Zum Inhalt der Seite

Millennium

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Ryuichi ging ein Stück den Strand entlang. Er wusste nicht, wie lange er schon hier war, aber das spielte auch keine Rolle.

Weit und breit war niemand zu sehen, er war allein. Wer fuhr auch schon mitten in der Nacht zum Strand? Und genau das war auch der Grund, warum er hergekommen war. Er wusste, dass ihn hier niemand vermuten würde, und dass er hier seine Ruhe hätte.

Nachts war der Strand der perfekte Ort, um allein zu sein. Auch wenn er eigentlich nicht wirklich allein sein wollte. Aber im Moment würde er es unter keinen Umständen ertragen können, Sugizo zu sehen. Mit ihm an ein und demselben Ort zu sein. Zeit mit ihm zu verbringen.

Der Gitarrist hatte ihn vollkommen missverstanden.

Konnte er es ihm verdenken?

Nein.

Er konnte es ehrlich gesagt sogar sehr gut verstehen.

Schließlich war er selbst zu feige gewesen, ihm etwas zu sagen.

Nun war es zu spät für Erklärungen. Wenn er die Möglichkeit hätte, die Zeit zurück zu drehen, er würde es sofort tun!

Würde Kami-sama ihm noch eine Chance geben... nur eine einzige... er würde sie sicherlich nicht wieder ungenutzt verstreichen lassen... er würde alles tun, um ihn nicht wieder zu verletzen... ihm nie wieder weh zu tun... er würde wirklich alles in seiner Macht stehende tun, damit der Gitarrist glücklich war. Und wenn das Ryuichi's Unglück bedeutete, war es ihm auch Recht. Solange nur Sugi nicht weiter leiden musste...

Aber Kami-sama konnte nichts tun. Er konnte keine Wünsche erfüllen. Auch nicht die, die ungehört und unerkannt in den Herzen der Menschen schlummerten.

Der Sänger blieb stehen und seufzte. Es gab nur einen, der ihm noch eine Chance geben konnte. Auch wenn er bezweifelte, dass er sie ihm geben würde, aber wenn er es nicht wenigstens versuchte, würde niemals etwas daraus werden.

Bei allem war es aber nicht einfach, den Mut aufzubringen. Wie konnte er ihn noch um eine weitere Chance bitten, nachdem er ihn so verletzt hatte? Würde Sugizo ihn nicht eher zum Teufel jagen?

Und wenn schon... damit würde er leben müssen... er musste es zumindest drauf ankommen lassen... ansonsten passierte gar nichts...

Mit wild klopfendem Herzen ließ er sich in den Sand sinken. Was sollte er ihm sagen? Wie sollte er sich ihm gegenüber verhalten? Wie würde Sugizo reagieren? Würde er ihm zuhören? Oder würde er den Sänger direkt wieder wegschicken, weil er nicht mit ihm reden, ihn nicht sehen wollte?

Wieso hatte er eigentlich Angst davor, Sugizo anzurufen? War es, weil er befürchtete, dass der Gitarrist nicht ans Telefon gehen oder sofort wieder auflegen könnte, wenn er wusste, dass Ryuichi versuchte, ihn zu erreichen? Und wenn dem so war, dann wusste er wenigstens Bescheid. Hatte er nicht um eine Chance gebeten? Wie sollte er sie bekommen, wenn er nicht irgendwie versuchte, sie sich selbst zu verschaffen? Wenn er auf ein Wunder warten wollte, dann konnte er das wohl für den Rest seines Lebens tun - ohne Ergebnis. Es geschahen nun einmal keine Wunder. Außer, man 'schuf' sie selbst. Mit seinen eigenen Händen, mit seinem eigenen Willen, mit seinem eigenen Herzen.

Hoffnung war wichtig.

Aber Hoffnung allein bewegte nichts.

Der Sänger streckte die Beine aus und ließ sich nach hinten in den Sand fallen. Er musste für diesen einen Anruf all seinen Mut sammeln. Aber dieser Anruf konnte über vieles entscheiden, darüber, wie es nun weitergehen würde. Deswegen war es wichtig, dass er jetzt auf gar keinen Fall kniff. Eine weitere Chance würde es sicher nicht geben, daher wäre es schon sinnvoll, wenn er sich vorher gut überlegte, was er Sugizo erzählen sollte. Wie er versuchen wollte, dem Gitarristen die Wahrheit zu sagen, ohne dass er sich dabei allzu lächerlich machte...

Umständlich kramte er sein Handy aus der Tasche und warf einen Blick auf das Display. Zehn Anrufe in Abwesenheit... Ein Funken Hoffnung keimte in ihm auf, vielleicht hatte Sugi ja versucht, ihn zu erreichen, auch wenn Ryuichi eigentlich nicht so recht daran glaubte. Der Gitarrist hatte ihn in den vergangenen Tagen nicht ein einziges Mal angerufen. Wieso sollte er das gerade heute tun?

Er klickte sich durch die Anrufliste und sah seine Vermutung bestätigt... Natürlich war nicht ein Anruf von Sugi dabei, nur die von J und Inoran. Von wem auch sonst? Wie hatte er auf etwas anderes hoffen können?

Weil er es wollte. Weil es ihm wichtig war.

Er seufzte. Dann würde wohl er den ersten Schritt machen müssen. Ob es ein Schritt in die richtige Richtung war, oder vielleicht in eine komplett verkehrte, würde sich noch zeigen. Wobei... eigentlich hatte ja Sugizo den ersten Schritt gemacht... nur war Ryuichi zu dem Zeitpunkt noch nicht bereit gewesen, es zu akzeptieren...

Innerlich ohrfeigte er sich. Wenn er jetzt weiterhin die ganze Zeit bloß grübelte, anstatt endlich zu handeln, würde niemals etwas passieren.

Wie mechanisch tippte er Sugizo's Nummer und hielt das Handy an sein Ohr. Als er das Freizeichen hörte, wusste er: Es gab keinen Weg zurück, kein Weg führte mehr daran vorbei.

Es klingelte einmal. Zweimal. Ryuichi blinzelte.

Schließlich klingelte es zum fünfzehnten Mal. Der Sänger war verwirrt.

Spätestens nach dem zehnten Mal hätte wenigstens Sugi's Anrufbeantworter dran gehen müssen... hatte er ihn etwa abgestellt? Oder gleich das ganze Telefon ausgestöpselt? Damit er seine Ruhe hatte? Seine Ruhe vor ihm... vor J, vor Inoran... und vielleicht auch Shinya...

Ryuichi legte endlich wieder auf, verstaute das Handy in seiner Hecktasche, stand auf und legte die Stirn in Falten. Geistesabwesend klopfte er sich den Sand von seiner Hose und seinem Hemd, dann machte er sich auf den Weg zu seinem Wagen.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (2)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  RedSky
2010-04-14T09:47:52+00:00 14.04.2010 11:47
Die Grübelei von Ryu ist so gut nachzuvollziehen.... Irgendwie kann man sich da sehr schnell selbst wiederfinden... <D
Mir gefällt es, dass du den Strand als Kulisse gewählt hast...ich hab immer die Wellen im Hintergrund rauschen gehört..... :3
Von:  Kasu
2004-11-04T12:35:20+00:00 04.11.2004 13:35
Boa wie spannend! O.O
Schreib bloß schnell weiter! Obwohl ich ja überrascht war das es überhaupt schon weiter geht! *freu*
Man, ich hab ein richtig schweres Gefühl im Herzen wenn ich das lese! Hoffendich zerrst du nicht all zu lange an meinen Nerven! ^^°
Muaaaaa....so geil! Diese Gedankengänge sind so absolut nachvollziehbar! *nick* Deshalb kann man sich auch total gut in die Gefühle von den Charakteren versetzten! Ich bewundere dich! Ich hätte nicht die Geduld, so ausführliche Gedanken auf zu schreiben! XDDDDD
Das ist aber eigendlich schade, da ich dann bestimmt noch besser meine Gefühle beim Schreiben rüber bringen könnte O.o Ich bin immer so hibbelig beim schreiben und vergess immer so viel....naja ich versuch mir mal ein Beispiel an dir zu nehmen! XDDDD
Also ganz tolles Kapitel und ich hoffe es geht bald weiter! ^_____^


Zurück