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Weiß Kreuz

Lost without Reason
von

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Lost without Reason
 

Ayas Lächeln ließ Ken augenblicklich verstummen. So selten war es, so sehr zog es ihn doch immer wieder in seinen Bann. Doch das Lächeln selbst war es nicht, warum er inne hielt, es war Ayas Art, wie er lächelte. Herablassend. Spöttisch.

Ken schloß die Augen. "Beruhige Dich, Junge", ermahnte er sich selbst. Einige Zeit verstrich, während die anderen Weiß-Mitglieder die Beiden beobachteten.

Gerade als Ken seine Fassung wieder gefunden hatte und die Augen öffnete, musste er mitansehen, wie Aya ihm den Rücken kehrte. "Wenn Du Dich nicht für qualifiziert genug hältst, diesen Auftrag ausführen zu können, bleib hier."

Ken ballte die Fäuste.

"Was hast Du gesagt?"

"Du hast mich schon verstanden. Die Einsatzplanung ist gelaufen, wir haben zugesagt. Deine Sorgen hättest Du früher äussern können. Im Nachhinein musst Du uns nichtmehr damit aufhalten."

Ken senkte den Kopf.

"Ja, ich mache mir Sorgen. Aber diese betreffen euch und unseren Einsatz..."

"Dieser Einsatz ist kein Problem, wenn Du Dich endlich zusammenreisst und fertig machst."

Ruckartig hob Ken den Kopf und funkelte seinen Kontrahenten an.

"Reagiert er denn auf überhaupt nichts? Dieser Moment der Schwäche vor ihm... vor Aya... gerade eben... Nicht einmal das hatte etwas gebracht... Völlig umsonst habe ich wieder an Respekt bei ihm verloren...", dachte er sich.

"Es reicht, Aya!", mischte sich Omi ein. "Ich habe ebenso Bedenken wie Ken, nur ich habe sie nicht geäussert. Und ich bin mir sicher, selbst wenn ich das getan hätte, hättest Du mich nicht so angegriffen wie Ken eben."

"Geht mir genauso", zischte Yohji aus der anderen Ecke des Raumes und kaute weiter an seiner unangezündeten Zigarette.

Aya wandte sich seinen Kameraden wieder zu.

"Was?"

Omi legte Ken eine Hand auf die Schulter. "Komm, wir machen uns schonmal fertig." Und mit diesen Worten nickte er Yohji zu, der sich gerade die Zigarette anzündete.

Er zog einmal an ihr und zwinkerte im Vorbeigehen Omi zur Bestätigung an, der gerade mit Ken den Raum verließ. Dieser drehte sich noch einmal um, bevor Omi die Türe hinter ihnen schloß. Aya...

Dieser hatte den Blick auf den Boden vor Yohji gerichtet, der zu ihm trat.

Dann blickte Aya auf und musterte sein Gegenüber.

Yohji schob mit zwei Fingern seine Sonnenbrille zurecht.

"Was soll das, Ran?"

Bei der Erwähnung seines richtigen Namens musste er sich beherrschen nicht auf seinen Kontrahenten loszugehen.

Was war nur los mit ihnen allen? Wieso waren sie alle gegen ihn? Im Grunde fühlte er sich genauso unverstanden wie die anderen.

Lag es an diesem Gefühl, das schon seit einiger Zeit in der Luft lag? Er konnte es nicht sagen.

"Ran, wir sind ein Team. Und aus diesem Grund haben wir uns zusammenzuraufen. Ich weiß, es ist noch nicht lange her, seitdem Du zu uns gekommen bist, und Deine Abneigung Ken gegenüber ist uns und auch ihm wohl bekannt. Doch war es nicht er, der den ersten Schritt zur Versöhnung getan hat, als Du auf ihn losgegangen bist?"

Aya funkelte Yohji düster an. Vorallem da er merkte, wie dessen Worte Mitleid in ihm regten.

"Auf was willst Du hinaus?", zischte er.

"Auf nichts.", erwiderte Yohji gelassen. "Ich will Dir hiermit auch keine Vorwürfe machen.

Ich will Dich nur fragen, was sich in Dir so sperrt, Dich in unsere Gemeinschaft einzufügen.

Wieso geht es Dir gegen den Willen, im Team zu arbeiten? Wir wären viel effektiver und ausserdem glaube ich, dass es Dir gut tun wür..."

Aya warf seinen Mantel zurück und schlug zu.

Yohji wurde gegen die Wand geschleudert und lehnte sich an ihr an, seinen Schwung abfangend.

Dann nahm er seine Sonnenbrille ab und sah Aya durchdringend an. Jedoch war kein Zorn oder Aggression in seinen Augen.

Aya konnte lediglich an seinem Blick erkennen, dass Yohji dieses Angebot ernst meinte.

"Ich bin Dir entgegengekommen, Ran... Es wäre schön, wenn Du es Dir überlegst."

Damit hatte Yohji Ayas Willen gebrochen. Schon seit Anfang des Gesprächs wurde Aya, sobald er einen seiner Kameraden anschnauzte sofort wieder von Reue geplagt. Doch er wusste selbst nicht wieso. Wieso die Reue, die er nie zuvor empfand, noch wieso er überhaupt so reagierte, obwohl er es doch meistens gar nicht wollte. Das wusste auch Yohji, vielleicht war Yohji auch der Einzige der Truppe, der Aya so sehr durchschaute, doch er behielt es für sich.

"Also... Während des Auftrages werden wir ja sehen, ob Du es Dir überlegt hast, ich will Dich jetzt nicht länger belästigen... Es würde wohl alles zerstören, was wir... Beide... hier so eben zerbrechlich aufgebaut haben." Damit verließ er lächelnd den Raum.

"Wie kannst Du es wagen...?!", zischte Aya ihm nach, doch er wusste es besser...
 

***
 

Takatori-Tower, Tokyo, Japan

0:30 Uhr Ortszeit
 

Lautlos und behende rannten vier Schatten über den Parkplatz des riesigen Gebäudes, immer den Lichtern der Laternen ausweichend.

Als sie das Eingangsportal erreichten, gingen sie jeweils zu zweit rechts und links neben der Türe in Position.

"Am Haupteingang? Sollten wir nicht besser nach einem anderen Weg suchen?", fragte Ken.

"Nein.", entgegnete Omi, "hier sind die Sicherheitsvorkehrungen auch nicht höher als an anderen Stellen."

"Eine weitere Einbruchsmöglichkeit wäre auf dem Dachgarten des Towers, aber die kommt für uns ja nicht in Frage.", ergänzte ihn Yohji.

Ken sah ihn schmunzelnd an. "Einbruchsmöglichkeit"... Was für einen Wortschatz Du doch besitzt."

"Hey, das ist die offizielle Arbeitssprache bei Weiß."

"Seit wann?"

"Seit heute."

Beide grinsten.

"Ich habs!", unterbrach sie Omi und zugleich schwang das Portal auf.

Triumphierend grinste er mit in die Runde, in der er plötzlich nur noch erstaunte Gesichter sah. "Und das die offizielle Arbeitsweise."

Aya senkte weiter abseits den Kopf und verbiss sich ein Kommentar. Dann sah er mit gezwungenem Lächeln auf und legte Omi und Yohji jeweils im Vorbeigehen eine Hand auf die Schulter.

"Los geht's!"

Ken sah ihm nach und musste unwillkürlich lächeln. "Ran..."
 

***
 

Takatori-Tower, Direktion

0:43 Uhr Ortszeit
 

Omi schloß den Laptop am Firmencomputer an der Rezeption nahe dem Eingang des Gebäudes an, während Ken seine Klauen wieder sicherte und am Handschuh befestigte.

Er zwinkerte Yohji zu, der gerade die zwei überwältigten Wachposten fesselte.

"Gib mir fünf Minuten."

"Sollst Du kriegen", entgegnete Yohji und zog die bewusstlosen Wachen in ein dunkles Eck, wo sie morgen nicht sofort auffallen würden.

Omi logte sich ein und umging geschickt das Sicherheitsnetz des Konzerns.

"Wir brauchen die Daten der internen Sicherheit. Damit können wir morgen dann das Sicherheitsnetz des Hauptfimengebäudes umgehen, dem zweiten Teil unseres Auftrages. Der Download dauert seine Zeit, denn er ist verschlüsselt."

Yohji sah auf. "Und wieviel kommt dadurch nun zu Deinen fünf Minuten dazu?"

"Nun...nichts. Das sind die fünf Minuten." Omi lächelte.

Yohji schüttelte nur den Kopf. "Großartig."

Dann sah er zu Aya, der auf der Haupttreppe stand und von weiter oben alles überblickte.

"Alles in Ordnung?"

Aya sah zu ihm herab. "Bis jetzt nichts."

"Bestens.", flüsterte Ken. "Es läuft nur zu einfach..."

Aya schob sein Katana wieder in die Scheide und schritt die Treppe hinab.

Es überkam ihn wieder dieses Gefühl, von dem er nicht sagen konnte, was es war. Doch jetzt war keine Zeit, sich damit auseinanderzusetzen. Das würde er in aller Ruhe nach dem Einsatz tun.

"Omi, wie weit?", fragte Ken.

"Habs gleich! ... Nur noch die Diskette ... Jetzt! Nichts wie raus hier."

Yohji rannte los und sicherte den Eingang, während Omi das System wieder herunterfuhr und den Laptop zusammenklappte.

Am Eingang drehte er sich um, um nach den anderen zu sehen und wollte sie schon zur Eile auffordern, doch er hielt sich zurück und betrachtete die Szenerie.

Aya schritt auf Ken zu, der sich ebenfalls nach ihm umgesehen hatte, da Aya der Letzte war.

Ken wusste nicht genau, wie er die Situation einschätzen sollte und legte ein wenig den Kopf schief, als Aya an ihn herantrat. Kurze Zeit sahen sie sich an und versuchten, im Blick des anderen Antworten zu finden. Dann schloß Aya langsam die Augen und ging nahe an Ken vorbei. Er drehte den Kopf zur Seite und flüsterte ihm ins Ohr. "Sorry..."

Ken riss die Augen auf. Aya ging leise etwas vor sich hinzischend weiter, als Ken, der eben noch mit dem Rücken zu Aya stand, sich umdrehte.

"Was...?"

Aya blieb mit dem Rücken zu Ken stehen.

Und während im Hintergrund sich die anderen noch verwirrt ansehen ob der Situation, die auf die Entfernung etwas... missverständlich... aussah, drehte er sich mit wallendem Mantel um und schlug zu. Dann ging er mit gesenktem Kopf und mit großen Schritten auf den Eingang zu. Omi und Yohji gingen ihm sofort verdutzt aus dem Weg und sahen wieder zu Ken, der sich lächelnd und die Wange reibend aufsetzte. Er nickte Yohji zu.

Und Yohji zeigte ihm den erhobenen Daumen und lächelte zurück.

"Wir werden ein Team, nicht wahr...?", flüsterte Omi zu Yohji hoch.

Und der sah zu seinem Freund hinab.

"Ja."

Und plötzlich ertappten sich beide bei dem Gefühl, dem anderen am liebsten in den Arm zu fallen.

Lachend schritten sie alle drei hinter dem stapfenden Aya aus dem Gebäude.

Doch keiner von ihnen schien die drei Schatten auf dem Dach des Towers zu bemerken, die sich nun zurückzogen...



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Xell
2005-08-27T15:39:46+00:00 27.08.2005 17:39
Tolle Fanfiction. Bin jetzt gespannt wer sie da beobachtet.
Von:  Cleo-San
2002-04-18T15:51:17+00:00 18.04.2002 17:51
*hetz* So, muss glei wieder off, aber ich kanns mir nicht verkneifen zu dieser genialen Story meinen Senf dazuzugeben! ^-^ Also, zuerst mal finde ich das alles einfach nur durchgehend genial, vor allem Aya gefällt mir *gg* Langsam kommt er wohl wirklich ins Team rein...
Aaaaaallerdings... glaube ich kaum, dass die Story da schon zu Ende ist, oder? *grins* Wann kommt den der nächste Teil? Hoffentlich bald! ^.^
*auf Uhr schau* WAAAH! Sorry, muss off... Aber schreib schnell weiter, ja? :-=

Cleo-San


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