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Amai...

Zâdei x Tetei
von

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Kono Koi ni wa... happi endo wa nai

Title: Amai...

Part: 3 / 6?

Author: LadyShanaee

E-mail: Lady_Shanaee@gmx.de

Archiv: www.shanaees-realm.de.vu

Fanfic: Sei Ma Den

Rating: MA

Warning: com, Japanisch, language, OC, romance

Pairing: Zâdei x Teteiyus (HARHAR, denkt ihr)
 

Disclaimer: "Sei Ma Den" und die Figuren darin gehören You Higuri und nicht mir. Diese Fanfiction ist nur zur Unterhaltung geschrieben, ohne Gewinn machen zu wollen, außer natürlich dem Gewinn von Fans...^^

Die verwendeten Lieder von Cheryl sind inspiriert von S Club 7...
 

Author's Note: Sie reden und reden... Ursprünglich wollte ich "Amai..." mit diesem Teil abschließen. Wie ihr seht, ist das nicht möglich. Oder sollte ich vielleicht doch aufhören...? Über die lausige Übersetzung will ich mich nicht mehr aufregen (nieder mit Carlsen!), ich kaufe einfach nur noch ganz wenige Serien auf Deutsch und halte mich an das Original...
 

// Gedanken //

// "Zitate" //

[Fußnote] -> Übersetzung steht unten, ihr kennt das ja von den anderen Teilen...
 

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Amai...
 

Teil 3

"Kono Koi ni wa... happi endo wa nai." [1]
 

Zâdei sah das Mädchen nahezu jede Nacht, wenn er in die verfallene Taverne zurückkehrte, die zu seiner Heimstatt geworden war. Es hieß "Cheryl" und erzählte ihm eines Nachts das, was er nicht über den JiKuuJu wußte. Diese hatte sich ihres Körpers bedient, nachdem das Mädchen sich getötet hatte, um nicht zwischen dem Zorn des "Herrn Engel" auf Hilda und ihrer Liebe zu beiden wählen zu müssen. Cheryl beschrieb Tetei als warmherziges und fürsorgliches Wesen, dessen Stolz ihn daran hinderte, seine Gefühle zu zeigen. - Das ganze Gegenteil von Zâdei, der diese selten unter Kontrolle hatte, und das Mädchen weinte, als der Shôgun ihm kleinlaut gestand, was sich nach ihrem Tod um Laures, Hilda und den Dämonenengel herum ereignet hatte.
 

"Deshalb singt Ihr Herz eine so traurige Melodie...", schluchzte Cheryl.
 

"Was für 'ne Melodie?" wollte Zâdei wissen.
 

"Jedes Herz spielt eine Melodie, die manchmal fröhlich ist, oder laut, manchmal aber auch traurig, so wie die Ihre."
 

Cheryl versprach, bei ihrem nächsten Treffen Zâdei die Melodie seines Herzens vorzuspielen und als er am folgenden Abend müde, erschöpft und von Kopfschmerzen geplagt auf ihr Erscheinen wartete, ließ er sich von ihrer wunderschönen Stimme beruhigen, auch wenn das Lied seine Seele in Aufruhr versetzte.
 

"Hast du je geliebt und ihn dann verloren?

Wünschst dir jeden Tag, du wärst nie geboren?

Siehst du's nicht ?

Ja, so fühle ich, geht's um dich und mich, Liebster.
 

Hast du dich je gefühlt, dein Herz würde brechen?

Tränen tief im Hals und du kannst nicht sprechen,

Ich weiß wie's ist,

Denn ich liebte und verlor,

An dem Tag als du gegangen bist..."
 

Wenn Zâdei es schaffte, in eine Dimension zu gelangen, in der Schloß Berk verbrannt war, würde er Tetei niemals wiedersehen können, und dieser Gedanke hatte trotz aller Qual etwas sehr tröstliches an sich. Laures' "Spielchen" würden ihm erspart bleiben und das Verlangen nach dem kalten Geschöpf würde in den Jahrhunderten, die noch vor ihm lagen, sicher nachlassen.
 

// Wer weiß, vielleicht ja geht's ganz weg... //
 

Dieser Gedanke ermutigte den temperamentvollen Dämonen, der nicht ahnte, daß das Schicksal etwas anderes für ihn bereithielt...
 

*****
 

// 'Ne Kette is' so stark wie ihr schwächstes Glied. //
 

Nachdem Monate ins Land gezogen waren, wurde Zâdeis Geduld belohnt: Dort wo Roderique damals Laures und ihn angriffen hatte, war der Dimensionswall nicht so stabil, wie sonst überall. Es würde zwar der ganzen Macht des Dämonengenerals bedürfen, hindurch zu gelangen, doch es war *möglich*, und das war die Hauptsache.
 

Zâdeis Laune schwankte zwischen Begeisterung und Niedergeschlagenheit. Er wußte, was Einsamkeit bedeutete und war sich nicht sicher, ob er sich diesem Gefühl noch einmal aussetzen sollte. Er fühlte sich nur wohl, wenn Teteiyus in seinen Armen war, obwohl er ihn für seine Bewunderung für Laures umbringen könnte.
 

// "Konna Karada ikura demo suki ni sureba ii." // [2]
 

Tja, sein Körper hatte leider nicht gereicht, um Zâdeis Hunger zu stillen. Doch wie konnte er das Herz des schönen Dämonen gewinnen? Gar nicht.
 

Seufzend saß der Shôgun auf einem der kleinen Felsbrocken und starrte in den Himmel. Hin und her überlegte er, was er machen sollte. Am liebsten wäre er immer in Teteiyus' Nähe, und würde sogar Laures ertragen, solange der Dämonenengel ihn nicht völlig ignorierte. Doch das würde nie geschehen, aber da Zâdei sich entschlossen hatte, seinem Geliebten keinen weiteren Schaden zuzufügen, war die beste Lösung, der schönen Kreatur aus dem Weg zu gehen. Ihm wurde melancholisch zumute, als dem dunkelhaarigen Dämon bewußt wurde, daß er das Rauschen des leichten Windes das letzte Mal hörte, genau wie er die Sonne, die weißen Wolken und den blauen Himmel das womöglich letzte Mal sah. Den Frühsommer in der NingenKai hatte er immer gemocht, weil nach der Kälte des Winters die Luft wieder wärmer geworden war und alles angefangen hatte zu blühen. Wer wußte schon, wie die andere Dimension beschaffen war...?
 

Einsam, das stand fest. Ohne den schönen Dämon an seiner Seite war es garantiert langweilig und einsam. Das mußte die Hölle sein, von der die Menschen immer sprachen...
 

*****
 

Etwas war plötzlich nicht im Ordnung. Das unangenehme Gefühl eines dämonischen Ki tauchte auf, das zu einer Kreatur zu gehören schien, deren Macht der von Zâdei ebenbürtig zu sein schien. Laures?
 

Das Ki näherte sich seltsamerweise nicht, sondern entfernte sich immer weiter, was den Shôgun verwunderte. Neugierig verfolgte es der Dämon vorsichtig und fand die nächste Stadt völlig verwüstet vor. Frauen und Kinder kauerten in Trümmern zerstörter Häuser, jammerten und weinten, während überall Leichen herumlagen und Männer verletzt und verzweifelt herumirrten, um Angehörige und Freunde zu suchen. Nichts war heil geblieben, und Wehklagen erfüllte die Luft.
 

// Was ist denn hier los? Soviel Chaos in so kurzer Zeit? Das erinnert an Laures mit Langeweile oder schlechter Laune. //
 

Staub wirbelte auf, wo der Dämon hintrat und reizte zum Husten und Niesen. Da mußte aber jemand mächtig wütend geworden sein, vermutete Zâdei, während er sich aufmerksam umsah. Doch überall entdeckte er nur Geröll und Elend. Eigentlich hätte der schwarzhaarige Dämon seinen Gegner sehen müssen, doch weil die Präsens des Ki ruckartig verschwand, lag die Vermutung nahe, daß der andere Teleportation beherrschte. Ein alter Mann fiel vor ihm auf die Knie.
 

"Ver-vergebt ihnen, Dämonengeneral Zâdei-sa-sama", flehte er, die Gesichtszüge vor Angst und Verzweiflung erstarrt. "S-sie meinten es gewiß ni-nicht bö-bose und w-wollten Euch s-sicher nicht ve-verärgern."
 

Der Shôgun runzelte verständnislos die Stirn, und der Alte begann am ganzen Körper zu zittern. Zâdei hörte ein seltsam bekanntes Geräusch, von dem er zuerst nicht wußte, was es war... dann bemerkte er das Zähneklappern seines vermeintlichen Opfers. Er überlegte kurz, ob er es am Kragen packen und schütteln sollte, unterließ es dann jedoch. Am Ende starb es noch, ohne ihm gesagt zu haben, was vorgefallen war.
 

"Was ist passiert?!" herrschte er den Mann an, der bittend die Hände wrang.
 

"Bi-bitte vergebt i-ihnen... Si-sie haben gespielt u-und dabei i-ist das Bild zer-zerbrochen, i-in dem er ge-gefangen war..."
 

Na toll, ein Monster metzelte fröhlich vor sich hin, und ein Mensch machte sich Sorgen um einen Bilderrahmen! Zâdei schnaubte unwirsch und schaute zum Himmel, von dem plötzlich roter Regen rieselte. Dieser süßliche Geruch mit dem leicht metallischen Geschmack von Kupfer... Augenblicke später stürzten auch Arme, Beine, Köpfe und Rümpfe herunter, und die Menschen flüchteten schreiend. Panik brach aus. Der Dämonengeneral grinste geringschätzig, als er die Flügel ausbreitete und in die Luft schwang.
 

Die Entfernung war etwas größer, als er gedacht hatte. Dort, wo Zâdei den anderen fand, war die Luft kalt und dünn, zu ihren Füßen schwebten schon einzelne Wolken. Dafür strahlte die Sonne, und der Himmel war leuchtend blau, wodurch das, was geschehen war, unwirklich wirkte. Daran änderten auch die schwebenden Menschenkörper nichts, die wie von unsichtbaren Händen unter Geschrei und dem knackenden Geräusch brechender Knochen, zerrissen wurden, bevor ihre einzelnen Stücke achtlos gen Boden fielen. Das Blut floß wie roter Wein über die Wolken, Tropfen schillerten und funkelten wie Granatsteine.
 

// Schwächere quälen macht nur Spaß, wenn man's mit eigenen Händen macht. Telekinese ist nicht halb so lustig. //
 

Als das Ungeheuer merkte, daß es gefunden worden war, flog es auf den General zu, sein goldblondes Haar wehte wie eine Fahne im Gegenwind.
 

"Das muß Ewigkeiten her sein, Zâ-chan!" rief es, und der Angesprochene verzog wegen der vertrauten Anrede das Gesicht. "Aber nach dem zu schließen, was die Menschen erzählen, hast du dich nicht gelangweilt...!"
 

Der Dämon flog Zâdei geradewegs in die Arme und schloß sogar die schwarzgefiederten Flügel um den Shôgun. Seine seltsam violetten Augen blitzten, und zusammen mit der dunklen Haut, gegen die das lange blonde Haar noch leuchtender wirkte, erinnerte sich der General an die heißen Dünen der Wüste seiner Heimat und der sengenden Sonne darüber. Von ihr hatte der andere seinen Namen bekommen: Suna... Sand. Einen Beinamen hatten die Menschen später noch hinzugefügt; sie nannten ihn "Suna, den Spieler", weil sie für ihn nichts anderes als Schachfiguren waren, die er nach Belieben hin- und herschieben oder gänzlich von der Spielfläche nehmen konnte. Er war also Laures gar nicht mal so unähnlich.
 

"Man hat dich also befreit, Suna", murmelte Zâdei und wußte nicht, ob er sich darüber freuen oder ärgern sollte.
 

// Das war es also, weswegen der Alte vorhin so außer sich vor Angst war. Die Legenden würde ich gerne mal hören.//
 

Immerhin hatte Zâdei damals mit dafür gesorgt, daß man Suna verbannt hatte, denn der Spieler hatte einige Menschen umgebracht, die unter dem Schutz anderer mächtiger Dämonen gestanden hatten. Marion war es noch gelungen, seine Lieblinge zu Wölfen zu machen, aber dieses "Glück" war nicht allen beschieden gewesen. Als sich dann herausgestellt hatte, daß Suna alles nur gemacht hatte, um Zâdei auf sich aufmerksam zu machen, war dem früheren Herrscher der Geduldsfaden gerissen.
 

// "Bakayarô!!! Du bist ein Mann! Was soll der ganze Scheiß?!" //
 

Bis heute wußte Zâdei nicht, ob sich der zierliche Dämon ernsthaft in ihn verliebt oder wieder eins seiner Spielchen getrieben hatte. Oder hatte er ihn mit seiner Ablehnung herausgefordert?
 

"Du scheinst gar nicht darüber erfreut zu sein, mich wiederzusehen", schmollte Suna, und der Hitzkopf beeilte sich, aus der Umarmung herauszukommen.
 

"Was willst du?" fragte er. "Für die kurze Zeit, die du draußen bist, hast du schon ziemlichen Schaden angerichtet..."
 

"Es sind doch nur Menschen", grinste Suna und spiele mit einer Strähne seiner goldblonden Haare. "Ich will die NingenKai und MaKai erobern und vereinen! Stell' dir den Spaß vor, den wir Dämonen haben werden! Nach allem, was ich gehört habe, scheint dieser Laures gar nicht so übel zu sein." Sein Lächeln wurde breiter. "Außerdem bin ich schon gespannt auf diesen Engelsdämon, den er zu seinem Stellvertreter gemacht hat."
 

Der Shôgun war entsetzt über so viel Größenwahn. Laures und Teteiyus würden diese Aktionen unterbinden, noch ehe Suna die Zeit hatte, irgend etwas Entscheidendes in dieser Richtung zu unternehmen. Andererseits müßten sie sich eigentlich gut verstehen.
 

"Machst du mit?" fragte Suna begeistert und zitterte vor Aufregung. "Stell' dir das vor: NingenKai und MaKai als *ein* Reich! Wie aufregend das sein wird!"
 

"Ich mach'n Abgang von hier", sagte Zâdei und zog es vor, sich aus dem bevorstehenden Machtstreit herauszuhalten, um sich um wichtigere Dinge zu kümmern. "MaKai, NingenKai... is' mir egal. Das is' mir alles zu blöd."
 

Eine geschwungene Augenbraue wölbte sich über einem See aus Amethysten, um Erstaunen auszudrücken.
 

"Zâdei... mein Süßer... was ist denn passiert? Du bist doch schon so lange weg von Fenster gewesen...", gurrte Suna, in dem Versuch herauszufinden, was den Shôgun so bewegte.
 

Doch dieser winkte ab. Was zwischen Teteiyus und ihm geschehen war und geschehen würde, ging Suna nicht das Geringste an. Der Blondschopf würde jedes Wissen, das er bekommen konnte, geschickt für sich ausnutzen und um nicht auch zu einer Schachtfigur in einem seiner Pläne zu werden, war es das Beste, ihm möglichst wenig davon zu geben.
 

"Dann bin ich eben ganz weg", antwortete er nur.
 

Der blonde Dämon schüttelte erstaunt den Kopf: Zâdei war stolz und in Gefühlesdingen immer schon ein Stehaufdämönchen gewesen, doch heute... seine Neugier wuchs. Ob er die Menschen danach fragen sollte?
 

"Ich werde herausfinden, was dich so bedrückt macht," erklärte Suna, wenige Augenblicke später, als der Entschluß gefaßt war. "Und dann werde ich dafür sorgen, daß du es vergißt!"
 

Beinahe hätte Zâdei gelacht, doch er drehte Suna lediglich den Rücken zu und flog der Erde entgegen... einfach irgendwo hin, wo er hoffte, daß das blonde Ungeheuer ihm nicht folgen würde. - So konnte man sich täuschen, denn schon wenige Flügelschläge später war der Dämon wieder an seiner Seite.
 

"Bekomme ich keinen Abschiedskuß, wenn du MaKai schon für immer den Rücken kehrst?" fragte er lächelnd. "Oder kommst du noch mal zurück, und ich bekomme etwas mehr?"
 

Das einzige, was er bekam, war eine Ohrfeige, die ihn durch die Wolken schleuderte. Zâdei beschleunigte seinen Flug.
 

******
 

Obwohl er blindlings drauflos durch die Lüfte segelte, entdeckte er bald Teteiyus, der für Laures wohl einige Dinge in der Menschenwelt erledigt hatte. Er trug ein hellblaues Gewand mit weiten Ärmeln, hochgeschlossen und mit schlichten weißen Stickereien verziert. In der einen Hand hielt er einen Strauß roter Rosen, in der anderen etwas, daß Bücher zu sein schienen. Das silbrige Haar war der Bequemlichkeit halber zu einem losen Zopf gebunden.
 

// Hat Hilda ihm das Gewand genäht? Als er sie damals entführt hat, hat er einen Strauß weiße Rosen mitgenommen... //
 

Es war wirklich alles zur Normalität zurückgekehrt, stellte Zâdei fest und ertappte sich dabei, wie er sein Ki verschloß, die niederen Dämonen um sich herum zum Schweigen brachte und dem Dämonenengel folgte. Natürlich flog der nach MaKai zu Laures' Schloß, doch Zâdei konnte nicht anders, es war, als hätte Teteiyus ihn mit seinem ersten Lächeln verzaubert. Auch wenn es stets ein Lächeln gewesen war, das von Traurigkeit überschattet wurde. Durch ein Fenster beobachtete der Shôgun, wie die schöne Kreatur die Rosen in Hildas Zimmer stellte und sich dann in Laures Arbeitszimmer mit einer Landkarte beschäftigte. Der Herrscher selbst hatte gerade Audienz, nach der erst er Teteiyus Gesellschaft leistete.
 

*****
 

"Warum verteidigt Ihr Zâdei immer wieder, Laures-sama?" fragte Teteiyus irritiert und aus seinen Gedanken aufgeschreckt.
 

"Tetei, warst du schon einmal verliebt?" antwortete Laures mit einer - betont ruhigausgesprochenen - Gegenfrage.
 

"Oh, bitte, nicht schon wieder dieses Thema..."
 

Der Dämonenengel wollte gehen, doch sein Herrscher hielt ihn zurück. Zu sehr in alten Verhaltensmustern verwurzelt, erhob Teteiyus keinen Einwand.
 

"Hast du dir nicht jemals gewünscht, diese Hände würden dich streicheln", damit hielt er seinem Gegenüber seine Hände hin, "und du würdest deine in diesem schwarzen Haar vergraben...?" Laures strich sich lächelnd durch das lange schwarze Haar... "Hast du nicht manchmal gehofft, meine Augen würden nur dich sehen?"
 

Der Engel schüttelte den Kopf. Er meinte zu wissen, worauf der Dämonenfürst hinauswollte, schwieg jedoch. Laures seufzte.
 

"Ich fürchte, du bist nicht ganz aufrichtig zu mir. Du hast mir einmal gesagt, ich bekäme alles von dir, was ich wollte. Was ist aus dieser Hingabe geworden?" fragte er.
 

Teteiyus' Gesicht verzog sich. Daran hatte sich nichts geändert, wenn Laures *ihn* wollte, würde er ihn bekommen. Alles, was der schöne Dämon tat, geschah zum Wohlgefallen seines Herrschers.
 

"Ihr seit mein Gebieter. Wenn Ihr etwas verlangt, werdet Ihr es bekommen, wenn es mir möglich ist, es zu beschaffen," antwortete er fest. "Das gleiche gilt für Hilda-sama."
 

Laures lächelte wieder, doch diesmal sah es beinahe bitter aus...
 

"Du kennst keine Liebe", schlußfolgerte er schließlich, "Du kennst nur die Aufopferung für eine Aufgabe, für die du sogar dein Leben riskierst..." Als Teteiyus etwas einwenden wollte, schnitt Laures ihm das Wort ab. "Du kennst nicht die Einsamkeit, wenn man allein ist, weil der andere fern weilt. Liebe ist für dich eine Einbildung, eine Schwäche und deshalb eine Last, der du dich entledigen möchtest... Als ich in der NingenKai war, hast du nur den Regenten MaKais vermißt, aber nicht mich, einen halbmenschlichen Dämonen, der seine Tänzerin über alles liebt."
 

Dem Engel rannen die Tränen über das Gesicht.
 

"Warum sagt Ihr das?" fragte er. "Es war alles in Ordnung, so wie es damals war, keine Hilda-sama, kein Zâdei, kein Krieg mit den Menschen... und jetzt, wo Ihr wieder glücklich sein könnt, weil die Wiedergeburt Eurer Elize an Eurer Seite ist, fangt Ihr mit Zâdei-sama an! Was erhofft Ihr Euch davon?"
 

"Hilda und ich machen uns Sorgen um dich, Tetei."
 

Grüne Augen weiteten sich überrascht.
 

"Das ist nicht nötig. Mein Bestreben ist es, Euch beiden zu dienen, so gut ich es vermag. Zâdei hat mich fortgeschickt, auf daß ich ihm nie wieder unter die Augen trete. Demzufolge werden wir einander niemals wiedersehen."
 

Ein Dämonenleben war lang. Wer wußte schon, was bald passierte? Alles konnte sich ändern, besonders da MaKai ein unstetes Pflaster war.
 

"Aber du weißt, daß er Sehnsucht nach dir hat, oder?"
 

Nun war es Teteiyus, der seufzte und dem das Ganze allmählich zuviel war.
 

"Sein *Körper* mag nach mir verlangen, doch ich weigere mich, mir weiterhin von ihm Gewalt antun zu lassen", entgegnete die schöne Kreatur und konnte nicht verhindern, daß sie ärgerlich wurde. "Das ist etwas, worüber Ihr nicht urteilen könnt. Ich mag noch nie in meinem Leben wirklich verliebt gewesen sein, aber erwähnt Zâdeis Namen in meiner Gegenwart bitte nie wieder. Was geschehen ist, ist geschehen und dabei laßt es bewenden."
 

"Drohst du mir?" fragte der Fürst dunkel, mit einer leisen Herausforderung in der Stimme.
 

"Nein", war die schlichte Entgegnung.
 

"Und was ist, wenn ich deine Bitte mißachte?"
 

Laures war neugierig, aber Teteiyus rechnete sowieso nicht damit, daß der Dämonenherrscher sich daran halten würde. Er tat es ohnehin zu selten
 

"Ich sage einfach nichts mehr dazu", antwortete er deshalb. "Fragt *ihn*, wenn Ihr etwas wissen wollt."
 

"Du belügst dich selbst, Tetei", seufzte Laures. "Und das Schlimme daran ist, daß du es weißt."
 

Damit wandte er sich zum Gehen, einen ernsthaft verärgerten Engel zurücklassend. Warum nur glaubte alle Welt, daß er tief in seinem Inneren in Zâdei verliebt war?! Weil sie so ein *schönes* Paar waren?! So ein Unsinn. So ein verdammt verfluchter Unsinn! Der Shôgun hatte einige umgängliche Eigenschaften an sich, doch alles, was er aufbaute, riß er wieder ein, schnell und brutal, so daß nichts mehr übrigblieb. Teteiyus blickte nachdenklich auf seine Hände und gestattete sich den Luxus, sich vorzustellen, diese schmalen, weichen Gliedmaßen wären die des hitzköpfigen Dämons.
 

Nein. Zâdei war Zâdei, da gab es kein träumerisches Verschönern und Idealisieren. Man mußte ihn nehmen, wie er war, groß und stark, mit kräftigen Händen, funkelnden, goldenen Augen und einer Stimme wie ein Donnergrollen. Mit seinem ungeschlachten Wesen, seinen schlechten Manieren und seinem Temperament, mit dem er ebenso leidenschaftlich haßte wie liebte. Teteiyus kam bei ihm nicht weiter. Unter Kontrolle halten ließ dieser Mann sich nicht, und selbst jetzt fühlte sich Teteiyus wie bei dem Tanz auf einem Vulkan, der jeden Augenblick ausbrechen konnte. Es war lediglich eine Frage der Zeit.
 

*****
 

Es war Abend, als er seinen Alptraum in seinen Gemächern vorfand, ungewohnt nachdenklich auf einem Fensterbrett sitzend. Der engelsgleiche Dämon ärgerte sich, unbedachterweise das Fenster offengelassen zu haben. Er hatte *wirklich* geglaubt, daß er Zâdei nicht wiedersehen würde. Doch mit der Unberechenbarkeit, mit welcher der Shôgun alles tat, hatte er die Hoffnung auf Ruhe des Dämonenengels zunichte gemacht.
 

"Was willst du hier?" fragte dieser deshalb und blieb an der Tür stehen, nachdem er sie leise geschlossen hatte.
 

"Es liegt Ärger in der Luft", war die Antwort.
 

Zâdeis Blick glitt über die Landschaft, so daß er dem Anderen nur einen Teil seines Profils zuwandte. Teteiyus stellte fest, daß er zitterte.
 

// Habe ich Angst vor ihm? Er hätte mir mehr antun können, als ich ihn in Laures-samas Auftrag abgeholt habe... Weshalb diese plötzliche Zurückhaltung? //
 

"Warum kommst du damit zu mir?" erkundigte er sich bemüht ruhig.
 

Der "Gast" schaute weiterhin auf den Sonnenuntergang und schwieg. Der Dämonenengel wußte nicht, was er von diesem unerwarteten Besuch halten sollte und hoffte, daß der Dämonengeneral bald mit der Sprache herausrücken würde. Der Wind zerzauste sein schwarzes Haar und als er Teteiyus schließlich ansah, war sein Gesicht von Trauer überschattet.
 

"Ein alter Dämon ist von den Menschen versehentlich befreit worden", murmelte Zâdei schließlich. "Er will sich mit Laures zusammenschließen und MaKai mit der NingenKai vereinen."
 

"Warum?"
 

Zâdei erzählte ihm, was er über den blonden Dämon wußte, doch Teteiyus hatte etwas anderes erfahren wollen.
 

"Das wollte ich nicht wissen", sagte er kühl. "Warum kommst du damit zu *mir*?"
 

"Laures würde nich' auf mich hören", seufzte Zâdei und ließ seinen Blick liebevoll über die an der Tür stehende Gestalt schweifen. "Deswegen sag' ich's dir."
 

"Wenn er wirklich so gefährlich ist, würde er dir zumindest zuhören. Laures-sama ist kein Dummkopf."
 

"Er ist ein Idiot."
 

"Seit wann verrätst du deine Freunde, du stolzer Dämon?" fragte Teteiyus zynisch.
 

"Er is' nicht mein "Freund"!" fuhr Zâdei auf. "Um DICH mach' ich mir Sorgen, Tetei! Laures und seine Geliebte sin' mir egal, aber du nich'!"
 

Der Dämonenengel stöhnte leise: Etwas anderes war ja nicht zu erwarten gewesen. Daß Laures die Gefahr verkannte, stand nicht zu befürchten. Doch wenn Zâdei ihn sogar warnte... Beide wußten, daß sich der Shôgun nicht in die Politik des Dämonenfürsten einmischen würde, deshalb kümmerte er sich nicht um den Fremden namens "Suna". Nur Teteiyus zählte für ihn.
 

"Ist das alles?" fragte der Schöne nach einer Weile und schrak sichtlich zusammen, als Zâdei sich plötzlich vom Fensterbrett schwang und langsam auf ihn zu kam.
 

Der Stolz verbot es dem Engel, vor dem zu fliehen, was auch immer jetzt passieren mochte.
 

"Nein", antwortete der Shôgun zu seinem Entsetzen und stützte die Arme an gegen dunkle Holz der Tür, so daß der Dämonenengel dazwischen gefangen war. "Ich bin hier, um mich zu verabschieden."
 

Bedeutete das, daß sie wieder als Feinde einander gegenüberstehen würden?! War jemals ein Ende dieses Irrsinns in Sicht? Teteiyus stöhnte innerlich gequält auf. Sollte sich die "SEI MA DEN" etwa wiederholen? Die Menschen erzählten die Legende von Laures' Kampf um Hilda schon ihren Kindern! Die "Heilige Dämonenlegende", in der ein mächtiger Dämon seinen bösen Widersacher nach einem langen und harten Kampf in die Knie zwang - Teteiyus hatte niemals etwas Lächerliches gehört.
 

Zâdei stahl seinem Engel einen Kuß, bevor er weitersprach.
 

"Ich werde in die Dimension gehen, die du damals um Berks Schloß errichtet hast," erklärte er leise.
 

// WIE BITTE?! //
 

"Suna kann Laures nicht das Wasser reichen, also wird er ohne fremde Hilfe mit ihm fertig werden. Ich hab' einen Weg gefunden, die Dimension für kurze Zeit zu öffnen... Du wirst niemals mein sein, deswegen ist es besser, wenn wir uns nie wiedersehen, nich' mal durch Zufall."
 

Teteiyus konnte den Shôgun nur sprachlos anstarren. Zâdei lächelte leicht.
 

"Was ist, Tetei? Angst um mich?"
 

Auf so eine dumme Idee konnte nur Zâdei kommen. Doch der Dämonenengel bemerkte wieder einmal, wie tief dessen Liebe zu ihm ging.
 

"Du kennst die Beschaffenheit von JiKuuJu", sagte er. "Sobald du es an einer Stelle zu durchbrechen suchst, wird es sich sofort verstärken. Es gibt keinen Weg hinaus - oder hinein."
 

Egal was Teteiyus sagte, Zâdei würde es trotzdem versuchen, das wußten beide, als sie einander anstarrten. Verloren in der Schönheit vor sich, senkte der Shôgun den Kopf und küßte den Engel ein weiteres Mal. Die Hände, die sich widerstrebend gegen seine Brust preßten, übersah er dabei geflissentlich.
 

Als Zâdei Teteiyus' Lippen schließlich freigab und gedankenvoll anschaute, entwich ihm dieser unter den Armen hindurch.
 

"Glaubst du, du kannst einfach herkommen, deinen Spaß haben, indem du mich wieder vergewaltigst und dann wieder verschwinden?" fauchte der Engel, und der dunkelhaarige Dämon staunte.
 

Er hatte seinen Engel selten wütend erlebt, doch jetzt schien er es ernsthaft zu sein. Sein ebenmäßiges Gesicht spiegelte nicht länger kalte Gelassenheit wider, sondern sah im Moment tatsächlich so aus, als zöge es die schöne Kreatur tatsächlich in Erwägung, Zâdei zu schlagen. Nur ein einziges Mal hatte sich Teteiyus gegen das gewehrt, was der Shôgun mit ihm anstellte, und das war, als dieser ihm eine von Karôns Lebensblumen gebracht hatte, die verriet, wie bedeutungslos das Leben selbst war...
 

Zâdei hatte sich oft der Illusion hingegeben, daß der Dämonenengel ihn lieben würde, weil er sich stoisch hatte gefallen lassen, was mit ihm geschah. Doch manchmal, wenn er danach nachts allein in seinem Unterschlupf gewesen war, hatte er sich gewünscht, die schmalen Hände würden ebenso über *seine* Haut streichen wie seine Linke, die menschlich aussah und keine grüne Klaue war.
 

"Warum hast du dich vorher nich' gewehrt?" fragte Zâdei und fühlte sich mit einem Mal unwohl unter dem Blick des Dämons, dem er seine Seele verschrieben hatte.
 

"Hätte es Sinn gemacht?" entgegnete Teteiyus, und die ironische Parodie eines Lächelns huschte über sein Gesicht. "Egal, was ich getan habe... du hast *immer* deinen Willen durchgesetzt..."
 

Er brach ab, wohl weil er den gequälten Ausdruck in Zâdeis Gesicht sah.
 

"Ich bin ein Kriegsfürst", seufzte dieser. "Was hast du erwartet, als du mich befreit hast, Tetei? Daß ich so harmlos bin, wie der irre Graf von Berk? Ich erobere, zerstöre, verbrenne, plündere und töte, genau wie dein verfluchter Laures. Ich bin nich' dazu gemacht, zu lieben und sanft zu sein. Ich nehm' mir, was ich will und brauch', ich bin mächtig genug, daß ich nich' drum bitten muß."
 

"Du mußt dich nicht rechtfertigen", entgegnete Teteiyus trocken. "Ich glaube, es wird Zeit, daß ein neuer Krieg ausbricht, denn du scheinst dich zu langweilen. Und außerdem: Weshalb solltest *du* um etwas... "bitten"? Eine Ablehnung läßt du nicht gelten, weshalb also die scheinbare Möglichkeit einer Wahl?"
 

"Du wirst langsam so kratzbürstig wie Koneko-chan nach ihrem Aufwachen in Berk", kam es sarkastisch und goldene Augen blitzten kurz auf.
 

Zâdei stapfte auf den Balkon, der an den Raum grenzte, wobei er die zerbrechliche Glastür beinahe aus den Angeln riß, als er sie öffnete. Der Wind kühlte seine brennenden Wangen, und er überlegte verzweifelt, was er tun sollte.
 

"Ich bin nicht im Geringsten wie Laures, nicht wahr?" fragte er dann in die Dunkelheit des Zimmers hinter sich.
 

Ihm entging, daß der Dämonenengel die Stirn runzelte und mitten in der Bewegung innehielt.
 

"Soll ich dir all deine Fehler vorhalten?" murmelte er dann.
 

Der Shôgun drehte sich um und betrachtete das weiße Leuchten, das aus Teteiyus' Zimmer drang. Es ging von den schneeweißen Flügeln aus, so daß dieser gerade jetzt mehr denn je einem Engel glich.
 

"Ich weiß, was du von mir denkst", antwortete Zâdei und grinste hilflos. "Was ich mich frage ist, ob du überhaupt weißt, was Gefühle sind."
 

Teteiyus zog Schweigen einer Antwort vor.
 

"Ich will dir nich'... wehtun", fuhr Zâdei fort "Ich kann nich' ändern, was ich gemacht hab' und wie die Dinge jetzt sind. Aber ich würde alles noch mal tun, wenn es sein müßte. Für mich bist nur du wichtig, der Rest der Welt kann meinetwegen zur Hölle fahren!"
 

"Nach dem, was geschehen ist, glaube ich dir das sogar."
 

Der Shôgun stützte sich hilflos auf die Balkonbrüstung. Er meinte zu spüren, wie jedes Wort, das sie beide aussprachen, sie weiter voneinander entfernte. Er begehrte Teteiyus' Liebe mehr als alles andere, wußte jedoch nicht, wie er sie erringen konnte. Jeder Blick, mit dem er die fragile Gestalt betrachtete, stellte sie höher auf den Podest, von dem er sie zu stoßen getrachtet hatte. Der zierliche Dämon wirkte erhabener und kälter als Laures - und war es allem Anschein nach auch..
 

Teteiyus stand inzwischen an der Tür zum Balkon und weigerte sich, auch nur einen Schritt auf den schwarzhaarigen Dämonengeneral zuzugehen, der in seinem Elend ungewöhnlich hilflos wirkte. Aber er wußte, daß es Zeit war, eine Entscheidung zu fällen. Nicht um Zâdeis Verschwinden zu verhindern, nicht um einen Verbündeten gegen diesen Suna zu haben und schon gar nicht, weil es Zeit war, zu entscheiden, wie er sich weiterhin diesem gefährlichen Mann gegenüber verhalten sollte. Vielleicht war es einfach an der Zeit, der Vergangenheit Lebewohl zu sagen, etwas zu akzeptieren, anstatt abzuweisen.
 

"Du würdest mir die Liebe aus dem Herzen reißen, wenn es möglich wäre", sagte er so leise, daß Zâdei ihn zuerst kaum verstand. "Wie du es mit deinem Siegel getan hast, weil ich dir nicht gehorchen wollte."
 

"Du hast nichts zu bereuen, Tetei."
 

Die Bitterkeit in Zâdeis Stimme rührte den grünäugigen Dämonenengel.
 

"Alles is' letztlich so gekommen, wie du's von Anfang geplant hast. In MaKai ist Ruhe und Frieden, dein kostbarer Laures regiert, Koneko-chan ist bei ihm, und auch du stehst ihm mit deiner Klugheit zur Seite... Ich bin nich' so schlau, schön und manierlich sein wie Laures, aber was ist mit *dir*? Bleibst du da nicht irgendwo auf der Strecke?"
 

"Ich habe niemanden, der sich um mich kümmert. Nur aus Eigennutz werde ich hier geduldet."
 

Der Zynismus riß alte, tiefe Wunden wieder auf. Gin MaSou... [3]
 

"Nein", kam es überraschend leise. "Das stimmt nich'."
 

Teteiyus begann unbehaglich auf dem Fußballen zu wippen. Zâdei war entschieden *zu* ruhig und bedacht, das verhieß nichts Gutes. Wann kam der Ausbruch? Das ungute Gefühl sammelte sich in seiner Magengegend und erschwerte vernünftiges Denken. Aber was nützte Vernunft schon, wenn man es mit jemandem wie dem Shôgun zu tun hatte?
 

"Glaubst du nicht, daß es selbst Dämonen verändert, wenn ihr gesamtes Volk ausgelöscht wird?" wollte der Engel wissen. "Warum meint ein *jeder*, über *meine* Gefühle Bescheid zu wissen?! MaKai ist zu gefährlich, um zu lieben, wenn man schwach ist."
 

In den wenigen Sätzen steckten mehr Antworten, als der Shôgun je zu erfahren gehofft hatte. Tetei hatte ihm bereits erzählt, daß seinesgleichen von anderen Dämonen gefressen worden waren, aber was er davor erlebt hatte, wußte womöglich nicht einmal Laures. Wenn die schöne Kreatur jemals verliebt gewesen war - vermutlich in eine Frau ihresgleichen, die noch atemberaubender war, als der Engel selbst - dann war sie garantiert auch tot. Zâdei fühlte sich an den Schmerz erinnert, als Teteiyus in seinen Armen gestorben war: Er war wahnsinnig vor Trauer und Elend gewesen...
 

// Bin ich der einzige, der ihn verstehen kann? Laures hatte immer Hoffnung auf die Wiedergeburt von Elize. Tetei nicht, und selbst bei mir war es nur die Tatsache, daß ich für Karôn von Nutzem war. //
 

"Bist du deshalb bei Laures?" erkundigte sich der Sturkopf. "Weil er dich beschützen kann?"
 

"In der MaKai ist kein Platz für jemanden, der nicht erbarmungslos kämpfen kann. "Beherrschen oder getötet werden" heißt die Devise", erklärte der Engel geduldig. "Es ist eine grausame Auslese, der die Schwächsten zum Opfer fallen... Du bist doch geradezu ein Paradebeispiel dafür."
 

Zâdei wollte schockiert widersprechen, doch irgendwo in seinen Gedanken sagte eine Stimme, daß auch er schon Schwächere vernichtet hatte, nur weil er schlecht gelaunt oder einfach nur übermütig gewesen war. Das war es, weshalb man Angst vor ihm hatte, wo der Unterschied zwischen Menschen und Dämonen lag. Selbst Graf Berk hatte seine Gründe zum Töten gehabt, so lächerlich diese auch gewesen sein mochten.
 

// Ich könnte Tetei auch beschützen... Hmm, aber nicht vor mir. //
 

"Du verabscheust mich so sehr, daß du mich noch mal töten würdest, wenn du könntest", schlußfolgerte der Shôgun, war aber überrascht, als der Dämonenengel den Kopf schüttelte.
 

Mit einem Mut, den Zâdei bewundern mußte, kam dieser auf ihn zu, nahm die Klaue zwischen seine beiden Hände und legte sie dann an seine Wange. Ein betrübtes, unsicheres Lächeln huschte sich über sein Gesicht.
 

"Immer, wenn ich dich allein lasse, machst du Dummheiten, Zâdei", seufzte er. "Und daß ich mich sehr in dir getäuscht habe, weil du unberechenbar bist, weißt du selbst." Teteiyus schüttelte leicht den Kopf, als der andere etwas einwenden wollte. "Viele haben sich von meiner abweisenden Art einschüchtern lassen - du hast dich sogar in sie verliebt, mit einer Ehrlichkeit, die an Grausamkeit grenzt. Wenn ich dich darum bitte, dein Temperament zu zügeln, und *keine* dummen Späße mit Laures-sama zu machen... würdest du es tun?"
 

Überrascht von dem bittenden Klang in Teteiyus' Stimme runzelte Zâdei die Stirn. Was hatte der Kleine jetzt wieder vor?! Als er das letzte Mal so mit ihm gesprochen hatte, hatte er dem Shôgun einem Ohrring aus Gin MaSou "geschenkt". Plötzlich unsagbar wütend packte der Hitzkopf die zierliche Gestalt und schüttelte sie verärgert.
 

"Was heckst du jetzt wieder aus, Tetei!?" fauchte er, und die goldenen Katzenaugen funkelten bedrohlich.
 

Dieser senkte stumm den Kopf und schüttelte denselben.
 

"NICHTS?!?" tobte Zâdei und schüttelte den Dämonenengel erneut, um nicht in Versuchung zu kommen, ihn zu schlagen. "Du machst nie was ohne Grund! Also: WARUM?"
 

Das blaue Gewand zerriß an den Ärmeln, dort, wo Zâdei seine Finger in das Fleisch von Teteiyus' Oberarmen gegraben hatte. Rote Druckstellen wurden auf der marmornen Haut sichtbar, die beide ignorierten - der eine den Schmerz und der andere die Tatsache, daß er es war, der verletzte, obwohl es genau das war, was er hatte vermeiden wollen.
 

Der Dämonenengel ließ sich schütteln und beschimpfen, bis Zâdei sich wieder beruhigt hatte, ohne etwas zu sagen. Er wußte, daß er ein falsches Spiel mit jemandem getrieben hatte, der ihm auf eine rohe Art überlegen war und ihn dafür in Stücke gerissen hatte. Der Shôgun konnte eine angenehmer Gesellschafter sein, wenn er sich ein wenig zusammenriß und so lange Teteiyus ihn um sich hatte, würde er Laures nicht dazwischenfunken. Wenn er ehrlich war, verstand Zâdei sogar Humor.
 

Urplötzlich ließ dieser ihn los, so daß der Geflügelte strauchelte und beinahe gefallen wäre. Goldfarbene Augen - zu Schlitzen zusammengezogen - musterten in argwöhnisch. Beide Männer rangen nach Luft..
 

"Warum sollte ich auf deine Bitte eingehen?" fragte der Wütende dann überraschend ruhig. "Was hat Laures vor, daß du mich beaufsichtigen sollst? Willst du mich wegen Suna aus dem Weg haben?"
 

Teteiyus schüttelte wieder den Kopf, und Zâdei knurrte gereizt.
 

"Raus mit der Sprache: Was ist so wichtig, daß du dich wieder an mich verkaufst?"
 

Das saß. Der Dämon konnte sehen, wie erschrocken sein Engel war, so als wäre ihm die Wirkung seiner Handlung erst jetzt bewußt geworden. Offensichtlich war ihm Laures doch nicht so wichtig wie sein eigener innerer Frieden. Zâdei grinste, ohne es zu merken. Teteiyus hatte also doch Gefühle, die man verletzen konnte. Gut. Fragte sich nur, ob auch das Gegenteil möglich war...
 

"Du bist so ein Dummkopf", knirschte das weißhaarige Wesen ärgerlich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, während ihm Tränen über die Wangen liefen. "Ich habe gehofft, du würdest es tun und hier im Schloß bleiben, anstatt dich zu verkriechen..."
 

Teteiyus zitterte vor Wut, und starrte seinem Gegenüber zornfunkelnd in die schmal gewordenen Augen. Dieser staunte über die vielen Gefühle, die unter der kalten und bedachten Oberfläche brodelten.
 

"Ich glaube nicht, daß du mit all deiner Kraft die Dimension öffnen kannst, die zu Berks Schloß führt, doch wenn du es tatsächlich einmal schaffen solltest, wird es dir auch ein zweites Mal gelingen... und dann wirst du zurückkommen. Warum also willst du gehen? Ich hatte gehofft, daß Laures-sama, Hilda und du miteinander auskommen, wenn sich alle Beteiligten Mühe geben!" Teteiyus holte tief Luft und schluckte. "Und was das Verkaufen betrifft: Du willst mich so oder so, demzufolge kann ich auch verlangen, daß du dein Temperament zügelst, wenn dich nichts davon abbringen kann, mir nachzustellen!"
 

Zâdei schwieg überrascht von der unerwarteten Heftigkeit in der dunkel gewordenen Stimme seines Engels. Zudem verliehen ihm die blitzenden Augen und die Röte auf seinen Porzellanwangen ein höchst begehrliches Aussehen. Dem Shôgun ließ das Wasser im Munde zusammen... doch langsam bohrte sich eine Frage in seinen Kopf, die unbedingt beantwortet werden wollte.
 

"Du kriegst keinen Ärger, wenn ich bleibe?" fragte er schließlich sanft - so sanft, daß sich die Wangen des Dämonenengels noch tiefer verfärbten.
 

"Du wirst der Einzige sein, der welchen macht", kam die leise Antwort, kühler gesprochen, als der Anblick vermuten ließ.
 

Nun war es an Zâdei rot zu werden.
 

"Und was ist mit dem, was du nich' ausgesprochen hast?" fragte er dunkel und verschwieg, daß er das Gespräch mit Laures ebenfalls gehört hatte.
 

"Das ist eine Sache zwischen uns und geht niemanden etwas an! Laures weiß nichts von dem, was in der Eiswüste geschehen ist..."
 

"Er ist nich' blöd und wird sich seinen Teil denken können", fiel Zâdei ihm ins Wort.
 

"Gerade hast du ihn noch einen Idioten genannt... Außerdem ist das kein Wunder, so wie du dich aufgeführt hast! Ich werde nicht zulassen, daß du dich aus Liebe zu mir noch einmal zu solchem Blödsinn hinreißen läßt! Das war mehr als erbärmlich, was du dir da geleistet hast!"
 

// "Asamashii... asamashii Sugata... desu ne, Zâdei" // [4]
 

Zâdei erinnerte sich und gab nach. - Ein Grinsen zog dann jedoch sein Mundwinkel nach oben, wobei es seine Fänge entblößte.
 

"In Ordnung", lenkte er ein "Wie geht's weiter?"
 

"Schlafen", antwortete Teteiyus, drehte den Kopf zu Seite und hielt sich die Hand vor den Mund, um ein Gähnen zu verstecken.
 

Die Röte auf Zâdeis Wangen wurde dunkler, als der Engel ihn stumm mit einer einladenden Geste in das Zimmer zurückbat. Sein Blick schweifte zu dem türkisgrün gedeckten Bett, das groß genug schien, sie beide zu beherbergen. Der Rest des Raumes war in Dunkelheit getaucht, ein Schreibtisch, ein Kleiderschrank und Bücherregale waren nur schattenhaft zu erkennen, genauso wie einige kleinere Kommoden, Teppiche und Sitzgelegenheiten. Es entstand der Eindruck, als würde das Zimmer nur selten genutzt, bestenfalls nachts zum Schlafen.
 

// Tetei scheint wirklich viel zu tun zu haben. Kein Wunder, daß Laures ihn sich wiedergeholt hat. Niemand setzt sich so für Ordnung und Ruhe in MaKai ein... //
 

"Ich werde dich wohl kaum dazu überreden können, auf einem Diwan oder allein im Bett zu schlafen", murmelte der Engel müde und zündete einen Kandelaber mit drei schneeweißen Kerzen an, der auf einem Tisch gestanden hatte.
 

Zâdei nickte grinsend, obwohl sein Blick leicht glasig wurde, als seine Mitternachtsfantasie an ihrem Gewand zog, um sich auszuziehen. Ein paar weiße Federn schwebten durch die Luft, es raschelte leise, dann hielt der schöne Dämon das Kleidungsstück über den Unterarmen und betrachtete es mißbilligend.
 

"Ich hoffe, du legst diese Angewohnheit schnell wieder ab," murmelte er, während der General wie gefesselt auf die weiße Hose und die fast kniehohen Stiefel starrte, die unter dem tunikaähnlichen Oberteil verborgen gewesen waren.
 

"Bei dieser Aussicht fällt's schwer, dir nicht *alle* Kleider vom Leib zu reißen", dachte Zâdei laut.
 

Hatte Tetei schon immer so lange Beine gehabt? Er sah aus wie eine Erscheinung, die nicht wirklich sein konnte. Und dann war da noch dieser leichte Hauch von Jasmin, der aus der Richtung des Engels kam...
 

"Wenn du den Rest noch ausziehst, bleibt wenigstens die Hose ganz."
 

Zuerst starrte Teteiyus den Shôgun verblüfft an, dann erschien in seinem Gesicht der Ausdruck von Resignation. Dieses undeutlich bestimmbare Gefühl von Hilflosigkeit breitete sich in ihm aus, wie am Abend zuvor auf dem Balkon. Zâdeis Blick folgte wie gebannt den langen weißen Haaren, wie sie über den schlanken Oberkörper seines Traumbildes fielen, dem Schimmern der weichen Schwingen, die das geflügelte Zauberwesen leicht ausgebreitet hatte, um das Gleichgewicht zu halten... den zierlichen Händen, wie sie sich an den Hosenbund legten, um die Hose hinunterzuziehen. Grüne Augen richteten sich dunkel auf den General und verengten sich kaum sichtbar.
 

"Gleiches Recht für alle", sagte er. "Zieh' deine Rüstung aus."
 

Alle erotische Spannung war plötzlich verschwunden, denn Zâdei wurde wider Erwarten unter dem abwartenden Blick verlegen. Warum, wußte er nicht, doch der Dämonenengel setzte sich, nachdem er seine Kleidungsstücke sorgsam über die Lehne eines der Diwane gelegt hatte, auf das Bett und ließ Zâdei nicht einen Moment aus den Augen, deren Farbe im Halbdunkel des Zimmers seltsam dunkel wirkte. Sie erweckten den beängstigenden Anschein, als könnte Teteiyus Gedanken lesen.
 

"Weshalb ist es dir plötzlich so unangenehm?" fragte das sahneweiße Meisterwerk, als der Shôgun mit der Rüstung in den Händen dastand und nicht wußte, wo er sie hinlegen sollte, ohne sie in die nächste Ecke zu werfen. "Ich habe dich oft genug nackt gesehen und du mich auch - "
 

"Wo soll ich sie hin tun?" unterbrach ihn Zâdei hastig.
 

Noch bedeckte die Rüstung seine Blöße - die nur deshalb peinlich war, weil der dunkelhaarige Dämon festgestellt hatte, daß sein Körper von ganz allein auf den Anblick, den Teteiyus ihm bot, reagierte. Auf ein Kopfnicken des Engels legte er Brustpanzer, Umhang, Schulterstücke, Hose und Stiefel neben die Kleidung desselben, auch wenn der gestapelte Haufen nicht halb so ordentlich aussehen wollte.
 

"Na dann... Komm' her."
 

Was hätte Teteiyus vor? Sein kaum sichtbares Lächeln verriet, daß er genau wußte, was Zâdei gerade dachte. Steif tappte der Shôgun zu ihm hin, angespannt legten sich beide nebeneinander, der einzige Hinweis darauf, daß der Engel genauso nervös war, weil auch er nur vermuten konnte, was geschehen würde. Er beharrte darauf, daß ihre beiden Körper einander nicht berührten, was Zâdei wahnsinnig zu machen drohte.
 

"Schluß mit diesen Albernheiten", grollte er schließlich nach einer Weile. "Rutsch ran, ich weiß, daß du nicht schläfst."
 

Da Teteiyus es vorzog, ihn zu ignorieren, zog Zâdei ihn kurzerhand an sich, doch die raschelnden Laken waren das einzige Geräusch in dem geräumigen Zimmer neben einem gemurmelten Fluch des Shôguns. Für den Rest der Nacht herrschte Stille, die nur durch das Atmen der beiden unterbrochen wurde.
 

Die Kerzen brannten hinunter und erloschen, als die Sonne von MaKai ihre ersten roten Strahlen durch die hohen Fenster warf und den Raum in ihr flammendes Licht tauchte.
 

***

~ owari von Teil 3 ~
 

Übersetzung:

[1] "Kono Koi ni wa... happi endo wa nai." : "In dieser Liebe... ein Happy End (gibt es) nicht." (Zâdei Vol.8 - Es ist ziemlich schwierig, hier eine möglichst wortgetreue Übersetzung zu finden... Warum denkt er nicht in ganzen Sätzen, wie sich das gehört?)

[2] "Konna Karada ikura demo suki sureba ii." : "Mit diesem Körper kannst du tun, was immer dir beliebt." (Tetei zu Zâdei in Vol. 8)

[3] Gin MaSou : silbernes Dämonengras (Ein tolles Geschenk, oder? Genau das richtige für Zâdei...)

[4] "Asamashii... asamashii Sugata... desu ne Zâdei" : "Erbärmlich... eine erbärmliche Gestalt... nicht wahr, Zâdei?" (Tetei zu Zâdei n Vol.10 - Ja genau, Zâdei, vorher warst du viiiiel süßer! - Ich bin nicht süß! - Das sagen sie alle...)



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