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Und du liebst mich doch

von

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Kapitel 26

Dank seiner Pikka-Kaktus-Vergiftung musste Harry zwei Tage unter Madam Pomfreys Aufsicht im Krankenflügel verbringen. Es war eine gute Zeit für Harry, denn er konnte in Ruhe über alles möglich nachdenken. Er hatte ohne den Schulstress endlich Zeit, verschiedenste Gedankengänge zu sortieren und kam zu einigen interessanten Schlüssen. Zum einen war ihm mehr als bewusst, dass er so schnell nicht von Draco lassen konnte. Was er für Draco empfand, war intensiv, war sexuell geprägt und doch auch von tiefen Emotionen begleitet. Er wollte noch immer mit Draco schlafen, auch wenn dieser ihn mit seiner verheimlichten Bindung zu Blaise tief verletzt hatte. Zwar wusste er nicht, ob er Draco dies jemals verzeihen konnte, aber er war bereit, für den Moment darüber hinweg zu sehen. Worüber er jedoch nicht hinwegsehen konnte, war die Tatsache, dass Voldemort Draco angeheuert hatte, ihn zu verführen, ihn in eine Falle zu locken.
 

Harry wollte Erklärungen. Wollte wissen, was genau Dracos und Blaise' Auftrag gewesen war und wie die beiden Slytherin jetzt darüber dachten. Er musste wissen, ob er den Zweien vertrauen konnte. Vielleicht, wenn er die ungeschminkte Wahrheit hören würde, ohne irgendwelche doppeldeutigen Andeutungen eines listigen Slytherins, konnte er sein Herz entscheiden lassen. Noch wusste er nur noch nicht, wie er die beiden Slytherins an einen gemeinsamen Tisch locken konnte. Aber mit der Hilfe von Ron und Hermine würde er mit Sicherheit eine Lösung finden. Schließlich waren seine Freunde ebenfalls Spielfiguren in dieser Partie und seine persönlichen Joker.
 

Ja, Harry würde sich anstrengen, um Ordnung in das Chaos zu bringen und er würde mit der Suche nach Lösungen anfangen. Auf seiner Liste standen ein paar dringliche Punkte. Er wollte herausfinden, ob es in der Bibliothek etwas über Liebes- oder Herzzauber zu finden gab, denn wenn Draco und Blaise nicht über „Den Schlüssel zum Herzen“ reden konnten, so musste doch irgendwo etwas darüber stehen. Draco hatte gesagt, dass er und Blaise noch Kinder gewesen waren, als der Zauber gesprochen wurde. Komplizierte Zauber, gefolgt von einem Unbrechbaren Schwur, waren auch einem Reinblüter mit Sicherheit nicht in die Wiege gelegt worden. Es musste ein Zauberbuch, eine Enzyklopädie oder vergleichbares existieren, wo Draco und Blaise die Flüche gefunden hatten.
 

Weiterhin musste Harry sich wohl oder übel durch Snapes Torturen quälen. Die Besuche in Snapes Kerker waren nun, wo er wieder gesund war, erneut aufzunehmen. Sollte er wirklich die mysteriöse Verbindung zu Lucius trennen wollen, dann hieß es jetzt Augen zu und durch. Aber auch da konnte ihm die Bücherei wahrscheinlich helfen. Zwar hatten sowohl er, als auch Draco und sogar Hermine bereits in allen möglichen Büchern gesucht, doch nur, weil sie bisher noch nicht das richtige gefunden hatten, hieß es nicht, dass es in der Bibliothek nichts zu finden gab. Inzwischen fragte sich Harry, ob Snape etwas von Dracos Fluch mit Blaise wusste. Ihm war nie die Möglichkeit in Betracht gekommen, dass es vielleicht eine Wechselwirkung zwischen dem Schutzzauber, welcher ihn selbst umgab, und der Magie, die Draco mit Blaise verband, gab.
 

Am wichtigsten schien Harry jedoch, Ron und Hermine in seine Pläne einzuweihen und um Hilfe zu bitten. Niemand kannte sich in der Bücherei besser aus als Hermine. Wenn jemand Erfolg haben könnte, über „den Schlüssel des Herzens“ etwas herauszufinden, dann Hermine. Ron hingegen brauchte Harry als Augen und Ohren, wenn es um Äußerungen von Zabini ging. Irgendwo war sich Harry auch sicher, dass Ron in seiner Verliebtheit diese Aufgabe nur zu gerne und damit die Gelegenheit für Blaise' zweifelhafte Nähe wahrnahm. Sah man davon ab, so brauchte Harry jetzt dringender denn je einen Freund, der ihn verstand. Harry wollte so gerne über seinen Kummer wegen Draco reden und war da nicht Ron, der sich ebenfalls in den Feind verliebt hatte, optimal?
 

Mit leichten Schritten durchquerte Harry die Krankenstation. Er ging an Lucius Malfoys Bett vorbei, das hinter einer ganzen Reihe Wandschirme verborgen lag. Obwohl Lucius mittlerweile wieder gesund war, lag er weiterhin im Krankenzimmer. Harry ahnte, dass es sich hierbei um eine Finte von Dumbledore handelte, denn in der ganzen Schule hielten sich weiterhin hartnäckig die Gerüchte, dass Lucius schwerverletzt dar nieder lag. Man hörte die wildesten Spekulationen über Angriffe von Werwölfen und Vampiren. An die Wahrheit kam jedoch keine dieser Vermutungen heran, wobei hinter der einen oder anderen Hand geflüstert wurde, dass Lucius vielleicht wirklich ein Todesser war.
 

Mehrmals in den zwei Tagen, die Harry auf der Krankenstation verbracht hatte, kam Draco seinen Vater besuchen. Stolz und erhaben, ging er direkt hinter den Wandschirm und sprach mit ihm. Jedes Mal lauschte Harry angestrengt, doch obwohl er fast jedes Wort verstand, gab es keinen weiteren Hinweis auf Voldemorts Pläne oder Antworten bei den vielen Geheimnissen, die Harry und die Malfoys in letzter Zeit ständig zu umschwärmen schienen. Stattdessen war Harry schockiert von den alltäglichen Dingen, über die Lucius und Draco sprachen. Es ging um Schulnoten, um Karrierewünsche. Darum, dass Draco überlegte, in den Ferien sein Zimmer neu einzurichten, dass sein Vater ihm einen neuen Besen besorgen und zum Apparieren anmelden wollte, sollte es nicht im nächsten Jahr in Hogwarts gelehrt werden. Harry fragte sich wehmütig, ob er über solche Dinge auch mit seinem Vater reden würde, wenn dieser noch leben würde.
 

Wenn es für Draco wieder Zeit war, zu gehen, lief er mit Absicht direkt an Harrys Bett vorbei. Sein Gang war stets langsam und immer hielt er für wenige Sekunden vor dessen Bett inne. Er sagte kein Wort, aber dies war auch nicht notwendig. Seine Blicke sagten nur überdeutlich, dass er noch immer auf Harrys Antwort wartete. Harry war sich dessen bewusst, er rang mit sich selbst um die Antwort. Sein Herz wollte sich über jeden Funken von Verstand erheben, sich in Dracos Arme werfen und ihm vertrauen. Sein Verstand hingegen machte ihm in deutlichen Phantasien und Träumen klar, was die Konsequenzen wären, sollte sich sein Herz irren.
 

Mehrfach hatte Harry Ron und Hermine um ihren Rat gefragt. Natürlich verborgen hinter Hermines Antilauschzauber, damit Lucius nichts davon mitbekam. Einer Entscheidung war Harry dennoch fern geblieben. Aber es gab auch positives zu berichten. Hermine war es wenige Stunden vor Harrys Entlassung aus dem Krankenflügel gelungen, von Professor Flitwick die Erlaubnis für die Verbotene Abteilung zu erhalten. Jetzt war ihr Suchradius, was „den Schlüssel des Herzens“ und seine Verbindung zu Lucius anging, größer geworden.
 

Als Harry im Gemeinschaftszimmer der Gryffindors ankam, war der Raum erstaunlicherweise leer. Es war ungewöhnlich, dass sich nach Unterrichtsschluss keine Schüler darin aufhielten, doch als er aus dem nächsten Turmfenster sah, entdeckte er einen wunderschönen, leuchtenden Herbsttag. Seine Kameraden wollten wohl die letzten intensiven Sonnenstrahlen vor dem kommenden Winter genießen, was er verstehen konnte. Gerne hätte er sich jetzt sorglos neben sie auf die Wiese gesetzt, sich über den neuesten Schulklatsch unterhalten und einfach die Sonne genossen. Doch Harry hatte andere Dinge im Kopf. Er sprang die Treppe zu seinem Schlafsaal hoch und schälte sich bereits aus seinen Klamotten, als er den Brief auf seinem Bett entdeckte.
 

Sofort erkannte er Dracos feine Handschrift auf dem Umschlag. Er war sogar mit einem Siegel versehen, das Harry noch nie zuvor bei einem von Dracos Briefen gesehen hatte. In das rote Wachs war ein Pfau gestanzt. Irritiert und neugierig zugleich, öffnete er den ungewöhnlich dicken Brief. Zum Vorschein kamen Fotos, über deren Motiv Harry errötete, obwohl es ihn selbst zeigte. Seine Gedanken tanzten. Warum schickte Draco ihm die Erpresserfotos zurück? Erst jetzt faltete er den dazugehörigen Brief auf.
 

» „Egal, welche Entscheidung du heute noch fällst – du sollst wissen, dass du mir nichts mehr schuldest. Ich garantiere dir, dass es keine weiteren Abzüge mehr gibt. Sie gehören dir, mach damit, was du willst.“ «
 

Harry blinzelte im gleichen Takt wie seine Hand, die sich auf den Fotos obszön bewegte. Sein Mund war plötzlich trocken. Wie sollte er Dracos Verhalten deuten? Versuchte Draco, ihn mit den Fotos davon zu überzeugen, dass er… nun ja… gut war? Oder wollte Draco ihm sagen, dass die ganze Angelegenheit für ihn abgeschlossen und erledigt war, wenn Harry ihm nicht verzieh? War es ein neuerlicher Manipulationsversuch? Harry ließ seine Hände sinken, der Brief fiel zu den Fotos aufs Bett. Seine Beine knickten ein, er setzte sich. Wie erstarrt blickte er ins Leere. Erst als er Schritte auf der Treppe hörte, kam er wieder zu sich. Er nahm sämtliche Fotos in die Hand und flüsterte: „Incendio“. Als die letzten Ascheflocken noch in der Luft schwebten, wurde die Tür aufgerissen, Dean und Seamus kamen lachend hereingestürmt.
 

Armselig rang er sich ein Lächeln ab, doch es war zu spät, Dean und Seamus sahen, dass Harry betrübt war.

„Harry, was ist los?“, fragte Dean, der sich neben ihn aufs Bett setzte.

„Nichts“, winkte Harry ab.

„Sicher?“

„Hast du Liebeskummer?“, warf Seamus ein, der sich ans Fensterbrett lehnte und Harry intensiv ansah.

„Wie kommst du darauf?“ Harry bemühte sich, ganz verblüfft zu klingen, doch es half nichts.

„Alter, du benimmst dich schon das ganze Schuljahr so komisch. Du hast ständig diese Auf und Abs von himmelhochjauchzend bis zu sterbensbetrübt. Mir fällt nichts ein, was diese Symptome auslöst, außer einem unglücklichen Techtelmechtel. Dir, Dean?“

„Nö“, antworte Dean und fuhr an Harry gewandt fort: „Wenn du reden magst, sag einfach Bescheid. Seamus und ich kennen uns zwar nur mit Jungs aus, aber wenn wir dir Tipps und Ratschläge geben sollen, sind wir für dich da.“
 

In Harrys Kopf leuchte ein Licht auf! Wieso war er nicht vorher auf die Idee gekommen, sich an Dean und Seamus zu wenden? Sie brauchten ja nicht wissen, dass es um Draco ging, aber niemand, den er kannte, wusste, wie Männer in Beziehungen tickten. Klar, Ron und Zabini hatten etwas miteinander laufen, aber das war noch frischer, als es Harrys Beziehung zu Draco war.
 

„Ich glaube, ihr könnt mir wirklich helfen“, sagte Harry und schaute Dean an. „Ich hab keine Ahnung, was ich machen soll. Ich habe… Also, ich habe tatsächlich jemanden.“ Dean und Seamus warfen sich bestätigende Blicke zu. „Es lief alles soweit okay, aber jetzt hab ich erfahren, dass da noch der Ex ist und ich ähm… bin mir nicht sicher, wie viel Ex der Ex-Freund tatsächlich ist.“

„Was hat sie dazu gesagt? Du hast sie doch gefragt, oder?“

„Ja, habe ich, aber… äh… sie weigert sich, etwas dazu zu sagen. Sie ist der Ansicht, ich soll ihr einfach vertrauen.“

„Und das kannst du nicht?“

„Ich will, aber da ist noch mehr, was passiert ist. Ungereimtheiten, auf die ich keine Antworten bekomme. Sie… Ich weiß einfach nicht, woran ich bin.“

„Warum machst du nicht Schluss?“

„Irgendwie habe ich das und irgendwie auch nicht. Ich weiß, dass es besser wäre, aber ich komm einfach nicht von ihr los.“

„Liebst du sie, Harry?“ Nun war es an Harry, von Dean zu Seamus zu schauen.

„Ich glaube, ja.“

„Wo liegt dann das Problem? Wenn du sie wirklich liebst, dann vertraue ihr. Klar, wenn sie dich betrügt, dann wirst du verletzt. Du wirst leiden, aber meinst du nicht, du wirst noch mehr leiden ohne sie? Bevor Seamus und ich zueinander gefunden haben, habe ich auch gegen meine Gefühle gekämpft. Ein Junge, mein bester Freund. Ich wollte nicht schwul sein. Eine Zeit lang hab ich echt versucht, mich nicht mehr mit ihm zu treffen, aber für mich war es schlimmer, ihn nicht zu sehen, als in seiner Nähe zu sein und ihn mit unerwiderten Gefühlen anzuhimmeln. Ich hatte Glück“, sagte Dean und lächelte Seamus an „Irgendwann hat sich Seamus getraut, mich zu küssen und von da an war alles einfach. Vielleicht, Harry, hast du dieses Glück ja auch. Ich wünsche es dir.“

„Wir wünschen es dir beide, Harry. Aber Dean hat Recht. Du kannst in der Liebe nur gewinnen, wenn du etwas wagst. Rede mit ihr, sieh ihr ins Gesicht und suche nach Anzeichen, dass sie dich belügt. Findest du nichts, dann pack 'ne ordentliche Portion Gryffindormut auf die Schippe und krall sie dir.“
 

„Danke.“ Was sollte Harry auch sonst sagen? Er war den beiden für ihren Rat dankbar, auch wenn seine Probleme über den normalen Beziehungsstress weit hinausgingen.

„Was willst du jetzt machen?“, wollte Seamus wissen.

„Ich gehe heute Nacht zum vereinbarten Treffpunkt und rede mit ihr.“

„Gut, vielleicht tut euch ein ausführliches Gespräch wirklich gut. Und wenn du merkst, dass sie lügt, dann dreh dich einfach um und geh. Es wird dir das Herz zerreißen, aber wir und Ron und Hermine flicken dich dann wieder zusammen.“
 

Harry musste grinsen. Er hatte wahrhaftige Freunde. „Ihr seid super!“

„Danke, das wissen wir auch“, grinste Seamus schief zurück. „Ach und nur für den Fall der Fälle, dass du dann genug von Mädchen hast – du darfst gerne auf unser Ufer wechseln. Dean und ich hätten gegen Zuwachs nichts einzuwenden.“

„Falls du also gerne einmal einen Mann küssen willst, ich stelle mich zur Verfügung“, scherzte Dean, der auch prompt von Seamus auf die Schulter geboxt wurde.
 

Harry, der bereits aufgestanden war und sich Richtung Bad durch geschlängelt hatte, sah auf. „Woher wollt ihr nicht wissen, ob ich das nicht schon getan habe?“

„Bitte?“, riefen beide verdattert auf.

„Wer weiß“, zuckte Harry unverbindlich mit den Schultern.

„Warte mal, das musst du uns genauer erzählen!“ Doch Harry reagierte nicht mehr und schlug die Badezimmertür hinter sich zu. Er wollte seinen Körper auf Hochglanz poliert haben, wenn er sich um Mitternacht Draco stellte. Die Entscheidung hatten Dean und Seamus ihm zwar nicht abgenommen, doch durch das Gespräch war ihm leichter ums Herz geworden.
 

oooOOOooo
 

Nachdem Ron, Hermine und er zu Abend gegessen hatten, waren sie gemeinsam über die Ländereien von Hogwarts spaziert. Sie wollten sich nicht in Sichtweite des Schlosses hinsetzen, wo sie möglicherweise belauscht oder von unerwünschten Personen beobachtet wurden. Diese Zeit bis zur Nachtruhe hatten sie genutzt, um einen Schlachtplan zu erarbeiten. Hermine hatte jedem von ihnen in den Kalender zwischen Unterrichtsstunden und Zeit für die Hausaufgaben, sowie Quidditchtraining noch farblich Zeitfelder markiert, wo sie in die Bibliothek gehen konnten und nach „dem Schlüssel des Herzens“ und diversen Verbindungszaubern suchen konnten. Hermine hatte sogar daran gedacht, Harrys Straftermine bei Snape einzuplanen. Leider war Harry beim ersten Blick schon aufgefallen, dass sein Kalender ziemlich voll war und er gar nicht die Möglichkeit hatte, viel in der Bibliothek zu suchen. Da Ron seine Strafarbeit bereits abgeleistet hatte, war sein Kalender wesentlich übersichtlicher. Bei Hermine hingegen, die mehr Schulfächer wie jeder andere hatte, sah es auch nicht so rosig aus. Doch wenn sie mit System vorgingen, konnten sie die wenige Zeit sinnvoll nutzen. Auch hier war Harry von Hermine nicht enttäuscht worden. Sie hatte eine Liste mit Buchtiteln erstellt, die ihr sehr vielversprechend erschienen. Die ersten zehn Bände hatte sie auch bereits bei Madam Pince ausgeliehen.
 

Im Moment standen sie nur wenige hundert Meter von Hagrids Hütte entfernt und überlegten, ob sie sich bei Hagrid mit einer Tasse heißem Honigbier oder Tee aufwärmen sollten, bevor sie ins Schloss zurückgingen.

„Wie spät ist es denn?“, fragte Hermine und schon kramte Ron in seiner Hosentasche noch der alten Armbanduhr, die kein Band mehr hatte und Ron von Percy vererbt bekommen hatte.

„Fast 22 Uhr.“

„Dann sollten wir lieber zurück ins Schloss. Nicht, dass wir uns noch Ärger mit Filch einhandeln. Weiteres Nachsitzen würde den ganzen Zeitplan durcheinander bringen.“
 

Bedauernd sahen sie zu Hagrids Hütte zurück. Das Licht, welches aus den Fenstern schien, wirkte so warm und einladend. Der Kamin dampfte schon und Hagrid stand am Herd und brutzelte Fleisch. Der Duft von knusprigen Steaks wehte sacht zu ihnen hinüber und weder Ron noch Harry hätten zu einem zweiten Abendessen Nein gesagt. Aber wie immer hatte Hermine mit ihrer Bemerkung Recht, also liefen sie tatsächlich zurück.
 

Harry war kalt und erst, als er die ersten Treppen zum Gryffindorturm genommen hatte, wurde ihm bewusst, dass es eine innerliche Kälte war. Schon jetzt war er nervös, wie sein Treffen mit Draco laufen würde. Kurz hatte er es bei Ron und Hermine angesprochen, doch mehr, als dass er heute Nacht hingehen würde, hatte er nicht gesagt. Hermine hatte er hoch und heilig versprochen, extrem vorsichtig bei seiner Nachtwanderung zu sein. Er würde seinen Tarnumhang und die Karte der Rumtreiber mitnehmen. Weitere Strafarbeiten konnte er sich keinesfalls leisten. Beide hatten ihm gesagt, dass sie hinter seiner Entscheidung stehen würden. Egal, was für eine Entscheidung es wäre. Sollte er Draco wählen, so würden sie seinem Urteil vertrauen und sollte er sich dagegen entscheiden, wäre alles wie gehabt. Nur wie Ron mit Blaise umgehen würde, war in diesem Fall noch unklar.
 

Ja, Harry war aufgeregt, doch mittlerweile konnte er eine Tendenz seiner Wahl spüren. Das Gespräch mit Dean und Seamus hatte sein Herz leichter werden lassen, wenngleich es seine Entscheidung keineswegs vereinfachte. Doch Harry war vorbereitet. Sein Körper war sauber und auf Hochglanz getrimmt was ihm merkwürdigerweise auch sein Inneres geordneter fühlen ließ. Er hatte den Rückhalt seiner Freunde eingeholt, die ihn in jedem Fall unterstützen würden. Was konnte ihm also noch groß passieren? Für und Wider hielten sich in der Waagschale. Es lag an Draco, wohin das entscheidende Korn fallen würde.
 

Die letzten zwei Stunden bis zum Treffen verliefen für Harry ereignislos. Mit Ron hatte er noch ein paar Runden Snape Explodiert und eine recht deprimierende Partie Zauberschach gespielt, bevor er hoch ins Zimmer gegangen war und sich mit dem Tarnumhang unterm Arm aus dem Gryffindorturm geschlichen hatte. Selbst den Astronomieturm hatte er problemlos erreicht. Fast war es ihm schon zu leicht erschienen, aber darüber machte er sich keine weiteren Gedanken, denn die Herausforderung lag in Draco.
 

Sein Herz raste, als er die Tür durchschritt. In der Mitte des Raums brannte eine einsame Kerze, deren Schein lediglich die zwei Sitzkissen daneben beleuchtete. Zu Harrys Erstaunen saß Draco bereits dort. Lässig, den Tarnumhang neben sich liegend und ganz in schwarz gekleidet, saß er da und starte in seine Richtung. Fast kam Harrys Herz bei diesem Anblick ins Stolpern. Nachdem er vorsichtig die Tür geschlossen hatte, löste auch er die Schnüre seines eigenen Tarnumhangs. Kaum merklich glomm ein Licht in Dracos Augen auf – die einzige Reaktion auf Harrys Erscheinen. Mit schweren Schritten ging er auf Draco zu, doch selbst, als er sich aufs zweite Sitzkissen niedergelassen hatte, rührte Draco sich nicht. Er betrachtete Harry einfach weiter und wartete, bis Harry sich gänzlich unwohl fühlte.
 

„Ähm… hier bin ich“, stammelte Harry nach ein paar Minuten und endlich bewegte sich Draco.

„Das sehe ich.“

Harry schluckte. „Du willst es mir nicht leichter machen, oder?“

„Nein, tatsächlich nicht. Die letzten Tage hast du mir auch nicht gerade mit deinem Liebreiz versüßt.“ Nun, zumindest hatte Harry den Anstand, bei diesen Worten zu erröten. Unruhig nestelte er am Saum seines T-Shirts und schaffte es kaum, Draco anzusehen.

„Du hast mich verletzt!“

„Du mich auch!“

„Aber du hast was mit Blaise!“

„Und ich sagte dir, dass du dich irrst, dass das mit Blaise vorbei ist und ich nur noch dich will!“

„Ich kann dir aber nicht vertrauen!“

„Nein, du möchtest mir nicht vertrauen, weil du Angst hast, verletzt zu werden. Wo ist denn dein Gryffindormut? Dein unerschütterlicher Glaube, dass alles gut wird?“

„Vielleicht ist er genau dort, wo Voldemort ihn haben wollte? Ist das dein Auftrag? Dass du mich mit…“ und Harry fehlten tatsächlich die Worte, um die Beziehung zwischen Draco und ihm zu beschreiben. „… diesem…. Beziehungskrams durcheinander bringen sollst? Will er mich so vom Wesentlichen ablenken und mich schwächen?“
 

Draco, der bei der Nennung von Voldemorts Namen zusammengezuckt war, starrte ihn finster an, eine schwere Entscheidung abwägend. „Du möchtest wissen, was mein Auftrag vom Dunklen Lord war? Fein! Ich sag es dir.“ Er beugte sich vor, bis Harry es ihm gleichtat und dann viel leiser, als jedes Wort, welches bisher gesprochen wurde, sagte er: „Du hast richtig geraten. Voldemort wollte, dass ich dich verführe. Dass ich dich umgarne und mit dir ins Bett steige. Das mit den Fotos war reiner Zufall, ich konnte ja nicht ahnen, dass du… dir einen runterholen würdest, aber ich bin Slytherin genug, um eine Chance wahrzunehmen, wenn ich sie sehe. Was ich aber nicht weiß, ist, woher der Dunkle Lord wusste, dass du auf meine Avancen eingehen würdest und was er damit überhaupt bezwecken wollte. Ich wüsste wirklich keinen, absolut keinen Grund, weshalb es für Seine Lordschaft relevant sein sollte, mit wem du schläfst oder nicht.“
 

„Ist das alles?“

„Alles, was ich weiß. Natürlich gehöre ich auch nicht zu den engsten Vertrauten des Dunklen Lords und selbst meinem Vater, der von Anfang an dagegen war, dass ich diesen Auftrag entgegen nahm, ist nichts Näheres bekannt.“

„Warum hast du Blaise den Job nicht machen lassen? Warum du, Draco?“

Nun war es an Draco, gänzlich untypisch zu erröten. „Weil du mich schon immer angezogen hast. Ich wollte dein Freund sein von dem Tag an, als ich dich bei Madam Malkins getroffen habe. Obwohl ich da noch nicht wusste, dass du der große Harry Potter bist und selbst dann… Du warst es, der meine Hand abgeschlagen hat.“

„Ich dachte, wir hassen uns! Wir haben uns die letzten Jahre beschimpft, verflucht und geprügelt. Was ist passiert, dass wir jetzt hier sitzen und reden? Letztes Jahr wolltest du mich noch umbringen!“

„Ich… ich habe verkannt, was für eine Anziehung du auf mich ausübst. Am Anfang war es ein Spiel für mich. Die Fotos gaben mir ein Druckmittel, ich konnte dich demütigen und ich wollte dich wirklich erniedrigen. Für alles, was du mir angetan hast. Dafür, dass ich immer den Kürzeren in deiner Nähe zog. Dafür, dass du Wesley mir vorgezogen hast. Dafür, dass ich nicht begriff, weshalb ich immer wieder den Kontakt zu dir suchen musste. Aber je öfter wir uns getroffen haben, je mehr dein Widerstand geschmolzen ist, umso mehr bin ich dir verfallen. Der Dunkle Lord konnte nicht einkalkulieren, dass ich mich… dass wir uns so… Er hat kein Herz, verstehst du?“
 

Harry glaubte tatsächlich, zu verstehen, denn sein Herz hatte sich gerade entschieden. Was Draco gesagt hatte, schien so offen und ehrlich zu sein, dass sämtliche Bedenken in die hintersten Schubladen seines Verstandes geschoben wurden. Dem erwartungsvollen Blick Dracos begegnend, konnte er nur noch eines machen – er beugte sich wenige Zentimeter vor und küsste Draco. Ein erstauntes Keuchen war seine Belohnung. Irgendwie gelang es ihm, ohne den Kuss zu unterbrechen, das kleine Tischchen, auf dem die Kerze stand, zu umrunden und sich auf Dracos Schoß zu setzen. Sie verloren das Gleichgewicht, glitten vom Sitzkissen und lagen auf dem Boden, Harry auf Draco ausgestreckt.
 

Sie küssten sich, immer und immer wieder. „Ich will dich so sehr!“, stöhnte Draco und Harry konnte das Ausmaß von Dracos Begierde hart und fest an seinem Oberschenkel pochen fühlen. Hitze breite sich in seinem Körper aus, denn er wollte Draco auch. Er wollte ihn schon so lange und bisher hatten sie sich noch nie vollständig einander hingegeben. Wie sehr würde er es genießen, wenn Draco den Akt endlich vollziehen würde. Dass Draco ihm Lust bereiten konnte, wusste er bereits, aber wie weit ihn die Lust tragen würde, noch nicht.

„Ich will dich auch, aber dein Vater…“

„Vergiss ihn! Er hat schon so viel gesehen, da kommt es auf das bisschen auch nicht mehr an.“ Draco wälzte sich mit Harry herum. Seine Zunge erforschte Harry, bis diesem ganz schwindlig wurde. Ungehindert hatten Dracos Hände Harrys T-Shirt hochgeschoben, wo er die nun freigelegten Nippel mit geschicktem Lecken und Saugen verwöhnte. Harry war unglaublich erregt. Es gefiel ihm so gut, doch der Gedanke an Lucius schwebte noch immer vor ihm her.

„Draco, bitte…“

„Alles, was du willst.“

„Dein Vater – wir müssen aufhören.“

„Außer das.“
 

Scheinbar war Draco unwillig, der nervtötenden Verbindung zwischen Harry und seinem Vater Respekt zu zollen. Seine kundigen Hände waren bereits beim Bund von Harrys Jeans angelangt.

„Nicht!“, stoppte Harry ihn jetzt abrupt. Gegen die lusttrunkenen Schleier in seinem Kopf ankämpfend sagte er: „Wir… Lass uns erst zusehen, dass Snape die Verbindung löst, dann… dann können wir es tun.“

Frustriert schnaubte Draco auf: „Du treibst mich in den Wahnsinn!“ Doch er blieb regungslos auf Harry liegen, bis seine Erregung aufhörte zu schmerzen. „Wenn die Verbindung gelöst ist, dann wirst du auf jeden Fall mit mir schlafen?“

„Ja“, lächelte Harry.

„Gut, dann steh auf. Ich muss morgen sehr früh in die Bibliothek.“

„Bitte?“

„Na, was glaubst du denn? Ich will mit dir ins Bett, da hab ich keine Zeit zu verlieren.“

„Übertreibst du jetzt nicht ein bisschen?“

„Übertreiben? Na, hör mal, du hast gerade beschlossen, mit mir zu gehen und dich bereit erklärt, mit mir zu schlafen! Ich bin verdammt scharf auf dich und möchte nicht erst warten, bis mein Vater in 30 Jahren eines natürlichen Todes stirbt, um dich zu vernaschen.“
 

Jetzt musste Harry so richtig lachen. Diese Nacht war für ihn ein voller Erfolg gewesen. Erst hatte er alles über Voldemorts Auftrag gesagt bekommen, dann hatte er sich mit Draco versöhnt und nun – zu seiner größten Überraschung – hatte er auch noch gelernt, wie sehr Draco ihn begehren musste. Ja, diese Nacht war sehr ergebnisreich gewesen.
 

Fortsetzung folgt…


Nachwort zu diesem Kapitel:
Hey ^^ Ich hoffe, ihr hattet mit dem neuen Kapitel Spaß. Über Kommentare würde ich mich freuen. Liebe Grüße eure Amunet Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  kollaborateur
2015-01-10T00:17:16+00:00 10.01.2015 01:17
Na Amunet"" Das neue Jahr hat schon angefangen und wo bleiben die neuen Kapitel "frotzel"?

HEULER - Versand

:-)))) :-))))))
Antwort von:  Amunet
10.01.2015 10:42
Hi ^^ Also meine Beta hatte mir versprochen, dass sie mir diese Woche noch das überarbeitete Kapitel schickt. Also hoffe, dass es oder morgen wirklich bei mir landet. ^^ LG Amunet
Von:  kollaborateur
2014-11-29T04:37:19+00:00 29.11.2014 05:37
Hey Amu^^

Mannoman, ds ist aber spannend. Erst hänge ich die halbe nacht über meinem Tablet um alles zu erfahren und dann ... Ich glaube du musst einfach schneller schreiben, sonst bin ich noch gezwungen dir einen Heuler zu schicken ^^
Dein Schreibstil ist einfach toll und vielleicht sollte ich einfach mal ebenso den Mut haben, meine Geschichten zu vollenden und sie zu veröffentlichen.
Aber das ist .... schreib einfach weiter :-)

lg,
suo
Antwort von:  Amunet
29.11.2014 09:32
Guten Morgen ^^

Vielen Dank für dein liebes Kommi. <3 Es freut mich, dass die Udlmd gefällt. Aber du hast eindeutig Recht, ich hätte einen Heuler verdient. Leider liegt es nur zum Teil an mir, da meine 2. Beta leider zeitlich immer sehr eingespannt ist. *seuf* Aber ich glaube, ich sollte ihr und auch mir mal wieder in den Hintern treten. Falls das nicht funktioniert, darfst du mir auch gerne einen Heuler schicken. ^^

Liebe Grüße

Amunet

PS: Trau dich noch mit deinen Geschichten. Was hindert dich? o.Ô
Von:  MikaChan88
2014-11-07T11:41:21+00:00 07.11.2014 12:41
awww..... die armen beiden, hoffentlich kann der Fluch bald gelöst werden
total super kapi
freu mich schon total aufs nächste ^-^

cu,
MikaChan
Antwort von:  Amunet
07.11.2014 17:17
Hey ^^ Vielen Dank für dein liebes Kommi. <3
Von:  Fliederbeere
2014-10-25T13:53:05+00:00 25.10.2014 15:53
eeeendlich *Story aufsaug*
Ich wusste, dass Harry auf den letzten Drücker hingeht! :D
Schön, dass die beiden endlich ein Paar sind! Aber wieso isser jetzt immernoch Jungfrau .__.
Antwort von:  Amunet
25.10.2014 17:08
Hey ^^
Vielen lieben Dank für dein Kommi! Den Preis für das erste Kapitel-Kommentar geht somit an dich. *Goldpokal rüber schiebt*
Es tut mir leid, dass es so lange gedauert hat, aber meine arme FF-Patin war so im Stress, dass sie jetzt erst zum Betalesen kommen ist. *snief*
Ist das schlimm, dass der arme Harry noch Jungfrau ist? o.Ô Ich meine wer möchte schon Sex haben, wenn er weiß, dass der Vater seines Freundes quasi dabei zu sieht. *schauder* Komisch, dass es Draco nicht stört, wenn sein Vater ihm beim Sex sieht. XD


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