Zum Inhalt der Seite

Attemptare

(Der Weg zurück)
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Das Schneekind

Genres: Shounen-Ai, Märchen-Umdichtung

Charaktere: Kai, Ray, Max

Paaring: Kai x Ray
 

Tja, zu meiner Schande muss ich gestehen, dass nicht ich die Basis für diese Geschichte gelegt hatte. "Das Schneemädchen" heißt dieses uralte russische Märchen eigentlich, aber ich fand dieses Märchen so schön (auf seine eigene Art und Weise), dass ich es einfach neu nacherzählen musste! (Wobei ich da so einiges an Kleinigkeiten umgedichtet habe, aber näheres kommt zum Schluß)

denn jetzt gehts erst einmal endlich los mit meiner Version dieses Märchens, also viel Spaß noch beim lesen!
 

Das Schneekind
 

Es war Winter und der Schnee lag weiß und weich auf der gefrorenen sibirischen Erde.

Aus den kleinen alten Häuschen in dem abgelegenen winzigen Dorf stieg Rauch auf.

Ein Mann mit schwarzem langem Haar, welches er zu einem Zopf gebunden hatte, sah aus dem Fenster und schaute den spielenden Nachbarskindern zu.

"Sie sind so niedlich und fröhlich" seufzte er leise und fing an mit den Fingern an der Zopfspitze zu spielen.

Sanft umschlangen ihn zwei kräftige Arme von hinten und zogen ihn dicht an den Graublauhaarigen Mann hinter ihm.

"Aber Ray mein Schatz, du weißt doch, dass wir beiden keine Kinder bekommen können. Bitte sei doch deshalb nicht so traurig" flüsterte er ihm mit heißem Atem ins Ohr.

Der Schwarzhaarige seufzte wieder und lehnte sich an den anderen.

"Ach Kai, ich weiß doch ganz genau, dass das nicht geht aber dieser Wunsch ist trotzdem da"

Zärtlich schmiegten sie ihre Wangen aneinander und sahen beide nach draußen, wo es bereits dunkel wurde und die Eltern ihre Kinder zurück in die Häuser riefen.
 

Der Schein des Vollmondes weckte Ray in dieser Nacht aus dem Tiefschlaf.

Aus irgendeinem Grund, den er selbst nicht kannte stand er blitzschnell auf, trat ans Fenster und schob den Vorhang zur Seite.

Sofort flutete das silbrige Mondlicht in das Zimmer und tauchte alles in eine unwirkliche Helle.

"Was ist denn?" kam es verschlafen von Kai.

"Komm her und schau es dir an, Kai! Das musst du einfach sehen!" sagte Ray voller Begeisterung und konnte den Blick nicht von dem abwenden, was er gerade draußen sah.

Leicht mürrisch stand Kai auf und trottete zu seinem Liebling ans Fenster.

Er gähnte und rieb sich zuerst die Augen bevor er Rays Blicken folgte.

Doch dann klarte auch seine Miene auf und ganz automatisch zog er den Schwarzhaarigen nah an sich heran, der ihn sofort in eine feste Umarmung schloss.

Der Himmel war wolkenlos und übersäht mit vielen glitzernden und funkelnden, kleinen Sternen. Das Mondlicht, welches den Innenraum bereits erhellt hatte ließ den Schnee hellblau aufleuchten, und hier und da schimmerte die Schneedecke wie Diamantenstaub.

"Sieh nur, der Ort wo die Kinder gespielt haben ist zugeschneit, dass heißt der Schnee muss noch ganz frisch sein" bemerkte Ray.

Die Augen der beiden leuchteten wie die von Kindern unterm Weihnachtsbaum. Sie waren den Schnee ja eigentlich gewohnt, und sahen ihn inzwischen eher als Last, doch dieses Mal war es was anderes. Es war so lange her, dass sie die Freude des Neuschnees gespürt hatten... so lange...

"Weißt du was?" fragte Kai plötzlich entschlossen in die Stille hinein und löste somit die Umarmung.

Ray sah ihn gespannt an.

"Wir gehen jetzt spazieren!"

"Wie jetzt? Jetzt sofort? Auf der Stelle?" harkte Ray nach und vor Freude auf das Unglaubliche, was er eben gehört hatte konnte er nur sehr langsam wirklich begreifen, dass Kai es wirklich ernst gemeint hatte.

Doch der sichere Blick der rötlich braunen Augen ließen jeglichen Zweifel verfliegen.

Freudestrahlend zogen sie sich warm an und traten vor die Türe.

Draußen schaute ihnen der Mond entgegen und ihnen war, als würde er sich über ihr kommen freuen und sie herzlich dazu einladen noch näher heran zu treten und vom frisch gefallenen Puderzuckerschnee zu kosten.

Das Pärchen ging Hand in Hand dem Mond entgegen zum Waldrand, abseits vom Dorf.

Dort lag ein Feld bereits seit Jahren brach, weil sich kein Nachfolger für den verstorbenen Bauern finden ließ, der das Feld bebaute.

Im Laufe der Sommer kamen hier immer mehr Blumen und somit auch immer neuere Farbvariationen hinzu, die das Feld zum buntesten Ort des gesamten Dorfes und dessen Umgebung werden ließen.

Selbst jetzt im Winter war dies einer der schönsten Orte, auch wenn die Farbenvielfalt und die Blumenpracht nicht mehr da waren.

Dafür schien hier der blau weiß leuchtende Schnee am schönsten.

Und so blieben die beiden mitten auf diesem Feld stehen und sahen rüber zum Dorf.

Lange Zeit standen sie so regungslos da.

"Es ist gar nicht kalt" bemerkte Kai.

"Ja, es ist sogar irgendwie richtig warm" stimmte der Schwarzhaarige ihm zu und schmiegte sich an seinen Liebling.

Wieder standen sie so eine Zeit lang einfach nur da.

Bis sich Ray plötzlich von Kai losriss und einen Satz zur Seite machte.

Schnell hatte er sich gebückt und aus einer Hand voll Schnee eine Kugel geformt, die er nun grinsend hoch hielt.

Als Kai endlich begriffen hatte was gleich geschehen würde konnte er nur noch kurz den Kopf schütteln und bittend "Nein" sagen, da hatte ihn das kleine Paket auch schon an der Schulter getroffen.

Gespielt beleidigt verzog er den Mund zur Schnute und wischte sich den Schnee vom Mantel bevor er sich blitzschnell ebenfalls hinunterbückte und den über seine Schnelligkeit staunenden Ray ebenfalls mit einem Schneeballen auf sein Päckchen antwortete.

"Ey!" rief der Adressat lachend aus als er sich vom Schnee befreite.

Doch kaum hatte er seine Augen davon befreit schon sah er Kai sich auf ihn stürzen und versank rücklings mit ihm unter die Schneeoberfläche.

Lachend blieben sie so liegen und rieben sich den umliegenden Schnee ins Gesicht, sodass ihre Backen bereits nach kürzester Zeit ganz rot wurden.

Als sie wieder zur Ruhe kamen legten sie sich nebeneinander in den Schnee und sahen in den Himmel.

Genau in diesem Moment beschrieb eine Sternschnuppe einen breiten Bogen am Firmament.

"Hast du dir etwas gewünscht?" fragte Kai Ray einen Moment später, als die Sternschnuppe längst am anderen Ende ihres Blickfeldes verglüht war.

"Ja!" hauchte Ray und rollte sich zur Seite, sodass er seinen Kopf an Kais Hals anlehnen konnte.

Kai sah zu ihm runter und ihm wurde plötzlich klar, dass sie sich dasselbe gewünscht hatten, und er konnte nur hoffen, auch wenn er wusste, dass es vergeblich war, dass ihr Wunsch sich erfüllen würde.

Die Sterne funkelten hell und der Mond schien ihm stumm zu rufen zu wollen: "Alles ist möglich! Ihr müsste es euch nur fest daran glauben!"

Tief atmete Kai ein und aus.

Sein Brustkorb hob und senkte sich. Und Ray sah ihm dabei zu.

Doch plötzlich setzte er sich auf und sah lächelnd zu Kai hinab.

"Komm lass uns einen Schneemann bauen!" forderte er ihn auf und zog ihn auf de Beine.

Wortlos, sich nur über lächelnde Blicke unterhaltend formten sie so kleine Körperteile, die sie zusammensteckten.

Bis dort mitten im Schnee ein kleines. zierliches Geschöpf saß.

Kniend mit wie zum Gebet gefalteten Händchen vor der Brust.

Die Haare standen leicht stachelig ab und das Gesicht hatte filigranere Gesichtszüge als so manche Madonna in den alten Kirchen.

Kai und Ray saßen umarmt vor ihrem Meisterwerk und schauten es liebevoll an.

"Unser Kind" flüsterte Ray.

"Ein Junge, ein Sohn" sagte Kai stolz und drückte Ray fest an seine Brust.

Ray lächelte mild: "Wie soll er denn heißen?"

Kai dachte kurz nach.

"Max"

Rays Lächeln wurde breiter und er gab Kai einen Kuss auf die Wange.

"Okay, dann heißt er also Max!"

Langsam beugte er sich vor und stütze sich mit den Händen auf dem Boden ab.

Hauchzart berührte er mit den Lippen die Stirn des Schneekindes.

Dann tauchte Kai neben ihm auf und tat das gleiche.

"Willkommen im Leben, Max!" sagte Kai.

Der Schnee funkelte, als wäre er genau in dieser Form gefallen und nicht von Händen zusammengedrückt worden.

Wunderschön und hellblau, zauberte der Mond Lichteffekte auf den Körper des Schneekindes.

Langsam ganz langsam, als könne es sich verletzen schlug es die Augen auf.

Einzelne Schneeflocken lösten sich von seinen Lidern, als ein leichtes Zucken durch den Körper ging, der daraufhin immer mehr kleine Flocken verlor, die sich am Boden absetzten und dort mit der Schneedecke verschmolzen.

Gebannt sahen Kai und Ray zu. Augen, Ohren und Münder standen weit offen und nahmen jedes Detail war, als das Haar begann sich wie im Wind zu bewegen und einzelne Haare sichtbar wurden, obwohl es vollkommen windstill war.

Vorsichtig hob es nun den Kopf und sah seine Eltern aus wunderschönen blauen Augen an.

"Max?!" hauchte Kai verblüfft.

Max legte den Kopf auf die Seite.

Mit klopfendem Herzen streckte Ray ihm seine Arme entgegen.

"Komm, komm her! Mein Sohn!" stotterte er und konnte absolut nichts gegen sein Zittern unternehmen, das ihn plötzlich frieren ließ.

Das Schneekind hob den Kopf wieder und begann zu lächeln.

Jetzt erst sahen sie, dass der Junge hellrosa Bäckchen hatte und die Haare ein leichtes blond aufwiesen.

Doch sehr flink erhob der kleine Junge sich und fiel sofort wieder in Rays Arme.

Ray, dem eben noch eiskalt war, wurde plötzlich heiß ums Herz.

Max fühlte sich nicht kalt wie Schnee an, sonder lauwarm, und seine Haut war zart wie die eines Neugeborenen.

Plötzlich fühlte Ray wie lauwarme Tropfen sich ihren weg über seine Wangen suchten.

Nur einen Augenblick später spürte er Kais Hände, die die Wege dieser ersten Tropfen wegwischten und dann wie seine Arme mit in die Umarmung einfielen.

Es ist Wirklichkeit geworden. Ihr Wunsch hatte sich erfüllt, aber nur der Mond hat es gesehen.
 

An den folgenden Tagen lernte Max sehr schnell ihre Sprache und die Spiele, die die Kinder ihm beibrachten. Er war ein stets freundlicher und fröhlicher Junge, der anderen gerne half, und nicht nur bei den Kindern sehr gern gesehen war.

Jeden Morgen sprang er als erster aus dem Bett, welches er sich mit seinen Eltern teilte und machte das Frühstück.

Und jeden Morgen wurden Kai und Ray mit einem "Guten Morgen!" Gruß und einem Kuss auf die Wange begrüßt.

Nach dem Essen half er dann antrocknen und wegräumen, bevor dann die ersten Kinder erschienen die ihn abholten. Ganz brav fragte er auch jedes Mal höflich, ob er denn auch raus dürfe? Obwohl er genau wusste, dass man seine Wünsche immer gerne erfüllte.

Und so nickten seine beiden Eltern immer nur gutmütig und sahen lächelnd aus dem Fenster, wenn er mit den anderen um die Wette lief, mit ihnen Schneeballschlachten veranstaltete, sich rückwärts in den frischen Schnee fallen ließ und dort einen Schneeengel hinterließ, oder wenn sie zusammen einen Schneemann bauten, groß und dick, mit Kohleknöpfen, Schal, altem Zylinder, Karottennase und Nussaugen.

Als die Weihnachtstage immer näher rückten brachten sie dem kleinen Max auch das Singen bei, und jeder der seine klare, helle Stimme hörte glaubte einen Engel singen zu hören.

Und die Plätzchen, die er buk waren himmlisch lecker, doch wenn die Nachbarinnen ihn nach dem Rezept fragten, so lächelte er nur und sagte, dass es ein Geheimnis sei.

Als er am Heiligen Abend dann zum allerersten Mal, Kai und Ray hatten den Baum heimelig aufgestellt, den Christbaum sahen, die er bunt geschmückt mit vielen Kerzen feierlich leuchtete, blickte Max ehrfürchtig hinauf zur Spitze an der ein relativ großer Stern befestigt war, der ebenfalls zart leuchtete.

Er stand regungslos da und in seinen Augen spiegelten sich die Lichter wieder.

Erst als er seinen Namen mit Kais Stimme hörte, drehte er sich zu ihm um und umarmte ihn und Ray wortlos.

Nie zuvor hat es in diesem Hause eine schönere Weihnachtsfeier gegeben.

Und Ray und Kai wünschten sich, dass dieser Moment nie vergehen würde.

Doch alles ist vergänglich, und so nahm die Nacht bereits viel zu schnell für ihren Geschmack Abschied und überließ dem nächsten Tag seinen Platz.
 

Und auch dieser Tag verging, sowie die darauf folgenden, und eh sie sich alle versahen wurden die Tage länger als die Nächte und die Sonnenstrahlen gewannen an Kraft und Wärme. Der Frühling hielt Einzug und ließ Schneeglöckchen, später Krokusse und andere Frühjahrsblüher aus der Erde sprießen und den Schnee so verdrängen.

Doch so ganz allmählich veränderte sich auch der kleine Max.

Er wurde stiller. Sein Frohsinn verwandelte sich langsam in Melancholie.

Er zog sich immer weiter in sich zurück und versteckte sich lieber in dunklen Zimmern, als mit den anderen draußen spielen zu gehen.

Und immer wenn seine Eltern ihn besorgt danach fragten drehte er den gesenkten Kopf weg und ging aus dem Zimmer, ohne auch nur ein Wort zu verlieren.

Kai und Ray machten sich ernsthafte Sorgen, doch sie wussten sich absolut keinen Rat.

Deshalb nahmen sie sich vor ein Picknick auf der Wiese zu machen, und zwar nur sie drei alleine. Vielleicht würden die wunderschönen Blumen ihren kleinen Schatz ja aufmuntern.

Also flehten sie den Kleinen geradezu an mitzukommen, und da er nie jemandem etwas wirklich abschlagen konnte, stimmte er schweren Herzens zu und ging mit den beiden mit.

Die Sonne stand bereits hoch am Himmel und die Blumen standen in voller Pracht, als sie sich auf einer karierten Decke niederließen und dort aßen.

Nur der kleine Max aß nicht wirklich. Er nahm zwar ein Stückchen Kuchen in die Hand, und führte es zum Mund, doch mit Mausezähnchen biss er sich nur kleine Bröckchen ab.

Kai und Ray warfen sich immer besorgtere Blicke zu, bis der Graublauhaarige Ray leicht anstupste und an Max gewandt versprach: "Wir kommen gleich wieder"

Die beiden erhoben sich und gingen ein Stückchen weiter auf den Waldrand zu, bis sie außer Hör- und Sichtweite waren.

"Ray, so kann das nicht weitergehen"

"Ich weiß"

"Er isst fast nichts mehr, spielt nicht mehr, verzieht sich in die dunkelsten Ecken..."

"Ich weiß"

"Ja, aber was sollen wir denn tun? Selbst das hier bringt doch nichts"

Kais Stimme war kurz davor zu kippen, seine Augen waren schon feucht, nur Ray stand noch gelassen da und sah Kai beim Aufbrausen zu und ließ sich fast anschreien.

Der Schwarzhaarige wusste, dass Kais Verhalten nur der Ausdruck seiner Ängste um Max war. Aber er wusste wirklich nicht, was er hätte tun oder sagen sollen um ihn zu beruhigen, denn er wusste doch selbst nicht mehr weiter.

"Wir können doch nicht einfach mit ansehen, wie er sich langsam selbst zu Grunde richtet!"

Jetzt hatte Kais Kummer die Oberhand gewonnen und die Tränen liefen wie Sturzbäche an seinen Wangen hinab.

Vorsichtig nahm Ray seinen schluchzenden Lebensgefährten in die Arme um streichelte ihn über den Rücken.

Mehrere Minuten standen sie so da in ihrer Ratlosigkeit, bis sich Kai beruhigt hatte und nur noch die roten Augen einen Hinweis auf das eben geschehene gaben.

"Lass uns zurück gehen und nach ihm schauen" sagte Ray leise und nahm Kai an die Hand.

Gemeinsam mit gesenkten Köpfen liefen sie zurück.

Plötzlich blieb Kai stehen, was auch sofort Rays Aufmerksamkeit auf sich zog.

"Was ist?" fragte er.

"Schau mal! Ein Schneeglöckchen!" sagte Kai und deutete auf die kleine Pflanze vor seinen Füßen.

"Zu dieser Jahreszeit dürfte es doch gar nicht mehr hier wachsen" murmelte der Graublauhaarige, bückte sich pflückte es und ging bedächtig neben Ray weiter.

"Das muss das allerletzte Schneeglöckchen von diesem Frühjahr sein, Kai! Etwas ganz Besonderes!" flüsterte Ray.

Als sie an dem Ort, wo sie Max zurückgelassen haben ankamen, stand noch alles wie vorher da, nur ihr Max fehlte.

Verwundert sahen sie sich an, dann setzten sie sich wieder auf ihre Plätze.

"Seltsam, wieso sollte er weggehen? Er hat sogar seinen Kuchen dort liegen gelassen?" fragte sich Ray laut.

Langsam beugte sich Kai vor, legte das Schneeglöckchen auf Max's Platz und befühlte die Stelle.

Dann setzte er sich wieder aufrecht hin und bemerkte so trocken wie nie zuvor:

"Die Decke ist nass!"
 

Diese Geschichte ist nun schon Jahrzehnte, wenn nicht sogar Jahrhunderte alt, genau kann das keiner mehr sagen, doch jedes Jahr zur Weihnachtszeit, sobald der erste richtige Schnee fällt und dick und weich liegen bleibt, erzählen es die Großeltern ihren Enkelkindern, damit sie sich ein Vorbild an dem kleinen Max nehmen würden.

Doch ob die Geschichte war ist, dass weiß nur der Mond, wenn er wieder einmal des Nachts, den frischen Schnee in helles Blau taucht, ihn diamantenähnlich glitzern lässt, die Luft in eine angenehme Kälte taucht und die Sterne um ihn herum funkeln.
 

~~~~~ Ende/ Owari~~~~~
 

Nun gut, wie hats euch gefallen?

Eigentlich gehts bei der Erzählung die ich zuerst gelesen habe ungefähr so aus, dass da noch ein kleiner Hoffnungsschimmer noch im Raum schwebt, aber mein Ende find ich persönlich irgendwie hübscher...

In der Originalversion ist es auch ein ganz normales Heteropärchen, dass keine Kinder bekommen kann, dass sich dann aber trotzdem an einem Tag einmal ein Schneemädchen gebaut hat, was dann urplötzlich lebendig geworden ist, und im Sommer, als es von den Kinder mitgeschleift wurde geschmolzen ist.

Warum die Dorfbewohner übrigens nicht nach der Herkunft des Mädchens gefragt haben kann ich mir auch nicht erklären...

Der Weg zurück

Es hatte aufgehört zu regnen, doch die Wolkendecke ließ das dünne Licht des Mondes nicht durch. Nur das gelbliche Hell der Straßenlaternen kleckerte helle Flecken auf den Asphalt.

Der Wind blies die kalte Herbstluft durch die Bäume und entriss ihnen die letzten Blätter, die er wie Rinder vor sich hertrieb und umherwirbelte, bevor sie müde auf den Boden sanken, und dort durch die Nässe wie angeheftet liegen blieben.

Tyson, ein junger Mann von 20 Jahren zog sich seinen Mantel enger an den Körper um dem Wind keine weitere Möglichkeit zum Luftaustausch zu bieten. Es war ja so schon kalt genug.

Wenigstens hatte er es noch rechtzeitig geschafft sich vor dem Regen unterzustellen.

Und glücklicherweise hatte der Schauer auch nicht lange angehalten, sodass er, wenn er sich jetzt beeilte es noch rechtzeitig schaffen würde zu seiner Verabredung zu kommen.

Schnell und leichtfüßig sprang er über die großen Wasserlachen, die sich auf der verlassenen Straße gebildet hatten.

Er bog um die Ecke auf die nächste Straße ein und hielt an.

Schnell schob er seinen Ärmel hoch und hielt das Zifferblatt der Armbanduhr ins Licht der Laterne.

Würde er jetzt der Straße folgen, könnte es sein, dass er doch die eine oder andere Minute zu spät kommen würde, wenn er aber den schlecht beleuchteten Weg durch den Park nehmen würde, hätte er sich einiges an Weg erspart.

Er überlegte kurz, bevor er seine Schritte Richtung Park lenkte.

Doch nach einigen Metern bereute er die Entscheidung, in Anbetracht der durch den Schlamm nun verschmutzen Schuhe und Hosenbeine.

Aber um wieder kehrt zu machen war es nun zu spät, also lief er weiter.

Die vereinzelten Laternen des Parks warfen nicht viel Licht auf den Weg, sodass er sich einzig und allein auf seine Erinnerungen verlassen musste.

So schwierig war der Weg ja eigentlich auch gar nicht zu merken. Es ging immer geradeaus, bis der Platz mit dem großen Brunnen kam, dort musste er nach rechts zum Kinderspielplatz abbiegen und den Rest des Weges konnte man von dort aus gut sehen.

Tyson lauschte angestrengt um das Plätschern des Brunnens auszumachen.

Ein freudiges Lächeln schlich sich auf seine Lippen als er endlich das erhoffte Geräusch vernahm und darauf zu lief.

Der Brunnen war der Mittelpunkt des Parks.

Der äußere Rand war aus weißem Stein und für einen Erwachsenen nicht mehr als eine etwas höhere Treppenstufe. Dementsprechend war das Wasser auch nicht tief und der Jugend machte es besonders viel Spaß im Sommer hier her zukommen um zu spielen und sich abzukühlen.

Zum Winter hin wurde der Brunnen größtenteils abgestellt, sodass nur noch die kleinen Wasserspiele ihre Arbeit verrichteten.

In der Mitte des Brunnens stand eine Art Objekte. Was dieses Objekt darstellen sollte weiß hier keiner so genau. Von den älteren Leuten wurde es einfach nur als „Moderne Kunst“ abgetan.

Aber von den Liebenden wurde es als das verschlungene Herz bezeichnet. Denn wenn man aus einem bestimmten Winkel auf das Objekt blickte konnte man ein Herz erkennen, so sagten sie.

Tyson hatte es sich auch mal zeigen lassen, jedoch brauchte man sehr viel Fantasie um in dem Wirr-Warr aus Edelstahlbändern eine Herzform erkennen zu können.

Endlich konnte der junge Japaner die Umrisse des Brunnens ausmachen.

Er beschleunigte seine Schritte wieder und lief schnell darauf zu.

Doch etwas war dieses mal anders als sonst.

Er blieb stehen. Auf dem Rand saß zusammengekauert eine dunkel gekleidete Gestalt und bewegte sich nicht.

Neugierig schritt Tyson auf die Gestalt zu.

Als er näher kam konnte er sich nicht erklären, wie er das heftige Zittern und Schluchzen nicht schon viel früher hatte sehen können.

Die Person hatte ihn noch nicht bemerkt, da sie das Gesicht zwischen den angezogenen Beinen vergraben hatte und sich mit den Händen krampfhaft an den Hosenbeinen festhielt.

Der schwarze lange Mantel glänzte vor Nässe und der Saum hing hinter ihm ins Wasser des Brunnens, was den Anblick nur noch bizarrer machte.

Doch dann riss Tyson die Augen auf und konnte ein verwundertes Aufkeuchen nicht unterdrücken.

Der Graublaue Schopf kam ihm einfach zu bekannt vor.

„Kai?“, fragte er zaghaft und beugte sich zu ihm runter.

Von der plötzlichen Stimme erschrocken hörte er augenblicklich auf zu zittern und riss den Kopf in die Höhe.

„Was ist passiert?“, fragte Tyson besorgt als er die vom Weinen angeschwollenen Augen und das schmerzverzerrte Gesicht sah.

„Tyson?“, entgegnete ihm Kai mit einer tonlosen Stimme, in der eine Mischung aus Trost und Hoffnung mitschwang.

Schnell setzte sich Tyson neben Kai und ergriff seine Hand.

„Kai, bitte erzähl mir was los ist?!“, sagte er bestimmt „Du sitzt doch nicht ohne Grund hier, weinst, bemerkst nicht was um dich herum ist und lässt dich letztendlich auch noch nass regnen!“

Kai wandte seinen Blick wieder ab und biss sich af die Lippen.

„Bitte, sag mir doch was los ist, Kai! … Wir sind doch Freunde!… oder nicht?

Hat es etwas mit deiner Arbeit zu tun?“, harkte er weiter nach, doch Kai reagierte nicht.

„Wurdest du gefeuert? Hat man dir das Gehalt gekürzt?... Oder ist etwas mit der Wohnung?... Will euer Vermieter euch tatsächlich rausschmeißen wegen der Katze?...“

Immer noch keine Reaktion von Kais Seite.

„Streit mit Ray?“

Schlagartig verkrampfte sich Kais Körper und seine Augen füllten sich wieder mit Tränen.

Tyson seufzte.

Bislang hatte er immer geglaubt, dass Kai und Ray ein Paar wie aus dem Bilderbuch waren.

Sie waren nun schon seid mehr als 4 Jahren zusammen, hatten eine eigene, riesige Wohnung, eine Katze, zwei Autos, jeder einen Job und fanden trotzdem immer wieder Zeit für einander um irgendetwas zu unternehmen.

Doch offenbar gab es so etwas wie ein Bilderbuch Pärchen nicht, denn dies war offensichtlich kein normaler Streit mit Ray, da er Kai noch nie so aufgelöst gesehen hatte.

„Kai, erzähl mir bitte was passiert ist!“, flehte er mit sanfter, ruhiger Stimme.

Doch Kais Miene verzog sich wieder und man sah, dass er kurz davor war wieder los zu heulen.

„Kai, bitte!“, forderte Tyson ihn noch einmal, etwas eindringlicher auf.

„Ich weiß doch nicht was ich getan habe“, jammerte der Graublauhaarige und verbarg sein Gesicht wieder zwischen den Knien.

„Was ist passiert?!“, wiederholte Tyson noch einmal.

Kai schluchzte.

„Ich weiß es doch nicht!“, heulte er.

„Und weshalb weinst du dann?“

Schlagartig hörte Kais Tränenfluss auf zu fließen.

„Als ich vorhin von der Arbeit zurück gekommen bin, …ich hatte für Ray noch einen Strauß Blumen gekauft und bin dann nur eine halbe Stunde später als sonst nach Hause gekommen,… also, als ich die Tür aufschloss und rein ging, da saß Ray am gedeckten Tisch und …“ er schluckte „… und er war wütend…“

Langsam hob Kai den Kopf und sah in Tysons Gesicht. „Ich habe ihn noch nie so wütend gesehen“, sagte er und schaute wieder weg.

„Als er mich sah, ist er auf mich zugekommen, hat mir den Strauß aus der Hand gerissen und ihn auf den Boden geworfen, bevor er mich angeschrieen hat“

Tyson hob den Arm und legte ihn beschwichtigend auf Kais Schultern, denn er konnte sehen, dass Kai wieder kurz davor war abzubrechen.

„Was hat er denn gesagt?“, flüsterte er mitfühlend.

„Er… er hat gefragt, ob ich es nicht für nötig halten würde pünktlich nach Hause zu kommen, oder anzurufen wenn es später werden würde.

Er würde sich hier abrackern, das Essen fertig machen und ich würde mich nicht im Geringsten darum kümmern. Mir wäre es scheißegal. Ich solle mich gefälligst verpissen und wieder mit meiner Sekretärin rummachen“, er brach ab.

„Das hat er wirklich gesagt?“, harkte Tyson nach, doch Kai nickte nur heftig mit dem Kopf.

„Und du weißt absolut keinen Grund, warum er das gesagt hat?“

Verneinend schüttelte er den Kopf.

„Ich weiß nicht woher er das alles hat. Ich habe noch nicht einmal mehr eine Sekretärin… Aber in letzter Zeit wurde er immer schweigsamer und irgendwie… seltsam…“

Plötzlich klingelte es.

Erschrocken ließ Tyson von Kai ab und griff in seine Tasche.

Er zog ein Handy daraus hervor und las auf dem Display: „Max“

Schnell nahm er den Anruf an.

„Max?“

Kai bewegte sich nicht und starrte weiterhin den Erdboden an.

„Das ist nicht nötig, ich habe ihn schon gefunden…“

Tyson schwieg und strich währenddessen immer wieder besänftigend über Kais Rücken. Kai starrte den Boden an und ließ ihn gewähren.

„… ja klar… ja ich werd in ein paar Minuten da sein… ja, ja, bis gleich, tschü!“

er legte auf und steckte das Handy zurück an seinen Platz.

Dann wandte er sich wieder Kai zu.

„Also Kai, wir gehen jetzt zusammen zurück! Max hat mit Ray bereits gesprochen und er glaubt, dass es da ein kleines Missverständnis gab“

Kai gab mit einem leichten Nicken sein Einverständnis und ließ sich von Tyson hoch ziehen.

Langsam verließen sie nun den Park und gelangten auf eine asphaltierte Straße. Die leise verhallenden Schritte der beiden waren die einzigen Geräusche, die man hier vernehmen konnte.

Tyson beschlich plötzlich das Gefühl, er würde als Henker einen seiner besten Freunde, der mit hängendem Kopf neben ihm hertrottete, zum Richtplatz führen. Ihm kamen, die Worte, die Kai von Ray um die Ohren gehauen bekommen hatte, wieder in den Sinn.

Max hatte ihm zwar nicht erzählt worum es nun genau ging, aber Tyson konnte sich denken was da vorgefallen war. Diese eifersüchtige Frau, die sich Hals über Kopf in Kai verliebt hatte, stiftete damals schon viel Unruhe, gewiss hatte sie auch dieses Mal ihre Finger mit im Spiel. Das Schlimme daran war aber, dass sie nun damit beinahe durchgekommen wäre. In seinen Manteltaschen ballte Tyson seine Hände zu Fäusten. Sollte diese Frau sich noch einmal irgendwo blicken lassen würde er ihr den Hals umdrehen.

Ein leichter Wind kam auf.

Durch die Nässe kühlten Kais schmerzende Glieder schnell ab. Er fror.

Hatte Max mit Ray gesprochen und ihn davon überzeugt, dass das alles gar nicht stimmte?

Oder wollten sie ihn nun gemeinsam endgültig rausschmeißen?

Ein Schauer lief ihm über den Rücken. Seine Kehle fühlte sich trotz der Kälte heiß und trocken an.

Seine Augen füllten sich seltsamerweise nicht mit Tränen.

Aber er spürte wie seine Beine steif wurden und sich immer schwerer bewegen ließen.

Jeder seiner Schritte echote tausendmal in seinen Ohren und Gedanken wieder. Das Wasser der Pfützen, durch die er schritt sog sich im Stoff der Hosenbeine hoch und schlich sich durch die Ritzen in seine Schuhe. Es fühlte sich kühl und tröstend an.

Es schien ihn in einer Umarmung nach unten ziehen zu wollen. Nach unten in die Pfütze. Um ihn gänzlich zu umarmen?

Dort am Grund der Pfütze lag das rote und gelbe Laub der Bäume.

Man hatte es ausgesaugt, bevor man sie abwarf. Dann hatte das Regenwasser sich ihrer angenommen.

Plötzlich spürte ereine wärmende Hand auf seinem Rücken. Erschrocken blickte er auf.

Sie waren stehen geblieben. Das Holz der Tür hatte sich vom Regen dunkel verfärbt. Der Wind hatte sich gelegt und selbst das schmatzende Geräusch seiner Schritte war verstummt. Es war totenstill. Alles hielt den Atem an.

Plötzlich flackerte ein Licht im Inneren auf. Jemand kam.

Seltsam das Pochen seines Herzens hatte er bislang noch nie so bemerkt, jetzt plötzlich wurde es lauter. Und immer lauter. Hitze stieg in ihm auf, das Pochen dröhnte in seinen Ohren.

Ein Schlüssel drehte sich um Schloss.

Das Pochen verstummte. Sein Atem setzte aus und alles war wieder still.

Die Tür wurde geöffnet.

Licht sickerte durch, legte sich wärmend auf seine Füße.

Ray stand vor ihm. Blickte ihm aus traurigen Augen an.

„Es tut mir Leid, Kai“

Ein Blatt fiel vom Baum.
 

~~~~~ Ende ~~~~~
 

Nicht sonderlich spektakulär, eigentlich wollte ich nur ein bisschen mal rumprobieren, zeigen wollt ichs euch trotzdem mal ^^



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (5)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Shunya
2007-04-07T23:45:12+00:00 08.04.2007 01:45
Ich fand die ganze Geschichte gar nicht mal so schlecht. Aber einen weinenden Kai kann ich mir trotzdem beim besten Willen nicht vorstellen. ^-^
Aber mich hätte ja noch mal interessiert was es mit dieser unbekannten Frau auf sich hatte und ob sie wirklich schuld an dem Streit zwischen Kai und Ray war.
Ansonsten fand ich die Geschichte echt gut. Mach weiter so!!!
Von:  Vergangenheit
2006-07-15T12:50:27+00:00 15.07.2006 14:50
Was soll ich sagen, eine schöne Story, wenn auch ein wenig verworren, da wir zwar Kais Spekulationen über den Hintergrund von Reis Ausbruch kennen, aber nicht wissen, ob dem auch so war.

Ein schöner Ansatz, allerdings hätte ich mir noch eine Versöhnungszene gewünscht oder überhaupt ein etwas ausführlicheres Ende, es war mir ein wenig zu abrupt.

ByeBye
BlackSilverLady
Von:  Vergangenheit
2006-07-15T12:42:10+00:00 15.07.2006 14:42
Wirklich schön und doch gleichzeitig so traurig. Ich finde die Geschichte wunderschön, sie erinnert einen daran, dass Glück sehr flüchtig ist und man es nicht festhalten kann, sosehr man es auch versucht.

ByeBye
BlackSilverLady
Von:  Saedy
2005-01-11T17:44:24+00:00 11.01.2005 18:44
Hallo!

Also, ich finde, es ist Dir so richtig gut gelungen, die Atmosphäre eines Märchens einzufangen. Das war so schön zu lesen!

Bitte schreib noch weitere Kurzgeschichten!

Viele Grüße
Jill
Von: abgemeldet
2005-01-04T01:27:14+00:00 04.01.2005 02:27
*heul*
*liebt Max abgöttisch*
Was für eine schöne Geschichte! *fähnchen schwenkt*
Wirklich toll. Ich finde russische Märchen überhaupt immer wunderschön >.> hatte auch mal die Idee, daraus FFs zu machen XD aber ich glaube, es war besser, dass ich das nicht getan hab! *liest sie lieber von Duchess*
Schön weiter machen! Vielleicht komme ich ja doch noch auf den Kurzgeschichten-Geschmack XD

Bye, Oga.shi

PS: EEEEERSTAAAAAA!!!


Zurück