Zum Inhalt der Seite

Der König der Welt

Ich berichte lediglich von Dingen, die sich ereignen können. Ob sie sich ereignen werden, liegt in unseren Händen...
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

001-Die Bestimmung

Durch das dunkle Geäst des Hains von Parany huschte der Umriss einer unbekannten Figur. Der Schatten zog an mehreren Bäumen vorbei und hielt in einem engen Strauch an. Zwei Augen beobachteten ein Dorf, was aus Holzhütten gebaut war.

"Komm schon, Saritok, die Zeit eilt!", rief eine Stimme. Kurz darauf kam eine wolfsähnliche Gestalt aus einer der Hütten und rief wieder: "Saritok, steh endlich auf!!!" Nach wenigen Augenblicken kam eine zweite Wolfsgestalt aus einer anderen Hütte und rieb sich die Augen. Sie strich sich über ihr graues Fell und zog ihre Hosen zurecht. Diese Wesen, die auch Mevolrag genannt werden, laufen ohne festes Schuhwerk und meist auf zwei, manchmal aber auch auf vier Beinen durch den Wald. Sie leben hauptsächlich im Hain von Parany und tragen von der Kleidung her meist nur eine kurze Hose. Mevolrags in höherer Stellung haben außerdem Federschmuck an ihrem Körper. Ein Mevolrag entstand, als Wölfe sich das erste mal auf zwei Beine stellten und sprechen lernten. Sie sehen eigentlich aus wie aufrecht gehende Wölfe mit zerrissenen Hosen; von einem menschlichen Gesicht oder Füßen ist nichts zu finden. Lediglich ihre Pfoten bildeten sich zu Wolfshänden mit fünf Fingern.

"Was ziehst du meinen Geist zu solcher Unzeit aus den fernen Gefilden der Traumwelt?", fragte die verschlafene Gestalt und kratzte sich gähnend am Hinterkopf. "Wieso Unzeit?", erwiderte der andere Mevolrag, "Die Sonne richtet sich schon langsam wieder gen Westen! Wir müssen uns beeilen, sonst werden schlimme Dinge geschehen!" Saritok, der immer noch etwas verschlafen wirkte, bekam es plötzlich mit der Angst zu tun: "Du meinst doch nicht etwa...waren wir heute wirklich dran mit..." - "Ja, das waren wir! Und wenn du dich nicht sofort beeilst, werden wir untergehen!!!"

Saritok machte sich schnell zurecht und beide gingen zu Karson, dem Anführer des Stammes. Dieser wartete schon wutschnaubend auf die beiden und raunte sie gleich an: "Herton! Saritok! Gerade die beiden "unruhigen Brüder"! Ihr wisst, was euch droht, wenn ihr nicht rechtzeitig dort seid!" - "Ich kann nichts dafür!", entgegnete Herton und kniete vor Karson nieder, "Mein Bruder hat zu lange geschlafen!" - "Schweig still! Saritok, du kennst unsere Regeln und Verantwortungen! Bringst du nicht binnen der Dämmerung die Opfergabe zu den Hallen der Furcht, wird uns Melchior alle töten! ER war es, der auserwählt hat, dass ihr beide heute geht und wenn ihr alleine gehen würdet, wäre es zu gefährlich! Los, beeilt euch!"

Daraufhin schnappten sich beide je einen vorbereiteten Korb mit Schmuck und Speisen und rannten hinein in den Hain von Parany. Saritok hatte die schlechte Angewohnheit, immer später schlafen zu gehen und konnte am nächsten Tag meist erst gegen Nachmittag aufstehen. Er wusste, dass sie sich beeilen mussten, um Melchior, den Herrscher über die Hallen der Furcht, nicht zu verärgern. Sie rannten wie vom Teufel gejagt durch den Wald, sprangen über Steine und herumliegende Äste, rannten immer schneller und hörten in der Ferne schon eine Explosion. Das war das Zeichen, dass Melchior bereits verärgert war.

Hinter den beiden rannte der Schatten ihren Spuren nach. Er versuchte wohl, sie einzufangen, denn oft reckte er seine Hand nach Saritok, aber konnte ihn nie erreichen, da er zu schnell für den Schatten war. Die Schattengestalt stolperte über einen Stein und blieb liegen.

Währenddessen rannten Herton und Saritok weiter durch den Wald und kamen endlich an den Hallen der Furcht an. Langsam traten sie näher und wurden plötzlich von zwei Löwen überrascht, die sie anknurrten. Die beiden Mevolrags gingen an ihnen vorbei und betraten den Hof der Hallen der Furcht. Die Stimmung war bedrückend und links und rechts des steinernen Weges waren Schädel auf Holzpflöcken angebracht. Auf einigen Schädeln brannte Feuer und zwischen ihnen ging der erste Diener Melchiors, ein Ginguran, umher, goss Pech auf die Schädel und zündete es an.

Gingurane gelten als sehr intelligente Tiere. Sie laufen ebenfalls auf zwei Beinen und ähneln stark den Eidechsen. Da dieser Ginguran der treueste Untergebene von Melchior war, trug er eine Schwarze Kutte und verbarg sein Gesicht unter dessen Kapuze. Als Die Melvolrags ihm näher kamen, fuhr er auf und schrie sie an: "Verdammtes Wolfspack!!! Denken, nur weil sie laufen und sprechen können, sind sie was Besseres! Melchior ist erzürnt über euch! Er allein hat die Macht, den ganzen Erdteil in die Luft zu sprengen, wenn er das will!!! Wisst ihr überhaupt, in welcher Lage ihr euch befindet?" Der Ginguran warf seinen Eimer mit Pech nach Herton und schrie weiter: "Wenn ihr nicht auf der Stelle zu Melchior geht und ihm sein Essen kredenzt, wird er böse und ihr wist, was das heißt! Na los! Schert euch davon!!!"

Daraufhin gingen die beiden Wolfsmenschen in die Hallen der Furcht. Von außen glich es einem Würfel mit rundem Dach. Das haus war schwarz und hatte teilweise rote Flecken. Das war das Blut derer, die einst versuchten, Melchior zu stürzen.

In den Hallen der furcht kam ein Echo hervor: "Da seid ihr ja endlich! Macht schon! Beeilt euch! Ich habe Hunger!!!" Das war die Stimme Melchiors und er hegte schon seit ewigen Zeiten einen Groll gegen Wölfe, da er einen Wolfsangriff nur knapp überlebt hatte.

Herton und Satirok rannten immer schneller durch die düsteren Gänge und man hörte ihre Schritte noch bis zum Ausgang tapsen. Schließlich kamen sie im Thronsaal Melchiors an, den sie nur verschwommen auf seinem Thron sahen. Er befand sich auf einer Steinplattform über einer unendlichen Schlucht und war nur durch eine kleine Steinbrücke mit dem Ausgang verbunden. Wieder hallte seine Stimme durch den Raum: "Stellt sofort den Korb ab und geht! Ich will euch hier nicht mehr sehen!!!" Herton versuchte sich bei Melchior zu entschuldigen: "Bitte vergeben sie uns, wir waren nicht rechtzeitig wach, um..." - "Schweig!", unterbrach ihn der Großherrscher, "Verlogenes Pack! Schert euch davon! Was könnt ihr schon? Ihr seid nur arme Wölfe ohne eigenen Sinn und ihr steht unter meiner Kontrolle!!!" Herton begann zu knurren und rannte nach dem letzten Satz auf Melchior zu. Er wurde von zwei Panthern aufgehalten, schaffte es aber, in sein Gesicht zu sehen. Melchior griff zu seinem Speer und rammte ihn mehrere Male in den Unterleib von Herton, welcher mit einem Winseln zurück zu Saritok rannte und dort zusammenbrach. Melchior ab den Befehl an seine Panther, dass sie sich beide Mevolrags schnappen sollten und kurz darauf gingen sie auf Saritok los, der Herton auf der Schulter hatte. Sie rannten aus den Hallen der Furcht und entkamen mit knapper Not den Panthern. In seinem Gemach beruhigte der König seine Tiere: "Bleibt ruhig! Ihr könnt sie noch früh genug zerfetzen."

Als Saritok wieder im sicheren Wald angelangt war, legte er Herton auf den Boden und rüttelte ihn ein wenig wach. Dieser röchelte nur: "Ich hab es gesehen, Saritok! Ich habe in sein Gesicht gesehen! Es ist das Gesicht eines Mörders!!! Bitte, mache keinen Unsinn, aber verspreche mir, dass wir gerettet werden...du...und ich...und...das ganze...Volk..." Mit diesem Atemzug hauchte er sein Leben aus. Saritok wollte schreien, konnte es aber nicht. Er begrub Herton unter der Erde und zog missmutig zum Dorf zurück, als er plötzlich von dem Schatten angesprungen wurde, der ihn schon seit geraumer Zeit beobachtete. Als die beiden sich kämpfend auf dem Boden wälzte, warf Saritok die Gestalt ins Licht und die Sonne überzog sie. Saritok sah, dass dieses Wesen eine Menschenfrau war und war zunächst überrascht, dass ein Mensch so gut Kämpfen konnte wie ein Mevolrag. "Wer bist du?", fragte er die Frau, die daraufhin antwortete: "Mein Name ist Kinotai und ich war einst die Frau Melchiors." Daraufhin setzten sich die beiden und Saritok fing ein Gespräch an: "Bist du hier, um mich zu töten?" - "Würde ich dann neben dir sitzen?" - "Was willst du dann von mir? Wo kommst du her?" - "Was soll diese Ausfragerei?" Auf einmal fuhr Saritok hoch und schlug der Frau ins Gesicht: "Du hast doch gesehen, wie dein Mann ihn zugerichtet hat und jetzt ist er tot!!!", sprach er unter Tränen. Die Frau richtete sich auf, setzte sich wieder und sprach: "Ich habe sehr wohl vernommen, was gerade geschehen ist und es tu mir Leid...Saritok...du fragst dich sicherlich, woher ich deinen Namen kenne? Nun, die Tiere des Waldes haben ihn mir verraten. Nachdem ich aus Melchiors Fängen geflohen bin, wollte er mich unbedingt zurück, aber ich hasste es immer mehr, jeden Tag von ihm missbraucht zu werden und deswegen schloss ich mich mit den Waldbewohnern zusammen, um gegen ihn vorzugehen. Dabei fehlen mir noch starke Tiere und du sollst eines davon werden! Ich habe dich seit langem beobachtet, wie du Baumstämme hebst, Feinde tötest aber dennoch ruhig und ausgeglichen bist. Du wärst perfekt, um ihn zu vernichten. Sicher, du warst gerade bei ihm, aber noch ein bisschen Training und du schaffst auch ihn und seine Untertanen. Melchior ist bei weitem nicht so stark, wie er immer angibt. Im Gegenteil, er hat bestimmte Schwachstellen. Er ist der schwächste der 4 Großherrscher und ich will, dass wieder Frieden auf diesem Kontinent herrscht. Wärst du einverstanden, Herton, deinen toten Bruder, zu rächen?"

Beflügelt von Wut und Rachegelüsten stieß Saritok ein lautes "Ja, das bin ich!!!" hervor. Kinotai sagte ihm, dass er noch in sein Dorf gehen und den anderen Mevolrags bescheid sagen müsste. Im Notfall würden sie ihm zur Seite stehen.

Kinotai zog sich in den Wald zurück und Saritok lief langsam und an Herton denkend zum Dorf und malte sich aus, was passieren würde, wenn Kerson wissen würde, was in den letzten Augenblicken geschehen war...



Fanfic-Anzeigeoptionen
Blättern mit der linken / rechten Pfeiltaste möglich
Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück