht sofort erkannt, wer sich ihm näherte, und deshalb auch nicht gleich gehandelt. Als ihm klar wurde, dass es die Zantos waren, wich alle Farbe aus seinem Gesicht und er rannte um sein Leben. Doch es war zu spät. Die Mordlust von Ian und Sarah Zantos war erwacht.

Ian Zantos griff in die Tasche seines schwarzen Umhangs und holte einen arg in Mitleidenschaft gezogenen, dunklen Beutel hervor. Er öffnete ihn und ließ ein wenig Zauberpulver in seine Hand rieseln. Dann gab er den Beutel seiner Frau, damit diese ihn wieder schließen konnte, und widmete sich ganz seinem Opfer. Er hielt die Hand in die Richtung, in die der junge Magier noch immer zu entkommen hoffte, pustete kräftig in das Pulver, das, sobald es seine Handfläche verlassen hatte, in einem feurigen Rot glitzerte, und rief mit seiner dunklen und kalten Stimme: "Komm her und stell dich deinem Schicksal!"

Als er die böse Stimme vernommen hatte, blieb der junge Magier vor Schreck und Entsetzen wie angewurzelt stehen. Er versuchte weiter zu laufen, aber es war sinnlos. Wie sehr er sich auch dagegen sträubte, seine Füße wollten ihm nicht länger gehorchen. Sie trugen ihn direkt in die Fänge der Zantos-Familie. Er versuchte seine Angst zu verbergen, aber auch das war sinnlos. Er wusste, was ihm bevorstand und davor keine Angst zu haben, war einfach nicht möglich. Ian Zantos würde ihn töten. Alle Möglichkeiten zur Flucht waren vertan.

Mit dem letzten Tröpfchen Mutes, das er aufbringen konnte, sah er ihm ins Gesicht, als dieser sagte: "Verabschiede dich von deinem Leben, denn es ist zuende!" Wie versteinert sah er dabei zu, wie Sarah Zantos ihrem Mann eine weitere Hand voll Zauberpulver aus seinem Beutel gab. Ian Zantos pustete es dem Magier direkt in den Mund. Dieser spürte noch, wie sich eine eisige Kälte in seinen Gliedern ausbreitete, dann war er tot.
 

Maria war zutiefst erschrocken. Sie konnte nicht glauben, was sie gerade gesehen hatte, was sie immer noch sah. Ihr Vater hatte gerade vor ihren Augen einen Mann getötet und nun lachte er auch noch darüber. Das konnte einfach nicht wahr sein!

Sarah Zantos sah den Schock in den Augen ihrer Tochter. "Keine Sorge", versuchte sie sie zu beruhigen, "Du gewöhnst dich schon noch daran!" Entsetzt sah Maria zuerst ihre Mutter und dann die Leiche an. An einen solchen Anblick sollte sie sich gewöhnen? Wie konnten ihre Eltern nur so etwas tun? Und wie konnten sie hinterher auch noch darüber lachen?
 

Doch damit sollte das Morden noch kein Ende haben. Während Sarah und Ian Zantos noch immer triumphierend auf den toten Mann hinabblickten, versammelte sich eine große Gruppe von Magiern, die das schreckliche Schauspiel mit Entsetzen und Hass verfolgt hatten, und schloss einen dichten Kreis um die Familie. "Das werdet ihr büßen, ihr dreckigen Mörder! Ihr werdet niemanden mehr umbringen!", rief ein großer, schon etwas älter aussehender Mann, namens Gregor Hunt. "Für das Leben meines Sohnes werdet ihr teuer bezahlen!"

Dann war das also der Vater von dem jungen Magier!, schoss es Maria durch den Kopf, aber sie hatte keine Zeit länger darüber nachzudenken. Der Kreis, den die Magier um sie und ihre Eltern gezogen haben, wurde immer enger. Die Magier kamen näher. Auf jedem Gesicht stand der Ausdruck blanken Hasses. Sie zeigten nur allzu deutlich, was sie zu tun gedachten. Die nächsten, die sterben würden, waren die Zantos.

Geschlossen traten die Magier näher. Allen Beteiligten war klar, dass selbst die mächtigen Zantos es nicht mit einer so großen Gruppe von Magiern auf einmal aufnehmen konnten, solange diese zusammenhielten. Sie hatten nicht die geringste Chance zu überleben.

Zum Befremden der Magier jedoch, fingen Ian und Sarah Zantos an, bestialisch zu lachen. "Na los, greift uns an!", schrie Ian Zantos. "Ihr könnt uns unser Leben nehmen, aber es gibt etwas, dass ihr uns niemals nehmen könnt: unseren Willen, euch zu vernichten. Abgerechnet wird zum Schluss, doch noch ist das Ende nicht gekommen. Auch wenn wir es nicht mehr erleben werden, euer Untergang steht unwiderruflich bevor. Und das ist allein eure Schuld!"

Wie auf Kommando stürzten sich alle Magier gleichzeitig auf die Familie. In dem Durcheinander, das dadurch entstand, schaffte es Maria, die immer noch nicht verstand, was um sie herum geschah, durch die wütende Menge hindurch zu schlüpfen und zu fliehen. Die Magier bemerkten nicht einmal, dass das Mädchen weg wahr. Sie schleuderten den Zantos eine unzählbare Menge an Flüchen entgegen, um sicher zu stellen, dass sie auch wirklich starben.

Langsam kehrte wieder Ruhe ein. Die Magier konnten ihr Glück kaum fassen. Sie hatten es tatsächlich geschafft, die Zantos zu überwältigen und sie zu töten. Glücklich fielen sie einander in die Arme. Die Zantos waren tot! Gregor Hunts Sohn würde der Letzte gewesen sein, der zum Spielball ihrer Grausamkeit wurde. Niemals mehr würden die Zantos jemanden töten!

Stolz betrachteten die Magier ihr Werk. Ihr Lächeln erstarb jedoch jäh, als sie erkannten, dass doch nicht alles so glatt gelaufen war, wie sie es erhofft hatten. Sie hatten einen entscheidenden Fehler begangen. Dort vor ihnen lagen die Leichen von Sarah und Ian Zantos, sie waren zweifellos tot. Aber nirgendwo gab es auch nur die kleinste Spur von ihrer Tochter. Es gab keine dritte Leiche. Maria Zantos war noch am Leben und das bedeutete, dass die Zantos-Familie doch nicht vollständig ausgelöscht war. Keiner wusste, wo Maria jetzt war oder wie mächtig sie war. Aber in einem waren sich alle einig: Solange das Mädchen lebte, konnte es auf Misty-Eye keinen Frieden geben, denn sie hatten es versäumt eine Zantos zu töten und so verbreitete der Name noch immer Angst und Schrecken.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  TeaGardnerChan
2005-06-29T16:40:09+00:00 29.06.2005 18:40
COOLE FF!!!
Der Anfang gefällt mir.


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