Zum Inhalt der Seite

A Stranger In the Night

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

An Sophia, erster Teil

Kommentare sind natürlich willkommen!
 


 

A Stranger In The Night
 

I. An Sophia, 1.Teil
 

"Sophia.

Du wirst nicht glauben, was heute Nacht geschehen ist! Wen ich gesehen habe! Einen Mann, den ich das letzte mal sah, als ich noch ein Kind war. Natürlich wirst du nicht sofort verstehen, warum das so etwas Unglaubliches ist. Wir beide haben eine große Familie mit vielen Mitgliedern, die wir nur bei wichtigen Feierlichkeiten treffen. Grundsätzlich bei Beerdigungen, manchmal bei Hochzeiten. Bei Geburtstagsfeiern höchstens einmal, wenn eine reiche Erbtante hundert Jahre alt werden sollte. Aber dieser Mann.. Ich bin nicht mit ihm verwandt. Nachdem ich ihn zum ersten Mal traf, durchsuchte ich alle Fotoalben nach einem Bild nach ihm. Aber es war keines zu finden. Er ist kein Teil der Familie.

Oh, aber ich schweife vom eigentlichen Thema ab, Sophia. Das tut mir leid - ich möchte dich nicht langweilen. Das war wirklich nicht meine Absicht, auch wenn Geschichten über mysteriöse Männer dich vielleicht nicht besonders interessieren.

Vielleicht wirst du versehen, warum sein erneutes Auftauchen mich so verwirrt, so viele Fragen aufwirft.. Und warum es mich so freut. Doch dazu muss ich dir von meiner ersten Begegnung mit diesem Mann erzählen.."
 

Gabriel legte seinen Füller bei Seite und betrachtete die Zeilen auf dem weißen Papier. Seine sonst so ordentliche und gleichmäßige Handschrift zeugte von Aufregung und Hektik. Seine Unterlagen, die vorher die Tischplatte bedeckt hatten, waren achtlos zur Seite geschoben worden. Dabei waren sogar ein paar lose Blätter auf den Boden gefallen. Der junge Mann konnte nur den Kopf schütteln über sein eigenes Verhalten. Alles war so untypisch für ihn - wenn Sophia ihn so sehen würde, könnte sie es sicher nicht glauben. Er konnte es selbst kaum glauben. Seine Freunde und Kollegen kannten ihn als gelassene, ruhige Person, die sich für nichts besonders stark begeistern konnte und auch in schwierigen Situationen ruhig blieb. Er war schon kurz davor, das beschriebene Blatt zu zerknüllen, wegzuwerfen und die Ereignisse der Nacht einfach aus seinem Gedächtnis zu verbannen. Wenn er es sich nur oft genug vorsagte, würde er sicher selbst glauben, dass es nur ein wirrer Traum war. Doch dann erschien das Bild des Mannes vor seinem inneren Auge, er sah sein Lächeln, als stünde er direkt vor ihm. Wie von selbst griff Gabriel nach dem Füller und begann wieder zu schreiben.
 

"Ich habe dir nie davon erzählt. Wir kannten uns noch nicht, als es geschah. Dabei bist du meine älteste Freundin. Die einzige Freundin, die es Jahre lang mit mir aushält. Wie lange kennen wir uns jetzt, Sophia? 8 Jahre? 9? Ich bin mir nicht sicher. Du weißt, dass ich noch nie besonders gut darin war, mir Daten zu merken. Ich bringe die Zahlen immer durcheinander, verwechsle die Monate, die Wochentage.. Nur wenige Daten sind fest in meinem Gedächtnis verankert. Dein Geburtstag ist am 9. September, nicht wahr? Ich habe ihn erst einmal vergessen. Aber da hört es auch schon wieder auf - nicht einmal das Jahr weiss ich! Doch jenes Datum, das Datum der Begegnung mit diesem Mann, ist fest in meinem Gehirn verankert. Es war der 23. Januar. Ich war damals 13 Jahre alt. Dieser Tag, oder mehr diese Nacht, blieb mir im Gedächtnis haften wie nichts anderes.
 

Ich kann mich an alles erinnern, sogar an die Kleidung, die ich trug. An das Wetter. Es ist unglaublich, ich verstehe nicht, warum ich daran glauben konnte! Daran, dass ich es geträumt oder mir eingebildet habe! Mutter sagte das, als ich davon erzählte. Damals war ich genauso aufgeregt wie jetzt, unterschied mich genauso von meinem sonstigen selbst. Natürlich lief ich sofort nach Hause und erzählte es Mutter. Aber sie hat es mir nicht geglaubt. Niemand tat es. Auch nicht meine damaligen Schulfreunde. Ob du mir Glauben geschenkt hättest, Sophia?
 

Aber nun werde ich endlich zum Punkt kommen. Wie ich schon sagte, es geschah am 23. Januar. Es war bitterkalt draußen. Überall lag Schnee und es war schon seit Stunden dunkel. Eigentlich hätte ich nicht mehr nach draußen gedurft - Mutter machte sich schon immer zu viele Sorgen. Aber an diesem Tag war es anders. Ich durfte den Nachmittag bei Carsten verbringen. Wir gingen damals in die gleiche Klasse und waren wohl Freunde. Er hatte viele Bücher, genau wie ich. Carsten und ich brachten Stunden damit zu, auf seinem Bett zu sitzen und zu lesen. Aber genug von diesen nebensächlichen Dingen. Ich habe Carsten das letzte mal bei unserer Abiturfeier gesehen. So weit ich informiert bin, sollte er danach im Ausland studieren.
 

An diesem Abend durfte ich auch nach Einbruch der Dunkelheit bei ihm bleiben. Sein großer Bruder (Er war schon 22 und studierte Medizin. Er war immer sehr nett zu mir. Eine ganze Zeit lang war ich ein wenig in ihn verliebt.) sollte mich nach Hause bringen. Aber seine Freundin kam, um mit ihm ins Kino zu gehen. Ich musste schwören, es Mutter nicht zu verraten, doch letzten Endes ging ich allein nach Hause. Es war nicht weit und natürlich kannte ich den Weg gut, also bestand überhaupt kein Risiko.
 

Sophia, ich merke, dass ich viel zu detailliert erzähle. Das tut mir ehrlich leid. Natürlich möchte ich deine Zeit nicht verschwenden. Ich weiss doch, wie beschäftigt du immer bist.

Nun, wo war ich..? Ja. Ich war damals gar nicht mehr so weit von unserem Haus entfernt. Noch 200 Meter, dann wäre ich zuhause gewesen. Und dann sah ich IHN. Er stand einfach da, an eine Straßenlaterne gelehnt. Die Hände hatte er in die Taschen seiner Jacke gesteckt. Mutter hatte mir verboten, mit Fremden zu sprechen, besonders in der Nacht. Aber er sah so hübsch aus, dass meine Schritte einfach langsamer werden mussten. Er war viel schöner als Carstens Bruder, und diesen hielt ich damals für den Inbegriff der Schönheit. Ich musste einfach langsamer gehen und ihn betrachten. Seine Haare waren lang, sie reichten bis über seine Schulter. Sie waren braun und ein wenig gelockt. Seine Augen - ich konnte mich nie an die Farbe erinnern, egal wie sehr ich mich bemühte. Aber der Blick seiner Augen war merkwürdig. Sanft, beinahe schon liebevoll. Doch gleichzeitig spottend. Es ist schwer, seinen Blick zu beschreiben.
 

Seine Gesichtszüge waren weich, die Lippen schön geschwungen, die Wimpern dicht und lang. Er war wunderschön - anders kann ich es nicht ausdrücken. Dieser Mann war von überirdischer Schönheit. (Jetzt ist es sicher DEIN Blick, der spöttisch ist, Sophia. Ich weiss schon, meine Worte klingen nach einem kitschigen Roman.) Über seine Kleidung gibt es nicht viel zu sagen. Sie war alltäglich, aber ordentlich. Alles sah sehr teuer aus, obwohl nichts besonders auffällig gewesen wäre. Er blickte mich direkt an, was mich sehr erschreckte. Hatte ich ihn so offensichtlich angestarrt?
 

Direkt vor ihm blieb ich stehen. Frag nicht, warum. Ich tat es einfach. Er beugte sich hinunter - er war ein ganzes Stück größer als ich - und betrachtete mein Gesicht. Seine schönen Lippen formten sich zu einem Lächeln.

"Wie heißt du?" Seine Stimme war weich, zärtlich, und tief. Durch und durch angenehm. Die Frage überraschte mich damals sehr. Ich hätte nicht geglaubt, dass ein so schöner und eleganter Mann wie dieser nach meinem Namen fragte. Natürlich antwortete ich auf der Stelle.

"Gabriel." Damals war ich so aufgeregt, dass meine Stimme zitterte. Noch dazu war ich plötzlich heißer. Aus meinem Mund kam nur ein schiefes Krächzen. Doch er lächelte nur und stellte weiter fragen. Er wollte alles mögliche wissen - wie alt ich war, wo ich wohnte, welche Schule ich besuchte, welche Interessen ich hatte. Verschämt erzählte ich ihm, dass ich einmal Schriftsteller werden wollte. Auch darauf reagierte er nur mit einem Lächeln.

"Wer sind Sie?" Ich nahm all meinen Mut zusammen, um diese Frage zu stellen. Erst reagierte er nicht, doch als ich schon glaubte, dass er mich nicht gehört hatte, nahm er eine seiner Hände aus den Jackentaschen und legte sie an meine Wange. Die Berührung jagte Schauer über meinen Rücken. Seine Haut fühlte sich an wie Eis. "Das, Gabriel, wirst du noch erfahren. Wir werden uns wieder sehen - wenn du älter bist. Bis dahin, versuch einfach, mich zu vergessen. Oder noch besser.. Werde Schriftsteller und schreib ein Buch über mich. Soll ich dir eine Idee schenken?"

Ich konnte nur stumm nicken. Seine Worte verwirrten mich zu sehr.

"'Der Vampir'.. Wäre das nicht ein schöner Titel?"
 

"Verraten Sie mir ihren Namen?", stammelte ich und blickte ängstlich in seine Augen. Welche Farbe hatten sie? Es war einfach zu dunkel.

"Meinen Namen, Gabriel, wirst du erfahren, wenn wir und wieder sehen.." Das waren seine letzten Worte, bevor er verschwand. Ganz plötzlich, als hätte er sich in Luft aufgelöst. Ja, natürlich hat er das nicht. Ich glaube, ich sah ihm sogar nach, als er davon ging. Aber sicher bin ich mir nicht. Erst als er aus meinem Blickfeld verschwunden war, wurde mir die Bedeutung seiner Worte bewusst. Dieser Mann hatte behauptet, ein Vampir zu sein! Keine Sekunde lang zweifelte ich an daran, dass er die Wahrheit sagte.
 

Sophia.. Du hältst mich doch nicht für verrückt? Damals glaubte mir diese Geschichte niemand. Entweder sagte man mir, dass ich das nur geträumt habe - oder aber dass ich es mit einem Verrückten zu tun hatte. Aber daran habe ich nie wirklich geglaubt. Ich meine daran, dass ein Verrückter mir Lügengeschichten erzählt hat. Irgendwann begann ich zu glauben, dass es ein Traum war. Und trotzdem habe ich so oft Ausschau gehalten nach diesem Mann, auf der Straße oder wenn mir jemand Fotos zeigte. Ich wollte ihn finden. Sogar seinen Rat habe ich befolgt. Du weißt ja, dass ich Schriftsteller geworden bin, Sophia. Und du weißt, von welchem Thema mein letzter Roman handelt. Nur bei der Wahl des Titels konnte ich unmöglich auf ihn hören.
 

Aber, meine Liebe, bevor du mich nun für einen hoffnungslos verrückten Autoren hältst, dem seine eigene Fantasie einen Streich spielt, lass mich erzählen, was heute Nacht geschah.."
 

Plötzlich legte sich ein paar starker Hände auf Gabriels Schultern und ließ ihn erschreckt zusammen zucken. Er war so darin vertieft gewesen, jenes Erlebnis seiner Kindheit zu schildern, dass er gar nicht bemerkt hatte, wie jemand den Raum betrat. "Hab ich dich erschreck?", hauchte eine Stimme dicht an seinem Ohr, bevor warme Lippen seinen Nacken küssten. Langsam drehte sich Gabriel um, atmete tief ein und aus, bis sein Herzschlag wieder ein normales Tempo annahm. Vor ihm stand Robert. Das Gesichts seines Freundes zeigte Sorge und ein wenig Verwirrung. "Gabe, warum kommst du nicht ins Bett? Weißt du überhaupt, wie spät es ist? Die Nacht ist vorbei und du hast noch überhaupt nicht geschlafen!"
 

Ein Blick aus dem Fenster bestätigte ihm, dass Robert Recht haben musste. Draußen war es bereits hell. Und er hatte von all dem nichts mitbekommen, zu sehr war er in seine Schilderungen vertieft gewesen! Gabriel zuckte nur mit den Schultern. Jetzt konnte er auch nichts mehr daran ändern. "Gabe, Baby.. Arbeitest du etwa immer noch?" Robert schüttelte seufzend den Kopf und strich ihm ein paar Haare aus der Stirn. "Du sollst doch nicht immer so viel arbeiten." Der Schriftsteller nickte nur, erhob sich von seinem Drehstuhl und schob die beschriebenen Blätter zwischen in einen Schreibblock, bevor sein Freund einen Blick darauf werfen konnte. "Ich hatte eine Idee, die ich unbedingt aufschreiben musste. Aber ich kann noch nicht darüber reden, es ist alles noch zu ungenau, sozusagen ganz am Anfang..", log er. Es gefiel ihm nicht besonders, Robert anzulügen, doch eine innere Stimme sagte ihm, dass es besser wäre. Sein Freund würde ihn wahrscheinlich nur für verrückt halten und ihm kein Wort glauben. Oder, was am wahrscheinlichsten war, erklären, dass Gabriel zu viel arbeitete und sich das nun schon auf seine Psyche auswirkte. Solche Reden waren schließlich typisch für Robert.
 

"Lass uns ins Bett gehen. Du musst doch erst heute Nachmittag zur Arbeit, oder?" Er zwang sich zu einem gespielten Lächeln, stellte sich auf die Zehenspitzen und gab Robert einen kleinen Kuss auf den Mund, nur um kein Misstrauen aufkommen zu lassen.
 

Wenig später lagen sie im Bett, Robert schlang seine Arme um Gabriel und zog ihn an sich. Gabriels Hand kraulte zärtlich Roberts Brusthaar - doch seine letzten Gedanken vor dem Einschlafen galten dem mysteriösen Fremden.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (3)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2005-08-23T18:27:28+00:00 23.08.2005 20:27
*staun*
super schreibstil, irgendwie hab ich schon wieder ne inspiration für ne storie bekommen o.O'''
und fühl mich in deiner ff irgendwie in der zeit zurückversetzt, also für mich spielt die ff nicht in der heutigen zeit ...
Von: abgemeldet
2005-01-16T15:57:18+00:00 16.01.2005 16:57
Arg... >^^<
Oh Mann, Genial!!! Supi!!! Fantastisch!!!
*aufgeregt umherhüpf*
Weis garnet was ich sagen soll außer: EIN GLÜCK HAB I DEI FF GEFUNDEN!!!^^
Das erste Kapi is einfach klasse.*ges*
Dei Schreibstil is absolut perfekt und die Idee zu der Story... *schwärm*
Bin schon so gespannt wie es weiter geht!!!
Wie war das erneute zusammentreffen??? Und wie geht es danach weiter???
Auch das ein Teil der Story als Brief wiedergegeben wird is ne supi Idee...
Werd jetz au mal ganz schnell weiter lesen!!!^.-
Und dei FF auf mei Fav-Liste setzen.*gg*
Also bis glei!!!*wink*
Von: abgemeldet
2004-11-13T15:58:03+00:00 13.11.2004 16:58
*----------------* schreib weiter...*sabba* ich will gaaaaanz viele kapitel *bittend ansehe* find deinen schreibstil toll *---*


Zurück