Ausgeburt von P.
Ursprünglich zwar ein RPG-Move, kann man die sogenannte 'Ausgeburt von Perversion' auch als Kurzgeschichte ansehen.
Es geht darum was geschähe, wenn Erik Madeleines Stimme zerstörte, indem er sie in Höhen krächzen ließ, die für sie nicht geeignet wären - womit sie letzendlich auch ein paar ihrer natürlich hohen Töne und einiges an Stimmqualität verlöre.
NICHTS FÜR SCHWACHE NERVEN!
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Ausgeburt von Perversion
Erik setzte sich nieder, nachdem sie das Zimmer verlassen hatte. Jetzt war alles aus!
Kurze Zeit später vernahm er das Geräusch einer schlagenden Tür und ein weiteres, als das Holz des Rahmens splitterte. So aufgebracht hatte er Madeleine noch nie erlebt .... es musste tatsächlich zu Ende sein! Ein für allemal!
Aber sie traf keine Schuld. Nein, nein, er war es gewesen, nur er, der, im Eifer seines krankhaften Strebens nach Perfektionismus, ihre Stimme zerstört hatte. Nun würde sie niemals wieder singen können, wie sie es einst getan hatte.... .
Resigniert starrte der maskierte Mann im Frack zu Boden. Er stand ganz offensichtlich unter Schock.
Madeleine mochte inzwischen wieder zu Hause sein. Zu Hause. In ihrem Haus! Dort gab es keinen Platz für ein Phantom. Erst recht nicht für eines, das ihren Traum zerstört hatte.
Bei dem Versuch, sich auszumalen, wie sich die junge Frau nun wohl fühlen müsse, brach ihm augenblicklich der kalte Schweiß aus und ihm wurde so kalt und elend zumute, dass er glaubte, auf der Stelle tot umfallen zu müssen. Und selbst wenn nichts dergleichen geschähe, es sollte doch definitiv!
Ja! Der Tod ... das wäre die gerechte Strafe für sein Verbrechen.
Reue und Schuld, wie er sie noch niemals zuvor in seinem Leben gespürt hatte, wallten in Erik auf und er erhob sich mit einem wütenden Aufschrei abrupt, wobei der Stuhl, in welchem er zuvor gesessen hatte, nach hinten umkippte.
Der Tod ... doch erschien ihm diese Strafe nicht gut genug, nicht hoch genug angesichts der Tatsache, dass er ihr Leben zerstört hatte. Madeleine hatte das Konservatorium durchlaufen, dass sie Sängerin werden wollte hatte für sie seit frühester Kindheit festgestanden. Sie liebte die Musik auf ähnliche Weise wie er, empfand sie wie er... und hatte unter ihm doch so unendlich große Fortschritte gemacht. Wie nur, um alles in der Welt, konnte es so weit kommen?
Er hatte ihre Stimme zerstört!
Nach und nach erst wurde ihm das volle Ausmaß dieser seiner Tat bewusst und mit dem Schwinden der Ungläubigkeit des Schocks wuchs die Verzweiflung ins Unermessliche, bis er sich bog und wandte, die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen, wimmernd und voll von Selbsthass und -mitleid.
Es wäre nur gerecht, wenn auch er, wie sie, niemals wieder musizieren könnte ... !
In der Küche erst wurde er sich bewusst, wo er sich befand ... und sein Blick wanderte hastig, mit einem wirren, verzerrten Blick über die Einrichtung, bis er es entdeckte ... .
Oh ja, er würde unter Qualen sterben!
Es dämmerte bereits, auf den Straßen von Paris brach die Nacht herein, als eine maskierte Gestalt in Richtung von Madeleines großem, einsamen Haus am Rande des Stadtparks taumelte. Sie hatte den linken Arm unnatürlich angewinkelt und an sich gepresst und wenn man genauer hinsah fiel einem auf, dass der Arm sogar provisorisch geschient war.
In den Augen des Phantoms stand Schmerz geschrieben - purer, körperlicher, elementarer Schmerz -, als er sich ungeschickt mit der rechten Hand Eintritt zu Madeleines Behausung verschaffte und eintrat.
"Madeleine....?" keuchte er und suchte das untere Stockwerk systematisch nach ihr ab, dann das darüberliegende, bis er sie schließlich gefunden hatte. Sie saß im Bett, aufrecht, alarmiert vom Klang seiner Stimme wohl, und ihr Blick machte auf ihn einen kalten, ablehnenden Eindruck, der ihm das Herz zerriss und so verharrte er erst, bis er schließlich vor ihrem Nachtlager leidenschaftlich niederkniete, wobei er ihre verweinten Augen bemerkte.
"Madeleine... !" er ergriff ihre Hand, ehe sie sich ihm entziehen konnte und küsste sie inbrünstig, sah dann wieder zu ihr auf. Eine weitere Welle von Schuldgefühlen schwappte über ihn herein beim Anblick ihres doch sonst so makellos reinen Gesichts, das nun von Verzweiflung matt und geisterhaft bleich erschien.
Und noch einmal wiederholte er ihren Namen, "Madeleine!", wie eine Formel, um bei Verstand zu bleiben, den Blick auf ihre Augen gerichtet, wobei ein seltsam verstörter Ausdruck, wie etwa der eines geprügelten Hundes, darin zu lesen war "Madeleine, ich.... wollte dir nicht weh tun!" flehte er geradezu, ehe sich seine Augen weiteten und ein geradezu übergeschnapptes, doch zweifelsfrei erfreutes Kichern seiner Kehler entrann "Sieh nur! Sieh!" und mit diesen Worten hob er den linken Arm aus der Schiene und zeigte den Stummel der Hand, bandagiert in weißen Verbänden, die jedoch die Blutung nicht eingehend zu stoppen wussten "Ich habe sie mir einzeln abgehackt! Jeden Finger! Jetzt werde ich auch niemals wieder Musik machen können!" weiterhin sah er Madeleine in die Augen, halb wahnsinnig vor Schmerz und gleichzeitig aufs Äußerste erregt wegen seines Opfers.
"Es tut so schrecklich weh, Madeleine!" eröffnete er ihr, wie im Zustand höchster Ekstase, dabei aus seinen roten Augen jeder Bezug zur Realität gewichen war und man sich wirklich fragen konnte, ob er sie überhaupt noch wahrnahm oder weitersprechen würde, selbst wenn sie das Zimmer verließe.
Erik sprang auf. "Es tut so weh! Oh, ich werde unter Qualen sterben, Madeleine!" Tränen der Freude und der Erleichterung rannen über sein maskiertes Gesicht und sorgten dafür, dass der weiße Stoff, der es bedeckte, befeuchtet wurde und an seiner pergamentenen Haut zu kleben begann. "Das muss dich doch freuen, oder, Madeleine? Ich tue das alles nur für dich! Nur für dich! Denk nur, der Mann, der dir all das angetan hat, der Mann, der... !" aber Erik sollte nicht dazu kommen, weiterzusprechen, denn seine Worte gingen über in ein helles, schrilles Lachen, wie man es gelegentlich aus einer Irrenanstalt oder aus den tiefsten tiefen der Hölle heraus zu vernehmen in der Lage war.
Auf den hysterischen Lachanfall folgte leises schluchzen, während dem er sich wieder in die Knie vor ihrem Bett sinken ließ, um, den Arm wieder unter der Schiene versteckend, den fiebrig heißen Kopf keuchend auf die kühle Zudecke Madeleines aufzulegen. "Und doch, Madeleine... !" sprach er sie wieder an, nachdem es ihm einigermaßen gelungen war, sich zu beruhigen "Selbst jetzt ersehne ich noch nichts weiter als ein liebes Wort von dir, Madeleine!" er sah zu ihr auf, wieder lag in den Augen des Phantoms der verstörte, der Welt und ihrer Grausamkeit gegenüber vollkommen verständnislose Blick "Ich bin verdorben!" stellte er fest "Abgrundtief verdorben und Egoistisch! Ich verdiene jede Strafe! Bitte, vergib mir, Madeleine... vergib mir! Vergib... MIR... !"