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Die 4. Dimension ~ Das Ranmauniversum

von

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Kämpfe über Kämpfe

Jimmy glitt gerade auf seinen Schlittschuhen in der Menge über das Eis, ihren besonderen Glanz beobachtend, als ihm plötzlich Jessy in die Arme fuhr und sich um ihn schlang.
 

"Ich gehöre ganz dir", sagte sie, ihn mit einem erotischen Blick beäugend. "Aber du darfst mich nicht dem Idioten dahinten zumuten."
 

Sie zeigte in die Menge, und Jimmy fuhr in die Richtung. Dort in der Mitte dieser Menge stand Mikado Sanzenin, in sein übliches Kostüm aus weißem Anzug und Hose gekleidet, Ryoga in Fluchform in der einen Hand haltend, in der anderen eine Art kleiner schwarzer Kasten, wie man sie für Eheringe bekommt.
 

"Ich hab deine Partnerin verärgert. Nachdem ich dich besiegt habe, nehme ich sie zur Frau."
 

Jimmy wurde so wütend, dass er sofort auf ihn zuraste und ihn kurzerhand umhaute. Kaum war Sanzenin auf dem Boden, kam ein weiterer Mann mit einem Blumenstrauß angefahren und wiederholte, was Sanzenin eben gesagt hatte. Ganz zu schweigen davon, dass es sich genauso anhörte, der Typ sah auch noch wie eine exakte Kopie von Sanzenin aus. Jimmy trat ihm ins Gesicht und beförderte auch ihn zu Boden. Gerade wunderte er sich, warum man nicht stirbt, wenn man eine Kufe durchs Gesicht bekommt, als er zwei weitere Kopien erblickte. Sie grinsten ihn genauso hämisch an, wie das Original. Jimmy schaute sich um und musste feststellen, dass eigentlich nur Sanzenins zu sehen waren. Wie Klone standen sie in einem Kreis um ihn herum, mit Geschenken in der Hand, und laberten grinsend. Ohne weiter darüber nachzudenken prügelte er mit Schlagzeugsticks auf sie ein und schlug sie blind alle K.O. Zu allem Überfluss zählte auch noch jemand im Hintergrund.
 

"... 5, 6, 7, 8..."
 

Jimmy wirbelte durch die Luft und schlug um sich, auf die Sanzenins, die wie Puppen umzustoßen waren, bis er merkte, dass wegen seiner glühenden Wut das Eis geschmolzen war. Und unter dem Eis war scheinbar ein Pool, in dem sie sich wohl bald alle befinden würden.
 

"Nicht schon wieder kaltes Wasser", seufzte Jimmy, sich über seine Fluchform ärgernd, während er sich der Erdanziehungskraft unterwarf.
 

Platsch!
 


 

Die 4. Dimension, das Ranma-Universum

Eine Ranma-Fanfiction von iLLuSia
 


 

Disclaimer, Newbiewarnung sowie der Selfinsertalarm sind im 5. Kapitel nochmals nachzulesen. Kennt ihr bestimmt schon auswendig...
 


 

Chapter 6:

Kämpfe über Kämpfe
 


 

Jimmy tauchte aus dem Wasser und schnappte nach Luft. Es war ein schöner Tag, die Sonne schien und der Himmel war wolkenfrei. Vor ihm erstreckte sich das Tendohaus in die Höhe, wo im zweiten Stock ein Loch war. Wie er gerade feststellte, war er nicht in einem Pool, sondern in einem Teich, was allerdings keinen Unterschied machte, das Wasser war trotzdem kalt. Das schöne war allerdings, dass er gar keine Fluchform hatte und hier nicht als Mädchen rumschwamm.
 

"Pops mal wieder, wir hätten ihn fesseln sollen!"
 

Jimmy wandte sich um. Neben ihm lugten Rankos Augen aus dem Wasser und guckten gelangweilt zum Loch. Die Ranma-Wandelform blies ins Wasser, dass es sprudelte und kurzzeitig Blasen entstanden. Jimmy zuckte nur mit den Schultern. Er hatte eben einen ganz anderen Gedanken, eine Art Vision, ein Flashback. Er sah innerhalb Sekunden, wie Ranko-Ranma und Ryoga im Eisstadion einer Schule waren und Ryoga das Eis zerschlug, sodass nur Eisschollen im kalten Wasser herumschwammen. Und auf einer der Eisschollen war Sanzenin mit seiner Partnerin Azusa Shiratori. Doch was kam danach? Ryoga zerschlug das Eis, während er am Boden lag, das wusste er noch. Und er war ziemlich sauer, und auch ziemlich angeschlagen. Waren das Jimmys Erinnerungen aus der 1. Dimension? Aus der Zeit, wo er den Manga zu dieser Dimension gelesen hatte? Wo war denn Akane? Kämpfte sie nicht zusammen mit Ranma? Wenn er sich jetzt erinnern könnte, wüsste er vielleicht Sanzenins und Shiratoris Spezialattacke.
 

"Man, muss man einen Scheiß träumen, dass man sich an so was wieder erinnert..."
 

"Frühstück ist fertig", rief Kasumi aus dem Haus über die Terrasse. Direkt über ihr stand Genma, immer breiter grinsend, als er ihre Worte vernommen hatte. Er winkte zu den beiden im Teich, bis er mit einem Glas Wasser überschüttet wurde, als Hase von Jessy gepackt und im hohen Bogen zu Ranma und Jimmy geworfen wurde. Jetzt stand sie dort, breit grinsend.
 

"Das Mädel hat echt Glück", stellte Jimmy fest. "Ist sie eigentlich schon ein einziges Mal morgens in diesem Teich geschwommen?"
 

Kurze Zeit später waren sie beim Essen, stopften so viel sie konnten in sich hinein, und machten sich fertig. Jimmy schlang sein Essen nur gezwungen runter, er hatte immer noch den Flashback in Erinnerung, der ihn nicht loslassen wollte. Und dazu noch die Aufregung auf den bevorstehenden Kampf mit dem Goldenen Eislaufpaar.
 

Der Wettkampf war heute auf ganz früh angesetzt, kurz nach Schulanfang. Im Vergleich zum Wettbewerb zwischen Ranma und Kodachi mussten sie vorher nicht in der Schule sitzen, dafür stellten sie bei der Ankunft bei der Kolkhoz High fest, dass die ganzen Schüler der Furinkan da waren und zuschauen wollten. Das Eisstadium war rappelvoll. Die beiden Dimensionswechsler zogen sich kurz um, und standen auch schon auf der Eisfläche, ihnen gegenüber das Goldene Paar des Eislaufens. Irgendwer stellte sie vor und übernahm die Ansage, Jimmy konnte darauf aber nicht wirklich hören. Es war ja schließlich ihr großer Tag heute. Ihr erster öffentlicher Kampf, der erste Wettbewerb. Er war etwas aufgeregt, seine Knie fühlten sich geringfügig wabbelig an, als ob sie aus Pudding bestehen würden, oder ähnlichem. Er schaute zu Jessy, die, wie er feststellte, seine Hand festhielt und nebenbei fröhlich zur Tribüne hin winkte. Dort oben saßen irgendwo Ranma und Akane, sowie wahrscheinlich die ganze Tendofamilie. Auch Ryoga war da, und sogar Mara und Mariko. Von Ranmas Freunden war nur Daisuke da, Hiroshi war nicht zu sehen. Jimmy ließ sich kurzerhand von Jessy anstecken und winkte mit. Allmählich bekam er einen klaren Kopf und somit auch gute Laune. Er wachte aber erst richtig auf, als der Ansager völlig perplexe Geräusche von sich gab:
 

"Öh... wo ist denn der Preis?"
 

Der Preis war Ryoga, beziehungsweise Charlotte, wie Azusa seine Fluchform nannte. Aus diesem Grunde stritt sie sich mit Jessy, die um dessen Freiheit kämpfte. Sie hatten sich vor gar nicht allzu langer Zeit auf der Eisfläche in die Wolle gekriegt. Jimmy legte sich währenddessen mit Mikado an, mit dem er um Jessy wetteiferte. Das der Preis fehlte, war nicht weiter schlimm, eigentlich fehlte er gar nicht, sondern schaute begierig dem Wettkampf zu, allerdings war es dem Ansager plötzlich egal. Schließlich pfiff jemand.
 

"Ich glaube, es geht los", überlegte Jimmy laut, als er sah, dass das Goldene Pärchen auf sie zugestürmt kam. Heut ging ihm einfach alles viel zu schnell, er hatte sich nicht einmal von seinem Traum erholt und schon hatte er diesen Flashback, der Bilder von Erinnerungen wie Lichtblitze in seinen Kopf warf. Dessen Bedeutung wusste er nicht, aber Ryoga hatte auf einem der Bilder gar nicht gut ausgesehen, und das machte ihm Angst. Außerdem war er noch müde. Aber eigentlich müssten sie beide, er und Jessy, es locker schaffen, mit ihrem Amaguriken. Er überlegte kurz, schüttelte den Kopf und wischte seine ganzen Gedanken weg, atmete durch und schaute zu seiner Partnerin.
 

"Fertig?"
 

"Immer", antwortete ihm Jessy. "Lass sie uns bloß kaltmachen!"
 

Die Menge jubelte auf, als Sanzenin und Shiratori ihren ersten Angriff starteten. Mikado nahm Azusa, riss sie in die Höhe und raste mit einer mordsmäßigen Geschwindigkeit auf Jimmy und Jessy zu, während sich Azusa auf einen Angriff mit Hand und Fuß fertig machte. Jimmy und Jessy trennten sich und ließen das Goldene Pärchen durch ihre Mitte fahren, welches ihre Schläge im nirgendwo platzierte. Sie fuhren in einem Bogen wieder zusammen und liefen den beiden nach. Nun versuchte Jimmy mit Jessy dasselbe, nahm sie hoch schnitt ihnen den Weg ab, während das Mädchen von oben lostrat. Sie streifte Sanzenin aber nur knapp.
 

"Ein unglaublicher Angriff! Das neue Pärchen aus der Furinkan scheint dem Goldenen Pärchen in jeder Hinsicht gewachsen zu sein und beherrscht alle Techniken genauso gut!!!"
 

Jimmy blinzelte nach oben zu den Tribünen, zu dem Ansager. Der Typ am Mikro schrie plötzlich so laut, dass es sogar zu ihm durchdrang.
 

"Ein erneuter Angriff der Furinkan! Und Jimmy nimmt... was macht er da? Jessy schlittert hinter ihm am Boden, ja, und er schleudert sie nach vorne, sodass sie Azusa umgrätscht. Aber Azusa springt drüber und... legt sich doch auf die Klappe! Nein!!! Sie macht eine Rolle und ist wieder auf den Beinen!"
 

Die Menge tobte, aus dem Geschrei war nichts mehr rauszuhören, allerdings konnte man an einigen Stellen Banner sehen, auf denen "Jimmy, du macht sie alle platt" und "Jessy, du bist die schönste auf der ganzen Welt" oder ähnliches stand. Sanzenin und seine Partnerin guckten blöde. Das einzige Banner, dass für sie war, war von ihrer Schlittschuhklasse, worauf jemand mit unlesbaren Buchstaben "Göldenes Paar Vor?" geschrieben hatte.
 

"Und sie setzen erneut zu einem Angriff an, das Paar der Furinkan! Aber auch das Goldene Paar wehrt sich verbissen und attackiert von aus allen Seiten und... oh! Jessy hat einen Schlag abbekommen und taumelt, aber Jimmy fängt sie auf! Geschickt, geschickt... Azusa ist vollkommen wild! Warum ist die Kleine so wild? Sie schlägt und kratzt mit ihren Krallen nach Jessy, doch diesmal ist sie ausgewichen... und... Mikado taumelt, hat er etwa einen von Jimmy draufbekommen? Azusa fällt ja gleich... hält sich aber noch..."
 

Jimmy fuhr mit seinem Mädchen nach dem Angriff durch die halbe Halle, Jessy an der Hand haltend, um genug Schwung für die nächste Attacke zu holen.
 

"Sag mal," fing sie plötzlich an, "willst du eigentlich, dass mich Mikado küsst?"
 

"Bitte?"
 

Verwundert sah er sie kurz an, wich dann Sanzenins Schlägen aus, duckte sich unter Shiratori und stellte fest, dass er vergessen hatte sie anzugreifen.
 

"Wieso, wie will er dich denn küssen?", fragte er.
 

"Hast du es nicht mitbekommen? Bevor der gepfiffen hat, da hat er zu dir gesagt, irgendwann im Laufe dieses Kampfes stiehlt er mir einen Kuss. Du hast aber nur in der Gegend rumgeguckt und nicht geantwortet."
 

"Ah, hat er das?"
 

Jimmy sprang hoch und mit der Kufe vorwärts genau zwischen Azusa und Mikado, um sie zu trennen, sie ließen vorher aber Blödsinnigerweise los. Dafür sprang Azusa Jessy in die Quere und schubste sie beinahe um, woraufhin von den Tribünen alle möglichen Klänge in einer Ohrenbetäubender Form herschallten. Jessy fing sich wieder und trat Azusa die Beine weg. Die Menge kreischte nur noch.
 

"Versucht er es immer noch?", fragte Jimmy, als sie wieder etwas Abstand von dem Goldenen Paar hatten. "Du kannst doch auf dich selbst aufpassen!"
 

"Willst du denn nichts dagegen tun?"
 

"Ist ja o.k.!"
 

Er setzte sich wieder in Bewegung, als ihm klar wurde, was Jessy von ihm verlangt hat. Er soll sie beschützen, also sich somit um sie Sorgen. Das heißt, sie vertraut sich ihm an. Irgendwas in ihm freute sich dermaßen, dass er sogleich Lust hatte ihren Befehl auszuführen und sie so gut es ging zu verteidigen.
 

"Hey, Sanzenin! Bisher war es nur ein hin und her, aber jetzt leg ich mal los. Damit du endlich mal checkst, dass Jessy nicht irgendwem gehört, klar?"
 

Mit diesen Worten koppelte er seine Wut Sanzenin gegenüber und fuhr, Jessy zurücklassend, auf das Pärchen zu. Er sprang hoch und legte zu einem Tritt an, Sanzenin wich aus, doch genau damit hatte er auch gerechnet. Er drehte sich plötzlich in der Luft und ergriff Sanzenins Kleidung an der Rückenseite, schwang sich um ihn herum, fegte dabei Azusa um und landete schließlich mit seinem Knie in Mikados Bauch. Das Problem des Goldenen Pärchens war lediglich, dass er das etwas zu schnell für ihre Augen machte.
 

"Eine UNGLAUBLICHE Technik, den Jimmy da vollführt hat!! Eine Verwandlung in verwischte bunte Striche! Zu schnell für unsere Augen!!!", schrie der Moderator, doch die Menge übertönte ihn. In der Zwischenzeit machte sich Jessy daran Azusa zu packen und über das Eis zu schleifen.
 

"Denkst du, du kannst mich aufhalten?", fragte Sanzenin derweilen Jimmy. "Wir sind noch unter einem anderen Namen bekannt: Die Ehebrecher!" Er grinste hämisch, schaute nach seiner Partnerin und fuhr Jessy nach. Diese schleuderte Azusa gegen die Wand, machte einen Bogen und kehrte zu Jimmy zurück. Sanzenin fing Azusa auf, bevor sie es sich auf dem Eisboden gemütlich machen konnte, und fuhr enorm schnell auf die beiden Dimensionswechsler zu. Diese machten sich bereit aus dem Stand anzugreifen, doch plötzlich trennte sich das Goldene Paar. Während Mikado einen kleinen Bogen um sie fuhr, setzte sich Azusa fast auf das Eis und rutschte unter Jimmy hindurch, griff nach seinen Beinen und zerrte ihn mit. Mikado griff nach den Beinen seiner Partnerin und riss sie hoch, dass sie eine gerade Linie bildeten. Jimmy wurde mitsamt Jessy, die er noch an der Hand hielt, hochgerissen und hing fast waagerecht in der Luft. Dann fing Mikado unten plötzlich an zu drehen.
 

"Das ist er, der schreckliche Paarkeil!" Der Ansager schluckte laut. "Der... Abschiedswirbel!" Das ganze Publikum machte ein "Oh" und hielt die Luft an. Die beiden Dimensionswechsler hingen jetzt geschockt an einem Kreisel, in welchem Azusa und Mikado die Achse bildeten.
 

"Bisher ist jedes Paar von uns getrennt worden", schrie Sanzenin von unten. "Lass sie los, und ich höre auf zu drehen!"
 

Er erhöhte die Rotationsgeschwindigkeit, und Jimmy bekam plötzlich Angst, weniger um sich selbst, als um Jessy, die ihm langsam aus den Händen rutschte. Sie war dem größten Druck ausgesetzt, da sie ganz außen hing. Auch sie machte einen panischen Gesichtsausdruck.
 

"Je mehr ihr einander vertraut, desto größer ist der Schock, wenn er dich loslässt!", brüllte Mikado.
 

"Wer in den Abschiedswirbel gerät, ist dem Untergang geweiht", sagte der Ansager, mit fast zittriger Stimme. "Betrügt er sie und lässt los, wird er verschont."
 

Wenn er sie tatsächlich loslassen würde, würde sie in einer geraden Linie gegen die Wand fliegen, Jimmy dachte aber gar nicht daran und hielt sie so fest er nur konnte. Trotzdem rutschte sie ihm langsam weg. Verzweifelt grübelte er über einen Ausweg, es schien aber keinen zu geben. Sie waren mittlerweile zu schnell um das ohne Beulen zu überstehen. Das war also ihre Geheimtechnik, überlegte Jimmy, das gegnerische Pärchen zu trennen! Irgendwas musste man doch dagegen machen können!
 

"Lass sie los, sonst wird es nur noch schlimmer als es ist!"
 

"Nein, ich lasse sie nicht los!", schrie Jimmy verärgert. Wie könnte er auch? Sie hatte doch vertrauen zu ihm. Er schaute sich um, zu der Wand, wohin sie fliegen würde, wenn er es nicht schafft sie festzuhalten, zu Mikado, der immer schneller auf der Fußspitze drehte, und zu Azusa, die, Jimmys Füße auf dem Rücken, fröhlich mitdrehte.
 

"Vielleicht solltest du mich doch loslassen", überlegte Jessy. In ihren Augen war eine große Angst, ihre Hände waren schon am glühen, und sie sah aus, als ob sie gleich losheulen würde. "Dann kommst du noch davon!"
 

"Bist du verrückt? Ich lasse dich nicht los!"
 

Das war leichter gesagt, als getan. Jimmy kniff die Augen zusammen, denn das Mädchen wurde immer schwerer. Seine Hände waren schweißnass und sie entglitt ihm langsam. Er musste jetzt Zaubern, einen Zeitverzerrungszauber, oder einen Telekinesezauber, um die Kraft zu ändern... irgendwas, Hauptsache er macht es schnell! Er riss die Augen wieder auf, und genau in diesem Moment hörte er eine leise Stimme:
 

"Klein-Azusa ist müde, Azusa muss loslassen..."
 

Ehe er sich's versah, flog er mit Jessy im Sturzflug Richtung Wand. Völlig verzweifelt packte er sie und zog sie an sich. Dann versuchte er sich zu drehen, Jessy schützend in den Armen haltend, und schlug mit dem Rücken gegen die Tribünenwand. "Du... bist gerettet", dachte er, dann wurde es schwarz.
 


 

"Jimmy..."
 

Was war denn jetzt los? ...
 

"Jimmy..."
 

Irgendwer schrie verzweifelt...
 

"Wach auf, Jimmy..."
 

So Dunkel und kalt... Wie lange er hier noch liegen würde? ...
 

Als er ein aufschlagen auf seiner Brust fühlte und Schmerzen wie blitze durch seinen Körper zuckten, riss er die Augen auf. Wohin er schaute, waren grell bunte, verwischte Farben, wie Tausende von Schleiern, als ob er durch Wasser gucken würde. Seine Augen tränten und brannten, sein Kopf fühlte sich zermatscht an. Die übrigen Körperteile fühlte er gar nicht mehr, nur einen überall andauernden Schmerz.
 

"Du Vollidiot..."
 

Jimmy hielt inne und lauschte der Stimme. Sie klang fern und verzweifelt, aber er erkannte sie trotzdem. Es war Jessys Stimme. Ob sie tot waren? Und nun saßen sie beide heulend in der Hölle und mussten Teufelsqualen erleiden? Nein, das war nun wirklich Blödsinn.
 

Er richtete sich auf und schaute sich um, als plötzlich alles um ihn herum scharf wurde und Konturen von einer Halle annahm. Auf ihm, beziehungsweise jetzt in seinen Armen, lag Jessy und starrte ihn zitternd an, mit einer Mischung aus Entsetzen und Sorge in ihren verheulten Augen. Um sie herum standen Ranma, Akane mit Ryoga, Mara und Mariko, Kasumi, ein Schiedsrichter und zwei Sanitäter mit einer Trage. Jimmy wollte sie fragen, was passiert ist, und wozu die Trage da war, obwohl ihm sein Innerstes sagte, er müsste es wissen. Trotzdem bekam er den Mund nicht auf. In der Ferne erkannte er plötzlich Mikado Sanzenin, und es wurde ihm Schlagartig wieder alles bewusst: der Kampf mit ihm um Jessy, der Paarkeil und ihr Absturz. Er stand auf und blickte ihn wütend an.
 

"Oh, gut", sagte der aus der Ferne. Jimmys Sinne waren etwas betäubt, aber er konnte es gerade noch so aufnehmen. "Ich dachte, du wärst schon außer Gefecht, und ich hab deiner Partnerin immer noch keinen Kuss gegeben. Aber keine Angst, ich löse das Versprechen noch ein."
 

"Oh ja," dachte Jimmy, "ich schieße von euch dann ein Foto." Er wusste nicht warum, aber er schüttelte Jessy, die sich an ihn klammerte, gewaltsam ab, und rannte auf Mikado zu. Sanzenin sah ihn kommen, griff nach Jimmy und fing sich wieder an mit ihm zu drehen. Es sah aus, wie ein kleiner Paarkeil zu zweit, Sanzenin versuchte nur zusätzlich noch nach Jimmy zu schlagen. Doch den Illusionisten kümmerte seine Attacke weniger, mehr fragte er sich, warum er alles in Zeitlupe sah. Jetzt erst fiel ihm auf, dass Sanzenin eigentlich schneller schlagen konnte, und dass sie auch eine höhere Geschwindigkeit haben müssten, damit ihn die Zentrifugalkraft in der Luft halten konnte. Den Schlägen auszuweichen war jetzt kein Problem mehr, auch wenn er sich, an Sanzenin hängend, furchtbar verrenken musste. Dann beschloss er Mikado seine Kufe in den Bauch zu rammen und beförderte ihn damit aus seinem eigenen Wirbel. Triumphierend landete er wieder auf den Boden, während der Eiskunstläufer fast k.o. auf dem Eis entlang rutschte. Aus den Tribünen ertönte plötzlich ein lautes "Oooh".
 

Jimmy sah stolz in die Runde. Hatte er nun gewonnen, oder musste er Klein-Azusa auch noch mal umtreten? Das Mädchen war gerade auf dem Weg zu ihrem sich aufrappelnden Partner, der Zähneknirschend zu ihm rüberblickte. Jimmy wusste nun selbst nicht, warum er plötzlich wieder auf ihn losstürmte. Eigentlich wollte er warten, bis das Pärchen wenigstens wieder auf den Beinen war, doch dann packte ihn eine ungeduldige Wut, und er glitt innerhalb Sekunden, Azusa überholend, zu ihm und schlug ihm mit seiner ganzen Kraft ins Gesicht. Sanzenin flog ein paar Meter, bevor er wieder auf dem Eis auftraf und darauf weiterrutschte. Jimmy war über sich selbst verblüfft. Woher er diese Kraft nahm, wusste er nicht, aber er hatte diese plötzlich nicht mehr unter Kontrolle, und das machte ihm Angst. Er schaute zu Mikado, der sich wieder versuchte aufzurappeln, dieses Mal noch mühseliger. Jimmy nahm seine ganze Kraft, um sich aufzuhalten. Er wollte zu seiner Partnerin zurückfahren und das ganze beenden, denn langsam hörte das Ganze auf ihm zu gefallen. Er konnte weder richtig reden, noch konnte er seinen Körper ordnungsgemäß kontrollieren, sah alles viel zu träge und hatte aus dem nichts plötzlich eine unvorstellbare Kraft. Für ihn zumindest. Vielleicht hatte irgendwer von ihm besitz ergriffen und er saß jetzt in einer Hülle seines Körpers. Nun bemerkte er auch die starke astrale Energie, die von ihm ausging. Er war wie eine Kampfmaschine, die er nicht steuern konnte.
 

Sein Körper setzte sich plötzlich wieder in Bewegung, doch Azusa hielt ihn fest. Jimmy packte sie und, trotz der verzweifelten Versuche sich aufzuhalten, warf er Azusa mit den Kopf voraus genau auf Mikados Birne. Beide brachen zusammen und blieben reglos liegen.
 

Der Dimensionsreisende hörte eine Welle lauter Geräusche, lautes toben und rufen vom Publikum, andere rufe von seinen Freunden, ein Pfeifen des Schiedsrichters und einige Kreischlaute. Wie das Goldene Eislaufpärchen auf dem Boden lag, verging seine Angst um sich selbst wie auch seine Anspannung unbedingt einen Kampf zu führen, diese Spannung in seinem Körper, die ihn zu solchen Angriffen verleitet hat. Nun spürte er wieder den stechenden Schmerz, der durch seinen Körper zuckte. Er hatte ihn im Kampf wohl vergessen, jetzt wurde er davon ohnmächtig...
 

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Jimmy... wach doch auf... Jimmy...
 

Er riss die Augen auf, sah aber nix. War das gerade ein Traum? Wo zum Teufel war er hier? Das...
 

Er tastete um sich herum. Es fühlte sich weich und gemütlich an, und die Decke schön plüschig, war er hier also in einem Bett? Bestimmt in einem Krankenflügel, wo sonst, denn die bisherigen Orte, wo er in einem Bett lag, konnte er im Dunkeln identifizieren. Da hilft nur ein bisschen zaubern...
 

Katzenaugen!
 

Eigentlich müsste er jetzt die Bewegungen zur Aktivierung dieses Zaubers vollführen, aber das war jetzt Unsinn. Er konnte den Zauber Mental ausführen, also aus eigener Kraft, und brauchte keine Beschwörungsformeln. Und es funktionierte sogar, und das obwohl es eigentlich ein Hexenzauber war. Er sah jetzt alles in schwarzweiß, aber klar und deutlich. Neben ihm waren noch zwei Betten, daneben war eine Tür mit der Aufschrift "Bad". An der Decke hing ein Fernseher. Und hinten war ein Erste-Hilfe-Koffer, offen. Außerdem roch es stark nach Medikamenten. Also doch in einem Krankenzimmer. Jimmy versuchte sich aufzurappeln, doch als er sich bewegte, zuckte ein starker Schmerz durch seinen ganzen Körper und alle seine Muskeln verkrampften sich. Er legte sich in seine ursprüngliche Position.
 

"Verdammter Mist!", sagte er laut. "Aua..."
 

In diesem Augenblick wurde die Tür gewaltsam aufgestoßen und Jessy stürzte herein, gefolgt von Akane. Keine der beiden scherte sich darum Licht anzumachen oder die Tür wieder zu schließen, sie liefen nur zu ihm ans Bett, wild Fragen stellend.
 

"Wie geht es dir?"
 

"Alles in Ordnung?"
 

"Bist du jetzt wach?"
 

"Tut es noch weh?"
 

"Kannst du aufstehen?"
 

"Kannst du dich erinnern, was passiert ist?"
 

"Du hast sechs Stunden geschlafen, weißt du das?"
 

Jimmy seufzte und versuchte seinen Kopf leicht zu neigen, aber in seinen Muskeln brannte es förmlich. Die beiden Mädchen hielten kurz inne und sahen ihn Sorgenvoll an.
 

"Alles o.k.?", fragte Jessy noch einmal.
 

"Ich... jo...", überlegte Jimmy. "Wie... was ist passiert?"
 

"Du hast Sanzenin zusammengeschlagen."
 

Jimmy zuckte zusammen und er wollte aufstehen, allerdings machte sein Körper das nicht mit und antwortete mit Schmerzen. So blieb er liegen und drückte seine Verblüffung in der Stimme aus: "Ich hab was?"
 

"Du hast Sanzenin zusammengeschlagen, du bist auf ihn zugestürmt und hast ihn einfach so umgehauen. Und diese Shiratori ebenso."
 

Jetzt verstand er gerade gar nichts mehr. Wann hat er das denn geschafft? "Ich... wie? Ich hab die beiden zusammengeschlagen?" Langsam erinnerte er sich. "Stimmt, wir haben ja gekämpft! Und dann waren wir in diesem Abschiedswirbel, und dann?"
 

Die beiden Mädchen tauschten besorgte Blicke, und guckten ihn wieder verwundert an. "Erinnerst du dich an gar nichts? Shiratori hat dich dann losgelassen."
 

"Und dann sind wir gegen die Wand geflogen...", sagte Jessy. "Dabei hast du mich aufgefangen, aber du..." Sie stockte und schniefte einmal.
 

"Und dann?", fragte Jimmy. Stimmt, daran konnte er sich jetzt auch erinnern.
 

"Und dann warst du k.o., für ein paar Minuten. Wir dachten schon, du wärest tot, so leblos lagst du da. Die Sanitäter kamen auch schon, aber dann bist du plötzlich aufgestanden, bist auf Sanzenin losgestürmt und hast ihn umgehauen, einfach so. So schnell... mit dem Amaguriken oder so. Und Azusa gleich mit..." Jessy sah ihn besorgt an, und ihre Stimme zitterte ein wenig.
 

Ja, das stimmte. Und er war tatsächlich kurz tot, oder so. Er erinnerte sich langsam an die bunten Farben und an die verzerrte Welt, in der er Mikado geschlagen hat. Aber... das war doch alles nur ein Traum? Es sah zumindest aus wie einer. Wo sonst ist man tot und danach wieder lebendig? Außerdem könnte er nirgendwo so eine Kraft aufbringen, seine Fantasie ausgenommen. "Wie kann ich Mikado besiegt haben, wenn er uns doch besiegt hat?"
 

Die beiden Mädchen zuckten mit den Schultern. Gerade jetzt spazierte Ranma durch die Tür, er sagte aber nichts, machte nur das Licht an, die Tür zu, und setzte sich auf einen Stuhl. "Na, geht's wieder? Muss schon sagen, interessanter Kampf."
 

Jimmy war vom Licht geblendet, zumal der Katzenaugenzauber noch wirkte. Die schwarzweißen Farben, die er dadurch sah, vermischten sich mit den neu dazukommenden und ergaben ein seltsames Farbschema, wovon man glatt Epilepsie bekommen konnte. Er machte die Augen wieder zu und konzentrierte sich den Zauber zu beenden. Dann hörte er die Tür aufgehen, noch mehr Schritte, dann Kasumis Stimme: "Gute Güte, lasst ihn doch etwas ausruhen."
 

"Alles o.k., Jimmy?", hörte er plötzlich Maras Stimme.
 

"Wie geht es dir", fragte Marikos Stimme.
 

"Raus hier!", sagte eine ihm unbekannte weibliche Stimme. "Er braucht Ruhe!"
 

Jimmy versuchte unter seinen Lidern die Augen so gut wie möglich zu verdrehen. Langsam wurde es ihm zu bunt. Warum waren jetzt so viele Leute da, und wer war die Unbekannte? Eine Krankenschwester wahrscheinlich. Dann durchwühlte er sein Gedächtnis nach Heilzaubern. Wenn dieser Nachtsichtzauber so problemlos klappte, könnte ja auch ein schwererer Zauber unter Umständen was erreichen. Aber bei so vielen Leuten war es riskant, zum einen, da sie sich wundern würden, was er da macht, zum anderen, weil sie ihn sehr stören würden.
 

Ein Getrappel erhob sich und schob sich Richtung Tür, dann hörte man sie zugehen. Jimmy machte die Augen wieder auf. Vor ihm stand tatsächlich eine große, dicke Krankenschwester und sah ihn mürrisch an: "27 Knochenbrüche! Wo haben sie sich die denn zugezogen?"
 

"27 nur?"
 

"Nur??? Ihr Kampfsportler seid echt gestört. 27 Brüche im Brustbereich, sogar die Wirbelsäule ist angebrochen, und ihr fragt, ob es nicht noch mehr gibt!"
 

Jimmy schloss wieder seine Augen. Dass erklärte natürlich seine enormen Schmerzen. Es waren nicht seine Muskeln, die da den Schmerz verursachten, zumindest nicht allein. Aber welcher Zauber heilt schon 27 Knochenbrüche augenblicklich? Um Knochenbrüche zu verursachen, da kannte er genug Zauber, aber welche zu heilen? Schade, dass in dieser Welt nicht an jeder Ecke ein Animist lauerte. Musste er jetzt hier warten, bis alles natürlich heilt?
 

"Deine ganzen Rippen sind gebrochen, bis hin zu deinen Hüftknochen. Wenn deine Wirbelsäule gebrochen ist und dir die Nervenbahnen abklemmt, dann bist du Querschnittsgelähmt und kannst für den Rest deines Lebens im Rollstuhl herumfahren."
 

"Ist ja gut", dachte Jimmy. "Sei doch mal kurz ruhig!"
 

Die Ärztin ging an einen Schrank und holte einige Sachen raus. Die Zeit nutzte Jimmy dazu sich an einen perfekten Knochenbrüche- und Knochensplitterheilzauber zu erinnern. Da gab es tatsächlich einen, den er von der Struktur her kannte und ausprobieren sollte. Danach wäre er zwar magisch ausgepowered, aber es würde sich lohnen, um hier rauszukommen. Er fixierte seine ganze Macht auf diesen Zauber, versetzte sich in die Astrale Ebene und koppelte dabei die Emotion Ruhe. Er spürte schon den heilenden Effekt in seinem Körper.
 

"So, jetzt bekommst du erst mal eine Spritze, und dann schläfst du n bisschen..."
 

"Nein! Keine Spritzen bitte", rief Jimmy. Warum wollte sie ihn denn jetzt betäuben und seinen Zauber stören? Konnte sie seine Gedanken denn nicht lesen? "Nicht jetzt, wie wäre es mit morgen?"
 

Die Schwester sah ihn ungläubig an. "Willst du, dass die Knochen heilen oder nicht?"
 

"Nein, das heißt ja, äh, ich will nur keine Spritze."
 

"Ich kann verstehen, wenn du Angst hast, aber es ist nicht so schlimm. Du hast es auch bald überstanden."
 

Die Frau verstand gar nicht, was er wollte, ärgerte sich Jimmy. Er versuchte ihr noch zu erklären, dass er keine Angst hatte, sondern einfach Ruhe bräuchte, und zwar ohne irgendwelche Zusatzstoffe, doch sie ignorierte ihn einfach. Was sollte sie denn auch tun? Sie wusste nichts von irgendwelchen magischen "Wundern", sie musste hier lediglich ihren Job erledigen, und sie meinte es sogar gut mit ihm, auch wenn es sich nicht danach anhörte. Es war ziemlich hoffnungslos. Jetzt war ihm gerade ein toller Zauber eingefallen, welchen er ausprobieren könnte, der ihn aus dieser Lage befreien konnte, und dazu würde er sogar in eine schlafähnliche Trance geraten, aber ein durch Beruhigungsmittel verursachter Schlaf würde seine Konzentration unterbrechen und verhindern, dass er bald rauskommt. Und um die Wirkung, sofern sie nichtmagisch war, zu lindern oder zu anulieren, kannte er auch keine Mittel. Musste er die Schwester halt gewaltsam verscheuchen.
 

"Wovor haben sie Angst?", fragte er plötzlich. Die Pflegerin war gerade daran anzulegen und musste eigentlich nur noch zudrücken, als sie Jimmy verblüfft anschaute. "Glasklar", überlegte er. "Viele Frauen haben vor Spinnen und so einem Zeug Angst!"
 

Wie aus dem nichts krabbelten plötzlich Tausende Spinnen, Würmer und Insekten jeglicher Art unter der Decke hervor, aus seiner Nase und aus anderen kleinen Ritzen. Dies sah auch schon ekelhaft aus, wenn man solche Viecher über alles mochte, die Frau allerdings sprang mit einem Aufschrei zurück, ließ die Spritze entsetzt fallen, drehte sich um und lief eiligen Schrittes zur Tür hinaus, wo sie mit einer völlig aufgelösten Jessy zusammenprallte.
 

"Ist was passiert?", fragte diese. Akane war auch schon zur Stelle. Jimmy ließ sein Illusionszauber wieder fallen und die Insekten verblassten augenblicklich. Die Krankenschwester blickte sich um, zeigte auf Jimmy, ließ die Hand wieder sinken und wechselte ihren Gesichtsausdruck von panisch zu verwundert. Dann brummte sie grimmig, verneinte, ging an ihnen vorbei und verschwand. Die beiden Mädchen schauten ihr irritiert nach, dann beäugten sie Jimmy mit einem fragendem Blick, der am liebsten schmerzfrei mit den Schultern gezuckt und lieb geguckt hätte, sich aber auf das zweite beschränken musste.
 

"Das war die einzige Möglichkeit sie loszuwerden. Ich will nicht gespritzt werden, auf gar keinem Fall. Ich will einen Zauber machen, den ich nicht einmal richtig beherrsche, also brauche ich Ruhe. 27 Brüche heilen sich nicht mit einem Fingerschnipsen."
 

Als Jimmy die Zahl sagte, klappten beiden Mädchen die Kiefern runter. "Wie viele gebrochene Knochen?"
 

Jimmy blinzelte verlegen. "Ich weiß, was ihr sagen wollt. Aber macht euch keine Sorgen. Wenn man zaubern kann, geht vieles leichter, ich brauch nur ganz viel Konzentration und Ruhe. Egal wie viele Leute hier kommen, erzählt denen irgendwas, lügt die voll, aber lasst nicht zu, dass sie mich spritzen, schon gar nicht mit Beruhigungsmitteln, o.k.?" Er legte möglichst viel Abscheu in dieses letzte Wort.
 

Die beiden Mädchen schauten ihn verwundert an, nickten aber. "Und was machst du jetzt?", fragte Jessy. Sie hob die auf dem Boden liegende Spritze auf.
 

"Ich schlafe einfach, während dieser Zauber wirkt, dann bin ich bis morgen oder übermorgen fit!"
 

Akane guckte ungläubig drein und schaute Jessy an, dann wollte sie noch was fragen, Jessy knipste aber das Licht und somit auch ihre Frage aus, und die beiden setzten sich gegenüber auf das Bett und sagten kein Wort mehr.
 

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Jimmy war den Mädchen sehr dankbar. Sofern er sich erinnern konnte, schlief er noch eine lange Zeit ruhig. Der Zauber, einmal aktiviert, wirkte ohne eigentliche Konzentration, sondern ließ ihn ruhen, während er seine astralen Reserven anzapfte. Dafür musste er in einer Trance liegen, einer Art Ruhen des Körpers und Wachen des Geistes, und konnte seinen kleinen Rest an Energie in seinen bunten und sinnlosen Träumen verschwenden. Wie lange er schlief, wusste er nicht, aber als er irgendwann schweißgebadet und vollkommen versteift aufwachte, war es immer noch Nacht. Er neigte den Kopf zu beiden Seiten, sah aber nur das offene Fenster, wodurch ein klein wenig Licht und Luft herein kam. Die Gardinen wehten und der Himmel war stockdüster, als ob Neumond wäre, oder einfach zu viele Wolken. An seiner Nase spürte er einen leichten, kalten Windzug. Warum war dieses Fenster eigentlich offen? Er schaute zu den Nachbarbetten, und auf dem, welches näher zu ihm stand, lagen zwei Leute. Wahrscheinlich Jessy und Akane, dachte er. Er hielt kurz inne, stellte voller Freude fest, dass seine Halsmuskeln nicht mehr schmerzten, und neigte den Kopf langsam zurück, als seine Nasenspitze plötzlich gegen eine fremde stieß.
 

"Woher kennst du Amaguriken?"
 

Jimmy zuckte zusammen. Vor ihm war das Gesicht eines jungen Mädchens, welches ihm drohend in die Augen guckte. Ihre zwei schwarzen Zöpfe waren auf beiden Seiten geflochten und zu einer runterhängenden Schleife befestigt, sie verbargen sich in der Dunkelheit fast perfekt. Ihre kleine Nase war zart, aber steifgefroren, und ihr chinesisch wirkendes Gesicht hatte einen sehr kalten Ausdruck, sie war aber dennoch sehr schön.

"Woher kennst du Amaguriken?!?", zischte sie und kam Jimmy noch näher. Der konnte mit seinem Kopf nicht weiter zurück, und ihre Nasen berührten sich wieder.
 

"Ich? Den Amaguriken? Wie kommst du darauf?"
 

"Ich hab es gesehen, also sag! Woher kennst du Amaguriken?", fragte sie zum dritten mal. Ihr chinesischer Akzent war, obwohl sie flüsterte, genau wie ihre Wut sehr deutlich erkennbar und ihre Augen verengten sich.
 

Jimmy bekam etwas Panik, denn dieses Mädchen war wahrscheinlich diese mit Shampoo mitlaufende Amazone, und Shampoo war sicherlich auch in der Nähe. Und er war jetzt nicht in der passenden Situation um Kämpfe zu führen.
 

"Willst du mich umbringen?", fragte er zaghaft.
 

"Wahrscheinlich ja!"
 

"Darf ich noch erfahren, wer du bist?"
 

Sie blickte ihn an, als ob er es gar nicht wert wäre ihren Namen zu wissen, erhob sich aber und holte erst mal tief Luft. "Ich bin Xiaou, eine der großen Matriarchinnen unseres großen Amazonenstammes." Kaum, das Jimmy aufatmete, beugte sie sich wieder zu ihm vor. "Nun sag, Woher kennst du Amaguriken?"
 

Jimmy zuckte mit den Schultern. "Vielleicht wurde mir die Technik von einer Amazone mitgeteilt?"
 

Xiaou wurde plötzlich wütend und schlug mit voller Kraft auf Jimmys Brust, riss dann aber die Augen auf und schaute nach unten. Jimmy hörte es knacken, spürte allerdings nichts. Die Amazone warf die Decke zur Seite und schaute sich ihr Einschlagloch ein, Jimmy ebenfalls. Wie er feststellte, war er vollkommen eingegipst, sein Oberkörper, seine Arme, außer den Händen, bis zu den Zehenspitzen einfach alles. Und dieser deformierte Gips war jetzt voller Risse. Mangastyle, überlegte er grinsend. Vom Haus gefallen und schon ein Pflaster auf dem Kopf...
 

In diesem Moment hörte er ein leises Rascheln beim Nachbarbett. Er, ebenso wie Xiaou, wandten sich um. Es raschelte noch mehr, bis Jessys Stimme ertönte:
 

"Jimmy? Bist du wach?"
 

Jimmy rechnete jetzt mit gewaltigen Schmerzen, aber er nutzte die Risse, um den Gips aufzusprengen. Wie er feststellte, ging es ihm bestens und er fühlte nun sogar den Widerstand, wie er es gewohnt war, sogar seine angeknackste Wirbelsäule war wieder intakt. Seine Hände waren allerdings fast vollkommen erschlafft. Die Amazone auf seinem Bauch sprang auf und in Jessys Richtung. "Vorsicht!", schrie er, aber es war schon zu spät. Ein kurzes aufschreien und ein dumpfer Schlag folgten. Er riss sich aus dem Gips, hüpfte aus dem Bett und machte sich kampfbereit.
 

"Xian-Pu!", ertönte Xiaous Stimme.
 

Also war sie auch da. Jimmy guckte zur Tür dieses Zimmers, wo Ranma vorhin das Licht angeschaltet hatte, und konzentrierte sich. Genauso wie er vor kurzem das Fenster von Tasumo öffnete, so fixierte er sich auf seine Telekinesischen Kräfte und die Astrale Struktur dieses Schalters und legte auch ihn um und brachte Licht in die Sache. Er hatte tatsächlich nach diesem Heilzauber kaum noch Energie, aber dafür hatte es noch gereicht. Wie er sich umwandte, erblickte er Akane auf dem Bett liegend und langsam zu Bewusstsein kommend. Eine Sekunde später tauchten hinter ihr Shampoos Kopf und der dieser chinesischen Amazone auf. Unter dem Bett hörte man nur ein einen erschreckten, erstickten Schrei von Jessy.
 

"Akane, wach auf!", schrie Jimmy. Das brutale Mädchen machte die Augen auf und rieb sie sich mit der Hand, als Xiaou sie am Mund packte und nach hinten vom Bett zog. Auch sie brachte ein "Mmmpf!" hervor, bevor sie verschwand.
 

Jimmy war nun auf sich allein gestellt, er behielt jedoch Ruhe, richtete seine Hand in Richtung der beiden Amazonen und tat, was er am besten konnte: "Feuerball!" In seiner Hand entstand eine brennende Kugel, die plötzlich auf die Amazonen schoss. Diese, vollkommen verdattert, sprangen in letzter Sekunde zur Seite und entkamen nur haarscharf der Explosion, die seltsamerweise keine Schäden hinterließ. Kaum, dass sie auf dem Boden gelandet waren und blöd gafften, hechtete Jimmy zu ihnen rüber und griff sie an. Da sein Zauber nur eine bloße Täuschung war und er kaum astrale Energie, geschweige denn weitere Konzentration dafür aufwenden musste, hatte er eine Überraschungszeit gewonnen und schlug sie beide nieder, noch bevor sie etwas machen konnten. Während Shampoo seinem Angriff unterlag und auf dem Boden aufschlug, rollte sich die neue Amazone geschickt ab und landete ein paar Schritte weiter in Kampfposition. Sie schaute jetzt erst recht verwundert.
 

Plötzlich wurde die Tür aufgerissen und Ranma kam herein, knipste das Licht aus, knipste es wieder an und schaute sich um, unfähig was zu sagen. Jimmy drehte den Kopf zu ihm, Xiaou änderte die Kampfposition, Shampoo stand auf und Akane und Jessy lugten hinter dem Bett hervor. Dann ertönte ein lautes Weiberkreischen aus dem Flur. Ranma schaute noch mal hinaus. "Ryoga? Du solltest mir nachlaufen!", rief er. Schließlich kam auch der Verlorene Junge rein und sie stellten sich neben Jimmy. Xiaou rührte sich nicht, sie blickte von einem zum anderen, bis ihr Blick wieder an dem Dimensionsreisenden haften blieb.
 

"Woher kennst du Amaguriken", fragte sie erneut.
 

"Wer ist das?", fragte Ranma.
 

"Deine Freundin?", kommentierte Ryoga unpassend. Jessy und Akane guckten von den Jungs zu den Amazonen und zurück.
 

"Es ist diese mit Shampoo mitlaufende Amazone, glaub ich", erklärte Jimmy. Es war wieder mal das reinste Chaos, überlegte er. Fast wie damals, als Shampoo im Bad auftauchte.
 

"Warum kennst du Amaguriken", veränderte Xiaou leicht ihre Frage.
 

Die Situation spannte sich allmählich an, keiner sagte mehr ein Wort, alle schauten jetzt zu Jimmy. "Nun", begann dieser, "das ist eine gute Frage, eine sehr gute. Warum kann ich den eigentlich?" Er hätte jetzt natürlich die Wahrheit sagen können, oder irgendwas der Wahrheit ähnliches, aber aus Angst, sie würden ihn ins Irrenheim stecken, und da er auch nicht ganz lügen wollte, sagte er nur: "Ich hab's erfunden."
 

Die beiden Amazonen sahen ihn verachtend an. "Das ist eine geheime Amazonentechnik", sagte Xiaou, vollkommen genervt. "Warum kennst du sie. Sprich, oder wir töten dich!"
 

"Ja, ich weiß, aber was soll ich euch denn erzählen? Es ist wahr."
 

Die Amazone schaute zu Shampoo, und diese schüttelte nur den Kopf. "Diese Technik konnte er vor einiger Zeit noch nicht", sagte sie auf Chinesisch, was allerdings niemand verstand. Xiaou drehte sich zu Jimmy zurück, zog plötzlich aus dem nichts zwei Nun-Chakus und schaukelte sie hin und her. "Wenn du nicht sagst, woher du kannst Amaguriken, dann wir töten dich!"
 

Sie ging in eine offensivere Angriffsstellung, verweilte so eine Sekunde und griff dann urplötzlich an, dass Jimmy vor Angst wegsprang. Xiaou sah gerade wie eine Häckselmaschine in groß aus, sogar Ranma und Ryoga sprangen zur Seite, um ihren Schlägen zu entkommen. Xiaou, in Vergleich zu Shampoos groben und ungenauen Angriffen, schlug ziemlich schnell und gewaltvoll zu, immer präzise auf Jimmys Kopf. Die Zerstöritis der beiden Amazonen war aber annähernd gleich, auch Xiaou schlug in Jimmys Richtung, wenn was dazwischen oder hinter ihm war, und zerschlug es nach seinem Ausweichen. Jimmy konnte nur dank des Amagurikens seinen Hals aus der Schlinge ziehen und ihren Schlägen entkommen, denn es schien, als ob auch sie diese geheime Amazonentechnik anwendete. Ranma versuchte Xiaou von hinten zu überfallen und sie festzuhalten, sie merkte es jedoch und schlug gleichmäßig in alle Richtungen. Und die Nun-Chakus zu fangen entschied sich Ranma gegen, da die Metallverstärkungen bei dieser Wucht irre schmerzen würden. Das ganze dauerte gerade mal einige Sekunden und innerhalb dieser Zeit wurde das ganze Zimmer demoliert. Sogar Shampoo ging in Deckung. Schließlich hielt Xiaou an und schaute wütend in die Runde.
 

"Warte, ähm, Xiaou..." Jimmy schnappte erschöpft nach Luft. "Was hab ich eigentlich falsch gemacht, dass ich diese Technik kann?"
 

"Sie wurde nur Amazonen überliefert. Du bist keine Amazone, ich will wissen, woher du kannst Amaguriken."
 

"Und wenn ich sage, eine Amazone hätte es mir gesagt?"
 

"Eine Amazone sagt geheime Techniken nie weiter!"
 

"Wirklich? Ich kenn eine, die es weitersagt."
 

Xiaou sagte nichts.
 

"Cologne", meinte Jimmy überzeugt.
 

"Amazonen sagen geheime Techniken NIE weiter", wiederholte sie und schnaubte wütend.
 

"Und woher kann ich sie dann, denkst du?"
 

"Wann hat sie es dir beigebracht und warum weiß ich davon nichts?"
 

Das war schon eine schwere Frage, überlegte Jimmy. Cologne hatte zwar diese Technik ausgequatscht, aber doch nicht hier. Es war vor langer Zeit an Ranma, und zwar im Manga. Und wie sollte er jetzt antworten? Was er auch sagen würde, sie würde ihm doch nicht glauben.
 

"Ist es denn so schlimm, dass ich diese Technik kann?", antwortete er mit einer Gegenfrage. Xiaou blieb stumm.
 

"Ist nur diese Technik der Grund, warum du ihn umbringen willst?", fragte Jessy plötzlich. "Oder steckt da noch mehr dahinter?"
 

Die Amazone blickte sie an, dann drehte sie sich wieder zu Jimmy. "Ja, da ist noch was. Du hast dein Leben im Amazonendorf gegen Ball getauscht. Was ist das für Ball?"
 

Jimmy blickte sie verwundert an. Wogegen hatte er sein Leben getauscht? Hat er sie etwa im Amazonendorf angeflunkert und wollte sie ihn jetzt deshalb töten? Er spulte seine Erinnerungen zurück, bis zu der Aktion mit dem Wegfressen des ersten Preises von Shampoo. Da hatte er den Amazonen etwas gegeben, einen Ball... einen... diesen Pokéball? Diesen Pokéball, der nicht mehr funktionierte?
 

"Was ist denn mit diesem... Ball?"
 

"Du weißt genau, was ist mit ihm! Er hat sich aufgelöst", erinnerte ihn Xiaou wütend. "Er hat einen Monat gehalten, dann hat er sich auf-ge-löst."
 

"Oh", sagte Jimmy. Jetzt hatte er es kapiert. "Ich glaube, ich hab ihnen eine Illusion gegeben", sagte er zu den anderen und grinste verstohlen. "Wisst ihr es noch? Was habe ich aber mit dem echten gemacht?"
 

Ranma, Ryoga, Jessy und Akane stierten ihn ungläubig an und sahen aus, als ob er ihnen erzählt hätte, die Welt sei eckig, sie sagten aber kein Wort.
 

"Jetzt haben wir ein Problem", stellte Jimmy fest. Das war echt ein Problem, ein riesengroßes sogar. Er hatte sich ziemlich über die Ehre der Amazonen lustig gemacht, sie durch den Dreck gezogen und die Matriarchinnen nett verarscht, und das, obwohl er wusste, wie wichtig die Ehre für eine Amazone war. Und da töten das einzige Mittel war, was sie kannten, um diese wieder herzustellen, wollten sie sich jetzt rächen. Und das ganze Dorf gleich mit. "Ehehehe, und nu?"
 

"Und nun wir dich töten!", schrieen die beiden Amazonen im Chor. Shampoo sprang vor, zog ihre Bombouri und stellte sich neben Xiaou, doch als diese loslegte, sprang sie wieder zur Seite. Jimmy fluchte. Er entkam Xiaous Attacken wirklich nur um Haaresbreite, und da er wusste, wie stark Shampoo war, bekam er ernste Panik, als er merkte, dass sogar sie vor Xiaou Angst hatte. Diese Amazone war schlimmer als jede Massenvernichtungswaffe. Er duckte sich unter einem Schlag hinweg, der dezimetertiefe Einkerbungen in die Wand hinter ihm schlug, als Ranma plötzlich schützend vor ihn sprang. Xiaou hielt inne und beäugte ihn misstrauisch.
 

"Ich kann nicht mehr tatenlos zusehen, wie sich ein stärkerer Kämpfer auf einen schwächeren stürzt", sagte er bestimmt. "Ich als Matrial Artist hab die Aufgabe die Schwächeren zu beschützen. Von nun an bin ich dein Gegner!"
 

Jimmy fühlte sich zwar etwas beleidigt, dass Ranma ihn als Schwächling bezeichnete, war aber trotzdem für sein Einmischen dankbar. Allerdings sah Ranma dabei nicht ganz glücklich aus, da es eigentlich nicht seine Art war Mädchen zu verhauen.
 

"Wenn du willst, ich dich töte als ersten!", sagte die Amazone, drehte sich zu ihrer Kollegin um und rief ihr etwas auf chinesisch zu. Shampoo nickte und stellte sich neben sie. Xiaou holte mit ihren Nun-Chakus aus, doch ehe sie sich's versah, sprang Ranma nach vorne und griff danach, ehe sie zuviel Schwung bekamen. Dann riss er sie nach außen zu beiden Seiten. Xiaou, sich an den Nun-Chakus wie an Ketten festhaltend, setzte zu einem Sprungtritt an und zielte auf Ranmas Bauch. Der allerdings versuchte gar nicht erst zu parieren oder auszuweichen, sondern zog diesen nur ein, und als sie merkte, dass ihre Beine nicht lang genug waren und sie kurz tief in seinem Bauch vergraben zum Stillstand kam, ließ er ihre Nun-Chakus los und spannte diesen wie ein Trampolin wieder nach außen. Xiaou bekam dadurch zuviel Schwung und flog in einem Bogen durch das immer noch offenstehende Fenster. Alle anderen sahen ihr nach.
 

"Sie hängt noch am Fensterbrett außen", sagte Jimmy. Er scannte den Bereich nach astralen Lebensmustern und fand seine Aussage sogar bestätigt. "Hab sogar richtig gera- äh, ich meine, pass auf!"
 

Ranma ging vorsichtig aufs Fenster zu und guckte nach draußen, doch, wie Jimmy feststellte, verhielt sich die Amazone ruhig, sie wartete wohl auf den richtigen Augenblick. Dafür stürmte Shampoo, nachdem Ranma an ihr vorbeigegangen war, plötzlich mit ihren Bombouri angriffslustig Richtung Jimmy. Doch genau da beschloss Ryoga, der bisher nur stumm dagestanden hatte und aus der Reichweite der Waffen der Amazonen gegangen war, plötzlich dasselbe zu tun wie Ranma und haute Shampoo mit dem Kampfschrei "ich bin ein Martial Artist, ich beschütze die Schwächeren" von der Seite einfach um. Unglücklicherweise schlug die Amazone mit dem Kopf gegen einen übriggebliebenen Balken des Bettes auf und brach zusammen. Sowohl Ryoga, wie auch Jimmy, Ranma und die Mädels schauten entsetzt auf die Amazone, die, halb bewusstlos, auf dem Boden lag, sich dann langsam wieder auf ihre wankenden Beine erhob und niedergeschlagen zu Ryoga aufblickte. Dann ließ sie ihre Bombouri fallen, torkelte zu ihm hin, sah ihn traurig an, und... küsste ihn. Jimmy riss daraufhin seinen Unterkiefer so weit es ging nach unten, und als er sah, dass Ryoga kurz darauf rot anlief, fasste er sich an die Stirn. Jetzt hatte Ryoga tatsächlich den Heiratskuss bekommen! Das hieße, er müsste sie heiraten, sonst wird ihm das Mädchen sein Leben lang hinterher rennen und ihn nerven, obwohl ihm das vielleicht, im Gegensatz zum anderen Martial Artist, vielleicht sogar gefallen würde. Probleme kamen immer mit der ganzen Familie...
 

Auch Ranma stand wie versteinert da, hinter ihm tauchte Xiaou auf, hielt mit ihrem Angriff inne und seufzte. Akane blickte fragend zu Jessy, diese guckte sie kopfschüttelnd an, sagte aber nichts. Shampoo guckte verlegen zu Boden, dann legte sie sich in Ryogas Arm. Der sah aus wie eine Tomate. So blieben sie einige Minuten stehen, bis Jessy irgendwann mal sagte: "Hm... so brauchen wir Ryoga wenigstens nicht zu verkuppeln..."
 

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"Ich glaub's ja nicht!", schrie Xiaou wutentbrannt. Sie machte einen Schritt über den Dachgiebel und schaute hinunter, bevor sie zum nächsten Dach sprang. Unter ihr standen einige Menschengrüppchen, die fragend zu ihr hochblickten und, als sie durch die Luft sauste, mit dem Finger auf sie zeigend "ein UFO" riefen. Auch konnte keiner von ihnen die chinesische Aliensprache verstehen.
 

Unten war gerade ein Markt, die Menschen kauften fröhlich ein, bummelten und hingen an den Ständen mit Tüten über Tüten in den Händen. Das Wetter war wundervoll, kaum dass die Sonne aufgegangen war, schien sie schon prachtvoll und warmherzig vom Himmel. Die ganze Landschaft wurde vom Gesang kleiner Schulgänger untermalt.
 

"Was bildet sich Cologne eigentlich ein?", schrie die Amazone weiter. Sie bekam von dieser wunderschönen Umgebung gar nichts mit, stattdessen sprang sie über die Hausdächer weiter, während sie auf chinesisch vor sich hin brüllte. "Ich soll auf ihr kleines Töchterchen aufpassen! Sehe ich vielleicht aus wie ein Kindermädchen?" Sie knurrte einmal laut und suchte sich das nächste Dach. "Und diese Blagen haben sie sogar geschlagen! Drei kleine Blagen! Von wegen Silver! Die waren ja harmlos im Gegensatz zu dem, und sie lässt sich trotzdem besiegen! Herzlichen Glückwunsch zur Verlobung!"
 

Sie drehte sich um und schaute zurück. Das Krankenhaus war nicht mehr zu sehen, so weit war sie schon abgehauen. "Diese Idiotin!", sagte sie nun etwas ruhiger. Dann sprang sie auf die Straße und blieb dort nachdenklich stehen. "Von wegen Silver! Der hätte doch nie in aller Öffentlichkeit seine Magie benutzt, wenn nicht zumindest einer dabei draufgehen würde. Ich gehe zurück nach Indien, der ist da bestimmt noch!"
 

Sie drehte sich wieder vom Krankenhaus weg und stolzierte langsam los. Dann blieb sie wieder stehen und blickte noch einmal zurück. "Aber der Typ hat doch Magie benutzt," überlegte sie. "Auch wenn es schwache Magie war! Woher kann er das?" Soweit sie sich erinnern konnte, war es ein kleiner Feuerball, nicht gerade etwas, womit Silver um sich geschmissen hätte, aber es war doch ein Zauber, und das obwohl Silver Magie rottete. Außer bei seinen Komplizen. "Mist. dann muss ich doch noch einmal zurück und noch Informationen sammeln... Aber dieses blöde kleine Weib kann sich selbst aus ihrer Klemme befreien!" Damit sprang sie seufzend wieder auf ein Hausdach.
 

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Die Sonne war schon aufgegangen und erleuchtete den Himmel, seltsamerweise, in pink. Das trübe Licht fiel durch das nun auf kipp stehende Fenster und erhellte ein Krankenzimmer, welches unbedingt mal wieder restauriert werden sollte. Es war das reinste Schlachtfeld, Trümmer von Möbeln waren überall in den Schlaglöchern des Bodens und wurden von feinen Steinchen zugeschüttet, die aus den Rissen an den Wänden rieselten. In der Mitte, zwischen dem Schutt, saßen im Kreis drei wunderbar harmonierende Pärchen: Jimmy und Jessy, Ranma und Akane, Ryoga und Shampoo. Allerdings war die Amazone die einzige, die in den Händen ihres Partners lag, beziehungsweise an Ryogas Brust gelehnt war und ihn umklammerte, während dieser nur steif dasaß und rot glühte. Xiaou war nicht mehr da, sie ist nach dem, wie Jimmy sich ausgedrückt hatte, Unfall wutentbrannt abgehauen, ohne ein Wort des Abschieds. Und Shampoo wollte die Freunde ihres neuen Verlobten nicht sofort vor seinen Augen angreifen. Die anderen mussten sich erst an diese Situation gewöhnen.
 

Jimmy hatte es im Laufe der Zeit arrangiert mit Ryoga kurzen Körperkontakt zu bekommen, um ohne großen magischen Einsatz seine Emotion zu lesen, so wie er es schon einmal gemacht hatte. Viel astrale Energie hatte er nach diesem Knochenheilzauber sowieso nicht, er war jetzt magieerschöpft, wie er nach einem Langlauf körperlich erschöpft wäre. Ryogas Emotion war dieses Mal nicht Depression, sondern, was Jimmy die Stimmung erheblich verbesserte, nur Irritation und sogar ein kleines bisschen Glück. Er hatte die ganze Nacht über, seit er den Kuss bekommen hatte, nichts mehr gesagt und sich immer nur sehr langsam bewegt. Shampoo klammerte sich dafür an ihn, wie an eine Säule, blickte aber nur zu Boden und sagte nichts.
 

Im Laufe der Zeit, während die Sonne immer höher stieg, ging plötzlich die Tür auf, und Jimmys Lieblingskrankenschwester erschien mit einem Frühstückstablett. Als sie sah, wie die Gruppe in einem vollkommen zerstörten Zimmer saß, ließ sie das Tablett fallen und machte die Tür mechanisch wieder zu.
 

"Die Arme", sagte Jessy. "Irgendwann dreht sie durch."
 

Jimmy beobachtete den kleinen Kaffeefluss, der sich langsam zwischen den Steinchen einen Weg bahnte. "Ich hab aber auch ein bisschen übertrieben. Wie ist es euch eigentlich gelungen, dass sie mir nichts mehr gespritzt haben?"
 

"Na ja, die Frau kam mit einem anderen Typen hier rein und meinte, sie müsste dir die Spritze nun geben, und da meinten wir, das hätte sie doch schon gemacht. Wir hatten die Spritze ja noch, haben sie kurz geleert und sie ihnen dann gezeigt. Der Mann sagte irgendwas wie ,Oh man, du hast Wahnvorstellungen' und dann sind sie wieder gegangen."
 

"Hm! Und wie lange lag ich da so in Trance?"
 

"In Trance?"
 

"Ja, das was so nach Schlaf aussah, war nur so ein Tranceschlaf."
 

"Du hast den gestrigen Tag ganz durchgepennt. Von vorgestern Nacht bis fast heute Morgen. Und davor lagst du hier auch einen Tag. Wir haben uns echt Sorgen gemacht."
 

"Hm... für 27 Knochenbrüche eigentlich nicht übel." Er schaute grinsend zu den anderen rüber. "Schau, sieht das nicht süß aus, das mit Ryoga und Shampoo?"
 

Jessy lachte. "Und wie! Die gucken beide so ernst, und Ryoga ist schon seit einer halben Stunde puterrot."
 

Ryoga wurde dadurch nur noch röter, falls das noch ging. Shampoo guckte allerdings Jessy nur mit einem seltsamen Blick an, als ob der Amazone ihr Gerede nicht gefallen würde.
 

"Willst du Jimmy eigentlich immer noch killen?", fragte das Pokémonmädchen, ihr dreist mit dem selben Blick in die Augen guckend.
 

"Wahrscheinlich ja. Müssen wissen, warum er kann Amaguriken", sagte Shampoo mit einem beiläufigen Ton, guckte aber weiterhin Böse auf Jessy. Dann blickte sie verlegen zu Boden.
 

"Und warum greifst du ihn jetzt nicht an?"
 

"Unhöflich vor zukünftigen Ehemann."
 

Ryoga schielte zu ihr rüber, ohne den Kopf zu bewegen, und starrte danach wieder geradeaus.
 

"Wer war denn deine Begleiterin", fragte Jessy weiter.
 

"Xiaou nennt sie sich", beantwortete Jimmy, Shampoo sagte nichts.
 

"Warum erklärst du es ihnen nicht einfach", fragte Jessy ihren Trainer.
 

"Die glauben es mir eh nicht! Ich hab es doch schon vorhin versucht!"
 

Das Mädchen guckte Shampoo gelangweilt grinsend an und schüttelte den Kopf.
 

"Sag mal, Jimmy", begann Ranma. "Was war eigentlich im Eisstadion mit dir los?"
 

"Genau", meinte Jessy und schaute nicht mehr ganz so belustigt drein. "Du kamst mir nicht wie du selbst vor."
 

Alle blickten zu dem sich seltsam verhaltenden Dimensionswechsler, ernst und teilweise besorgt dreinblickend. Sogar Shampoo schaute interessiert zu ihm. "Na ja", fing Jimmy an. Eigentlich wusste er es selber nicht. "Keine Ahnung! Ich kann mich nur daran erinnern, dass ich das gemacht habe, nicht warum. Aber..."
 

"Aber?", fragten alle.
 

"Ich glaube, ich war da wirklich nicht ich selbst. Ich meine, ich hatte keine Kontrolle über meinen Körper." Er beschrieb ihnen kurz, was er noch in Erinnerung hatte. "Das komische war ja, dass ich auf Sanzenin fixiert war. Alles andere sah aus, als ob ich zu viele Drogen genommen hätte." Er überlegte kurz. "Ich hatte mir bei diesem Aufprall doch diese 27 Knochenbrüche zugezogen, das heißt ja, ich hab eigentlich mit diesen Brüchen gekämpft? Nur seltsam, dass ich nichts gefühlt habe. Doch, ich hab's gefühlt, als ich zu mir gekommen bin, und als das Pärchen am Boden lag, da bin ich wohl davon ohnmächtig geworden. Aber im Kampf kann ich mich nicht erinnern irgendwas gespürt zu haben."
 

Eine Pause trat ein. Jeder ließ sich das Geschehene noch einmal durch den Kopf gehen. Jimmy war sich nicht sicher, was er davon halten sollte. Es war schon etwas furcherregendes dabei, dass er sich nicht zurückhalten konnte, es hatte ihn aber vor einer Niederlage bewahrt. Nur wäre es ihm lieber gewesen, er wüsste den Grund dafür.
 

"Wenn du lernen würdest es zu kontrollieren", überlegte Ranma laut. "Ich meine, du hast enorm an Kraft dazu gewonnen. Hat mich echt beeindruckt. Soviel hast du nicht einmal mit deinen besten Emotionen geschafft."
 

"Du bist einfach so auf ihn zugeflitzt", bestätigte Jessy. "Und seinen ganzen Schlägen bist du einfach so ausgewichen und hast ihn dann k.o. gehauen!"
 

"Ja, aber ich hatte es halt nicht unter Kontrolle. Ich war wie besessen Sanzenin umzunieten."
 

"Wie von Dämon besessen", sagte Shampoo plötzlich. Alle blickten verblüfft zu ihr rüber und verstummten.
 

"Warst du etwa bei den Kampf auch dabei", fragte Jessy leise. Die Amazone nickte nur.
 

Jimmy lachte kurz, aber dann verging es ihm plötzlich. Dämon - das war ein gutes Stichwort, überlegte er. Aber das war doch albern. Das konnte doch nicht sein, allein die Vorstellung... Jetzt war er etwas irritiert.
 

"Jimmy, besessen von einem Dämonen?", fragte Ranma und fing plötzlich an laut zu lachen. "Er ist doch ein Zauberer, der lässt sich durch so was nicht beeinflussen."
 

"Ein Zauberer?", fragte Shampoo nachdenklich.
 

"Eigentlich...", sagte Jimmy. Dennoch ging ihm der Gedanke nicht aus dem Kopf, irgendwas war da faul dran. Er, besessen von einem Dämonen? Oder war er vielleicht sogar einer? Einen Gegenbeweis hatte er nicht, aber eine interessante Erinnerung aus seiner zweiten Dimension: den "diabolischen Seelenstrunk". Das war jetzt über vier Jahre her. Alles begann damit, dass er sich mit einer Gruppe von Söldnern in die Katakomben hineingewagt hatte und in einen Hinterhalt gelockt wurde. Das Problem bestand hauptsächlich darin, dass seine Gegner Untote und Monster waren, teils auch niedere Dämonen. Sie entkamen nur knapp aus den Verliesen, mit schrecklichen Wunden, die sich durch ihre Körper fraßen, von Dämonenwaffen verursacht. Einer von ihnen, ein Dunkelanimist, oder, wie sie ihn nannten, Beschwörer der Toten, hatte mit seiner letzten Kraft einen Trank gebraut, den er den "diabolischen Seelenstrunk" nannte. Sie hatten sich beim trinken nichts gedacht, es war ihre letzte Hoffnung, und trotz der folgenden noch größeren Schmerzen hatten sie ihm vertraut. Er hatte schließlich Animistik studiert, und es wirkte zunächst wie ein normaler Heiltrank gegen Dämonenwunden. Das seltsame war, dass ihnen die Kämpfe plötzlich besonders leicht fielen. Aber er hätte auch nur eine große magische Energieportion mit einfügen können, deshalb hatte sich Jimmy bis heute nicht weiter den Kopf darüber zerbrochen. Klar hatte der Dunkelanimist behauptet, sie würden damit ihre Seele dem Teufel verkaufen, aber keiner von ihnen hatte sich darum geschert. Es war halt ihre letzte Überlebenschance. Jimmy musste das alles wohl noch mal in Ruhe überdenken.
 

"Unsinn!", sagte Jessy bestimmt. "Jimmy ist stark, was sollte er mit einem Dämon?"
 

"Hier in Nerima gibt's keine Dämonen", gab Akane dazu. "Das ist Schwachsinn, Shampoo."
 

"Zurück zum Thema", sagte Jimmy und verschob seine Gedanken in ferne Zukunft. "Wann und mit welcher fiesen Methode willst du mich denn umbringen? Und was ist mit Xiaou, wo ist sie hin und wann kommt sie wieder?"
 

Shampoo zuckte nur mit den Schultern. "Wir müssen Stamm rächen, und deshalb muss du sterben!"
 

"Habt ihr eigentlich jemals an eine Sinnvollere Strafe gedacht?", fragten Jessy und Akane gleichzeitig. Sie tauschten kurz Blicke, dann fuhr Jessy fort: "Irgendwas außer Mord, vielleicht eine Dienstleistung? Ihr bekommt eure Ehre doch eh nicht wieder, wenn ihr euren Gegner auf fiese Weise umbringt."
 

Shampoo sagte nichts. Ryoga, der ein wenig seiner intensiven Farbe verlor, guckte fragend jede einzelne Person an, hielt den Mund allerdings zu. Plötzlich sahen ihn die beiden Nichtamazonenmädchen vorwurfsvoll an. "Du könntest jetzt mal deine Partnerin abhalten uns ständig anzugreifen! Und ihr eintrichtern, dass es auch andere Lösungen gibt!"
 

Ryoga wich ein kleines Stück zurück und guckte verlegen zu Boden.
 

"Ja genau!", setzte Jessy hinzu. "Das ist doch wohl vollkommen blöd, was die macht, also halt sie davon ab! Einfach so jemanden umbringen, nur weil er eine ihrer geheimen Techniken kennt, na und?"
 

Jimmy und Ranma seufzten. Mädchenstreit, da sollten sie lieber den Mund halten...
 

Plötzlich stand Shampoo auf. "Ihr werden auch sterben, wenn sich widersetzten! Jimmy müssen sterben, weil er Ehre des ganzen Amazonendorf verletzen hat!! Ihr habt mein Ehemann nicht zu beeinflussen!!!"
 

In diesem Augenblick ging die Tür auf, und Jimmys Krankenschwester kam herein, mit einem zittrigen Finger auf sie zeigend. "Hier, sehen sie das nicht? Sehen sie das?"
 

Hinter ihr kam ein Man mit Kittel lachend herein und machte plötzlich große Augen. "Ja, das sehe ich tatsächlich", überlegte er, als ob er es doch nicht glauben würde.
 

"Und ich hab Halluzinationen? Ich? Gucken sie sich das an!" Die Krankenschwester, von allen angestarrt, ging zu Jimmy und klopfte mit ihren Fingerknöcheln auf seinem Rücken. Ihre Stimme wurde immer schneller und aufgeregter. "Nicht gebrochen. Er spürt nicht einmal was! Nix!! Iih!" Der Rest ihres interessanten Satzes ging in ein unverständliches Kreischen über. Aufgeregt fuchtelte sie und versuchte irgendwas sinnvolles aus ihrem Mund zu bekommen, es gelang ihr aber nicht. Der andere Arzt stand nur mit offenem Mund da, das Grinsen von eben war spurlos verschwunden.
 

Jimmy guckte bettelnd zu Jessy. "Lass uns abhauen, lass uns bloß hier weg!"
 

Die anderen nickten und standen auf. Ranma drückte dem männlichen Arzt ein Stück Gips in die Hand, der darauf fast auf dem Essenstablett ausrutschte, dann gingen sie gemeinsam, Ryoga und Shampoo sowie die Kittelleutchen ratlos zurücklassend, aus der Tür.
 

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Xiaou verfolgte ihn an diesem Tag nicht mehr, genauso wenig wie Shampoo, so konnte Jimmy einen interessanten Tag ohne Komplikationen und zuviel Nervenkitzel erleben: er schlief. Kaum dass er bei den Tendos angekommen war, gab es zur Begrüßung ein Festessen und ein Tränenbad von Soun, danach legte er sich ins Bett. Erst die Sonnenstrahlen am nächsten Morgen konnten ihn wecken. Jimmy reckte sich und schaute sich um. Wie sehr freute er sich wieder zu Hause zu sein, auf einem weichen Futon, ohne nervige Krankenschwestern und brutalen Amazonen. Neben ihm lag Jessys zerknülltes Futon, welches sich sogar noch warm anfühlte, als er mit den Fingern darüber strich. Sie war wohl auch eben erst aufgestanden. Jimmy prüfte sein Handgelenk, danach seinen Rücken, sowie die Beine und restlichen Körperteile, in denen sich Knochen befinden konnten. Es war alles Heil und fühlte sich richtig einsatzbereit an, dass Jimmy nur staunte. Sein komischer Zauber hatte tatsächlich gewirkt, obwohl er sich nicht erinnern konnte ihn jemals trainiert zu haben. Dann versuchte er sich auf eine Astrale Energie zu konzentrieren, doch er spürte nichts. "Hm! Das wird bestimmt 'ne Woche dauern, bis ich mich erholt hab..."
 

In diesem Augenblick kam Jessy in Akanes Pyjama rein und gähnte. "Aaah, bist du wach? Gut geschlafen? Hab mich gerade ins warme Furo gelegt, und stand da plötzlich als Pokémon rum, unwissend, wie ich mich wieder zurückverwandeln soll. Blöd, ne? Hihi."
 

Jimmy lachte und stand auf. Dann suchte er sich etwas wirres zum Anziehen, ein nettes Hemd mit buntem, undefinierbarem Muster und dazu eine kurze Hawaiihose, und verschwand im Bad. Ganze fünfzehn Minuten später kam er gut gelaunt zum Frühstückstisch angetrottet, begrüßte alle und schaute sich Kasumis Kunstwerk an. Sie hatte mal wieder blendend gekocht, und Jimmy schlug sofort zu, ohne zu überlegen, was er da eigentlich fraß. Er hatte nur einen Riesenhunger und wollte sich einen Vorrat anfressen, denn er hatte vier Tage nichts festes zu sich genommen, und es schmeckte wirklich unbegreiflich lecker. Die anderen freuten sich, dass es ihm gut ging und löcherten ihn nicht mehr mit blöden fragen wie "Alles o.k.?" Sie saßen nur da und alberten herum, sogar Soun heulte zur Zeit mal nicht, und das war echt ein Ausnahmezustand.
 

"Und du hast einfach so mit diesen Illusionen um dich geschmissen?", fragte Kasumi interessiert.
 

"Oh, mmpf, ja", kaute Jimmy. Er fand es außerordentlich lustig die ganze Geschichte noch mal zu erzählen. Das mit den Amazonen und dem Dämonenzustand verkürzte er, um mehr Zeit für die Prahlerei über den Knochenzauber und die Illusionstricks zu haben, vor allen dem kleinen unechten Feuerball beim Kampf. Schließlich setzte ihm Nabiki die Zeitung vor die Nase und Jimmy verschluckte sich.
 

"Was? Das ist doch wohl ein Scherz, oder?"
 

Auf dem Deckblatt war eine Schlagzeile rot umkreist, in der stand: "27 Knochenbrüche, wo sind sie hin?" und "Krankenschwester mit Hirntrauma, Massenhalluzination oder technischer Fehler? Siehe Seite eins." Jimmy blätterte weiter. Auf den ersten beiden Seiten waren noch mal die beiden Schlagzeilen, und darunter war ein großes Bild eines verwüsteten Krankenzimmers. Auf einem kleineren Bild rechts davon war der Arzt des letzten Tages und hielt ein Stückchen Gips in der Hand, genau dieses Stückchen, welches ihm Ranma in die Hand gedrückt hatte. Jessy machte ein interessiertes Geräusch und guckte ihm neugierig über die Schulter.
 

"Am Donnerstag, dem 18.7., ereignete sich im Krankenhaus Nebusakyo ein sehr seltsamer Zwischenfall", fing Jimmy an zu lesen. "Jimmy Kenias, der am Montag gegen das goldene Eiskunstlaufpaar angetreten ist, wurde an diesem Tag mit 27 Knochenbrüchen und einem Pokal eingeliefert - Einem Pokal? Wo ist der eigentlich?"
 

Die anderen zuckten mit den Schultern. "Keine Ahnung." Jessy kratzte sich am Kopf. "Wir haben uns so wenig darum geschert..."
 

"Nach einigen Untersuchungen stellte man fest, dass sich der Junge durchaus in einer gefährlichen Situation befand, da einer der Knochen aus dem Brustbereich sich absplitterte und in den Körper gedrückt wurde, was zur Störung der Durchblutung der Lunge führen könnte." Jimmy nickte leicht und las weiter. "Als der Junge Dienstag Nacht zum ersten Mal wach wurde, wollte ihn die Krankenschwester Miss. Hatamoto mit einer schmerzlindernden Beruhigungsspritze geben, als sie plötzlich eine Ansammlung von Spinnen auf seinem Bett entdeckte. Untersuchungen haben ergeben, dass diese Spinnen durchaus eine Halluzination auf Grund von Schockreaktionen sein konnten, doch damit nicht genug. Am Donnerstag Morgen stellte man fest, dass nicht nur das Krankenzimmer aussah, als ob eine Bombe drin eingeschlagen hätte, der Junge hatte sich sogar rapide erholt und saß schon in der Frühe mit seinen Freunden im Zimmer und tratschte fröhlich. Als Miss. Hatamoto einen Assistenten rief, konnte dieser bestätigen, dass der Junge, der sich gleich darauf auf den Weg nach Hause machte tatsächlich wohlauf war. Die Angestellten beschworen, Kenias hätte wirklich 27 Knochenbrüche und es läge keine Verwechslung vor, Röntgenaufnahmen mit eindeutiger Protokollierung lagen vor. Diese schnelle Erholung könnte man, so der belächelte Arzt Dr. Ogino, als ,Wunder' bezeichnen. Allerdings wäre noch ungeklärt, worauf der große Schaden am Krankenzimmer zurückzuführen sei. Zur Zeit wird diese Anlage von Technikern untersucht, es liegen bisher aber keine Ergebnisse vor. Auch unerklärlich ist die Frage, wie es dazu gekommen war, dass der Junge, falls es ein technischer Unfall war, in so einem zerstörten Zimmer keinen Kratzer abbekommen hat. Beim befragen einiger Patienten in Kenias' Nähe entstand die Vermutung, dass in der Nacht davor einige Leute zu besuch waren. Es wurden einige Schreie in einem Lärm einer Baustelle wahrgenommen... Ja, Xiaou hat wirklich eine Heidenabrissarbeit vorgenommen. Na ja... Hey, dass ist lustig! Miss Hatamoto wurde in eine Klinik für geistige Schwächen eingeliefert und steht zur Zeit unter strengster Beobachtung. Sie hatte sich nach dem Zwischenfall deutlich merkwürdig benommen, man bezeichnete sie als ,freundlich'. Den traumatischen Zustand bemerkte man erst, als Miss. Hatamoto lachend immer wieder gegen eine geschlossene Tür rannte. ,Sie war schon immer eine sehr empfindliche Frau', sagte Dr. Ogino. ,Über jede Kleinigkeit aufregen und bei kleinster Unstimmigkeit völlig am abdrehen.' ... Das Krankenhaus wird auf technische Fehler untersucht... das hatten wir schon. Für diesen Vorfall überlegen die Ärzte eine Lösung, doch wie viele verschiedene mysteriöse Möglichkeiten vorliegen, die Wahrheit ist noch Meilenweit davon entfernt..."
 

"Auf Seite acht ist der Kampf zwischen euch und dem Goldenen Paar", sagte Nabiki.
 

"Die Blacks werden sich bestimmt furchtbar freuen, wenn sie das Lesen", seufzte Jimmy und blätterte um. "Ja, da, passt auf. Am Montag, dem 15.7. kämpfte das Goldene Eiskunstlaufpaar von Nerima gegen ein Pärchen der Furinkan High. Die zwei Schüler, Jimmy und Jessy Kenias, kommen wohl von sehr weit her, da sie erst seit kurzer Zeit auf diese Schule gehen. Der Kampf erwies sich als äußerst spannend, da das neue, bisher unbekannte, Pärchen doch einige Erfahrung über das Kämpfen sowie dem Eiskunstlauf hatte. Nach einigen Versuchen der Kontrahenten sich gegenseitig auszuschalten beschloss das Goldene Pärchen ihre ultimative Waffe einzusetzen, den gefährlichen Paarkeil. Doch das Geschwisterpaar ließ sich nicht trennen, bis Shiratori sie losließ und sie gegen die Wand klatschten. Heldenhaft beschützte Jimmy seine Schwester und erlitt große Verletzungen beim auftreffen gegen die Wand. Doch dann nahm der Kampf eine unerwartete Wendung: nachdem die Sanitäter auftauchten und der Schiedsrichter den Wettkampf als beendet ansagen wollte, stand der junge Kenias plötzlich aus der Ohnmacht auf und stürmte wieder auf das Goldene Paar zu. Gezwungenermaßen musste Sanzenin seinen zweiten Spezialangriff starten, den Tanz des Todes. Doch Kenias machte ihm einen Strich durch die Rechnung und beförderte Sanzenin aus seinem eigenen Wirbel. Kurze Zeit später schlug er das goldene Pärchen kurzerhand ohnmächtig. Direkt nach dem Sieg brach auch Kenias zusammen und musste mitsamt Pokal ins Krankenhaus eingeliefert werden."
 

"Wirst ja ziemlich berühmt, Kenias", sagte Nabiki sarkastisch.
 

"Wohl aber nur bei den Blacks", gab Jimmy zu. "Mal davon abgesehen, dass diese plötzliche Wendung den Kampf entschied, wird der Artikel doch ziemlich neutral gehalten."
 

"Einige Schüler unserer Schule sehen das aber nicht so. Ich hab diverse Anfragen bekommen, ob ich nicht etwas über dich herausfinden kann, wo du doch unter demselben Dach haust, wie ich."
 

Jimmy guckte sie verblüfft an. "Von wem?"
 

"Oh, da gibt's einige, Kensuke, Tasumo, Hiromi..."
 

"Tasumo? Aha... du hast ihnen aber nichts von meinen Zaubertricks erzählt, oder?"
 

"Nein, ich hab ihnen nichts gesagt. Auch nicht, wie du zu diesen Leistungen gekommen bist, nach dem Paarkeil. Du wirst jetzt für ein Monster gehalten."
 

"Oh, schön", grinste Jimmy. "Sag ihnen aber bitte weiterhin nichts, o.k.?"
 

"Wenn die Bezahlung stimmt..."
 

"Ah Nabiki... ich werde versuchen mich zu revanchieren."
 

"Klar, ich denke noch über die Summe nach. Und ihr solltet euch jetzt auf den Schulweg machen, sonst kommt ihr wieder zu spät."
 

Jimmy seufzte und legte die Zeitung auf den Tisch. Auf der oben liegenden Seite war ein Artikel über Ufos und fliegende Menschen, aber Jimmy schenkte dem keine Aufmerksamkeit.
 

"Wie hießen die anderen beiden außer Tasumo?", fragte Jessy nach.
 

"Kensuke und Hiromi, wieso, kennst du einen von beiden?"
 

"Hiromi ist in der Parallelklasse, glaub ich. Das ist das Mädchen, welches immer mit den Jungencliquen rumhängt. Kensuke weiß ich aber nicht."
 

"Und was die mit der Kamera vorhatten, haben wir immer noch nicht herausbekommen. Nabiki wollte ja eigentlich ein paar Sachen über sie herausfinden, schade dass sie schon weg ist und wir sie nicht gefragt haben."
 

"Wir können ja noch versuchen sie einzuholen", sagte Jessy. "Obwohl ich kaum glaube, dass wir es schaffen. Wir sollten uns trotzdem ziemlich schnell auf den Weg machen."
 

Jimmy guckte auf die Uhr. "Stimmt, na dann... Tolles Essen, Kasumi, superlecker, wir hauen ab, bye!" Und schon rannten sie aus der Tür.
 

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Die Furinkan High erstrahlte in ihrem matten Glanz eines alten Hochhauses, dessen Farbe von den Wänden abging. Es war kurz vor Stundenbeginn, und die jüngeren unter ihnen spielten noch Ball und anderes auf dem Schulhof, während die älteren sich langsam ins Gebäude schlichen. Als es dann klingelte, schreckten die Kleinen auf, ließen alles stehen und liegen und eilten hinterher. Genau in diesem Augenblick traten Jimmy und Jessy durch das Schulhoftor.
 

"Wir sind zu spät", sagte Jessy.
 

"Herr Otero wird sich eh nicht darum scheren", zuckte Jimmy mit den Schultern.
 

Doch Herr Otero störte sich dieses Mal sehr daran. Als die beiden das Klassenzimmer betraten, schrieen alle Schüler erst mal "Da sind sie!". Sofort bildete sich ein kleines Grüppchen um die Geschwister, um ihnen blöde Fragen zu stellen wie "Wart ihr es wirklich, die gekämpft haben?" und "Wie habt ihr es bloß geschafft sie zu besiegen?" Die ganze Klasse empfing sie, als ob sie Stars wären. Jessy nickte nur fröhlich als Antwort, während Jimmy dazu mit den Schultern zuckte.
 

"Hm, wie ich sehe, kommen wir heute wohl nicht weit", überlegte Herr Otero und gab es auf. "Okay, wenn ihr euch alle wieder hinsetzt, können euch Jimmy und Jessy alles über den Kampf in Ruhe erzählen. Oder?"
 

"Na ja, wir wollten ihren Unterricht eigentlich nicht stören, wozu gibt's Pausen?" Jimmy grinste blöd, in der Hoffnung, er könnte dieses Erzählen ins Unendliche hinausschieben. Es gab Dinge, über die er hier nicht prahlen sollte.
 

Der Unterricht entpuppte sich als recht eintönig, die Leute saßen still, solange Herr Otero erklärte, doch als er sich zur Tafel drehte, drehten sie sich synchron mit ihm zu Jessy und Jimmy, um sie weiter mit Fragen zu löchern.
 

"Woher könnt ihr so gut Schlittschuh laufen", war die häufigste Frage.
 

"Hat Ranma euch so gut Kämpfen beigebracht?", fragte ein anderer.
 

"Stimmt es, dass ihr in Wahrheit Monster seid?", fragte ein Schüler vor ihnen.
 

"Wir haben uns alles selbst irgendwie beigebracht", antwortete Jimmy. "Und Monster... na ja, was soll's... von wem ist das Gerücht denn?"
 

"Ah, von einem aus der Klasse über uns", sagte ihr Klassenkamerad. "Der schlägt sich öfters mit ein paar finsteren Leuten, können wir euch zeigen."
 

"Oh, schön", grinste Jimmy. "Schwesterherz, weißt du noch die Ecke, in der die Sonne nie scheint? Jetzt haben wir ja Zeit."
 

"Klar, wollen wir gleich mal in der Pause hin? Dann musst du deine ganze Geschichte nicht noch mal aufrollen", lachte Jessy zurück.
 

Otero drehte sich wieder zurück und musste feststellen, dass seine Schüler nicht das geringste kapierten, obwohl es nur eine Wiederholung von der letzten Stunde war. Genervt wart er seine Notizen auf das Pult und fing vom neuen an zu erklären. So verbrachten die beiden Dimensionsreisenden auf diese Weise ihre Zeit bis zur Pause, dann machten sie sich auf die Suche nach Ranma und erklärten ihm ihr Vorhaben. Ranma versprach beim Hören ihrer Schreie ihnen zu Hilfe zu eilen, wollte aber sonst mit den kleinen "Whites-Knirpsen" nichts zu tun haben. Schließlich waren "die" nun wirklich keine Gegner. So machten sich die beiden alleine auf den Weg.
 

"Die Ecke, in der die Sonne nie scheint", wiederholte Jimmy. "Was hat das wohl zu bedeuten?"
 

"Eine auffällig dunkle Ecke vielleicht", meinte Jessy und guckte sich um.
 

"Hm, diese Ecke müsste doch eigentlich im Norden sein, woanders muss ja irgendwann die Sonne scheinen, oder?"
 

"Das könnte sein..."
 

Sie gingen um die Schule herum und fanden tatsächlich auf der anderen Seite ein Plätzchen, welches von zwei Gebäudeblöcken eingeschlossen und somit vor Sonnenstrahlen abgeschirmt war. Komischerweise waren an den Wänden auch keine Fenster, zumindest nicht unter dem dritten Stock. Dafür waren die alten Wände mit allerlei Sprüchen und Kraftausdrücken bekritzelt, alles war über und über bedeckt mit Sprayzeichnungen und seltsamen Schriften, so wie man sie manchmal auf Zügen vorfindet. Das machte es allerdings nicht zu einer düsteren Ecke, ganz im Gegenteil, alles zusammen wirkte etwas lächerlich. Zumal die Sonne stark genug schien um auch in die hintersten Winkel zu kommen und so erhellte sie auch diese dunkle Ecke mit einem matten Licht, was sie geradezu lieb aussehen ließ. Zum Glück befand sich hier zur Zeit keiner der angeblichen vier Whitemitglieder dieser Schule, und Jimmy konnte mit seiner "Schwester" in Ruhe die Kunstwerke an den Wänden betrachten.
 

"Sag mal", fing Jessy an und deutete auf die Wand, "was bedeutet eigentlich dieses Wort?"
 

Jimmy verschluckte sich nun schon zum zweiten Mal an diesem Tag. Das Wort, auf welches Jessy zeigte, war "Sex", und es war tatsächlich das am öftesten benutzte Wort auf dieser Wand. Es war in allen möglichen Größen zu finden, es stand mal ganz klein in irgendwelchen Ecken und war auch mal über eine ganze Wand geschrieben. Einer hatte sogar aus diesem Wort ein Gedicht geschrieben, allerdings war es ziemlich kurz..
 

"Na ja", sagte Jimmy langsam, etwas irritiert. "Was fragst du mich das eigentlich? Ich bin mir nicht sicher, ob ich dir das erklären kann... ich glaube nämlich nicht, dass ich weiß, wie ich das sagen soll..."
 

Jessy schaute ihn an und lachte. "Warum nicht? Seit wann kannst du etwas nicht erklären?"
 

"Hör auf zu lachen! Mit so was solltest du zu Akane gehen, sie kann das besser. Von Frau zu Frau... Mir fehlen irgendwie die Worte dazu." Er guckte sich hilfesuchend um.
 

"Was ist an diesem Wort denn so besonders?", fragte Jessy begriffsstutzig.
 

"Na ja..." Jimmy überlegte. Dass war nun echt eine blöde Situation, aber sie schien davon ja wirklich keine Ahnung zu haben, woher denn auch? Sie war erst seit kurzem ein Mensch und es war auch so schon ungewöhnlich, wie viel sie wusste. Es hatte sie aber niemand aufgeklärt. "Ich kann es ja mal versuchen. Also: viele Menschen, na ja, viele Lebewesen tun das, weil es ungemein viel Spaß macht..." Gut angefangen, überlegte er. So würde es wohl jeder Hentai erklären, und sie würde es bestimmt nie kapieren.
 

Jessy lachte. "Warum macht das so viel Spaß??"
 

"Weil... weil... die Natur hat es so eingefädelt..."
 

Jessy lachte noch lauter. "Aha, und weshalb hat sie das so eingefädelt???"
 

"Also, wir Menschen, im Grunde ein großer Teil der Lebewesen macht das, um sich fortzupflanzen. Das ist so ein menschlicher Trieb... Weißt du, ich hab keine Ahnung, wie ich dir das erklären soll, ist ein kleines bisschen peinlich..."
 

"Was macht man da überhaupt?"
 

"Äh... ääääääääh..."
 

Jessy guckte ihn fragend an. "Es gibt einen in unserer Schule, der sagt es andauernd. Der läuft rum, und wenn ihn jemand was fragt, antwortet er mit ,Sex?'. Wollt dich schon früher mal danach fragen, ist das denn so etwas besonderes?"
 

"Also gut. Ich kann es ja mal versuchen. Obwohl ich kaum glaube, dass ich dir das verständlich machen kann... Es ist was besonderes, ja, meistens, manchmal. Einige Leute machen es andauernd, einige haben es noch nie gemacht, für die ist es was besonderes. Also, wenn zwei Menschen verschiedenen Geschlechts sich lieben und unter Umständen eine Familie mit Nachwuchs gründen wollen, müssen sie Sex machen. Es heißt daher auch Geschlechtsverkehr. Oder weil sie sich gegenseitig die Liebe beweisen wollen. Da entsteht dann nämlich sone Bindung... Oder sie wollen einfach nur ihren Spaß, wie vielleicht diese ganzen Hentais."
 

"Und wie macht man das genau?"
 

Jimmy seufzte. "Ähm... ich glaub, dass kann dir Akane viel, viel besser erklären. Oder Nabiki, oder Kasumi."
 

"Willst du es mir nicht erklären?"
 

Jimmy seufzte. "Hör mal", fing er an und kratzte sich verlegen am Kopf. Das hatte er noch nie erlebt, dass ihn jemand auf so etwas ansprach. Er war jetzt vollkommen irritiert und er wusste immer noch nicht, was er antworten sollte, und schüttelte deshalb nur den Kopf. Es war, als ob er es einem kleinen Kind erklären müsste, einem Sohn oder einer Tochter. Nur die würden wahrscheinlich auch eher zur Mami rennen.
 

"Werden wir beide das auch mal machen, dieses Sex?", fragte Jessy unschuldig weiter.
 

Jimmy erstarrte, lief rot an und drehte sich möglichst schnell um, damit Jessy es nicht sehen konnte. Er hatte doch eben erwähnt, dass Leute es machten, um sich gegenseitig die Liebe zu beweisen und eine Bindung einzugehen, hieße das jetzt, auch Jessy wollte mit ihm... eine Liebesbeziehung anfangen?!? Das Chaos in seinem Kopf vergrößerte sich. Oder sie wollte nur den Begriff Sex erklärt haben. Sie war ja nicht wirklich ein Mensch, also war es kein Wunder, dass sie danach fragte, aber warum ausgerechnet ihn? Er war sich sicher, dass er das jemandem wie Ranma problemlos hätte erklären könnten, aber bei ihr war das anders. Sie war irgendwie etwas besonderes, und außerdem war sie ein Mädchen! Er konnte doch nicht plötzlich mit ihr einfach so darüber reden, als ob nichts wäre. Jimmy atmete tief durch und drehte sich zurück, Jessy sah ihn mit neugierigen Augen an.
 

"Das ist nicht wie Eis essen oder ins Kino gehen, na ja, dass ist halt was besonderes, etwas viel intimeres, also... Vielleicht erkläre ich es dir irgendwann mal, aber zur Zeit weiß ich nicht, wie. Das ist nämlich etwas, wo ich selbst noch keinen klaren Kopf hab." Jimmy überlegte, denn das stimmte so nicht. Davor war noch ein ganz anderer Gesichtspunkt, über den er sich Gedanken machen musste. "Vielleicht kannst du es dir von einem Mädchen erklären lassen, am besten von Akane, Nabiki oder Kasumi. Eine aus deiner Klasse würde ich vielleicht nicht fragen, die würden doof gucken."
 

Es klingelte. Jessy nickte fröhlich, zu Jimmys Überraschung war sie weder gekränkt noch sauer darüber, dass er es ihr nicht sagen konnte, und lief in Richtung Schule. "Okay, dann frag ich halt Akane, aber du musst es mir trotzdem irgendwann mal erklären, ich will dann nämlich wissen, worüber du dir noch nicht im klaren bist!" Dann winkte sie, drehte sich um und war hinter der nächsten Ecke verschwunden.
 

Jimmy atmete auf, guckte sich vorsichtshalber um und schlug dann mit dem Kopf gegen die Mauer. "Arg, die soll mal einer verstehen!" Er merkte plötzlich, dass sein Herz ziemlich schnell pochte, und ihm war ziemlich heiß. Außerdem hatte er ein wirklich großes Durcheinander in seinem Kopf, wie ein Knäuel tausender Kabel, die er nun in der nächsten Stunde sortieren musste. In diesem Punkt war er doch noch ein bisschen zu schüchtern, um mit einem Mädchen offen darüber zu reden, er hatte ja selber keine Erfahrung. Aber mit Jessy war er irgendwie schon zusammengewachsen, sie verstanden sich blendend, wie dicke Freunde. Trotzdem wusste er nicht, wie sie darauf reagieren würde, und wie er es genau ausdrücken sollte. In der Regel verstanden es Frauen ganz falsch, wenn ein Mann ihnen so was erklären wollte, und hier waren sie dazu in einer Mangawelt! Hier waren Missverständnisse vorprogrammiert, deshalb war hier alles noch viel schlimmer. Er schüttelte nochmals den Kopf und fing auch an zu lachen. "Verrückt", sagte er laut und ging Jessy ins Gebäude nach.
 

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Die zweite Überraschung erlebte Jimmy in der dazugehörigen zweiten großen Pause. Nach dem wirklich spannenden Unterricht mit Herrn Otero gingen die beiden Dimensionswechsler nochmals in die Dunkle Ecke gucken, aber auch dieses Mal stand da keiner. So gesellten sie sich zu ihren Klassenkameraden, laberten eine Weile und setzten sich schließlich auf ein Mauerchen, um ein bisschen zu entspannen. Das Wetter war wie immer wundervoll, die Sonne schien, und die Leute tobten fröhlich oder standen in Grüppchen sich lauthals unterhaltend auf dem Schulhof. Jessy legte sich auf der Wand längst hin, während Jimmy das Geschehen um sie herum beobachtete. Schließlich kam ein Mädel aus ihrer Klasse angerannt, lauthals "Jessy, Jessy" rufend.
 

"Hm?", machte diese und blickte auf. "Oh, hallo Yoko!"
 

"Ich soll dir diesen Brief geben. Er ist von einem aus der Klasse über uns."
 

Jessy nahm den Brief und riss ihn auf, Yoko und Jimmy guckten ihr interessiert zu. Der Umschlag war schon mit vielen Rosenmustern verziert, aber der kleine zusammengefaltete Zettel darin übertrieb maßlos, er sprudelte nur so von kitschigen Blümchen, Herzchen, Küsschen und vielem mehr. Sie las kurz drüber, was allerdings doch ein bisschen dauerte, und grinste dabei immer mehr. Am Ende fing sie an laut zu kichern. "Was für ein Spinner!"
 

"Von wem ist der", fragte Jimmy.
 

"Von Kensuke."
 

"Kensuke?" Jimmy guckte sie erwartungsvoll an, dann fügten sich in seinem Kopf zwei Drähte zusammen. "Waaas? Kensuke??? Der... der? Der, der so an uns interessiert war?"
 

"Ah ja, Nabiki hat den Namen ja erwähnt", grinste Jessy. "Hätte ich fast vergessen."
 

"Was schreibt er?", fragte Yoko.
 

Jessy gab ihrem Bruderherz den Brief und sagte lachend: "Lies mal vor."
 

Jimmy gehorchte, faltete ihn zurecht und stutzte. Das war eindeutig ein Liebesbrief, oder ein Liebesgedicht, besser gesagt. Er brauchte einen kurzen Moment, um das zu verdauen, brachte einige seltsame Laute heraus und fing dann an stockend vorzulesen:
 

"Deine Augen so wunderschön, deine Lippen wie Rosen blühn,
 

Deine Nase so zart und klein, da wünschte ich, sie wäre mein,
 

Deine Haare so bezaubernd, deine Figur atemberaubend,
 

Ich lieb dich wohl mehr, wohl mehr als nur sehr.
 

Mit diesem Gedicht wollt ich dir sagen, ich hab ne Menge Schmetterlinge im Magen,
 

Denn du bist was besonderes, so wie das Licht des Mondes.
 

Und du weißt nicht wer ich bin, so müssen wir uns wiedersehen,
 

Wie wäre's mit dem Cafe bzw. der Bar, am Samstag um acht, ist doch klar.
 

Ich warte auf dich, denn du bist das Herz für mich.
 

Eigentlich bin ich es nicht Wert, und hoff ich, du bist nicht verwehrt,
 

und kommst trotzdem dahin, und lernst mich kennen, so wie ich bin.
 

Ganz viele Grüße, dein Kensuke liegt dir zu Füßen."
 

Als er mit dem Stammeln fertig war, drehte er den Brief prüfend um, als ob da stehen sollte: "Ha, reingelegt!" Doch hinten stand leider außer dem Kitsch gar nichts. Jimmy gab den Brief fassungslos an Yoko weiter, die ihn dann noch einmal durchlas und dabei aufgeregt kreischte, was wohl eine Mischung aus lachen und seltsamen Freudenslauten sein sollte. Dann guckten sich die beiden Mädels an, und fingen wieder an zu kicherten.
 

"Hast du vor dahinzugehen", fragte Jimmy, und versuchte sie interessiert anzugucken.
 

"Ich weiß es noch nicht, vielleicht. Vielleicht sollte ich ihn wirklich kennen lernen. Ist doch nichts schlimmes bei, oder?"
 

Jimmy schüttelte den Kopf. "Nichts, außer dass er wohl zu den Blacks gehört."
 

"Was?", schrie Yoko los. "Er gehört zu den Blacks?" Dann unterbrach sie sich und schüttelte energisch den Kopf. "Der bestimmt nicht. Seid ihr euch da ganz sicher?"
 

"Nein, eigentlich war das eine reine Vermutung-"
 

"Habt ihr das gehört?" Yoko drehte sich abrupt um und rannte zu ihren Freundinnen zurück. "Jimmy sagt, Kensuke gehört zu den Blacks! Kensuke ist einer von denen..."
 

Fassungslos starrte ihr Jimmy hinterher. Da hatte er aber was tolles ausgeplaudert. Wenn die Blacks nun anfingen sich zu wundern, woher er denn wusste, wer alles zu ihnen gehört, könnte er in ernste Schwierigkeiten geraten. Dann werden sie ihn aus dem Weg räumen wollen. Eine tolle Vorstellung, wenn man sich an die Zeit der zweiten Dimension erinnerte.
 

"Sag mal", stupste ihn Jessy an. "Was heißt eigentlich Schmetterlinge im Magen? Kann man die Essen?"
 

Jimmy guckte sie irritiert an, bis ihn ein Lachkrampf überfiel. "Nein, das ist so eine Redewendung, wenn einer verliebt ist. Dann kribbelt's ihn und er hat dann Schmetterlinge im Bauch."
 

"Ach so", überlegte das Mädchen. "Deshalb diese ganzen Komplimente. Ist ja cool."
 

Jimmy brach sein Lachen ab und guckte sie verblüfft an. Jessy allerdings freute sich plötzlich riesig und hüpfte von der Mauer. "Meinst du, ich soll mich mit ihm treffen?"
 

"Ähm, weiß ich nicht..."
 

"Na, sag schon. Soll ich zu diesem Cafe gehen, oder nicht? Ich weiß eigentlich gar nicht, wo das ist. Muss ich gleich mal Yoko fragen..."
 

Jimmy war ein wenig irritiert von Jessys handeln. Sie freute sich riesig über so einen Brief, wusste zum Teil nicht einmal, was er bedeutete oder wozu er gut war, und empfand bestimmt rein gar nichts. Sie hatte ja auch keine Erfahrung. Dann guckte er gen Himmel und sagte nur "Ach".
 

Jessy guckte ihn fragend an. "Willst du etwa nicht, dass ich mich mit ihm treffe?"
 

"Ich hab nichts dagegen", sagte er bestimmt. "Den Liebesbrief hat er an dich geschrieben, also musst du es auch entscheiden."
 

"Was meinst du, was er von mir will? Vielleicht dieses Sex, dass er immer sagt?"
 

"Der sagt es immer?"
 

"Ich glaube schon, falls er das ist. Ich hab nur seinen Namen vergessen."
 

Ein toller Typ, dieser Kensuke, genau der Richtige um Jessy aufzuklären. "Na ja, du kannst es ja versuchen, nur erwarte keine Intelligenzaktivitäten von ihm, dass könnte nämlich anstrengend für ihn sein. Aber vielleicht kannst du ihn nach den Blacks ausfragen, natürlich unter einem Versprechen es niemals weiterzuerzählen."
 

"Samstag ist das... o.k., ich versuche es, aber ich muss dir danach alles erzählen!" Sie lachte, drehte sich um und hüpfte langsam Richtung Schuleingang. "Kommst du? Ich glaub, die Pause ist gleich zu Ende."
 

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So verging auch dieser Tag, genauso wie der darauffolgende. Die beiden Fremddimensionisten hatten die Holzhütte außerhalb der Schule vollkommen vergessen und trainierten seit langem mal wieder auf festem Boden. Erst als Nabiki ihn am Freitag Abend nach dem Essen daran erinnerte, dass da ja noch dieses Versteck der Whites am Stadtrand auf sie wartete, beschlossen sie demnächst mal vorbeizuschauen. Jimmy nahm sich an diesem Tag sogar Jessy zum intensiven Feuertraining vor, und sie hatte sogar eine Menge geleistet. Ihr Feueratem als Pokémon verstärkte sich wieder und wurde zusehends gefährlicher, und Jimmy brachte ihr sogar bei, wie man als Mensch ein Feuer aus der Handfläche erzeugen konnte. Was ihr allerdings gelang, war nur, die Luft um einige Grad zu erwärmen, etwas sichtbares war noch nicht erkennbar. Beim Versuch von anderen Elementarzaubern versagte Jessy allerdings völlig, sie war nun mal auf Feuer spezialisiert. Zwischendurch übten sie immer noch den Amaguriken, und wurden auch darin immer besser, auch wenn sie noch längst nicht Xiaous oder Ranmas Geschwindigkeit erreichten.
 

Am Samstag Abend setzten sie sich nach dem Training und dem Zeitungsaustragen wieder mal aufs Dach, und trafen so sogar auf den großen Martial Artist. Akane war wieder einmal aus irgendeinem Grund böse auf ihn, und er saß da nun mürrisch auf den Ziegeln und schaute ins Leere, als die beiden zu ihm hochkletterten.
 

"Hey Ranma! Was ist denn nun schon wieder los? Man hat ja Akanes Schrei durch das ganze Haus gehört! Was hast du nun schon wieder zu ihr gesagt?"
 

"Nichts!", sagte dieser aufgebracht.
 

"Oh Ranma", schüttelten die beiden ihre Köpfe und setzten sich neben ihn. Jimmy hatte noch seinen Gi an, Jessy hatte sich aber schon umgekleidet und fertig gemacht. Sie hatte sich eine aufreizende schwarze Hose aus Nabikis Kleiderschrank geborgt, und hatte sich dazu ein ebenso schwarzes Bauchfreies Top rausgesucht. Jetzt saß sie da und kämmte ihre Haare, während sie von den Jungs beobachtet wurde.
 

"Was habt ihr?", fragte sie und guckte sich um, prüfend, ob sie nicht durch sie hindurch auf wen anders guckten. "Ist irgendwas mit meinem Outfit?"
 

"Ja, ich finde, es steht dir", meinte Jimmy. "So insgesamt siehst du ganz süß aus."
 

"Findest du?"
 

Jimmy nickte. "Und übrigens danke, dass du mir beim Austragen geholfen hast. Aber wer hat eigentlich am Mittwoch ausgetragen?"
 

"Ich und Akane, wir dachten, wie machen es mal eben. Du warst ja verhindert..."
 

"Echt nett von euch, vielen Dank. Ihr seid unglaublich. Wenn ich euch nicht hätte..."
 

Ranma guckte nur fragend zu ihnen rüber. "Warum machst du ihr eigentlich immer so viele Komplimente?"
 

"Ich sage nur meine Meinung, mehr nicht. Sie sieht doch wirklich süß aus, oder findest du nicht?"
 

Der Martial Artist überlegte. Dann nickte er aus versehen, fast unmerklich, aber immerhin.
 

"Na siehst du! Wenn du es auch findest, kannst du das auch sagen."
 

"Kann sie sich das nicht selbst denken?!?"
 

Jimmy lachte. "Vielleicht, aber sie will auch eine Bestätigung hören, und dafür sind Jungs da, um den Mädchen zu sagen, dass sie gut aussehen."
 

"So was bescheuertes!"
 

Jimmy zuckte mit den Schultern. Jessy bürstete ihre Haare seelenruhig weiter und verfolgte dabei interessiert ihre Unterhaltung.
 

"Ranma, ich weiß, dass Mädchen nun mal so sind, sie wollen immer wieder Komplimente hören. Ich weiß nicht, warum, aber ich weiß, dass es so ist. Und sie sind über kleine Beleidigungen auch furchtbar gekränkt. Das weißt du doch auch, oder nicht? Wenn du es weißt, frag ich mich, wieso du nicht darauf eingehst und den Mädchen mal eine Freude machst, wenn du mal was nettes über ihre Figur sagst."
 

Ranma verstand sofort, worauf Jimmy hinaus wollte. "Akane ist nicht hübsch, sie hat keine Figur, sie ist flachbusig und vollkommen unweiblich!"
 

"Das stimmt doch nicht! Sie mag zwar keine erwachsene Frau sein und somit noch nicht vollkommen entwickelt sein, aber sie ist doch auch nicht hässlich!" Jimmy überlegte. "Würdest du denn Jessy auch als hässlich bezeichnen, wenn du mit ihr verlobt wärest?"
 

"Sie benimmt sich nicht so wie dieses brutale Machoweib."
 

"Ich würde dir nach einem blöden Spruch genauso eine scheuern", sagte Jessy bestimmt und grinste fies. "Ich würde dich vielleicht nicht so hoch in die Luft schießen, aber wenn ich trainieren würde, wären es vielleicht ein paar Meter."
 

Ranma erwiderte nur ein "Pah!"
 

"Du hast es noch nicht auf die nette Tour versucht, oder? Ich hab dir schon mal gesagt, du sollst ihr auch mal Komplimente an den Kopf schmeißen", sagte Jimmy bestimmt.
 

"Dann würde ich lügen!"
 

"Und wenn schon", rief er. "Ist doch egal, trotzdem steigerst du ihr Selbstbewusstsein und machst sie dir nicht zum Feind. Und außerdem ist sie doch wirklich hübsch, also lohnt es sich auch."
 

Ranma schüttelte den Kopf. "Wenn sie sich etwas weiblicher benimmt, vielleicht."
 

"Ts", machte Jimmy. "Fast sinnlos mit dir zu diskutieren."
 

Jessy guckte auf die Uhr, legte die Bürste auf die Ziegel und stand auf. "Versuch es ihm noch weiter einzureden, sonst versuche ich es später noch mal. Ich geh jetzt ins Cafe."
 

"Er will es ja nicht verstehen, aber ich werde es versuchen", sagte Jimmy und lächelte. "Viel Spaß bei deinem ersten Date."
 

"Mein erstes Date?" Jessy lachte, bedankte sich, winkte und verschwand durch das kleine Dachfenster. Ranma schaute wieder gen Himmel und Jimmy guckte zu ihm rüber, neben ihm liegend. Schließlich seufzte Ranma und drehte ihm den Kopfrücken zu. "Ich weiß ganz genau, was du sagen willst!"
 

So blieben sie noch eine Weile liegen, Ranma die Vögel an den Bäumen der Nachbarsgärten beobachtend, Jimmy nun den Himmel betrachtend. Nach einer Weile seufzte Ranma noch mal laut und drehte sich wieder zurück. "Und was soll ich sagen?"
 

Jimmy stutzte. Hatten etwa seine nervigen Reden bei Ranma endlich Erfolg? Hörte er jetzt wenigstens auf ihn, oder sich zumindest seinen Rat an? Wenn das so war, konnten sie, er und Jessy, ja vielleicht doch noch was zwischen den beiden Sturköpfen ändern. "Du musst eigentlich nicht gleich übertreiben", sagte Jimmy langsam. Er musste jetzt eine Methode finden Ranma alles wichtige zu erklären, ohne dass er wieder die Lust darauf verliert. "Zunächst solltest du sie sowieso nicht so oft beleidigen. Dann könntest du dir überlegen, was sie wohl denken würde, wenn du was zu ihr sagst. Wenn du zum Beispiel sagst, sie soll ihren Gi zur Party anziehen, was glaubst du dann, was sie denkt?"
 

"Das ich ihren Gi besser zu ihr passend finde."
 

"Warum findest du, dass er besser zu ihr passt?"
 

"Er hebt das Machogehabe besser hervor."
 

"Und was, wenn sie gar nicht Macho sein will?"
 

Ranma sagte nichts.
 

"Dann kränkt sie das doch, findest du nicht? Sie ist doch ein Mädchen, und will sich auch wie eins benehmen, nur hatte sie vorher zwischen all den Hentais keine Gelegenheit dazu. Nun hat sie einen Verlobten und ihre weibliche Seite könnte sich wundervoll entfalten."
 

Der Martial Artist sagte wieder nichts und schwieg beleidigt vor sich hin.
 

"Was könntest du sonst noch sagen?", fragte Jimmy weiter.
 

"Sie soll gar nicht erst auf eine Party gehen."
 

"Mal angenommen, du willst, dass sie ihre weibliche Seite ein bisschen zur Geltung bringt, da du sowieso sehr wenig davon mitbekommst. Was könnte das wohl sein? Wie wäre ein Vorschlag ein figurbetontes Kleid anzuziehen? Oder etwas, wo sie viel Haut zeigt?"
 

"Und wozu ist das gut?"
 

"Wenn du ihr so was vorschlägst, merkt sie, dass du eigentlich ganz einfühlsam bist, und ist dann selbst auch ein bisschen liebevoller. Dann musst du dich nicht dauernd mit ihr prügeln. Oder streiten."
 

Ranma seufzte noch ein paar mal. "Und?"
 

"Und? Blöde Frage! Wenn sie dich erst mal aus dieser Seite sieht, dann wirst du auch merken, wie nett sie sein kann. Dann wird sie vielleicht ein wenig weiblicher, wer weiß."
 

"Aha", nickte Ranma. "Und das war's?"
 

Jimmy setzte sich wieder gerade hin. "Du kannst ihr Komplimente machen, nicht viele, aber ein paar, zu den passenden Anlässen. So wie ,Oh, das Kleid passt dir super' oder so was. Musst dir halt einfach überlegen, was ihr vielleicht eine Freude macht, und dich einfach trauen es zu sagen. Auf jedem Fall solltest du nichts über ihre Brutalität erwähnen, oder so was in der Richtung. Das mag sie nämlich nicht."
 

Ranma richtete sich aufgebracht auf. "Denkst du etwa, ich traue mich nicht?"
 

"Weiß ich nicht. Aber so was zu sagen trauen sich manchmal die größten und besten der Welt nicht. Und ich glaube schon, dass du schüchtern bist, auch wenn es dir Genma eingeredet hat. Aber hör nicht auf ihn, was er labert ergibt eh keinen Sinn. Dass du Schwäche mit Emotionen zeigst ist doch kompletter Schwachsinn."
 

Jimmy schielte gelangweilt auf die Straße. Er hatte ihm das schon mal erzählt, aber vielleicht hält doppelt genäht echt besser...
 

"Ich koppele meine Emotionen auch. Sie sind auch dazu da, damit sich die Leute auf einen Einstellen können und ihm helfen können. Oder Angst bekommen und mit eingezogenem Schwanz wegrennen oder so was, es gibt viele Beispiele." Er kratzte sich am Kopf und seufzte. "Auch wenn du die Beleidigungen... " Er brach ab, guckte wieder auf die Straße, rieb sich die Augen, und guckte verblüfft noch einmal hin. "... erst mal weg lässt...", beendete er abwesend und sprang auf. "Einen Moment mal!" Dort, auf dem Fußweg eilten Kensuke und Tasumo, sehr in ein Gespräch vertieft, in Richtung des Cafes. "Was zum Teufel macht der Spinner um diese Zeit noch mit Tasumo? Wir reden nachher noch mal, Ranma, ich muss kurz weg."
 

Mit diesen Worten ging er zum Rand des Hausdaches, suchte sich eine weiche Aufprallstelle und sprang. Nur konnte er beim landen nicht den ganzen Schwung des Fluges nehmen und brach zusammen, und zwar so ungeschickt, dass er sich leicht den Fuß umknickte und zur Straße hinhumpeln musste. Aber er war stolz, dass er sich wenigstens nicht das ganze Bein gebrochen hatte. Ranma schaute ihm irritiert, aber auch fasziniert hinterher, Jimmy zeigte den Daumen hoch und machte sich auf die beiden scheinbaren Blackmitglieder zu verfolgen. Wehe, wenn sie was planten, was Jessy missfallen könnte...
 

Gleich darauf waren sie an einer Kreuzung angekommen und trennten sich. Jimmy humpelte mit seinem umgeknickten Fuß hinterher, schaute beiden nach und entschied sich Tasumo zu folgen. Kensuke war ja klar, der ging zum Cafe. Allmählich begann Jimmys Fußgelenk tatsächlich etwas mehr zu schmerzen, er hatte es sich doch etwas zu schlimm umgeknickt und musste es auch noch strapazieren. Kurz überlegte er nach einem Heilzauber, als ihm etwas anderes einfiel. Er könnte sein Gewicht des ganzen Beines auf die von Helium umtransferieren. So würde kaum ein großer Druck auf dem Gelenk liegen, und der Zauber war eigentlich nicht all zu schwer. Er konzentrierte sich und merkte, dass er eigentlich keine Astrale Energie zur Verfügung hatte. "Verdammt! Warum muss diese Dimension so Magietot sein? In der zweiten hätte ich viel schlimmere Zauber aussprechen können und hätte trotzdem noch sehr viel über!"
 

Jimmy guckte sich um und merkte, dass viele Spaziergänger verwundert zurückgafften. Er grinste und zuckte mit den Schultern, dann humpelte er fröhlich weiter. Tasumo war schon an der Straßenecke angekommen und bog ab. Als Jimmy selbst dort ankam, erblickte er eine Straße mit vielen Abzweigungen, und Tasumo war wohl in einer Verschwunden, zu sehen war er jedenfalls nicht. Das gefiel ihm gar nicht. Dass Kensuke mit Tasumo befreundet war, und beide, wie sie annahmen, zu den Blacks gehörten. Hätte er jetzt gewusst, wo das Cafe war, hätte er Jessy hinterher schleichen können und sie beschützen können, falls die Spinner etwas ausheckten. Aber das Mädchen war schlau genug um auf sich selbst aufzupassen, schließlich hatte sie das Kämpferblut eines Pokémons ins sich. Es würde schon nichts passieren. Jimmy musste aufhören einen so besorgten Helden spielen zu wollen. Auch war es unwahrscheinlich, dass die unauffälligen Blacks plötzlich so etwas anstellen. Seufzend machte er sich auf den Weg nach Hause.
 

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Jessy kam erst spät nach Hause, genaugenommen um halb elf, aber Jimmys Meinung nach war es sehr spät. Sie schlenderte verträumt die Straße entlang, als sie Jimmy auf dem Dach erblickte. "Hey, du sitzt ja immer noch da oben!"
 

"Nein, wieder. Was hast du mit dem Typen so lange gemacht?"
 

Sie schüttelte nur lachend den Kopf und ging ins Haus. Kurz darauf stieg sie auch schon durchs Dachfenster, zwei Eisbecher und zwei Löffel in der Hand. "Kasumi meinte, ich soll mir zwei rausnehmen, für dich auch noch eins. Hier. Na ja, dieser Kensuke war schon komisch. Und Tasumo ist auch komisch, die sind beide irgendwie komisch..."
 

Jimmy guckte sie verblüfft an. Also war Tasumo doch dabei?
 

"Zunächst war ich mit Kensuke im Cafe, da hat er mir ganz schön viele Komplimente gemacht. Dann wollte er mit mir in den Park, na ja, und da hat er mich angefangen zu begrabschen."
 

Jimmy ließ den Löffel fallen, der auf den Dachziegeln fast bis zur Dachrinne rutscht. "Er hat dich begrabscht?"
 

"Ich hab ihn gefragt, warum er das tut, und ob wir sein Sex machen, aber ich glaub, er hat mich irgendwie nicht verstanden. Das war ein bisschen unangenehm, und ich hab ihm auch gesagt, dass ich ihm gleich eine scheuer. Du sagst ja immer, ich soll solchen Typen eine klatschen... Na ja, dann tauchte Tasumo plötzlich auf. Er sah uns beide, rannte auf uns zu und schubste ihn vor mir weg. Und dann fragte er mich, ob Kensuke mich vergewaltigen wollte."
 

Jessy nahm einen Löffel Eis in den Mund und lutschte, Jimmy sah sie verblüfft an. "Und dann?"
 

"Na ja, Kensuke wurde dann irgendwie aufdringlich und meinte, er müsste jetzt seine Klappe aufreißen. Er meinte, ich wäre sein Mädchen, und dass ich es selbst will. Ich schüttelte nur den Kopf und da verpasste ihm Tasumo eine, und Kensuke ist abgehauen."
 

"Aha" sagte Jimmy und griff nach seinem Löffel. "Das erklärt einiges."
 

"Wieso?", fragte Jessy verwundert.
 

"Na, weil ich die beiden vorhin gesehen habe, sie sind gleich nachdem du abgehauen bist hier zusammen vorbeigekommen."
 

"Also war das von Anfang an geplant?"
 

Jimmy nickte und wischte gedankenverloren seinen Löffel an der Hose ab. "Glaub ich. Und was hat dann Tasumo gemacht?"
 

Jessy nahm Jimmy den Löffel aus der Hand, legte ihn beiseite und fütterte ihn mit ihrem eigenen.
 

"Mmmm, danke", kaute Jimmy überrascht.
 

"Er hat mich auf einen Drink eingeladen", fuhr Jessy fort. "Ich hatte zwar kurz davor einen im Cafe, aber ich ließ mich dann darauf ein... wir sind dann noch ein bisschen durch die Stadt spazieren gegangen und haben über Schule und solchen Dingen gelabert, und schließlich hat er gesagt, er bringt mich nach Hause. Ich hab abgelehnt und wir haben uns getrennt, mehr nicht."
 

Jimmy nickte erneut. "Sehr interessant! Den Spinner verhau ich nächstes Mal so, dass er Angst kriegt in den Spiegel zu schauen. Und falls er dich jemals anmachen sollte, fang bloß nichts mit ihm an, er ist doch ein absoluter Schwachkopf. Kensuke wie auch Tasumo. Erstens sollte er dir die Wahrheit sagen, statt so ein Spielchen zu spielen, dass er auch noch mordsmäßig schlecht plant... Und zweitens sieht Kensuke viel muskulöser aus, und er ist auch viel größer und älter als Tasumo. Und deshalb glaub ich nicht, dass er vor ihm kuscht. Tasumo ist doch ein Stock! Ich glaube kaum, dass Tasumo klug genug ist sich eine Story auszudenken, die wenigstens halbwegs echt aussieht. Möchte wissen, wer von beiden eigentlich dieses bescheuerte Gedicht geschrieben hat."
 

"Er meinte, es wäre schön, wenn er sich morgen auch mit mir treffen könnte."
 

"Hm. Den Gefallen tust du ihm aber nicht, oder?"
 

Jessy guckte ihn ganz lieb an. "Ich hab schon o.k. gesagt..."
 

Jimmy fasste sich an die Stirn. "Der Typ ist doch genauso pervers wie Kensuke! Der wollte gar nichts von dir, die haben es sich nur ausgedacht, damit Tasumo in einem besseren Licht steht. Du weißt noch diese Aktion hinter der Schule? Wo er angerannt kam und dich unbedingt begrabschen wollte? Das wird sich auch nicht ändern. Na ja... was soll ich eigentlich noch sagen?" Jimmy befühlte weiter seine Stirn, er hatte schon Kopfschmerzen. "Sei einfach vorsichtig, o.k.?"
 

"O.k., mach dir keine Sorgen, an ihm kann ich üben den Männern eine zu klatschen."
 

"Du bist verrückt", sagte Jimmy und grinste. "Du sollst einfach vorsichtig sein, falls die mehr von dir wollen, als nur zu grabschen. Ich mache mir nämlich etwas Sorgen, falls die leichte aggressive Neigungen haben."
 

"Hm, okay. Dann hau ich ihnen eine, ich lasse sie bestimmt nicht an mich ran."
 

Jimmy bekam den letzten Löffel seines Eises und Jessy nahm ihm auch den Becher aus der Hand und stellte ihn an Seite. Dann legte er sich wieder auf die Ziegel und schaute in die Sterne. "Ich wollte dir eigentlich ins Cafe folgen, als ich die beiden gesehen habe. Dass sie dir nicht ernsthaft wehtun, dich vergewaltigen oder so. Was meinst du, ob ich mitkommen kann, wenn ihr euch trefft'? Ihr wollt doch nicht morgen schon miteinander rumknutschen, oder?"
 

"Rumknutschen? Noch nicht, glaub ich..."
 

"Dann würde ich nicht ganz so viel stören."
 

"Alles klar. Es ist schön, dass du mitkommst", sagte Jessy bestimmt und stand auf. "Mir ist kalt, ich gehe rein."
 

Jimmy nickte, blieb selber aber sitzen. Das Mädchen kletterte durch das Fenster und ein paar Sekunden später war es ruhig. Jimmy schaute wieder in die Sterne. Da war der große Wagen, oder so. Oder der kleine? Er kannte sich mit den ganzen Bildern nie so richtig aus und hatte sich nie besonders dafür interessiert, obwohl Astrologie in seiner Schule in der zweiten Dimension unterrichtet wurde. Er fand sie einfach nur schön. Irgendwie war er traurig, er wusste selbst nicht warum, aber aus irgendeinem Grund hatte er einen kleinen Kloß im Hals. War es wegen Jessy? Fürchtete er sie wegen Tasumo zu verlieren? Und zwar nicht wegen irgendeiner Brutalität oder Perversität, sondern dass Tasumo vielleicht eine zweite Seite hatte, die sie gar nicht kannten? Er schüttelte den Gedanken ab. "So wie Jessy auf ihn reagiert, kann er fröhlich weiter versuchen sich an sie ranzumachen", sagte er sich und atmete auf. "Sie wird ihn höchstens als Freund ansehen, und wenn sie nicht mal was dagegen hat, dass ich auf ihre Dates mitkomme, hat Tasumo schlechte Chancen," Dann stand er auf und folgte ihr ins Haus.
 

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Der Sonntag brach an, und mit ihm der Regen. Es schauerte den ganzen Morgen, und als Ranma schon in aller Frühe wieder im hohen Bogen in den Teich flog, und sich schreiend ärgerte, dass er sich schon in der Luft verwandelte, wachte auch der Rest des Hauses auf. Aus dem Loch hatte man mittlerweile ein Fenster gemacht, damit man das Haus nicht jeden Morgen restaurieren musste. Es war zwar eine billige Spontananfertigung und hob sich nicht sonderlich vom Rest der Gebäudewand ab, aber immerhin. Darin stand Genma, lachend, und zeigte mit dem Finger auf Ranmas weibliche Form, doch er unterschätzte die gewaltige Kraft der Natur. Riesige Windböen schleuderten das Regenwasser durch die kleinsten Ritzen so wie der offenstehenden Tür, und im nu saß der Genma-Hase quiekend zwischen den Türriemen.
 

"Waah, ist das kalt!", rief Jessy erschreckt, stand auf, schubste den Hasen runter und machte die Tür wieder zu.
 

Kurze Zeit später saßen sie alle gemeinsam beim Essen. Der Sturm hatte sich schnell wieder gelegt, doch die beiden Saotomes stürmten erst los, und zwar aufs Essen. Sie hatten sich noch nicht zurückverwandelt, Ranko saß nun da und versuchte die Fressgeschwindigkeit ihrer männlichen Form zu übersteigen, der kleine Hase schlug wild um sich, um möglichst viel zu erobern und auf seinem Teller zu sammeln. Kasumi hatte aber für Vorrat gesorgt, und so bekamen alle ein sättigendes, witziges und aufregendes Frühstück.
 

Nach dem Essen saßen die Faullenze noch eine Weile da, unter anderem auch Jimmy und Ranma. Die Mädchen, Jessy ausgenommen, waren alle schon aufgestanden und machten ihre Arbeit: Kasumi in der Küche, Nabiki in ihrem Zimmer und Akane im Dojo. Kurz nachdem Jessy entschied ebenfalls aufzustehen und mit Akane zusammen zu üben, ertönte ein ungemeiner Krach. Es hörte sich an, als ob Steinwände durchschlagen wurden, Holz zerbrach und Glas sowie Porzellan zersplitterte.
 

"Was ist denn da los?", fragte das Mädchen und ging zur Tür.
 

"Shampoo", sagte Jimmy kühl. "Oder jemand mit einer sehr ähnlichen Aura."
 

Jessy und Ranma guckten ihn verblüfft an. "Ich dachte, du hättest keine astrale Energie mehr übrig?"
 

"Aber Shampoo hat so eine Wut, dass ich auch nicht sonderlich viel brauche, um sie zu erkennen. Meine Güte, was macht sie so wütend?"
 

Das war schnell erklärt. Shampoo riss die Tür auf, zog ihre Bombouri und stürzte mit einem Geschrei auf den Jungen zu. "Wohin du hast Ehemann gebracht?", schrie sie wutentbrannt.
 

Jimmy sah ihren Angriff kommen und wich aus, sie schlug mit ihren Metallkugeln durch den Tisch und haute damit das ganze noch daraufstehende Geschirr um, dass es nur so klirrte. Dann ging sie erneut in Kampfposition, sah sich nach Jimmy um und stürzte wieder auf ihn los.
 

"Hey", rief er, duckte sich unter dem nächsten Schlag und floh zur Seite. "Warte mal, ich hab wen wie gebracht?"
 

"Du hast aus Neid Ehemann verschleppt!"
 

"Aha..."
 

"Oh herrje!"
 

Jimmy wandte sich um. Im Türrahmen zur Küche stand Kasumi und lächelte mit einem etwas genervten Blick zu Shampoo. "Was verschafft uns die Ehre?"
 

Eine Sekunde später erschien Nabiki im Treppenhaus, doch sie war lange nicht so freundlich wie Kasumi. Zunächst ging sie auf Shampoo zu und scheuerte ihr eine. Die Amazone hatte überhaupt nicht damit gerechnet und wurde von ihrer Wucht fast umgestoßen, ein schöner Abdruck blieb. Dann rastete Nabiki völlig aus. "Was fällt dir ein hier schon wieder einfach so hereinzuplatzen und alles in Stücke zu hauen?", brüllte sie. "Das ist nun schon das ZWEITE mal! Hast du eigentlich eine Ahnung, wie viel das alles kostet? Ich kann es dir aufzählen! Der Tisch 8000 Yen, die Porzellanteller 3000 Yen pro Stück, die Gläser... wie stellst du dir das vor, das alles zu bezahlen?"
 

Shampoo zuckte nur mit den Schultern und errötete. Jimmy grinste. Hätte ihr das ein Junge gesagt, hätte sie ihn wegen ihrem Amazonenstolz ignoriert, bei Nabiki war es allerdings anders.
 

"Die Gläser kosten mindestens 4000 Yen, das Set. Fünf zerbrochene Teller, zusammen 19000 Yen, und dazu der Tisch. Macht also 27000 Yen." Sie öffnete ihre Handfläche. "Her damit, 27000 Yen, SOFORT!"
 

Shampoo blickte irritiert zu Jimmy, der machte aber nur ein "tja". Dann hob sie wieder ihre Bombouri. "Das sein alles seine Schuld. Du machen Ehre von Amazonen immer kaputt!"
 

Damit schlug sie wieder in seine Richtung. Erschrocken wich Jimmy im letzten Moment aus und hüpfte nach draußen. Dort konnte sie nicht ganz so viel zerstören, hoffte er. Sie folgte ihm auch kreischend und versuchte ihn im Garten irgendwie zu erwischen. "Sag, wo Ehemann!"
 

"Ich hab keine Ahnung, wovon du sprichst!"
 

"Du haben verschleppt Ehemann! Du ihn rausrücken!"
 

"Du sein dumm! Ich nicht haben Grund für machen das! Du haben nichts im Kopf zum denken", äffte er sie nach. Dann rollte er sich zur Seite, als sie wutentbrannt und mit voller Wucht auf ihn losging, stand geschickt auf, nur um wieder um haaresbreite auszuweichen und wegzuspringen.
 

"Geben Mann zurück!", wiederholte sie.
 

"Ryoga? Ich hab ihn nicht, wieso sollte ich ihn auch verstecken? Wir sind befreundet!"
 

"Weil du sein eifersüchtig, deshalb du verstecken ihn."
 

So ein Quatsch, dachte er sich. Die Amazone ging ihm echt auf die Nerven. Aber wenn Ryoga weg war, wo war er dann? Jimmy hielt inne, da überkam ihn ein Lachanfall, als er es begriff. Shampoo nutzte seine Unaufmerksamkeit ihm ihre Bombouri in den Bauch zu rammen.
 

"Autsch!", würgte Jimmy, verschluckte sein Lachen, flog einige Meter und landete unsanft auf dem Boden. "Aua, das tut doch weh..."
 

Die Amazone ging auf ihn zu und richtete ihre Waffen auf ihn. "Du sagen, wo Ryoga, sonst müssen sterben!"
 

"Hat dir Ryoga nichts erzählt?"
 

"Was sollte er erzählen?"
 

"Von seiner Fluchform!" Jimmy schubste ihre Bombouri aus dem Weg und stand auf. "Das passt wirklich zu ihm. Wenn du mich nicht umbringst, sag ich dir, warum ich es nicht weiß, o.k.?"
 

Shampoo nickte und ließ ihre Bombouri sinken. "Dann sagen!"
 

"Weil er ebenso wie Ranma eine Fluchform hat. Er verwandelt sich nämlich in Berührung mit kaltem Wasser in ein Ferkel!"
 

Shampoo hob wieder ihre Bombouri. "Lüg nicht. So was nicht geben!"
 

"Natürlich so was geben! Du nie gesehen?" Er drehte sich zu Ranko. "Zeig es ihr mal."
 

Das Ranmamädchen tat es, sie ging kurz in die Küche, kam mit zwei Gläsern Wasser zurück und schüttete eins auf den Hasen. Der verwandelte sich prompt zurück in Genma, der gerade was schreien wollte, als sie ihn mit dem anderen Glas Wasser übergoss. Schon war er wieder ein Hase.
 

"Gesehen?", fragte Jimmy, als ob er glaubte sich bei Shampoo nur mit ihrer Sprachen verständlich zu machen. "Du glauben? Oder soll ich wiederholen auf chinesisch?"
 

Die Amazone stand verblüfft da und gaffte den Hasen an. Ging das also mit Tieren auch? Das mit Ranma wusste sie ja, sie hatte mit Xiaou genug Spionagen unternommen und war über ihn bestens informiert. Jessys Verwandlung in ein Pokémon hatte sie sogar live miterlebt, und zwar im Bad. Sie wusste zwar nicht, weshalb das so war, und es hatte sie ja nie interessiert. Nur das mit dem Hasen war halt neu, und die Sache mit Ryoga.
 

"Warum sollen Ryoga verflucht sein? Warum er Ferkelform?"
 

"Weil er ewig Pech hat, sich immer verläuft und das Ferkel zu ihm passt. Es ist sogar ein ganz süßes Ferkel", setzte er hinzu.
 

Die Amazone guckte ihn entgeistert an, drehte sich aber plötzlich um und ging auf den Ausgang zu. "Warum er mir das nicht gesagt haben? Warum?"
 

Jimmy starrte ihr fassungslos nach. Ihre Stimme klang plötzlich nicht mehr wütend oder hasserfüllt, im Gegenteil, sie klang sogar traurig, als machte sie sich wirklich Sorgen um Ryoga. Sie setzte zum Sprung über die Mauer an, als Jimmy sie zurück rief. "Warte Shampoo!" Er lief zu ihr und hielt sie an den Schultern fest. "Das ist nicht so, das Ryoga weggelaufen ist. Na, vielleicht ist er doch weggelaufen, aber nicht weil er dich loswerden wollte. Ihm ist es nämlich ziemlich peinlich, dass er sich in ein Ferkel verwandelt. Und üblicherweise..." Darüber schüttelte selbst Jimmy den Kopf, "versucht er es nämlich vor den Mädchen, die er mag, zu verstecken."
 

Die Amazone schaute ihn unglaubwürdig an, aber in ihren Augen fing ein Stückchen Hoffnung an zu schimmern. "Ehrlich?", frage sie in Tränen.
 

"Mach dir keine Sorgen. Er mag dich bestimmt sehr. Nur bei ihm gibt es noch ein klitzekleines Problem: er hat keinen Orientierungssinn. Das heißt er verläuft sich in seinem eigenen Haus. Ich will dich nicht verarschen, das ist echt so." Jimmy atmete tief durch. "Diese zwei Sachen sind der Grund, warum er nie eine Freundin findet. Er schämt sich seiner Fluchform, und zu irgendwelchen Treffpunkten findet er nie. Deshalb bitte ich dich, dass du ihn deswegen nicht wegwirfst. Warte auf ihn, bis er zurückkommt, und zeig ihm, dass du seine Fluchform gar nicht so schlecht findest."
 

"Ich nicht werfen weg was Heiratskuss besiegelt."
 

"Das ist schön, nur hab Geduld. Und wenn ich ihn sehe, werde ich ihn hier behalten, damit du ihn dir abholen kannst."
 

Die Amazone nickte und wischte sich eine Träne aus dem Auge. Dann sagte sie ein leises "Danke", sprang, ohne sich noch einmal umzudrehen, über die Mauer und verschwand. Alle guckten ihr hinterher, die meisten, so wie Jimmy, vollkommen verwundert. Sie war tatsächlich nicht nur eine kaltblütige Mörderin, diese Amazone.
 

Jimmy drehte sich zu den anderen. Nabiki stand immer noch mit verschränkten Armen in der Tür, hmpfte nach Shampoos Abgang und machte sich auch davon. Übrig blieben nur der Hase, Ranko, Jessy und Akane, die vor dem Dojo standen, und ein vollkommen verwüsteter Garten. Es sah aus, als ob ihn jemand durchwühlt hätte, auf der Suche nach irgendetwas Ryogaähnlichem. In der Steinwand, die sie von den Nachbarn trennte, war ein ziemlich großes Loch. Die ganzen Vasen und ähnliche Geschöpfe waren jetzt als Puzzle überall auf dem Rasen verteilt, im Teich lagen Steine und das grün der Gartenmitte hatte sich in ein grün-braunes Matschfeld verwandelt. Warum zum Teufel zerstörte die Amazone als erstes den ganzen Garten, obwohl sie wusste, dass Jimmy, der Ryogadieb, im Haus war? Aus Wut? Eigentlich war das vollkommen unnötig. Zum Glück hatte es Kasumi noch nicht gesehen, Jimmy glaubte, sie sei sehr stolz auf ihren Garten. Im übrigen, so fiel ihm jetzt auf, fehlte Soun, was vielleicht sogar ganz gut war, sonst wären sie in seinem Tränenbad vielleicht schon ertrunken...
 

"Das hast du schön gemacht", sagte Jessy und ging auf Jimmy zu, ihm die Hände auf die Schultern legend. "Ich glaube, Ryoga und Shampoo verstehen sich ganz gut, nur wo geht sie ihn jetzt suchen?"
 

"Hm. Ich hoffe, sie schaut hier von Zeit zu Zeit vorbei. Aber gut, das Ryoga mal wen gefunden hat, der sich um ihn kümmert. Als Shampoo mit Ranma verlobt war, gab es nur Probleme, aber so hat er weniger Schwierigkeiten, Ryoga ist zufrieden und Shampoo, hoff ich, bald auch."
 

"Hoffentlich finden sie sich", sagte Jessy und umarmte Jimmy plötzlich. "Ich freu mich für ihn."
 

Jimmy stand da vollkommen überwältigt von Jessys Aktion. Sie hatte ihn einfach in den Arm genommen, einfach so... Aber es fühlte sich angenehm und beruhigend an, und vielleicht war das der Grund. Deshalb legte auch er seinen Arm um sie und sagte nur "Ich auch..."
 

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Später, gegen Mittag dieses Sonntages hellte sich das Wetter wieder auf, es wurde warm und sonnig, dann fing es plötzlich höllisch an zu regnen und versenkte alles in Matsche, und dann trocknete es wieder im fröhlichen Sonnenlicht. Jimmy überdauerte die Wetterwechsel zusammen mit Ranma im Dojo. Er durfte wieder die Gewichte tragen, und machte mit ihm verschiedene Übungen, hauptsächlich Krafttraining. Ranma fand ihn, genauso wie Jessy, immer noch zu schwach. Den Amaguriken übten sie kaum noch, denn da waren sie alle drei auf einem sehr hohen Level. Jimmy fiel während dieser Zeit auf, wie viel Spaß es Ranma machte ihn zu Trainieren. Genauso wie Genma ihm früher trainiert hat, die Weltreisen mal ausgelassen. Es war so eine Art Vater-Sohn-Effekt, und Ranma war Genma nicht unähnlich, auch er wollte irgendwen trainieren und das Gelernte weitergeben. Oder er wollte einfach nur mit seiner Erfahrung rumprahlen. Ranma zeigte Jimmy die schwierigsten und die feinsten Übungen, und machte sie sogar alle mit. Nur war er längst nicht so schnell erschöpft wie Jimmy. So hoben sie Gewichte, machten Liegestütze und Hanteltraining. Schließlich machten sie Sparring, in dem Jimmy seine Emotionen nicht koppeln durfte, damit Ranma sehen konnte, wie viel besser er inzwischen geworden war.
 

Jessy verbrachte den ganzen Morgen, vom Frühstück bis zum Mittagessen, mit Akane. Jimmy wusste nicht wo sie waren, aber ihm fiel auf, dass die Mädchen in letzter Zeit öfter miteinander rumhingen. In der Mittagszeit kamen sie lachend zusammen zur Tür und setzten sich an den Tisch, fröhlich am quatschen. Kasumi hatte den Tisch bereits gedeckt, sie brachte nun einige Töpfe herein. Jessy und Akane machten sich daran ihr zu helfen. Soun und Genma waren im Nebenzimmer am Shogi spielen, und beide schummelten fröhlich um die Wette, während sie den anderen versuchten abzulenken. Mehrmals wurde das Brett schon umgedreht. Nabiki war wohl wieder aufs äußerste beschäftigt, denn sie kam nicht von alleine herunter.
 

"Jimmy?", strahlte ihn Kasumi an. "Könntest du bitte Nabiki bescheid sagen?"
 

Jimmy war vom Training so erschöpft, dass er neben dem Tisch lag, also stupste er Ranma an. "Sag du ihr bitte bescheid, ich bin zu kaputt."
 

Ranma guckte ihn schulterzuckend an und rief dann aus voller Kehle: "Nabiki! Essen fertig!"
 

Keine drei Sekunden darauf erschien neben ihm ein Kopf und sagte nur: "Bin schon da, Sohn."
 

Genma nahm seinen üblichen Platz ein, irgendwo neben Ranma, wo er ihm Essen vom Teller stehlen konnte. Soun stellte auf dem Brett erst noch alle Steine um, dann drehte er das ganze Brett und kam schließlich ebenfalls zu Tisch. Am Ende erschien schließlich auch Nabiki und sah sich gähnend um. "Oh, das riecht wunderbar..."
 

Fünf Minuten später war das Essen weg. Kasumi freute sich, dass es ihrer Familie und ihren Mitbewohnern so gut schmeckte, und dass sie alles so schnell sie konnten in ihre Bäuche brachten. Sie wusste nicht, dass ein weiterer Grund dafür war, das Essen vor Ranma und Genma zu retten.
 

"Wo wart ihr eigentlich?", kaute Jimmy seinen letzten Bissen und drehte sich zu Jessy und Akane.
 

"Vorhin? Im Park, wieso?", antwortete das Pokémonmädchen. "Wie waren die ganze Zeit spazieren."
 

"Was habt ihr da gemacht?", fragte Jimmy weiter.
 

"Wir haben über die Schule geredet, was sonst?"
 

"Nicht über unsere besonderen Freunde der Blacks?", wunderte sich Jimmy.
 

"Über Tasumo und Kensuke? Ja, über die auch. Warum fragst du?"
 

"Reine Neugier."
 

"Jimmy ist eifersüchtig", sagte Nabiki bestimmt. "Sieht man doch!"
 

"Quatsch", rief der. "Der ist doch es viel zu blöd. Genauso wie Kensuke."
 

Jessy lachte. "Wir haben uns etwas über ihre Aktion unterhalten, dass Kensuke vorgetäuscht hat mit mir auszugehen, damit mich Tasumo vor ihm retten kann. Meinst du, er ist ernsthaft in mich verliebt?"
 

Jimmy zog die Augenbrauen hoch. Machte sie sich wirklich so viele Gedanken darüber? Als sie Kensukes seltsamen Liebesbrief sah, da fand sie es ausgesprochen witzig, dass er in sie verknallt zu sein schien. War das auch mit Tasumo so? "Bestimmt", sagte er. "Die sind doch in jede verknallt, die sie sehen."
 

Jessy zuckte mit den Schultern, Akane gab ihm dafür recht. Jimmy blickte ausdruckslos in seinen Teller, innerlich freute er sich aber. Es sah wirklich so aus, als machte sich Jessy nichts aus ihm, sie wusste ja nicht einmal so richtig, was eine Beziehung war. Tasumo konnte sich noch so viel ausdenken, er würde Jessy doch nicht erobern.
 

"Du triffst dich doch heute mit ihm, oder? Wann?"
 

Jessy guckte zur Decke. "So gegen sechs, wieder im Cafe. Du..." Sie schaute zu Jimmy, als überlegte sie, wie sie etwas sagen sollte. "Vielleicht ist es besser, wenn du doch nicht mitkommst?"
 

"Wo mitkommt", fragte Nabiki.
 

"Mit zum Date."
 

"Du willst sie auf ihrem ersten Date begleiten", fragte Nabiki verwundert. Dann zählte sie sich einen Betrag aus. "Jimmy sorgt sich zu sehr über seine Schwester, wie viel das wohl bringen würde?"
 

"Nabiki!", rief Jimmy. "Mach keine blöden Witze. Kensuke wollte sie letztens überfallen, und auch wenn das abgesprochen war, bisschen Sorgen hab ich mir schon gemacht, o.k.?"
 

"Oh ja", grinste Nabiki. "Aber du solltest auch nicht übertreiben. Sie werden sie schon nicht ermorden."
 

"Oder vergewaltigen", gab Akane dazu. Jimmy funkelte sie böse an.
 

"Du übertreibst da total", sagte Nabiki. "Komm wieder auf den Boden!"
 

Jimmy seufzte. Sie hatten ja recht, da hatte er wirklich etwas übertrieben. Es waren zwar viele Perverse auf der Schule, aber keinem würde Jimmy so was grässliches wie eine Vergewaltigung oder einen Mord zutrauen. Außerdem konnte sich Jessy schon ganz gut wehren. Schließlich war sie fast so gut wie er selbst, und er hatte sogar mal gegen Kuno ausgehalten. Und obendrein war sie klug und raffiniert, und hatte fixe Ideen, so dass sie sich da auch ganz locker alleine helfen konnte.
 

"Ihr habt ja recht, ich weiß es auch, dass ich da übertreibe, so böse werden die schon nicht sein", gab Jimmy zu. "Aber ich würde trotzdem gerne wissen, warum du dich umentschieden hast, Jessy."
 

Das Mädchen zuckte mit den Schultern. "Na ja, ich sollte doch Kensuke nach den Blacks ausfragen, hab es aber vergessen. Und Tasumo wird wohl kaum was sagen, wenn du dabei bist, oder?"
 

Jimmy nickte, obwohl er das Gefühl hatte, es sei nicht der Hauptgrund. "Stimmt, er wird höchstens etwas zusammenlügen."
 

"Vergewaltigt, klar. Du machst dir doch Sorgen, dass Tasumo dir Jessy wegschnappt?"', meinte Nabiki direkt und widmete sich wieder ihrem leeren Teller zu.
 

Jimmy lief puterrot an. "Was laberst du da? Das ist doch kompletter Schwachsinn! Wenn er sie haben will, soll er fröhlich weiterbaggern, das ist mir egal. Ich will nur nicht, dass sie so einen Vollidioten abbekommt! Außerdem..." Er verstummte.
 

"Außerdem?", fragten alle.
 

Jimmy bereute es. "Nichts!" Er stand auf und zog Ranma hoch. "Lass uns weitertrainieren!"
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

Der Sonntag ging dahin, und das Training zog sich langwierig fort. Gegen sechs hatte Jimmy absolut keine Lust mehr und kletterte auf das Dach, um dort etwas in der Abendsonne rumzuliegen. Unten hörte er Jessys Stimme, die sich verabschiedete, nach ihm fragte, dann Schritte und schließlich ihr Rufen. "Jimmy? Bist du auf dem Dach?"
 

Er richtete sich auf und winkte. "Gehst du?"
 

Sie nickte. "Ja. Auf das Date. Bist du echt nicht sauer, dass du nicht mitkommst?"
 

"Nein, quatsch", sagte er bestimmt. "Ich hab echt etwas überdreht, Tasumo wird dir schon nicht wehtun. Sonst wird er es bereuen, wenn er deine Hand zu spüren bekommt. Also, viel Spaß!"
 

Jessy nickte, und machte sich, nun zum zweiten Mal an diesem Wochenende, auf den Weg in Richtung Cafe. Jimmy guckte ihr nach, dann legte er sich aufs Dach und beobachtete die Vögel. Recht eintönig flogen sie Kreise am Himmel, deshalb richtete er sich auf und guckte zum Nachbarhund. Dieser Hund, der hatte schon viel durchlebt, er war meistens das erste Opfer, wenn Jimmy seine Zauber trainierte. Mit Illusionen hatte er ihn schon genervt, aber auch Telekinese hatte er an ihm ausprobiert. Auch das machte Jimmy jetzt, er testete seine Telekinesefähigkeiten an dem Hund. Nach ein paar Minuten gab er es aber schon auf. Dass war recht anstrengend, da er doch eigentlich kaum astrale Energie hatte. Die Wirkung war daher relativ gering. Jimmy beobachtete wieder eine Weile den Himmel. Dann stand er auf, guckte in den Nachbarsgärten herum, spazierte auf dem Dachsims hin und her, setzte sich wieder hin und guckte sich den Garten an. Er war, seltsamerweise, wieder fast wie vor Shampoos Angriff. Die Steine lagen sortiert an ihren Plätzen, umrandeten den Teich und die Blumen, auf der Terrasse waren einige, als Dekoration in vielen Ecken. Alles sah in Ordnung aus, sogar der Rasen war mysteriöserweise eben und gleichförmig, wie frisch gemäht und gepflegt. Wer hatte das alles wieder in Ordnung gebracht? Und wann? Er schaute zum Dachfenster. Es war zu, auf der anderen Seite war sowenig zu sehen wie bei dunkler Nacht. Er überlegte, was er machen konnte. Vielleicht konnte er zu Kasumi gehen und sich von ihr ein Buch ausleihen. Oder zu Nabiki und sie mit den Blacks weiternerven. Er konnte natürlich auch zu Akane und sie nach Jessy ausfragen. Ob sie ihr schon den Geschlechtsverkehr erklärt hatte? Jimmy verdrängte den Gedanken. Er stand auf und schaute auf die Uhr.
 

"Zehn Minuten!?!"
 

Es war kurz nach Sechs, zehn Minuten seit Jessy gegangen war. Zehn armselige Minuten. Warum verging die Zeit gerade jetzt so gnadenlos langsam? Er dachte eigentlich, da er hier ne lange Zeit herumlag, es müssten mindestens zwanzig Minuten vergangen sein, wenn nicht sogar eine halbe Stunde. Er musste etwas machen, auch wenn es wieder Training mit Ranma war. Morgen würde er einen hammermäßigen Muskelkater haben, aber es war besser als hier Trübsal zu blasen. Er öffnete die Dachluke, als ihm eine andere Idee kam. Er konnte doch zu der komischen Hütte, an die Nabiki ihn so oft erinnert hatte. Auch wenn er ohne Jessy dahin sollte, schließlich konnte er auf sich genauso gut aufpassen wie das Mädchen. Er stieg durch das Fenster, ging in den Flur und klopfte an Nabikis Tür.
 

"Herein", ertönte es von innen, und so tat er es.
 

"Nabiki? Kannst du mir vielleicht noch einmal erklären, wo sich diese Hütte befindet?"
 

Die mittlere Tendo drehte sich auf ihrem Drehstuhl langsam um. "Oh, ja, stimmt. Du willst also endlich die Whites besuchen gehen? Alleine?"
 

"Ja, alleine", sagte Jimmy. "Wieso?"
 

"Nur so", zuckte sie mit den Schultern. Dann holte sie einen Plan raus und zeigte ihm die Richtung. "Es ist eine kleine Holzhütte neben einem veralteten Haus. Darin hat lange keiner mehr gewohnt. Die Hütte an sich ist relativ klein, aber ich hab gehört, sie würden ihre Treffen dort veranstalten."
 

"Okay", freute sich Jimmy. "Dann geh ich mal schauen. Vielen Dank."
 

Er ging wieder zur Tür und machte sie auf.
 

"Du, Jimmy?", hörte er Nabikis leise Stimme. "Du könntest doch Ranma mitnehmen."
 

Das könnte er tatsächlich, aber er wollte jetzt viel lieber alleine sein. "Nein... ich glaube, er will nicht... sind doch keine Gegner für ihn."
 

"Dann pass aber auf, o.k.?"
 

Er drehte sich verwundert um. Aus dieser Seite kannte er sie noch gar nicht. Aber er nickte erleichtert. "Mach ich, Danke."
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

Wie lange war das her, als Nabiki ihn das erste Mal an die Hütte erinnerte, überlegte Jimmy. Das war noch vor dem Kampf gegen das Eislaufpärchen, also anderthalb Wochen ungefähr. Es war ihm um vieles länger vorgekommen, die Zeit im Krankenhaus kam ihm wie eine Ewigkeit vor. Obwohl er die längste Zeit davon schlief oder in Trance lag. Jimmy schritt zum Tor hinaus und schaute sich um, als ob er darauf achtete von niemandem gesehen zu werden. Dann schritt er ungefähr in die Richtung, die Nabiki ihm erklärt hatte.
 

Die Hütte lag etwas weiter außerhalb der Stadt, genaugenommen war es eins der letzten Häuser vor den Stadtgrenzen Nerimas. Diese Hütte war, seltsamerweise, in einem Garten eines verlassenen Adelshauses. Es stand neben der prachtvoll zugewachsener, riesiger Villa wie ein Häuschen für den Butler, der in dem Häusle Pipi machen konnte und seine nötigsten Sachen verstauen konnte, zum Leben war da kaum Platz. Deshalb wunderte sich Jimmy etwas, wie dort drin ein Treffen stattfinden konnte. Er ging sorglos auf das Grundstück und stellte sich vor die Minischeune, sie angestrengt betrachtend. Auch sie war, wie die Wände ihrer Schule, rund herum und bis oben hin vollgeschmiert, mit den blödesten Witzen und krankhaftesten Sprüchen, die er kannte. Und genau wie in der Dunklen Ecke war auch hier das Wort "Sex" das am häufigsten benutzte. Hatte Akane es ihr eigentlich erklärt, was das für eine Tätigkeit war? Wenn ja, wie hat sie es aufgefasst? Schließlich konnte er, Jimmy, es ihr nicht erklären, und sie machte sich bestimmt Gedanken darüber, warum nicht. War die Aktion mit Tasumo vielleicht nur ein versuch ihn eifersüchtig zu machen? Jimmy schüttelte den Kopf. Wenn ja, dann musste ihr das alles Akane eingeredet haben. Sie selbst wäre so klug gewesen und hätte mit ihm darüber gesprochen. Und Nabiki fing an ihn offensiv damit zu nerven, sie fragte immer nach und stellte ihn immer als eifersüchtigen, zu sorgsamen Helden da, immer in Gegenwart von Jessy und Akane. Vielleicht hatten sie sich zusammengetan...
 

"Diese bösen Frauen", sagte er ironisch zu sich selbst. "Ganz böse Frauen. Die sind auch nicht alle gegen mich..."
 

Er machte die Tür der Scheune auf. Sie war gerade mal so groß, dass da ein Plumsklo hätte reinpassen können, vielleicht noch ein modernes Waschbecken, aber nicht mehr. Was er da erblickte, war nicht ein Plumsklo, sondern eine Falltür. Sie hob sich relativ deutlich vom Rest der Umgebung ab und sah aus, als ob sie ständig benutzt wurde. Wohin die wohl führte? Er lehnte sich an den Türrahmen und starrte sie an, überlegend, ob er hinein sollte, oder nicht. Was war da drin? War es tatsächlich das geheime Versteck der Whites? Wenn da welche von denen drin waren, könnte er entdeckt werden, was dann? Würde er weder ausflippen, alles vergessen, zum Dämon mutieren und sie K.o. hauen? Über diese Dämonengeschichte hatte er sich auch noch keine Gedanken gemacht. Womit war er die letzten Tage beschäftigt gewesen? Er kniete sich zu der Falltür. Wenn er tatsächlich einer war, weil er mit diesem komischen Trank seine Seele verkauft hatte, was wäre dann? Und hatte er dieses dämonische von seiner zweiten Dimension auch in diese hier mitgenommen, ist er dann ein Dämon geblieben? Und was brachte einen mickrigen Trank dazu so eine Bindung zum Satan zu haben? Einen... Trank! Das konnte eigentlich nicht sein, vielleicht übertrieb er auch hier. Es konnte schließlich sein, dass es wirklich nur ein Krafttrank gewesen war, mehr nicht. Aber dann konnte er sich die Aktion nach dem Paarkeil im Eisstadion nicht erklären. Wäre er ein Dämon, konnte er die Frage ins Ungewisse stellen, da das Dämonendasein auch mit viel Ungeklärtem verbunden war. Was komisch war, hätte er es dann nicht irgendwie merken müssen? Aber wie?
 

"Ist das denn wichtig?", fragte er laut. Er schlug sich ein paar Mal von der Seite gegen den Schädel, als versuche er den Gedanken gewaltsam zu entfernen. "Ob ich nun menschlich bin, oder nicht, ist mein Handeln davon abhängig? Nein. Mein fühlen? Nein." Obwohl... eigentlich wusste er das nicht, vielleicht schon? Trotzdem fühlte er sich wie ein Mensch. Vielleicht war das ein sehr großer magischer Energieausstoß gewesen, den er im Zustand größter Verletzungen beim Kampf ausgesondert hatte, zum eigenen Schutz? Wie auch immer, er konnte wieder normal denken und handeln. Es machte ihm zurzeit etwas anderes große Kopfschmerzen, was auch die Dämonengeschichte sehr weit in den Hintergrund drängte: die Beziehungen zwischen ihm und Jessy und zwischen Jessy und Tasumo.
 

Tasumo ging nun schon zum zweiten Mal mit ihr aus, vielleicht versprach er sich wirklich einiges davon. Und das Gedicht, womit er Jessy betören wollte, das war doch total dämlich. Wahrscheinlich hatte er es geschrieben, Kensuke hätte wohl kaum Lust dazu gehabt. Doch Jessy würde ihm wohl eine klatschen, wenn er mit dem ranmachen übertreiben würde, oder? Und was, wenn nicht? Jimmy schüttelte den Kopf. Ihm wollte der Gedanke wirklich nicht aus dem Kopf, war er wirklich so eifersüchtig wegen ihr? Sorgen machte er sich nun nicht mehr, das hatte ihm Nabiki ausgeredet, jetzt blieb nur noch ein Art Traurigkeit, Jessy könnte sich in Tasumo verlieben. Warum? War er vielleicht selbst verliebt ihn sie? Jimmy schüttelte energisch den Kopf. Na klar liebte er sie, sie war sein Flamara! Wie andere ihren Hund oder ihre Katze lieben, liebte er sein Pokémon, glasklar! Jimmy stand auf, steckte sein Fuß in den kleinen Griff und hob damit die Falltür an. Dann machte er sie ganz auf und guckte nach unten. Es war stockfinster dort, kein Lichtchen brannte, nur ganz weit oben war eine Metallleiter nach unten zu erkennen. Jimmy schauderte, dann stellte er einen Fuß auf die Leiter, als ihn wieder seine Gedanken bei der Konzentration störten. Was war, wenn er Jessy gar nicht als Pokémon liebte, sondern als Mensch, wie sie immer rumlief? Sie benahm sich wie ein Mensch, und war al Flamara kaum unterwegs. Und das war bestimmt nicht nur, weil sie sich so besser verständigen konnte. War es denn deshalb legitimiert sie zu lieben? Nur weil sie so rumlief? Sie war trotzdem noch kein Mensch, sie war ein Pokémon, ein Tier, eine Art Tier...
 

Jimmy schlug sich den Gedanken endgültig aus dem Kopf. Er schüttelte den Kopf so lange, bis alles herausgeschleudert war und er endlich Ruhe hatte. Jessy machte ihm echt zu schaffen. Er riss sich zusammen, konzentrierte sich auf den Gang nach unten und kletterte ihn entlang. Nach einiger Zeit erreichte er den Boden, der war sehr steinig, hart und feucht. Am Boden waren einige Pfützen, es roch nach Moor und war tiefschwarz, ausgenommen den hellen Punkt bei der Luke, die er offengelassen hatte. Er tastete den Gang entlang und schritt voran, und er hatte das Gefühl sich dem Haus zu nähern. Es war ein recht langer Gang, an dessen kalten Wänden er sich entlang tastete, er schien fast nie mehr aufhören zu wollen. Genau wie er nicht aufhören konnte an das Gespräch von vorhin zu denken. Er wollte nicht, dass sie so einen Vollidioten bekommt, hatte er gesagt, als Antwort, ob er eifersüchtig sei. Und außerdem hatte Jessy ja ihn... das wäre ihm wohl fast herausgerutscht. Das würde klingen, als ob er sich selbst um Jessy kümmern wollte, was er wohl, wenn er es sich recht überlegte, vielleicht sogar wirklich tun wollte. Er kam damit nicht zurecht, dass sie eigentlich kein richtiger Mensch war, darüber musste er sich noch Gedanken machen, bevor er irgendwas herumerzählte.
 

Batsch!
 

Jimmy stolperte zurück, aus den Gedanken gerissen. Es war zwar immer noch dunkel und er konnte nichts erkennen, aber er fühlte einen großen Schmerz auf seiner Stirn. Er war eben mit voller Wucht irgendwo gegen gelaufen, vielleicht gegen eine große Holztür. Gleich darauf ertönte ein Quietschen, als ob diese ungeölte Tür langsam und qualvoll aufging. Auf der anderen Seite war Licht, zwar nur schwach, aber genug um den Raum dahinter zu erkennen. Er schritt durch die Tür und sah einen Raum voller Kerker, alle leer. Er war hier auf einem Hauptdurchgang, einem Gang für die Wachen, die hier vor vielen Jahren hin und her geschritten sind und auf die Verbrechen aufgepasst haben, links und rechts von ihm kleine Räume für die bösen, durch Gitter abgetrennt. Es hing lediglich eine einzige Fackel im letzten Winkel des Raumes. Aber wozu war dann dieser Fluchtweg? "Scheint ziemlich verlassen zu sein", überlegte er.
 

In diesem Moment ging überall grelles Licht an, An der Decke hängende Neonlampen erhellten das Gebiet taghell. Aus allen Winkeln traten plötzlich schwarz gekleidete Leute hervor und stellten sich lachend in einem Kreis um ihn herum auf. Die meisten waren so gekleidet wie die Whites auf der Straße, es waren nur ein paar mehr, vielleicht fünfzehn, zwanzig. Jimmy schauderte. Was wollten sie von ihm? Keiner hatte bisher Waffen gezogen, sie waren noch friedlich, so musste er sich versuchen rauszureden. Aber ihn kannten sie bestimmt schon.
 

Einer von ihnen fing plötzlich an lauter zu lachen als die um ihn herum. "Haben wir dich gekriegt, du Schweinehaut!"
 

"Whites, oder?", fragte Jimmy.
 

"Schlau wie ein Fuchs", zischte der große. Er hatte im Vergleich zu den anderen seiner Freunde eine besonders verzierte schwarze Kleidung, ein Armband und sah gepflegter aus. Und er hatte den längsten Bart, so wie das dämlichste Grinsen von allen auf dem Gesicht. "Und trotzdem wie eine Fliege ins Spinnennetz gegangen..."
 

"Du magst Tiere wohl", kommentierte der Dimensionsreisende.
 

Der Typ lachte noch lauter, es klang wie das Lachen eines alten, halb verhungerten, in diesem Kerker wohnhaften Verbrechers. Seine Meute fing immer eine Sekunde nach ihm ebenfalls an zu lachen, und hörte auch eine Sekunde nach ihm auf. "Du bist uns zu lästig, wir werden dich wohl beseitigen müssen..."
 

Jimmy schreckte zurück. Er war ihnen zu lästig? Er hatte ihnen doch nichts getan, das war Ranma. Bisher hatte er nur die Blacks verfolgt. Oder waren das doch Blacks? Aber Nabiki sagte, das wäre das geheime Geheimversteck der Whites, und da es so geheim war, wussten die Blacks bestimmt nicht von seiner Existenz...
 

"Ha, ha, ha... vielleicht sollten wir dich auch hier einsperren, und dich verhungern lassen? Hier kannst du schreien, soviel du willst. Das Haus steht leer, keiner wird dich hören." Er zog ein Messer. "Aber ich glaube, es ist sicherer dich auf der Stelle zu töten."
 

Seine Gang fing wieder an zu lachen, doch er brach das Lachen gleich wieder ab und hob die Hand, seine Leute verstummten sofort. Jimmy drehte sich um. Der Ausgang war ebenfalls versperrt, sie standen in einem dichten Kreis, alle mit gezogenen Waffen. Er glaubte kaum, dass er schon stark genug war, um sich, wie Ranma, gegen so viele zu behaupten. Und seine Magie konnte er auch nicht benutzen. Dafür hatte er keine astrale Energie mehr. Auch Ranma hatte er nicht mitgenommen, und so wusste eigentlich keiner, Nabiki ausgenommen, wo er war, und die würde wohl am wenigsten um ihn fürchten. Was sollte er jetzt machen? War das sein Ende?
 


 

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Jaah, wie gefällt euch der Cliffie?? ;) Was Jimmy da mit seiner Dämonensache am Hut hat, muss ich mir noch genau überlegen, die Idee ist mir schon vor nem Jahr gekommen, huah, lange her... Mir ist aufgefallen, dass ich die Pausen, in denen Jimmy und Jessy labern, immer mit dem Klingeln beende. Na ja, irgendwie müssen sie ja aufhören. Außerdem beschreibe ich sie von der Kleidung her nur, wenn was besonderes vorliegt, wie Party oder Date, ihre Normalkleidung hab ich glaub ich nie erwähnt *g*. Ich bin mir auch nicht so sicher, ob die Beträge, die Nabiki aufgezählt hat, die Kosten, die dadurch entstanden sind, alle so stimmen oder halbwegs in Ordnung sind. Hab mir da eigentlich nur was zusammengealbert ;) Ich hoffe, es hat euch trotzdem gefallen^^
 

Falls ihr noch irgendwelche Fehler bemerkt, euch über meine Grammatik oder Rechtschreibung lustig machen wollt oder mich anbeten wollt, dafür ist die Commentbox da. Oder ihr schreibt an scfreak.darkangel@web.de . Verbesserungsvorschläge, Ideen und sonstiges werden natürlich dankend angenommen, und denkt dran, eure Reviews beschleunigen (etwas) mein schreiben ;)
 

Auf bald, eure iLLu :p



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Deepdream
2004-11-04T22:24:45+00:00 04.11.2004 23:24
Sorry, dass ich dieses Kapitel erst derart spät kommentiere. Die letzte Woche war ich außer Haus und dadurch nicht bemächtigt, einen PC aufzusuchen.

Nun gut, genug von jenen desinteressanten Gegebenheiten.
Wenden wir uns dem Chapter zu.

1. Die Charaktere waren, wie ich finde, mal wieder 1A getroffen.

2. Die "Liebesbeziehung" zwischen Jessy und Jimmy scheint sich ja langsam zu materialisieren. Vor allem die Eifersuchtsszenen, seitens Jimmy, sind wirklich gut ausgearbeitet.

3. Der Kampf gegen das goldene Paar war detailliert und spannend geschildert, eventuell hätte das goldene Paar noch ein "wenig" stärker ausfallen können, da jenes ja schon deutlich länger in dieser Disziplin bewandert ist, als Jessy und Jimmy.

4. Diese Transformation zum Berseker oder wie du es nanntest, "Dämon" ist überzeugend geraten und wenn ich mich nicht irre, hast du dir die Idee aus Inu Yasha ausgeliehen, oder? Vor allem, als Jimmy merkte, dass er keine Kontrolle mehr über sich hatte und tatenlos zuschauen musste, war sehr gut, deinerseits, geschildert worden.

5. Der Cliffhanger, gegen Schluss, ist dir super gelungen und macht Lust auf mehr, demnach freue ich mich bereits auf das nächste Kapitel, wie du dir wahrscheinlich schon denken kannst.

6. Zuerst war ich ja nicht allzu sehr von der Integration der Blacks, sowie Whites angesprochen, doch nach diesem Kapitel nehme ich sämtliche Einwände zurück. Gerade jene zwielichtige Charaktere dürften für ordentlich Spannung sorgen und die beiden Amazonen machen es auch nicht gerade leichter. ;-)

7. Während ich gerade von den Amazonen spreche, die Idee Ryoga mit Shampoo zusammenzubringen, ist wirklich gut und wendet immens Ärger von Ranma ab und "schenkt" Ryoga sogar ein "wenig" Freude.

Nun denn, ich bin gespannt, wie sich Jimmy aus dieser Bredoulie zu erreten vermag.

Bye,

auf bald,

Deepdream
Von:  KaeAskavi
2004-10-29T20:24:44+00:00 29.10.2004 22:24
Ich habe bis jetzt alles an einem stück gelesen ich sage nur TOLL (mich würde aber Intresiren was die leuts so für klommoten tragen)


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