Zum Inhalt der Seite

Schatten der Vergangenheit

Kapitel 22 "So long, Star Sheriffs" ist fertig!!!
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Schlimmer Verdacht

„Mister Hikari... Mister Hikari...“ drang eine tiefe Stimme langsam in Fireballs Unterbewußtsein vor und holte ihn aus seinem traumlosen aber unruhigen Schlaf in die Wirklichkeit zurück. Benommen kniff er die Augen zusammen und blinzelte dem künstlichen Licht der Neonröhre entgegen, die leise über ihm summte.

„Wo zum Teufel...“ verwirrt fuhr er sich durchs Gesicht und starrte dann fassungslos auf die schwarzen Rußspuren, die sich unregelmäßig auf seinen Unterarmen verteilten.

„Mister Hikari...“ da war wieder diese Stimme. Fireball richtete sich langsam auf und wandte den Blick in die Richtung, aus der er die Stimme vermutete. Er erkannte Dr. Jade, den Chefarzt des Yuma Bay Hospitals.

Und da fiel es ihm plötzlich wie Schuppen von den Augen; der Unfall! Er erinnerte sich an die Explosion auf dem Raumhafen und an den schrecklichen Moment als er gesehen hatte, wie die Feuerwehrmänner Mandarins leblosen Körper aus dem flammenden Inferno getragen hatten.

Wenig schwungvoll stellte er seine zittrigen Beine auf den Boden und erhob sich von seinem nächtlichen Lager, einer unbenutzten Transportbahre des Hospitals: „Wie spät ist es?“ murmelte er während er noch versuchte, seine Sinne zusammen zu sammeln.

„Es ist gerade Mittag durch...“

„Was, so lange habe ich geschlafen...“ Fireball starrte fassungslos auf seinen Communicator, nur um die Aussage des Arztes bestätigt zu sehen.

„Sie hatten den Schlaf aber auch dringend nötig“ rügte ihn Dr. Jade mit besorgter Stimme, „es wäre besser gewesen, wenn Sie mit Ihren Freunden zusammen zurück in die Kommandozentrale gefahren wären, um sich nach den Anstrengungen der Nacht ein wenig Erholung zu gönnen. Ihr Körper hätte sie dringend gebraucht!“

„Danke“, Fireball streckte sich ausgiebig, wobei er das Gefühl hatte, jeder Zentimeter seines Körpers würde von hunderten von Nadeln malträtiert werden, „aber Sie brauchen sich um mich keine Sorgen zu machen, ich bin soweit in Ordnung!“

Der Arzt konnte sich ein kleines Grinsen nicht verkneifen: „Wenn ich mir dessen nicht hundertprozentig sicher gewesen wäre, hätte ich sie zur Not auch mit Gewalt hier wegbringen lassen...“

Den letzten Satz schien Fireball gar nicht gehört zu haben: „Sagen Sie, wie geht es ihr?“ er hatte die Augen stur auf den Boden gerichtet um den nun folgenden Blick seines Gegenübers nicht sehen zu müssen. Doch trotzdem spürte Fireball, wie sich die Miene des Arztes mit tiefen Sorgenfalten überzog.

„Sie ist noch immer nicht aus dem Koma erwacht...“

„Aber sie wird es doch schaffen, nicht wahr? Sie wird wieder gesund werden!“ die flehenden Bitten versetzten Dr. Jade einen schmerzlichen Stich, der die Situation nicht gerade leichter machte.

„Hören Sie Fireball,“ er legte dem jungen Rennfahrer beruhigend eine Hand auf die rechte Schulter, „sie hat extreme Verbrennungen am gesamten Körper erlitten, dazu noch komplizierte Verletzungen mehrerer lebenswichtiger Organe... “

„Heißt das etwa...“ Fireballs Augen begannen zu brennen und eine eiskalte Hand schnürte ihm die Kehle zu.

„Wir haben alles für sie getan, was medizinisch und menschlich in unserer Macht stand, aber Sie können natürlich weder von uns noch von der Medizin ein Wunder verlangen...“

„Sie meinen...“ eine kleine Träne kullerte Fireballs Wange hinunter und hinterließ eine dünne weiße Spur auf dem rußverschmierten Gesicht, „sie hat keine Chance?“ seine Hände verkrampften sich vor Anspannung zu Fäusten.

Der Gesichtsausdruck von Dr. Jade verdunkelte sich zunehmend: „Hören Sie, junger Freund, ich würde Ihnen zu gerne genau das Gegenteil sagen, aber das kann ich nicht. Verstehen Sie, ich bin hierher gekommen weil... An sich ist es unerklärlich, daß Sie es überhaupt solange geschafft hat!“

„Aber...“ die Stimme des Star Sheriffs versagte. Das war einfach zuviel für ihn. Er hatte viel durchgemacht während seiner Zeit beim Kavallerie Oberkommando, doch niemals hatte er sich so einer Situation stellen müssen.

Traurig schüttelte der Doktor den Kopf: „Wenn Mandarin den heutigen Tag... wenn sich ihr Zustand unerwarteter Weise verbessern sollte... bestünde vielleicht die Möglichkeit, daß wir weitere Eingriffe vornehmen können, um ihre inneren Verletzungen zu behandeln...“

„Wieso“, Fireball schnappte nach Luft, „wieso zum Teufel stehen Sie dann untätig hier herum anstatt ihr zu helfen?“ er konnte es einfach nicht fassen. Da stand doch dieser Arzt seelenruhig vor ihm und erzählte ihm etwas über Mandarins schlimmen inneren Verletzungen und darüber, diese eventuell demnächst zu behandeln; das war ja einfach ungeheuerlich!

„Weil es für Ihre Freundin im Moment den sicheren Tod bedeuten würde, wenn wir einen weiteren Eingriff vornehmen würden“, erklärte Dr. Jade sachlich und überlegt, denn er hatte schon viele Menschen in Fireballs jetziger Lage ähnlich schlechte Nachrichten überbringen müssen, und wußte, wie schwierig es für einen Nichtmediziner war, diese auch richtig zu verstehen, „wir haben im Moment getan was wir konnten, ohne ihren Zustand unnötig noch mehr zu gefährden. Noch einen Eingriff würde sie in der momentanen Verfassung nicht überstehen!“

„Das heißt...“ Fireball versuchte, seinen letzten Mut zusammen zu kratzen, „das heißt doch, daß sie vielleicht noch eine Chance hat, oder? Das haben Sie doch gerade gesagt, nicht wahr!“

Der Mann im weißen Kittel ließ sich schwermütig neben ihm auf der Bahre nieder ohne ihm in die Augen zu sehen: „Fireball, sie müssen sich an den Gedanken gewöhnen... die Wahrscheinlichkeit, daß sich Mandarins Zustand tatsächlich wieder bessert ist ungefähr eine Million zu eins. Begreifen Sie es doch bitte... Ihre Freundin wird den heutigen Tag wahrscheinlich nicht...“

„Nein!“ schrie Fireball verzweifelt und sprang auf. Völlig verzweifelt versuchte er gegen die Tränen anzukämpfen, die ihm langsam die Kehle zuschnürten und fuhr sich immer wieder über sein rußgeschwärztes Gesicht: „Sie wird nicht sterben, verstehen Sie! Sie darf nicht sterben...“ ein bitteres Schluchzen raubte ihm die Stimme, „ich bin Schuld an diesem Unfall... ich... ich sollte eigentlich dort liegen...“ hierbei deutete er zitternd auf das Zimmer, in das man Mandarin gebracht hatte, „es ist nicht fair...“ kraftlos lehnte er sich gegen die Hospitalwand und rutschte langsam an ihr herunter, bis er wie ein wimmerndes Stückchen Elend auf dem Boden kauerte und versuchte, sein Gesicht hinter seinen Armen zu verbergen.

Dr. Jade erhob sich schwerfällig und drehte Fireball langsam den Rücken zu: „Der Tod ist niemals fair, Fireball! Aber es wird ihr auch nicht helfen, wenn Sie jetzt heldenmütig Ihr Leben für ihres geben wollen... Sie leben, seien Sie dankbar dafür...“

Fireball versuchte sein Schluchzen unter Kontrolle zu bringen, denn innerlich wußte er, daß die Worte von Dr. Jade, mochten sie auch noch so hart klingen, der Wahrheit entsprachen. Es würde Mandarin jetzt nicht helfen, wenn er in Selbstmitleid und Vorwürfen versank; sie brauchte seine Hilfe...

„Kann ich... kann ich zu ihr, Dr. Jade?“ langsam rappelte er sich vom Boden auf und wischte sich seine letzten Tränenspuren von den Wangen.

„Ich glaube nicht, daß das eine so gute Idee wäre...“ auch jetzt drehte sich der Arzt nicht zu dem jungen Rennfahrer um, denn Fireballs Gefühlsausbruch hatte ihm doch mehr zugesetzt, als er sich eingestehen wollte. Wenn er diesem armen Kerl noch einmal in die Augen sehen mußte, würde er endgültig die Fassung verlieren, „wie ich schon sagte, sie liegt im Koma. Sie würde nicht einmal merken, daß Sie bei Ihr sind. Ich denke, es wäre besser, wenn Sie sie nicht in diesem Zustand sehen. Versuchen Sie sie so in Erinnerung zu behalten, wie sie vor dem...“

„Ich bin den ganzen Weg im Krankenwagen bei ihr gewesen. Schlimmere Bilder als die von letzter Nacht können sich nicht mehr in mein Gehirn einbrennen...“ ein eiskalter Schauer jagte Fireballs Rücken hinunter; diese Bilder würden ihn wahrscheinlich ein Leben lang verfolgen!

„Ich bin sicher, daß sie spürt, wenn ich bei ihr bin! Ich meine... wir können sie doch nicht einfach dort...“ wieder übermannten ihn seine Gefühle bei dem Gedanken daran, daß Mandarin wahrscheinlich sterben würde.

„Mag sein, daß Sie recht haben...“ murmelte Dr. Jade und machte sich, die Hände hinter dem Rücken verschränkt, auf den Weg in Richtung der Stationsaufsicht: „Rufen Sie mich, wenn sich an ihrem Zustand etwas ändern sollte!“ und damit war er verschwunden.

Mit zittrigen Fingern drückte Fireball die Klinke zu Mandarins Zimmer hinunter und schob die Tür vorsichtig einen Spalt breit auf, gerade soweit, daß er hindurch schlüpfen konnte...
 

Als April einige Stunden später vor Fireballs Zimmertür stand, saß ihr ein dicker Kloß im Hals. Die Ereignisse des letzten Abends und der letzten Nacht hatten deutliche Spuren auf ihrem sonst so hübschen und vor Freude strahlenden Gesicht hinterlassen. Tiefe dunkle Ringe unter ihren Augen verrieten, daß Fireball nicht der einzige gewesen war, der sich die Nacht um die Ohren geschlagen hatte und ihre Schultern hingen kraftlos herunter, was man sonst gar nicht von ihr gewohnt war. Mit einem mulmigen Gefühl im Magen klopfte sie zaghaft an, insgeheim hoffend, daß Fireball nicht da sein würde. Irgendwie machte sie der Gedanke nervös, ihm nach allem was geschehen war, gegenüber zu treten, obwohl sie nicht genau sagen konnte, warum. Aus dem Zimmerin

neren kam keine Antwort. Beinahe hätte April erleichtert aufgeatmet, doch sie wußte, daß sie dieser Konfrontation nicht ewig würde aus dem Weg gehen können, und aller Wahrscheinlichkeit nach brauchte Fireball gerade jetzt jemanden, dem er sich anvertrauen konnte, da konnte sie nicht einfach vor Feigheit kneifen und ihn seinem Schicksal überlassen.

Vorsichtig wie ein Dieb, der Angst hatte, bei seiner Tat erwischt zu werden, griff sie nach dem Türknauf und drehte ihn langsam herum. Mit einem kleinen Klicken sprang die Tür auf und Aprils Herzschlag setzte für den Bruchteil einer Sekunde aus. Wenn die Tür nicht abgeschlossen war, konnte das nur bedeuten...

„Fireball...“ flüsterte sie zittrig und trat in den kleinen Flur von Fireballs Appartement. Mit noch größerer Sorgfalt schloß sie die Tür wieder hinter sich und schlich sich auf Zehenspitzen ins Wohnzimmer. Es war ja immerhin möglich, daß er schlief und ihr deswegen nicht geantwortet hatte, daß er hier war spürte April auf jeden Fall ganz deutlich.

Doch Fireball schlief nicht. Er saß gedankenverloren, nur mit einer Boxershorts gekleidet auf dem kleinen Sofa und starrte mit leerem Blick vor sich hin. April bemerkte sofort wie blaß sein Gesicht war und wie tief sich die Sorgenfalten in seine Stirn gegraben hatten.

„Fire...“ wisperte sie erneut und schien ihn dieses mal aus seiner Lethargie gerissen zu haben. Müde hob er den Kopf und starrte April mit einer Mischung aus Überraschung und Verwirrtheit an: „April...“ krächzte er hüstelnd, was April sofort aufzeigte, daß er geweint haben mußte, „was machst Du hier?“

Zögernd machte sie einige Schritte auf ihren Teamkameraden zu und setzte sich ihm gegenüber auf den Wohnzimmertisch: „Ich... wollte schauen, wie es Dir geht...“

Hierfür erntete sie ein verächtliches Schnauben: „Kein Sorge, immerhin bin nicht ich derjenige, der...“ seine Stimme versagte und Fireball stütze wieder verzweifelt den Kopf auf seine Hände.

April biß sich auf die Lippe, denn sie sah ein, daß dieser Anfang wenig taktvoll gewesen war. Fireball hatte ja recht, ihm war schließlich nichts bei dem Unglück auf dem Raumhafen passiert: „Wie steht es um Mandarin?“

„Schlecht...“ Fireball erhob sich abrupt vom Sofa und begann im Zimmer umher zu tigern, „die Ärzte geben ihr kaum eine Chance!“

April wußte nicht, was sie auf diese Nachricht antworten sollte; sie hatte nicht erwartet, daß es so schlimm um den weiblichen Captain stand. Es entstand ein lange Pause, in der Fireball langsam zum Fenster hinüber ging. Das bunte Treiben in der Zentrale des Kavallerieoberkommandos schien wenig berührt von Mandarins Schicksal zu sein. Wohin man auch blickte, überall auf dem Komplex wuselten Menschen in zivil und Uniform herum, die geschäftig Ihrer täglichen Arbeit nachgingen.

April verspürte den Drang danach aufzustehen und Fireball fest in die Arme zu schließen, doch sie war auf ihrer unbequemen Sitzgelegenheit wie angewurzelt. Sie traute sich kaum zu atmen, geschweige denn sich zu bewegen.

„Es ist einfach nicht fair...“ unterbrach Fireball nach einigen Minuten die Stille und lehnte die Stirn gegen das kühlende Fensterglas, „es hätte mich treffen müssen und nicht sie...“

„Sag sowas nicht...“ April überlief eine Gänsehaut bei dieser schrecklichen Vorstellung. Die unerträgliche Angst, die sie in der Nacht zuvor durchlebt hatte, war tief in ihr Gedächtnis gebrannt und sie fühlte, wie ihr beim Gedanken daran wieder Tränen in die Augen stiegen.

„Aber es stimmt, April...“ Fireball drehte sich langsam zu ihr um und blickte sie unverwandt mit seinen leeren, traurigen Augen an, „es ist meine Schuld, daß das alles passiert ist. Ich bin für diesen Unfall verantwortlich!“ dieser Vorwurf war anklagender, als jedes Gericht es je hätte aussprechen können.

„Fire...“ April konnte nachvollziehen, was in diesem Moment in ihrem Freund vorging, doch sie mußte ihn zur Vernunft bringen, „ich weiß, daß Du Dich verantwortlich fühlst, aber das bist Du nicht... Keiner weiß, was Mandarin letzte Nacht in dieser Halle zu suchen hatte und wieso es zu der Explosion gekommen ist...“

Sie sah, daß Fireballs Augen verdächtig zu schimmern begannen: „Doch, es ist meine Schuld! Sie ist nur meinetwegen dort gewesen und die Explosion...“ seine Stimme versagte und er begann leise zu schluchzen.

Von tiefem Mitleid und dem unbändigen Drang erfüllt, Fireball einen Teil seiner Last abzunehmen stand April auf und ging zu ihm hinüber: „Das redest Du Dir jetzt doch nur ein...“ liebevoll legte sie ihm die Hände auf die Schultern, „es ist niemand für diesen Unfall verantwortlich, und ganz bestimmt nicht Du...“ die letzten Worte klangen beinahe wie eine flehentliche Bitte, doch Fireball enttäuschte ihre Hoffnung sehr schnell. Er griff nach ihren Händen und drückte sie fest an sein Brust, während ihm eine Träne die rechte Wange hinunter lief: „April, ich weiß, wie es zu der Explosion gekommen ist...“

„Was?!“ keuchend trat sie einen Schritt zurück und starrte Fireball entsetzt an. Dieser konnte nur noch resigniert mit den Schultern zucken: „Ich schätze, es wird Zeit, daß ich Dir alles erzähle...“ er zog April mit sich zurück aufs Sofa, versuchte dabei aber angestrengt, ihr nicht in die Augen sehen zu müssen.

„Weißt Du noch das Outrider-Raumschiff, das wir nach der letzten Schlacht bergen konnten?“ begann er leise, ohne ihre Hände loszulassen, den Blick starr zu Boden gerichtet.

‚Du meinst das, bei dem ich Dich zusammen mit Mandarin erwischt habe!‘ schoß es ihr durch den Kopf, doch sie signalisierte nur durch ein kaum hörbares „hm“, daß sie wußte, wovon Fireball sprach.

„Als es nach der Schlacht hieß, es wäre uns gelungen, dieses beinahe unbeschadete Outrider-Schiff zu sichern, hat sich in meinem Kopf ein Hirngespinst festgesetzt. Ich war plötzlich wie besessen von dem Gedanken, dieses Schiff wieder funktionsfähig zu machen, um damit einen Weg in die Phantomzone zu finden...“

„Aber, weshalb? Das kann ich nicht verstehen...“ April schwirrten die Worte von Fireball im Kopf herum, so als könnte ihr Gehirn nicht verarbeiten, was er ihr gerade offenbart hatte.

„Ich habe Dir doch von meinem Vater erzählt...“

„Ja“, April versuchte etwas klarer im Kopf zu werden, „er war Pilot, so wie Du, und bei einem seiner Kampfeinsätze wurde er vermutlich in die Phantomz...“ plötzlich dämmerte es April und all die Puzzlestücke fügten sich mit einem Mal zu einem Ganzen zusammen, „Du wolltest das Schiff reparieren, um Deinen Vater zu suchen...“ ein kalter Schauer lief ihr den Rücken hinunter; wieso war sie nicht schon viel früher darauf gekommen. Als seine Freundin hätte sie doch eigentlich als erste merken müssen, was mit Fireball los gewesen war.

„Diese Schiff war meine einzige Hoffnung herauszufinden, was damals wirklich mit meinem Vater geschehen ist und ... ob er noch ...“ wieder versagte Fireballs Stimme bei der schmerzlichen Erinnerung an seinen Vater.

„Aber Fire...“ April legte ihm tröstend einen Arm um die Schultern, „das wäre doch viel zu gefährlich geworden. Wir hätten sicherlich niemals zugelassen, daß Du Dich in so ein waghalsiges Abenteuer stürzt...“

„Das ist genau der Grund, weshalb ich Euch nichts von der Sache erzählt habe, sondern Mandarin um ihre Hilfe gebeten habe...“ Fireball vergrub das Gesicht in seinen Händen, „ich wollte nicht, daß Ihr Euch meinetwegen Sorgen macht, oder Euch wohlmöglich noch selber in Gefahr begebt... ich war so ein fieser Dreckskerl... Ich habe Mandarins Freundschaft schamlos ausgenutzt, nur um Euch nicht in Schwierigkeiten zu bringen...“

April schluckte schwer; langsam begann alles irgendwie einen Sinn zu bekommen. Warum Fireball mit Mandarin von der Feier verschwunden war und April nicht hatte verraten wollen, worüber sie geredet hatten, die Tatsache, daß sie die beiden zusammen in dem Hangar angetroffen hatte...

Übelkeit stieg in ihr hoch, denn sie begriff mit einem Mal, wie unrecht sie Fireball die ganze Zeit getan hatte. Gestern abend vor der Feier war er zu ihr gekommen und hatte ihr alles erklären wollen, doch sie hatte ihm, blind vor Eifersucht, einfach nicht zuhören wollen: „Fire, das, das...“ nun sah auch sie reumütig zu Boden, „ich wußte nichts davon...“

„Das solltest Du ja auch nicht. Ich hätte natürlich niemals gedacht, daß es solche Problem geben würde, Dir die ganze Sache zu verheimlichen... ich hätte es auch nie getan, wenn ich diese Konsequenzen hätte ahnen können...“

„Fireball, es tut mir so leid, wenn ich das gewußt hätte... ich hätte mich doch niemals so...“

„Nein, nein“, liebevoll aber gedankenverloren tätschelte er ihr linkes Knie, „Du konntest es ja nicht wissen. Zum Glück, denn sonst würdest Du jetzt vielleicht genauso wie Mandarin...“

„Was ist passiert, Fireball?“ April hatte irgendwie Angst vor der Wahrheit, aber nun wollte sie alles wissen, jede Einzelheit und jedes noch so schreckliche Detail.

„Das Hauptproblem daß sich uns bei dem Outrider-Schiff entgegenstellte, war es, eine neue Energiequelle zu finden, um dem Ding wieder Leben einzuhauchen. Ich wollte gestern nachmittag eigentlich noch einen unserer Stromkonverter an das Hauptantriebssystem anschließen, aber wegen der Feier hatte ich dafür nicht mehr genügend Zeit. Also habe ich alles so stehen und liegen gelassen und habe mich auf den Abend vorbereitet...“ er räusperte sich kurz und fuhr sich mit der rechten Hand durch die Haare, „der wurde zugegeben ein wahres Desaster!“

Fireballs Hände begannen zu zittern und er versuchte krampfhaft sie wieder unter Kontrolle zu bringen: „Ich habe mich aufgeführt wie der allerletzte Vollidiot!“

„Aber...“

„Nein, April, nichts aber! Dafür gibt es auch keine Entschuldigung. Nachdem Du von mir nichts mehr wissen wolltest und auch noch dieser David auf der Bildfläche aufgetaucht war...“ bei diesen Worten senkte April schuldbewußt den Blick, „war mir so ziemlich alles egal! Ich habe mich ziemlich voll laufen lassen und mir gedacht, was solls, wenn Du April schon nicht...“ beiden stieg die Röte ins Gesicht und Fireball stand auf, weil ihm Aprils Nähe unangenehm wurde, „dann kannst Du genauso gut mit Mandarin Vorlieb nehmen. Zum Glück war Colt rechtzeitig zur Stelle, um das schlimmste zu verhindern...“

Wieder begann er im Zimmer auf und ab zu marschieren, weil es ihm nicht sonderlich leicht viel, mit April über seine kleinen Eskapaden mit Mandarin zu sprechen. Diese wußte auch nicht wirklich, was sie darauf erwidern sollte und hörte einfach nur mit betretenem Schweigen zu.

„Nachdem dann auch mein allerletzter Versuch mich mit Dir auszusprechen gescheitert war, habe ich ihr die ganze Schuld für die Misere in die Schuhe geschoben und ihr auch noch ein schlechtes Gewissen eingeredet. Deshalb ist sie in der Nacht wieder zum Raumhafen gefahren und hat weiter an dem Raumschiff gearbeitet, um mir eine Freude zu machen, kannst Du Dir das vorstellen! Nach allem was ich mieser Kerl ihr angetan hatte, wollte sie mir einen Gefallen tun...“ verzweifelt schlug sich Fireball immer wieder mit der flachen Hand gegen die Stirn: „Ich habe sie so hinterlistig ausgenutzt und sie fühlt sich auch noch schuldig dafür...“ kraftlos ließ er sich in den Sessel sinken und schluchzte hinter vorgehaltenen Händen immer wieder, was für ein schrecklicher Mensch er doch war und es verdiente, anstelle von Mandarin jetzt dort im Krankenhaus zu liegen.

April war verzweifelt; sie wußte einfach nicht mehr, was sie machen sollte. Sie hatte mit allem gerechnet, als sie sich auf den Weg zu Fireballs Appartement gemacht hatte, nur nicht mit so einem Geständnis. Und irgendwie fühlte sie sich auch mit verantwortlich für die Dinge, die passiert waren. Wenn sie ihm von Anfang an doch nur geglaubt hätte, dann wäre es niemals soweit gekommen. Und doch, eine zweifelnde Frage stand noch immer im Raum, auf die eine Antwort ausgeblieben war: „Aber die Explosion, Fire, wie ist es dazu gekommen?“

Fireball hob den Kopf und blickte April direkt in die Augen: „ Sie hat den Stromkonverter an das Schiff angeschlossen, so wie ich es machen wollte, und als sie die Kiste angestellt hat, ist alles in die Luft geflogen...“

Wie vom Donner gerührt starrte April ihren Teamkameraden fassungslos an. Sie wollte einfach nicht wahrhaben, was er da eben gesagt hatte: „Aber... woher weißt Du, daß es so...“

„Mandarin ist heute morgen ganz kurz bei Bewußtsein gewesen...“ Fireball stand langsam auf und sah die immer noch fassungslose April durchdringend an: „Verstehst Du jetzt, wieso ich Schuld an dieser ganzen Sache bin, ich hätte sie durch meinen Leichtsinn beinahe umgebracht!“

„Nein...“ rief April verzweifelt, sprang auf und warf sich Fireball um den Hals: „Das darfst Du nicht sagen, hörst Du! Sowas darfst Du nicht sagen...“ heiße Tränen liefen ihre Wangen hinunter, die auf Fireballs nackten Oberkörper tropften.

„Ich bin mindestens genauso Schuld an der ganzen Sache...“

„Nein...“ energisch nahm Fireball ihr Gesicht in seine Hände, „sowas darfst Du nicht einmal denken, April, Dich trifft nun wirklich gar keine Schuld...“

„Doch...“ April drängte sich noch näher an den warmen Körper ihres Freundes, „ich habe Dir nie zugehört, wenn Du versucht hast, mir die Situation zu erklären. Wenn ich Dir nur vertraut hätte oder Dir eine Chance zum Erklären gegeben hätte, dann wäre das alles nie soweit gekommen...“

Nun konnte auch Fireball seine Tränen nicht mehr zurückhalten. Verzweifelt schlang er seine Arme fest um Aprils Körper und verbarg sein Gesicht in ihren Haaren.

„Und ich hätte verhindern können, daß Ihr Euch weiter mit dem Schiff beschäftigt, schließlich wußte ich doch, daß Ihr Euch dort aufgehalten habt...“

„April“, die Umarmung wurde noch fester, „Du darfst niemandem erzählen, daß Du mich und Mandarin bei dem Raumschiff gesehen hast. Es war strengstens untersagt, sich dem Schiff auch nur ansatzweise zu nähern, und es wäre Deine Pflicht als Star Sheriff gewesen, über den Vorfall in der Halle Meldung zu machen... ich will nicht, daß Du auch noch in die Sache reingezogen wirst.“

„Und Du darfst auch nichts darüber sagen, Fire“, April schmiegte sich ganz eng an seine Brust, „wenn niemand erfährt, daß Du etwas damit zu tun hattest, dann wird man Dich auch nicht zur Verantwortung ziehen können!“ sie wußte was sie in diesem Augenblick von Fireball verlangte, doch ihre Ehre als Star Sheriff war jetzt egal, was zählte war nur, daß er keine Schwierigkeiten bekommen würde...

„Das kann ich nicht April, egal was mich erwartet... ich kann nicht mein ganzes Leben mit dieser Schuld herumlaufen... die schlimmste Strafe wäre noch viel zu milde für mich...“

„Aber... ich will Dich nicht verlieren, Fire...“ April löste sich ein handbreit von Fireball und blickte in seine wunderschönen braunen Augen.

„April...“ langsam, ganz langsam näherte sich Fireballs Gesicht dem ihren und April schloß erwartungsvoll die Augen. Sie spürte seinen unregelmäßigen Atem auf ihrer Wange, der ihr eine Gänsehaut verursachte. Er war ihr so nah, daß sie seine Wärme spüren konnte. Die Zeit schien still zu stehen, und dann...

„Es tut mir leid...“ flüsterte er ganz nahe an ihrem linken Ohr, „ich habe so lange auf diesen Augenblick gewartet...“ sanft schob er die verdutzte April von sich weg, „aber ich kann nicht! Ich kann Dich nicht auch noch unglücklich machen...“

„Fireball, ich...“

„Nein, April...“ mit leidvoller Miene schüttelte Fireball langsam den Kopf, „es darf einfach nicht sein...“

„Aber wieso denn nicht, Fireball...“ April wollte ihn wieder umarmen, aber dieses Mal wehrte er sie sanft aber bestimmt ab, „Du bist doch alles, was ich zum glücklich...“

„Hör auf damit...“ wimmerte Fireball verzweifelt, „mach es nicht schlimmer als es ist! Meinst Du wirklich, daß Du es Dir als Tochter von Commander Eagle leisten kannst, Dich mit mir abzugeben, nach allem, was passiert ist und mit mir noch passieren wird?“

Stur schüttelte April ihre blonde Mähne: „Das ist mir völlig egal...“

„Aber Mandarin braucht mich jetzt mehr.“ diese dumpfe Antwort hatte April alle Farbe aus dem Gesicht getrieben und ließ ihre Knie bedenklich zittern.

„Es ist meine Pflicht, April...“ jede Emotion schien aus Fireballs Stimme gewichen zu sein, „nach allem was ich ihr angetan habe, ist das mindeste, was ich für sie tun kann, immer für sie da zu sein. Sollte sie tatsächlich wieder gesund werden, werde ich mich um sie kümmern, sie hat doch sonst niemanden!“

„Aber...“, Aprils Lippen bebten und brachten nicht mehr als ein Wispern hervor, „was ist mit mir... mit uns? Die Star Sheriffs brauchen Dich doch auch...“ flehend faltete sie die Hände wie zu einem stummen Gebet, doch insgeheim wußte sie, daß Fireball seine Meinung nicht mehr ändern würde.

„Ich... ich werde meinen Dienst als Star Sheriff quittieren, April!“

„Nein...“ flüsterte sie entsetzt und bewegte wie in Zeitlupe den Kopf hin und her, „das kannst Du nicht tun, wir brauchen Dich! Wir sind doch ein Team, Fireball... wer soll denn dann Ramrod...“

Weiter kam April nicht mit ihren Einwänden, denn in dem Moment klopfte es an Fireballs Tür: „Fireball, bist Du da, ich muß mit Dir reden...“

Entgeistert fuhren beide zusammen, denn das war unverkennbar die Stimme von Commander Eagle gewesen.

„Dein Vater...“ hastig blickte sich Fireball im Zimmer um, „geh ins Schlafzimmer, schnell!“ er zog April hinter sich her und bugsierte sie in das angrenzende Zimmer. Natürlich versuchte sie sich zu wehren, denn immerhin war es ja nichts schlimmes, daß sie sich im Appartement ihres Teamkollegen aufhielt, aber Fireball ließ keine Gegenwehr zu.

„Wieso soll ich mich denn verstecken, glaubst Du denn, Daddy weiß nicht...“

„Fireball...“ drang erneut die joviale Stimme des Commanders vom Flur her.

„Eine Sekunde, Commander Eagle, ich bin sofort da... jetzt sei vernünftig, April, ich will nicht, daß Du irgendwie in die Sache mit reingezogen wirst, verstanden...“

„Aber...“

„Nichts aber“, Fireball war bereits im Begriff, die Tür hinter sich zu schließen, „Du bleibst hier drin, egal was passiert, ist das klar...“ dieser Befehl ließ keinen Widerspruch zu und resigniert ließ sich April aufs Bett fallen.

Fireball hingegen hastete bereits zur nächsten Tür, hinter der er einen ziemlich niedergeschlagenen Commander Eagle antraf: „Entschuldigen Sie, Commander, daß ich Sie warten ließ... ich ähm... kam gerade aus der Dusche und ähm... mußte mir erst etwas anziehen!“

Die Miene seines Gegenübers veränderte sich zu einem müden Lächeln: „Ist schon gut meine Junge...“ er blickte an Fireball vorbei ins Innere des Appartements, „bist Du allein?“

„Ja...“ eine blasse Röte stieg dem Rennfahrer ins Gesicht, ob der Commander etwas bemerkt hatte, „aber bitte, kommen Sie doch rein...“ er ließ Aprils Vater an sich vorbei schreiten und folgte ihm mit einem sehr unguten Gefühl ins Wohnzimmer. Es war noch nie vorgekommen, daß er ranghöheren Besuch in seiner Unterkunft empfangen hatte, das ließ einfach nichts gutes ahnen.

„Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten, Sir?“

„Nein, danke“, der Commander stellte sich mit auf dem Rücken verschränkten Armen ans Fenster, so wie es Fireball kurz zuvor auch getan hatte und starrte geistesabwesend hinaus, „gibt es Neuigkeiten von Captain Yamato?“

„Nein, Sir, ich hatte gehofft, Sie könnten mir vielleicht etwas Neues berichten... oder vielleicht hatte ich es auch befürchtet!“

Ruckartig drehte sich der Commander herum und blickte Fireball durchdringend an: „Ich komme gerade von der Untersuchungskomission, die mit der Explosion von letzter Nacht betraut wurde... man hat jetzt die Ursache für die Explosion gefunden!“

Fireball stieg ein schaler Geschmack in den Mund und sein Magen fühlte sich an, als würde er von innen nach außen gestülpt werden: „Commander, ich...“

„Unterbrich mich bitte nicht, Fireball, hör Dir erst an, was ich zu sagen habe, bevor Du etwas erwidern möchtest!“ Eagle sah am leichten Kopfnicken seines Gegenübers, daß er seine ungeteilte Aufmerksamkeit haben würde. Er schloß sichtlich gequält die Augen und fuhr sich mit der rechten Hand über die Stirn, so als müssen er sich imaginäre Schweißperlen fortwischen: „Die Explosion ist kein Unfall gewesen, Fireball...“

„Wie soll ich das verstehen, Commander?“ den jungen Rennfahrer schien diese Aussage sichtlich zu verwirren und Eagle mußte sich alle Mühe geben, um seine Stimme weiterhin unter Kontrolle zu halten: „Man hat bei den Untersuchungen herausgefunden, daß es sich bei der Explosion um ein Attentat gehandelt haben muß. Es wurden die Überreste eines ferngezündeten Sprengsatzes gefunden!“

Wie vom Donner gerührt sprang Fireball auf: „Sie meinen... eine Bombe...“ alle Farbe war ihm mit einem Schlag aus dem Gesicht gewichen.

„Es sieht ganz so aus“, der Commander trat einige Schritte auf Fireball zu, „offensichtlich hat jemand versucht, Captain Yamato umzubringen...“

Die Worte hallten in Fireballs Kopf wie in einem großen, leeren Konzertsaal. Mandarin war einem Bombenanschlag zum Opfer gefallen: “Aber... weshalb... wer würde...“ er schlug sich die Hände vors Gesicht und zwang sich tief Luft zu holen, obwohl er das Gefühl hatte, irgend etwas würde ihm die Kehle zuschnüren.

Mitfühlend und gleichzeitig tief besorgt legte Eagle dem jungen Mann eine Hand auf die linke Schulter: „Ich weiß, es ist unvorstellbar! Ich selber konnte es zuerst auch nicht glauben, aber...“

Fireball schien sein Gegenüber nicht wahrzunehmen: „Warum sollte jemand so etwas tun?“ seine Augen wirkte wie erstarrt: „Warum sollte jemand Mandarin umbringen wollen? Das ergibt doch keinen Sinn!“

Der Commander atmete tief durch und verstärkte den Druck auf Fireballs Schulter, damit dieser im seine Aufmerksamkeit schenkte: „ So schwer mir das fällt, aber ich fürchte, genau diese Frage wird die Kommission Dir stellen wollen, Fireball!“

Den Rennfahrer durchlief eine Gänsehaut, so als hätte eine eiskalte Hand nach seinem Herzen gegriffen: „Wieso mir...“ eine dunkle Vorahnung ergriff von ihm Besitz, doch war das, was jetzt kam, viel schlimmer, als er jemals erwartet hätte.

„Fireball...“ Egale senkte den Kopf, weil er Fireballs Blick nicht länger standhalten konnte: „Es gibt einen Augenzeugen, der zu Protokoll gegeben hat, Dich gestern mit Mandarin in genau dem Hangar gesehen zu haben, in dem die Explosion stattgefunden hat...“

„Ja, ich...“ Fireball mußte schwer schlucken, um zu verhindern, daß ihm die Stimme versagte: „Wir haben... an dem Outrider-Schiff gearbeitet, Sir.“

„Junge, Du wußtest, daß es den Star Sheriffs untersagt war, strengstens untersagt, sich diesem Schiff auch nur zu nähern...“

„Ja, Commander, ich weiß, aber...“

„Was zum Teufel hat Dich geritten gegen diese Anweisung zu verstoßen?“

Und so kam es, daß Fireball zweimal innerhalb weniger Minuten die gleiche Geschichte beichten mußte, die ihm und seinen Freunden soviel Ärger und Kummer eingebrockt hatte.

„Ehrlich Commander, wenn ich gewußt hätte, was ich damit für eine Lawine auslöse, dann, dann hätte ich bestimmt die Finger von der Sache gelassen, ich wollte doch nur...“ nun versagte dem Star Sheriff doch die Stimme und seine Augen füllten sich mit Tränen, als ihm zum wiederholten Male klar wurde, was er mit seinem Egoismus angerichtet hatte.

Sein Vorgesetzter mußte das starke Verlangen unterdrücken, Fireball einfach väterlich und tröstend in die Arme zu nehmen, denn dieses Verhalten wäre in der gegenwärtigen Situation einfach nicht angemessen gewesen.

„Fireball, ich kann durchaus verstehen, warum Du so gehandelt hast, vielleicht hätte ich an Deiner Stelle sogar das gleiche getan, aber trotzdem hast Du Dich über einen Befehl hinweg gesetzt und Dich auch noch dabei erwischen lassen.“

„Ich...“ Fireball fuhr sich mit der rechten Hand über die Augen, „ich werde noch heute vor den Untersuchungsausschuß treten und alles zu Protokoll geben, was ich zu dieser Sache sagen kann. Vielleicht hilft es ja, Mandarins Mörder...“

„Nichts der gleichen wirst Du tun“, herrschte Commander Eagle ihn mit einem Mal wild an.

Erschrocken wich Fireball einige Zentimeter zurück: „Aber Commander, ich...“

„Anscheinend hast Du noch nicht begriffen, was ich versuche, Dir hier klarzumachen“, die Spannung im Raum war kaum noch auszuhalten, „Fireball, für die Kommission bist Du der Hauptverdächtige!“
 

Für Fireball schien eine Welt zusammenzubrechen. Dort stand, nicht einmal einen Meter von ihm entfernt Aprils Vater und beschuldigte ihn, die Bombe gelegt zu haben, der Mandarin zum Opfer gefallen war. Das konnte nicht sein, es mußte sich einfach um einen schlechten Traum handeln. Jede Sekunde würde Colt kommen und ihn aufwecken, so mußte es einfach sein.

Doch nichts der gleich geschah. Kein Laut durchschnitt die gespenstische Stille in Fireballs Apartment.

Seine Hände zitterten wie Espenlaub und seine Kehle war so trocken wie nach einem Gewaltmarsch durch die Wüste von Phantom Valley: „Commander, Sie können doch nicht wirklich im Ernst glaube, daß ich etwas damit zu tun habe!“ diese Worte klangen beinahe wie ein flehender Hilferuf und berührten Eagles Herz.

Niedergeschmettert ließ er sich auf Fireballs Sofa sinken und faltete die Hände: „Natürlich glaube ich nicht, daß Du etwas mit dem Attentat zu tun hast, aber alles was wir bis jetzt haben, spricht gegen Dich. Wir haben die Aussage von Seargent Scott, daß er Dich gestern mittag zusammen mit Mandarin in dem Hangar gesehen hat. Und Du sollst den Raumhafen erst eine halbe Stunde nach ihr verlassen haben.“

Plötzliche Wut stieg in Fireball hoch, als er den Namen des vermeintlichen Augenzeugen hörte: „Dieser Mistkerl...“ murmelte er zwischen zusammengebissenen Zähnen und vergaß für einen kurzen Moment die Anwesenheit des Commanders.

„Mir ist nicht entgangen, daß dieser Seargent auch derjenige war, der April gestern abend zum Empfang begleitet hat und mit dem Du Dir wohl auch eine kleine Auseinandersetzung geliefert hast...“

Das Blut schoß Fireball ins Gesicht: „Wir hatten... eine kleine Meinungsverschiedenheit, ja!“

„Worum ist es dabei gegangen?“

„Ich denke, das tut nichts zur Sache, Commander.“

„Fireball“, Eagles Stimme nahm wieder einen schärferen Zug an, „so wie ich es gehört habe, war auch Captain Yamato in diese besagte Meinungsverschiedenheit verwickelt, und einige Stunden später hat man versucht, sie umzubringen. Erzähl mir also nicht, daß es nichts zur Sache tut!“

Fireball wurde heiß und kalt, wie sollte er Aprils Vater erklären, was da letzten Abend vorgefallen war?

„Captain Yamato war nicht wirklich mit in die Sache verwickelt, Sir. Ich hatte einen Streit mit Seargent Scott...“

„Worum ging es dabei, Fireball? Du kanntest ihn doch bis gestern abend überhaupt nicht, oder? Welchen Grund hat ein normaler Weise friedliebender Mensch wie Du, sich mit einem fremden Soldaten zu prügeln?“

Der Rennfahrer biß sich auf die Lippe. Eagle war also schon darüber informiert, daß es mit David Scott ein Handgemenge gegeben hatte, wahrscheinlich wußte er auch bereits ganz genau, weshalb er und David sich geschlagen hatten, doch anscheinend wollte er es noch einmal von ihm bestätigt wissen.

„Nun“, er räusperte sich und sah hinaus aus dem Fenster, „ganz genau genommen hatte ich auch keinen Streit mit Seargent Scott, sondern vielmehr mit... mit April... Scott meinte, sich in diesen Streit einmischen zu müssen, da er April ja an diesem Abend begleitet hat, und ich war der Meinung, daß ihn diese Sache nichts anging. So sind wir aneinander geraten...“ er betete, daß dem Commander diese Antwort genügen würde, doch die Hoffnung war vergebens.

„Weshalb hattet Ihr Euch gestritten, Du und April?“ seine Miene wirkte wie versteinert und ließ keinen Zweifel daran, daß er nichts anderes als die Wahrheit akzeptieren würde.

„Bitte, Commander, muß ich das...“

„Ja, Du mußt...“ brauste Eagle auf und stieß seinen rechten Zeigefinger Richtung Fireball, „weil Du es Dir nicht erlauben kannst, noch lange um den heißen Brei herumzureden! Begreifst Du denn nicht, Fireball, wenn ich die Kommission nicht davon überzeugt hätte, daß es politisch unklug wäre, einen gerade gekürten Helden an den Pranger zu stellen, ohne ausschlaggebende Beweise in den Händen zu halten, wärst Du bereits wegen versuchten Mordes verhaftet worden! Versteh doch, ich bin nicht hier, als Dein Vorgesetzter, sondern als Dein Freund, der versucht, Dir zu helfen. Scott hat ausgesagt, daß Du Dich mit April wegen Mandarin gestritten hast...“

„Weil April dachte, ich hätte etwas mit Mandarin, nachdem sie uns zusammen in dem Hangar gesehen hat...“

„Und Colt gegenüber hast Du gesagt, Du würdest zum Raumhafen fahren, nachdem Du Dir die Prügelei mit Scott geliefert hattest!“ Eagle sah Fireballs leichenblasses Gesicht; „Nein, Colt hat noch keine Aussage, vor dem Ausschuß gemacht, ich habe mich vorhin mit ihm unterhalten. Aber er wird nicht um diese Aussage drum herum kommen, und spätestens dann wird man Dir einen Strick aus der Sache drehen. Mandarin ist Dir zum Raumhafen gefolgt und kurze Zeit später kam es zu der Explosion...“

Panik stieg in Fireball auf: „Das ist doch völlig absurd! Ja, ich habe mich mit April wegen Mandarin gestritten und ich wollte diesen David am liebsten dafür krankenhausreif schlagen, daß er sich so wichtigtuerisch einmischen mußte. Und ich habe auch zu Colt gesagt, daß ich zum Raumhafen fahren würde, nachdem ich den Empfang verlassen habe, aber das bin ich nicht. Ich hatte viel zu viel getrunken und habe es vorgezogen, zurück zu meiner Unterkunft zu fahren.“

„Wofür Du leider kein Alibi hast...“

„Verdammt, nur weil ich mich mit April wegen Mandarin gestritten habe, soll ich sie gleich umbringen wollen, was ist denn das für ein ausgemachter Schwachsinn...“

„Fireball, wenn ich nicht genau wüßte, daß es nicht so gewesen ist, wäre ich jetzt nicht hier, um Dir zu helfen, aber die Kommission und alle angefallenen Indizien sprechen im Moment gegen Dich. Sie sind der Meinung, Mandarin wäre Dir zu lästig geworden und Du hättest sie aus dem Weg räumen wollen.“

Fireball schluchzte verzweifelt: „Das ist doch echter Wahnsinn, wie können die glauben, ich wäre zu so etwas in der Lage?“

„Ich konnte den Ausschuß davon überzeugen, Deine Verhaftung noch 48 Stunden aufzuschieben, mehr konnte ich nicht für Dich herausholen. Du hast nur diese zwei Tage, um auf eigene Faust herauszufinden, was letzte Nacht wirklich geschehen ist...“ als hätte er alles gesagt, was ihm auf der Seele gelegen hatte, ging Eagle langsam in Richtung Tür: „Und bitte, versuch April so weit wie möglich aus dieser Geschichte herauszuhalten. Ich weiß, daß ich das als Dein Vorgesetzter nicht von Dir verlangen kann und darf, aber ich tue es als Vater... ich will nicht, daß sie noch mehr leiden muß!“

Fireball nickte müde. Natürlich verstand er, doch im Augenblick ging soviel durch seinen Kopf, daß er einfach nicht mehr die Kraft hatte, alles zu verarbeiten. Da hatte er noch vor ein paar Minuten hier gesessen und sich die Schuld an Mandarins „Unfall“ gegeben, dabei wurde er längst als mutmaßlicher Täter in einem Bombenanschlag abgestempelt. Was war nur los? Warum hatte sich plötzlich die ganze Welt gegen ihn verschworen?

„Commander...“ nur wenige Sekunden, bevor sich die Tür hinter Eagle schloß, fand Fireball wieder einigermaßen zur Besinnung, „danke!“
 

Erschöpft ließ sich Fireball auf einen der Sessel fallen und verbarg sein Gesicht hinter den Händen. Er konnte einfach nicht begreifen, was da um ihn herum geschah, es war alles viel zu absurd um überhaupt real zu sein. Ihm war beinahe so, als müßte er jede Sekunde aus diesem schrecklichen Traum erwachen, doch nichts dergleichen geschah.

Wie er schon dem Commander gesagt hatte, war das alles schlicht gesagt verrückt. Draußen auf der Straße feierten die Leute ihn und die anderen als Helden, weil sie endlich der schrecklichen Bedrohung durch die Outrider ein Ende gesetzt hatten und insgeheim wurde er bereits als Attentäter gehandelt, der versucht hatte, einen seiner besten Freude umzubringen. Das war mehr als nur absurd, es war grotesk!

In dem Moment, als das Leben im neuen Grenzland eine neue, positive Richtung eingeschlagen hatte, hatte sein eigenes begonnen, sich in ein absolutes Desaster zu verwandeln. Erst der Streit mit April, dann der Unfall von Mandarin – der augenscheinlich keiner gewesen war – und schließlich die Tatsache, daß man ihn für die Bombe verantwortlich machte.

Aber aus welchen Gründen sollte jemand versucht haben, Mandarin zu töten? Die Outrider waren fort und Fireball konnte sich nicht vorstellen, daß der Sterncaptain irgendwelche Feinde hatte, die ihr nach dem Leben trachteten. Mandarin, wenn sie doch bloß wieder gesund werden würde...

Eine neue Welle von Emotionen rollte auf ihn zu und drohte ihn zu übermannen. Verzweifelt raufte er sich die Haare. Er war nicht mehr in der Situation, daß er einfach tatenlos rumsitzen und darauf hoffen konnte, daß sich an Mandarins Zustand bald etwas ändern würde. Er hatte eine neue Aufgabe, die ihm alles abverlangen würde und die vor allem einen klaren Kopf erforderte.

Irgend jemand hatte versucht, Mandarin das Leben zu nehmen, und diesen jemand mußte Fireball zur Strecke bringen. Nicht um sich selbst aus der Schußlinie zu bugsieren, das war für ihn selbst im Moment eher zweitrangig. Nein, er wollte Rache. Rache für das, was man Mandarin angetan hatte. Das war das einzige, worauf er sich jetzt konzentrieren durfte, den Kerl zu finden, der seine Freundin so zugerichtet hatte und Vergeltung zu fordern.

Das Problem war nur, daß ihm die Zeit davon rannte. Commander Eagle hatte ihm zwar ein kleines Polster verschafft, aber ohne einen einzigen Anhaltspunkt nach einem Attentäter zu suchen und diesen dann auch innerhalb von 48 Stunden zu finden, schien ein Ding der Unmöglichkeit. Trotzdem durfte er sich nicht unterkriegen lassen.

Energisch und mit einer wilden Entschlossenheit erhob er sich, um sofort an die Arbeit zu gehen. Als erstes würde er sich wohl einmal ankleiden müssen.

Eilig wandte er sich seinem verschlossenen Schlafzimmer zu, als ihm plötzlich mit Schrecken bewußt wurde, daß sich ja April die ganze Zeit dort aufgehalten hatte.

Diese Erkenntnis traf Fireball wie ein Blitz; wenn sie nun die ganze Unterhaltung zwischen ihm und Commander Eagle mitbekommen hatte? Hastig riß er die Tür auf, doch zu seiner großen Verwunderung fand er das Zimmer dahinter verlassen vor.

„April?“ irritiert schaute er sich in dem kleinen Raum um und bemerkte die offene Balkontür.

„Sie wird doch nicht...“ er lief hinaus ins Freie und stellte mit einem Blick fest, daß die Feuerwehrleiter hinuntergelassen worden war. April war tatsächlich über das angrenzende Flachdach des Gebäudevorbaus verschwunden!

„Verdammt...“ Fireball machte sich große Vorwürfe, daß er nicht schon früher an sie gedacht hatte. Vielleicht hätte er ja so verhindern können, daß sie die Unterhaltung mitbekam, aber die Neuigkeiten von Commander Eagle hatten ihn einfach zu sehr aus der Bahn geworfen als daß er überhaupt an irgend etwas anderes hätte denken können.

Fröstelnd verschränkte er die Arme vor der Brust, obwohl es ein warmer und sonniger Abend war. Was jetzt wohl in April vorgehen mochte? Was, wenn sie den Anschuldigungen Glauben schenkte und ihn auch für den Bombenleger hielt? Oder wenn sie kopflos in irgendeine Sache hinein rannte, nur weil sie versuchen wollte, ihm zu helfen. Nicht auszudenken, was in ihrem momentanen Gemütszustand alles passieren konnte!

In einer äußerst absurden Weise war er aber insgeheim doch dankbar dafür, daß April nun bescheid wußte, denn einerseits war er nicht noch einmal in der mißlichen Lage, ihr ein Geheimnis vorenthalten zu müssen, und andererseits wußte er wenigstens, was er jetzt als erstes zu tun hatte: er mußte sie finden, um zu verhindern, daß sie irgendwelchen Blödsinn anstellte!

Einem Mädchen, das er sehr mochte, war bereits genug Unheil seinetwegen widerfahren, dem Mädchen das er liebte, sollte nicht das gleiche Schicksal blühen.
 

Entschlossen eilte er zurück in das Apartment und überlegte krampfhaft, wo er April wohl finden würde, während er in seinen Overall schlüpfte. So viele Möglichkeiten konnte es nicht geben, denn April hatte nicht viele Vertraute, mit denen sie über ihre Probleme redete, und daß es ihr im Moment ein unsagbares Bedürfnis war, ihr Herz zu erleichtern, konnte sich Fireball nur zu gut vorstellen.

„Zu wem würde sie gehen?“ die Zahnräder in seinem Kopf ratterten unablässig.

Colt?

Nein, das war eher unwahrscheinlich, denn im Augenblick brauchte sie jemanden, mit dem sie ernsthaft reden konnte!

Saber?

Auch diesen Gedanken verwarf Fireball schnell wieder. Saber Rider war ein guter Freund und ein fabelhafter Anführer, aber ihm fehlte manchmal einfach ein Quentchen an Einfühlungsvermögen und kameradschaftlicher Wärme...

Robin!

Ja, das war die wahrscheinlichste Antwort auf seine Frage. Sie war eine Frau und konnte sich viel besser in Aprils Lage versetzen, als jeder andere. Schließlich hatte sie ja mit Colt auch einen Star Sheriff zum Freund, wer sollte also besser verstehen, was gerade in April vorging, als sie? Außerdem hatten sich die beiden in den letzten Tagen zu wahren Seelenverwandten entwickelt, da war es nur naheliegend, daß April zu ihr flüchtete.

Zufrieden mit seinem eigenen Kombinationsvermögen zog sich Fireball seine Stiefel an und war auch schon hinaus aus der Wohnung in Richtung zur Tiefgarage, wo er seinen Red Fury geparkt hatte.

Zu dumm aber auch, daß Robin als Nichtmitglied des Kavallerieoberkommandos keine Wohnung im militärischen Sektor haben durfte, denn sonst hätte er lediglich ein paar Stockwerke rauf- oder runtereilen müssen, um ihre Zimmer zu erreichen. So blieb ihm nichts anderes übrig, als sich durch den dichten Nachmittag Verkehr von Yuma City zu quälen!
 

Wie befürchtet dauerte die Fahrt zu Robins Apartment eine halbe Ewigkeit, auf der Fireball tausende von schmerzlichen Fragen das Hirn zermarterten.

Was, wenn April ihm nicht glauben würde? Wenn sie ihm gar nicht erst zuhören würde, oder noch viel schlimmer, wenn sie versuchen würde, ihm zu helfen? Das durfte er nicht zulassen, er mußte mit allen Mitteln verhindern, daß April noch tiefer in diese Sache mit hineingezogen wurde. Es war doch schon schlimm genug, daß Mandarin...

Wie es ihr wohl ging? Hoffentlich hatte sich ihr Zustand gebessert! Liebend gern wäre Fireball auch noch einmal zum Hospital gefahren, um sie zu besuchen, doch ihm war klar, daß das ein aussichtsloses Unterfangen gewesen wäre. Gleich nachdem man herausgefunden hatte, daß Mandarin einem Attentat zum Opfer gefallen war, waren sicherlich Wachposten vor ihrem Zimmer postiert worden, die als allerletzten Menschen dieser Erde ihn, den mutmaßlichen Täter, zu ihr gelassen hätten. Wenn sich ihr Zustand doch bloß bald bessern würde!

„Verdammt nochmal, beweg Dich da vorne, sonst schiebe ich Dich beiseite!“ schrie Fireball gereizt einen Taxifahrer an, der gemütlich vor ihm seinen Wagen in eine Parklücke am Straßenrand manövrierte. Hektisch fuhr er sich durch die Haare und klammerte sich dann am Lenkrad fest. Er durfte sich nicht so gehen lassen, sondern mußte versuchen, einen kühlen Kopf zu bewahren!

Aber wer zum Teufel hatte es bloß auf Mandarin abgesehen? Warum hatte man versucht, sie umzubringen? Das ergab doch keinen Sinn! Aber wenn es vielleicht gar nicht um sie ging? Konnte es sein, daß jemand versucht hatte, das Outrider-Schiff zu vernichten? Wenn ja, war es ihm gelungen, aber weshalb? Die Outrider waren erledigt, es gab keine Feinde mehr, die ein berechtigtes Interesse daran gehabt hätten, dieses Schiff zu zerstören. Und selbst wenn, wie sollten sie herausgefunden haben, daß das Kavallerieoberkommando überhaupt im Besitz dieses Schiffes gewesen war?

So viele Fragen und nicht eine einzige Antwort, die Fireball einfallen wollte!

Nach einer schier endlosen Fahrt, die beinahe eine Dreiviertelstunde gedauert hatte, konnte er seinen Red Fury endlich vor dem Haus parken, in dem Robin wohnte.

Geistesabwesend verließ er sein Gefährt und wollte gerade die Treppe zur Eingangstür hinaufsteigen, als die von ihm gesuchten Person just in diesem Moment durch die selbe nach draußen gehuscht kam.

„Fireball, was machst Du denn hier?“ Fireball blickte überrascht zu Robin auf. Sie wirkte müde und erschöpft, so als hätte sie die Nacht über nicht viel Schlaf bekommen. Auch sie hatte sich anscheinend eine Unmenge von Gedanken über die ganze Angelegenheit gemacht.

„Ich...“ begann er leise und räusperte sich, „ich bin auf der Suche nach April und dachte, sie ist vielleicht bei Dir?“ Robins Kopfschütteln bestätigte ihm, was er in der Sekunde gewußt hatte, als er sie hatte aus dem Haus kommen sehen.

„Seit gestern nacht habe ich sie nicht mehr gesehen...ich wollte gerade etwas einkaufen gehen, ich werde sonst wahnsinnig dort oben!“

„Hm...“ enttäuscht senkte Fireball den Blick zu Boden.

„Wie geht es denn Mandarin?“ ein Hauch von Angst schwang in Robins Frage mit, die er nur zu gut verstehen konnte.

„Ich...weiß nicht genau, ich habe in den letzten Stunden nichts mehr gehört, aber... die Ärzte meine, daß es nicht gut aussieht...“

„Oh...“ dieses Mal war es an Robin die Augen niederzuschlagen „das tut mir leid, Fire!“

„Danke, das ist lieb von Dir...“ er drehte sich um und schlurfte zurück zu seinem Wagen, „aber falls Du April sehen solltest... kannst Du ihr bitte sagen, daß ich sie unbedingt sprechen muß?“

Er wartete nicht auf eine Antwort, sondern schwang sich in seine Satteleinheit und brauste mit hohem Tempo in Richtung Raumhafen davon.

Robin schaute ihm etwas verdutzt hinterher, doch sie war ihm nicht böse wegen seiner angebundenen Art; sie konnte sich vorstellen, wie ihm in der momentanen Situation zumute war, oder jedenfalls dachte sie das.
 

„Was zum Teufel...“ David Scott stand wie angewurzelt im Rahmen seiner Quartierstür und starrte mit einer Mischung aus Entsetzen und haßgleicher Abneigung auf sein Gegenüber, das seinem Blick ein wenig kleinlaut standhielt.

„Wir müssen reden!“ Fireball brachte die Worte zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, so als hätte er Mühe, überhaupt etwas zu sagen.

„Ich wüßte nicht, worüber wir beide zu reden hätten!“ spuckte David wütend hervor und war kurz davor, Fireball die Tür vor der Nase wieder zuzuschlagen, doch dieser setzte noch rechtzeitig einen Fuß dazwischen, um das zu verhindern.

„Verdammt...“ brüllte David und funkelte Fireball zornig an.

„Es geht um Ihre Aussage wegen des gestrigen Vorfalls...“ unsicher trat der Star Sheriff näher, wich aber sofort wieder einen Schritt zurück, als David ihn noch lauter und unbeherrschter als zuvor anschrie: „Sie haben vielleicht nerven! Erst schicken Sie April her, damit sie für Sie bettelt und jetzt wagen Sie sich auch noch selber hierher um Ihre lausige Haut zu retten!“ rote Flecken traten auf seine Wangen und ließen ihn äußerst furchteinflößend wirken.

„April... sie war hier?“ Erstaunen trat auf Fireballs Gesicht.

„Tun Sie doch nicht so bescheuert, Mann! Sie haben Sie doch hergeschickt, damit sie mich überredet, keine Aussage über gestern abend zu machen...“

„Was für ein ausgemachter Schwachsinn...“

„Ach ja, und als sie Ihnen erzählt hat, daß ich wegen so einer Made wie Ihnen garantiert keine Falschaussage machen werde, haben Sie sich überlegt, mich noch einmal persönlich zu überzeugen, wie!“

„Himmel,“ fauchte der Rennfahrer mit einem Mal sehr aufgebracht, „ich bin hier, weil ich Sie bitten wollte, daß Sie April aus der ganzen Sache heraushalten!“

„Und das soll ich glauben!“ David hatte mit seiner Antwort den Bruchteil einer Sekunde gezögert.

Fireball ballte die Hände zu Fäusten: „Glauben Sie denn tatsächlich, daß ich April zu so einer Sache anstiften würde, für die sie vielleicht ins Gefängnis wandern könnte?“

David zuckte unberührt die Schultern: „Nachdem ich gesehen habe, was Sie ihr sowieso schon angetan haben...“

„Ich weiß, aber glauben Sie wirklich, ich würde April zu einer Straftat überreden? Verdammt, sie ist seit Jahren mein Partner, meinen Sie, ich wäre in der Lage, so etwas zu tun?“

Davids Schultern zuckten erneut nach oben: „Und wieso sollte ich Ihnen glauben?“

„Weil Ihnen etwas an April liegt und Sie nichts zu verlieren haben, wenn Sie mir nur zuhören!“ Fireballs Atem ging schwer und die Verzweiflung auf seinem Gesicht schien irgendwie überzeugende Wirkung zu haben.

„Also gut,“ murmelte David unwirsch und machte einen Schritt zur Seite, damit Fireball in seine Wohnung eintreten konnte, „aber sobald ich merke, daß Sie hier ein falsches Spiel mit mir treiben, werfe ich Sie hochkant raus!“

Stumm nickend folgte Fireball Davids Aufforderung und ließ sich von ihm in dessen Wohnzimmer führen. Ihm war äußerst unbehaglich zumute, denn er wußte, daß dieser David Scott ebenso wenig von ihm hielt, wie es anders herum der Fall war. Aber Fireball war in der unglücklichen Situation, ihn um einen Gefallen bitten und auf sein Wohlwollen hoffen zu müssen.

„Vor ‘ ner halbe Stunde war sie hier...“ begann David völlig von selbst zu erzählen und ließ sich auf sein Sofa fallen. Grimmig wies er auf einen Sessel und wartete, bis sich Fireball unsicher darauf niedergelassen hatte.

„Sie war völlig aufgelöst und erzählte mir, die Explosion gestern auf dem Flugfeld sei kein Unfall sondern ein Bombenanschlag gewesen.“

„Ja, das stimmt,“ nickte Fireball traurig und starrte auf seine Hände, „der Commander hat es mir selber erzählt!“

Scott ließ ein lautes Schnauben hören: „Und April hat mir auch erzählt, daß man Sie aufgrund meiner Aussage für den Hauptverdächtigen hält!“

„Auch das ist korrekt, aber darum geht es im Moment gar nicht!“

Davids rechte Augenbraue schob sich unweigerlich nach oben: „Sie hat mich unter Tränen angefleht, nichts über unseren Streit von gestern abend zu Protokoll zu geben, wobei ich wirklich nicht begreifen kann, warum sie sich nach allem, was Sie ihr angetan haben, immer noch so für Sie einsetzt!“

Fireball blickte ihm ernst in die Augen: „Das kann ich Ihnen ehrlich gesagt auch nicht erklären, aber es wäre mir auch wesentlich lieber, wenn April irgendwo in ihrem Apartment sitzen und mich für alle Zeit verfluchen würde, dann wäre ich wenigstens sicher, daß sie sich nicht in Schwierigkeiten bringt!“

Er ließ die rechte Faust in die flache linke sausen: „Verdammt, warum ist sie nur so leichtsinnig? Sie weiß doch gar nicht, was sie mit ihrem dummen Verhalten anrichtet!“

David stand auf und begann unruhig im Zimmer auf und ab zu tigern: „Da bin ich ausnahmsweise Ihrer Meinung. Nachdem ich April das auch klar gemacht habe, ist sie ganz aufgelöst abgerauscht, ohne mich noch eines Blickes zu würdigen...“

„Das tut mir leid.“

„Oh, bitte, sparen Sie sich Ihren Spott. Als ob es Ihnen nicht ganz gelegen kommen würde, wenn sie sauer auf mich ist!“

„Ich bin nicht gekommen, um einen Konkurrenzkampf mit Ihnen auszutragen, David!“ er taxierte sein Gegenüber solange, bis dieser stehenblieb und ihm seine ungeteilte Aufmerksamkeit schenkte: „Ich bin auch nicht gekommen, um Sie zu bitten, den Vorfall unter den Tisch fallen zu lassen. Ich möchte Sie nur um eines bitten!“ er machte eine kurze Pause, um seinen Worte noch mehr Nachdruck zu verleihen: „Wenn Sie Ihre Aussage über unsere gestrige Auseinandersetzung zu Protokoll geben, lassen Sie April da raus!“

David schien zum ersten Mal seit Beginn der Unterhaltung wirklich sprachlos zu sein.

„Ich verlange nicht, daß Sie lügen, oder die Prügelei verschweigen, aber erwähnen Sie nicht, daß April in diese Sache verwickelt war. Sie hat in den letzten Tagen schon mehr als genug erlitten, und das allerletzte, was sie jetzt braucht, sind ellenlange Verhöre, die nur alles noch schlimmer machen und sie mit in diese schreckliche Sache hineinziehen.“

Noch immer viel David nichts ein, was er darauf erwidern konnte, er blickte Fireball nur überrascht an.

„Sagen Sie, wir hätten uns wegen einer persönlichen Sache gestritten, die absolut nichts mit dem Fall zu tun hat und deswegen auch nichts zur Sache tut. Dieser Aussage werde ich mich anschließen...“

Eine ganze Weile hingen diese letzten Worte in der Luft, bevor David endlich sein Schweigen brach. Und zu Fireballs Verwunderung klang seine Stimme nicht mehr im mindesten zornig oder aufgebracht, sondern er meinte beinahe so etwas wie Freundlichkeit wahrzunehmen: „Ich muß sagen, ich habe Sie falsch eingeschätzt!“ er ging auf Fireball zu und streckte ihm seine Hand unter die Nase: „Ich möchte mich bei Ihnen entschuldigen.“ Er hatte einen festen und soliden Händedruck.

„Es ist sehr nobel von Ihnen, daß Sie in so einer Situation an April denken und nicht an sich selbst.“

Fireball erhob sich: „Ich schätze, mir ging es ähnlich. Die Tatsache, daß April zuerst zu Ihnen gekommen ist, zeigt, wieviel sie von Ihnen hält, und auf Aprils Menschenkenntnis war bisher immer Verlaß.“

„Was werden Sie jetzt tun...“

Dieses Mal zuckten Fireballs Schultern nach oben: „Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung. Ich denke, ich werde zurück in die Zentrale fahren, um mich mit meinem Kollegen zu besprechen, vielleicht finden wir gemeinsam einen Ansatz.“

Plötzlich legte David ihm eine Hand auf den rechten Arm: „Ich bin sicher, daß sich das alles aufklären wird.“

Dankbar lächelte Fireball ihn an und wandte sich zum Gehen: „Das hofft glaube ich niemand mehr als ich selbst, aber...“ er drehte sich noch einmal um, bevor er den Schalter für die Tür betätigte und David merkte, daß es ihm unheimlich schwer fiel, die kommenden Worte zu sagen, „falls mit mir irgendwas geschehen sollte, kümmern Sie sich bitte um April!“
 

Fireball fuhr zurück in die Zentrale, so wie er es David gesagt hatte. Doch nicht, um sich mit Colt oder Saber zu beratschlagen, denn er hatte nicht vor, seine Freunde in die Sache zu verwickeln. Kurz vor dem großen Gebäudekomplex, der den Verwaltungsapparat des Oberkommandos beherbergte, bog er rechts in eine kleine Seitenstraße ein. Er hielt seine ID-Karte vor die rot-weiß gestreifte Schranke, die ihm nach wenigen Metern den Weg versperrte und wie durch Zauberhand hob sie sich in den Himmel, so daß Fireball seine Fahrt mühelos fortsetzen konnte.

Er folgte der Straße, die ihn nahe an der Kommandozentrale bis hin zu einem sehr unscheinbar wirkendem Hangar brachte, der das äußerste Gebäude auf dem Stützpunktkomplex darstellte. Er zückte ein weiteres Mal seine Karte um den Hochsicherheitszaun zu passieren, der das gesamte Gelände gegen ungebetene Gäste abschirmte und fuhr hinüber bis zum großen Stahltor des Hangars.

Ein Soldat der Raumwaffe trat aus seinem kleinen Häuschen und musterte den Neuankömmling eindringlich. Fireball öffnete das Verdeck des Red Fury und grinste den Private freundlich an: „Ich wollte mal nachschauen, wie es unserem Baby geht!“

Der Junge Soldat salutierte zackig, nachdem er Fireball anhand seines Daumenabdruckes identifiziert hatte: „Selbstverständlich Mr. Hikari!“

Er betätigte einen Knopf in dem kleinen Wachgebäude, das er zuvor verlassen hatte und mit lautem Ächzen schob sich langsam das tonnenschwere Tor des Hangars beiseite.

Fireball gab Gas und hinein in die schwach erhellte Halle. Vor ihm erhob sich die imposante Statur von Ramrod, ihrem einzigartigem Kampfschiff. Wie jedesmal fesselte ihn dieser faszinierende Anblick einige Sekunden lang. Ramrod war ein absolutes Wunderwerk der Technik, das mit Worten eigentlich nicht zu beschreiben war; man mußte ihn selber gesehen haben.

Langsam betätigte Fireball einen blinkenden Knopf an seiner Cockpit-Armatur und sagte mit ruhiger, beinahe ehrfürchtiger Stimme: „Ramrod, Laderampe öffnen!“ und fast im selben Moment fuhr die Einstiegsluke des Kampfschiffes beinahe lautlos zu Boden. Er wartete ab, bis die Rampe auf dem Hallenboden aufgesetzt hatte und lenkte dann seinen Red Fury den schmalen Steg hinauf ins Innere des Kolosses.

„Ramrod, Laderampe schließen!“ befahl er, nachdem er den Wagen in der dafür vorgesehenen Vorrichtung geparkt hatte. Genauso geräuschlos wie sie sich geöffnet hatte, fuhr die Rampe wieder nach oben und als Fireball das Auto verließ, stand er in völliger Dunkelheit.

„Beleuchtungssysteme aktivieren!“ überall um ihn herum flackerten hunderte von Neonröhren an den Wänden des Schiffes auf und tauchten Fireballs Umgebung in ein helles, aber nicht unangenehmes Licht. Langsam schritt er den Hauptgang hinunter, der zum Cockpit des Roboters führte. Wie herrlich kühl die Luft hier drinnen doch im Vergleich zu draußen vor der Halle war. Er nahm einen tiefen Atemzug und die kühlen Ströme füllten seine Lungen.

Warum er ausgerechnet hierher gekommen war, wußte Fireball selber nicht genau, aber die vertraute Umgebung von Ramrods Inneren hatte eine sehr beruhigende Wirkung auf ihn. Zum ersten Mal seit Stunden fühlte sich sein Kopf nicht mehr so schwer an und der Druck fiel für einen kleinen Moment von seiner Seele ab.

Liebevoll strich seine Hand über seine Satteleinheit im Cockpit. Was für ein wunderbares Gefühl es doch jedes Mal wieder gewesen war, diesen Stahlkoloss durch die Weiten des neuen Grenzlandes zu manövrieren. Und was für wunderbare Zeiten es doch gewesen waren!

Für einen kurzen Augenblick mußte er der Versuchung widerstehen, sich einfach hinter die Steuerung zu setzen und mit Ramrod auf und davon zu fliegen, doch er wußte selber, daß es keinen Sinn hatte, vor seinen Problemen davonzulaufen! Er mußte sich den Dingen stellen, egal wie es für ihn ausgehen würde!

Das metallische Geräusch von Schritten dicht hinter ihm ließ ihn aus seiner Trance erwachen und herumwirbeln.

„April...“ erschrocken starrte er in ihr verweintes, bleiches Gesicht, „wie bist Du hier reingekommen?“

Schniefend steckte sie sich eine Strähne ihres langen blonden Haares hinter das linke Ohr: „Ich war schon vor Dir hier. Als ich gehört habe, daß die Luke geöffnet wurde, bin ich in mein Quartier gegangen und habe alle Systeme heruntergefahren, damit mich keiner bemerkt! Ich wollte allein sein...“

Fireball sagte nichts. Er beobachtete, wie sie dort vor ihm stand, mit Tränenspuren auf den Wangen und zittrigen Händen und merkte, wie sich auch in seinem Hals ein Kloß zu bilden begann und seine Augen anfingen zu brennen.

Mit einem lauten Schluchzen warf April sich ihm ohne Vorwarnung an den Hals und begann herzzerreißend zu weinen.

„Was sollen wir bloß tun“, wimmerte sie, während sich ihre Hände auf seinem Rücken in Fireballs rotes T-Shirt krallten, „wie können sie nur denken, Du hättest etwas mit diesem Bombenanschlag zu tun!“

Fireball schloß seine Arme so fest er konnte um Aprils zarten Körper und drückte sie an sich: „April...“ jetzt wo er ihre Wärme spürte, ihre Zärtlichkeit, ihre Nähe, brach alles über ihm zusammen, was ihn in den letzten Stunden bewegt hatte und Tränen stiegen ihm in die Augen.

„Ich lasse nicht zu, daß sie Dich festnehmen, Fire! Du bist unschuldig...“

Eine große Erleichterung machte sich in Fireball breit: „Weißt Du, wovor ich am allermeisten Angst hatte“, er vergrub sein Gesicht in ihrem blonden Haar und atmete den blumigen Duft ein, der von ihnen ausging, „daß Du mir nicht glauben könntest!“

„Ich kenne Dich doch besser, als jeder andere Mensch“, schluchzend schüttelte sie den Kopf, „wie hätte ich nur eine Sekunde lang glauben können, daß Du...“ die Tränen erstickten ihre Stimme.

„Warum bist Du weggelaufen, April? Ich habe mir wahnsinnig Sorgen gemacht...“ natürlich konnte sich Fireball die Antwort mittlerweile selber zusammen reimen, nachdem er David Scott den kleinen Besuch abgestattet hatte.

April versuchte, ihre Stimme wieder unter Kontrolle zu bringen. Zitternd wischte sie sich die Tränenspuren aus dem Gesicht: „Na, weil ich... weil ich Dir helfen wollte! Ich...“

„Und deshalb bist Du zu David gefahren?“

April schaute Fireball entsetzt an: „Woher...“

„Ich bin bei ihm gewesen und er hat mir die ganze Sache erzählt...“ verschwörerisch legte er April die Hände auf die Schultern und schob sie soweit von sich weg, daß er in ihre geröteten und geschwollenen Augen blicken konnte, „wie konntest Du nur so leichtsinnig sein!“

Sie wollte zu einer Verteidigung ansetzen, aber Fireball ließ sie gar nicht erst zu Wort kommen: „Damit machst Du es nur noch schlimmer, April. Und Du bringst Dich selber in Gefahr...“ seine Stimme klang ruhig aber auch vorwurfsvoll, was ihr neue Tränen in die Augen trieb: „Ich wollte Dir...doch nur helfen...“

„April...“ jetzt nahm er ihr Gesicht zärtlich in die Hände, „glaubst Du, ich will, daß Du auch noch mit in diese Sache verwickelt wirst. Versprich mir, daß Du Dich ab sofort raushältst und Dich nicht mehr rührst, egal was auch passiert!“

„Aber...“

„Nichts aber“, Fireball wurde energisch, „versprich es mir, April!“

Ihre Blicke wanderten schuldbewußt nach unten: „Das kannst Du nicht von mir verlangen...“

Gereizt ließ Fireball sie los und wirbelte herum: „Du machst es nur noch schlimmer, als es sowieso schon ist!“ er legte die Hände in den Nacken und versuchte sich zu beruhigen: „Hör zu, April. Es ist ja wirklich lieb von Dir, daß Du mir helfen willst, aber ich habe schon genug damit zu tun, meine eigene Haut zu retten“, ihm fiel ein, daß David so vor gut einer Stunde genau die gleichen Worte benutzt hatte und er schauderte leicht, „wenn ich mir auch noch Gedanken um Dich machen muß...“

„Aber ich bin doch Schuld daran, daß Ihr zwei Euch geprügelt habt!“ rief April aufgelöst und rang die Hände: „Wenn ich mich gestern abend nicht so angestellt hätte, wäre es doch gar nicht soweit gekommen...“

„Ist es aber nun mal“, Fireball lehnte sich müde gegen seine Satteleinheit, „und Dich trifft daran keine Schuld, das habe ich Dir vorhin schon gesagt. Wenn ich mich nicht wie ein absoluter Volltrottel benommen hätte, wäre Mandarin jetzt gar nicht...“ er atmete tief durch und schüttelte traurig den Kopf: „Nein, Du bist nicht schuld und ich will auch nicht, daß sich daran irgendwas ändert!“

April ging langsam und ein wenig eingeschüchtert auf ihn zu: „Aber ich kann nicht anders, ich muß Dir einfach helfen!“

Fireball gab es auf: „Das ehrt mich ja wirklich sehr, April, aber ich weiß ehrlich gesagt nicht, womit ich Deine Hilfe noch verdient hätte. Ich mein, eigentlich solltest Du mich dafür hassen, daß ich Dich so enttäuscht habe. Ich habe Dich angelogen, Dich hintergangen, habe mit“, er verkniff sich zu sagen, daß er mit Sterncaptain Yamato ‚herumgemacht‘ hatte, „habe Mandarins Zuneigung zu mir schamlos ausgenutzt...“

„Und trotzdem will ich Dir helfen, Fire...“ jetzt stand sie so dicht vor ihm, daß er ihren Atem spüren konnte.

„Warum nur, April...“ flüsterte er und starrte gebannt in ihre blauen Augen. Sie war so wunderschön, selbst wenn sich so tiefe Sorgenfalten auf ihre zarten Züge gelegt hatten. Ihre Lippen strahlten wie Korallen in einem hellen Rot und ihr wohlgeformter Busen hob und senkte sich mit jedem hektischen Atemzug, so daß Fireball mal einen besseren, mal einen weniger guten Ausblick auf ihr Dekolleté erhaschen konnte.

Ihm wurde plötzlich ganz schwummerig und tausende von Schmetterlingen schienen in seinem Magen herumzuflattern. April mußte es ähnlich ergehen, denn ihre Wangen überzogen sich mit einer sanften Röte und in ihren Augen stand zum ersten Mal ein Glitzern, das nicht von Tränen her rührte.

„Du weißt, warum“, flüsterte sie kaum noch hörbar, „weil ich Dich...“

Bevor sie den Satz zuende spreche konnte, wurde sie von jähem Lärm unterbrochen, der plötzlich aus dem hinteren Teil von Ramrod zu ihnen drang. Eilige Schritte von vielen Füßen kamen auf sie zu und instinktiv wichen sie beide ein Stück auseinander. Im nächsten Moment öffnete sich die Tür zum Cockpit mit einem hydraulischen Zischen und Commander Ealge trat mit ernster Miene und fünf bewaffneten Soldaten auf sie zu.

„Commander...“ verwirrt blickte Fireball auf die Bewaffneten, die ihre entsicherten Lasergewehre auf ihn richteten.

„Daddy, was soll das?“ April lief zu ihrem Vater hinüber und erwartet anscheinend eine Erklärung, doch er beachtete sie nicht.

Mit jovialer Stimme, die kein Zittern vernehmen ließ wandte er sich an Fireball: „Star Sheriff Shinji Hikari...“ Fireball wunderte sich darüber, wie oft er schon in den letzten paar Tagen mit seinem richtigen Namen tituliert worden war, „Sie werden hiermit vom Dienst suspendiert und mit sofortiger Wirkung unter Arrest gestellt. Bitte händigen Sie mir Ihre ID-Karte aus!“

Fireball war wie gelähmt, das alles erschien ihm so unwirklich. Beinahe wie in Zeitlupe griff er in seinen Overall und zog seine Karte hervor, die er dem Commander unsicher entgegenstreckte.

„Aber Daddy...“ setzte April erneut an und wurde diesmal mit herrischer Stimme von ihrem Vater zum Schweigen gebracht: „Schweig, April. Es ist am besten, wenn Du Dich sofort in Dein Quartier begibst. Du solltest eigentlich gar nicht hier sein!“ bei seinen letzten Worte warf er Fireball einen vorwurfsvollen Blick zu, woraufhin der Rennfahrer betreten die Augen senkte.

„Es ist nicht seine Schuld, Daddy, ich war schon hier, als er kam, er wußte nicht...“

„Miss Eagle“, der Commander war kurz davor die Beherrschung zu verlieren, „es tut nichts zur Sache, warum und weshalb Sie hier sind. Wenn Sie jetzt nicht schweigen und sich ohne Umschweife in die Zentrale zurückbegeben, werde ich Sie von zwei Bewaffneten dorthin eskortieren lassen!“

„Commander...“ warf Fireball schnell ein, um die Aufmerksamkeit von Eagle wieder auf sich zu lenken, damit April nicht noch mehr Schwierigkeiten bekam, „weshalb werde ich...“ ja, was wurde er eigentlich? War man tatsächlich dabei, ihn zu verhaften?

Die Haltung des Commanders versteifte sich: „Sie stehen unter dem Verdacht des vorsätzlichen Mordversuches an Sterncaptain Yamato...“ seine Stimme nahm einen weicheren, fast entschuldigenden Zug an und in seinen Augen spiegelte sich Trauer wieder.

„Mandarin ist vor einer Stunde gestorben!“



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2006-10-30T02:19:34+00:00 30.10.2006 03:19
Huhu, dein Ansporn ist zurück! XD~
Mit Lieblingstellen, Senf (oder willsu lieber Mayo? o__O Ketchup hab ich auch XD), Gedanken und nem riesen Lob, weil das Kapi wieder so geil war^___^

Kapitel 3

Seite 2
»Übelkeit stieg in ihr hoch, denn sie begriff mit einem Mal, wie unrecht sie Fireball die ganze Zeit getan hatte. Gestern abend vor der Feier war er zu ihr gekommen und hatte ihr alles erklären wollen, doch sie hatte ihm, blind vor Eifersucht, einfach nicht zuhören wollen: „Fire, das, das...“ nun sah auch sie reumütig zu Boden, „ich wußte nichts davon...“«
->Tja liebe April, ich hab dir gesagt, dass ichs hören will, aber auf mich hört ja keiner T__T xD <-

Seite 3
»„Doch...“ April drängte sich noch näher an den warmen Körper ihres Freundes, „ich habe Dir nie zugehört, wenn Du versucht hast, mir die Situation zu erklären. Wenn ich Dir nur vertraut hätte oder Dir eine Chance zum Erklären gegeben hätte, dann wäre das alles nie soweit gekommen...“«
->Ich sags gerne noch mal, ich wollts hören T___T<-

Seite 3
»„Aber... ich will Dich nicht verlieren, Fire...“ April löste sich ein handbreit von Fireball und blickte in seine wunderschönen braunen Augen.«
->Das ist schön ;____;<-

Seite 3
»„Es tut mir leid...“ flüsterte er ganz nahe an ihrem linken Ohr, „ich habe so lange auf diesen Augenblick gewartet...“ sanft schob er die verdutzte April von sich weg, „aber ich kann nicht! Ich kann Dich nicht auch noch unglücklich machen...“«
->Idiot >_________< <-

Seite 6
»Einem Mädchen, das er sehr mochte, war bereits genug Unheil seinetwegen widerfahren, dem Mädchen das er liebte, sollte nicht das gleiche Schicksal blühen.«
->Ich liebe ihn *___* *nicht mehr dazu sagen kann*<-

Seite 6
»„Was für ein ausgemachter Schwachsinn...“«
->Hatten wir das nicht schon mal? >___> XD<-

Seite 9
»„Mandarin ist vor einer Stunde gestorben!“«
->Mein erster Gedanke dabei war: Ach du meine Scheiße! O___O
Ehrlich, die kann doch nicht einfach so hops gehen! >___>
Oder sie hätte doch wenigstens 15 Minuten oder so warten können, die Zeit hätten dann Fire und April sinnvoll nutzen können >__< *hofft das jeder weiss was sie meint XD*<-

Dieser Kapis war zwar sehr ernst, aber trotzdem total hammer^^

Lg

Dat erfrischende Lüftchen Air XD~


Zurück