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Sanctuary - Chapter 1+2

von

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wiedermal seit langem eine fanfic von mir *smile* ichhoffe ihr habt wiedr lesestoff *g*es sind leider erst die ersten zwei kapitel, aber ich persönlich finde sie ganz ok ^-^

viel spaß beim lesen!

Uri-chan
 

P.S: rechtschreibfehler ignorieren bitte! Danke! *g*

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Sanctuary

Engelsaugen lügen nicht
 

Prolog
 

Anfangs herrschte Stille... undurchdringliche Stille, welche sich beinahe bedrohlich in jenem großen, dunklen Zimmer ausgebreitet hatte. Der helle Vollmond war mit seinem fahlen Licht durch die Vorhänge gedrungen und strich im Schein den gläsernen Flügel, welcher eine zentrale Position im Raum einnahm. Ein schwacher Windhauch wehte den Vorhang zur Seite - wie ein silberner Schleier verdeckte dieser kurz jene Grazie, welche sich an das Piano setzte und zu spielen begann. Fehlerfrei und fließend glitten ihre schlanken Finger über die Tasten aus Elfenbein und jeder Zuhörer versank in einer tiefen Melancholie, indem er sich in dieser klingenden Melodie verlor. Die orangenen Augen von Chi So Ishigai waren auf ihr Inneres gerichtet. Tiefe und Nachdenklichkeit spiegelten sich in ihrem Gesicht wieder.

Das Licht, welches ihre sanften Gesichtszüge untermalte und ihre leicht geschwungene Nase etwas hervorhob, unterstrich zugleich auch die Mystik, die Chi die Realität vergessen ließ. Takt für Takt zog sie sich in ihre Welt zurück, als würde sie sich verstecken wollen, wie eine Königin in ihrer Festung. Diese sogenannte Festung waren Fantasien... Ausgeburten der Utopie, welche das Mädchen nicht mehr losließen. In ihren Melodien drückte sie ihre Unwissenheit, ihr Leid, aber auch ihre fröhlichen Seiten aus - doch meistens schien sie in sich gekehrt und stets misstrauisch was Fremde anging.

Chi summte mit einem Lächeln auf den Lippen bei ihrem Spiel mit, welches sie dem Piano entlockte. Als sie jedoch die Gegenwart eines anderen Wesens spürte, verstummte die Melodie und schien vom Winde verweht zu werden, je leiser sie wurde und schließlich sanft ausklang...

Als sich Chi umsah, erkannte sie ihre Katze Keika im Türrahmen, die sich ihr mit anmutigen Bewegungen näherte. Jenes Tier war der einzige Freund, den das siebzehnjährige Mädchen hatte und dies verstanden einige Außenstehende nicht, da sie sich nicht vorstellen konnten, sich mit einer Katze zu unterhalten. Wahrlich... sie bekamen nur die Hälfte der Unterhaltung mit, welche Chi mit ihrem Haustier führte. Sie bemerkten nicht die Gesten und die ausgeprägte Mimik der kleinen Raubkatze, wenn sie schnurrend um die Beine ihrer Besitzerin strich.

Das Mädchen streckte die Hand nach ihrer kleinen Gefährtin aus, welche mit einem Satz elegant auf dem Piano landete und sich sofort hinter den Ohren kraulen ließ. Lächelnd stützte sich Chi, als sie langsam den Sessel zur Seite schob und aufstand, auf

den Tasten etwas ab, sodass ein kurzer, falscher Ton wie ein Schrei Keika zusammenzucken ließ.

"Oh... entschuldige...," wisperte die junge Frau und streichelte dem Kätzchen sanft über das Köpfchen.
 

Dann streckte sie sich, gähnte hingebungsvoll und ließ ihren Blick durch den Raum schweifen. Nachdenklich strich sie sich eine rotbraune Strähne hinter ihr Ohr und starrte in das blasse Mondlicht, welches ihrer Haut einen silbernen Schimmer verlieh.

Ohne ein Wort zu sagen, trat sie schließlich näher ans Fenster und beugte sich über das Fensterbrett. Ihre Pupillen erweiterten sich und für einen Moment schien es, als würde ihre Augen denen einer Katze ähneln. Kurz taumelte Chi plötzlich zurück, sank kurz auf die Knie und stöhnte leise auf, als sie sich schließlich dann ihre Hand auf die Stirn legte und versuchte ihre Gedanken zu ordnen.

"Dieser Mond, er zieht mich magisch an, doch je näher ich ihm komme umso schwächer wird mein Kreislauf...," keuchend wischte sie sich die Schweißperlen von ihrem Gesicht.

Keika näherte sich Chi in kurzen, abgehakten Sätzen und zog immer engere Kreise um sie, bis sie endlich vor ihr zum Stillstand kam und sie aus großen Augen ansah.

"Ach Keika...mir geht's gut...glaub mir," zögernd versuchte das Mädchen zu lächeln um ihr Kätzchen zu beruhigen, welches voller Sorge laut mauzte und mit seinem hellrosa Näschen Chis Unterarm anstubste.

Wortlos streichelte diese der Katze den Nacken und blickte nachdenklich zu der hellen Scheibe am Firmament. Was war es nur, was sie so anzog, was den Mond betraf? Das junge Mädchen seufzte tief und nahm Keika in die Arme, noch immer gebannt von jenem fesselnden Anblick des Himmelskörpers.

Mit leisem Mauzen kuschelte sich das Tier am Chi und schnurrte, bis es schließlich vor Erschöpfung einschlief.
 

Chapter 1: Schattenmond
 

In jener Nacht lag Chi noch lang wach... Sie hatte es sich auf dem Parkettboden vor dem Fenster bequem gemacht und betrachtete schlaftrunken den Mond. Ihre Gedanken schienen wie benebelt und sie war unfähig zu denken. Dieses Licht, welches von dem Himmelskörper ausging beruhigte die auf der Seite, jedoch blieb immer eine Art Angst vor dem Einschlafen. Das Mädchen neigte ihren Kopf leicht zu Seite und blickte auf die Digitaluhr, welche in roten Lettern halb zwei anzeigte. Seufzend schlug Chi ihre Augen nieder und versuchte sich von Einfluss des Mondes zu befreien. Das Eigenartige daran war, dass sich ihre Sinne jedoch daran klammerten, als wäre dies lebensnotwendig... als würde Wichtiges am Firmament geschrieben stehen und ihr vielleicht verraten, warum sie sich in letzter Zeit so komisch verhielt.

Das Mädchen kam sich selbst auch unheimlich vor... im Grunde hatte sie weder eine Vergangenheit, noch eine Identität und deshalb wollte Chi nichts von sich erfahren, denn dieses Wissen würde ihr vielleicht die Augen über ihr eigenes Selbst öffnen und eine bittere Enttäuschung herbeiführen. Die Visionen, die das Mädchen bei Vollmondphasen einholten, reichten ihm vollkommen, denn auch die, waren alles andere als motivierend und lieblich.

Hätte man Chi gefragt, wie sie sich selbst beschreiben würde, dann wäre wohl sicher die Antwort gewesen: "Verrückt und mondsüchtig."

Dies wäre vielleicht gar nicht so abwegig gewesen, hätte sie zu jener Zeit etwas von ihrer wahren Berufung gewusst.

Keika riss das junge Mädchen aus ihren Gedanken, als sie laut aufmauzte und sich auf die Flanke rollte. Kurz schreckte Chi hoch, doch die Katze war mit einem ruhigen Schlaf gesegnet.

Lächelnd warf sie dem Tier einen etwas mitleidigen Blick zu und kraulte es sanft hinter dem Ohr: "Ach Keika... hätte ich doch auch nur so einen guten Schlaf wie du..."

Ein leises Schnurren war die Gegenreaktion des Kätzchens und drückte Wohlgefallen und Zufriedenheit aus. Sein schwarzes Fell glänzte seidig im Mondlicht, der Brustkorb, des schlafenden Wesens hob und senkte sich und die Augen, welche an Jade erinnerten zwinkerten im Taumel zwischen Halbschlaf und Realität.

Es war still in der kleinen Wohnung. Die Vorhänge wehten sanft im Wind, welcher mit ihnen sein Spiel trieb. Langsam richtete sich Chi auf und stand zunächst etwas wackelig auf den Beinen, dann ging sie wie in Trance auf das Fenster zu, öffnete es und sog die warme Sommerluft in tiefen Atemzügen ein. Es erfüllte sie eine durchdringende Frische und plötzlich, als sie die Augen öffnete, fand sie sich in luftiger Höhe wieder. Das Mädchen schien zu fallen. Die Luft und die flockigen Wolken zogen an ihm vorbei. Erst jetzt realisierte es seine Situation. Wie ein utopischer Traum umgab es diese Atmosphäre und es schien schier sinnlos zu sein, ausbrechen zu wollen. Kurz schrie Chi auf und versuchte irgendwo Halt zu finden, doch sie griff ins Leere und so fiel sie ungebremst weiter in die Tiefe.

Bevor sie am Boden zu zerschellen drohte, wurde sie in ein helles, gleißendes Licht gehüllt, sodass sie ihre Augen wieder schließen musste, da es sie höllisch blendete und
 

ihr die Sicht nahm. Ihr Fall wurde kurz verlangsamt und einen Augenblick kam es Chi so vor, als würde alles in Zeitlupe an ihr vorbeiziehen. Episoden aus ihrem Leben, welches alles andere als leicht war... aber auch ihr Seelenleben, dass bei weitem nicht besser aussah. Vorsichtig öffnete sie wieder die Augen...

"Was...?," stotterte sie und brachte etwas gedämpft dann noch hervor, als sich ein Schatten vor ihr zu den schemenhaften Umrissen eines Engels formierte heraus: "Wer...?"

Es schien, als wäre die Zeit von dem Traum verschlungen worden... das Mädchen spürte wie der Luftwiderstand größer wurde und es im Fall regelrecht stehenblieb.

Da es das Gesicht des Lichtwesens nicht sehen konnte, aber Hilfe suchte, streckte es die Hand nach der Gestalt aus. Chi spürte wie jemand ihre Handfläche berührte, sie festhielt, zu sich zog und sie schließlich umarmte.

Wärme durchströmte ihren Körper und aus der tiefen Stille flüsterte dann leise eine Stimme: "Der Schattenmond verdeckt dein anderes Ich... schwarze Federn ziehen im Wind... Chi, das bist du."

Die letzten Worte des Wesens waren nur noch gehaucht gewesen. Ein wenig schauderte dem Mädchen, als der heiße Atem des Unbekannten seine Haut sanft streifte. Als es dann aufsah, um mehr zu erkennen, blickte es in das Gesicht des männlichen, aber ein wenig androgyn wirkenden Engels, welcher ihr sanft zulächelte. Plötzlich verengten sich seine Pupillen und färbten sich gelblich, Chi schrie auf und wurde ruckartig losgelassen. Mit einem lauten Schrei erkannte sie noch die schwarzen Flügel des Wesens, bevor sie ungebremst in die Tiefe sauste...
 

Schweißgebadet setzte sich das Mädchen in ihrem Bett auf und keuchte. Wie war sie nur hierher gekommen? Sie war verwirrt und spürte ein kurzes Gefühl der Übelkeit in ihr aufsteigen. Mit ein paar geschickten Handgriffen brachte sie dann ihr zerzaustes Haar in Ordnung... zumindest versuchte sie es, denn nach wenigen Minuten stand es ihr wieder nach allen Seiten. Als sie etwas verschlafen aufstand, erblickte sie auf dem Baum vor ihrem Fenster zwei Krähen, die sie unentwegt anstarrten. Chi legte den Kopf schief und berührte mit ihrer Hand das Glas, welches sie von den zwei Tieren trennte. Plötzlich zuckte sie zusammen, als ein stechender Schmerz ihre Schläfen durchzuckte und sie in die Knie zwang. Leise wimmerte das Mädchen auf, als es wieder einem Déjà-vu eingeholt wurde.

Es war nur ein Bruchteil einer Sekunde, jedoch sah es alles klar und deutlich vor sich: Eine Krähe mit blutigem Schnabel, welche mit lautem Gekrächze dem Vollmond zustrebte.

Chi wusste nicht, was dies zu bedeuten hatte. Sie wollte schreien, krallte sich vor Schmerzen, die ihr erschienen, als würde ihr Kopf zerplatzen, in die Bettdecke, doch der Schrei verhallte innerlich...

Keuchend und mit Schweißperlen auf der Stirn schloss sie kurz die Augen, sank auf den Boden und blieb schwer atmend liegen. Als Keika mit einem Pfötchen die Tür zum Zimmer aufstieß und ihre Besitzerin wie ein Häufchen Elend am Parkettboden liegen sah, sprang sie laut mauzend in wilder Ungestümheit auf sie zu. Der Zustand des Mädchens, war alles andere als beruhigend, das spürte das Tier und leckte ihm über die Wange.

Langsam und zögernd reagierte das Mädchen mit gedämpfter Stimme: "Sag...warum ich? Was soll das alles? Was...ist nur los?"
 

Ein mitleidiger Blick traf Chi von ihrem Haustier, doch sie versuchte scheu lächelnd abzuwinken, indem sie das Kätzchen streichelte und sich wieder zu fassen versuchte.

Dieses Déjà-vu hatte sie ziemlich mitgenommen, denn das, was ihr wirkliche Sorgen bereitete war, dass sie keinen Zusammenhang in jenen Geschehnissen erkennen konnte, die auf sie wie eine Flutwelle einstürzten. Würden diese Visionen negativ zu deuten sein? "Krähen sind Todesvögel...," kam es ihr in den Sinn und sie richtete einen beinahe flehenden Blick gegen den Himmel. Die Morgenröte hatte sich am Himmel ausgebreitet

und schimmerte golden in den Augen des Mädchens. Die aufgehende Sonne tauchte die

morgendliche Welt in ein friedliches Licht und über Chi schwebte ein Gefühl des allein seins... der Einsamkeit...

"Was bedeutet dieser Traum? Was ist der Schattenmond?," wisperte sie zu sich selbst in einem Strom von Gedanken.

Keika sprang auf das Fensterbrett und streckte sich, worauf ein lautes Gähnen folgte, da das Kätzchen sehr wenig geschlafen hatte. Kaum ließ es seine Besitzerin aus den Augen, war Chi in das Bad gegangen und putzte sich die Zähne. Geistesabwesend spuckte sie in das Waschbecken und wusch sich kurz darauf das Gesicht.

"So ein Unsinn... das liegt sicher an meinem schwachen Kreislauf... wahrscheinlich auch an der Mondphase...," murmelte sie, richtete sich auf und sah in den kleinen Wandspiegel.

Kaum erblickte sie ihr Spiegelbild, kreischte das Mädchen laut auf, als sich neben ihm im Spiegel eine Gestalt formte, die es als das androgyne Wesen aus seinem Traum erkannte.

"Der Schattenmond... schwarze Federn ziehen vorbei... Chi So Ishigai... Engel der Schatten, bereite deinen Weg... ich warte auf dich...," flüsterte es und lächelte sanft, doch dem durfte man nicht trauen, da hinter seiner Fassade ein miserables Karma steckte...

Chi jedoch, legte ihre Hand auf den Spiegel und fragte leise: "Wer bist du? Ich verstehe nicht..."

Doch bevor sie eine Antwort bekam, erkannte sie die stechenden, bernsteinfarbenen Pupillen des Wesens und wie die Gestalt langsam zerfloß. Das völlig überrumpelte Mädchen blickte zunächst ungläubig den Gegenstand an, in welchem ihm diese Erscheinung widerfahren war und wusste nicht recht, was es nun tun sollte, doch plötzlich erschienen kurz diese dämonischen Augen wieder und warfen ihm einen höhnischen Blick zu. Erschrocken sprang Chi gerade noch ein paar Meter zurück, als der Spiegel in tausend Stücke zerbrach, welche sich gnadenlos über sie ergossen. Schreiend taumelte die Frau dann vor der Flut aus Splittern zurück, versuchte so gut es ging ihnen auszuweichen, rutschte an die Badezimmerwand gelehnt zu Boden und verharrte schließlich regungslos. Ein leises Aufstöhnen kam ihr über die blassen Lippen, als sie dann ihren Kopf zur Seite neigte und ihr schwarz vor Augen wurde.
 

Inzwischen saßen in einer kleinen Eigentumswohnung, nicht weit vom Stadtzentrum eine Gruppe Jugendlicher wie gebannt vor dem Fernseher, welcher mit voller Lautstärke aufgedreht war und die Nachrichten preisgab.

"Morgen am sechzehnten Juni, ist auf der ganzen Welt eine Mondfinsternis zwischen dreiundzwanzig und ein Uhr Früh zu beobachten. Der Mond wird um Mitternacht ganz verdeckt sein. Viele Menschen, die verhaltensmäßig vom Mond beeinflussbar sind, sollten sich mit Schlaftabletten ruhig stellen, um Angstzustände und Depressionen zu vermeiden. Morgen wird wahrscheinlich auch die Selbstmordrate ansteigen, da viele Sekten für den sechzehnten Juni den Weltuntergang vorausgesagt haben. Man kann nur hoffen, dass dieser Fanatismus mit der diese Glaubensgemeinschaften ihre Mitglieder manipulieren, bald seine Wirkung verliert, bevor viele junge Menschen morgen ihr Leben verlieren... Und nun weiter zum Sport...," die blonde Nachrichtensprecherin mit einem Gesicht, welches einer Barbie ähnelte, kam nicht weiter, da ein Mädchen gähnte und die Off-Taste der Fernbedienung betätigte.

Kurz herrschte Stille, doch bevor sie die ganze Atmosphäre vor Anspannung zu kippen drohte, brach eine wilde Diskussion aus.

"Na toll, in ein paar Stunden steht uns die Eklipse bevor und wir haben nicht die leiseste Ahnung, wo sich dieser Hybrid des Schattenmondes aufhält... und den Sport darf ich auch nicht sehen...," ein junger Mann mit braunen Haaren und Kinnbart warf dem Mädchen einen bösen Blick zu und wollte nach der Fernbedienung greifen.

"Nicht so schnell Mike! Mia hat gesagt, dass wir nun gleich eine Lagebesprechung wegen diesem Schattenengel machen... also kein Fernsehen!," mit einem schnellen Handgriff schnappte das Mädchen Mike das Gerät weg und grinste ein wenig schadenfroh.

"So war das nicht abgemacht! Jetzt gib schon her!"

"Ich denk ja gar nicht dran!"

"Hexe!"

"Idiot!"

"Hey! Jetzt hört doch endlich auf mit dieser sinnlosen Streiterei!," warf plötzlich eine andere junge Frau wütend ein, welche anscheinend gerade aus der Dusche kam, da sie ein Handtuch umgewickelt hatte und ihr die blonden Haaren in nassen Strähnen ins Gesicht hingen. Es war Mia.

Die beiden Streithähne verstummten kurz, als das Mädchen fragte, wer denn angefangen hätte, zeigten auf den anderen und meinte: "Du hast angefangen!"

Seufzend griff es sich dann auf die Stirn und murmelte: "Wie kleine Kinder... wenn der Chef wüsste, wie ihr euch benehmt, dann hätte er euch schon längst eures Amtes enthoben!"

Schweigend senkten die zwei Betroffenen beschämt ihre Blicke.

Im Vorbeigehen, zupfte Mia dann Mike am Ohr und blickte ihn vorwurfsvoll an: "Hör doch auf Kate zu ärgern. Du weißt, dass sie um einiges jünger ist als du..."

"Aua! Ist ja gut," wimmerte dieser, als ein leichter Schmerz sein rechtes Ohr durchzuckte.

Hämisch grinsend baute sich dann Kate vor ihm auf und stemmte die Arme in die Hüften: "Da hörst du es!"

"Tja, sie hat eben recht... ich sollte ein Kind nicht piesacken," feixte Mike und warf sich provokant in Pose.

Wütend über diese Aussage trat diese im gegen das Schienbein und schrie dann sofort

laut auf, da sie die Couch und nicht das Bein ihres Peinigers getroffen hatte.

Dieser warf den Kopf in den Nacken und brach in schallendes Gelächter aus, doch als er das schmerzverzerrte Gesicht von Kate erblickte, tippte er ihr auf die Nase und lächelte: "Ich liebe es, wenn du dich so aufregst."

Mia kicherte leise, als die kleine Furie hochrot anlief und schluckte. Ihr Kollege wusste, wie er der Jüngsten im Team das Reden verbieten konnte... nämlich indem er ihr Komplimente machte.

Aber sie wusste auch, dass Kate schon seit langem in Mike verliebt war und alles tun würde um ihn zu bekommen... nur leider lief das in letzter Zeit ein wenig gegen ihren Vorstellungen.

Plötzlich wurde das Szenario durch das schrille Läuten des Telefons unterbrochen...

Mit schnellen Schritten lief dann die blonde Mia zu dem Kästchen, auf welchem die Lärmquelle stand und wollte abheben, doch bevor es dazu kam, schaltete sich der Anrufbeantworter ein...

Die drei Jugendlichen zuckten zusammen, als sich eine alles andere als angenehme Stimme meldete:

"Die Eklipse ist nahe... und ihr habt noch immer keine Spur von dem Hybrid? Wie jämmerlich! Wieder sind wir euch einen Schritt voraus... Der alte Knacker ist anscheinend schon verkalkt, denn er müsste ja wissen, dass ihr gar nichts fertig bringt!"

Schäumend vor Wut, nahm Mike dann den Hörer auf, stellte auf die Lautsprecherfunktion, sodass es Mia und Kate auch hören konnten und fauchte: "Red nicht so über ihn! Er ist besser als Luzifer! Wir finden den Hybriden und das früher als ihr!"

Am anderen Ende der Leitung brach lautes Gelächter aus: "Dann wünschen wir euch mal viel Glück beim Suchen von der Nadel im Heuhaufen! Ihr werdet schon sehen, dass wir den Engel des Schattenmondes auf unsere Seite ziehen werden. Und bestellt eurem Gott schöne Grüße von uns... er kann bald abziehen, denn er wird langsam senil!"

Ohne, dass der Engel noch die Gelegenheit hatte eine patzige Bemerkung loszulassen, wurde aufgelegt und es war ein klägliches Piepen zu hören.

Ratlos und zugleich auch entsetzte Blicke machten die Runde und zunächst wagte niemand was zu sagen, bis Mia dann endlich die erdrückende Stille brach: "Was nun? Wenn das wirklich wahr ist, dann haben wir so gut wie keine Chance!"

Die anderen Beiden schwiegen noch immer und hielten ihre Köpfe geneigt.

Kate jedoch meinte dann etwas verschüchtert und etwas gedämpft hervor: "Sie haben so siegessicher geklungen...also haben sie schon Kontakt zu ihm aufgenommen."

Dann überkam die Partie wieder unglückliches Schweigen und keiner wusste so recht, was nun zu tun war.

"Wenn du Recht hast Kate...," Mike nahm die Hand seiner verzweifelten Verehrerin, die ein wenig abseits stand und sah schließlich auch Mia an: "Dann haben wir nicht mehr viel Zeit."
 

Es begann zu dämmern und Chi öffnete langsam ihre Augen. Die Kälte der Steinfliesen war in ihre Glieder gekrochen und machte ihr es immer schwerer sich zu bewegen. Als sie sich mühsam aufrichtete und ihre Sinne, die wie benebelt waren, wieder aufweckte, sah sie sich im Bad um. Es herrschte wie immer gemütliche Unordnung und alles schien so wie gewohnt... auch der kleine Wandspiegel hing an seinem gewohnten Platz und kein einziger Splitter lag am Boden.

"Was ist passiert?," fragte sich Chi selbst mit dünner Stimme und griff sich auf ihre glühend heiße Stirn.

Sie verspürte den Drang auszubrechen, aus dem versponnenen Netz ihrer Seele... wollte lauthals schreien und hatte das Gefühl verrückt zu werden. Sie fühlte sich von den kahlen Wänden eingeengt und beinahe bedroht.

Chi begriff nicht, welcher Zwiespalt sich in ihrem Inneren auftat, umso konfuser diese Geschehnisse auf sie einstürmten, desto unheimlicher wurde dem Mädchen ihr eigenes Selbst.

Wortlos und im Laufschritt packte es im Vorbeigehen den braunen Ledermantel, nahm den Schlüssel vom Schlüsselbrett im Vorraum und lief unter dem geschockten Blick von Keika aus der Wohnung.
 


 

Chapter 2: Unbekannte Besucher
 

Verloren lief Chi durch den Betonurwald der Großstadt und suchte irgendwie Ablenkung in der Natur. Natur war schmälernd ausgedrückt, denn die Städte waren in den letzten zehn Jahren drastisch gewachsen und außer ein paar Parks in der City, jedoch waren diese ziemlich ungeeignet um sich zu entspannen. So lief das Mädchen durch eines der zahlreichen Büroviertel... was sie aber bitter bereuen sollte...
 

Es war kurz nach Dienstschluss im "CAO 99"- Fernsehsender, als die junge Serena Gordon die Bürotür hinter sich schloss und ihre gewellten, karamellfarbenen Haare aus der blauen Haarspange löste, als sie diese öffnete: "Puh...was für ein Tag."

Die Nachrichtensprecherin sah sich kurz im Zimmer um und vergewisserte sich, dass ihr niemand gefolgt war. Mit langsamen Schritten ging sie auf einen großen Kasten aus Ebenholz zu und strich vorsichtig die Schranktür auf. Es sah einfach aus, jedoch musste mehr Kraft dahinter stecken, da die Tür genauso wie der Schrank selbst ziemlich wuchtig war.

Schließlich wurden neben Ordnern und Mappen von CAO 99 auch unzählige Bücher mit okkultem Inhalt enthüllt. Als Serena eine der Schriften aus dem Regal nahm und sie aufschlagen wollte, zuckte die Frau plötzlich zusammen, da sie die Anwesenheit einer anderen Person spürte.

"Lassen Sie das Buch fallen, Lady!," als sich die Nachrichtensprecherin umsah, erkannte sie einen großgewachsenen Mann im Türrahmen, welcher von Kopf bis Fuß schwarz gekleidet war und sehr bedrohlich wirkte.

Die Bedrohte ließ das Schriftstück jedoch nicht los und umklammerte es mit eisernem Griff: "Nein! Wer auch immer dich geschickt hat, einem Dämon händige ich niemals das Buch aus!"

Das Gesicht des Schönlings verzog sich zu einer furchteinflößenden Fratze und er fauchte feindselig: "Du weißt anscheinend nicht, wer vor dir steht! Raphael, Führer der satanischen Garde und erster Offizier des Schattenkommandos!"

Langsam trat er näher an sie heran und wollte Serena am Handgelenk fassen, doch sie schrie auf und stürzte sich dann rücklings aus dem Fenster. Glas splitterte und die Frau fiel wie ein Stein in die Tiefe... drei Stockwerke tief.

Chi, die gerade das Viertel durchquerte, sah geschockt zu dem Gebäude, wo der Fernsehsender untergebracht war hoch. Ihr Pupillen wurden enger und lauthals kreischte sie auf, als sich ein Regen aus Scherben über sie ergoss.

Unter lautem Gepolter prasselten hunderte von Glasscherben auf den schmutziggrauen Beton und unter ihnen auch eine Frau.

Als sie auf dem Boden hart aufschlug, ertönte ein herzzerreißender, schriller Schmerzensschrei. Serena lag, noch immer das Buch umklammernd, in den Splittern und wimmerte leise vor sich hin. Chi rannte auf die Verletzte zu und kniete sich vor ihr nieder. In den ersten Momenten brachte sie kein Wort über die Lippen, da die junge Frau ziemlich schlimm zugerichtet war. Teilweise war ihr Körper mit Schnittwunden übersät, die stark bluteten.

"Was ist passiert? Ich...ich rufe einen Arzt!", zitternd griff das Mädchen nach ihrem Handy, welches es in seiner Manteltasche verstaut hatte.

Plötzlich, als Chi gerade die Notrufnummer wählen wollte, schloss sich eine Hand um ihr Handgelenk und schien sie zurückhalten zu wollen. Erschrocken sah sie auf und
 

blickte in die Augen der Nachrichtensprecherin, die langsam den Kopf schüttelte.

"Aber...," geschockt zuckte die braunhaarige Schönheit zurück, als der Handabdruck ein wenig Blut auf ihrem Arm zurückließ.

"Du...du bist es...," Serena lächelte dünn.

Ein irritierter Blick war die Gegenreaktion von dem Mädchen.

"Der Schattenengel...du bist Tiphareth...ich spüre deine Aura...ich weiß, dass du es bist!," Serenas Griff um das Buch lockerte sich.

"Ich...ich versteh nicht...," brachte der angebliche Schattenengel gedämpft hervor.

"Du wirst es irgendwann verstehen...nimm das Buch...bewahre es gut auf," erschöpft und mit letzter Kraft übergab die junge Frau der völlig verwirrten Chi das Buch des Trial Mondes.

Kaum hatte sich dies zugetragen, neigte Serena den Kopf zur Seite und blickte mit starren Augen ins Leere. Der Schattenengel spürte, wie das Leben aus der geheimnisvollen Frau wich und seufzte. Sanft strich das Mädchen ihr über die Augen und schloss diese damit... Irgendwie hatte sie das Gefühl, als wäre in ihr eine verborgene

Seite entdeckt worden, welche sich versuchte langsam in den Vordergrund zu drängen.

Als Chi dann aufsah und feststellen wollte, wo die Fremde hinausgefallen war, erblickte sie die zersplitterte Glasscheibe im dritten Stock des einen Bürogebäudes. Im Büro sah sie einen großgewachsenen Mann, welcher zu ihr herabblickte und einen ziemlich zwielichtigen Eindruck machte. Wortlos drehte er sich dann um und schien das Zimmer zu verlassen. Chi wusste nicht wer er war, aber sie vermutete alles andere als Gutes.

"Ziemlich negatives Karma...," wisperte sie zu sich selbst und wunderte sich, weil sie die Aura des Unbekannten so deutlich wahrgenommen hatte.

Doch als sie dann das Buch in ihren Armen ansah, rief sie sich wieder die Worte dieser Frau ins Gedächtnis, dass sie die angeblich ein Schattenengel sei.

Ein leises Klirren ertönte plötzlich neben ihr und sie merkte gerade noch, wie der tote Körper der Frau leichte Risse bekam und sich schließlich in Luft auflöste. Noch immer ziemlich perplex stand Chi auf und rannte so schnell sie konnte aus dem Büroviertel... ohne zu wissen, dass ihr Leben jetzt noch konfuser sein würde als vorher...
 

Wenig später stand das Mädchen keuchend vor seiner Wohnung und lehnte sich erschöpft gegen die weiße, kahle Wand des Korridors. Kurz schlug es die Augen nieder und stieß einen ängstlich wirkenden Seufzer aus. Als es nach dem Türknauf greifen und das Tor aufsperren wollte, merkte es, dass die Tür aufgebrochen worden war.

"Auch das noch...," murmelte Chi etwas genervt, trat dann aber schließlich vorsichtig ein und schloss die Tür wieder hinter sich. Es war ziemlich düster im Flur, sodass sie Schwierigkeiten hatte sich zu orientieren. Wie ein verschüchtertes Raubtier wagte sie es kaum der Tür den Rücken zuzukehren. Sie trat einige Schritte zurück, als dann plötzlich hinter ihr ein Widerstand zu spüren war. Erschrocken bemerkte Chi, dass sie nicht allein war.

Doch als sie dann aufsah und eine Stimme wispern hörte: "Nicht so ängstlich!", kreischte sie laut auf und fiel augenblicklich in Ohnmacht.

"Du Idiot! Du hast sie beinahe umgebracht!," in der Wohnung im Dachgeschoß schien eine wilde Diskussion entflammt zu sein, die sich lautstark bemerkbar machte.

"Was hätte ich denn tun sollen? Hätte ich sagen sollen: "Hallo, wir sind bei dir eingebrochen um dich vor blutrünstigen Dämonen zu beschützen?" Was hättest du denn

getan Schweinchen Schlau?," eine männliche Stimme erstickte beinahe das wütende Gekreische von Kate, welche Mike einen bitterbösen Blick zuwarf und schmollend die
 

Unterlippe vorschob.

"Hört auf ihr zwei! Ihr weckt Chi sonst noch auf!," zischte Mia, die ihren Kopf aus dem Spalt der Schlafzimmertür steckte und ihren Gefährten deutete ins Zimmer einzutreten.

Die Arme lag schlafend auf ihrem Bett und atmete ruhig. Die drei Engel hatten sich um das Möbelstück aufgebaut und blickten mit sorgvollen Blicken auf sie herab.

Zuerst war es still, doch es wäre verwunderlich gewesen, hätte Mike nicht wieder versucht, durch eine geschmacklose Bemerkung die Stimmung zu heben: "Für einen Schattenengel ist sie aber extrem gut gebaut."

Kate verdrehte die Augen, stieß ihm den Ellenbogen in die Rippengegend und fauchte: "Sexist..."

Sie konnte es nicht leiden, wenn er solch anzügliche Kommentare über Frauen machte- noch dazu in ihrer Gegenwart, denn sie war hoffnungslos in ihn verliebt...

Es war Engeln verboten sich untereinander zu lieben und deshalb schwieg die Himmelsbotin darüber, auch wenn es ihr teilweise enorm schwer fiel.

"Hey, hast du die Kurven gesehen?," Mike biss sich jedoch dann auf die Zunge, als Mias giftiger Blick ihn veranlasste still zu sein.

Als von dem Bett ein leises Seufzen zu hören war, zuckten alle gleichzeitig und instinktiv zusammen.

"Sie wacht auf!," Kate strahlte und drängte sich an den beiden Älteren vorbei um den besten Platz an der Seite des Schattenengels zu ergattern.

Dann, kurz darauf, öffnete Chi ihre Augen und einen Moment schien es, als würde sich keiner getrauen zu atmen.

Als das Mädchen schließlich die unbekannten Personen in seinem Zimmer erblickte, fuhr es hoch und presste sich gegen die hellblaue Tapete. Unfähig in den ersten Momenten nur ein Wort zu reden funkelte es die Engel feindselig an und suchte irgendwo Schutz.

"Hey...bleib ruhig....," Mike näherte sich ihm und streckte seine Hand aus.

Doch Chi dachte nicht im Traum daran und huschte flink an ihm vorbei.

"Das Telefon....wo ist das verdammte Telefon!," mit lautem Gepolter stolperte sie dicht gefolgt von den anderen ins Wohnzimmer, wo ihr Mantel lag.

Gerade, als sie ihr Handy aus dem Kleidunsstück zog, packte sie Mike am Handgelenk und hielt sie mit eisernem Griff fest: "Hör doch mal zu! Lass das!"

Kate und Mia hatten sich in der Tür aufgebaut und beobachteten das rege Treiben in jenem Raum.

"Mike...pass besser auf!," Mia grinste verschmitzt und amüsiert.

Kurz sah sich der junge Mann nach seiner Kollegin um, was sehr unvernünftig war, denn der vermeintliche Schattenengel zischte: "Ja...pass auf!", holte aus und zog ihr Knie an.

Ein lauter Schmerzensschrei und Mike ging durch die verletzte Männlichkeit zu Boden. Lautes Gelächter breitete sich in der Wohnung aus und für einen Moment hielt auch Chi inne. Sie saß am Boden, umklammerte ihr Handy und blickte verwundert zu den anderen.

"Mike setzt wohl für eine Runde aus," feixte Mia und warf neckisch ihre blonden Haare über die Schulter.

Währenddessen war Kate näher an das verwirrte Mädchen herangetreten und hockte sich vor ihr hin: "Wir tun dir nichts...ganz im Gegenteil... Wenn wir dir was tun wollten,

dann hätten wir es schon längst getan. Ja, sicher es ist nicht gerade nett gewesen in deine

Wohnung einzubrechen...ich wäre sicher genauso misstrauisch und meine Reaktion
 

wäre nicht anders gewesen..."

Aus dem Hintergrund wurde die schmerzverzerrte Stimme von Mike laut: "Du hättest mich totgeschlagen..."

Kate sah sich kurz um und grinste: "Kümmere du dich mal um dein kleines Problem... bist von einem Mädchen nur mit einem Tritt auf die Matte geschickt worden."

"Hexe..."

"Mann ohne......hmpf!," Mia hatte Kate den Mund zugehalten und meinte empört: "Jetzt wird es aber obszön! Was soll den Gott von euch denken? Hat er euch so ausgebildet? Nein! Also bitte Funkstille!"

Wild mit den Armen rudernd riss sich die jüngere Himmelsbotin von ihrem Griff los und schnappte gierig nach Luft: "Huh....Ich wäre fast erstickt!"

"Habt ihr nun endlich kapiert?," Mia sprach mit drohendem Unterton.

"Wieso? Ist ja lustig," Kate grinste bis über beide Ohren und schielte zu Mike rüber, der sich an der Wand stützte und sich langsam wieder aufrichtet.

"Sadistin!," brummte er und ließ sich auf der ledernen, schwarzen Couch nieder.

"Willst du noch einmal eine abfangen?"

"Nur zu! Dich Kind mach ich fertig."

"Kind? Na warte du...du.....," wütend stapften die Kontrahenten aufeinander zu und funkelten sich böse an.

Es wäre sicher zu einer Rauferei gekommen, hätte nicht Mia die beiden wieder beruhigt. Eine günstige Gelegenheit bot sich nun Chi, die bis vor kurzem noch in der Ecke gesessen war und nun auf dem Weg in Richtung Eingangstür auf allen Vieren schlich.

Niemand schien sie zu bemerken und sie war nah dran den Ausgang zu erreichen, als sie plötzlich gegen ein paar Beine stieß.

"Äh...Chi?"

Als sie dann aufsah, erkannte sie ihre beste Freundin Heather im Türrahmen, die ihr einen verwunderten Blick zuwarf: "Was tust du am Boden?"

"Äh...weißt du...ich suche meine Kontaktlinsen...," mit hochrotem Kopf simulierte sie die hitzige Suche nach den nicht existierenden Sehhilfen.

"Du hast ja keine...," meinte Heather trocken und kratzte sich am Oberarm.

Verlegen und auch ein wenig überrumpelt sprang Chi auf und kicherte um die Situation ein wenig leichter wegzustecken: "Naja...wie dem auch sei...willst du nicht reinkommen?"

Doch kaum war ihr dies rausgerutscht, biss sie sich auf die Unterlippe und erinnerte sich an die ungebetenen Besucher, die noch immer im Wohnzimmer zu sein schienen. Ehe sie Heather aufhalten und einen Spaziergang vorschlagen konnte, war diese schon an ihr vorbei.

Unbeholfen lief Chi ihr verzweifelt nach und suchte nach den passenden Worten um ihr das Ganze zu erklären, aber bevor sie den Mund öffnen wollte um zu sprechen, kam ihnen schon Mike entgegen und grinste verschmitzt.

Ein misstrauischer Blick traf den jungen Schattenengel von seiner besten Freundin, welche dann vorwurfsvoll und zugleich neugierig fragte: "Sag mal.....hab ich dich bei irgendwas gestört?"

Hochrot und heftig mit dem Kopf schüttelnd stand Chi da und versuchte wild gestikulierend Heather alles zu erläutern.

"Ich bin Mike...Chis Cousin aus den USA, freut mich," der großgewachsene Mann

nahm die Hand des Mädchens und gab ihm einen flüchtigen Handkuss.

Etwas errötet lächelte es dann und meinte: "Aha...ja wenn das so ist. Ich bin Heather."
 

"Ein schöner Name."

"Oh...danke."

Noch ehe das Geflirte so richtig anfing, drängte sich Kate dazwischen und konnte nun endlich die Rolle übernehmen, die sie schon immer haben wollte... Mikes Freundin. Aber Mia lächelte und machte der Sechzehnjährigen alles zunichte: "Hallo, ich bin Mia, eine Freundin von Chi und das ist meine kleine Schwester Kate."

Per Telepathie fauchte das jüngere Kind: "Schwester? Na du hast Nerven! Ich will nicht deine Schwester sein! Wenn schon, dann die von Mike!"

"Sei leise...oder willst du uns auffliegen lassen?," zischte die Frau zurück.

Dann schwieg Kate und machte ein langes Gesicht...ihr war einfach nichts gegönnt.

Chi, die inzwischen aus allen Wolken gefallen war, machte jedoch keine Anstalten das alles richtig zu stellen, denn sie wollte Ärger vermeiden.

Okay, es war ihr zwar nicht wirklich recht, aber was sollte denn schon Schlimmes passieren?

"Und wo wohnt ihr?," Heather hatte dicht neben Mike auf der Couch Platz genommen und blickte ihn erwartend an.

"Wir wohnen hier..."

Geschockt über die unverschämte Aussage blieb der angeblichen Gastgeberin der Mund offen.

"Ach so... und du hast mir gar nichts erzählt?," ihre beste Freundin sah sie ein wenig beleidigt an und lehnte sich gegen die Lehne des Sofas.

Zu Chis Vorteil war es bereits drei Uhr nachmittags und als Heather einen kurzen Blick auf ihre Digitaluhr warf, stand sie auf und spähte entschuldigend in die Runde: " Sorry, aber ich muss zum Training. War nett euch kennengelernt zu haben."

Als sie das sagte, galt ihr schmachtvoller Gesichtsausdruck Mike, der sich kokett auf der Couch rekelte und ihr cool zuzwinkerte: "Die Freude war ganz auf meiner Seite."

Kate musste sich beherrschen um ihm nicht eine vor der versammelten Menge runterzuhauen, denn sie schäumte vor Wut über seine dumme Art als Macho.

Chi brachte ihre Freundin zu Tür und drängte sie schon beinahe auf den Korridor, als diese sich nochmals umdrehte und wisperte: "Krieg ich seine Telefonnummer?"

Doch die Gegenreaktion war prompt und ziemlich genervt und Heather wurde fast rausgeschmissen: "Ciao! Verpass deinen Bus nicht! An deiner Stelle würde ich mich beeilen."

Dann wurde die Tür geschlossen und sie blieb allein auf dem Korridor zurück.

"Puh...," erschöpft lehnte sich Chi kurz gegen das hellbraune Holz des Tors und wischte sich einige Schweißperlen von der Stirn, bevor sie wieder ins Wohnzimmer ging.

"Um das richtig zu stellen... ihr wohnt nicht bei mir!," mit einem Seufzen ließ sie sich auf das Sofa neben Mike plumpsen und verschränkte die Arme.

Lässig lehnte sich der Engel hinüber zu ihr und grinste: "Das glaub ich aber schon!"

Kate zischte durch die Zähne, sodass ihr Schwarm wieder den einen Meter Sicherheitsabstand zu Chi einhielt und schließlich schwieg.

"Wir sollten dir nun erklären warum wir hier sind...," begann Mia, die sich gegen ein Bücherregal lehnte und sich eine blonde Haarsträhne aus dem Gesicht strich.

"Ich versteh nicht was das soll, aber klärt mich auf," das Mädchen wunderte schön langsam gar nichts mehr und so hörte sie der himmlischen Botin zu.

"Vielleicht hast du mitbekommen, dass du dich in Vollmondnächten komisch verhältst und das du ständig Visionen hast..."

"Äh...ja"
 

"Auch wenn du uns nun nicht glaubst, aber du bist die Reinkarnation von Tiphareth, dem Seraphim aus den Gefilden Gottes... der Mond öffnet den Zugang zu deiner Dualseele, das bedeutet, dass ein weiteres ich von deinen Erinnerungen getrieben sich von deiner eigenen Seele löst und in Eigenleben führt, was wiederum bedeutet, dass es wohl bald entweder in Schizophrenie endet, oder dass sich dein anderes ich komplett von dir löst und einen Haufen Schaden anrichtet," Mike kratzte sich an seinem Kinnbart und blickte ernst auf die Zimmerdecke.

Chi selbst, die nur zur Hälfte verstanden hatte, was mit ihr los war, seufzte und versuchte zu kapieren was er meinte.

"Wir werden in Zukunft in deiner Nähe bleiben... besonders morgen, da eine Mondfinsternis bevorsteht....," Kate hatte sich vor ihrem verwirrten Schützling auf den Boden gesetzt und griff nach seiner Hand.

Als Mia dann noch etwas hinzufügen und zu sprechen beginnen wollte, sahen alle drei Engel plötzlich einander an und senkten ihre Blicke.

"Was ist los?," Chi legte den Kopf schief und guckte die anderen aus großen Augen an.

"Wir müssen gehen... er ruft uns," wisperte Mike ernst und stand auf.

"Häh?"

"Erklären wir dir ein anderes Mal ...wir müssen dringend weg," kaum hatte Kate dies im Hinausgehen aus dem Raum gesagt, knallte im nächsten Moment die Tür zu und die drei Fremden waren verschwunden.

Verzweifelt versuchte Chi ihnen nachzulaufen, doch als sie das Tor öffnete, war keine Spur mehr von den Besuchern zu sehen, außer ein Paar Federn, die vor ihr am Boden lagen und danach verblassten. Mit einem etwas mulmigen Gefühl im Bauch hockte sie sich dann hin und hob vorsichtig die Letzte auf: "Tiphareth... Chi... wer oder was bin ich überhaupt?"

Wenig später blickte sie zum Himmel, der im hellen Blau durch das verglaste Dach des Korridors schimmerte, richtete sich auf und meinte schließlich als sie wieder in ihre Wohnung ging: "Wer auch immer..."

Dann schloss sie die Tür.
 

Fortsetzung folgt . . .

(. . . im nächsten Kapitel Mondeklipse)
 


 

© by Uriko

der Verfasserin dieses Textes

alle Rechte daran liegen ihr vor



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Kommentare zu diesem Kapitel (3)

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Von: abgemeldet
2002-07-04T12:51:28+00:00 04.07.2002 14:51
*snüff* *sehnsüchtig wart....*
Von: abgemeldet
2002-05-05T10:25:02+00:00 05.05.2002 12:25
aiii! wieder eine geniale story von uriko! *freuz* gefällt mir auch total! dein schreibstil ist wunderschön *-* hoffentlich lädst du bald wieder was hoch *hoff* *bettel*
mio ^n_n^
Von: abgemeldet
2002-04-14T15:27:33+00:00 14.04.2002 17:27
endlich mal wieder ne Story von dir :D und kompliment, bis
jetzt ist sie echt gut :)

~Chieri~


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