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Und du liebst mich doch

von

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Kapitel 4

Am nächsten Morgen war Harry pünktlich. Seine Augen waren verquollen, weil ihm jede Menge Schlaf fehlte und mit einem ärgerlichen Seufzer dachte er daran, wie Ron und die anderen noch in ihren Betten lagen und friedlich schnarchten. Nervös schaute er auf seine Armbanduhr, die Hermine ihm zu Weihnachten geschenkt hatte, damit er nicht immer zu spät kam. Etwas das sich trotz gutem Willen nicht ergeben hatte. Malfoy war überfällig. Die Uhr zeigte bereits 7:45 Uhr an. Wie lange sollte er noch warten? Eine Viertelstunde Verspätung ging noch als akzeptabel durch, aber länger wollte er nicht mehr warten, außerdem hatte er Angst, was die anderen Slytherins sagen würden, wenn sie ihn hier sehen sollten. Warum, in Teufelsnamen, sollte Harry Potter, erklärter Feind Nr. 1, vor der Schlangengrube stehen? Gerade überlegte er, ob er einfach an die kahle, nackte Steinwand, die gut getarnt den Zugang zum Slytheringemeinschaftsraum bildete, klopfen sollte (Risiko hin, Risiko her), als...

„Harry?“ Ruckartig drehte sich der Angesprochene um.

„Professor Lupin?“

„Was für eine Überraschung, dich hier unten zu treffen. Was machst du hier?“

„Ähm... ja... also...“

„Ist ja nicht so wichtig“, tat Lupin Harrys Gestotter ab. „Sei froh, dass ich dich hier erwischt habe und nicht Professor Snape.“ Ein mattes Lächeln der Erleichterung huschte über Harrys Gesicht. Im ersten Augenblick hatte er schon mit Schlimmerem gerechnet. Er mochte nicht darüber nachdenken, was geschehen wäre, wenn tatsächlich Snape hinter ihm gestanden hätte. Nach dem Vorfall von gestern hätte es seinen Tod bedeuten können. Die nächsten Wochen, Monate und Jahre war mit dem Zaubertränkemeister bestimmt nicht gut Kirschen essen.

„Auf, komm mit.“

„Nein... Ich muss...“

„Na, na, Harry. Ich will nicht dafür verantwortlich sein, wenn dir hier unten etwas zustößt. Oder hast du etwa vor, den Slytherins, Malfoy insbesondere, einen Streich zu spielen?“ Durch den prüfenden Blick wurde Harry ganz rot im Gesicht. Er konnte Lupin doch nicht sagen, dass er hier unten war, um seinen Sklavenstand anzunehmen. Und erst Recht konnte er ihm nicht von seinem kleinen Malheur im Hogwartsexpress erzählen. Diese Schande würde er mit ins Grab nehmen, es sei denn, Malfoy würde ausplaudern und das hoffte er um Dracos und seines Willens nicht. Er hatte bestimmt nicht vor, mit 16 Jahren schon zum Mörder zu werden.

„Also, komm jetzt.“ Ehe Harry protestieren konnte, schob Professor Lupin ihn den Gang entlang, Richtung große Halle. Dem Geräusch der sich öffnenden Steinwand, mit den Augen folgend, konnte Harry nur noch einen Seitenblick auf den fragenden und erstaunten Malfoy erhaschen.
 

Bis zu Harrys und Dracos erster gemeinsamen Schulstunde an diesem Tag saß der Gryffindor auf glühenden Kohlen. Zwischen jeder Unterrichtsstunde wartete er nur darauf, von seinen Mitschülern ausgelacht zu werden. Es hätte ihn auch nicht verwundert, wenn er irgendwann in einem der Korridore an einem magisch vergrößerten Foto vorbeigegangen wäre. Harry traute Malfoy so ziemlich alles zu, besonders, weil er immer an diesen einen Satz denken musste. „Du kennst die Konsequenzen.“ Kannte er sie wirklich? Nein, eigentlich nicht. Doch Harry hatte Phantasie und diese lieferte ihm ein Horrorspektakel nach dem anderen.
 

Die Gryffindors hatten nun gemeinsam mit den Slytherins Pflege magischer Geschöpfte. Ausnahmsweise sollte der Unterricht nicht im Freien stattfinden. Etwas, das seit Firenzes Rehabilitation und der damit verbundenen Rückkehr in den verbotenen Wald nicht mehr geschehen war. Sie hatten sich in einem, selbst für Hogwartsverhältnisse, großen Lehrsaal versammelt. Die bereits anwesenden Schüler standen zum Großteil in kleinen Grüppchen beisammen. Hibbelig beobachtete Harry den Eingang, da Malfoy einer der wenigen Schüler war, der noch nicht erschienen war. Kalte Angst kroch in ihm hoch. Was würde Malfoy wohl mit ihm machen? Hier im Unterricht konnte der Slytherin keinen direkten Angriff wagen, doch was war danach? Als Draco endlich kam, erschien er genauso gleichgültig wie eh und je. Unmittelbar danach tauchte Hagrid mit den letzten Nachzüglern und einem riesigen Sack im Schlepptau auf. Sofort waren alle Schüler stumm und setzten sich, sofern noch nicht geschehen, auf ihren Platz. Neugierig blickte die komplette Schulklasse nach vorne, wo Hagrid den Sack mittlerweile auf dem Lehrertisch abgestellt hatte. Der braune, recht verschlissen aussehende Sack schien ein Eigenleben zu haben. Er zappelte und wackelte und merkwürdige Laute drangen aus ihm heraus. Harry schluckte. Aus Erfahrung wusste er nur zu gut, dass Hagrid seine hingebungsvolle und extensive Neigung für gefährliche magische Geschöpfe keinesfalls aus dem Unterricht lassen konnte. Angespannt überlegte er schon, was für Monster sich in dem Stück Leinen verbergen würden, als Hagrid sich an die Klasse wandte und mit einem extrem breiten Grinsen „Guten Morgen“ trällerte.

Artig antworteten die Schüler (zumindest die Gryffindors) mit einem nervös klingendem „Guten Morgen, Hagrid.“ Die Freude, die Hagrid über die Aufmerksamkeit seiner Schüler hatte, konnte jener nicht verbergen, da seine Lippen weiterhin zu diesem erschreckend gutgelaunten Grinsen verzogen blieben.

„Wie ihr sehen könnt, habe ich euch eine kleine Überraschung mitgebracht. Ich dachte mir, jetzt im neuen Schuljahr können wir mal etwas Besonderes machen.“ Etwas Besonderes? Harry meinte, sich verhört zu haben. Etwas Besonderes? Waren die Knallrümpfigen Kröter denn nichts Besonderes gewesen? Oder die Thestrale? Wie schlimm konnte es denn noch werden?

„Hermine, sei bitte so nett und mach mal alle Lichter aus. Unsere kleinen Freunde hier kommen nur im Dunkeln raus.“ Der erste Ansatz von Furcht malte sich in den Gesichtern der Jugendlichen ab. Hermine zögerte nur einen klitzekleinen Augenblick und löschte mit einem Zauber sämtliche Fackeln und mit einem weiteren Spruch flogen die Fensterläden zu. Im Klassenzimmer war es stockdunkel. „Ich werde jetzt bis drei zählen und dann öffne ich den Sack. Bitte bleibt ganz ruhig auf euren Plätzen sitzen und macht keine lauten Geräusche, unsere Freunde vertragen keinen Lärm und ich möchte nicht, dass sie aggressiv werden.“ Ein Rascheln und das Zurren eines Seiles waren zu hören, dann herrschte Stille. Wer in den vorderen Reihen saß, konnte noch vage Umrisse von etwas Kleinem, Tapsigem erkennen. Das Wesen fiepte laut und mit dem plötzlichen Aufschlagen von zwei relativ langen, kräftigen Flügeln erhob es sich in die Luft. Dutzende weitere Geschöpfe kamen hinterher. Jetzt im Klassenraum fliegend konnte man mehr sehen. Die Unterseite leuchtete in einem gespenstischen silbrigen Glanz und wenn sich zwei Tiere nahe beieinander befanden, konnte man auch Gesichtszüge erkennen. Die Viecher sahen aus wie überdimensionale Fledermäuse mit Glanzreflektoren an der Unterseite ihres Fells. Von irgendwo ihm Saal konnte man einen Schüler flüstern hören: „Das sind Qulas!“

Harry, der dieses Wort noch nie gehört hatte, zischte darauf hin in Rons Ohr: „Was genau sind Qulas?“ Doch noch bevor Ron antworten konnte, sprach Hagrid schon weiter.
 

„Wie einige von euch bestimmt schon erkannt haben, habe ich euch einige Qulas mitgebracht. Optisch sind Qulas kaum von den normalen Fledermäusen, sieht man von ihrer Größe und dem Bauchfell ab, zu unterscheiden. Qulas sind in der Zaubererwelt vor allem durch ihr Blut und ihren eigenen Blutdurst bekannt geworden. Professor Snape wird euch gerne bestätigen, dass das Blut von Qulas für die Zaubertrankindustrie von besonderer Bedeutung ist. Die Qulas selbst haben keine großen magischen Fähigkeiten, doch wenn man sie reizt, was hauptsächlich durch Lärm geschieht, verwandeln sie sich in gefährliche Bestien. Es soll schon vorgekommen sein, das Qulas in einem Wutanfall ganze Dörfer in Transsylvanien und Osteuropa, ihrem Heimatland, vernichtet haben. Sie pressen dann ihre vergrößerten Kiefer auf ein Körperteil ihres Opfers und saugen so lange an dem durch ein schwaches Gift gelähmten Körper, bis es blutleer ist. Oft wurden, dank dieser Tierart, Vampiren Morde zugeschoben, daher auch die ausgeprägte Vampirverfolgung im 18. Jahrhundert. Kann mir einer von euch noch etwas zu Qulas sagen?“

Selbst wenn einer der Schüler seine Hand gehoben hätte, so wäre es Hagrid unmöglich gewesen, sie zu sehen. Und zudem traute sich keiner etwas zu sagen. An welcher Stelle fing für Qulas der Lärm an und an welcher Stelle hörte er auf? Man konnte getrost behaupten, dass die Schulklasse jedes Risiko und jede Wahrscheinlichkeit, von blutgierigen Bestien ausgesaugt zu werden, umgehen wollte.

„Keiner? Oh... ähm... Okay. Ihr könnt sie noch ein bisschen beobachten, und immer daran denken, nicht zu laut zu sein, am besten, ihr unterhaltet euch nur durch ein Flüstern.“
 

Fasziniert starrte Harry die geflügelten Monster an. Sie sahen schön aus, wie sie elegant ihre Runden drehten. Ihre Bewegungen waren grazil und durchdacht. Kein einziges Mal kamen sich die Tiere in die Quere und stießen aneinander. Für sich selbst stellte Harry fest, dass ihm die Qulas zwar nicht unbedingt geheuer waren, aber dafür fand er sie beeindruckend. Harry wollte gerade etwas zu Ron und Hermine tuscheln, als ein gewaltiger Knall ertönte. Die Qulas schrien laut auf. Der extrem hohe fiepende Ton, den sie ausstießen, veranlasste sämtliche Schüler, ihre Hände auf die Ohren zu pressen. Wie durch Wände hörte Harry, wie Hagrid seinen Bariton erhob und den Schülern bedeutete, ruhig zu bleiben und sich unter den Tischen zu verbergen, doch da ging schon die Tür auf und die ersten Schüler flohen auf den Gang. Verwirrt über die Massenpanik schaute Harry hoch zu den Qulas und erschauderte. Waren die finsteren Geschöpfe schon groß und Fledermaus ähnlich gewesen, so waren sie jetzt noch größer geworden und hatten riesige Fangzähne bekommen. Hermine, die einen Augenblick später an der Tür stand, rief Harry und Ron, die noch ganz verdutzt auf ihren Stühlen saßen, zu, dass sie auch heraus kommen sollten.

„Ron, komm schnell mit!“ Kraftvoll packte Harry Ron am Arm und zog ihn mit sich. Sie kamen nicht weit. Nach ein paar Meter stolperte Harry über eine Tasche und nahm Ron beim Fallen mit. Schon wollte er aufstehen, als Ron: „Vorsicht, Harry, vor dir“ brüllte und im letzten Augenblick konnte der noch dem tieffliegenden Qula ausweichen.

„Ron, geh du dort unter die Tische, ich verstecke mich hier.“

Hastig suchte Harry unter einer der Schulbänke Schutz. Er hoffte, Hagrid würde die Viecher schnell beruhigen. Doch nachdem Hagrid mit REDEN dabei war, die Qulas wieder in ihren friedlichen Zustand zu bringen, hatte er in diesem Punkt keinerlei Hoffnung. „Hermine, jetzt liegt es an dir“, wisperte er.
 

Harrys Blicke folgten dem immer schmäler werdenden Licht und er sah zu seiner Bestürzung, wie die einzige Lichtquelle, die Tür, zufiel. Noch immer gaben die Qulas Wutschreie von sich und flatterten wie wild durch die Gegend. Er konnte sie nicht sehen, da das silberne Bauchfell verschwunden war, doch jedes Mal, wenn ihre Flügel ihn streiften oder sie in seiner Nähe vorbei flogen und Wind machten, war er sich ihrer Anwesenheit bewusst. Der Schwarzhaarige hatte nicht geahnt, wie klein er sich machen konnte, doch schaffte er es, sich zu einem winzigen Knäuel zusammenzurollen und so den ständigen Attacken der geflügelten Monster zu entkommen. Es war der Lärm, den die Qulas machten, der verhinderte, dass Harry den Schatten, der sich von hinten näherte, rechtzeitig wahrnahm. Eine Hand presste sich fest auf seinen Mund und bevor er sich von seiner Überraschung erlösen konnte und eine Gegenwehr in seine Glieder kam, war da auch schon eine andere Hand, die seine Arme in einem harten Griff festhielt.
 

„Schhh... Sei still oder möchtest du, dass dein Freund etwas mitbekommt?“ Stumm schüttelte Harry seinen Kopf, als er erkannte, dass diese raunende Stimme zu Draco Malfoy gehörte.

„So ist’s gut, Potter.“ Die Hände lockerten sich keinen Millimeter. „Weißt du, Potter, ich war ein wenig enttäuscht, als ich heute morgen mit ansehen musste, wie mein Sklave – und du bist mein Sklave - seinen Dienst nicht angetreten hat.“ In Harry kam Bewegung, wollte Draco erklären, weshalb er sich von Remus wegführen lassen hatte, doch Draco hielt ihn noch immer erfolgreich fest.

„Keine faulen Ausreden, Potter! Weißt du, ich hab mir eine kleine Strafe für dich ausgedacht und ich wette du wirst nie darauf kommen, was für eine.“

Plötzlich drücke Malfoy Harry flach auf den Boden und legte sich über den verblüfften Gryffindor. „Scheiß Viecher! Wie konnte dein Trottel von Freund auch so Mördertiere mit in den Unterricht nehmen?“

„Lass Hagrid aus dem Spiel!“, verteidigte Harry, dessen Mund mittlerweile frei war, den Wildhüter, obwohl eine laute Stimme in seinem Kopf Draco Recht gab.

„Potter!“ Draco sprach vorwurfsvoll. „Potter, merk dir deine erste Lektion – Fauche niemals deinen Herrn an! Verstanden?“
 

Knurrend nickte Harry. Er hatte keine Lust, sich mit Draco länger als nötig zu befassen, besonders nicht, seit ihm vor wenigen Sekunden die akute körperliche Nähe des Slytherins aufgefallen war. Dracos Körper schmiegte sich fest an seine eigene Körperform und fühlte sich verlockend warm an. Harry versuchte zu ignorieren, was für Teile von Dracos Anatomie sich an ihn pressten, doch dieses angenehme Kribbeln, welches seine Wirbelsäule entlang glitt, konnte er kaum leugnen. Und in dem Augenblick, als Draco sich, wenn möglich, noch dichter an ihn drängte, mit seinen Lippen sein linkes Ohrläppchen streifte und rauchig flüsterte: „Komm heute Nacht um 23:00 Uhr auf den Astronomieturm – Alleine! Kein Wiesel und kein Schlammblut! Nur du und ich... und... deine Bestrafung!“ war es vollends um Harrys Beherrschung geschehen. Ein Keuchen, das eigentlich mehr ein Wimmern war, entfleuchte seiner Kehle. Er konnte das spöttische Grinsen und das Funkeln von Dracos Augen direkt auf seinem Leib brennen fühlen. Auf einmal, total unvorbereitet, tat der Slytherin etwas, das Harry vor Schock lähmte. Mit seiner Zungenspitze fuhr Draco genüsslich die Ohrmuschel von Harry nach. Hinterließ eine feuchte, heiße Spur, die Harry mehr irritiere als alles, was bisher in den letzten zwei Tagen an geheimen Dingen zwischen Malfoy und ihm gewesen waren.
 

„Bis später.“ Abrupt rollte sich Draco von Harry runter und im gleichen Atemzug wurde die Tür des Zimmers aufgerissen und eine gleichfalls zornige, wie besorgte Professor McGonagall stand im Türrahmen. Ein Wuschen und Wedeln mit dem Zauberstab später klappten alle Fensterladen auf, die Kerzen gingen wieder an und eine Flutwelle Licht erfüllte den Klassenraum. Quietschend flatterten die Qulas durcheinander und stießen blind gegeneinander, brachten sich zum Großteil selbst zum Fall und erst als McGonagall die Geschöpfe mit „Imobilus“ lähmte, herrschte Ruhe, erschreckende Ruhe. Erleichtert, dass die Gefahr durch die Qulas vorüber war, richtete Harry sich wieder auf und klopfte sich den Staub von seinen Kleidern. Hermine tauchte wieder auf und wirkte unendlich erleichtert, als sie sah, dass Harry nichts geschehen war, doch dann fiel ihr Augenmerk auf Ron.
 

„Ronald Weasley, was machst du da?!“ Sämtliche der anwesenden Augenpaare flogen auf den Gryffindor zu, der noch immer auf dem Fußboden lag. Auf ihm, in recht eindeutig zweideutiger Position, saß Blaise Zabini mit geschwollenen roten Lippen. Die Hände des Slytherins lagen auf Rons entblößtem Oberkörper, da Rons Pulli bis zum Hals hochgeschoben war. Rons Gesichtsfarbe nahm den gleichen Ton an, den seine Haare hatten. Es war nicht zu übersehen, wie unerträglich und vor allem peinlich ihm die Situation war. Doch erst, als dann auch noch Professor Snape auf der Bildfläche erschien, kam Leben in seine Glieder. Erstaunlich schnell wand er sich unter Zabini hervor, zupfte seinen Pullover wieder zurecht und drängte sich durch die schockierten Gesichter nach draußen.
 

oooOOOooo
 

Das Feuer im Kamin prasselte in sanften Orange- und Rottönen. Leise knisterte es vor sich hin und war trotz der Gryffindors, die sich in ihrem Gemeinschaftsraum tummelten, nicht zu überhören. Zumindest nicht von Harry, der neben dem Sessel saß, in dem sich Ron zusammengekauert hatte. Besorgt beobachtete Harry nun schon seit mehr als drei Stunden, wie Ron resigniert vor sich hin stierte. Auch wenn Harry „Die wichtigsten Heilpflanzen der Neuzeit“ in den Händen hielt, las er mitnichten die geschriebenen Worte. Selbst wenn der gute Wille gegeben wäre, hätte er sich nicht konzentrieren können. Seit Ron in Pflege magischer Geschöpfe diese Peinlichkeit mit Blaise Zabini erlebt hatte, sprach der Rothaarige kein Wort mehr. Es verwunderte Harry, doch nicht nur er war von dem Verhalten überrascht. Ginny beäugte ihren großen Bruder ebenfalls mit besorgten Blicken. Unter normalen Umständen war Ron eher der Typ, der mit lautem Gebaren seinen Gefühlen Ausdruck verlieh, doch heute war er in sich gekehrt. Hermine, die den Versuch gewagt hatte, Ron auf diese missverständliche Situation anzusprechen, war eiskalt stehen gelassen worden. Harry konnte und wollte sich nicht vorstellen, dass Ron tatsächlich mit Zabini geknutscht hatte. Für ihn war die Vorstellung, dass Männer miteinander ihre Betten teilten, neu. Bei den Dursleys war ihm nie etwas derart Abnormales unter die Augen gekommen, wobei das auch kein Wunder war, die Dursleys verabscheuten alles, wirklich alles, was nicht normal war. Andererseits, sobald Harry an den schlanken, festen Körper von Malfoy dachte und wie er ihm das Ohrläppchen liebkost (ob aus unlauteren Absichten oder nicht) hatte, jagten ihm Schauer durch den Leib. Zum ersten Mal, seit dem Tag, an dem er seinen besten Freund kennen gelernt hatte, fragte sich Harry, wie die ganze Schule wohl auch (das Nachrichtensystem in Hogwarts funktionierte wie immer einwandfrei), ob Ron schwul war. Die Gerüchte um Ron und Zabini hatten sich noch schneller ausgebreitet, als Harrys Zaubertrankaktion vom Vortag. Nirgends hatte Ron hingehen können, ohne die komplette Aufmerksamkeit der Schüler zu erregen. Und der Fakt, dass sich Blaise Zabini auch noch den Spaß daraus machte, die lodernde Gerüchteküche zu schüren, in dem er pausenlos erklärte, wie berauschend und temperamentvoll Rothaarige doch waren, erleichterten Rons Stand nicht. Zum X-ten Mal seufzte Ron auf. Entnervt rollte Harry mit seinen Augen und setzte einen Entschluss.
 

„Ron, du sagst mir jetzt sofort, was mit dir und Zabini war!“ Erschrocken über die Tatsache, angesprochen zu werden, schaute Ron auf.

„Was hast du gesagt?“

„Ich sagte, dass ich wissen möchte, warum du dich so komisch benimmst und was zwischen dir und Zabini wirklich vorgefallen ist.“

„Nein“, hauchte Ron und seine Haut wurde merkwürdig fahl.

„Warum? Habt ihr wirklich... ich meine... es ist doch nicht schlimm, oder?“

„Nicht schlimm?“ Rons Stimme war unbewusst lauter geworden. Die Anderen schauten neugierig zu Ron und Harry herüber. Harry, dem klar war, dass sie sich hier nicht ungestört unterhalten konnten, packte seinen Kumpel am Arm und zog ihn die wenigen Meter zum Schlafzimmer. Dort angekommen stupste er Ron auf sein Bett, ging zu Neville, welcher im Bett lag und mit Trevor der Kröte schmuste, und drängte den verdutzten Jungen an seinen Schultern aus dem Raum. Mit einem kleinen Zauber versperrte er den Raum und mit einem weiteren verhinderte er, dass irgendwelche Lauschangriffe Erfolg hatten. Energisch wandte er sich wieder Ron zu und schaute jenen mit einem durchdringenden Blick an, der selbst Snape in den Schatten stellte.
 

„Ronald Wesley“, es war das erste Mal in Harrys Leben, das er Rons Vornamen komplett ausgesprochen verwendete, „erzähl mir gefälligst, was los war!“

„Er...“ Ron druckste verunsichert und feige herum. „Er... Zabini... also... er wollte mich küssen!“

„Hat er?“

„Nein, ich hab ihm eine Ohrfeige verpasst.“ Ein Zucken mit dem Mundwinkel zeigte Harry, dass Ron die Ohrfeige wohl trotz der Situation belustigend fand.

„Wo ist dann dein Problem, Ron?“, fragte Harry sanft.

„Ich...“ und Ron hielt seinen Blick krampfhaft auf seine unruhigen Finger, die mit der Bettdecke spielten, gerichtet. „Ich wünschte, ich hätte es zugelassen.“
 

Fortsetzung folgt…


Nachwort zu diesem Kapitel:
An alle die es hier her geschafft haben – bitte hinterlasst mir einen Kommentar mit euer Meinung. DANKE //als Belohnung lauter Draco-Plüschtiere verteil// Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Traumfaengero_-
2016-07-18T13:48:17+00:00 18.07.2016 15:48
AH! Ich muss mich los reißen! Ich habe schon wieder in Kapitel 5 rein gelesen und komme dabei nicht zum Kommentar schreiben! Dabei habe ich so viel zu sagen!

Ich versuche mich also zu konzentrieren und beginne am Anfang. Dass er da sein würde, war klar. Das Malfoy 15 Minuten zu spät kam, war unerwartet und das ihn ausgerechnet Lupin abfangen würde, noch erstaunlicher. Ich mag deine vielen Wendungen und deine heimlichen Tricks, uns noch weiter auf die Folter zu spannen. Dabei ein so verwundertes Gesicht von Draco zu erhaschen, hat die Spannung nur noch erhöht.
Als dann die Stunde mit Hagrid kam, war ich hin und weg. Das war nicht nur wunderbar beschrieben, es hätte so perfekt genau so geschehen können. Ich mag dein Talent, nein, ich liebe dein Talent, die Situationen so gut einzufangen, dass sie wirklich in den Büchern hätten geschrieben stehen können!

Wie ich eben schon schrieb, war ich auf dem Weg zum Einkaufen und bei Edeka war die Schlange so lang, dass ich einfach etwas weiter gelesen habe. Ja… und dann kam die Szene am Anfang, in der du „Er konnte Lupin doch nicht sagen, dass er hier unten war, um seinen Sklavenstand anzunehmen.“ schriebst! Ich habe so geprustet vor Lachen und der Mann vor mir hat mich seltsam angesehen. Es war wirklich unglaublich herrlich und ich habe mich natürlich nicht davon ablenken lassen!

Die Geschichte mir Ron und Blaise finde ich unerwartet gut! Erst so im weiterlesen im 5. Kapitel fiel mir auf, dass es so selten vorkommt, dass Harry mal mit dem Comming Out eines anderen konfrontiert wird. (Ist ja meist sein eigenes, um das es sich in Harry x Draco Geschichten dreht.) Vor allem der Schluss war genial. „Ich wünschte, ich hätte es zugelassen!“ Ach ja, du bist einfach die Meisterin, was das Wenden von Situation angeht!
Allerdings habe ich das Gefühl, dass die Geschichte etwas fliegt. Es passiert in den kurzen Kapiteln doch sehr viel. Ob das gut oder schlecht ist, mag ich nicht zu beurteilen.

Ich brauche jetzt einen Tee und kann mich schon beinahe an den nächsten Kommentar machen. Immerhin hab ich wieder weiter gelesen… T.T

Liebe Grüße
Deine Traumfänger

Antwort von:  Amunet
24.07.2016 19:36
Hey! ^^

Auf die Szene mit Hagrid im Unterricht bin ich bis heute stolz. ^____^ Da ist wirklich viel Herzblut reingewandert und auch viel Arbeit, da ich mir diese Wesen ja erst ausdenken musste. Außerdem musste ich dann diese kleine gemeine Szene mit Harry und Draco unter dem Tisch schreiben. *lach* Die Anmachen von Draco kommen immer plötzlich und unerwartet für unseren kleinen Harry. *gg

Ich glaube, ich hab noch nie eine HP FF gelesen, in der Harry mit dem Coming Out eines anderen konfrontiert ist. o.Ô Mit schwulen Pärchen ja, aber mit einem Coming Out? Hm... Ursprünglich wollte ich noch mehr Homo-Pärchen einbauen, aber zum Glück für die FF bin ich inzwischen so reif, dass ich nicht mehr jeden Charakter zwangsverschwulen muss. ^___~

Kann sein, dass die Geschichte zwischendurch fliegt. Später wird das Tempo eher zu langsam werden. Zumindest, hat das in den neusten Kapiteln meine eine Betaleserin bemängelt.

Liebe Grüße

Amunet
Von:  Tinili05
2014-07-21T21:44:17+00:00 21.07.2014 23:44
uhu...na das sind mal die Überraschungen die ich mag! Das mit Ron kam ja sehr unerwartet und auf Harrys Strafe bin ich auch gespannt!
Von:  mari-chin
2007-07-20T14:08:14+00:00 20.07.2007 16:08
hey, das ist sowas von cool xDD
voll power! *gg*
ich wolt ma fragen ob du mir das nächste Chap per ens schicken
kannst???
biddddddeeeeeeee

LG naru-chan92
Von:  -tooru
2005-08-04T21:08:57+00:00 04.08.2005 23:08
lol, des kapitel war auch toll. ich bin begeistert!
hm..ich kann eig. schon ahnen was im nächsten chap dran kommt *lach* aber des kapitel war echt gut geschrieben...auch wenn ron mich normalerweise nicht interessiert...zabini haut alles weg XD...wenn der ein teil davon ist, MUSS ichs lesen ^^ ... voll slytherin süchtig, lach.

Von:  Nurija
2005-02-27T17:15:10+00:00 27.02.2005 18:15
nja...ron, pech gehabt *muahaha*...nene, es wird bestimmt ein nächstes mal geben *kicher*...
das kapi war wieder spitze *lob*...

ba ba
nuri
Von:  teufelchen_netty
2004-12-14T10:52:02+00:00 14.12.2004 11:52
oh gott der arme ron, kriegt er schon nen tollen kerl ab und dann das ^^


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