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Reinkarnation

Die Frau die Sesshoumaru liebte ist zurück
von

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Geburtstagsgeschenke

Als ich am nächsten Morgen von meinem Wecker, an den ich mich noch immer nicht so recht gewöhnt hatte, geweckt wurde, war mein Großvater noch am Schlafen. Bis ich jedoch fertig mit dem Frühstück war, war auch er aufgewacht und kam aus dem Gästezimmer.

„Guten Morgen meine Kleine. Alles Gute zum Geburtstag.“, wünschte er mir fröhlich grinsend.

„Opa, ich bin jetzt 18. Meinst du nicht du könntest wenigstens jetzt damit aufhören mich ‚Kleine‘ zu nennen?“, fragte ich seufzend, noch ein wenig missmutig wegen der frühen Stunde. „Aber ich wünsche auch dir einen Guten Morgen.“, fügte ich dann betont freundlich hinzu. Er kannte mich ja lange genug um zu wissen wie ich das meinte.

„Lädst du deine neuen Freunde für heute Nachmittag nach der Schule ein, um deinen Geburtstag ordentlich zu feiern?“

„Ich habe Kagome eingeladen und sie wird wohl dann nach der Schule her kommen. Aber ansonsten habe ich noch keine wirklichen Freundschaften geschlossen.“, gab ich zu. Es fiel mir immer schwer Unbekannten richtig zu vertrauen, und ohne Vertrauen funktionierten Freundschaften bekanntlich nicht. Kagome bildete mit ihrem besonderen Charakter irgendwie eine Ausnahme. Sie war einfach so offen und freundlich, anderen Gegenüber.

Ich griff nach meiner Schultasche, es wurde Zeit sich auf den Weg zu machen. Kurz verabschiedete ich mich von meinem Großvater, dann verließ ich die Wohnung und sah draußen wie Kagome gerade wieder einmal die Treppen vom Schrein hinunter lief, also wartete ich auf sie.

„Guten Morgen Saju und herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag.“, rief sie mir bereits entgegen, als sie noch ein paar Schritte entfernt war.

Glücklich lächelte ich sie an, es war toll eine Freundin wie sie zu haben. Doch dann fiel mein Blick auf ihre Hand in der sie ihre Schultasche trug, die vom Laufen noch nachschwang und ich runzelte kurz die Stirn. „Hast du das Armband doch wieder ausgezogen?“, fragte ich nach, denn auch an ihrem anderen Handgelenk konnte ich es nicht entdecken. Dabei hatte sie doch versprochen es nicht wieder abzulegen. Natürlich war mir klar, dass sie es wohl nicht bis in alle Ewigkeit tragen würde, aber dass sie es schon nach wenigen Tagen wieder ablegte, enttäuschte mich doch ein wenig. Und das an meinem Geburtstag…

Kagome schaute beschämt zu Boden. „Sess… So ein Hund hat es mir abgerissen. Das hört sich jetzt wahrscheinlich ziemlich blöd an, aber es ist die Wahrheit.“, sagte sie, und ihre Stimme klang aufrichtig. Sie hatte den Kopf wieder erhoben und sah mich geradezu flehend an. Es hörte sich tatsächlich lächerlich an, denn warum sollte ein Hund ihr das Armband klauen, und wie hatte er das angestellt? Nach ihr geschnappt und statt ihrer Hand das Band erwischt? Dennoch konnte ich bei ihrem Blick nicht anders als ihr zu glauben und Lust zu Streiten hatte ich auch nicht. „Das muss ja ein boshafter Hund gewesen sein. Zum Glück hat er dich nicht verletzt.“, sagte ich daher, denn sie schien keine Wunden zu haben.

Kagome nickte scheinbar nachdenklich. „Ja, er war gestern wirklich seltsam.“
 

Der Schultag an sich verlief sehr ruhig. Es wurde zwar viel über das Sportfest geredet, aber außer mir schien keiner mehr über mein Glück gegen die ersten beiden Gegner nachzudenken. Auf dem Weg nach Hause begann Kagome ein neues Gespräch. „Sag mal, hast du eigentlich für nachher schon irgendwas geplant? Und fürs Wochenende?“, fragte sie neugierig.

„Nichts Besonderes eigentlich. Mein Opa ist gestern schon angekommen und hat außerdem auch Kuchen gebacken. Und wenn uns wider Erwarten langweilig wird, hätte ich ein paar Gesellschaftsspiele da.“, sagte ich grinsend. Ich glaubte nicht daran, dass uns so schnell langweilig werden würde. Wir hatten uns mit Sicherheit sehr viel zu erzählen, davon war ich überzeugt. Und wenn ich wieder an das gestrige Fest dachte, dann kamen mir auch direkt genügend Fragen in den Sinn die ich ihr stellen konnte und die wahrscheinlich für einen ganzen Tag ausreichen würden.

Kagome lachte. „Ich denke wir haben genügend Gesprächsstoff.“, sagte sie bestimmt und es hörte sich an, als würde sie damit auf etwas Bestimmtes hin deuten.

Ich nutzte die Gelegenheit die sich mir darbot und ging sogleich genauer darauf ein. „Ja, zum Beispiel kannst du mir erzählen wie man von ‚Ausprobieren‘, so wie du es meiner Erinnerung nach ausgedrückt hattest, so gut Bogenschießen lernt. Du hast mit jedem einzelnen Schuss ins Schwarze Getroffen.“ Meine Stimme hörte sich nun beinahe ein wenig vorwurfsvoll an, wie ich fand. Wie konnte sie mich auch vor so einem Rätsel stehen lassen und dabei so unschuldig tun? Ich seufzte.

„Das kann ich dir heute Abend wohl erzählen. Wird bestimmt eine passende ‚Gute Nacht Geschichte‘.“, antwortete sie darauf nur.

Ich runzelte die Stirn. Das hörte sich ja fast an, als würde die Aufklärung dieses Rätsels in einer Geistergeschichte enden? „Kommst du dann nachher vorbei wenn du deine Schultasche abgestellt hast?“, fragte ich nun, denn wir waren vor meiner Wohnung angelangt.

Kagome nickte mir zu. „Ja, ich brauche nicht lange. Soll ich noch irgendwas Bestimmtes mitbringen?“

Ich überlegte kurz. „Wenn du bei mir übernachten möchtest, bräuchtest du wohl einen Schlafsack. Großvater ist ja auch noch bis morgen früh da, und ich habe nur ein zusätzliches Bettzeug für Gäste.“

„Gut, dann bis gleich.“, sagte sie noch, bevor sie zum Schrein ging.

Ich ging nach oben in meine Wohnung und begegnete im Flur prompt meinem Großvater der geschäftig vom Wohnzimmer in die Küche eilte. „Hallo Saju, da bist du ja wieder. Hast du deine Freundin gar nicht mitgebracht?“, begrüßte er mich herzlich.

„Kagome kommt gleich.“, antwortete ich ihm. „Würdest du mir verraten warum du hier so eilig herum läufst?“

„Na, ich musste doch fertig werden bevor du nach Hause kommst.“

„Fertig?“, fragte ich misstrauisch, und ging mit achtsamen Schritten ins Wohnzimmer, aus dem er ja gerade gekommen war. Vor Überraschung rutschte mir der Griff meiner Schultasche aus der Hand. „Opa! Was hast du mit dem Wohnzimmer angestellt?“, rutschte es mir heraus als ich die unzähligen Girlanden sah die an der Decke und den Wänden entlang verteilt waren.

Ich hörte ihn hinter mir lachen. „Bitte, gern geschehen. Du bist jetzt 18, das muss doch ordentlich gefeiert werden.“

„Aber wir sind doch nur zu dritt…“, warf ich mit verständnisloser Stimme ein.

„Das ist doch immerhin eine Person mehr als bei deinen früheren Geburtstagen.“

Ich seufzte als mir bewusst wurde, dass er Recht hatte. „Ja. Danke Großvater.“, brachte ich dann endlich zustande zu sagen und drehte mich lächelnd zu ihm um.
 

Ich hatte gerade meine Schultasche in meinem Zimmer abgestellt und mir etwas anderes angezogen, da klingelte es an der Türe. „Kagome!“, rief ich erfreut aus, und lief los um sie herein zu bitten.

„Da bin ich wieder.“, lachte sie mir entgegen als ich die Wohnungstüre aufriss. Fröhlich grinste ich sie an, dann sah ich wie voll bepackt sie war.

„Was bringst du denn da alles mit? Ich hab doch gesagt du brauchst nur einen Schlafsack.“ Ich runzelte kurz die Stirn als ich ihren großen Rucksack in Augenschein nahm. So voll wie er zu sein schien, hatte sie vielleicht gleich ein ganzes Zelt mitgebracht.

Sie trat ein und stellte ihre Tasche im Flur ab. „Meine Mutter hat darauf bestanden das ich noch Kekse mitbringe und einen Kuchen den sie gebacken hat. Du weißt ja wie sie ist.“, meinte Kagome entschuldigend.

Ich nickte, schließlich hatte ich ihre Mutter bereits kennen gelernt als ich bei Kagome zum Abendessen eingeladen war. „Komm mit ins Wohnzimmer.“ Ich ging voraus, mein Großvater wartete bereits und hatte sich in den Sessel gesetzt. „Opa, das hier ist Kagome. Kagome, das ist mein Großvater.“, stellte ich die beiden einander vor und wedelte dabei ein wenig unkoordiniert mit meiner Hand zwischen beiden hin und her. Ich war allzu viel Förmlichkeit nicht gewohnt, woher auch. Anschließend setzte ich mich auf das kleine Sofa.

„Kagome, freut mich deine Bekanntschaft zu machen.“, sagte nun mein Großvater. Freundlich nickte er ihr zu.

Kagome erwiderte diese Geste. „Es ist mir ebenfalls eine Freude Sie kennen zu lernen, Herr Tachikawa.“, grüßte sie ihn höflich bevor sie die Plätzchen und den Kuchen die sie mitgebracht hatte zu den anderen auf den Tisch stellte. Dann setzte sie sich neben mich.

„Damit wird es dann Zeit dir endlich dein Geburtstagsgeschenk zu überreichen. Alles Gute zum 18. Geburtstag, Saju.“, sprach mein Großvater und reichte mir ein sehr schmales Päckchen. „Und nun darfst du raten.“

Ein wenig skeptisch blickte ich ihn an. Woher sollte ich denn wissen was er mir da schenkte? Konnte ich etwa Hellsehen? Mal außer Acht gelassen, dass man als Mensch im Dunkeln sowieso generell nichts sehen kann. Ich betastete das Geschenk vorsichtig, vielleicht war es ja zerbrechlich, so schmal wie es war. Es war auf jeden Fall sehr leicht. Nachdenklich ließ ich meine Finger der Länge nach darüber gleiten, bis ich einige Unregelmäßigkeiten in der ansonsten glatten Oberfläche fühlte. Wieder kam ein Bild aus dem nichts heraus in meine Gedanken. Ich saß auf einem Stück Fels oben auf einem Berg. Vor diesem erstreckte sich das weite Meer, doch mein Blick war auf den Strauß Wildblumen gerichtet der auf meinem Schoß lag. Dann zog ich eine Flöte hervor die halb im Kragen meines Kimonos verborgen gewesen war. Ich führte die Flöte zum Mund und begann zu spielen, gerade als ein Windhauch vom Meer mir ins Gesicht blies und mein Haar flattern ließ, nur um sich danach einen Weg durch den Wald zu bahnen der hinter meinem Rücken lag.

Erschrocken über diesen erneuten Tagtraum riss ich den Kopf hoch und blickte in die nun verwirrten Augen meines Großvaters. Ich besann mich wieder wo ich war und auch wenn ich mir selbst nun noch mehr Sorgen um meinen Geisteszustand machte, wollte ich meinen Großvater nicht beunruhigen. „Eine Flöte.“, brachte ich hervor und versuchte meine Gedanken soweit zu ordnen, dass ich neugierig aussah und er wieder beruhigt wäre.

„Ja. Ich habe sie wohl nicht gut genug verpackt wenn du das so leicht erraten konntest?“, fragte er und klang fast ein wenig enttäuscht. Immerhin war es seine Lieblingsbeschäftigung gewesen mir Rätsel aufzugeben, bis ich in diese neue Wohnung umgezogen war. „Dann kannst du sie ja auspacken und uns hören lassen ob du darauf spielen kannst. Ich bin mir außerdem nicht ganz sicher ob sie richtig klingt. Vor wenigen Tagen erst habe ich diese Flöte im Schrein gefunden. Sie lag zwischen den Wurzeln unseres großen Baumes. Ein Wunder eigentlich, dass wir sie nicht schon früher gefunden haben. Du hast doch ständig dort gespielt als du noch ein Kind warst. Und nun sieh dich an, so erwachsen…“

Bis zu seinen letzten Worten war ich damit beschäftigt gewesen, die Verpackung zu öffnen. Nun hielt ich die Flöte in der Hand und blickte doch erst lachend zu meinem Großvater hinüber. „Opa, jetzt werd' doch nicht gleich sentimental.“, meinte ich scherzhaft, bevor ich mein Geschenk musterte. War das Einbildung, oder sah diese Flöte wirklich exakt so aus wie die in meinem Traum von eben? Sahen alle Flöten gleich aus? Oder hatte ich vielleicht doch so etwas wie hellseherische Fähigkeiten? Wahrscheinlicher schien mir da doch die Erklärung, dass ich mir die Ähnlichkeit entweder einbildete, oder vielleicht doch seit einigen Tagen verrückt wurde. Genaugenommen seit ich hierher gezogen war. Aber abgesehen davon, dass dieses Exemplar viel älter aussah, da es wohl einiger Zeit der Witterung ausgesetzt gewesen war, konnte ich keinen Unterschied entdecken während ich sie umsichtig in meiner Hand drehte. Schließlich beschloss ich, dass ich einen Versuch, darauf zu spielen, wagen konnte. Als ich die Flöte zum Mund bewegte, fühlte ich mich als würde ich ein altes Hobby nach langer Zeit wieder ausführen. Genau wie in meinem kurzen Traum spielte ich dasselbe Lied, das Lied welches ich immerzu gehört hatte. Die Witterung schien dem Instrument nicht geschadet zu haben. Als ich nach einigen Takten wieder aufhörte, sah ich wie mich sowohl mein Großvater als auch Kagome seltsam ansahen. Mein Opa schien einfach nur fassungslos, dass ich ohne eine einzige Unterrichtsstunde diese alte Melodie wiederholen konnte, Kagomes Blick war schwerer zu deuten. Während sie einigermaßen überrascht aussah, was mich nicht wunderte, schien auch eine Spur von Triumpf in ihrem Blick zu liegen. Letztere konnte ich mir allerdings nicht erklären, also nahm ich mir vor sie auch darauf später noch anzusprechen. Vielleicht wenn Großvater schlief und wir über die ganzen mysteriösen Dinge reden konnten die geschehen waren seit ich ihr begegnet war. Es waren erst 5 Tage vergangen, aber sie schienen mir wie eine Ewigkeit.

„Vielen Dank, Opa. Das ist ein wundervolles Geschenk.“ Ich wiederstand dem Reflex die Flöte in den Kragen meines Oberteils zu stecken, wo ich sie im Traum getragen hatte, und legte sie stattdessen sorgsam auf den Tisch. Dann sah ich Kagome an, die mir ein Stoffbündel entgegen streckte. Ich hob eine Augenbraue.

„Ich habe nicht vergessen, dass du von mir kein Geschenk zum Geburtstag haben wolltest. Aber das hier habe ich nicht für dich gekauft, sondern es wurde mir gegeben, damit ich es dir gebe. Und das hätte ich heute auch gemacht, wenn nicht dein Geburtstag wäre. Jetzt nimm es schon.“, überredete mich Kagome mit einem leichten Grinsen im Gesicht. Dann ließ sie es mir in den Schoß fallen.

„Soll ich wieder raten was es ist?“, fragte ich und hoffte dass sie ‚nein‘ sagen würde. Das hier zu erraten würde bestimmt noch schwerer werden als bei der Flöte.

Erleichtert sah ich wie Kagome den Kopf schüttelte. „Ich weiß selbst nicht was es ist. Ich habe nicht gespickt.“

Zwar fand ich es seltsam, dass sie mir etwas schenkte, was sie selbst noch nicht gesehen hatte, und dass sie mir ein Geschenk von wem auch immer überbrachte, aber all das notierte ich mir auf meiner imaginären Liste voller Fragen an sie. Dann öffnete ich die Knoten, die den Stoff zusammen hielten und den Inhalt verbargen. Zum Vorschein kam eine Kette aus blauen Perlen, die mir merkwürdig bekannt vorkam. Ich berührte sie mit einer Fingerspitze und erinnerte mich sogleich bildlich daran, woher ich sie kannte, aus der kurzen Träumerei vom Vortag, während des Wettbewerbes im Bogenschießen. Doch war dies nur eine Erinnerung an den Traum? Ich schien tatsächlich wieder auf dieser Klippe zu stehen. Erneut hielt ich die Kette in der ausgestreckten rechten Hand, doch sie leuchtete nicht wie gestern. Oder wohl eher noch nicht, denn ich wusste genau was passieren würde. Vor mir stand ein junger Mann im roten Kimono. Derselbe wie gestern, weiße Haare und unbegreifliche Hundeohren. Er blickte wie zuvor auf das Schwert in meiner linken Hand. Ich wartete auf Kagomes Pfeil, doch stattdessen sprang der Mann auf mich zu. Nun begann die Kette zu leuchten. Blaues Licht breitete sich von ihr aus und strahlte dem Mann entgegen, der in seiner Bewegung nun innezuhalten schien, einen entsetzten Ausdruck auf dem Gesicht. Jetzt kam der Pfeil, und die Kette zersprang wie erwartet in einem Blitz aus rosa und blau. Ich steckte das Schwert in meinen Gürtel und hielt dem Mann, der knapp vor mir gelandet war und sich nun wieder bewegen konnte, meine Handflächen entgegen. Als daraus je ein schwarzes Geschoss hervor brach und auf ihn zu flog, entkam ich dem Traum endlich. Da ich die Kette, die hier bei mir im Wohnzimmer natürlich ganz geblieben war, dabei nicht losgelassen hatte, hatte ich keine Angst durch eine weitere Berührung wieder dem Traum zu verfallen. Ich hob die Kette also an und betrachtete sie in ihrer Ganzheit. „Danke, Kagome.“

„Die Kette habe ich schon einmal gesehen.“, überraschte mich nun mein Großvater mit seiner Aussage. „Auf einer alten Zeichnung. Sie sah genauso aus.“

Mein Interesse war geweckt. Eigentlich interessierten mich alte Zeichnungen ebenso wenig wie irgendwelche Legenden, doch vielleicht würde mir die Zeichnung helfen zu verstehen was mit mir los war. Vielleicht erinnerte ich mich einfach an Teile einer Legende und baute bekannte Dinge ein und mein Problem bestand lediglich in meiner blühenden Fantasie. „Vielleicht kannst du mir die ja zeigen wenn ich dich besuchen komme.“

Er nickte. „Ja, kann ich gerne machen.“, sagte er nachdenklich. Dann wand er sich Kagome zu. „Du lebst oben im Higurashi-Schrein, oder? Bevor ich morgen wieder nach Hause gehe, möchte ich den unbedingt noch besuchen.“

„Ich bin sicher, dass sich mein Großvater darüber freuen wird.“, versicherte sie ihm darauf hin.

Ich hatte derweil die Kette aus Platzmangel auf dem Tisch einfach angezogen und das Tuch in das sie gewickelt war in die Tasche gesteckt. Dann schnitt ich endlich den Kuchen an. „Der sieht richtig gut aus.“, lobte ich, und dann aßen wir gemeinsam wobei wir über allerlei alltägliche Dinge redeten.
 

Als es schließlich spät wurde, entschuldigte sich mein Großvater mit den Worten, er sei nicht mehr so jung wie Kagome und ich, und ging zu Bett. Wir wünschten ihm eine gute Nacht, dann schwiegen wir beide uns bedeutungsvoll an. Kagome schien die vielen Fragen die mir auf der Zunge brannten vielleicht bereits auf sich zufliegen zu sehen, doch nun, wo es soweit war, dass ich die Fragen stellen konnte, wusste ich nicht wo ich eigentlich anfangen sollte. Dasselbe Phänomen war mir auch seit Anfang der Woche aus dem Schulunterricht bekannt, wenn der Lehrer die ganze Stunde lang etwas zu erklären versucht hat und am Ende fragt ob es noch Fragen gibt. Selbst wenn die Schüler gar nichts verstanden haben, stellt keiner eine Frage, weil keiner weiß wo er anfangen soll oder wie er es formulieren soll ohne dumm dazustehen.

Unbewusst kratze ich mich am Hals, wobei meine Hand die Perlenkette berührte die zu tragen sich für mich seltsam gewohnt anfühlte. Ich konzentrierte mich auf die Kette und ließ meine Fingerspitzen über die Perlen wandern. Ich legte mir in Gedanken meine erste Frage an Kagome zurecht und wollte sie gerade aussprechen, als ich erschrak. Mitten in meinem Wohnzimmer standen plötzlich zwei fremde Personen, ein Mann und eine Frau. Aber abgesehen davon, dass es unmöglich war für sie unbemerkt bis hier her zu kommen, schien Kagome sie auch nicht zu sehen, wie ich mit einem kurzen Blick zu ihr feststellen konnte. Sie sah mich weiterhin abwartend, aber vollkommen ruhig, an. Ich starrte hingegen die beiden Fremden an, und nun fiel mir noch mehr ungewöhnliches an ihnen auf. Sie standen nicht weit von mir entfernt auf der anderen Seite des Tisches. Aber dort stand auch der Sessel meines Großvaters. Ich konnte die Beine der beiden im Sessel stehen sehen. Sah ich hier etwa Geister? Aber was wollten sie von mir? Konnte ich nicht einfach ein ganz normales Mädchen sein dessen einzige Sorge es ist den Schulabschluss zu schaffen?

„Sara, endlich.“, sprach nun der Mann. Er sah mich direkt an, oder sah er durch mich hindurch? Schnell blickte ich kontrollierend über meine Schulter nach hinten, meine Hand rutschte von der Kette ab und fiel hinab in meinen Schoß. Hinter mir war niemand. Ich drehte mich wieder nach vorne, doch die beiden Geister waren verschwunden. Erleichtert atmete ich auf. Aber hatte er dann mich angesprochen? Warum hatte er mich Sara genannt? Vielleicht sollte ich dem Beispiel meines Großvaters folgen und ebenfalls schlafen gehen, es war wohl doch zu spät für mich um noch klar zu denken.

„Hast du wieder einen Geist gesehen?“, hörte ich Kagome fragen. In ihrer Stimme schwang Besorgnis mit, aber sie schien auch ein wenig amüsiert zu sein. Als handelte es sich um einen Witz den sie alleine verstehen konnte.

Ratlos blickte ich sie an. „Zwei genaugenommen.“, gab ich zu, schließlich wollten wir jetzt alle Fragen klären und ich hoffte inständig, dass ich ihr vertrauen konnte. „Kagome, was hat es mit dieser Kette auf sich? Wer hat sie dir gegeben? Warum sollte ich sie bekommen? Wer ist diese Frau der die Kette und die Flöte gehört haben? Warum sehe ich ständig Geister und warum nennen sie mich ‚Sara‘?“ Ich hätte wohl noch mehr Fragen ausgesprochen, doch Kagome hob sanft lächelnd eine Hand.

„Ich denke die Fragen reichen für den Anfang.“, sagte sie lachend, und auch ich musste nun wieder grinsen, denn sie hatte natürlich Recht. „Aber wo fange ich am besten an zu erklären?“

„Wie wäre es mit dem Anfang?“, schlug ich leise vor, nicht davon ausgehend dass ihr dieser Vorschlag wirklich weiterhelfen würde, denn wie sollte sie den Anfang definieren?

„Der Anfang? Hm… Für mich hat alles damit angefangen, dass ich bei uns im Schrein, in dem kleinen Teil den ich dir nicht gezeigt habe, in den Brunnen gezogen wurde, von einem Dämon, und dadurch im Mittelalter von vor 500 Jahren landete.“

Meine Augen weiteten sich. Dämon? Es gab also wirklich wahrhaftige Dämonen, nicht nur in meinen verrückten Träumen? Gespannt und aufmerksam hörte ich ihrer weiteren Erzählung zu. Wie sie Inu Yasha kennenlernte, wie das Juwel aus ihr auftauchte und schließlich in Splitter zersprang, und wie sie es nun schon so lange suchten und dabei immer gegen neue Gegner und Probleme bestehen mussten. Es war eine sehr spannende Geschichte, und sie schien mir eigentlich absolut unglaublich zu sein, doch nach dem was ich bisher bereits selbst erlebt hatte, fiel es mir ungewöhnlich leicht ihr das glauben zu wollen. Ich merkte, dass sie einige Details weg ließ, doch als sie schließlich endete, war es auch so bereits weit nach Mitternacht. „Wow, unglaublich. Aber ich hoffe du glaubst jetzt nicht, dass du alle meine Fragen beantwortet hättest.“, neckte ich sie.

Kagome grinste. „Nein, bestimmt nicht. Aber ich denke“, ein Gähnen unterbrach ihrer Satz, „dass wir erst etwas schlafen sollten.“

Ich musste nun ebenfalls gähnen und nickte daher erst nur. „Hört sich nach einem guten Vorschlag an.“ Ich stand vom Sofa auf und gefolgt von Kagome ging ich in mein Zimmer wo wir für sie einen Schlafplatz herrichteten.
 

Ich wusste, dass ich vor kurzen erst eingeschlafen war, doch nun stand ich wieder einmal mitten im Wald, im Schatten des großen alten Baumes, der eigentlich in Großvaters Tempelanlage stand. Der weißhaarige Fremde stand mir gegenüber, hatte seinen Blick fest auf mich gerichtet und sah mich abfällig an. „Was meint Ihr damit, Lord Sesshoumaru?“, hörte ich eine Stimme, ähnlich meiner eigenen, aus meinem Mund erklingen. Sesshoumaru, das war also sein Name? Und er war ein Lord? Aber er war doch ganz offensichtlich kein Mensch, wie konnte das also sein? Warum sah er mich nun so anders an? Sein Blick versetzte mir einen Stich in der Magengegend. Und was hatte meine Frage zu bedeuten?

Bevor er allerdings zu einer Antwort kam, drehte er sich um. Mein Blick folgte seinem und erfasste den jüngeren weißhaarigen, den mit Hundeohren. Kagomes Beschreibung von Inu Yasha passte haargenau auf ihn. Aber konnte er es sein?

„Da bist du ja!“, rief er mir wütend entgegen als er gerade von seinem riesenhaften Sprung durch die Luft über die Baumgipfel, landete. Dann setzte er zu einem Angriff an, doch Sesshoumaru hielt ihn auf.

„Inu Yasha, du wirst nicht Hand an diese Frau legen. Sie geht dich nichts an.“, sagte Sesshoumaru nachdrücklich.

Es war also wirklich Inu Yasha, doch das war in diesem Moment nur nebensächlich. Viel mehr beschäftigte mich gerade Sesshoumarus Stimme, die ich nun zum ersten Mal gehört hatte. Nie zuvor hatte ich eine wohlklingendere Stimme vernommen. Doch was hatte Sesshoumaru mit Inu Yasha zu tun? Das machte für mich alles keinen Sinn. In diesem Moment griff Inu Yasha dann aber doch an. Als von seiner Hand ausgehend halbmondförmige Geschosse auf mich zu flogen, wachte ich erschrocken auf und spürte nun wie ich aufrecht im Bett saß.
 

Ich sah mich in meinem Zimmer um, das vom Mondlicht schwach erhellt wurde. Gerade schlug Kagome ihre Augen auf und sah mich besorgt an, nachdem auch sie sich aufgesetzt hatte. „Hattest du einen Alptraum?“

Erst nickte ich nur, doch wohlmöglich konnte sie das bei dem Schwachen Licht nicht sehen. „Ja, so in der Art.“, ich zögerte kurz, dann beschloss ich, dass ich ihr von dem Traum erzählen sollte. „Kennst du einen Lord Sesshoumaru? So einen großen weißhaarigen Kerl mit roten Streifen im Gesicht und einem blauen Halbmond auf der Stirn, ein komisches Fell über der Schulter und eine Stimme zum … ups.“, fragte ich sie, und hätte nun fast verraten wie angetan ich von seiner Stimme gewesen war. Aber das wollte ich lieber für mich behalten. Bei der bloßen Erinnerung an den Klang jedoch lief mir bereits ein warmer Schauer über den Rücken. Zudem spürte ich, wie meine Wangen warm wurden, doch hoffte ich inständig, dass das schwache Mondlicht nicht ausreichen würde um Kagome dies sehen zu lassen.

„Sesshoumaru? Ja, natürlich. Er ist der ältere Halbbruder von Inu Yasha. Ich habe ihn nur in meiner Erzählung eben weg gelassen, weil ich sie erst einmal kurz halten wollte. Er war aber derjenige, der mir die Kette für dich mitgegeben hat.“

Zu meinem Glück fragte sie nicht nach dem abgebrochenen Satz nach, doch sie hatte neue Fragen aufgeworfen. „Aber die Kette war doch kaputt, ein Pfeil hat sie zerspringen lassen.“

„Ja, das war mein Pfeil. Sesshoumaru muss die Kette irgendwie wieder zusammengesetzt haben. Hast du schon genug geschlafen, dass ich weiter erzählen soll?“

Zwar war ich noch immer ein wenig müde, schließlich war es mitten in der Nacht, aber meine Neugierde war erneut hellwach. „Wenn es dir nichts ausmacht würde ich die Geschichte gerne jetzt weiter hören.“

So fing Kagome erneut an vom Mittelalter zu berichten. Sie erzählte mir, dass sie die Wiedergeburt von der Priesterin sei die zu ihren Lebzeiten die Wächterin über das Juwel der vier Seelen war. Ich hatte erst Schwierigkeiten ihr das nun auch noch zu glauben, nach all den unglaublichen Dingen die sie mir bereits gesagt hatte. Doch dann erklärte sie, dass sie, ebenso wie Sesshoumaru, der Meinung war, dass ich die Wiedergeburt von Sara Asano sei, einer Prinzessin aus dem Mittelalter, bei deren Tod sie anwesend gewesen war. Genau die Prinzessin, der auch die Kette und die Flöte gehört hatten. Es hörte sich zwar absurd an, doch nun musste ich grübeln. Meine ganzen Träume hatten schließlich Kagomes Geschichte bestätigt, ich hatte Saras Erinnerungen gesehen, zumindest Ausschnitte davon, und welchen anderen verrückten Grund konnte es dafür geben, wenn nicht den, dass ich ihre Reinkarnation war? Verwirrt schüttelte ich meinen Kopf in dem bekannten Irrglauben dadurch meine Gedanken zu ordnen. Nun, zumindest waren sie nun anders durcheinander gewürfelt.

„Wie funktioniert das mit dem wiedergeboren werden? Warum sind wir beide wiedergeboren worden?“

„Ich bin mir nicht sicher. Ich glaube, dass Kikyou wiedergeboren wurde, weil sie die Wächterin des Juwels war und es auch mit ihr zusammen verbrannt wurde. Das Juwel brauchte eine neue Wächterin, vielleicht haben sich das die Seelen im Juwel also irgendwie gewünscht. Wenn diese Vermutung stimmt, dann hat in deinem Fall bestimmt die Kette damit zu tun. Sie ist etwas Besonderes, mit speziellen Kräften. Spüren kann ich sie auch ein wenig, so ähnlich wie ich die Gegenwart von Juwelensplittern fühle. Aber ich weiß nicht genau was das zu bedeuten hat.“

„Heißt das, dass ich so wie du ins Mittelalter reisen kann?“, fragte ich scheinheilig, denn natürlich war es mein Hintergedanke dort eine gewisse Person zu sehen und heraus zu finden was ich mit ihm zu tun hatte. Die Erinnerungen die ich bisher hatte, waren sehr unvollständig.

„Ich nehme es an, und Sesshoumaru auch. Dafür solltest du die Kette bekommen. Er glaubt wohl das du sie brauchen wirst für die Reise, weil ich einen Teil des Juwels dafür brauche.“ Sie wartete kurz ab das ich diese Nachricht verarbeiten konnte. „Begleitest du mich morgen dort hin?“

Ich zögerte nicht zu antworten, denn mein Entschluss hatte schon vor ihrer Frage festgestanden. „Ja.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Hotepneith
2010-01-25T06:50:41+00:00 25.01.2010 07:50
Noch nimmt Saju Kagomes Erzählungen ja relativ gelassen hin - ich finde, in einer recht guten Mischung aus Neugier, Abenteuerlust und dem doch irgendwo lauernden Gefühl, dass merh an der Sache dran sein könnte.
Das Gespräch der beiden Opas könnte amüsant bis sehr interessant sein, schliesslich lagert so eingies im Higurashischrein^^

Hat der Name Saju eigentlich eine Bedeutung und weisst du zufällig das auch über Sara (denn das ist für mich bis zu den Animefolgen immer ein herbäischer Name gewesen?

bye

hotep
Von:  Monny
2009-12-22T18:40:50+00:00 22.12.2009 19:40
Echt cool^^. Freu mich schon auf das nächste Kapitel^^. Werde gleich weiter lesen^^. Bin schon gespannt was Sessy sagt wenn er Saju sieht^^.

gez.Monny^^.


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