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Abraxas

Die Sehnsucht in mir
von

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Der Grund

Der Grund
 

Nach einiger Zeit wagte Karin wieder die Augen zu öffnen. Was sie sah erschreckte und verblüffte sie gleichermassen. Die Steingestalten standen reglos um sie herum und blickten wartend auf sie herab. In ihren Augen lag noch immer dieser tückisch böse Ausdruck, doch hatte sich dazu nun eine Art Unterwürfigkeit gesellt, die man häufig bei Sklaven vorfand, die bis aufs äußerste gedemütigt, jeder Persönlichkeit beraubt, nur noch auf die nächste Anweisung ihres Herrn warteten, um jede weitere Misshandlung möglichst zu umgehen. Genau diesen Ausdruck fand Karin nun in den Augen der Riesen und erstaunlicherweise war sie es, auf deren Wort man erwartungsvoll wartete. Verwirrt richtete sie sich auf. Als sie sich nach einiger Zeit immer noch nicht rührten, wagte Karin sich umzudrehen und nach dem Vampir zu sehen.

Kain stand in sicherem Abstand auf einer kleinen Anhöhe und verfolgte die Szene ebenso verwundert wie Karin selbst, schien aber offensichtlich nicht gewillt wieder zurückzukommen, obwohl die Gefahr scheinbar vorüber war. Wer wusste denn, ob dass nicht auch nur wieder eine neue Finte der Steinernen war? Sie hatten nur eingesehen, dass es nichts brachte sie weiter zu verfolgen. Also stellte man sich einfach mit einer Fraktion gut, in der Hoffnung, dass die Andere, nach dem “Aha-da-passiert-ja-nichts”-Gedanken, ebenfalls wieder herkommt. HA! So blöd war Kain natürlich nicht. Wenn das Mädel zerfetzt wurde, hatte er von seinem Standpunkt aus immer noch genug Zeit zu verschwinden und sollten ihm die Biester trotz allem doch wieder zu nahe kommen, hatte er ja auch noch überflüssigen Ballast auf den Armen, den er zur Not erst einmal abwerfen konnte. Egal wie, Kain würde in jedem Fall schon irgendwie durchkommen!

In seinen Armen versuchte sich Yuuryon etwas mehr in Karins Richtung zu drehen, um ebenfalls zu sehen was geschah. Es war erschreckend, wie schwach und kraftlos die Bemühungen des Flussmenschen waren, doch war Leben in seinen Augen. Scheinbar hatte er sich entschieden zu kämpfen - diesmal wenigstens - und nicht wie sonst einfach aufzugeben und davonzulaufen.

“Wieso... bewegen sie sich nicht mehr?”,fragte er leise.

Kain deutete ein ratloses Stirnrunzeln an. “Vielleicht, weil sie das Mädchen für die andere Göre halten. Man kann sie ja nur an der Kleidung unterscheiden.”

Yuuryon schwieg einen Moment lang, dachte nach - man sah ihm an, dass es ihm Mühe bereitete. Trotzdem schien sein momentaner Zustand etwas positives zu haben. Der Dieb war scheinbar zu der Überzeugung gekommen, dass seine eigene Meinung vielleicht nicht gerade unerhebliche für die Gesamt-Konflikt-Bewältigung war. Also brachte man sich in das Gespräch ein und ausnahmsweise sollte er Recht behalten. Kain, der zwar auch getrost auf eine Kundgebung Yuuryons hätte verzichten können, ließ den Flussmensch reden. Wenn er sprach, konnte er wenigstens nicht einschlafen. Und das war gut!

“Wenn unser Mädchen von den Monstern nun für deren Mädchen gehalten wird, dann kann sie sie ja vielleicht befehligen”,sprach Yuuryon das aus, was auch Kain gerade durch den Kopf schwirrte.

“Möglich? Aber denkst du ich geh’ da runter und probiere das aus?”,lachte Kain höhnisch. “Guter Witz! Ne, ne wir beide bleiben schön hier oben stehen und schauen zu was passiert. Ich finde das ist nämlich gerade die richtige Entfernung zu den Biestern.”

“Aber sie müssten doch wissen, was mit Abraxas ist”,gab Yuuryon zu bedenken. Eins zu Null für den Flussmensch. Hoher Blutverlust war für seinen Hirnkasten wohl wirklich zuträglich. Wahrscheinlich glichen sich Mangel so gegenseitig aus. Was er normalerweise eben nicht im Kopf hatte, steckte nicht in seinen Beinen - na da vielleicht auch, so schnell wie der Feigling rennen konnte - sondern floss in diesem konkreten Fall durch seine Venen.

Kain fand die Idee irgendwie lustig, dass man den Dieb vielleicht nur anstechen brauchte, wenn gerade ein guter Gedankengang vonnöten war. Konnte man ja mal ausprobieren, wenn das hier alles vorbei war.

“Ich meine”,begann Yuuryon wieder, als Kain noch immer keine Reaktion zeigte. “Sie müssten doch zumindest wissen wo das andere Mädchen hingegangen ist und da muss doch auch Abraxas sein. Und wenn nicht, dann weiß die aber wenigstens vielleicht, was das hier alles ist und... wie wir hier rauskommen.”

Zwei zu Null. Der Vampir wartete noch einen Moment lang, indem er erneut das Mädchen und die stummen Riesen musterte, dann gab er sich einen Ruck und lief auf sie zu. Erst würde das Mädchen zerrissen werden, dann Yuuryon... bis dahin war er weg.

Karin hob ratlos die Schultern, als Kain bei ihr angekommen war. Noch immer warteten die Golems auf ihren Befehl. Aber welchen sollte sie ihnen denn schon geben?

“Sag ihnen, dass sie uns zu Abraxas bringen sollen”,forderte Kain mit gedämpfter Stimme. Karin nickte zustimmend. Ja, das war wahrscheinlich das Vernünftigste. Weglaufen hatte doch keinen Zweck. Beherrscht drehte sie sich zu ihnen und formulierte ihren Wunsch. Ihre Stimme klang unruhig, doch fehlte ihr nicht die notwendige Härte und die Steinernen gehorchten. Schweigend drehten sie sich um und begannen zielgerichtet durch die weiße Ebene zu wanderen. Kain und Karin folgten ihnen.
 

“Deine Mutter?” Abraxas blinzelte verwirrt. “Wieso sollte ich daran schuld sein, dass... Ich kenne sie doch gar nicht! Ich kenne wieder dich, noch deine Mutter! Warum soll ich schuld sein?” Das Mädchen lachte bitter und machte eine wegwerfende Handbewegung. “Oh doch, du kennst sie! Kennst sie sogar besser als dir lieb sein dürfte! Und sie kennt dich! Weiß von dir. Weiß immer wo du bist und alle ihre Gedanken drehen sich immer nur um dich - nur um dich.” Beherrscht drehte sie sich wieder zu Abraxas, sah auf ihn herab. Ihre Stimme klang ruhig und ausgeglichen, doch ihre Augen waren dunkel vor Wut. “Aber du verstehst das natürlich nicht. Du verstehst nicht, wie es ist vollkommen allein zu sein. Wenn man nur noch existiert aber nicht lebt, weil einen niemand beachtet. Du verstehst mich nicht. Du - der von allen geliebt wird.”

Abraxas verstand sie tatsächlich nicht, aber langsam begann sich vor seinen Augen ein Bild zu manifestieren. Wuchs und wurde immer genauer. Mit jedem Augenblick der verstrich, wurde die Ahnung in Abraxas stärker, wurde die Ahnung zur Gewissheit. Jetzt erst fügte sich alles zusammen, ergab ein einheitliches Ganzes. Und alles passte. Ihre Art zu sprechen, das eigentümliche Lächeln, die wunderschönen schwarzen Haare, die man nicht wagte zu berühren, da man fürchtete zu erfrieren und natürlich die angsteinflößende Macht des Kindes. All das ließ nur eine mögliche Antwort zu und Abraxas schollt sich in Gedanken selbst, warum er nicht eher darauf gekommen war - so offensichtlich doch alles vor ihm lag. Wie nur, fragte er sich, war er auf den törichten Gedanken gekommen, dass er das einzige Kind Liliths war, dass es neben ihm nicht auch noch andere Kinder der Nacht geben könnte? Aber wenn sie tatsächlich Liliths Tochter war, dann musste es doch auch einen Vater geben. Wer war das? Kain konnte es ja schlecht gewesen sein, schließlich war das Mädchen trotz ihrer Macht und dem Versuch möglichst erwachsen aufzutreten, kaum älter als fünfzehn Sommer.

“Und dein Vater? Was ist mit dem?”,fragte er eine Spur zu neugierig, aber es war zu spät, als er es bemerkte. Heraus war heraus. Das Mädchen hielt einen Moment inne, verwundert über das plötzliche Interesse Abraxas, ließ sich dann aber doch nicht davon abhalten ihm ihr Leid zu klagen. Sie schien zu den Menschen zu gehören, die sich gerne in der Person der Leidenden sahen, damit andere sie dann bedauern und bemitleiden konnten.

“Mein Vater...”,meinte sie andächtig, wiegte nachdenklich den schwarzen Lockenkopf hin und her, als müsse sie erst überlegen, wer das denn gleich noch mal gewesen war und sagte dann. “Mein Vater ist ein Feigling! Er fürchtet sich vor meiner Mutter, ist meistens so weit von ihr entfernt, wie es ihm nur möglich ist und kommt nur sehr widerstrebend, wenn sie ihn ruft. Und genauso verhält es sich mit mir.” Sie lächelte abschätzend. “Ich denke nicht, dass er Angst vor mir hat, aber er hasst mich - hasst mich, weil ich ihr so ähnlich bin, weil wir Beide in seinen Augen missratene Geschöpfe sind.” Wieder lachte sie, aber es war ein raues, kehliges Lachen, welches jeder Freude abspenstig geworden war und nur noch vorgab ein Lachen zu sein. “Außerdem hat er ja meine Schwester, der er seine ganze Liebe schenken kann.” Abraxas horchte auf. Konnte es sein, dass... Obwohl er nichts gesagt hatte, schien sie seine Gedanken erraten zu haben und nickte zustimmend. “Ja, du denkst ganz richtig. Karin, wer sonst. Sie weiß nicht, wer ich bin. Genauso wenig, wie sie weiß was das alles hier zu bedeuten hat. Sie weiß nicht, wer sie ist und woher sie stammt. Besser so, macht- und nutzlos, wie sie ist, ist sie eh zu nichts zu gebrauchen. Karin kann von Glück sprechen, dass sie überhaupt noch lebt.” Kurz hielt sie inne. Ein nachdenklicher Ausdruck lag auf den kalten Zügen der jungen Schönheit “Aber... obwohl sie so absolut wertlos ist, liebt er sie - Und mich nicht, obwohl ich so viel besser bin!” Verächtlich spuckte sie aus. Abraxas wusste nicht, wo sie ihn hergeholt hatte, aber plötzlich hielt sie einen Dolch in der Hand, der entgegen der Schneidrichtung scharfe Zacken besass. Wunden die damit zugefügt wurden, mussten wüst ausgefranst sein und fürchterlich schmerzen.

“Aber weißt du... Wenn ich dich töte und ihr deinen verstümmelten, hässlichen Leichnam vor die Füße werfe, dann wird sich alles ändern. Dann wird endlich alles anders sein.” Der Vampir versuchte den dicken Klos in seinem Hals herunterzuschlucken, doch dieser rührte sich keinen Millimeter weit. “Das ist doch Wahnwitz”,sagte er, um eine möglichst gleichmütige Stimme bemüht, welche die schon wieder erwachende Angst in ihm jedoch nicht vollends verdecken konnte. “Wenn es stimmt was du sagst und dein Mutter -Lilith...” Das Mädchen widersprach nicht, als er ihren Namen nannte, also hatte er richtig geraten. “Wenn ich ihr angeblich wirklich so wichtig bin, dann kannst du doch nicht glauben, dass sie DICH liebt, wenn du DU mich umbringst! Das kann doch nicht dein Ernst sein!”

Wieder lachte sie leise. “Nein, lieben sicherlich nicht. Aber alles ist besser als diese ständige Ignoranz. Wenn ich dich töte, wird sie mich hassen und verfluchen. Das ist mir klar.” Stolz hob sie den Blick. “Aber wenn Zorn die einzige Regung ist, die ich ihr entlocken kann, soll es mir recht sein. Denn alles ist besser, als gar nicht bemerkt zu werden.” Mit diesen Worten war das Gespräch beendet und der mörderische Dolch zielte auf Abraxas. Der vermeintliche wehrlose Vampir hatte mit dieser Bewegung aber bereits gerechnet, rollte sich instinktiv zur Seite und sprang in einer nach außen hin fließenden Bewegung auf die Beine. Abraxas hörte wie seine eben erst verheilten Knochen unter der neuen Anstrengung ächzten. Für einen Moment glaubte er, dass sie wieder brechen würden, sah sich aber im nächsten Augenblick bereits getäuscht. Sein Körper war leistungsfähig, wie eh und je. Nur ein leises schmerzhaftes Pochen zeugte noch von den schweren Verletzung, die bis vor kurzen ihn ihm gastiert hatten.

Achtlos verbannte er alle störenden Elemente in die hinterste Ecke seines Geistes und widmete sich ganz dem Gegner vor ihm. Das Mädchen musterte ihn mit einer Mischung aus Überraschung und Faszination.

“Warum...”

“Zu lange geredet!”,unterbrach er sie und schoss ohne Vorwarnung auf das Mädchen zu. Reflexartig ließ sie sich nach unten fallen, aber der Vampir hatte diese Bewegung vorausgesehen und setzte sofort nach. Seine Krallen hätten ihr hübsches Gesicht zerfetzt, wenn sie nicht geistesgegenwärtig den grausamen Dolch nach oben gerissen hätte. Die scharfe Klinge schnitt eine blutige Wunde in Abraxas’ innere Handfläche, grub sich bis auf den blanken Knochen in das weiche Fleisch. Brüllend, weniger vor Schmerz, denn vor lodernden Zorn, packte er sie an den Haaren und schleuderte sie brutal von sich. Das Mädchen überschlug sich schreiend und schlitterte über den weißen Boden. Ächzend richtete sie sich auf. Ihre dünne Kleidung hing in Fetzen herab. Aber schon sah sie den Vampir wieder auf sich zustürmen. Blitzschnell ließ sie den Dolch fallen, riss die Arme nach oben und spreizte die Finger. “LJOD!” Hinter ihr riss der Boden auf. Eiskristalle schossen aus dem Boden an ihr vorbei, auf Abraxas zu. Kurz vor ihm zersplitterten sie in abertausend winzige Stückchen, die mit wahnsinniger Geschwindigkeit auf ihn zu rasten. Ausweichen war unmöglich. Abraxas stieß einen gellenden Schmerzensschrei aus, als die winzigen Kristalle nicht nur seine Kleidung und die darunter liegende Haut zerrissen, sondern auch in die empfindlichen Augen eindrangen und ihm jegliche Sicht zerstörten. Blut rann über seine Wangen, als er weinend versuchte die teuflischen Splitter aus seinen Augen zu reiben. Das machte es aber nur noch schlimmer. Unterdessen zischte um ihn herum noch immer der wilde Eissturm. Aber blind, wie er war, konnte er noch nicht einmal diesem Angriff entgehen, geschweige denn sagen, wo das Mädchen war. Theoretisch hätte er sie spüren können, aber dafür musste er sich wenigstens etwas konzentrieren und das war ihm einfach nicht möglich, solange die Eiskristalle noch, wie ein Schwarm wildgewordener Stechmücken, auf ihn einstürmten.

Die Verursacherin des Ganzen schlenderte nah bei ihm herum, schweigend und nachdenklich. Für den Moment hatte sie Abraxas unter Kontrolle. Der Eissturm hielt ihn gefangen und machte ihm jegliche Aktion von vornherein unmöglich. Ebenso war es aber auch ihr nicht möglich an ihn heran zu kommen. Und das musste sie wohl oder übel, wenn sie ihn töten wollte. Die Eiskristalle waren lästig und sehr schmerzhaft, für einen Vampir aber praktisch ungefährlich.

Das Mädchen machte sich nichts vor. Sie war mächtig, ohne Frage. Aber dem Vampir war sie unterlegen. Bevor sie einen entsprechend starken Zauber gewoben hatte, mit dem sie ihn sofort beseitigen konnte, hätte der Vampir ihr schon das Genick gebrochen. Rohe Körperkraft siegte eben leider über intelligente Magie. Und solange sie noch den Sturm aufrecht hielt konnte sie eh keinen neuen Angriff starten. Ein echter Magier müsste man eben sein.

Nun, aber ein wirkliches Problem war das auch nicht. Feuer bekämpfte man am besten mit Feuer. Sie musste nur die Golems wieder zu sich rufen und diese waren stark genug um den Vampir zu bändigen. Das hatte sie ja bereits gesehen. Zufrieden lächelnd drehte sie sich zu den schillernden Wänden, die sie beide einschlossen.

Das Mädchen hatte zuvor eine Kristallkuppel um sie gesponnen, damit niemand zu ihnen durchdringen konnte und sie nicht gestört wurde. Zufrieden lächelnd spürte sie, dass auf der anderen Seite bereits ihre Untergebenen warteten. Nun musste sie nur noch die Trennwände verschwinden lassen und um den Vampir war es geschehen.

Leise schnipste sie mit den Fingern der rechten Hand. Die Wände stürzten ein und Kain sprang, die Hände schützend vor dem Gesicht haltend durch den Splitterregen hindurch, auf das Mädchen zu und riss sie zu Boden. “Danke, dass du mir Arbeit abgenommen hast. Ich wollte die Wände gerade einschlagen.” Das Mädchen zischte wütend, als Kains spitze Krallen dünne Blutrinnsale auf der weißen Haut ihrer gestreckten Kehle rissen. “Na, wenn ich du wäre, würde ich nicht versuchen aufzustehen”, grinste der Vampir schadenfroh, verstärkte aber zeitgleich seinen Druck auf ihren Hals. Dann wurde er ernst, als sein Blick zu Abraxas schweifte. Der Eissturm war im selben Augenblick verschwunden, wie Kain sie niedergeschlagen hatte, aber der Schaden, den er angerichtet hatte, war verheerend. Der blauhaarige Vampir kniete auf dem Boden und hielt sich weinend das blutverschmierte Gesicht. Kain konnte nicht erkennen, wie es unter seinen Handflächen aussah, aber das musste er nicht. Er spürte was Abraxas passiert war und ihm tat es fast genauso weh.

Da Kain für einen Moment abgelenkt war, wagte es die Schwarzhaarige zaghaft ihren Kopf zu drehen und nach den Steingestalten zu sehen. Und tatsächlich da waren sie auch, standen reglos auf der weißen Ebene und starrten sie ausdruckslos an. Warum zum Teufel kamen sie denn nur nicht? Ihr schien es, als würde ihr Herzschlag für einen Augenblick aussetzten als sie den Grund erkannte. Erst wurde ihr wahnsinnig kalt - ein grausames Zittern ergriff von ihren Gliedern Besitz. Dann begannen sich siedend heiße Schlangen in ihrer Magengegend zu bewegen. Ringelten und kräuselten sich, krochen durch ihre Adern nach oben und verbrannten sie von innen.

“DU!”,kreischte sie voll ohnmächtigem Hass, als sie Karin erblickte, die verängstigt neben einem der Riesen stand und den Flussmensch stützte. Ungeachtet der Tatsache, dass Kain noch immer auf ihr sass, richtete sie sich auf. Nur kurz registrierte sie ein leichtes Zwicken, als Kains Krallen weit über den schlanken Hals kratzen und ihn blutig rissen. Aber das war nichts gegen diese brennende Qual in ihrem Inneren, diesen Hass und dem Zorn, der sie von innen heraus verbrannte. Diese kleine Schlampe, wer sonst? Diese billige Hure! Was wagte es diese wertlose Ding sich einzumischen, ihre Legionen zu befehligen und ihre Macht in Frage zu stellen? Das Mädchen hob den Arm, richtete ihn auf Karin. Nur beiläufig registrierte sie, wie Kain selbigen versuchte nach unten zu drücken und überrascht losließ, als er ihr nichts entgegen setzten konnte. Jaja nur keine Eile. Kain kam auch noch an die Reihe, er sollte sich nur gedulden. Erst musste das Flittchen verschwinden.

Ein hämisches Lächeln zog über die schönen Lippen - Alles würde sich ändern - und klirrende Kälte brach aus ihren Fingerkuppen, bäumte sich auf, wurde zum reflektierenden Kaleidoskop, bildete immer wieder neue Bilder und stürmte als lebendig geworden Wunschgestalt auf Karin und Yuuryon zu. War es ein galoppierendes Pferd, ein brüllender Löwe, ein mörderischer Drachen? Was es auch war. Welch Wundergestalt von ihr auch immer erweckt wurden war - es war gleich. In der brennenden Feuergarbe, die mit einem Mal auf der gesamten weißen Ebene herniederging, vergingen sie alle, kreischten noch ein letzes ohnmächtiges Mal ihren hassverzerrten Schrei und ergaben sich letztendlich in ihrem Schicksal. Innerhalb weniger Wimpernschläge zerflossen die wechselnden Eisfiguren, wurden auch die Steineren weich und matschig. Sie schmolzen, verdarben, wie Obst, dass man zulange in die Sonne gelegt hatte und bald zeugten nur noch einige wenige schmutzige Pfützen aus Lehm und Wasser von der Existenz der ehemalig diabolischen Gefahren.

Das Feuer verschwand so schnell, wie es gekommen war. Eigenartigerweise, war niemand außer den Schattengeschöpfen von den sengenden Flammen getroffen wurden. Als die letzten Funken verglüht waren, ließ Velcon von Ismena seine Hände sinken und seufzte leise:”Lelis... Es ist gut jetzt.”

Neben ihm hob Shantel den Arm und winkte Kain zu. “Tut mir leid, dass wir so spät sind.”



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von: abgemeldet
2006-05-14T11:14:07+00:00 14.05.2006 13:14
Hallooo
Also.. das kapitel ist mal wieder super gut. Ich liebe deien Schreibstil!!
Ich bin aber mal gespannt was es mit Karinund ihrer Zwillingsschwester noch so alles auf sich hat..
Shantel und der andere ( sorry lann ir den namen nicht merken) haben den stein berührt und sind dann so auch da hin gekommen wo die anderen sind oder?
Naja schreib bitte schnell weiter...freu mich schon aufs nächste Kapitel
Lg Kleines


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