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Hogwarts Coupling

written by Sheena & Ley
von

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Episode eins - Draco und Ginny

Hogwarts Coupling - Wer mit wem?
 

Episode eins - Draco und Ginny
 

Für Ginny hatte ihr viertes Schuljahr in Hogwarts begonnen. Bevor sie ihr Martyrium hier angetreten hatte, hatte sie sich immer gewünscht, mit ihren Brüdern von Plattform 9 3/4 am Kingscross aus zur Zauberschule zu fahren und in dem großen Schlossgebäude zu leben. Aber nach 3 Jahren war der Lack irgendwie ab und sie huschte genauso lustlos wie alle anderen Schüler durch die Gänge. Hogwarts war zwar mit seinen Hausgeistern, lebenden Bildern, wechselnden Treppen und Tricktüren ganz aufregend, allerdings gab es auch hier genug Dinge, die einem den Spaß nehmen konnten. Der Unterricht zum Beispiel. Vor allem Zaubertränke mit Professor Snape. Oder Schüler, die nichts anderes im Kopf hatten, als ihr und ihren Freunden das Leben schwer zu machen. Allen voran Draco Malfoy. Er und sein Fanclub (also das gesamte Slytherin-Haus) waren die wohl größten Ekelpakete, die diese Schule je gesehen hatte.

Gott sei Dank waren sie nicht im selben Haus und Jahrgang, also musste sie Dracos Gesicht nur beim Essen ertragen, oder wenn sie ihn zufällig auf dem Weg in ein Klassenzimmer sah - natürlich war er stets in Begleitung, der Slytherin-Prinz konnte doch nicht alleine durch die Gegend laufen.
 

So war es denn auch diesen Morgen. Auf dem Weg zur großen Halle geriet Ginny dummerweise mitten in das Hofgefolge von Draco. Ein paar der Mädchen, die den blonden Slytherin stets umschwärmten, bemerkten sie und machten sich einen Heidenspaß daraus, sie ganz beiläufig anzurempeln und zu schieben. Noch während Ginny mit einem energischen "Hey!" protestierte, stolperte sie über das absichtlich gestellte Bein von Pansy Parkinson, Dracos innigster Verehrerin, und fiel prompt gegen den Rücken von Prinz 'Ich-bin-das-größte-Ekel-von-Hogwarts'. Draco entfuhr ein überraschtes "Uff!", als er unverhofft nach vorne geschubst wurde. In ein Gespräch mit Blaise Zabini vertieft, hatte er nichts von Ginnys Anwesenheit mitbekommen. Wütend drehte er sich um, damit er den unverschämten Kerl, der es gewagt hatte, ihn, Draco Malfoy, zu schubsen, zusammenstauchen konnte.
 

Doch zu seiner Überraschung sah er sich dem Weasley-Mädchen gegenüber. War sie lebensmüde geworden? Sonst hatte sie doch auch so viel Verstand, genügend Abstand zu ihm zu halten.

Er schaute abschätzend zu ihr herunter. Sie sah ihn an, als würde gleich die Hölle über ihr zusammenbrechen. Sie hatte ihre Unterlippe allerdings auch trotzig vorgeschoben, als wolle sie sagen, dass er sie nur anschreien sollte. Dieses Mädchen musste anscheinend noch lernen, was Respekt hieß.

"Ich verstehe ja, dass du dich von mir angezogen fühlst, allerdings hätte ich es lieber, wenn du mir meinen Umhang nicht mit deiner Berührung verschmutzt, Wiesel."

"Sag das deiner Freundin, die mir ein Bein gestellt hat." erwiderte sie kalt.

"Freundin?" Für einen Augenblick bröckelte seine eiskalte Fassade und er sah sie fragend an.

Ginny hörte Pansy Parkinson hinter sich kichern. Diese dumme Kuh! Nur wegen ihr stand sie jetzt hier inmitten von Slytherins und musste sich Draco gegenüber rechtfertigen.

"Der hässliche Pottwal hinter mir," antwortete sie, ohne nachzudenken.
 

Das Kichern von Pansy erstarb. Statt dessen schnappte sie nun empört nach Luft und bedachte Ginny mit einem derart wütenden Blick, dass sie selbst Draco hätte Konkurrenz machen können.

"Pottwal? Hässlicher Pottwal?" rief Pansy aufgebracht und ihre Stimme überschlug sich fast. "Wie kannst du es wagen, du kleines, hässliches Wiesel!"

'Wo sie Recht hat, hat sie Recht...' dachte Draco sich derweil, denn zugegeben, er war ebenfalls nicht der Meinung, dass Pansy Parkinson eine Schönheit war.

Ginny aber hatte ganz andere Sorgen, als Pansy sich an ihren ebenfalls böse guckenden Freundinnen vorbeischob und sich auf sie stürzte, um an den langen roten Haaren zu zerren.

"Auuu, lass das du blöde Kuh!" rief Ginny und versuchte nun ihrerseits, die wutschnaubende Pansy abzuschütteln, indem sie nach ihr kratzte - was ihr auch gelang. Pansy jaulte auf und lockerte für einen kurzen Moment ihren Griff, was Ginny Gelegenheit gab, ihr die Haare zu entziehen - nicht jedoch, ohne ein paar davon in den Händen der Angreiferin zurücklassen zu müssen.

"Mistwiesel!" fauchte Pansy, während ein paar der Slytherin-Jungs aus Dracos Gefolge die beiden Mädchen johlend aufforderten, sich gegenseitig die Augen auszukratzen. Doch zu einem neuerlichen Angriff kam Pansy nicht, denn schon war Professor Flitwick, aufgescheucht durch den Tumult und das Geschrei vor der großen Halle, zur Stelle und trieb die kleine Menge auseinander.
 

"Sie hat angefangen!" schrie Pansy, als der kleine Lehrer wissen wollte, was passiert war.

"Sie hat mich einen häßlichen Pottwal genannt!"

"Sie hat mir davor ein Bein gestellt, damit ich gegen Malfoy stolper!"

"Ruhig!" rief Professor Flitwick über das Gekeife hinweg.

"Miss Weasley, haben sie Miss Parkinson einen... häßlichen Pottwal genannt?"

Für einen Augenblick glaubte Ginny, dass sie sah, wie er versuchte, ein Lachen zu unterdrücken. Sie nickte.

"Und Miss Parkinson, haben sie Miss Weasley hier zu Fall gebracht?"

"Nein." schnappte Pansy. "Warum sollte ich?"

Ginny glaubte es einfach nicht. Aber andererseits - Pansy war eine Slytherin. Warum sollte sie da etwas zugeben.

"Professor, sie HAT mir ein Bein gestellt. Sonst wäre ich doch nie gegen Malfoy gestoßen."

"Nur weil deine Versuche, sich an Draco heranzumachen nicht fruchten, musst du nicht mir die Schuld geben!"

Ginny sah die Slytherin ungläubig an und wusste nicht, ob sie lachen oder sie umbringen sollte.
 

Gerade, als sie sich eigentlich fürs Umbringen entschieden hatte, erhob sich eine andere Mädchen-Stimme. Martha Emily Olney, die, wie Ginny sich erinnerte, im selben Jahrgang wie ihr Bruder Ron, Hermine und Harry war, mischte sich in das Gespräch ein. "Warum sollte sich jemand an Draco heranmachen - da kann man auch gleich mit einem spitzen Stein kuscheln..." kommentierte sie Pansys letzten Satz, was diese erneut dazu brachte, nach Luft zu schnappen. Sie verkniff sich aber einen erneuten Wutausbruch, war doch immer noch der Professor anwesend. Draco aber hatte soeben beschlossen, sich für diesen Kommentar baldig zu rächen.

"Pansy hat Ginny sehr wohl ein Bein gestellt, Professor..." fuhr Martha nun an Prof. Flitwick gewandt fort, dem Marthas Kommentar zu Pansy und Draco scheinbar zufällig entgangen war.

"Hat sie das?" hakte der Professor nach und warf Pansy einen eindringlichen Blick zu, der deutlich sagte, dass er es nicht gern hatte, wenn man ihn belog.

"Ja..." bestätigte Martha mit einem Nicken.

"Das sagst du doch nur, weil du auch eine Gryffindor bist!" zischte Pansy wütend, verstummte aber, als sie erneut ein scharfer Blick aus den Augen des kleinen Professors traf.

"Ruhe jetzt..." wiederholte er noch einmal, bevor er fortfuhr. "Also, wie dem nun auch sei - auch wenn sie Miss Weasley kein Bein gestellt haben, gibt ihnen das noch lange nicht das Recht, ihr für eine verbale Beleidigung gleich die Haare auszureißen..." sagte er zu Pansy und deutete auf die langen roten Beweisstücke an deren Hand.

"Und sie Miss Weasley sollten sich demnächst mit solchen Beschimpfungen zurück halten - sie beide sollten einmal ernsthaft über ihr Verhalten nachdenken - fünf Punkte Abzug für beide Häuser, und nun machen sie, dass sie zum Frühstück kommen..." schloss er und scheuchte die ersten von den Slytherins in Richtung der großen Flügeltür.
 

"Spitzer Stein?" Murmelte Ginny Martha ins Ohr, als sie nebeneinander in Richtung Halle gingen und dabei darauf achteten, genug Abstand zu den Slytherins vor sich zu halten.

"Das wird Rache geben, fürchte ich."

"Und wenn schon," lachte Martha fröhlich: "Vor ihm hab ich nicht sonderlich Angst."

Ginny lächelte gequält. Sie hatte irgendwie das Gefühl, dass Martha auch eher vor Malfoys Schlägertrupp Angst haben sollte.
 

Ginnys schlechte Laune besserte sich nicht wirklich den Tag über. Als sie aus dem Zaubertrankunterricht kam und sich wütend auf den Weg zum Mittagessen machte, verwünschte sie Snape innerlich. Er hatte Gryffindor 10 Punkte abgezogen, weil sie eine Antwort wusste. Wie ging denn das bitte?!

Sie steuerte auf die Treppe zu, die zur Eingangshalle führte und bemerkte erschrocken, dass Pansy Parkinson am Treppenabsatz stand und sie anstarrte.

Ginny legte etwas an Geschwindigkeit zu, um nicht von den anderen Gryffindors getrennt zu werden. Als sie an der Slytherin vorbeilief, hätte sie schwören können, dass Pansy ihr etwas zuzischte, das sich verdächtig nach "Das wirst du noch büßen" anhörte.
 

Als sie die Große Halle betrat und ihren Blick über den Gryffindor-Tisch gleiten ließ, bemerkte sie besorgt, dass Martha noch nicht da war. Hatten sie sie etwa-

"Martha ist im Krankenflügel," stieß Hermine hervor, als Ginny sich zu ihr, Harry und Ron setzte.

"Was?"

"Irgendjemand hat ihr Knarl-Pulver in den Umhang geschüttet, als sie auf dem Weg zu Verwandlung war. Sie hat wohl einen ziemlich üblen Ausschlag bekommen. Wir drei haben gerade überlegt, wer das wohl war. Rate mal, zu welchem Schluss wir gekommen sind."
 

Und selbstverständlich sah Ginny einen lachenden Malfoy, als sie zum Slytherin-Tisch herüberblickte.
 

"Wirklich, das war ein Anblick! Überall hatte sie diese fetten roten Pusteln - wie ein Streuselkuchen sieht sie aus, ich schwörs..." schilderte Draco grade denen, die es wissen wollten - und auch denen, die es nicht wissen wollten - wie Martha nach der Attacke mit dem Knarl-Pulver von dem Ausschlag befallen worden war.

"Madam Pomfrey hat einen Anfall bekommen, als sie sie gesehen hat - kein Wunder, wenn einem eine menschliche Kröte gegenübersteht..." fuhr er fort, bevor ein kleiner, unschuldiger Erstklässler den Mut aufbrachte, Draco zu fragen, ob man denn wisse, wer diese schreckliche Tat begangen hatte.

Dracos lachende Miene änderte sich daraufhin schlagartig und er bedachte den kleinen Knirps, der wirklich nicht größer als ein laufender Meter war, mit seinem schon allgemein bekannten herablassenden Blick der jedem offen zeigte, dass er der Meinung war, sein Gesprächspartner sei kaum bedeutender als eine Kellerassel - aber mindestens genauso ekelerregend.

"Was weiß ich.." sagte er mit arrogantem Unterton zu dem - inzwischen noch kleiner gewordenem - Schüler. "Aber es ist auf jeden Fall die gerechte Strafe für eine, die es wagt mich zu beleidigen..." fuhr er fort.

"Also, wenn ihr herausfindet wer es war, dann sagt es mir, damit ich mich bedanken kann..." grinste er dann sein Gefolge an, bevor sein Blick zum Gryffindor-Tisch wanderte und an Ginny hängen blieb. Ein gehässiges Lächeln stahl sich auf seine schmalen Lippen und besagte deutlich, dass er auch ihr noch eine 'gerechte Strafe' zugedacht hatte.
 

Ginny überlegte, ob sie Martha nach dem Unterricht besuchen sollte, immerhin war es ja irgendwie auch mit ihre Schuld, dass sie jetzt im Krankenflügel lag. Als Harry jedoch andeutete, dass er mal bei Martha vorbeischauen würde am Abend, ließ sie den Gedanken fallen. Besser nicht stören.
 

Also machte sie sich nach dem Abendessen direkt auf den Weg zum Gryffindor-Gemeinschaftsraum. Sie war so in Gedanken darüber, ob Pansy oder Malfoy sich auch noch an ihr rächen würden, dass sie gar nicht bemerkte, dass sie immer langsamer lief und irgendwann alleine in einem langen Korridor stand. Ganz toll. Die Freundin, mit der sie eben noch zusammen unterwegs gewesen war, war inzwischen sicherlich schon im Gemeinschaftsraum. Was musste sie auch immer so trödeln? Laufen und dabei Nachdenken war definitiv keine gute Angewohnheit von ihr.
 

Dieser Gedanke bestätigte sich dann auch gleich noch dadurch, dass sie offenbar in eine regelrechte Falle getappt war, denn hinter ihr erklang eine bekannte, leicht zum Überschlagen neigende Stimme.

"So ganz allein hier, Wiesel?" fragte Pansy Parkinson gehässig und lehnte sich betont entspannt an die Wand, während Ginny sich, die Schultern straffend, zu ihr umdrehte.

"Wann ist man in Hogwarts denn schon mal allein, Pansy...?" fragte sie ruhig zurück und fixierte ihr Gegenüber mit dem Blick. Bloß keine Angst zeigen, diesen Triumph würde sie der blöden Kuh nicht schenken!

"Na sieht doch aber sehr verlassen aus der Gang, findest du nicht? Ich glaube kaum, dass uns hier jemand stören wird..." gab Pansy zurück und zog ihren Zauberstab aus den Weiten ihres Umhangs.

Doch sie kam nicht dazu, Ginny irgendeinen widerwärtigen Fluch auf den Hals zu jagen, denn Ginny war nicht nur jünger, sondern auch um einiges schneller.

"Expelliarmus!" rief sie, den rasch hervorgezogenen Zauberstab in der Hand, und schon flog Pansys eigener Stab in hohem Bogen davon.

"Stimmt, hier stört keiner..." sagte Ginny zufrieden und grinste Pansy mit einem gewissen Triumph direkt ins Gesicht.

Die Slytherin schluckte einmal, war sie doch nun das Kaninchen vor der Schlange und nicht, wie sie es beabsichtigt hatte, Ginny. Doch dann grinste sie und Ginny hob irritiert die Augenbrauen, als hinter ihr jemand langsam in die Hände klatschte.

"Beeindruckend, wie flink so ein Wiesel doch sein kann, nicht wahr?" erklang Malfoys kalte Stimme hinter Ginny und seine beiden Schläger Crabbe und Goyle nickten dämlich grinsend ihre Zustimmung. Ginny stand nun genau zwischen den Fronten und sie versuchte, Pansy im Blick zu behalten, während sie Draco trotzend ansah.

"Wird dir trotzdem nicht viel nützen..." sprach dieser grade weiter und schüttelte ein kleines Tütchen. "Für das hier bist du nicht schnell genug..."

Ginny ahnte bereits, was sich in dem kleinen Tütchen befand und überlegte rasch, wie sie hier heil wieder herauskommen konnte.

"Wart's ab, Malfoy..." konterte sie indes und machte kaum den Eindruck, als sei sie diejenige, die Angst haben müsste.

Draco grinste nur. "Mutig bist du ja, keine Frage...aber helfen wird dir das auch nicht..." antwortete er und schickte seinen Trupp los, um Ginny zu fassen.

Die drehte sich und um nahm rasch vor den herannahenden Kolossen Crabbe und Goyle reißaus, wurde aber von Pansy aufgehalten. Diese schnappte sie am Ärmel und hielt sie solange fest, bis die beiden grobschlächtigen Jungen heran waren und Ginny mit festem Griff zwischen sich nahmen. Wütend zog und zerrte Ginny, doch die beiden waren zu stark.

"Siehst du, Wiesel...." sagte Draco gedehnt, als er nun, das Tütchen öffnend, auf sie zu kam "...du sitzt in der Falle..."
 

"Das wird man dir nicht durchgehen lassen, Malfoy..." fauchte Ginny, immer noch bemüht, sich aus dem Griff der beiden anderen zu befreien. Doch der blonde Slytherin schien eher wenig beeindruckt.

"Keiner weiß, dass ich es war - und wer wird dir schon glauben, wenn alle Slytherin etwas anderes sagen? Du kannst nichts beweisen..." meinte er nur höhnisch und stand nun direkt vor ihr. "Überleg dir also in Zukunft lieber dreimal, mit wem du dich anlegst, Wiesel, und sag das auch deiner kleinen schottischen Freundin..." sagte er mit drohendem Unterton und kippte dann den Inhalt des Tütchens über Ginny aus. Womit er nicht gerechnet hatte, war die Tatsache, dass es Ginny dadurch, dass Crabbe und Goyle von ihr Abstand genommen hatten, gelang, einen Arm loszureißen. Sie schlug nach oben und erwischte Dracos Hand mit der Tüte, was zur Folge hatte, dass der Inhalt nicht mehr fein säuberlich auf Ginny niederrieselte, sondern auseinanderstob und sich auf alle Anwesenden verteilte, wobei Ginny noch am wenigsten abbekam.

Vor lauter Schreck ließen die beiden Schlägertypen Ginny nun ganz los und während Pansy Parkinson kreischte, als hätte sie gerade eine Leiche gefunden und Draco die wildesten Flüche ausstieß, schlüpfte Ginny zwischen Crabbe und Pansy hindurch und lief den Gang hinunter davon.
 

Ginny hatte Glück gehabt. Da sie nur wenig von dem Knarl-Pulver abbekommen hatte, musste sie nur 10 Minuten im Krankenzimmer bleiben. Sie war direkt zu Madam Pomfrey gelaufen, bevor der Ausschlag richtig ausbrechen konnte. Malfoy, Crabbe, Goyle und Pansy allerdings schienen die volle Ladung abbekommen zu haben und während Martha am nächsten Tag mit Ginny und den anderen wieder quietschfidel am Gryffindor-Tisch ihr Frühstück einnahm, waren die 4 Slytherins noch immer im Krankenzimmer.

Sie hatte Harry, Hermine und Ron nichts davon erzählt, was passiert war. Sie wusste, dass das nur einen Endloskrieg von Seiten Rons und Harrys hervorrufen würde. Sie hatten schon genug Streitereien mit Malfoy, auch ohne dass Ginny ihnen von dem Übergriff erzählte. Nur Martha, die Ginny ins Krankenzimmer laufen gesehen hatte, wusste, was passiert war, hatte allerdings versprochen, nichts zu sagen.

Obwohl sie noch einmal mit dem Schrecken davon gekommen war, hatte sie Angst davor, dass Malfoy und Co. es noch einmal versuchen könnten. Aber vielleicht hatten sie nach der Niederlage ja aufgegeben? Ein absurder Gedanke. Momentan allerdings lagen sie noch im Krankenflügel, also musste sie sich zumindest jetzt keine Gedanken machen.
 

Während Ginny die Gedanken an den Slytherin-Klan zur Seite schob, lag ein gewisser Blondschopf in einem Krankenbett und versuchte, die Schnarchlaute von Goyle und Crabbe auszublenden. Das Geheul von Pansy, die in einem Bett gegenüber von seinem lag, half ihm allerdings nicht wirklich dabei. Konnte diese Kuh nicht endlich aufhören zu flennen? Ohne den Ausschlag sah sie auch nicht besser aus als mit.

Seine Gedanken wanderten immer wieder zu dem Wiesel. Wie konnte sie es wagen, sich zu wehren? Andere hätten in Todesangst keinen Fuß vor den anderen setzen können und ihre Strafe mit einer Art erbärmlichen Würde empfangen. Aber sie setzte sich tatsächlich zur Wehr. Entweder war an dem "Gryffindors sind mutig" Scheiß etwas dran, oder sie war einfach bescheuert. Und da Neville Longbottom auch in Gryffindor war, glaubte er eher, letzteres traf zu.

Trotzdem. Dieser Zug an ihr hatte etwas. Er brachte Draco langsam aber sicher dazu, nur noch daran zu denken, wie er es ihr heimzahlen konnte. Nicht einmal der Gedanke daran, dass bald wieder ein Quidditchspiel war und er die Chance haben würde, Harry Potter zu besiegen schien so anregend, wie der Gedanke, diesem Mädchen den Mut aus ihren leuchtenden Augen zu stehlen.
 

Allerdings musste er auf eine nächste Gelegenheit, es dem Mädchen mit den langen roten Haaren heimzahlen zu können, noch eine ganze Weile warten. Denn in der nächsten Zeit war Ginny stets von anderen Gryffindors oder auch Ravenclaws und Hufflepuffs umgeben, so dass er keine Chance hatte, ihr einen Dämpfer zu verpassen. Dabei schien Ginny es nicht einmal darauf anzulegen, in Begleitung zu sein, wie er es eine Weile lang vermutet hatte. Offenbar hatte die Kleine wirklich keine Angst vor ihm. Und auch an Respekt mangelte es ihr immer noch. Noch ein Grund mehr, ihr irgendwas auf den Hals zu hetzen.

Inzwischen hatte er aber auch nicht übel Lust, seine schlechte Laune an Pansy Parkinson auszulassen, die doch allen Ernstes zu glauben schien, dass er ihr an dem Abend in dem Gang zu Hilfe geeilt war. Dämliches Mopsgesicht! Es war reiner Zufall gewesen, dass er aufgetaucht war und auch das Pulver hatte er noch vom Morgen in seinem Umhang gehabt.
 

Doch die gute Pansy ließ sich nicht von ihrem Glauben abbringen und klebte nun noch mehr an ihm als zuvor schon...dusseliges Weib!
 

Ginny indes machte sich kaum noch Gedanken um Pansy oder Malfoy. Die beiden schienen es tatsächlich nicht mehr übermäßig auf sie abgesehen zu haben, denn sonst hätten sie wohl schon längst etwas unternommen. Allerdings sollte das nur die Ruhe vor dem Sturm gewesen sein...
 

Als Ginny an einem Freitag gegen Abend noch einmal in die Bibliothek ging, um sich für ihren Aufsatz über Krinkelbüchser die nötige Literatur zu beschaffen, merkte sie nicht, wie Draco sie dabei beobachtete und ihr nachging.
 

Die Bibliothek war bis auf Madam Pince leer, als Ginny sie betrat. Die Lehrerin sagte ihr, dass die Bücher über magische Geschöpfe und damit auch die über die Krinkelbüchser ganz am Ende standen und ermahnte sie, leise zu sein, dann widmete sie sich wieder einem Stapel anderer Bücher, die wieder einsortiert werden wollten. Ginny machte sich also - so leise wie möglich - auf den Weg zu besagten Regalen und musste auch nicht lange nach den gesuchten Büchern Ausschau halten.

Gerade als sie einen besonders dicken Wälzer von Taddäus E. Fock aus dem Regal hievte, gewahrte sie Draco am Ende der Regalreihe. Er hatte die Arme gekreuzt und schlenkerte, unheilvoll grinsend, den Zauberstab lässig in der rechten Hand.

"Wiesel Wiesel Wiesel...." sagte er leicht tadelnd und sprach dabei sehr leise, damit ihn Madam Pince nicht hörte. "Was machst du nur für Sachen? Was du wohl für eine Strafe dafür bekommst, wenn du die ganzen Bücher hier aus den Regalen wirfst? Und wieviel Punkte Abzug das für Gryffindor geben wird?" meinte er weiter und blickte sie fest an, die Augen leicht zusammengekniffen, was seine Abneigung zeigte.

Ginny begriff schnell. "Das kannst du nicht machen ohne erwischt zu werden." sagte sie und hielt seinem Blick ohne Weiteres stand.

"Oh klar doch - weißt du - ich habe mich an der Pince gut vorbeigeschlichen und wenn sie hierher kommt, dann bin ich schon längst wieder auf dem Weg nach draußen und du die einzige hier, die das Chaos angerichtet haben kann..." antwortete der Blonde nur gelassen und triumphierte sichtlich.

Im nächsten Moment, noch bevor Ginny antworten konnte, hatte er schon seinen Zauberstab geschwungen und sämtliche Bücher in den beiden Regalreihen um sie herum flogen aus selbigen heraus, klatschten an die Decke und aneinander und nicht wenige der älteren Exemplare ließen haufenweise Seiten flattern.
 

Draco grinste Ginny, die nun zu allem Überfluß auch noch ihren Zauberstab in der Hand hielt, denn sie hatte noch versucht, Draco zu entwaffnen, breit und triumphierend an, doch sein schön zurechtgelegter Plan ging nicht ganz auf. Madam Pince hatte gerade schauen wollen, ob Ginny zurechtkam, denn sie erinnerte sich, dass einige der Bücher sehr schwer waren und das Mädchen war doch so zierlich, und so war sie - für Draco viel zu früh - am Ort des Geschehens.

Als sie das Chaos sah, schlug sie die Hände über dem Kopf zusammen und ihr Blick fiel auf die Zauberstäbe in den Händen der beiden Schüler.

"Miss Weasley, Mister Malfoy! Wie konnten sie nur!!" rief sie erbost.
 

"Toller Plan," murmelte Ginny wütend, als sie und Draco eine halbe Stunde später immer noch am Boden knieten und die Bücher wieder einsortierten. Madam Pince hatte die kaputten Exemplare vorher noch mit einer Bewegung ihres Zauberstabes repariert und die beiden dann ihrem Schicksal überlassen.

"20 Punkte Abzug für Gryffindor UND Slytherin, du bist wirklich ein Meister deines Fachs," fuhr sie fort und musste plötzlich ein aufkommendes Lachen unterdrücken. Malfoy war wirklich ein Trottel.

Draco, der 2 Meter von ihr entfernt seiner "Arbeit" nachging sah wütend zu ihr herüber und seine Augen schienen kälter als je zuvor: "Übertreibs nicht, Weasley, ich warne dich."

"Sonst was? Bis jetzt hat keine deiner kleinen Racheaktionen wirklich was gebracht, außer Punktabzüge für Gryffindor," sie holte tief Luft, "UUUUUND Slytherin. Und ich leb immer noch. Schlechter Job, den du da machst."

Er richtete sich langsam auf und ging auf sie zu, so dass er genau vor ihr stand und auf sie herunterblicken konnte. So gefiel es ihm weitaus besser. Sie weit unter ihm und er hoch erhaben.

"Hör mal zu," zischte er und ärgerte sich maßlos über das braune Augenpaar, dass da so trotzig zu ihm hochblickte: "Wenn du mich weiterhin so reizt, kannst du dein blaues Wunder erleben."

Nun richtete auch Ginny sich auf. Allerdings machte das nicht gerade einen weltbewegenden Unterschied; Draco war immer noch über einen Kopf größer als sie.

"Was willst du machen? Dir wieder so nen tollen Zaubertrick aus dem Ärmel schütteln und uns beide in Schwierigkeiten bringen?"

"Ich brauch meinen Zauberstab nicht, um dir eins auszuwischen."

Nun wurde Ginny doch etwas mulmig zumute. Es schien so, als würde ihr zum ersten Mal auffallen, wie groß Draco eigentlich war und wie breit seine Schultern. Seine kalten Augen, die sie wissen ließen, dass er keine Skrupel hatte sorgten auch nicht gerade dafür, dass er ungefährlicher aussah.

Sie wich ein Stück zurück und Draco grinste triumphierend. Das Stück, dass sie sich von ihm entfernt hatte, machte er schnell wieder wett. Endlich hatte er sie so weit, dass sie Angst hatte und keiner würde sie jetzt stören. Madam Pince war vor lauter Aufregung ganz zitterich geworden und hatte sich erstmal in den Krankenflügel verabschiedet, um sich etwas hinzulegen, bis sie wieder fest auf ihren Beinen stand und die anderen Schüler waren in ihren Gemeinschaftsräumen. Kein Ausweg für den kleinen Trotzkopf.

"Malfoy, lass das." stieß Ginny hervor, in einem letzten Versuch, all ihren Mut zusammenzukratzen und wieder die Oberhand zu gewinnen.

Malfoy sah einen Moment so aus, als würde er tatsächlich drüber nachdenken, doch dann lachte er leise: "Nein, weißt du, ich habe nachgedacht und da ich dir mit Zauberei nicht schaden kann, weil du immer unverschämtes Glück hast..."

Das war ihr Stichwort. Weglaufen würde nichts mehr bringen, also kniff sie die Augen zusammen und versuchte, ihren Kopf mit ihren Armen zu schützen. Gleich würde er sicher zuschlagen...
 

Als Draco noch einen Schritt nach vorne machte, die Hand schon erhoben, um Ginny damit zu packen und ihr nun letztendlich doch noch eins auszuwischen, wich diese, den Schatten vor sich größer werden gewahrend, noch einen Schritt zurück. Doch dabei hatte sie nicht an den Stapel Bücher hinter sich gedacht, der wie zahlreiche andere im Gang lag. Sie stieß dagegen, strauchelte und verlor das Gleichgewicht.

Nur aus Reflex gab sie ihre Schutzhaltung gegenüber dem Slytherin auf und griff, um sich vor dem Sturz zu bewahren, nach dem erstbesten, was sie erwischen konnte - Draco.

Ihre Hände griffen seinen Arm und in seinen Umhang und der blonde Zauberer, der eher auf seinen Angriff eingestellt war als auf eine derartige Aktion, verlor prompt ebenfalls das Gleichgewicht. Ginny quietschte auf, als sie trotz dessen, dass sie für einen Moment Halt gefunden hatte, mitsamt Draco nach hinten fiel und auf dem Boden landete. Der Aufprall auf den Gang und Dracos zusätzliches Gewicht nahmen ihr für einen Moment schier den Atem und sie hatte das Gefühl, erdrückt zu werden, aber dann nahm das Gefühl von Dracos Körper auf ihrem überhand und unbewusst leicht errötend sah sie dem Slytherin ins Gesicht, aus dem sie zwei ziemlich verdutzte, blau-graue Augen ansahen. Offenbar hatte Draco mit einer solchen Situation ebenso wenig gerechnet wie sie.
 

Das hatte er wirklich nicht. Er wollte sie wieder anschreien, aber irgendwie war die Wut in ihm verschwunden. Statt dessen reagierten alle seine Sinne auf das Gefühl von Ginnys Körper unter seinem. Was sonst durch die weiten Hogwartsroben verborgen wurde, spürte er nun umso intensiver gegen seinen Körper gepresst. Er sah, wie sie rot wurde und konnte sich nicht dagegen wehren, zu bemerken, dass sie eigentlich ganz... süß war. Normalerweise hätte der Slytherin-Prinz solche Gedanken wohl sofort abgeschüttelt, aber in diesem Moment, als er hier auf dem Trotzkopf lag, der ihm schon seit Tagen im Kopf umherspukte und er ihr zum ersten Mal richtig nahe war, schien es, als hätte sein Verstand ausgesetzt. Und bevor er wusste, was er da eigentlich tat, hatte sein Gesicht sich schon dem ihren genähert...
 

Nun stockte Ginny abermals der Atem. Nicht mehr aufgrund des Gewichtes - trotz dessen, das Draco, wie sie nun sehr genau spürte, kräftiger gebaut war als man sonst annehmen würde, war es weniger eine Last als eher eine angenehme Schwere, die auf ihr lag - sondern, weil das Gesicht mit den aristokratischen Zügen ihrem auf einmal sehr nahe war - und noch näher kam. Ginny spürte nun, wie ihr die Röte ins Gesicht schoss und ihr Herz gegen ihre Brust - und damit gegen die des Blondschopfs über ihr - hämmerte, aber sie war unfähig, sich zu rühren. Statt dessen hing ihr Blick an den Augen des anderen, der sie immer noch ansah, wobei sein Blick von ihren rehbraunen Augen langsam über die kleine, sommerbesprosste Nase zu ihren leicht geöffneten, vollen Lippen wanderte.

Auch Draco hatte den Atem angehalten. Tausend Gedanken schossen ihm durch den Kopf. Das Mädchen war eine Gryffindor - noch dazu eine Weasley - sie hatte ihn beleidigt, ihm getrotzt und ihn bei jedem seiner Rachepläne mit in Schwierigkeiten gerissen...und doch kam er nicht umhin, in ihr hübsches Gesicht zu starren und etwas zu tun, wofür er selbst wohl am allerwenigsten eine Erklärung hatte: Er überwand den letzten Rest Raum, der zwischen ihm und Ginny noch geblieben war, und legte seine Lippen auf ihre. Hätte das rothaarige Mädchen nicht schon längst die Luft angehalten, spätestens jetzt wäre sie ihr weggeblieben. Sie konnte kaum fassen, was hier gerade geschah. Draco Malfoy, der mit Abstand fieseste Typ der Schule, lag hier in der Bibliothek auf ihr - und verdammt nochmal, das fühlte sich auch noch wahnsinnig angenehm an! - und küsste sie. Ein Laut der Überraschung entrang sich Ginnys Kehle, doch ohne selbst zu wissen warum, erwiderte sie nach einem kurzen Augenblick seinen Kuss. Zuerst sehr schüchtern von beiden Seiten aus lagen ihre Lippen aufeinander. Draco übte kaum mehr Druck aus als die scheue Ginny und der Kuss war vergleichbar mit einem Schmetterlingshauch. Doch nach einer Weile vertiefte der junge Slytherin seinen Kuss und fing an, Ginnys Lippen zart zu liebkosen. Teufel noch eins, sie hätte nie gedacht, das jemand wie er derart gut küssen konnte. Beide schlossen die Augen und konzentrierten sich ganz auf den anderen. Obwohl sie sich eben noch fast an die Kehle gesprungen waren, schien nun bei beiden der Körper den Geist zu überrennen. Es gab nichts mehr außer den warmen Körper des anderen, der sich so eng an den eigenen presste, und die weichen Lippen, die die eigenen sanft umfingen und dieses unglaubliche Kribbeln im Bauch verursachten...

Fast schon hatten sie alles um sich herum vergessen, als Draco sich schließlich nach einer scheinbaren Ewigkeit von Ginny löste und sie - wie sie mit einem leicht fragenden, verwirrten und ungewohnt sanften Ausdruck in den Augen - anblickte.
 

Da traf es die beiden: Was taten sie hier eigentlich? In einem Augenblick sah es so aus, als würde es gleich zu einer handfesten Auseinandersetzung kommen und im nächsten lagen sie auf dem Boden und küssten sich?! Draco sprang erschrocken auf und im selben Augenblick schien auch Leben in Ginny zu kommen: Sie rutschte ein Stück nach hinten und richtete sich ihrerseits wieder auf.

Die beiden schienen zu dem stummen Einverständnis gekommen zu sein, dass es am besten wäre, schnellstens die Bücher fertig einzuräumen und dann jeder seines Weges zu gehen.
 

Und obwohl sie nicht im gleichen Haus und auch nicht im gleichen Jahrgang waren, schien es für die beiden von da an immer schwerer zu werden, sich aus dem Weg zu gehen. Früher hatten sie sich ab und zu mal zufällig im Flur gesehen, aber jetzt schienen sie sich dauernd über den Weg zu laufen. Oder lag es einfach daran, dass sie sich jetzt viel intensiver wahrnahmen, als vorher? Kam es ihnen deswegen so häufig vor? Nun, Ginny jedenfalls wäre es tausend mal lieber gewesen, wenn sie Malfoy nur noch während des Essens hätte sehen müssen. Jedes Mal, wenn er an ihr vorbeiging, schien ihr Innerstes einen Salto zu schlagen und das konnte auf Dauer ganz schön unangenehm werden. Besonders, da sie sich sicher war, dass sie einige Male errötete, sobald sie bemerkte, das er in der Nähe war. Malfoy jedoch schien es nicht wirklich etwas auszumachen, wenn er sie sah. Bemerkte er sie überhaupt?
 

Ja, das tat er. Er schaffte es zwar, seine in jahrelangem Training bedacht aufgebaute Fassade zu wahren und genauso kalt wie immer zu schauen, wenn er sie erblickte, innerlich jedoch war der Prinz aufgewühlt. Seit diesem ersten Kuss - erster Kuss? Was dachte er denn da? Das klang ja, als würden noch mehr Küsse folgen. Nochmal. Seit diesem Kuss ging sie ihm nicht mehr aus dem Kopf. Er hatte zwar schon vorher an sie gedacht, da allerdings eher als Gegnerin, der er eines auswischen wollte. Jetzt waren seine Gedanken an sie zunehmend ungewöhnlich für ihn, wo ihn Mädchen doch sonst total kalt ließen und er nur zum Spaß mit ihnen sein Spiel trieb. Ginny Weasley jedoch schien sich langsam in seinem Kopf festzusetzen und wahrscheinlich würde es bald nicht nur dabei bleiben. Als Malfoy das klar wurde, spürte er zum ersten Mal so etwas wie Angst.

Aber wie gut, dass er sich immer noch ablenken konnte. Welcher Slytherin sollte er denn heute seine Aufmerksamkeit zukommen lassen?
 

Als er den Blick über den voll besetzten Frühstückstisch wandern ließ - heute war zwar Samstag, aber trotzdem waren alle auf den Beinen, denn heute war das Quidditch-Spiel zwischen Slytherin und Gryffindor - entschied er sich schließlich für Millicent Bulstrode, die am hinteren Ende des Tisches saß. Zielstrebig und gefolgt von Crabbe und Goyle, seinen scheinbar ständigen Begleitern, machte er sich auf den Weg zu ihr, konnte es aber einfach nicht verhindern, dass sein Blick auch einmal über den Gryffindor-Tisch wanderte und an Ginny hängen blieb. Sich schon förmlich von ihrem Anblick losreißen müssend - eine wie er fand beunruhigende Tatsache - schaffte er es schließlich, seine Aufmerksamkeit auf Millicent zu richten und nahm neben ihr Platz. Die Auserwählte aus Dracos ständigem Gefolge war hin und weg und Draco bereute seine Entscheidung schon bald, da sie ihn das ganze Frühstück lang nur vollsabbelte und ihm immer wieder sagte, was für ein grandioser Quidditch-Spieler er doch sei - ob Ginny genauso dachte? - dass er es sicher schaffen würde, den Schnatz zu fangen, und damit diesem Potter eins auswischen würde und dass sie ihn mit all ihrer Leidenschaft - an diesem Punkt wurde ihm irgendwie schlecht - anfeuern würde.

Während Draco all dies mit halben Ohr zuhörend über sich ergehen ließ, ertappte er sich dabei, wie sein Blick schon wieder an Ginny hing, die sich angeregt mit Martha und Hermine unterhielt. Teufel noch eins, er musste sich irgendwie ablenken. Also zwang er sich dazu, Millicent ein wenig aufmerksamer zuzuhören und ihr auch mal mit mehr als nur einem "Hm" zu antworten. Obwohl ihn die ganze Situation innerlich anödete, kam es so doch zu einer recht umfangreichen Unterhaltung, während der ihm entging, dass auch Ginny ab und an verstohlene Blicke zu ihm und Millicent herüber warf.
 

"DAS ERSTE SPIEL DER SAISON! WILLKOMMEN ZUM MATCH GRYFFINDOR VERSUS SLYTHERIN! DIE SPANNUNG IST KAUM MEHR AUSZUHALTEN UND EIN EHRFÜRCHTIGES RAUNEN GEHT DURCH DIE MENGE ALS DER ALLSEITS BELIEBTE KOMMENTATOR LEE JORDAN SEINE MÄNNLICH RAUHE STIMME ERHEBT - was ist Professor?..... SEINE STIMME ERHEBT UM GLEICH DANACH GERÜFFELT ZU WERDEN. NUN DENN, LASST DAS SPIEL BEGINNEN KANN ICH DA NUR SAGEN! UND DA KOMMT AUCH SCHON MADAM HOOCH.... der Quaffel ist in der Luft und.... KATIE BELL SCHNAPPT IHN SICH! DAS SPIEL HAT BEGONNEN! UND SCHON IST SIE AUF DEM WEG ZU DEN SLYTHERINTOREN, ES SIEHT SO AUS ALS KÖNNE SIE NICHTS MEHR AUFHALTEN UND TATSÄCHLICH! HÜTER BLETCHLEY VERFEHLT DEN QUAFFEL! 10 - 0 FÜR GRYFFINDOR! UND JOHNSON SCHNAPPT SICH DEN QUAFFEL - LOS ANGELINA DU SUPERWEIB! Oh oh... DA KOMMT SLYTHERIN-JÄGER WARRINGTON UND SCHLÄGT JOHNSON DEN QUAFFEL AUS DER HAND! ALSO SLYTHERIN IM BALLBESITZ - NEIN GRYFFINDOR - SLYTHERIN - GRYFFINDOR - ABERMALS SLYTHERIN UND... PUCEY WAR WOHL ETWAS VERWIRRT UND HAT MONTAGUE, SEINEM EIGENEN TEAMCAPTAIN, DEN QUAFFEL ABGENOMMEN! HEY PUCEY! DEINE SIND DIE GRÜNEN! DIE _GRÜNEN_!! - sorry Professor - UND PUCEY ERREICHT GRYFFINDOR-HÜTER RON WEASLEY. Oh nein, ich weiß, was jetzt kommt.... 10:10, Slytherin hat gepunktet," Lee gab sich nicht die Mühe, deutlich zu sprechen, anscheinend hielt er es nicht für erwähnenswert, dass Slytherin gepunktet hatte. Aber immerhin war er auch ein Gryffindor und nicht einmal Professor McGonagall schien es für nötig zu halten, ihn zu ermahnen, wo sie doch sonst immer zur Stelle war, um ihn anzuschreien, er solle fair bleiben.

Ginny, der es sonst immer Spaß gemacht hatte, sich die Spiele anzusehen und die stets an forderster Front stand, wenn es darum ging, dem Gryffindorteam zuzujubeln, war bei diesem Spiel erstaunlich ruhig. Sie hatte ein kleines Problem damit, dass sie dauernd an Malfoy denken musste und zu ihm hochstarrte, als er das Spielfeld nach dem Schnatz überflog. Natürlich wollte sie, dass Gryffindor gewann, aber irgendwie...

"INZWISCHEN STEHT ES 30:10 FÜR SLYTHERIN UND DANK EINEM DER WEASLEY ZWILLINGE - JUNGS KAUFT EUCH NAMENSSCHILDER! - WURDE EIN WEITERES TOR DURCH WARRINGTON VERHINDERT! Hat jemand ein Foto davon gemacht, wie Weasley seine Keule geworfen hat? Nein - Ja ich mach ja weiter, Professor. UND DA KOMMT MONTAGUE!... UND DA IST ER AUCH WIEDER WEG! JUNGE DAS SPIELFELD IST HIER! HIER!!" Lee Jordan fuchtelte wild mit den Armen rum, da Slytherincaptain Montague irgendwie über das Ziel hinaus geschossen war. Allerdings schien er nicht wie gedacht das Spielfeld "aus den Augen verloren" zu haben.

"OH MEIN GOTT! FAUL! FAUL! MONTAGUE HAT GENAU IM GLEICHEN AUGENBLICK WIE POTTER UND MALFOY DEN SCHNATZ GESEHEN UND IST IN POTTER REINGEFLOGEN!"

Da ertönte auch schon Madam Hoochs Pfeife.

...

"JA GUT SO! SPINNET HAT FÜR GRYFFINDOR GEPUNKTET! 30-20! JOHNSON IM BALLBESITZ UND CRABBE UND GOYLE SCHICKEN SOFORT ZWEI KLATSCHER IN IHRE RICHTUNG UND... EINES MUSS MAN DEN BEIDEN LASSEN! SCHWUNG BEIM SCHLAGEN HABEN SIE! DA KANNS SCHON MAL PASSIEREN, DASS MAN SICH DIE KEULE SELBST AN DEN KOPF HAUT, ABER KEINE ANGST UM DIE BEIDEN HOLZKÖP- entschuldigung. WEITER GEHTS! JOHNSON WEICHT DEN KLATSCHERN AUS UND SIE... HALT, WAS IST DAS? MALFOY UND POTTER IM STURZFLUG, SIE HABEN ALSO DEN SCHNATZ ENTDECKT!"

Für einen Augenblick hielten alle im Stadion die Luft an und sogar Lee Jordan verstummte.

Die beiden waren Kopf an Kopf und dann -

"JAAAAAA! POTTER HAT IHN! POTTER HAT DEN SCHNATZ! GRYFFINDOR GEWINNT, NIEDER MIT DEN SCHLANGENKÖPFEN! JAAAAAAA- aua, Professor!"
 

Das ganze Stadion brüllte. Die Gryffindors mitsamt den meisten Ravenclaws und Hufflepuffs schrien und tobten vor Begeisterung über den Sieg der Gryffindors, während die Slytherins versuchten, all das Gejohle mit lautstarken Buhrufen zu übertönen, wobei sie allerdings nur mäßig Erfolg damit hatten.

Harry strahlte inmitten seiner Mannschaft, die ihn nun umflog, den Schnatz immer noch erhoben und Hermine und Martha jubelten nach oben und hüpften, die Arme um Ginny in ihrer Mitte geschlungen.

Ginny aber konnte sich irgendwie nicht richtig freuen...

Normalerweise war sie die erste, die schrie, klatschte und kleine Feuerwerke zauberte, wenn kein Lehrer hinsah, aber heute konnte sie sich einfach nicht zu solchen Begeisterungsstürmen hinreißen lassen, obwohl sie sich natürlich auch sehr freute, dass ihre Mannschaft gewonnen hatte.

Ein Wermutstropfen aber blieb - Draco, der inzwischen hoch oben über dem ganzen Tumult flog und ziemlich verbittert aussah. Er blickte auf Harry herab und der Hass stieg in ihm hoch. Sie hatten so gut vorne gelegen und dann das. Es war diesmal verdammt knapp gewesen und nur weil der Schnatz nach links geschwenkt war, war es Potter möglich gewesen, ihn zu ergreifen. Ansonsten hätte er den Schnatz gefangen!

Vielleicht hätte Ginny dann ihn bewundert und nicht Potter...Moment mal - was dachte er denn schon wieder? Diese Weasley hatte sich inzwischen schon zu einem festen Bestandteil seiner Gedanken gemausert und es beunruhigte ihn nun, dass eben diese Gedanken nun solche Richtungen einschlugen. Sein Blick wanderte zu dem tosenden Gryffindor-Turm und er versuchte, Ginny irgendwo dort auszumachen, wie sie mit den anderen den Sieg von Potter über ihn, Draco, feierte. Der Gedanke daran versetzte ihm unerwarteter Weise einen kleinen Stich.
 

Aber egal wie sehr er sich anstrengte, sie zu sehen, es war ihm unmöglich, sie in dem Meer aus Gryffindor-Fahnen und Menschen ausfindig zu machen.
 

An diesem Abend entschied Ginny, das Abendessen lieber ausfallen zu lassen und statt dessen in die Bibliothek zu gehen, da sie noch einen ziemlich langen Aufsatz für Zaubertränke zu schreiben hatte und sie nicht alles am nächsten Tag, also auf den letzten Drücker, machen wollte. Sie konnte sich Hermines Gesicht schon vorstellen, wenn sie das mitbekam. Also vertiefte sie sich in die Bücher...
 

Als sie das nächste Mal auf die Uhr schaute, war es bereits halb zehn und sie fragte sich, wie lange sie wohl noch an diesem langweiligen Aufsatz sitzen würde. Sie bemerkte nicht, dass noch jemand die Bücherei betrat und wenn sie etwas gehört hätte, hätte sie sicher gedacht, es sei Madam Pince, die zu so später Stunde nur zwischendurch mal vorbeischaute, bis sie die Bibliothek abschloss.

"Was zum Teufel machst du hier?!"

vernahm sie plötzlich eine ihr wohlbekannte Stimme und als sie aufblickte, sah sie Malfoy vor sich stehen.
 

Verdammt! Warum musste sie jetzt hier sein? Alles was er wollte, war noch schnell ein Buch holen, das er morgen brauchen würde für einen Aufsatz und dann musste er ausgerechnet über sie stolpern. Und er hatte nicht einmal sein übliches Gefolge bei sich, weil er nach der erneuten Niederlage gegenüber Potter so aufgebracht gewesen war, dass er sich nicht dazu in der Lage fühlte, diese Deletanten auch nur eine Minute länger zu ertragen. Das hieß also, wieder einmal, waren sie alleine in der Bibliothek... Draco schüttelte entschieden den Kopf. Nicht ausgerechnet jetzt daran denken!
 

Ginny sah Draco verstört an. Nicht, weil er sie angeschnauzt hatte, das tat er schließlich öfter, aber warum schüttelte er jetzt den Kopf?

"Ehm... ich mache Hausaufgaben, das machen Leute eigentlich, wenn sie hier sind, weißt du?" Das hätte eigentlich eine sarkastische Antwort werden sollen, um ihn bloß zu stellen, nachdem er sie so angefahren hatte, aber kaum hatte sie die Worte ausgesprochen, wurde ihr bewusst, was die beiden getan hatten, als sie das letzte Mal hier zusammen gewesen waren und das waren ganz sicher keine Hausaufgaben gewesen. Sie spürte, wie sie rot wurde und vergrub sich schnell wieder hinter dem riesigen Schinken über Wahrheitstränke.
 

"Hausaufgaben, ja? Also das letzte Mal hast du ja wohl kaum Hausaufgaben gemacht..." antwortete Draco, aber seine Antwort kam nicht so kühl rüber, wie er es eigentlich beabsichtigt hatte. Gleich darauf bereute er, selbiges gesagt zu haben, denn damit hatte er nun endgültig die Erinnerung an das Geschehene und alle damit verbundenen Gefühle - Ginnys schlanker Körper und ihre weichen Lippen drängten sich ihm ins Gedächtnis - wach gerufen. Während er gesprochen hatte, hatte er sich auf dem Tisch abgestützt und nach vorne über Ginnys Buch gebeugt, um sie zu fixieren. Sein Blick hatte aber nun keinesfalls den vernichtend spöttischen Ausdruck, den er geplant hatte. Statt dessen sah er ihr fast schon verloren in die braunen Augen, die ihn - leicht verunsichert - über die errötenden Wangen hinweg und unter dem roten Schopf hervor anblickten.

Zwischen ihm und der Gryffindor waren kaum mehr als zwanzig Zentimeter Abstand und er verfluchte sich gedanklich dafür, nicht einfach das gewünschte Buch genommen zu haben und dann verschwunden zu sein. Nun aber kam er nicht mehr weg - im Gegenteil - er wollte eigentlich noch näher....
 

Er legte seine Hand auf das Buch, dass sie immer noch schützend wie ein Schild vor sich aufgestellt hatte und legte es langsam zur Seite. Die ganze Zeit über schaute er ihr in die Augen und wieder wurde Draco auf unerklärliche Weise von dem rothaarigen Mädchen angezogen. Er beugte sich weiter nach vorne und verschloss ihre Lippen abermals mit seinen.
 

In Ginny breitete sich ein warmes Gefühl aus und sie spürte, wie ihr Herz schneller schlug. Sie wollte ihm noch näher sein.

Als hätte Draco ihre Gedanken gelesen, löste er sich kurz von ihr, zog sie auf die Beine und bedeutete ihr dann mit einer Handbewegung, sich auf den Tisch zu knien.

Mit einem kurzen Gedanken daran, was Madam Pince wohl sagen würde, wenn sie das hier sah, tat Ginny wie ihr geheißen. Draco zog sie an sich und küsste sie erneut. Es schien ihn nicht einmal zu stören, dass Ginny jetzt sogar einige Zentimeter größer war als er. Eigentlich schien ihn gar nichts mehr zu stören. Er verschwendete keinen Gedanken daran, dass sie hier von jedem überrascht werden konnten, oder daran, dass er da ein Mitglied aus der Familie küsste, die er schon so lange verabscheute.

Auch Ginny dachte an nichts dergleichen. Alle Gedanken waren wie ausgelöscht und als sie spürte, wie Draco mit seiner Zungenspitze behutsam über ihre Unterlippe fuhr, ging auch noch das letzte Bisschen ihrer Zurückhaltung verloren. Sie ging auf sein stummes Bitten ein und ließ seine Zunge gewähren.

Während sie den Kuss vertieften, fuhr er mit einer Hand durch ihre Haare. Sie waren so weich...
 

Es war ein schönes Gefühl, seine Hand in diesem feinen Gespinst zu vergraben und während er den anderen Arm fester um Ginnys schmale Taille legte um sie noch enger an sich zu ziehen vergrub er seine Hand tief in den weichen roten Wellen und strich ihr über den schlanken Nacken, während sie seiner Zunge den Zugang zu ihrem Mund gestattete.

Ginny überwand auch die letzte Scheu und legte ihre Arme um Dracos breite Schultern und vergrub ihre Finger in seinem kurzen Haar. Als die Zunge des Blondschopfs die ihre sachte berührte, zögerte sie zunächst, doch dann gab sie sich einen Ruck und erwiderte. Völlig reglos hielten die beiden einander eng umschlungen und aneinander gedrückt, neuerlich das Gefühl vom Körper des anderen in sich aufsaugend, während ihre Zungen sich langsam umspielten, sich näher kamen und wieder trennten. Nur um einander gleich aufs Neue wieder zu liebkosen.

Selbst Peeves Gepolter in einem der Räume etwas weiter den Gang hinunter konnte die beiden nicht stören.
 

Als sich ihre Lippen diesmal etwas später voneinander lösten und sie sich schwer atmend in die Augen sahen, fuhren sie nicht auseinander und flüchteten; sie hielten sich weiterhin im Arm.

Draco sah Ginny verblüfft an. Wie war das möglich? Zum ersten Mal in seinem Leben hatte er das Gefühl, dass es ihm nicht egal war, wie jemand dachte, zum ersten Mal wollte er jemanden nicht erniedrigen und unter sich sehen. Was machte dieses Mädchen mit ihm? Solche Gefühle hatte der sonst so kalte Junge für gewöhnlich doch auch nicht.
 

Ginny wurde sich im selben Augenblick der Tatsache bewusst, dass sie gerade Draco Malfoy geküsst hatte - zum zweiten - und das es ihr gefallen hatte... sehr gut sogar. Aber wie war das möglich? Wo sie Malfoy doch sonst immer verabscheut hatte. Nun ja, zumindest hatte sie ihn bis vor ein paar Tagen verabscheut, danach hatte er sie einfach nur noch verwirrt.
 

Beide hingen ihren Gedanken nach, während sie einander ansahen und immer noch festhielten. Sowohl Draco als auch Ginny konnten kaum begreifen, in was für einer Situation sie sich gerade befanden. Aber keiner der beiden hatte etwas gegen diese Situation einzuwenden...

Näherkommende Schritte vor der Bibliothekstür ließen die zwei dann doch auseinander fahren. Gerade war Ginny wieder vom Tisch auf ihren Stuhl geklettert und Draco zu einem der Regale gehechtet, als Madam Pince auch schon um die Ecke bog. Misstrauisch hob sie eine Augenbraue in die Höhe, als sie die leicht roten Gesichter der beiden sah.

"Ich hoffe, Sie beide haben nicht wieder irgendwelche Bücher beschädigt.." sagte sie spitz - seit dem letzten Vorfall hatte sie die beiden ein wenig auf dem Kieker - und setzte sich in Sichtweite an einen der Tische.

Nun waren sie unter Beobachtung. Ginny, ob des Kommentars von Madam Pince noch ein wenig mehr errötet, schrieb um sich abzulenken eifrig aus dem Buch ab, während Draco nach dem Buch suchte, wegen dem er eigentlich ursprünglich hierher gekommen war. Aber gedanklich waren beide nicht wirklich bei der Sache und immer wieder huschten ihre Blicke zum jeweils anderen. Schließlich hatte Draco sein Buch gefunden und der wachsam-bohrende Blick von Madam Pince bereitete ihm derart Unbehagen, dass er beschloss, sich wieder zu verziehen. Er musste das Geschehen vor Madam Pinces Auftauchen erst einmal verarbeiten.

Als er zur Tür ging, sah er ein letztes Mal zu Ginny herüber und auch sie sah auf und ihn an. Einen Moment lang wäre Draco am liebsten umgedreht und hätte Madam Pince verscheucht um wieder mit dem Rotschopf allein zu sein, doch er beherrschte sich und ging dann hinaus.
 

Am nächsten Tag schienen Ginny und Draco abermals zu einem stummen Einverständnis gekommen zu sein. Wieder waren beide abends in der Bibliothek und wieder kümmerten sie sich nicht um Hausaufgaben.

"Madam Pince könnte jeden Moment kommen," murmelte Ginny mit geschlossenen Augen, als Draco sich ihrem Hals widmete. Sie war gegen eine Wand in der hintersten Ecke der Bibliothek gelehnt, so dass sie von Regalen verborgen waren, damit nicht gleich jeder sie entdeckte, der hereinkam. Obwohl das an einem Sonntag um diese Uhrzeit eher unwahrscheinlich war.

Draco antwortete nicht und plötzlich wurde Ginny bewusst, dass er immer noch mit seinen Lippen an ihrem Hals hing.

"Was... machst du da?" fragte sie und öffnete die Augen.

Nach einigen Sekunden löste er sich von ihrem Hals.

"Nichts."

Ginny schaute ihn bestürzt an: "Du hast mir doch etwa keinen-" Sie kam nicht dazu, die Frage zu vollenden, da Draco sich nun wieder ihren Lippen zugewendet hatte.
 

Eine halbe Stunde später hetzte Ginny zurück zum Gryffindor-Gemeinschaftsraum. Wiedereinmal konnte sie es nicht lassen, beim Gehen nachzudenken. In was schlitterte sie da nur rein? Wollte sie sich jetzt jeden Abend mit Malfoy treffen, um... zu knutschen? Sie waren ja nicht mal zusammen oder so etwas...
 

Als sie den Gemeinschaftsraum betrat, bemerkte sie geschockt, dass noch ziemlich viele Leute anwesend waren. Unter anderem auch ihre Brüder Ron, George und Fred. Sie wollte sich schnellstmöglich auf in ihr Zimmer machen, blieb jedoch wie angewurzelt stehen, als sie jemanden rufen hörte: "Hey, Ginny hat einen Knutschfleck, schaut mal!"
 

Wer auch immer diesen Satz gesagt hatte, er hatte damit die volle Aufmerksamkeit ihrer Brüder und auch die von Harry, Martha und Hermine auf sie gelenkt. Auch dass sie rasch die Hand gehoben hatte, um den Knutschfleck von Draco zu verdecken, konnte nicht mehr verhindern, dass alle ihn sahen. Auf den Gesichtern von Fred, George und Ron zeigte sich deutliches Erstaunen.

"Ja jaaa - so schnell werden sie groß..." sagte Fred dann mit mütterlicher Stimme und seufzte gespielt. George fing sogleich an, grinsend über den Verursacher zu mutmaßen, während Fred aufgestanden war, und Ginny nun in einen der Sessel bei der Gruppe bugsiert hatte.

"Na, wer war es, hm? Vielleicht Seamus Finnigan? Der fehlt doch auch schon die ganze Zeit..." versuchte George nun mehr herauszufinden. Ginny versank förmlich in dem Sessel und fühlte sich hundeelend.

"Lasst sie doch in Ruhe..." meinte Martha, die nur zu gut wusste wie man sich fühlte, wenn man so bedrängt wurde.

"Na aber wir müssen doch informiert sein, was unsere kleine Schwester so treibt!" zwinkerte Fred nur und hakte nochmals nach. "Und? War es Seamus?"

"Was war ich?" kam da eine leicht irritiert klingende Gegenfrage von der Tür her, denn Seamus war soeben - in Begleitung von Dean Thomas - zurück in den Gemeinschaftsraum gekommen.

"Ha!" kam es von Fred und George und beide waren gleichzeitig aufgesprungen um mit dem Finger auf Seamus zu zeigen. "Haben wir dich, Übeltäter!" feixte Fred und schon hatte George auch den verwirrten Finnigan geschnappt und zu den anderen befördert. Ginny wünschte sich nichts sehnlicher, als in einem Mauseloch zu verschwinden.

"Übeltäter?" fragte Dean verwirrt und folgte den beiden zur Sitzgruppe. Noch ein aufmerksamer Zuhörer mehr, den Ginny ganz und gar nicht gebrauchen konnte. Alle Augen starrten auf sie und Seamus, Ron hatte einen leicht roten Kopf und Hermine und Martha schon fast mitleidige Blicke aufgesetzt.

"Na, du hast doch wohl nicht geglaubt dass es ein Kavaliersdelikt ist, unserer geliebten kleinen Schwester einen Knutschfleck zu verpassen!" entrüstete sich George und Fred nickte einfrig zustimmend.

"Knutsch...? Wa- MOMENT - was soll ich gemacht haben?!" stieß Seamus überrascht hervor und er starrte zunächst die Zwillinge, dann Ginny fassungslos an. Was erzählte die Kleine denn da? Er war den ganzen Abend mit Dean zusammen gewesen!

"Kann er gar nicht..." sprang dann dieser dem Himmel sei Dank auch in die Bresche und half seinem Freund aus. "Wir wurden nämlich von Filch dazu verdonnert die Pokale zu putzen, weil wir eine Stinkbombe dabei hatten. Seamus war den ganzen Abend bei mir und Ginny überhaupt nicht da - die ist doch in die Bibliothek gegangen." fuhr Dean fort und Fred und George zogen lange Gesichter, als sie so erfuhren, dass der 'Schuldige' offenbar doch noch nicht gefunden war.

"Genau..." nickte Seamus und hatte auf einmal einen absurden Gedanken. "Vielleicht wars ja Malfoy, der war auch auf dem Weg zur Bibliothek...." meinte er und grinste breit.
 

Ginny blieb fast das Herz stehen und sie sah völlig entsetzt aus. Ebenso Ron. Doch Fred und George deuteten den Schrecken in Ginnys Augen zum Glück falsch und brachen in schallendes Gelächter aus.

"Malfoy, na klaaaar - oh mein Gott, was für eine irre Idee!" lachte George und Fred hing, Tränen in den Augen, an Hermines Schulter.

"Da würde sie eher eine Kröte küssen als den!" meinte er und wischte sich die Lachtränen weg.

Auch Ron, Harry, Martha und die anderen beiden Jungs lachten aus voller Kehle. Malfoy, der Typ mit dem kältesten Gesicht der Schule und das größte Ekelpaket als heißblütiger Knutschfleckverpasser war wirklich eine erheiternde Vorstellung.

Ginny wurde in dem Sessel noch kleiner und schwieg beharrlich. Einzig Hermine sah, dass sie ein paar Tränen in den Augen hatte.
 

Bevor sie jedoch etwas sagen konnte, war Ginny schon aufgestanden und in Richtung der Mädchenschlafsäle unterwegs. Hermine stand auch auf, was dazu führte, dass Fred, der auf der Lehne ihres Sessels gehockt und sich bei ihr aufgestützt hatte, zur Seite fiel. Die fragenden Blicke der anderen ignorierend folgte sie ihrer Freundin.
 

"Ginny, war es Malfoy?" Hermine saß neben ihr auf Ginnys Bett.

Die Rothaarige hatte mit ihren Händen ihr Gesicht bedeckt und Hermine war sich sicher, dass noch mehr Tränen flossen. Langsam nickte Ginny.

Obwohl Hermine gehofft hatte, dass Ginny sie fragen würde, ob sie noch alle Latten am Zaun hatte, war sie nicht wirklich überrascht. Malfoy und Ginny... Das konnte wirklich böse enden. Besonders wenn Harry und Ron das erfuhren; immerhin mochten die beiden den Slytherin wohl am wenigsten von allen Schülern. Nun, Hermine war auch nicht gerade ein Fan von ihm, aber sie würde das nicht an Ginny auslassen. Bei ihren beiden besten Freunden war sie sich da allerdings nicht so sicher... Sie musste wieder an das Debakel mit Krum im letzten Jahr denken. Wie würde Ron dann erst das aufnehmen?

"Er... Er ist einfach..." Ginny nahm die Hände von ihrem verheulten Gesicht und versuchte, eine Erklärung zu finden.

"Er ist was?"

"So... sanft."

Malfoy. Sanft. Sie musste sich verhört haben.

"Malfoy ist sanft?" fragte Hermine nach, um sicher zu gehen.

"Ja... Ich weiss, das ist kaum vorzustellen, weil er so eine große Klappe hat und dauernd andere beleidigt. Aber wenn... wenn er mich küsst und berührt ist er so anders... zärtlich."

Okay, das war definitiv mehr, als Hermine jemals über Malfoy herausfinden hatte wollen. Sie legte Ginny einen Arm um die Schultern.

"Seit ihr zusammen?"

Ginny lächelte gequält: "Nein. Wie stellst du dir das denn bitte auch vor? Kannst dir ja wohl denken, was für eine Welle an Ereignissen das auslösen würde." Sie hatte also auch schon daran gedacht, wie die anderen Schüler reagieren würden, wenn sie etwas davon herausfanden.

"Hey, ich weiß es und reiß ich dir den Kopf ab?"

"Das ist was anderes. Du bist nicht so... bescheuert und hitzköpfig wie die anderen im Schloss."

Hermine lachte.
 

Auch am nächsten Tag fiel es Ginny immer noch sehr schwer, die Mutmaßungen ihrer Brüder über den Verursacher des Knutschfleckes an ihrem Hals zu ertragen, zumal sie schon direkt nach dem Aufstehen damit begannen und das so konsequent, dass es auch noch zig andere Schüler mitbekamen. Doch als es beim Frühstück allzu bunt wurde und die Namen immer ausgefallener, sprach Hermine ein ordentliches Machtwort.

"Ihr haltet jetzt alle die Klappe, ich will nichts mehr davon hören! Ihr seid ja furchtbar! Wenn Ginny es euch würde sagen wollen, dann hätte sie es schon getan - so wie ihr euch aufführt kann ich aber gut verstehen, dass sie es nicht tut..." fauchte sie die ganze rothaarige Bande - ausgenommen von Harrys dunklem Schopf - energisch an und drohte damit, ihnen alle erdenklichen Flüche auf den Hals zu jagen, wenn sie nicht endlich aufhörten. Das zeigte Wirkung. Auch wenn alle so aussahen, als würden sie sich nicht eher zufrieden geben, bis sie wussten, wer Ginnys heimlicher Lover war, war zumindest Ruhe im Karton. Hermine tätschelte unter dem Tisch Ginnys Hand und das rothaarige Mädchen drückte die von Hermine dankbar.

Der 'Streit' war allerdings nicht unbemerkt geblieben...

"Wasn da am Gryffindor-Tisch los? Die Mädels zoffen sich mit den Jungs?" fragte Pansy Parkinson eine ihrer ebenso dämlichen Freundinnen und zog sie Stirn kraus, was noch mehr Falten in ihrem Mopsgesicht verursachte.

"Ach, es geht bestimmt um den Knutschfleck, den das kleine Wiesel bekommen hat - noch nichts davon gehört?" mischte sich Blaise Zabini ein, während er gegenüber von Draco sein Müsli löffelte. "Hat sie wohl gestern bekommen und keiner weiß von wem - geht schon die Runde und alle raten wild rum..." fuhr er fort und grinste. "Hab sogar schon deinen Namen fallen hören, Malfoy..." sagte er und blickte den blonden Jungen an.
 

Pansy schnaufte in ihren Becher Orangensaft, den sie sich gerade an die Lippen geführt hatte.

"Das wünscht sie sich wohl," lachte sie laut und alle Mädchen am Tisch fielen mit ein.

"Jaaa, als ob Draco so etwas wie sie auch nur eines Blickes geschweige denn eines Knutschfleckes würdigen würde," kreischte Millicent belustigt.

Blaise fing nun auch an laut zu lachen.

"Ja, als ob ein Slytherin mit einer Gryffindor-"

"Was wäre wenn?" unterbrach Malfoy mit kalter Stimme.

Pansy, Millicent und Blaise sahen ihn ungläubig an. Crabbe und Goyle, die rechts von Malfoy saßen, schienen zu beschäftigt mit ihrem Essen, um etwas mitzukriegen.

Einige Minuten herrschte Schweigen in der Gruppe. Doch dann brachen Blaise und Millicent in erneutes Gelächter aus.

"Guter Witz Malfoy!"

"Draco, dein Humor ist so köstlich!"

"Hätte dir fast geglaubt, hahahaha!"

Doch Pansy lachte nicht. Sie sah angewidert zu dem Weasley-Mädchen herüber, das sich nun mit dieser Martha unterhielt. Ihr Draco würde nie so einen widerlichen Scherz machen. So etwas war unter seiner Würde. Dieses Mädchen musste irgendwas mit ihm angestellt haben und sie würde auch bald herausfinden, was...
 

Das jedenfalls nahm sie sich fest vor und daher verfolgte sie Draco nun immer wann es ging auf Schritt und Tritt. Denn wenn sie mit ihren Vermutungen Recht hatte, dann würde der gutaussehende Zauberer sicher schon bald wieder mit dieser kleinen, widerwärtigen Wieselhexe zusammentreffen.
 

Draco aber war sehr vorsichtig geworden. Auch wenn es ihm sicher keiner sonderlich krumm nehmen würde - außer Potter und Co natürlich, da es denen an Respekt ihm gegenüber gehörig mangelte - dass er mit Ginny anbandelte, so wollte er die kleine rothaarige Schönheit doch nicht in Schwierigkeiten bringen. Diese Einstellung überraschte ihn völlig, denn sonst war es ihm stets eine wahre Freude gewesen, einen Gryffindor leiden zu lassen - und das war es im Grunde auch immer noch - nur nicht bei ihr....

Und so verfolgte Pansy ihn tagelang umsonst in alle möglichen und unmöglichen Winkel und Ecken von Hogwarts.
 

Doch eines Abends hielt Draco es nicht mehr aus. Er hatte ein Gefühl, wie er es noch nie gehabt hatte und er konnte es sich auch nicht erklären, aber in seinem Inneren schien etwas zu brennen, dass ihn verzehrte. Unruhig rutschte er auf seinem Sessel im Gemeinschaftsraum der Slytherins umher, bis er zu dem Schluss kam, dass nur Ginny sein stummes Leiden heilen konnte.

Als Draco sich erhob, kam auch wieder Leben in Pansy, die schon den ganzen Abend auf einem Stuhl in der Nähe von Draco hockte und ihn beobachtete. Rasch stand auch sie auf und beeilte sich, dem Blonden unbemerkt zu folgen, der nun mit großen Schritten den Raum verließ und sich auf den Weg in die Bibliothek machte.
 

Ginny saß bereits - wie jeden Abend - in selbiger und tat so, als würde sie in einem der Bücher lesen. In Wirklichkeit aber las sie nicht. Sie dachte an Draco...

Daran, was sie hier getan hatten und daran, dass sie ihn nun schon seit Tagen nicht mehr getroffen hatten. Die Slytherins zerrissen sich immer noch das Maul über ihren Knutschfleck, von dem inzwischen nur noch ein blasser, fliederfarbener Hauch zu erkennen war. Ob Draco sie nun hatte fallen lassen?

Sie spürte, wie ihr ein dicker Kloß die Kehle zuschnürte. Warum kümmerte sie das so? Er war..... er war ein Slytherin, und er machte ihren Brüdern das Leben schwer und hatte das auch bei ihr getan....

Ja...aber das lag nun scheinbar eine Ewigkeit zurück. Viel stärker als all diese anderen Erinnerungen an seine Gemeinheiten waren die an seine Lippen, wie er sie zärtlich küsste und an seine Hände, wie er sie in ihrem Haar vergrub während er sie fest an sich zog. Sollte das alles nun vorbei sein? Nur, weil sie aus getrennten Häusern kamen, die meinten, sie müssten sich bekriegen? Ginny kam sich vor wie in einer schlechten Romeo und Julia-Verfilmung und musste stumm anfangen zu weinen, als sie an das tragische Ende von deren Liebe dachte.

Fast hätte sie vor Schreck aufgeschrieen, als ihr jemand von hinten die Hand auf die Schulter legte...
 

Sie drehte sich auf ihrem Stuhl um, um zu sehen, wer da hinter ihr stand.

Sie sah sich dem Blondschopf gegenüber, wegen dem sie in den letzten Tagen des öfteren Tränen vergossen hatte und nach dem sie sich trotzdem so gesehnt hatte.

Draco sah ihr stumm in ihr tränenverschmiertes Gesicht und beugte sich zu ihr herunter, um sie zu küssen...
 

Das war doch wohl nicht wahr! Pansy hatte sich hinter einem der vielen Regale versteckt und beobachtete fassungslos, was sich da vor ihren Augen abspielte. Nie hätte sie gedacht, dass Draco, IHR Draco, freiwillig... Das würde ein Nachspiel haben.
 

"Habt ihr schon gehört?"

"Ja, wenn ichs dir doch sage! Ginny Weasley aus Gryffindor!"

"Aber... sie ist doch erst im 4. Schuljahr und dann schon..."

"Wie entsetzlich, das hätte ich ihr nie zugetraut."

"... Sie schien immer so nett."

"Was für eine Schlampe."
 

Solche und andere Kommentare waren am nächsten Tag überall im Schloss zu hören. Irgendjemand hatte wohl angefangen, herumzuerzählen, dass eine gewisse Ginny Weasley als so eine Art Serviette von Schoß zu Schoß wanderte.

Zuerst dachte Ginny, dass das alles nur ein Scherz war und irgendwann jemand zu ihr kommen und sie anlachen würde: "April, April!"

Im Laufe des Tages jedoch wurden diese ungläubigen und erbosten Stimmen immer lauter und inzwischen schafften es nicht einmal mehr Fred, George und Ron, die Leute dazu zu bringen, ruhig zu sein. Auch Hermines Androhungen, jeden zu verfluchen, der ein falsches Wort sagte, schienen nach einiger Zeit nicht mehr zu fruchten.

Ginny hatte das unangenehme Gefühl, dass sie genau wusste, wer das verzapft hatte. So etwas traute sie nur einer zu.
 

Als Malfoy sich morgens mit Crabbe und Goyle auf den Weg zur Großen Halle machte, hörte er, wie Blaise und Millicent über jemanden redeten...

"Ich hab ja schon immer gewusst, dass mit der was nicht stimmt. Sie ist halt doch ein Wiesel."

"Durch und durch," stimmte Blaise zu.

"Tja und wies aussieht, können auch Wiesel noch tiefer fallen," lachte Millicent erfreut.

"Schlampe eben." murrte Blaise.

Draco blieb stehen. Wiesel? Redeten sie da etwa über Ginny?

"Hey, wer ist eine Schlampe?" fragte Draco Blaise scheinbar ohne großes Interesse.

"Na, Ginny Weasley. Das ganze Schloss redet sicher schon davon. Sie ist wohl in letzter Zeit von einem Jungen zum anderen gewandert."

"Ach... welche Jungs denn so?"

"Also," plötzlich schien Blaise der Wind aus den Segeln genommen worden zu sein. "Namen kennen wir alle nicht, natürlich geht niemand damit hausieren, an so einem schmutzigen Mädel dran gewesen zu sein. Aber wie ich gehört habe, waren es viele."

Draco starrte den schwarzhaarigen Slytherin, der vor ihm stand, wütend an. Irgendjemand hatte also solche Gerüchte in die Welt gesetzt und er würde sein letztes Hemd darauf verwetten, dass es Pansy Parkinson gewesen war.

"Pass auf, was du sagst," zischte Draco und ging an ihm vorbei. Verdammt nochmal, er hätte sich beherrschen sollen. Pansy war ihm sicherlich nachgegangen und hatte alles gesehen.
 

Der Tag wurde für Ginny immer schlimmer. Bereits nach wenigen Unterrichtsstunden hatte das gemeine Gerücht, dass Pansy über sie verbreitet haben musste, einmal die Runde durch das ganze Schloss gemacht und jeder redete über sie. Peeves, der Poltergeist, machte sich einen Heidenspaß daraus durch die Gänge zu rasen und immer wieder "Das Wiesel geht um, geht um, geht um, bald hat sie auch den Letzten rum.." zu gröhlen, und erst Professor Dumbledore konnte ihn zum Schweigen bringen. Hermine und Martha litten stumm mit Ginny, die wie ein Häufchen Elend durch die Gänge schlich und schließlich im Zaubertränke-Unterricht in Tränen ausbrach, als Professor Snape, der den Schülern zwar verboten hatte, weiter in seinem Unterricht zu tuscheln, selber eine abfällige Bemerkung über die wilde Vermehrung von Ratten machte.
 

Als sich die Halle zum Mittag füllte, gab es keinen Schüler mehr, der nicht über Ginny redete. Einige waren immer noch der Meinung, dass das Gehörte einfach nicht wahr sein konnte, aber viele andere waren mit Feuereifer dabei, über das Weasley-Mädchen herzuziehen. Man hätte es ja schon immer gewusst - sowas sähe man den Mädchen ja an, usw.
 

Sogar am Gryffindor-Tisch gab es einige, die mitmachten und Ginny brachte zwischen Fred und George sitzend, die beide bitterböse Blicke auf die Lästermäuler warfen, keinen Bissen herunter. Professor McGonagalls Blick ruhte besorgt auf dem Mädchen mit den roten Haaren, konnte sie doch nicht glauben, was inzwischen auch zu den Lehrern vorgedrungen war. Ginny Weasley ein Flittchen?
 

Auch Draco hatte wenig Appetit. Vielmehr war er damit beschäftigt, die Mäuler um ihn herum zu stopfen, die immer wieder über Ginny herzogen. Doch all sein Bemühen nutzte nichts, denn die ganze Halle konnte er so unmöglich zum Schweigen bringen.

Sein Blick wanderte hinüber zu Ginny, die so unglücklich aussah, dass es ihm einen schmerzhaften Stich versetzte. Sie war in sich zusammengesunken und hatte noch keinen Bissen angerührt. Als nun auch noch eine der weiter unten am Tisch sitzenden Slytherins eine besonders gehässige Bemerkung machte, die man auch noch am Gryffindor-Tisch verstand, brach Ginny schließlich vor allen Augen in Tränen aus. Sie vergrub das Gesicht in den Händen und schluchzte bitterlich, während ihre Brüder so aussahen, als würden sie am liebsten auf der Stelle einen Mord begehen.

Dann hörte Draco ein gemeines Kichern und als er aufsah, sah er Pansy Parkinson, die mit einem siegesbewussten und triumphierenden breiten Grinsen voller Genuss auf die weinende Ginny blickte.

Das war zuviel! Noch bevor Professor McGonagall, die aufgestanden war, um Ginny zu beruhigen, einen Schritt in Richtung des Mädchens machen konnte, war er aufgesprungen und mit wenigen Sätzen vor den Lehrertisch getreten. Die Aufmerksamkeit aller richtete sich auf ihn.

Viele der Schüler erwarteten, dass Malfoy nun dem Ganzen durch eine besonders gemeine Bemerkung über Ginny die Krone aufsetzen würde....doch es kam ganz anders...
 

"Ihr habt sicher alle gehört, was über Ginny Weasley geredet wird," begann er mit lauter Stimme und sah, wie einige der erwartungsfrohen Gesichter, die ihn anstarrten, erstarrten. Er nannte sie Ginny Weasley? Ginny??

"Und einigen dürfte auch schon klar geworden sein, wer die Gerüchte in die Welt gesetzt hat. Natürlich war es Pansy Parkinson, wer sonst. Na ja, allerdings war es auch etwas meine Schuld, weil ich die Neugierde der kleinen Zecke unterschätzt habe." Pansy schnappte empört nach Luft und einige Schüler lachten.

"Also sollte ich hier eins klar stellen: Ginny ist in letzter Zeit nicht von einem Jungen zum anderen gewandert. Pansy hat das erfunden, um ihr eins auszuwischen. Ginny war nur mit mir zusammen und der Knutschfleck kam auch von mir." Er ließ seinen Blick über die fassungslosen Gesichter streifen, die ihn anstarrten: "Und ich würde es sehr begrüßen, wenn ihr jetzt aufhört, euch in Sachen einzumischen, die euch verdammt nochmal nichts angehen. Sonst kriegt ihr es mit mir zu tun." Er nickte in Richtung Crabbe und Goyle: "Und mit meinen Freunden." Seine Bodyguards sahen ihn treudoof an.
 

Die Halle war von Schweigen erfüllt. Draco Malfoy und Ginny Weasley?! Ein Slytherin und eine Gryffindor?! Draco sah, wie vielen der Mund sperrangelweit offen stand, so als hätten sie grade gesehen, wie er seinen Kopf halbiert hatte.

Harry und seinen Freunden erging es nicht anders. Es war Malfoy gewesen?!? Und Draco hatte da doch nicht grade wirklich Partei für Ginny ergriffen? Er hatte sogar Ärger angedroht, wenn nochmal jemand was Schlechtes über sie sagte! Die Weasley-Jungs und Harry fühlten sich wie in einem Traum und auch Hermine, die ja gewusst hatte, dass es Draco war, mit dem Ginny sich traf, konnte es kaum fassen, das Draco diese Angelegenheit so offen zugab, um Ginny zu helfen.

Ginny hatte nachdem Draco angefangen hatte zu reden die Hände vom Gesicht genommen und ihn verblüfft angeschaut. Nie hätte sie gedacht, dass er so für sie eintreten würde.

Und seine Worte zeigten Wirkung. - Hatte man eben noch verächtlich zu Ginny geschaut, so war es nun Pansy, der man abwertende Blick zuwarf und über die an den beiden Tischen der Ravenclaws und Hufflepuffs getuschelt wurde. Sowas! Man hatte es ja sowieso nicht geglaubt - und nun die Wahrheit - eine Slytherin hatte das ganze Gerücht in die Welt gesetzt - war ja eigentlich klar gewesen...
 

Ginny war zumute, als fiele ihr ein Stein so groß wie der Mount Everest vom Herzen. Ihr Blick traf sich mit dem von Draco, der nun - immer noch drohend - in die Runde sah. Als der Blondschopf sah, wie sie ihn unendlich dankbar anlächelte, machte sein Herz einen Sprung. Ja - so war sie ihm viel lieber: lächelnd und mit diesem Leuchten in den braunen Augen!
 

Auch Professor Dumbledore lächelte zufrieden und klatschte kurz in die Hände. "Ich bin sehr stolz Mister Malfoy - das zeigt wirklich Courage..." sagte er so leise, dass nur Draco und die anderen Lehrer es hörten. Draco nahm es ohne Regung hin und machte sich dann wieder auf den Weg zu seinem Platz, während der Direktor die Schüler, unter denen nun ein regelrechter Tumult ausbrach, wieder zur Ruhe rief und bat, doch weiter zu essen, damit sie nicht hungrig in den Nachmittagsunterricht gehen mussten. Die Schüler taten, wie ihnen geheißen, auch wenn sich natürlich nebenbei rege über das soeben Erfahrene unterhalten wurde. Und auch Ginny hatte wieder Appetit und aß etwas, während sie und Draco einander den Rest der Zeit durch die Halle hinweg ansahen.
 

In der nächsten Zeit hatte Pansy es wirklich nicht leicht - viele der Schüler verachteten sie tief für das, was sie Ginny angetan hatte. So wurde sie dann eines Tages zum zweiten Male Opfer einer Knarl-Pulver-Attacke.

Ginny aber wurde förmlich von Schülern überrannt, die sich bei ihr entschuldigten. Und zu ihrer großen Freude nahmen ihre Freunde auch recht gut auf, dass sie ein Verhältnis zu Draco Malfoy hatte - auch wenn keiner in Begeisterungsstürme ausbrach...

Als sie - wieder einmal an einem Freitag Abend - erneut dicke Bücher in der Bibliothek wälzte - Professor Snape hatte einen ausführlichen Aufsatz über verschiedene Kräuter verlangt - war ihr so leicht ums Herz wie schon lange nicht mehr. Und selbiges tat einen großen Sprung, als sie ihr bereits gut vertraute Schritte auf dem alten Holzboden näherkommen hörte.
 

"Fleißig?" fragte Draco und ließ sich auf einen Stuhl neben ihr fallen.

"Gezwungenermaßen, da der Aufsatz für Snape ist," antwortete sie gequält.

Es war allseits bekannt, dass Professor Snape die Schüler seines eigenen Hauses - Slytherin - bevorzugt behandelte und die anderen Schüler hingegen liebend gerne in die Pfanne haute. Besonders wenn es sich um Gryffindors handelte, die noch dazu mit Harry Potter befreundet waren.

"Hm, ich bin in den letzten beiden Tagen gar nicht dazu gekommen, dir zu danken, weil ich dauernd von so vielen Leuten belagert wurde." Ginny sah ihn entschuldigend an: "Das war echt nett von dir, so für mich einzustehen. Das hätte nicht jeder gemacht."

"Ich hoffe doch auch mal schwer, dass nicht jeder so verrückt nach dir ist, wie ich."

Ginny stutzte. Mit so etwas hatte sie nun wirklich nicht gerechnet und dann auch noch so einfach dahergesagt, als hätte er ihr gerade erklärt, wie toll das Wetter wäre. Sie spürte, wie ihr die Hitze in den Kopf schoss.

"Ginny, Ginny..." Er rutschte etwas näher an sie heran und sah ihr fest in die Augen. "Gewöhn dich besser daran, denn ich werde in Zukunft noch ganz andere Sachen zu dir sagen." Er lächelte sie schief an. "Wenn du jetzt schon auf Turborot umstellst, bleibt ja nichts mehr für später."

"Ich denke lieber gar nicht darüber nach, was für andere Sachen du meinst."

Draco lachte leise und bedeutete ihr mit einem Zeigefinger, näher zu kommen. Das ließ sie sich nicht zweimal "sagen". Auch sie rutschte näher an ihn heran, so dass ihre Gesichter nur noch Zentimeter voneinander entfernt waren.

"Wie wärs damit?" fragte Draco und flüsterte ihr etwas ins Ohr.

Kaum zu glauben, aber Ginny wurde tatsächlich noch roter als sie eh schon war. Draco sah sie schmunzelnd an.

"Das wird noch," murmelte er und zog sie auf seinen Schoß, um kurz danach ihre Lippen mit einem Kuss zu versiegeln.
 

~La Ende~ XD
 

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~
 

Na, fertig? Dann ein herzliches Peskiwichteli Pestermoni! *mitm Zauberstab rumschwänk* (in Gedenken an unseren allseits beliebten Lockhart *lol*)
 

MFG,
 

Die Sheena und das Ley (La Matrix)



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Kommentare zu diesem Kapitel (10)

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Von:  _Natsumi_Ann_
2009-11-22T16:13:01+00:00 22.11.2009 17:13
bo ich liebe das paar ^^
einfach der hammer^^
Von:  noii
2007-01-05T21:47:16+00:00 05.01.2007 22:47
Ui, ley, des hätt ich garnet von dir gedacht XD!!^^°
Toll gemacht ihr zwei!!<'D
Schade des es net weiter geht! Aber trotzdem...
das GinnyXDraco-pairing is wirklich zuckersüß *nihahaha* zum vernaschen!!<')
Njo, bis bald und...
Hab.Dich.Lieb!=3
Da Noii^--^
Von: abgemeldet
2004-11-27T17:53:01+00:00 27.11.2004 18:53
*sowas ähnliches wie bedroht wurde*
*hüstel* (:=))

jaja leute wie mich muss man zu ihrem glück zwingen ^^ ich kenn harry potter nicht, hab nur eine RSGS Folge mit Hogwarts gesehen ^^ aber was solls, die story gefällt mir ganz gut, ich les ma weiter und schau, dass ich das n wenig auf die reihe krieg, kompliment, auch als nicht - hp - leser / gesehenhabender (was für n schwachsinniges wort ^^) versteh ichs halbwegs (danke für wort und namenserklärungen) ^^
Von:  Steinschn
2004-11-11T19:36:59+00:00 11.11.2004 20:36
*auch wie blue bedroht wird* ._.

auch wenn ich erst sehr angepisst war, dass ihr mich gedrängt habt die FF endlich zu lesen, bereue ich es net ^^;

ihr habt da wirklich ein prachtstück hingelegt ^^ ich meine etwas OOC auf Seitens Draco aber sonst XD
die letzte Wendung hat viel spannung aufgebracht *.* und dann der förmliche tritt in Pansy's Arsch XD geil *.*

habt ihr schön gezaubert *.*
toi weiter so ò.ó! <-- muss die anderen chappis ja auch noch lesen X.x; wieder 5 stunden pro brauch, wettn wa? X.x;

des Steinchen ._.
Von:  W-Vandom
2004-09-03T16:50:14+00:00 03.09.2004 18:50
*kein Wort rausbekomm* *staun* *kurz kopfschüttel* Achja, ich wollt ja was sagen. Also:

1. Das ist ja PERFEKT gewesen
2. Schade das es nicht weitergeht
3. Geschieht der Parkinson-Schlampe recht *he he*
4. Das war wunderbar
5. Draco passt perfekt zu Ginny
6. Ich liebe GinnyxDraco Storys^^
7. Mir fällt auch nichts mehr ein^^

MfG Will
Von: abgemeldet
2004-08-19T09:16:53+00:00 19.08.2004 11:16
bissjetz gefällt es mir ^^ das andere kapitel les ich mir nachher durch,will jetz erstma meine zeit mit kae verbrigngen ^^
Von: abgemeldet
2004-08-01T13:55:03+00:00 01.08.2004 15:55
alsooo.. jetz schreib ich auch mal mein kommi obwohl ich das schon längst hätte getan haben müssen (deutsch is schwer^^)
alsoo.. ich find die einfach nur klasse! woha.. wie der erste kuss beschrieben wird, man hat das gefühl man erlebt ihn grade selbst, so gute beschreibungen hab ich lange nicht mehr gelesen, großese kompliment. und sonst was eigentlich alles perfek't, ich hab nix auszusetzen^^'
ich will mehr von euch^^
eiuer san
Von: abgemeldet
2004-07-30T11:56:14+00:00 30.07.2004 13:56
*mit'm nudelholz von hinten bedroht werd* XD jahaaaaaaaaaaaa, alsoooooooooo ich kanns ja auch gleich so sagen, geil, geil, geil xD und nein, ich wurd net zum lesen und kommischreiben gezwungen *grins* mache ich freiwillig ^.^ mal gucken, wie's m,it hogwarts coupling weitergeht XD
Von:  Verdani
2004-07-29T13:50:37+00:00 29.07.2004 15:50
ähm...

O.O *erstaunt guck*

waiii *__________* wie genial ist das denn *lach* Pottwal Pansy... und ich liebe das Wort treudoof XD wirklich XD

Mehr Kollabs bitte ^.~

Bis denne,
des Anakaaaaa :o)
Von:  teufelchen_netty
2004-07-26T14:44:11+00:00 26.07.2004 16:44
so ich hab es geschafft. ^^
also wo fang ich an.

1. großes kompliment ihr könnt beide sehr gut schreiben.
2. pansy ein pottwal???? ^^ ^^ ^^ klasse. echt geilo. krasser geht es nicht.
3. cool auch, dass draco endlich mal ne strafarbeit abbekommt und nicht immer bloss andere.
4. wie der kuss beschreiben wird (der erste). himmlisch. so traumhaft schön.

weiter so.


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