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The birth of a new legend

A Legend of Dragoon Fanfic
von

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Seltsame Träume

Blassgrüne Funken, durch die Luft stobend...ein großes Paar lederner Flügel. Grau...unwirklich...Wo war er? Alles um ihn herum...grau, nur einige blassgrüne Funken. War das ein Traum? Es musste einer sein, so etwas gab es doch nicht in Wirklichkeit. Ein Gebrüll erhob sich und verebbte fast sofort wieder. Neben sich sah er plötzlich einen blonden Kämpfer mit einem roten Brustpanzer.

"Vater?", fragte er kaum hörbar.

Die Person antwortete nicht, sondern stürzte sich auf etwas in der Dunkelheit. Zwei Lichter erstrahlten und plötzlich stand nur noch er im Licht umgeben von Dunkelheit. Er sah sich um, aber er konnte nichts mehr sehen, außer einer Blumenwiese mitten in der Wüste...und mit einem mal wurde es völlig dunkel um ihn und eine Stimme wiederholte immer seinen Namen: "Jin. Jin. Jin...."

"Wer ruft mich?", fragte er leise.

"Jin! Jin, wach endlich auf!"

Jin riss seine blauen Augen auf. Er lag in seinem Bett. Nichts war mehr von alldem zu sehen. Hatte er geträumt?

Seine jüngere Schwester Hana fuhr ihm durch die dunkelblonden Haare. "Aufstehen, du Schlafmütze! Es ist längst Zeit."

Jin erinnerte sich wieder an seinen Traum und fragte hastig: "Wo ist Vater?"

Hana sah in fragend an. "Auf dem Feld. Wo sonst? Ist alles in Ordnung mit dir?"

"Ja, alles in Ordnung.", antwortete Jin, obwohl er sich selbst nichts so sicher war.

Hana verließ den Raum. Nachdenklich zog Jin sich an. Seine Anziehsachen hatte er wie jeden Abend auf den Stuhl neben seinem Bett gelegt. Was hatte dieser Traum zu bedeuten gehabt? Sein Vater, verschluckt von der Dunkelheit? Konnte das wahr sein? Konnte das wirklich passieren?

Jins Blick fiel auf das Bild auf seinem Nachttisch. Es zeigte seine Familie, seine Eltern, seine Schwester und ihn. Mehr Familie hatte er nie gehabt. Aber mehr hatte er auch nie gebraucht. Nachdem er auch seine Stiefel übergestreift hatte, ging er ebenfalls hinaus. Seine Mutter stand in der Küche und werkelte fleißig darin herum, um seinem Vater baldmöglichst das Mittagessen aufs Feld zu bringen. Es war bereits Herbst, die Erntezeit hatte begonnen und alle Männer und viele der jüngeren Frauen aus Seles mussten helfen, die Ernte einzuholen.

Jin ging in die Küche. Er musste wie jeden Tag, weil er immer verschlief, seiner Mutter bei der Zubereitung helfen. Sie lächelte ihm schon entgegen. "Guten Morgen, Jin."

Ihre braunen Haare fielen glatt über ihre Schultern und die kurzen weißen Sachen, die sie jeden Tag trug, da es in Seles nie kalt war, strahlten wie eh und je. Seine Mutter war eine sehr gute Köchin. Sein Vater jedoch redete oft über die Zeiten in denen seine Mutter nur vergeblich versucht hatte, zu kochen. Jin konnte es sich kaum vorstellen, denn das Essen seiner Mutter schmeckte wirklich hervorragend.

Während sie die Sandwiches zubereitete, verstaute Jin alles in einem großen Korb.

Hana war bereits zum Feld aufgebrochen, um ebenfalls zu arbeiten.

"Und, hast du gut geschlafen letzte Nacht?", fragte seine Mutter Jin.

Jin dachte kurz über eine Antwort nach. Sollte er einfach sagen >Ja, sehr gut< oder sollte er ihr die Wahrheit sagen? Er entschloss sich für letzteres und erzählte seiner Mutter von seinem Traum. Sie hörte ihm geduldig zu, während sie weiter Sandwiches belag, die Jin einpackte. Am Ende seiner Erzählung nickte sie. "Das ist ja ein interessanter Traum. Aber nur ein Traum, mein Junge."

Sie lächelte, während sie das sagte, aber in ihrem Gesicht lag ein bitterer Zug. Hatte Jin etwas falsches gesagt?

Hastig reichte seine Mutter ihm das letzte Sandwich und legte noch eine Flasche kühlen Wassers in den Korb. Nun war er voll. Jin hob ihn hoch und ächzte unter dem Gewicht. Seine Mutter lächelte und lief ihm voraus. Sie ging immer mit auf das Feld, jedoch nicht um zu arbeiten. Sie kam einfach nur mit, um ihren Mann zu sehen.

Die Felder waren zu Jins Glück nicht weit vom Dorf entfernt. Vielleicht hatte seine Schwester recht: er war einfach zu schwach. Schon von weitem erkannte er den roten Panzer seines Vaters. Seine Mutter auch: "Dart!"

Er hielt in der Arbeit inne und sah auf. "Shana!"

Jin wusste, was nun kam: seine Mutter Shana begann auf seinen Vater Dart zu zu rennen, während Jin langsam mit dem schweren Korb hinterher trottete.

Vor Dart blieb Shana stehen und drehte sich wieder zu ihrem Sohn um. Hana gesellte sich neben seine Eltern.

Schließlich kam auch Jin an und ließ den Korb seufzend zu Boden sinken. Hana lächelte ihn an. "Na, Bruderherz, war der Korb wieder zu schwer."

"Hana, bitte.", ermahnte Dart sie. "Spar dir deine Kräfte für die Arbeit."

"Ja, Vater.", seufzte Hana unzufrieden.

"Na, was haben wir denn heute im Korb?", fragte Dart wie jeden Tag.

Und wie jeden Tag waren Sandwiches drin. Jin fragte sich langsam wirklich warum sein Vater das machte. Aber das war wohl reine Tradition bei ihm. Dart setzte sich im Schneidersitz auf den Boden und begann ein Sandwich zu essen. Shana setzte sich neben ihn. Hana setzte sich auf die andere Seite des Korbes und griff ebenfalls hinein. Jin sah auf seine Familie hinunter und plötzlich hatte er wieder diese Erscheinung, dass...sie alle von der Dunkelheit verschluckt werden würden.

Er schüttelte hastig seinen Kopf, um diese beklemmenden Gedanken abzuschütteln und setzte sich neben Hana, um ebenfalls etwas zu sich zu nehmen.
 

***
 

Nach dem Essen waren nur noch wenige Sandwiches im Korb, die volle Wasserflasche war durch eine leere ersetzt worden. Shana hob den Korb hoch, verabschiedete sich von ihrer Familie und lief wieder ins Dorf zurück. Jin sah ihr hinterher und bekam von Hana eine kleine Sense in die Hand gedrückt. Damit sollte er den Mais schneiden.

Seufzend machte er sich an die Arbeit. Er machte es nicht gern. Er mochte Mais nicht einmal. Aber im Herbst wurde der Mais bei Händlern gegen andere Lebensmittel ausgetauscht und wenn nicht, dann wurde den ganzen Winter Mais gegessen. Im nächsten Jahr würde etwas anderes angebaut werden. Aber Jin wusste jetzt schon, dass ihm das nicht schmecken werden würde.

Irgend wann, wenn er älter war, das hatte Jin schon lange beschlossen, wollte er ins Königreich Basil gehen und dort ein Ritter im Dienste König Alberts werden. Er hatte gehört, dass sein Vater den König persönlich kannte, aber Jin konnte sich das irgendwie nicht vorstellen. Warum sollte sein Vater denn dann in einem solchen Dorf wohnen?

Plötzlich klopfte ihm jemand auf die Schulter. Jin drehte sich um. Hinter ihm stand ein Mädchen, das er noch nie zuvor gesehen hatte. Sie hatte langes glattes schwarzes Haar, ihre dunklen Augen durchbohrten ihn geradezu. Ihre Haut war sehr blass und bildete eine starken Kontrast zu ihren Haaren, ihren Augen und ihrer dunklen Kleidung. Sie räusperte sich und fragte ihn mit einer dunklen klaren Stimme: "Bist du Dart?"

"Ich? Nein..."

Sie sah ihn an, ohne auch nur zu blinzeln, bis er endlich fortfuhr: "Mein Name ist Jin. Mein Vater heißt Dart."

"Dein Vater?", wiederholte das Mädchen fragend.

"Ja. Warum?"

Eine Krähe schreckte plötzlich aus dem Feld auf. Jin sah in die Richtung, aus der die Krähe gekommen war. Als er den Bruchteil einer Sekunde später wieder auf das Mädchen sah, war sie...verschwunden. Ohne ein Geräusch zu verursachen. Wer war das nur gewesen?

Während er dastand und noch darüber nachdachte, spürte er, wie ihn wieder jemand auf die Schulter tippte. In der Hoffnung, das Mädchen wiederzusehen, drehte er sich um - und starrte direkt in das wütende Gesicht seiner Schwester.

"Jetzt arbeite gefälligst!", blaffte sie ihn an.

"Ist ja schon gut, Hana."

Hana drehte sich um und wollte wieder weggehen, aber Jin hielt sie noch einmal auf. "Hana, hast du hier irgendwo ein Mädchen gesehen, das nicht aus dem Dorf ist?"

Sie sah ihn müde an. "Jin, du träumst am hellichten Tag. Konzentriere dich gefälligst auf deine Arbeit!"

Jin seufzte. Hana lief wieder davon.

Wer war dieses Mädchen nur gewesen? Hatte er nur von dieser Begegnung geträumt? So wie die Sache mit seiner Familie vorher? Aber die Berührung war so echt gewesen.

Hastig schüttelte er seinen Kopf und machte sich wieder an die Arbeit.
 

***
 

Viele Stunden später läutete die Kirchenglocke und rief die Arbeiter wieder nach Hause. Es dämmerte.

Jin kroch fast auf allen Vieren. Der Tag war so anstrengend gewesen. Es schien ihm fast wie eine Ewigkeit, dass er zu seinem Vater und seiner Schwester aufschloss und die beiden ihn stützten, bis sie zu Hause waren.

Shana erwartete sie bereits. Das Essen stand auf dem Tisch, neben einem Quarkauflauf gab es noch die Sandwiches, die vom Mittagessen übrig geblieben waren.

Die Familie setzte sich an den Tisch und begann zu essen. Das Kerzenlicht flackerte leicht im sanften Windhauch, der durch die offenen Türen und Fenster kam. Von weither roch Jin etwas, aber er konnte nicht mit Sicherheit sagen, was es war.

Ein Feuer etwa? Nichts ungewöhnliches, im Spätsommer gab es viele Rituale bei denen es notwendig war, ganze Nächte lang, große Feuer brennen zu lassen.

Jin aß langsam und ohne Appetit. Er hatte die dumpfe Ahnung, dass irgend etwas geschehen würde. Aber gleichzeitig hoffte er, dass er sich nur täuschte.

Nach dem Essen ging Jin bald ins Bett. Er war müde und erledigt. Dieser Tag hatte ihm alles abverlangt. Er legte sich hin und war fast sofort eingeschlafen.
 

***
 

In dieser Nacht träumte er weitere seltsame Dinge. Jin sah seine Eltern und seine Schwester. Sie lagen neben ihm, aber sie waren bis zur Unkenntlichkeit verbrannt. Jin zuckte unwillkürlich zurück. Um ihn herum war es extrem heiß. Es brannte. Was war geschehen? Aus den Flammen erschienen Soldaten, aber keine menschlichen. Es waren seltsame Dämonen, die Jin nicht richtig sehen konnte. Der Rauch brannte ihm in den Augen. Er sah nur, wie die Monster alles niedermetzelten, was ihnen in den Weg kam. Neben seinem Vater Dart bückte sich eines der Monster und hob etwas leuchtendes hoch. Jin erkannte es als den Glücksbringer seines Vaters. Es war eine kleine Kugel, die die Größe seiner Handfläche hatte. Sie war blassgrün, aber in ihrem Inneren schien ein orangenes Feuer zu glühen. Die Wesen zischten etwas, einer zeigte auf Jin. Die anderen brüllten zustimmend und stürzten sich auf ihn. Jin schloss seine Augen und hörte plötzlich die Rufe: "FEUER!! FEUER!!"

Jin riss seine Augen auf. Es war unerträglich heiß. Wie in seinem Traum. Aber diesmal war es kein Traum. In seinem Zimmer brannte es.

Hastig fuhr er hoch und sah aus dem Fenster. Das gesamte Dorf brannte. Die Leute rannten durch die Gegend und versuchten das Feuer zu löschen, aber das Feuer nährte sich von den ausgetrockneten Bäumen und den trockenen Strohdächern. Die Dorfleute waren hoffnungslos unterlegen. Jin fuhr herum und wollte zu seiner Tür hinaus, doch die stand ebenfalls schon in Flammen. Was jetzt? Sollte er aus dem Fenster springen? Direkt darunter stand ein Heuwagen...doch natürlich hatte dieser auch bereits Feuer gefangen. Und einen anderen Weg hier heraus gab es nicht.

Jins Blick schweifte durch den Raum und verharrte noch einmal am Fenster. Draußen sah er nun auch die Soldaten aus seinem Traum. Sie zischten sich gegenseitig Dinge zu und trugen Körper davon. Doch soweit Jin sehen konnte, lebten alle, die weggetragen wurden, noch. Die Frauen und Mädchen wurden in Wagen mit Gittern geworfen. Die Männer, die sich ihnen in den Weg zu stellen versuchten, wurden getötet. Jins Blick fiel auf den einzigen Mann, der ebenfalls weggetragen wurde: es war sein Vater.

"Vater!", schrie Jin hinaus, ohne an die Konsequenzen zu denken.

Aber in dem Lärm hörten die Soldaten ihn ohnehin nicht. Der Rauch begann in seinen Augen fürchterlich zu brennen. Panisch sah er sich nach einem Fluchtweg um. Es schien, den Geräuschen nach zu urteilen, dass der Dachstuhl bald zusammenbrechen würde.

Plötzlich blieb Jins Blick an einer Bodenklappe hängen. Über die Leiter unter der Klappe konnte er bis in den Keller vordringen. Vielleicht war er dort sicher. Und es schien, als hätte er keine andere Wahl, denn von unten hörte er, wie jemand in das Haus eindrang.

Hastig öffnete Jin die Klappe und kletterte die Leiter hinunter. Er hatte gerade noch Zeit, die Klappe zu schließen, als er hörte, wie mehrere Personen sein Zimmer betraten und darum herumliefen, dabei Dinge zu Boden stießen.

So leise wie möglich kletterte Jin die Leiter hinunter und kauerte sich in einer dunklen Ecke des Kellers zusammen. Er hatte keine Befürchtung, dass das Feuer ihm hier etwas antun könnte. Der Keller war ein separates Stockwerk, dass nur durch einige Klappen und Leitern mit den anderen Stockwerken verbunden war.

Jin zog seine Beine an den Körper, umschlang sie mit den Armen und wippte mit dem Oberkörper immer vor und zurück.

Was war nur geschehen? Was waren das für seltsame Wesen? Er wusste einfach nicht, was er tun sollte. Hier bis an sein Lebensende sitzenbleiben? Das war keine akzeptable Lösung.

Schließlich siegte die Erschöpfung und Jin fiel in einen unruhigen Schlaf.
 

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Boah, meine erste Fortsetzungs-FF. Ich hoffe, sie gefällt irgendjemandem. *seufz*

Sei ein Mann!

Tja, dieser Titel kommt raus, wenn man zu oft das gleichnamige Lied aus Mulan hört. ^^

Anyway, viel Spaß.

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Irgendwann - Jin konnte nicht sagen wie viele Stunden oder gar Tage vergangen waren - wachte Jin wieder auf. Einen Moment lang fragte er sich, warum er nicht in seinem Bett war, aber dann fiel ihm das Feuer wieder an.

Hastig sprang er auf und stieß mit seinem Kopf schmerzhaft gegen die niedrige Decke. Jin rieb sich den Kopf und kroch hervor. An der Leiter, die ihn direkt ins Wohnzimmer führte, kletterte er wieder hinauf. Nur mit viel Mühe schaffte er es, die Bodenklappe zu öffnen. Allerlei Holz und Steine lagen im Wohnzimmer herum, so dass man dieses als solches gar nicht mehr erkannte. Das obere Stockwerk schien völlig ausgebrannt zu sein. Und da oben war sein ganzes Hab und Gut gewesen. Aber für ihn im Moment viel wichtiger: was war mit seiner Familie und dem Rest der Leute geschehen?

Jin sah sich etwas in den Überresten seines Hauses um. Vielleicht fand er hier eine Erklärung für die ganzen seltsamen Ereignisse. Aber je länger er suchte, desto mehr schwand seine Hoffnung. Im gesamten Dorf war es still. Soweit er es beurteilen konnte, regte sich hier nichts mehr, außer er.

Es dämmerte bereits wieder, als Jin in das Schlafzimmer seiner Eltern vordrang. Auch hier war alles ausgebrannt. Nur verkohlte Holzbalken waren zurückgeblieben. Die Sonne fiel genau in das Zimmer hinein. Und plötzlich sah Jin etwas aufleuchten. Neugierig trat er näher. Auf dem Boden lag eine Kugel...es war der Glücksbringer seines Vaters! In seinem Traum hatten die Monster diese Kugel mitgenommen. Warum hatten sie diese dann liegenlassen? Vielleicht waren sie ja nicht wirklich hinter dieser Kugel hergewesen?

Gedankenverloren steckte Jin die Kugel ein. Er war sich nicht sicher warum, aber er hatte das Gefühl, dass sie ihm noch nützlich sein konnte. Abgesehen davon, war diese Kugel nun höchstwahrscheinlich das letzte Erinnerungsstück an seinen Vater.

Jin verließ die Ruine seiner alten Heimat.

Was sollte er denn nun tun? Sollte er seine Familie rächen? Er war doch viel zu schwach, um es allein mit einer solchen Armee aufzunehmen.

Aber vielleicht könnte er irgendwie stärker werden und Verbündete finden? Doch was sollte das bringen? Rache würde ihm seine Familie auch nicht zurückbringen.

Er sah sich um. Niemand war zu sehen. Es war äußerst still. Und das, obwohl es in diesem Dorf niemals still gewesen war. Doch die Felder waren noch da. Es erschien Jin irgendwie unwirklich: ein reifes Maisfeld neben einem zerstörten Dorf.

Auf dem Boden vor ihm fiel ihm plötzlich ein Fußabdruck auf. Er bückte sich, um ihn näher zu untersuchen. Fährtenlesen hatte er schon immer gut gekonnt. Es war kein menschlicher Fußabdruck, soviel war sicher. Es war mehr...der Abdruck einer großen Echsenkralle.

Jin schluckte; der Abdruck war noch frisch, keine zehn Minuten alt.

Wie auf Stichwort hörte er hinter sich ein Zischen. Jin fuhr herum und entdeckte eines dieser Wesen, das sein Dorf überfallen hatte hinter sich. Es war tatsächlich eine auf zwei Beinen laufende Echse mit einem Brustpanzer. Auf dem Kopf trug die Echse einen Helm und in ihrer rechten Klaue hielt sie ein Krummschwert, das scharf genug zu sein schien, um Jin in einem Zug zu zerteilen.

Und als ob eines dieser Wesen nicht schon schlimm genug gewesen wäre, zischte es plötzlich und hinter den Ruinen der anderen Häuser, tauchten noch mehr solcher Wesen auf.

Jin war bereits so in Panik, das er sie nicht mehr zählen konnte, aber er schätzte sie auf um die zwanzig Echsen; er war eindeutig im Nachteil.

Die eine Echse zischte erneut und plötzlich stürmten sie auf ihn zu. Jin fuhr herum und begann zu rennen. In der Hoffnung, die Wesen abzuhängen, rannte er auf das Maisfeld zu. Dort drin hatte er bessere Chancen seine Verfolger abzuschütteln.

Hastig stolperte er durch das Maisfeld. Er hatte nicht mehr gewusst wie viele Äste und Stöcke im Weg gelegen waren. Hinter sich hörte er die Wesen näher kommen.

Jin scherte nach rechts aus, direkt ins Feld hinein, den sicheren Weg verlassend. Die Monster folgten ihm ohne zu zögern. Jin hielt sich die Arme vor das Gesicht, um nicht von den peitschenden Maisblättern an den Augen getroffen zu werden. Hinter sich hörte er immer noch seine Verfolger. Wenn ihm nicht bald was einfiel, würden sie ihn fangen. Und er wollte sich nicht ausmalen, was sie dann mit ihm machen würden.

Plötzlich sah er vor sich eine Maus weghuschen. Und die Krähen müssten doch auch irgendwo im Feld sein. Jin rannte nach links und hoffte einfach mal, in die richtige Richtung zu rennen.

Die Echsen verfolgten ihn immer noch.

Aber da kam seine Hoffnung bereits in Sicht: knapp vor ihm saßen mehrere Krähen zwischen dem Mais.

Jin blieb einen kurzen Moment stehen, holte tief Luft und rannte dann direkt in den Krähenschwarm hinein. Wie er gehofft hatte, stoben die Krähen auseinander. Die Echsen blieben verwirrt stehen.

Jin nutzte die Chance und rannte wieder auf den Weg zurück und soweit weg wie möglich, bevor der Schwarm Krähen aus der Sicht- und Hörweite verschwunden war.

Schließlich kam er aus dem Feld heraus und rannte direkt in den angrenzenden Wald. In dem dichten Unterholz, da war er sich sicher, konnten sie ihn nicht mehr verfolgen.

Jin war tief in den Wald eingedrungen, bis er merkte, dass ihm niemand mehr folgte. Immer langsamer werdend blieb er schließlich ganz stehen und fiel erst auf die Knie und dann auf die Hände. Er atmete tief und hastig durch. Er hatte wirklich nicht damit gerechnet, dass noch welche von diesen Wesen im Dorf gewesen hätten sein können. Er war einfach zu naiv.

Aber was sollte er jetzt tun?

Da erinnerte Jin sich, dass sein Vater ja angeblich mit dem König von Basil befreundet war. Vielleicht könnte er einfach hingehen und diesen um Hilfe bitten. Vielleicht sogar um eine Unterkunft und einen Beruf. Er war sich fast sicher, dass seine Eltern und seine Schwester inzwischen tot oder verkauft waren.

Er seufzte und stand auf. Bis nach Basil war es ein weiter Weg und er hatte keinen Proviant. Nach Seles zurückzukehren, um noch Proviant zu besorgen, traute er sich auch nicht mehr. Und im weiten Umkreis gab es keine weiteren Dörfer oder Händler. Obwohl - Händlern hätte er ohnehin nichts abkaufen können, denn immerhin hatte er kein Geld.

Jin runzelte seine Stirn, als er plötzlich ein Rascheln hinter sich hörte. Jin fuhr herum. Die Echsen, die ihn vorher verfolgt hatten, traten aus dem Unterholz und gingen langsam auf ihn zu. Und diesmal hatten sie ihn umzingelt. Es gab kein Entkommen. Die Echsen verzogen ihre Münder zu einer Grimasse und griffen ihn auf einen stillen Geheiß gemeinsam an. Jin ging in die Knie und schrie laut auf.
 

***
 

Das Mädchen drehte sich um und sah hinunter. Von dem Berg, auf dem sie stand, hatte sie eine gute Sicht auf den Wald unter sich. Eine große Lichtsäule ragte in den Himmel und das blassgrüne Leuchten stellte den Himmel und die Sonne geradewegs in den Schatten. Ihre schulterlangen schwarzen Haare flatterten in einem plötzlich aufkommenden Wind. Was war das nur für eine unbeschreibliche Macht?

Etwas in ihrer Tasche begann zu strahlen. Das Mädchen, sie mochte etwa siebzehn Jahre alt sein, griff in die Tasche und holte die violette Kugel heraus, die ihr Meister bei dem sie kämpfen gelernt hatte, ihr auf dem Sterbebett hinterlassen hatte. Die Kugel strahlte in einem gleißenden Licht, das sie noch nie zuvor bei dieser Kugel gesehen hatte. Nicht einmal, als die Kugel noch einmal scheinbar traurig aufgeglüht hatte, als ihr Meister seinen letzten Atemzug gemacht hatte.

Ihr Meister hatte ihr erzählt, dass es noch sieben weitere solcher Kugeln gab. Nur hatte er keine Zeit mehr gehabt, um ihr zu sagen, wer die Träger der anderen Kugeln waren und was es damit auf sich hatte.

Doch diese Lichtsäule schien einen weiteren Aufenthaltsort einer dieser Kugel darzustellen. Mit einem Freudenschrei sprang das Mädchen auf den Steilhang und rutschte elegant auf ihren Schuhsohlen den Berg hinunter. Sie ersehnte den Moment, in dem sie endlich wieder jemanden hatte mit dem sie reden konnte, nachdem sie so lange alleine unterwegs gewesen war.

Warum?

Ihr Meister hatte ihr befohlen, so lange alleine durch die Gegend zu reisen, bis sie ihren Kampfstil verbessert und einen anderen Träger gefunden hatte. Und nun war es endlich soweit. Jetzt musste sie nur noch den Träger an sich finden.

Im Wald angekommen, rannte sie sofort in die Richtung, in der sie das Licht gesehen hatte. Nach kurzer Zeit entdeckte sie zwischen den Bäumen mehrere auf den Hinterbeinen laufende Echsen. Diese Wesen hatte sie bereits vor wenigen Tagen schon einmal gesehen. Sie waren auf dem Bergpfad unter ihr vorbeigekommen und hatten sie zum Glück nicht bemerkt. Damals waren es aber deutlich mehr gewesen. Wahrscheinlich hatten sie den Hauptauftrag, mit dem diese Wesen des öfteren von einer fremden Armee im Westen losgeschickt wurden, bereits erfüllt und die Hauptkompanie war schon auf dem Rückweg, während diese Nachzügler "aufräumten".

Sie sah genauer hin und erkannte, dass die Echsen eine Person umkreisten. Die Person kniete am Boden, ihre Hände auf den Hinterkopf gelegt. Sie glaubte zu erkennen, dass es ein Junge war.

Sie trat aus dem Gebüsch und sagte mit lauter Stimme: "Lasst ihn in Ruhe!"

Die Echsen fuhren herum und sahen sie fragend an. Als sie erkannten, dass sie nur einem Mädchen gegenüberstanden, verloren sie das Interesse an ihr und wandten sich wieder dem Jungen am Boden zu.

Doch sie ließ sich nicht einfach ignorieren. Mit einem einfachen Handkantenschlag, trennte sie den Schwanz der einen Echse ab. Das Wesen schrie auf und fuhr herum. Seine Augen funkelten, es war äußerst sauer. Doch sie kümmerte es nicht, sie war sich sicher, dass sie es nach ihrem Training mit jedem Monster aufnehmen konnte.

Die Echse stürmte auf sie zu, ihr folgten fünf andere nach. Das Mädchen stellte sich in Kampfbereitschaft und schaffte es in unglaublicher Geschwindigkeit alle Angriffe mit ihren Fäusten und ihren metallenen Armschützern zu parieren. Als sie sicher war, dass die Echsen erst einmal alle zurückgeschlagen waren, holte sie zum Angriff aus. Allerdings wollte sie alle Monster auf einmal loswerden, darum reichte eine normale Attacke nicht. Hastig wühlte sie in dem kleinen Beutel, den sie sich um die Hüfte gebunden hatte und zog einen magischen Gegenstand hervor. Sie holte aus und warf das Objekt auf die Feinde. Purpurne Blitze zuckten durch den Wald und setzten die Echsen unter Strom.

Kaum war der Zauber erloschen, fielen die Echsen rauchend zu Boden. Keine von ihnen bewegten sich mehr.

Das Mädchen ging auf den Jungen zu und sagte: "Es ist vorbei. Du kannst wieder aufstehen."

Jin hob seinen Kopf. Tränen hatten eine helle Straße auf seinem verstaubten Gesicht hinterlassen. Vor sich sah er das Mädchen, das ihn gerettet hatte. Sie hatte schwarzes kurzes Haar, das einen violetten Ton hatte. Um ihren Hals hatte sie ein rotes Tuch gebunden. Ihre Kleidung entsprach der eines Kämpfers und ließ viel Bewegungsfreiheit offen; ihr ärmelloses Hemd war purpur, mit weißen und schwarzen Zeichen darauf, dazu war es bis zu den letzten beiden Knöpfen zugeknöpft und hatte einen hohen Kragen, ihre Hose war schwarz und hatte einen doppelten purpurnen Streifen an den Seiten, um ihre Hüfte hatte sie ein rotes Seil geschlungen und kunstvoll verknotet. Ihre schwarz-weißen Schuhe gingen nicht einmal an ihre Knöchel, schmiegten sich aber an ihre Füße an und wurden zu so etwas wie einer zweiten Haut.

Sie lächelte grob, ihre purpurnen Augen waren matt, aber ausdrucksstark. "Steh auf!"

Jin reagierte nicht. Er hatte noch nicht wirklich realisiert, was geschehen war. Auf jeden Fall brauchte er äußerst lang, um zu begreifen, was los war. Zu lang für das Mädchen. Sie packte Jin am Kragen und zog ihn mit unglaublicher Stärke wieder auf die Beine. Jin sah sie an und plötzlich fiel ihm wieder ein, weswegen er eigentlich hier war. Er schluchzte auf.

Das Mädchen runzelte seine Stirn und fragte ihn: "Wie heißt du?"

Jin schluchzte noch einmal. "Ich...ich bin...Jin."

"Jin, aha. Ich heiße Donna. Was ist denn los? Kommst du aus Seles?"

Jin nickte. Wieder erschien ihm das Bild seines brennenden Heimatdorfes vor seinem inneren Auge.

Donna schien kurz nachzudenken und fragte: "Ist das Dorf...abgebrannt?"

Jin nickte erneut. Tränen stiegen in seine Augen und bevor er es aufhalten konnte, stürzte er wieder auf die Knie und begann hemmungslos zu weinen. Donna schüttelte hoffnungslos ihren Kopf und drehte sich um. Sie wollte gerade weggehen, als die Kugel ihres Meisters aufleuchtete. Im selben Moment begann etwas in Jins Tasche zu leuchten, doch dieser bemerkte es nicht einmal. Donna kniete sich vor den Jungen und fragte: "Was hast du da?"

Er antwortete nicht. Donna verdrehte ihre Augen. Jin weinte weiter. Alles, was geschehen war, hatte ihn fertiggemacht. Er konnte nicht mehr.

Plötzlich spürte er einen brennenden Schmerz auf seiner linken Wange. Donna hatte ausgeholt und ihm eine Ohrfeige verpasst.

"Stell dich nicht an wie ein Kind!", bellte sie. "Du scheinst schon ein Mann zu sein, also benimm dich auch so!"

"Was?", fragte Jin leise.

"Sei ein Mann!"

Jin schüttelte seinen Kopf. Donna redete weiter: "Sieh mich an. Ich habe meine Familie verloren, schon wenige Jahre nach meiner Geburt. Nicht einmal ich habe soviel rumgeheult wie du jetzt. Also benimm dich deinem Alter entsprechend!"

Er sah sie an. In ihren Augen spiegelte sich etwas, aber Jin konnte nicht genau sagen, was es war.

Donna lief einige Schritte von ihm weg. Aber...er wollte doch gar nicht, dass sie geht. Er wollte nicht schon wieder alleine sein. Doch noch bevor er etwas sagen konnte, drehte sie sich bereits wieder zu ihm. "Wenn du willst, kannst du mit mir kommen. Ich bin auf einer Trainingsreise. Da könntest du gleich mittrainieren."

Das wäre die Gelegenheit, seinen Vater zu rächen, dachte Jin. Er nickte. "Okay, ich gehe mit. Ich...habe ohnehin keinen Ort mehr, wohin ich gehen könnte."

Donna nickte zufrieden. "Also komm, mein Junge."

Jin nickte. Er wischte sich die Tränen ab und stand auf. Bei Donna war er gut aufgehoben. Er vertraute ihr. Donna nickte ihm noch einmal zu. "Also komm, wir gehen jetzt in eine ganz besondere Stadt, da werde ich dir auch eine neue Ausrüstung spendieren."

Sie lächelte. Jin lächelte sie ebenfalls an. Vielleicht konnte er in ihr eine neue Familie finden.

Hanas Rettung

Hana erwachte. Ihr Kopf schmerzte, sie spürte trockenes Blut auf ihrem Gesicht. Alles schaukelte. Bei jeder Bewegung tat ihr auch neben dem Kopf noch etwas anderes weh. Langsam kehrte auch das Gefühl in ihren rechten Arm zurück, aber es war nicht sehr schön, denn dieser begann damit auch fortwährend höllisch zu schmerzen. Mühevoll öffnete sie ihre schweren Augen. Anstatt in ihrem Zimmer, befand sie sich in einem Wagen mit einem metallenen Gitter. Auch einige andere Frauen aus Seles saßen im Wagen. Ihre Mutter Shana saß neben ihr und hielt sie sanft in ihrem Arm. Von ihrem Vater, ihrem Bruder oder einem sonstigen männlichen Wesen aus Seles war nichts zu sehen.

Langsam kam in ihr die Erinnerung an den Angriff der Echsen wieder hoch. Das letzte, woran sie sich erinnern konnte, war, dass sie sich versucht hatte gegen die Echsen zu verteidigen und von einer solchen niedergeschlagen worden war.

Hana versuchte sich aufzurichten, aber ihr wurde schwindlig und schnell lehnte sie sich wieder zurück.

Shana sah auf ihre Tochter hinunter, die keinen guten Eindruck machte. Hana war über und über voller Blut, ihr rechter Arm war stark verbrannt und ihre Beine zeigten keine Reflexe mehr. Sie wünschte, sie hätte nun...aber nein, das war lange her.

Hana sah ihre Mutter selbst nur verschwommen. Aber ihre weiße Kleidung war voller Blutflecken und angesengt.

"Alles in Ordnung mit dir?", fragte Shana leise.

Hana überlegte, erst mit "Ja" zu antworten, aber dann entschloss sie sich für die Wahrheit: "Es geht mir schlecht. Ich bin müde, mir tut alles weh...und wo sind wir eigentlich?"

"Diese Echsen haben uns verschleppt.", erklärte Shana. "Ich weiß auch nicht wo sie uns hinbringen. Aber ich will es auch gar nicht wissen."

"Was ist mit Vater und Jin?"

Shana wich Hanas Blick aus, als sie antwortete: "Ich weiß es nicht. Ich habe die beiden nicht mehr gesehen. Ich glaube, sie sind schon..."

Shana verstummte. Tränen liefen über ihre Wangen. Die anderen Frauen wirkten äußerst abwesend, einige schienen in einen Schockzustand gefallen zu sein. Nur ein Wagen fuhr über die holprige dunkle Straße. Seles hatte nicht viele Einwohner gehabt.

Der Wagen wurde von einigen Echsen mit Brustpanzern und Krummschwertern eskortiert. Ab und zu zischten sich die Wesen unverständliche Befehle zu, aber aus ihren Unterhaltungen konnte Hana nicht herausfinden, was sie weiter mit ihnen vorhatten oder wohin sie überhaupt fuhren.

Der Wagen selbst wurde von einigen seltsamen Wesen gefahren, die entfernt an Pferde erinnerten. Nur hatten die beiden Tiere keine so langen Beine und einen krummen Hals, der nahtlos in den Kopf überging. Der Hals, Kopf und Rumpf der Tiere waren mit schweren Rüstungen geschützt.

Hana betrachtete auch den Rest der Umgebung, während ihre Sicht immer klarer wurde. Die Bäume waren dunkel, fast schon abgestorben, der Boden sah aus wie Morast und hörte sich auch so an, aber Hana war sich wirklich nicht sicher. Das Gras war dunkel und sah neben den gleich aussehenden Büschen sehr giftig aus. Hana erinnerte sich nicht daran, diesen Wald bereits einmal gesehen zu haben. Er musste auf der östlichen Seite von Seles sein. Der Weg nach Osten war von einem Zaun versperrt gewesen. Ihr Vater hatte ihr immer gesagt, dass der Wald zu gefährlich für sie war. Langsam verstand Hana, was er damit gemeint hatte. Es gefiel ihr hier nicht. Aber auch die Anwesenheit der Echsen missfiel ihr.
 

Shana strich ihrer Tochter über den Kopf. "Tut es sehr weh?"

Hana gab einen zustimmenden Laut von sich, schwieg ansonsten aber. Shana beugte sich näher über sie und flüsterte: "Es wird alles wieder gut, mein Schatz."

Hana schloss ihre Augen und versuchte wieder zu schlafen, aber ihre Schmerzen ließen sie nicht mehr zur Ruhe kommen. Und auch die Frage: was war nur mit ihrem Vater und ihrem Bruder geschehen? Ging es ihnen gut? Waren sie verletzt? Oder gar wirklich tot?

Bevor sie eine Antwort darauf finden konnte (aber ging das überhaupt einfach so?), hörte sie das Geräusch eines sirrenden Pfeiles und plötzlich fiel eine der Echsen getroffen zu Boden. Grünes Blut sickerte in den Boden. Und plötzlich schwirrten Dutzende von Pfeilen durch die Luft. Hana und Shana legten sich so flach wie möglich auf den Boden des Wagens, der zu einem Halt gekommen war. Die anderen Frauen reagierten teilweise nicht einmal darauf, was überhaupt geschah.

Die Pfeile flogen über Hanas und Shanas Köpfe hinweg. Die Echsen wurden reihenweise getroffen und fielen zu Boden. Hana konnte die Angreifer nicht sehen, sie versteckten sich im Unterholz.

Die Echsen hatten das auch realisiert und stürmten auf die Bäume zu. Doch immer bevor sie diese erreichten, wurden sie von dem Pfeilregen niedergestreckt.

Einer der Pfeile blieb im Holzboden neben Shana stecken. Sie nahm den Pfeil hoch und sah ihn sich genauer an. "Das ist ein Pfeil aus Basil."

Hana sah sie fragend an. Shana beachtete sie nicht.

Plötzlich wurde die eine Käfigseite herausgerissen. Hana spürte wie sich Krallen in ihren linken Arm bohrten und sie mitgerissen wurde. Shana schrie ihr noch etwas hinterher. Hana konnte es nicht mehr verstehen, aber als sie den Kopf drehte, sah sie, dass eine Echse sie entführt hatte und mit ihr durch den Wald rannte. Das Surren der Pfeile wurde leiser, je weiter sie sich von dem Wagen entfernten und verstummten schließlich ganz.

Was sollte jetzt mit ihr geschehen? Würde man sie umbringen? Nein, warum sollte die Echse sie dann mitgenommen haben, wenn sie sowieso nur sterben sollte? Das ergab keinen Sinn. Plötzlich blieb die Echse stehen und fuhr herum. Hana wurde auf den Boden geworfen und blieb liegen. Sie konnte sich nicht mehr bewegen, die Schmerzen waren zu stark geworden. Ein Rascheln erklang. Das war es, was die Echse zum Stehenbleiben gebracht hatte. Auch Hana war es nicht geheuer, aber selbst wenn sie in Gefahr war, wegrennen hätte sie ohnehin nicht können. In ihren Beinen hatte sie immer noch kein Gefühl. Plötzlich sprang jemand aus dem Gebüsch und griff die Echse mit einem lauten Schrei an. Hana hielt sich die Hände vor die Augen und sah ängstlich durch die Lücken zwischen ihren Fingern. Ein Soldat mit einem grünen Umhang und einem Speer, hatte die Echse angegriffen und schlug mit unerwarteter Kraft auf das Wesen ein. Hana kniff ihre Augen zusammen und betete zu Soa, dass alles nur ein Traum sei, doch die gequälten Schreie der Echse und das erstickte Keuchen des Angreifers bei jedem Speerstoß führten ihr brutal vor Augen, dass dies kein Traum war. Plötzlich fiel etwas zu Boden und die Geräusche verstummten. Die Echse hatte den Soldaten besiegt, dachte Hana. Es konnte gar nicht anders sein.
 

Sanfte Schritte liefen in ihre Richtung und als die Schritte wieder verstummten, hörte sie dicht neben sich jemanden fragen: "Ist alles in Ordnung?"

Hana öffnete ihre Augen und sah direkt in ein grünes Augenpaar, das in einem hellen lächelnden Gesicht saß, welches von schulterlangen blonden, leicht gewellten Haaren, umrahmt war. Hana spürte wie ihr das Blut ins Gesicht schoss. Sie war von diesem wundervollen Soldaten gerettet worden, was wollte sie mehr?

"Ist alles in Ordnung?", wiederholte der Soldat seine Frage. "Kannst du sprechen?"

Nach dieser Frage begann Hana, die ihre Schmerzen bereits vergessen hatte, wieder jeden einzelnen Knochen in ihrem Körper zu spüren. Sie verzog ihr Gesicht und sagte leise: "Meine Beine...und mein Arm...sie tun weh."

Der Soldat sah auf ihre Beine und dann auf ihren Arm und runzelte seine Stirn. "Das kriegen wir schon wieder hin. Ich nehme mal an, du kannst nicht aufstehen."

Hana schüttelte ihren Kopf. Der Soldat richtete sich wieder etwas auf, fuhr mit seinen Händen unter sie und hob sie mit einem einzigen Ruck hoch. So schwer war sie ja auch gar nicht. Hanas Gesicht wurde heiß und anscheinend auch tiefrot, denn während der Soldat mit Hana auf dem Arm durch den Wald lief, sah er sie an und fragte plötzlich ehrlich besorgt: "Hast du Fieber?"

Hana schüttelte hastig ihren Kopf. "Nein, nein, es war nur etwas viel seit gestern."

Der Soldat nickte. "Das kann ich verstehen."

Dann schwieg er. Im Wald war kein Geräusch mehr zu hören. Für Hana hätte es ewig so weitergehen können, aber je weiter sie liefen, desto lauter wurden die Stimmen von den Wagen. Langsam erinnerte sich Hana wieder an den Weg, den die Echse vorher mit ihr gerannt war.

An den Wägen angekommen, erkannte Hana, dass außer sie selbst und ihrer Mutter, nur noch ein junges Mädchen mit weiß-blauen Haaren überlebt hatte. Sie hatte dieses Mädchen noch nie in Seles gesehen und sie schien auch nichts mit den Soldaten, die zahlreich vertreten waren und meiste in kleinen Gruppen neben toten Echsen standen, zu tun zu haben, denn diese kümmerten sich gar nicht um sie. Aber das Mädchen kniete neben Shana und hielt ihre eine bläulich leuchtende Kugel hin, die gerade in die Handfläche eines Mannes passte. Das Mädchen musste die Kugel mit beiden Händen halten.

Shana betrachtete interessiert die Kugel und schien das Mädchen plötzlich etwas zu fragen. Doch auf die Entfernung konnte Hana nichts hören. Das fremde Mädchen nickte und antwortete darauf.

Der Soldat, der Hana trug, ließ sie herunter und räusperte sich hörbar. Die anderen Soldaten horchten auf, stellten sich stramm hin und salutierten.

"Steht bequem.", sagte der Soldat mit dem Umhang (die anderen hatten keine Umhänge). Einer der anderen Soldaten stellte sich direkt vor "Hanas" Soldaten und sagte: "Eure Hoheit, die Echsen sind alle tot. Aber...leider hat niemand der anderen Frauen überlebt."

"Eure Hoheit...?", fragte Hana mit brüchiger Stimme.

Der Soldat mit dem Umhang lachte leise. "Ja, ich bin der Prinz von Serdio. Nenn mich einfach Lavitz. Und dein Name?"

"Hana."

Lavitz nickte und wandte sich wieder an den Soldaten: "Nun ja, wer weiß, vielleicht war es besser so. Auf jeden Fall hätten wir früher kommen müssen."

"Aber, Eure Hoheit, Serdio selbst wurde so oft überfallen, dass wir keine Truppen schicken konnten. Wir konnten keinen Mann entbehren."

Lavitz ließ seinen Blick über die Lichtung schweifen. "Was hat Vater gesagt wollte er noch mal, dass wir ihm mitbringen?"

"Einen Mann namens Dart.", antwortete der Soldat sofort.

"Hier sind keine Männer. Wir können genauso gut wieder gehen. Das war ziemlich sinnlos." Der Soldat nickte, lief davon und winkte seine Truppe zusammen.

Lavitz kniete sich neben Hana. Shana unterhielt sich immer noch mit dem seltsamen Mädchen.

"Kennst du einen Mann namens Dart?", fragte Lavitz.

Hana nickte und antwortete ohne ihn anzusehen: "Dart ist mein Vater."

Lavitz schwieg einen Moment und sagte leise: "Das tut mir leid."

"Rede nicht von ihm, als sei er tot. Solange ich seine Leiche nicht sehe, werde ich es nicht glauben."

Lavitz runzelte seine Stirn und stand wieder auf. Die Soldaten hatten sich inzwischen versammelt. Shana stand mit Hilfe des Mädchens auf und ließ sich von ihr zu Hana führen. Shanas linkes Knie war aufgeschlagen, aber alle anderen Wunden, die sie gehabt haben könnte, schienen von der Kugel geheilt worden zu sein.

"Ist alles in Ordnung?", fragte Shana ihre Tochter.

Hana nickte, aber bevor sie fragen konnte, wer dieses Mädchen war, hob Lavitz Hana wieder hoch und sagte zu Shana und dem Mädchen: "Die Soldaten haben für euch Pferde bereitgestellt, deren Reiter auf dem Weg hierher gefallen sind. Hana werde ich mit auf mein Pferd nehmen."

Shana nickte und humpelte zu einem der fuchsbraunen Pferde, die neben den Soldaten standen und sich kaum bewegten. Das Mädchen grinste Hana zu und folgte Shana. Lavitz hob Hana auf sein Pferd und stieg hinter ihr auf. Hana hing mit dem Oberkörper halb über dem Hals des Apfelschimmels. Sie war nur noch müde und wollte unbedingt in ein Bett liegen und schlafen. Nur noch schlafen.

Lavitz gab einen Befehl. Die Pferde setzten sich in Bewegung. Hana spürte wie das Pferd des Prinzen sacht anlief und schlief dann vor Erschöpfung ein.

Die Dragoons erwachen

Donna lief vor Jin her. Sie waren in einer Wüste. "Todesgrenze" hatte das Mädchen es genannt. Es war Jin schleierhaft, was sie hier sollten, aber seit einer halben Stunde schienen sie nur im Kreis zu laufen. Von Zeit zu Zeit blieb Donna stehen und sah sich nach einem Merkmal um, an dem sie sich orientieren konnte. Dann kam es vor, dass sie murmelnd nickte oder murmelnd den Kopf schüttelte. Murmeln tat sie auf jeden Fall immer. Aber aus ihrem Gemurmel wurde Jin nicht wirklich schlau, denn er verstand auch gar nichts, von dem, was sie murmelte.

An einem Halbkreis von Säulen, hielt Donna inne und sah suchend in die Ferne. Für Jin gab es da allerdings nichts zu sehen. Gelangweilt setzte er sich auf eine umgestürzte Säule.

In den letzten zwei Tagen war so vieles geschehen, was er noch nicht einmal verarbeitet hatte. Aber an Donnas Seite hatte er auch gar keine Zeit dafür gehabt. Das Mädchen tat nichts lieber, als in Schwierigkeiten zu geraten. Sei es im Kampf gegen viele Monster - oder einfach beim Zechprellen in einem Wirtshaus.

Auf ihrer Reise zur Todeszone, die sie durch zwei Länder geführt hatte, waren sie an vielen Städten vorbeigekommen, die ebenfalls abgebrannt worden waren. Oft hatte es nur wenige Überlebende gegeben, die auch kurz nach ihren Berichten gestorben waren, aber in den meisten Fällen war die gesamte Stadt ausgelöscht und die Frauen verschleppt worden. Und in jedem Fall, da war sich Jin sicher, hatten die Echsen mit all dem zu tun gehabt. Im Grunde wollte er nur noch herausfinden, warum sie es taten. Aber Donna schien nicht daran interessiert zu sein. Sie hatte jedes Mal nur ausweichende Antworten gegeben, wenn er sie darauf angesprochen hatte.

Plötzlich nickte Donna und sprang auf eine weitere umgestürzte Säule.

"Jetzt siehst du das große Geheimnis der Todesgrenze!", kündigte sie an.

Hastig kramte sie in ihrem Beutel. Jin begann sich zu fragen, warum sie hier ihre Zeit vergeudeten, aber da holte Donna bereits eine purpurfarbene Kugel heraus. Jin legte seinen Kopf schief. Ihre Kugel sah genau so aus wie die seines Vaters, nur eben in Purpur. Donna hielt die Kugel in die Luft, wo sie erstrahlte.

Und plötzlich - Jin konnte sich wirklich nicht erklären, ob das die Wahrheit war oder nur eine Halluzination - war in der Ferne eine Stadt zu erkennen. Und soweit Jin sehen konnte, war die gesamte Stadt voller Pflanzen, aber irgend etwas stimmte nicht damit. Jins Gefühl sagte ihm, dass es besser wäre von dieser Stadt wegzubleiben, aber Donna schien darauf zu bestehen dort hinzugehen. Sie stellte sich demonstrativ neben einen grünen Teleporter, der im Boden eingelassen war und den Jin bisher gar nicht bemerkt hatte.

"Komm jetzt.", sagte Donna fordernd. "Brauchst du eine Extraeinladung?"

Jin folgte ihr widerwillig und stellte sich mit ihr auf den Teleporter. Plötzlich sah er seine Umgebung nur noch durch einen grünen Schleier. Sie flogen mit einer wahnsinnigen Geschwindigkeit über den Sand in Richtung der Stadt. Ein seltsames Gefühl breitete sich in Jin aus. Doch noch bevor er genau feststellen konnte, was es für ein Gefühl war, standen er und Donna schon auf einem anderen Teleporter. Jins Magen, über diesen plötzlichen Wechsel verwirrt, begann zu rebellieren, aber Donna schaffte es, ihn abzulenken, damit er sich nicht übergeben musste: "Das ist Ulara, die Stadt der Frühlingsbrise. Hier leben einige Winglys. Du weißt, was Winglys sind, oder?"

Jin nickte, nun ärgerlich darüber, dass sie ihn wieder wie ein Kind behandelte. "Winglys sind Wesen mit ungeheuren Zauberkräften und Flügeln aus Licht. Vor über 11 000 Jahren gab es einen Krieg zwischen den Winglys und den Menschen, die von den Winglys als Sklaven gehalten wurden. Der Dragoon Zieg erschlug den Anführer der Wingly, Melbu Frahma. Seitdem hat man weder etwas von den Dragoons, noch von den Wingly gehört."

Donna runzelte ihre Stirn. "Das ist nicht ganz korrekt, mein Junge. Aber das erzählt dir am besten Charle."

"Charle?", fragte Jin verwirrt.

Donna drehte sich wieder um. Ihr Kopf wandte sich in alle Richtungen, aber nirgends war jemand zu sehen. Es herrschte eine geradezu bedrückende Atmosphäre; es war still, zu still. Donna runzelte ihre Stirn erneut. "Was ist hier nur los? Normalerweise werde ich hier immer von jemandem begrüßt."

"Kommst du öfter hierher?", fragte Jin.

Donna nickte kurz und lief dann den Weg entlang.

Die Wege waren von Steinmauern umgeben. Als Jin über den Rand der Mauern sah, entdeckte er, dass ein Fluss unter der Stadt floss und vermutlich für die üppige Vegetation zuständig war.

Aber immer noch konnten weder Jin noch Donna jemanden entdecken.

Auf einem runden Platz blieb Donna plötzlich wieder stehen. Jin hielt neben ihr. In der Luft lag ein Geruch, den Jin noch von dem zerstörten Seles kannte. Hier war definitiv etwas Schreckliches geschehen.

Auf einmal fiel Jin ein Schatten auf dem Boden auf. Er sah nach oben und entdeckte das Mädchen, das er bereits im Feld von Seles gesehen hatte. Sie trug eine seltsame schwarze Rüstung, mit einem violetten Stein auf der Brust und Flügeln. Jin kannte dieses Bild: sie war ein Dragoon!

Und damit nicht genug, hielt sie noch jemanden auf ihrem Arm. Es war -

"Vater!", rief Jin.

Aber Dart reagierte nicht.

"Zwecklos.", sagte das ihm unbekannte Mädchen. "Er ist ohnmächtig, er hört dich nicht."

"Was hast du hier gemacht?", fragte Donna und stellte sich schon einmal in Angriffshaltung.

Das Mädchen warf einen gelangweilten Blick über die Stadt und antwortete: "Ich habe diese Stadt von ihren Bewohnern befreit und den Geist der Stadt freigesetzt."

Jin legte seinen Kopf schräg und fragte verständnislos: "Geist der Stadt? Wer bist du eigentlich?"

"Ich bin Claudia. Und den Geist dürft ihr jetzt selbst kennenlernen."

Der Stein auf Claudias Brust erstrahlte und die Stadt begann unter ihren Füßen zu beben. Claudia lachte boshaft und verschwand plötzlich in einem Funkenmantel gehüllt.

Zwischen den Wegen tauchte ein Monster auf, das Jin noch nie gesehen hatte. Es hatte eine durchweg goldene Haut, die durchsichtig war, aber im Inneren konnte man keine Organe oder Knochen erkennen, man konnte direkt hindurchsehen. Es war wirklich ein Geist, aber mit seinem rechten Arm, der wie eine Sichel geformt war, schlug er einen den Rückweg von Donna und Jin ab und bewies somit, dass es wenigstens nicht wie ein Geist zuschlug - zum Pech von Jin und Donna.

Donna rannte vor und versuchte das Wesen zu treffen, aber ihre Schläge gingen hindurch. Es war nun mal nur ein Geist.

Jin dagegen wich zurück und wäre beinahe über die Kante des abgeschlagenen Weges gefallen. Er schluckte. Was sollten sie nur gegen dieses Monster tun? Es hatte alle Vorteile auf seiner Seite.

Donna wurde von dem Monster gepackt und auf den Boden neben Jin geworfen. Dort blieb das Mädchen erschöpft und verletzt liegen.

In ihrem Beutel leuchtete etwas auf. Jin erinnerte sich, dass sie eine Kugel wie die seine nur in Purpur hatte. Und dieses Licht war purpurfarben. Auch die Kugel in seiner Tasche begann nun zu glühen. Gedankenverloren holte Jin sie heraus, während das Monster auf ihn zukam. Jins Kugel strahlte heller als jemals zuvor und etwas schien in seinem Gedächtnis zu erwachen, aber er war sich nicht ganz sicher, was es war. Das blassgrüne Licht blendete ihn, er spürte nur, dass irgend etwas plötzlich seinen Körper umgab. Als er an sich heruntersah, sah er, dass er nun auch eine Dragoon-Rüstung trug. Aber seine Rüstung war weiß, mit einem blassgrünen Juwel und sah sehr schwer aus, doch für ihn fühlte sich die Rüstung total leicht an. Auf seinem Kopf trug er ein rotes Tiara mit neun grünen Juwel. Eines dieser Juwelen bedeckte sein linkes Auge und hatte eine Zielvorrichtung für die seltsame Kanone, die er anstatt eines rechten Armes hatte. Anstatt zwei Flügeln, hatte er vier übereinanderliegende kurze blassgrüne Flügel mit weißen Rändern.

Donna richtete sich auf. Ihre Kugel leuchtete auch plötzlich grell auf und plötzlich trug sie auch eine Rüstung. Aber ihre war purpurfarben, die Steine, die die Rüstung verzierten waren türkis. Ihr Tiara sah aus wie eine gezackte Krone. Ihre Flügel waren grünlich und hatten Purpurne Ränder.

"Was ist geschehen?", fragte Donna verwirrt.

Jin zuckte mit seinen Schultern, aber durch die Rüstung konnte man es nicht sehen. Das Monster kam immer noch näher, aber es fiel ihm erst wieder auf, als Donna ihn darauf aufmerksam machte. Donna begann langsam über dem Boden zu schweben. "Das ist super! Probier es auch mal, Jin!"

Jin ließ sich auch etwas schweben, es war ein seltsames Gefühl, aber wirklich wundervoll. Die beiden wandten sich dem Monster zu.

Donna konzentrierten sich, bis sie von einem Funkenmantel, wie dem Claudias, umhüllt wurde. Der Himmel verdunkelte sich plötzlich, in der Ferne hörte Jin Donnergrollen. Die Funken um Donna formten sich zu seltsamen Runen und schienen geradewegs zu explodieren, als sie in einem immer größer werdendem Radius verschwanden. Purpurfarbene Blitze zuckten plötzlich über den Himmel. Donna war zwar verschwunden, aber man konnte ihre Stimme hören, die gegen den Sturm schrie: "Angriff des Donnergottes!"

Damit flog sie in den Boden hinein, preschte an einer anderen Stelle wieder aus dem Boden heraus gen Himmel und blieb dort schweben. Die Blitze schlugen direkt in das Monster ein. Aber das Wesen gab nicht auf, sondern bewegte sich weiter auf Jin zu. Donna landete hinter ihm und gab ihm ein Zeichen. "Du bist dran."

Jin nickte. Er schloss seine Augen und konzentrierte sich völlig auf diese seltsame Kugel, die nun auf seiner Brust saß. Langsam erkannte er das Bild eines großen grauen Drachen. Der Drache hatte neun Augen, einen länglichen Körper, der wie ein Pfeil geformt war und flog einfach ziellos durch die Gegend. Schwere Ketten hingen an dem Wesen herunter, aber das schien den Drachen keineswegs zu stören. Er schien es sogar als Schmuck zu sehen. Der Drache öffnete sein Maul, Jin konnte im Rachen des Wesens ein weißes Licht erkennen, aber er hatte seltsamerweise keine Angst, obwohl er wusste, er fühlte, dass der Drachen einen Angriff vorbereitete. Ein weißes Licht erstrahlte und Jin fand sich plötzlich vor dem Monster in Ulara wieder. Eine seltsame Kraft hatte sich in seinem rechten Arm gesammelt und plötzlich wusste er, was er zu tun hatte. Er hob seinen rechten Arm und zielte mit der Zielvorrichtung auf das Monster. "Götterkopfkanone!"

Ein weißes Licht schoss aus seinem rechten Arm direkt auf das Monster zu, welches wirklich zu zerfetzen schien.

Jin und Donna verwandelten sich zurück.

"Was war das gewesen?", fragte Jin.

"Das müssen die Dragoons gewesen sein.", stellte Donna sachlich fest.

Jin sah sie fragend an. "Dragoons?"

"Ja, sie haben vor über 11 000 Jahren im Krieg gegen die Winglys gekämpft. Und vor nicht allzuvielen Jahren sind sie erneut in den Kampf gegen Melbu Frahma gezogen. Das hat mir Charle erzählt; Melbus Schwester. Es sieht allerdings so aus, als ob Claudia niemanden am Leben gelassen hätte."

Jin sah sich um. Die Pflanzen auf dem Platz waren tot, auf der Mauer lag ein toter Wingly, er war blutüberströmt. Donna schüttelte ihren Kopf. "Warte mal einen Moment hier. Ich schaue nach Charle."

Damit ging sie hastig davon. Jin setzte sich auf den Rand des Brunnens, der hier stand. Nicht lange danach stand Donna wieder vor ihm. Sie sah traurig aus. "Komm lass uns gehen."

"Wohin?", fragte Jin.

"Nach Vellweb. Wenn diese Claudia wirklich ein Dragoon ist, dann wird sie nach Vellweb gegangen sein. Und dort werden wir sie stellen!"

Der König von Serdio

Die königlichen Ritter fuhren nach drei Tagen endlich in Basil, der Königsstadt von Serdio ein. Shana, Hana und das fremde Mädchen sahen sich neugierig um. Die Stadt war groß und voller Leben. Bereits am Stadteingang gab es einen Brunnen um den viele Leute standen. Auch in der Stadtmitte gab es einen solchen Brunnen auf dem Marktplatz. Durch die gesamte mittelalterliche Stadt floss ein klarer glitzernder Fluss.

Die Sonne stand noch hoch am Himmel. Sie waren früher angekommen, als sie geplant hatten, aber das war für alle umso besser.

Die Ritter ritten durch die Stadt, alle Bewohner, die sie trafen, verbeugten sich tief vor ihnen und sahen die fremden Frauen neugierig an.

Auf dem Burgvorplatz blieben die Ritter stehen und stiegen ab.

Hana starrte die Burg fassungslos an. Sie war riesig, genauso hoch wie der alte Baum, der neben dem Gebäude stand. Eine breite Treppe führte den gesamten Weg nach oben zum Eingangsportal. Ansonsten war die Burg sehr schmucklos. Aber angesichts dessen, dass es die erste Burg war, die Hana in ihrem Leben sah, ließ sie der Anblick lange nicht los. Plötzlich, während sie noch die Burg anstarrte, spürte sie eine Hand auf ihrer Schulter. Lavitz stand neben ihr und sagte lächelnd: "Komm, ich zeige dir das Innere. Da kannst du weiter staunen."

In den drei Tagen in denen sie zusammen geritten waren, waren sich Lavitz und Hana zwangsweise nähergekommen. Aber beide fanden sich mehr als nur sympathisch.

Die Ritter brachten die Pferde in die königlichen Ställe. Lavitz ging mit Hana, Shana und dem Mädchen, das sich immer noch nicht vorgestellt hatte, die Stufen zum Portal, hinter dem sich der Thronsaal befand, hinauf.

Im Thronsaal stand ein verzierter Thron vor einem Wandgemälde, das den Drachenkrieg darstellte. Neben dem Thron stand ein älterer Mann in einer grünen Kutte. Auf dem Thron saß ein Mann mit langen blonden Haaren, die zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden waren. Er trug ein grünes Hemd, eine braune Hose und einen langen grünen Umhang. Nur eine Krone, wie sich Hana einen König vorgestellt hatte, hatte er nicht auf. Der Mann auf dem Thron lächelte. "Willkommen zurück, Lavitz. Hattest du Erfolg?"

"Ja, Vater.", bestätigte Lavitz. "Wir haben die Echsenmenschen aufgehalten. Leider war der Mann nicht mehr bei ihnen. Wir wissen nicht, wo er sich nun aufhält."

Shana, die bisher im Hintergrund gestanden hatte, trat vor und sagte lächelnd: "Hallo Albert. Lange nicht gesehen."

Albert stand auf und stützte sich dabei auf einen Gehstock. "Shana? Bist du das wirklich? Du hast dich so sehr verändert. Ich hätte dich fast nicht wiedererkannt."

Shana lachte leise. Aber dann sah sie ihn besorgt an. "Oh, Albert, was ist mit dir passiert?"

Er winkte ab. "Ein kleiner Jagdunfall, nichts weiter."

Shana deutete auf Hana. "Das hier ist meine und Darts Tochter Hana. Albert, weißt du vielleicht mehr über diese Echsenmenschen? Warum haben sie Seles angegriffen?"

Albert setzte sich wieder. Er seufzte. "Allzuviel wissen wir auch nicht. Wir wissen nur, dass sie den Dragoon-Spirit des Götterdrachen suchen. Aber wir wissen nicht warum. Es gibt irgendwie keinen Grund dafür. Oder wir haben ihn einfach noch nicht entdeckt."

"Letzteres ist wohl wahrscheinlicher.", mischte sich Lavitz ein.

Albert nickte deprimiert. "Das ist wohl wahr. Seitdem es keinen Krieg mehr gibt, sind die Soldaten sehr sorglos geworden. Und diejenigen, die wir auf Erkundung geschickt haben, sind nicht wieder zurückgekehrt. Wir wissen nicht für wen die Echsenmenschen arbeiten und warum."

Shana runzelte ihre Stirn. "Das ist seltsam. Und wo ist Dart? Was haben sie mit ihm gemacht?"

Albert zuckte mit seinen Schultern. "Wir dachten eigentlich, dass sie bei dem Konvoi ist, in dem ihr wart. Aber anscheinend ja nicht."

Plötzlich bemerkte Albert das unbekannte Mädchen. Hana begrüßte er nicht einmal. "Wer ist das?"

Das Mädchen mit den weiß-blauen Haaren lächelte. "Ich bin Meriam. Eine Wingly aus dem Immergrün-Wald. Ich bin der neue Dragoon des blauen Seedrachen."

Albert horchte auf. "So? Das ist interessant. Hat Meru dir den Spirit gegeben?"

Meriam nickte. Hana sah sie an. Etwas an dem Mädchen stimmte nicht. Sie wusste nur nicht genau was. Albert strich sich über sein Kinn und sagte zu dem Mann neben sich: "Minister Noish, holt doch bitte meinen Spirit."

Minister Noish nickte und ging davon.

"Was hast du damit vor?", fragte Shana planlos.

Albert lächelte schelmisch. "Ich werde ihn seinem nächsten Besitzer übergeben."

"Und wer ist das?", fragte Shana.

"Ich lasse dich raten, Shana."

Sie lächelte. Minister Noish kam mit einem orangefarbenen Samtkissen auf dem eine grüne Kugel lag wieder in den Thronsaal zurück. Die Kugel leuchtete im Einklang mit der blauen Kugel, die Meriam bei sich trug. Albert nahm die grüne Kugel in die Hand und hielt sie in die Luft. "Lavitz, Hana, das ist ein Dragoon-Spirit, die Seele eines sterbenden Drachen. Vor über 11 000 Jahren nutzten sieben Menschen die Macht dieser Spirits, um sich von der Sklaverei zu befreien und damit die Menschheit vor dem Untergang zu retten.

Und vor zwanzig Jahren...nutzten wieder sieben Leute diese Macht. Aber diesmal waren es nicht nur Menschen. Nein, es waren auch Winglies und Gigantos dabei. Gemeinsam kämpften sie Seite an Seite und errangen den endgültigen Sieg über Melbu Frahma. Und einer von ihnen...bin ich gewesen."

Lavitz sah seinen Vater an und fragte: "Soll das heißen, dass du wirklich einer der legendären Dragoons von vor zwanzig Jahren bist, Vater?"

Albert nickte. Er stand auf und ging auf Lavitz zu. "Ich wurde von dem grünzahnigen Drachen Fyrebrand akzeptiert und da du mein Sohn bist, wird er auch dich akzeptieren."

Lavitz streckte seine Hand aus und nahm die Kugel entgegen. Der Spirit leuchtete noch heller. Albert legte seinen Kopf schräg und fuhr fort: "Auch derjenige, dessen Namen du trägst, hatte diesen Dragoon-Spirit einst. Mach ihm alle Ehre."

"Sehr wohl, Vater.", sagte Lavitz.

"Und jetzt?", fragte Hana.

"Ihr werdet die neue Bedrohung bekämpfen.", sagte Albert entschlossen. "Und zwar mit den Spirits. Meriam, Lavitz, ich zähle auf euch."

Hana wedelte mit ihrer Hand in der Luft. "Hallo? Und was ist mit mir? Ich will auch helfen."

Der König sah sie wieder an. "Du bist Shanas Tochter? Dann müsstest du doch den weiß-silbernen Drachen für dich gewinnen können. Genau! Reist nach Mille Seseau, zum Kristallpalast. Die heilige Schwester Miranda hat den entsprechenden Dragoon-Spirit. Ich werde alles in die Wege leiten, dass euch in Donau ein Schiff erwarten wird. Ich wünsche euch viel Glück für diese Mission."

Albert nickte der Gruppe zu, das Zeichen für sie zu gehen. Sie verließen den Thronsaal und befanden sich in der Halle der Burg.

Hana sah Lavitz an und fragte: "Was jetzt?"

"Tja, wir werden wohl morgen nach Mille Seseau abreisen. Während der Reise kommen wir auch durch Tiberoa. Wir werden ja sehen, was uns dann erwartet. Und ob es wirklich so einfach wird, wie Vater es erwartet."

Meriam lief einige Schritte vor und drehte sich noch einmal zu ihnen um. "Ich bin gespannt wer unser neuer Gegner ist. Melbu Frahma kann es ja nicht mehr sein."

Hana runzelte ihre Stirn. "Das interessiert mich weniger. Ich möchte wissen, wo Vater und Jin sind."

Shana nickte zustimmend. "Ich auch. Aber ich denke, dass alles mit ihnen in Ordnung ist. Wir müssen einfach daran glauben. Vielleicht findet ihr ihn ja auf eurer Reise. Aber bis dahin, wollen wir uns etwas amüsieren, ja?"

Hana, Meriam und Lavitz lächelten und sagten einstimmig: "Ja."

Eine neue Gefährtin

Diesmal geht es weiter mit Jin, der ab sofort persönliches Eigentum von Flaimdra ist...und ich hab nicht mal Geld dafür bekommen. ;_; Egal, pass gut auf ihn auf, Fla-chan. Viel Spaß!

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Die sieben Türme von Vellweb, der Hauptstadt Glorianos, ragten drohend in den Himmel und warfen durch die untergehende Sonne große Schatten gen Nordosten.

Donna und Jin liefen seit vier Tagen durch die Wüste, um Vellweb zu erreichen und Claudia zu stellen.

Dabei wusste Jin immer noch nicht warum Donna so sehr der festen Überzeugung war, Claudia dort zu finden. Allerdings erinnerte er sich ganz dunkel daran, dass er einmal gehört hatte, dass die sieben Türme für die sieben Dragoons standen. Jeder der Dragoons hatte im Krieg seinen eigenen Turm in Vellweb gehabt.

Seit gestern die Türme erstmals in Sicht gekommen waren, waren diese auch sehr schnell immer näher gekommen. Jetzt standen sie direkt davor und sahen hinauf. Donna fand schnell eine Öffnung in der Wand, durch die sie in einen unterirdischen Gang kamen. Donna lief hastig die Stufen hinauf, Jin hatte große Mühe ihr zu folgen, aber er schaffte es irgendwie immer wieder. Warum hatte Donna es nur so sehr auf Claudia abgesehen? Es war doch seine, Jins Vater, der in ihrer Gewalt war. Ob es etwas mit Ulara zu tun hatte?

Wieder an der Oberfläche blieb Donna stehen, so dass Jin sie einholen konnte. Sie hatte aber nicht aus Rücksicht auf ihn angehalten, sondern um zu überprüfen, in welchem der Türme sich Claudia befand. Ihr Blick verharrte auf dem Turm mit dem violetten Juwel daran. "Das muss es sein. Ihr Versteck."

"Bist du sicher?", fragte Jin.

Donna nickte. Sie rannte wieder los, Jin ihr hinterher. Das Mädchen nahm immer zwei Stufen auf einmal, während Jin das ganze etwas langsamer anging. Vor dem eigentlichen Turmeingang wartete Donna noch einmal auf Jin. "Bist du bereit, Grünschnabel?"

Jin atmete tief durch und nickte. Donna ging hindurch, Jin direkt hinter sich.

In der Mitte des leeren Zimmers stand Claudia. Sie sah krank aus und starrte Donna und Jin mit einem abwesenden Blick an. Dart lag hinter ihr auf dem Boden und schien immer noch ohnmächtig zu sein - oder schon wieder.

"Ihr seid also da.", sagte Claudia leise. "Rettet mich."

Donna legte ihren Kopf schief und fragte: "Was soll denn das jetzt?"

"Der Geist...", antwortete Claudia heiser. "...er will mich töten. Er will..."

"PASS AUF!", schrie Jin dazwischen.

Unter Claudia hatte sich der Boden verfärbt. Jin spürte, dass etwas Schreckliches geschehen würde und sprang hastig vor, um Claudia zur Seite zu reißen. Im selben Sekundenbruchteil flammte eine Lichtsäule aus dem Boden auf. Claudia richtete sich auf und schüttelte ihren Kopf. "Was...? Wo bin ich?"

Jin sah sie an, hatte aber keine Zeit, um noch irgendwelche Fragen zu stellen. Dart hatte sich nämlich bewegt. Der blonde Kämpfer in der roten Rüstung setzte sich auf, sah sich einen Moment um und stand auf. Jin sprang wieder auf seine Füße. "Vater!"

Dart sah ihn an, aber etwas stimmte nicht mit ihm. Er hatte nun den selben starren Blick wie Claudia ihn bisher gehabt hatte. Dart blinzelte nicht einmal, als er mit einer doppelten Stimme zu sprechen begann: "Ihr Menschen wagt es, euch mir, Soa, eurem Schöpfer erneut zu widersetzen?"

"Soa?", fragte Donna. "Aber warum...?"

"Ihr Menschen habt damals meinen Schöpfungsplan zunichte gemacht. Indem ihr den Mond, der nie untergeht zerstört habt, habt ihr gegen meinen Plan gehandelt. Das kann und werde ich euch nicht durchgehen lassen! Meine Untergebenen und ich werden euch richten!"

Als Dart fertiggesprochen hatte, erschien plötzlich ein hünenhafter Krieger mit einer Streitaxt vor ihnen. Donnas rechtes Auge zuckte verdächtig. "Wer ist das denn?"

Dart lächelte selbstgefällig, plötzlich hatte er keinen starren Blick mehr. "Das ist mein Leibwächter Bartho. Ich wünsche euch viel Vergnügen mit ihm."

Dart verschwand plötzlich. Bartho hievte seine Waffe auf seine Schulter und sagte: "Ich werde euch einstampfen!"

Claudia zog sich an Jins Arm hoch und entgegnete: "Das werden wir ja sehen."

Sie holte ihren Spirit aus ihrer Tasche. Der Spirit leuchtete und hüllte sie in ein schwarzes Licht, in dem sie völlig verschwand. Als sie wieder zu sehen war, trug sie wieder die Dragoon-Rüstung, die sie bereits in Ulara angehabt hatte und hielt einen Rapier mit einem purpurfarbenen Kristall auf dem Griff in der Hand. "Ich werde dir zeigen, was es bedeutet, den Dragoon des Finsterdrachen herauszufordern! Dämonentor!"

Bartho streckte seine Hand aus und der Zauber verpuffte auf mysteriöse Weise.

"Ein Schutzschild.", knurrte Claudia. "Daran habe ich nicht gedacht."

Der Hüne holte mit seiner Axt aus und jagte auf Claudia zu. Jin ging mit einer Schwertattacke dazwischen. "Lass sie in Ruhe!!""

Funken und Federn umgaben ihn, aber es war anders als bei den Dragoon-Verwandlungen. Es war eine seltsame Macht, die nicht einmal Bartho, der lange Zeit mit einem Gott verbracht hatte, bekannt vorkam. Bartho wurde zurückgeschleudert. Jins rechte Hand umklammerte immer noch das Schwert, während seine linke Hand zu einer Faust geballt war. Donna sah ihn mit großen Augen an. "Was machst du da??"

Jin streckte seinen linken Arm aus und zeigte mit seiner Handfläche auf Bartho. Eine orangefarbene Energiekugel bildete sich auf seiner Handfläche. Mit einem lauten Schrei schoss er die Kugel auf Bartho ab. Der Hüne schrie auf. Von dem Licht umgeben, stolperte er rückwärts und fiel mit einem überraschten Aufschrei und einem langgezogenen Schreckensschrei in die Tiefe, jenseits des Turmes.

Jin fiel auf die Knie und atmete hastig. Donna kniete sich neben ihn. "Alles klar, Jin?"

Der Junge nickte langsam. "Ja...schon okay."

"Was war das?", fragte Donna.

"Ich weiß es nicht. Es kam einfach so...als ich Claudia beschützen wollte."

Donna wandte ihren Kopf und sah Claudia an, die sich inzwischen zurückverwandelt hatte. Das fremde Mädchen sah beide fragend an. "Danke für eure Hilfe. Aber...wer seid ihr eigentlich?"

Donna half Jin aufzustehen und antwortete: "Mein Name ist Donna und das hier ist Jin. Sag mal, was hast du eigentlich mit dieser ganzen Geschichte zu tun? Und was geht hier eigentlich genau ab? Ich verstehe irgendwie gar nichts."

Claudia zwirbelte ihre Haarspitzen. "Es ist nicht einfach zu erklären. Ich weiß nicht, ob ich es selber ganz verstehe. Meine Eltern waren einst Dragoons im Krieg von vor über 11 000 Jahren. Darum bin ich jetzt auch ein Dragoon. Ich vermute, dass Eigenschaften der Eltern, die es ausmachen ein Dragoon zu werden, auch auf die Kinder übergehen. Zumindest teilweise. Nun, eines Tages kam ich hierher nach Vellweb, um mir die Stadt in der meine Eltern gelebt haben, anzusehen. Und dann, als ich diesen Turm betrat, war es, als ob etwas über mich kommen würde. Als ob jemand einfach meinen Körper für sich beanspruchen würde. Und ich konnte nichts tun. Ich hatte nur den Auftrag diesen Mann - Dart - wieder hierher zu bringen. Das habe ich getan. Ich habe ihn einer Armee von Echsenmenschen abgenommen. Und dann...dann wart ihr plötzlich da. Der Geist fiel von mir ab und muss auf Dart übergegangen sein."

"Aber warum auf meinen Vater?", fragte Jin.

Claudia zuckte mit ihren Schultern. "Ich weiß es nicht. Ich weiß nicht, was an ihm so besonders ist."

Donnas rechtes Auge zuckte wieder. "Sag mal, ich nehme mal an, wenn du sagst, deine Eltern lebten bereits während des Krieges...dann müsstest du doch steinalt sein oder?"

Claudia lachte leise. "Ich lebe und bin jung wie eh und je durch Wingly-Magie."

"Wingly-Magie...ist sie so machtvoll?"

Claudia senkte ihren Kopf. "Durch diese Magie kann ich es spüren...die Welt verändert sich...der Geist von Ulara und Vellweb ist nicht mehr. Diese Städte werden schwinden, ohne dass es jemand aufhalten kann. Wir sind Dragoons, wir könnten versuchen die Katastrophe abzuwenden. Außerdem wirst du nur so deinen Vater wiederbekommen, Jin."

Jin nickte. "Wunderbar, dann..."

"Nicht so schnell!", sagte Donna. "Von wem werde eigentlich diese Echsenarmeen geschickt? Weißt du das zufällig?"

Claudia überlegte einen Moment. "Als dieser Geist in mir war, da war ich am Hof des westlichen Königs gewesen. Soa hat ihm einen Befehl gegeben, aber...ich weiß nicht welchen. Ich konnte weder etwas hören, noch reden. Ich war völlig hilflos."

Donna runzelte ihre Stirn. "Und wohin sollen wir jetzt gehen?"

"Ein gutes nächstes Ziel wäre die Stadt des Himmels. Die Bewohner von Ulara haben sich dorthin geflüchtet. Bitten wir den Geist der Stadt um Hilfe, bevor Soa auch ihn übernimmt."

"Und wie kommen wir dorthin?", fragte Jin. "Es wird ja nicht umsonst Stadt des Himmels heißen oder?"

Claudia lächelte ihm zu. "Du hast recht. Die Stadt befindet sich im Himmel. Aber ich kenne einen Weg hinauf, ohne, dass wir selbst fliegen müssen."

Jin und Donna sahen Claudia beidermaßen fragend an. Claudia kicherte leise. "Lasst mich nur machen. Ihr werdet staunen."

Die beiden anderen nickten mit gemischten Gefühlen. Claudia stand auf und stellte sich an die Treppe. "Also, kommt, wir dürfen keine Zeit mehr verschwenden."

Jin und Donna nickten erneut und folgten Claudia aus dem Turm hinaus.
 

***
 

An einem anderen Ort sah jemand in eine große Kristallkugel, in der Jin, Donna und Claudia zu sehen waren, hinein. Die Person saß im Schatten, so dass sie nicht gesehen werden konnte. Trotzdem konnte man förmlich spüren wie die Person ihre Stirn runzelte. "Das sieht nicht gut aus. Die Dragoons sind die einzigen, die uns noch aufhalten könnten. Aber andererseits. Warum eigentlich nicht? Es könnte doch auch ganz lustig mit ihnen werden. Wir könnten ein bisschen mit ihnen spielen. Ja, das gefällt mir..."

Plötzlich war Barthos zerschmetterte Leiche in der Kugel zu sehen. Ein gelbes Licht flog auf ihn zu, blieb über ihm schweben und hüllte in ein sanftes goldenes Licht. Barthos Finger an seiner rechten Hand zuckten und mit einemmal riss er seine Augen auf.

Der Verräter

Hana lehnte auf der Reling und sah auf den weiten Ozean hinaus. Es war alles gut gegangen, sie hatten in Tiberoa ein Schiff bekommen und waren nun auf dem Weg zum Kristallpalast von Deningrad in Mille Seseau.

Hana atmete den salzigen Meeresduft ein und genoss die Melodie, die Lavitz auf seiner Okarina spielte. Es war eine fröhliche Volksmelodie, die in Serdio oft auf Festen gespielt wurde.

Plötzlich stoppte Lavitz und sah besorgt an den Himmel.

"Was ist los?", fragte Hana.

Lavitz deutet mit einer Kopfbewegung auf den Himmel. "Sieh doch."

Hana folgte seinem Blick und runzelte ihre Stirn. Schwarze Wolken ballten sich am Horizont zusammen. Leiser Donner ertönte und die ersten Blitze waren zu sehen. Als ob jemand nur darauf gewartet hätte, dass Hana hinsieht, frischte der Wind plötzlich auf. Lavitz packte seine Okarina weg. "Wir sollten unter Deck gehen. Der Sturm könnte gefährlich werden."

Hana nickte und folgte Lavitz in die gemeinsame Kabine der kleinen Gruppe. Meriam saß dort bereits auf ihrem Bett. Sie sah überrascht auf, als die beiden hereinkamen. "Was ist denn los?"

"Ein Sturm braut sich zusammen.", antwortete Lavitz.

"Ein Sturm?", fragte Meriam verblüfft. "In diesen Breitengraden?"

Lavitz nickte. "Finde ich auch seltsam, aber da kann man nichts machen. Solange der Sturm anhält, könnten wir uns etwas unterhalten und erst einmal näher kennenlernen. Dafür hatten wir ja bisher eher wenig Zeit."

Meriam klatschte in ihre Hände. "Au ja, gute Idee!"

Lavitz setzte sich auf sein eigenes Bett, während sich Hana neben Meriam setzte. Der junge Prinz löste seinen Umhang und forderte beide auf: "Erzählt doch mal was über euch. Über mich gibt es nicht so viel zu erzählen. Ich bin der Prinz von Serdio, das ist alles."

Meriam räusperte sich kaum hörbar und antwortete: "Ich bin eine Wingly aus dem Immergrün-Wald. Der Geist unseres Dorfes hat mich dazu bestimmt ein Dragoon zu werden und zu helfen die Welt erneut zu retten."

"Warum das?", fragte Hana.

"Der Erzengel sagte, dass eine neue Bedrohung, noch gefährlicher als Melbu Frahma, ihre Klauen nach der Welt ausstrecken würde. Er konnte nicht sagen welche, aber es war äußerst ernst und dringend. Mein Auftrag bestand darin nach Seles zu gehen und den Träger des Götter-Spirits zu finden. Aber auf dem Weg traf ich ja dann die Echsenmenschen und die Gefangenen...ich half Shana mit meinem Spirit, den Meru mir auf Anordnung des Erzengels gegeben hatte. Shana sprach mich darauf an und erzählte mir, dass Dart der Träger des Götter-Spirits wäre, aber dass sie nicht wüsste, wo er nun sei."

Lavitz und Meriam sahen Hana auffordernd an. "Jetzt du."

"Nun ja, ich komme aus Seles, irgendwo am Ende der Welt. Ich bin dort mit meinem Bruder Jin aufgewachsen..."

Hana verstummte. Jin kam ihr erst jetzt wieder in den Sinn. Was war nur mit ihm geschehen? Ob es ihm gut ging? Oder hatten die Echsen ihn auch...?

Sie räusperte sich und fuhr fort: "Wir hatten ein einfaches aber glückliches Leben. Nie wäre es mir in den Sinn gekommen, dass eines Tages so etwas geschehen würde. Und jetzt...scheine ich mich in einem ungeahnt großen Kampf zu befinden. Und ich frage mich...was aus meinem Bruder und meinem Vater wurde..."

Hanas Stimme erstarb. Tränen stiegen in ihre Augen und nur mit Mühe schaffte sie es, diese wieder niederzukämpfen.

"Alles okay?", fragte Meriam mitleidvoll.

Hana nickte hastig. "Ja, alles klar. Tut mir leid."

Meriam sprang auf und sagte laut: "Hana, ich verspreche dir, dass wir deinen Vater und deinen Bruder lebend wiederfinden werden. Ich werde dafür sorgen, dass es so kommen wird."

"Und wie?", fragte Lavitz tonlos.

Meriam sah ihn mit einem stechenden Blick an. "Das wird sich zeigen, Lavitz."

Der Prinz lächelte. Meriam deutete auf ihn und sagte: "Jetzt erzähl doch mal mehr über dich. Ich glaube nicht, dass du einfach nur ein Prinz bist, mein Junge. Irgend etwas Aufregendes wird in deinem Leben ja auch einmal geschehen sein."

Lavitz lächelte weiterhin unbeirrt. "Nein, leider nicht. Mein Leben ist langweiliger als das eines Bettlers. Sogar noch langweiliger, als das Leben in einem Dorf."

"Gibt es dann vielleicht einen besonderen Anreiz für dich als Dragoon auf diese Reise zu gehen?", bohrte Meriam weiter.

Lavitz überlegte einen Moment und schüttelte seinen Kopf. "Nein, nicht wirklich."

"Warum bist du dann eigentlich hier?", fragte Meriam verärgert.

"Weil ich nicht woanders bin.", antwortete er knapp.

Meriam seufzte. "Ich gebe es auf. Ich gehe in die Küche. Ich kriege langsam Hunger, man sieht sich."

Sie ging hinaus und schloss die Tür hinter sich. Lavitz wartete einige Sekunden, dann stand er auf und setzte sich neben Hana. "Eigentlich hatte ich schon einen Grund mitzugehen."

Hana sah ihn fragend an und wartete ab, bis er weiter redete, was er auch prompt tat, jedoch ohne sie anzusehen: "Mein Grund war, ein bezauberndes junges Mädchen, das seinen Vater und seinen Bruder suchen will und mein Herz im Sturm erobert hat."

Hana fand es überflüssig, nach dem Namen des Mädchens zu fragen, denn es konnte ja eigentlich nur sie sein, aber trotzdem fragte sie: "Wer?"

Lavitz sah sie lächelnd an und stupste sie auf die Nase. "Immer der, der fragt, Hana."

Sie lächelte ebenfalls und legte ihre Hand an seine Wange. Plötzlich begann sie zu kichern und stand auf. "Ich glaube, ich gehe auch in die Küche. Ich habe auch etwas Hunger. Soll ich dir etwas mitbringen?"

Lavitz schüttelte lächelnd seinen Kopf. "Nein danke."

Hana drehte sich um und verschwand lachend aus der Tür hinaus. Sie war unfassbar glücklich über dieses Geständnis von Lavitz und mit diesem Gefühl im Bauch ging sie in die Küche.

Lavitz dagegen saß unverändert auf dem Bett und sah auf das Bullauge direkt vor sich. Ein kleines leuchtendes schwarzes Wesen mit einem Paar durchsichtiger Flügel flog mit einem dumpfen Knall gegen das Bullauge. Lavitz stand auf und öffnete das Bullauge kurzzeitig, um das Wesen hereinzulassen. Es flog aufgeregt herein und flog gegen einige Wände, bevor es still im Raum schwebenblieb. Nur ein leises Klingeln, das von diesem Wesen ausging, war noch zu hören. Nicht einmal die schnellen Flügelschläge waren noch zu hören. Lavitz sah es säuerlich an und sagte: "Du hast dich ganz schön verspätet, Lori. Sag deinem Herrn, dass die Sache etwas länger dauern wird. Weder Dart, noch Jin waren bei den Echsenmenschen gewesen. Wir suchen sie gerade, keine Sorge."

"Aber Lavitz, der Auftrag war, das so schnell wie möglich zu erledigen!", wandte Lori ein. "Und weder das Mädchen, noch die Frau hätte überleben dürfen."

"Laut unserem Auftrag waren Dart und Jin auch bei den Echsenmenschen. Außerdem kam diese Wingly dazwischen."

"Ihr hättet sie eliminieren müssen. Wir können nicht noch mehr Leute brauchen, die sich einmischen. Wir haben ohnehin schon alle Hände voll zu tun, mit dieser Claudia und Soa, der auch noch seine ganz eigenen Plänen verfolgt."

Lavitz runzelte seine Stirn. "Mach dir keine Sorgen darum, Lori. Ich kümmere mich um alles. Aber dafür..."

"Ja ja, schon verstanden. Dafür lassen wir deine Mutter und deine kleine Schwester wieder frei. So war der Deal, nicht wahr?"

Lavitz nickte. "Und keine faulen Tricks, sonst werde ich ungemütlich."

"Schon klar. Ich gehe jetzt Bericht erstatten."

Lori flog aufgeregt auf und ab und dann weder gegen das Bullauge. Lavitz schmunzelte und ließ das Feenwesen wieder hinaus. Hinter dem Wesen verschloss er das Bullauge wieder. "Es wird besser sein, wenn alles ganz schnell geht."

Er drehte sich um und ging ebenfalls in die Küche. Was Hana nicht gewusst hatte, war, dass die Melodie, die Lavitz vorhin an Deck gespielt hatte nicht ein normales Volkslied gewesen war, sondern eine Hymne, die einen Sturm beschwörte.

Und dieser Sturm war nun über sie hereingebrochen. Das Schiff ächzte, konnte aber wegen seiner Größe nicht wirklich schaukeln. Die Küche hatte Lavitz schnell gefunden. Der Geruch des Abendessens wehte ihm entgegen.

Hana und Meriam saßen nebeneinander und kosteten das Essen bereits. Lavitz stellte sich neben sie. "He, Mädels. Sagt mal...habt ihr nicht Lust euch mit mir das Meer anzusehen? Es sieht am Schönsten aus, wenn es stürmt."

Hana und Meriam warfen sich fragende Blicke zu und stimmten dann zu. Beide standen auf und folgten Lavitz, der siegessicher grinste, hinaus.

Auf Deck herrschte ein starker Wind. Blitze zuckten und Donner rollte, aber es regnete nicht. Hana und Meriam stellten sich an die Reling und sahen auf das Wasser hinunter. Das Meer war aufgewühlt, etwas schien noch darin herumzuschwimmen, aber Hana war sich nicht sicher, ob sie sich das nur einbildete. Sie fand das Meer gar nicht so schön bei diesem Sturm. Es machte ihr irgendwie Angst. Sie wollte sich umdrehen und Lavitz fragen, was er damit beabsichtigt hatte, als sie plötzlich seine Stimme hinter sich hörte: "Verzeih mir, Hana."

Bevor sie verstand, was er damit sagen wollte, fühlte sie wie sie von jemandem gepackt und über die Reling geworfen wurde. Sie sah noch wie Lavitz auch Meriam trotz ihrer Gegenwehr packte und ebenfalls ins Wasser warf, bevor sie auf der Wasseroberfläche aufkam und ihr Bewusstsein verlor.
 

***
 

Lori hatte Bericht erstattet und schwebte nun vor dem Thron ihres Meisters. Dieser hatte die Beine übereinander geschlagen und schien im Dunkeln zu überlegen. "Lavitz hat also noch nichts getan, um seinen Auftrag zu erfüllen. Tja, um Claudia werde ich mich wohl selbst kümmern müssen. Aber ich habe ja schon den neuen verbesserten Bartho darauf angesetzt. Fehlt also nur noch Soa. Aber wenn wir erst einmal Jin haben..."

Der Rest des Satzes ging in ein böses Lachen über.

Lori schwebte auf und ab. "Meister, ihr seid so herrlich genial."

"Ich weiß. Und nun geh und sieh nach wie Lavitz vorankommt. Vielleicht hat der junge Prinz ja endlich etwas bewerkstelligt."

"Ja Meister."

Lori flog noch einmal auf und ab und dann in Richtung des kleinen Fensters, das Tag und Nacht für die Fee geöffnet war. Obwohl man nie wusste, wann eigentlich Tag und wann Nacht war, denn der Himmel war immer schwarz. Es gab keine Sonne im westlichen Reich und wenn doch, dann war sie gut versteckt. Nicht einmal Lori, die schon seit vielen Hundert Jahren in diesem Reich lebte, hatte jemals die Sonne über dem Land scheinen sehen. Aber was hätte sie als einzelne Fee schon dagegen ausrichten können?

Also hatte Lori sich als Bote für den Herrscher des Reiches angeboten und sie würde jeden ihrer Aufträge erfüllen, auch wenn es ihr widerstrebte...es war ihr Auftrag.

Die Stadt des Himmels

Claudia sprang über die Steine, die aus dem Wüstensand hervorstanden. Sie hatte eine große Felsplattform zu der sie wollte im Blick. Jin und Donna folgten ihr etwas langsamer und nicht ganz so selbstbewusst. Auf der Felsplattform blieb Claudia stehen und sah ihnen wartend entgegen. Jin fiel auf der Plattform angekommen auf die Knie und keuchte fragend: "Und jetzt? Noch so ein Trip?"

Claudia schüttelte ihren Kopf. "Nein, keine Sorge. Wir sind da, wo wir hinwollten."

Sie stellte sich an den anderen Rand der Plattform und zeigte hinunter. Donna und Jin stellten sich neben sie und sahen hinunter. Jin konnte zwar nicht viel erkennen, aber etwas schien da unten zu atmen. Donna sah Claudia an und fragte: "Was ist das?"

Claudia bedeutete beiden einige Schritte zurückzutreten und holte dann etwas aus ihrer Tasche. Es war nicht der Spirit, es war ein blaues Juwel, das in Gold eingefasst war. Claudia hob ihn in die Luft. Der Juwel begann zu leuchten und zu schwingen. Ein lautes Kreischen wurde aus der Tiefe hörbar und plötzlich begann die Erde sich zu bewegen. Jin fiel wieder auf die Knie und auch Donna ließ sich zu Boden fallen. Plötzlich tauchte etwas aus dem Abgrund auf. Es sah aus wie ein fliegender Manta (Anm.: das Meereslebewesen, NICHT das Auto) mit goldenen Zeichen auf türkisen Grund. Die großen Glubschaugen starrten Claudia an und eine tiefe Stimme fragte: "Was gibt es?"

"Coolon, du musst uns zur Stadt des Himmels bringen. Wir müssen mit dem Geist der Stadt reden. Es ist dringend."

Coolon rollte seine Augen, was er aber scheinbar öfter tat. "Ich habe es bereits bemerkt. Soa ist wieder erwacht und will den Planeten auslöschen. Dazu kommt der finstere Herrscher aus dem Westen, dessen Pläne uns allen unbekannt sind. Ich werde euch zur Stadt des Himmels bringen. Steigt einfach auf meinen Rücken."

Claudia stieg auf und winkte auch Jin und Donna heran. Beide kamen zögernd näher und sahen sich Coolon erst einmal näher an. Während Jin sich noch mit der Frage beschäftigte ob er ihn anfassen sollte, begann Coolon mit ihm zu reden: "Hmm, ich kenne dich irgendwoher."

"Glaube ich nicht.", antwortete Jin mit zitternder Stimme.

"Oh doch, ich kenne deinen Vater. Dart, nicht wahr?"

Jin nickte traurig. "Ja."

"Keine Sorge, Jin.", entgegnete Coolon. "Wir werden dafür sorgen, dass du deinen Vater heil zurückbekommen wirst. Also steigt endlich auf."

Jin befolgte den Rat und setzte sich direkt hinter Claudia. Donna sah misstrauisch hinauf und trug einen inneren Kampf aus. Schließlich nickte sie seufzend und stieg hinter Jin auf Coolon.

"Alle bereit?", fragte Coolon.

Claudia nickte und rief: "Ja!"

Coolon bewegte seine Schwingen und plötzlich begann er höher zu schweben und nach einiger Zeit auch sich vorwärts zu bewegen. Er wurde immer schneller und auch immer höher. Nach kurzer Zeit kam eine schwebende Stadt in Sichtweite. Die Stadt war völlig aus weißem Marmor. Um die Stadt herum führte ein Aquädukt in dem klares Wasser floss. Coolon landete auf einem großen Platz, direkt in der Mitte der Stadt. Der Markttag schien gerade vorbei zu sein. Einige Händler bauten noch ihre Stände ab und trugen Körbe und Käfige nach Hause. Donna sprang sofort hinunter auf den Boden und schüttelte sich. Claudia und Jin folgten ihr nicht ganz so hastig. Einige Männer in weißen Roben kamen auf sie zu. "Claudia! Du bist wieder da.", rief einer von ihnen. "Wie ist es dir ergangen?"

Das Mädchen nickte. "Mees...es ist alles schiefgegangen. Soa ist in Dart erwacht und der Geist von Ulara ist nicht mehr."

Mees nickte. "Wir wissen es bereits. Wir haben es beobachtet. Du konntest nichts dafür. Soa war einfach zu mächtig. Kommt mit, Alas erwartet euch bereits."

"Alas?", fragte Jin.

"Das ist der Geist dieser Stadt. Er ist etwas seltsam. Ich habe ihn noch nie gesehen, nur seine Stimme gehört. Egal, lasst uns gehen, damit wir seinen Rat einholen können."

Jin und Donna nickten und folgten Claudia und Mees. Sie liefen über den imposanten Platz in ein dunkles Gebäude hinein. Innen herrschte eine angenehme Kühle, die Jin einlullte und ihn scheinbar verführen wollte, hierzubleiben. Aber Claudia lief hastig voran, so dass Jin schneller laufen musste, um mit ihr Schritt halten zu können. Es ging viele Stufen nach oben, bis sie vor einer großen verzierten Doppeltür stehenblieben. Zur Abwechslung war die Tür mal nicht aus Marmor, sondern aus ordinärem Holz, das nur durch die Verzierungen edler wirkte, als es war.

Mees öffnete die Tür. Die Gruppe trat ein, Jin sah sich atemlos um. Es war ein riesiger runder Raum. Auf dem Boden war eine Verzierung angebracht, die aussah wie ein Kompass. An den Wänden waren Bänke aufgestellt auf denen viele neugierig aussehende Personen saßen. In einer nicht erreichbaren Höhe gab es Löcher, die Fenster darstellten sollten.

Mees führte die Gruppe in die Mitte der Bodenverzierung. Dann stellte er sich etwas weiter weg. "Seid ihr bereit?"

"Bereit wofür?", fragte Jin.

"Sie bringen uns jetzt zu Alas.", erklärte Claudia.

"Ach so."

Mees konzentrierte seine Kräfte. Eine Kugel aus purer Magie erstand vor ihm. Jin bemerkte, dass auch die anderen Anwesen begannen diese Kugeln zu formen. Plötzlich leuchtete der Raum grün und im nächsten Augenblick standen Jin, Claudia und Donna in einem dunklen Raum, der wie ein Kerker aussah. Irgendwo tropfte Wasser, ansonsten war es still. Vor ihnen war eine Wand, hinter ihnen war eine Wand und zu ihren Seiten waren Wände. Auf dem Boden war ein Teil der Verzierung aus dem letzten Raum zu erkennen. Aber nirgends war sonst jemand zu sehen. Claudia starrte auf die Wand vor sich. Jin folgte ihrem Blick, konnte aber nichts sehen. Donna sah sich nervös um. "He, was sollen wir hier? Ist das ein schlechter Witz?"

Claudia schüttelte ihren Kopf und da begann eine mysteriöse Stimme zu sprechen: "Claudia, du hast tapfer gekämpft, aber den Kampf im Endeffekt verloren. Gräme dich deswegen aber nicht. Ich sehe, du hast zwei andere Träger von Dragoon-Spirits mitgebracht. Und...dieser Junge...ist das nicht der Sohn von Dart? Ich spüre, dass du ein großes Potential an Macht in dir trägst. Doch weißt du noch nicht, wie du es einsetzen musst. Das sollten wir ändern. Aber leider weiß ich selbst nicht wie. Ich würde sagen, du gehst gemeinsam mit Claudia und Donna nach Deningrad. Der Geist von Deningrad weiß mehr darüber wie man verborgene Mächte in Menschen weckt."

Jin blinzelte. Woher kam die Stimme nur? Sie wurde von allen Seiten widergeworfen. Aber plötzlich fiel ihm etwas zwischen der vorderen und der seitlichen Wand auf. Da war ein kleiner Spalt zu sehen. Jin ging nach vorne und entdeckte, dass die vordere Wand gar keine Wand war, sondern nur eine Art Vorhang, auf den eine Wand gemalt worden war. Jin schob den Vorhang ein Stück zur Seite und sah dahinter. Ein kleiner Junge stand da mit einem Trichter und sprach mit Claudia durch den Trichter.

"Na sowas.", sagte Jin.

Der Junge erschrak und sah Jin aus großen Augen an. "Jin! Du hast mein Geheimnis durchschaut."

Claudia und Donna stellten sich neben Jin und sahen ungläubig auf den Jungen hinunter.

"Und du bist der Geist dieser Stadt?", fragte Donna skeptisch.

"Ich bin Alas.", nickte der Junge. "Eigentlich bin ich nicht direkt der Geist der Stadt. Aber ich bin ein Medium, das Kontakt zum Geist aufstellen kann, falls es nötig sein sollte."

Jin kniete sich neben ihn. "Und der Geist weiß wirklich nicht wie man diese Kräfte weckt?" Alas schüttelte bedauernd seinen Kopf. "Er hat es vergessen. Früher hätten wir seine Erinnerung mit dem Wasser der Erinnerung wieder geweckt, aber leider ist die Quelle versiegt. Darum können wir euch nur helfen, indem wir euch sagen, dass ihr nach Deningrad gehen sollt."

Alas zog einen versiegelten Umschlag aus seinem langen Ärmel und überreichte ihn Jin. "Gebt das Königin Katharina. Sie wird euch daraufhin zu Meta führen, dem Geist von Deningrad. Meta kann euch auf jeden Fall helfen. Sie ist so was wie unsere Weise der Geister. Ich wünsche euch viel Glück für diese Mission."

"Danke.", sagte Jin. "Wie kommen wir wieder von hier weg?"

"Stellt euch einfach auf das Bodensymbol und ich teleportiere euch hinaus."

Die kleine Gruppe stellte sich wieder auf das Symbol.

"Lebt wohl.", sagte Alas.

Ein grünes Licht leuchtete, erlischte und die Gruppe stand wieder in dem großen Raum. Donna sah sich um. Sie verzog ihr Gesicht, sagte aber nichts dazu. Claudia strich ihre Haare aus ihrem Gesicht. "Gut, wir sind fertig. Wie kommen wir nach Deningrad?"

"Direkt wie immer.", lachte Mees. "Am besten ihr fliegt mit Coolon. Er wird euch gerne hinbringen."

Claudia nickte und lief bereits hinaus. Jin und Donna blieben noch stehen und sahen ihr hinterher. Kaum hatte das Mädchen den Raum verlassen, runzelte Mees seine Stirn. "Seid besser etwas vorsichtig. Wir wissen nicht wie stark Soa ist. Vielleicht übernimmt er eines Tages auch eure Körper."

Jin nickte. "Keine Sorge. Wir werden aufpassen."

Mees lächelte. "Dann beeilt euch lieber, bevor Claudia euch vermisst."

Jin und Donna folgten Claudia, die bereits wieder neben Coolon stand. "Da seid ihr ja endlich. Habt ihr vergessen, dass wir es eilig haben?"

"Ja ja.", antwortete Jin. "Also lass uns aufsitzen und fliegen."

Die Gruppe setzte sich wieder auf Coolon, der sich sanft in die Luft erhob und zu fliegen begann. "Wohin geht es noch einmal?"

"Deningrad!", rief Jin gegen den Wind.

Coolon rollte vergnügt mit seinen Augen. "Also gut, haltet euch fest!"

Das seltsame Wesen beschleunigte, bis nicht einmal mehr Claudia wusste, was geschah. Jin sah auf den alten Dragoon-Spirit seines Vaters und dachte: Vater, ich werde dir helfen. Ich werde dich retten, aber erst...muss ich mehr über mich erfahren. Warte solange auf mich.

Die Höhle unter Wasser

Ein Feuer knisterte.

Wasser tropfte irgendwo herunter.

Selbiges floss auch irgendwo mit lautem Gluckern vorbei.

Schritte erklangen und blieben neben ihr stehen.

Hana schlug ihre Augen auf und sah Meriam über ihr. "Was ist geschehen?"

"Dieser saubere Prinz Lavitz hat uns ins Wasser geschmissen.", antwortete Meriam. "Er hat uns reingelegt. Garantiert arbeitet er für diesen seltsamen westlichen Herrscher. Das kann doch nicht wahr sein."

Hana stand auf und bemerkte, dass sie neben einem Lagerfeuer stand.

Hatte Lavitz sie wirklich verraten?

Warum nur sollte er so etwas tun?

Hana fasste sich an die Brust und sah nachdenklich ins Feuer.

"Ist alles in Ordnung?", fragte Meriam besorgt.

Hana nickte. "Ja, keine Sorge. Wo sind wir?"

"In einer Höhle unter Wasser. Wir hatten Glück, dass hier aus irgendeinem Grund genug Luftdruck herrscht, dass das Wasser die Höhle nicht überschwemmt hat."

Hana entdeckte ein Wasserbecken, nur einige Schritte entfernt. Auf der anderen Seite des Raumes gab es ein kleines Rohr, aus dem Wasser tropfte.

"Meriam, wie kommen wir wieder hier weg?", fragte Hana.

Die Wingly sah sich um und antwortete: "Ich weiß nicht. Aber wir müssen wohl irgendwie einen Weg an die Oberfläche finden. Ansonsten werden wir hier unten wohl versauern."

"Hast du dich schon hier umgesehen?", fragte Hana. "Weißt du, ob es einen Weg raus gibt?"

Meriam nickte. "Aber ich bin nicht weit gegangen, weil ich mir ja Sorgen um dich gemacht habe."

Hana sah nachdenklich zu den beiden Türen hinüber. Die eine Tür war mit Geröll versperrt. Nur die rechte war noch zugänglich.

"Gehen wir?", fragte Hana.

Meriam nickte und ging mit Hana durch die Tür. Sie standen in einem Flur, der eine Stufe nach unten hatte.

Nach der Stufe stand das Wasser knöcheltief.

Hana und Meriam stiegen hinunter und wateten durch das Wasser. Aber auf der anderen Seite gab es keine Tür.

Hana blieb stehen. "Und jetzt?"

Meriam sah hinunter. "Ich glaube, da unten gibt es einen Gang. Da müssten wir durchtauchen. Glaubst du, du schaffst das?"

Sie sah Hana an. Das Mädchen nickte. "Ich habe kein Problem damit."

"Gut.", sagte Meriam lächelnd. "Halte dich einfach an mich."

Meriam und Hana holten tief Luft und tauchten dann ins Wasser hinunter.
 

***
 

Lavitz öffnete verwirrt seine Augen. "Wo bin ich?"

Lori flatterte aufgeregt um den jungen Prinzen herum. "Lavitz, Lavitz, das Schiff..."

Der Prinz erinnerte sich wieder daran, dass das Schiff gekentert war; der Sturm war einfach zu stark gewesen. "Verdammt, ich muss lernen, besser mit dem Spirit umzugehen. Was machst du eigentlich hier, Lori? Und wo sind wir?"

"Der Meister hat angeordnet, dass ich kommen soll. Aber wo wir sind...vermutlich in einem der alten Tempel, der für die Dragoons errichtet worden ist. Hier könntest du auch mehr über den Spirit herausfinden."

Lavitz setzte sich in den Schneidersitz und seufzte. Was war wohl mit Hana und Meriam geschehen?

Ob sie noch am Leben waren? Vielleicht waren sie ja auch hier irgendwo?

Aber falls sie nicht überlebt hatten...war das Leben seiner Familie, dem Leben seiner Liebsten wirklich vorzuziehen?

Lori flog um Lavitz herum, bis dieser endlich gereizt fragte: "Was ist?"

"Lavitz, lass uns gehen, sonst schlagen wir hier noch Wurzeln."

Der Prinz nickte und stand auf. "Gehen wir."

Lori flog Lavitz voraus durch den Gang vor ihnen. Und es dauerte nicht lange, bis sie in einem großen Raum standen.

Der gesamte Raum war mit Runen und Zeichnungen übersehen. Auf einer Seite stand ein Altar. Ein Buch lag darauf.

Lavitz stellte sich vor den Altar und schlug das Buch auf. Oder besser gesagt: er wollte es aufschlagen, aber es ließ sich nicht öffnen.

Das Buch war mit einem Siegel verschlossen.

"Ist das ein Wingly-Siegel?", fragte Lavitz die kleine Fee, die immer noch um seinen Kopf kreiste.

"Ja, ich fürchte schon. Wir brauchen einen Wingly, der es für uns öffnet."

Lavitz lachte durch die Nase. "Welch Ironie. Jetzt könnten wir Meriam brauchen."

Plötzlich hörte er Stimmen aus einem anderen Gang. Lavitz fuhr herum.

"Wir müssen uns verstecken!", zischte Lori.

Lavitz sah sich eilig um. In einer der Ecken des Saales war eine Säule umgestürzt. Hastig hechtete sich Lavitz dahinter und versteckte sich so gut es ging.

Lori folgte ihm und versteckte sich in seinem Kragen, während er die weiteren Ereignisse beobachtete.
 

***
 

Meriam tauchte auf und zog Hana an Land. Sie kicherte leise. "Hana, du hättest mir sagen können, dass du nicht schwimmen kannst."

"Ich dachte nicht, dass das so schwer ist.", keuchte Hana.

Meriam kicherte erneut. "Na ja, zum Glück habe ich es rechtzeitig bemerkt. Bist du wieder fit? Können wir uns umsehen?"

Hana nickte und stand auf.

Die beiden begannen sich umzusehen und auch ihnen fiel bald das Buch auf dem Altar ins Auge.

Meriam ging darauf zu und hob das Buch hoch. "Mit Wingly-Magie verschlossen. Ich werde versuchen, es zu öffnen."

Das Buch in ihren Händen erstrahlte in einem hellen Licht, während sie konzentriert ihre Augen geschlossen hielt.

Meriam öffnete ihre Augen wieder, das Licht erlischte und sie legte das Buch wieder zurück. Hana trat neben sie und schlug das Buch auf. Die Seiten strahlten im schönsten Gold.

Die Wingly senkte ihren Kopf tiefer über das Buch und begann mit dem Versuch die Schriftzeichen zu entziffern.

"Was steht da?", fragte Hana ungeduldig.

"Einen Moment...das ist ein Buch über den Krieg damals. Es geht darum um die Dragoon-Spirits, ihre Wirkungsweisen und um den Auserwählten, der eine ganz besondere Macht in sich trägt."

"Eine ganz besondere Macht?"

"Ja...der Nachkomme zweier Dragoons beherrscht besondere Kräfte. Sie lassen sich nicht in eine bestehende Gruppe einteilen. Sie sind sogar stärker, als die Kraft des Götterdrachen."

Hana sah die Wand hinter den Altar an, während Meriam weiter rätselte.

Auf der Wand war eine Malerei zu sehen, die mehrere Drachen und Dragoons zeigte. Hana ging näher, in der Mitte von allem war ein Licht zu sehen.

Dieses Licht strahlte so hell, dass sogar die Drachen davon geblendet wurden.

Und in der Mitte des Lichtes war eine Gestalt zu erkennen.

Hana streckte ihre Hand aus, um die Wand zu berühren, als plötzlich ein lauter Schrei hinter ihnen ertönte.

Hana und Meriam fuhren herum.

Lavitz war hinter der Säule hervorgesprungen.

"DU!", schrie Meriam wütend.

Der Prinz kümmerte sich nicht um sie, sondern zog seinen Speer. Hinter der Säule trat plötzlich ein seltsames fischähnliches Wesen hervor. Es lief auf zwei Beinen und war über und über voller blauer Schuppen. In seiner rechten Hand hielt es einen Fanghaken und in der linken Hand war ein Fischernetz zu sehen.

Hana stellte sich neben Lavitz und zog ihre Armbrust hervor. "Über das alles auf dem Schiff reden wir später."

Lavitz nickte.

Meriam stellte sich auf die andere Seite von Lavitz und zog ihre doppelten Hakenschwerter. "Wir sind noch nicht fertig mit dir Lavitz, klar?"

Lavitz nickte erneut. "Aber erst einmal machen wir hier den Angreifer fertig."

Das Fischwesen stellte sich in Angriffsbereitschaft.

Meriam hob ihren leuchtenden Dragoon-Spirit und verwandelte sich in den Dragoon des blauen Seedrachen.

Danach griff sie das Fischwesen mit mehr Kraft mit ihren Hakenschwertern an.

Das Wesen taumelte, richtete sich aber wieder auf und wagte einen Gegenangriff, der allerdings bei der flotten Meriam daneben ging.

Lavitz tat es der Wingly nach und hob seinen eigenen grünen Spirit in die Luft. Blätter flogen um ihn, während er seinen Stab wirbelte und dann war er der Dragoon des grünzahnigen Drachen.

"Blumensturm!", rief Lavitz.

Unzählige Blüten flogen durch die Luft und die Gruppe fühlte sich stärker geschützt.

Meriam lud ihre Armbrust und feuerte einen Pfeil auf den Fischmensch.

Grünes Blut floss aus der Wunde am Arm des Fischmenschen.

Der Fischmensch holte mit seinem Netz aus und warf es auf Hana, die sich darin verfing.

Lavitz schwebte höher, ließ seinen Speer kreisen und rief: "Atemraub!"

Der Fischmensch wurde zurückgeworfen und stand auch nicht mehr auf.

Meriam und Lavitz verwandelten sich zurück und halfen Hana aus dem Netz.

Es dauerte zwar fünf Minuten, aber im Endeffekt schafften sie es, ohne dass Hana mehr als drei Kratzer im Gesicht zurückbehielt.

Lavitz half ihr hoch. "Also, wenn ihr darüber reden wollt...ich verstehe es, wenn ihr sauer auf mich seid, aber hört euch bitte auch meine Version an."

"Halt den Mund!", fuhr Meriam dazwischen. "Du hast versucht uns umzubringen. Dafür gibt es KEINE Entschuldigung!"

Lavitz ließ seinen Kopf hängen, aber Hana hielt ihre Hand vor Meriams Gesicht. "Lass ihn ausreden, Meriam."

"Danke Hana."

Lavitz verbeugte sich vor Hana und fuhr fort: "Der westliche Herrscher hat meine Mutter und meine jüngere Schwester entführt. Sie zwangen uns, dich, Shana, Dart und Jin zu töten, sonst würden sie meine Mutter und meine Schwester töten."

Hana und Meriam warfen sich vielsagende Blicke zu. Dann sagte Meriam energisch: "Wir werden die beiden einfach retten!"

"Was?", fragte Lavitz überrascht. "Das ist aber nicht so einfach, ich meine..."

"Willst du jetzt, dass sie gerettet werden oder nicht?"

"Ja schon..."

Lori flog aus Lavitz' Kragen hervor. "Wollt ihr das wirklich tun?"

"Was bist du denn?", fragte Hana neugierig.

Lori flatterte aufgeregt um Hana herum. "Ich bin eine Fee, mein Mädchen."

"Wie süß!"

"Das ist Lori.", erklärte Lavitz. "Sie arbeitet für den westlichen Herrscher."

Meriam sah die Fee böse an, während Hana Lavitz zu ignorieren schien und angefangen hatte, Lori zu knuddeln.

Lavitz wippte nervös vor und zurück und sagte dann: "Vielleicht kann uns Lori ja auch helfen. Immerhin kennt sie sich im westlichen Reich aus."

Meriam nickte. "Ja schon, aber was, wenn sie...uns hintergeht....?"

"Das wird sie nicht." , sagte Lavitz. "Da bin ich mir sicher."

Meriam lachte leise. "Wie dem auch sei, wir wollten nach Deningrad. Wie kommen wir jetzt dahin?"

Lavitz deutete auf Lori. "Sie weiß es garantiert. Sie ist hier auch irgendwie reingekommen."

Lori befreite sich aus Hanas Umklammerung und stimmte Lavitz zu. "Ja, der Ausgang ist nicht weit. Nur einige Schritte."

Meriam schmunzelte. "Was versteht ein fliegendes Wesen von Schritten?"

Hana kicherte.

"Jetzt reicht es.", sagte Lori. "Wollt ihr jetzt hier raus oder wollt ihr für immer hier bleiben?"

"Schon okay.", sagte Meriam entschuldigend. "Also lasst uns gehen."

Lori flog voraus. Danach folgte Hana, dann Lavitz und Meriam bildete das Schlusslicht. Sie ließ den Prinzen nicht aus den Augen. Meriam hatte sich vorgenommen, dass sie so etwas wie auf dem Schiff nie wieder zulassen werden würde.
 

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Danke an Fla-chan, dass sie mir die Inspiration für dieses Kapitel gab! *knuff*

Den Rest habe ich selber wieder im Kopf. ^^

Die Geburtenstadt

Coolon flog über Mille Seseau.

Der Kristallpalast von Deningrad, der damals von dem Götterdrachen zerstört worden war, war bereits zu sehen. Die Wiederaufbauarbeiten waren noch im vollen Gange, schienen aber bald abgeschlossen zu sein; es wurde nur noch an der Spitze gebaut.

Die Stadt an sich war bereits wieder aufgebaut und sogar noch ausgebaut worden. Nun bot es Platz für noch mehr Leute, die sich an diese kühlen Temperaturen gewöhnen konnten.

Jin fröstelte.

Coolon landete endlich vor der Stadt, so dass der Flugwind niemandem mehr in das Gesicht biss.

Die Gruppe stieg ab und ging auf die Stadt zu.

Auf dem Platz tummelten sich viele Leute zum Markt. Jin hatte Mühe sich durch die Massen zu drängen, von seinem Heimatdorf Seles war er das überhaupt nicht gewöhnt.

Donna schien das alles noch mehr zu schaffen zu machen: sie war völlig bleich und stolperte nur hinter Jin und Claudia her.

Claudia machte das alles nichts aus. Sie lief völlig gelassen durch die Menge, als ob niemand da wäre. Und seltsamerweise teilte sich die Menge bei ihr wie mit einem Zaubermesser geteilt, den ganzen Weg zum Palast entlang.

Jin hielt sich dicht hinter ihr und zog Donna hinter sich her.

Vor dem Palast angekommen, ließ Claudia Jin und Donna erst einmal Zeit zum Ausatmen und Verarbeiten der ganzen neuen Eindrücke.

Schließlich drehte sich Claudia um und ging in den Palast hinein.

Jin und Donna folgten ihr.

Im Inneren des Palastes gab es keine Lampen oder sonstige Lichtquellen. Aber das war auch gar nicht notwendig gewesen: das Licht brach sich in dem Kristall aus dem der Palast ja bestand und ließ es im Gebäude heller sein, als im Freien.

Jin sah sich fasziniert um. Claudia lächelte über ihn. Donna dagegen war sehr angetan von den Kristallblumen, die in einer Vase auf einem kleinen Tisch standen.

"Claudia?!"

Die Gruppe drehte sich um.

Eine Frau mit ellenbogenlangen blonden Haaren stand auf dem oberen Treppenabsatz und sah auf die Gruppe hinunter.

Die Frau trug noch dazu weiße Sachen, wie Shana, nur dass diese Frau braune Lederstiefel, die bis an den Oberschenkel reichten, trug.

Claudia lächelte ihr zu. "Hallo Miranda. Lange nicht gesehen."

"Das ist wohl wahr.", sagte Miranda. "Wie ist es dir ergangen?"

"Nun, es war schon einmal besser gewesen, aber immerhin lebe ich noch. Dafür ist Soa allerdings wieder erwacht. Und der westliche Herrscher gewinnt immer mehr an Einfluss."

Miranda runzelte ihre Stirn. "Das ist nicht gut, aber noch ist nicht alles verloren. Wer sind eigentlich deine Gefährten?"

Claudia deutete mit ihren Händen erst auf Jin und dann auf Donna und stellte die beiden vor: "Das sind Jin und Donna. Jin ist der Sohn von Dart und Shana."

Miranda sah Jin verwundert an. "Der Sohn von Dart?"

Jin nickte. "Genau jener."

"Ich glaube, das hier ist ein schlechter Ort, um darüber zu reden. Lasst uns in den Thronsaal gehen."

Die Gruppe nickte und wollte Miranda in den Thronsaal hinauf folgen, als plötzlich jemand hinter ihnen rief: "Jin!"

Jin fuhr herum. "Hana?"

Jins Schwester rannte zu Jin und fiel ihm überglücklich um den Hals. "Jin, ich dachte, ich würde dich nie wiedersehen!"

"Hana, du lebst.", erwiderte Jin ebenso glücklich. "Ich hatte Angst, dass dich die Echsenmenschen getötet hätten."

Hana ließ Jin wieder los und sagte: "Du glaubst gar nicht, was alles passiert ist. Das hier sind Meriam und Lavitz. Wer sind die?"

Sie deutete auf die Gruppe hinter Jin.

"Das sind Donna, Claudia und Miranda.", erklärte Jin.

"Wer ist das?", mischte sich Donna in das Gespräch ein.

Jin drehte sich zu ihr und sagte: "Das ist meine Schwester Hana."

Hana musterte Donna und fragte: "Hast du dich um meinen Bruder gekümmert? Ich dachte mir doch, dass dieses Weichei nicht allein klarkommt."

"He!", beschwerte Jin sich.

Donna lachte leise. "Oh ja, das stimmt. Als ich ihn traf, war er ein Weichei, aber inzwischen hat mein knallhartes Training ihn zum Mann gemacht."

"Echt?", fragte Hana. "Das kann ich mir gar nicht vorstellen."

Jin stellte sich schmollend in eine andere Ecke. "Ihr seid alle so gemein zu mir."

Hana fuhr ihrem Bruder spielerisch durch die blonden Haare und fragte dann besorgt: "Weißt du, was mit Vater los ist?"

Jin nickte betrübt. "Vater ist von Soa besessen. Soa will die Menschheit endgültig auslöschen, um eine neue zu erschaffen. So wie es sein Schöpfungsplan ursprünglich vorgesehen hatte."

Hana runzelte ihre Stirn. "Das klingt alles äußerst schlecht."

Miranda räusperte sich. "Entschuldigung, könnten wir jetzt vielleicht in den Thronsaal hinaufgehen? Dort lässt sich viel besser reden."

Die Gruppe nickte und folgte Miranda die Treppe hinauf.

Der Thronsaal war fast direkt unter der Spitze des Kristallpalastes untergebracht. Aber niemand war darin zu sehen.

"Wo sind denn alle?", fragte Hana.

Miranda stellte sich vor Hana und überreichte ihr eine leuchtende weiße Kugel. "Hana, das ist der Dragoon-Spirit des silber-weißen Drachen. Er gebührt dir."

Hana nahm die nun strahlende Kugel staunend in ihre Hände. "Ich bin...auch ein Dragoon?"

Miranda nickte. "Ja, so wie es aussieht. Ich kenne euren Auftrag hier."

Lavitz sah sie mit gerunzelter Stirn an. "Und der wäre?"

"Jin, die Frage kannst du doch sicher beantworten.", sagte Miranda.

Der Junge nickte. "Natürlich. Alas hat uns hierhergeschickt, um mit dem Geist von Deningrad zu reden. Er soll meine innere Kraft wecken, damit wir gegen Soa bestehen können."

Jin griff in seine Tasche und holte den Umschlag, den er von Alas bekommen hatte, hervor. Miranda winkte ab. "Das brauche ich nicht. Das ist für den Geist."

"Echt?"

Jin sah den Umschlag an und fragte sich was eigentlich darin war.

Miranda lief der Gruppe voraus in einen angrenzenden Raum. Lavitz blieb stehen und wartete bis alle im nächsten Raum waren. Dann rief er leise nach Lori, die sofort angeflattert kam. "Was ist los, Lavitz?"

"Lori, das gefällt mir alles nicht. Ich misstraue dieser Miranda."

"Das musst gerade du sagen.", kicherte die kleine Fee.

Lavitz winkte ab. "Sei still. Kümmere dich lieber darum diesen Palast auszukundschaften. Sag mir dann Bescheid, wenn du etwas herausgefunden hast."

Lori stimmte ihm zu und flog davon.

Der junge Prinz sah ihr hinterher, bis sie aus der Tür verschwunden war und folgte dann dem Rest der Gruppe.

Jin sah sich in dem seltsamen Raum, in dem sie sich befanden um. Eine Plattform ragte scheinbar ins Nichts und direkt in ihrer Sichtweite war eine seltsame Apparatur zu sehen. "Was ist das?", fragte Jin und deutete auf die Maschine.

Miranda folgte seinem Fingerzeig und antwortete: "Das wissen wir selbst nicht so genau. Es ist eine Apparatur der Winglys. Sie blieb erhalten, obwohl der Götterdrachen die Stadt einmal zerstört hatte. Wahrscheinlich hatte es etwas mit dem Ruf der Geburtenstadt zu tun."

Meriam nickte. "Ja, ich erinnere mich an alte Geschichten darüber. Früher war dies einmal die Geburtenstadt Kristallpalast, das Äquivalent zur Todesstadt Mayfil, gewesen."

"Genau.", sagte Miranda. "Hier ist auch irgendwo das Portal zum Geist der Stadt. Wir haben ihn erst vor kurzem gefunden."

Lavitz schloss sich der Gruppe wieder an. "Gehen wir?"

Miranda drückte einen Schalter am Ende der Plattform. Ein Licht erstrahlte in der Mitte. Die blonde Frau nickte ihnen zu. "Geht in das Licht, ihr werdet zu dem Geist kommen. Viel Glück."

"Danke.", sagten Jin und Donna einstimmig.

Die beiden lächelten sich noch einmal zu und traten dann in die Lichtsäule.

Die Dinge sind nicht so, wie sie scheinen

Jin stolperte blind umher. Um sich herum sah er nichts, außer Dunkelheit.

Je mehr er versuchte, die Dunkelheit zu durchdringen, desto dichter schien sie zu werden.

Seine Augen gewöhnten sich nicht einmal an diese Schwärze.

Plötzlich leuchtete in seiner Tasche etwas auf.

Jin sah hinunter und entdeckte, dass sein Dragoon-Spirit zu glühen begonnen hatte.

Jin zog ihn heraus. In seiner Umgebung leuchteten plötzlich fünf weitere Lichter auf.

Das Licht im Raum erstrahlte und Jin konnte sehen wo er sich befand und was um ihn herum war.

Er stand in einem Raum, irgendwo in einem Keller, vor einer Wand mit einem Drachenemblem.

Im Auge des Emblems leuchtete ein Dragoon-Spirit.

Und um ihn herum standen die anderen Dragoons.

"Wo sind wir?", fragte Hana verwirrt.

Claudia schritt vor, so dass sie gleichauf mit Jin stand. "Dies ist die Kammer des Geistes. Aber wo ist er?"

Als ob er nur auf ihr Kommando gewartet hätte, kam plötzlich ein junger Mann aus der Wand neben dem Emblem gelaufen.

"Seid willkommen, tapfere Dragoons.", sagte der Geist sanft.

Hana schrak mit einem Aufschrei zurück. "Ist er...ist er gerade?"

Ihr Bruder nickte, ließ aber nicht erkenne, ob es an Hana oder den Geist gerichtet war.

Er streckte seine Hand aus und überreichte dem Geist den Umschlag von Alas.

Der Geist nahm den Umschlag entgegen und öffnete ihn.

Langsam las er das darin enthaltene Dokument und nickte von Zeit zu Zeit.

Schließlich ließ er den Brief sinken und sah Jin seufzend an. "Tja, da hast du keine einfache Aufgabe bekommen, mein Junge. Um Soa zu besiegen, muss deine innere Kraft geweckt werden."

"Ich weiß.", sagte Jin drängend. "Ich will wissen, wie."

Der Geist nickte. "Genau da sind wir an dem Punkt, an dem es heikel wird. Das Juwel, welches deine Kraft wecken soll, ist im westlichen Reich zu finden. Kaiser Aoife versteckt den Edelstein im Keller seines Schlosses."

Claudia runzelte ihre Stirn und legte ihre rechte Hand daran. "Und wir sollen da jetzt ins Schloss hineinspazieren, den Juwel mitnehmen und wieder rausgehen?"

Der Geist wandte sich ihr zu. "Wie ihr es macht, ist egal, das Ergebnis zählt."

Lavitz nickte. "Jin, wenn du in das Schloss des westlichen Herrschers gehst, werde ich mitkommen, um meine Mutter und meine Schwester zu befreien."

"Unter den Umständen komme ich auch mit.", ließ Meriam sich vernehmen.

"Ich auch!", rief Hana begeistert.

Claudia schüttelte ihren Kopf. "Wir werden so oder so, alle gehen, immerhin sind wir Dragoons. Und als solche ist es unsere Pflicht unser Schicksal zu akzeptieren."

"Trotzdem danke.", sagte Jin lächelnd.

Donna sah schweigend ins Nichts, niemand nahm so richtig Notiz von ihr.

Auch nicht, als sie plötzlich loslief und in der Wand verschwand.

"Sollen wir gehen?" fragte Claudia plötzlich an Jin gewandt.

Der Junge sah sich um, um zu sehen, ob sie vollzählig waren.

Da fiel ihm auf, dass Donna fehlte. "He, wo ist Donna?"

Claudia wandte den Kopf hin und her.

Nachdem sie das Mädchen ebenfalls nicht erblicken konnte, legte sie ihre rechte Hand an ihr Kinn. "Ach, wo ist sie nur hin? Warum hat keiner von uns sie weggehen sehen?"

"Wir waren alle zu sehr mit anderen Dingen beschäftigt.", antwortete Meriam schulterzuckend.

Jin nickte. "Gehen wir sie suchen!"
 

***
 

Lori flog durch den Palast und versuchte Miranda wiederzufinden, die plötzlich irgendwohin verschwunden war.

Loyalität gegenüber ihrem "Meister" ging für Lori über alles.

Darum jammerte sie auch nicht über diese Aufgabe, sondern suchte nach etwas, das wenigstens auf die seltsamen Ereignisse hinweisen könnte.

Nach langem, ziellosem Suchen gelangte Lori in etwas, das wie eine Bibliothek aussah.

Die kleine Fee schwebte zwischen den verschiedenen Bücherregalen umher.

Plötzlich fiel ihr ein Buch mit dem Titel "Der Dämon der Zerstörung" auf.

Mühsam und mit lautem Keuchen zog Lori das dicke Buch heraus und ließ es zur Erde gleiten.

Dort schlug die Fee das Kapitel "Erwachen durch Spirits" auf.

Sie hatte Glück, dass sie die altertümlichen Schriftzeichen einmal gelernt hatte. Somit konnte sie das Buch übersetzen:

"Ist das Beschwören des Dämons nicht mit den herkömmlichen Mitteln (nachzulesen in den vorhergegangenen Kapiteln) zu erreichen, dann gibt es immer noch die weitaus schwierigere Variante ihn mit Hilfe der Dragoon-Spirits und der Auserwählten zu beschwören.

Der Lohn der Mühe ist eine weitaus größere Stärke, als bei der normalen Beschwörung, jedoch kommt es zu einem Einflussverlust bei dem Dämon.

Es könnte sogar so weit gehen, dass der Dämon seinen eigenen Beschwörer angreift und tötet.

Um diese Form der Beschwörung zu vollführen, braucht man die sieben auserwählten Dragoon-Krieger.

Nun muss man die Krieger in einer Gewitternacht nur noch an einem bestimmten Ort zusammenbringen, um ihnen mit einem Wappen aus 666 verschiedenen Runen die Energie zu entziehen und sie auf ein Objekt der eigenen Wahl zu übertragen."

Lori hüpfte empört in die Luft und blieb dort schweben.

Hatte Miranda deswegen Hana den Spirit gegeben?

War Deningrad etwa auch in Lord Aoifes dunkle Machenschaften verstrickt?

Sie musste auf jeden Fall zurück zu Lavitz und ihn davon in Kenntnis setzen.

Lori flog erneut zwischen den Bücherregalen herum, diesmal aber mit dem Ausgang als Ziel.

Plötzlich spürte sie wie sie gegen die Wand geschleudert wurde.

Benommen fiel das Feenwesen zu Boden.

Jemand hob Lori hoch und sperrte sie in eine leere Laterne.

Die Fee schüttelte sich, um wieder klar zu werden. Dann sah sie sich um.

Miranda trug die Laterne, in der sie selbst gefangen war, durch die Bibliothek in einen kargen Raum.

Außer einem ordinären Holztisch, einem Stuhl, sowie einer Kerze gab es nichts mehr in diesem Raum.

Das einzige Fenster, das es mal gegeben hatte, war mit Brettern vernagelt worden.

Lori fragte sich, warum das wohl so war?

Welchen Grund gab es dafür?

Miranda stellte die Laterne auf dem Tisch ab. "So, kleine Fee. Du warst mir etwas ZU neugierig. Darum werde ich dich leider loswerden müssen."

"Warum tust du das?", fragte Lori. "Was hat Lord Aoife dir weggenommen?"

Miranda lachte. "Weggenommen hat er mir gar nichts. Ich arbeite freiwillig mit. Aber vielleicht sollte ich dir erst einmal meine wahre Gestalt zeigen."

Ein Licht erstrahlte um Miranda.

Als das Licht erlosch, stand nicht mehr Miranda, sondern irgend eine andere Frau da.

Sie hatte lange weiße Haare und grüne Augen, dazu ein Gesicht, das garantiert noch nicht mehr als 25 Jahre gesehen hatte.

Ihre Kleidung entsprach der eines Bewohners der westlichen Staaten: der lange Rock, der bis zu ihren Knöcheln reichte, war in einem kakaobraunen Ton gehalten, das passende Oberteil dazu hatte einen weißen Brustbereich und dafür rote Ärmel, die bis etwas über ihre Hände reichte und die schwarzen Schuhen mit den kleinen Absätzen rundeten das Ensemble perfekt ab.

Sie lachte erneut. "Ich bin Finna, eine Abgesandte des Kaisers Aoife. Ich halte sämtliche Fäden, die durch Endiness laufen in der Hand. Ihr habt keine Chance gegen mich. Aber du wirst natürlich keine Zeit mehr haben, das den anderen mitzuteilen. Du wirst hier für den Rest deines erbärmlichen Lebens dein Licht verstrahlen. Aber freue dich: der Tag der Zerstörung ist nicht mehr weit weg."

Mit einem erschreckendem Lachen verschwand Finna in einem Lichtwirbel.

Lori war allein.

Ganz allein.

Donna, die Erbin des Blitzes

Donna stolperte umher.

Sie hatte kein Ziel vor Augen, wusste nicht einmal warum sie durch die Wand gegangen war.

Etwas schien sie zu rufen, aber was war es nur?

Und wohin führte es sie?

Plötzlich blieb sie stehen.

Sie stand in einem normalen Raum, anders als die eben durchquerten Räume mit sich bewegenden Farben.

Es gab nichts weiter, als eine Fackel, die an der Wand brannte und einer Art Rune an der Wand.

Donna sah sich die Rune genauer an.

Es interessierte sie nicht wirklich was es für eine Rune war, sie wollte nur wieder zu den anderen zurück.

Plötzlich leuchtete die Rune und jemand trat aus der Wand heraus.

Es war -

"Meister Haschel!", rief Donna überrascht. "Ich dachte, Ihr seid tot?!"

Statt einer Antwort stellte sich Haschel in Kampfposition. Er stellte sich seitlich zu ihr, winkelte seine Arme an und ballte die Fäuste.

Donna wich zurück und stellte sich dann gegen ihren Willen in ihre eigene Kampfposition. Sie ging leicht in die Knie, genau wie ihr Meister, überkreuzte die Arme direkt vor ihrem Körper und ballte ihre Hände auch zu Fäusten. Zwischen ihren Fingern erschienen die scharfen Dornen ihres Schlagringes. "Was...was soll das?"

Sie schüttelte heftig ihren Kopf. "Nein, ich will nicht."

Doch es schien, als würde ihr keine Wahl bleiben, als zu kämpfen.
 

***
 

Lori saß gegen das Glas gelehnt und ruhte sich aus.

Mehrere Minuten hatte sie versucht die Laterne vom Tisch zu stoßen, um wieder rauszukommen, aber es hatte nicht funktioniert.

Jetzt starrte sie in das Feuer der Kerze, die in einiger Entfernung auf dem Tisch stand.

Es blieb ihr wohl nichts anderes, als zu warten, bis etwas geschah.

Und darauf musste sie nicht einmal so lange warten.

Plötzlich erklang ein seltsames Geräusch.

Lori sah sich nicht um, sie erwartete ohnehin nur Finna.

Doch plötzlich erklang eine ihr unbekannte Stimme: "Willst du mich nicht einmal ansehen?"

Die kleine Fee drehte sich um.

Ein Mann stand da, er trug die weißen Roben der Geister der Städte.

Seine platinblonden Haare hingen strähnig herunter, ein Tiara mit einem prachtvollen Saphir schmückte seine Stirn.

"Wer bist du?", fragte Lori.

"Ich bin der Geist dieser Stadt, Morgus."

"Ach ja?"

Lori stand auf und stellte sich somit aufrecht hin. "Kannst du mich...vielleicht hier herauslassen?"

Morgus nickte und nahm die Lampe in die Hand. "Aber nicht hier. Ich werde dich woanders freilassen."

Die kleine Fee rümpfte ihre Nase. "Oh nein...."
 

***
 

Donna wurde von der Attacke ihres Meisters an die Wand geworfen.

Es gab keinen Knochen in ihrem Körper, der nicht schmerzte, dabei ging der Kampf erst ein paar Sekunden, die Donna wie eine Ewigkeit vorgekommen waren.

Sie wollte nicht mehr aufstehen, aber ihr Körper erlaubte es ihr nicht, liegen zu bleiben.

Langsam richteten sich ihre Beine wieder auf, bis sie wieder aufrecht dastand.

Noch etwas von den Schlägen benommen, torkelte sie hin und her, bis es ihr möglich war, wieder ruhig zu stehen.

Dann begab sich ihr Körper wieder in die Kampfhaltung.

Verzweiflung machte sich in ihr breit, aber bevor diese den vollständigen Platz in ihrer Seele einnahm, hörte sie plötzlich hinter sich eine Stimme, die höhnisch lachte: "Und du willst der neue Dragoon des Blitzdrachen sein? Reiß dich gefälligst zusammen!

Donna konnte aus dem Augenwinkel den Geist ihres Meisters sehen. Aber wie war das nur möglich?

Sie nickte. "Verzeiht, Meister!"

Plötzlich schien es, als würden alle Schmerzen von ihr abfallen.

Der angreifende Geist ging wieder auf sie los, aber diesmal wehrte sie die Faustangriffe geschickt mit den Metallbändern an ihren Handgelenken ab.

Donna ließ dem Angreifer keine Verschnaufpause und traktierte ihn sofort selbst mit Angriffen.

Und am Ende ihrer Angriffskombination schleuderte sie den Angreifer ebenfalls an die Wand. "Das ist für vorhin! Ha!"

Haschels Geist hinter ihr nickte stolz. "Ja ja, das ist meine Schülerin Donna, wie ich sie kenne. Immer zum Kämpfen bereit und immer siegreich. Du machst deinen alten Meister wirklich stolz."

Donna verbeugte sich vor ihm. "Danke Meister, ich hätte es nie ohne Euch geschafft."

Er schüttelte lachend den Kopf. "Nein, Donna. Es war deine innere Stärke, die dich zum Sieg geführt hat. Ich war nur hier, um sie zu wecken. Denn in Wirklichkeit kann nicht nur Jin eine besondere Kraft in sich wecken. Du, Donna, als Erbin des Blitzes warst ebenfalls dazu in der Lage wie ich gerade sehen durfte. Du hast die Aufgabe bestanden und darfst jetzt zu deinen Freunden zurückgehen. Beendet eure Aufgabe würdevoll."

Sie nickte. Ja, Meister."

Ein weißes Licht erstrahlte und Donna befand sich wieder vor der Wand, durch die sie gegangen war.

Sie kam gerade rechtzeitig, um die anderen davon abzuhalten, sich zu zerstreuen. "He, wo wollt ihr hin?"

Jin fuhr herum. "Donna?"

Er lief auf sie zu und überlegte einen Moment sie zu umarmen, verwarf den Gedanken aber wieder, weil er sich dachte, dass Donna das nicht gutheißen oder gar mögen würde.

"Wo warst du?", fragte Claudia.

"Ich...ich bin mir nicht sicher...Aber ich bin froh, wieder zurück zu sein."

"Das sind wir auch.", sagte Jin heftig nickend.

Donna lächelte ihm dankbar zu, er lächelte zurück.

"Dann lasst uns aufbrechen, wir haben noch viel zu tun.", sagte Donna.

"Ja! Gehen wir!"

Die Gruppe verließ den Raum.

Lavitz bliebe wieder einmal stehen und murmelte: "Lori, wo bist du nur?"
 

***
 

Wo? Ja, wo nur?

Das wusste auch Lori nicht.

Anstatt, dass Morgus sie freigelassen hatte, hatte er sie nur in einen anderen Raum gebracht, in dem es dunkel und kalt war.

Sozusagen vom Regen in die Traufe, dachte Lori. Was jetzt?

Aber es war niemand da, der ihr darauf antworten konnte.

Nur einige kehlige Stimmen aus der unerfindlichen Dunkelheit um sie herum zeugten von einer fremden Anwesenheit...
 

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Ähm ja, die Fortsetzung wird wohl etwas dauern, denn irgendwie fehlen mir grad einige Ideen. ^^"

Ich geb auf jeden Fall Bescheid, falls etwas sein sollte.

Lori und Aoife

Jin stand an der Reling eines Schiffes, das sie in das westliche Reich bringen sollte. Die anderen hatten sich auf dem Schiff verteilt und ruhten sich für den anstrengenden Teil der Reise aus. Jin war sich nicht sicher, ob der folgende Teil wirklich der Anstrengende war, aber er war sich im Klaren darüber, dass alles nun von ihnen abhing.

Aber was würde sie im westlichen Reich nur erwarten?

Plötzlich hörte er Schritte. Als er aufsah, entdeckte er Donna, die behende auf der Reling spazierte. Neben ihm sprang sie herunter und stellte sich neben ihn. "He Jin, was gibt's?"

"Ich mache mir Gedanken um das, was vor uns liegt. Meinst du, wir können einen Gott besiegen? Der Gott, der uns geschaffen hat?

Donna lehnte sich mit dem Rücken gegen die Reling und atmete die salzige Seeluft tief in ihre Lungen ein, bevor sie antwortete: "Ich sage es mal so: wir haben eine realistische Chance. Und selbst, wenn wir es nicht schaffen, sterben wir nur wenige Tage vor allen anderen. Freuen wir uns also."

Sie zwinkerte Jin zu, dieser konnte es aber nur halbherzig erwidern. Er hatte Donna bereits so unterkühlt kennengelernt, es brachte also nichts, sich jetzt über sie zu wundern, sie war einfach so aufgezogen worden. Dabei fiel ihm auf, dass er eigentlich so gut wie gar nichts über sie wusste. Und trotzdem glaubte er, sie seit Jahren zu kennen. In ihm entstand der Wunsch, ihre Hand zu nehmen und mit ihr irgendwohin zu gehen, wo es keine Probleme gab. Doch diesen Ort gab es nicht auf dieser Welt. Nicht für sie, die Dragoons.

Plötzlich drehte Donna sich wieder um und sah an den Horizont. "Viel wichtiger ist doch die Frage, wie wir eigentlich in das Schloss des westlichen Herrschers kommen wollen. Wir werden wohl kaum lieb anklopfen können."

Jin schnitt eine Grimasse. "Wir könnten es probieren. Was würde im schlimmsten Fall geschehen?"

"Sie nehmen uns fest und werfen uns im Kerker ihren Schoßtieren vor."

Sie lachte humorlos und lehnte sich auf die Reling. Ihre schwarzen Haaren fielen ihr seit zwei Tagen über die Augen, aber anstatt sie sich abschneiden zu lassen, band sie die Haare mit mehreren Bändern fest, doch sie lösten sich immer wieder.

Plötzlich griff sie nach ihrem Dolch, den sie nur mitnahm, um Sträucher oder Gräser zu schneiden und schnitt, bevor Jin reagieren konnte, ihren Pony ab. Zwar nicht sehr gerade, aber das schien ihr nichts auszumachen. Die abgeschnittenen Haare wurden vom Wind fortgetragen. Jin sah ihnen hinterher. "Und was sollte das jetzt bezwecken?"

"Gar nichts. Ich wollte sie nur endlich loshaben. Und jetzt kümmere ich mich darum, dass der Pony wieder gerade wird. Fall nicht über Bord, Junge."

Damit ging sie davon, diesmal aber nicht über die Reling.

Jin streckte sich. So eine Schifffahrt mochte zwar angenehm sein, war aber dennoch langweilig. Er wurde aufgrund der Untätigkeit, zu der er verdammt worden war, zappelig. Es ging um das Leben seines Vaters, das Leben der ganzen Welt. Er musste etwas tun und zwar schnell. Aber hier auf See...

Er seufzte und sah wieder an den Horizont, der sich in keinster Weise veränderte. Aber plötzlich glaubte Jin eine Bewegung zu erkennen. Etwas, was über den Himmel gleitete und ihnen in enormer Entfernung folgte. Jin schüttelte seinen Kopf, um sicherzustellen, dass er völlig klar im Kopf war und sah noch einmal hin. Etwas schwebte tatsächlich in einiger Entfernung hinter dem Schiff, aber Jin war sich völlig sicher, dass es sich dabei nur um einen Vogel handeln konnte. Was sonst sollte sich hier auf offener See befinden?

Jin schüttelte erneut seinen Kopf und beschloss, sich unter Deck etwas hinzulegen.
 

***
 

Lori drückte sich gegen das Glas der Laterne, um hinauszukommen. Das Glas an sich gab zwar nicht nach, aber Lori hatte gemerkt, dass die Laterne so nah an der Tischkante stand, dass sie diese extrem einfach hinunterwerfen und zerschmettern könnte.

Lori holte aus und warf sich mit aller Kraft gegen das Glas.

Die Laterne schwankte und fiel dann tatsächlich auf den Boden hinunter. Sie zerbrach mit einem lauten Klirren. Lori schwebte hinauf, ihre Flügel glitzerten wieder wie früher. Ein kehliges Knurren ertönte und im nächsten Moment spürte die kleine Fee wie sie gepackt und anschließend geschüttelt wurde.

Lori schrie auf. Spitze Zähne bohrten sich in ihre zarte Feenhaut. Das seltsame Wesen ließ die Fee los und sprang ins Licht. Lori ließ einen erstickten Schrei fahren. Es war ein seltsames Wesen, eine Art Wolfsmensch nur etwas kleiner. Geifer troff aus seinem Maul, die gelben Augen glühten bedrohlich, das struppige graue Fell stank entsetzlich nach altem Blut.

Lori trommelte ihre Kräfte zusammen und schwebte an die Decke, wo sie glaubte, sicher vor dem Wolf zu sein. Doch ein plötzliches Zischen sagte ihr, dass nun eine andere Bedrohung auf sie lauerte. Sie wandte hastig ihren Kopf und entdeckte eine pechschwarze Spinne mit acht roten Augen und acht dicken Beinen. Mit einem erneuten Aufschrei fuhr Lori herum und flog in die Richtung, in der sie die Tür vermutete.

Mit einem Knacken sprang etwas gegen die Wand, ein lauter Schrei durchlief das Zimmer. Eine Tür öffnete sich, Lori verspürte einen Windzug und ohne weiter zu überlegen, flog sie hinaus, auf das schwache Licht von außen zu, hinaus in die Freiheit.

Mit einer unglaublichen Geschwindigkeit flog sie an Morgus' rechten Ohr vorbei, in Richtugn des Ausgangs.

Morgus sah ihr nicht hinterher, auch nicht als der Wolf ihr blutend hinterherwetzte. Die Spinne an der Decke, seilte sich an den Boden ab und verwandelte sich dort in Finna. Sie lächelte Morgus verführerisch an. "Na, hast du das kleine Vieh entkommen lassen? Bist auch nicht mehr der Jüngste, hmm?"

Morgus lachte durch die Nase. "Das ist kein Problem. Yoru wird sich darum kümmern, er ist nicht umsonst der stärkste und schnellste Feenwolf. Hättest du sie nicht so sehr erschreckt, wäre sie nicht weggeflogen."

Finna grinste ihn an. "Wenn du nicht reingekommen wärst, dann hätte sie nicht wegfliegen können."

"Habt ihr nichts besseres zu tun, als zu streiten?"

Ein scheinbar junger Mann kam dazu. Man sah ihm deutlich an, dass er zumindest zur Hälfte ein Echsenmensch war: Seine Haut hatte einen blaugrünen Teint und war an manchen Stellen mit grauen Schuppen besetzt. Seine silbernen Haare und die Regenbogenfarbigen Augen, sowie das ansonsten menschliche Aussehen deuteten auf einen Zauberer als einen Elternteil hin. Morgus und Finna zuckten erschrocken zusammen, als sie ihn sahen. "Kaiser Aoife!"

Die beiden verneigten sich. Aoife sah äußerst sauer aus, seine Stirn war gerunzelt. "Nennt mir einen Grund, warum ihr Lori gefangen gehalten habt!"

"Kaiser, sie wollte uns verraten!", entgegnete Finna.

"Selbst wenn, wer hat dir die Erlaubnis gegeben in meinem Namen zu sprechen, Finna?!"

Seine Untergebene wich zurück, Blitze zuckten bereits von seinen Haarspitzen. Morgus sah entspannt zu, doch sogleich wandte sich Aoife ihm zu: "Und du? Nachdem Finna sie gefangengenommen hatte, hättest du sie wieder freilassen können, so wie sie es gewollt hatte."

Morgus verzog kaum merklich sein Gesicht. Erst jetzt fiel ihm auf, dass Aoife etwas in seiner geöffneten rechten Hand hielt: die kleine ohnmächtige Lori. Silbriges Blut bedeckte ihren Feenkörper und benetzte die Hand des Kaisers.

Ohne eine weitere Antwort von Morgus anzuhören, drehte Aoife sich um und ging wieder davon. Lori atmete schwach.

Der Kaiser betrat sein Zimmer. Auf seinem Schreibtisch stand ein kleines Bett, das die ideale Größe für Lori hatte. Seit über zehn Jahren lebten Aoife und Lori im Normalfall gemeinsam in diesem Zimmer.

Aoife erinnerte sich genau an den Tag, an dem er die kleine Fee gefunden hatte.
 

***
 

Aoife drückte seinen Rücken gegen die Wand. Die Mauer war kalt, immerhin war es Winter, da konnte er nicht erwarten, dass es warm war.

Sein Blick glitt auf die lebhafte Hauptstraße hinüber. Die Leute dort gingen geschäftig umher und kümmerten sich nicht um ihn.

Seine Adoptiveltern, das Kaiserpaar, hatte ihn aus dem Palast gejagt, hatten gesagt, dass er eine zu große Schande für sie sei.

Jetzt saß er hier auf der Straße in seinen heruntergekommenen Kleidern, die einstmals seinen Status repräsentiert hatten und wartete darauf, dass der Tod ihn einholte.

Plötzlich hörte Aoife ein Kichern und ein leises Glöckchen in der Dunkelheit auf der anderen Seite von ihm. Als er hinsah, flog ein kleines glitzerndes Wesen ins Licht. Die Fee lachte leise. "Na, Junge, was ist denn los mit dir? Warum so alleine?"

Aoife sah das Wesen ratlos an. Es war seit zwei Tagen das erste Mal, dass jemand wie ein normaler Mensch mit ihm redete, anstatt ihn davonzujagen oder ihn anzuschreien. Die kleine Fee schwirrte vor seinem Gesicht herum. "Was ist denn nun los?"

"Wer bist du?", fragte Aoife, ohne auf ihre Fragen zu antworten.

Die Fee schnitt eine Grimasse. "Ich bin Lori, eine - wie du vielleicht schon gemerkt hast - Fee. Und du?"

"Ich bin Aoife."

"Oh, der Sohn des Kaiserpaares? Wurdest rausgeschmissen, nicht wahr?"

Aoife senkte seinen Kopf und nickte. Lori schwebte so vor ihn, dass er sie ansehen musste. "Willst du wieder in den Palast zurück?"

Er hob den Kopf, sie schwebte wieder nach oben und er starrte sie an. "Wie meinst du das?"

Lori schwirrte aufgeregt umher. "Ich kann dir helfen wieder in den Palast zu kommen. Ich kann dir helfen, selbst zu herrschen, wenn du das wünschst."

Aoife stand auf. "Du kannst das? Wer bist du wirklich?"

Die Fee lächelte geheimnisvoll. "Das wirst du zum richtigen Zeitpunkt erfahren."
 

***
 

Aoife sah Lori abwartend an. Die kleine Fee erholte sich sichtlich, aber es würde noch eine ganze Weile dauern, bis sie wieder völlig gesund wäre.

"Lori...Lori...wach doch bitte auf."

Der Kaiser hoffte, dass niemand mitbekam, wie viel ihm diese Fee, die offiziell nur seine Untergebene war, bedeutete. Sie hatte ihm geholfen, sich an seinen Eltern zu rächen und nun war er Kaiser des westlichen Reiches. Lori hatte sich in eine Art ultimativer Superwaffe verwandelt, Aoife wusste nicht wie man sie sonst hätte beschreiben können. Innerhalb Bruchteilen von Sekunden hatte sie Dutzende von Leuten umgebracht. Aoife verdankte ihr soviel und doch wusste er immer noch nichts genaues über sie.

Vorsichtig strich er über ihren kleinen Haarschopf und verließ das Zimmer dann wieder, um seinen Staatsgeschäften nachzugehen. Außerdem erholte sich die Fee alleine sicherlich schneller, als in Begleitung.

Barthos letzter Kampf

Meriam sprang vergnügt durch die Steppe, die sich bis auf dem Weg zur Kaiserstadt befand. Das letzte Dorf war bereits eine halbe Tagesreise zu Fuß entfernt. Gestern abend hatten sie dort Halt gemacht und sowohl dort gerastet, als auch sich mit neuen Vorräten, hauptsächlich Wasser, eingedeckt.

Jin hatte Donna oft alleine am Brunnen stehen sehen, während Meriam oft mit Claudia und Hana mit Lavitz unterwegs gewesen war. Während Jin hinter Meriam herlief, erinnerte er sich an die letzte Nacht.
 

Jin schlug seine Augen auf. Die Dunkelheit umgab ihn, er wusste nicht wo er war. aber als er Lavitz' plötzliches Seufzen hörte, erinnerte er sich daran, dass er mit dem Rest der Dragoons in einem Dorf war, das so klein war, dass es nicht einmal einen Namen trug.

Hastig stand Jin auf und streckte sich. Der Durst quälte ihn - und ein unruhiges Gefühl. Sie wurden immer noch verfolgt. Aber warum wusste Jin auch nicht.

Mit großen Schritten lief Jin zum Brunnen in der Mitte des Dorfplatzes. Eine Gestalt stand daneben. Als Jin näherkam, entdeckte er Donna. Das Mädchen stand verloren neben dem Brunnen und sah mit einem düsteren Blick hinein. Neben ihr auf dem Brunnenrand, stand eine brennende Öllampe, die aber nur dürftiges Licht spendete. Anscheinend hatte ein besorgter Dorfbewohner ihr die Lampe gebracht.

Jin blieb neben Donna stehen und sah sie an. "Ist alles in Ordnung mit dir?"

Sie nickte. "Ja. Ich bin es nur nicht gewohnt, dass so viele Leute um mich herum sind. In dem Dorf, in dem ich aufwuchs, gab es nur wenige Bewohner. Ich war es so gewohnt, ich dachte nicht, dass es noch andere Orte gibt..."

"Donna..."

Sie sah ihn an, mit einem traurigen Ausdruck in den Augen. So hatte Jin sie noch nie gesehen, egal wie lange sie schon zusammen unterwegs waren. Selbst, wenn das Gespräch auf ihren verstorbenen Meister gekommen war, hatte sie nicht so traurig und betrübt ausgesehen.

"Es muss doch noch etwas anderes sein.", sagte Jin.

"Ich weiß nicht wie ich es sagen soll. Seit wir zusammen reisen, hat sich so viel verändert. Jin..."

"Was?"

Sie schüttelte ihren Kopf. "Nichts, vergiss, dass ich etwas gesagt habe."

Damit drehte sie sich um und verschwand in Richtung des Gasthauses. Jin sah ihr hinterher.

"Was ist nur los mit ihr?", fragte Jin laut, ohne die Hoffnung auf Antwort, doch plötzlich erklang Claudias Stimme hinter ihm: "Verstehst du das denn nicht?"

Jin fuhr herum. Die schwarzhaarige Frau stand da und sah ihn leicht gelangweilt an. Er konnte nicht sagen wie lange sie schon dagestanden hatte, vermutlich war sie mit dem Schatten verschmolzen wie schon so oft.

"Was meinst du denn?", fragte Jin sie.

"Jemand, der sein Leben lang nicht liebt, ist verwirrt, wenn er sich dann doch verliebt."

Jin blinzelte verwirrt. "Du meinst..."

Sie nickte und ging dann an ihm vorbei, ebenfalls in Richtung des Gasthauses. Jin sah ihr hinterher und fuhr sich dabei durch die dunkelblonden Haare. "Oh Mann..."
 

Und auch jetzt wünschte er sich wieder jemanden her, der ihm in seinem eigenen Gefühlschaos helfen konnte. Aber sein Vater war bei den Feinden und Lavitz traute er nicht recht. Besonders nachdem Meriam ihm von dem Verrat erzählt hatte. Und mit seiner Schwester wollte er keineswegs über so etwas reden.

Claudia blieb stehen; Jin, der direkt hinter ihr lief, prallte auf ihren Rücken. "Was ist los?"

Sie fuhr herum und deutete auf den Himmel. Die anderen blieben ebenfalls stehen und drehten sich zu ihnen.

Jin schirmte seine Augen mit der Hand ab und sah in die von Claudia angegebene Richtung. Da flog immer noch der selbe Verfolger wie in den letzten Tagen.

"Haltet euch bereit.", sagte Jin zu den anderen, während er sein Schwert zog.

Die restliche Gruppe nickte und hielt ebenfalls ihre Waffe bereit.

Der Verfolger kam näher und schließlich erkannte Jin Bartho in einer goldenen Dragoon-Rüstung. Bartho war der Dragoon des Goldenen Erddrachen!

Donna und Claudia wichen unmerklich zurück, als sie den Verfolger ebenfalls erkannten.

"Das ist er...", sagte Donna leise. "Oder Jin?"

Jin nickte. "Ja."

"Wer?", fragte Meriam.

"Das ist Bartho, einer von Aoifes Untertanen.", erklärte Claudia. "Er könnte uns ganz schön gefährlich werden. Seid vor ihm auf der Hut!"

Die anderen nickten.

Bartho landete vor ihnen. Sein Gesicht war von einem großen Kratzer durchzogen. "Letztes Mal hattet ihr Glück. Diesmal werden wir abrechnen."

"Da wäre ich mir nicht so sicher.", erwiderte Jin.

Wie auf eine stumme Einigung zogen die Mitglieder von Jins Gruppe ihre Dragoon Spirits. Die Kugeln leuchteten im Einklang und als das gemeinsame helle Licht aller erlöschte, waren sie alle in Dragoon-Rüstungen gehüllt.

"Bist du immer noch so selbstsicher?", fragte Jin den Hünen.

Bartho grinste. "Ich schon. Könnt ihr mit mir mithalten?"

Er hob seine Axt und ein Funkenmantel umhüllte ihn.
 

"METEORENREGEN!"
 

Ein riesiger Meteor flog auf die Erde zu, Bartho flog diesem entgegen und zerschmetterte ihn, so dass zahllose Bruchstücke davon auf die anderen Dragoons fielen.

Kleine Splitter gruben sich schmerzhaft in Jins Haut und schnitten sie stellenweise auch auf. Anhand der erstickten Schreie der anderen konnte Jin ohne hinzusehen feststellen, dass es seinen Begleitern auch nicht besser ging.

Doch bevor einer von ihnen aufgrund der Verletzungen zusammenbrach, erhob sich Hana in die Luft, ebenfalls umhüllt von einem Funkenmantel.
 

"Gott beschütze uns! HIMMELSTOR!"
 

Ein Tor aus reinem Licht erschien hinter der Gruppe und sendete das Licht über die Gruppe, die komplett geheilt wurde. Die Wunden verschwanden und auch die Splitter in der Haut von Jin, flogen heraus. "Danke Schwesterchen!"

Hana zwinkerte ihm zu.

Der Prinz von Serdio erhob sich wie auch schon die beiden vor ihm, eingehüllt in einen Funkenmantel in die Luft.
 

"FLÜGELBRECHER!"
 

Lavitz schwang seinen Speer vor seinem Körper, ein Schwall grünweißer Energie flog von dem Dragoon weg und schoss wie ein Raubvogel auf Bartho zu.

Der goldene Dragoon baute ein Schutzschild auf, das aber aufgrund des gegensätzlichen Elements schnell zerbrach und ihn zurückschleuderte.

Hastig rappelte Bartho sich wieder auf und schüttelte seinen Kopf. "Das kann nicht wahr sein! Ihr werdet mich niemals besiegen!"

Plötzlich wurde die Umgebung ein Sandloch. Bartho verschwand, aber dafür erschien aus dem Loch ein goldener Drachen. Die Gruppe sah ihn ehrfurchtsvoll an. Nur Jin schien die Ruhe selbst zu sein. Als der Drache seinen goldenen schuppigen Kopf aus dem Loch streckte, zeigte Jin mit seiner rechten Hand auf ein schwarzes Juwel auf der Stirn des Drachen.

"Stirb!", zischte Jin.

Ein weißer Strahl schoss auf das Juwel zu und ließ es zu Staub zerfallen. Binne Sekunden verschwand der Drachen und die Umgebung wurde wieder normal.

Bartho lag auf dem Boden, er atmete flach und kaum noch wahrnehmbar. Jin ging näher, wobei ihm auffiel, dass es außerordentlich schwer war, in der Dragoon-Rüstung zu laufen.

Der Hüne sah aus blicklosen Augen zu ihm auf. "Du hast...mich...besiegt...ich würde...mich vor dir...verneigen...wenn ich könnte..."

Jin sah zu ihm hinunter und wusste nicht, was er denken sollte. Sollte er um den Tod eines Dragoons trauern oder sollte er sich lieber über den Tod seines Feindes freuen?

Bartho schloss seine Augen, seine Atmung stoppte.

Der goldene Dragoon-Spirit flog in Jins Hand und schien dann mit seinem eigenen Spirit zu verschmelzen. Er verwandelte sich zurück. "Lasst uns gehen, wir haben genug Zeit verloren."
 

***
 

Lori öffnete ihre Augen und sah Aoife angekleidet auf seinem Bett liegen und schlafen, sein Gesicht war aber ihrem Bett zugewandt. Seine weißen Haaren waren mit silbernen und goldenen Kupferdrähten durchzogen, was darauf hinwies, dass die Feinde näherkamen und er sich bereits darauf vorbereitete. Die Drähte waren ein Hilfsmittel für die Zauberei und musste mehrere Tage vor einer Schlacht ins Haar geflochten werden, um die gewünschte Wirkung zu erzielen. Je stärker der "Besitzer" war, desto weniger Vorbereitungszeit oder Drähte waren nötig dafür.

Lori schwebte in die Luft und deckte Aoife mit einer glitzernden Elfendecke zu. Bereits am ersten Tag als sie ihn und seine leuchtenden Regenbogenaugen gesehen hatte, war sie hin und weg von ihm gewesen. Auch wenn es zwischen ihnen keine Liebe im Sinne der Menschen geben konnte, so wollte sie aber niemals von seiner Seite weichen oder überleben, wenn er starb. Ob Aoife das wusste? Sie hatte ihm das nie gesagt...

Lori strich ihm sanft durch die Haare, worauf Aoife einen kurzen Laut von sich gab. Als ob er einen Albtraum hätte. Vielleicht träumte er wieder von dem Tag, als sie für ihn seine Familie ausgelöscht hatte. Lori erinnerte sich noch daran wie verstört er nach diesem Blutbad ausgesehen hatte und erneut seine Frage, die sie ihm immer noch nicht beantwortete hatte: "Wer bist du wirklich?"

Die stolzen Generäle von Gaiteki

"Morgus, du nimmst deine Truppen und schützt das Westtor. Finna, deine Truppe schützt das Osttor! General Safaia bewacht das Nordtor und das Haupttor schließlich...wird von General Gunshins Truppen überwacht."

Morgus und Finna sahen missgelaunt zu dem blonden Kämpfer in der roten Rüstung hinüber. Gunshin war erst vor einer Woche aufgetaucht und doch genoss er bereits so viel Vertrauen, dass er nicht nur die größte Truppe von allen hatte, sondern auch das wichtigste Tor bewachen durfte. Das musste doch Zauberei sein!

Beide Generäle brachten ihre Verachtung offen zum Ausdruck, aber Safaia war völlig gelassen, so wie immer. Der junge General mit den dunkelblauen Haaren und den roten Augen war stets unterkühlt, man munkelte, dass es mit seiner Jugend zu tun hatte, in der seine Eltern ihn stetig misshandelt hatten.

Aber eigentlich war es Morgus und Finna auch egal. An diesem Morgen hatten sie erfahren, dass Bartho von den neuen Dragoons besiegt worden und der Spirit mit dem Götterdragoon verschmolzen war. Jetzt fehlte nur noch ein Spirit, damit sich der Plan des Götterdrachen erfüllen konnte. Der Plan...

"Und jetzt ausrücken!", unterbrach Aoifes Stimme die Gedanken der beiden, die eigentlich Zwillinge waren.

Die Generäle nickten. "Jawohl!"

Hastig verließen alle den Saal. Auf dem Gang blieben alle vier noch einmal in einer kleinen Gruppe stehen.

"Die Feinde kommen also.", sagte Finna tonlos.

"Lass sie nur kommen, Schwesterchen.", erwiderte Morgus. "Ich werde ihnen schon einheizen."

Gunshin lächelte verstohlen. "Meinst du wirklich, dass du das schaffst? Sie sind keine normalen Menschen, weißt du. Sie sind Dragoons..."

Morgus warf seinen Kopf zurück. "Das ist mir egal. Und wenn sie Götter wären. Ich werde sie besiegen! Immerhin bin ich, Morgus, einer der stolzen Generäle von Gaiteki."

"Wenn du meinst."

Gunshin lächelte schadenfroh und ging davon, aber bevor er weglief, sagte er noch zu dem jungen Magier: "Dann mach nur. Ich freue mich schon, wenn ich deine Überreste aufsammeln darf."

Morgus sah ihm mit gerunzelter Stirn hinterher. "Der Kerl macht mir Sorgen. Kommt hier als Ersatz für Sir Rion her und ist sofort DER Star bei unserem Kaiser."

Safaia schlug seine Augen nieder. "Eine seltsame Aura geht von ihm aus. Er ist kein Mensch und auch nicht so wie ihr. Man kann es nur schwer beschreiben..."

Finna nickte. "Ja, so etwas habe ich noch nie gesehen. Außer..."

Morgus und Safaia sahen sie fragend an. "Außer wann?"

"Dieser Junge, Jin, seine Aura erinnert mich stark an die von Gunshin. Nicht menschlich, aber auch nicht göttlich. Irgend etwas dazwischen."

Morgus runzelte seine Stirn. "Das klingt alles kompliziert. Wenn wir nur auch so eine Fee hätten wie Lori, die könnte spionieren..."

"Morgus, hast du nicht noch Yoru, den Feenwolf?", hakte Safaia nach. "Kann der das nicht erledigen?"

Der Magier schüttelte seinen Kopf. "Keinesfalls. Yoru fällt zu sehr auf und außerdem ist er nicht gerade das, was man loyal nennt. Würde Gunshin ihm ein paar Feen zum Verspeisen anbieten, würde er sofort die Seiten wechseln, fürchte ich."

Finna kicherte leise. "War ja klar. Auf einen Feenwolf ist einfach nicht Verlass. Sollen wir uns Lori von Kaiser Aoife ausleihen?"

Morgus schüttelte erneut seinen Kopf. "Nach dem was wir uns mit ihr geleistet haben, wird Aoife sie nie mehr unbeobachtet lassen."

Safaia hatte die Geschichte zwar nur über Gerüchte im Palast vernommen, aber selbst er nickte zustimmend. "Wir werden nichts über diesen Mann herausfinden, in der kurzen Zeit, die wir noch haben. Lasst uns lieber unsere Truppen sammeln und dann unsere Plätze einnehmen. Immerhin müssen wir uns jetzt beeilen."

Finna und Morgus nickten. Alle drei gingen in unterschiedliche Richtungen davon, um ihre Truppen zu sammeln.
 

***
 

Safaia betrat sein Quartier. Seine Truppen waren bereit zum Abzug, er hatte noch viel Zeit, also hatte er beschlossen, sich auszuruhen. Er würde wohl seine gesamte Kraft im Kampf gegen die Dragoons brauchen.

Aber was machte er sich Sorgen?

Solange er das "Geschenk" der Waldelfe bei sich trug, konnte ihm nichts geschehen. Es hatte ihm immerhin auch geholfen, seine Eltern loszuwerden, als sie ihn wieder einmal geschlagen hatten.

Als er sich hatte wehren wollen, war das Geschenk der Waldelfen aktiviert worden und hatte seine Eltern geradezu in Stücke zerlegt. Er erinnerte sich noch ziemlich genau daran. Das Blut, die Schreie, das Geräusch splitternder Knochen. Unwillkürlich musste er schaudern.

Sein Blick glitt zu dem Regal auf dem das Kästchen stand, in dem er das Geschenk der Waldelfe untergebracht hatte.

Mit zitternden Händen nahm Safaia das Kästchen herunter und öffnete es. Auf dem blauen Samt lag ein kleines silberfarbenes Messer mit einer Doppelklinge. Im Notfall oder wenn Safaia es befahl, reagierte das Messer und begann sich enorm schnell zu drehen; so schnell, dass man seine Bewegungen nicht mehr mit dem Auge verfolgen konnte.

Hastig nahm er das Messer heraus, steckte es in einen dafür vorgesehenen Beutel, den er wiederum an seinem Gürtel festband. Danach warf er einen Blick in seinen Spiegel und nickte zufrieden seinen Kopf. "Gut, dann kann es losgehen."
 

***
 

Morgus stand mit einem Fernrohr auf einem hohen Balkon der Burg. Fieberhaft suchte er das Umland nach den Feinden ab. Den Befehl über seine Truppen hatte er kurzfristig an Finna übergeben. Ihr würden sie wohl mehr gehorchen, als einem der anderen Generäle, da sie immerhin Morgus' Schwester war.

Das Fernrohr war zu schwach, stellte Morgus bald fest. Er konnte nicht weit genug sehen. Am Horizont konnte er nur schwache Schatten erkennen. Wenn dies aber die Dragoons wären...

Morgus versetzte das Fernrohr mit einem Zauber und sah erneut hindurch.

Sehr, sehr weit entfernt von den Stadtmauern liefen tatsächlich die sechs Dragoons durch die Tundra.

Morgus nickte zufrieden und steckte das Fernrohr ein. Das musste er sofort seiner Schwester erzählen.
 

***
 

Finna griff in die Kiste, die ihre Eltern ihr hinterlassen hatten und zog das alte Schwert ihres Vaters heraus. Es war seit vielen Jahren nicht mehr benutzt worden, das Blut der letzten Gegner klebte noch daran.

Finna hatte sich geschworen, es für einen ganz besonderen Kampf aufzuheben. Und dieser Kampf näherte sich nun. Etwas mulmig wurde ihr bei dem Gedanken daran schon.

Plötzlich kratzte etwas an der Tür. Finna erkannte an dem Geräusch, dass es Yoru, Morgus' Feenwolf war. Er war zwar gegenüber ihrem Bruder nicht sehr loyal, aber sie, Finna, schien der Wolf geradezu zu lieben. Sie vermutete sogar, dass sie der einzige Grund war, warum er immer noch bei Morgus war.

Finna öffnete die Tür und ließ den Wolf hinein. Sofort war ihr Zimmer von dem unerträglichen Gestank erfüllt.

Finna rümpfte ihre Nase. Morgus könnte den Wolf ruhig ab und zu baden. Aber natürlich sah ihr Bruder das überhaupt nicht ein, dabei war er einige Minuten jünger als sie, er müsste auf ihre Ratschläge hören und ihr für die Anleitung dankbar sein!

Aber nein: Dieser Junge hatte sogar die Frechheit ihr zu sagen, dass sie sich nicht ungefragt in sein Leben einmischen sollte!

Aber in diesem Kampf würde sie ihm und Aoife zeigen, dass sie mehr wert war, als alle vier Generäle von Gaiteki zusammen!

Durch die offene Tür kam plötzlich noch jemand herein.

"Der Kampf beginnt, Finna.", hörte sie ihren Bruder Morgus sagen. "Lass uns auf unsere Posten gehen."
 

***
 

Gunshin lehnte sich über die Burgmauer, seinen Blick auf die Gruppe gerichtet, die stetig näherkam. "Kommt nur, ihr Dragoons. Holt euch Jins Vater zurück, ihr werdet euch selbst in Verzweiflung stürzen, wenn ihr die Wahrheit erkennt."

Mit einemmal brach er in ein düsteres schallendes Gelächter aus, das die ganze Stadt zu erzittern schien.
 

***
 

Jin und der Rest der Gruppe blieb stehen. Alle, außer Claudia, atmeten tief durch. Jin runzelte seine Stirn. "Jetzt ist es soweit. Seid ihr bereit?"

Der Reihe nach sah er seine Begleiter an. Am längsten ruhte sein Blick auf Donna. Sie war die einzige, die ihm aufmunternd zunickte. Er erwiderte das Nicken und sah wieder in Richtung der Stadt. "Auf geht's!"

Jins Verlust

Die Dragoons lockerten das letzte Mal ihre Handgelenke und machten sich zum Erstschlag bereit.

"Sie werden uns bereits erwarten.", bemerkte Lavitz.

"Das hoffe ich.", entgegnete Jin.

Die Gruppe erhob sich in die Luft, nickten sich noch einmal alle zu und flogen in rasender Geschwindigkeit auf die Stadt zu.

In letzter Sekunde erkannte Jin, dass etwas am Haupttor wachte. Er winkte den anderen zu, dass sie abdrehen und eines der anderen Tore stürmen sollten. Die anderen nickten und drehten ab.

Lavitz flog gleichauf mit Jin. "Wohin jetzt?"

"Das Nordtor.", antwortete Jin. "Wir fliegen über die Stadt und gehen durch das Nordtor."

Die anderen nickten erneut und flogen direkt zum Nordtor.

Dort gab es zwar kein solches Schutzschild, aber dafür wurden sie schon von einem Mann mit blauen Haaren und roten, glühenden Augen erwartet.

Die Dragoons landeten vor ihm.

"Es ist mir eine Ehre, euch zu treffen, Dragoons.", sagte der Mann mit einer kalten Stimme. "Und es ist mir ebenso eine Ehre euch zu besiegen."

"Davon träumst du.", entgegnete Meriam mutig.

Der Mann lächelte und hob seine rechte Hand, die geschlossen war, hoch. "Ach übrigens: Mein Name ist General Safaia."

Er öffnete seine Hand. Auf der Handfläche von Safaia befand sich ein kleines...Wesen, das aussah wie mehrere geflügelte Klingen. Die Klingen schienen dazu noch rasiermesserscharf zu sein.

Jin schluckte. Was immer dieses Wesen war, es sah gefährlich aus.

Safaia gab ein kaum merkliches Zeichen, worauf sich die Klingen in die Luft erhoben und mit unglaublich schnellen Bewegungen auf die Dragoons zuschossen.

Jin verschränkte die Arme vor seinem Gesicht, sein Spirit leuchtete grell auf. Die Klingen wurden plötzlich langsamer und fielen schließlich zu Boden, wo sie sich mit einem leisen Zischen in Luft auflösten.

Safaia sah zu Boden und schüttelte ungläubig seinen Kopf. "Das kann nicht sein. Die Klingen haben noch nie versagt. Noch nie!"

"Einmal ist immer das erste Mal.", sagte Meriam und schwebte neben Jin. "Geh uns aus dem Weg oder du wirst es bereuen!"

Der General sah den Dragoon des Wassers an. Sein Blick war verständnislos, aber auch sehr bestimmt. Jin konnte an diesem Gesichtsausdruck erkennen, dass Safaia irgend etwas vorhatte.

Plötzlich hob er seinen Arm. Zwischen den Gebäuden erschienen plötzlich Dutzende von Scharfschützen mit Pfeilen und Bögen.

"Das war's!", sagte Safaia. "Feuer!"

Ein Regen von Pfeilen ging auf die Dragoons nieder. Erneut erstrahlte Jins Spirit, doch diesmal schien Safaia darauf vorbereitet zu sein. Denn nach anfänglich völlig harmlosen Pfeilen, begannen magische Pfeile zu fliegen.

Die Geschosse drangen durch das Schutzschild und trafen mit einem dumpfen Geräusch auf Jins Spirit auf.

Bevor einer der anderen Dragoons reagieren konnte, steckte plötzlich ein Pfeil in Jins Spirit. Der Pfeilregen stoppte so plötzlich wie er angefangen hatte.

Jins Spirit begann zu knacken, feine Risse begannen sich zu zeigen und sich rasch auszuweiten, bis der Spirit schließlich mit einem leisen Geräusch zerbrach.

Jin fiel auf die Knie, während die Dragoon-Rüstung verschwand. Safaia grinste triumphierend. "Wir haben es geschafft! Wir haben einen Dragoon besiegt!"

Plötzlich schoss ein kleines Wesen, eingehüllt in Licht auf die Gruppe zu. "Safaia, hör auf damit!"

"Lori!", entfuhr es Lavitz und Safaia gleichzeitig.

"Safaia, Lord Aoife hat befohlen, die Dragoons zu ihm bringen zu lassen!"

"Was?! Das fällt ihm aber früh ein."

Safaias und Loris Blick fielen auf Jin, der auf dem Boden lag und keine Bewegung von sich gab. Der General seufzte. "Gut, irgendjemand sollte ihn hochheben und ins Schloss tragen. Ich werde euch führen."

Zwei von Safaias Soldaten kamen sofort herbeigeeilt, hoben Jin hoch und liefen geflissentlich mit ihm die Straße entlang.

Safaia nickte den anderen Dragoons zu. "Kommt mit, folgt uns einfach."
 

***
 

Aoife betrachtete den leblosen Körper von Jin. "Das tut mir alles sehr leid. Ich weiß nicht, was ich tat."

Lavitz seufzte leise. Hana sah ihn fragend an. "Was ist los, Lavitz?"

"Das alles hat mit Soa und seinem Plan zu tun. Er hat es auch eingeplant, dass Jin seinen Spirit verliert. Ich frage mich nur, wo er jetzt ist."

"Wir wissen es."

Finna und Morgus kamen in den Gästeraum. Die beiden hatten ihre Streitereien wieder beiseite gelegt, so wie Geschwister es eben taten und liefen in trauter Zweisamkeit nebeneinander her.

Aoife nickte ihnen zu. "Ich weiß es auch. Das wissen wir doch alle. Nicht wahr, Safaia?"

Der junge General nickte ebenfalls. "Gunshin, oder?"

Während die Dragoons ratlos durch die Gegend sahen, nickten sich die anderen wieder zu. "Das war doch klar gewesen."

"Könnte uns irgend jemand aufklären?", fragte Claudia kühl.

Aoife nickte ihr zu. "Vor einigen Tagen verschwand der vierte General von Gaiteki. Um die Lücke zu füllen, habe ich einen Söldner mit Namen Gunshin eingestellt. Und dieser Gunshin ist in Wahrheit Soa, ein Gott. Wir würden euch gerne unterstützen, bei der Bekämpfung von ihm."

"Aber wie besiegt man einen Gott?", fragte Hana.

"Alles, was ihr braucht, ist ein Götterdrachen-Dragoon.", erklärte Finna. "Den habt ihr doch, oder?"

Die Anwesenden sahen betreten zu Boden. Aoife räusperte sich. "Safaias Truppen haben den Spirit zerstört. Es gibt keinen Dragoon des Götterdrachen mehr."

Finna runzelte ihre Stirn. "Das könnte ein Problem werden. Ohne diesen Dragoon kann Soa nicht besiegt werden."

Morgus griff sich plötzlich an den Kopf und zog etwas aus seiner Tasche. Es war ein goldener Dragoon-Spirit. "Das hier ist doch einer der Spirits oder?"

"Woher...?"

"Hab ich in der Nähe von Safaias Truppen gefunden. Er lag zwischen mehreren Splittern."

Morgus drückte Aoife den Spirit in die Hand, worauf er sanft zu glühen begann. Aoife berührte die Kugel mit seiner anderen Hand, der Spirit begann grell zu leuchten. Meriam klatschte in die Hände. "Aoife ist ein Dragoon! Dann ist er kein schlechter Mensch."

Lavitz sah Aoife misstrauisch an.

"Was ist mit meiner Mutter und meiner Schwester?!", schnappte der junge Prinz.

Aoife sah ihn fragend an. "Du bist der Prinz von Serdio, oder? Mach dir keine Sorgen, ich habe bereits veranlasst, dass sie nach Hause gebracht werden. Heute abend müssten sie ankommen."

Lavitz zuckte zurück. "D-danke."

Claudia ging dazwischen. "Tut mir ja leid, wenn ich euch unterbreche, aber was sollen wir jetzt tun? Es gibt keinen Spirit des Götterdrachen mehr, Jin ist ohnmächtig..."

"Ja, das wirft einige Schwierigkeiten auf.", gab Morgus zu. "Aber verzweifelt nicht, wir haben eine Lösung."

"Und die wäre?", fragte Hana.

"Ihr nehmt Lord Aoife und Safaia mit und geht in die Burgruinen unter diesem Schloss. In der Schatzkammer der Ruinen ist etwas, was Jin wieder aufwecken und eure Probleme lösen kann."

Meriam gähnte demonstrativ. "Was ist dort?"

"Das kann ich euch nicht sagen. Ich weiß nur, dass es euch helfen kann. Aber ich gebe keine Garantie ab. Ich denke aber, die Chance ist sehr gut, dass sich dort alles löst."

Aoife nickte. "Ich denke, da wir keine anderen Optionen haben, sollten wir Morgus' Vorschlag verfolgen. Normalerweise haben meine Generäle immer recht, wenn sie etwas sagen."

Morgus grinste. "Dankeschön, mein Lord."

Der Rest der Gruppe nickte. Donna löste sich von den anderen und stellte sich neben Jins Bett. "Darf ich hierbleiben? Ich möchte Jin nicht alleine lassen."

Die anderen richteten ihre Blicke unwillkürlich auf Claudia. Die junge Frau nickte. "Natürlich. Mach dir keine Sorgen um uns, Donna."

Claudia wandte sich an Aoife. "Und du zeigst uns jetzt diesen Eingang in die unterirdischen Ruinen."

Aoife nickte. "In Ordnung."

Die Gruppe verließ den Raum mit Safaia, Finna und Morgus folgten ihnen und ließen Jin und Donna alleine zurück.

Sie wandte sich an den bewusstlosen Jungen auf dem Bett. "Jin...was ist los mit dir? Warum wachst du nicht mehr auf? Wo bist du jetzt gerade?"

Jin gab keine Regung von sich, auch nicht als Donna seine Hand ergriff und diese an ihre Lippen führte.
 

***
 

In der Kapelle, vor dem Eingang in die Ruinen, wandet sich Aoife an Finna und Morgus. "Lenkt Gunshin bitte so lange wie möglich ab. Derzeit gibt es noch Scheinangriffe auf seine Truppe. Sorgt für ein effektreiches, aber ungefährliches Spektakel. Ich möchte nicht, dass einer meiner Soldaten stirbt."

Finna und Morgus salutierten. "Jawohl, Sir!"

Aoife nickte ihnen zu und verschwand mit dem Rest der Gruppe in den dunklen Überresten der Ruinen.

Finna sah ihm hinterher und schluckte. "Meinst du, wir werden es schaffen?"

Morgus nickte zuversichtlich. "Sicher, Schwesterchen. Aber selbst wenn nicht, stellen wir fest, dass wir alles getan haben, was in unserer Macht steht."

Finna lächelte ihm zu. "Dann wollen wir mal loslegen!"

Plötzlich erklang ein leises Lachen. "Meint ihr wirklich, dass ihr mich aufhalten könnt?"

Gunshin erschien vor den beiden. Sein Lächeln ließ den Geschwistern das Blut in den Adern gefrieren. Hastig zogen sie ihre Waffen, wohl wissend, dass sie beide keine Chance gegen ihn hatten, aber dennoch wollten sie nichts unversucht lassen, um Lord Aoife zu helfen.

"Na, dann komm her!", rief Morgus und Finna gemeinsam.
 

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Noch nicht wegklicken!

Ich brauche etws Hilfe. Tja, Finna und Morgus kämpfen jetzt gegen Gunshin. Was denkt ihr? Sollen die beiden Geschwister überleben oder ist es egal, ob sie sterben?

Mir persönlich ist es egal, also teilt mir eure Meinung mit.

Danke schön!

Loris Antwort

Aoife lief den anderen voraus durch den dunklen Tunnel. Die Dragoon-Spirits leuchteten schwach, da sie eine Resonanz gegeneinander erzeugten. Lori flog zwischen Aoife und Lavitz umher und spendete ebenfalls etwas Licht.

"Ich kenne diese Ruinen zwar etwas, aber...", begann Aoife zögernd. "Ich bin nie sehr weit gegangen. Was in der Mitte davon sein soll, weiß ich auch nicht."

Safaia sah nachdenklich an die Wände. "Die Runen habe ich schon einmal gesehen."

Die Gruppe blieb stehen und sah ebenfalls an die Wände. Verblasste Runen waren darauf geschrieben, aber keiner wusste, was sie bedeuten sollten.

Lori schwebte vor den Runen umher. "Drachenrunen. Aber ihren Sinn kann ich nicht entschlüsseln."

"Ist nicht so wichtig.", sagte Aoife. "Lasst uns weitergehen!"
 

***
 

Finna und Morgus wurden gegen die Wand geschleudert. Das Mädchen blieb regungslos liegen, während ihr Bruder wieder mit zusammengebissenen Zähnen aufstand.

"Warum tust du uns das an?", fragte er. "Warum willst du die Welt zerstören?"

Soa sah kalt auf seinen etwas kleineren Feind hinunter. "Es war so vorgesehen, also muss es auch geschehen. Und wenn ihr nicht freiwillig gehen wollt, werde ich euch eben dazu zwingen."

Er streckte seine Hand aus und wollte eine Energiekugel abfeuern, als plötzlich ein Blitz zuckte und ihn bei seiner Vorbereitung unterbrach.

Donna stand in ihrer vollen Dragoon-Rüstung da und deutete auf Soa. "Keine Bewegung!"

Der Gott lächelte. "Nun gut, dann werde ich die anderen einholen und dann werde ich mich um euch kümmern."

Er verschwand, Donna verwandelte sich zurück.

Morgus kniete neben seiner Schwester und hielt sie sanft im Arm. "Finna...wach auf...bitte Finna, öffne deine Augen."

Donna kniete sich daneben und ergriff Finnas Hand. Mit zitternder Hand suchte sie nach dem Puls der Magierin. Je länger sie suchte, desto weniger zitterte ihre Hand, aber desto hoffnungsloser wurde sie auch.

Schließlich schüttelte sie den Kopf. "Es tut mir leid, Morgus."

"Aber...", stammelte Morgus, "aber Finna ist alles, was ich noch habe. Mehr Familie habe ich nicht. Ohne sie bin ich ganz alleine."

"Morgus...bevor Jin in mein Leben trat, war ich auch alleine. Ich weiß wie du dich fühlst."

"Ist er immer noch nicht wieder wach?"

Donna schüttelte stumm ihren Kopf. "Nein, aber ich bin sicher, dass er wieder aufwachen wird und dann werde ich bei ihm sein."
 

***
 

Jin steckte in dieser schleimigen schwarz-grünen Masse fest. Es war dunkel um ihn herum, aber die Masse leuchtete grünlich.

Mit heftigen Bewegungen versuchte er, sich aus der Masse zu befreien, aber je mehr er sich bemühte, desto tiefer versank er darin.

Er hörte dumpf die Stimme von Donna, konnte ihr Gesicht verschwommen erkennen, aber er schaffte es nicht, sich zu befreien.

Und seine Kehle war zu trocken, als dass er sie ansprechen, sie um Hilfe bitten konnte. Er wollte zu ihr, wollte zu den anderen, aber es ging einfach nicht.

Er gab das Kämpfen auf, als er bis zum Hals in der Masse steckte, ließ sich fallen und verschwand in der Dunkelheit.
 

***
 

Die Gruppe blieb stehen. Sie hatten die Mitte der Ruinen fast erreicht. Nur noch ein Raum trennte sie davon.

Claudia sah sich in alle Richtungen um. "Etwas stimmt hier nicht. Ich spüre etwas."

Meriam sah sich ebenfalls um und bemerkte plötzlich, dass die Dragoon-Spirits aufgeregt zu schwingen schienen.

Plötzlich blitzte etwas vor ihnen auf und Gunshin/Soa stand vor ihnen. "Na, überrascht?"

"Das kann nicht sein!", rief Aoife. "Was ist mit Morgus und Finna?"

Soa lachte leise. "Oh, dem Jungen geht es gut, aber das Mädchen hat es leider nicht überlebt. Tja, wer sich mit mir anlegt, der hat schlechte Karten."

"Du Schwein!"

Meriam sprang auf ihn zu, aber er bewegte sich nicht einmal. Sie prallte ohne weiteres an seinem Schutzschild ab und wurde zurückgeschleudert.

Safaia reagierte schnell und fing sie sicher auf. "Alles klar?"

Sie nickte. "D-danke."

Er setzte sie wieder auf den Boden.

Claudia, Lavitz und Aoife verwandelten sich in Dragoons und griffen gemeinsam an.

Soa streckte seinen rechten Arm aus. Eine Energiewelle ging von ihm aus und warf auch die drei Dragoons zurück, die sich darauf zurückverwandelten und in die Knie sanken.

Hana kniete sich neben Lavitz. "Das bringt doch nichts, er ist zu stark für uns."

Soa grinste böse. "Hört auf das Mädchen, solange ihr noch Zeit habt. Kehrt um und ich werde euch nichts tun - zumindest die nächsten Tage nicht."

Die Gruppe schluckte.

"Was ist dahinter?", fragte Meriam. "Was genau befindet sich in der Mitte, dass du uns davon fernhalten willst?"

Soa schloss seine Augen. "Du willst es wirklich wissen? Hier, in der Kammer hinter mir, befindet sich der Geist von Gaiteki. Er ist im Besitz des mächtigsten Dragoon-Spirit, der sogar euren Freund retten könnte. Aber ich werde euch nicht durchkommen lassen."

Er sah sie wieder an, seine Augen leuchteten gefährlich.

Es war nicht mehr der Mann, den Hana als ihren Vater kennengelernt hatte.

Lori flog vor die Gruppe. "Ich werde nicht zulassen, dass du ihnen etwas tust. Ich wurde beauftragt sie zu beschützen!"

"Beauftragt?", fragten alle gleichzeitig.

Sie nickte. "Ich glaube, es wird Zeit, dass ich euch einiges erkläre. Ich war früher die Begleiterin des Geistes von Shirley, dem Dragoon des silberweißen Drachen. Als ihr Geist erlöst wurde, bat sie mich, als Königin der Feen, auf euch, besonders auf Aoife, aufzupassen."

"Königin der Feen?", hakte Aoife nach. "Das kann doch nicht wahr sein. Ich dachte immer, das wäre nur ein Märchen."

Soa lachte durch die Nase. "Und wenn du die Königin der Drachen wärst, du wirst mich nicht besiegen!"

Er richtete seine Hand erneut auf die Gruppe und wollte wieder angreifen. Lori flog ihm entgegen und errichtete ein regenbogenfarbenes Energiefeld.

"Lori!"

Aoife und Lavitz sprangen plötzlich auf.

Die Fee wandte ihren Kopf zu ihnen. "Ihr geht voraus, ich werde ihn aufhalten."

"Nein Lori!", sagte Aoife energisch.

"Aoife, pass auf dich auf, bis ich wieder da bin."

Sie drehte sich wieder zu Soa. "Und jetzt du."

Das Energiefeld verschwand und mit ihm die beiden, die sich darin befanden.

Aoife fiel wieder auf die Knie. "Lori."

Claudia kniete sich neben ihn. "Komm jetzt, wir müssen weiter. Wir müssen nur noch durch diese Tür."

Er sah sie an und nickte. "Ja...du hast recht. Gehen wir."

Claudia half ihm hoch und die gesamte Gruppe lief auf die Tür zu. Aoife, der an der Spitze lief, öffnete die Tür und trat als erstes ein.

Der Raum sah aus wie der Thronsaal in Aoifes Schloss. Schmucklos, nur mit einem roten Teppich ausgelegt, der Thron stand auf einem Podest und war mit rotem Samt ausgelegt, der langsam von Motten zerfressen wurde.

Auf dem Thron saß ein Junge mit langen schwarzen Haaren und einer weiß-roten Uniform.

Als die Gruppe eintrat, blickte er auf. "Ah, ihr seid endlich gekommen. Ich bin der Geist von Gaiteki. Und ich werde euch helfen euer Schicksal zu ändern."
 

***
 

Donna strich über Jins Hand.

Morgus war mit Finnas leblosem Körper in das Mausoleum ihrer Familie gegangen.

"Jin...wach auf...bitte..."

Der Junge gab keine Regung von sich, er war so gut wie tot.

Donna sah aus dem Fenster und flüsterte: "Bitte, Leute, beeilt euch."

Hoffnung für Jin

Aoife kniete sich vor dem Geist nieder. Der Geist stand auf und lief die Stufen vor dem Thron hinunter. "Ihr wollt dem Jungen helfen, nicht wahr?"

Die anderen nickten.

"Na dann..."

Er formte seine Hände zu einer Kugel. Ein blaues Licht erstrahlte darin. "Während eure Fee gegen Soa kämpft, solltet ihr euch beeilen. Lori wird ihn nicht ewig aufhalten können."

Aoife nickte. "Ja. Wenn du dann bitte schnell machen würdest..."

"Schon in Ordnung, schon in Ordnung.", beruhigte der Geist ihn. "Als ich jung war, bin ich auch ungeduldig gewesen. Aber, wenn du Ewigkeiten auf einem Thron sitzt, dann lernst du, Geduld zu haben."

"Hast du etwa all die Jahre auf uns gewartet?", fragte Hana.

Der Geist nickte. "Natürlich. So vor ungefähr eine Millionen Jahre wurde eure Ankunft vorhergesagt."

Selbst Claudia zog überrascht die Augenbrauen hoch. "Das ist...schon ziemlich lange."

Der Geist lächelte sanft. "Nun ja, unsere einzige Aufgabe als Geister war es, auf euch zu warten, von daher hatten wir bislang ein friedliches Leben. Doch jedesmal, wenn die Dragoons wieder auszogen, erfüllte uns wieder das Gefühl der Machtlosigkeit."

"Gab es denn vor dem Wingly-Krieg bereits andere Dragoon?", fragte Lavitz.

Der Geist nickte. "Oh ja. Mehrmals. Einst kämpften sie gegen die Götter persönlich. Aber sie nutzten damals andere Spirits, Spirits, die machtvoller waren als eure. Viel machtvoller."

Claudia strich sich abwesend durch die Haare. "Könnten wir damit Soa besiegen?"

"Sicher."

Safaia betrachtete die leuchtende Kugel nachdenklich. Meriam drückte sich an ihn und schien nicht ganz so begeistert zu sein. "Ich habe Angst."

Er legte instinktiv seinen Arm um ihre Schultern. "Keine Sorge. Ich bin sicher, dass wir hier unbeschadet wieder rauskommen werden."

Sie schüttelte ihren Kopf. "Das meinte ich nicht. Ich spüre, dass etwas mit Jin nicht stimmt."
 

***
 

Jin hatte Mühe zu atmen. Die schwarz-grüne Masse umgab ihn und hinderte ihn daran.

Er öffnete seine Augen und sah sich um. Nichts war zu sehen, außer eben dieser Masse. Oder vielleicht waren seine Augen auch gar nicht geöffnet und er bildete sich nur ein, dass sie offen waren.

Wie könnte er von hier wieder wegkommen?

Er wollte nicht hierbleiben, wusste aber nicht, wie er wegkommen sollte.

Donnas Stimme war verstummt, ihr Gesicht sah er nur noch in seiner Erinnerung. Und selbst seine Erinnerungen wurden immer verschwommener.

War es so, wenn man starb?

Aber warum gerade jetzt?

Und warum wurde er von einem normalen Bogenschützen erwischt, wenn er doch der Sohn einer Legende war?

Das war alles nicht fair.

Er spürte wie er tiefer sank und ergab sich erneut seinem Schicksal.
 

***
 

Der Geist überreichte Aoife einen Spirit, der allerdings aussah wie eine harmlose Glaskugel.

"Und das soll helfen?", fragte Claudia misstrauisch.

"Nun, in den alten Tagen hat es seinen Zweck erfüllt.", erklärte der Geist.

Lavitz runzelte seine Stirn. "Dann bist du..."

"Ja, ich will mal einer der Dragoons. Der Dragoon des Götterdrachen, um genau zu sein. Dies ist der heilige Spirit des Götterdrachen. Mit ihm könnt ihr nicht nur Jin zum Leben erwecken. Auch die Kräfte der anderen Spirits wird damit verstärkt. Wenn ihr Soa damit nicht töten könnt, dann ist alles vorbei."

"Du machst uns Mut.", sagte Hana verbittert.

"Keine Sorge.", sagte der Geist. "Es wird alles gut werden. Immerhin haben wir die Dragoons nicht umsonst >Schwingen der Hoffnung< genannt. Aber jetzt beeilt euch, den Jungen zu wecken. Ihr habt nicht mehr viel Zeit."
 

***
 

Donna fuhr hoch, als die anderen Dragoons in das Zimmer hineinstürmten. "Was...? Ihr seid wieder da? Soa sei dank! Habt ihr einen Weg gefunden, Jin zu helfen?"

Aoife nickte. "Ja. Wir müssen es ihm nur noch geben."

"Was denn?"

Der junge Kaiser zog den Spirit aus seiner Tasche. Kaum spürte die Kugel Jins Anwesenheit, begann sie hell zu strahlen.

Er legte den Spirit auf Jins Brust und trat zurück.

Das Licht in der Kugel pulsierte heftig. Die anderen sahen gebannt zu und atmeten dabei so flach wie möglich, aus Angst, den Spirit zu stören. Dabei verging die Zeit wie endlose Jahre.
 

***
 

Jin öffnete seine Augen. Er war zwar immer noch von der grün-schwarzen Masse umgeben, aber ein schwaches pulsierendes Licht schien sie zu durchdringen.

"Was ist das?"

Der Klang seiner eigenen Stimme kam ihm fremd vor, aber es war tröstlich, überhaupt etwas zu hören.

Das Licht wurde mal stärker und mal schwächer. Und je tiefer er sank, desto seltener wurden die starken Momente.

Plötzlich fiel Jin auf, dass er selbst etwas tun sollte, wenn er wieder rauswollte.

Mühsam richtete er sich auf, so dass er den Kopf heben musste, um das Licht weiterhin sehen zu können.

Mit langsamen Schwimmbewegungen (die Masse verzögerte jede seiner Bewegungen) kämpfte er sich nah oben.

Je weiter er hochkam, desto stärker wurde das Leuchten und seine Bewegungen wurden schneller.

Er streckte seine Hand aus und tauchte sie in das hell leuchtende Licht, welches darauf seine Augen überschattete.
 

***
 

Jin stöhnte leise und öffnete seine Augen.

Die anderen sahen überrascht auf. "Jin?"

Er richtete sich auf und hielt sich den schmerzenden Kopf. "Wo bin ich?"

Donna sprang auf. "Jin, du bist wieder wach!"

Er sah sie an und bemerkte die Tränen in ihren Augen. "Donna? Was ist los?"

Sie schluchzte leise. "Du Idiot! Du warst ohnmächtig, keiner wusste, ob du je wieder aufwachen wirst! Und jetzt?"

Sie wischte sich über die Augen. Während dieser Zeit mischte Hana sich ein: "Jin, du bist im Schloss von Kaiser Aoife!"

"Und...ich lebe..."

Die anderen nickten.

"Soa sei dank.", fügte Lavitz hinzu.

Jin nahm den Spirit aus Aoifes Hand. "Und das ist...?"

Die anderen sahen sich an und dann begann Meriam ihm von dem Geist von Gaiteki zu erzählen.
 

***
 

Jin nickte, während er sich den Spirit genauer ansah. "Ich spüre die Macht darin. Das hier ist wirklich ein ganz besonderer Spirit. Jetzt müssen wir nur noch Soa finden."

Safaia lächelte hintergründig. "Ich glaube, darum solltet ihr euch keine Sorgen machen. Wenn mich nicht alles täuscht, dann wird er eher euch finden."

Aoife nickte seinem General zu. "Du hast recht. Aber dafür sollten wir lieber die Stadt verlassen. Ich möchte nicht, dass der Bevölkerung etwas zustößt."

Lavitz nickte. "Das kann ich verstehen. Jin, fühlst du dich schon wieder fit genug, loszugehen?"

Jin wollte gerade antworten, aber Meriam kam ihm zuvor: "Vergiss es! Erst einmal ruhen wir uns alle aus. Dieser Kampf ist sinnlos, wenn wir zu erschöpft sind, um überhaupt etwas zu tun. Und diesmal riskieren wir damit das Leben von ganz Endiness."

Lavitz fuhr sich verlegen mit der Hand über den Hinterkopf. "Du hast recht. Also...dann ruhen wir uns erst einmal aus und gehen morgen früh dann aber weg, okay?"

Die anderen nickten zustimmend und verließen Zimmer wieder.

In einer klaren Nacht

Meriam saß auf den Zinnen der Burg und ließ ihre Beine baumeln. Der Mond strahlte hell und ihre Wingly-Flügel glitzerten im Mondlicht. Sie blickte an den Himmel.

Plötzlich erklangen Schritte hinter ihr und im nächsten Moment stand Safaia neben ihr. "He...Meriam"

Sie drehte den Kopf zu ihm. "Hallo Safaia. Na, auch nervös?"

Er nickte. "Oh ja."

Für einen Moment schwieg Safaia, dann fuhr er fort: "Meinst du, ihr könnt es schaffen?"

"Ich weiß es nicht.", gestand Meriam. "Aber selbst wenn nicht, wir haben wenigstens unser Bestes getan, um Endiness und seine Bewohner zu beschützen. Und wir sterben nur einige Tage oder vielleicht sogar nur Stunden vor allen anderen."

Safaia holte tief Luft. "Sei vorsichtig Meriam, ja? Kehre gesund zurück."

Sie sah ihn verwundert an. "Was ist los mit dir?"

"Ähm, na ja..."

Er fuhr sich verlegen durch die Haare. "Weißt du, ich mag dich."

Meriam feixte. "Aha!? So einer bist du also?"

Sie lachte leise, während Safaia rot wurde.

"Hör auf, dich über mich lustig zu machen.", murmelte er.

Meriam legte ihm lächelnd eine Hand auf die Schulter. "Tut mir leid, war nicht so gemeint. Aber ich glaube, ich gehe langsam ins Bett. Der Mond macht mich müde."

Sie sprang auf und winkte Safaia noch einmal zu. "Gute Nacht!"

Damit verschwand sie in das Innere der Burg. Safaia sah ihr seufzend hinterher. "Sei vorsichtig Meriam."
 

***
 

Claudia fuhr sich mit der Bürste durch die Haare, bis sie glatt und glänzend über ihre Schultern fielen.

Es klopfte an der Tür und im nächsten Moment trat jemand unaufgefordert herein.

Claudia fuhr herum und entdeckte Aoife, der etwas unsicher neben der Tür stand. "Hallo."

"Guten Abend.", sagte Claudia kühl. "Kann ich dir helfen?"

"Sag mal, bist du nicht nervös?"

Claudia lachte leise. "Sollte ich?"

Er zuckte mit seinen Schultern. "Nun ja, ich bin es. Ich habe wahnsinnige Angst. Immerhin kämpfen wir gegen einen Gott, einen Gott, der uns alle erschaffen hat."

Claudia legte die Bürste auf den Tisch zurück und stand auf, um weiterzureden. "Ich habe keine Angst. Meine Eltern kämpften bereits gegen den Schöpfungsplan, da werde ich kein Problem mit dem Erschaffer dieses Plans haben."

"Haben deine Eltern das nicht mit ihrem Leben bezahlt?", fragte Aoife kleinlaut.

Claudia lächelte seltsam. "Es war ihre Entscheidung, sie hätten auch überleben können. Mein Kaiser, du hättest besser recherchieren sollen. Und selbst wenn, ich glaube an unser Team, auch wenn wir nicht soviel Zeit zusammen verbracht haben."

"Deine Selbstsicherheit hätte ich gerne."

Sie lachte leise. "Wenn du willst, dann können wir einen kleinen Probekampf machen. Dann wüsstest du auch besser über meine Attacken Bescheid."

"Kein Interesse. Aber wenn du nichts dagegen hast, bleibe ich eine Weile hier bei dir, du schaffst es, mich zu beruhigen. Ich würde gerne weiter mit dir reden."

Claudia lächelte warmherzig. "Natürlich. Ich habe ohnehin nichts anderes vor."

Sie setzte sich auf das Sofa, das im Zimmer stand und klopfte auf den leeren Platz neben sich. "Setz dich zu mir, junger Kaiser."

Aoife lächelte glücklich und folgte der Aufforderung sofort.
 

***
 

Hana stand vor dem kunstvollen Brunnen der Stadt, der immer noch den letzten Herrscher darstellte. Aoife hatte vorgehabt das Design noch zu ändern, war dann aber wegen des Krieges noch nicht dazugekommen. Vermutlich würde er sich nach dem Kampf darum kümmern - wenn er dann noch lebte.

Hana schüttelte diesen Gedanken ab. So durfte sie erst gar nicht denken. Sie musste daran glauben, dass sie alle überleben werden. Aber es war so schwer daran zu glauben, wenn man wusste, dass man gegen seinen eigenen Erschaffer antreten musste.

Lavitz trat neben sie. "Kannst du nicht schlafen?"

"Wer kann schon schlafen, wenn er weiß, dass er vielleicht bald sterben wird?", antwortete Hana mit zitternder Stimme.

Eine plötzliche Welle von Gefühl überkam Lavitz, er umarmte Hana zärtlich.

Sie erwiderte die Umarmung nicht, aber sie wehrte sich auch nicht dagegen. Noch zu tief saß die Erinnerung an seinen Verrat, aber auch die Gefühle für ihn. Aber darüber reden wollte sie auch nicht mit ihm. Heute würde es keinen Sinn mehr machen. Nach dem Kampf würde es genug Zeit geben.

"Lavitz...lass uns morgen unser Bestes geben, ja? Wir müssen diesen Kampf gewinnen. Für Endiness."

Lavitz sah sie an und nickte ernst. "Ja. Und glaub mir: wir werden gewinnen."

Sie legte ihren Arm um seine Hüfte und lief zusammen mit ihm zum Palast zurück.

"Willst du vielleicht noch was trinken, damit du besser schlafen kannst?", fragte Lavitz. "Ich kenne eine gute Bar."

Hana lachte leise. "Spinner!"
 

***
 

Morgus stand in der Familiengruft und sah auf Finnas Sarg. Im Gegensatz zu den anderen vier Särgen, die hier standen, sah ihrer natürlich völlig neu aus.

Eingegangene Blumen standen in Vasen in der kleinen Gruft verteilt. Das Dach der Gruft konnte geöffnet werden, um die Sonnenstrahlen hereinzulassen, aber da die Sonne seit Jahren nicht mehr schien, waren alle Blumen eingegangen.

Eigentlich hatte Morgus immer erwartet, dass er derjenige der Geschwister war, der zuerst seinen Platz hier finden würde. Immerhin war er der Jüngere, der Unerfahrenere der beiden gewesen, aber das Schicksal hatte es anders gewollt. Sie würde niemals mehr die reine Sonne über Aoifes Reich sehen können, dabei hatte sie die Sonne immer so gern gesehen.

Er legte seine Hände einander und seufzte. "Finna, morgen steht die große Schlacht gegen Soa an. Sei so gut und wache über die Dragoons. Sie werden deinen Tod rächen. Und dafür sorgen, dass die Sonne wieder über unserem Reich scheint. Und dass die Blumen um die Särge unserer Familie wieder blühen."

Mit einem erneuten leichten Seufzen strich er über den Sarg. "Sie werden siegen, da bin ich mir sicher. Immerhin sind sie die Dragoons. Nicht wahr Finna?"
 

***
 

Jin und Donna standen auf der Mauer, welche die Stadt umgab und sahen an den Himmel. Die Sterne glitzerten so unschuldig, als wäre es nur eine Nacht wie jede andere und nicht die Nacht vor der letzten Schlacht.

In den Häusern in der Stadt brannte noch Licht, ging aber vereinzelt in verschiedenen Zimmern bereits aus. Donna war sich sicher, dass es Eltern waren, die ihre Kinder gerade ins Bett brachten und nach einem Gebet das Licht löschten. Sicherlich beteten alle Familien darum, dass die Schlacht gut zuende ging. Oder wussten sie überhaupt davon?

Donna wusste es nicht und sie war sich auch nicht sicher, was besser für die Familien war.

Doch während Donna all dies beobachtete, wirkte Jin abwesend. Sie sah ihn fragend an. "Ist irgend etwas?"

Er senkte seinen Blick. "Donna, als ich...ohnmächtig war...da habe ich deine Stimme gehört. Und dein Gesicht gesehen. Du bist immer bei mir gewesen, stimmt's?"

Sie errötete und war froh, dass man es in der Dunkelheit nicht sah. "Ja...Ich wollte nicht weggehen. Ich hatte das Gefühl, dass dann etwas schlimmes geschehen würde."

"Wärst du nicht gewesen, dann wäre etwas passiert.", erwiderte Jin. "Ich hätte früher aufgegeben."

Donna lächelte kaum merklich. "Jin..."

Sie stellte sich direkt vor ihn und sah zu ihm hinauf. "Weißt du noch, als ich dich gefunden im Wald nahe Seles gefunden habe?"

Jin nickte. "Es ist, als wäre es Jahre her. Dabei sind es höchstens ein paar Wochen."

"Du hast geweint, weil du dachtest, deine gesamte Familie wäre gestorben."

"Ja."

Beide lachten leise und etwas verlegen. Leise Musik erklang aus der Taverne neben dem Stadttor, in dem einige Wachen jetzt feierten.

Donna fasste einen schnellen Entschluss und stellte sich auf die Zehenspitzen. Jin senkte seinen Kopf etwas und die Lippen der beiden verschmolzen zu ihrem ersten Kuss, während das Lied weiterspielte:
 

Close your eyes, and open your arms

Fly away over Forest and the Seas
 

I see your face, Such a beautiful smile

Under the shiny moon
 

Nothing to fear

Don't be afraid of losing anything

Nobody can take it away from you and me

Die letzte Schlacht

Jin spannte seine Muskeln an.

Das regenbogenfarbene Tor vor ihm waberte wie eine Seifenblase. Er streckte seine Hand danach aus, aber es verschwamm bei seiner Berührung. "Was ist das?"

Hinter dem Tor erkannte er sechs gläserne Särge. Er kniff seine Augen zusammen und schnappte plötzlich nach Luft. Er stolperte zurück und schüttelte heftig seinen Kopf. "Das kann nicht sein! Das darf nicht sein!"

In den Särgen lagen Hana, Meriam, Lavitz, Claudia, Aoife und -

"Donna!!"

Sie schienen nur zu schlafen, aber Jin glaubte, es besser zu wissen. Er sank zu Boden und murmelte dabei: "Wie konntest du das nur tun? Wieso...?"
 

***
 

"Jin?"

Er öffnete seine Augen und sah die besorgt blickende Hana an. "Was ist?"

Sie zuckte mit ihren Schultern. "Du hast im Schlaf vor dich hingemurmelt...Außerdem sind wir gleich da. Aoife sagte, dass Soas Versteck direkt vor uns liege. Wir sollten uns langsam fertigmachen."

Er nickte und stand auf, um seine steifen Glieder zu strecken. Seit heute morgen waren sie mit einer Kutsche unterwegs. Es schien, als ob Soa auf sie warten, sie geradezu zu sich rufen würde.

Außer Hana, Jin und Aoife, saßen alle recht apathisch da und versuchten wohl, krampfhaft an etwas anderes zu denken.

Aoife saß auf dem Kutschbock und lenkte vorsichtig die Pferde. Er schien selbst nervös zu sein, versuchte aber krampfhaft, sich nichts davon anmerken zu lassen.

Jin setzte sich neben ihn und lächelte ihm aufmunternd zu, aber vermutlich kam bei ihm auch nur eine Grimasse zustande. Doch Aoife erwiderte es dankbar.

"Was denkst du, Jin?", fragte er plötzlich ohne ihn anzusehen. "Werden wir es überleben?"

Jin seufzte. "Ich hoffe es, aber...ich weiß nicht...ich möchte nicht einmal darüber nachdenken. Im Moment versuche ich mich nur auf den Kampf zu konzentrieren, egal, ob Sieg oder Niederlage."

Aoife lächelte knapp. "Ja, so sollte ich es auch machen."

Seine regenbogenfarbenen Augen glitzerten betrübt.

Die beiden angespannten Pferde wieherten plötzlich nervös. Aoife sah auf und das letzte bisschen Farbe verschwand aus seinem Gesicht. "Das ist es..."

Jin folgte seinem Blick und erkannte den Eingang zu einer Höhle. Vor dem Eingang war eine magische Barriere angebracht, um unerwünschte Besucher fernzuhalten.

Aoife stoppte die Pferde, nur wenige Schritte vor der Höhle entfernt.

Jin sprang ab und knapp einen knappen Ruf nach hinten, worauf Hana, Donna, Lavitz und Meriam von der Laderampe runtersprangen. Claudia folgte nur mit Hilfe von Aoife.

Die gesamte Gruppe starrte auf den Eingang und hing noch einmal ihren Gedanken nach.

Jin holte tief Luft. "Also, wer umkehren will, sollte das lieber gleich tun. Sobald wir drin sind, gibt es keinen Ausweg mehr..."

Die anderen senkten ihre Köpfe, nur um sie gleich wieder zu heben.

"Wir gehen rein.", sagten alle gleichzeitig.

Jin atmete hörbar auf und schritt auf die Höhle zu. Die Barriere verschwand, als sie direkt davorstanden und die Spirits kurz aufleuchteten.

Die Gruppe nickte sich noch einmal zu und betrat die Höhle. Wie Jin gesagt hatte, es gab keinen Rückweg mehr: hinter ihnen verschloss sich der Eingang wieder.

Meriam und Hana erschraken zuerst, schlossen sich aber sofort den anderen wieder an, die bereits weit vorangelaufen waren.

Die dunklen Gänge erweckten den Eindruck, als ob etwas in den Schatten lauern und nur auf einen unachtsamen Moment der Gruppe warten würde, um sie zu zerfleischen.

Selbst Jin fuhr ein eisiger Schauer über den Rücken, während er an der Spitze voranschritt.

Eine steinerne Türe baute sich plötzlich bedrohlich vor ihnen auf. Ein gewundener Drache war auf der Tür eingraviert worden und schien jeden warnen zu wollen, der sich ihm näherte.

Die Gruppe atmete noch einmal zusammen durch.

"Seid ihr alle bereit?", fragte Jin.

Die anderen nickten.

Jin öffnete das Tor und schritt hindurch, die anderen folgten ihm.

Das Tor schloss sich hinter ihnen. Für den Bruchteil einer Sekunde standen sie in völliger Finsternis, dann flammte plötzlich ein mysteriöses Licht auf wie aus dem Nichts.

Die Gruppe wurde von der plötzlichen Helligkeit geblendet.

Jin und Hana konnten als erstes wieder etwas erkennen.

Stufen aus farblosem Kristall führten zu einem Thron aus Elfenbein, ausgelegt mit rotem Samt.

Auf dem Thron saß -

"Soa!"

Bei der Erwähnung seines Namens stand der Gott in Gestalt des Feuerdragoons auf und lief einige Stufen hinunter. "Willkommen Dragoons. Habt ihr meine Herausforderung angenommen?"

Jin zog sein Schwert und deutete damit auf Soa. "Gib meinem Vater seinen Körper zurück! Und gib deine Pläne auf! Wir werden es nicht zulassen!"

Soa legte seine Hände aneinander und kicherte. "Dieser Körper? Du wirst ihn nicht wiederkriegen, wenn du mich tötest. Darüber seid ihr euch im Klaren, oder?"

Jin senkte sein Schwert ein wenig und sah Hana ratsuchend an. Seine Schwester deutete unvermindert mit ihrem Bogen auf Soa, aber ihre Hände zitterten.

Plötzlich schüttelte sie ihren Kopf. "Das ist egal! Vater würde es verstehen, wenn wir sein Leben opfern, um das von Endiness zu retten!"

Plötzlich schien Soa ein wenig Farbe aus dem Gesicht zu weichen. Doch er fasste sich sofort wieder. "Also gut, wenn ihr es so wollt...dann kämpfen wir!"

Seine Flügel entfalteten sich und er erhob sich in die Luft, ein Schwert erschien in seiner Hand.

Die Herausforderer kreuzten ihre Waffen, die Spirits hüllten alle in ein magisches Licht ein und als es wieder erlöschte, hatten sich alle sechs in Dragoons verwandelt und erhoben sich ebenfalls in die Luft.

Auf einen Wink von Soa erschienen fünf geflügelte Steinstatuen. "Kümmert euch um die kleinen Fische, überlasst den Götterdragoon mir."

Die Statuen rasten auf die fünf Dragoons zu, nur Jin wurde nicht von ihnen attackiert. Soa winkte ihn zu sich, nach einem kurzen Blick auf die anderen, kam er der Aufforderung nach.

Selbst in der Luft schien Soa noch majestätisch auszusehen.

Jin schüttelte seinen Kopf, um das alles loszuwerden und seine Gedanken wieder freizubekommen.

"Lass uns kämpfen...", sagte Soa nur und griff Jin an.

Der Junge wich dem Angriff aus und versuchte ihn seitlich zu kontern, aber Soa hielt schon wieder mit dem Schwert dagegen und schleuderte Jin von sich.

Er wurde von einem Flammenmeer umhüllt und stürmte mit dem Ruf "Letzter Angriff!" auf Jin zu.

"Drachenkopf-Kanone!"

Das weiße Leuchten der Attacke riss Soa herum und warf ihn mit Schwung gegen die Wand, wo er teilweise absackte, sich aber fast sofort wieder fing.

Aoife hatte seine Statue zerstört und kam dem Götterdragoon zur Hilfe. "Alles okay?"

Jin nickte. "Sei vorsichtig. Er strahlt eine unglaubliche Macht aus. Wenn du nicht aufpasst, werden allein die Wellen seiner Aura dich besiegen."

Der junge Kaiser nickte dankbar. Auch Claudia kam dazu, aber sie schenkte Aoife ein und Jin ein schnelles Lächeln, das beide wohl aufmuntern sollte. "Zu dritt können wir mehr ausrichten, meint ihr nicht auch?"

Sao baute sich wieder vor ihnen auf, ein Blutrinnsal lief aus seinem Mundwinkel und vermischte sich mit dem Blut seiner aufgeschlagenen Wange. "Menschen sind unwürdige Geschöpfe. Sie verdienen es nicht, auf dieser Erde zu leben und diese Luft zu atmen. Alles Leben muss vernichtet werden!"

Mit einem raschen Handbewegung sandte er seinen drei Angreifern eine Schockwelle entgegen, doch Aoife baute rasch eine Barriere auf, an der die Welle scheiterte.

Saos Gesicht verzog sich verärgert, Jin versuchte darüber nachzudenken, was sie nun tun konnten. Sie mussten den Gott besiegen, aber...wie?

Claudia wagte einen Stich mit dem Rapier, Sao - zu überrascht, um auszuweichen - parierte den Angriff. Der weibliche Dragoon verzog ihr Gesicht zu einer Grimasse. Ihre freie linke Hand begann zu leuchten und mit einem entschlossenen Schrei stieß sie ihre leuchtende Hand in Saos Magen.

Er krümmte sich zusammen und fuhr zurück.

Claudia schwebte wieder zu Aoife zurück und lächelte ihm erneut zu. Plötzlich verzog sie ihr Gesicht und krallte sich entkräftet an dem Kaiser fest. Er umfasste ihre Hüfte mit einer Hand, um sie vor dem Sturz zu bewahren.

Sao richtete sich erneut auf, ein Loch prangte in seiner Dragoon-Rüstung, wo Claudia ihn mit der Hand getroffen hatte.

Lavitz, Meriam, Hana und Claudia schwebten nun auch herauf.

"Ich warne dich ein letztes Mal!", rief Hana. "Gib unseren Vater wieder frei! Wir werden dich so oder so töten!"

Soa lachte. "Du hast recht. Diese Hülle wird langsam lästig. Ich werde sie ablegen."

Er hob seine Arme und wurde von einem seltsamen Licht eingehüllt. Das Licht löste sich von Darts Körper und manifestierte sich knapp über ihm in einer seltsamen Wolke.

Dart selbst fiel in die Tiefe. Lavitz gab einen Wink mit der Hand und der Wind trug Dart sanft zu Boden. Auf eine Bewegung von Hana wurden die Wunden ihres Vaters geheilt.

Die Dragoons wandten sich der Wolke zu, die sich langsam in etwas zu verfestigen schien. Die Energie von Soa zog in die seltsamen Ranken, die sich über die Wände entlangzogen und die Jin erst jetzt bemerkte.

Die Ranken bewegten sich und plötzlich entdeckte Jin etwas in der Mitte der Ranken. Es sah...groß...und ekelhaft aus. Auch die anderen sahen es, Hana schlug sich die Hand vor den Mund, Donna schob ihre Hand in die von Jin, der sie fest zudrückte.

"Es wird alles gut.", murmelte er.

Er sprach aber so leise, dass Donna ihn nicht hören konnte, er sagte es nur, um sich selbst zu beruhigen.

Die Mitte der Ranken bewegte sich und entfaltete sich. Es sah aus wie eine Blüte - mit einem grauenerregenden Gesicht darin. Wie der fremde Mann, vor dem man in Bilderbüchern immer gewarnt wurde.

"Spürt den Zorn eures Schöpfers!"

Die verzerrte Stimme war kaum noch zu verstehen, aber jedem der Dragoons fuhr ein eisiger Schauer über den Rücken.

"Und...und jetzt?", fragte Meriam leise.

Als ob es eine Einladung gewesen wäre, bewegten sich die Ranken plötzlich und griffen blitzschnell die einzelnen Dragoons, bereit zuzudrücken.

Donna und Jin wurden voneinander getrennt und in die Höhe gehalten.

"Ihr habt keine Chance!"

Die Ranken zogen sich zusammen. Jemand schrie vor Schmerzen, aber Jin konnte nicht sagen, wer von den Dragoons, womöglich er selbst, es gewesen war. Sein Blick fiel auf den am Boden liegenden bewusstlosen Dart. "V-Vater..."

Er glaubte, wieder in die dunkle Masse abzutauchen. Warum auch nicht? Einfach alles aufzugeben wäre doch so einfach.

"Jin...Jin..."

Er schloss seine Augen, um die Masse nicht sehen zu müssen. "Vater?"

"Ah, du kannst mich hören. Gut."

Darts Stimme durchdrang Jins Gedanken und gab ihm dieses wohlige Gefühl, wieder wie ein Kind in dessen Armen zu liegen.

"Jin, du darfst jetzt nicht aufgeben.", fuhr Dart fort. "Es wäre alles umsonst gewesen. Glaube an dich. Nur, wenn du an dich glaubst, kann der Sprit dir helfen. Soa ernährt sich von eurer Angst und euren Selbstzweifeln. Glaube an dich, glaube an deine Freunde,...glaube an Donna, kämpfe für sie."

Jin öffnete seine Augen und erblickte eine strahlendes Licht. Erst nach kurzem Nachdenken erkannte er, dass es sein eigener Spirit war, der so hell strahlte.

"Glaube...ja...ich glaube...ich glaube an mich selbst, an meine Freunde, an Donna...und ich glaube...AN DIE WELT!!!!"

Das Licht blendete Jin für einen Moment, doch als er wieder etwas sah, erkannte er, dass die Ranken alle losgelassen hatten und nun nutzlos zu Boden hingen. Der Blütenkopf bewegte sich aufgeregt, die Dragoons bildeten eine undurchdringbare Linie aus verschiedenfarbigen Lichtern.

Jeder griff nach der Hand des neben sich Schwebenden, so dass die Lichter endgültig verbunden waren und sogar noch heller strahlten. Ohne ein Wort war auch Dart plötzlich neben Jin aufgetaucht und ergriff die Hand seines Sohnes. Jin lächelte dankbar und sah Soa herausfordernd an.

"Unwürdig!", stieß der Gott hervor. "Gesindel! Fügt euch eurem Schicksal!"

Dart deutete auf ihn, aber Jin war es, der darauf antwortete: "Nein! Du fügst dich jetzt deinem Schicksal! Wir, die Dragoons, werden dich endgültig vernichten. Die Menschheit, nein, ganz Endiness, ist fähig auf sich selbst aufzupassen! Dragoons, seid ihr bereit?!"

Die Dragoons nickten entschieden und schlossen den Kreis. Das Licht konzentrierte sich auf die Mitte des Kreises. Soa kreischte auf, aber seine Zauber prallten an dem unsichtbaren Schild ab, das die Drachengeister erstellt hatten und seine Ranken konnte er nicht mehr benutzen.

Aus dem weißen Licht in der Mitte erstand ein schlangenförmiger Drache mit neun Augen. Er gab ein lautes Kreischen von sich und stürzte sich auf Soa. Der Götterdrache kämpfte mit Soa, doch der Gott hatte ihn erschaffen, das Wesen konnte nicht gewinnen.

Jin nickte seinem Vater zu und ließ seine Hand los. Donnas Griff festigte sich noch. Als Jin sie ansah, schüttelte sie ihren Kopf und formte mit ihren Lippen nur ein Wort: "Nein."

Er lächelte sie an. "Donna, vertraust du mir?"

Sie nickte.

"Dann lass mich los. Ich komme zu dir zurück."

Tränen traten in ihre Augen. "Ich liebe dich."

Sie ließ seine Hand los, Jin flog etwas von den Dragoons weg. Dann drehte er sich zu ihnen um. "Verschwindet schnell von hier. Den Rest muss ich alleine machen. Macht euch keine Sorgen um mich. Ich komme nach - bald."

Dart, Hana, Claudia und Donna nickten. Meriam, Lavitz und Aoife zögerten noch, nickten dann aber ebenfalls, als sie Jins ernsten Blick bemerkten.

In enger Formation flogen sie davon, zu einem Ausgang, der sich durch die gelösten Ranken ergeben hatte.

Jin sah ihnen nach und wandte sich dann an Soa. Der Götterdrachen verschwand und hinterließ einen zumindest geschwächten Gott. Der Götterdragoon landete auf einem Felsvorsprung direkt vor der Blüte mit dem Gesicht. "Machen wir ein für allemal Schluss. Endiness wird ab sofort ohne deine Hilfe existieren."

Er zielte mit seinem Arm direkt auf den Gott und sammelte seine Kraft darin.

"Wenn ich hier sterbe, wirst du es ebenfalls nicht überleben.", zischte Soa.

"Ich habe keine Angst zu sterben.", erwiderte Jin ruhig. "Solange ich weiß, dass alle, die ich liebe in Sicherheit sind."

In Gedanken zählte er rückwärts von Dreißig auf Null.

"Gib es auf!", rief Soa.

Die Höhlenwände erzitterten.

"3...2...1...0...DRACHENGOTT-KANONE!!!"
 

***
 

Die Dragoons hatten sich gerade von der Höhle entfernt, als ein helles weißes Licht erstrahlte.

Dart drängte die anderen zurück und hob sich den Arm vor die Augen, die restlichen Dragoons taten es ihm nach.

Nachdem das Licht erloschen war, schweifte Donnas Blick suchend umher. Die Höhle war komplett zerstört worden. Nur Teile des Bodens waren noch zu sehen, die Überreste der Ranken flatterten glühend durch die Luft.

"Dort!"

Hana deutete auf einen Punkt am Boden.

Eine Steinsäule ragte empor und darauf lag der leblose Jin...

Während die Dragoons auf ihn zuflogen, glaubten alle das selbe Lied zu hören, das jemand traurig vor sich hinzusingen schien:
 

Oh, love!

I'll wait for you my whole life,

I'll wait for you until death.

Always... always... always...

Love, I am waiting for you...

Schicksal

Morgus legte einen frischen Strauß weißer Nelken auf Finnas Sarg. "Hallo Schwesterchen. Du weißt es bestimmt schon, aber die Dragoons haben Soa besiegt. Es ist wundervoll, nicht wahr? Noch nie hat bei uns so sehr die Sonne geschienen. Ich frage mich, ob du gerade auf uns herabsiehst."

Er lächelte. "Ich habe jemanden kennengelernt. Eine junge Frau, die bei mir Rat gesucht hat. Tja, was soll ich sagen? Ich bin wirklich verliebt in sie und sie auch in mich. Dein Bruder scheint endlich glücklich zu werden. Aber keine Sorge: ich komme dich weiterhin besuchen."

Er strich noch einmal zärtlich über den Sarg, drehte sich dann um und verließ die Gruft.
 

***
 

Aoife sah ungeduldig auf das Stundenglas. "Claudia, bist du bald fertig? Wir müssen los, wenn wir rechtzeitig zur Hochzeit dasein wollen."

Die Tür öffnete sich und Claudia kam heraus.

Aoife brauchte nur einen Augenblick, um zu sehen, dass sich das Warten gelohnt hatte. Sie trug ein wundervolles glänzendes schwarzes Kleid und dazu passende milchig-weiße Perlenohrringe. Um den Hals trug sie eine goldene Perlenkette.

"Ist in Ordnung, Aoi-chan."

Sie hatte sich diesen Kosenamen angewöhnt und dachte gar nicht daran ihn wieder irgendwie anders zu nennen. Aber Aoife hatte auch gar nichts dagegen.

Er lächelte sie an. "Gerade rechtzeitig. Du wirst garantiert die Braut in den Schatten stellen."

"Bei einer königlichen Hochzeit?", spottete Claudia. "Träum weiter Schatz."

Aoife hakte sich bei ihr ein und gemeinsam gingen sie den Gang zum Drachenplatz entlang.
 

***
 

Meriam hüpfte vergnügt über die Steine, die es auf dem Fluss ihrer Wingly-Heimat gab.

Safaia blickte sich interessiert um.

Sie hatte kurzfristig entschlossen, ihn mitzunehmen, denn sie wollte sich nicht allzu lange von ihm trennen - außerdem könnte er so gleich seine zukünftigen Schwiegereltern kennenlernen.

Als die beiden bemerkt wurden, wurden sie von unzähligen Wingly umringt, die sie neugierig begutachteten.

Meriam lachte leise. "He Leute! Hallo Mama und Papa!"

Sie winkte in die Menge, wo zwei Wingly zurückwinkten.

"Also, ich hab euch einen Besucher mitgebracht! Sein Name ist Safaia und ich plane, ihn bald zu heiraten. Aber zuerst gehen wir auf eine andere Hochzeit. Wo ist denn Meru?"

Die Wingly lachten, einer rief: "Sie ist schon mal vorgegangen. Sie hat ebenfalls davon erfahren."

Jemand anderes rief: "Sag mal, Meri, dürfen wir deinen Verlobten kennenlernen?"

"Natürlich.", nickte sie. "Das macht dir doch nichts aus, Safaia? Ich muss mich solange zurechtmachen."

Und damit war sie schon wieder weg und der Kreis der Wingly um Safaia zog sich enger. Ber trotzdem fühlte er sich nicht unwohl, sondern so als wäre er nach einer langen Reise wieder nach Hause gekehrt, als auch schon ein unerschöpflicher Schwall Fragen auf ihn einschoss:

"Wie heißt denn du? Woher kommst denn du? Woher kennst du Meri? Wann heiratet ihr? Wie alt bist denn du? Was sind deine Hobbys?"

Safaia lächelte liebevoll und begann, die Fragen zu beantworten.
 

***
 

Hana versuchte, ihre Haare richtig hinzubekommen, aber jedes Mal rutschte ihr eine weitere Strähne aus der Frisur.

"Warte einen Moment."

Shana trat hinter ihre Tochter und begann, ihr beim Frisieren zu helfen.

"Ich bin so aufgeregt.", stieß Hana hervor. "Ich werde heiraten! Heute! Lavitz!"

Ihre Mutter lächelte. "Beruhige dich doch, mein Kind. Und halt still, sonst kriege ich das mit deiner Frisur auch nicht hin."

Mit schnellen Bewegungen steckte Shana die Haare des Mädchens hoch, während diese weiterredete: "Es ist gerade einmal einen Monat her, dass wir Soa besiegt haben. Meinst du, wir haben das Richtige getan, Mama?"

"Natürlich habt ihr das. Niemand, nicht einmal Soa, hat das Recht, über uns zu bestimmen. Immerhin sind wir selbstständig denkende Wesen. Mach dir keine Gedanken darum, kümmere dich lieber um deine Hochzeitsrede."

Hana schreckte auf. "Stimmt ja! Wo hab ich noch einmal meine Notizen hin?"
 

***
 

Albert befestigte die Brosche mit dem königlichen Wappen an Lavitz' Umhang, um damit die Robe am Hals zu verschließen. Dabei wischte er sich öfter einige Tränen aus seinen Augen. "Mein kleiner Sohn heiratet. Dass ich das noch erleben darf."

"Vater, ich bin nicht mehr klein."

"Ich weiß, ich weiß. Aber ich hätte nie gedacht, dass du die Tochter von Dart und Shana heiraten würdest. Ich wünsche euch beiden von Herzen alles Gute. Und bei dieser Gelegenheit..."

"...wird auch gleichzeitig der Friedensvertrag mit Aoifes Reich unterschrieben.", vollendete Lavitz den Satz seines Vaters. "Es scheint, dass es doch noch etwas wie Happy Ends gibt."

Albert klopfte seinem Sohn auf die Schultern. "Du siehst gut aus, Lavitz. Auf dass du und deine Braut glücklich werden."

"Danke Vater."

Lavitz legte seine Hand auf die von Albert und drückte sie fest.
 

***
 

Donna atmete die frische Luft auf dem Balkon der Burg ein. Die Berge im Osten riefen sie auf eine erneute Wanderung, aber sie widerstand dem Drang. Zumindest für die Hochzeit wollte sie hierbleiben und mit ihren Freunden glücklich sein.

Plötzlich spürte sie wie jemand ihre Hüften umschlang und ihr einen Kuss ins Ohr hauchte. Sie drehte sich lächelnd um und küsste Jin.

"Denkst du schon wieder an eine Wanderschaft?"

Sie lächelte. "Ja, du weißt doch wie süchtig ich danach bin."

"Willst du dich nicht einmal mit mir irgendwo niederlassen?"

"Jin, darüber haben wir oft gesprochen. Komm doch einfach mit mir, vielleicht finden wir einen anderen Ort, wo wir mal leben wollen."

Jin küsste sie noch einmal und sah durch das Fenster seinen Vater mit Emilia reden. Er seufzte, nickte dann aber. "Also gut. Aber lass uns sofort gehen."

Donna lächelte plötzlich überglücklich. "Dann lass uns keine Sekunde verlieren, ich packe schnell das Wichtigste und du verabschiedest dich! Wir treffen uns später am Stadteingang."

Jin nickte, Donna verschwand durch die Tür.

Er holte ein Stück Pergament heraus, das er bereits vorbereitet hatte. Er war sich im Klaren darüber gewesen, dass er Donna nicht zu einem festen Leben überreden konnte. Aber einen Versuch war es wert gewesen.

Er legte das Pergament, das seinen Abschiedsbrief beinhaltete, unter seinen Dragoon-Spirit und sprang über die Brüstung. Wenn jemand dieses Pergament fand, wären er und Donna bereits weit weg von hier. Aber eines Tages würden sie wiederkommen. Eines Tages...

Und vom Fest erklang die fröhliche Musik der probenden Band...
 

The wind is blowing Blows round and round

And it's secretly passing the town

She's alone but she looks as happy

'Cause she knows a secret path of the wind
 

How are you? How are you? How are you feeling, Girl?

Every time I see her

How are you feeling, Girl?

I don't know, I don't know

Smiling and she just says I don't know
 

How are you? How are you? How are you feeling, Girl?

Every time I see her

How are you feeling, Girl?

I don't know, I don't know

She shyly looks at the windy field
 

"Tomorrow if the sky is high. Tomorrow I will bring you wings."
 

You and me together, See the Sky deep and blue so far away

You and me together, We say it's your heart

You and me together, See the Sea deep and blue so far away

You and me together, We say it's your tears
 

The wind is blowing Blows round and round

And it's secretly passing the town

She's alone but she looks as happy

'Cause she knows a secret path of the wind
 

The wind is blowing Blows round and round

And it's secretly passing the town

She's alone but she looks as happy

'Cause she knows a secret path of the wind
 

~ The End ~
 

*erleichtert auf die Knie fall*

Es ist vorbei! Und wehe es kommt nur eine Klage! *in die Runde funkel*

Scherz, nicht ernst nehmen. ^^ Hab euch doch alle lieb.

Ich selbst bin sehr stolz auf das Ende. Hoffe, es gefällt euch auch. Das war die dritte Version. Bei der ersten Version sollte Donna alleine losziehen, bei der zweiten Version wollte ich Jin sterben lassen, darum taucht er erst so spät wieder im Epilog auf.

Danksagungen:

Am meisten bedanke ich mich bei Flaimdra-chan (Du warst die Erste, die mir einen Kommi geschrieben und mir sogar mal bei einer Schreibkrise weitergeholfen hat. Ich hab dich lieb, Schatz!), Miranda-chan (Danke, dass du bis zum Ende durchgehalten und immer so nette Kommis geschrieben hast. Ich freu mich schon auf die Fortsetzung deiner LoD-FF. *knuffz und knuddel* Hab dich auch lieb), auch bei KaitoKid(Nr. vergessen, sorry^^") (Danke, dass du mittendrin eingestiegen bist) und bei meinem stillen Leser LaCiel (Danke für deine GB-Einträge. Dadurch hab ich erfahren, dass ich noch einen Stammleser habe *freu*).

Ich hab euch alle lieb!!!!

Vielleicht sehen wir uns in einer anderen FF wieder.

Cu all
 

CassidyLionheart
 

Songinfos:

Kapitel 19: "Close your eyes" aus "Gensou Suikoden Vocal Collection ~ La passione commuove la storia"

Kapitel 20: Englische Übersetzung von "Esperandotè" aus "Silent Hill"

Epilog: "When the wind blows gently" aus Gensou Suikoden Vocal Collection ~ La passione commuove la storia"
 

Keiner dieser Songs gehört mir, noch die Übersetzung, und ich verdiene auch kein Geld hiermit. Also bitte, liebe Anwälte, verschont mich mit Bußgeldmahnungen



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Kommentare zu dieser Fanfic (25)
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Von:  Sahne_Joghurt
2006-01-19T15:51:14+00:00 19.01.2006 16:51
Oh schade das es schon vorbei ist finde deine storry echt spannend und mitreissent... Verbeuge mich.. Wünschte ich könnte auch so gut schreiben:)
Von: abgemeldet
2005-05-06T10:55:02+00:00 06.05.2005 12:55
*zu tränen gerührt is*
man, das ende hat mich echt umgehauen....da jin erst so spät aufgetaucht ist, hab ich echt gedacht, dass er tot ist...
das hast du echt klasse geschrieben, wirklich^^ das ist das erste mal für mich, dass ich erwähnt werde, dafür danke ich dir sehr *gleich vor freude heult*
ich werd mich dafür bei meiner fanfic besonders viel mühe geben....also, baba
Miranda-chan
Von: abgemeldet
2005-02-12T13:36:40+00:00 12.02.2005 14:36
klasse! weiter so! du machst das ganze prima^^
Von:  Flaimdra
2005-01-18T15:29:42+00:00 18.01.2005 16:29
schatz das war spitze
aba du hast ma lang nicht gsagt dast n neues kapi hast

Übrigens das mit lori is klasse *jubel*
na ja

CU Flaimdra
Von: abgemeldet
2005-01-15T18:38:40+00:00 15.01.2005 19:38
ausgezeichnet, mach weiter so!!!!! ich will mehr!!!
Von: abgemeldet
2005-01-03T14:25:58+00:00 03.01.2005 15:25
ich gebe miranda-chan recht, es sollte wenn dann nur einer sterben. ich hab mir deine fanfic heute durchgelesen und muss schon sagen, sie ist echt gut, glückwunsch
cucui Kaito_1412
Von: abgemeldet
2005-01-01T16:55:27+00:00 01.01.2005 17:55
ich finde beide sterben zu lassen wär ein wenig zu traurig, besonders weil mir beide ganz schön ans herz gewachsen sind, aber etwas dramatik muss sein, darum würde ich nur einen sterben lassen. nun die frage wen? das ist nun deine entscheidung. ich fand das kapi wie immer super^^
weiter so!!!!!!!!!!
Von: abgemeldet
2004-12-23T17:27:57+00:00 23.12.2004 18:27
gut gut gut, ich will MEHR!
Von: abgemeldet
2004-12-14T16:51:33+00:00 14.12.2004 17:51
wann wird jin es ihr sagen? bekommt meriam vielleicht ne besondre rolle? bis bald miranda
*sich schon auf s nächste kapi freu*
Von:  Flaimdra
2004-12-14T12:47:26+00:00 14.12.2004 13:47
jaaa lori wer bist du wirklich
*sitzt gespannt vor dem Pc und wartet auf die Antwort*


und werden Jin und donna bald zusammenkommen
wird jin ihr endlich seine liebe gestehen

wird aoife mir miene lori wegnehmen *mistrauisch zu ihm rüberschiel*
*er schläft*
selbst wenn sie gehören ja beiden mir
*dauergrinsen auf dem gesicht hat*

aber wer bist du wirklich lori
(ja ich weiß ich weiderhole mich)
(ABER ICH WILL ES WISSEN)

so mach aus dem misch masch meiner gedanken ne konstruktive kritik
(wird zwar schwer klappen aber ich hoffe du schaffst es)
*mit aoife, lori, und jin spielen geht)

Bussal
Flaimdra >_<


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