All Together
Es war ein kalter Wintertag. Vor den alten Türen der Abtei fiel der Schnee sanft auf die Straßen. Kein Mensch traute sich bei diesem Wetter freiwillig vor die Tür. Wie gesagt, freiwillig. Wir wurden natürlich mal wieder gezwungen. " Ihr müsst trainieren.", hieß es. " Ihr müsst stark werden.", hieß es. " Nehmt euch doch mal ein Beispiel an Kai.", hieß es. " Er trainiert ständig." hieß es. Aber Kai kann ja auch drinnen in den beheizten Trainingshallen trainieren und wir müssen hier draußen unser Training absolvieren. Ian liegt schon wieder flach weil ihn eine Grippe erwischt hat. Bryan und Spencer werden auch bald schlapp machen. Sogar mir geht es beschissen. Warum musste er auch ausgerechnet in dieses gottverdammte Team kommen. Warum musste er in sein Team kommen. Nur weil dieser verwöhnte Bengel Voltaires Enkel war. Nur weil er diesen Blackdranzer beherrschen konnte. Wenn ich wollte könnte ich Blackdranzer auch beherrschen. Ich wette der Kerl ist noch nicht mal ein guter Blader. Sein können kommt nur von Blackdranzer. Ohne diesen Blade ist er verloren. Diese verdammte Kälte. Ich hole mir noch eine Erkältung wenn ich weiter hier draußen bleibe. Ich muss so schnell wie möglich in einen warmen Raum um mich aufzutauen. Am besten in mein Zimmer. Wo ich ungestört bin. Wo ich meinen Gedanken freien lauf lassen kann. Wo ich mich entspannen kann. Aber nein, denn ich habe ja jetzt auch einen Mitbewohner. Und der muss ja natürlich ausgerechnet dieser arrogante, eitle, hochnäsige und verwöhnte Bengel namens Kai sein. Ich halt das nicht mehr lange aus...
Endlich. Nach einer weiteren Stunde im Schnee lässt Boris das Training für uns beenden. Alle können nun in ihre Zimmer gehen und sich entspannen. Nur ich muss mich jetzt noch den ganzen Abend mit diesem Blödmann abgeben. Ich dreh schon fast durch wenn ich nur daran denke. Jetzt kann ich es auch nicht mehr ändern. Ich muss damit leben. Das wichtigste ist jetzt das ich in mein Zimmer komme und mich dort aufwärmen kann. Wenn ich Glück hab trainiert Kai ja noch ein bisschen länger mit seinem Blackdranzer. Ja, dieser Gedanke lässt neue Hoffnung in mir aufkeimen. Zielstrebig durchquere ich die dunklen Gänge der Abtei. Nur noch wenige Flure und ich bin da. Noch einmal rechts, einmal links und fünfzig Meter gerade aus. Schon stehe ich vor der Holztür die in mein Zimmer führt. Ich will gerade nach dem Türgriff greifen als mich jemand zur Seite schubst. Wer zum Teufel könnte das sein? Ich drehe mich um und blicke in zwei tiefe braune Augen. Es sind seine Augen. Die Augen meines größten Feindes. Die Augen die ich über alles hasse. Die Augen Kais. " Was willst du hier?", fragt er hochnäsig wie immer. " Ich will in mein Zimmer, du Arsch.", antworte ich ihm Gefühlskalt. " Dein zimmer?", entgegnet er lachend. " Das ist jetzt mein Zimmer. Sie dir das Türschild an. Nummer sechs und dann erst die sieben. Tut mir Leid Tala, du bist ab jetzt der Mitbewohner.", fügte er hinzu. Was sollte das denn jetzt. Das war doch all die Jahre mein Zimmer. Und jetzt nehmen diese Typen es mir einfach ab und geben es Kai? Wie konnten sie nur. Ich bin der stärkste Blader in dieser Organisation. Der mächtigste Kämpfer in ihren Reihen. Und dann ersetzen sie mich einfach durch diesen Idioten? Wie können sie es nur Wagen. " Lass mich jetzt endlich in mein Zimmer, Kleiner.", meinte er zu mir. Hat er mich gerade kleiner genannt? Hat er es wirklich gewagt. " Jetzt hör mir mal zu Tala. Ich bin ab jetzt hier der Chef und du bist nur noch mein kleiner Handlanger.", stichelte er mich weiter an. " Wenn du ganz brav bist kannst du vielleicht sogar meine rechte Hand werden. Und irgendwann wirst du dann meine Faust, mit der ich meine Gegner niederschlage." Setzte er hinzu und fing an zu lachen. " Apropos Faust...", murmelte ich ihm zu und schlug im meine geballte Hand in seine scheußliche Visage. Das Lächeln verschwand von seinen Lippen. Er wusste genau das ich ihm in körperlicher Stärke mindestens Gleichgestellt war. Sollte er also auf einen Kampf eingehen, müsste er sich anstrengen um mich zu besiegen. " Du wagst es mich zu schlagen? Du wagst es mich herauszufordern?" Ich nickte nur. Er blickte mich hasserfüllt an. Ich versuchte meine Augen so Gefühlskalt wie möglich zu lassen. Er sollte nicht sehen wie viel Wut in mir war. Nicht erkennen welche Emotionen in mir verborgen sind. Er sollte bloß an der kalten Oberfläche kratzen. Ich ballte meine Fäuste und spannte meine Muskeln an. So wäre ich auf einen möglichen Angriff gefasst. Und dieser erfolgte auch sogleich. Kai schlug mir mit seiner rechten Faust in meinem Magen. Ich wollte ihm gerade mit einem Tritt dafür danken, als... " Hört gefälligst auf. Ihr benehmt euch ja wie die kleinen Kinder." Das war eindeutig Boris Stimme. Ich erkannte ihn an seinem russischem Akzent.
" Entschuldigung Gaspardin.", murmelte ich über meine Lippen. " Du solltest dich nicht bei mir entschuldigen, sondern bei Kai. Immerhin gehört es sich nicht seinen Teamleader anzugreifen." Was? Teamleader? Was sollte das denn jetzt schon wieder? Erst kriegt er den mächtigsten Blade der gesamten Abtei, dann erhält er mein Zimmer und jetzt ernennen sie ihn zum Teamcaptain der Demolition-Boyz? Wie konnten sie nur...
Eine ungeheure Wut hatte sich in den letzten Wochen in mir aufgestaut. Kai wurde von allen gelobt. Sogar Ian, der einst völlig auf meiner Seite war, gehorchte nun nur noch Kai. Vor einigen Tagen hatte er uns zwei sogar als Nachrichtenüberbringer missbraucht. Wir sollten seinen alten Teamkameraden eine Herausforderung überbringen. Er wollte sie fertig machen und sich ihre Bit-Beasts unter den Nagel reißen. So könnte er sich noch mehr bei Voltaire einschleimen. Dieser Mistkerl. Aber ich weiß schon was ich machen werde. Ich muss mich nur geschickt anstellen und dann wird Kai bald wieder zu seinen kleinen Freunden zurückkehren und ich werde wieder der Anführer der Demolition-Boyz sein. Sie werden ihn in die Wüste schicken. Ihn verfluchen und dann werden sie mir Blackdranzer geben. Mir dem er rechtmäßig zusteht. Er wird alleine mir gehören. Nur ich alleine werde ihn kontrollieren. Nur ich alleine werde über ihn herrschen. Ein leichtes Lächeln bildet sich auf meinen Lippen.
Bald...
Nur noch zwei Tage. Dann würde es soweit sein. Kai würde sich seinen alten Teamkameraden stellen. Versuchen sie zu Besiegen. Doch mein Plan würde dies verhindern. Kai durfte nicht gewinnen. Sie mussten ihn besiegen. Ihn fertig machen. Nur dann würde er wieder zu ihnen zurück kehren. Ich glaube selbst nicht mehr wie feige ich doch geworden bin. Früher hätte ich Kai hier und jetzt zum Kampf herausgefordert. Ihn besiegt und die Macht an mich gerissen. Ich wäre der alleinige Herrscher. Ich hätte die ultimative Macht in meinen Händen. Blackdranzer. Warum verdammt noch mal traue ich mich nicht? Warum stelle ich mich ihm nicht? Bin ich wirklich so feige? Habe ich etwa Angst davor zu verlieren? Nein, das darf nicht wahr sein. Ich habe keine Angst. Vor nichts und vor niemandem. Noch nicht einmal vor Kai...
Schon wieder war ein Tag vergangen. Wir durften natürlich wieder draußen trainieren, während Kai drinnen alle Arenen zu Schrott verarbeitete. Jetzt liege ich hier in meinem Bett, in Kais Zimmer und denke über vieles nach. Vor allem über meine Angst. Über meine Angst vor Kai. Vor einigen Jahren, als ich noch klein war, hatte ich eine Schreckliche Höhenangst. Meine Mutter hatte damals gemeint ich müsste mich meinen Ängsten stellen. Also beschloss ich auf den Moskauer Fernsehturm zu steigen. Ich tat es. Nur einen Tag später stand ich auf dem höchsten Punkt in ganz Moskau. Ich blickte mit einem Angst erfüllte Gesicht auf die grauen Straßen herab. Ich sah all die kleinen Käfer Artigen Wesen, die sich als Menschen entpuppten. Das amüsierte mich sehr. Ich konnte nicht mehr aufhören zu lachen. Sie waren alle da unten, so klein und hilflos. Aber ich war hier oben, groß und stark. Ab diesem Augenblick hatte ich keine Angst mehr vor der Höhe. Von da an konnte ich nur noch über sie Lachen. Ob es mit Kai genauso ist? Muss ich mich auch ihm stellen um meine Angst zu überwinden? Aber was wenn ich gegen ihn verliere? Verdammt. Das ist eine echte Zwickmühle. Hat meine Mutter recht? Mutter. Ich kann mich noch nicht mal mehr an ihr Gesicht erinnern. " Jetzt mach endlich das Licht aus. Ich will schlafen kapiert!", meinte Kai kalt. " Halt dein Maul.", murmelte ich nur. " Sollte das gerade etwa eine Beleidigung sein?" " Ja das sollte es, Kai.", zischte ich ihm zu. " Weißt du Tala, wenn ich jetzt nicht so müde wäre, würde ich dir eine Lektion erteilen." " Ach der große Herr ist Müde? Von was denn? Hast du etwa den ganzen Tag draußen trainiert? In dieser eisigen Kälte? Nein. Du hast ganze zwei Stunden im Trainingsraum verbracht." " Im Vergleich zu euch Flaschen brauch ich ja auch kein Training." So, jetzt reicht es. Das war zuviel des guten. " Du glaubst wohl du kannst dir alles erlauben? Du glaubst wohl du bist der größte hier? Dein Getue geht mir langsam auf den Geist." Schon wieder war es passiert. Meine Hand war mir ausgerutscht und in Kais Magen gelandet. Er ließ sich auf den Boden fallen und krümmte sich dort vor Schmerzen. Ich empfand eine gewisse Befriedigung dabei. " Du kleiner Mistkerl. Bist du etwa Eifersüchtig auf mich?", meinte Kai und erhob sich. Er ballte seine Faust und holte aus. Ich konnte nicht mehr rechtzeitig reagieren, denn er schlug sofort zu. Ein stechender Schmerz durchfuhr meine Wange. Ich konnte mich noch nicht mal vom ersten Schlag erholen, da folgte schon der nächste. Diesmal traf er meine Nase. Ich spürte wie irgendetwas auf meine Hand tropfte. Es war Blut. Mein Blut. Plötzlich wurde ich zu Boden gerissen. Kai hatte mir mit voller Wucht in den Magen getreten. Ich war von dem heftigen Schmerz wie betäubt. Mit einem mal wurde ich wieder auf die Beine geholt. Kai hatte seine Hand fest um meinen Hals geschnürt und hob mich dann empor. Langsam ging mir die Luft aus. " Na? Glaubst du immer noch das du eine Chance gegen mich hast?", fragte er lächelnd. Ich antwortete nicht, sondern lächelte ihn nur an. Sofort holte ich mit meinem Bein aus und verpasste im einen heftigen Tritt in seine dreckige Visage. Sein griff lockerte sich und ich fiel zu Boden. Auch er sackte in sich zusammen. Ein Moment der Stille kehrte ein. Kein Laut war zu hören. Wir trauten uns nicht einmal zu Atmen. Doch dann ging es wieder los. Wir raffte uns vom Boden auf und stürmten auf einander los. Fast gleichzeitig schlugen wir zu. Ich Kai in sein Gesicht und er mir in den Magen. Erneut lagen wir beide am Boden. Kai war diesmal der erste der wieder auf den Beinen stand. Er hatte ein blaues Auge und eine blutige Lippe. Ich hingegen kam bis jetzt mit einer blutigen Nase davon. Gerade wollte er wieder auf mich eintreten, als sich die Tür des Raumes öffnete. Einige Wachen der Abtei stürmten herein und trennten uns. Mit hasserfüllten Blicken starrten wir uns an. Kai aus der einen Ecke des Raumes, ich aus der anderen. Dann trat Boris in das kleine viereckige Zimmer ein. Er blickte abwechselnd zu Kai und dann zu mir. " Ihr zwei scheint euch ja prächtig zu verstehen." Ein leises Knurren kam über meine Lippen. " Tala. Ich hab es dir schon mal gesagt. Du sollst nicht deinen Teamcaptain angreifen.", meinte Boris und blickte mich an. Ich senkte mein Gesicht und schaute betreten zu Boden. Ich wusste genau was passieren würde wenn ich jetzt widerstand leisten würde. Sie würden mich aus der Abtei verbannen. Mir alles nehmen was mir noch wichtig war. " Siehst du Tala, es geht doch. Du musst nur lernen dich unterzuordnen." Unterordnen? Ich will mich aber nicht unterordnen. Ich will ganz oben stehen. Nicht er soll es sein. Ich soll es sein. Ich soll mich unterordnen? Ich, der bisher alles geschafft hat? Ich, der jeden Blader in ganz Russland schlagen kann? Ich soll mich unterordnen? So danken sie mir also. So vergessen sie was ich alles für Biovolt getan habe. Ich habe meine Familie verlassen um mich voll und ganz meinem Training zu widmen. Ich habe meine Freunde verloren. Habe voll und ganz für Biovolt gelebt. Und jetzt werfen sie mich weg wie ein Stück Schrott. Das darf doch nicht war sein. Ich schwöre, dass ich es Kai heimzahlen werde. Ich werde die Macht an mich reißen und alleine an der Spitze stehen. Ich ganz allein...
Endlich ist es soweit. Der Tag an dem Kai den Bladebreakers stellen will ist gekommen. Er hatte sich schon früh am Morgen mit einem Hubschrauber auf den Weg gemacht. Zu gerne würde ich sehen wie Tyson und die anderen ihn auseinander nehmen. Ich bin mir sicher sie werden ihn schlagen. Immerhin hab ich ja nicht umsonst letzte Nacht Blackdranzer ein wenig bearbeitet. Ich wünschte ich könnte Kais Gesicht sehen wenn er verliert. Wenn ihm all seine Macht genommen wird. Wenn er wieder ganz allein ist. Dann werde ich wieder die Nummer eins sein. Alle werden zu mir aufsehen. Keiner wird mich mehr verspotten. Kein einziger...
Mittlerweile ist es schon Mittag und Kai ist immer noch nicht zurück. Ich frage mich warum sie solange brauchen ihn zu besiegen. Sind sie wirklich so schwach, dass sie es noch nicht einmal schaffen ihn jetzt zu schlagen? Jetzt wo ich seinen Blade doch so stark verschlechtert habe? Ich hallte die Ungewissheit nicht mehr aus. Ich muss wissen was da passiert. Schnell streife ich mir meine Jacke über und verlasse das Zimmer, dass einmal mir gehörte. Eilig durchquere ich dich vielen Gänge der Abtei. Kein Mensch ist im Moment draußen. Alle sitzen in ihren Zimmern und genießen die dort herrschende Wärme. Endlich erreiche ich den Kontrollraum. " Sagt Boris ich brauche einen Piloten. Ich muss zum Baikalsee. Schickt ihn einfach zum Startplatz." Meine Stimme klingt kalt und gefühllos. Als ob ich überhaupt keine Emotionen empfinden würde. Doch ich empfinde welche. Und im Moment überwiegt meine Neugierde über meinen verstand. Ich muss zu Kai und den Bladebreakers...
Ich warte jetzt schon fünfzehn Minuten. Lange halte ich es nicht mehr aus. Da, endlich taucht einer der Piloten auf. Er gibt mir ein Zeichen woraufhin ich in den Hubschrauber einsteige. Schnell befinden wir uns in der Luft und nehmen Kurs auf den Baikalsee. Nach etwa eine halben Stunde landet der Pilot endlich am Ufer des Sees. " Von hier aus musst du alleine weiter.", ruft er mir zu und startet die Maschine wieder. Kurz darauf ist der Hubschrauber auch schon am Horizont verschwunden. Gelassen nehme ich meinen Weg auf. Schon von weitem erkenne ich Kai in der Mitte des Sees stehen. Ich beschleunige meine Schritte. Irgend etwas stimmt hier doch nicht. Wo sind die Bladebreakers? Ich kann sie nirgendwo erkennen. Außer Kai ist niemand zu sehen. " Hallo Tala.", murmelt Kai mir zu. Sein Blick ist starr auf die Eisfläche gerichtet. " Wo sind die Bladebreakers?", frage ich ihn abweisend wie immer.
" Sie sind fort. Sie haben mich geschlagen." Ein Lächeln bildete sich auf seinen Lippen.
" Danke Tala." Was soll das jetzt heißen? " Danke das du Blackdranzer geschwächt hast." " Was...", ist das einzige was ich herausbringe. " Dank dir konnten sie mich besiegen. Dank dir haben sie meinen Stolz gebrochen. Dank dir ... weiß ich jetzt endlich wo ich hingehöre." Er blickt auf. Seine Augen. Sie sind völlig Emotionslos. Was ist nur los mit ihm? Wieder beginnt er zu lächeln. Dann greift er in eine seiner Taschen und zieht ein blaues Blade heraus.
" Dranzer." Meine Stimme ist gebrochen. Nur ganz leise kam dieses Wort über meine Lippen.
" Wieso?", ist alles was mir noch einfällt...
Viele Minuten vergehen in denen wir uns nur angeschwiegen. Keiner von uns sagt auch nur ein Wort. Bis ich es nicht mehr aushalte und ihn anspreche. " Kai. Du hast mir alles genommen was mir wichtig war. Durch dich wurde ich bei Biovolt degradiert. Deinetwegen ließ Boris mich fallen. Du nahmst mir sogar mein Zimmer. Du erhieltst die Bit-Beasts die wir mühsam zusammengetragen hatten. Dadurch wurdest du immer mächtiger." Meine Stimme. Sie klingt so, so anders. Sie ist nicht mehr kalt und gefühllos. Nein, sie ist warm, voller Mut und Hoffnung. " Ich hatte Angst. Angst mich dir zu stellen. Aus diesem Grund habe ich Blackdranzer manipuliert. Doch jetzt habe ich etwas erkannt. Ich weiß nun was mein Fehler war. Ich dachte immer ich müsste meine Emotionen verstecken. Ich dachte durch sie würde ich Schwäche zeigen. Doch das war falsch. Meine Gefühle machen mich nicht schwach. Sie machen mich stark. Sie machen mich zu dem was ich bin. Ich weiß genau das ich durch sie an Stärke gewonnen habe. Ich weiß das ich mich nun meinen Ängsten stellen kann. Das ich mich dir stellen kann. Ich weiß das jetzt der richtige Zeitpunkt dafür ist." Kai musste lächeln. " Tala. Du bist nicht der einzige der an Stärke gewonnen hat. Ich habe immer allen misstraut. Ließ keinen an mich heran. Ich wollte immer alles alleine durchziehen. Doch das ist jetzt vorbei. Jetzt weiß ich das ich etwas besitze von dem ich vorher nie gewusste habe. Ich besitze Freunde. Die Bladebreakers haben immer zu mir gehalten, in guten wie in schlechten Zeiten. Ihnen war es egal ob ich gewonnen oder verloren habe. Sie waren immer für mich da, haben mir vertraut. Doch ich vertraute ihnen nicht. Das ist jetzt anders. Ich habe erkannt das ich ihnen vertrauen kann. Das sie meine Freunde sind. Dadurch bin ich nun stärker denn je." Jetzt war ich an der reihe zu lächeln. " Es scheint so als wären wir beide stärker als jemals zuvor. Weißt du Kai, wir haben viel gemeinsam. Du und ich, wir hätten gute freunde werden können. Wenn uns nicht unser Stolz im Weg gewesen wäre. Jetzt ist es zu spät Freundschaft zu schließen. Mein Hass dir gegenüber ist zu groß um dir zu verzeihen. Ich kann es nicht. Und es tut mir ehrlich leid." Kai nickte nur. Wahrscheinlich ging es ihm genauso. Ich senkte meinen Blick auf den Boden. Das Lächeln verschwand von meinen Lippen. Nachdem ich mich gesammelt hatte blickte ich wieder auf um Kai in die Augen sehen zu können. " Kai Hiwatari." Kai schaute mich hasserfüllt an und ich blickte genauso zurück. " Hiermit fordere ich dich zu einem Kampf heraus. Der Gewinner erhält alles und der Verlierer nichts."
Wieder schlich sich eine leichter Hauch von Freude in mein Gesicht. Es war die Vorfreude. Die Vorfreude auf den nun folgenden Kampf...
Endlich war es soweit. Kai und ich würden gegen einander antreten. Ich nahm meinen Blade aus der Tasche und schnallte ihn unter meinen Shooter. Jetzt ist es soweit Tala. Möge der bessere gewinnen. Und der bist du. Auch Kai macht sich nun startbereit. Wir sehen uns noch einmal kurz in die Augen und los geht es. Sofort gebe ich Wolborg den Befehl zum Angriff. Doch Dranzer kann ausweichen. Kai setzt ein siegessicheres Lächeln auf. " In diesem Feuer schmilzt jedes Eis Tala.", ruft Kai mir zu. " Aber in meiner Kälte glüht kein Feuer.", antworte ich direkt darauf. Wieder quillt in mir die Freude auf. Ein Gefühl das ich eigentlich nur selten spüre. Ich habe wirklich freue an diesem Kampf. Meine Angst ist wie weggeblasen und neue Hoffnung keimt in mir auf. Erneut greife ich mit Wolborg an. Doch Dranzer bleibt auf der Stelle stehen. Er versucht nicht auszuweichen. Die Blades berühren sich und eine gewaltige Druckwelle entsteht. Kai und ich werden zu Boden geschleudert. Schnell raffe ich mich wieder auf und schaue auf den Platzt an dem Kai eben noch gestanden hat. Auch er liegt nicht mehr auf dem Boden sondern beobachtete schon wieder den Kampf. Dann gibt er Dranzer den Befehl anzugreifen. Ich lasse Wolborg schnell ausweichen. Kai Blade rauscht an meinem vorbei. Er hat sein Ziel verfehlt. " Wolborg Attack.", schreie ich auf das Kampffeld. " Pass auf Dranzer.", ruft Kai seinem Blade zu. Wolborg und Dranzer berühren sich erneut doch dieses mal lasse ich mich nicht von der Druckwelle umwerfen. Auch Kai hat sich darauf vorbereitete und steht noch auf den Beinen. Der Staub legt sich und ich sehe nur noch meinen Blade auf der Kampffläche. " Wo ist Dranzer?" " Schau doch mal nach oben Tala." Ein Lächeln umspielt Kais Lippen. Ich wende meinen Blick gen Himmel. Ich erkenne Dranzer nur wenige Meter über uns. " Dranzer Fire Arrow Attack.", schreit Kai ihm entgegen. Der blaue Blade wird in Feuer eingehüllt. Dann plötzlich fällt er wieder zu Boden. " Verdammter Mist.", murmele ich mir selbst zu. " Wolborg versuch auszuweichen." Doch es ist zu spät. Dranzer hat Wolborg getroffen. Mein Blade beginnt zu trudeln. Wenn ich nichts unternehme ist dieser Kampf gleich vorbei. Mir bleibt nichts anderes übrig, ich muss Wolborg rufen.
" Wolborg komm raus.", rufe ich meinem Blade zu. Wenige Sekunden später erscheint ein Schneeweißer Wolf über meinem Beyblade. Mein Bit-Beast Wolborg. Auch Kai lässt nun Dranzer erscheinen. Einschüchternd schwebt der feuerrote Phönix über seinem Blade. Wolborg beginnt leise zu knurren. Dann rast er auf Dranzer zu. " Wolf Claw Attack", schreie ich ihm hinterher. Doch Dranzer kann ausweichen. " Versuchs noch mal Wolborg." Doch wieder scheitert die Attacke. Kai lächelt weiterhin. Warum lächelt er? Hat er etwas vor? Oder ist er so siegessicher? Ich muss auf alles gefasst sein. Ich befehle Wolborg mehr in die Defensive zu gehen. Auch Kai pfeift Dranzer zurück. Was hat er nur vor? Plötzlich erkenne ich seinen Plan. Er weiß genau das Dranzer eine längere Ausdauer hat als Wolborg. Mein Spin ist schon sehr niedrig. Er will gewinnen indem er mich einfach aus kreiseln lässt. Verdammt. Ich muss diesen Kampf so schnell wie möglich beenden. Ich gebe Wolborg wieder den befehl zum Angriff. Er umkreist Dranzer, wie ein hungriger Wolf seine Beute.
Dann plötzlich schießt er auf Dranzer zu. Kai schien darauf nicht gefasst und kann nicht mehr ausweichen. Das ist meine Chance. Ich befehle Wolborg die Wolf Claw Attack um Dranzer zu besiegen. Die Blades krachen auf einander und zum dritten mal entsteht eine Druckwelle. Dieses mal heftiger als je zuvor zu vor. Ich werde zu Boden gerissen. Kai jedoch kann sich aufrecht halten. " Dranzer Phönix Revenche.", schreit Kai aus voller Kehle. Das darf doch nicht war sein. Er setzt seine stärkste Attacke ein. Wenn ich die nicht abwehren kann ist Wolborg am Ende. Aber kann ich das riskieren? Kann ich sie wirklich einsetzen? Ich muss mir bleibt nichts anderes Übrig. Kai hat schon einen Zeitvorteil. Dranzer wird bald seine volle Kraft gebündelt haben. " Wolborg Wolfs Revenche Attack." Auch Wolborg beginnt nun seine Kraft zu bündeln. Wenn ich Glück habe geht mein Plan auf...
Einige Minuten sind vergangen seitdem beide Blades begonnen haben ihre Kraft zu bündeln. Und mein Plan scheint zu Wirken. Über Dranzers Haupt wächst eine pompöse brennende Sonne heran. Über Wolborg jedoch entsteht ein Eismond. Kais Sonne ist bereits erheblich größer als mein Mond. Doch durch die wärme die Dranzer erzeugt beginnt das Eis um den Blade langsam zu schmelzen und durch die Kälte die von Wolborg ausgeht baut sich vor ihm eine Eismauer auf. Die beiden Kugeln wachsen und wachsen. Kai wird bald bereit sein Anzugreifen. Und ich hatte recht. Nur wenige Sekunden später gibt Kai Dranzer den Befehl zum Angriff. Hoffentlich klappt es. Die Feuerkugel prallt gegen die Eismauer die sich vor mir und Wolborg gebildet hat. Diese beginnt langsam zu schmelzen. Gerade als die Wand völlig abgeschmolzen ist, ist mein Wolborg bereit zum Angriff. Auch er feuert seinen Eismond ab. Die beiden gewaltigen Gebilde prallen auf einander und erzeugen eine gewaltige Wasserdampfwolke. Kleine Eissplitter und Funken fliegen durch die Gegend. Ich reiße meine Arme hoch um nicht im Gesicht verletzt zu werden. Dann erreicht mich die Druckwelle und ich werde zum dritten mal zu Boden gerissen. Schmerzhaft prallt mein Körper gegen das harte Eis. Mein Hinterkopf schlägt auf die Oberfläche auf und ich falle in Ohnmacht...
Es ist nicht viel Zeit ist vergangen als ich wieder meine Augen öffne. Ich blicke in zwei braune und warme Augen. Sie gehören Kai. Dieser hat sich über mich gebeugt, aus welchem Grund auch immer. " Wer hat gewonnen?" platzt es gleich aus mir heraus. Kai lächelt mich nur an. " Unentschieden. Das einzige was ich fand, nachdem die Rauchwolke sich gelegt hatte war dies." Kai öffnet seine Hand und zwei glänzende Bit-Chips kommen zu Vorschein. " Das ist alles was von unseren Blades übrig geblieben ist.", meint er und hilft mir auf. Dann drückt er mir den Chip mit Wolborg in die Hand. " Du siehst ziemlich ramponiert aus.", murmelt er und lächelt mich an. Ich sehe an mir herunter. Meine Kleidung wurde an einigen Stellen von den kleinen Eissplittern aufgerissen. Als ich mit meinem Blick über den Boden schweife entdecke ich eine Blutlache. Eine kleine Platzwunde ziert meinen Hinterkopf. Dann blicke ich Kai an. Er sieht auch nicht gerade besser aus. Seine Klamotten sind ebenfalls aufgeschnitten und zahlreiche Kleinen Wunden übersähen seinen Körper. " Du siehst aber auch ganz gut aus.", antworte ich ihm und fange an zu lachen. Auch Kai fällt bald mit ein. Hätte uns jetzt jemand gesehen, er hätte uns für verrückt gehalten. Zwei von Wunden und Dreck übersäte jungen stehen mitten auf einem zugefrorenen See und lachen sich die Seele aus dem Leib...
Seit diesem Ereignis habe ich Kai nicht wieder gesehen. Doch ich werde ihn wieder sehen. Spätestens beim Finale der Worldchampionchips. Denn dort treffen wir auf die Bladebreakers. Und dort werde ich ihn dann besiegen...
Fin
