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Sekunden der Entscheidung

von

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Rans Entscheidung

"So da isse." Kokomiko machte es sich auf einem Kissen gemütlich. "Hallo Leira. Komm setzt dich zu mir." Fuhr sie fort und klopfte auf ein blaues Kissen neben sich. "Hab ich dir freigehalten."

Leira ließ neben ihr nieder. Die restlichen Anwesenden griffen sich auch ein Kissen und setzten sich zu den beiden. Alle bildeten einen kleinen Kreis. Und in dieser Runde begann Kokomiko zu erzählen.

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Es war ein stürmischer Herbsttag. Der Himmel war mit grauen Wolken behangen und der Wind fegte durch die Straßen von Tokyo. Die Menschen hielten sich krampfhaft ihre Mäntel zu, stemmten sich gegen die Kraft der Natur. Er rüttelte auch an einer Telefonzelle in der ein kleiner Junge stand.
 

Conan legte den Hörer auf die Gabel. Seltsam, Ran benahm sich richtig eigenartig. Sein Kopf senkte sich und er schien in der Ferne einen Punkt zu fixieren. Seine Augenbrauen hatte er nach unten gezogen und die Stirn war mit Falten übersät. Irgendwie wurde er nicht aus ihr schlau. Irgendetwas war im Busche, wie man so schön sagte. Er trat aus der Telefonzelle. Ein kalter und heftiger Windstoss erfasste ihn und riss ihn fast zu Boden. Echt übel das Wetter, dachte Conan. Kein Wunder wenn man schlechte Laune bekommt oder sich, wie im Fall von Ran, merkwürdig benimmt. Er kniff das eine Auge zu, das andere zusammen und versuchte gegen den Wind anzukämpfen. Zu allem Überfluss begann es jetzt auch noch zu regnen. Hart peitschte der Wind die Regentropfen in sein Gesicht. Dennoch trieb er sich zur Eile an. Er wollte nach Hause, wollte sehen ob sein Anruf bei Ran die gewünschte Wirkung zeigen würde. Und dennoch wurde er das Gefühl nicht los, nichts erreicht zu haben.
 

Conans Gedanken gingen ein paar Tage zurück. So wie sich das Wetter im Herbst veränderte, so wie die wärmende Sonne täglich früher verschwand, so änderte sich Ran Gemütszustand und ihr lächeln erlosch. Eigentlich passierte es allmählich, aber jetzt fiel es ihm so richtig auf. Ran verschloss sich zusehends. Von Tag zu Tag wurde es immer deutlicher. Sie sagte kaum noch ein Wort. Erwähnte es auch mit keiner Silbe, wenn er mal zu spät kam, weil er wieder einmal mit Inspektor Megurè und Tagaki unterwegs war oder weil die Detektiv Boys ihn aufgehalten hatten. Auch räumte sie wortlos den Müll ihres Vaters zur Seite. Sie tat es einfach. Schweigend und in sich gekehrt. Wenn man es genau betrachtet, kam sie aus der Schule, begab sich in ihr Zimmer und schloss sich ein. Kein Laut drang heraus. Still, als würde sie sich nicht darin befinden. Einmal hatte sie vergessen abzuschließen, und er hatte die Gelegenheit genutzt und war zu ihr gegangen. Er hatte sie gesehen, wie sie auf ihrem Bett lag und nur an die Decke starrte, geistesabwesend, so als wäre sie mit ihren Gedanken in einer anderen Welt. Sie war so vertieft, das sie nicht einmal gehört hatte, wie er das Zimmer betrat. Und Conan sah noch mehr. Er sah ihre Augen, die umzogen waren von einem merkwürdigen traurigen Fluor. Ihre Gedanken beschäftigten sie und sie stimmten sie traurig. Aber rausgefunden an was sie dachte, das hatte er nicht. Conan verließ das Zimmer wieder ohne sie angesprochen zu haben. Ihre depressive Stimmung färbte sich irgendwie auf ihn ab. Und er begann sich Sorgen zu machen.
 

Conan versuchte alles um ihre Stimmung zu heben. Er kam pünktlich nach Hause, versuchte mit ihr zu scherzen, wenn sie mal ihr Zimmer verlassen hatte. Aber so viel Mühe er sich auch gab, kein Wort brachte er aus ihr raus, kein lächeln ließ sich ihr entlocken. Und das machte ihn nachdenklich. Was in aller Welt beschäftigte Ran derartig, das sie sich so sehr veränderte. Er fasste einen Entschluss. Nur einer konnte sie wieder zum reden und zum lachen bringen. Und dieser eine, das war er. Besser gesagt, seine richtige Identität. Er als Shin-ichi, er hatte es immer geschafft sie zu trösten, egal um was es sich gehandelt hatte. Er würde es auch jetzt wieder schaffen. Nur schade, das er lediglich akustisch in Erscheinung treten konnte. Aber das war mehr als nichts. Auch wenn er selbst gerne wieder in seinen alten Körper zurückwollte, so ging das nun mal nicht. Aber Ran, sie musste wieder die alte werden.
 

Heute hatte er nach der Schule gleich eine Telefonzelle aufgesucht. Schnell hatte er ihre Nummer gewählt. Das Klingeln dauerte eine Ewigkeit. Er begann sich zu fragen, ob Ran überhaupt schon zu Hause war. Conan blickte zur Uhr. Doch, ihr Unterricht war beendet. Er wollte gerade auflegen, als das Telefonat doch noch angenommen wurde. Mittels Stimmentransposer meldete er sich mit seiner alten Stimme. Dann herrschte Schweigen. Er glaubte, dass Ran den Hörer zur Seite gelegt hatte, als sie doch noch antwortete. Mit Mühe konnte er überhaupt ein Gespräch beginnen. Und noch schwieriger war es, dieses überhaupt in Gang zu halten. Sie war am Telefon genauso, wie er sie in der letzten Zeit gesehen hatte, schweigsam. Ihre Stimme klang irgendwie teilnahmslos und nichts deutete darauf hin, das sie wie sonst immer heimlich Tränen vergoss. Ran wirkte ruhig, zu ruhig. Alles über was sie sprachen, war eher belanglos. Und doch brannte ihm eine Frage unter den Nägeln. Was war mit ihr los. Aber diese Frage Ran direkt so zustellen, dazu fehlte ihm der Mut. Also beendete er das kurze Gespräch mit einem ungutem Gefühl. Einem Gefühl, das ihm sagte, das er nicht das erreicht hatte, was er erreichen wollte.

Und dann war da noch eine Auffälligkeit, etwas was anders war als bei allen anderen bisherigen Telefonaten. Am Ende jeden Anrufs, bat sie ihn sonst immer zurückzukommen. Ja sie flehte ihn regelrecht an. Und jedes Mal brach diese Bitte sein Herz. Nur dieses Mal, diese Mal tat sie es nicht. Dieses Mal sagte sie nur 'Machs gut Shin-ichi.'
 

Auf dem Weg nach Hause schwirrten ihm immer wieder diese Worte im Kopf herum. 'Machs gut Shin-ichi.' 'Machs gut Shin-ichi.' Was hatte das zu bedeuten? Es klang so nach Abschied, so endgültig. Hatte sie ihn etwa aufgeben? Oder steckte mehr dahinter? Ein anderer Junge? Nein! Dann würde sie nicht zu Hause sitzen, schon gar nicht allein und erst recht nicht so trübselig. Oder war doch die Jahreszeit schuld? Dieses Wetter lud regelrecht ein deprimiert zu werden.

Conan blieb stehen und schaute in den Himmel. Der Regen benetzte sein Gesicht. Was ist los mit dir Ran? Warum schaffe ich es nicht dich wieder zurückzuholen aus deiner Verschlossenheit? Conan rubbelte sich über die Stirn. Ihr ganzes Verhalten stimmte ihn nachdenklich. Aber nun wurde es Zeit, er musste zu ihr. Wenigstens wollte er sich in ihrer Nähe aufhalten. Vielleicht, so hoffte er, würde sich ihre Stimmung bald wieder ändern, so wie das Wetter. Auf Regen folgt nun mal Sonnenschein.
 

Conan stieg die Treppen nach oben. Als erstes betrat er die Detektei. Niemand war zu sehen. Conan wunderte sich. Kogoro wird doch nicht etwa versuchen einen Fall zu lösen, dachte er bei sich. Nein, er schüttelte den Kopf, das würde eindeutig in die Hose gehen. Bei Gelegenheit würde er das, was Kogoro versaut hatte, wieder geradebiegen. Heute war Ran wichtiger. Conan schloss die Tür und begab sich eine Etage höher.

"Ran?" Rief er als er die Wohnung betrat. Keine Antwort. Er seufzte, war ja klar. Sie schwieg halt, warum sollte sie dann ausgerechnet jetzt auf sein Rufen antworten.

Leise ging er zu ihrem Zimmer. Erstaunt stellte er fest, das die Tür nur angelehnt war. Vorsichtig beugte er sich vor und lugte ins Zimmer. Nein, Ran war nicht zu sehen. Conan richtete sich auf und überlegte. Wo war sie? Seine Augen blieben an ein paar winzigen Punkten auf dem Boden in seiner Nähe hängen. Er trat darauf zu, ging in die Hocke. Gedankenverloren tippte er mit seinem Finger einen Tropfen an. Sein Blicke erstarrte als er seine Fingerspitze betrachtete. Das war Blut, stellte er erschrocken fest. Hastig folgten seine Augen der Blutspur. Sie führten ihn in Richtung Küche. Unsicher betrat er den Raum. Am Boden sah er ein Messer liegen, die Klinge mit Blut verschmiert. Seine Augen suchten jeden Winkel ab. Ran war hier nicht. Aber das Messer und das Blut? Hatte sie sich beim Essen zuzubereiten geschnitten? Er sprang auf einen Stuhl. Nein, es waren keine Lebensmittel zu sehen. Also konnte das so nicht passiert sein. Was zum Kuckuck aber war wirklich geschehen? Conan sprang von seinem Stuhl und lief zurück in den Flur. Er musste nur der Spur von Anfang an folgen, irgendwo würde sie schon enden. Conan hoffte nur, das es nicht Ran war die da ihr Blut verlor. Gerade eben hatte er doch noch mit ihr am Telefon gesprochen. Und so lange war er hierher nun auch nicht unterwegs gewesen. Und nach Einbruch, sah die ganze Wohnung nicht aus.

In der Zwischenzeit war er an der Badezimmertür angekommen. Die Tropfen endeten hier vor der Tür, führten hinein. Er drückte die Türklinge nach unten, aber die Tür gab nicht nach.
 

"Ran?" Rief Conan ängstlich. "Bist du im Bad?" Er lauschte. Ein leises wimmern war zu hören. "Ran antworte doch." Er hämmerte gegen die Tür.

'Machs gut.' Hallte ihre Stimme in seinem Kopf. Er sah das Blut auf dem Boden, dachte an das Messer in der Küche. Sie wird doch nicht etwa...? Nein Ran, tu mir das nicht an.

"Ran?" Seine Stimme verriet Panik. "RAN! MACH AUF!" Schrie er noch einmal. Immer noch hörte er das leise wimmern. "VERDAMMT RAN ANTWORTE." Seine Fäuste sausten unaufhörlich gegen dir Tür. Dann hielt er inne. So hatte das alles keinen Sinn. Aber er musste da rein. Conan fixierte das Schloss. Das war die Schwachstelle. Wenn Ran hier stehen würde, würde sie mit einem Tritt die Tür eintreten. Aber er konnte kein Karate. Zumindestens nicht so wie sie. Ein wenig allerdings schon, immerhin musste er ihr oft genug ausweichen, wenn sie ihn mal wieder als Trainingspartner missbrauchte. Conan ging in die Hocke. Hier brauchte er noch zusätzlich die Kraft seiner Power-Kick-Boots. Mit einer Mischung aus Rans Halbkreisfußtritt und einem Fallrückzieher trat er gegen das Türschloss. Die Tür sprang auf und ließ den Blick in das Bad zu.
 

Ran kauerte zusammengesunken in einer Ecke. Dicht hatte sie die Beine an ihren Körper gezogen. Den Kopf hatte sie gesenkt und wimmerte leise. Ihr Körper wippte kaum merklich vor und zurück. Mit ihren blutigen Händen drückte sie ein Bild an ihre Brust. Von ihren Handgelenken bildeten sich aus einer roten Flüssigkeit kleine Rinnsale und tropften von den Ellenbogen auf den Boden, auf dem sich bereits kleine Lachen gebildet haben. Conan konnte nicht fassen was er da sah. Er rannte auf sie zu, zog eine ihrer Hände zu sich und betrachtete sich ihr Handgelenk. Quer ging der Schnitt darüber hinweg und ließ das Blut langsam herauslaufen. Also doch, sie hatte es getan. Er musste schnell handeln. Kaum konnte er einen klaren Gedanken fassen. Ihre Worte, ihr Verhalten in der letzten Zeit, seine Entdeckung hier im Hause, alles wirbelte in seinem Kopf durcheinander. Was er wusste war, das er zuerst die Blutung zum Stillstand bringen musste. Er griff nach dem ersten was er fand. Straff winkelte er ein Handtuch um das Handgelenk. Dann folgte die andere Hand. Als er diese zu sich zog fiel das Bild zu Boden. Kurz blickte er darauf und seine Herz blieb stehen. Es war sein Bild, das was Ran sonst auf ihrem Nachttisch zu stehen hatte. Nein das durfte nicht sein, sollte er der Grund für diese unsinnige Tat sein. Mit zittrigen Händen verband er ihre zweite Hand. Dann lief er zum Telefon und rief einen Notarzt. Als er zu Ran zurückkehrte, war diese dabei sich die Tücher wieder abzunehmen.
 

"Nein." Rief Conan und versuchte sie an ihrem Vorhaben zu hindern. "Das darfst du nicht. Was meinst du was Shin-ichi sagen wird, wenn er davon erfährt."

Eine Rangelei entstand. Er ahnte das er keine Chance gegen sie haben würde, sie war siebzehn und er im Körper eines Grundschülers. Sie war im Kräftemäßig überlegen. Um so erstaunter war er, das er ihre Arme weit nach oben halten konnte. Sie war so geschwächt, das sie keinerlei Gegenwehr zeigte. Er sah in ihre geröteten Augen. Sie wirkten matt und leer, ohne Leben.

"Kämpfe Ran." Rief er ihr zu. "Kämpfe für Shin-ichi." Er hatte Angst, Angst das sie sich am Ende komplett aufgegeben würde.

"Er kommt nicht mehr wieder." Murmelte Ran und Tränen liefen über ihre Wangen. "Ich bedeute ihm doch eh nichts."

"Das weißt du doch gar nicht." Er hielt ihre Hände krampfhaft fest und versuchte mit den Daumen ihre Adern abzudrücken..

"Er kommt nicht mehr wieder. Ich bedeute ihm doch eh nichts." Murmelte sie wieder monoton.

Verdammt, warum redet sich etwas ein, was nicht stimmt? Er hatte ihr immer wieder gesagt, das er eines Tages zurück kommen würde. Ran, dachte er, du bist mir nicht gleichgültig, aber das kann ich dir jetzt nicht sagen. Und doch ist es in diesem Augenblick das einzige was dir noch helfen kann, das einzige was dich zur Vernunft bringt. Und ich kann es nicht sagen. ICH KANN ES NICHT SAGEN. Am liebsten hätte er dieses Satz aus sich herausgeschrieen.

Noch immer hielt er ihre Hände weit auseinander. Er sah in ihre Augen. Die Traurigkeit, diese Hoffnungslosigkeit. Und sie machte ihn zu schaffen. Noch nie hatte er sie so gesehen.
 

Es klingelte. Er musste sie loslassen um die Tür zu öffnen. Aber er konnte es riskieren. Er musste, die Hilfe die er benötigte, sie war nun da.

Conan stürmte los und ließ die Sanitäter ein. Schnell wies er ihnen den Weg zu Ran. Sie war nun in sicheren Händen. Besorgt beobachtete er wie die Sanitäter Ran verarzteten. Würde Ran es schaffen?

"Sie hat jede Menge Blut verloren. Wir müssen schnell ins Krankenhaus." Sagte der Notarzt und legte eine Transfusion.

"Sie können mein Blut haben." Conan krempelte einen Ärmel hoch. "Sie und ich haben die gleiche Blutgruppe. Sie hat für mich auch schon einmal Blut gespendet. Es ist also das mindeste was ich für sie tun kann." Sagte er aufgeregt.

Der Arzt lächelte. "Schon gut kleiner. Du hast genug getan. Du hast uns gerufen und damit ist dein Teil erfüllt. Du bist einfach noch zu klein um mehr helfen zu können."

"So klein bin ich nicht." Antworte Conan. Er musste etwas für sie tun.

"Kleiner verstehe doch, wir dürfen Kinder nicht zum Blutspenden heranziehen."

Conan begriff. "Darf ich mitfahren?" Er schaute Ran hinterher, wie sie weggetragen wurde. Er musste einfach bei ihr bleiben.

"Na komm schon du kleiner Kavalier." Der Sanitäter und Conan folgten der Trage.
 

Conan kletterte ins Auto. Neben Ran ließ er sich nieder. Sachte legte er seine Hand auf ihre. Warum hast du das getan Ran? Wirklich wegen mir? Warum? Immer und immer stellte er sich die Frage und fand doch keine Antwort darauf. Seine Augen klebten an Rans Gesicht, die blass auf der Trage lag und ihre Augen geschlossen hatte.

"Sie muss wohl Liebeskummer gehabt haben." Flüsterte der Arzt. Conan nickte ohne seinen Blick von Ran zu lösen. "Das passiert Mädchen in diesem Alter öfters." Fuhr der Arzt fort. "Nur schade das es immer die hübschen trifft und sie keinen anderen Ausweg sehen. Wenn du klug bist mein Junge, dann tue deiner Freundin einen großen Gefallen und behandele sie später nicht so abweisend. Ok?"

Conan schwieg. Ihm war übel. Wie sollte der Arzt auch wissen, das er ihr Freund war. Hätte er es gewusst, hätte er es bestimmt nicht gesagt. Aber so waren seine Worte wie ein Vorwurf an ihn. So wie ihre Worte. Ihre Worte, die sie von sich gegeben hatte, als er verzweifelt versuchte sie zu verbinden. Sie liebte ihn. Aber sie hatte es nie zugegeben. Aber dann verschwand er aus ihren Augen, nicht aus ihrem Leben, aber aus ihren Augen. Und weil sie ihn nicht sah, glaubte sie allmählich er würde nicht zu ihr zurückkehren. Ran das ist doch dumm.
 

Der Wagen hielt. Ran wurde herausgezogen und sofort in den OP gebracht. Conan wurde ins Wartezimmer verwiesen. Verstört starrte er seine Hände an. An ihnen klebte Rans Blut. Und das nicht nur im wahrsten Sinne des Wortes. Er war schuld, er hatte sie dazu getrieben, hatte sie in diese, für sie ausweglose Situation gedrängt. Und er, er hatte es wieder einmal nicht gesehen. So wie er ihre Liebe damals nicht gesehen hatte.

Nein Ran, sagte er sich, du bist nicht dumm. Du glaubst nur dem was du siehst, dem wovon du weißt. Niemals habe ich dir gesagt wieviel du mir bedeutest. Nie habe ich dir gesagt, das ich dich liebe. Wenn ich nicht zu Conan geworden wäre, wüsste ich selbst noch nicht einmal, das du Gefühle für mich empfindest. Aber wenn ich noch Shin-ichi wäre, dann würde ich zwar immer noch im dunkeln tappen, würde meine Gefühle weiter vor dir verstecken, jedoch würden wir beide gemeinsam zur Schule gehen, würden gemeinsam lachen. Wir würden mit Sicherheit nicht hier sein. Du nicht da drin und ich nicht hier draußen.

Conan sah auf die Tür, hinter der Ran verschwunden war. Dann zog er seine Beine an und schlang seine Arme um diese. Er legte sein Kinn auf die Knie und verlor sich in seinen Gedanken an seine und Rans gemeinsame Vergangenheit.

Shin-ichis Entscheidung

Ich glaube wir haben ein neues Gesicht im Zimmer. Willkommen Ylang-Ylang, wir hoffen dich noch öfters begrüßen zu dürfen.

Zu diesem Kap. Ich hab ein ungutes Gefühl dabei. Irgendwie sind mir Shin-ichis Gedanken, der Wechsel zwischen seinen und Rans Gefühlen, nicht so gut gelungen. Ich glaub ich muss es nochmal überarbeiten. Fürs erste mal die Rohversion.

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So Banane mit der Rohversion. Das ist das überarbeitete Kap. Am Inhalt hat sich wenig geändert. Ich habe nur Conans Gedanken flüssigere Übergänge gegeben. So gefällts mir besser. Nun bin ich zufrieden und kann am nächsten Kap arbeiten. Es sind nur wenige Sätze umgestellt, rausgenommen oder noch welche dazugenommen worden. Also nichts weltbewegendes, fällt sicher kaum auf. Aber die Sache ist nun runder geworden. Wegen der Überarbeitung, müsst ihr noch ein oder zwei Tage auf das nächste Kap warten. Aber ihr werdet es überleben, oder?

Was mich freut ist, das ich jemanden zum nachdenken gebracht habe. 6Miaka, das war mein Ansinnen. Danke das du es angesprochen hast. Es ist wirklich traurig, wenn man keinen anderen Ausweg findet, als den, den Ran gewählt hat.

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Kogoro kam hereingestürmt. Conan schreckte hoch. Ihn hatte er vollkommen vergessen. Wie muss er wohl reagiert haben, als er nach Hause kam, das ganze Blut sah und niemand da war. Und Kogoro stürmte auf ihn zu, bombardierte ihn mit Fragen. Conan sah in verständnislos an. Er starrte auf seine Lippen und verstand keine einziges Wort von dem was Kogoro ihm sagte. Als Kogoro merkte, das es mit Conan keinen Sinn hatte, hastete er wieder los. Conan sackte wieder in sich zusammen und versank in seine Gedanken, die Gedanken an Ran. So oder ähnlich muss sie sich gefühlt haben, so muss es für Ran gewesen sein. Nachdenklich, versunken in ihren Erinnerungen, von der Umwelt missverstanden. Er wollte allein gelassen werden, mit sich und seinen Gedanken, so wie sie. Schon bald begann es in seinem Schädel zu brummen. Sein Kopf fühlte sich an als würde er zerplatzen, als wenn ihm jemand mit einem Hammer eins übergezogen hätte.
 

Irgendwann registrierte er, das sich Kogoro neben ihm setzte und etwas sagte. Nur was, konnte er nicht sagen.

Spät am Abend, es war fast schon Nacht, wurde Conan wieder aus seinen Gedanken gerissen. Eine Krankenschwester stand neben ihm und Kogoro. Er zwang sich zuzuhören. Immerhin gab es Neuigkeiten von Ran.

"Entschuldigen sie." Sagte die Krankenschwester. "Ihrer Tochter geht es den Umständen entsprechend gut. Der kleine hat ihr das Leben gerettet."

Conan fiel ein Stein vom Herzen. "Darf ich zu ihr gehen?" Fragte er leise.

Die Schwester beugte sich zu ihm runter. "Nein sie schläft jetzt und braucht viel Ruhe. Du kannst sie morgen besuchen."

Conan nickte und erhob sich. Einerseits wollte er bei ihr sein, wollte mit eigenen Augen sehen, das sie noch lebte. Andererseits war es auch gut so. So hatte er Zeit, Zeit darüber nachzudenken warum das alles passieren konnte. Langsam verließ er das Krankenhaus ohne sich um Kogoro zu kümmern der hinter ihm herrief.
 

Verstohlen strich er durch die Stadt. Krampfhaft versuchte er seine Gedanken wieder zu sammeln. Immer noch wirbelten die Ereignisse des Tages in seinem Kopf wie ein Tornado umher. Wie ein schlechter Sekundenfilm spulten sich die Bilder in einer Entlosschleife immer wieder ab. Alles war auf einmal so schnell abgelaufen, unaufhaltsam.

Er sah die Lichter der Stadt, die ihr das Leben einhauchten. Aber die Stadt die sonst so quirlig und laut war, sie war für ihn verstummt. Die Lichter, sie erhellten die Dunkelheit, aber sein Herz blieb verdunkelt.

Irgendwann kam er vor seinem Haus an. Hierher gehörte er hin. Nicht in Rans Wohnung, sondern hierher. Er war Shin-ichi Kudo, nicht Conan Edogawa. Und Ran war seine Freundin, seine große Liebe.

Er schritt weiter und klingelte beim Professor. Verschlafen öffnete der die Tür und erschrak als er Conan sah.

"Shin-ichi was ist passiert? Wie siehst du aus? Bist du überfallen worden?"

"Guten Abend Professor. Ich wollte sie nur bitten mich in mein Haus zu lassen." Sprach er leise.

"Du bist voll mit Blut. Du bist verletzt. Wir müssen Ran Bescheid geben. Sie wird sich Sorgen machen."

"Es ist ihr Blut."

"Was?" Der Professor richtete sich auf. Er verstand gar nichts mehr.

"Sie hat versucht sich das Leben zu nehmen. Wegen mir. Ich muss allein sein, lassen sie mich bitte in mein Haus."

Der Professor nickte. Er nahm wortlos den Schlüssel ging mit ihm hinüber und schloss die Tür auf.

Conan trat ein und schloss die Tür hinter sich. Er lehnte sich dagegen. Nun war er wieder zu Hause. Nun war er wieder Shin-ichi. Wenn auch nicht in Größe und Gestalt, aber er war wieder er.
 

Langsam begab er sich ins Bad. Sein Blick fiel in den Spiegel. Zum ersten Mal nahm er war, wie er überhaupt aussah. Ran Blut klebte an ihm. Seine Ärmel hatten es aufgesogen. Das muss wohl passiert sein, als er ihre Arme hochhielt und ihr Blut ihm den Arm entlang lief.

Conan zog sich aus und stellte sich unter die Dusche. Das warme Wasser rieselte auf ihn herhab und löste die Erstarrung seiner Gedanken.

Immer noch beschäftigte ihn der wahre Grund um Rans Tat. Welches Motiv hatte sie? Was hatte sie wirklich gefühlt als sie zum Schnitt ansetzte. Er würde es wahrscheinlich nie erfahren. Ran würde sich darüber ausschweigen, da war er sich sicher.

Und dann waren ja da auch noch seine eigenen Gefühle. In der Zeit als er im Wartezimmer saß, in der er noch nicht wusste ob sie überleben würde oder nicht, da hatte sich so leer und allein gefühlt. Er hatte die ganze Zeit nur an Ran gedacht. Zuerst an ihre gemeinsame Zeit. Später dann sah er nur noch ihre traurigen Augen, ihren Kummer. Und am Ende war alles nur noch rot, rot wie ihr Blut. Der Schmerz das dieser geliebte Mensch nicht mehr an seiner Seite war, er war unerträglich. Und ein Wille in ihm wurde größer und größer, das gleiche zu tun was sie getan hatte. Sich aus dieser Qual zu erlösen.

Conan kam so langsam Rans Einsamkeit näher. Der Einsamkeit die sie gespürt haben musste, weil er nicht mehr bei ihr war? Aber als er an ihre Liebe zu ihm dachte, an seine Träume sie eines Tages in seine Arme zu schließen und ihr seine Liebe zu gestehen, da verschwand dieses quälende Gefühl, das Gefühl nicht mehr leben zu wollen.
 

Conan stellte das Wasser ab. Er hatte solche Träume. Und sie? Träumte sie denn nicht mehr davon von ihm geliebt zu werden? Glaubte sie nicht mehr an seine Rückkehr? Hatte sie begonnen nur noch in der Vergangenheit zu leben? In dem was bereits geschehen war, was man nicht ändern konnte? Vertiefte sie sich immer mehr in sein Nichtdasein, sein fehlen an ihrer Seite? Entstand so der Glaube, das es nie wieder so sein wird wie es einmal war, das es für sie beide kein Morgen gibt?

Conan ließ seinen Kopf hängen. Wie grau müssen ihre Gedanken dann gewesen sein. Wie dunkel war dann ihr Leben geworden. Er schritt wieder zum Spiegel. Aber wovon sollte sie träumen, fragte er sich. Worauf sollte sie ihre Hoffnung bauen? Auf seiner Liebe zu ihr, von der sie nichts wusste? Wenn sie aber von dieser Liebe erfahren würde, würde sie dann wieder anfangen zu träumen? Würde sie zu ihren Träumen zurückkehren, die ihr Leben wieder bunt werden lassen? Würden sich dann ihr Hoffnung stärken?

Conan fasste einen Entschluss. Ran musste den Glauben an ihn und ihre Träume wiederfinden. Nur er hatte die Macht das zu ändern, auch wenn es in einer Form geschehen müsste, die er sich so nie gewünscht hatte.
 

Conan zog sich in die Bibliothek zurück. Er setzte sich an den Schreibtisch seines Vaters, suchte ein Blatt Papier hervor und begann zu schreiben.

Irgendwann legte er den Stift zur Seite. Er schob das Papier ein wenig weiter und legte sein Gesicht in seine verschränkten Arme. So blieb er eine Zeitlang sitzen. Nach einer Weile hob er den Kopf wieder, fuhr sich über Gesicht und schrieb weiter. Und als der Morgen graute, legte Conan den Stift endgültig hin. In sich versunken las er die eng geschriebenen Zeilen, die er notiert hatte. Ja es musste sein. Sie sollte endlich wissen woran sie war. Sie braucht etwas an dem sie sich festhalten konnte. Sorgsam faltete er das Papier zusammen und steckte es in einen Umschlag. Er erhob sich und verstaute den Brief in seiner Jackentasche. Sein Blick fiel aus dem Fenster. Die Sonne hatte sich gerade über den Horizont erhoben und bildete einen goldgelben Streifen über der Stadt und ließ diese aufleuchten. Wie ein Hoffnungsschimmer auf einen schönen sonnigen Tag. Der erste seit Wochen.

Ran, dachte er bei sich, wenn wir beide wieder zusammen sind werde ich dir diesen atemberaubenden Anblick zeigen. Mit gesenktem Kopf verließ Conan das Haus und machte sich auf den Weg ins Krankenhaus. Unterwegs kaufte er noch einen großen Strauß bunter Blumen.
 

Dann war er endlich vor dem großen Gebäude angekommen. Er schaute hinauf. Irgendwo dort drinnen lag Ran, eine traurige Ran, seine Ran. Sein Entschluss stand fest. Bitte, du musst wieder lachen. Mit festem Schritt betrat Conan das Krankenhaus.

"Entschuldigen sie. Ran Mouri, in welchem Zimmer liegt sie?" Fragte Conan die Schwester an der Information.

Diese beugte sich über den Tisch und schaute ihn an. "Bist du nicht der kleine von gestern?" Fragte sie erstaunt.

Conan nickte.

"Du bist ein wenig früh dran. Noch ist keine Besuchszeit."

"Darf ich trotzdem schon zu ihr?"

Die Schwester schüttelte den Kopf. "Nein tut mir leid." Sie war gerührt von seinen bittenden Augen. Und dennoch durfte sie ihn nicht durch lassen.

"Würden sie ihr dann bitte diese Blumen und den Brief auf ihr Zimmer bringen?" Conan reichte der Schwester beides.

"Ja das werde ich tun." Ein freundliches und tröstendes Lächeln breitete sich auf dem Gesicht der Schwester aus.

"Bis später." Sagte Conan und schickte an sich zu gehen. Hinter der Ecke blieb er stehen. Vorsichtig lugte er herum. Wenn die Schwester nicht aufpasste, würde er ihr hinterher schleichen.

Kurze Zeit später erschien ein zweite Schwester. Schien wohl Schichtwechsel zu sein, den die erste nahm sich einige Sachen und die Blumen, während die eben angekommene es sich gemütlich machte. Die beiden waren so vertieft, das sie nicht merkten wie sich Conan näher schlich. Und als sich dann die Schwester mit dem Blumen auf den Weg machte, folgte er ihr unauffällig. Das war allerdings nicht so einfach, denn es herrschte geschäftiges Treiben im Gebäude. Letztendlich kam er doch unentdeckt an. Die Schwester betrat ein Zimmer und Conan postierte sich davor.
 

"Guten Morgen." Hörte er die Schwester sagen. Von Ran jedoch vernahm er nichts. Vorsichtig schielte er durch den Türspalt. Da lag Ran, blass und matt in ihrem Bett und starrte aus dem Fenster.

"Schauen sie mal." Versuchte die Krankenschwester Ran zum reden zu bewegen. "Diese Blumen, so wunderschön und so fröhlich. Ein junger Mann hat sie hier abgegeben. Leider konnte ich ihn noch nicht auf ihr Zimmer lassen. Er tat mir richtig leid." Sie stellte die Blumen in eine Vase. "Und ein Brief ist auch dabei."

Nun schien Leben in Ran zu kommen. Ein junger Mann? Sie drehte den Kopf um und betrachtete die Blumen.

"Soll ich ihnen den Brief öffnen?" Fragte die Schwester. "Damit sie ihn lesen können."

Ran nickte. Die Krankenschwester öffnete vorsichtig den Umschlag und zog den Brief ein Stückchen hervor. Dann legte sie ihn auf den Nachttisch und verließ das Zimmer. Conan konnte sich gerade noch verstecken.
 

Ran starrte auf den Umschlag auf dem Nachttisch. Von wem der wohl ist? Ein junger Mann? Etwa von Shin-ichi? Nein, wie sollte er von ihr wissen, er war nicht da. Sein Interesse galt nur seinem Fall. Der Fall, der ihn schon so lange beschäftigte. Der Fall, der ihn ihr wegnahm. Sie fühlte sich von ihm so allein gelassen. Für ihn schien es das normalste auf der Welt zu sein, unterwegs zu sein um irgendwelche Fälle zu lösen. Für ihn waren die Gefühle seiner Mitmenschen nicht wichtig. Und erst recht die, mit denen er schon lange befreundet war, so wie sie. Aber gerade diese lange Zeit, die sie mit ihm seit ihrer Kindheit verbracht hatte ist der Grund, warum sie sich so gebunden an ihn fühlte. Und nun war er nicht mehr da. Er, der ihr immer gute Ratschläge gab, der im Notfall immer für sie da war, er war nicht mehr an ihrer Seite. Auf ihn hatte sie sich verlassen und nun wurde sie verlassen. Für ihr Leben war er wichtig, sehr wichtig. Als Detektiv müsste er das eigentlich wissen. Und nun war er fort. Und um so länger er fort war, um so einsamer fühlte sie sich. Und diese Einsamkeit verstärkte sich, wenn sie nach jedem seiner Anrufe den Hörer zurück auf das Telefon legte. Jedesmal glaubte sie, das diese einzige Verbindung die sie noch zu ihm hatte, nun unterbrochen wurde, das sie für immer verloren ging. Wenn er dann doch wieder anrief und sie wieder seine Stimme hören durfte, war sie für einen kurzen Moment glücklich. Nur gestern, gestern war es anders. Dunkel konnte sie sich an den vorherigen Tag erinnern. Sie wusste noch von Shin-ichis Anruf und wie sie dann in die Küche gegangen war. Gestern hatte sie dem Druck nicht mehr standhalten können. Gestern glaubte sie fest daran, das sie nie wieder von ihm was hören würde. Daran zu glauben, das er jemals wieder zu ihr zurückkehrte würde, das hatte sie schon lange aufgegeben. Sie wollte nicht mehr so weiter leben und deshalb hatte sie nach einen Ausweg gesucht und schien ihn auch gefunden zu haben.

Nur Conan war ihr dazwischen geraten. Sie sah noch sein ängstliches Gesicht, wusste das er mit ihr gesprochen hatte. Aber seine Worte, die hatte sie nicht verstanden, konnte sich nicht mehr an sie erinnern. Und doch bedauerte sie das ihr Vorhaben nicht gelungen war. Ihre Gefühle waren immer noch die selben, ihre Trauer noch genauso stark. Warum spielte das Schicksal so grausam mit ihr. Warum konnte sie ihrem Schmerz kein Ende bereiten. Warum musste sie sich weiter quälen. Sie wollte nicht mehr.

Ran schielte auf den Umschlag. Ein Anflug von Neugier übermannte sie. Schwerfällig nahm sie den Brief an sich. Mit den verbundenen Handgelenken war das nicht gerade einfach. Außerdem machte sich ein gewisse Taubheit in ihren Fingern bemerkbar. Ran drehte den Umschlag, um zu sehen von wem er geschrieben worden war. Sie erkannte Shin-ichis Handschrift. Ihre Augen weiteten sich erstaunt und Überraschung machte sich in ihr breit. Wie ein Sonnenstrahl der sich durch die dichte Wolkendecke bohrte, so bohrte sich ein Funke Hoffnung in ihre Dunkelheit. Also war er der Blumenüberbringer? Aber woher wusste er das sie hier war? Wusste er was sie getan hatte? Konnte er erahnen, warum sie es getan hatte? Nein, Shin-ichi hatte sich noch nie um ihre Gefühle geschert. Warum also jetzt? Die Wolkendecke in ihrem Gemüt schloss sich wieder und der winzige Funke Hoffnung erlosch.

Mühsam zog sie den Briefbogen aus dem Umschlag und faltete ihn auseinander. Eng und sauber waren seine Worte aneinander gereiht und Ran begann zu lesen. Schon nach wenigen Sätzen rollte ihr eine Träne die Wange herunter. Jetzt wo ihre Hülle so verletzt war, drangen seine Worte tief in sie ein und berührten sanft ihr Herz.

Der Brief und seine Folgen

Habt ihr schon mal was von Briefgeheimnis gehört? Aber bitte wie ihr wollt. Ich weiß nur nicht ob Shin-ichi solchen Schmalz überhaupt schreiben würde. Und dann finde ich, es fehlt irgendwas, ich weiß nur nicht was es ist. Na vielleicht komm ich noch drauf.

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Geliebte Ran,

ich sitze hier und versuche meine Gedanken zu ordnen. Versuche das eben geschehene zu verarbeiten. Aber das ist nicht so leicht, weil sich tiefe Betroffenheit in mir breit macht. Und diese Betroffenheit, sie zerreist mir mein Herz. Ich fühle mich schuldig an dem, was du getan hast, fühle mich wie betäubt. Und dieses Gefühl zwingt mich nun das zu tun, was ich schon vor langer Zeit hätte tun müssen. Wenn ich die Wahl hätte, würde ich vor dich treten, würde dir das gestehen, was ich dir schon so lange sagen wollte. Aber ich habe die Wahl nicht. Auch wenn ich mir vorgenommen habe es dir persönlich zu sagen, so kann ich es nicht. Nach deinem Hilfeschrei bleibt mir nun nur noch diese eine Möglichkeit dich wieder in meine Welt, dich zu mir zurückzuholen. Nur diese eine Möglichkeit dir meine Gedanken und Gefühle die ich für dich hege zu eröffnen, sie dir quasi schwarz auf weiß zu überreichen.

Meine heile Welt, sie ist zusammengestürzt. Die heile Welt, in der ich glaubte, das du die starke Frau bist, die ich in dir sehen wollte. Ich habe geglaubt das deine Liebe zu mir das alles überstehen würde. Und nun stelle ich fest, das ich mich geirrt habe, das auch du nicht unendlich belastbar bist. Dein Freitod, er wäre ein weiterer dunkler Fleck auf meinem Gewissen gewesen. Nicht nur das es schon etliche gibt, deren Tod ich zu verantworten habe, weil ich sie nicht verhindern konnte, der deinige, er wäre der schwerste gewesen den ich zu verkraften habe, wenn ich es überhaupt je geschafft hätte. Und ich habe ihn nicht kommen sehen, so wie ich deine Liebe nie gesehen habe. Zu oft bin ich mit meinen Gedanken woanders gewesen. Zu oft habe ich dich vernachlässigt, habe mich nicht genügend auf dich konzentriert. Wenn ich mich als Außenstehender betrachten würde, würde ich nur den Kopf über mein Verhalten schütteln. Denn was dich betrifft Ran, so renn ich ziemlich blind durchs Leben. Eigentlich sollte ich dich nach so langer Zeit kennen, sollte erkennen wie du dich fühlst, erkennen was du brauchst, sollte erkannt haben das du mich liebst. Aber ich habe es nicht. Und dennoch bitte ich dich mir meine Unfähigkeit zu verzeihen. Weil du der einzige Mensch bist, der mir in meinem Leben wirklich etwas bedeutet. Weil du der einzige Mensch bist, dessen Nähe ich so dringend brauche. Kurz, weil ich dich Liebe.

Immer waren wir beide zusammen. Schon früh wurde mir bewusst, das du eine besondere Stellung in meinem Leben einnimmst. Ich will Gerechtigkeit, einen Fall zu lösen ist großartig, der Rummel um meine Person spornt mich an. Aber diese Popularität, sie macht auch einsam. Als sich alle Mädchen darum rissen wer mir als erste einen Liebesbrief geben kann, wollte ich tief in mir drinnen nur noch dich um mich haben. Denn wie sagtest du so schön 'Geht es nicht darum die eine richtige zu finden?' Ich hatte sie bereits gefunden. Dich! Du Ran bist die einzige die mich wirklich kennt, die einzige die mich so sieht wie ich wirklich bin, einen durchgeknallten, egoistischen Krimifreak. Und dennoch akzeptierst du mich so wie ich bin, stoppst meine Höhenflüge. Dafür bin ich dir dankbar und das rechne ich dir hoch an. Du Ran bist die einzige, der ich gestatte das zu tun, die einzige die ich an mich heranlasse. Und deshalb trifft mich deine Entscheidung besonders hart. Mit dir, würde ich einen großen Teil meines Lebens verlieren.

Sicherlich wirst du dich fragen, warum ich dann nicht bei dir bin. Aber das ist weit gefehlt. Ich bin immer in deiner Nähe. Nur ich darf mich dir nicht so zeigen wie ich es gerne möchte. Und so habe ich dann auch von deinen Gefühlen zu mir erfahren, unbeabsichtigt, aber sie machten mich glücklich. Erst als du es mir Deine Liebe gestanden hast, wurde es mir so richtig bewusst. Nur leider war es für mich bereits zu spät. Zu spät dir zu antworten. Und so habe ich in der letzten Zeit deine Trauer und deine Tränen gesehen, auch wenn es dir jetzt vielleicht nicht gefällt das ich es sage. Deshalb habe ich mir fest vorgenommen, bei unserem Wiedersehen dir das zu sagen, was auch du so gern hören willst, das was ich schon so lange mit mir herumtrage und es nie geschafft habe auszusprechen.

Und wieder einmal kam es anders, als ich es mir vorgestellt hatte. Du hast dich allein gefühlt. Deine Einsamkeit, deine Verzweiflung, die dich zu dieser Tat trieb, du hast es geschickt verborgen. Das ich das nicht gesehen habe, das ich das nicht verhindern konnte, das werde ich mir wohl nie verzeihen. Wieder einmal hat mich mein Glaube getäuscht. Der Glaube, das du dich nicht allein fühlen wirst, bei all meinen Anrufen und den kleinen Geschenken die ich dir zwischendurch gemacht habe. Nur, dem war nicht so. Und so hast du nach einem für dich erlösenden Ausweg gesucht. Aber dieser Weg ist nicht der, den ich mir wünsche. Es ist der Weg, der mich anstatt deiner in einen tiefen Abgrund stürzen würde. Erst jetzt ist es mir gelungen nachzuvollziehen, was mein Weggang für dich bedeutet. Er jetzt habe ich begriffen, das du mehr brauchtest als nur ein paar Worte und diese Kleinigkeiten. Jetzt habe ich es verstanden. Weil ich mich in dem Moment, als du mit deinem Leben gerungen hast, genauso fühlte, wie du dich in den letzen Tagen und Wochen gefühlt haben musstest.

Wie oft war ich in deiner Nähe und habe mich dennoch vor dir verborgen. Du hast mich nie gesehen, während ich immer wieder nach dem rechten bei dir geschaut habe. Mir ist unsere Trennung nicht so schmerzlich vorgekommen, weil ich bei dir war. Aber du warst nicht bei mir, hast dich nicht selbst überzeugen können, das es mir gut geht. Und doch habe ich deine Einsamkeit nicht gesehen, auch wenn ich so dicht neben dir stand, das ich dich hätte berühren können.

Wenn du nur nicht geschwiegen hättest, ich hätte deine Gedanken zerstreut, ich hätte dich aufgehalten unter allen Umständen, weil ich dich nicht verlieren wollte. Mein Traum ist es, dir eines Tages gegenüberzutreten und in deine blauen, strahlenden Augen zublicken, in denen ich ablesen kann, wie glücklich du bist. Es ist ein Traum, in dem dein Lächeln mein Herz mit Licht erfüllt und ich meine Gefühle zu dir auslebe.

Dieser Traum, es war auch einmal dein Traum. Deshalb bitte ich dich inständigst, zerstöre sie bitte nicht unsere Träume. Denn wenn du gehst und mit dir dein Traum untergeht, so geht auch meiner. Wenn du gehst, geht für mich der Sinn meines Lebens verloren.

Beinahe wärest du von mir gegangen. Du, das für mich wunderbarste, lieblichste und schönste Geschöpf das es auf dieser Erde gibt. Aber ich habe es im letzten Moment geschafft bei dir zu sein. Habe es geschafft, das unser gemeinsam begonnener Weg nicht zerstört wird. Und nun liegt es auch an mir ihn aufrecht zu erhalten. Es würde mich glücklich machen, wenn auch du wieder daran glaubst, das es eine gemeinsame Zukunft für uns gibt. Ich wäre so glücklich wie in dem Augenblick, als du mir sagtest 'Ich liebe dich'.

Und dennoch haben diese Zeilen auch eine dunkle Seite. So sehr ich dich auch liebe Ran, so kann ich dir dennoch nicht sagen wo ich bin, muss mich weiterhin darüber ausschweigen, muss mich weiter verleugnen, muss mich weiter verbergen, selbst vor dir. Und das ist für mich unheimlich schwer. Zu gern würde ich dir versprechen wieder richtig zu dir zurückzukommen. Aber ich kann es nicht, weil ich selbst noch nicht einmal weiß, ob und wann es jemals sein wird. Ein Versprechen, es wäre nur ein leeres Versprechen. Und aus diesem Grund kann ich auch nicht ausschließen das du dich ein weiteres Mal allein fühlen wirst, das du ein weiteres Mal versuchen wirst deiner Einsamkeit entfliehen zu wollen. Deshalb bitte ich dich, wenn dich etwas bedrückt, dann sage es mir bitte. Nur so kann ich deine Zweifel zerstreuen, kann verhindern, das du diese Dummheit ein zweites Mal begehst, bis zu meiner endgültigen Rückkehr, wann immer es aus sein mag. Aber ich arbeite an daran, soviel ist gewiss.

Mein Geständnis, so spät es auch kommen mag, so unpersönlich es auch ist, so schließe ich dennoch Frieden mit mir. Mein Schweigen über meine Gefühle zu dir, es hat nun ein Ende gefunden. Ich bin erleichtert, das nun auch dir meine Gefühle bewusst sind, so wie ich mir über deine bewusst bin. Und es bleibt die Erkenntnis das mein bisheriges Schweigen, meine Gleichgültigkeit dir gegenüber zu keinem guten Ende führt. Denn wenn dein Vorhaben wirklich zu einem Ende gefunden hätte, dann würdest du nie davon erfahren haben, das mein Herz von der Liebe zu Dir erfüllt ist.

Es gibt noch so viele Dinge, die ich dir noch sagen will. Aber diese waren die, die mich in diesem Augenblick am meisten bedrückt haben. Von denen ich glaube, das du sie am meisten brauchst. Und dennoch ich habe Angst, ja ich gebe es zu, ich habe Angst, weil ich nicht weiß, wie du meine Gefühle aufnehmen, wie du damit umgehen wirst. Ich weiß nicht, ob du mir verzeihen oder ob du mich nun hassen wirst. Ich kann wohl kaum verlangen, das du meine Gefühle respektierst, wenn ich deine mit Füßen trete.

Am Ende bleibt eine Hoffnung, das du wieder die sein wirst, die du einmal warst. Und diese Hoffnung teile ich mit vielen. Ich wäre nicht der einzige gewesen, dem dein Weggang Schmerzen bereitet hätte. Für mich jedoch wäre es mein Untergang gewesen.
 

In Liebe Shin-ichi
 

Ran umklammerte den Brief mit ihren Fingern so fest sie konnte. Schluchzend drückte sie ihn an ihre Brust und rollte sich auf die Seite. Das was Shin-ichi dort schrieb, es drang tief in ihre Seele ein. Und der Augenblick begann, an dem sie bereute, das sie es getan hatte, das sie sich aufgegeben hatte.

Sie war so vertieft in ihren Gedanken, in die Worten von Shin-ichi, das sie nicht mitbekommen hatte, das ein kleiner Junge in der Tür gestanden hatte und sie beobachtete.
 

Conan schob sich von der Tür weg. Er hatte ihre Tränen gesehen. Mit den Rücken an die Wand gepresst sah auf seine Hände. Auch wenn er sich in der Zwischenzeit gewaschen hatte, sah er immer noch die Flecken darauf, fühlte er sich immer noch schmutzig, immer noch schuldig. Er legte die Hände auf den Rücken. Auch wenn sie dadurch aus seinen Blickfeld verschwanden, dieses beklemmende Gefühl blieb. Selbst wenn mit der Zeit Gras über die Sache wuchs, die Narben an ihren Handgelenken würden bleiben und ihn immer, sein ganzes Leben lang an diesen schwarzen Tag erinnern.

Und dennoch hoffte er Ran würde ihn verstehen, würde weiter zu ihm stehen, würde wieder an ihn glauben, würde weiter auf ihn warten, würde sein Verhalten verzeihen. Er hoffte, weil sie nun seine Gefühle kannte, weil sie eben gelesen hatte was er über sie dachte, was er für sie fühlte. Sie wusste nun, wie er zu ihr stand. Das alles sollte ihre Träume wieder zum erblühen bringen. Selbst wenn Ran ihm nicht verzeihen sollte, wenn sie ihn zu hassen begann, so war doch der erste Schritt getan, das sie wieder zu sich selbst finden sollte. Wenigsten ein Gefühl, welches er auch immer in ihr geweckt hatte, sollte sie ins Leben zurück geholt haben.
 

Er wollte Ran, wollte sie so sehr, das schon der Gedanke an ihren Verlust weh tat. Er wollte eine Zukunft mit ihr, eine gemeinsame Zukunft. Sie als seine Frau, mit ein oder zwei Kindern. Beinahe wäre die ganze Sache schief gegangen, wäre sein Traum zerplatzt wie eine Seifenblase. Nur weil er nicht bei ihr war, weil sie sich deshalb das Leben nehmen wollte. Wenn Ran und er wirklich einmal ein gemeinsames Kind haben sollten und es nach dem Grund der Verstümmelung ihrer Handgelenke fragte, so würde er erklären müssen, das er sie vernachlässigt hatte, obwohl er sie doch so sehr liebte.
 

Conan schob sich wieder vorsichtig zur Tür, spähte hindurch. Noch immer lag Ran mit dem Rücken zur Tür und starrte in Richtung Fenster. Leise trat er ein. Sein Herz begann zu klopfen. Welche Reaktion würde Ran zeigen? Schritt für Schritt ging er um ihr Bett herum. Stück für Stück näherte er sich ihr, trat immer weiter in ihr Blickfeld. Bald würde sie ihn entdecken. Dann stand er vor ihr, sah ihr in die Augen aus denen eine Träne rollte.

"Nicht weinen." Sagte Conan mit brüchiger Stimme und wischte ihr die Tränen von der Wange. Ihr Kummer, ihr Leid, das zusehen, es schmerzte tief in seinem Herzen. Er schluckte, dieser eine Satz in ihm, er drängte hervor. Leise schniefte er. Wieder traten die Bilder des gestrigen Nachmittags vor seine Augen. "Du weißt, ich kann es nicht sehen wenn du weinst." Flüsterte er und versuchte den Kloß, der in seinem Hals immer größer zu werden schien herunterzuschlucken. Wie gerne hätte er sie jetzt in den Arm genommen, zu gern hätte er sie an sich gedrückt.

Ran richtete sich langsam auf, zog Conan zu sich in den Arm. Das Briefpapier knisterte leise zwischen ihnen. Dieser kleine Junge er spendete ihr Trost, so wie es Shin-ichi immer getan hat. Wie schrecklich musste es für ihn gewesen sein als er sie gefunden hatte. Er tat ihr unendlich Leid.
 

Die Tür ging auf und Kogoro und Eri betraten das Krankenzimmer. Eri stürmte auf ihre Tochter zu und umarmte sie. Conan sprang vom Bett und setzte sich an den Tisch.

"Wo warst du die ganze Nacht?" Fragte Kogoro Conan.

Der antwortete nicht. Was hätte er ihm auch sagen sollen? Das er in seinem Haus war und die ganze Nacht nur an Ran gedacht hatte, das er ihr seine Gefühle aufgeschrieben hatte? Das er die Zeit für sie am liebsten für 24 Stunden zurückgedreht hätte um alles zu verhindern?

"Lass ihn." Eri erhob sich und kam auf ihn zu. Fuhr ihn durch die Haare. "Du hast sie gefunden und ihr das Leben gerettet." Sagte sie zu Conan. "Das war mit Sicherheit nicht leicht. Wie sehr musst du gelitten haben."

Du ahnst nicht wie sehr. Viel mehr als du dir vorstellen kannst. Conan legte seinen Kopf auf seine verschränkten Arme und seine Augen suchten Blickkontakt zu Ran.

"Jedenfalls bist du wieder da." Fuhr Eri weiter fort. "Aber tue das nie wieder. Kogoro und ich haben uns auch um dich Sorgen gemacht."
 

Eri setzte sich zurück auf Rans Bett. "Kleines was hast du dir nur dabei gedacht?" Fragte sie vorwurfsvoll.

"Wir haben das Bild von diesem Shin-ichi gefunden. Jetzt sag nicht, das du dir wegen diesem minderwertigen Subjekt deine Pulsadern aufgeschnitten hast." Kogoro setzte sich hinter Eri und legte die Hand um ihre Hüfte.

Ganz recht, minderwertiges Subjekt, dachte Conan. Ausnahmsweise gab er Kogoro einmal recht.

"Lasst mich in Ruhe." Sagte Ran leise.

Conan fuhr hoch. Das hörte sich nicht gut an.

"Ran was soll das? Kannst du dir nicht vorstellen, das du mit deinem Verhalten anderen weh tust?" Eri begann auf ihre Tochter einzureden. "Kannst du dir in etwa vorstellen, wie sich der Kleine gefühlt hat, als er dich fand? Kannst du dir vorstellen wie erschüttert dein Vater war als er nach Hause kam und das Bad sah? Kannst du dir vorstellen welchen Schreck ich bekommen habe als mich Kogoro angerufen hat? Und was meinst du was Sonoko und all die anderen sagen werden? Wir wollen dir helfen. Und das geht nur wenn wir einen Grund kennen."

"Es war wegen Shin-ichi." Sagte Ran leise und senkte ihren Blick.

Conan rutschte das Herz in die Hose. Also doch.

"Ich sehe du brauchst mich. Ich werde wieder zurück zu dir und deinem Vater kommen. Ein Mädchen in deinem Alter braucht Unterstützung von ihrer Mutter." Sagte Eri und strich Ran liebevoll über die Wange.

Ran starrte ihre Mutter an. "Das brauchst du nicht." Sagte sie zum erstaunen aller. Vorsichtig glättete sie das Papier in ihrer Hand und faltete es dann ordentlich zusammen. "Auch wenn es mich noch vor ein paar Monaten gefreut hätte, so ist es jetzt nicht mehr notwenig. Und hör auf mir Vorwürfe zu machen. Das bringt mich hier nicht weiter. Außerdem hat mir Shin-ichi deswegen schon den Kopf gewaschen. Du brauchst es nicht noch einmal zu tun." Ungelenk steckte sie den Brief zurück in den Umschlag.

Conan ließ sich wieder auf seine Arme nieder. In seinem Kopf arbeitete eine ganze Presslufthammerfabrik.

"Shin-ichi?" Fragte Eri.

"Dieser Kerl, wenn ich ihn zwischen die Finger kriege." Zischte Kogoro drohend durch seine Zähne.

"Hör auf so über ihn zu sprechen." Fing Ran an. "Du solltest ihm dankbar sein. Immerhin hat er mich zurückgeholt. Noch heute morgen habe ich überlegt, was ich noch tun könnte um endlich zum Ziel zu kommen. Aber Shin-ichi war bei mir. Er hat mit mir gesprochen. Sehr viel sogar und nun tut es mir leid was ich getan habe. Es stimmt, ich habe nicht an euch alle gedacht, sondern nur an mich. Mein Handeln, es war ein Fehler, ich sehe es ein. Auch wenn ich wegen Shin-ichi so frustriert war, und es vielleicht die blödeste Idee war die ich in meinem ganzen Leben gehabt habe, und so hat diese Aktion ihn mir doch wieder näher gebracht. Ich liebe ihn nun einmal und ich will mit ihm zusammensein, mit ihm glücklich sein. Aber das versteht ihr bestimmt nicht. Wenn ihr Shin-ichi nicht akzeptiert, wenn ihr mich nicht versteht, wie kann ich euch dann vertrauen? Und dann habe ich dummerweise auch noch das Vertrauen zu Shin-ichi aufgegeben. Ein selten dämlicher Fehler. Am Ende hab ich nicht mal mir selbst mehr vertraut. Aber plötzlich war er wieder da. Shin-ichi. Einfach so. Und ich habe wieder angefangen an ihn zu glauben."

Conan schloss seine Augen. Ran Worte beruhigten ihn ein wenig.

"Ich werde zu ihm stehen, werde auf ihn warten, werde stark sein. Und wenn er dann wieder vor mir steht, werde ich ihn in den Arm nehmen. Auch wenn es in diesem Augenblick vielleicht unpassend ist oder blöd aussieht. Er ist und bleibt mein Freund, meine Liebe."

Eri und Kogoro sahen sie erstaunt an.

"Er hat mir gesagt, das er mich genauso braucht, wie ich ihn. Und ich glaube ihm." Ran lächelte. So viel wie eben hatte sie schon sein Wochen nicht mehr gesprochen. Und doch kamen ihre Worte tief aus ihrem innern.

"Du bist ist erwachsen geworden." Stellte Eri fest. "Du hast dich abgenabelt. Aber mal ehrlich das hättest du auch anders machen können. Es freut mich, das du nun deine Gefühle für Shin-ichi zugibst. Und sag nicht, wir würden ihn nicht akzeptieren. Auch du hast dich ständig gegen aufgelehnt. Wenn auch nur zur Tarnung, aber du hast es getan. Ich glaube dein ständiges Abwehrverhalten ihm gegenüber, hat dich mit ihn diese Aktion gedrängt. Nun stehst du zu dir selbst und das ist ein großer Schritt in deine Selbständigkeit. Und wenn Shin-ichi das bewirkt haben soll, dann sollten wir ihm wirklich unseren Dank aussprechen. Aber versprich mir, wenn du Sorgen hast, dann friss sie nicht in dich hinein, sondern komm zu mir oder deinen Vater. Wir werden dir deinen Shin-ichi nicht weiter mies machen, sondern versuchen dich zu verstehen."

Ran schmunzelte. "Wenn ich Sorgen habe, dann suche ich mir jemanden der mir zuhört, ob Shin-ichi , ob du oder Paps. Versprochen."

"Das ist das was ich hören will." Eri strich Ran über die Wange. "Und nun mach das du wieder auf die Beine kommst."

Über Conans Gesicht huschte ein lächeln. Er hatte erreicht das sie wieder an ihn glaubte. Nie wieder würde er es so weit kommen lassen wie es gestern der Fall war. Viel früher würde er sie ansprechen, wenn er glaubte, das sie Kummer hatte.

Müdigkeit überfiel ihn. Er hatte die ganze Nacht nicht geschlafen, die Sorgen um Ran, sie haben ihn wach gehalten. Aber nun war sie wieder bei ihm, nun gehörten sie zusammen. Und das war gut so. Allmählich beruhigte er sich. Das presslufthammerähnliche Geräusch in seinem Kopf verstummte immer mehr. Die Stimmen im Zimmer verhalten, rückten immer weiter in den Hintergrund, wurden leiser und leiser. Dann war er eingeschlafen.
 

Plötzlich spürte er wie er hochgehoben wurde. Mühsam versuchte er die Augen zu öffnen. Er sah in Kogoros Gesicht und registrierte das er ihn hochgehoben hatte.

"Wir gehen nach Hause, da kannst du weiter schlafen." Sagte der, als er merkte das Conan zu sich kam.

"Nein." Conan begann sich zu wehren. "Ich will bei Ran bleiben."

"Paps?" Hörte er Rans Stimme. "Lass ihn hier. Ich schicke ihn heute Abend nach Hause."

Kogoro legte Conan am Fußende des Bettes nieder. Immer noch total übermüdet blieb er regungslos dort liegen. Er hörte wie Rans Eltern das Zimmer verließen. Ran drehte sich in ihrem Bett zu ihm um und betrachtete ihn.

"Kannst du mir sagen woher Shin-ichi das wusste?" Fragte sie Conan leise.

Der schaute sie nur an.

"Er hat geschrieben, er war oft bei mir und hat mich beobachtet. Weißt du was davon?"

Conan rührte sich nicht.

"Oder bist du sein Auge, der ihm alles berichtet?"

Er gab keine Antwort.

"Shin-ichi schreibt, er hatte es geschafft im letzten Augenblick bei mir zu sein. Es war aber nur einer bei mir der mich aufgehalten hat. Und dieser eine warst du."

Noch immer schwieg er. Ja er war bei ihr gewesen, er hatte sie aufgehalten.

"Shin-ichis Brief, er klang verzweifelt."

Conan schloss die Augen. Das war er auch gewesen. Er hatte es also geschafft ihr seine Gefühle zu übermitteln.

"Du bist auch ziemlich aufgelöst gewesen. Hat man mir zumindestens Paps erzählt."

Conan öffnete die Augen wieder und sah sie an. Was hatte er verpasst, als er am Tisch eingeschlafen war?

"Und ich kann mich auch noch an deine Reaktion von gestern erinnern. Wenn auch nur schwach, aber ich sehe immer noch deine Augen vor mir. Sie waren auch verzweifelt."

Ihre Blicke trafen sich.

"Shin-ichi hat mich gerettet? Du hast mich gerettet! Shin-ichi war verzweifelt? Du warst verzweifelt!" Sagte Ran. "Du hast die gleiche Reaktion gezeigt, wie sie Shin-ichi über sich in seinem Brief geschrieben hat. Du warst wie Shin-ichi. Du bist wie Shin-ichi." Sie zog ihm die Brille von der Nase. "Du bist Shin-ichi."

Conan kniff die Lippen zusammen. Ihr jetzt zu wiedersprechen, dazu hatte er weder die Kraft noch den Willen. Krampfhaft versuchte er das 'ja' herunterzuschlucken damit es ihm nicht herausrutschte.

Ran sah es. "Du darfst es nicht sagen. Du hast geschrieben, du darfst es mir nicht sagen. Stimmt es?" Ihre Stimme klang sanft und verständnisvoll.

"Professor Agasa wird wütend sein." Wisperte Conan leise, so das es Ran nicht hören konnte. Aber trotzdem verstand sie es. Ihr Herz war durch die vergangenen Ereignisse weit geöffnet und sehr empfänglich. Vor allen für das, was Shin-ichi ihr zu sagen hatte.

"Du musste es ihm ja nicht sagen." Flüsterte sie ihm zu.

Conan schob seine Hand vor und legte sie auf die von Ran. Nein er musste dem Professor nicht sagen, das Ran von nun an die Wahrheit wusste. Er hatte schon so viel gelogen, da würde er das auch noch schaffen. Auch wenn ihm die ganze Lügerei bereits zum Halse raushing.

"Halt mich bitte fest Ran." Flüsterte er. "Ich will dich spüren. Ich will spüren, das du immer noch bei mir bist." Auch wenn er dir Worte von Ran vorhin gehört hatte, so fürchtete er doch aufzuwachen und alles stellte sich als ein großer Irrtum heraus.

Ran zog ihn in ihre Arme und umschloss ihn.

"Ich hatte solche Angst Ran, Angst das ich dich verliere." Flüsterte er weiter und drückte sich an ihren Körper. Er hörte ihren Herzschlag. Gleichmäßig und fest. "Bitte verzeih mir, verzeih mir das ich dir nicht von Anfang an die Wahrheit gesagt habe. Bitte."

"Ich bin es, die bei dir um Verzeihung bitten muss. Ich war doch diejenige, die nicht gesehen hat das du für mich da warst. Nur deshalb bin ich auf so dumme Gedanken gekommen. Aber ich verspreche dir ich werde es nie wieder tun."

Conan hob den Kopf. Dann nahm er ihre Hand und betrachtete ihre verbundenen Handgelenke. "Es werden Narben zurückbleiben. So wie auf meiner Seele und auf meinem Herzen. Für jeden Schnitt eine. Und wenn ich sie sehe, erinnern sie mich schmerzlichst daran, das ich dir nicht schon viel früher gesagt habe, wieviel du mir bedeutest. Dann wäre das alles nicht passiert." Er strich mit der Hand über den Verband, so als könne er die Wunde wegstreichen. Dann fuhr er leise fort. "Immer wieder sehe ich dich im Badezimmer sitzen. Sehe deine blutigen Hände. Sehe die Angst, die Wut, die Verzweiflung und die Schmerzen in deinen Augen."

Ran beugte sich zu ihm runter und hauchte ihm einen zärtlichen Kuss auf die Wange.
 

Die Tür wurde geöffnet und Professor Agasa stand im Türrahmen. "Conan?" Fragte er scharf, als er die beiden so auf dem Bett liegen sah. Dann schloss er die Tür hinter sich.

Conan fühlte sich ertappt. Er wusste genau welche Frage der Professor ihm gestellt hatte. Er drehte sich auf den Bauch und blickte zu ihm auf.

"Was haben sie erwartet?" Fragte er bissig.

"Das du ihr die Wahrheit sagst."

Conan richtete sich auf. Hatte er sich eben verhört?

"Um ehrlich zu sein, bin ich hier, weil ich Ran gestehen wollte, das ich dich zum schweigen verdonnert habe. Ich wollte ihr von dir erzählen und ihr sagen, das sie sich nicht sorgen soll." Der Professor kratzte sich am Kopf. "Ich hab nämlich ein richtig schlechtes Gewissen. Aber wie ich sehe, hast du das schon selber erledigt und Ran weilt wieder unter uns."

Conan sah Ran an. Sie lächelte und er lächelte zurück.

"Ja. Sie ist wieder unter uns." Sagte er erleichtert. "Und sie ist bei mir."
 

Die Sonne durchbrach die Wolkendecke. Der Regen hatte aufgehört. Es schien ein wunderschöner Herbsttag zu werden, als Ran und Conan das Krankenhaus verließen. Ran schmückten noch zwei Pflaster, aber ansonsten war nicht mehr viel zu sehen. Sie streckte ihre Arme aus und drehte ihr Gesicht in die Sonne. "Ist das schön." Sagte sie.

Conan sah zu ihr hoch. Er freute sich, das es Ran wieder besser ging. Die grauen Tage waren vorbei. In Rans Gemüt und in der Natur. Die Sonne schien wieder und Ran war glücklich. Ihre Augen strahlten heller als die Sonne und das Blau ihrer Augen glänzte farbiger als der Himmel selber.

Und das sie glücklich war, machte ihn wiederum glücklich. Er wusste, das er sagenhaftes Glück gehabt hatte. Wenn sie die Schnitte an die richtige Stelle gesetzt hätte, dann hätte er keine Chance und Ran wäre für ihn verloren gewesen. So aber konnte er um sie kämpfen und er hatte seinen Kampf gewonnen. Nun musste nur noch wieder zu Shin-ichi werden und ihr Leben würde weitergehen. Und darauf freute er sich besonders.
 

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"So das wars schon." Kokomiko streckte sich. "Ich hab doch gesagt das es kurz wird." Dann erhob sie sich. "Und dann gibts noch eine neue Hiobsbotschaft."

"Und die wäre?" Fragte jemand.

"Ich bin zwar am schreiben, komme aber nicht so vorran wie ich will. Hab in der nächsten Zeit wenig Möglichkeiten lange zu schreiben. Das heißt ich weiß nicht wann ich die nächste FF hochladen kann. Aber schaut gelegentlich vorbei. Vielleicht bin ich ja unverhoffter Weise mal kurz da. Eure Kissen bleiben euch aber auf alle Fälle reserviert."



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Kommentare zu dieser Fanfic (20)
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Von:  Seiji_Takashi
2008-04-13T15:17:53+00:00 13.04.2008 17:17
Fettes Kommi^^
Die ff is der hammer gibts ne fortsetzung^^*g*
Hoffe ja^^

Liebe Grüße

Seiji

Von: abgemeldet
2008-04-12T23:06:32+00:00 13.04.2008 01:06
hey ho^^
ich finde deine FF übelster hammer!!
das ist mal was ganz anderes. also echt..
fettes kompliment!!
mach weiter so tolle storys ♥

LG prinzessin^^
Von: abgemeldet
2006-12-07T16:53:58+00:00 07.12.2006 17:53
Das war wieder mal was neues, hab ich denk ich noch nicht gesehen... oder doch? ah ja, bloß war Ran in der andern FF gestorben... *schnief* um so besser bin ich gelaunt, wenn ich sehe, dass sie bei dir überlebt hat ^__^ nja, prima FF, wie imma xD
LG
Ran_Mori1
Von:  Astrido
2004-05-15T18:48:38+00:00 15.05.2004 20:48
nicht schlecht, die ff.
aber ich versteh net, warum alle conan-ffs in letzter zeit so depri sind.
melos auch.

na, mach auf jeden fall mal wieder was. wie wärs mit HP?

cyu as^^
Von: abgemeldet
2004-05-01T18:59:44+00:00 01.05.2004 20:59
juhu, hab endlich die zeit gefunden sie zulesen ^^
ist dir echt super gelungen, besonders der Brief ist voll schön und dass es ein bischen schnulzig ist macht überhaupt nichts, eigentlich finde ich, dass das total gut passt und
dass es so sehr schön ist.

Deinen Schreibstil find ich einfach klasse *anhimmel*
Ich muss unbedingt ma deine andern FFs lesen.
(und sorry, dass es so lang mit dem Kommi gedauert hat u.u)

Y~
Von:  KilmaMora
2004-04-29T18:47:49+00:00 29.04.2004 20:47
*sichKissenfürdienächsteFFreservier*

Das war einfach nur genial! Der Brief war der hammer und überhaupt... einfach super!!
Von: abgemeldet
2004-04-28T20:12:33+00:00 28.04.2004 22:12
Hey du *wink*
Die FF hat mir echt supi gut gefallen.
Richtig schön Dramatisch
Der brief war echt der HAMMER. HAste echt toll hin bekommen

*knuddeldrück* melle
Von: abgemeldet
2004-04-28T17:54:01+00:00 28.04.2004 19:54
hi

ich find deine ff echt geil.
und dein schreibstyl ist auch nicht zu verachten ... it echt spitze

ich find beide echt süß .. ist dir klasse gelungen ...

naja - jetzt will ich mich mal wieder ran machen und an meiner ff weiter schreiben

also bis dann

ps. ich werd ab jetzt immer nachgucken, ob du ne neue ff on hast
falls ich es nicht bemerke, kannst du mir dann eine ens schreiben?? manchmal verliere ich den überblick darüber, was ich alles noch weiterlesen will, deshalb wäre das ne kleine nette hilfe

bye
magicdrawerin
Von:  Leira
2004-04-28T15:02:44+00:00 28.04.2004 17:02
Also, ich fand die Kapilänge super...^__________~
Ja, der Brief wahr wirklich wunderschön...wenn ich auch glaube, dass Shinichi sowas in Echt...nunja...nur im allerdringendsten Notfall schreiben könnte...aber in gewisser Hinsicht war das wirklich ein Notfall...
Insofern passt der Brief da schon rein!!!! *smile*

Was mir außerdem noch gefallen hat, ist, dass sie ihn am Schluß doch noch entlarvt hat...^_______^

Ich finds zwar schade, dass du uns jetzt ein bissl warten lässt, aber ich bleib dir und meinem blauen Kissen auf alle Fälle treu!!!!!

Wir sehn uns dann wieder, bis dann!!!!!

Dein Fan Leira ^_____________________^
Von: abgemeldet
2004-04-28T12:49:18+00:00 28.04.2004 14:49
Hinreißend! Nich schlecht, muss man schon sagen! ^^ Aber mich wunders das Shinichi so ne Schmalzlocke sein kann! Hätt ich nicht gedacht. Aber war mal was neues.
Auf die nächste freu ich mich schon.
K. Kudo


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