Freundschaftsdienste und ihre Schwierigkeiten
Ich sag nur: TIERISCH viel Spaß! *g*
eure Nessi-chan
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Freundschaftsdienste und ihre Schwierigkeiten
(Kapitel 17)
"Also, ist es euch allen jetzt endgültig klar?"
Lydia sah die vier Jungs an.
"Ihr müsst ganz fest an die Verwandlung denken, aber gleichzeitig auch euren Geist so wach halten, dass er nicht in einen Trancezustand verfällt. Irgendwelche Unklarheiten?"
"Unklarheiten keine," antwortete Severus, "aber ich versuche erst mal nicht mich zu verwandeln, um dir zu helfen, falls etwas schief gehen sollte."
"Und wir drei nehmen jetzt die komplette Verwandlung vor.", erklärte James.
"Wir müssen aber vorsichtig sein.", gab Peter zu bedenken. "Schließlich soll es ja nicht enden wie letztes Mal."
Severus versteckte sein Grinsen hinter der Handfläche. Das sogenannte ,letzte Mal' hatte damit geendet, dass Sirius eine Schnauze, Peter einen langen Schwanz und James total unförmige Hände hatte. Severus selber hatte sich noch nie verwandelt. Obwohl er doch den Anreiz dieses Zaubers spürte, hatte er Angst zu sehen, was aus ihm werden würde, denn auf die Wahl des Tieres, in das man sich verwandelte, hatte man keinen Einfluss.
"Wir müssen uns jetzt aber zusammen reißen!", meinte Sirius energisch. "Wir tun das hier für Remus, das dürfen wir nicht vergessen. Er sitzt immer allein in dieser Hütte und hat wahrscheinlich auch noch höllische Schmerzen, die er ohne Gesellschaft erdulden muss. Wenn wir ihm schon sonst nicht helfen können, dann müssen wir wenigstens das hier schaffen."
"Sirius hat Recht."
James nickte.
"Also, konzentrieren wir uns."
Die drei Gryffindors schlossen die Augen und konzentrierten sich. Die Zwillinge zogen ihre Zauberstäbe, denn sie wussten, die Verwandlungsversuche waren nicht immer so lustig. Ihre Freunde könnten sich auch in reißende Bestien verwandeln und darauf sollte man vorbereitet sein. Ein Licht ging immer stärker von den dreien aus und einen kurzen Moment mussten die Zwillinge blinzeln. Als sie wieder hinsahen, befanden sich an dem Ort, an dem zuvor ihre Freunde gestanden hatten, ein Hirsch, ein großer, schwarzer Hund und eine Ratte.
Vorsichtig traten Severus und Lydia auf die Tiere zu, noch war keine Gefahr ausgeschlossen. Doch als sie direkt vor den Tieren standen, symbolisierten diese ihnen ihre Kontrollen, indem der Hirsch auf die Knie sank, der Hund sich hinlegte und die Ratte sich auf den Rücken drehte.
"Meinen Glückwunsch, Jungs!"
Severus steckte seinen Zauberstab ein.
"Ihr habt eine komplette, kontrollierte Verwandlung geschafft. Professor McGonagall wäre stolz auf euch."
"Obgleich wir ihr das natürlich nicht erzählen dürfen.", erklärte Lydia mit Nachdruck. "Nun verwandelt euch einzeln wieder zurück, indem ihr euch einfach auf eure normale Gestalt konzentriert. James zuerst."
Kurz war wieder Energie, diesmal in Form von Wärme, wahrzunehmen und da, wo der Hirsch gewesen war, kniete nun James und schien noch völlig überwältigt von diesem Erlebnis.
"Gut, nun Sirius."
Auch hier gab es keine Probleme. Nach kurzem Energieschub war aus dem Hund wieder Sirius geworden, der etwas verwirrt auf allen Vieren auf dem Boden hockte.
"Auch alles klar.", stellte Lydia fest. "Und jetzt du, Peter."
Wieder entfaltete sich Energie, aber es passierte nichts, die Ratte blieb eine Ratte. James und Sirius sahen sich an. Severus schüttelte den Kopf. Er hatte das oder etwas ähnliches kommen sehen.
"Versuch's noch mal."
Doch wieder tat sich nichts. Peter war zwar ein reinblütiger Zauberer, doch er hatte seinen Freunden schon immer nachgestanden. Er war in jedem Fach eigentlich Mittelmaß, wenn man von Zaubertränke absah, in dem ihm Prof. Corsus sehr zusetzte. Doch Peter hatte immer im Schatten seiner Freunde gestanden. Er gehörte zwar dazu und war auch immer dabei, aber irgendwie war er das fünfte Rad am Wagen.
Beim dritten Versuch nahm er endlich wieder menschliche Formen an, auch wenn Lydia ihn noch von dem Rattenschwanz, Barthaaren und übergroßen Ohren befreien musste.
"Ihr habt das super gemacht!", betonte Lydia noch mal. "Eine exzellente Verwandlung."
"Und jetzt seid ihr dran!", verlangte Sirius.
"Wir haben nicht die Übung, die ihr mittlerweile habt.", wehrte Severus ab. "Ihr wisst, wie gefährlich das werden kann."
"Wir passen schon auf:", versicherte James. "Kommt, versucht es wenigstens."
"Gut!"
Lydia ergab sich.
"Damit ihr auch mal was zu lachen habt."
Die Zwillinge stellten sich grade hin, schlossen die Augen und konzentrierten sich.
Severus hatte plötzlich ein ganz komisches Gefühl. Vor seinem inneren Auge sah er ein grünlich-weißes und ein schwarzes Feuer. Das schwarze wurde immer größer und nahm gewaltige und unheimliche Formen an. Es drohte sich zu weit auszubreiten und so konzentrierte sich Severus auf das andere Feuer. Er spürte den enormen Druck, als er die schwarze Flamme in ihre Schranken wies, aber nach einem kurzen Moment des inneren Kampfes ließ der Druck nach und beide Flammen loderten kontrolliert.
Als Severus nun die Augen öffnete, hatte er einen völlig anderen Blickwinkel. Wenn er geradeaus blickte, reichte er James und Sirius etwa bis zum Bauch. Er stellte auch fest, dass er einen völlig anderen Gleichgewichtssinn hatte. Er konnte sehr geschmeidig gehen und außerdem sah er farbig.
,Von der Größe her kann ich schon mal kein Insekt geworden sein.', stellte er erleichtert fest. ,Auch ein Hund fällt raus, der kann nicht farbig sehen. Bliebe nur...'
Nachdem er nun eine bestimmte Vermutung hatte, drehte er sich um. Hinter ihnen befanden sich Spiegel, in denen auch die drei anderen sich hatten sehen können. Lydia hatte anscheinend im gleichen Moment die gleiche Idee und somit erschienen im Spiegel zwei ausgewachsene Panther, die sich überrascht, wenn auch stolz, betrachteten.
Sie nickten, um den drei kampfbereiten Gryffindors ihre Kontrolle zu symbolisieren, schlichen dann einmal um diese herum, um sich mit diesem neuen Körper auseinanderzusetzen und beschlossen dann sich zurückzuverwandeln.
Wieder erschienen die Flammen vor seinem inneren Auge und während Severus sich konzentrierte, sah er seine eigentliche Gestalt immer deutlicher in der grünlich-weißen Flamme. Er konzentrierte sich stärker, die schwarze Flamme wurde immer kleiner, bis sie schließlich erlosch, Severus die Augen öffnete und nach einem kurzen Taumeln wieder er selbst war. Er sah Lydia an, die dann in Worte fasste, was er dachte:
"Echt Wahnsinn!"
Dann wandten sie sich den drei Gryffindors zu. Peter stand der Mund offen, James grinste und hielt den Daumen hoch und Sirius schüttelte nur entgeistert den Kopf und meinte:
"Ihr habt keine Übung! Ja, nee, is' klar!"
Severus gab darüber keinen Kommentar ab. Er war ja selbst verwundert, dass es gleich so perfekt geklappt hatte. Sicher, er hatte die Theorie mit den anderen bis zum Erbrechen durchgepaukt, aber im Gegensatz zu ihnen hatte er sich noch nie vorher komplett zu verwandeln versucht. Vielleicht lag es an einer gewissen Begabung sich felsenfest konzentrieren zu können, vielleicht aber auch nur an seinem Starrsinn etwas unbedingt erreichen zu wollen. Sirius riss ihn mit einem Klatschen in die Hände aus seinen Gedanken.
"Los, das müssen wir Remus zeigen, jetzt sind wir bereit!"
Die anderen stimmten ihm zu und in zwei Gruppen verließen die ,Verwandlungskünstler' den Raum.
Severus und Lydia waren zu einer Stelle hinter der peitschenden Weide am Rande des Verbotenen Waldes gelaufen, um sich dann dort mit den anderen zu treffen. Wenig später erschienen auch die strahlenden drei zusammen mit einer anscheinend unruhigen Lily und einem total verwirrten Remus. Der Mond war heute nur eine Sichel, also keine Gefahr für Remus.
"Was ist denn?", fragte er schließlich, als sie bei den Zwillingen angekommen waren. "Warum schleppt ihr mich denn so spät noch hier raus?"
"Um es dir mit relativ einfachen Worten zu erklären," Severus trat auf ihn zu, "wir haben einen Weg gefunden, dir in deiner schwersten Zeit beistehen zu können. Du weißt, von welcher Zeit ich spreche."
Remus nickte. Es brauchte ja wirklich nicht viel Grips um zu wissen worauf Severus hinaus wollte.
"Hört zu," wandte Remus dann aber doch ein, "egal welchen raffinierten Schutzzauber ihr euch ausgedacht habt, der kann euch nicht vor einem wilden Werwolf beschützen. Dann greife ich jeden an und habe leider keine Kontrolle darüber."
"Jeden Menschen, ja."
Lydia nickte.
"Aber ein Werwolf greift keine anderen Tiere an."
"Sicher nicht, aber wie..."
Remus stutzte.
"Der Animaguszauber.", erklärte Sirius einfach.
"Der Animaguszauber?", wiederholte Remus ungläubig. "Aber um den zu lernen braucht man doch ewig!"
"Nun, wir haben ja auch direkt nach deinem Geständnis angefangen zu üben.", betonte James. "Und nun sind wir soweit, dass wir ihn dir vorführen wollen. Wir alle fünf."
"Alle vier."
Lydia schüttelte den Kopf.
"Lily und ich werden uns für alle Fälle bereit halten."
"Na gut!"
Sirius zuckte mit den Schultern, die vier Jungen stellten sich in einer Reihe auf und verwandelten sich. In ihrer neuen Form traten sie auf Remus zu und zeigten ihm, dass sie ihn und alle anderen so vor der Bestie eines Werwolfs beschützen konnten und wollten. Remus war zu Tränen gerührt.
"Danke, Leute.", brachte er mit schwacher Stimme hervor. "Ihr habt damit bestimmt viel Ärger und viele Strapazen gehabt. Und ihr habt das nur für mich getan. Wie kann ich euch dafür jemals danken?"
Die Jungen verwandelten sich zurück, wobei Lydia wieder Barthaare und Rattenschwanz entfernen musste. James legte Remus die Hand auf die Schulter.
"Wir sind deine Freunde und wenn wir etwas tun können, um dir irgendwie zu helfen, und sei es auch nur, indem wir bei dir sind, dann tun wir das."
"Ich danke euch."
Remus konnte nun ein Schluchzen nicht mehr unterdrücken und zog sein Taschentuch aus dem Umhang. Dabei viel ihm ein Stück Pergament aus der Tasche.
"Was ist das?", fragte Peter.
"Ach ja," antwortete Remus nun und hob das Stück auf, "ich hab' die Karte mit den Geheimgängen von Hogwarts fertig. Sie ist auch mit einem Schutzzauber versehen. Ich hab' sie ,Die Karte des Rumtreibers' genannt. Oder hat irgendjemand was dagegen?"
"Nein.", antwortete Severus. "Erstens sehr passend und zweitens hast du dir die Arbeit mit diesem komplizierten Ding gemacht, also darfst du auch bestimmen, wie es heißen soll."
"Also, das ist mir zu viel Zirkus!", bemerkte Lily. "Jungs, das war sehr eindrucksvoll, aber mir ist kalt und ich geh' rein. Gute Nacht!"
"Ich dann auch.", schloss sich Lydia an. "Sev, wir sehen uns später!"
Severus nickte und auch Lydia verschwand in Richtung Schloss.
"Nun fehlen nur noch eure Unterschriften.", erklärte Remus.
Dann berührte er das Stück mit seinem Zauberstab und sagte:
"Ich schwöre feierlich, dass ich ein Tunichtgut bin."
Severus zog die Augenbrauen hoch. Dieser Spruch war zwar irgendwie beleidigend, aber er tat seine Wirkung, denn auf der Karte erschien nun folgender Text:
Die hochwohlgeborenen Herren Moony, ........., ........., ......... und ........., Hilfsmittel für den magischen Tunichtgut GmbH, präsentieren stolz: Die Karte des Rumtreibers.
"Hier müsst ihr jetzt nur noch die Namen eintragen."
"Tolle Idee!", fuhr Peter sarkastisch ein. "Wenn einer die Karte in die Finger kriegt, weiß er gleich, wer sich hier nicht an die Regeln gehalten hat."
"Nicht, wenn wir es machen wie Moony."
Severus deutete auf Remus.
"Wir unterschreiben mit Spitz- oder Künstlernamen."
"Ja, super Idee!"
Sirius rieb sich die Hände.
"Ihr könntet euch ja nach euren Animaguswesen benennen.", schlug Remus vor. "Damit kann keiner was verbinden und wir können gar nicht auffliegen."
"Ja, aber was könnte man denn nehmen?", zweifelte Peter.
"Wurmschwanz.", bemerkte Severus trocken. "Weil genau dieser Schwanz im Moment immer zurückbleibt."
"Severus!"
Remus wollte etwas einwenden, aber Peter meinte nur:
"Da mir selbst nichts besseres einfällt, nehmen wir das."
Und so kritzelte er WURMSCHWANZ an die erste freie Stelle. Dann reichte er Sirius die Karte.
"Ich glaube, ich nenne mich Tatze. Das kann ich mir wenigstens merken."
Also setzte er den Namen TATZE an die nächste freie Stelle. Nun kam die Karte zu James.
"Lasst uns überlegen.", philosophierte Severus. "Er verwandelt sich in einen Hirsch und wird unter den Schülern nur ,der Gryffindorprinz' gerufen. Wenn da nicht ,Krone' bei herauskommt, weiß ich auch nicht weiter."
"Exzellente Idee."
Und schon unterschrieb James mit KRONE.
"Nun zu dir, Sev.", grinste Sirius. "Was kommt denn bei deiner Überlegung rum?"
"Das werde ich euch zeigen."
Severus nahm die Karte und schrieb deutlich das Wort EREBOS in die letzte Lücke.
"Was?", fragte Sirius und sah verständnislos von dem Wort zu Severus.
"Erebos," erklärte Severus, "war in der griechischen Mythologie der Ausdruck für die Dunkelheit, eine der vier Dinge, die aus dem Chaos, der Urmasse geboren wurden. Ich fand den Ausdruck sehr passend."
"Wenn du meinst!"
Sirius zuckte mit den Schultern.
"Noch was zur Erklärung," wandte Remus ein, "ihr öffnet die Karte so wie ich eben. Wenn man es anders versucht, gibt es nette Beleidigungen."
Er grinste, fuhr dann aber fort:
"Wenn ihr sie benutzt habt, sagt ihr ,Unheil angerichtet' und sie löscht sich wieder und sieht aus, wie einfaches Pergament. Das ist unser Schutz gegen das wachsame Auge der Lehrer."
Die anderen nickten und Remus löschte die Karte.
"Also dann, auf den Rumtreiber!"
"Auf den Rumtreiber!", wiederholten die anderen und legten ihre Hände im Kreis zusammen.
Dann verschwanden auch sie still und leise und natürlich auf getrennten Wegen in ihre Schlafsäle.
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Ja, dies war die erste Gründung der Karte des Rumtreibers.
,Damals hatten wir alle noch genug Vertrauen in das Gute dieser Welt.', dachte Severus bitter. ,Damals habe ich mir ja noch keine Sorgen gemacht.'
Er hatte damals den Spaß genossen, den sie verwandelt mit Remus hatten, oft auch begleitet von Lydia, die unter dem Pseudonym ,Nyx', griechisch für ,die Nacht', mit ihnen unterwegs war.
,Aber wie habe ich damals so blauäugig sein können zu glauben, dass es immer so spaßig weitergehen könnte?'
Severus rügte sich selber für seine damalige Naivität. In ihm kam nun zwangsläufig die Erinnerung an das wahrscheinlich dunkelste Kapitel seiner Schulzeit und sicher auch eines der dunkelsten seines Lebens zutage.
,Doch was war damals?'
Mit dieser Frage zermarterte er sich noch heute in der Zelle den Schädel.
,War ich eingeschüchtert, verzweifelt oder steckt diese bösartige Bestie wirklich tief in mir?'
Eine Frage, auf die Severus schon lange eine Antwort suchte. Am ehesten in der Erinnerung an eine Zeit, in der alles begann...
