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Schatten der Vergangenheit

Kapitel 22 "So long, Star Sheriffs" ist fertig!!!
von

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So long, Star Sheriffs

April hörte das Rauschen von Steeds Düsenantrieb, als das elektronische Pferd mit seinem Reiter ihre Terrasse verließ, aber sie machte sich nicht die Mühe, ihrem Freund noch einmal hinterher zu blicken. Sie hoffte einfach, dass Saber verstand, warum sie ihn so abweisend behandelt und weggeschickt hatte. Natürlich hatte sie das Zögern in seiner Stimme und die Traurigkeit in seinem Blick bemerkt, aber im Moment war das einzig Wichtige eben Fireball; sie musste mit ihrem Verlobten reden und versuchen, ihm die ganze Situation zu erklären. Da war für das Seelenheil des Schotten im Moment kein Platz.

Mit ungezügelt pochendem Herzen und Beinen, die sich wie Wackelpudding anfühlten, trat die junge Frau über die Terrassenschwelle in die Kühle des Wohnzimmers. Im Vergleich zu draußen herrschte hier beinahe Dunkelheit und April brauchte ein paar Sekunden, bis sich ihre von der Sonne geblendeten Augen an das diffuse Licht gewöhnt hatten. Ganz langsam kroch eine Gänsehaut ihre Unterarme hinauf bis hin zu ihren Schultern und ließ sie unwillkürlich zittern. War es nur Einbildung, oder herrschte um sie herum plötzlich absolute Stille? Die verhallenden Geräusche von Sabers Robotpferd waren ebenso verschwunden, wie das aufdringliche Zirpen der Grillen und Zikaden, die sich auf den warmen Steinplatten vor der Tür sonnten. Lediglich das leise surren der Klimaanlage bildete eine monotone Geräuschkulisse, die hervorragend zu Aprils momentaner Gemütsverfassung passte. Unruhig sah sie sich im Wohnzimmer um: „Fire?“ ihre Stimme war ein virtuoses Abbild der Angst und Unsicherheit, die sich in ihrem Herzen ausgebreitet hatten.

Zwar erhielt sie auf ihr zögerliches Rufen keine Antwort, aber ein derber Fluch zerriss plötzlich die Stille, und ein dumpfer Knall, der eindeutig aus der Küche kam, deutete darauf hin, dass sich der Rennfahrer gerade am Kühlschrank zu schaffen machte. Allen verbliebenen Mut zusammennehmend schlich April auf Zehenspitzen durch das Zimmer und linste dann vorsichtig um die Ecke des Durchbruchs, der Küche und Wohnzimmer miteinander verband. Fireball stand über den kleinen grünen Holztisch gebeugt. Vor ihm lag ein ausgebreitetes Küchenhandtuch und daneben stand ein Plastikmessbecher, der randvoll war mit Eiswürfeln. Angestrengt versuchte der Rennfahrer gerade, diese aus dem Gefäß hinüber auf den Stoff zu schaufeln, aber seine rechte Hand war durch den Fausthieb gegen Saber arg in Mitleidenschaft gezogen, wodurch sich das Unterfangen als äußerst problematisch erwies. Sein Gesicht glühte vor Zorn und die letzten Tränenspuren auf seinen Wangen waren noch nicht ganz getrocknet.

„Verdammter Mist…“ geiferte der Star Sheriff mit heiserer Stimme, als ihm zwei Eiswürfel aus den unbeweglichen und leicht geschwollenen Fingern rutschten und zu Boden fielen. Seine Hand sauste unbeherrscht auf die Tischplatte nieder, aber schon im nächsten Moment zog er sie mit verzerrtem Gesicht und einem derben Schmerzensschrei zurück an seine Brust.

April zuckte ob der Lautstärke erschrocken zusammen, fasste sich jedoch schnell wieder und eilte dann hastig zu ihm: „Warte, ich helfe Dir…“ murmelte sie beschwichtigend, während sie fürsorglich nach seinem Arm greifen wollte, aber Fireball wich ihr blitzschnell aus: „Lass mich in Ruhe!“ fauchte er aggressiv und wischte mit einer einzigen rüden Bewegung den Messbecher samt Inhalt vom Tisch. Lärmend fiel der Kunststoffbehälter zu Boden, während sich die Eiswürfel klirrend über die Fliesen verteilten und sogar teilweise bis ins Wohnzimmer sprangen.

„Aber ich wollte doch nur…“ eingeschüchtert zog die Blondine die Arme zurück und beäugte ihren Verlobten mit bangen Blicken. Sie hatte ihn noch nie so wütend erlebt!

„Dein Stecher hat es wohl vorgezogen, sich aus dem Staub zu machen, wie!“ donnerte der Rennfahrer zurück, schubste seine Verlobte ohne weiteres Federnlesen unsanft zur Seite und stürmte zurück ins Wohnzimmer. Er verspürte das unbändige Verlangen, den nächstbesten Gegenstand zu greifen und mit Wucht gegen die Wand zu werfen, oder am besten noch durch die geschlossene Fensterscheibe. Wenn er nicht augenblicklich etwas gegen diese höllischen Qualen in seinem Inneren unternahm, würden diese ihn bei lebendigem Leibe verbrennen. Auf der Suche nach dem geeigneten Ventil für seinen Zorn wirbelte Fireball um die eigene Achse, bis sein Blick schließlich an der Reihe von Fotos hängen blieb, die auf der kleinen Pinienholzkommode standen. Blind vor Rage langte er nach einem schlichten Silberrahmen, aus dem ihm ein glückliches Pärchen entgegenlächelte. Das Bild war auf Colts und Robins Hochzeit entstanden und zeigte ihn, in einem schicken schwarzen Smoking und April, die ein betörend figurbetontes Kleid aus grüner Seide getragen hatte. Ungeachtet der Schmerzen, die seine geschwollene Hand ihm bereitete, holte er aus und donnerte das Foto zu Boden, wo der Holzrahmen barst und das Glas explosionsartig in unzählige Scherben zersprang.

Herablassend schob Fireball ein paar davon mit der Schuhspitze von dem Hochglanzbild, um dann mit aller Wucht auf die strahlenden Gesichter einzutreten. Die Splitter unter seinem Fuß knirschten leise und zerfetzten die Aufnahme mehr und mehr, bis nur noch ein unerkennbarer Fetzen bunten Papiers übrig geblieben war. Mit stummem Entsetzen verfolgte April diese Zerstörungswut und stieß jedes Mal ein leises Wimmern aus, wenn der Stiefel ihres Verlobten auf das Foto niedergesauste.

„Bitte hör auf damit…“ winselte sie zutiefst verängstigt, als Fireball das nächste Bild ergriff, aber er schenkte ihr keinerlei Beachtung und ein paar Sekunden später lag auch dieses Zeugnis ihres gemeinsamen Lebens zertrümmert auf dem Wohnzimmerboden.

„Hat es wenigstens Spaß gemacht, ja“, Bilderrahmen Nummer drei fiel der Wildheit des Star Sheriffs zum Opfer, „war er gut, Dein schottischer Hengst?“ er schien gar nicht zu merken, dass sein Gebrüll mit jedem Wort immer noch lauter wurde. Gequält legte sich April die Hände über die Ohren und schüttelte schluchzend den Kopf.

„Na los, erzähl schon“, Fireball sah hinab auf das letzte Bild, einen seiner Lieblingsschnappschüsse, der die Blondine zeigte, wie sie in eines seiner T-Shirts gekuschelt auf dem Sofa schlief, „bist doch schon lange scharf drauf gewesen, Dich von ihm…“

„Hör doch bitte auf“, schnitt die junge Frau ihm mit einem verzagten Aufschrei das Wort ab, „Du machst mir Angst, Fire…“ zitternd schwankte sie gegen die Rückenlehne des Sessels und klammerte sich verschreckt daran fest.

Aufhören? Ein diabolisches Grinsen zog sich über das wutentbrannte Gesicht des Rennfahrers. Er fing doch gerade erst an! Ohne weiter darauf zu achten, welches Wurfgeschoss ihm als nächstes unter die Finger kam, tastete Fireball die Oberfläche der Kommode ab. Dabei stieß er ungeschickt einen der Bilderrahmen an, der mit einem leisen „Klack“ umkippte.

„Bitte…“ eine einzelne Träne kullerte Aprils Wange hinunter. Sie schloss verzweifelt die Augen, als sie sah, dass ihr Verlobter unkonzentriert das umgestoßene Foto ergriff und machte sich auf den nächsten lauten Knall gefasst, mit dem es auf dem Boden oder an einem der Möbelstücke zerschellen würde. Was sollte sie bloß tun, um diesem Wahnsinn ein Ende zu setzen? In der augenblicklichen Verfassung war Fireball unberechenbar. Wahrscheinlich würde er nicht einmal davor zurückschrecken, ihr weh zu tun, wenn sie nur dumm genug war, ihn gewaltsam von seinem marodierenden Gebaren abbringen zu wollen. Dass er ungewollt Zeuge ihrer Unterhaltung mit Saber geworden war, hatte in seinem Kopf offenbar einen gewaltigen Kurzschluss verursacht und vorübergehend seinen Verstand deaktiviert. Am Ende verletzte er sich sogar noch selbst, ohne es überhaupt zu merken!

Als der erwartete Lärm aber ausblieb und die junge Frau stattdessen nur das leise Knirschen von Glas vernahm, blinzelte sie vorsichtig zu Fireball hinüber. Er hatte sich erschöpft auf eine der Sofalehnen sinken lassen und starrte geistesabwesend auf das Bild, das er noch immer in den Händen hielt. Zwar konnte April es von ihrer Position aus nicht sehen, aber sie erkannte den schlichten Holzrahmen und wusste, dass es sich um die alte Aufnahme von dem Rennfahrer und seiner Mutter handelte. Das Foto war schon ziemlich verblichen, an den Kanten ein wenig ausgefleddert und wies den einen oder anderen Knick auf, weil Fireball es jahrelang in seinem Portemonnaie mit sich herumgetragen hatte. Aber er liebte es heiß und innig und hatte vor einiger Zeit entschieden, dass es besser wäre, dieses letzte Andenken an seine Mutter hinter Glas zu konservieren und somit der Nachwelt noch ein wenig länger zu erhalten.

Liebevoll lächelte er die hübsche junge Frau mit den drolligen Zöpfen und den kleinen Jungen an: „Ich wollte nicht, dass es Dir genauso ergeht…“ schniefend stellte der Star Sheriff den Bilderrahmen vorsichtig auf den Couchtisch und atmete tief durch. Die plötzliche Erinnerung an den Tod seines Vaters hatte seine geballte Wut mit einem Schlag in eine Mischung aus Trübsinn und Selbstironie verwandelt und die Frequenz seines Herzschlags wieder normalisiert: „Da habe ich mir wohl völlig umsonst Sorgen gemacht“, sein Blick wanderte weiter zu den geschwollenen Knöcheln seiner rechten Hand, „aber ich hab Ari ja gesagt, dass Du gute Freunde hast, die sich um Dich kümmern würden…“

Der unterschwellige Sarkasmus in seiner Stimme versetzt April einen weiteren tiefen Stich und ließ sie aufschluchzen: „Fire, ich…“ sie wollte so gern zu ihm gehen, die Arme um seinen Oberkörper legen und ihn tröstend an sich ziehen. Doch sie hatte Angst, er würde sie erneut von sich stoßen und blieb deswegen wie angewurzelt auf den Sessel gelehnt stehen.

„Ich hätte zwar nicht angenommen, dass die freundschaftliche Fürsorge so weit gehen würde, aber…“ Fireball machte eine weit ausladende Geste mit dem gesunden Arm und lachte dann erbittert auf. Wie naiv er doch gewesen war! Er hatte mit seinem Misstrauen gegenüber dem Säbelschwinger eben doch Recht gehabt. Saber war schon immer scharf auf April gewesen und hatte die erstbeste Chance schamlos ausgenutzt, als sie ihm über den Weg gelaufen war. Und er selbst war in demütiger Scham vor ihm zu Kreuze gekrochen und hatte sich auch noch mehrfach für seine angeblich absurden Vorwürfe entschuldigt.

Bedeutete er der hübschen Blondine tatsächlich so wenig, dass es ihr letztlich egal war, ob sie das Bett mit ihm oder einem anderen Star Sheriff teilte? Ein gehässiger Gedanke formte sich irgendwo in seinen verstörten Gehirnwindungen, von dem er zwar wusste, dass er vollkommen grotesk war, den auszusprechen er sich aber trotzdem nicht verkneifen konnte: „Hast Du Colt wenigstens auch mal rangelassen, oder durfte der nur zugucken?“

Diese bissige Bemerkung saß. Plötzlich erblühten hektische Flecken auf den Wangen des weiblichen Star Sheriffs und verliehen ihrem sonst so hübschen Gesicht das Aussehen eines rot und weiß gesprenkelten Streuselkuchens: „Dass ich mit Saber geschlafen habe, gibt Dir noch lange nicht das Recht, so mit mir zu reden!“

Erstaunt zog der Rennfahrer eine Augenbraue hoch: „Ach, meinst Du nicht“, langsam spreizte er seine geschundenen Finger um zu prüfen, ob er sich durch die Attacke auf den Säbelschwinger tatsächlich etwas gebrochen hatte, „ist es so abwegig, dass Du Dich auch mit dem Cowboy ein wenig…“

„Du weißt genau, dass das Bockmist ist, den Du da von Dir gibst“, unterbrach ihn die Blondine harsch und warf stolz das Haar in den Nacken, „das sagst Du nur, um es mir heimzuzahlen.“

Fireball beobachtete nachdenklich seine schmerzenden Glieder, so als hätte er sie gar nicht gehört. Die Bewegung der Fingergelenke tat teuflisch weh, aber trotzdem schaffte er es, die Hand mehrmals hintereinander zur Faust zu ballen und dann wieder ganz zu öffnen. Offenbar hatte er in dem riesigen Tümpel aus Pech, auf dem er seit Tagen trieb, endlich auch einmal ein Quäntchen Glück gehabt: „Ja, ich schätze, Du hast Recht“, er nickte einsichtig und hob dann mit verletztem Blick den Kopf, „aber das kannst Du mir echt nicht vorwerfen! Ich meine, weißt Du überhaupt, wie beschissen ich mich im Moment fühle?“

Aprils kurzzeitig aufgeflammter Zorn wegen der ungeheuerlichen Unterstellung in Bezug auf Colt verpuffte ungesehen und machte sofort wieder ihrem schlechten Gewissen Platz. Natürlich konnte sie sich vorstellen, wie erbärmlich und hintergangen sich Fireball im Moment fühlen musste. Und sie wusste auch, dass sie einzig und allein Schuld daran war, aber solange er sich weigerte, ihr wenigstens zuzuhören und ihr keine Gelegenheit gab, ihm die ganze Geschichte zu erklären, konnte sie an diesem Zustand nichts ändern.

„Vielleicht tröstet es Dich ja, dass es mir auch nicht viel besser geht.“ sagte sie leichtfertig und wagte es jetzt doch, ein paar Schritte auf ihren Verlobten zuzugehen. Ein wenig voreilig, wie sich prompt herausstellte. Fireball musterte sie abschätzig von oben bis unten und streckte ihr dann abwehrend die Hand entgegen: „Was Du nicht sagst“, glaubte sie wirklich, dass ihn dieser Gedanke in irgendeiner Art und Weise besänftigen konnte, „so unbefriedigend kann der Sex mit Saber aber nicht gewesen sein, wenn Du gleich bei ihm eingezogen bist!“

April schluckte nervös. Eigentlich war dies schon wieder eine Bemerkung gewesen, die ihren Unmut hätte wecken können, doch sie wusste, dass sie jetzt einen kühlen Kopf bewahren musste. Auch wenn Fireball noch so kränkend und verletzend wurde, sie war ihm eine Erklärung schuldig. Und diese würde sie ihm liefern müssen, bevor sie sich wieder über seine Sticheleien echauffieren und sich gegen die gemeinen Spitzen zur Wehr setzen durfte.

Sie nahm wie ihr Gegenüber auf einer der Seitenlehnen des Sessels Platz und faltete zurückhaltend die Hände in ihrem Schoß: „Ich weiß nicht, was Du alles gehört hast und vor allem, wer es Dir erzählt hat, aber Du kannst mir glauben, dass nicht mal die Hälfte von all dem wahr ist!“ wenn sie nur den elenden Mistkerl in die Finger bekam, der es gewagt hatte, den Rennfahrer im Krankenhaus mit diesem Schwachsinn zu belästigen.

„Ach, dann stimmt es nicht, dass Du über eine Woche lang bei Saber gehaust hast, nein?“ Fireball konnte es nicht fassen. Nach allem, was er eben mit angehört hatte, wollte sie ihn jetzt tatsächlich für dumm verkaufen. Dort auf dem anderen Sofa stand ihr Trekking-Rucksack, den Saber mit zurück gebracht hatte und der offensichtlich einen nicht kleinen Teil von Aprils Kleidung und Badezimmerartikeln enthielt. Und sie wollte jetzt allen Ernstes behaupten…

„Ich bin zu Saber gezogen, weil ich es hier alleine einfach nicht mehr ausgehalten habe“, verteidigte sich April prompt und wies mit betretener Miene auf den Trümmerhaufen am Boden, „die Fotos, Deine Sachen, Dein leeres Kopfkissen…“

„Mein…“, eine neue Welle des Zorns stieg in Fireball auf, „oah hör auf, ich mag mir gar nicht vorstellen, dass dieser Kerl…“ er würde sich wahrscheinlich nie wieder in ihr gemeinsames Bett legen können, ohne dabei daran zu denken, wie seine Verlobte hier mit seinem Boss gelegen und sich die Zeit vertrieben hatte. Angewidert schüttelte er sich wie ein nasser Hund. Am besten, man verbrannte das ganze Ding mitsamt Bettwäsche und Matratze!

„Nein, nein“, beeilte sich die Blondine schleunigst, ihm diesen Gedanken auszutreiben, „wir haben nicht… also, ich meine… wir…“ es fiel ihr nicht gerade leicht, offen über ihr Liebesleben mit Saber zu reden, ganz besonders nicht vor Fireball.

„Ihr habt es also nur in seinem Schlafzimmer getrieben“, stellte der Rennfahrer pragmatisch fest, „wie überaus rücksichtsvoll. Hattest Du Angst, dass Euch hier mein Geist zugucken würde?“

„Ich sage doch, ich bin zu Saber, weil mir hier die Decke auf den Kopf gefallen ist“, erwiderte April kleinlaut und knetete zappelig ihre Finger, „Colt war seit Tagen unauffindbar und Robin…“ wie viel wusste Fireball überhaupt von dieser Geschichte? War es im Zweifelsfall klug, ihm auch noch von der Trennung des Cowboys zu erzählen, oder war die Sache mit ihr und Saber vorerst genug für den Anfang?

Diese Frage erledigte sich ziemlich schnell von selbst, denn der junge Heißsporn gab ein ironisches Grunzen von sich: „Ja, ja, noch ’n Star Sheriff, der sich nicht mit dem begnügen möchte, was auf seinem Tellerchen liegt, sondern auch noch scharf auf das Steak vom Gast am Nachbartisch ist!“ aber Colt war und blieb eben Colt. Der würde sich niemals ändern. Es war phantastisch gewesen zu glauben, er würde tatsächlich sesshaft werden und das Leben eines treuliebenden Ehemanns führen. Aber dass April und Saber in genau die gleiche Kerbe hatten schlagen müssen!

„Jedenfalls gab es niemanden, zu dem ich sonst hätte gehen können“, überging die Blondine den beißenden Kommentar, um sich nicht wieder vom eigentlichen Thema abbringen zu lassen, „Du musst mir glauben, dass ich nicht im Entferntesten daran gedacht habe, mit Saber…“ und da war sie auch schon wieder, die erste Lüge. April biss sich verlegen auf die Lippe und blickte zögerlich von ihren Händen zu ihren Schuhspitzen und wieder zurück. War es in Ordnung, in diesem Punkt ein wenig die Wahrheit zu verbiegen, um Fireball damit einen Teil der Schmerzen zu ersparen? Wer wollte schon mit der Vorstellung leben, dass man von der Verlobten mit einem guten Freund betrogen worden war, und das auch noch im eigenen Bett.

Fireball warf sich stöhnend nach hinten und stütze den Kopf gegen die Rücklehne des Sofas: „Und wie genau willst Du mir dann Deine Worte von vorhin erklären“, seine Augen schlossen sich mit einem weiteren tiefen Seufzer, „von wegen wir hatten eine Affäre und das alles?“ eigentlich hatte er nicht das geringste Interesse daran, dieses Geheimnis zu lüften. Aber er wusste, dass es ihn niemals in Ruhe lassen würde, wenn er sich jetzt den Tatsachen und der Wahrheit verschloss, nur um sich die schmerzenden Details zu ersparen. Viel schlimmer konnte es sowieso nicht mehr kommen, denn er bezweifelte sehr, dass April ihm einen ausführlichen Abriss dessen geben würde, was sich zwischen ihr und dem Säbelschwinger alles ereignet hatte.

„Ich kann es Dir auch nicht wirklich erklären“, gab sie beschämt zu, „wir waren beide ziemlich fertig, na, ja, Deinetwegen eben“, ihren Streit mit Saber und den niederschmetternden Brief von Cynthia würde sie wohl besser nicht erwähnen, um nicht unnötig Wasser auf die Mühlen zu gießen, „Saber hat von irgendwo her eine Flasche Whisky geholt und…“

„Na großartig“, aufgebracht legte sich Fireball den Arm über die Augen, „dann habt Ihr Euch also erst richtig schön einen gebrannt und seid dann zusammen in die Kiste gesprungen, ja? Ganz großes Tennis, wirklich!“ wäre es bei diesem einen Mal geblieben, hätte er vielleicht sogar Verständnis für die Blondine und den Highlander aufbringen können. Denn was zwischenmenschlich so alles passieren konnte, wenn genügend Alkohol geflossen war, hatten Christa und Colt an Bord von Ramrod sehr eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Aber er wusste aufgrund der Erzählungen von Dave und der Unterhaltung zwischen Saber und April, dass die beiden des Öfteren die Nähe des anderen gesucht und auch gefunden hatten. Und dass sie jedes Mal dabei angetrunken gewesen waren, konnte sich der Rennfahrer nun beim besten Willen nicht vorstellen.

April sagte nichts mehr. Sie hatte die Lippen fest zusammen gepresst und gab sich große Mühe, nicht wieder anzufangen zu heulen. Das fand Fireball äußerst komisch, denn schließlich war doch er derjenige, dem nach Jammern hätte zumute sein dürfen. Sie war schließlich von seinen Armen direkt in die von Saber übergewechselt, um sich ein bisschen trösten zu lassen. Und nun war er zurück und alles war für sie wieder in Butter.

Aber genau das war es eben nicht. Nichts war in Butter, rein gar nichts! Der Star Sheriff wusste nicht, wie er den Freunden je vergeben sollte und fragte sich ernsthaft, wie es überhaupt mit ihnen weitergehen konnte. Wenn man den Gerüchten einigermaßen Glauben schenkte, hatte sich der Säbelschwinger in den letzten zwei Wochen mächtig für April ins Zeug gelegt und sogar einen handfesten Krach mit Eagle in Kauf genommen. Für die Tochter des Commanders hatte sich Everybodys Darling freiwillig ins Abseits katapultiert und keine Rücksicht auf seinen Ruf oder das Ansehen des Oberkommandos genommen. Wie mochten seine Gefühle für die Blondine tatsächlich aussehen? Und was im Grunde noch viel wichtiger war: „Liebst Du ihn?“

Unvermittelt hatte Fireball sich aufgerichtet und schaute seiner Verlobten direkt ins Gesicht, die vor Schreck die Augen aufriss: „Was? Saber? Bist Du wahnsinnig, natürlich nicht“, sie schüttelte so heftig den Kopf, dass ihre Haare in alle Richtungen davonflogen, „Du weißt, dass ich nur Dich liebe, Fire!“

„Oh ja, klar“, höhnte dieser und schnaubte verdrießlich, „wie wild sogar. Deswegen konntest Du nicht mal bis nach meiner Beerdigung warten, bevor Du Dir den nächsten Kerl ins Bett geholt hast.“

Das war für April endlich der Moment, in dem ihr Geduldsfaden doch noch riss. Wütend sprang sie auf und deutete mit ausgestrecktem Finger auf ihr spöttisch grinsendes Gegenüber: „Hör verdammt noch mal auf, mich hier wie das letzte Flittchen hinzustellen. Ich habe nicht mit dem gesamten Hauptquartier geschlafen, sondern lediglich mit Saber, kapiert!“

Fireballs Grinsen verschwand und sein Gesicht nahm wieder diesen zutiefst verletzten und enttäuschten Ausdruck an, als er mit rauer Stimmer flüsterte: „Für mich ist es egal, ob Du mit einem oder mit zwanzig anderen Kerlen im Bett warst, denn beides kommt aufs selbe raus, April.“ Sie verstand noch immer nicht, was ihr Verrat für ihn bedeutete und machte auch gar keine Anstalten, es verstehen zu wollen. Sicherlich fühlte sie sich bis zu einem gewissen Grad schuldig, aber ihr sturer Hitzkopf, der im Verlauf der Diskussion immer mehr zu Tage getreten war, sprach eindeutig dafür, dass sie sich auch irgendwo im Recht sah.

„Nein kommt es nicht“, widersprach sie energisch, „Du tust so, als hätte ich Dich absichtlich hintergangen, aber das stimmt einfach nicht! Menschenskind, sie haben mir gesagt, Du seiest tot. Ich habe an Bord von Ramrod die Aufnahmen gesehen, wie dieser Renegade Deinen Red Fury in Schutt und Asche gelegt hat…“

Zum ersten Mal schaffte sie es, mit ihren Worten bis zu Fireballs Herz vorzudringen: „Die hätten sie Dir nicht zeigen dürfen!“ sagte er bestimmt und verfluchte zur Abwechslung nicht nur Saber, sondern auch Colt, der es anscheinend auch nicht besser gewusst hatte. Wieso nur waren sie so gedankenverloren gewesen, April diese schrecklichen Bilder zu zeigen. War ihnen nicht klar gewesen, was sie damit bei der Blondine anrichten würden?

„Ich war auch nicht so blöd, erst um Erlaubnis zu bitten, bevor ich sie mir angesehen habe“, April ging mit verschränkten Armen hinüber zur Terrassentür, „ich wollte nicht glauben, dass Du tot warst. Bevor ich mich nicht mit eigenen Augen davon überzeugt hatte, wollte ich es einfach nicht wahr haben. Aber als ich dann die jämmerlichen Überreste des Fury gesehen habe, blieb mir nichts anderes mehr übrig, als es zu akzeptieren.“

Fireball nickte, unfähig irgendetwas zu sagen. Er war hin und her gerissen zwischen seiner Eifersucht, seiner ohnmächtigen Wut und dem neu entflammten Mitleid für seine Verlobte. Es musste in der Tat furchtbar für sie gewesen sein, das Ende seines Boliden und damit auch sein vermeintliches Ende mit ansehen zu müssen. Aber trotzdem war das noch lange kein Grund, sich postwendend an Sabers Hals zu schmeißen. Und erst recht nicht, ihrem Verlobten die Wahrheit vorzuenthalten, nachdem dieser überraschender Weise doch aus der Phantomzone zurückgekehrt war.

„Ich bin fast wahnsinnig geworden, weil ich den Gedanken nicht ertragen konnte“, fuhr April unbeirrt fort, ohne ihn anzusehen, ihren Blick war starr nach draußen gerichtet, „Du bist wahrlich nicht der einzige, der mit dem Gedanken gespielt hat, sich eine Kugel in den Kopf zu jagen.“

„Ach hör schon auf“, kommentierte Fireball diesen in seinen Augen nun doch etwas dramatischen Ausbruch mit scharfzüngiger Gelassenheit, „wer so down ist, wie Du mir weismachen willst, steigt sicherlich mit seinem Chef ins Bett.“ So einfach würde er sie nicht davonkommen lassen. Was auch immer April dazu bewogen hatte, sich mit Saber auf eine körperliche Beziehung einzulassen, sie hatte es ihm bewusst eine ganze Woche lang verschwiegen.

Fuchtig wirbelte die Blondine zu ihm herum: „Kannst Du bitte mal aufhören, es immer als besonders dramatisch hinzustellen, dass Saber unser Boss ist! Er war der einzige, der sich um mich geschert hat und dafür bin ich ihm echt dankbar“, ihre rechte Hand fuhr hektisch über ihren linken Unterarm, so als würde sie frieren, „und ehrlich gesagt warst Du eben echt unfair zu ihm!“

Das brachte das Fass für den Rennfahrer zum Überlaufen. April besaß wirklich die Dreistigkeit, ihm nach allem, was er heute erfahren hatte, Vorhalte wegen seines ungebührlichen Verhaltens gegenüber dem Schotten zu machen. Und nicht nur das, sie nahm Saber auch noch offen in Schutz und verteidigte sein Gebaren. Das tat beinahe noch mehr weh, als die Tatsache, dass sie überhaupt etwas mit ihm angefangen hatte: „Na, wenn Du meinst, dass ich mich schlecht benommen habe, dann geh doch zu ihm und entschuldige Dich! Dann kannst Du ihm auch gleich sagen, wie dankbar Du ihm für seine reizende Fürsorge bist“, mit gequältem Blick deutete er entschlossen auf ihren Trekking-Rucksack, „musst nicht mal mehr packen!“

Bestürzt riss April die Augen auf: „Das…ist jetzt nicht Dein Ernst, oder?“

Nein, Fireball ballte unter ziemlichen Schmerzen die Faust, natürlich war das nicht sein Ernst. Das letzte, was er wollte, war die Blondine in Sabers Nähe zu wissen. Aber die Wut über den Verrat und ihren beherzten Einsatz für den Säbelschwinger ließ ihn die Frage in einer widerborstigen Reaktion trotzdem mit einem Nicken quittieren: „Wird sich bestimmt riesig freuen, wenn Du wieder bei ihm angekrochen kommst.“ Sie würde es ja doch nicht wagen, tatsächlich auf diesen Vorschlag einzugehen. Oder vielleicht doch? Mit leichten Bedenken verfolgte der Rennfahrer das seltsame Mienenspiel auf dem Gesicht seiner Verlobten, das von Zorn über Enttäuschung bis hin zu verletztem Stolz alles widerspiegelte, was das menschliche Gefühlsrepertoire zu bieten hatte. Vielleicht war er doch einen Schritt zu weit gegangen…

„Bitte, wie Du willst…“ mit einem unterdrückten Wutschnauben riss April ihren Rucksack vom Sofa und stolzierte damit in Richtung Flur. Aber bevor sie das Wohnzimmer verlassen und Fireball aufspringen konnte, um sie aufzuhalten, passierte etwas völlig Unvorhergesehenes.

Die Eiswürfel, die Fireball wenige Minuten zuvor in seiner Raserei über den Boden verteilt hatte, waren mehr und mehr geschmolzen und hatten nicht nur auf den Küchenfliesen, sondern auch auf dem Parkett des Wohnzimmers kleine Pfützen hinterlassen, in denen nach wie vor kleine Eisberge dümpelten. Eine von diesen Lachen musste April übersehen haben, denn der Absatz ihres rechten Stiefels landete genau mittendrin und mit gewaltigem Schwung fegte es sie von den Füßen.

„April…“ der Angstschrei des Rennfahrers hallte durch die Stille des Raumes, als er mit ansehen musste, wie seine Verlobte beinahe in Zeitlupentempo zu Boden stürzte. Der Rucksack flog in hohem Bogen davon, weil April reflexartig die Arme nach oben gerissen hatte und es gab einen unangenehmen Knall, als ihr Körper auf den Holzdielen aufschlug und ihr Kopf mit ungebremstem Tempo gegen die Kante des Wohnzimmertisches prallte.

„Neeeiiiinnn!“ Fireball sprang panisch auf. Das Blut gefror in seinen Adern, als ihr Kopf auf dem Boden auftraf, schlaff zur Seite rollte und dann bewegungslos liegen blieb. Sofort war er bei ihr und fiel neben ihrem schlaffen Körper auf die Knie: „Oh bitte, nein! April…“, mit bebenden Fingern schob er die blonden Haare aus ihrem aschfahlen Gesicht, „tu mir das nicht an, Süße!“ sein Herz raste wie wild und seine Augen füllten sich mit Tränen, als er vorsichtig nach ihrer Halsschlagader tastete. Ihr Puls, wo war ihr Puls verdammt: „Baby, komm schon, bitte…“

Fireballs Flehen ging in einem lauten Schluchzen unter. Was hatte er nur getan? Wimmernd drückte er einen Kuss auf ihre kühle Stirn, während seine geschwollene Hand noch immer nach ihrem Aderschlag suchte: „Wach auf, April, bitte!“ Er brauchte ein Lebenszeichen. Irgendetwas, das ihm zeigte, dass es noch nicht zu spät war. Es durfte einfach nicht zu spät sein. Er konnte doch ohne diese Frau überhaupt nicht existieren! Was machte es schon, dass sie mit Saber geschlafen und ihm die Wahrheit verheimlicht hatte. Er würde ihr alles verzeihen, wenn sie nur die Augen wieder aufschlug. Weinend drückte er seine Wange gegen ihre Brust, um zu horchen, ob ihr Herz noch arbeitete: „Ich brauche Dich doch, Kleines…“

Dodom… war das ihr Herzschlag? Fireball hielt den Atem an und presste sein Ohr noch fester an ihren Brustkorb… dodom. Ja, er konnte ihr Herz schlagen hören: „Gott danke, Du lebst…“ und jetzt fand er auch endlich ihre Pulsader, die unregelmäßig und schwach unter seinem Zeige- und Mittelfinger pochte: „Halt durch, Süße, ich hole Hilfe!“

Eilig stemmte sich der Star Sheriff auf die Beine und rannte hinüber zur Kommunikationsanlage, die ihn mit einem einfachen Knopfdruck direkt mit dem Empfang verband: „Fletcher vom Empfang hier“, dröhnte eine sonore Stimme durch den kleinen Lautsprecher, „was kann ich für sie tun, Miss Eagle?“

Fletcher? Wer zum Kuckuck war denn nun schon wieder Fletcher? Tauschten die denn das Personal da unten alle zwei Wochen durch: „Nein, hier ist nicht Miss Eagle, hier ist…“

„Oh, Mr. Fireball“, antwortete der Wachmann überrascht, so als wären er und der Star Sheriff alte Freunde, die sich jahrelang nicht gesehen hatten, „ich wusste gar nicht, dass Sie schon wieder zurück sind!“

Der Rennfahrer schnaubte verächtlich: „Ist auch völlig uninteressant, Fletcher, wir brauchen sofort einen Krankenwagen. Miss Eagle ist gestürzt…“

„Oh mein Gott, was ist passiert?“

„Man beeilen Sie sich, sie hat das Bewusstsein verloren!“

Man konnte deutlich vernehmen, wie der Mann am anderen Ende der Kommunikationsverbindung einen aufsteigenden Kommentar hinunter schluckte und sich verlegen räusperte: „Entschuldigen Sie, Sir, ich werde mich sofort darum kümmern!“

Fireball hielt sich nicht lange mit Dankesfloskeln oder damit auf, die Verbindung zu kappen. Er stürzte aufgeregt zurück ins Wohnzimmer und kauerte neben der Blondine nieder, die bewusstlos und mit flacher Atmung auf den Dielen lag.

„Hey Süße“, flüsterte er ihr zärtlich zu und strich gleichzeitig noch ein paar weitere Haarsträhnen aus ihrem Gesicht, „Hilfe ist unterwegs, hörst Du. Halt bitte durch!“ unsicher küsste er ihre bläulich verfärbten Lippen. Was sollte er nur tun? Zwar war das nächste Krankenhaus nur ein paar Blocks entfernt, aber sicherlich würden die Einsatzkräfte mindestens eine Viertelstunde brauchen, bis sie hier eintrafen. Solange konnte er April doch unmöglich hier auf dem Boden liegen lassen. Der Rennfahrer beugte sich zum Sessel hinüber, schnappte sich das grüne Kissen, dass dort mehr zur Dekoration als zu praktischen Verwendungszwecken drapiert worden war und schob dann sanft seine Hand unter den Kopf der jungen Frau. Vorsichtig hob er ihn ein Stückchen an, legte ihn kurz in seinem Schoß ab, weil er mit nur einer Hand unmöglich gleichzeitig den Kopf halten und das Kissen darunter schieben konnte, und bettete seine Verlobte dann fürsorglich auf den grünen Baumwollstoff, nachdem er das Polster in die richtige Position gebracht hatte: „Bleib ja schön bei mir, hörst Du!“ flüsterte er ihr eindringlich zu, während er sich fieberhaft nach einer Decke oder etwas ähnlichem umsah, womit er ihren Körper wärmen konnte. Er wusste zwar nicht genau warum, aber das erschien ihm irgendwie wichtig, auch wenn draußen spätsommerliche Temperaturen herrschten.

Weder auf dem Sessel noch auf den beiden Sofas war etwas zu entdecken, das auch nur entfernt als Ersatz für eine Bedeckung hergehalten hätte. Es half also alles nichts, er musste hinüber ins Schlafzimmer und von dort die Bettdecke holen. Gerade wollte er sich erneut von seinem Wachtposten neben April erheben, als ihm zum ersten Mal der große dunkelrote Fleck auf seinem weißen Overall auffiel. Genau dort, wo der Kopf der Blondine eben kurz gelegen hatte.

„Oh nein…“ sie blutete. Offenbar hatte sie sich beim Aufschlag auf den Couchtisch eine Platzwunde zugezogen. Beim Anblick des großen Blutflecks begannen Fireballs Beine unangenehm zu kribbeln. Hoffentlich war es auch wirklich nur eine Platzwunde! Wo blieben denn bloß diese verfluchten Sanitäter…

„Es wird alles wieder gut, April, bestimmt…“, er ergriff eine ihrer kalten Hände und drückte sie so fest, wie es ihm seine geschwollenen Finger erlaubten, „ich lasse nicht zu, dass Du…“ er war ja so ein verdammter Hornochse! Aus verletztem Stolz war er drauf und dran gewesen, diese Frau, die er doch über alle Maßen liebte, hochkantig aus der Wohnung zu werfen. Und das nur aus dem Grund, weil sie Trost bei Saber gesucht hatte. Sie war ja vollkommen im Recht gewesen. Die anderen Star Sheriffs hatten ihn für tot gehalten. Nicht vermisst oder verletzt, nein, tot! Ein Zustand, der bestimmt besonders für April nicht einfach zu verkraften gewesen war. Wenn es ihr doch geholfen hatte, über den Schmerz hinweg zu kommen… Und schließlich hatte sie ihm mehrfach versichert, dass es bei der Sache mit dem Schotten nicht um Gefühle gegangen war. Sie liebte ihn, Fireball. Daran hatte sich nichts geändert. Warum war er dann so fürchterlich verbohrt gewesen? Vor lauter Egoismus und Selbstmitleid hatte er die Augen völlig vor dem verschlossen, was sie die ganze Zeit hatte erdulden müssen. Wenn er ihr nur vernünftig zugehört hätte, dann wäre es niemals zu diesem Unfall gekommen.

Zittrig legte er seine Hand auf ihren Brustkorb und stellte erleichtert fest, dass sich dieser unter einer flachen, kaum wahrnehmbaren Atmung immer noch regelmäßig hob und senkte. Sollte er irgendetwas tun, um ihre Wunde zu versorgen? Nein, wahrscheinlich war es besser, sie nicht noch weiter unnötig zu bewegen. Außerdem hätte er nicht viel mehr tun können, als eine Druckkompresse anzulegen, und diese Funktion füllte bereits hervorragend das Kissen aus.

Wenn doch nur alles wieder gut werden würde: „Du weißt glaube ich gar nicht, wie wichtig Du für mich bist“, Fireballs Hand strich innig über ihre schmalen Schultern, „aber ich glaube, ich habe es Dir auch nie wirklich gesagt!“ murmelte er mit getrockneten Tränen auf den Wangen und bemühte sich, einen klaren Kopf zu behalten. Wenn er recht darüber nachdachte, hatte er April tatsächlich nie gestanden, wie viel sie ihm bedeutete. Nachdem sie vor gut einem Jahr endlich zueinander gefunden hatten, war die Leidenschaft in der ersten Zeit so groß gewesen, dass es nicht vieler Worte bedurft hatte, um seinen innigsten Gefühlen Ausdruck zu verleihen; er hatte einfach seinen Körper für sich sprechen lassen. Aber auch in den folgenden Monaten hatte er es nie für nötig gehalten, ihr mehr als ein „Ich liebe Dich“ entgegen zu bringen, weil er immer davon ausgegangen war, dass diese drei kleinen Worte ausreichten. Mehr brauchte man eben nicht miteinander zu reden, wenn man sich liebte. Wie bescheuert das doch gewesen war! Wenn er nun nie die Gelegenheit bekommen würde, ihr all die Dinge zu offenbaren, die auf seiner Seele lasteten…

Ein lautes Klopfen an der Tür ließ ihn zusammenfahren: „Yuma Red Cross, Sie haben nach uns geschickt!“ rief eine weibliche Stimme in gefasstem sachlichen Tonfall.

Fireball fiel in diesem Moment ein riesiger Felsbrocken vom Herzen: „Die Tür ist offen“, antwortete er müde, bevor er in sich zusammensackte und dankbar die Augen schloss, „jetzt wird alles gut, Kleines, versprochen!“
 

Von dem Moment an, als die beiden Sanitäter in Aprils und Fireballs Wohnung eintrafen, ging alles wahnsinnig schnell und der Rennfahrer konnte später gar nicht mehr so richtig sagen, wie er eigentlich in den Warteraum des Krankenhauses gekommen war.

Nach anfänglichen Unmutsäußerungen darüber, dass der Star Sheriff so überaus leichtsinnig gewesen war, den Kopf der Blondine zu bewegen, nach so einem Sturz hätte sie sich gut das Genick gebrochen haben können, hatten die Rettungskräfte, eine mollige Brünette und ein schlaksiger Mann mit Halbglatze, April kurz untersucht, sie dann auf eine Bahre verfrachtet und schließlich mit heulendem Martinshorn ins Yuma Bay Hospital gefahren.

Fireball hatte es sich nicht nehmen lassen, während der ganzen Zeit über bei ihr zu bleiben und hatte den beiden Helfern auf dem Weg ins Krankenhaus den Hergang des Unfalls geschildert. Es war ihm ziemlich unangenehm gewesen, den Streit mit seiner Verlobten zu erwähnen, aber wie hätte er sonst wohl das Chaos aus geschmolzenen Eiswürfeln und zertrümmerten Fotos in der Wohnung erklären sollen? Wahrscheinlich hielten die beiden ihn mittlerweile für gewalttätig und würden in ihrem Bericht einen entsprechenden Vermerk machen. So etwas wie „rabiate häusliche Auseinandersetzung“ oder „brutaler Verlobter versucht Angriff wie Unfall aussehen zu lassen“. Wenn sie dann noch ein paar ihrer Nachbarn befragten, die unweigerlich etwas von ihrem derben Streit hatten mitbekommen müssen, würde ihm wahrscheinlich binnen kürzester Zeit die Polizei an den Hacken kleben. Aber was aus ihm wurde, war im Moment zweitrangig.

Einmal im Krankenhaus angekommen, hatte man Fireball ziemlich schnell und unmissverständlich klar gemacht, dass er unmöglich mit in die Notaufnahme kommen konnte, auch wenn er einen noch so großen Aufstand probte. Also hatte er schweren Herzens mit angesehen, wie man April auf einer Rollbahre davon geschoben hatte und war dann hinüber in den Wartebereich gegangen, wo er sich mindestens eine halbe Stunde mit den Aufnahmeformularen herumschlagen musste. Was die hier alles wissen wollten war wirklich unglaublich. Gut, Name, Anschrift, Geburtsdatum und Krankenversicherungsnummer waren ja noch nachvollziehbar, obwohl der Star Sheriff beim letzten dieser Punkte bereits das erste Mal passen musste. Aber Allergien, Kinderkrankheiten, konsumierte Medikamente der letzten fünf Jahre, frühere Krankenhausaufenthalte, Anschrift des Hausarztes… das überstieg doch bei weitem den Horizont des Rennfahrers. Letztlich hatte er die mehr als lückenhaft ausgefüllten Seiten mit einem Achselzucken an die Empfangsschwester zurückgegeben: „Tut mir leid, mehr kann ich Ihnen im Moment auch nicht beantworten!“

Die gemütliche rothaarige Schwester, die zur Abwechslung mal nichts mit dem typischen Stationsdrachen gemein hatte, lächelte ihn verständnisvoll an und tätschelte ihm den Arm: „Ist schon in Ordnung, machen Sie sich da mal keine Gedanken“, sie überfolg kurz die Angaben und nickte dann, „das meiste ist sowieso nur für statistische Zwecke. Erst mal ist wichtig, dass wir den Namen der jungen Dame haben und wissen, wen wir im Notfall benachrichtigen müssen.“

Fireball schluckte. Als nächsten Verwandten hatte er wahrheitsgemäß Commander Eagle angegeben, auch wenn er der Meinung war, dass er die Person war, die man zuerst zu informieren hatte, wenn es um das Wohl der Blondine ging. Aber er wusste, dass er kein Anrecht auf Informationen hatte, solange er nur Aprils Verlobter war. Rein rechtlich durfte er sie nicht einmal besuchen, sollte sie weiterhin ohne Bewusstsein bleiben. Trotzdem wagte er einen zaghaften Vorstoß: „Können… sie mir schon irgendetwas sagen… ich meine, wie es ihr geht?“ die Frau sah eigentlich nicht so aus, als würde sie dem Club der Paragraphenreiter angehören.

Sie schob sich die Brille auf ihrem Nasenrücken zu Recht und beäugte den Star Sheriff mit schalkhaften Augen: „Sie sind ein Freund von Miss Eagle, nehme ich an?“

„Ähm, ja“, verlegen hüstelte Fireball und fuhr sich unsicher durchs Haar, „ich, ähm… bin ihr Verlobter.“ zum Glück tat seine Hand mittlerweile kaum noch weh und die anfängliche Schwellung begann bereits, sich zurück zu bilden. Sonst wäre es ihm wohl auch nicht gelungen, auch nur ein einziges Wort auf dem Fragebogen niederzuschreiben.

„Leider kann ich Ihnen noch keine Auskünfte geben. Professor Fukuoka ist gerade dabei, sie zu untersuchen und wir müssen noch auf die Ergebnisse der Kernspintomographie warten. Aber ich sage dem Professor bescheid. Er wird sich dann gleich bei Ihnen melden, wenn es etwas Neues gibt.“

„Ja…“, enttäuscht biss sich der Star Sheriff auf die Unterlippe, „danke!“ niedergeschlagen kehrte er zu seinem Platz im Wartebereich zurück. Von seinem Sitz hatte er zumindest einen guten Blick auf die angrenzenden Flure und würde sofort mitbekommen, wenn der besagte Professor hier auftauchte. Hoffentlich war der dann genauso redselig und verständnisvoll wie die nette Schwester am Infodesk. Trübsal blasend schloss der Rennfahrer die Augen und legte den Kopf in den Nacken, so als wollte er an die Decke starren. Diese Warterei war fürchterlich. Wenn man ihm doch wenigstens schon irgendetwas hätte sagen können, zumindest, um ihm etwas von seiner Angst zu nehmen. So konnte er nichts anderes tun, als untätig herumzusitzen und sich einen grauenvollen Automatenkaffee nach dem anderen zu genehmigen.

Irgendwann fragte er sich, ob er vielleicht Colt informieren und den Freund bitten sollte herzukommen. Aber diese Idee verwarf er schneller wieder, als sie ihm gekommen war. Der Cowboy hatte derzeit jede Menge eigene Probleme und war sicher nicht besonders erpicht darauf, auch noch in das Beziehungsdrama seiner Mitstreiter verwickelt zu werden. Und den kurz aufkeimenden Gedanken an Saber schob Fireball hastig beiseite, als er bemerkte, wie sich unwillkürlich seine Nackenhärchen aufstellten, als das Bild des blonden Schotten vor seinem geistigen Auge aufgeblitzte. Mochte er April ihren Fehltritt durch die Geschehnisse der letzten Stunde auch vergeben haben, Saber war und blieb ein Verräter, den er nie mehr wieder würde Freund nennen können.

„Mr. Hikari?“

Fireball fuhr erschrocken hoch, als er feststellte, dass ein älterer Mann im weißen Kittel vom Infodesk auf ihn zugesteuert kam und ihm sachlich die Hand entgegen streckte.

„J…ja…“ er brauchte einen Moment um sich zu sammeln und schüttelte dann etwas zurückhaltend die Rechte seines Gegenübers, „sind Sie Professor Fuku…“ wie hatte ihn die Schwester doch gleich genannt? Herrgott, er musste an seinem Kurzzeitgedächtnis arbeiten, das reichte ja nicht einmal von zwölf bis mittags.

Der Grauhaarige nickte, ohne dabei einen Gesichtsmuskel zu bewegen: „Sie haben Miss Eagle hergebracht, ist das richtig?“

Fireballs Nebennieren schütteten einen ganzen Kübel an Stresshormonen aus, die sich augenblicklich über seine Blutbahnen im gesamten Körper verteilten: „Ja… wie geht es ihr?“ wie konnte der Mann so gleichgültig bleiben. Es war absolut nicht zu erkennen, ob er eine gute oder eine schlechte Nachricht für ihn bereithielt. Gegen den hätte selbst Colt im Poker verloren!

„Demnach sind Sie der Vater?“

„Äh, Vater…“ der junge Mann starrte den Professor an, als hielte er ihn für nicht ganz richtig im Kopf, „nein, ich bin ihr Verlobter!“ was hatte der Typ heute Morgen im Tee gehabt? Glaubte dieser Aushilfskurpfuscher allen ernstes, dass er Aprils Vater war? Wie blind musste man denn sein?

„Ihr…“, nun zeigte sich doch eine kleine Veränderung auf Fukuokas Gesicht und er lächelte entschuldigend, „ja, ja, ihr Verlobter, natürlich“, er warf der Schwester hinter dem Tresen einen äußerst merkwürdigen Blick zu und wandte sich dann wieder an den völlig konfus dreinblickenden Fireball, „ähm, Ihrer Verlobten geht es gut. Sie hat eine leichte Gehirnerschütterung und eine Prellung im unteren Wirbelsäulenbereich, aber ansonsten ist sie mit dem Schrecken davon gekommen.“

Erleichtert stieß der Star Sheriff die angehaltene Luft aus und ließ den Kopf sinken: „Gott sei Dank…“

„Wir haben die Platzwunde an ihrem Kopf genäht und ihr ein Schmerzmittel gegeben“, erläuterte der Professor jetzt wieder mit der anfänglichen Teilnahmslosigkeit, „sie wird anfänglich noch ein bisschen schwach auf den Beinen sein, aber es spricht im Prinzip nichts dagegen, wenn Sie sie wieder mit nach Hause nehmen, wenn sie sich etwas erholt hat.“

„Dann ist sie wach? Kann ich zu ihr?“

Als er die Hoffnung und die Freude sah, die in den Augen des jungen Mannes aufblitzten, konnte sich Fukuoka ein kleines Lächeln nicht verkneifen: „Aber natürlich. Schwester Cunningham“, hierbei deutete er auf die freundliche Krankenschwester an der Information, „wird Ihnen sagen, wie sie zu ihr kommen.“

„Danke“, Fireball ergriff überschwänglich die Hand des Arztes und schüttelte sie heftig, „tausend Dank, Professor!“ dann eilte er an ihm vorbei hinüber zu der lächelnden Frau, die ihm einen kleinen Zettel entgegen streckte: „Zimmer 212, junger Mann. Hier den Gang runter, den zweiten Gang links und dann die erste wieder rechts“, mit einem fröhlichen Zwinkern stopfte sie ihm den Zettel in die Rechte, „und die sollten sie bei Gelegenheit auch mal untersuchen lassen!“

„Wie?“ verwirrt starrte der Rennfahrer auf die geschwollenen Knöchel: „Ach, das ist nichts. Indianer kennt keinen Schmerz.“ Unsicher drehte er sich noch einmal um, um nachzusehen, ob Professor Fukuoka schon weitergeeilt war, oder noch immer hinter ihm stand: „Sie sollten dem Guten mal Voltax oder so was geben“, raunte er der Schwester dann verschwörerisch zu, „ich glaube, der hat es mit den Augen!“
 

Fireball atmete tief durch, bevor er die Tür zu Krankenzimmer 212 öffnete und mit klopfendem Herzen in den Raum schlüpfte. Den Weg hierher war er beinahe geflogen und wäre sogar einmal fast über seine eigenen Stiefel gestolpert, wenn nicht zufällig ein junger Arzt im Weg gestanden und ihm hilfreich unter die Arme gegriffen hätte. Aber jetzt, da er endlich am Ziel war, hatte ihn schlichtweg der Mut verlassen.

Bei dem Zimmer handelte es sich nur um eine Art Durchgangsraum, in dem Patienten stationiert wurden, bevor man sie endgültig in eine andere Abteilung verlegte, oder die nach einer Operation noch nicht wieder aufgewacht waren. Deshalb gab es hier auch nur ein Bett, und aus dem lächelte ihm jetzt eine erschöpfte Blondine matt entgegen: „Hey…“ flüsterte sie heiser und wollte ihm eine Hand entgegenstrecken, entschied sich aber auf halbem Wege, den Arm wieder sinken zu lassen, „was machst Du denn hier?“

„Na, was wohl“, lächelnd trat der Rennfahrer näher und nahm etwas unbeholfen auf der Matratze Platz, „ich wurde darüber informiert, dass Sie hier illegaler Weise Outridern Zuflucht gewähren, Madam!“ geschäftig blickte er sich in dem kargen Zimmer um und stellte dann im Brustton der Überzeugung fest: „Aber hier scheint ja alles in bester Ordnung zu sein!“

Das entlockte April tatsächlich ein kleines Lachen, das wie eine explodierende Granate in ihrem Kopf einschlug. Schmerzverzerrt schloss sie die Augen und ächzte leise: „Würde es Dir was ausmachen, für die nächsten Stunden keine Witze mehr zu reißen…“ schützend legte sie einen Arm auf ihre Stirn und versuchte durch leichten Druck den inneren Schmerz einzudämmen.

„Wie geht es Dir denn“, fragte Fireball zärtlich und schuldbewusst zugleich und legte ihr vertraut die Hand an die Wange, „Du glühst ganz schön.“

„Kommt bestimmt durch die Medikamente“, erwiderte sie kraftlos, „ich glaub, die haben mich ganz schön unter Drogen gesetzt.“ Scheu nahm sie den Arm herunter und legte ihre Hand auf die ihres Verlobten, überglücklich, dass er sie nicht gleich wieder zurückzog: „Was ist passiert? Ich kann mich an nichts…“

Fireball schlug das Herz bis zum Hals, als sich ihre Hand über seine legte: „Du bist ausgerutscht und mit dem Kopf gegen den Couchtisch geknallt.“ Vorsichtig verschränkte er seine Finger mit den ihren und zog sie dann sacht zu sich heran, um einen Kuss darauf zu hauchen. Er war so unendlich froh, dass April nichts Schlimmes passiert war!

„Ich bin ohnmächtig gewesen, oder? Zumindest hat der Arzt das gesagt…“

„Ja“, betreten ließ der Rennfahrer den Arm sinken und starrte auf seine Knie, „ich bin fast gestorben vor Angst, als ich Dich bewusstlos auf dem Boden liegen sah. Ich dachte Du…“ er räusperte sich kurz, um die Kontrolle über seine Stimme nicht zu verlieren: „Man, wahrscheinlich halten mich jetzt alle für einen kranken Schläger und glauben, ich hätte versucht Dich umzubringen oder so was.“ Dämlich grinsend fuhr er sich über die Nase. Aber dieser Witz ging daneben. Die junge Frau verzog in tiefer Demut das Gesicht und schlug traurig die Augen nieder: „Es tut mir so leid, Fire…“ zwei Tränen kullerten ihre rot glühenden Wangen hinunter und Fireball befürchtete, sie würde jeden Augenblick erneut einen Weinkrampf bekommen. Eilig beugte er sich über sie und gab ihr einen versöhnlichen Kuss auf die Lippen: „Hey, Du bist ja schließlich nicht mit Absicht auf dem Eiswürfel ausgerutscht, oder!“ dann küsste er ihre Nasenspitze und ihre Stirn und schmunzelte fröhlich zu ihr hinunter. Es waren einfach genug Tränen geflossen, Zeit, dass sie wieder anfingen, zu leben!

Zitternd schluchzte April auf: „Aber das meine ich doch gar nicht…“

„Sch…“, brachte Fire sie mit einem weiteren Kuss zum Schweigen, „ich weiß was Du meinst, und es ist okay, Süße! Lass uns diese letzten drei Wochen ein für alle mal abhaken und nie wieder davon sprechen, ja!“

Erstaunt blickte die Blondine ihren Verlobten an und konnte kaum glauben, was sie da aus seinem Mund hörte: „Aber warum…“ vorhin in ihrer Wohnung war er kurz davor gewesen, alles aus lauter Wut in seine Einzelteile zu zerlegen, und jetzt wollte er plötzlich einfach alles abhaken?

„Hör zu, Süße“, es war wohl an der Zeit, die Sachen, über die Fireball so lange nachgegrübelt hatte, auch wirklich offen anzusprechen, „ähm… ich hab drüber nachgedacht… Du weißt schon, diese ganze Sache mit Dir und… Na, ja, wie gesagt, Du weißt schon… ich denke… ich war vielleicht ein bisschen zu… tja, selbstsüchtig trifft es vielleicht irgendwie ganz gut…“

„Red keinen Unsinn“, fiel April seinem stockenden Monolog ins Wort, „Du hast so unendlich viel durchgemacht, da steht Dir ein wenig Egoismus schon zu.“

Fireball lächelte dankbar und griff wieder nach einer von ihren Händen: „Mag schon sein, aber ich habe mir die ganze Zeit eingebildet, dass ich der Einzige gewesen bin, der gelitten hat. Und das stimmt einfach nicht“, sein Daumen fuhr zärtlich über ihre warme Haut und jagte ihr kleine Schauer über den Rücken, „Du hast mindestens genauso viel durchgemacht, wenn nicht sogar noch mehr, und ich hatte einfach nicht das Recht, so mit Dir zu reden.“

„Ist schon gut“, lächelte sie bewegt zurück, „ich kann es ja verstehen. Ich meine, ich weiß ja selber nicht, wie es überhaupt soweit kommen konnte. Die ganze Sache hat sich irgendwie selbständig gemacht und ich war plötzlich mittendrin.“ Sie sah, wie sich der Blick des Rennfahrers verhärtete: „Ich will nicht behaupten, dass es mir nichts ausmacht… ehrlich gesagt, zerreißt es mich innerlich, wenn ich mir vorstelle, dass…“, so offen, wie er vorhin noch über die Affäre zwischen der Blondine und Saber hatte schimpfen können, so schwer ging ihm die Umschreibung jetzt in der momentanen Situation über die Lippen, „aber ich kann unter den gegebenen Umständen nachvollziehen, warum Du…“ er musste sich schon wieder räuspern. Es war ja so einfach, sich die schönen Worte im Kopf zu Recht zu legen, aber wenn man sie dann tatsächlich aussprechen sollte, stieß man plötzlich an ungeahnte Barrieren, die vorher nicht da gewesen waren.

„Ich habe Dir nie wehtun wollen, Fire, wirklich!“

Der Rennfahrer nickte geistesabwesend: „Als Du vorhin gestürzt bist und ich nicht wusste, wie schlimm es tatsächlich um Dich stand, da ist mir mit einem Mal alles so lächerlich erschienen… meine Eifersucht, unser Streit… dieses ganze Theater der letzten Tage. Für mich hat nur noch eine Sache gezählt… nämlich dass Du lebst. Egal, was gewesen ist, Hauptsache Du wirst wieder gesund.“

April wusste nicht, was sie sagen sollte. Sie fühlte sich nach wie vor schuldig wegen ihres indirekten Verrates an Fireball und konnte es kaum ertragen, dass nun er derjenige war, der sich selbstgeißelnd Vorwürfe machte: „Das werde ich doch, Fire“, wisperte sie gerührt und mit belegter Stimme, „ich habe nur eine Gehirnerschütterung und eine kleine kahle Stelle am Hinterkopf… aber Haare wachsen ja zum Glück wieder.“

Auch dem Rennfahrer ging diese Unterhaltung allmählich an die Nieren. Er musste immer wieder verlegen blinzeln oder schniefen und gab sich die größte Mühe, nicht die Fassung zu verlieren: „Was ich mit diesem ganzen Gefasel eigentlich nur sagen will, April…“, er holte tief Luft und blickte der jungen Frau tief in die Augen, „was auch immer passieren mag… ich will Dich nicht verlieren!“

„Aber Fire, Du…“

„Du bist für mich der wichtigste Mensch auf der Welt, Süße! Meinen Job als Star Sheriff, die Autorennen, das sind alles Sachen, auf die ich verzichten könnte, aber wenn ich Dich nicht mehr hätte… dann wäre mein Leben vorbei. Ich möchte keine Sekunde mehr ohne Dich sein…“

Nun kullerten Aprils Tränen doch wieder, aber dieses Mal vor Freude. Sie schaute in Fireballs braune Augen, sah dieses ehrliche und vor Liebe glühende Lächeln und wusste in der Sekunde, dass sie es schaffen würden. Sie hatten eine harte Zeit hinter sich gebracht und noch einen sehr steinigen Weg vor sich, aber gemeinsam würden sie es schaffen.

„Ich…“, der Star Sheriff geriet mächtig ins Stottern, weil ihr inniger Blick ihn völlig aus der Bahn warf, „ich möchte… jeder soll wissen, dass wir zusammen gehören… Du und ich… willst… willst… Du mich heiraten, April? Ich meine immer noch? Nach allem, was ich angerichtet habe…“

Überwältigt von diesem Gefühlsausbruch zog April ihren Verlobten ganz nah zu sich heran und schloss die Arme fest um seinen Oberkörper: „Natürlich will ich das, Du Dickkopf, ich habe nie etwas anderes gewollt“, vorsichtig vergrub sie ihr Gesicht in seinem braunen Wuschelschopf, „ich liebe Dich doch!“

„Dann tu mir so etwas bitte nie wieder an, okay, ein weiteres Mal würde ich das glaube ich nicht ertragen!“ Fire hob den Kopf und senkte seine Lippen in einem leidenschaftlichen Kuss auf die ihren. Schüchtern, so als müsste sie sich erst wieder daran erinnern, wie es war, von ihrem Verlobten geküsst zu werden, ließ sie seine Zunge gewähren und fühlte seine Hand, die sich zurückhaltend auf eine ihrer Brüste legte. Sie keuchte leicht auf, als sich seine Finger fester um ihre weiche Rundung schlossen und obwohl sie noch benommen von den Medikamenten und den Schmerzen war, fühlte sie ein warmes, überwältigendes Gefühl tief aus ihrem Inneren in sich aufsteigen und reckte Fireball ihren Körper auffordernd entgegen. Dieser verstand sofort. Ihren Hals mit zärtlichen Küssen bedeckend wanderte sein Mund langsam nach unten in Richtung ihres Dekolletes, während seine Hand vorwitzig den Träger des Overalls von ihrer Schulter schob.

„Fire, warte!“ gerade als seine Lippen sanft auf ihre nun freigelegte Brust zusteuerten und April schon fürchtete, vor Erregung den Verstand zu verlieren, fiel ihr ein, dass es da noch etwas gab, was sie dem Rennfahrer endlich erzählen musste.

Enttäuscht richtete sich der Star Sheriff auf und zog den roten Träger zurück auf ihre Schulter: „Tut mir leid, aber nach der langen Zeit… ist wohl nicht gerade der passende Augenblick.“ Geniert schlug er die Beine übereinander, damit die Blondine nicht sah, wie bereit sein Körper schon für den nächsten Schritt war. Himmel, er hatte seit einem Monat nicht mehr mit April geschlafen, war es da ein Wunder, dass er bei der kleinsten Berührung wie elektrisiert reagierte?

„Nein, das ist es nicht…“, nervös leckte sich die junge Frau die Lippen und legte instinktiv eine Hand auf ihren flachen Bauch, „es… es gibt da noch etwas…“

Fireball wurde blass um die Nase: „W…was ist… Du guckst so ernst…“ gab es da etwa noch ein böses und dunkles Geheimnis, das die anderen bislang gut vor ihm verborgen hatten? Noch eine weitere Enthüllung vom Ausmaß des heutigen Tages und er würde sich wahrscheinlich freiwillig auf einen Außenposten versetzen lassen.

„Ich… weiß nicht wie ich es sagen soll…“

„Herrje, raus mit der Sprache, April!“ flehte Fireball inständig. Sein Bedarf an Geheimniskrämerei war für die nächsten Jahrzehnte gedeckt und er wollte eigentlich nichts weiter mehr tun, als die Blondine zu schnappen, ein Taxi nach Hause zu rufen und dort endlich richtig ihr Wiedersehen zu feiern. Wenn er allerdings ihr verwirrendes Verhalten richtig deutete, würde es keine Feier geben, sondern nur einen weiteren Schlag unter die Gürtellinie. Womit um alles in der Welt hatte er das verdient?

„Erinnerst Du Dich noch, dass ich Dir etwas versprochen habe, bevor ihr losgeflogen seid?“ versuchte April es jetzt nervös. Sie musste es geschickt anstellen, sonst würde Fireball wohlmöglich die gleichen falschen Rückschlüsse aus ihrem Geständnis ziehen, wie schon Colt vor ihm. Und ein weiteres Missverständnis dieser Art konnten sie derzeit wirklich nicht gebrauchen, denn dann wären Sabers Tage wahrscheinlich gezählt.

Die Züge ihres Verlobten entspannten sich ein wenig und er verdrehte angestrengt die Augen: „Hm, versprochen?“ er konnte sich nur all zu gut an das ganze Theater erinnern, dass es vor dem Start in die Phantomzone hier auf Yuma gegeben hatte und war nicht sonderlich daran interessiert, diesen kalten Kaffee noch einmal neu aufzubrühen. Aber hatte April ihm tatsächlich ein Versprechen gegeben?

„Ja, ich habe gesagt, dass ich Dir nach Eurer Rückkehr erzähle, warum ich diesen Auftrag abgelehnt habe.“

Wieder regte sich ein ungutes Gefühl im Magen des Rennfahrers und er hob abwehrend die gesunde Hand: „Lass es doch gut sein, Süße. Als ich gesagt habe, wir machen einen Haken dran, meinte ich auch diese blöde Geschichte“, obwohl sie in gewisser Weise schon seine Neugier geweckt hatte, aber die böse Vorahnung, dass er dieses Geständnis lieber nicht hören sollte, besiegte den Wissensdurst fast umgehend, „Du brauchst mir nichts erklären!“

April glaubte zu ahnen, was sich in Fireballs Kopf abspielte und lächelte zögernd. Dass er die Nase voll hatte von Hiobsbotschaften jeglicher Art, konnte man ihm kaum verdenken, aber ob er es nun als Katastrophe oder als Glücksfall auffassen würde, diese eine Sache musste er noch erfahren. Schweigend griff sie nach seiner Hand und legte sie sanft auf ihre Bauchdecke: „Ich schätze, da können wir nicht so einfach einen Haken dran machen, zumal es wohl in ein paar Wochen eh nicht mehr zu verheimlichen sein wird…“

„Zu verheimlichen?“ verwirrt runzelte der Rennfahrer die Stirn: „Wie meinst Du das?“

„Also auch wenn Du der Champion von Yuma bist“, neckte die Blondine ihn vorwitzig, „kann man nicht gerade behaupten, dass Du in allen Lebenslagen der Schnellste bist!“ zärtlich legte sie ihre Hand auf seine und drückte sie fest an ihren Körper.

„In ein paar Wochen? Ich glaub, ich steh echt auf’m Schlauch…“ gab Fireball betreten zu und beobachtete gebannt, wie sich seine Hand mit jedem Atemzug seiner Verlobten hob und senkte. Durch den Stoff ihres Overalls konnte er ihre Wärme und sogar ganz leicht den Schlag ihres Herzens spüren. Was um alles in der Welt würde in ein paar Wochen nicht mehr zu verheimlichen sein, was jetzt offensichtlich noch im Verborgenen lag? Ihre Lungen füllten sich mit Luft und die Bauchdecke bewegte sich wieder leicht nach oben.

„Ich könnte auch sagen in acht Monaten, aber so lange wird es sicher kein Geheimnis mehr bleiben.“ Versuchte April ihm frotzelnd auf die Sprünge zu helfen. Musste sie denn erst mit dem ganzen Zaun fuchteln, damit er ihre Anspielungen verstand?

„In acht…“, Fireballs Augen weiteten sich vor Überraschung und seine Kinnlade klappte nach unten, „heißt das etwa, Du…“ mit neu erwachtem Bewusstsein spreizte er seine Finger und befühlte den Bauch der jungen Frau, als wären seine Fingerkuppen verkappte Metalldetektoren, die unter ihrer Haut nach verborgenen Schätzen suchten. Jetzt ergaben die Worte des Arztes und dessen merkwürdiges Verhalten plötzlich einen Sinn: „Sind Sie der Vater?“

Aprils sowieso schon glühende Wangen nahmen eine noch tiefere Nuance von rot an, als sie scheu zu ihm aufblickte und lächelnd nickte: „Ich schätze, das heißt es wohl!“

„Oh mein Gott“, hauchte der Rennfahrer überwältigt, „Du… ich meine… wir… wir bekommen… ein Baby?“ sein Magen schlug Purzelbäume, so als säße er in einer Achterbahn, die kopfüber mit ihm in die Tiefe donnerte. Konnte das wirklich wahr sein, wurde er tatsächlich Vater?

„Hmm“, bestätigte die Blondine unsicher, „bist Du…jetzt böse auf mich?“ sie traute sich nicht, ihm weiter ins Gesicht zu sehen, so sehr fürchtete sie sich vor seiner möglichen Reaktion. Was, wenn er gar kein Kind wollte? Wenn er wütend wurde, weil sie nicht besser aufgepasst hatten oder gar verlangte…

„Böse“, liebevoll legte sich Fireballs Hand unter ihr Kinn, „wieso denn böse?“ vorsichtig hob er ihren Kopf und drängte sie so, ihn wieder anzublicken. Und was die junge Frau dort sah, wischte alle Ängste und Zweifel mit einem Mal fort. Die Augen des Rennfahrers strahlten, auch wenn sie sich langsam mit Tränen füllten und auf seinen Lippen lag ein seliges Lächeln: „Warum hast Du es mir nicht schon viel früher gesagt?“

„Ich wollte ja“, wisperte sie entschuldigend und so leise, dass Fireball sie kaum verstehen konnte, „aber dann wärst Du bestimmt nicht mit auf die Mission gegangen. Und die hat Dir doch soviel bedeutet.“ War er jetzt etwa sauer, weil sie sich dagegen entschieden hatte, ihm vor dem Abflug reinen Wein einzuschenken?

„Aber ich bin schon seit einer Woche wieder hier, April“, antwortete der Star Sheriff vorwurfsvoll und legte seine Hand wieder zärtlich auf seinen ungeborenen Nachwuchs, „Du hättest es mir längst sagen können. Wovor hattest Du solche Angst?“

„Ich weiß es auch nicht“, gestand sie niedergeschlagen, „ich war anfänglich selbst nicht sonderlich begeistert von der Vorstellung, aber mittlerweile…“, sie schloss die Augen und atmete tief durch, „es ist unser Baby, Fire. Ist das nicht einfach unglaublich?“ erstaunt stellte April fest, dass sich an ihrer Einstellung tatsächlich etwas geändert hatte. Anfänglich, als Dr. Petry ihr das erste Mal von der Schwangerschaft berichtet hatte, war sie todunglücklich gewesen und hätte alles dafür getan, um die Zeit zurück zu drehen. Doch seit Fireball aus der Phantomzone zurückgekehrt war, hatte sie sich immer häufiger mit dem Gedanken auseinander gesetzt, wie es sein würde, zusammen mit dem Rennfahrer ein Kind aufzuziehen. Und auch wenn sie es zuerst nicht hatte wahrhaben wollen, so liebte sie dieses Baby bereits jetzt heiß und innig und konnte es nicht mehr erwarten, es endlich in den Armen zu halten. Es war das Ergebnis ihrer Liebe und sowohl ein Teil von Fireball als auch von ihr selbst.

„Du bist unglaublich, Kleines“, flüsterte Fireball innig und legte seine Stirn an ihre, so dass sich ihre Nasenspitzen berührten, „ich könnte im Moment platzen vor Glück, weißt Du das!“

„Dann… freust Du Dich? Wirklich?“

„Mich freuen“, seine Lippen pressten sich kurz auf die ihren, „was könnte ich mir wohl Besseres wünschen? Ich habe die schönste Frau des Universums und bald auch noch das perfekteste Baby, das man sich nur vorstellen kann…“

Behutsam, um ihr nicht weh zu tun, zog er die Blondine fest an sich: „Und jetzt bringe ich Euch beide nach Hause!“
 

Von all den Wirrungen und Ereignissen des Vortages hatte Colt nichts mitbekommen. Er stand am nächsten Morgen gut gelaunt in der Küche seines Vorstadthauses, ein lockeres Lied auf den Lippen und briet ein halbes Dutzend Spiegeleier in einer ziemlich großen und schweren gusseisernen Pfanne. Der Appetit anregende Duft von Zwiebeln und gebratenem Speck hing in der Luft und vermischte sich mit dem verlockenden Aroma des frisch aufgebrühten Kaffees, der in der Maschine leise vor sich hingurgelte, und im leise vor sich hinsummenden Backofen wurden die Tiefkühlbrötchen langsam schön goldbraun, während vor der Zitruspresse schon ungeduldig die vier Orangen warteten, die der Cowboy gleich noch zu entsaften gedachte.

Es war das erste Mal seit Robins Auszug, dass er sich wieder die Zeit nahm, ein vernünftiges Frühstück herzurichten. In den vergangenen zwei Wochen hatte er sich des morgens meistens mit einem Instantkaffee und den kalten Resten des vorangegangenen Abendessens begnügt, in der Regel ein übrig gebliebenes Stück Pizza, ein paar zähe Chickenwings oder eine andere ungesunde Fast-Food-Speise, die man sich bequem nach Hause liefern lassen konnte. Er hatte wenig Sinn darin gesehen, nur für sich alleine den Frühstückstisch zu decken. Sein Magen war seine mehr als fragwürdigen Ernährungsvorlieben gewohnt und erwartete direkt nach dem Aufstehen nicht unbedingt ein erstklassiges und ausgewogenes Buffet, und sicherlich hätten ihm die leeren Stühle von Robin und Josh nur noch klarer vor Augen geführt, wie einsam er sich im Moment in dem großen und gespenstisch stillen Haus fühlte. Er vermisste seine Frau sehr, da wollte er sich gar nichts vormachen. Die Tatsache, dass sie sich im Guten und aus Vernunft voneinander getrennt hatten, änderte nichts daran, dass der Cowboy nach wie vor tiefe Gefühle für sie hegte, auch wenn er ihr nicht die Leidenschaft entgegenbringen konnte, die er für den rothaarigen Navigator der Monarch Supreme empfand. Er liebte Robin trotz alledem noch immer und sehnte sich nach ihrer vertrauten Nähe.

Das war wohl auch der Grund, warum er sich die meiste Zeit im Hauptquartier herumdrückte. Zwar stellte er im Moment das einzig noch verbliebene aktive Mitglied der Star Sheriffs dar, aber weil die Wartungsarbeiten an Ramrod immer noch andauerten, war es recht unerheblich, ob die Elitetruppe des KavCom einsatzbereit war oder nicht. Colt vertrieb sich die freien Stunden damit, den Hummingbird-Staffeln hier und dort eine kleine Extravorstellung in Sachen Kunstfliegen zu kredenzen oder den Nachwuchskadetten ein paar Lektionen im Schießen zu erteilen. Und wenn er sich nicht gerade als Guru und Aushilfslehrer auf dem Flugfeld oder dem Schießstand herumdrückte, stattete er Fireball im Krankenhaus einen Besuch ab, um den Rennfahrer ein wenig auf andere Gedanken zu bringen.

Heute allerdings erwartete ihn ein Programm der ganz anderen Sorte. Es war Wochenende und zum ersten Mal seit der Trennung von seiner Frau hatte er ihren kleinen Bruder Josh wieder bei sich zu Hause. Er hatte den Knirps eine Stunde nach Schulschluss im Internat abgeholt, natürlich mit dem Bronco Buster, damit der Kleine am Montag auch ordentlich vor seinen Klassenkameraden angeben konnte, war mit ihm im Mexican essen gewesen und danach hatten sie sich im Kino den neuesten Zeichentrickfilm aus dem Hause GAINAX angesehen. Für einen Jungen von gerade mal sechseinhalb Jahren war dieses Programm freilich der reinste Marathon gewesen, und so kam es, dass Josh im Moment noch in seinem Zimmer oben im ersten Stock weilte und den seligen Schlaf der Gerechten schlief.

Colt schmunzelte zufrieden, als er die Orangen in die Presse warf und den frisch gepressten Saft weiter unten in zwei Gläsern auffing. Er freute sich diebisch wie eine Elster darüber, dass er die kommenden zwei Tage mit seinem kleinen Kumpel verbringen konnte und hatte bereits ein bis ins äußerste Detail geplantes Rahmenprogramm auf die Beine gestellt, um den Jungen bei Laune zu halten. Robin hatte ihm immerhin das Versprechen abgenommen, dass er sich ernsthaft um Josh kümmern würde, und dieses Wochenende war sozusagen seine Feuertaufe. Jetzt konnte er beweisen, dass auch ein Bill Wilcox in der Lage war Verantwortung zu übernehmen und eine gute Vaterfigur abgeben konnte, wenn er nur wollte. Wozu natürlich zu allererst mal ein ausgewogenes und liebevoll angerichtetes Frühstück gehörte!

Colt warf einen kurzen Blick auf seinen Chronometer: es war bereits nach halb zehn. Wenn seine Frau hier gewesen wäre, hätte sie den Jungen niemals so lange schlafen lassen, aber der Cowboy war der Meinung, dass es nicht schaden konnte, wenn Josh ein wenig Schlaf im Voraus bekam. Schließlich hatten sie heute einiges vor. Da war zum einen der Besuch des Yuma Abenteuerzoos, den er Josh schon seit langem versprochen hatte und abends wollte er mit ihm auf die Kartbahn gehen. Der Kleine war beinahe genauso verrückt nach Rennautos, wie Fireball, und es konnte ja nicht schaden, diese äußerst männliche Neigung ein wenig zu fördern.

Allerdings hatte Josh mittlerweile tatsächlich eine Schwelle überschritten, die selbst für einen Langschläfer wie den Star Sheriff an eine Frechheit grenzte. Schmunzelnd schnappte er sich einen sauberen Kochtopf und einen Kochlöffel aus der Spüle und trat damit hinaus auf den Flur: „Josh, Du alte Schlafmütze, schwing Deine kleinen Käsefüße aus dem Bett“, rief er im tiefsten Bariton und schlug unter lautem Getöse den Holzstiel gegen den Boden des Topfes, „sonst komm ich rauf und mach Dir Beine!“

Überraschender Weise hörte er schon Sekunden später einen dumpfen Aufprall, gefolgt von eilig trippelnden Kinderfüßen, und im nächsten Moment steckte Josh seinen strubbeligen Kopf zwischen zwei Stäben des Treppengeländers hindurch: „Bin schon ganz lange wach!“ grinste er den Cowboy frech von oben herab an und schwups, war er auch schon wieder verschwunden.

„Was hast Du denn bitte schön die ganze Zeit gemacht?“ Colt horchte mit gerunzelter Stirn, wie der Junge ins Badezimmer flitzte und die Tür hinter sich zuknallte: „Und wie oft muss ich Dir noch sagen, dass Du nicht so rumbollern sollst!“ das war ja ein prächtiger Anfang für seine Feuertaufe. Der Kleine fing bereits an, ihm auf der Nase herumzutanzen.

Wieder polterten Joshs Schritte über seinem Kopf, die Badezimmertür öffnete sich einen Spalt und die fröhliche Stimme des Jungen hallte kichernd den Treppenaufgang hinunter: „Hast mir das doch noch nie gesagt!“

Damit hatte der Knirps natürlich vollkommen Recht. Zähneknirschend zog der Cowboy die Nase kraus: „Schwing Deinen kleinen Hintern hier runter, wenn Du nicht willst, dass ich ihn Dir versohle, Amigo!“ Es war nie seine Aufgabe gewesen, Josh zu maßregeln oder ihm die Leviten zu lesen. Im Gegenteil. Eigentlich war es immer wieder Colt gewesen, der den Jungen zu neuen Dummheiten angestiftet oder ihm Flausen in den Kopf gesetzt hatte. Und nun bekam er die Quittung dafür, dass er ständig versucht hatte, wenn vielleicht auch unbeabsichtigt, die Autorität von Robin zu untergraben.

„Komme schon!“ wie ein kleiner Wirbelwind schoss Josh über den oberen Flur, schwang sich leichtfüßig auf das Treppengeländer und sauste mit einem Affenzahn auf den völlig verdutzten Cowboy zu, der vor lauter Schreck Kochtopf und Löffel fallen ließ: „Himmel, Joshi…“ gerade noch rechtzeitig schaffte er es, die Arme auszubreiten und den Jungen mit einem keuchenden „Uff“ aufzufangen. Zwar war der kleine Leicht wie eine Feder, aber bei der Geschwindigkeit, die er auf dem blank polierten Geländer erreicht hatte, war es für Colt nicht gerade angenehm gewesen, den Prellbock für seine Achterbahnfahrt zu spielen. Grimmig setzte er seinen Mitbewohner auf die eigenen Füße und wollte gerade zu einer Gardinenpredigt ansetzen, als Josh sich überraschend an ihn schmiegte und fest die Arme um den Rücken des Star Sheriffs schloss: „Es ist echt toll mit Dir, Colt“, sein unschuldiges Gesicht hob sich mit großen strahlenden Augen nach oben und schenkte dem Cowboy ein gewinnbringendes Lächeln, „ich will immer bei Dir bleiben!“

Diese offene Bekundung von Zuneigung verschlug dem raubeinigen Macho schlicht den Atem. Mit einem kribbelnden Gefühl in der Magengegend, das man durchaus mit den viel zitierten Schmetterlingen vergleichen konnte, ging er vor dem Jungen in die Knie, wie er es immer Tat, wenn er von Angesicht zu Angesicht mit ihm reden wollte: „Ich finds auch dufte, dass Du hier bist, Kumpel!“ zärtlich zerwühlte er sein Haar und piekste ihm dann grinsend in den Bauch: „Wie sieht’s aus Sportsfreund? Hast Du Hunger?“

„Aber klar, wie ’n Wolf!“ nickte Josh stürmisch und rannte mit wehendem Schlafanzugoberteil in die Küche. Colt folgte ihm gemächlich, ein verschämtes Schmunzeln auf den Lippen. Wie konnte man bei soviel ehrlicher Liebe noch böse mit dem Jungen sein? Zufrieden sah er zu, wie der Knirps auf seinen Stuhl krabbelte, mit beiden Händen sein Glas ergriff und einen großen Schluck frisch gepressten Orangensaft nahm: „Hm, der schmeckt viel besser als im Internat!“ schmatzend stellte er das Glas zurück, zog sich den Teller mit den Spiegeleiern heran und schaufelte sich zwei davon auf seinen eigenen. Eine Hand an dem Korb mit den aufgebackenen Brötchen sondierten seine Augen flink den gesamten Tisch und blickten dann vorwurfsvoll zu seinem Idol herüber: „Haben wir keine DocChoc, Colt?“ enttäuscht wanderten seine Mundwinkel nach unten, so dass der Cowboy beinahe lauthals angefangen hätte zu lachen: „Du weißt doch, dass Deine Schwester nicht möchte, dass Du das Zeug ständig in Dich reinschaufelst!“ mit verschränkten Armen lehnte er sich gegen den Türrahmen und beobachtete seinen kleinen Freund mit wachsendem Amüsement. Wie sehr ihn der Zwerg doch an sich selbst erinnerte. Als Kind war er verrückt nach dieser Schokoladencreme gewesen, und selbst heute noch musste er immer ein Glas davon im Haus haben, für den Fall, dass ihn der Heißhunger übermannte. Robin hatte darüber stets den Kopf geschüttelt und Josh die süße Nascherei verboten, aber Colt war der Meinung, dass es nicht schaden konnte, wenn er den Bruder seine Nochehefrau etwas verwöhnte. Ihm hatte der verführerische Brotaufstrich schließlich auch nie geschadet.

„Mach ich doch gar nicht“, schmollte Josh betrübt, während er in einem seiner Spiegeleier herumstocherte, „im Internat krieg ich das ja nicht… nur so ’n olles Zeug, das vielleicht wünscht, es wäre DocChoc!“

„Na, dann will ich mal nicht so sein!“ der Cowboy stieß sich vom Türrahmen ab, ging hinüber zu den Hängeschränken und holte ein brandneues Glas der begehrten Schokocreme aus dem obersten Regal. Es war ja nicht so, dass er dieses nicht rein zufällig noch am Vortag besorgt hatte, um Josh einen Gefallen zu tun. Ihm sollte schließlich niemand nachsagen, er würde seine neuen Pflichten vernachlässigen. Und Frühstück für einen kleinen Jungen ohne DocChoc, das ging einfach nicht!

Überglücklich nahm Josh das Glas entgegen und entfernte beinahe ehrfürchtig die silbrige Schutzfolie: „Toll“, er schnappte sich den kleinen Teelöffel neben seinem Teller, steckte ihn gierig in die dunkelbraune Kakaocreme und ließ ihn dann genüsslich in seinem Mund verschwinden, „ein rischtigesch Männerfrühschtück!“

„Moment mal Freundchen“, rief Colt empört und nahm dem Jungen, der ihn mit braun verschmierten Zähnen angrinste, brüsk das Glas aus der Hand, „so haben wir nicht gewettet!“

Schuldbewusst senkte Josh die Augen: „Ach menno…“ er hatte es ja geahnt! Früher hätte sein großer Kumpel nichts dagegen gehabt, wenn er DocChoc löffelweise in sich hineingeschaufelt hätte. Aber Robin hatte ihm bestimmt eingebläut, was für ihren kleinen Bruder gut war und was nicht. Nur dass der Scharfschütze so ergeben ihren feldherrischen Anweisungen Folge leisten musste…

„Bei einem richtigen Männerfrühstück“, jetzt griff Colt seinerseits nach dem kleinen Löffel an seinem Platz und grub ihn tief in die glänzende Schokomasse, um dann einen kleinen Berg davon genüsslich zu verschlingen, „musch man dasch Beschte teilen!“

Joshs Gesicht hellte sich umgehend auf: „Du bist so cool, Colt“, geschäftig begann er, sein erstes Spiegelei zu sezieren, „viel cooler als Robin!“

Diese gut gemeinte Kompliment brachte den Cowboy dazu, peinlich berührt mit der Zunge zu schnalzen: „Hey, hey, hombre, solche Sprüche will ich nicht hören, klar“, er schraubte den Deckel auf das Glas DocChoc und zog den Teller mit den verbliebenen Spiegeleiern zu sich heran, „Deine Schwester ist die coolste Frau, die ich kenne!“ gut, das war vielleicht ein bisschen übertrieben. Aber er musste um jeden Preis verhindern, dass Josh wegen seines vorpubertären Verhaltens schlecht über Robin dachte oder gar redete. Es war Colt sehr wichtig, dass der Junge eine gute Meinung von ihr behielt und sie respektierte, auch wenn sie keinen direkten Einfluss mehr auf ihn nehmen konnte.

„Ja schon“, gab der Knirps schulterzuckend zu, „aber sie is nur ’n Mädchen! Das hier is jetzt ’ne Männerranch!“ er fuchtelte wild mit seiner Gabel in der Luft herum und schlug mit der rechten Faust so kräftig auf den Tisch, dass die Gläser klirrten.

Sein Verhalten war so herzerfrischend und ergötzlich, dass Colt sich wirklich zusammennehmen musste, um nicht laut loszulachen: „Aber vermisst Du sie denn überhaupt nicht?“

„Doch“, nickte Josh mit ernster Miene, „ich bin traurig, dass sie nicht mehr bei uns wohnt und dass ich jetzt deswegen im Internat schlafen muss. Aber Robin arbeitet jetzt wieder als Lehrerin, das ist wichtig für die Kinder in Tranquility. Sie hat mir das erklärt und ich verstehe das.“

Es war beeindruckend, wie erwachsen sich der Junge für sein Alter schon zu benehmen wusste. Auch wenn er die wahren Beweggründe für Robins Rückkehr nach Tranquility vielleicht noch nicht begreifen konnte, so wusste er doch, dass seine Schwester ihn niemals grundlos allein auf Yuma zurück gelassen hätte und gab sich alle Mühe mit dieser neuen Situation fertig zu werden. Der Star Sheriff konnte nicht sagen, wie stolz er in diesem Moment auf den Knirps war. Am liebsten hätte er Josh fest an sich gezogen, ihm die Haare zerwühlt und ihm gesagt, was für ein prächtiger Bursche er doch war. Aber wahrscheinlich wäre er dann Gefahr gelaufen, aus lauter Rührung zu heulen, und das war natürlich eine Sache, die er vor Josh niemals tun wollte.

„Aber so schlimm ist es doch im Internat gar nicht, oder?“ versuchte er deshalb das Gespräch vom heiklen Thema Robin wieder in ungefährlichere Bahnen zu lenken. Er nahm ein Brötchen aus dem Metallkorb, schnitt es ziemlich schief mit seinem Messer auf und verfrachtete eines der Spiegeleier zwischen die beiden Hälften. Fasziniert sah Josh ihm dabei zu. Offenbar fand er so sehr Gefallen an dieser außergewöhnlichen Form von Sandwich, dass er es dem Cowboy umgehend nachmachen wollte. Leider waren seine kleinen Hände im Umgang mit dem Messer noch nicht so perfekt, dass er es alleine schaffte, sein eigenes Brötchen in zwei Hälften zu teilen. Also schob Colt ihm großzügig seines zu: „So was tolles bekommst Du im Internat natürlich nicht“, schmunzelte er zufrieden, als er sah, mit welchem Heißhunger der Junge das Essen in sich hinein stopfte, „aber Du hast doch da eine Menge Kumpels, oder?“

„Hm…“, Josh wischte sich mit dem Ärmel seines hellblauen Schlafanzuges ein paar Krümel und etwas Eigelb vom Mund, „aber ich fänds viel cooler, wenn ich immer zu Hause schlafen könnte!“

„Ich weiß“, nickte der Cowboy entschuldigend, „ich fändt das auch viel cooler, glaub mir. Aber Du kannst immer hier übernachten, wenn ich nicht unterwegs bin.“ Dass man sich so sehr an die Gesellschaft eines kleinen Jungen gewöhnen konnte! Joshs Anwesenheit hatte es sogar geschafft, Colts düstere Gedanken in Bezug auf Christas und Rolands Hochzeitspläne zu verscheuchen. Sollten die beiden doch heiraten, wenn sie der Meinung waren, dass sie sich künftig gegenseitig das Leben zur Hölle machen wollten. Wer brauchte schon die Weiber, wenn man einen kleinen Hombre wie Josh hatte!

Der Knirps räusperte sich verlegen und kratzte sich mit dem rechten Zeigefinger an der Nase: „Sag mal, Colt“, sein Gesicht nahm die Farbe einer überreifen Tomate an, als er sich verlegen den Rest des Brötchens in den Mund schob, „bischu jesch eientlisch schowasch wie meim Vater?“

„Äh“, überrascht blickte der Cowboy von seinem Teller auf, „na, ja, ähm…“ was sollte er denn auf diese Frage antworten? Natürlich war er für den Jungen das, was einem Vater am nächsten kam, aber durfte er diesen Status einfach so aufrechterhalten, nachdem er sich von Robin getrennt hatte? Sie hatten ihn gebeten, sich in seiner freien Zeit um Josh zu kümmern, klar. Und sie hatte ganz deutlich gesagt, dass der Kleine in ein Alter kam, wo er eher einen Vater als seine große Schwester als seine Bezugsperson brauchte. Doch würde sie es wirklich tolerieren, wenn er sich nach allem, was vorgefallen war, selbstherrlich als Dad titulierte?

„Weischu“, angestrengt schluckte Josh den letzten Bissen seines Brötchens hinunter und legte den Kopf schräg, „wir haben nächstes Wochenende so eine Veranstaltung in der Schule. Ein Vater-Sohn-Tag. Es gibt jede Menge Spiele und Picknick und lauter tolle Sachen.“ Seine Augen leuchteten allein beim Gedanken an den ganzen Spaß, der ihn erwartete. Zappelig spielte er mit der Tube Senf herum, die Colt sicherheitshalber für ihr Männerfrühstück auf dem Tisch platziert hatte.

„Und da willst Du mit mir hingehen?“ fragte der Cowboy gerührt und stützte sein Kinn auf die Hände. Wie gesagt, wer brauchte schon die Weiber, wenn man Josh haben konnte!

Scheu nickte der Kleine zurück und schlug die Augen nieder: „Für mich bist Du mein Dad…“

„Na, wenn das so ist, bleibt mir ja wohl gar keine andere Wahl, oder“, völlig überwältigt schob sich Colt samt Stuhl vom Tisch weg und breitete einladend die Arme aus, „na komm schon her, Du kleiner Knirps.“

Mit einem freudigen Schrei sprang Josh auf, spurtete um den Tisch herum und warf sich dem Cowboy so stürmisch um den Hals, dass diesem beinahe die Luft weg blieb. Zärtlich hob er den Jungen auf seinen Schoß, drückte ihn fest an sich und pustete ihm liebevoll durch die Haare: „Hab Dich doch mindestens genauso lieb, wie einen echten Sohn!“ es würde ein phantastisches Wochenende werden!
 

„Captain, ich glaube, das hier sollten Sie sich mal ansehen!“

David sah von seinem eigenen PC auf und schaute in das leicht irritiert wirkende Gesicht von Seargent Bix, der mit Headset ausstaffiert vor einem der Radarschirme der Raumhafenkontrolle saß: „Was gibt es denn?“ missmutig erhob sich der junge Offizier von seinem Platz. Waren seine Jungs nicht mal fünf Minuten lang in der Lage, ihren Job zu machen, ohne dass er ihnen dabei das Händchen führen musste? Er hatte vom Major jede Menge Arbeit aufgebürdet bekommen und würde wahrscheinlich bis zum jüngsten Tag damit zubringen, wenn er weiterhin ständig unterbrochen wurde. Schnell gab er eine Kombination aus Ziffern und Buchstaben in die Tastatur ein, die den Bildschirm augenblicklich schwarz werden ließ. Dann klappte er den dicken Aktenordner zu, den er bereits seit zwei Stunden wälzte und schlenderte hinüber zu dem sommersprossigen Soldaten, der ihn aus seiner Konzentration gerissen hatte.

„Ich habe hier ein unidentifiziertes Flugobjekt, Sir!“ antwortete Bix mit pflichtbewusster Präzision, wobei er mit seinen schlaksigen Fingern auf einen kleinen leuchtenden Punkt auf seinem schwarz-grünen Monitor wies. Dieser kam schnell näher und hatte bereits den äußeren Kreis der militärischen Sicherheitszone durchbrochen: „Verdammter Mist“, fluchte Dave stöhnend, „wieso kann es nicht mal jemand anderen treffen?“ es konnte doch nicht mit rechten Dingen zugehen, dass der Sicherheitsbereich immer genau dann missachtet wurde, wenn er gerade Dienst schob! Vor einer Woche war es Fireball gewesen, der den halben Stützpunkt mit seinem plötzlichen Auftauche in Alarmbereitschaft versetzt hatte, und nun erlaubte sich irgendein Scherzbold einen ähnlichen Geniestreich. Mürrisch fuhr sich der Captain über die Augen und konzentrierte sich dann wieder auf den leuchtenden Punkt, der der Basis mit ziemlich hohem Tempo näher kam: „Um was für ein Schiff handelt es sich?“ erst einmal musste er diese Frage klären, denn schließlich hing von der Identität des Flugobjektes sein nächster Schritt ab. Es würde ihm jedenfalls keine Lorbeeren einbringen, wenn er wegen eines verirrten Privatjets den dritten Weltkrieg anzettelte.

Bix hämmerte eifrig auf seiner Tastatur herum: „Schwer zu sagen, Sir, es übermittelt keine Kennung. Entweder hat der Pilot das digitale Identifikationssystem absichtlich ausgeschaltet, oder…“

„Oder es handelt sich um eine militärische Maschine, die nicht zu uns gehört!“ vollendete Dave den Gedanken seines Untergebenen. Im neuen Grenzland war es seit Jahren Bestandteil des Luft- und Raumfahrtgesetztes, dass zivile Maschinen mit diesem so genannten DIS ausgestattet sein mussten. So konnte man in Situationen wie der momentanen verhindern, dass unschuldige Menschen vom Himmel geschossen wurden, nur weil sie versehentlich in einen falschen Flugkorridor geraten waren. Militärmaschinen im Kampfeinsatz verzichteten aber aus einleuchtenden Gründen auf dieses System.

„Soll ich Staffel Bravo darauf ansetzen, Sir“, Bix ließ seinen Schirm keine Sekunde aus den Augen, „die sind seit einer halben Stunde oben zum Flugtraining. Befinden sich im Moment im Quadranten Delta.“

David zog die Stirn kraus und dachte angestrengt nach. Als er Fireball vor einer Woche der Obhut von Jenkins überlassen hatte, wäre es beinahe zu einer Schießerei gekommen, und auch dieser Seargant hier machte den Eindruck, als würde er am liebsten direkt den Feuerbefehl erteilen. Es passierte einfach zu wenig in der letzten Zeit. Der Captain schnaubte missmutig. Hatten die alle eine Ahnung!

„Staffel Bravo, ja…“ murmelte er gedankenverloren, während er die Piloten dieser Hummingbird-Staffel im Geiste Revue passieren ließ. Es war die einstige Rotte von Sterncaptain Mandarin Yamato, die im letzten Jahr bei der Explosion auf dem Raumhafen ums Leben gekommen war. Seit ihrem Tod hatten es sich die verbliebenen elf Piloten der Einheit auf die Fahne geschrieben, ihr zu Ehren die beste Lufteinheit des Kavallerie Oberkommandos zu werden, und das hatten sie in den letzten Monaten mit eindrucksvoller Verbissenheit auch in die Tat umgesetzt. Seither war die Rotte eigentlich nur noch unter dem Titel „Blues Breakup“ bekannt. Ein Titel, den der neue Anführer, Captain Lapointe, als ewiges Andenken an das bestialische Attentat auf Mandarin ins Leben gerufen hatte und den jedes Mitglied dieser Einheit mit Stolz geschwellter Brust trug. Jeder Kadett des Oberkommandos wünschte sich nichts sehnlicher, als irgendwann einmal ein Mitglied dieser Rotte zu werden.

„Nein, lassen Sie die Bravos da raus“, entschied David schließlich und schürzte die Lippen, „wir wollen nicht mehr Aufsehen als nötig, und Sie wissen ja, wie hitzköpfig Lapointe sein kann!“ ohne eine Antwort von Seargant Bix abzuwarten, nahm der dunkelhaarige Captain ihm das Headset ab und setzte es sich selbst auf: „Öffnen Sie den allgemeinen Funkkanal, Bix!“

Der Soldat tat wie ihm geheißen und im nächsten Moment hörte Dave ein schwaches Rauschen, das über die Kopfhörer drang: „Hier spricht Captain Scott von der Yuma Raumhafenkontrolle“, tönte er so sachlich und ruhig wie möglich in das kleine Mikrofon, „Sie sind illegaler Weise in die militärische Luftsperrzone eingedrungen. Aktivieren Sie umgehend Ihr digitales Identifikationssystem, sonst sehen wir uns gezwungen, Ihnen eine Abfangstaffel entgegen zu schicken!“ er atmete tief durch und schickte ein kurzes Stoßgebet gen Himmel. Aber anstelle eines verschreckten Zivilisten, der sich vor Panik überschlug und für sein unerlaubtes Eindringen um Vergebung bettelte, hallte ein kehliges Lachen über das Headset: „Du meinst aber nicht die blaue Bruchlandung, die mir wie ein lästiger Schwarm Mücken am Hintern klebt, oder?“

Sichtlich genervt, aber trotzdem erleichtert schlug sich Dave die Hand, riss sich die Kopfhörer von den Ohren und stupste seinen Seargant unsanft an der Schulter an: „Wenn Sie nicht wollen, dass die Bravos ihr erstes Waterloo erleben, pfeifen Sie Lapointe auf der Stelle zurück“, damit wandte er sich eilig zum Gehen, „und schicken Sie diesem Verrückten einen Anflugkorridor für Rollfeld drei!“

„Aber Sir“, völlig entgeistert starrte Bix seinem Vorgesetzten hinterher, der sich leise fluchend auf dem Weg zur Tür seine Uniformjacke schnappte, „wer zum Teufel…“

Dave drehte sich auf dem Absatz um, das Gesicht vor Zorn feuerrot und schnitt eine finstere Grimasse: „Wilcox!“

Mit einem zufriedenen Grinsen stellte Colt die Triebwerke seines Bronco Busters ab, nachdem er das Schiff vorbildlich auf dem Militärhafen von Yuma runter gebracht hatte und winkte dem ziemlich wütend aussehenden Offizier freundlich zu, der soeben aus einem Seiteneingang des Kontrollzentrums gestürmt kam.

„Pass auf, Joshi“, raunte er dem kleinen Jungen hinter sich verschmitzt zu und betätigte den Cockpitmechanismus, der das Kanzeldach öffnete, „jetzt wird’s lustig!“

Mit einem einzigen Satz sprang der Cowboy auf den warmen Asphalt der Landebahn und streckte lässig seine Arme in die Höhe, so als hätte er gerade einen Zehnstundenflug absolviert. „Dave, alter Hühnerschrecker“, begrüßte er den Neuankömmling fröhlich und rückte den Hut auf seinem Kopf zurecht, „wie stehen die Aktien?“

Seinem Gegenüber war aber anscheinend nicht nach Scherzen zumute. Schnaubend baute er sich vor dem Star Sheriff auf, stemmte erregt die Hände in die Hüften und kickte einen kleinen Kieselstein fort, der es gewagt hatte, genau vor seiner linken Stiefelspitze zu liegen: „Verdammt Colt, wie oft muss ich Dir noch sagen, dass Du Dein DIS einschalten sollst, wenn Du hier mit Deiner Schrottmühle rumgurkst!“ polterte Dave ungehalten los. Was sich dieser blöde Cowboy eigentlich einbildete. Meinte der, nur weil er ein Star Sheriff war, konnte er tun und lassen was er wollte und musste sich an keine Vorschriften halten? Vielleicht hatte er es ja noch nicht mitbekommen, aber der hoch glorifizierte Stern dieser Elitetruppe war im Moment gewaltig am Sinken: „Irgendwann pusten wir Dich noch mal versehentlich vom Himmel!“

Diese ernst gemeinte Drohung brachte Colt unwillkürlich zum Lachen: „Den Job wirst Du dann schon selbst übernehmen müssen, Muchacho“, griente er und deutete mit ausgestrecktem Finger in die Luft, wo gerade vier Hummingbirds der Bravo-Staffel ihre Kreise zogen, „auf diese blutigen Anfänger würde ich dabei jedenfalls nicht setzen.“

„Du hättest das sehen müssen, Dave“, erschrocken blickte der Captain auf den kleinen dunkelhaarigen Jungen, der plötzlich aus dem Cockpit des Bronco Busters gekrabbelt kam und mit ausgebreiteten Armen um ihn und den Cowboy herum rannte, „er hat sie alle an der Nase herumgeführt!“ wilde Töne von sich gebend, die wohl wie die Triebwerke eines Jets klingen sollten, rannte er die Startbahn entlang, so als wollte er selbst im nächsten Moment vom Boden abheben.

Fassungslos starrte Dave zwischen dem Knirps und dem strahlenden Star Sheriff hin und her: „Du hast Josh mit hierher gebracht?“ der Kerl kannte echt überhaupt kein Pardon. Fand er wirklich, dass eine Militärbasis der geeignete Aufenthaltsort für so einen Krümel war?

„Ja, ja, ich weiß schon“, hob Colt beschwichtigend die Hände und stellte das dämliche Lachen ein, „er hat hier eigentlich nichts zu suchen. Aber Eagle wollte uns sprechen und ich konnte ihn ja schlecht allein zu Hause lassen, oder?“

„Ach! Und dachtest Du, dass Du ihn einfach zu einer hoch wichtigen Besprechung beim Commander mitnehmen kannst, ja? Man, Du hast doch nicht mehr alle Fransen am Pony!“ verächtlich wandte sich Dave von dem Cowboy ab und beobachtete skeptisch den kleinen Bruder von Robin, der in immer größeren Kreisen seine Bahnen über das Rollfeld zog: „Josh, hör auf damit, das hier ist kein Spielplatz für kleine Halbstarke, okay!“ wenn hier irgendwas passierte, weil der Junge Blödsinn machte, würde ihn das sicherlich seine Schienen kosten. Und für die hatte er im letzten Jahr definitiv zu hart gearbeitet, als dass er jetzt freiwillig wieder darauf verzichten würde. Immer in seiner Schicht. Warum passierten solche Dinge immer in seiner Schicht?

„Hast Recht, Dave, das geht wohl nicht“, kameradschaftlich hieb Colt dem Captain auf die Schulter, „deswegen wäre es echt nett, wenn Du…“

„Vergiss es“, unterbrach David den Cowboy ohne Umschweife, „ich mach hier ganz sicher nicht den Babysitter für Dich.“

„Danke, ist echt ein feiner Zug von Dir. Dauert auch nur ein paar Minuten“, Colt überging den vehementen Widerspruch mit einem weiteren Schlag, dieses Mal auf den Rücken des Freundes und setzte sich dann eiligst in Bewegung, „Josh, ich bin dann mal kurz beim Alten, Du bleibst in der Zeit bei Dave, klar?“

„Klar!“ Josh salutierte formvollendet und flitzte hinüber zu dem perplexen Captain, vor dem er sich erwartungsvoll aufbaute. Sicher gab es hier jede Menge spannender Sachen zu erkunden, und wenn er Dave höflich darum bat, würde er ihn bestimmt ein wenig herumführen.

Im Augenblick machte der Soldat allerdings nicht den Eindruck, als würden ein paar nette Worte seine Laune aufpolieren. Völlig fasziniert beäugte der Junge die anschwellende Ader auf der Stirn des Erwachsenen und wartete gebannt darauf, dass sie in den nächsten Sekunden platzte.

„Scheiße, Wilcox…“ brüllte Dave dem Star Sheriff wütend hinterher, der ihm von weitem noch ein letztes Mal freundlich zulächelte, „das kannst Du nicht machen, komm gefälligst zurück!“

Überrascht schaute er zu dem Knirps hinunter, der während seines Anfalls erschrocken die Hände vor den Mund geschlagen hatte und dessen große Augen ihn jetzt anstarrten, als wäre er die Personifizierung des Teufels: „Was glotzt Du denn so?“

Geniert legte Josh die Spitzen seiner Finger aneinander: „Du hast das böse Wort mit „sch“ gesagt.“ stellte er anklagend fest. Wäre seine Schwester Robin hier gewesen, hätte sie ihm bestimmt den Mund mit Seife ausgewaschen.

Völlig verdattert nahm der Captain seinen ungewollten Anhang genauer in Augenschein: „Ich hab…“, es war verblüffend zu erkennen, dass es tatsächlich Menschen in Colts engstem Umfeld gab, die sich noch nicht an den Klang des Wortes „Scheiße“ gewöhnt hatten, „oh man, das zahle ich Dir heim, Cowboy!“ aber es half alles nichts. Der Scharfschütze war längst über alle Berge und es wäre wohl ziemlich unfair gewesen, die Wut an dem Jungen auszulassen: „Na dann komm mit Josh, schauen wir uns mal ein paar Tricks der Bravos an!“
 

Zufrieden beobachtete Colt aus dem Inneren des Kontrollzentrums, wie Scott einen Arm um die schmächtigen Schultern von Robins kleinem Bruder legte und den freudig erregten Jungen in Richtung der Hangars davon führte. Erst als das ungleiche Paar hinter einer der Hallen verschwunden war, drehte der Cowboy der doppelt gesicherten Panzerglastür, durch die er eben das Gebäude betreten hatte, den Rücken zu und marschierte mit schnellen Schritten den langen mit Neonröhren erleuchteten Korridor hinunter. Bei David war Josh auf jeden Fall in guten Händen und der Captain würde ihm bestimmt einige für sein Alter äußerst spannende Dinge zeigen, aber Colt wollte die Nerven des Freundes nicht zu sehr strapazieren. Er konnte tatsächlich nicht verlangen, dass ein Offizier des KavComs seine Aufgabe übernahm und den Jungen bespaßte, während er im Büro des Commanders festsaß und einer unbezweifelbar langweiligen Unterhaltung über irgendwelche innenpolitischen Auseinandersetzungen beiwohnen musste. Die Nachricht von Eagles Sekretärin, dass er sich umgehend im Büro seines Vorgesetzten einzufinden hatte, war just in dem Augenblick auf seinem Comgerät eingegangen, als er mit Josh zum Zoo hatte aufbrechen wollen. Und anfänglich war der Cowboy sogar drauf und dran gewesen, den Befehl geflissentlich zu ignorieren, aber die Tatsache, dass Eagle ihn an seinem freien Tag sprechen wollte und dass diese Aufforderung mit oberster Priorität versendet worden war, hatten ihn schließlich einlenken lassen. Kurzerhand hatte er Josh in seinen Bronco Buster gesetzt und war mit ihm zum Oberkommando aufgebrochen.

Tatsächlich wäre ihm niemand eingefallen, bei dem er den Jungen so kurzfristig hätte absetzen können, und er war auch nicht gewillt gewesen, sich das erste gemeinsame Wochenende mit seinem „Sohn“ verderben zu lassen. Zumindest blieb ihm so das schlagende Argument, dass er nicht lange bleiben konnte und der Commander würde sich entsprechend kurz fassen müssen. Und für den Zoo würde dann auch noch genügend Zeit bleiben!

Entschlossen überquerte Colt den gläsernen Gang, der das Kontrollzentrum mit dem eigentlichen Hauptquartierkomplex verband; sein Daumenabdruck erlaubte es ihm, sich in allen Hochsicherheitstrakten des Oberkommandos völlig frei zu bewegen und so war es für den Star Sheriff ein leichtes, auf direktem Weg zu Eagles Büro zu marschieren. Was der alte Haudegen wohl von ihm wollte? Die Sekretärin des Commanders hatte sich in diesem Punkt sehr mit Informationen zurück gehalten; wahrscheinlich, weil sie selbst nicht über die genauen Hintergründe informiert worden war. Vielleicht war Ramrod endlich wieder einsatzbereit! Aber warum hätte Aprils Vater dann ausgerechnet mit ihm sprechen sollen? Wenn ihr Schiff wieder flott war und ein neuer Auftrag auf die Star Sheriffs wartete, würde er das sicherlich von Saber erfahren und nicht von Eagle persönlich. Und wenn man mal die Tatsache in Betracht zog, dass derzeit sowieso nur 50% des Teams verfügbar waren, ergaben Colts Mutmaßungen überhaupt keinen Sinn mehr.

Grübelnd bog er um die letzte Ecke in den Flur ein, auf dem das Büro seines obersten Vorgesetzten lag und wäre beinahe vor Überraschung lang hingeschlagen, als er April und Fireball erblickte, die mit verschlossenen Mienen vor eben besagtem Büro warteten. Wenn das gesamte Team herkommandiert worden war, gab es wohl doch etwas Wichtiges zu besprechen. Leise Gewissensbisse begannen im Kopf des Cowboys Wurzeln zu schlagen. Eine wichtige Angelegenheit war in der Regel auch langwierig, und David würde ihm sicherlich den Kopf abreißen, wenn er Josh nicht innerhalb der nächsten halben Stunde wieder einsammelte.

Erst im zweiten Moment bemerkte Colt, dass an der Erscheinung der anderen beiden Star Sheriffs etwas nicht stimmte. Mit verwirrter Miene gesellte er sich zu den beiden Freunden und tippte zur Begrüßung an seinen Hut: „Entschuldigen Sie bitte, wenn ich Sie so anstarre“, murmelte er mit vollendeter Höflichkeit, „aber Sie erinnern mich verteufelt an ein Pärchen, dass ich vor geraumer Zeit flüchtig kennen lernen durfte. Nur dass ich sie so gut wie nie mit einem Pferdeschwanz gesehen habe und er gegenwärtig im Yuma Hospital verweilt, weil ihn die Outrider halb massakriert haben!“ galant griff er nach der Hand der Blondine und wollte einen Kuss darauf hauchen, aber April kam ihm zuvor.

„Lass den Quatsch, Cowboy“, zischte sie bissig und entriss ihm unsanft den Arm, „ich trage meine Haare, wie es mir passt!“ sie griff fahrig nach ihrem blonden Zopf und zwirbelte die Spitzen um ihren rechten Zeigefinger; eine immer häufiger auftretende Angewohnheit, die sie sich erst im Lauf der letzten zwei Wochen angeeignet hatte. Colt wusste nichts von den Geschehnissen des gestrigen Tages und ihrer Meinung nach war es auch besser, es vorerst dabei bewenden zu lassen. Es gab Dinge, die man auch als Team nicht zwingend teilen musste, und die Auseinandersetzung zwischen Saber und Fireball gehörte definitiv in diese Kategorie.

„Wie Mylady meinen“, rümpfte der Cowboy die Nase und drehte der Freundin pikiert den Rücken zu, „und was ist Deine Ausrede, Turbofreak? Spontane Selbstentlassung?“ vorsichtig boxte er dem Rennfahrer gegen die gesunde Schulter, aber sein Busenkumpel wirkte trotz des kleinen Gags genauso sauertöpfisch wie das blonde Gift und taxierte ihn mit abschätzenden Blicken. Irgendwie wurde Colt das Gefühl nicht los, dass er sich nicht auf dem neuesten Stand der Dinge befand: „Ist irgendwer gestorben?“

„Mit dem Witz solltest Du vielleicht ein bisschen vorsichtiger umgehen, da reagier ich nämlich neuerdings allergisch drauf“, antwortete Fireball brummig und klopfte sich einen imaginären Fussel vom T-Shirt, bevor er im lockeren Plauderton wissen wollte, „wie geht es eigentlich Deinem Frauchen? Ist ganz schön traurig, dass sie es in der ganzen Woche nicht einmal geschafft hat, mich im Krankenhaus zu besuchen!“

Colt schluckte hörbar und griff unsicher an den Kragen seines Hemdes: „Äh, Robin, tja, weißt Du, Matchbox…“ herrje, was sollte er ihm nur dieses Mal für ein Märchen auftischen? Dass er aber auch so blöd gewesen war, auf Aprils Forderungen einzugehen. Irgendwann mussten sie dem Rennfahrer doch sowieso erzählen, was während seiner Abwesenheit alles geschehen war. Wenn es nach ihm gegangen wäre, hätte er diese Sache schon vor einer Woche hinter sich gebracht. Nun saß er wieder in der Patsche und wusste nicht weiter.

„Vergiss es, Colt, er will Dich nur aufziehen“, kam ihm überraschender Weise die Blondine zu Hilfe, „er weiß bescheid!“ peinlich berührt verschränkte sie die Arme vor dem Bauch und warf Fireball einen unsicheren Blick zu.

Diese Enthüllung kam so überraschend, dass der Cowboy lediglich ein gekeuchtes: „Oh…“ zustande brachte und dann verlegen beobachtete, wie sich seine beiden Freunde schweigend anstarrten; sie völlig verunsichert, er mit einem Mischung aus verletztem Stolz und aufwallendem Zorn. Da war man mal einen Tag lang anderweitig beschäftigt und schon passierten tausend unerwartete Dinge, mit denen niemand gerechnet hätte. Vor zwei Tagen hatte es noch geheißen, Fireball müsse mindestens noch zwei Wochen im Krankenhaus bleiben, und April hatte mit keinem Sterbenswörtchen erwähnt, dass sie endlich bereit war, ihrem Verlobten reinen Wein einzuschenken. Colt hätte ihm gerne selber erzählt, dass er sich von Robin getrennt hatte, aber die Blondine war ihm offensichtlich zuvor gekommen. Und wenn er die leicht angespannte Stimmung richtig deutete, war der Rennfahrer nicht gerade erfreut darüber gewesen, dass man ihm tagelang etwas vorgemacht hatte.

„Hör zu Partner“, versuchte er deshalb versöhnlich einzulenken, „tut mir leid, dass ich’s Dir nicht schon früher gesagt habe. Die Sache mit Robin und mir… das ist einfach irgendwie passiert, weißt Du! Und Du hattest nun wirklich genug mit Deinem Arm zu tun, da wollte ich Dir nicht auch noch unnötig mit meinen Eheproblemen auf die Nerven gehen.“ Es hatte ja doch keinen Sinn, die ganze Schuld auf April abzuladen. So, wie der weibliche Star Sheriff im Moment aussah, hatte sie schon genug zu leiden, da konnte er ebenso gut Kamerad sein und den Zorn von Fireball brüderlich mit ihr teilen. Und schließlich hätte er ihr ja auch von Anfang an klipp und klar sagen können, dass er bei diesem Versteckspiel nicht mitmachen wollte. Jetzt hieß es mitgehangen, mitgefangen!

Der Rennfahrer schien die Worte des Freundes wohl vernommen zu haben, denn seine Gesichtszüge verhärteten sich und er wandte den Blick von seiner Verlobten dem Cowboy zu. Aber er verkniff sich jeden Kommentar und musterte sein Gegenüber stattdessen mit kaltblütiger Gelassenheit.

Colt wurde unter diesem strafenden Blick ziemlich unwohl. Er nahm sich den Hut vom Kopf und wischte sich mit dem Ärmel seines Hemdes über die Stirn: „Ist schon klar, dass Du sauer bist, Fire. Ehrlich, kann ich voll und ganz verstehen…“, faselte er verunsichert weiter, „ich meine, das war echt total bescheuert von uns, war es!“

„Na, Einsicht ist ja bekanntlich der erste Weg zu Besserung“, endlich zeigte sich ein schwaches Schmunzeln auf Fireballs Gesicht, „hat sich der Abstecher in fremdes Hoheitsgewässer denn wenigstens gelohnt?“ verschwörerisch zwinkerte er dem Cowboy zu und schnalzte mit der Zunge. Er konnte Colt einfach nicht lange böse sein. Er hatte mit Christa und Robin schon genügend eigene Sorgen gehabt, da hätte man nicht von ihm erwarten können, dass er sich auch noch in das Beziehungsdrama seiner Freunde einmischte. Und letztlich war es Saber, gegen den sich sein Zorn richtete. Es wäre mehr als unfair gewesen, diesen jetzt an dem Scharfschützen auszulassen.

Dankbar nahm Colt dieses Versöhnungsangebot an. Mit geschürzten Lippen schüttelte er langsam den Kopf: „Nicht annähernd, Amigo, diese komischen Schotten verstehe einer!“

April gab ein ersticktes Husten von sich. Natürlich hatte Colt lediglich auf den gälisch klingenden Namen des rothaarigen Lieutenants anspielen wollen, aber augenblicklich war bei der Anführung des Wortes „Schotten“ die Wut zurück auf Fireballs Gesicht gehuscht. Er hatte den Säbelschwinger seit dem Verlassen des Krankenhauses mit keinem Wort mehr erwähnt, aber die Blondine wusste, dass er dem Freund niemals so schnell vergeben würde, wie er es bei ihr getan hatte. Im Inneren ihres Verlobten kochte ein unbändiger Groll auf ihren Anführer, der nur eine Initialzündung brauchte, um in einer gewaltigen Explosion zutage zu treten. April mochte gar nicht daran denken, was passieren würde, wenn Saber ebenfalls hier auftauchte, um der Besprechung im Büro ihres Vaters beizuwohnen.

Colt schien in ähnlichen, wenn auch nicht ganz so apokalyptischen Bahnen zu denken. Offenbar hatte er den Wandel von Fireballs Gemütszustand nicht bemerkt, denn er fragte reichlich unbekümmert: „A propos Schotte, wo steckt er eigentlich, unser Oberheld?“

„Colt…“ erschrocken ballte April ihre Hände zu Fäusten, aber es war natürlich längst zu spät. Wutschnaubend stieß sich Fireball von der Wand ab und hieb kräftig gegen den Wasserspender vor Eagles Tür, der ein lautes Blubbern von sich gab: „Soll sich ruhig hier blicken lassen, der Mistkerl“, knurrte er hasserfüllt, „hat es ja vorgezogen, sich wie ein feiger Coyote aus dem Staub zu machen, bevor ich mit ihm fertig war!“

„Wie bitte“, völlig verstört starrte der Cowboy seinen Freund an, „hab ich irgendwas nicht mitgekriegt?“ warum war Fireball mit einem Mal so in Rage? Das nächste, was er spürte, war ein heftiger Schlag, der seinen Hinterkopf traf und seinen Hut zu Boden schleuderte: „Au“, wütend fuhr er zu April herum, die ihn böse anfunkelte, „spinnst Du, Luzifrau? Was soll der Scheiß?“ wehleidig befühlte er seinen misshandelten Schädel und hoffte geradezu, dass er eine Beule bekommen würde, damit es der Blondine ordentlich leid tun musste. Im Moment war von Reue allerdings nicht viel bei ihr zu erkennen.

„Du bist echt so hohl, wie Du Macho bist. Was genau von „er weiß bescheid“ hast Du nicht verstanden“, keifte sie ihn grob an, „soll ich es noch einmal deutlich sagen, damit Du es von meinen Lippen lesen kannst?“ besorgt trat sie neben den Rennfahrer und legte ihm schüchtern eine Hand auf den Arm, die Fireball umgehend abschüttelte: „Lass das bitte…“

„Ach Du heilige Scheiße…“ erst jetzt dämmerte Colt endlich, was los war. Der Heißsporn hatte nicht nur von seinem Krach mit Robin erfahren, sondern auch von der Affäre zwischen April und Saber! Und offenbar hatte es genau deswegen bereits eine Auseinandersetzung zwischen ihm und dem Säbelschwinger gegeben. Das konnte ja ein heiteres Treffen beim Commander werden! Warum zum Teufel hatte sich April nur entschieden, ihm das alles zu erzählen?

„Tja, ist vorbei mit Eurer Geheimniskrämerei, was“, Fireball atmete tief durch, um sich wieder zu beruhigen, „tut mir echt leid, aber jetzt müsst Ihr Euch einen neuen Blödmann suchen!“

„Hör auf damit“, flehte April eindringlich und unternahm einen erneuten Versuch, ihn zu berühren, „Du hast doch gesagt…“

„Ja, ja, ist schon gut!“

Colt sah fasziniert zu, wie der Rennfahrer seine Verlobte flüchtig an sich zog und ihr einen Kuss auf die Stirn drückte: „Aber wenn dieser… wenn der hier tatsächlich aufkreuzt, kann ich für nichts garantieren!“

Was für ein merkwürdiges Schauspiel war das hier? War Fireball überhaupt nicht wütend auf April? Sein kleiner emotionaler Ausbruch eben hatte eindeutig gezeigt, dass ihn das Thema Fremdgehen nicht kalt ließ, aber warum behandelte er die Blondine dann so, als wäre sie daran gar nicht beteiligt gewesen? Wenn sie seine Frau oder Freundin gewesen wäre, hätte er ihr ordentlich den Marsch geblasen und sie dann mindestens einen Monat lang zappeln lassen. Die ganze Aggression des Rennfahrers richtete sich aber augenscheinlich gegen Saber. Ging Fire etwa davon aus, dass der Säbelschwinger April mehr oder weniger zu einer sexuellen Beziehung gezwungen hatte und sie an der Entwicklung der Geschehnisse gar keine Schuld trug?

Leider blieb Colt keine Zeit, diesem Rätsel auf den Grund zu gehen, denn in diesem Moment kam Commander Eagle aus einem Büro ein paar Türen weiter und begrüßte die Star Sheriffs mit freundlichem, wenn auch müdem Lächeln: „Da seid Ihr ja, ich hoffe, ich habe Euch nicht zu lange warten lassen. Aber da gab es noch eine Sache, die ich klären musste!“ er schlängelte sich an seinen jungen Untergeben vorbei, öffnete seine Bürotür mit einem kurzen Schwenk seine ID-Card und betrat das großzügige Geschäftszimmer mit dem riesigen Besprechungstisch in der Mitte. Und Fireball war der erste, der ihm bereitwillig folgte, ohne mit der Wimper zu zucken.

Bevor April ebenfalls durch die Tür getreten war, packte Colt sie am Arm: „Muss ich mir Sorgen machen, dass Sabers verrottende Leiche irgendwo draußen in der Wüste verscharrt ist?“ raunte er ihr verschwörerisch ins Ohr und blickte dem Rennfahrer skeptisch hinterher.

„Hör auf mit dem Mist!“ fauchte sie grantig zurück, riss sich los und stürmte ihrem Vater hinterher. Ihr war nach ihrem kleinen Unfall wirklich nicht danach, sich die blöden Sprüche des Cowboys anzuhören. Ihr Kopf tat noch immer höllisch weh und sie wusste nach wie vor nicht, wie sie sich Fireball gegenüber verhalten sollte. Sie fühlte sich schuldig, auch wenn er ihr gestern vergeben hatte. Immerhin wusste sie, wie tief sie diesen Mann, den sie doch so sehr liebte, mit ihrem vorpubertären Verhalten verletzt hatte. Zerknirscht nahm sie auf einem der Lederstühle neben Fireball Platz, während Colt den ovalen Tisch umrundete und sich gegenüber von seinen Freunden an die Wand lehnte. Das tat er immer, wenn er Hummeln im Hintern hatte und nicht wusste, wohin mit der ganzen aufgestauten Unruhe.

Eagle ließ sich langsam in seinen Sessel sinken: „Ich danke Euch, dass Ihr meiner Aufforderung ohne Zögern nachgekommen seid und schlage vor, dass wir deswegen nicht lange um den heißen Brei herumreden!“

„Ähm…“, räusperte sich Colt vernehmlich von seinem Beobachtungsposten und fiel seinem Vorgesetzten damit zum abermillionsten Mal ins Wort, „ich mag ja mit dieser Gefühlsregung allein auf weiter Flur sein, Commander, aber irgendwie vermisse ich den Säbelschwinger. Ist doch ’ne Gemeinschaftsveranstaltung hier, oder?“ dabei beobachtete er genau, wie Fireball die Lippen zusammenkniff und versuchte, nicht wieder aus der Haut zu fahren. Himmel, das würde ein hartes Stück Arbeit werden. Warum hatte Saber nicht einfach die Griffel von April lassen können, dann wäre jetzt alles prima und in Butter gewesen!

„Das ist genau der Grund, warum ich Euch zu mir gebeten habe, Colt!“ der Commander griff in seine Brusttasche und holte eine kleine Codekarte hervor. Gedankenverloren legte er sie vor sich auf den Schreibtisch und schob sie mit dem Zeigefinger hin und her. Das nun kommende würde nicht einfach werden, aber es war seine Pflicht als Commander, sein Team über die letzten Ereignisse in Kenntnis zu setzen.

Unruhig verfolgte April, wie ihr Vater mit der Plastikkarte spielte: „Was ist los Daddy? Wo ist Saber?“ sie konnte nicht verhindern, dass ihre Stimme zitterte, auch wenn sie genau wusste, dass sie Fireball mit ihrer aufkeimenden Sorge um den Highlander erneut einen Dolch ins Herz trieb. Aber Saber war und blieb ihr bester Freund, daran würde sich nun einmal nichts ändern!

Sofort zog der Rennfahrer seine Hand unter ihrer hervor: „Bist anscheinend doch nicht so allein mit Deiner Sehnsucht, Cowboy!“ kommentierte er Aprils Fürsorge mit grenzenloser Bitterkeit in der Stimme. Wie konnte sie es wagen? Nach allem, was sie ihm sowieso schon angetan hatte, musste sie gleich die erstbeste Chance wahrnehmen, um wieder für den Schotten in die Bresche zu springen.

Mit einem sehr unguten Gefühl musterte Eagle die drei Star Sheriffs und räusperte sich dann um Aufmerksamkeit haschend: „Ich kann mir schon vorstellen, was im Moment in Euren Köpfen vorgeht und ich möchte mich ehrlich gesagt auch gar nicht in dieses Thema einmischen. Das ist eine Sache, die Ihr unter Euch ausmachen müsst.“ Sein Blick blieb an seiner Tochter hängen, die verschüchtert und mit fleckigen Wangen unruhig auf ihrem Stuhl hin und her rutschte. Er hatte von Anfang an geahnt, dass es kein gutes Ende nehmen konnte, aber weder April noch Saber hatten auf ihn hören wollen. Zumindest dem Verstand des Schotten hatte er ein wenig mehr Weitsicht zugetraut und auf dessen Vernunft gesetzt, aber die beiden waren Hals über Kopf in diese Sache hineingeschliddert, aus der es jetzt keinen vernünftigen Ausweg mehr gab: „Saber war gestern Abend bei mir und hat mir von dem, ja nun, nennen wir es mal Zwischenfall erzählt, der sich in Eurer Wohnung zugetragen hat. Nachdem Du mal wieder auf eigene Faust entschieden hattest, das Krankenhaus zu verlassen, Fireball!“

„Zwischenfall…“

„Sie haben Recht, Commander“, überging Fireball den überraschten Einwurf des Cowboys, der sich mit aufgerissenen Augen nach vorne gebeugt hatte und seine Freunde fragend anstarrte, „das ist eine Sache, die wir unter uns ausmachen müssen!“ er hielt dem Blick seines Vorgesetzten mühelos stand und meinte sogar, so etwas wie Verständnis in den Augen von Aprils Vater zu erkennen. Wahrscheinlich hatte Eagle die ganze Zeit über genauso Bescheid gewusst, wie der verfluchte Rest des Oberkommandos auch. Er erinnerte sich an die seltsamen Blicke und das Getuschel der Soldaten, die ihn nach seiner Rückkehr auf dem Flugfeld in Empfang genommen hatten. Natürlich! Alle hatten es gewusst. Gott, das war so demütigend!

Colt wollte sich allerdings nicht so schnell abwimmeln lassen. Erwartungsvoll stemmte er die Arme auf den Besprechungstisch und versuchte, die Aufmerksamkeit des Rennfahrers auf sich zu ziehen: „Was für ein Zwischenfall?“ fragte er beharrlich und ließ keinen Zweifel daran, dass er sich nicht mit einer flapsigen Ausrede abspeisen lassen würde. Wenn Saber und Fire aneinander geraten waren und der Säbelschwinger es sogar für nötig gehalten hatte, den Alten über diese Sache zu informieren, wollte er gefälligst auch wissen, was passiert war. Auf jeden Fall sprach es für sich, dass man ihren Anführer offenbar nicht zu dieser kleinen Unterredung eingeladen hatte. Stand es etwa schon so schlecht um die Star Sheriffs? Colt mochte gar nicht daran denken, was für Konsequenzen es haben konnte, dass das Techtelmechtel zwischen seinem Boss und der Blondine aufgeflogen war.

Wütend stellte er fest, dass Fireball ihn nicht eines Blickes würdigte, als er herrisch sagte: „Dich geht das auch nichts an, Amigo!“

Das schlug ja wohl den dicksten Outrider vom Schlitten: „Na hör mal“, empörte sich Colt hitzig und ließ seinen Hut mit Wucht auf den Tisch sausen, „was heißt denn hier, das geht mich nichts an? Wenn Ihr zwei Idioten meint, Ihr müsstet Euch gegenseitig die Rüben einhauen, will ich gefälligst…“

„Colt“, donnerte die Furcht einflößende Baritonstimme des Commanders durch das Zimmer und brachte den Scharfschützen mit einem Schlag zum Schweigen, „es ist jetzt endgültig genug!“ selbst Fireball wagte es nicht, noch einen weiteren aufmüpfigen Kommentar loszulassen. Er hatte Eagle noch nie so wütend erlebt!

„Ich habe wirklich keine Zeit, mir Euer Gezanke anzuhören“, fuhr ihr Vorgesetzter etwas gemäßigter fort, „es gibt eine Menge wichtiger Entscheidungen zu fällen und der Krisenstab sitzt mir schon wieder im Nacken, weil alles so schleppend vorangeht. Und nun auch noch die Geschichte mit Saber…“

April lief es kalt den Rücken hinunter. Was hatte Saber gesagt, bevor er sie gestern Nachmittag auf der Terrasse zurückgelassen hatte? Sie konnte sich nicht mehr genau an den Wortlaut erinnern, aber er hatte noch irgendetwas auf dem Herzen gehabt, was er gerne losgeworden wäre. Und sie hatte ihn einfach abblitzen lassen, ohne ihm zuzuhören!

Sich der Gefahr bewusst, dass Fireball gleich seinen nächsten Tobsuchtsanfall erleiden würde, drehte sie sich mit gestrafften Schultern zu ihrem Vater und blickte ihn ängstlich an: „Was ist mit Saber, Daddy?“ sie musste es wissen. Wenn es nicht wichtig gewesen wäre, hätte man sie nicht extra deswegen hierher bestellt.

Eagle antwortete nicht sofort auf die Frage. Stattdessen nahm er die kleine Plastikkarte und warf sie achtlos hinüber auf den Besprechungstisch. Sie schlidderte über die blank polierte Mahagonioberfläche und blieb schließlich genau zwischen den drei Star Sheriffs liegen. April wollte hastig danach greifen, doch gegen die übermenschlich schnellen Reflexe des Scharfschützen hatte sie nich die geringste Chance. Colt schnappte sich die Karte und betrachtete sie mit ungläubigem Entsetzen: „Sabers EDM“, flüsterte er fassungslos und legte die Dienstmarke vorsichtig zurück auf den Tisch, gerade so, als wäre es ein wertvolles Relikt oder ein Heiligtum, „was hat das zu bedeuten, Commander?“

Eagle faltete nachdenklich die Hände und schloss die Augen, so, wie er es eigentlich immer tat, wenn er eine schlechte Nachricht zu verkünden hatte: „Was denkst Du denn, was es heißt, Colt“, er erhob sich steif aus seinem Sessel, umrundete mit nervtötender Ruhe seinen Schreibtisch und baute sich am Ende des ovalen Tisches auf, „Saber ist gestern zu mir gekommen, um von seinem Posten als Kommandant der Star Sheriffs zurückzutreten!“

„WAS?!“

Die Nachricht schlug ein wie eine Bombe. Colt war so bestürzt, dass er von einer Sekunde auf die andere in sich zusammensackte und mit dem Hinterteil auf den nächstbesten Stuhl sank, während April keuchend aufsprang und angriffslustig die Arme hob: „Das ist nicht wahr…“, rief sie aufgebracht und wäre am liebsten auf ihren Vater losgegangen, „er würde uns nie im Stich lassen!“

Mitfühlend legte der Commander seiner Tochter die Hände auf die Schultern: „Ich weiß, dass es nicht leicht fällt, das zu glauben“, erschrocken stellte er fest, dass sich in Aprils Augenwinkeln die ersten Tränen abzeichneten, „aber vielleicht ist es so das Beste!“

Das Ansehen der Star Sheriffs, der einstmaligen Vorzeigetruppe des Kavallerie Oberkommandos, hatte in den letzten Wochen sehr gelitten, und die Gerüchte, die trotz, oder vielleicht sogar gerade wegen Fireballs Rückkehr ungebrochen die Runde machten, trugen nicht gerade zur Aufbesserung des Images bei. Längst waren im Kongress Rufe nach personellen Veränderungen laut geworden und Eagle sah sich nicht mehr in der Lage, noch länger seine schützenden Hände über die vier jungen Menschen zu halten. Vielleicht würde Sabers Weggang die Wogen ein wenig glätten. Aus dem Augenwinkel erhaschte Eagle einen kurzen Blick auf Fireball, der mit verschränkten Armen und unergründlicher Miene dasaß und vor sich hin starrte. Als einziger hatte er keine Reaktion auf die Entscheidung des Schotten gezeigt.

„Das Beste“, schrie April aufgelöst und stieß ihren Vater grob von sich, „wie kann das das Beste sein? Ohne Saber…“ ein leises Schluchzen stieg in ihrer Kehle auf, das auch dem Cowboy Tränen in die Augen trieb.

„Genau“, erklärte er tapfer, „ohne Saber sind wir nicht mehr die Star Sheriffs! Da können wir den ganzen Scheiß doch gleich hinschmeißen!“ er griff wieder nach der Dienstmarke des Freundes und inspizierte die Oberfläche der kleinen Plastikkarte, so als erwarte er, hier eine Antwort auf die Frage nach dem „Warum“ zu finden. Das durfte einfach nicht sein! Sie hatten doch schon so viel Schlimmeres als dieses Theater durchgestanden; warum hatte Saber einfach hingeschmissen?

„Hört schon auf diesem Katzenjammer!“ mischte sich nun endlich auch Fireball in die Diskussion ein. Er hatte sich nicht vom Fleck gerührt und taxierte den Cowboy mit abschätzenden Blicken, die diesem beinahe Angst einjagten. Und seine Stimme war so kalt und gleichgültig, dass Colt sich allmählich fragte, wie schlimm die Auseinandersetzung zwischen ihm und Saber tatsächlich gewesen war.

„Unsere Truppe fällt doch sowieso auseinander“, erklärte der Rennfahrer unbeeindruckt, obwohl er genau merkte, wie sich Aprils zornfunkelnde Augen auf seinen Hinterkopf richteten, „April fällt für lange Zeit aus, ihren Ersatz hast Du dank Deines unterlaibgesteuerten Verhaltens rausgeekelt und ich bin höchstens noch als Kühlerfigur zu gebrauchen. Wen schert es da schon, ob unser feiger Herr Anführer den Schwanz einzieht, oder nicht?“ Eagle hatte vollkommen Recht. Er für seinen Teil war dankbar, dass Saber ihm zuvor gekommen war und das Team von sich aus verlassen hatte. Somit war ihm dieser Schritt zumindest erspart geblieben. Etwas Hartes traf unvermittelt Fireballs Schläfe und ließ ihn schmerzlich zusammenzucken.

„Mich schert es vielleicht, Du blöder Idiot“, Colt hatte dem Rennfahrer mit aller Wucht die Dienstmarke des Schotten an den Kopf geworfen und funkelte ihn jetzt aufgebracht an, „man, was zum Teufel ist eigentlich los mit Dir?“

„Als ob Du das nicht ganz genau…“

„Ich habe Euch schon einmal gesagt, dass ich keine Zeit für Eure Streitereien habe“, unterbrach der Commander erbost das aufkeimende Wortgefecht, „Saber hat seine Entscheidung getroffen und egal, ob ihr Euch nun darüber freut oder ärgert, Ihr könnt nichts mehr daran ändern!“

April gab einen erstickten, wenig menschlichen Laut von sich, als sie gegen ihren Stuhl trat: „Na, das werden wir ja sehen!“ wenn Saber wirklich glaubte, dass er sich einfach so aus dem Staub machen konnte, dann hatte er sich aber gewaltig geschnitten.

„Er hat den Planeten bereits verlassen, April“, mahnte Eagle und lehnte sich mit gekreuzten Beinen gegen seinen Schreibtisch, „er wollte heute Morgen in aller Frühe zum Schloss seiner Eltern aufbrechen, um ein wenig Abstand zu gewinnen. Ich denke, die letzten Wochen waren einfach zuviel für ihn.“

Trotzig pustete sich die Blondine ein paar Strähnen ihres Ponys aus der Stirn: „Na und? Dann werden wir ihm eben folgen. Wäre doch gelacht, wenn wir unseren Boss einfach so ziehen lassen würden! Stimmt’s, Colt?“ verschwörerisch zwinkerte sie dem Cowboy zu. Dass sie Fireball bei diesem Vorhaben nicht auf ihre Seite bekommen würde, wusste sie natürlich nur zu gut.

„Nein, das werdet Ihr nicht, verstanden? Das ist ein Befehl!“ donnerte Aprils Vater ohne Vorwarnung los, was Colt davon überzeugte, vorerst nicht wild grölend in ihren Plan einzustimmen.

„Ramrod wird in zwei Tagen wieder vollständig hergestellt sein und wir müssen uns ernsthafte Gedanken darüber machen, wie das Team aussehen soll, das ihn dann steuert. Die Star Sheriffs sind schon viel zu lange untätig am Boden geblieben, das hat bereits eine Menge Unmut geweckt. Wir können nicht von den Flugstaffeln verlangen, dass sie ständig Eure Aufgaben übernehmen. Ramrod muss wieder in die Luft und zwar so schnell wie möglich! Zu allererst brauchen wir mal einen neuen Piloten, der das Schiff annähernd so gut steuern kann, wie Du es bislang getan hast, Fireball!“

Der Rennfahrer spürte den tiefen Stich, den ihm die Worte des Commanders versetzten: „Na prima, und was soll ich dann ihrer Meinung nach machen? Hier unten rumsitzen und Däumchen drehen?“ wenn Eagle ihn hergerufen hatte, um ihm zu sagen, dass er bei den Star Sheriffs nicht länger gebraucht wurde, hätte er das auch wesentlich einfacher ausdrücken können, ohne vorher lange um den heißen Brei herumzureden. Bitte, dann sollten sie sich doch einen anderen Blödmann für den Job suchen. Wer brauchte denn schon das Oberkommando?

„Nein“, der Commander räusperte sich und machte sich auf neues Protestgeschrei gefasst, „Saber hat darum gebeten, dass wir Dich zu seinem Nachfolger ernennen, Fireball. Und ehrlich gesagt finde ich diese Idee ganz hervorragend!“

„Fireball?“ Colt wäre vor Schreck beinahe der Kopf auf die Tischplatte geknallt: „Hey, nichts für ungut, Kumpel“, murmelte er schulterzuckend in die Richtung des Rennfahrers, bevor er sich wieder Eagle zuwandte, „aber… Fireball?“ das musste doch ein ganz mieser Scherz sein! Die konnten nicht ernsthaft in Betracht ziehen, diesen Heißsporn, der noch halb grün hinter den Ohren war, auf Sabers Platz setzen zu wollen. Wenn das mal nicht ganz stark nach Verschwörung roch! Bestimmt hatten ein paar schlaue Köpfe im Krisenstab diese dümmliche Idee ausgebrütet. Würde sich doch toll machen, der tot geglaubte Held, der zum Kommandanten der Star Sheriffs aufstieg. Was für eine Story: „Du wirst doch auf diesen Quatsch nicht wirklich eingehen, Fire, oder?“

„Ich halte diese Idee keineswegs für Quatsch, Colt…“

„Ach komm schon, Daddy“, schnitt April ihrem Vater ungehalten das Wort ab, „diese Idee ist doch wirklich absurd! Wir haben nur einen Anführer und das ist Saber. Und Du kannst Gift darauf nehmen, dass wir bis zum Äußersten gehen werden, um…Fire?“ sie verstummte, als sie sah, dass Fireball langsam aufstand.

Mit düsterer Miene öffnete er die Bürotür und brummte leise, ohne sich noch einmal nach seinen Teamkameraden umzusehen: „Ich denke darüber nach, Commander!“ dann verschwand er hinaus auf den Gang und ließ die Tür hinter sich beinahe lautlos ins Schloss fallen.



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Kommentare zu diesem Kapitel (6)

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Von: abgemeldet
2008-06-04T16:28:39+00:00 04.06.2008 18:28
Vor einigen Tagen habe ich diese Story hier eher durch zufall gefunden und habe sie innerhalb kürzester Zeit verschlungen.
Ich muss sagen: Ich glaube dies ist mit Abstand die beste, ausführlichste und gelungenste FF über Saber Rider und die Star Sheriffs.

Dein Schreibstil ist einfach unglaublich. Mich hat die Story sofort in ihren Bann gezogen und ich konnte einfach nichtaufhören zu lesen.

Auch die Charaktere sind genauso wieder gegeben, wie wir sie aus der Serie her kennen. Die hitzigen Wortgefechte sind dir wirklich bestens gelungen. Ich musste in der Tat einige Male schmunzeln.
Und ich habe mit allen mitgelitten. Mit tun irgendwie alle richtig leid.

Aber es ist sehr schade, dass du die FF nicht weiter schreibst. Ich würde doch wirklich zu gern wissen, wie es weiter geht. Ich kann Sabers Entscheidung jedenfalls ziemlich gut verstehen. Und auch seinen Vorschlag ausgerechnet Fire zu seinem Nachfolger zu machen. Dies war wohl seine Art das wieder gut zu machen, was er durch seine Affaire mit April angerichtet hat.

Naja, auf jeden Fall ist dies eine der besten und längsten FF die ich hier auf Animexx bisher je gelesen habe. Ich habe sie sehr gern gelesen und hoffe immer noch, dass die Story irgnedwann noch mal weiter geschrieben wird.
Von: abgemeldet
2007-05-28T20:35:18+00:00 28.05.2007 22:35
Ich habe diese fanfic von New Jade empfohlen bekommen

Ich habe mich reingelsesen, und muss sagen, dass dein Stil echt gut ist und man einfach nicht mehr aufhören kann zu lesen...
Wie gerne würde ich, dass du diese Zeilen lesen könntest und die über meinen Kommentar freuen würdest...
Es ist traurig zu wissen, das dies nie geschehen wird...!

leb wohl, nikolas
Von: abgemeldet
2007-05-14T22:18:22+00:00 15.05.2007 00:18
Du hast mir gerade ein paar sehr schöne Stunden beschert.

Ich war ein riesiger Fan von Saber, April, Fireball und Colt und habe beinahe vergessen gehabt, mit wieviel Leidenschaft ich die Serie verfolgt hatte.

Als kleine Zwöfljährige hatte ich damals wie bessen jede einzelne Folge aufs Videoband aufgenommen und eine richtig gute Dramaszene aufs Parkett gelegt, wenn da mal eine Folge fehlte ;-)

Deine FF zu lesen war wie ein kleiner Trip in die Vergangenheit. Da sind wieder Bilder hochgekommen, die ich eigentlich schon längst vergessen glaubte.

Es ist unbeschreiblich.

Weil ich eben erfahren habe, dass du die Geschichte nie beenden wirst.

Adieu.
Von:  Adame
2007-04-27T20:07:22+00:00 27.04.2007 22:07
so, es hat jetzt seeeeehr lange gedauert... entschuldige bitte! aber ich kam vorher einfach nicht zum lesen. aber dafür habe ich es jetzt wieder in einem stück durch gelesen^^
ich hatte erst etwas angst davor wegen dem ganzen Streit und so. aber als ich erst mal anfing konnte ich wie immer nicht mehr aufhören.
ich finde du hast die Gefühlsregungen der beiden während ihres Streits so nachvollziehbar nieder geschrieben. Ich habe mit beiden mitgefühlt, konnte beide verstehen. Es war einfach grausam, sie beide so leiden zu sehen.
Könnte man also eigentlich von Glück sprechen, dass Arpil ausgerutscht ist. Fires Erkenntnis daraufhin, dass er ohne sie nicht sein kann, war so niedlich. Und seine Liebeserklärung im Krankenhaus... ich musste fast anfangen zu flennen... ich konnte mir die beiden so gut vorstellen. ich hätte so gerne sein Gesicht gesehen, als er erfuhr dass er Vater wird. *schnüff*
Und DANKE dass du aus ihrer Schwangerschaft kein Missverständins gemacht hast! wenn fire jetzt auch noch geglaubt hätte, das Saber der Vater ist, dann....

Der Teil mit Colt und Josh war ja zum schreien niedlich! Der Große liebt den Kleinen wirklich abgöttich. Richtig süß!

Aber die Bombe am schluss... ich hatte es mir ja schon gedacht... aber dass es jetzt nun wirklich dazu gekommen war... Colt hat recht. Ohne Saber sind sie nicht mehr die Star Sherifs. das geht gar nciht.
Ich kann Fire verstehen, dass er mit Saber gerade mal überhaupt nichts zu tun haben will! das es ihm herzlichst egal ist, was er macht. Daher kann ich seien Reaktion darauf auch völlig nachvollziehen.
Sabers Vorschlag zu seiner Nachfolge finde ich allerdings auch etwas... komisch gewählt. Ich weiß nicht ob Fire für diesen Posten wirklich geeignet wäre... vor allem jetzt, wo das team am zerbrechen ist... ich weiß nicht, ob die anderen beiden damit zurecht kämen ihn als cheffe und nicht mehr saber zu haben...
und wenn man es sich genau überlegt ist April an allem schuld... ja ja... Mädchen machen mal wieder nur ärger...^___^

ich bin jetzt wirklich gespannt, wie du das ganze weiter gehen lässt. und vor allem wie das alles endet!
ich hoffe ja immer noch auf ein Happy End! <- *mit Zaunpfahl schwenk*^^

ok, entschuldige bitte nochmal, dass es so ewig gedauert hat. aber lieber spät als nie^^
hab dich lieb
*knuddel*
ada^^
Von: abgemeldet
2007-04-05T19:09:12+00:00 05.04.2007 21:09
Mausi, ich liebe es, ich liebe es, ich liebe es :-)

Düstere Stimmung gleich zum Anfang. Ich hab mir schon gedacht, das es schlimm wird, aber mein Gott, es war noch viel schlimmer. Ich kann Fire voll und ganz verstehen, ich spiegel mich in ihm wieder, wenn ich das so lese. Ich hätte genauso reagiert, er wusste einfach nicht mehr vor und zurück und ist durchgedreht. Die Szene hast du sehr schön beschrieben, als ob ich auch mit im Raum war.
Mit den kleinen Unfall, hast du Situation wieder gut unter Kontrolle gebracht. Gute Idee ;-)
Das Missverständnis zwischen Fire und dem Arzt fand ich zum schreien. Wie kann man so auf dem Schlauch stehen. *kicher*

Colt als Superdaddy, da hast du mal ne ganz andere Seite von Colt gezeigt, steht ihm aber. Und schon bekommt Josh die ersten flausen in den Kopf gesetzt. Einfach nur Typisch.
Ach ja, richtig geil, das du Dave wieder mit rein gebracht hast. Kann nur noch mal betohnen, das mir der Gute schon richtig ans Herz gewachsen ist. Ich hoffe, das es nicht das letzte mal ist, das man von ihm hört. *gg*

Zum Schluß, das kleine Finale bei Eagle im Büro. Ich liebe es, stress ohne Ende und dann noch Saber weg. Man Süße, das kann doch nicht das Ende der Star Sheriffs sein? Ganz vergessen.. Fire soll Sabers Job übernehmen? Das kam bei seinen Kollegen ja nicht grade gut an, finde es aber sehr fair, das Saber den Rennfahrer empfolen hat. Respekt!!!!
Fireball war ja echt ganz schön am kochen, kein Wunder, wenn seine Verlobte schon wegen seinem Rivalen Tränchen vergießt. Echt nett, das tut weh!!!

Man, ich bin so auf die Fortsetzung gespannt. Meine ungedult wird irgendwie immer größer.
Wollte wenigstens noch ein bissel dazu schreiben, eigentlich haben wir ja schon alles durchgekaut. ;-)

Ganz große klasse
Hab Dich Lieb
Deine Mona
Von:  Turbofreak
2007-04-05T17:56:20+00:00 05.04.2007 19:56
Hallo, Deed!

Also, langsam wird's mir unheimlich. Unter uns beiden: Sag mal, kann es sein, dass sich Saber fein aus der Atmosphäre geschlichen hat? ...Wohl eher nicht, wie ich dich kenne, kommt für den Säbelschwinger auch wieder ein Haken.

Ich bin fast umgefallen, als Eagle Fireball für den neuen Kommandanten vorgeschlagen hat. Als wäre es nicht schlimm genug, einen Arm nicht mehr bewegen zu können und den geliebten Job an den Nagel hängen zu müssen, dann auch noch eine Aufgabe übernehmen zu sollen, die einem nicht besonders liegt??? Und am schlimmsten an der Sache hier finde ich, dass weder Colt noch April irgendeine positive Äußerung zu diesem Vorschlag finden. Wäre ich Fireball, ich würd mich gleich doppelt hintergangen fühlen. Wie wenig Vertrauen haben seine engsten Freunde eigentlich zu ihm?

Du hast das Kapitel wieder eins A in Szene gesetzt, alles toll beschrieben. Es wird richtig deutlich, in welch misslichen Lage sich alle befinden. Ich bin gespannt, was du noch so alles aus dem Ärmel zauberst. Aber wahrscheinlich geht der Protest von April und Colt erst mal noch hartnäckiger weiter, als vor Fireballs Abgang.

Ich wünsch dir viel Spaß beim Weiterschreiben und viele böse kleine Ideen, auf dass die Story niemals enden möge *g*

*knuddels*
Niki


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