Rotkäppchen [Japanese Version]
Es war einmal, vor gar nicht all zu langer Zeit, in einem weit entferntem Land (wen es denn interessiert: zwischen dem 30. und 40. Breitengrand, 130. und 150. Längengrad... ehemals Nippon, heute Nihon oder in westlichen Gegenden auch Japan genannt...) lebte einmal, ein kleiner, immerzu unschuldig spielender JRocker namens Ryutaro, den alle lieb hatten. Besonders Akira, aber dazu kommen wir später...
Einmal hatte Ryutaro einen roten Hut geschenkt bekommen, und weil er die Farbe rot so hasste und ihn dennoch einmal aus reiner Höflichkeit aufgesetzt hatte, nannten ihn alle gerne Rotkäppchen. Ryutaro hasste diesen Namen und fing jedes mal an zu weinen, wenn ihn seine Bandkollegen wieder einmal damit aufzogen.
Eines Tages sagte sein Produzent: "Hey Ryu-kun... Ich habe gehört euer alter Herr ist krank?" Ryutaro blinkte ihn unverstehend an. "Alter Herr? Ich kenne keinen alten Herren."
"Na! Tadashi, euer Bassist ist doch alt! Sag jetzt nicht, du wusstest nicht, dass er im Bett liegt?"
Ein kurzes Lächeln huschte über Ryutaros Lippen. Nicht, dass er viel Jünger war, aber Tadashi hatte nicht das JRocker-Syndrom... Ihm sah man als Einzigstem sein Alter an.
"Er ist erkältet.", für der Produzent schließlich fort, "Besuch ihn doch mal und bring ihm ein paar Ramen mit."
"Sie verwechseln Akira und Tadashi... Akira mag Ramen...", versuchte unser Rotkäppchen seinen Producer ganz dezent hinzuweisen. Geh hin und bring ihm Ramen, befehl deines Labels. Ihr seid Major, also macht brav, was das Label euch sagt."
Wieder blinkte Ryutaro unverstehend. "Ich dachte, das bezieht sich nur auf Musik."
"Nein, wir machen es jetzt ganz wie der Westen, der ist ja Trend. Also mischen wir uns jetzt auch in euer Privatleben ein."
Ryutaro nickte verstehend. "Okay, ich gehe dann mal."
"Und vergiss nicht! Geh direkt zu Tadashi. Im Moment laufen mal wieder ein paar Irre durch die Gegend, die aus der Psychiatrie entflohen sind und die ihre Antidepressiva noch nicht genommen haben.", rief der Herr Produzent noch hinterher, allerdings hörte das Ryutaro nicht mehr, da der schon weggegangen war.
So ging er auch brav, kaufte im nächsten Nudelsuppenrestaurant der Firma Kirin auch artig Ramen und machte sich dann traurig trällernd auf den Weg quer durch Tokyo zu der Wohnung seines Bassisten.
Auf einmal begegnete ihm der kleine böse Wolf alias Daisuke, Vokalist und Textschreiber von Kagerou, bekannt für seine psychische Instabilität, der ihn anmurrte. "Wo willst'n du hin?"
Ryutaro blieb auch stehen und sah ihn an. Irgendwie gefiel ihm das Kerlchen vor ihm... Es sah einfach nur krank aus... So etwas mochte er halt.
"Ich gehe zu Tadashi um ihm Ramen vorbeizubringen, weil er krank ist und mein Label es mir so vorschreibt."
Daisuke grinste manisch. "Oh jajajajajaja.... Verstehe, verstehe. Bring ihm doch ein paar blutrote Rosen mit, vielleicht denkt er ja, du willst was von ihm... Wäre sicher lustig, dann hätten eure Fangirls wieder einen Grund Fanfiction zu schreiben. Ich meine hey... ist doch sutairishu." Er kicherte etwas und sah sich mit großen Augen um, ohne sich dabei zu bewegen.
Ryutaro dachte ernsthaft nach. "Tadashi mag Blumen... vielleicht muntern ihn die ja auf. Danke, ich denke ich werde welche holen."
Wieder kicherte Daisuke. "Oh, ja jaja... Tu das, tu das! Würdest du mir sagen wo er wohnt, vielleicht kann ihn ja als Geisel benutzen, dann werde ich nicht so schnell zurück in die.... Du-weißt-schon-was gebracht... Das große helle Haus, mit den Hab-Mich-Lieb-Jacken."
Ryutaro lächelte verstehend und nannte ihm auch die Adresse. Wer ging schon gerne in die Psychiatrie, selbst wenn man es nötig hatte? Er selber nicht...
Der ach so böse Wolf knuddelte ihn einmal kurz und verschwand auch wieder in den geschäftigen Straßen der Großstadt, welche schon 1999 hätte untergehen sollen nach diversen Propheten und Traumsehern, denen ein kleiner Aufenthalt in besagter Klinik sicher auch gut getan hätte.
Nichts desto trotz ging Ryutaro also Blumen kaufen und machte sich dann doch endlich auf den Weg zu Tadashi.
Bei ihm angekommen wunderte er sich, dass die Tür zu Tadashis Appartement so weit offen stand. Als er anklopfte und hereintrat hörte er aus dem Schlafzimmer einen abwesenden Sing-Sang.
"gomen GOMEN gomen gomen nasai. gomen gomen yurushite kudasai..."
Er erkannte sehr wohl, dass es Daisuke war, also ging er unbefangen wie eh und je ins Schlafzimmer und setzte sich neben den bösen Wolf, der auf der Bettkante saß und die Beine baumeln ließ.
Tadashi schlief seelenruhig. Also stellte Ryutaro seine Mitbringsel auf das Nachtschränkchen und beschloss, sich weiter mit dem anderen Sänger zu unterhalten. "So schnell sieht man sich wieder. Bin ich jetzt auch deine Geisel?"
Daisuke zog eine beängstigende Grimasse, worauf das Zartbesaitete Rotkäppchen etwas zurückschreckte. Daisuke kicherte. "Wenn du mitspielen magst sicher."
Ryutaro nickte. "Weißt du, ich habe mich schon immer gefragt, wieso du so große Augen hast."
"Na... damit ich meinem Ruf als absolut durchgeknallter, "karisumu utaite" (auf Deutsch: ,charismatischer Sänger') auch gerecht werde.
"Und warum trägst du keine Ohropax?"
"Damit ich bald auch einen Gehörsturz kriege, wie Kyo."
"Und warum hast du so feminine Hände?"
"Angeboren..."
"Und warum machst du immer so komische Bewegungen mit dem Mund?"
"Damit ich meine Texte besser Singen kann. Hat einen persönlichen Touch, weißt du? Außerdem kann ich so besser küssen."
Rein zu Demonstration küsste der böse, böse Wolf Rotkäppchen, welches Quiekte und zurückwich. Wimmernd sah Ryutaro ihn an. "Warum machst du das? Ich bin doch so rein und unschuldig und Jungfrau! Das ist gemein!", rief er ungewohnt laut für seine Verhältnisse.
Daisuke schaute nur entnervt und schüttelte den Kopf. "Für wie blöd hältst du eigentlich deine Fans...? Wer ist mit 31 schon noch Jungfrau? Außerdem... Am Küssen ist nichts dran und gemein bin ich auch nicht, das ist ,ne Unterstellung."
Sniffend und wimmernd sah Ryutaro zu ihm. "Das darf nur Akira!"
Und, wie sollte es anders in einem Märchen sein? In diesem Moment kam der Retter der Geschichte mit strahlend weißer Weste in die Wohnung und packte den wesentlich schmächtigeren Daisuke am Kragen. Es war Akira, der als Aushilfssanitäter auf der Suche nach entflohnen Psychiatrie-Patienten war und einen solchen gerade gefunden hatte.
"So...", murmelte er schmatzend, "Haben wir dich auch wieder... Codename ,Wolf', oder auch ,Böser Wolf', oder auch Daisuke... Der Doktor vermisst sich schon."
"Mist... Dabei hatte ich ihn gerade...", fluchte Daisuke vor sich hin und ließ sich in die Hab-Mich-Lieb-Jacke stecken.
Theatralisch heulend fiel Ryutaro seinem Retter um den Hals. "Akira~! Du hast mich gerettet!"
Der Retter wider willen sah etwas verdattert aus, umarmte Rotkäppchen aber... Die Chance musste Man(n) halt ausnutzen. "Heißt das, ich kriege jetzt ne Belohnung?"
Ryutaro nickte und drückte ihn.
Was dann kam, fällt unter den Begriff Diskretion. Außerdem sieht es ja das Label nicht gerne, wenn unkommerzielle Sachen mit seinen Leuten getrieben werden. Also endet das Märchen hier und es bleibt nicht weiter zu sagen, als ,und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute'.
Und die Moral von der Geschichte? Wenn man etwas übersetzten will, sollte man wirklich nicht Babel Fisch benutzen, da kommen nämlich Sätze wie "Takashi gelassener Plastikbaum 2001." Anstatt von, korrekt übersetzt, "Takashi verließ Plastic Tree 2001" heraus.
