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Kurzgeschichten

Erik & Madeleine
von

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Ausgeburt von P.

Ursprünglich zwar ein RPG-Move, kann man die sogenannte 'Ausgeburt von Perversion' auch als Kurzgeschichte ansehen.
 

Es geht darum was geschähe, wenn Erik Madeleines Stimme zerstörte, indem er sie in Höhen krächzen ließ, die für sie nicht geeignet wären - womit sie letzendlich auch ein paar ihrer natürlich hohen Töne und einiges an Stimmqualität verlöre.
 

NICHTS FÜR SCHWACHE NERVEN!
 

____________________________________________
 

Ausgeburt von Perversion
 

Erik setzte sich nieder, nachdem sie das Zimmer verlassen hatte. Jetzt war alles aus!

Kurze Zeit später vernahm er das Geräusch einer schlagenden Tür und ein weiteres, als das Holz des Rahmens splitterte. So aufgebracht hatte er Madeleine noch nie erlebt .... es musste tatsächlich zu Ende sein! Ein für allemal!

Aber sie traf keine Schuld. Nein, nein, er war es gewesen, nur er, der, im Eifer seines krankhaften Strebens nach Perfektionismus, ihre Stimme zerstört hatte. Nun würde sie niemals wieder singen können, wie sie es einst getan hatte.... .

Resigniert starrte der maskierte Mann im Frack zu Boden. Er stand ganz offensichtlich unter Schock.

Madeleine mochte inzwischen wieder zu Hause sein. Zu Hause. In ihrem Haus! Dort gab es keinen Platz für ein Phantom. Erst recht nicht für eines, das ihren Traum zerstört hatte.

Bei dem Versuch, sich auszumalen, wie sich die junge Frau nun wohl fühlen müsse, brach ihm augenblicklich der kalte Schweiß aus und ihm wurde so kalt und elend zumute, dass er glaubte, auf der Stelle tot umfallen zu müssen. Und selbst wenn nichts dergleichen geschähe, es sollte doch definitiv!

Ja! Der Tod ... das wäre die gerechte Strafe für sein Verbrechen.

Reue und Schuld, wie er sie noch niemals zuvor in seinem Leben gespürt hatte, wallten in Erik auf und er erhob sich mit einem wütenden Aufschrei abrupt, wobei der Stuhl, in welchem er zuvor gesessen hatte, nach hinten umkippte.

Der Tod ... doch erschien ihm diese Strafe nicht gut genug, nicht hoch genug angesichts der Tatsache, dass er ihr Leben zerstört hatte. Madeleine hatte das Konservatorium durchlaufen, dass sie Sängerin werden wollte hatte für sie seit frühester Kindheit festgestanden. Sie liebte die Musik auf ähnliche Weise wie er, empfand sie wie er... und hatte unter ihm doch so unendlich große Fortschritte gemacht. Wie nur, um alles in der Welt, konnte es so weit kommen?

Er hatte ihre Stimme zerstört!

Nach und nach erst wurde ihm das volle Ausmaß dieser seiner Tat bewusst und mit dem Schwinden der Ungläubigkeit des Schocks wuchs die Verzweiflung ins Unermessliche, bis er sich bog und wandte, die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen, wimmernd und voll von Selbsthass und -mitleid.

Es wäre nur gerecht, wenn auch er, wie sie, niemals wieder musizieren könnte ... !

In der Küche erst wurde er sich bewusst, wo er sich befand ... und sein Blick wanderte hastig, mit einem wirren, verzerrten Blick über die Einrichtung, bis er es entdeckte ... .

Oh ja, er würde unter Qualen sterben!
 

Es dämmerte bereits, auf den Straßen von Paris brach die Nacht herein, als eine maskierte Gestalt in Richtung von Madeleines großem, einsamen Haus am Rande des Stadtparks taumelte. Sie hatte den linken Arm unnatürlich angewinkelt und an sich gepresst und wenn man genauer hinsah fiel einem auf, dass der Arm sogar provisorisch geschient war.

In den Augen des Phantoms stand Schmerz geschrieben - purer, körperlicher, elementarer Schmerz -, als er sich ungeschickt mit der rechten Hand Eintritt zu Madeleines Behausung verschaffte und eintrat.

"Madeleine....?" keuchte er und suchte das untere Stockwerk systematisch nach ihr ab, dann das darüberliegende, bis er sie schließlich gefunden hatte. Sie saß im Bett, aufrecht, alarmiert vom Klang seiner Stimme wohl, und ihr Blick machte auf ihn einen kalten, ablehnenden Eindruck, der ihm das Herz zerriss und so verharrte er erst, bis er schließlich vor ihrem Nachtlager leidenschaftlich niederkniete, wobei er ihre verweinten Augen bemerkte.

"Madeleine... !" er ergriff ihre Hand, ehe sie sich ihm entziehen konnte und küsste sie inbrünstig, sah dann wieder zu ihr auf. Eine weitere Welle von Schuldgefühlen schwappte über ihn herein beim Anblick ihres doch sonst so makellos reinen Gesichts, das nun von Verzweiflung matt und geisterhaft bleich erschien.

Und noch einmal wiederholte er ihren Namen, "Madeleine!", wie eine Formel, um bei Verstand zu bleiben, den Blick auf ihre Augen gerichtet, wobei ein seltsam verstörter Ausdruck, wie etwa der eines geprügelten Hundes, darin zu lesen war "Madeleine, ich.... wollte dir nicht weh tun!" flehte er geradezu, ehe sich seine Augen weiteten und ein geradezu übergeschnapptes, doch zweifelsfrei erfreutes Kichern seiner Kehler entrann "Sieh nur! Sieh!" und mit diesen Worten hob er den linken Arm aus der Schiene und zeigte den Stummel der Hand, bandagiert in weißen Verbänden, die jedoch die Blutung nicht eingehend zu stoppen wussten "Ich habe sie mir einzeln abgehackt! Jeden Finger! Jetzt werde ich auch niemals wieder Musik machen können!" weiterhin sah er Madeleine in die Augen, halb wahnsinnig vor Schmerz und gleichzeitig aufs Äußerste erregt wegen seines Opfers.

"Es tut so schrecklich weh, Madeleine!" eröffnete er ihr, wie im Zustand höchster Ekstase, dabei aus seinen roten Augen jeder Bezug zur Realität gewichen war und man sich wirklich fragen konnte, ob er sie überhaupt noch wahrnahm oder weitersprechen würde, selbst wenn sie das Zimmer verließe.

Erik sprang auf. "Es tut so weh! Oh, ich werde unter Qualen sterben, Madeleine!" Tränen der Freude und der Erleichterung rannen über sein maskiertes Gesicht und sorgten dafür, dass der weiße Stoff, der es bedeckte, befeuchtet wurde und an seiner pergamentenen Haut zu kleben begann. "Das muss dich doch freuen, oder, Madeleine? Ich tue das alles nur für dich! Nur für dich! Denk nur, der Mann, der dir all das angetan hat, der Mann, der... !" aber Erik sollte nicht dazu kommen, weiterzusprechen, denn seine Worte gingen über in ein helles, schrilles Lachen, wie man es gelegentlich aus einer Irrenanstalt oder aus den tiefsten tiefen der Hölle heraus zu vernehmen in der Lage war.

Auf den hysterischen Lachanfall folgte leises schluchzen, während dem er sich wieder in die Knie vor ihrem Bett sinken ließ, um, den Arm wieder unter der Schiene versteckend, den fiebrig heißen Kopf keuchend auf die kühle Zudecke Madeleines aufzulegen. "Und doch, Madeleine... !" sprach er sie wieder an, nachdem es ihm einigermaßen gelungen war, sich zu beruhigen "Selbst jetzt ersehne ich noch nichts weiter als ein liebes Wort von dir, Madeleine!" er sah zu ihr auf, wieder lag in den Augen des Phantoms der verstörte, der Welt und ihrer Grausamkeit gegenüber vollkommen verständnislose Blick "Ich bin verdorben!" stellte er fest "Abgrundtief verdorben und Egoistisch! Ich verdiene jede Strafe! Bitte, vergib mir, Madeleine... vergib mir! Vergib... MIR... !"



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Kommentare zu diesem Kapitel (14)
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Von: abgemeldet
2006-04-14T20:06:13+00:00 14.04.2006 22:06
hast wie schon gesagt einen guten schreibstil dieser Teil gefiel mir auch^-^'''
*knuddelz mal shanna* Ich hoffe irgendwie das sie Erik irgendwie verzeiht...naja mal kurz noch gesagt du kannst dich irgendwie gut in Personen reinversetzen und andere Gedankenvorgänge verständlich rüberbringen

echt schön
Von:  RallyVincento
2006-02-28T10:13:31+00:00 28.02.2006 11:13
Hab mir gerade aufgrund unserer kleinen "Sinnfrei" Erzählung noch einmal deine Kurzgeschichten durchgelesen und dachte mir dann ich müsste unbedingt noch einmal ein Kommi schreiben. Besonders weil mein erstes Kommi *nach unten lins* echt mager und einfallslos war. ^^v

Beim erneuten lesen hab ich festgestellt das ich noch lange nicht so gut schreiben kann wie du. Du schaffst es jede Stimmung und sei sie noch so gering einzufangen und zu beschreiben.
Außerdem hast du kein Problem damit auf Anhieb deinen eigenen einzigartigen Erik zu kreieren, ich hab allein 4 Kapitel + etliche Ratschläge von dir gebraucht um das zu schaffen. ^^

Aber wieder zurück zu deinen Kurzgeschichten.
Ich finde es toll das Erik in Madeleine jemanden gefunden hat der die Musik genauso liebt wie er. In dem Moment wo er vor ihr kniet und ihr den Stummel seiner Hand zeigt war ich erneut entsetzt.
Auch ihren Einfallsreichtum im Bezug auf Kapitel 2, die Szene mit der Geige, fand ich sehr belustigend und seine damit verbunde Resignation. Wie einfach man doch Erik bewegen kann etwas zu essen.

Zum Abschluß hoffe ich das du bald wieder so etwas tolles hochlädst ^^ *knuddel*
Von:  RallyVincento
2005-10-22T10:33:33+00:00 22.10.2005 12:33
Hab gerade alle Deine Kurzgeschichten zu Erik und Madeleine gelesen und bin begeistert. An einigen Stellen musste ich mir sogar Tränen aus den Augenwinkel weg wischen.^^

LG Rally
Von:  Bluey
2005-08-19T06:42:22+00:00 19.08.2005 08:42
Ich habe jetzt alle Teile durchgelesen und bin beeindruckt.
Eine gelungene, plastische Wortwahl, die dem Leser das Gefühl vermittelt, man steht mitten in der Geschichte, man leidet mit Madeleine und fühlt mit Eric.
Seine extreme Reaktion, hervorgerufen durch seine Schuldgefühle und das Bestreben sich selbst zu bestrafen, ist echt krass. Aber trotz das er in seinem bisherigem Leben von einer ignoranten Gesellschaft so ausgerenzt und enttäuscht wurde, will er dem einzigem Menschen, dem er etwas bedeutet, beweisen, dass er es wert ist geliebt zu werden und dass es ihm leid tut- mit sehr extremen Methoden.
Und gerade weil er mit seiner Selbstverstümmelung schon richtig krank reagiert, tut er mir schon wieder leid.
Du hast es geschafft, die Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit beider fantastisch rüberzubringen.
Klasse geschrieben und ich kann nur sagen: Bitte weiter so und mehr davon!
Von:  Edweyrd
2005-08-16T20:46:30+00:00 16.08.2005 22:46
Ack! Ja, eine allzu bildliche Phantasie sollte man nicht haben, wenn man diese Geschichte liest. ;)
Auch ich kann nur Wasser auf das Mühlrad gießen/in die selbe Kerbe hauen/etc. ... Erik kommt sehr realistisch rüber. Gerade weil er sich so sehr in den Gedanken, er verdiene grausame Strafe, so sehr hineinsteigert. Die Art seiner Strafe passt auch zu ihm und ist gerade richtig von Dir beschrieben, so dass man sich (oder zumindest ich mich) gerade im richtigen Maße ekelt, es aber auch nicht zu graphisch ist.
Zu Deinem Schreibstil brauche ich doch wohl nicht schon wieder zu schreiben, dass er mir sehr gefällt, oder?
Alle verfügbaren Daumen nach oben!
Von: abgemeldet
2005-08-16T20:44:19+00:00 16.08.2005 22:44
hast nen guten schreibstil^^ (wie bereits erwähnt wurde^^') und deine geschichten sind immer wunderbar zu lesen - persönlich kenn ich den erik ja net, allerings habe ich ihn durch viele deiner geschichten allmählich kennengelernt^^
und seine reaktion erscheint... irgendwie... plausibel XD klingt eigenartig, passt aber

(ich find immernoch das madeleine tot sein könnte :p)

trotz allem, wie immer sehr gut geschrieben^^ mach weiter so
Von:  tough
2005-08-13T20:33:10+00:00 13.08.2005 22:33
Du hast mir die FF ja schon vorab mal gegönnt, als wir
über darkfic sprachen, respektive im darkie-Zirkel waren...
das ist für mich eine extrem gute darkfic.
Erlesene Wortwahl, harter Ansatz, brutal durchgezogen.
Aber wieso bezeichnen mich so manche Leute als grausam?
Die kennen Dich noch nicht.
Da ich nicht der Spezialist für PdO bin, kann ich nicht mehr dazu sagen, als mich der Kollegin anzuschließen:
Schreibe mehr kurz darkies, das scheint Dir zu liegen.
LG
tough
Von: abgemeldet
2005-08-12T21:42:27+00:00 12.08.2005 23:42
Mir hat die Geschichte auch sehr gut gefallen. Vorallem weil Erik in seinen Reaktionen und Gedankengängen sehr realistisch rüberkommt. Vorallem, wenn man den Leroux-Erik als Vorbild zugrunde legt. Es ist wirklich der völlig wahnhafte und unberechenbare Erik, und nicht das Kuschelweichmodell. Ich finde ihn ziemlich Incharacter. Vorallem weil du eben nicht schönfärberisch, sondern ehrlich geschrieben hast.

Also ich fand die Geschichte wirklich krass gut. Vorallem, weil du einen sehr angenehmen Schreibstil hast. In keinster Weise irgendwie schwülstig.
Von:  Lenuzius
2005-08-12T20:08:33+00:00 12.08.2005 22:08
Wunderbar.
Das war eine Geschichte nach meinem Geschmack! Wirklich fazinierend und fesselnd. Ich habe mit Begeisterung von Anfang bis Ende gelesen, obwohl ich das Lesen eigentliche veabscheue. Aber sowas les ich wirklich gerne! Es war dramatisch, fürchterlich, romantisch und irgendwie krank.
Du hast es super geschafft die Gefühle und Gedankengänge von Erik zu beschreiben.
Ein spitzen Werk.

Lenuzius
Von: abgemeldet
2005-08-12T19:40:32+00:00 12.08.2005 21:40
Was soll ich sagen?
Ich habe die Geschichte gelesen... hab sie ein zweites mal gelesen, hab dann meine beiden Schestern ins Zimmer geholt, das Licht abgeschalten und sie den beiden mit einer leisen dramatischen Hintergrundmusik vorgelesen... ^^

Ganz im Ernst Shanna, du hast dies hier toll geschrieben... Eriks Gedanken, seine Verzweiflung und sein Wahnsinn... all das hast du wunderbar zum Ausdruck gebracht.
Der Moment in dem er ihr seine verstümmelte Hand entlböst... oder geradezu 'vorführt' lässt mich erschaudern... schon alleine wegen seiner Worte und dem Ton in dem er sie ausspricht...
Ach Gott im Himmel, ich hab eine so lebhafte Fantasie... ich kann mich in fast alles hineinversetzen, was sicher auch ein Grund war weshalb mich deine Erzählung so gefesselt hat.

Wunderbar geschrieben.


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