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Der Brief und seine Folgen

Habt ihr schon mal was von Briefgeheimnis gehört? Aber bitte wie ihr wollt. Ich weiß nur nicht ob Shin-ichi solchen Schmalz überhaupt schreiben würde. Und dann finde ich, es fehlt irgendwas, ich weiß nur nicht was es ist. Na vielleicht komm ich noch drauf.

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Geliebte Ran,

ich sitze hier und versuche meine Gedanken zu ordnen. Versuche das eben geschehene zu verarbeiten. Aber das ist nicht so leicht, weil sich tiefe Betroffenheit in mir breit macht. Und diese Betroffenheit, sie zerreist mir mein Herz. Ich fühle mich schuldig an dem, was du getan hast, fühle mich wie betäubt. Und dieses Gefühl zwingt mich nun das zu tun, was ich schon vor langer Zeit hätte tun müssen. Wenn ich die Wahl hätte, würde ich vor dich treten, würde dir das gestehen, was ich dir schon so lange sagen wollte. Aber ich habe die Wahl nicht. Auch wenn ich mir vorgenommen habe es dir persönlich zu sagen, so kann ich es nicht. Nach deinem Hilfeschrei bleibt mir nun nur noch diese eine Möglichkeit dich wieder in meine Welt, dich zu mir zurückzuholen. Nur diese eine Möglichkeit dir meine Gedanken und Gefühle die ich für dich hege zu eröffnen, sie dir quasi schwarz auf weiß zu überreichen.

Meine heile Welt, sie ist zusammengestürzt. Die heile Welt, in der ich glaubte, das du die starke Frau bist, die ich in dir sehen wollte. Ich habe geglaubt das deine Liebe zu mir das alles überstehen würde. Und nun stelle ich fest, das ich mich geirrt habe, das auch du nicht unendlich belastbar bist. Dein Freitod, er wäre ein weiterer dunkler Fleck auf meinem Gewissen gewesen. Nicht nur das es schon etliche gibt, deren Tod ich zu verantworten habe, weil ich sie nicht verhindern konnte, der deinige, er wäre der schwerste gewesen den ich zu verkraften habe, wenn ich es überhaupt je geschafft hätte. Und ich habe ihn nicht kommen sehen, so wie ich deine Liebe nie gesehen habe. Zu oft bin ich mit meinen Gedanken woanders gewesen. Zu oft habe ich dich vernachlässigt, habe mich nicht genügend auf dich konzentriert. Wenn ich mich als Außenstehender betrachten würde, würde ich nur den Kopf über mein Verhalten schütteln. Denn was dich betrifft Ran, so renn ich ziemlich blind durchs Leben. Eigentlich sollte ich dich nach so langer Zeit kennen, sollte erkennen wie du dich fühlst, erkennen was du brauchst, sollte erkannt haben das du mich liebst. Aber ich habe es nicht. Und dennoch bitte ich dich mir meine Unfähigkeit zu verzeihen. Weil du der einzige Mensch bist, der mir in meinem Leben wirklich etwas bedeutet. Weil du der einzige Mensch bist, dessen Nähe ich so dringend brauche. Kurz, weil ich dich Liebe.

Immer waren wir beide zusammen. Schon früh wurde mir bewusst, das du eine besondere Stellung in meinem Leben einnimmst. Ich will Gerechtigkeit, einen Fall zu lösen ist großartig, der Rummel um meine Person spornt mich an. Aber diese Popularität, sie macht auch einsam. Als sich alle Mädchen darum rissen wer mir als erste einen Liebesbrief geben kann, wollte ich tief in mir drinnen nur noch dich um mich haben. Denn wie sagtest du so schön 'Geht es nicht darum die eine richtige zu finden?' Ich hatte sie bereits gefunden. Dich! Du Ran bist die einzige die mich wirklich kennt, die einzige die mich so sieht wie ich wirklich bin, einen durchgeknallten, egoistischen Krimifreak. Und dennoch akzeptierst du mich so wie ich bin, stoppst meine Höhenflüge. Dafür bin ich dir dankbar und das rechne ich dir hoch an. Du Ran bist die einzige, der ich gestatte das zu tun, die einzige die ich an mich heranlasse. Und deshalb trifft mich deine Entscheidung besonders hart. Mit dir, würde ich einen großen Teil meines Lebens verlieren.

Sicherlich wirst du dich fragen, warum ich dann nicht bei dir bin. Aber das ist weit gefehlt. Ich bin immer in deiner Nähe. Nur ich darf mich dir nicht so zeigen wie ich es gerne möchte. Und so habe ich dann auch von deinen Gefühlen zu mir erfahren, unbeabsichtigt, aber sie machten mich glücklich. Erst als du es mir Deine Liebe gestanden hast, wurde es mir so richtig bewusst. Nur leider war es für mich bereits zu spät. Zu spät dir zu antworten. Und so habe ich in der letzten Zeit deine Trauer und deine Tränen gesehen, auch wenn es dir jetzt vielleicht nicht gefällt das ich es sage. Deshalb habe ich mir fest vorgenommen, bei unserem Wiedersehen dir das zu sagen, was auch du so gern hören willst, das was ich schon so lange mit mir herumtrage und es nie geschafft habe auszusprechen.

Und wieder einmal kam es anders, als ich es mir vorgestellt hatte. Du hast dich allein gefühlt. Deine Einsamkeit, deine Verzweiflung, die dich zu dieser Tat trieb, du hast es geschickt verborgen. Das ich das nicht gesehen habe, das ich das nicht verhindern konnte, das werde ich mir wohl nie verzeihen. Wieder einmal hat mich mein Glaube getäuscht. Der Glaube, das du dich nicht allein fühlen wirst, bei all meinen Anrufen und den kleinen Geschenken die ich dir zwischendurch gemacht habe. Nur, dem war nicht so. Und so hast du nach einem für dich erlösenden Ausweg gesucht. Aber dieser Weg ist nicht der, den ich mir wünsche. Es ist der Weg, der mich anstatt deiner in einen tiefen Abgrund stürzen würde. Erst jetzt ist es mir gelungen nachzuvollziehen, was mein Weggang für dich bedeutet. Er jetzt habe ich begriffen, das du mehr brauchtest als nur ein paar Worte und diese Kleinigkeiten. Jetzt habe ich es verstanden. Weil ich mich in dem Moment, als du mit deinem Leben gerungen hast, genauso fühlte, wie du dich in den letzen Tagen und Wochen gefühlt haben musstest.

Wie oft war ich in deiner Nähe und habe mich dennoch vor dir verborgen. Du hast mich nie gesehen, während ich immer wieder nach dem rechten bei dir geschaut habe. Mir ist unsere Trennung nicht so schmerzlich vorgekommen, weil ich bei dir war. Aber du warst nicht bei mir, hast dich nicht selbst überzeugen können, das es mir gut geht. Und doch habe ich deine Einsamkeit nicht gesehen, auch wenn ich so dicht neben dir stand, das ich dich hätte berühren können.

Wenn du nur nicht geschwiegen hättest, ich hätte deine Gedanken zerstreut, ich hätte dich aufgehalten unter allen Umständen, weil ich dich nicht verlieren wollte. Mein Traum ist es, dir eines Tages gegenüberzutreten und in deine blauen, strahlenden Augen zublicken, in denen ich ablesen kann, wie glücklich du bist. Es ist ein Traum, in dem dein Lächeln mein Herz mit Licht erfüllt und ich meine Gefühle zu dir auslebe.

Dieser Traum, es war auch einmal dein Traum. Deshalb bitte ich dich inständigst, zerstöre sie bitte nicht unsere Träume. Denn wenn du gehst und mit dir dein Traum untergeht, so geht auch meiner. Wenn du gehst, geht für mich der Sinn meines Lebens verloren.

Beinahe wärest du von mir gegangen. Du, das für mich wunderbarste, lieblichste und schönste Geschöpf das es auf dieser Erde gibt. Aber ich habe es im letzten Moment geschafft bei dir zu sein. Habe es geschafft, das unser gemeinsam begonnener Weg nicht zerstört wird. Und nun liegt es auch an mir ihn aufrecht zu erhalten. Es würde mich glücklich machen, wenn auch du wieder daran glaubst, das es eine gemeinsame Zukunft für uns gibt. Ich wäre so glücklich wie in dem Augenblick, als du mir sagtest 'Ich liebe dich'.

Und dennoch haben diese Zeilen auch eine dunkle Seite. So sehr ich dich auch liebe Ran, so kann ich dir dennoch nicht sagen wo ich bin, muss mich weiterhin darüber ausschweigen, muss mich weiter verleugnen, muss mich weiter verbergen, selbst vor dir. Und das ist für mich unheimlich schwer. Zu gern würde ich dir versprechen wieder richtig zu dir zurückzukommen. Aber ich kann es nicht, weil ich selbst noch nicht einmal weiß, ob und wann es jemals sein wird. Ein Versprechen, es wäre nur ein leeres Versprechen. Und aus diesem Grund kann ich auch nicht ausschließen das du dich ein weiteres Mal allein fühlen wirst, das du ein weiteres Mal versuchen wirst deiner Einsamkeit entfliehen zu wollen. Deshalb bitte ich dich, wenn dich etwas bedrückt, dann sage es mir bitte. Nur so kann ich deine Zweifel zerstreuen, kann verhindern, das du diese Dummheit ein zweites Mal begehst, bis zu meiner endgültigen Rückkehr, wann immer es aus sein mag. Aber ich arbeite an daran, soviel ist gewiss.

Mein Geständnis, so spät es auch kommen mag, so unpersönlich es auch ist, so schließe ich dennoch Frieden mit mir. Mein Schweigen über meine Gefühle zu dir, es hat nun ein Ende gefunden. Ich bin erleichtert, das nun auch dir meine Gefühle bewusst sind, so wie ich mir über deine bewusst bin. Und es bleibt die Erkenntnis das mein bisheriges Schweigen, meine Gleichgültigkeit dir gegenüber zu keinem guten Ende führt. Denn wenn dein Vorhaben wirklich zu einem Ende gefunden hätte, dann würdest du nie davon erfahren haben, das mein Herz von der Liebe zu Dir erfüllt ist.

Es gibt noch so viele Dinge, die ich dir noch sagen will. Aber diese waren die, die mich in diesem Augenblick am meisten bedrückt haben. Von denen ich glaube, das du sie am meisten brauchst. Und dennoch ich habe Angst, ja ich gebe es zu, ich habe Angst, weil ich nicht weiß, wie du meine Gefühle aufnehmen, wie du damit umgehen wirst. Ich weiß nicht, ob du mir verzeihen oder ob du mich nun hassen wirst. Ich kann wohl kaum verlangen, das du meine Gefühle respektierst, wenn ich deine mit Füßen trete.

Am Ende bleibt eine Hoffnung, das du wieder die sein wirst, die du einmal warst. Und diese Hoffnung teile ich mit vielen. Ich wäre nicht der einzige gewesen, dem dein Weggang Schmerzen bereitet hätte. Für mich jedoch wäre es mein Untergang gewesen.
 

In Liebe Shin-ichi
 

Ran umklammerte den Brief mit ihren Fingern so fest sie konnte. Schluchzend drückte sie ihn an ihre Brust und rollte sich auf die Seite. Das was Shin-ichi dort schrieb, es drang tief in ihre Seele ein. Und der Augenblick begann, an dem sie bereute, das sie es getan hatte, das sie sich aufgegeben hatte.

Sie war so vertieft in ihren Gedanken, in die Worten von Shin-ichi, das sie nicht mitbekommen hatte, das ein kleiner Junge in der Tür gestanden hatte und sie beobachtete.
 

Conan schob sich von der Tür weg. Er hatte ihre Tränen gesehen. Mit den Rücken an die Wand gepresst sah auf seine Hände. Auch wenn er sich in der Zwischenzeit gewaschen hatte, sah er immer noch die Flecken darauf, fühlte er sich immer noch schmutzig, immer noch schuldig. Er legte die Hände auf den Rücken. Auch wenn sie dadurch aus seinen Blickfeld verschwanden, dieses beklemmende Gefühl blieb. Selbst wenn mit der Zeit Gras über die Sache wuchs, die Narben an ihren Handgelenken würden bleiben und ihn immer, sein ganzes Leben lang an diesen schwarzen Tag erinnern.

Und dennoch hoffte er Ran würde ihn verstehen, würde weiter zu ihm stehen, würde wieder an ihn glauben, würde weiter auf ihn warten, würde sein Verhalten verzeihen. Er hoffte, weil sie nun seine Gefühle kannte, weil sie eben gelesen hatte was er über sie dachte, was er für sie fühlte. Sie wusste nun, wie er zu ihr stand. Das alles sollte ihre Träume wieder zum erblühen bringen. Selbst wenn Ran ihm nicht verzeihen sollte, wenn sie ihn zu hassen begann, so war doch der erste Schritt getan, das sie wieder zu sich selbst finden sollte. Wenigsten ein Gefühl, welches er auch immer in ihr geweckt hatte, sollte sie ins Leben zurück geholt haben.
 

Er wollte Ran, wollte sie so sehr, das schon der Gedanke an ihren Verlust weh tat. Er wollte eine Zukunft mit ihr, eine gemeinsame Zukunft. Sie als seine Frau, mit ein oder zwei Kindern. Beinahe wäre die ganze Sache schief gegangen, wäre sein Traum zerplatzt wie eine Seifenblase. Nur weil er nicht bei ihr war, weil sie sich deshalb das Leben nehmen wollte. Wenn Ran und er wirklich einmal ein gemeinsames Kind haben sollten und es nach dem Grund der Verstümmelung ihrer Handgelenke fragte, so würde er erklären müssen, das er sie vernachlässigt hatte, obwohl er sie doch so sehr liebte.
 

Conan schob sich wieder vorsichtig zur Tür, spähte hindurch. Noch immer lag Ran mit dem Rücken zur Tür und starrte in Richtung Fenster. Leise trat er ein. Sein Herz begann zu klopfen. Welche Reaktion würde Ran zeigen? Schritt für Schritt ging er um ihr Bett herum. Stück für Stück näherte er sich ihr, trat immer weiter in ihr Blickfeld. Bald würde sie ihn entdecken. Dann stand er vor ihr, sah ihr in die Augen aus denen eine Träne rollte.

"Nicht weinen." Sagte Conan mit brüchiger Stimme und wischte ihr die Tränen von der Wange. Ihr Kummer, ihr Leid, das zusehen, es schmerzte tief in seinem Herzen. Er schluckte, dieser eine Satz in ihm, er drängte hervor. Leise schniefte er. Wieder traten die Bilder des gestrigen Nachmittags vor seine Augen. "Du weißt, ich kann es nicht sehen wenn du weinst." Flüsterte er und versuchte den Kloß, der in seinem Hals immer größer zu werden schien herunterzuschlucken. Wie gerne hätte er sie jetzt in den Arm genommen, zu gern hätte er sie an sich gedrückt.

Ran richtete sich langsam auf, zog Conan zu sich in den Arm. Das Briefpapier knisterte leise zwischen ihnen. Dieser kleine Junge er spendete ihr Trost, so wie es Shin-ichi immer getan hat. Wie schrecklich musste es für ihn gewesen sein als er sie gefunden hatte. Er tat ihr unendlich Leid.
 

Die Tür ging auf und Kogoro und Eri betraten das Krankenzimmer. Eri stürmte auf ihre Tochter zu und umarmte sie. Conan sprang vom Bett und setzte sich an den Tisch.

"Wo warst du die ganze Nacht?" Fragte Kogoro Conan.

Der antwortete nicht. Was hätte er ihm auch sagen sollen? Das er in seinem Haus war und die ganze Nacht nur an Ran gedacht hatte, das er ihr seine Gefühle aufgeschrieben hatte? Das er die Zeit für sie am liebsten für 24 Stunden zurückgedreht hätte um alles zu verhindern?

"Lass ihn." Eri erhob sich und kam auf ihn zu. Fuhr ihn durch die Haare. "Du hast sie gefunden und ihr das Leben gerettet." Sagte sie zu Conan. "Das war mit Sicherheit nicht leicht. Wie sehr musst du gelitten haben."

Du ahnst nicht wie sehr. Viel mehr als du dir vorstellen kannst. Conan legte seinen Kopf auf seine verschränkten Arme und seine Augen suchten Blickkontakt zu Ran.

"Jedenfalls bist du wieder da." Fuhr Eri weiter fort. "Aber tue das nie wieder. Kogoro und ich haben uns auch um dich Sorgen gemacht."
 

Eri setzte sich zurück auf Rans Bett. "Kleines was hast du dir nur dabei gedacht?" Fragte sie vorwurfsvoll.

"Wir haben das Bild von diesem Shin-ichi gefunden. Jetzt sag nicht, das du dir wegen diesem minderwertigen Subjekt deine Pulsadern aufgeschnitten hast." Kogoro setzte sich hinter Eri und legte die Hand um ihre Hüfte.

Ganz recht, minderwertiges Subjekt, dachte Conan. Ausnahmsweise gab er Kogoro einmal recht.

"Lasst mich in Ruhe." Sagte Ran leise.

Conan fuhr hoch. Das hörte sich nicht gut an.

"Ran was soll das? Kannst du dir nicht vorstellen, das du mit deinem Verhalten anderen weh tust?" Eri begann auf ihre Tochter einzureden. "Kannst du dir in etwa vorstellen, wie sich der Kleine gefühlt hat, als er dich fand? Kannst du dir vorstellen wie erschüttert dein Vater war als er nach Hause kam und das Bad sah? Kannst du dir vorstellen welchen Schreck ich bekommen habe als mich Kogoro angerufen hat? Und was meinst du was Sonoko und all die anderen sagen werden? Wir wollen dir helfen. Und das geht nur wenn wir einen Grund kennen."

"Es war wegen Shin-ichi." Sagte Ran leise und senkte ihren Blick.

Conan rutschte das Herz in die Hose. Also doch.

"Ich sehe du brauchst mich. Ich werde wieder zurück zu dir und deinem Vater kommen. Ein Mädchen in deinem Alter braucht Unterstützung von ihrer Mutter." Sagte Eri und strich Ran liebevoll über die Wange.

Ran starrte ihre Mutter an. "Das brauchst du nicht." Sagte sie zum erstaunen aller. Vorsichtig glättete sie das Papier in ihrer Hand und faltete es dann ordentlich zusammen. "Auch wenn es mich noch vor ein paar Monaten gefreut hätte, so ist es jetzt nicht mehr notwenig. Und hör auf mir Vorwürfe zu machen. Das bringt mich hier nicht weiter. Außerdem hat mir Shin-ichi deswegen schon den Kopf gewaschen. Du brauchst es nicht noch einmal zu tun." Ungelenk steckte sie den Brief zurück in den Umschlag.

Conan ließ sich wieder auf seine Arme nieder. In seinem Kopf arbeitete eine ganze Presslufthammerfabrik.

"Shin-ichi?" Fragte Eri.

"Dieser Kerl, wenn ich ihn zwischen die Finger kriege." Zischte Kogoro drohend durch seine Zähne.

"Hör auf so über ihn zu sprechen." Fing Ran an. "Du solltest ihm dankbar sein. Immerhin hat er mich zurückgeholt. Noch heute morgen habe ich überlegt, was ich noch tun könnte um endlich zum Ziel zu kommen. Aber Shin-ichi war bei mir. Er hat mit mir gesprochen. Sehr viel sogar und nun tut es mir leid was ich getan habe. Es stimmt, ich habe nicht an euch alle gedacht, sondern nur an mich. Mein Handeln, es war ein Fehler, ich sehe es ein. Auch wenn ich wegen Shin-ichi so frustriert war, und es vielleicht die blödeste Idee war die ich in meinem ganzen Leben gehabt habe, und so hat diese Aktion ihn mir doch wieder näher gebracht. Ich liebe ihn nun einmal und ich will mit ihm zusammensein, mit ihm glücklich sein. Aber das versteht ihr bestimmt nicht. Wenn ihr Shin-ichi nicht akzeptiert, wenn ihr mich nicht versteht, wie kann ich euch dann vertrauen? Und dann habe ich dummerweise auch noch das Vertrauen zu Shin-ichi aufgegeben. Ein selten dämlicher Fehler. Am Ende hab ich nicht mal mir selbst mehr vertraut. Aber plötzlich war er wieder da. Shin-ichi. Einfach so. Und ich habe wieder angefangen an ihn zu glauben."

Conan schloss seine Augen. Ran Worte beruhigten ihn ein wenig.

"Ich werde zu ihm stehen, werde auf ihn warten, werde stark sein. Und wenn er dann wieder vor mir steht, werde ich ihn in den Arm nehmen. Auch wenn es in diesem Augenblick vielleicht unpassend ist oder blöd aussieht. Er ist und bleibt mein Freund, meine Liebe."

Eri und Kogoro sahen sie erstaunt an.

"Er hat mir gesagt, das er mich genauso braucht, wie ich ihn. Und ich glaube ihm." Ran lächelte. So viel wie eben hatte sie schon sein Wochen nicht mehr gesprochen. Und doch kamen ihre Worte tief aus ihrem innern.

"Du bist ist erwachsen geworden." Stellte Eri fest. "Du hast dich abgenabelt. Aber mal ehrlich das hättest du auch anders machen können. Es freut mich, das du nun deine Gefühle für Shin-ichi zugibst. Und sag nicht, wir würden ihn nicht akzeptieren. Auch du hast dich ständig gegen aufgelehnt. Wenn auch nur zur Tarnung, aber du hast es getan. Ich glaube dein ständiges Abwehrverhalten ihm gegenüber, hat dich mit ihn diese Aktion gedrängt. Nun stehst du zu dir selbst und das ist ein großer Schritt in deine Selbständigkeit. Und wenn Shin-ichi das bewirkt haben soll, dann sollten wir ihm wirklich unseren Dank aussprechen. Aber versprich mir, wenn du Sorgen hast, dann friss sie nicht in dich hinein, sondern komm zu mir oder deinen Vater. Wir werden dir deinen Shin-ichi nicht weiter mies machen, sondern versuchen dich zu verstehen."

Ran schmunzelte. "Wenn ich Sorgen habe, dann suche ich mir jemanden der mir zuhört, ob Shin-ichi , ob du oder Paps. Versprochen."

"Das ist das was ich hören will." Eri strich Ran über die Wange. "Und nun mach das du wieder auf die Beine kommst."

Über Conans Gesicht huschte ein lächeln. Er hatte erreicht das sie wieder an ihn glaubte. Nie wieder würde er es so weit kommen lassen wie es gestern der Fall war. Viel früher würde er sie ansprechen, wenn er glaubte, das sie Kummer hatte.

Müdigkeit überfiel ihn. Er hatte die ganze Nacht nicht geschlafen, die Sorgen um Ran, sie haben ihn wach gehalten. Aber nun war sie wieder bei ihm, nun gehörten sie zusammen. Und das war gut so. Allmählich beruhigte er sich. Das presslufthammerähnliche Geräusch in seinem Kopf verstummte immer mehr. Die Stimmen im Zimmer verhalten, rückten immer weiter in den Hintergrund, wurden leiser und leiser. Dann war er eingeschlafen.
 

Plötzlich spürte er wie er hochgehoben wurde. Mühsam versuchte er die Augen zu öffnen. Er sah in Kogoros Gesicht und registrierte das er ihn hochgehoben hatte.

"Wir gehen nach Hause, da kannst du weiter schlafen." Sagte der, als er merkte das Conan zu sich kam.

"Nein." Conan begann sich zu wehren. "Ich will bei Ran bleiben."

"Paps?" Hörte er Rans Stimme. "Lass ihn hier. Ich schicke ihn heute Abend nach Hause."

Kogoro legte Conan am Fußende des Bettes nieder. Immer noch total übermüdet blieb er regungslos dort liegen. Er hörte wie Rans Eltern das Zimmer verließen. Ran drehte sich in ihrem Bett zu ihm um und betrachtete ihn.

"Kannst du mir sagen woher Shin-ichi das wusste?" Fragte sie Conan leise.

Der schaute sie nur an.

"Er hat geschrieben, er war oft bei mir und hat mich beobachtet. Weißt du was davon?"

Conan rührte sich nicht.

"Oder bist du sein Auge, der ihm alles berichtet?"

Er gab keine Antwort.

"Shin-ichi schreibt, er hatte es geschafft im letzten Augenblick bei mir zu sein. Es war aber nur einer bei mir der mich aufgehalten hat. Und dieser eine warst du."

Noch immer schwieg er. Ja er war bei ihr gewesen, er hatte sie aufgehalten.

"Shin-ichis Brief, er klang verzweifelt."

Conan schloss die Augen. Das war er auch gewesen. Er hatte es also geschafft ihr seine Gefühle zu übermitteln.

"Du bist auch ziemlich aufgelöst gewesen. Hat man mir zumindestens Paps erzählt."

Conan öffnete die Augen wieder und sah sie an. Was hatte er verpasst, als er am Tisch eingeschlafen war?

"Und ich kann mich auch noch an deine Reaktion von gestern erinnern. Wenn auch nur schwach, aber ich sehe immer noch deine Augen vor mir. Sie waren auch verzweifelt."

Ihre Blicke trafen sich.

"Shin-ichi hat mich gerettet? Du hast mich gerettet! Shin-ichi war verzweifelt? Du warst verzweifelt!" Sagte Ran. "Du hast die gleiche Reaktion gezeigt, wie sie Shin-ichi über sich in seinem Brief geschrieben hat. Du warst wie Shin-ichi. Du bist wie Shin-ichi." Sie zog ihm die Brille von der Nase. "Du bist Shin-ichi."

Conan kniff die Lippen zusammen. Ihr jetzt zu wiedersprechen, dazu hatte er weder die Kraft noch den Willen. Krampfhaft versuchte er das 'ja' herunterzuschlucken damit es ihm nicht herausrutschte.

Ran sah es. "Du darfst es nicht sagen. Du hast geschrieben, du darfst es mir nicht sagen. Stimmt es?" Ihre Stimme klang sanft und verständnisvoll.

"Professor Agasa wird wütend sein." Wisperte Conan leise, so das es Ran nicht hören konnte. Aber trotzdem verstand sie es. Ihr Herz war durch die vergangenen Ereignisse weit geöffnet und sehr empfänglich. Vor allen für das, was Shin-ichi ihr zu sagen hatte.

"Du musste es ihm ja nicht sagen." Flüsterte sie ihm zu.

Conan schob seine Hand vor und legte sie auf die von Ran. Nein er musste dem Professor nicht sagen, das Ran von nun an die Wahrheit wusste. Er hatte schon so viel gelogen, da würde er das auch noch schaffen. Auch wenn ihm die ganze Lügerei bereits zum Halse raushing.

"Halt mich bitte fest Ran." Flüsterte er. "Ich will dich spüren. Ich will spüren, das du immer noch bei mir bist." Auch wenn er dir Worte von Ran vorhin gehört hatte, so fürchtete er doch aufzuwachen und alles stellte sich als ein großer Irrtum heraus.

Ran zog ihn in ihre Arme und umschloss ihn.

"Ich hatte solche Angst Ran, Angst das ich dich verliere." Flüsterte er weiter und drückte sich an ihren Körper. Er hörte ihren Herzschlag. Gleichmäßig und fest. "Bitte verzeih mir, verzeih mir das ich dir nicht von Anfang an die Wahrheit gesagt habe. Bitte."

"Ich bin es, die bei dir um Verzeihung bitten muss. Ich war doch diejenige, die nicht gesehen hat das du für mich da warst. Nur deshalb bin ich auf so dumme Gedanken gekommen. Aber ich verspreche dir ich werde es nie wieder tun."

Conan hob den Kopf. Dann nahm er ihre Hand und betrachtete ihre verbundenen Handgelenke. "Es werden Narben zurückbleiben. So wie auf meiner Seele und auf meinem Herzen. Für jeden Schnitt eine. Und wenn ich sie sehe, erinnern sie mich schmerzlichst daran, das ich dir nicht schon viel früher gesagt habe, wieviel du mir bedeutest. Dann wäre das alles nicht passiert." Er strich mit der Hand über den Verband, so als könne er die Wunde wegstreichen. Dann fuhr er leise fort. "Immer wieder sehe ich dich im Badezimmer sitzen. Sehe deine blutigen Hände. Sehe die Angst, die Wut, die Verzweiflung und die Schmerzen in deinen Augen."

Ran beugte sich zu ihm runter und hauchte ihm einen zärtlichen Kuss auf die Wange.
 

Die Tür wurde geöffnet und Professor Agasa stand im Türrahmen. "Conan?" Fragte er scharf, als er die beiden so auf dem Bett liegen sah. Dann schloss er die Tür hinter sich.

Conan fühlte sich ertappt. Er wusste genau welche Frage der Professor ihm gestellt hatte. Er drehte sich auf den Bauch und blickte zu ihm auf.

"Was haben sie erwartet?" Fragte er bissig.

"Das du ihr die Wahrheit sagst."

Conan richtete sich auf. Hatte er sich eben verhört?

"Um ehrlich zu sein, bin ich hier, weil ich Ran gestehen wollte, das ich dich zum schweigen verdonnert habe. Ich wollte ihr von dir erzählen und ihr sagen, das sie sich nicht sorgen soll." Der Professor kratzte sich am Kopf. "Ich hab nämlich ein richtig schlechtes Gewissen. Aber wie ich sehe, hast du das schon selber erledigt und Ran weilt wieder unter uns."

Conan sah Ran an. Sie lächelte und er lächelte zurück.

"Ja. Sie ist wieder unter uns." Sagte er erleichtert. "Und sie ist bei mir."
 

Die Sonne durchbrach die Wolkendecke. Der Regen hatte aufgehört. Es schien ein wunderschöner Herbsttag zu werden, als Ran und Conan das Krankenhaus verließen. Ran schmückten noch zwei Pflaster, aber ansonsten war nicht mehr viel zu sehen. Sie streckte ihre Arme aus und drehte ihr Gesicht in die Sonne. "Ist das schön." Sagte sie.

Conan sah zu ihr hoch. Er freute sich, das es Ran wieder besser ging. Die grauen Tage waren vorbei. In Rans Gemüt und in der Natur. Die Sonne schien wieder und Ran war glücklich. Ihre Augen strahlten heller als die Sonne und das Blau ihrer Augen glänzte farbiger als der Himmel selber.

Und das sie glücklich war, machte ihn wiederum glücklich. Er wusste, das er sagenhaftes Glück gehabt hatte. Wenn sie die Schnitte an die richtige Stelle gesetzt hätte, dann hätte er keine Chance und Ran wäre für ihn verloren gewesen. So aber konnte er um sie kämpfen und er hatte seinen Kampf gewonnen. Nun musste nur noch wieder zu Shin-ichi werden und ihr Leben würde weitergehen. Und darauf freute er sich besonders.
 

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"So das wars schon." Kokomiko streckte sich. "Ich hab doch gesagt das es kurz wird." Dann erhob sie sich. "Und dann gibts noch eine neue Hiobsbotschaft."

"Und die wäre?" Fragte jemand.

"Ich bin zwar am schreiben, komme aber nicht so vorran wie ich will. Hab in der nächsten Zeit wenig Möglichkeiten lange zu schreiben. Das heißt ich weiß nicht wann ich die nächste FF hochladen kann. Aber schaut gelegentlich vorbei. Vielleicht bin ich ja unverhoffter Weise mal kurz da. Eure Kissen bleiben euch aber auf alle Fälle reserviert."



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Kommentare zu diesem Kapitel (11)
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Von:  Seiji_Takashi
2008-04-13T15:17:53+00:00 13.04.2008 17:17
Fettes Kommi^^
Die ff is der hammer gibts ne fortsetzung^^*g*
Hoffe ja^^

Liebe Grüße

Seiji

Von: abgemeldet
2008-04-12T23:06:32+00:00 13.04.2008 01:06
hey ho^^
ich finde deine FF übelster hammer!!
das ist mal was ganz anderes. also echt..
fettes kompliment!!
mach weiter so tolle storys ♥

LG prinzessin^^
Von: abgemeldet
2006-12-07T16:53:58+00:00 07.12.2006 17:53
Das war wieder mal was neues, hab ich denk ich noch nicht gesehen... oder doch? ah ja, bloß war Ran in der andern FF gestorben... *schnief* um so besser bin ich gelaunt, wenn ich sehe, dass sie bei dir überlebt hat ^__^ nja, prima FF, wie imma xD
LG
Ran_Mori1
Von:  Astrido
2004-05-15T18:48:38+00:00 15.05.2004 20:48
nicht schlecht, die ff.
aber ich versteh net, warum alle conan-ffs in letzter zeit so depri sind.
melos auch.

na, mach auf jeden fall mal wieder was. wie wärs mit HP?

cyu as^^
Von: abgemeldet
2004-05-01T18:59:44+00:00 01.05.2004 20:59
juhu, hab endlich die zeit gefunden sie zulesen ^^
ist dir echt super gelungen, besonders der Brief ist voll schön und dass es ein bischen schnulzig ist macht überhaupt nichts, eigentlich finde ich, dass das total gut passt und
dass es so sehr schön ist.

Deinen Schreibstil find ich einfach klasse *anhimmel*
Ich muss unbedingt ma deine andern FFs lesen.
(und sorry, dass es so lang mit dem Kommi gedauert hat u.u)

Y~
Von:  KilmaMora
2004-04-29T18:47:49+00:00 29.04.2004 20:47
*sichKissenfürdienächsteFFreservier*

Das war einfach nur genial! Der Brief war der hammer und überhaupt... einfach super!!
Von: abgemeldet
2004-04-28T20:12:33+00:00 28.04.2004 22:12
Hey du *wink*
Die FF hat mir echt supi gut gefallen.
Richtig schön Dramatisch
Der brief war echt der HAMMER. HAste echt toll hin bekommen

*knuddeldrück* melle
Von: abgemeldet
2004-04-28T17:54:01+00:00 28.04.2004 19:54
hi

ich find deine ff echt geil.
und dein schreibstyl ist auch nicht zu verachten ... it echt spitze

ich find beide echt süß .. ist dir klasse gelungen ...

naja - jetzt will ich mich mal wieder ran machen und an meiner ff weiter schreiben

also bis dann

ps. ich werd ab jetzt immer nachgucken, ob du ne neue ff on hast
falls ich es nicht bemerke, kannst du mir dann eine ens schreiben?? manchmal verliere ich den überblick darüber, was ich alles noch weiterlesen will, deshalb wäre das ne kleine nette hilfe

bye
magicdrawerin
Von:  Leira
2004-04-28T15:02:44+00:00 28.04.2004 17:02
Also, ich fand die Kapilänge super...^__________~
Ja, der Brief wahr wirklich wunderschön...wenn ich auch glaube, dass Shinichi sowas in Echt...nunja...nur im allerdringendsten Notfall schreiben könnte...aber in gewisser Hinsicht war das wirklich ein Notfall...
Insofern passt der Brief da schon rein!!!! *smile*

Was mir außerdem noch gefallen hat, ist, dass sie ihn am Schluß doch noch entlarvt hat...^_______^

Ich finds zwar schade, dass du uns jetzt ein bissl warten lässt, aber ich bleib dir und meinem blauen Kissen auf alle Fälle treu!!!!!

Wir sehn uns dann wieder, bis dann!!!!!

Dein Fan Leira ^_____________________^
Von: abgemeldet
2004-04-28T12:49:18+00:00 28.04.2004 14:49
Hinreißend! Nich schlecht, muss man schon sagen! ^^ Aber mich wunders das Shinichi so ne Schmalzlocke sein kann! Hätt ich nicht gedacht. Aber war mal was neues.
Auf die nächste freu ich mich schon.
K. Kudo


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