Zum Inhalt der Seite

Megami Kouhosei Akte 02

Teil III
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Curriculum 10: Ultimatum

Tadadammmm! (triumphale Musik) Da bin ich wieder und endlich, endlich, endlich kann ich auch wieder von zu Hause aus ins Internet, bisher musste ich das alles in der Schule reinstellen (okay, nicht alles, aber einiges) und so bin ich jetzt total happy, dass es endlich wieder klappt! Am Dienstag schreibe ich Chemie-Klausur, also drückt mir bitte alle die Daumen!! Und jetzt genug der einleitenden Worte, viel Spaß beim Lesen! ^_____^
 

Curriculum 10: Ultimatum
 

Die Piloten und Lotsen hatten Crow im Konferenzzimmer zurückgelassen, denn er wollte jetzt, nachdem seine Vergangenheit ihn eingeholt hatte, ein wenig allein sein. Rei hatte noch ein paar Fragen, aber ihm genügte ein Blick in das Gesicht seines "Vaters", um zu erkennen, dass er am bisherigen Ende seiner Kräfte angelangt war. Seine Augen waren von Müdigkeit gezeichnet und seine Arme ruhten schlaff auf den Armlehnen. Obwohl er altersmäßig etwa gegen Ende Dreißig einzuordnen war, ließen ihn die Furchen, die die Krankheit in seine Züge gegraben hatte, um vieles älter erscheinen. Mit einem Mal spürte der Pilot der Ernn Laties, wie sein Herz sich regte. Tiefes, ehrliches Mitgefühl für jenen Mann, dem er seine Existenz verdankte, bemächtigte sich seiner. Crow hatte eine schwere Zeit hinter sich, wie so viele von ihnen. Hiead legte seinem Bruder den Arm um die Schultern und geleitete ihn zur Tür hinaus, wo Kizna bereits auf ihn wartete. "Warte im Erholungsraum auf mich. Ich möchte noch kurz etwas mit Hiead besprechen." Die junge Frau nickte und entschwand, begleitet von Ikhny. Die anderen waren unlängst ihre eigenen Wege gegangen.

"Ich....ich hätte nie gedacht, dass sich hinter alldem diese Wahrheit verbirgt....Zwar ahnte ich, dass es etwas Außergewöhnliches sein musste, dass nicht die Victims den Kampf begonnen haben....aber das....Crow hat recht. Es ist nicht verwunderlich, dass sie uns hassen."

"Aber sie machen keinen Unterschied mehr, Rei. Auch ich begreife den Grund ihres Hasses, aber dennoch sind durch ihren Klauen Unschuldige gestorben. Wir befinden uns in einem Krieg, der bereits Jahre dauert....mit uns muss er enden."

"Ich weiß. Sag mal....ich meine....kennst du den Grund dafür, warum ich damals, gleich nach meiner Ankunft auf GOA, in die Blaue Ingrid einsteigen konnte, obwohl ich noch gar nicht darauf vorbereitet war?"

"Erinnerst du dich an deine ersten Visionen? Die von dem kleinen Mädchen?"

"Ja. Ich war selbst noch ein Kind. Sie hatte langes Haar und sagte ,Finde mich'....Wer war sie?"

"Das war Elia, die Seele der Sarah Leena. Die Goddess-Spirits entsandten mentale Projektionen ihrer selbst auf jede Kolonie, in der Hoffnung, den Jungen zu finden, der den Krieg beenden würde. Elia entdeckte dich schließlich und um dich nicht misstrauisch zu machen, nahm sie die Gestalt eines etwa gleichaltrigen Mädchens an. Sie gab dir jene Botschaft mit, die dir auch jeder andere Spirit mitgeteilt hätte: Finde mich. Von da an wolltest du nach GOA gehen - Teelas Erscheinen in der Weißen Göttin sollte deinen Entschluss nur noch einmal bekräftigen. Dadurch wurde gewissermaßen die Erfüllung deines Schicksals in die Wege geleitet. Kaum hattest du den Ort deiner Bestimmung erreicht, hat Elia dich zu sich gerufen. Crow hatte ihr mittels Telepathie prophezeit, dass an diesem Tag der Retter Zions auf der Akademie eintreffen würde. Er würde ihren Ruf vernehmen, zu ihr kommen und dann....sollte sie ihn prüfen."

"Mich prüfen? Weshalb?"

"Sie sollte feststellen, ob die Kraft in dir erwacht ist, ob du deinem Schicksal würdest folgen können. Alles, was du im Inneren der Ingrid gesehen hast - das Erlebnis aus deiner Kindheit, Elia selbst, die Zerstörung des Letzten Planeten - war Teil deiner Prüfung. Sie durchforschte deine Erinnerungen nach dem Kind, dem sie damals begegnet war, stellte sicher, dass du in der Lage warst, eine Seele zu sehen und dein EX auf unbewusste Weise zu nutzen. Nur weil du die Kontrolle über die Zeit besitzt, kannst du in die Zukunft blicken. Deine Visionen waren Bilder einer möglichen Zukunft. Und du hattest genug Willensstärke, um Elias eigener Kraft im Zentrum der Göttin zu entkommen, bevor es zu spät für dich gewesen wäre. Das war der Punkt, an dem die Prüfung endete und sie Crow mitteilen konnte, dass tatsächlich der Retter Zions auf GOA eingetroffen war."

"Aber warum wurde diese Aufgabe ausgerechnet Elia übertragen?"

"Sie hat dich damals gefunden, als du noch ein Kind warst. Sie würde deine eigene persönliche Präsenz, deine Aura, als einzige erkennen. Je nach dem, ob Megara, Silfee oder Helteage dich entdeckt hätten, wärest du eben in einer anderen Ingrid gelandet. Elia hatte Glück, aber es hätte auch eine der anderen Seelen sein können."

"....Clay hat mich mal auf meine Atomics angesprochen. Ich wusste nicht einmal, was das ist. Warum....verfüge nicht auch ich über diese Ausbesserungsstücke?"

"Weil wir nicht unvollkommen geboren, sondern geschaffen wurden, als perfekte Piloten. Wir sind Zenoah, Menschen mit einem makellosen Körper. Der allererste Zenoah, von dem die übrigen Menschen je erfuhren, war Teela. Wie viele Zenoah gibt es, was denkst du?"

Rei zuckte die Achseln und musterte seinen Gegenüber mit einem Anflug von Neugier. Hiead lächelte sanft und erklärte: "Es gibt eine Antwort auf diese Frage, Bruderherz. Nur sieben: Die fünf Goddess-Spirits und wir beide."

"Sieben. Eine sagenumwobene Zahl. Warum erstaunt mich das nicht? Was unsere Freunde angeht....ich hätte nicht erwartet, dass ihre Väter die Göttinnen erbaut haben. Besonders für Roose und Yamagi muss das ein Schock gewesen sein, denn Clay wusste ja schon Bescheid. Eins fügt sich ins andere....Was ist eigentlich mit Professor Fisher und seinem Sohn Cain?"

"Fisher hat sich glänzend aus der Affäre gezogen, nachdem er endlich einen legalen Grund hatte, um die Victims zu vernichten. Während er Cain mehr oder minder zum Schein nach GOA schickte, schürte er den Zorn und den Hass unter den Victims noch mehr an. Er gab vor, selbst von seinem eigenen Volk enttäuscht zu sein, weil sie die Victims verraten hatten und schwor feierlich, sie in ihrem Kampf gegen uns anzuführen. Er ist der letzte Mensch, dem die Victims noch so etwas wie Vertrauen entgegenbringen, ausgerechnet ihm, der in Wirklichkeit die Schuld an allem trägt. Was für eine grausame Ironie! Der Widerstand auf Zalem weiß es natürlich besser, aber sie sind den Kriegstreibern zahlenmäßig weit unterlegen und werden gejagt wie Vieh. Cain wurde während einer Schlacht von Professor Fisher gerettet und seitdem verlor sich seine Spur, doch es ist anzunehmen, dass er sich dem irrsinnigen Plan seines Vaters anschloss und uns deshalb angegriffen hat. Die Attacke auf GOA ist allerdings eher auf seine persönlichen Rachewünsche gegenüber Kapitän Azuma zurückzuführen. Fisher Senior wird nicht aufhören, bis jeder einzelne Victim getötet worden und das Universum wieder frei von ,Parasiten' ist."

"Das ist nicht richtig. All das....hätte nie passieren dürfen. Dieser ganze Krieg....ist nichts weiter als ein....furchtbarer Fehler! Ein Fehler! Wenn man doch das Rad der Zeit zurückdrehen könnte....wenn man verhindern könnte, dass es zur Katastrophe kommt...."

"Du wirst diesen Krieg beenden, Bruder, auf welche Weise auch immer. Ich glaube an dich. Wir alle glauben an dich. Solltest du meine Hilfe brauchen, so sei versichert, dass ich für dich da sein werde. Wir werden gemeinsam unser Bestes geben, nicht wahr?"

Rei betrachtete den silberhaarigen Piloten eine Weile schweigend. Dann schlug er in die dargebotene Hand ein und ein warmes Lächeln kehrte in sein Gesicht zurück.

"Ja - das werden wir! Für Zion, für den Frieden....und die Menschen, die wir lieben!"
 

Yamagis Faust donnerte gegen den Sandsack. Er trainierte gerade, um sein aufgewühltes Inneres zu beruhigen. Tsukasa sass auf einer Bank und sah ihm zu. Der Schmerz in seinen Augen rührte sie. Wenngleich auch sie auf das Höchste erschüttert war, besass die Angelegenheit keine derartig persönliche Komponente für sie wie für ihn. Sein Vater war tot - er hatte sein Leben im Dienst einer großen Sache geopfert, er hatte die Blaue Ingrid geschaffen.... Yamagi MUSSTE Pilot werden. Eine andere Möglichkeit hatte es für ihn also eigentlich nie gegeben. Feiner Schweiß perlte von seiner Stirn und seinen Armen, lief seine Schläfen entlang oder durchtränkte das Hemd, das er trug. Sein Atem ging keuchend und mit einem letzten Tritt hielt der junge Mann inne und stieß einen Fluch aus.

"Scheiße!"

Langsam sank er in die Knie und stützte den Kopf in seinen feuchten Handflächen ab. Tsukasa näherte sich ihm vorsichtig und berührte ihn sacht an der Schulter. "Niemals....niemals hätte ich gedacht....dass DAS die Wahrheit ist....Fünf Jungen....und doch ein Schicksal....Mein Vater ein Wissenschaftler, ha! Und die Victims....wofür habe ich denn dann gekämpft?! Sie haben guten Grund, uns zu hassen! Es hätte mir klar sein müssen! Es gibt eben kein eindeutiges ,Gut' und ,Böse', wie man es den Kindern in den Märchen immer erzählt. Alles hat zwei Seiten. Auch diese Wesen sind nicht gänzlich von einer Schuld freizusprechen....aber bin ich denn anders als sie?! Sie haben Unschuldige umgebracht, die den Anlass dieses Krieges nicht kennen....und ich habe Victims umgebracht, die möglicherweise als Soldaten aufgewachsen sind, die aber selbst nicht wissen, warum sie uns angreifen....ich habe auch getötet, ohne zu wissen!"

"Yamagi! Wie hättest du es wissen sollen? All das....konnte doch niemand ahnen! Du hast nach deiner Überzeugung gehandelt, hast das getan, was du für richtig gehalten hast, hast dein Blut gegeben für ein Ziel, das es dir wert war! Du kämpfst um den Frieden, für den Frieden, daran hat sich nichts geändert! Frieden ist wertvoll, das habe ich dir bereits gesagt!"

"Ich....weiß. Ich weiß. Und dennoch....warum fühle ich mich plötzlich so....schuldig?"

Tsukasa ließ von ihm ab und starrte ihn an. Zweifel, Unsicherheit, Tränen und Schmerz der Vergangenheit, Enttäuschung und Einsamkeit prägten ihm reife, männliche Züge ein, die ihr noch nie so klar vor Augen gestanden hatten wie in diesem Moment. "Tsuka-chan...." sprach er sie mit ihrem Spitznamen an, "Ich möchte gerne ein bisschen allein sein. Falls irgendetwas ist, ich bin im Badezimmer und wasche mich; mein Hemd klebt schon an mir. Bis später." An ihrem Blick konnte er ablesen, dass sie nicht einverstanden damit war, dass er sich zurückzog, ihre helfende Hand und ihre Unterstützung ablehnte, aber sein Kopf war voll und schwer und sein Körper entsetzlich müde. Im Badebereich der Station angekommen, betrat er die Abteilung mit dem heißen Thermalbecken. Der angenehme Dampf tat gut und löste die Verkrampfung seiner Muskeln. Im warmen Wasser würde es ihm gleich ein wenig besser gehen. Rasch entkleidete er sich und wickelte sich ein Handtuch um die Hüften. Als er schließlich in das Becken stieg, stieß er einen erleichterten Seufzer aus und tauchte unter, um sich völlig von der Außenwelt abzukapseln. Allzu lange hielt er es jedoch nicht aus und kam prustend wieder an die Oberfläche. Da ihm Wasser in die Ohren gelaufen war, hörte er auch das Schlagen der Eingangstür nicht. Erst, als ein fliederfarbener Bademantel vor ihm erschien, wurde ihm bewusst, dass er nicht mehr allein war. Er schüttelte den Kopf, um das Wasser aus den Ohren zu bekommen, was ihm auch gelang, denn die Person redete ihn an und er wollte verstehen, was sie sagte.

"Ich....kann dich jetzt nicht einfach allein lassen", meinte Tsukasa im Flüsterton und schlüpfte aus ihren Sandalen. "Manchmal vermag Liebe die Wunden in einem Herzen zu heilen....oder sie spendet Trost durch ihre Erfüllung."

Sie errötete, als sie sich den Bademantel von den Schultern streifte. Er glitt zu Boden und sie kletterte zu Yamagi ins Becken. Er atmete geräuschvoll durch die Nase, sprach aber nicht, während sie im Wasser verschwand und ihr langes glänzendes Haar sich wie farbige Seide ausbreitete. Schließlich hob sie den Kopf aus dem heißen Nass und trat an ihn heran. Sie umarmte ihn. Seine Arme schlangen sich um ihre Taille und er zog sie an sich. Worte waren nicht mehr nötig. Seine Augen drückten alles aus, was er jetzt nicht formulieren konnte, ihre Tat war beredter als jede ausgefeilte Phrase. Ihre Lippen verschmolzen in einem leidenschaftlichen Kuss miteinander und die Realität um sie herum verschwamm....
 

Roose hockte in seinem Quartier auf dem Bett, Wrecka neben sich, die ihn unruhig musterte. In seinen Händen hielt er ein eingerahmtes Photo, das ihn als einen kleinen Jungen von etwa vier Jahren zeigte, hinter ihm stand ein Mann mit dunkelgrünen Haaren und blauen Augen. Die Frau, die ihre Hand auf die Schulter des Kindes gebettet hatte, lächelte liebevoll, ihre grünen Augen blitzten vergnügt. Ihr zartes Gesicht wurde von einer Flut goldbraunen Haares eingefasst. Seine Eltern. Der kleine Roose hatte seine Arme um ein winziges Bündel gelegt, offensichtlich seine Schwester. Sein Blick war völlig tränenlos, als er es betrachtete, und doch konnte Wrecka den Schmerz in seinem Inneren spüren. Die Tatsache, dass sein Vater dem Göttinnen-Projekt angehört hatte, hatte den jungen Mann sehr unvorbereitet getroffen, aber der wahre Hintergrund des Krieges noch weitaus mehr. Die Lotsin wusste nicht, wie sie ihrem Partner helfen sollte. Auch sie war geschockt, aber sie konnte nur erahnen, wie es sein musste, seine Familie zu verlieren. Einsamkeit war ihr weitgehend unbekannt, denn auf ihrer Heimatkolonie hatte sie in einer Großfamilie gelebt, zusammen mit ihren Eltern, ihrer älteren Schwester, den zwei ebenfalls älteren Brüdern, ihren Großeltern und ihren drei Tanten, eine davon sogar schon eine Großtante. Sie wohnten in einem riesigen Haus, dass allen Mitgliedern ausreichend Platz bot, denn ihr Vater war Arzt und besass folglich eine Menge Geld. Als Nesthäkchen wurde sie immer von allen verwöhnt und bekam meistens ihren Willen. In der Schule war sie sehr beliebt, aber als sie von einer Freundin betrogen wurde, weil sie ihr das versprochene Radio nicht zum Geburtstag hatte schenken können, musste sie auf bittere Weise erkennen, dass es den meisten ihrer sogenannten "Freunde" nur um ihren Reichtum gegangen war und sie Wrecka lediglich ausgenutzt hatten. Als das Angebot von GOA ins Haus flatterte, wo nach einigen neuen Rekrutinnen gesucht wurde, entschloss sie sich dazu, es anzunehmen, und allen zu beweisen, dass mehr an ihr dran war als bloß Schmuck, schicke Designer-Klamotten und Make-up. Sie wollte ihnen beweisen, dass sie als Mensch etwas wert war und nicht nur als verzärtelte Modepuppe. Auf der Akademie hatte sie dann auch wirkliche Freundinnen gefunden....und ihre große Liebe.

Da Roose immer noch nichts sagte, begann sie leise: "Weißt du....ein Mädchen, das ich für meine beste Freundin gehalten hatte, schrie mir einmal auf unfeine Weise ins Gesicht, dass sie mich niemals gemocht hätte, sondern dass sie durch mich nur an ein paar teure Sachen herankommen wollte. Danach war ich schrecklich traurig, verkroch mich in meinem Zimmer und glaubte, dieses Gefühl in mir sei Einsamkeit. Erst seit ich dich kenne, ist mir klar, wie albern das damals von mir war....Ich war verletzt, sicher, aber....ich glaube nicht, dass so etwas Einsamkeit ist...."

"Du hast recht. So etwas ist auch keine echte Einsamkeit. Echte Einsamkeit....ist eine große dunkle Leere. Wenn man dir alles genommen hat, was dir wichtig ist, dann ist es Einsamkeit. Einzig mein Wunsch nach Rache hat mich aufrechterhalten....aber die Göttinnen....haben mich verändert. Die Seele der Juno Keameia - vielleicht kannte sie mich deshalb so genau, weil mein Vater sie erbaut hat - bat mich, meine Vergeltungsgedanken zu vergessen. Dadurch wäre niemandem gedient, am wenigsten meiner verstorbenen Familie. Auch wenn ich den Victims nicht vergeben kann....so verstehe ich jetzt endlich, dass wir gar nicht so verschieden sind. Ich wollte aus Rache und Zorn heraus kämpfen und nichts anderes tun die Victims. Und sie haben einen triftigen Grund dafür. Ich kann ihren Hass auf uns nicht verurteilen. Ja, sie haben Unschuldige getötet. Doch genau genommen verhält es sich bei mir doch genauso. Was weiß ich denn über jene Wesen, die mir im Gefecht begegnet sind? Trotz ihres bestialischen Äußeren könnten sie ebenfalls Familien haben, Freunde und Kameraden. Habe ich nicht über sie dasselbe Leid gebracht wie die Victims über mich?!"

Er erhob sich, stellte das Bild auf seinem Nachtkästchen ab, trat ans Fenster und stemmte sich gegen die kühle Scheibe. Plötzlich drehte er sich abrupt zu der überraschten Wrecka um und streckte ihr seine Hände entgegen.

"Sieh gut hin!" stieß er zwischen seinen Lippen hervor, "Das sind die Hände eines Mörders!" Sie zuckte zusammen, als sie das hörte, stand ebenfalls vom Bett auf und fixierte ihn mit ihren tiefblauen Augen, die ein merkwürdiges Kribbeln in ihm erzeugten.

"Nein, das sind sie nicht." erwiderte sie klar und sachlich, denn sie sprach eine Tatsache aus. "Ich weiß, dass du jetzt der Überzeugung bist, falsch gehandelt zu haben, aber beide Seiten haben Fehler gemacht. Es ist ihnen nicht zu verzeihen, dass sie Unschuldige umgebracht haben, die mit dem eigentlichen Grund des Konfliktes gar nichts zu tun hatten. Es mag unter den Victims solche gegeben haben, wie du sie gerade benannt hast, aber es waren unter ihnen sicher auch Kriegstreiber, die es nicht anders verdient haben, als zu sterben. Du hast gegen eine weltweite Bedrohung gekämpft, deine Rachegelüste überwunden und dich ihnen gestellt, um Frieden und Harmonie in diese schweren Zeiten zurückzubringen. Diese deine Hände sind die Hände eines Kriegers, der für ein edles Ziel gefochten hat. Es sind die Hände....eines Liebenden. Und wer Liebe zu empfinden fähig ist, kann nicht grausam oder schlecht sein. Das Herz von Professor Fisher ist zu einem Eisklumpen erstarrt, er kennt die Liebe nicht mehr. Aber DU kennst sie, Roose - und deshalb hast du auch so schöne Hände."

Wrecka ergriff sie und hob sie an ihre Lippen, wo sie sanfte Küsse auf die angespannten Innenflächen drückte. Er antwortete nicht, aber seine Augen begannen zu brennen und sie spürte es deutlich, denn die Umgebung schien sich mit einem Mal elektrisch aufzuladen. So ließ sie von seinen Händen ab, näherte sich ihm und küsste ihn innig. Zunächst ein wenig überrumpelt, schloss er sie fest in seine Arme und küsste zurück. Ihre Schritte, beinahe synchron ausgeführt, drängten Richtung Bett, obgleich sie nicht hätte sagen können, ob er die treibende Kraft dabei war oder sie selbst. Als sie in die weichen Kissen sank, unterbrach sie den Kuss und sah ihn lange an, wobei sie ihm zärtlich durch das wirre Haar streichelte.

"Wrecka....ich...." flüsterte er, seine Stimme klang heiser und unsicher. Sie gebot ihm Schweigen, indem sie einen Finger auf seinen Mund legte und lächelte zärtlich.

"Wir brauchen keine Worte mehr, glaubst du nicht auch?" fragte sie sanft, umschlang seinen Hals und zog ihn zu sich hinunter, erneut in einen heißen Kuss....
 

Auf GOA war unter gewissen Personen eine fast beängstigende Stille eingekehrt, nachdem die Übertragung beendet worden war. Rill lag in Hijikatas Armen und vergrub ihr Gesicht an seiner Schulter, während er ihr über den Rücken strich. Er hatte vieles erwartet....aber nicht das! Seine einstigen Top-Schüler....die einzigen vorherbestimmten Piloten, die es je gegeben hatte und die es je geben würde. Denn mit ihnen sollte es enden....auf welche Weise auch immer. Cain hatte sich seinem verrückten Vater angeschlossen, verdorben von den Ideen und Idealen eines übergeschnappten Wissenschaftlers....Er seufzte. Wahrheit.

Leena hatte sich eine Hand vor den Mund gepresst, um einen Aufschrei zu unterdrücken. Galew, der gerade in eine wilde Verwünschung ausbrechen wollte, kam nicht dazu, da sich seine Partnerin auf einmal an seine Brust warf und sich an ihn schmiegte. Verwirrt blickte er auf sie hinunter.

"Aber....was...."

"Sag nichts", hörte er mit Mühe ihre leise Antwort, während ihr Finger sich in seiner Jacke festkrallten. "Sei einfach nur da....und lass mich nicht los...."

"...."

Er schwieg, weil er nicht anders konnte. Ihre unmittelbare Nähe machte ihn sprachlos und das war für den ansonsten so schlagfertigen Gareas höchst ungewöhnlich. Natürlich war das nicht der einzige Grund. Jene Sitzung, in der die Wahrheit offenbart worden war, lag ihm wie ein Fuder Steine auf der Seele, denn das warf ein komplett neues Licht auf alles. Zum ersten Mal, seit er sich erinnern konnte, empfand er so etwas wie Mitgefühl für die Victims und verstand ihre Beweggründe. Im Grunde waren sie eben einfach nur allzu....menschlich. Eine seltsame Ironie!

"Galew...." fing Leena an und hob den Kopf, um ihn direkt ansehen zu können. Er betrachtete sie herzlich und merkte, wie er von ihren wundervollen dunkelblauen Augen langsam aber stetig in den Bann geschlagen wurde. Wie schön sie doch war, selbst in diesem Moment von Fassungslosigkeit und Unglauben. Ihre roten Lippen zitterten wie unter einem Erdbeben, doch schließlich riss sie sich zusammen und legte ihre Hände an seine erhitzten Wangen. Erstaunt über ihre Geste, verharrte er bewegungslos.

"....Ich liebe dich."

Er atmete deutlich und tief ein, die einzige Reaktion, die er sich auf ihr Geständnis hin erlaubte. Dann, einer plötzlichen, raschen Eingebung folgend, beugte er sich vor und verschloss ihre Lippen mit den seinen. Leena zuckte ein wenig zurück, doch als ihr bewusst wurde, dass Galew sie küsste, überrollte sie eine Welle reinen Glücks. Da er nicht der Typ war, der eine solch intime Berührung aus Spaß mal eben ausprobierte, konnte es dafür nur einen Grund geben: Er teilte ihre Gefühle. Alles, was um das Paar herum war, verschwand in einem unwirklichen Nebel....
 

Zion leuchtete in den Weiten des Alls, ein Stern von strahlender Schönheit. Ihm näherte sich ein Komet, der sich erstaunlich langsam bewegte. Tatsächlich handelte es sich jedoch vielmehr um ein Raumschiff, das sich auf diese Art lediglich tarnte. An Bord erhob sich auf der Gefechtsbrücke ein metallisch-grauer Mecha humanoider Gestalt.

Vor der Einheit hatten sich zwei Männer postiert, der eine trug eine dunkle Uniform, der ältere von beiden einen Laborkittel.

"Wann werden wir eingreifen, Vater?"

"Geduld, mein Sohn, Geduld. Das Ende der Victims ist bald gekommen. Wir werden alle übrigen dieser verfluchten Kreaturen auslöschen. Hätte man damals auf mich gehört, anstatt diese albernen Friedensphrasen anzustimmen, könnte die Menschheit schon längst glücklich auf Zion leben. Wir existieren, um zu herrschen. Es ist unsere Bestimmung, Zion zu erobern. Dieser Planet gehört uns und kein drecksfressender Victim wird ihn uns wegnehmen! Hätte man mir freie Hand gelassen, hätten wir diese Monster bereits nach ihrer Entdeckung eliminiert, aber Gabriel musste sich unbedingt gegen mich stellen, dieser einfältige Narr! Und sein Sohn ist nicht besser als er!" Er spuckte angewidert aus. "Ungünstigerweise ist der sogenannte Retter, dieser Rei, jetzt eingeweiht, und seine vermaledeiten Freunde und er werden sicher alles versuchen, um uns aufzuhalten, aber sie werden keinen Erfolg haben. Die übrigen Piloten sind Nachkommen fähiger und tapferer Männer, Cain, aber das wird nichts an ihrer bevorstehenden Niederlage ändern. Da ist GIS...."

Er wies auf den Bildschirm vor sich und grinste hinterlistig. "Schalte die Grußfrequenzen ein. Ich habe eine kleine Botschaft für Crow."

Cain tat, wie ihm geheißen, doch als das Gesicht von Mr. Revord erschien, merkte man ihm an, dass er nicht sonderlich verblüfft war.

"Ich habe erwartet, dass Sie sich melden würden. Ich bin Tele-Polyker und das bewahrt mich für gewöhnlich vor unliebsamen Überraschungen. Was wollen Sie?"

"Das ist sehr einfach, wirklich. Ich stelle Ihnen und Ihren Göttinnen-Piloten ein Ultimatum. Wenn Sie sich innerhalb der nächsten zwölf Stunden ergeben, werde ich GIS und GOA verschonen und mich einzig der Zerstörung Zalems widmen. Sollten Sie nicht auf mein großzügiges Angebot eingehen, wird mir wohl nichts anderes übrig bleiben, als Ihre armselige Gefolgschaft und den anderen wertlosen Rest ebenfalls zu vernichten."

"Warum, verdammt? Warum gerade jetzt? Wäre es nicht einfacher für Sie gewesen, uns die Victims zu überlassen?"

"Wissen Sie, Crow, Sie mit Ihrer pazifistischen Neigung und diesen schwachen Gefühlen gegenüber diesen Ungeheuern sind meiner Sache äußerst hinderlich. Sie verstehen also, dass ich meine Aufgabe beschleunigen muss. Zalem, dieser Schandfleck der Schöpfung mit seinen widerwärtigen Kreaturen, muss zu Staub verwandelt werden! Es liegt mir fern, dasselbe mit Ihnen und den irgendwo doch bedauernswerten jungen Leuten zu machen, aber wenn Sie sich nicht im Laufe der nächsten zwölf Stunden ergeben, lassen Sie mir keine andere Wahl. Entscheiden Sie richtig, Crow....es könnte Ihre letzte Entscheidung sein."

Damit brach er die Verbindung ab und der Bildschirm wurde wieder schwarz. Zusammen mit seinem Sohn verließ er die Brücke, um seinen "ultimativen Plan" zu besprechen. Der Mecha blieb in der Stille zurück, auf seinem Panzer glänzte eine Zahl.

Dreizehn.
 

Wer träumt, dem wachsen Flügel.

Die nächste Folge heißt: "Curriculum 11: Plan"



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (4)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: abgemeldet
2004-05-06T06:03:22+00:00 06.05.2004 08:03
Hey,das war der Hammer.
Wow,ich fand das Kapitel richtig toll, und sehr tiefgründig!
MAch bitte schnell weiter!
HAb dich Leib!
Alex
Von: abgemeldet
2004-05-05T20:13:51+00:00 05.05.2004 22:13
Hi diana,tolels kaptial,jajjaja udn wo sind die anderen paarings,also wirklich :-)
Machw eiter so ich bin so gespannt und besonderes freu ich mich über leena und galw(schriebt man das so keine ahnung)
tolle ff,weiter so
rim
hdl
Von:  hengst
2004-05-04T23:07:25+00:00 05.05.2004 01:07
Das Kapitel war sehr aufschluss reich.
Mal sehn wie es weiter geht.
Von:  Saki-san
2004-05-04T15:39:21+00:00 04.05.2004 17:39
Viele Gespräche, wenig Action..du nimmst dich von deinem vorherigen Tempo doch sehr zurück, was doch etwas entspannter zu lesen ist als das letzte Kapitel.
Klingt trotz des bevorstehenden Angriffs ja alles recht friedlich für die Piloten und Lotsen. Trozdem bin ich froh, dass sich alle endlich kriegen..das war nach deinen Andeutungen ja schon überfällig.

Bitte schnell weiter schreiben!


Zurück