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Freundschaft ist...

Wichtelgeschichte für ChiaraAyumi
von

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...wenn ihr aufeinander zugeht

„Woooooow! Und hier wohnst du?! Das ist ja megacool!“

 

„Ähm … ja.“

 

Kenma fragte sich in genau diesem Moment, ob er das alles noch bereuen würde.

 

„Wooooow! So ein riesiger Fernseher! Und was du alles für Konsolen hast … und oooooh! Sind das alle deine Videospiele?“

 

Natürlich war ihm von vorneherein klar gewesen, dass Shoyo eine sehr aktive Persönlichkeit besaß – voller Aufregung und seinem andauernden Rumgehampel. Dennoch zählte er Shoyo zu seinen Freunden, von denen er mittlerweile mehr hatte, als er je zuvor gedacht hätte. Es gab jedoch einen klaren Unterschied bei seiner Freundschaft zu Shoyo und seinen anderen Freunden.

Er hatte Shoyo kennengelernt, ohne dass Kuroo dabei war oder intervenieren müsste. Na schön, er war nur durch Volleyball nach Miyagi gekommen, aber Kenma hatte sich ganz alleine verlaufen und sich mit Shoyo unterhalten.

Auch wenn Shoyo wesentlich mehr gesprochen hatte, was aber bis heute der Fall war.

Sie waren ziemlich gegensätzlich und obwohl Kenma so etwas vorzugsweise vermied, konnte er nicht anders, als Shoyo ins Herz zu schließen.

 

Und vielleicht erkannte er in Shoyo auch eine Möglichkeit zu leveln. Vor allem während eines Volleyball-Spiels. Shoyo war vielleicht kein End-Boss, aber er war eine Zwischenherausforderung, an welcher man sich selbst nur verbessern konnte – wie ein Event, um Erfahrungspunkte zu farmen.

 

„Dein Zimmer ist echt cool, Kenma! Wo sind denn deine Eltern?“

 

Kenma richtete seine nach innen gekehrte Aufmerksamkeit wieder nach draußen. Shoyo stand mittlerweile an seinem Schrank, der mit seinen Videospielen und etwaigen Sammlereditionen gefüllt war, wodurch sich auch mal eine Figur oder ähnliche Zugaben befanden, die es bei Sammlereditionen eben so dazu gab.

 

„Meine Eltern arbeiten noch. Sie werden sicherlich erst spätabends zurückkommen“, antwortete er nun langsam.

 

„Und ihr trainiert heute wirklich nicht!?“

 

„Nein“, worüber Kenma definitiv froh war.

Shoyo hingegen wirkte wie jemand, der wirklich jeden Tag trainieren könnte und das traf auf einige Spieler von Nekoma auch zu.

Auch wenn ihr Trainer es kaum erwarten konnte, bis die Nationals anfangen würden und es wichtig wäre, bis dahin viel zu trainieren, war er überzeugt davon, dass Pausen ebenso wichtig waren.

Kenma war dieser Meinung auch, wobei es für ihn nicht ausreichend Pausen geben könnte, nur wäre irgendwann der Sinn weg, in einem Volleyballclub zu.

 

„Ich habe meinen Volleyball dabei! Wir könnten draußen in einem Park uns zusammen zuspielen!“

 

Kenma runzelte minimal die Stirn, während er Shoyo betrachtete und seinen Blick zu dessen Rucksack gleiten ließ: „Du hast da einen Volleyball drinnen?“

 

Shoyo übernachtete nur einmal bei ihm, da Montag wieder Schule war, war ein längerer Zeitraum nicht möglich. Kenma hatte geglaubt, dass dies dann sinnlos wäre, aber Shoyo ließ sich nicht davon überzeugen, bis zu ihren nächsten Ferien zu warten.

 

„Natürlich, ich habe eigentlich immer einen Volleyball dabei“, verriet Shoyo, während er die Arme vor der Brust verschränkte. „Man weiß immerhin nie, wann man einen Volleyball mal gebrauchen kann!“

 

Als jemand, der immer seine Handheld-Konsole mit sich trug, selbst wenn er eigentlich nur zum Training ging, konnte er wohl nichts dagegen sagen. Außer, dass so ein Volleyball wesentlich mehr Platz wegnahm.

 

„Eigentlich ist mir nicht nach Volleyball.“

 

„Wirklich nicht?“

 

„Hmhm“, machte Kenma. „Wenn es kein Training gibt, erhole ich mich gerne.“

 

„Oh, verstehe“, erwiderte Shoyo und es wirkte so, als könnte er es wirklich verstehen – obwohl Kenma sich da nicht so sicher war. „Und wie erholst du dich dann?“

 

„Ich spiele Videospiele.“

 

„Dann lass uns gemeinsam etwas spielen! Ich habe daheim keine Konsole, aber ich werde das schon hinbekommen!“

 

Für Kenma bedeutete das, er würde ein simples Spiel auswählen, vielleicht eines dieser Party-Games, die Kuroo ihm mal geschenkt hatte. Da Kenma eher selten Besuch hatte, spielte er diese Spiele auch nie – er war sich sehr sicher, dass sie übelst langweilig sein mussten, doch er war bereit, sich solchen Spielen zu stellen.

Vielleicht war es ja ganz witzig, mit Shoyo zusammen?

 

„In Ordnung, dann lass uns“, Kenma ließ seinen Blick zu seinem Regal wandern, um vielleicht auf Anhieb ein passendes Spiel zu finden. „Mario Kart spielen?“

 

Dieses Spiel musste definitiv Kuroo ihm geschenkt haben, eine andere Möglichkeit gab es dafür nicht.

 

„Oh ja! Das habe ich schon ganz oft in der Werbung gesehen, das sah immer echt lustig aus!“

 

Es war farbenfroh, kindgerecht, wie gemacht für Familien und Freunde und vermutlich das einfachste Spiel, was Kenma hier besaß. Man konnte definitiv davon sprechen, dass es die beste Wahl für jemanden war, der scheinbar sonst nie irgendeine Konsole in den Händen hielt oder etwas halbwegs Ernstes gespielt hatte.

Kenma machte sich also ganz direkt daran, seine Switch anzuschließen und das Spiel auszutauschen. Das alles war schnell erledigt, also reichte er Shoyo einen Controller und nahm sich einen Zweiten.

Dann setzte er sich wenige Meter vom Fernseher entfernt auf den Boden und klopfte auf die Stelle neben sich.

Shoyo kam sofort herbeigeeilt und schon wie er den Controller hielt, schrie geradezu danach, dass er nie zockte. Für jemanden wie Kenma, der sein Leben lang schon mit Videospielen zu tun hatte und es wirklich liebte und genoss, war das undenkbar und seltsam.

 

Kenma übernahm die ganzen Einstellungen, aber das war bei einem Spiel wie Mario Kart keine große Angelegenheit, sodass sie schon bald in der Charakterauswahl steckten. Er war sich sicher, dass es hier kaum Vorteile gab, sei es bei dem Charakter selbst oder dem Gefährt – also wählte er einfach etwas aus, was unauffällig war.

 

Den Shy Guy in einem der normalen Karts. Seine Wahl fiel schlicht und einfach aus, Shoyo konnte sich hingegen gar nicht entscheiden.

 

„Ich weiß nicht, wen ich nehmen soll!“

 

„Nimm einfach irgendwen.“

 

„Aber ich kann mich nicht entscheiden!“

 

„Hm“, Kenma verzog ein wenig das Gesicht und sah zurück zum Bildschirm. „Nimm Yoshi“, sagte er, was als Vorschlag gemeint war.

 

Shoyo runzelte kritisch die Stirn: „Sicher?“

 

„Er scheint beliebt zu sein, also nimm ihn doch einfach. Es macht ohnehin kaum einen Unterschied.“

 

„Na gut“, stimmte Shoyo zu, war danach aber wieder verzweifelt auf der Suche nach dem perfekten Gefährt.

 

Das dauerte Kenma alles schon viel zu lange. Er war kein ungeduldiger Zeitgenosse, aber wenn es um Videospiele ging, könnte sich das durchaus verändern. Dennoch wartete er darauf, dass Shoyo zufrieden mit der Auswahl seines Kart's war, wodurch sie dann auf die Kartenauswahl kamen. Kenma warf einen kleinen Blick in Shoyo's Richtung und entschied sich dann dafür, einfach mit dem Pilz-Cup zu starten – dort waren die Maps noch recht einfach und sollten auch für Shoyo machbar sein.

 

Zumindest dachte Kenma das.

 

„Ich komme hier nicht mehr weg!“

 

„Du musst nur rückwärts fahren.“

 

„Man kann hier rückwärts fahren?“

 

„Ja, mit dem Knopf hier.“

 

 

„Warum fliegt dieses Ding die ganze Zeit vor mir? Dieses Piepen ist so nervig!“

 

„Du fährst in die falsche Richtung. Du musst umdrehen.“

 

„... Oh!“

 

 

„Ahhh! Was ist denn das! Ich sehe nichts mehr!“

 

„Das sind doch nur ein paar Tintenkleckse. Man erkennt doch immer noch mehr als genug.“

 

„Jetzt bin ich auch noch in eine olle Banane gefahren! Wo kommen die denn alle her?“

 

„Das sind doch die Items. Du hast auch welche bei dir.“

 

„Was echt!? Wie benutze ich die denn!?“

 

 

Kenma konnte am Ende vom zweiten Cup bereits sagen, dass Shoyo derzeit ein wirklich schrecklicher Spieler war. Er hatte nicht erwartet, dass er plötzlich großartig darin wäre – denn von Anfang an war klar gewesen, dass Shoyo kein erfahrener Zocker war – doch dass er so mies war in einem Kinderspiel?

Das war durchaus überraschend.

 

„Ich habe keine Lust mehr darauf, das zu spielen“, schmollte Shoyo, nachdem er zum wiederholten Mal der letzte Platz geworden war.

 

Sicherlich musste Kenma nicht anmerken, dass er bislang immer Platz 1 gewesen war. Es war auch nicht wichtig, vor allem da die Computer alle auf ganz einfach eingestellt waren und Shoyo selbst dann noch schlechter war als diese.

So machte es selbst ihm keinen Spaß zu zocken; es fehlte eindeutig die Herausforderung. Eine Herausforderung, die bei einem Spiel wie Mario Kart sowieso nicht sonderlich groß war, aber noch schwächer wurde, mit einem Mitspieler, der … Shoyo war.

 

„Lass uns was anderes machen, Kenma! Wir könnten jetzt Volleyball spielen?“

 

Kenma suchte nach einer anderen Idee, irgendwas, was dafür sorgen würde, dass er im Zimmer bleiben könnte. Er hatte das mit seiner Erholung ernst gemeint, andererseits wäre es keine große Sache, sich einen Ball hin und her zu spielen.

 

„Na gut“, erwiderte Kenma also und kaum ausgesprochen, sprang Shoyo bereits förmlich auf und hechtete zu seinem mitgebrachten Rucksack. „Aber lass uns in der Nähe bleiben, ja? Mit Kuroo habe ich immer unten am Fluss gespielt.“

 

Das war weit genug weg, immer noch sehr privat und sicher – außer dem Ball landete in eben jenem Fluss.

 

„Was immer dir lieb ist, Kenma!“, rief Shoyo aus. „Komm schon! Ich freue mich schon darauf! Training ist immer gut.“

 

„Hmm“, machte er, dezent unmotiviert, dennoch raffte er sich auf.

 

Das Zocken war zwar nicht sonderlich spaßig gewesen, aber Shoyo hatte es mit ihm durchgezogen. Kenma hatte also nicht so viel dagegen, dasselbe nun für Shoyo tun zu können. Er wünschte sich aber dennoch, dass Shoyo einen anderen Wunsch gehabt hätte.

 

„Aber wir können nicht so lange draußen bleiben, wir müssen dann kochen.“

 

„Kochen!“, rief Shoyo überrascht aus, während sie nach unten gingen.

 

„Ja, meine Eltern haben darum gebeten, weil sie erst sehr spät zurückkommen werden. Mach dir keine Sorgen, es ist alles da und-“

 

„Oh, ich mache mir keine Sorgen! Ich freue mich schon darauf!“, unterbrach Shoyo ihn auflachend. „Es freut mich wirklich, dass ich heute bei dir übernachten darf, Kenma! Ich bin sicher, wir werden noch ganz viel Spaß haben! Wir werden die ganze Nacht durchmachen, oder!?“

 

„Wenn du das schaffst …?“

 

„Aber natürlich schaffe ich das!“

 

 

Shoyo schlief eine halbe Stunde nach dem Abendessen ein, als sie sich einen Film ansehen wollten. Kenma war davon weder verärgert noch überrascht. Er sorgte nur dafür, dass es sein Freund bequem in seinem Gästefuton hatte und ging ausnahmsweise ebenfalls früh schlafen, um Shoyo nicht zu stören.

 

So viel Rücksicht kannte Kenma von sich selbst gar nicht, aber gegenüber Shoyo war das … selbstverständlich.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  ChiaraAyumi
2024-03-12T16:08:25+00:00 12.03.2024 17:08
Hat nicht jeder so einen Freund, wo man sich manchmal fragt, wie man jemand befreundet sein kann, der so sehr das Gegenteil von einem selber ist, aber man sie doch sehr lieb hat und ihnen eben die Rücksicht entgegenbringt, weil sie einem das Leben durcheinanderwirbeln und aus der eigenen Bequemlichkeit und Langeweile rausreißen und man sie gerade dafür liebt?
Ich glaube so geht es Kenma mit Hinata (und auch mit Lev, Hinatas Doppelgänger) und ich fand es schön, dass du auch gezeigt hast, das Kenma ein wenig überfordert ist und sich trotzdem darauf einlässt.
Noch einmal ein herzliches Dank zum Abschluss. Ich hatte viel Vergnügen beim Lesen!
Von:  Tasha88
2024-02-26T19:50:40+00:00 26.02.2024 20:50
Herrlich :D
ich habe von Anfang bis Ende gelacht XD
so gut.
"er hatte sich ganz allein verirrt" - so gut XD
und der rest auch :D
Antwort von:  Tasha88
26.02.2024 20:51
so, ein sternchen auf ff.de hab ich dir auch noch hinterlassen ^^


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