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Reinkarnation

Die Frau die Sesshoumaru liebte ist zurück
von

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Zwei Leben in einem

Als ich am nächsten Morgen aufwachte, hatte der Wecker noch nicht geklingelt. Ein Blick darauf sagte mir jedoch, dass er das in wenigen Sekunden tun würde und so griff ich schnell danach um dem Lärm zuvor zu kommen. Ich kannte dieses elende Piepen zwar noch nicht lange, aber lang genug um zu wissen, dass mein Tag ohne es, besser anfing. Nur wie sonst sollte ich sicher gehen, dass ich nicht verschlief und zu spät zur Schule kam?

Ich setzte mich im Bett auf, bereit aufzustehen, doch dann überkam mich das seltsame Gefühl nicht alleine zu sein. Alarmiert spitzte ich die Ohren und sah mich im Halbdunkel des Zimmers um. Litt ich nun unter Verfolgungswahn, oder war tatsächlich jemand hier? Aber nur mein Großvater hatte einen Schlüssel, und er war sicher nicht wieder zu Besuch gekommen. So leise wie es mir möglich war, stand ich auf und ging zum Fenster um das Licht vom Sonnenaufgang herein zu lassen, dann sah ich mich wieder um, doch niemand war zu sehen. Seltsam. Ich ging in Richtung meiner Zimmertüre um etwas zu frühstücken und kam dabei an meinem Schreibtisch vorbei. Da war es wieder, das Gefühl beobachtet zu werden. Verwirrt streckte ich meine Finger nach der Halskette aus, die ich dort gestern Abend abgelegt hatte. Schon der Gedanke, dass sie dieses Gefühl auslöste war im Grunde lächerlich. Dennoch schien sie mich zu rufen.

Als meine Fingerspitzen die Kette berührten, hörte ich eine Männerstimme hinter mir. "Konzentriere dich!"

Erschrocken drehte ich mich um, wobei meine Finger von den Perlen der Kette glitten. Niemand war zu sehen. Die Stimme war mir allerdings nicht unbekannt gewesen. Der männliche Geist von meinem Geburtstag hatte dieselbe Stimme gehabt. Auch da hatte ich die Kette berührt. Entschlossen dieses Rätsel endlich zu lösen griff ich erneut nach der Kette und legte sie mir um den Hals. Dann tat ich wie mir geheißen und richtete meine Aufmerksamkeit auf die Kette. Ich rechnete bereits damit, dass ich nun wieder die beiden Fremden sehen würde, daher erschrak ich nicht erneut als sie tatsächlich vor mit auftauchten.

Zufrieden lächelten mich die beiden an. "Wie wirst du nun genannt?", richtete der Mann erneut das Wort an mich.

„Mein Name ist Saju Tachikawa.“, antwortete ich, noch immer einigermaßen verwirrt. „Wer seid ihr?“, fragte ich im Gegenzug.

Der Mann runzelte kurz die Stirn. „Du erinnerst dich nicht an uns?“

„Vermutlich hat sie bei der Wiedergeburt die Erinnerungen an ihr altes Leben verloren.“, gab nun die Frau leise zu bedenken. Es gefiel mir nicht, dass sie so tat als würde ich nicht direkt vor ihnen stehen. Ohnehin irritierte mich ihre Erscheinung, sogar abgesehen davon das sie beide geisterhaft mit den Beinen in meinem Bett standen und leicht transparent waren. Die Frau hatte ungewöhnlich Spitze Ohren, hellblaue Augen, schneeweißes hüftlanges Haar und trug einen eleganten Kimono. Der Mann hingegen trug eine Mönchskutte und sah wie ein gewöhnlicher Mensch aus.

„Ich bin Sahiro Asano, Saras Onkel - dein Onkel. Und dies ist meine Liebste, Setsuna.“, ergriff erneut der Mann das Wort. „Wir haben darauf gewartet, dass du wiedergeboren wirst. Aber, hast du denn gar keine Erinnerungen an dein früheres Leben?“

Ich runzelte die Stirn. „Ein paar Erinnerungen aus Saras Leben habe ich mittlerweile. Doch wusste ich nicht, dass sie einen Onkel hatte oder was es überhaupt mit dieser Kette auf sich hat.“ Ich sah hinüber zu der Frau die mich neugierig musterte. „Du bist eine Dämonin?“

Setsuna hob skeptisch eine Augenbraue. „Eisdämonin, ja. Hast du ein Problem mit Dämonen?“ Ihre Worte klangen beinahe vorwurfsvoll.

Langsam schüttelte ich den Kopf. „Nein, habe ich nicht.“ Ich seufzte. „Allerdings scheinen Dämonen ein Problem mit mir zu haben…“, deutete ich, leicht niedergeschlagen, an. Es stimmte doch. Jeder Dämon oder Halbdämon dem ich bislang begegnet war, hatte ein Problem mit mir. Naraku wollte mich aufsaugen oder etwas in der Art, Sesshoumaru benutzte mich nur als Lockvogel, der Spinnendämon im Wald wollte mich fressen, Jaken hasste mich sowieso, Inu Yasha duldete mich nur weil ich mit Kagome befreundet war und sogar Kirara hatte mich zu Beginn böse angefaucht.

„Lebt denn der Dämon noch, in den du früher verliebt warst? Sesshoumaru war sein Name, oder? An ihn wirst du dich doch sicher erinnern.“, fragte Setsuna, schief grinsend. Ich wusste nicht so recht ob diese Frage freundlich gemeint war oder nicht.

„Sesshoumaru lebt noch im Mittelalter. Es gibt eine Verbindung von meiner heutigen Zeit nach dort, 500 Jahre zurück.“, erklärte ich.

„500 Jahre zurück? Mir kam es nicht so vor als hätten wir auch nur annähernd so lange auf deine Wiedergeburt warten müssen. Hast du diese Kette also aus dem ‚Mittelalter‘, wie du es nennst?“, fragte nun wieder der Mann, Sahiro.

„Ja. Sesshoumaru hat sie wohl aufbewahrt. Es ist eine etwas längere Geschichte wie ich sie schließlich bekommen habe.“ Immerhin musste ich doch nachher zur Schule und wollte ungerne zu spät kommen.

„Und bist du noch immer in ihn verliebt? Und empfindet er auch so viel für dich?“

Ob Setsuna mich mit diesen Fragen ärgern wollte oder nur neugierig war, konnte ich noch immer nicht beurteilen. Bevor ich eine Antwort formuliert hatte, spürte ich bereits die leichte Röte auf meinen Wangen. Na toll. Damit dürfte sich die erste Frage erledigt haben. „Ich weiß nicht recht. Er ist immer schrecklich abweisend… Wobei, eigentlich war er das nur wenn noch jemand dabei war. Trotzdem rettet er mich wenn es darauf ankommt. Ich verstehe einfach nicht was sein Problem ist.“, gab ich leicht genervt zu.

Setsuna kicherte hinter vorgehaltener Hand. „Sein Stolz.“

Irritiert sah ich sie an. „Wie bitte?“

„Sein Stolz ist sein Problem. Nach meiner bescheidenen Meinung – und ich denke als Dämonin weiß ich wovon ich hier rede – ist er bislang zu stolz um die Gefühle, die er für dich hat, zu akzeptieren. Es ist doch immer dasselbe mit der Jugend... Warum sonst sollte er sich die Mühe machen dich zu retten?“, erklärte sie.

„Meiner eigenen Theorie zufolge rettet er mich damit er mich noch ein wenig länger quälen kann bis er die Nase voll hat und meinem Leben selbst ein Ende bereitet das ihm passt…“ Dies war allerdings nur Theorie Nummer zwei. Die weitaus optimistischere Theorie Nummer eins war: ‚er liebt mich‘, aber das schien doch noch immer viel zu unrealistisch und auch mein eigener menschlicher Stolz ließ es noch nicht zu diese Theorie ernsthaft in Erwägung zu ziehen, geschweige denn jemandem mitzuteilen das ein Teil von mir dies tatsächlich für möglich hielt.

„Durchaus möglich, wenngleich auch in meinen Augen unwahrscheinlich.“, antwortete Setsuna unbeeindruckt von meiner pessimistischen Einstellung. Hatte ich wirklich geglaubt eine Dämonin würde versuchen mich aufzumuntern? Wie naiv ich doch selbst nach diesem Wochenende noch war.

Sahiro wandte seine Aufmerksamkeit nun wieder seiner Gefährtin zu. „Setsuna!“, sprach er leicht tadelnd und mischte sich nun selbst wieder in das Gespräch ein. „Wie vielen Menschen rettet er denn regelmäßig das Leben?“ Offenbar sollte mich das wieder zuversichtlicher stimmen.

„Mich mitgezählt? Zweien.“ Meine Laune war immer noch im Keller.

Nun war es an Sahiro irritiert zu sein. „Wer ist der zweite?“

„Ein Mädchen das ihn seit einer Weile begleitet. Ich schätze er ist so etwas wie ein Vater Ersatz für sie. Sie hat keine Familie mehr.“

„Ich verstehe“, erwiderte Sahiro.

Ich warf einen kurzen Blick auf meinen Wecker auf dem Nachttisch und beschloss auf das Frühstück zu verzichten und statt dessen etwas gegen meine unendliche Unwissenheit zu tun: „Wenn du Saras… ich meine mein Onkel bist… wie um alles in der Welt sind Setsuna und du in dieser Kette gelandet?“

Sahiro seufzte. „Eine komplizierte Geschichte… Ich fasse es für dich zusammen. Mein älterer Bruder Sojo - dein Vater - fand heraus das ich mich in eine Dämonin verliebt hatte. Er warf mir vor die Familienehre zu besudeln. Da ich mich - entgegen seines strikten Befehls - nicht von Setsuna lossagen wollte schickte er mir eines Tages einige seiner vertrautesten Samurai hinterher als ich mich mit ihr traf.“ Er unterbrach seine Erzählung kurz und warf der Dämonin neben sich einen leiderfüllten Blick zu, den sie liebevoll erwiderte. Zumindest ein Dämon auf der Welt war also schon mal fähig echte Gefühle zuzulassen und zu zeigen. „Sie brannten die Hütte nieder in der wir waren.“

„Das tut mir leid.“, sagte ich aufrichtig, während er erneut eine Pause machte.

„Ich verfügte über ein wenig spirituelle Kräfte, so wie du übrigens auch. Nur Sojo hat diese Kräfte nicht geerbt, weshalb er sie umso mehr gehasst hat. Zusammen mit Setsunas Kräften als Eisdämonin formte unser inniger Wunsch uns gegenseitig zu beschützen und vor dem Inferno zu retten diese Kette um unsere Seelen herum. Das half uns zwar zu überleben, aber seitdem sitzen wir in dieser Kette fest. Als die Hütte restlos abgebrannt war, blieb einzig die Kette zurück. Die Samurai überreichten sie meinem Bruder, der sie wiederum dir schenkte. Ignorant wie er nun einmal war meinte er sie sei ein Mahnmal und solle dich daran erinnern immer deine Pflicht als Prinzessin vor alles andere zu stellen. Er wusste nicht dass wir beide dort drin gefangen waren und mit dir kommunizieren können. Gemeinsam mit dir versuchten wir einen Weg zu finden um den Bann zu lösen und uns zu befreien. Leider haben wir noch keine Lösung gefunden und sitzen nach wie vor hier fest.“

Ich nickte nachdenklich und versuchte mir alles einzuprägen was ich soeben erfahren hatte. „Ihr wusstet das ich wiedergeboren werden würde? Woher? Und zu welchem Zweck?“

„Nachdem dein Vater völlig verrückt geworden ist und sich im eigenen Schloss eingeäschert hat, wurdest du sehr bald schwer krank. In einem Anflug von Verzweiflung hast du dein verbleibendes Leben an niedere Dämonen verkauft für die Hoffnung deinen Lord Sesshoumaru nochmal zu sehen. Nach deiner Andeutung von vorhin nehme ich an du erinnerst dich wie das ausging. Jedenfalls haben wir drei gemeinsam für deine Seele gebetet. Das du eine neue Chance bekommen würdest um dein Glück zu finden. Wie es scheint wurde dieses Gebet erhört.“

„Ja. Nur auf den Teil mit dem Glück warte ich wohl vergeblich.“, gab ich zur Antwort.

Zu meiner Überraschung war es nun wieder Setsuna die erwiderte: „Manche Dinge brauchen eben ihre Zeit. Bei dem Versuch uns zu Beweisen unterlaufen uns die seltsamsten Fehler. Dämonen wie auch Menschen. Es sind große Pfotenspuren in die Lord Sesshoumaru tritt. Sehr große.“

„Hm. Sicher hast du recht.“ Aber wessen Spuren sind es denen er folgt? Die seines Vaters? Der konnte ja kein Problem mit Menschen haben, schließlich war Inu Yashas Mutter ein Mensch. Oder waren es die seiner Mutter? Verlassen worden zu sein, noch dazu wegen einem Menschen, hatte ihr wohlmöglich ganz und gar nicht gefallen. Wer von beiden Elternteilen wohl den größeren Einfluss auf Sesshoumaru hatte? Wieder so viele neue Fragen. Seufzend ließ ich meinen Blick durch den Raum wandern. Bei meinem Wecker angelangt schreckte ich jedoch auf. „Ohje! Ich muss doch zur Schule!“
 

Eilig tauschte ich meinen Pyjama gegen die Schuluniform und hatte gerade erst das letzte Schulheft in meine Tasche geworfen als es an der Tür klingelte. Die Tasche unter den Arm geklemmt stürmte ich aus der Wohnung. „Guten Morgen Kagome.“

„Morgen Saju. Hast du heute etwa verschlafen?“, fragte diese grinsend.

„Nein, das nicht gerade. Aber ich habe noch mit Saras Onkel gesprochen und darüber die Zeit vergessen.“

„Wie hast du… Steckt etwa er in der Kette?“

„Ja. Woher weißt du das?“, fragte ich überrascht.

„Es ist ähnlich wie ich die Splitter des Juwels spüre. Aber es sind zwei Geister in der Kette, oder? Wer ist der zweite?“

Also erklärte ich Kagome auf dem Weg zur Schule was es mit der Kette auf sich hatte.
 

In der Schule fiel es mir schwer mich auf den Unterricht zu konzentrieren. Gedankenverloren kritzelte ich auf meinem Block anstatt dem Lehrer zuzuhören und mitzuschreiben. Als die Schulglocke zur Pause läutete kam Kagome zu mir an den Tisch.

„Er geht dir wohl nicht mehr aus dem Kopf?“, fragte sie freundlich.

„Wer?“ Verwundert blickte ich von Kagome zu dem Blatt auf dem ich so geistesabwesend gezeichnet hatte. Es war über und über mit Sesshoumarus Augenpartie bemalt, zweifelsfrei als solche zu erkennen weil ich einige Male auch den Mond dazu gemalt hatte den seine Stirn zeigt. „Oh.“ Wieder einmal stieg mir die Röte ins Gesicht. „Ich habe das Gefühl mein Leben verfällt in Chaos seit ich die erste Erinnerung an mein früheres Leben zurück habe.“

Mitleid lag in Kagomes Blick. „Du hast das Recht dein neues Leben zu leben. Du musst nicht nochmal ins Mittelalter reisen wenn du das nicht möchtest.“

Einen Moment dachte ich über diese Möglichkeit nach. Nicht wieder ins Mittelalter reisen. Keine Dämonen, keine Lebensgefahr, kein Sesshoumaru. Der letzte Gedanke versetzte meinem Herz jedoch einen Stich. Selbst der Tod hatte meine Gefühle nicht auslöschen können. „Doch, das muss ich.“, sagte ich leise.

Dennoch blieb das Mittelalter gefährlich. Ich war bereits Dämonen begegnet die meinen - erneuten - Tod wollten oder mich wegen irgendwelcher Kräfte absorbieren, wie Naraku angedeutet hatte. Es könnte nicht schaden wenn ich lernte mich zu verteidigen.

Nachdenklich erinnerte ich mich an den Schwerkampf vom Schulfest. Hätte mich nicht eine Erinnerung beim dritten Gegner außer Gefecht gesetzt wäre ich vielleicht noch weiter gekommen. Als Prinzessin aus einer Samurai-Familie hatte ich in meinem letzten Leben Unterricht im Schwertkampf bekommen. Im Moment wusste ich nicht wieviel ich davon noch einzusetzen vermochte, aber ich war entschlossen es herauszufinden.

Als der Unterricht vorbei war ging ich also zum Kendo-Club um mich dort zum regelmäßigen Training anzumelden. Ich bat Kagome jedoch zuvor noch ausdrücklich darum dies im Mittelalter nicht zu erwähnen. Wohlmöglich würde es nur unnötig Erwartungen hochschrauben dass ich bald kämpfen konnte um mich selbst zu verteidigen. Da ich mein Können diesbezüglich aber noch gar nicht einschätzen konnte und vielleicht ja auch in diesem Leben zu ungeschickt sein würde, war es mir lieber wenn keiner nach meinen Fortschritten fragen würde.
 

Im Club wurde mehrfach die Woche nach dem Unterricht trainiert. Mein erstes richtiges Training fand direkt diesen Nachmittag statt. Als Neueinsteiger wurden mir zuerst die korrekten Bewegungsabläufe gezeigt die ich unzählige Male wiederholte bis ich mir die richtige Körperhaltung merken konnte.

Bis zum Abend war ich einigermaßen erschöpft und gönnte mir ein entspannendes Bad bevor ich die Hausaufgaben erledigte.

Die verbliebene Zeit vor dem Schlafen gehen wollte ich nutzen um nochmals mit Sahiro und Setsuna zu sprechen. Auf dem Sofa sitzend konzentrierte ich mich auf meine Kette, die ich dadurch schwach als zwei pulsierende Punkte wahrnahm. „Sahiro?“

„Wir sind hier.“, kam die Antwort von dem Geist meines Onkels, der soeben wieder für mich sichtbar geworden war, wie auch der Geist seiner Geliebten.

„Naraku sagte er wolle meine spirituelle Energie aufnehmen. Auch du sprachst heute morgen davon, dass ich irgendwelche Kräfte geerbt hätte. Was hat es damit auf sich? Was genau sind das für Kräfte?“

„Es sind Kräfte die deiner Seele inne wohnen. Sie können zur Verteidigung und für magische Angriffe genutzt werden wenn man sie zu beherrschen weiß.“

„Bitte bringe es mir bei. Ich will nicht länger so schutzlos sein.“, bat ich ihn. Und so begannen wir mit Meditationsübungen um mir meine Kräfte bewusst zu machen und sie richtig kontrollieren zu können. Dabei erklärte mir Sahiro, dass die Menge der Energie über die ein Mensch verfügen kann individuell ist und nicht von diesem Training beeinflusst wird. Die Meditation hingegen war nötig um den Energiefluss aufzuspüren der beständig durch den Körper strömte und natürlich um diese Energie in die gewünschte Bahn zu lenken. Für den Anfang erforderte es meine volle Konzentration um die Kraft zu einem kleinen Schild zu formen der wenige Zentimeter von meiner ausgestreckten Handfläche entfernt flackerte und etwa die Größe einer Musik-CD hatte. Schon das kurze Lob das Sahiro aussprach um meine Bemühungen zu bestärken lenkte mich zu sehr ab und der Schild verschwand wieder.

Ich übte eine Weile weiter bis ich Kopfschmerzen bekam. Bis dahin hatte ich es geschafft meinen Schild um ein paar Zentimeter im Durchmesser zu vergrößern. Er flackerte jedoch nach wie vor als würde er zittern wie ein verkrampfter Muskel. Außerdem löste er sich bei der kleinsten Ablenkung wieder auf, was mich verbissen grummeln ließ.

„Du verkrampfst dich zu sehr. Versuche dich weniger in deiner Kraft fest zu beißen und mehr zu entspannen, dann verlierst du nicht bei jeder Ablenkung die Kontrolle. Weniger denken und dafür mehr fühlen.“, sagte Sahiro zum Abschluss, lächelte jedoch aufmunternd.

Ich nickte. „Ja, danke. Ich versuche es morgen weiter. Jetzt habe ich Kopfschmerzen und es ist spät. Ich sollte definitiv schlafen gehen. Gute Nacht.“
 

Die nächsten Wochentage verliefen ähnlich. Jede Nacht sah ich im Traum weitere Erinnerungen aus Saras Leben, von ihrer Kindheit und dem Leben als Prinzessin. Direkt vor dem Aufwachen jedoch wechselten meine Träume immer zu Sesshoumaru und seinen unergründlichen goldenen Augen. Ich kam mir vor als sei ich besessen doch konnte ich mich einfach nicht von ihm los sagen.

Dann ging ich zur Schule und machte mit Kagome zusammen die Hausaufgaben. Die restliche Zeit verbrachte ich mit dem Trainieren für Schwerkämpfe - an den Tagen an denen der Club kein Training hatte übte ich für mich allein - und der Beherrschung meiner Kräfte. Außerdem spielte ich auch ein wenig auf meiner Flöte, sodass mir zumindest im wachen Zustand wenig Zeit blieb um über Sesshoumarus Verhalten mir gegenüber nach zu grübeln oder mir wohlmöglich irgendwelche Hoffnungen für die Zukunft zu machen.

Was meine Kräfte anging machte ich jeden Tag ein wenig Fortschritte. Sahiro und Setsuna verwickelten mich in Gespräche während ich versuchte den Schild um mich herum wachsen zu lassen. Sie sagten es sei besonders wichtig dass ich auch bei Ablenkung meine Kräfte kontrollieren könnte denn im Ernstfall müsste ich meinen Schild aufrecht erhalten und gleichzeitig auf meine Umgebung achten können.

Ich stellte fest, dass die Kopfschmerzen die ich von dem Einsatz dieser Kräfte bekam umso stärker wurden wenn ich eine größere Menge zu kontrollieren versuchte um zum Beispiel einen Schild komplett um mich herum anwachsen zu lassen.

Es frustrierte mich, dass ich noch keinen Schild um mich herum schließen konnte.

Sahiro versuchte mich zu beruhigen. „Du hast genug Kraft dafür und du machst gewaltige Fortschritte. Dadurch dass du dich mehr und mehr an dein altes Leben erinnerst musst du mit der Kontrolle deiner Kräfte nicht ohne Vorkenntnisse anfangen und hast schon weitaus mehr geschafft als ein Anfänger in dieser Kunst. Es ist allerdings wie ein weiterer Muskel den du trainieren musst. Im Moment ist er nicht trainiert genug um deine gesamte Kraft einzusetzen und dein Körper ist so klug dir deine Grenze aufzuzeigen. Im Training solltest du darauf achten. Hebe dir deine Reserven für den Ernstfall auf. Wobei wir natürlich hoffen dass du in diesem Leben von weiteren derartigen Situationen verschont bleibst. Aber da du ja planst wieder ins Mittelalter - wie du es nennst - zu gehen… Da kann man nie wissen.“, schloss er seine Rede lachend ab.

Ich rieb mir die Schläfen die nach der letzten Trainingseinheit nun schmerzhaft pochten. „Dann sind diese Kopfschmerzen wohl sowas wie Muskelkater im Geiste? Aber wenn ich wieder diesem Naraku begegne muss ich mich verteidigen können!“

„Das kannst du! Setsuna und ich, wir glauben an dich.“, sagte Sahiro.

„Und wir sind immer da wenn du uns brauchst.“, fügte Setsuna hinzu, klang jedoch eher deprimiert als aufmunternd.

Nun ja, wo sonst sollten die beiden aber auch hin gehen. Sie steckten seit Jahren in dieser Kette fest die nun in meinem Besitz war. In diesem Fall war er nur allzu verständlich dass sie deprimiert war. Ich hingegen war frei mein Leben zu leben. Ein Lächeln schlich sich auf mein Gesicht. Ja, ich würde mich verteidigen. Vielleicht noch nicht perfekt, aber allemal besser als am letzten Wochenende.

Und wenn ich erstmal meine Kräfte nutzen könnte ohne mich danach zu fühlen als wäre ein Lastwagen über mein Hirn gefahren, dann würden wir zusammen eine Lösung finden um die beiden aus ihrem Gefängnis in der Kette zu befreien.
 

Am Samstag früh packte ich aufgeregt meinen Rucksack fürs Wochenende um wie verabredet mit Kagome ins Mittelalter aufzubrechen. Der Rucksack enthielt unter anderem Waschzeug und Handtuch, Wechselkleidung falls ich es irgendwie schaffte an einem Wochenende meinen Kimono einzusauen - ich wusste ja schließlich auch nicht wie das Wetter vor 500 Jahren sein würde - und eine kleine Erste Hilfe Ausstattung.

Ich trug einen Kimono wie beim Training, sodass ich mich uneingeschränkt bewegen konnte. Meine Flöte nahm ich dieses mal auch mit und steckte sie wie gewohnt in den Kragen des Oberteils. Dann schwang ich mir meinen Rucksack auf den Rücken und lief voller Ungeduld die Treppen zum Higurashi-Schrein empor.

Ob Sesshoumaru wieder im Dorf wäre? Obwohl ich es nicht erwarten konnte ihn wieder zu sehen war ich mir nicht sicher ob ich wollte das er dort im Dorf war. Es würde wieder viele Neugierige Ohren geben und viel lieber wollte ich mit ihm alleine Sprechen. Ansonsten würde ich eh nicht viel aus ihm heraus bekommen denn jedes Mal wenn jemand dazu gekommen war, war er wieder verschwunden.

Ich klopfte bei den Higurashis, die gerade noch am Frühstückstisch saßen und mich einluden mit ihnen zu essen. Da ich mein Frühstück vor lauter Ungeduld ausgelassen hatte, nahm ich danken an. Allerdings brachte ich nur wenige Bissen runter weil mein Magen rebellierte. War ich dieses Wochenende noch aufgeregter als zuvor? Mein Versuch mir keine Hoffnungen zu machen war dann wohl gescheitert.
 

Schließlich brachen Kagome und ich auf.

„Das wird sicher ein tolles Wochenende.“, sagte Kagome fröhlich. Versuchte sie mich aufzumuntern? Ob sie wohl gesehen hatte wie ich unruhig mit den Zähnen knirschte? Oder war es nur ihre eigene echte Freude wieder ins Mittelalter zu gehen? Vielleicht freute sie sich so sehr auf Inu Yasha und ihrer beider Freunde. Wie lange reiste sie wohl schon ständig zwischen den Zeiten hin und her? Und nun hatte sie mich als Klotz am Bein. Ich bekam ein leicht schlechtes Gewissen.

„Ja, bestimmt wird es toll.“, stimmte ich ihr zu und versuchte möglichst erfreut zu klingen. Ich kontrollierte allerdings nicht ob ich sie überzeugt hatte sondern sprang voraus in den Schacht des Knochenfresser-Brunnens und ins Mittelalter, in Gedanken wieder bei Sesshoumaru.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  YamiYamira
2015-12-16T20:19:48+00:00 16.12.2015 21:19
Hallo Eponadis,

Ich finde deine Geschichte sehr gut und habe sie fast am Stück gelesen. Mir gefällt dein Schreibstil dahingehend sehr gut, dass du die Geschichte nicht überstürzt, allerdings finde ich wiederum, dass sich anderes sehr hinzieht. Ich hoffe dir ist konstruktive Kritik willkommen:

Mich wundert es, dass die ganze Truppe um Kagome und Inu Yasha so viel Zeit im Dorf verbringt, anstatt auszuziehen und Naraku bzw. die Juwelensplitter zu sammeln. Die Ausflüge sind natürlich bisher auf die Wochenenden beschränkt, weil du versucht die ganze Geschichte logisch zu halten und alles passend zu machen....aber vielleicht würde etwas Chaos oder die Angst, nicht in die normale Zeit zurückkehren zu können, für noch mehr Spannung beim Lesen sorgen? Sind natürlich nur Gedanken von mir persönlich aber ich hoffe du merkst, wohin sich meine Kritik richtet?

Mir gefällt es zudem sehr, dass du konsequent in der Ich-Perspektive bleibst. Dadurch betrachtest du auch Sesshomaru aus den Augen einer jungen Frau, die kaum etwas über ihn weiß und lässt ihn so weiterhin geheimnisvoll und unnahbar erscheinen. Wenn du eine Rat hören möchtest: bleib absolut dabei! Wechsle nicht zwischendurch hin und he.

Was ich mir noch wünschen würde: dass Saju tatsächlich eine wichtige Rolle in der Handlung bekommt und nicht etwa ins Mittelalter geht aus einer Laune heraus. Es wirkt auf mich als Leser manchmal fast, als wäre das für Saju lediglich eine Freizeitbeschäftigung. Ich würde mir wünschen zu erkennen, dass sie unabdingbar ist. So wie InuYasga darauf wartet, dass Kagome endlich aus dem Brunnen kommt, um mit ihrer Hilfe nach den Splittern zu suchen, so sollte es auch für Sesshomaru einen Grund geben auf Saju zu warten.

Aber genug für dieses Mal! Ich kann das nächste Kapitel gar nicht erwarten :-)
Von:  CheyennesDream
2015-12-09T14:42:32+00:00 09.12.2015 15:42
Jetzt habe ich die FF durchgelesen und jedes kapi fesselte mich. Dabei habe ich nicht einmal bewusst wahrgenommen das sie in Ich Form - korrigiere Saju Part in Ich Form ist. Zum Glück.
Kompliment. Wer das bei mir schafft hat was drauf.

Kann es kaum erwarten bis es weitergeht. Da ich weiß wie viel Arbeit in einer Geschichte steckt, übe ich mich in Geduld, solange du tatsächlich weitermachst.

Chris


Antwort von: abgemeldet
07.01.2016 08:03
Danke sehr :)
Ich habe die Geschichte als ich die ersten Kapitel fertig hatte nachträglich in die Ich-Form umgeschrieben weil es mir ermöglicht viel mehr auf Sajus Gefühle und Gedanken einzugehen.


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