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Ruf der Klinge

Pirates of Tokara
von

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Morgenrot

Morgenrot
 

Die Hände der Magd zitterten, als sie den Krug mit dem frischen, kühlen Wasser in ihren Händen hielt und nervös auf die breitflügeligen Türen starrte, vor denen sie zur Zeit unruhig ausharrte. Wie die Augen eines verschreckten Rehs zuckten die ihren über die kunstvoll gearbeiteten Schnitzereien, die das edle Tropenholz zierten und den Weg in das Zimmer ihrer Herrin, der Tochter des Gouverneurs, versperrten.

Was der eigentliche Grund für die Nervosität und Unsicherheit der Magd war, waren die merkwürdigen Geräusche im Innern des Zimmers. Sie diente noch nicht lange im Haushalt des Gouverneurs und sollte an diesem Morgen direkt eine Aufgabe übernehmen, die eigentlich nur den höheren Dienern vorbehalten war. Das Wecken der Herrin... Zufall war es, der ihr diese Ehre zuteil werden ließ - allerdings war sie nicht darauf vorbereitet, schon Hallen und Flure vor dem eigentlichen Trakt der Herrin diese seltsamen Geräusche zu hören. Ein langgezogenes, gequältes Stöhnen und undefinierbare Geräusche. Durchlitt ihre Herrin etwa einen Alptraum?
 

Zörgerlich drückte die Magd leise die hoch angesetzte Türklinke herunter und spähte vorsichtig in das großzügig angelegte und möbilierte Zimmer. Genau diesen Anblick erwartete man von dem Zimmer einer Herrin! Viele Kostbarkeiten von unschätzbarem Wert als Gebrauchsgegenstände, die das adlige Auge der an Luxus viel zu sehr gewöhnten Aristokraten gar nicht mehr wahr nahm. An diesem Bild störte allerdings der Fakt, dass ein undefinierbarer Haufen schwarzen Stoffes unförmig auf dem Boden herum lag und die Wand gegenüberliegend dem gewaltig anmaßenden Himmelbett von Waffen aller Art und Form geschmückt wurde. Der Blick der Magd glitt von dem niedrigen Nachttisch, auf dem zwei Schwerter jederzeit griffbereit friedlich ruhten, schließlich mit kaum verhohlenener Neugier zu der Figur, die sich unruhig auf dem Bett in nun stummem, verzweifelten Kampf mit den fürchterlichen Kreaturen der Schattenwelt hin- und herwälzte. Schnell eilte die Magd zu einem hohen Tisch, stellte den Krug ab und begab sich zum Bett.

Unsicher betrachtete sie noch einmal die mitleiderregende Figur, die man am besten schnellst möglich von ihren Ängsten erlösen sollte. Dann berührte sie kurz den Körper dort, wo sie unter den seidenen Laken eine Schulter vermutete. Verwundert hielt sie den Atem an, als der sich windende Körper mit einem Male wie festgefroren, versteinert, dalag und sich keinen Milimeter mehr rührte. Noch nicht einmal konnte das überraschte Mädchen die geringsten Atembewegungen erkennen, als eine Stimme, ruhig, gesammelt, dennoch bedrohlich sie mit einem knappen Befehl aus ihren Beobachtungen riss.

"Keine Bewegung."

Ein erschrockenes Fiepen entwich ihrer Kehle, als sie im durch die geöffneten Balkontüren hereinfallenden Morgenlicht eine blanke Schneide knapp einen halben Zentimeter von dem Ort entfernt aufblitzen sah, an dem sie ihre Kehle vermutete. Genauer nachprüfen konnte sie nicht, welcher Teil ihres Halses nun von der scharfen Klinge bedroht wurde, denn dazu hätte sie ihren Kopf neigen müssen, womit sie nicht nur den Befehl ignoriert, sondern auch ihre empfindliche Haut in Gefahr gebracht hätte.

"V-v-verzeihung Herrin, a-a-aber ich w-w-wurde angew-wiesen, e-euch z-z-z-zu wecken..." Ihre bebende Stimme verlor sich, als sie die Augen fest schloss und ein Stoßgebet zum Himmel sandte. Heiße Tränen flossen ihr über ihre rundlichen Wangen, als sie nun die ermüdete Stimme ihrer Herrin hörte.

"Zieh dich langsam zurück. Langsam... Dann verrichte deine Arbeiten und verschwinde."

Hastig wich die angsterfüllte Magd zurück, eilte zu einer großen Waschschüssel aus edlem, chinesischen Porzellan, griff nach dem Wasserkrug und begann mit immernoch zitternden Händen Wasser in die Schüssel zu geben.

Nur mit Mühe gelang es ihr, Akane Tendo, sich aus ihren zerwühlten Bettlaken zu wühlen. Seide mochte ja der Haut schmeicheln, Satin wie Sommerwind darüber hinwegstreichen und Samt der Traum einer jeden Frau sein, doch haben alle Stoffe eines gemeinsam: Sie sind sehr anschmiegsam, nehmen sie Feuchtigkeit auf. Aus eben diesem Grunde war es ein etwas schwieriges Unterfangen, sich aus der liebenden Umarmung der edlen Stoffe zu schälen, die anscheinend nicht die geringste Lust hatten, ihren Gast entfleuchen zu lassen.

Ein verstohlener Blick der Magd, der den langsamen Bewegungen folgte und über nun deutlicher hervorgehobene Körperformen strich, brachte die Magd beinahe dazu, das ganze Wasser auf den teuren Perser unter ihren Füßen zu verschütten. Nachdem sie den Krug abgestellt hatte, rückte sie unbemerkt ihr Mieder zurecht, straffte ihre Haltung und lockerte die Rüschen der einfachen Magduniform, die den Ausschnitt schmückten, ein wenig auf.

"Herrin?-"

Die Hand, die eben noch das Katana gehalten hatte, veränderte ihren Halt am Griff des Schwertes und verwahrte es sicher in der Saya, die unverändert an ihrem angestammten Platz lag, so, als ob ihr in den letzten Minuten nie ein Schwert entnommen worden wäre. Diese Bewegung nahm die Magd als Zeichen dafür, fortzufahren. "Wie ihr vielleicht wisst, ist der Diener, der euch unter normalen Umständen weckt, erkrankt. Deshalb hat man mich geschickt. Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob ich die Anweisungen richtig verstanden habe... Man sagte mir, ich sollte euch kaltes Wasser herbringen, kein warmes. ..." Unsicher, auf welche Art sie fortfahren sollte, schwieg die Magd.

"Das ist schon in Ordnung. So verlangte ich es schließlich."
 

Mit den letzten, noch immer ein wenig verschlafen klingenden Worten zeigte sich auch endlich das Haupt ihrer Herrin. Unbewusst zog sich die Magd ihre Haube zurecht und zwang sich dazu, ihre Herrin nicht allzu offensichtlich anzustarren. Selbst verschlafen und ein klein wenig zerzaust war ihre Herrin, die sie bisher nur von weitem bewundern durfte, noch immer unvergleichlich schön. Was für eine Ehre, sich in ihren Gemächern befinden und ihr dienen zu dürfen! Stolz trieb Farbe in die bereits zu glühen schienenden Wangen der Magd, sodass ihr rundes Gesicht nun mehr denn je einem reifen Apfel glich. Nun würde sie im Dorf etwas zu erzählen haben! Sie hatte sogar einige Worte mit der überall hoch angesehenen Herrin gewechselt!

"Herrin...? Hattet ihr einen schlimmen Traum?"

Der dunkle Blick ihrer Herrin ruhte nun auf ihr, und die Magd schluckte unhörbar. Eine Antwort erhielt sie nicht, als ihre Herrin aufstand, sich der Waschschüssel zuwandte und ihr somit die Erlaubnis erteilte, das Bett herzurichten und frisch zu beziehen.

Nachdem sie dies getan hatte, wandte sie sich um und sah, dass ihre Herrin geduldig wartete. Auf was, das wurde ihr erst bewusst, als sie die Kleider sah, die ihre Herrin über ihren Arm gelegt hatte und mit ihren Augen verfolgte, wie die Herrin erst sie, dann die Tür mit einem stummen Blick streifte.

Heftig errötend eilte sie zur Tür und hatte diese beinahe schon hinter sich geschlossen, als sie ein leises, dennoch klar verständliches "Hab Dank." vernahm. Mit einem Lächeln und einem freudigen Strahlen in ihren Augen schloss die Magd die Tür leise hinter sich. Oh ja, heute Abend würde sie etwas im Dorf zu berichten wissen!
 

Einen Augenblick starrte Akane noch auf die Tür, durch welche das schüchterne und auch ein wenig wunderliche Dienstmädchen verschwunden war, dann ging sie lautlos und bedächtig auf die Balkontüren zu, zögerte einen Moment, trat dann aber auf ihren Balkon hinaus. Zu dieser frühen Stunde würde sich noch niemand im Blickfeld ihres Balkons befinden, der den Anblick der Gouverneurstochter in deren Nachtgewändern genießen konnte.

Ihre Augen nahmen jede Einzelheit auf, die sich ihnen im ersten Morgenlicht darbot. Von dem glitzernden, unendlichen Meer bis hin zu den Rosen, die sich im Garten unter ihrem Balkon dem Licht der Sonne hin streckten und öffneten.

Sie legte ihre Stirn in Falten, als sie sich umwandte und wie bei jeder ihrer bisherigen Bewegungen diesen unverkennbaren, ziehenden Schmerz spürte. Muskelkater.

Wer hätte gedacht, dass ausgerechnet sie noch einmal im Leben so etwas erbärmliches durchstehen müsste? Dabei hatte sie am vorigen Tag neben den üblichen Trainingskämpfen mit auszubildenden Soldaten nur einen einzigen, wirklichen Kampf absolviert. Muskelkater kannten nur Anfänger.

Offensichtlich hatte dieser eine Kampf allerdings seine Würze besessen.

Mit schlechtem Gewissen dachte sie an das demolierte Dach des Gewächshauses von Nodoka-sama.

Nach dem merkwürdigen Ende dieses bedeutsamen Kampfes hatte sie noch eine Weile an dem Baumstamm gelehnt und versucht, ihre wirren Gedanken wenigstens ein kleines bisschen zu ordnen. Dies war ihr allerdings nur begrenzt gelungen. Zu unwirklich erschienen ihr die Ereignisse der Nacht im Nachhinein, zu bitter der metallische Geschmack in ihrem Mund. Ohne irgendeine Erklärung war sie durch die geheime Pforte zum Garten, durch die sie in ihn eingedrungen war, wieder gegangen. Das zerstörte Glasdach und die Blutflecken hier und dort wollte sie einfach nicht erklären, wenn sie selbst ersteinmal jeden Gedanken an eventuelle Ursachen verdrängen wollte.
 

Mit Scham dachte sie an ihre feige Flucht und an ihre Niederlage. Dafür würde dieser verdammte Bastard büßen!

Energisch wandte sie sich um und ging mit weit ausholenden Schritten zurück in ihr Zimmer, richtete sich her und ging mit neuem Selbstbewusstsein auf die Suche nach ihren Freunden - beziehungsweise Bodyguards, dachte sie mit einem Lächeln - die wohl in der großen Küche des kleinen Schlosses den Koch belästigen mochten.

Kurze Zeit später raubte sie dem bereits deutlich beanspruchten Koch den letzten Nerv, als sie in der Küche unter dem begeisterten und fröhlichen Freudengeheul ihrer Freunde ihren glorreichen Einzug hielt. Schon war der im Gesicht nun puterrote Koch dazu versucht, sie allesamt hochkant aus seinem Reich herauszuwerfen, ließ sich dann jedoch dank einem bezaubernden Lächeln Akanes dazu erweichen, ihnen einen kleinen Frühstückskorb zurecht zu machen. Geschmeichelt auch von Ukyos Lob und Ryogas lautem Magenknurren packte er ihnen mehr ein, als eigentlich nötig gewesen wäre, und Ryoga, den man zum Tragen der Köstlichkeiten abkommandiert hatte, wand sich schon bald unter den Lasten, die man ihm schadenfroh grinsend von Seiten der Küchenjungen aufbürdete.
 

Bald darauf hörte man ihr Lachen schon von weitem aus dem Kirschgarten her hallen. Immer war es eine lustige Angelegenheit, saßen die drei Freunde beisammen und aßen. Die beiden Mädchen, die ja eigentlich Jungen waren, lachten und scherzten über die etwas eigentümlichen Essgewohnheiten des Teilzeitschweines, das dank seines Fluchs einige recht... unmenschliche Verhaltensweisen adaptiert hatte. Viel zu früh war der Korb leer, und man lehnte sich mit vollen Bäuchen gegen den nächstgelegenen Baumstamm. Mit schwerem Herzen wollte Akane die fröhliche Runde auflösen und alle zur Arbeit antreiben, als ein Geräusch sie aufmerken ließ. Es war nicht das Kreischen der Möwen über ihren Köpfen. Auch war es nicht der Wind, der durch die Früchte ansetzenden Baumkronen strich. Etwas anderes.

Etwas unbekanntes.

Etwas, das sie mit einem kalten Schauer an einige, unangenehme Szenen des vorigen Abends erinnerte.

Sie schluckte, stand ihre immer noch unbesorgt plaudernden Freunde ignorierend auf und legte eine Hand an ihre linke Hüfte, um präziser zu sein, auf den Griff des Schwertes, dessen schützende Umhüllung aus Schlangenhaut beinahe unheilvoll Schwarz an ihrer Seite zu glühen schien. Zumindest wollte sie eine Hand auf den Griff des Katana legen.

Als ihre Hand jedoch die Schlangenhaut berührte, zuckte sie in dem Moment reflexartig erschrocken zurück, in dem sie unter ihren Fingerspitzen die heiße, flüssige Substanz fühlte. Entsetzt sah sie auf ihre Hand herunter, von deren Fingerspitzen eine dunkle, zähe Flüssigkeit Fäden zum Griff spannte. Dies allein war schon verwunderlich, allerdings wirkte der Fakt, das der Stoff sich anscheinend auf ihrer Hand ausbreiten wollte, auf jemanden, der schon einmal einen so intensiven Kontakt mit dieser Flüssigkeit wie Akane hatte, ein wenig mehr als beängstigend.

Mit einem leisen, zu spät unterdrückten Schrei rieb sie ihre Hand solange an einem der rauen Kirschbaumstämme, bis sie diese von allen Resten schwarzer Flüssigkeit gesäubert hatte. Ryoga und Ukyo beobachteten Akanes Treiben perplex, bis an den Stellen, an denen Akane die Flüssigkeit an dem Baum abgestriffen hatte, unheildrohender Rauch aufstieg. Schnell waren Ukyo und Ryoga auf ihre Füßen.

Ukyo hieb mit ihrer gewaltigen Spatula, die sie für Gott weiß welche Zwecke auch immer auf ihrem Rücken trug, solange auf der Rinde herum, bis der Qualm erstickt war. Ryoga hingegen überprüfte aufmerksam mit seinen Augen und Ohren die Umgebung auf mögliche Gefahrenquellen. War es denn Teil der alltäglichen Normalität, wenn ein Baum ohne erkennbare Ursachen in Flammen aufzugehen drohte?

Selbst als der Rauch verflogen war, hielt Ukyo noch einen Moment ihre Spatula auf den Brandherd. Als sie stumm ihre Waffe zurückzog; sog sie scharf die Luft zwischen ihren Zähnen ein, sodass selbst Ryoga sich einen Moment nach den beiden Mädchen und dem neuerlichen Grund ihrer Überraschung umsah. Allerdings wandte er sich für einige Zeit nicht mehr von dem Anblick ab, der sich ihm dort bot.

Geschockt starrte er auf die Stellen, an denen die Flüssigkeit Kontakt mit der Rinde hatte. An diesen Sellen hatte sich die Flüssigkeit wie Säure bis tief ins Holz hineingefressen. Sprachlos schloss er sich Ukyo an, die Akane geschockt anstarrte und wohl auf eine Art Erklärung wartete, hoffte. Akane selbst sah jedoch nicht unbedingt so aus, als sei sie in der Lage, die kürzlich geschehenen Dinge nachzuvollziehen.

"A-akane, was...?" Ukyos Frage verlor sich unbeantwortet im Wind. Und mit einem Mal war alles still.

Alles, bis auf ein unheilvolles Klirren.

Akane starrte mit geweitetem Blick in den Wald aus lichten Kirschbäumen - in die Richtung, aus der das Geräusch zu ihnen herübergeschallt war. Ryogas und Ukyos Köpfe flogen ebenfalls in die Richtung des Geräuschs. Ohne Absprache zu halten oder sich noch einmal anzusehen sprangen alle drei gleichzeitig in Bewegung. Ryoga verschwand in den Baumkronen, sodass man nur noch seinen Schatten auf dem trockenen Erdboden sah, der sich mit denen der Blätter mischte. Ukyo blieb an Akanes Seite, und beide preschten mit voller Geschwindigkeit vor.

Ryoga sprang mit einem Satz wieder neben sie und berichtete außer Atem in knappen Sätzen seine Beobachtungen.

"Ich hab etwas gesehen. Beim Alten Großvater."
 

Kurz darauf blieben sie mitten in ihrem Lauf stehen und nutzen die Deckung der Bäume, um unbemerkt den Eindringling, der den "Alten Großvater", den ältesten Kirschbaum weit und breit, eingehend musterte, zu beobachten. Lautlos schob Akane die jungen Triebe des ebenfalls recht jungen Baumes auseinander, um freies Sichtfeld zu erlangen. Akane starrte mit leicht offenem Mund auf die hochgewachsene Figur, sah, wie der junge Mann mit den rabenschwarzen Haaren und den eisblauen Augen ungedulig seinen ungewöhnlich langen Zopf über die Schulter auf seinen Rücken schnippte.

Und hörte kurz darauf erschrocken seine amüsierte Stimme, als er sich umwandte, eine kurze, spöttische Verbeugung tat und sie freundlich, wenn auch ein wenig herablassend begrüßte.

"Wen haben wir denn da? Tretet doch hervor, damit mein bescheidenes Auge eurer zweifellos bildhübschen Gesichter gewahr wird."

Ein eiskalter Schauer lief Akane über ihren Rücken. Während seiner ganzen Rede hatte er ihr direkt in die Augen gesehen. Wie es ihm möglich war, sie so einfach zu entdecken und dann auch noch ihre Augen so präzise zu orten, war ihr zwar ein Rätsel, doch hatte sie keinen Zweifel daran, dass er ihr wirklich in die Augen gesehen hatte. Prickelnd stellten sich ihre Nackenhaare wie elektrisiert auf, und Spannung schien zwischen den Anwesenden Funken zu sprühen.

Bevor sie ihre Freunde warnen konnte, waren beide bereits aus dem Schatten der Bäume heraus- und in die kleine, kreisrunde, sonnenbeschienene Lichtung, die den gewaltigen "Alten Großvater" umgab, hineingetreten. Ukyo mit interessierter Neugier und Ryoga...

Nun. Er reagierte auf die gleiche Art und Weise, die ihm wohl nun einmal zu eigen war, näherte sich ihnen ein männliches Wesen auf hundert Fuß, das nicht unbedingt verfaulte Zähne besaß und nach verwesendem Fisch roch. So war es nicht verwunderlich, dass -

"Was willst du hier, Fremder?! Ich kenne dich nicht, und ich kenne hier jeden. Weißt du nicht, dass das hier Eigentum des Gouverneurs ist und das Betreten für Gesindel wie dich Landstreicher untersagt ist?!"

- er vollkommen unbeherrscht und dumm ins offene Messer lief. Noch schien die Lage allerdings nicht außer Kontrolle geraten zu sein. Während Ukyo noch missbilligend ihren Kopf über seine Unhöflichkeit schüttelte, starrte Ryoga vor Wut kochend dem Eindringling entgegen. Irgendetwas am humorlosen Lächeln des anderen schien Ryoga maßlos zu irritieren.

Der Fremde hob fragend eine Augenbraue, an seiner auf eine bestimmte Art frustrierend überlegen wirkenden Haltung änderte sich jedoch nichts. Ryoga spuckte missbilligend in die Richtung desjenigen, der sich nun gemütlich an den breiten Stamm des Alten Großvaters lehnte und sie gelassen musterte, keineswegs eingeschüchtert von den ungehobelten, groben Verhaltensweisen Ryogas, die normalen Menschen eher Furcht und Respekt mit tranigem Geschmack einflößten, und dem leise, trotzdem deutlich verständlich gemurmelten "Wertloses Pack...".

Akane kam nicht darum herum, sich über einige Dinge zu wundern. Warum nur zeigte sich Ryoga dermaßen pampig und abweisend dem Fremden gegenüber, obwohl er noch nicht einmal die Geschichte von seinem und Akanes Zusammentreffen kannte? Selbst Ryoga reagierte normalerweise nicht derart extrem.

Warum nur hatte Ukyo bis jetzt geschwiegen und starrte den gutaussehenden Fremden unverwandt, ja, fast schon gebannt an? Hatte sie gerade wirklich in ihren Gedanken "gutaussehend" als nähere Bestimmung gewählt? Hatte sie nun vollends den Verstand verloren?!!!... Von diesen wirren Gedanken ließ sie sich jedoch nicht lange ablenken. Etwas viel wichtigeres bildete nun das Zentrum ihrer geistigen Wege. Warum war er wieder hier, in ihrem Kirschgarten? Zufall?

War er es wirklich, so wie Nodoka-sama es, ja, man könnte fast schon sagen, prophezeit hatte?

Für Akanes Geschmack waren das zu viele Zufälle innerhalb von zwei Tagen - rechnete man ihren Geburtstag mit ein, innerhalb von zwei Wochen. Erst das mysteriöse Schwert, Nodoka-samas rätselhafte Anspielungen und dann der surreale Kampf in dunkelster Nacht... und letztendlich... sein Gesicht, vor vielen Jahren in ihre Erinnerung gebrannt, in ihren Träumen, immer wieder das Schreien der vielen Menschen in jener furchtbaren Nacht vor zehn Jahren, und der unverkennbar metallische Geschmack von Blut in ihrem Mund.

Und, ja, natürlich... Wie hatte sie das nur vergessen können? Das etwas, das ihrer rechten Hand befahl, sich dem Drang, den Griff fest um die schwarze Schlangenhaut zu schmiegen, zu ergeben. Für einen Moment setzte Akanes Herzschlag aus, nur um einen neuen, ungleichmäßigen Takt vorzugeben, der Adrenalin durch ihren Körper jagte.

Erschrocken wurde sie zum ersten mal dem Kurs ihrer Hand gewahr. Mühsam zog sie ihre Hand zurück, die immer noch ungeduldig zu zucken und zittern schien. Sie wunderte sich insgeheim über die Anstrengung und den Kraftaufwand, den es benötigte, um die Hand zu einer Faust geballt sinken zu lassen.

Fragend, mit vor Wut sprühenden Augen, sah sie zum namenlosen Fremden auf, fast schon, als erwarte sie von ihm eine Erklärung für ihr eigenes, sonderbares Verhalten, nur um seinen Blick fest auf sich gerichtet zu wissen. Jeder ihrer Bewegungen folgte er aufmerksam, ja, schon fast misstrauisch! Nur recht so! Sie war jemand, vor dem man sich in Acht nehmen musste!

Und doch war sie sich nicht sicher, wen er mehr fürchtete: Sie selbst, oder das erwartungsvoll bebende Schwert an ihrer linken Hüfte. Erwartungsvoll...

Das Wort hallte in ihren Gedanken nach, doch sie kam nicht dazu, diese Gedankengänge näher zu untersuchen und zu verfolgen. Rauchend vor Wut stellte sich Ryoga schützend vor Akane und fing den Blick des Fremden ab.

"Lass die Herrin gefälligst in Ruhe, du perverses Schwein!"

Eigentlich hatte sie gerade vor, ihren Beschützer zurecht zu weisen ob seinen offensichtlichen Zweifeln ihrer Fähigkeiten in der Kunst der Selbstverteidigung, als ihr die verdächtigen Lippenbewegungen des Fremden auffielen. So, als würde er tonlos etwas vor sich hinmurmeln. Ryoga schien ebenfalls diese Beobachtung gemacht zu haben. Ukyo schwieg - mal wieder, wenn auch interessiert - passiv.

"Bist du nun schon so verrückt, dass du mit dir selber sprichst?!!"

Die Bewegungen seiner Lippen hatten mit einem Mal aufgehört und er sah Ryoga scharf, entnervt an. Nichts mehr war übrig von der spielerischen Höflichkeit. Ernstlich verstimmt würde Akanes Beschreibung lauten, fragte man sie später nach Einzelheiten dieses Zusammentreffens.

Die stille Drohung, in einem kalten Blick ausgesprochen, nahm Akane sehr wohl wahr. Doch schien dies nicht für ihre beiden Begleiter zu gelten. Ryoga grinste ein schiefes, stolzes Grinsen, so, als ob er es nur darauf angesetzt hätte, eine ärgerliche Reaktion zu provozieren. Ukyo hingegen schien... verzückt?! Irgendetwas stimmte da nicht. Ganz und gar nicht.

"Sei still, du Narr. Verschwindet und ich lasse euch euer Leben. -" Eine ausholende Handbewegung unterstrich seine Worte. "-Bleibt ihr, seid ihr tot."
 

So, wie er seinen letzten Satz betonte...
 

... klang diese warnende Drohung fast schon wie ein Vorschlag.
 


 

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Ziemlich wenig für die lange Ruhepause, die ich mir gegönnt habe, nicht?... Aber stören tut es ja ohnehin niemanden, also verschwende ich nicht weiter kostbaren Speicherplatz, wenn er nie gelesen wird.

Widmungen: Hmm... Meiner Motivation: Den Kommentatoren.

Meiner Inspiration und meiner neuen "Lieblingsfreizeitbeschäftigung": Deepdream. Tja, mein Guter... Du bist nun offiziell mein Hobby *g*.

Wenn hier einer Schuld daran ist, dass dieser Schrott veröffentlicht wurde, dann ist er es. Meuchelt ihn, nicht mich. Jaaa, genau, schäm dich D****. Du hast mich ungewollt zu dieser Schandtat getrieben.



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Kommentare zu diesem Kapitel (5)

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Von: abgemeldet
2005-01-21T11:54:37+00:00 21.01.2005 12:54
Mmm~mh, die Geschichte und dein Schreibstil sind echt gut und ich kann dich nur anbetteln: MACH BITTE SCHNELL WEITER!
Bin schon wieder auf Entzug!
Ach ja, du schreibst mir doch sicher eine ENS, wenn's weitergeht, ooooooder? ^.^
Daaaaaaaanke.
Also dann, bis zum nächsten Kappi:
Tschautschau
Sacra
Von:  Talia-chan
2004-12-27T18:11:32+00:00 27.12.2004 19:11
Ich find die FF Klasse und hoffe, dass es bald weiter geht^^ Hab sie leider nur etwas spät entdeckt. Mach schnell weiter.
L
Von:  Deepdream
2004-12-06T17:48:46+00:00 06.12.2004 18:48
Über deinen phänomenalen grammatikalischen Ausdruck braucht man ja kein simples Wort zu verlieren, oder irre ich mich da?

...

Zur Absicherung und dass du meine Lobeshymnen nicht als Mitleidsbekundung interpretierst schreibe ich am besten sämtliche positiven Aspekte hernieder.

Zu allererst einmal der regelrecht bildliche Ausdruck, angereichert durch viel Phantasie und gewoben aus einer nahezu perfekten Konstellation von Begriffen, wie Wörtern.

>Die Hände der Magd zitterten, als sie den Krug mit dem frischen, kühlen Wasser in ihren Händen hielt und nervös auf die breitflügeligen Türen starrte, vor denen sie zur Zeit unruhig ausharrte.<

A) Der Leser ist sofort im Stande sich mit den relevantesten Informationen vertraut zu machen.

B) Der Leser erfährt etwas über die Situation der beleuchteten Person.

Besser, als du es in Worte zu fassen gewusst hast, hätte dies auch kein Autor a la Tolkien oder dergleichen hinbekommen können, dessen sie dir versichert.

Aber wenden wir uns meinem persönlichen Lieblingsaspekt zu, den detaillierten Charakterbeschreibungen und die explizite Präzision beim Verhalten, Handeln, wie Erleben der Protagonisten.

Nehmen wir als potenzielles Beispiel einmal Ryogas Reaktion.

Da ich mich selbst mit jenem Charakter bereits exzessiv auseinander gesetzt habe, vermag ich zu behaupten, dass du ihn akribisch genau getroffen hast.

Wie wir alle wissen, gilt Ryoga nicht unbedingt als ein Musterbeispiel für Geduld oder als Meister des gepflegten Ausdrucks, auch sein impulsives Verhalten hast du adäquat etabliert. Den Grund dafür wusstest du ebenfalls anzugeben und integriertest einen kurzen Rückblick über die Reaktion anderer Leute, um Ranmas Verhalten noch ein wenig markanter hervorzuheben.

Das Ukyo im wörtlichen Sinne ganz hin und weg von Ranmas imposanter Gestalt ist, dürfte nur zu verständlich sein, da sie sich ja bereits im Manga wie im Anime auf extrem Art und Weise in ihn verliebt hatte.

Jenes Liebesgeflecht zwischen ihr, Ranma, wie Akane dürfte diverse Alternativen offen halten, wodurch die Geschichte so bald nichts an Spannung und Atmosphäre einbüßen wird müssen.

> "Sei still, du Narr. Verschwindet und ich lasse euch euer Leben. -" Eine ausholende Handbewegung unterstrich seine Worte. "-Bleibt ihr, seid ihr tot."
So, wie er seinen letzten Satz betonte...
... klang diese warnende Drohung fast schon wie ein Vorschlag.<

Zumindest lässt sich der weitere Verlauf anhand dieses Cliffhangers ansatzweise voraus prognostizieren und dies lässt auf einen fantastisch geschilderten, mit vielen Details gespickten, Kampf zwischen Ranma und Ryoga hoffen.

Da wir, deine Fans, ohnehin schon vielerlei Proben deines extremen Könnens genießen konnten, vor Verzückung am liebsten die Augen geschlossen hätten, ...

(was leider nicht möglich war oder hast du schon mal den Versuch unternommen "blind" zu lesen? *g*)

...wird auch das nachfolgende Kapitel mit exorbitanter Garantie eine gar herrlich Pracht an Atmosphäre, wie hoher Schreibkunst werden dürfen.

Was vermag ich nun noch zu sagen, da meine Gedanken noch immer wirr durch den imaginären Raum zu kreisen scheinen, was du höchstwahrscheinlich bereits am zusammenhangslosen Geschwafel meiner Person registriert haben dürftest.

Ach ja, ich wollte mich für die "herzliche" Widmung deinerseits aus tiefstem Herzen bedanken. *ig*

Zuallererst einmal kann man dieses literarische Meisterwerk, diese grandiose Komposition verschiedenster belletristischer Komponenten keineswegs als >Schrott< definieren, wenn du schon den Impuls verspürst ein Schriftstück in der "Luft zu zerreißen" führe die meine Geschichte vor Augen, da gäbe es genug zu tun. ;-)

Zweitens fürchte ich keine potenzielles Killer, welche mir nun nach dem ohnehin nicht allzu wertvollen Leben trachten könnten, da du dir mit jenem Kapitel ohnehin lediglich Fans gemacht haben dürftest...

...oder um es anders zu formulieren...

..."Ein weiterer Beweis deines großen Talents."

Bye,

auf bald,

Deepdream [Hier bitte dein Privlig zu Nutze ziehen und imaginär meinen Spitznamen integrieren.]
Von: abgemeldet
2004-12-05T20:19:35+00:00 05.12.2004 21:19
Ich hatte das untrügliche Gefühl, dass die Geschichte von Satz zu Satz mehr und mehr Spannung gewinnt (wenn das überhaupt möglich ist). Die Aufforderung weiter zu schreiben, erübrigt sich damit jawohl auch, denn ich kann es kaum erwarten, zu lesen, wie es weiter geht.
Nun, was soll ich noch sagen? Sehr schöner Stil, detailliert und auf jeden Fall hochgradig fesselnd, wie die vorherigen Kapitel auch. Denn zu meckern habe ich bis jetzt immer noch nichts daran gefunden (und ich bin wirklich pingelig).
Ich hoffe nur, dass dieses Mal nicht so eine lange Pause zwischen dem Upload der nächsten Kapitel liegt.

Kisu
Von: abgemeldet
2004-12-05T10:21:06+00:00 05.12.2004 11:21
meucheln? Ich denke vergöttern wäre angebrachter. Wie immer ein super Chap, wenn auch etwas kurz. Aber besser als garnichts*g*
Jetzt lass uns aber bitte nicht wieder Monate lang warten bis es endlich weiter geht!!!
Gruß,

primaBella


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