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Abraxas

Die Sehnsucht in mir
von

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Was Wahrheit ist...

Und wiedermal hab ich vergessen hier hochzuladen...

*bup*

ich bin unzuverlässig...

wat solls...

hier also das nächste kap^^

übrigens mag ich das hier tierrisch gerne ^___^
 

*winkz*

dat sinless
 

****************************************+
 

Was Wahrheit ist...
 

Komm...

Abraxas horchte auf und sah zu Karin. "Was ist?"

Die junge Tempeldienerin blinzelte verwirrt. "Ich habe nichts gesagt!"

Komm her. Hierher! Zu mir!

Schon wieder! Diesmal aber hatte Abraxas Karins Gesicht, insbesondere ihren Mund fest im Blick. Ihre Lippen hatten sich nicht bewegt. Scheinbar hatte sie die Stimme aber auch gehört, zumindest wenn er den erstaunten Ausdruck in ihren Augen richtig deutete.

Schau nach links

Abraxas sah nach links. Für einen Moment setzte sein Atem aus. Gleissend, weißes Licht drängte sich ihm entgegen. Nicht weit von ihnen entfernt, durchbrach das unwirkliche Tor die festen Mauern und gab Ausblick auf eine weite, leere Ebene in deren Mitte ein riesiger, schwarzer Obelisk in die Höhe ragte.

"Also das war eben noch nicht da!",stellte Karin trocken fest, lief auf das Tor zu und drehte sich kurz bevor sie es durchschritt zu Abraxas zurück. "Nun komm schon, oder hast du diese tollen Mauern noch nicht genug bewundert?"

Das nicht, aber einfach durch irgendwelche Lichtfelder zu gehen, die ohne Ankündigung in einer bis dato sehr festen Mauer erschienen, gehörte nicht unbedingt zu den Tätigkeiten, die Abraxas als sonderlich überlegt und daraus resultierend als ungefährlich erachtete.

Karin verschwand hinter dem hellen Spalt.

Seufzend schlug der Vampir die Augen nieder, hob die Schultern und folgte ihr.
 

Kain stieß sie zu Boden und warf ihr den Dolch vor die Füße. "Du musst verrückt sein, wenn du glaubst, dass ich Abraxas angreifen würde. Dafür gibt es überhaupt keinen Grund!"

Verständnislos sah sie auf. Echte Verwunderung spiegelte sich in ihren braunen Augen. "Aber natürlich gibt es einen Grund! Du bist für ihn nur ein Werkzeug! Glaubst du wirklich, dass du ihm wichtig bist, dass er dein Freund ist?"

Kain schüttelte den Kopf. Ein trauriges Lächeln umspielte seine Lippen, als er sie mit festen Blick ansah und sagte:"Was ich glaube ist unwichtig. Ich bin nur noch eine Schattengestalt, aber ich kann Abraxas nicht dafür bestrafen, was aus mir geworden ist." Mit diesen Worten drehte er sich von ihr, schritt langsam auf den Obelisken zu. Da stand das Rätsel und die Antwort - Gold auf Schwarz. Aber selbst wenn es stimmte. ER allein entschied, was Wahrheit war.

Yuuryon ging erschrocken in Deckung, als Kain zuschlug. Der schwarze Stein zitterte unter der Wucht der Erschütterung, aber er hielt stand. Nicht jedoch dem zweiten Schlag. Feine Risse flossen durch das kalte Gestein und zerblätterten die verschlungenen Buchstaben. Beim dritten Schlag zerbarst die Säule in tausend winzige Teile. Schwarzer Staub rieselte auf Kain hinab.

Entsetzt richtete sie sich auf. "Was tust du?",kreischte sie schockiert.

Kain drehte sich um. Immer noch schwebten um ihn feinste Staubplättchen und bedeckten den weißen Boden mit einem dreckig grauen Schleier. Der Vampir lächelte grimmig : "Nichts."

Das Mädchen rannte auf Kain zu, versuchte ihn beiseite zu stoßen, aber der Vampir hielt ihrem Handschlag lächelnd stand. Wie ein schwarzer Fels bewegte er sich nicht eine Elle und zwang sie somit um ihn herum zu hasten. Zitternd blieb sie vor den Bruchstücken des schwarzen Obelisken stehen, die braunen Augen vor Zorn weit aufgerissen und täuschte sich Kain, oder schimmerte da leise Angst in ihren dunklen Pupillen? "Was hast du getan?",stammelte sie fassungslos, sank auf die Knie und versuchte hilflos, die verschiedenen Bruchstücke wieder zusammenzufügen.

Es war sinnlos. Kain hatte ganze Arbeit geleistet. Demonstrativ trat er noch einmal in die Trümmer hinein und zermalmte einige kleinere Brocken unter seinem Absatz bis nur noch schwarzer Staub zurück blieb. Grimmig drehte er sich zu Yuuryon. Plötzlich aber entdeckte Kain etwas hinter ihm, was ein echtes Lächeln der Erleichterung auf sein verzerrtes Gesicht zauberte. Verwundert sah der Flussmensch über die Schulter und stieß einen verblüfften Laut aus, als er sah, was Kain gesehen hatte.

Hinter Yuuryon stand der Vampir mit den blauen Haaren und musterte fachmännisch die Zerstörung, welche Kain angerichtet hatte.

"Du bist nicht tot?", fragte Yuuryon ungläubig.

Amüsiert runzelte Abraxas die Stirn. "Warum sollte ich tot sein?"

"Na weil..." Hilflos gestikulierte Yuuryon zwischen Abraxas und Kain hin und her. Die Kleidung war tatsächlich absolut identisch. Sogar der hässliche Brandfleck auf dem Mantel, welchen sich Abraxas zugezogen hatte, als er zu nah am Feuer geschlafen hatte, war gleich. Das konnte doch nicht sein. Dann fiel Yuuryons Blick auf Karin, die sich dicht hinter Abraxas positioniert hatte und ihn, wie Kain misstrauisch musterte. Verwirrt sah er zu den Trümmern des Obelisken zurück. Dort kniete noch immer das andere Mädchen. Yuuryons Mund öffnete und schloss sich wieder, ohne dass er etwas sagte. Dann ließ er die Schultern hängen und hockte sich kopfschüttelnd auf den Boden und starrte nur noch ausdruckslos vor sich hin. Mittlerweile war der Dieb davon überzeugt, dass dies alles nur ein böser Albtraum war. Sicher würde bald jemand kommen und ihn aufwecken.

Kain hatte Karin ebenfalls entdeckt. Ein verblüffter Laut kam über seine Lippen, bevor er sich zusammenriss, schräg auf die Beiden zulief und somit die Sicht frei machte, damit sie auch sehen konnten, was Yuuryon und er bereits wussten.

"Was ist los?", wollte Abraxas wissen, aber Kain brachte ihn mit einer scharfen Geste zum Schweigen und nickte zu den Trümmern des Obelisken hin. Jetzt erst, nachdem Kain ihn darauf hingewiesen hatte, bemerkte er sie. Verwirrt machte er einen Schritt nach vorne, blieb aber sofort stehen, als sie ihren Kopf hob und ihre Blicke sich trafen. Lodernder Hass brannte in ihren dunklen Augen, den Abraxas sogar auf diese Entfernung ohne Probleme erkennen konnte. Verstört bemerkte er, wie sich die feinen Härchen in seinem Nacken aufstellten und sein Atem flach und stoßweise wurde. In seinem Hals spürte er einen dicken Klos, aber er mühte sich vergebens ihn herunterzuschlucken. Obwohl sie Karin wie einem Ei dem Anderen ähnelte, war sie doch gänzlich verschieden zu der jungen Tempeldienerin. Der Hass, den er in ihren Augen gelesen hatte, war so dicht und nahezu greifbar, dass er die Luft um sie herum zum flimmern brachte. Dieses Mädchen jagte ihm Angst ein. Angst, die erst abklang - wenn auch nicht völlig - als sie ihren Blick abwandte und zu Karin hinübersah. Diese streifte sie aber nur mit flüchtigen Interesse, nämlich gar keinem, als hätte sie bereits gewusst was sie sehen würde. Karin hingegen war erstarrt. Ihre Finger fuhren unruhig ihre eigenen Gesichtskonturen ab, fast als wolle sie sich selbst davon überzeugen, dass ihr Gesicht noch da war, wo es sein sollte und nicht im Antlitz eines anderen schimmerte. Und dabei stand die Andere doch vor ihr. Wie konnte das denn nur sein? Wieso sah sie sich ihrem Spiegelbild gegenüberstehen, obwohl doch nirgendwo ein Spiegel auch nur in der Nähe war.

"Wer bist du?", fragte sie verwundert, wurde von dem Mädchen aber völlig ignoriert. Bewusst wich sie Karins Blick aus und starrte statt dessen Kain direkt ins Gesicht. In ihren Augen spiegelte sich Zorn und eine verständnislose Enttäuschung, wie sie nur Kinder zeigen konnten, denen man das liebste Spielzeug vorenthielt.

"So also hast du dich entschieden?", fragte sie leise, ging ein kleines Stück auf Kain zu, schien es sich dann aber anders zu überlegen und blieb reglos vor der kleinen Gruppe stehen. Ihre Augen schweiften zu Yuuryon, der noch immer auf dem Boden hockte, aber jede ihrer Bewegung wachsam beobachtete. Aber auch von ihm schien sie keine Hilfe erwarten zu können. Schweigend sah sie zu Kain zurück und der Vampir wusste auf welche Antwort sie hoffte und wartete.

Noch immer war es ihm nicht möglich den Zauber abzuschütteln, welchen sie um ihn gesponnen hatte. Noch immer fühlte er sich zu ihr hingezogen. Aber was war schon das flüchtige Gefühl von Sympathie gegen diese tiefe Verbundenheit, die zwischen ihm und Abraxas herrschte?

Sicher sie waren nicht immer einer Meinung, sehr selten sogar. Abraxas war für seinen Geschmack zu prüde und zu sehr auf das Wohl anderer bedacht, was teilweise so gar nicht zu dem extrem ausgeprägten Sturkopf und dem damit verbunden Egoismus passen wollte. Oft handelte er für Kains Geschmack viel zu langsam, nicht weil er etwa seinen nächsten Schritt so ewig abwog, sondern einfach weil er zu unsicher und zu zögernd war, wenn es an einfache Entscheidungen ging. Er verstand Kains zugegeben etwas derben Humor nur selten, ebenso war er viel zu häufig schlecht gelaunt oder melancholisch und ließ diese schlechte Laune nur zu gerne an ihm aus. Nein, Abraxas war sicher nicht der angenehme Reisebegleiter, den man sich ausgesucht hätte, wenn man denn die Wahl gehabt hätte, zumal er außerdem weder über Orientierungssinn noch ansatzweise über Geschäftstalent verfügte. Kain hatte irgendwann aufgehört zu zählen, wie oft sie in allzu heruntergekommenen Spelunken übernachtet hatten, für die Abraxas nicht selten fast das dreifache des eigentlichen Preises gezahlt hatte. Genauso sein nicht vorhandenes Talent, sich als Söldner wenigstens aufwandsentsprechend entlohnen zu lassen. Wenn man hätte wählen können... Jeder wäre richtig gewesen - nur nicht Abraxas.

Allerdings hatte Kain diese Wahl nie gehabt. Er war erwacht und musste sich mit dem abfinden, was er vorgefunden hatte und doch bereute er nichts.

Es war nicht nur Freundschaft, die Abraxas und ihn verband. Zu Beginn waren sie alles andere als Freunde gewesen. Und doch war da dieser drängende Wunsch in ihm, auf Abraxas acht zu geben. Kain hatte es sich nie erklären können, woher es kam, aber da war mehr als nur die Hilfsbereitschaft, die man für einen guten Freund übrig hatte. Kain war erwacht und er hatte sofort gewusst, dass es Abraxas war, über den er zu wachen hatte, den er beschützen und notfalls leiten wollte. Noch bevor seine Augen diesen fremden Geist selbst sehen konnten, noch bevor sein Geist erwacht war und er noch körper- , gedanken- und emotionslos in Abraxas Unterbewusstsein geschlafen hatte - selbst damals hatte er bereits Abraxas Wärme gespürt und dieses zittrige, unvollkommene Licht, welches nicht wusste, wohin es sich wenden sollte, welches er unbedingt bewahren wollte und musste, weil er der einzige war, der es konnte. Nur er allein.

Lächelnd schob Kain die Gedanken beiseite und grinste das Mädchen an. "Es gab nie etwas, für das ich mich hätte entscheiden müssen. Die Antwort stand von vorne herein fest."

"Aber...", versuchte sie ihn doch noch zu überzeugen, aber Kain unterbrach sie barsch:"Denn ICH allein bestimme, was MEINE Wahrheit ist!"

Mit diesen Worten drehte sich der Vampir von ihr weg, ging zu Yuuryon und zog ihn grob auf die Beine. "Kommt, wir gehen!", forderte er die anderen auf.

Abraxas wollte zu einer Frage ansetzten, aber Kain schüttelte fast unmerklich den Kopf. 'Später'. Noch einmal sah Abraxas zu dem Mädchen zurück, dessen Blick zornig auf Kain gerichtet war. Sie schien gar nicht fassen zu können, was geschah. Aber der Vampir ignorierte sie völlig. Karin warf Abraxas einen fragenden Blick zu, aber der Blauhaarige konnte auch nicht mehr tun, als ratlos die Schultern zu heben. "Folgen wir Kain", meinte er wenig überzeugt. "Er wird uns schon erklären, was hier los gewesen ist."

Und damit lief er ihm hinterher, ebenso wie Karin, die eilig versuchte mit dem Vampir Schritt zu halten.

Das Mädchen ließ sie kommentarlos vorüberziehen, sah ihnen mit leeren Augen hinterher - als verstünde sie noch immer nicht, was geschah. Dann aber, als sich die kleine Gruppe schon ein ganzes Stück von ihr entfernt hatte, begann sie auf einmal zu lächeln. Ein Lächeln, das zu einem breiten Grinsen wurde und das hübsche Gesicht, spätestens als das hysterische Gelächter aus den Tiefen ihrer Brust hervorbrach, hässlich verzerrte.

"Und wo wollt ihr hin? Wenn ich fragen darf?", rief sie ihnen kichernd hinter her. Yuuryon wollte sich erschrocken umwenden und stehen bleiben, aber Kain stauchte ihm grob in den Rücken und zwang ihn, weiter zu gehen. "Dreh dich nicht um!", raunte er ihm zu. "Sie will uns nur verwirren!"

"Mag sein, dass ich das will!" Jetzt war es Kain, der sich erschrocken umdrehte. Auf diese Entfernung konnte sie unmöglich gehört haben, was er eben so leise gesagt hatte. Wie erstaunt war er aber, als er registrierte, dass da, wo sie eben noch gestanden hatte, niemand mehr war. Neben ihm sog Abraxas erschrocken Luft durch die Nase.

Kain wirbelte herum und sah genau in das böse lächelnde Gesicht des Mädchens. "Aber das hier ist meine Welt", kicherte sie. "Glaubt ihr wirklich, dass ihr ohne mein Einverständnis in die Eure zurückkehren könnt? Aufwachen wird diesmal nicht reichen. Es sei denn..."

"Es sei denn was?", blaffte Kain.

"Du tust das, worum ich dich gebeten habe" ,antwortete sie bestimmt.

Für einen kurzen Moment sah es tatsächlich so aus, als würde Kain ernsthaft über ihren Vorschlag nachdenken. Lächelnd sah er auf -

"Vergiss es"

- seine Fingernägel wandelten sich zu Krallen und der Vampir stürzte sich auf sie.

Der Angriff war zu plump, zu wenig gezielt, als dass er ihr wirklich gefährlich werden konnte. Lächelnd wich sie Kains Schlag aus. Keinerlei Überraschung war in ihrem Gesicht zu erkennen. Sie hatte nichts anderes erwartet. "Dann tut es mir leid", stellte sie fest, ohne dass tatsächlich echtes Bedauern in ihrer Stimme zu hören gewesen wäre, ließ sich nach hinten fallen, rollte sich ab und schlug ihre Hände in den Boden.

Karin kreischte auf, als dickflüssiges Blut aus dem Boden spritzte und Teile ihrer Robe befleckte. Abraxas wich angewidert einen Schritt zurück und stolperte über eine kleine Erhebung, die sich direkt hinter ihm gebildet hatte. Der Vampir landete auf seinem Hintern und starrte entsetzt auf den kleinen Hügel, zwischen seinen Beinen, der ihn zu Fall gebracht hatte und nun bedrohlich zischte und blubberte. Auch an anderen Stellen der weißen Ebene begannen sich derartige Flecken zu bilden, welche zu rumoren und wabbeln begannen. Es schien als wäre unter der weißen Hülle etwas eingesperrt, was sich nun unter Dampf und Rauch entschlossen hatte, zu wachsen und aus seinem gläsernen Gefängnis auszubrechen.

Die Erde bebte, weitere Flecken bildeten sich und die Hügel begannen zu wachsen. Kain hörte, wie Abraxas hinter ihm etwas Unverständliches fluchte, dann setzte sein Verstand aus und er stürzte sich erneut auf das Mädchen. Diesmal konnte sie ihm nicht ausweichen. Noch immer waren ihre Hände tief in den Boden gegraben. Das schwarze Gewand klebte schwer und nass an ihrem schlanken Körper. Blut leuchtete in großen Flecken auf ihrem makellosen Hals und auf dem vor Anstrengung zur Grimasse verzogenen Gesicht. Der Vampir machte sich nicht die Mühe einen Angriffspunkt auf ihrer Kleidung zu suchen, sondern packte sie an den langen, blutgetränkten Haaren, riss sie brutal aus dem Boden und wollte zu einem weiteren Schlag ansetzten, der sie mit Sicherheit kampfunfähig gemacht hätte, aber in diesem Moment bebte der Boden erneut und stärker als zuvor.

Kain brauchte nur einen kurzen Moment um sich zu fassen und sein Gleichgewicht wieder zu finden. Dieser aber reichte ihr aus. Mit einem schmerzverzerrten Schrei, schlug sie nach Kains Gesicht und die zu Krallen geformte Hand riss blutige Wunden quer über Kains Antlitz. Brüllend vor Schmerz schleuderte sie der Vampir von sich und griff nach seinem Gesicht. Die Wunden waren nicht tief, aber sie bluteten und schmerzten heftig. Blut rann ihm in die Augen und versperrte ihm die Sicht. Er hörte noch, wie ihm Abraxas etwas zurief, dann traf ihn etwas dumpf auf den Hinterkopf und er sank benommen zu Boden.

Abraxas gab einen zornigen Schrei von sich, als er Kain zu Boden sinken sah. Rücksichtslos griff er nach Karins Hand und schleuderte sie Yuuryon in die Arme. "Pass auf sie auf!", brüllte er noch, nicht sicher ob er überhaupt verstanden wurden, und machte einen gewaltigen Satz über den ersten Golem hinweg.

Innerhalb weniger Augenblicke war auf der vorher leeren Ebene die Hölle ausgebrochen. Immer wieder bebte die Erde und das, was als kleine Erhebungen in dem makellosen Eis begonnen hatte, war nun zu mannshohen, blutverschmierten Eiskolossen gewachsen, die sich zwar nur langsam aber mit einer gefährlichen Beharrlichkeit auf den Vampir zubewegten. Ihre Gestalt war der eines Menschen nicht unähnlich, aber viel klobiger und aus vielen verschiedenen Eis- und Gesteinsbrocken zusammengesetzt. Der Kopf erschien für den riesigen Körper viel zu klein und unpassend und doch schimmerte in den schwarzen winzigen Augen, der zerfurchten und diabolischen Gesichter etwas, das man ohne viel Bedenken als stupide aber umso bösartigere Intelligenz bezeichnen konnte. Auf Abraxas wirkte es fast so, als wäre die Natur selbst zum Leben erwacht. Und das schlimmste war - es wurden immer noch mehr.

Der Vampir stürmte nach vorne, auf den am Boden liegenden Kain zu, über den sich eine der teuflischen Gestalten gebeugt hatte und zum (wahrscheinlich allerletzten) Schlag ausholte. Abraxas hielt sich nicht damit auf, einen der Golems anzugreifen, sondern wich ihnen nur systematisch aus. Kurz vor dem letzten, der ihn noch von Kain und dem Golem trennte, federte er etwas in den Knien und sprang dem Golem direkt auf die Schulter. Das Ungetüm grunzte überrascht, war aber viel zu langsam um nach dem Vampir zu greifen, der sich schon wieder vom breiten Rücken der Eisfigur abdrückte und sich als lebendes Geschoss auf den letzten Golem zu katapultierte. Im Flug noch, holte er zum Schlag aus und...

Ein hässliches Knacken ertönte und Abraxas spürte wie sein Handgelenk nachgab. Der Schmerz ließ ihn jede Körperkontrolle verlieren und der Vampir knallte dumpf auf den Boden, noch im Fallen aber, warf er sich auf Kain und drehte - überschlug sich mit ihm von dem Golem weg. Nah an seinem Ohr hörte er zerbrechendes Glas splittern - zu nah. Wieder wollte er nach Kain greifen, aber durch seine verletzte Hand trieb sich ein solch feuriger Schmerz, dass er den Impuls mit der Unverletzten danach zu greifen und sie dicht an den Körper zu pressen nicht unterdrücken konnte. Tränen schimmerten in seinen Augen und versperrten ihm die Sicht. Schon spürte er, wie sich Sehnen und Knochen wieder zusammenfügten, aber die Qual blieb - außerdem brauchte jede Heilung Zeit und ein Blick über die Schulter verriet ihm, dass er diese nicht hatte. Der Golem hatte seine Verwirrung, dass unter seiner gewaltigen Faust keine zerquetschen Knochen und Fleischfetzen zum Vorschein kamen, bereits überwunden und bewegte sich nun erneut auf die beiden Vampire zu - langsam zwar, aber auf diese kurze Distanz konnte auch eine sehr langsame Lawine verheerendes anrichten. Ohne weiter auf die gebrochene Hand zu achten, sprang der Vampir auf die Beine, riss den immer noch halb bewusstlosen Kain mit sich und preschte nach vorne, aber schon nach nur kurzer Zeit musste er wieder innehalten. Wo sollte er hin? Überall hatten sich die grausamen Eisriesen erhoben und kreisten ihn nun langsam aber beharrlich ein. Gehetzt sah sich Abraxas um, aber wohin er sich auch wand, der Anblick blieb überall der selbe.

In diesem Moment begann sich Kain, der bis eben noch schlaff unter Abraxas Arm gehangen hatte, wieder zu rühren. "Das Mädchen..." ,murmelte er benommen. "Sie kontrolliert sie!" Und als hätte sie nur auf diesen Satz gewartet, erscholl zeitgleich ein "Packt sie!" und die Golems versuchten sich auf sie zu stürzen.

Abraxas stieß Kain von sich. Die Giganten waren riesig, aber langsam und er konnte nur hoffen, dass dieses bisschen Zeit Kain genügen würde, sich ausreichend zu regenerieren, doch er konnte ihm bei dem, was er vorhatte nicht beschützten. Aus dem Augenwinkel heraus sah er, wie weiter hinten Yuuryon, den einzigen Vorteil, den sie hatten, erkannt hatte und schamlos ausnutzte. Der Flussmensch schoss, wie ein gehetzter Hase zwischen den Kolossen hindurch, schlug Haken und zerrte die völlig verängstigte Tempeldienerin hinter sich her. Wenn sie dieses Tempo durchhielten, konnten sie sich vielleicht wirklich in Sicherheit bringen.

Dann war der erste Gigant heran und Abraxas hatte keine Zeit mehr sich um Andere zu kümmern. Wieder sprang er direkt auf das Eismonster zu und drückte sich von ihm ab um gleich zum nächsten zu hetzten. Das Mädchen hatte sich auf der Schulter eines der Wesen positioniert und verfolgte nun erschrocken, wie der Vampir rasend vor Zorn auf sie zuschoss. Fast war er an sie heran, als ein Brocken aus der Schulter des Golems unter ihm herausbrach. Der Sprung missglückte. Der Vampir rutschte ab. Reflexartig griff er nach den hervorstehenden Kanten im Rücken des Riesen und wollte sich nach oben ziehen, aber seine Hand schmerzte zwar nicht mehr, war aber noch immer taub und reagierte nicht entsprechend. Er griff ins Leere und stürzte nun vollends ab.

Unkontrolliert prallte er gegen die Brust des Golems, auf welchem das Mädchen sass und diesmal kam die Bewegung unheimlich schnell. Die riesigen Pranken schlossen sich um den Vampir und drückten zu. Abraxas schrie vor Qual, als sein Rückgrat zersplitterte, Augenblicklich spürte er, wie sämtlich Kraft aus ihm floss und sein Körper erschlaffte.
 

Kain gab ein entsetztes Keuchen von sich, als er sah, was mit Abraxas geschah. Instinktiv duckte er sich unter einer heran sausenden Klaue hinweg und hetzte, wie zuvor Abraxas, über die Köpfe der Golems hinweg. Aber er kam zu spät.

Noch sah er, wie sich ihm das Mädchen scheinheilig lächelnd zuwandte und gleichzeitig eine befehlende Geste machte. Neben ihr riss mit einem brüllen Kreischen der Boden auf und der Golem warf Abraxas, fast beiläufig, in das finstere Loch hinein.

"NICHT!" Wut explodierte in Kain. War er vorher schon schnell gewesen, wurde er jetzt zum körperlosen Schatten, der kreischend vor Zorn über die lebendig gewordene Natur hinüber fegte. Doch noch bevor seine Füße den Boden berührten, hatte sich dieser bereits wieder geschlossen. Abraxas war verschwunden. Verzweifelt sah Kain zu ihr hinauf, aber das Mädchen lächelte nur - kalt und erbarmungslos. "DU bestimmst, was DEINE Wahrheit ist!"

Dann war auch sie verschwunden.



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