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Freundschaft ist...

Wichtelgeschichte für ChiaraAyumi
von

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...wenn du Tränen beim Abschied hast

Wenn es jemand wagen würde, ihn emotional zu nennen, dann würde Hajime definitiv ablehnen. Innerlich, nur für sich und niemand anderem, konnte er sich aber eingestehen, durchaus emotional werden zu können. Nicht diese Emotionen während eines heftigen Spiels oder nach einem anstrengenden Sieg oder einer verzweifelten Niederlage.

Wer wurde bei so etwas nicht ansatzweise emotional?!

Er dachte eher an andere Sachen – vor allem alles, was mit Freundschaften zu tun hatte, mit schweren Entscheidungen und vielleicht dem einen oder anderen Film. Trotz allem war er definitiv nicht ansatzweise so emotional wie sein bester Freund.

 

Hajime drückte seine Emotionen meistens verbunden mit Wut aus, das machte es ihm einfacher, seine Sorgen anzusprechen oder ähnliche Gefühlslagen und Gedanken. Auch wenn Tooru ihn hin und wieder in den Wahnsinn trieb, war dieser wohl die eine Person, welche er seiner Emotionen recht leicht offenlegen konnte.

Mit dem einen oder anderen Schlag vorher.

Dennoch lag ihm Tooru durchaus am Herzen; sie hatten schließlich ihre gesamte Kindheit und Jugend miteinander verbracht, ganz egal wie leicht oder schwer es mal geworden war.

 

Nun hatten sie ihren Abschluss an der Johsai über sich gebracht und schon weitaus vorher hatten sie gewusst, dass sich ihre Wege trennen würden. Schon allein wenn er daran dachte, fühlte sich sein Herz ein wenig schwerer an. Selbst wenn Hajime gerne über diesen Idioten meckerte und sich aufgeregt – er bezweifelte jemals eine ähnliche Freundschaft zu jemand anderen aufbauen zu können, wie das was sie hatten.

Hajime würde nach Tokio gehen und dort studieren – aber Tooru würde bald in ein Flugzeug steigen und über 20 Stunden fliegen, um nach Argentinien zu kommen. Sie wären also bald mehr als 17.000 Kilometer voneinander entfernt!

 

Es würde keine spontanen Übernachtungen oder Besuche geben. Sie könnten nicht mehr gemeinsam zur Schule laufen und natürlich gäbe es auch kein gemeinsames Training. Es gäbe einfach nichts mehr gemeinsam. Zumindest nicht so, wie sie es bislang gewohnt waren. Natürlich hatte Hajime seinem besten Freund Mut gemacht, als dieses Angebot gekommen war und auch jetzt noch hielt er es für eine großartige Chance, welche Tooru definitiv ergreifen sollte.

Sich nicht mehr täglich sehen zu können, war der wohl größte Minuspunkt – aber sie würden es ertragen. Hajime hatte sich extra mit Tooru hingesetzt, um ihre Laptops darauf vorzubereiten, dass sie zukünftig wohl über einer Webcam miteinander reden und sich sehen würden. Glücklicherweise könnten sie auch immer miteinander telefonieren und es gab auch nach wie vor die Gelegenheit, einander zu schreiben. Schon jetzt hatte Tooru ihn für die nächsten Semesterferien zu sich eingeladen – insofern es einen bezahlbaren Flug gäbe – und auch Tooru würde definitiv mal wieder zu Besuch nach Japan kommen.

 

Ihre Freundschaft würde sich verändern, es gäbe sicherlich ein paar Schwierigkeiten, aber Hajime glaubte fest daran, dass sie auch das gemeinsam bewältigen könnten!

 

Nun war nicht mehr viel Zeit, knapp eine Woche und dann wäre Tooru auf und davon. Vorher half er ihm dabei, sein Zimmer in Tokio einzurichten und sie würden diese Tage auch gemeinsam in der Großstadt verbringen – das war auch einer der Gründe dafür, weshalb er mit seinem Abschiedsgeschenk heute noch fertig werden musste.

Immerhin würde Tooru ihn die nächsten Tage wirklich keine Zeit oder Ruhe lassen.

Das Geschenk sollte auch eine Überraschung werden, also war es unvermeidlich, dieses fertigzustellen, bevor sich Tooru an ihn klammern würde, als wären sie siamesische Zwillinge.

 

Hajime würde sich nicht unbedingt als unfassbar kreativ bezeichnen, aber er empfand seine Arbeit bereits als außergewöhnlich gut!

 

Hoch konzentriert drückte er sich die Zunge im Inneren gegen die Wange, während er den Klebestift möglichst gerade über die Ränder des Fotos zog. Er stellte den Klebestift weg – weit weg genug, um nicht versehentlich mit den Ellbogen daran zu kommen, was bereits viel zu oft vorgekommen war, aber auch nicht zu weit weg. Er schob das Foto über den Rand des Tisches, um es mit den Fingerkuppen anheben zu können, damit er es wenden und anschließend auf die vorgemerkte Stelle ablegen und andrücken konnte.

 

Glücklicherweise hatte Hajime kein Problem damit seine vorgenommenen Aufgaben dann zu erledigen, wie er es wollte. Dadurch war er bereits sehr weit mit seinem kleinen Projekt und gerade dabei einige Fotos aus ihrer Jugend aufzukleben.

 

Ein Fotobuch.

 

Es mochte ein Geschenk sein, auf welche jede Person kommen würde, dadurch wurde es aber sicherlich kein schlechtes Geschenk. Es gab natürlich haufenweise Fotos von ihnen, die meisten waren jedoch digital und wurden schnell früher oder später vergessen. Deshalb empfand er ein Fotobuch als wirklich perfekt. Tooru könnte es sich jederzeit ansehen und auch so in seiner Wohnung hinstellen.

Um an Fotos von ihnen zu kommen, hatte er sich hier und da mit Leuten kurzschließen müssen. Hajime war definitiv kein Fan davon, haufenweise Fotos zu machen – das war eher Tooru's Aufgabe innerhalb ihrer Freundschaft. Tooru zu fragen wäre aber wohl das Auffälligste überhaupt und der Kerl war zu neugierig für sein eigenes Wohl – daher fiel das weg.

 

Er hatte an Tooru's ältere Schwester herantreten müssen, um an zumindest einige Fotos zu kommen, die sich auf Tooru's Handy versteckten. Laut dieser war das kein einfaches Unterfangen gewesen.

Die heutige Jugend lässt ihr Handy ja gar nicht mehr aus den Augen!

Hajime verdrehte die Augen, als ob Tooru sinnbildlich für alle jungen Leute stand.

 

Mattsun und Makki hatten ihm mit weiteren Bildern ausgeholfen; auch ihre Trainer hatte Hajime anschließend nach Fotos gefragt und weitere entnahm Hajime dem Social Media-Profil von Tooru, welches eindeutig zu viele Selfies besaß.

Er hatte alle Bilder professionell ausdrucken lassen – immerhin sollten sie eine gute Qualität haben und das war echt teuer gewesen. Glücklicherweise würde er im Studentenwohnheim unterkommen, also brauchte er nicht viel Zeug neu zu kaufen und er hatte sein Erspartes zum Teil für dieses Geschenk ausgeben können.

Vermutlich hätte er auf wirklich alles verzichtet, um dennoch das Geld für diese Sache auszugeben; selbst wenn das nicht sonderlich rational war.

 

Wie gesagt – er war emotional. Emotionaler, als man ihm vermutlich zutrauen würde.

 

Deshalb saß er auch mitten in der Nacht immer noch an diesem Fotoalbum, obwohl er wusste, dass Tooru mit ihm joggen gehen wollte, sobald die Sonne aufgegangen war. Er wusste auch, dass Tooru viel früher auftauchen würde und Hajime hätte dann vielleicht nur wenige Stunden Schlaf tanken können. Deshalb würde er das definitiv später bereuen, aber gerade gab es nichts Besseres, als dieses Fotoalbum weiterzuführen.

Wann immer die Fotos aufgeklebt waren, schrieb er hier und da noch etwas dazu – ein Datum, ein Ereignis oder einfach dumme Kommentare von ihm darüber, wie hässlich das Alien-Shirt war, was Tooru da trug. Es gab viel zu kommentieren.

 

Dennoch machte sich jetzt schon ein minimales Gefühl von Vermissen in ihm breit. Wenn er Bilder davon sah, wie sie gemeinsam Karaoke sangen – Hajime fragte sich definitiv, wie Tooru ihn dazu bekommen hatte, aber er ignorierte jede Erinnerung daran. Verschiedene Trainingscamps, die sie gemeinsam besucht hatten, Pyjama-Partys mit ihren anderen Teammitgliedern oder auch einfach nur unter ihnen.

Es gab ein Bild, wo Hajime einen Pfannkuchen auf dem Kopf hatte, weil man Tooru definitiv nicht die Pfanne oder das Wenden überlassen sollte.

Es gab ein Bild, auf welchem sie diese lächerlichen Partner-Shirts trugen, die Tooru spaßeshalber gekauft hatte. Ein Pfeil zeigte auf die Person neben sich, unter darüber stand Mein Ass oder Mein Zuspieler. Auch hier weigerte sich Hajime jegliche Erinnerung darüber anzuerkennen, wie es dazu gekommen war, dass er dieses Shirt getragen hatte.

 

Er erinnerte sich aber noch an Makki und Mattsun und all ihren doofen Scherzen!

 

Da bekam er glatt das Bedürfnis danach, Tooru zu schlagen – auch wenn dieser keine Ahnung hätte, weshalb. Hajime schüttelte den Gedanken ab und fixierte sich wieder auf seine Aufgabe vor sich. Es waren nicht mehr viele Fotos und auch nicht mehr viele Seiten; er hatte alles bereits vorher kalkuliert und sich vorgeschrieben, damit es jetzt kein Durcheinander geben würde. Bisher lief alles genauso wie geplant!

Zum Glück hatte er sich dazu entschieden, das alles allein zu machen – sonst wäre das alles im absoluten Chaos geendet.

 

Hajime wurde in den nächsten Stunden fertig, konnte alles wegräumen und gut verstecken und viel für rund 3 Stunden noch ins Bett, um etwas zu schlafen. Dabei vergaß er, sich einen Wecker zu stellen – was ohnehin unnötig war. Tooru hatte schon längst keine Scham mehr, in das Haus der Iwaizumi's einzubrechen und so wachte Hajime auf, als sich ein Körper halb auf ihn warf.

 

„Iwa-chaaaan! Wieso bist du denn noch im Bett!?“

 

Auch wenn es schwer vorstellbar war, in diesem Augenblick dachte er daran, wie sehr er das vermissen würde, wenn Tooru erstmal nicht mehr hier in Japan wäre.

 

„Geh runter von mir, Shittykawa! Du bist verdammt schwer!“

 

„Unhöflich! Wie kannst du so etwas nur sagen!“

 

„Ich sage zu dir, was ich will, du Nervensäge!“

 

„Ich stehe nicht auf, bevor du dich entschuldigst!“

 

„Wenn du nicht von selbst aufstehst, dann prügel ich dich von mi-“, Hajime sog die Luft ein, als er eine Berührung vernahm, mit der er vielleicht hätte rechnen können. „Wag es dir ja nicht - geh sofort von mir run-hngh- Oikawa!“

 

„Ich kenne deine Schwachstellen, Iwa-chan! Also entschuldige dich besser sofort bei mir – oder ich werde meinen Vorteil nutzen!“

 

„Den Teufel werde ich tu-hun- Nein! Hör auf!“ Hajime verzog das Gesicht und biss die Zähne zusammen, um jegliches Kichern oder Lachen zu unterbinden, während er anfing, mehr und mehr zu zappeln.

Er sollte es besser wissen und nicht mehr auf dem Bauch schlafen, in dieser Position war es einfach unfassbar schwer Tooru von sich zu bekommen – und dieser tat wie er gedroht hatte.

Hajime drückte sein Gesicht tiefer in sein Kissen, um seine Geräusche zu verbergen, die ihm zischend und glucksend entkamen. Er verrenkte sich vermutlich die Schulter bei seinen Versuchen, die kitzelnden Finger von seinen Seiten zu drücken und allgemein den Körper seines besten Freundes loszuwerden.

Nebenbei zischte er wahllos Drohungen von sich, die ihm instinktiv über die Lippen kamen, weil er es gewohnt war, Tooru Schläge zu drohen.

 

„Jungs!“

 

Die Finger, welche sich in seine Seiten gedrückt hatten, um ihn zu kitzeln, blieben ganz plötzlich bewegungslos und Tooru gab einen überraschten Laut von sich. Hajime drehte den Kopf, um zu seiner Zimmertür zu sehen, in welcher sein Vater aufgetaucht war.

 

„Wisst ihr eigentlich, wie spät es ist?“

 

Tooru löste sich von ihm, wodurch sich Hajime schnell aufrichten konnte. „Ah, entschuldigt bitte, Iwaizumi-san! Wir werden jetzt ganz ruhig sein!“

 

Sein Vater wirkte nicht wirklich so, als würde er das glauben und während er die Tür langsam hinter sich zuzog, glaubte Hajime zu hören, wie er es vor sich hin grummelte, was verdächtig nach „Wer's glaubt...“, klang und nur noch mehr verdeutlichte, dass Tooru viel zu oft hier zu Besuch war.

Hajime wartete noch einen Augenblick ab, bevor er grob in sein Kissen packte und es Tooru schleunigst ins Kissen warf.

 

„Du Vollidiot! Ich sollte dich am besten mit meinem Kissen ersticken!“

 

„Iwa-chaaaan! Hör auf damit, dass Kissen ist voll mit deiner Sabber- urks!“

Schnaubend ließ Hajime locker, wodurch sein Kissen rasch wieder in sein Bett fiel und Tooru sich wieder aufrichtete.

„Jetzt mach dich endlich fertig, Iwa-chan! Ich warte unten in der Küche auf dich!“

 

„Jaja...“

 

Seufzend sah Hajime seinem besten Freund nach, ehe er sich schwer aus dem Bett löste und erst einmal streckte. Tooru hatte definitiv Glück, dass er sein bester Freund war!

 

Irgendwie brachte Hajime den Tag über sich und in einer Zeit, in welcher Tooru ihm mal nicht am Arsch klebte, schaffte er es sogar das Fotoalbum zu zahlreichen Personen zu schleppen, damit diese eine Unterschrift und ein paar liebe Worte hinterlassen könnten.

Wenn sich Tooru nicht über dieses Geschenk freuen würde, würde Hajime ihn definitiv verprügeln!

Sobald er alle unterzeichnen lassen hatte, verpackte er es ordentlich – na ja, so ordentlich wie er es konnte. Er verstand nicht, wie es Menschen schaffen konnten, ein Geschenk so fein säuberlich zu verpacken, wie man es in Werbungen oder allgemein dem Fernsehen sah. So ließ es sich auch wesentlich einfacher verstecken und er hatte die restlichen Tage seinen Schlaf sicher.

Tage, die er auch weiterhin zu 90 % mit Tooru verbrachte.

Sie sahen sich Star Wars an und zahlreiche Dokumentationen, welche beweisen wollten, dass Außerirdische existierten – danach gab es auch Filme mit Godzilla und King Kong, so hatten sie beide irgendwie ihren Spaß.

Auch jetzt verbrachten sie ihre Zeit auch viel mit Sport und Volleyball – es war ihr Glück, dass ihre Trainer es immer noch erlaubten, dass sie die Turnhalle benutzten, obwohl sie nicht mehr offiziell Schüler waren.

 

Umso näher der Abschied kam, umso mehr ging es auch darum, die Sachen von Hajime zu packen, die er mit nach Tokio nehmen würde – was am Ende auch dazu führte, dass sie die Sachen herüberbrachten.

Und dann brach Hajime bereits die erste Regel des Studentenwohnheims – er ließ Tooru mit bei sich schlafen, weil dieser keine Lust hatte, sich ein Hotel zu suchen.

Vermutlich wollte er sich einfach nicht trennen und Hajime erlaubte es irgendwie? Auch wenn das Bett definitiv zu klein war für zwei Personen, waren sie es irgendwie schon gewohnt – weil Tooru sich nie auf ein Sofa oder dem Gästefuton verbannen ließ.

 

Der Tag der Trennung rückte unvermeidbar näher und auch wenn Hajime ein wehmütiges Gefühl verspürte, teilte er die Aufregung, welche Tooru herumzappeln ließ. Viel von seinem Kram konnte Tooru nicht mitnehmen, ohne vermehrte Umkosten – dafür wartete auf ihn eine voll ausgestattete Wohnung – klein, aber ausreichend für ihn.

 

„Vielleicht suche ich mir auch eine WG“, ließ Tooru verlauten. „Ich meine – wie soll ich ganz alleine wohnen? Ich brauche definitiv Leute um mich herum.“

 

Manche Personen träumten von ihren eigenen vier Wänden, doch zu Tooru passte es besser, sich unter Menschen begeben zu wollen. An einem so fremden Ort war es vermutlich normal, wenn man nicht alleine sein wollte – auch wenn Tooru sicherlich schnell Anschluss fand. Der Kerl war einfach viel zu sozial und gesellig, als dass er ewig alleine sein könnte.

 

„Komm erstmal an“, meinte Hajime fast etwas belehrend. „Und Stress dich nicht gleich mit so etwas.“

 

„Das werde ich schon nicht, Iwa-chan“, winkte Tooru ab, sein Lächeln wackelte ein wenig.

 

Der Abschied rückte einfach immer näher. Damit es kein Chaos am Flughafen geben würde, hatte sich Tooru in Miyagi bereits von alleine verabschiedet. Nur Hajime war also hier bei ihm, umgeben von zahlreichen Menschen, welche vermutlich in den Urlaub fliegen wollten oder einfach hier arbeiteten. Sie standen bereits vor der Sicherheitskontrolle, welche dann auch zum Gate führen würde. Die Schlange war glücklicherweise nicht so lang, wie die Menschenmenge vermuten lassen würde.

Hajime starrte seinen besten Freund an und dieser starrte zurück – sie mussten ein lächerliches Bild abgeben.

 

„Ich schätze, du musst langsam gehen, was?“

 

Tooru nickte langsam: „Ich lasse zwar gerne auf mich warten, aber in diesem Falle wäre das wohl eher kontraproduktiv.“

 

Hajime erinnerte sich viel zu gut an all die Male, die er Tooru aus seinem Zimmer zerren musste, damit dieser nicht weitere zehn Versuche startete, sein Haar anders zu stylen. Im Normalfall trug dieser seine Haare immer gleich, aber dennoch gab es Momente, in denen er plötzlich etwas Neues probieren wollte.

 

„Wehe, du benimmst dich scheiße in Argentinien!“, meinte Hajime nun ernst. „Wenn ich irgendwas mitbekomme, schlag’ ich dich wieder!“

 

„Dann würdest du zumindest vorbeikommen“, gluckste Tooru, während er sein Handgepäck neben sich auf den Boden fallen ließ und die Arme ausstreckte. „Naaaaa? Bekomme ich eine Umarmung?“

 

„Du bekommst jetzt gleich einen Schlag.“

 

„Ein blauer Fleck zur Erinnerung wäre jetzt auch nicht das Schlimmste.“

 

„Du bist ein Idiot.“

Trotzdem trat Hajime etwas näher, um seinen besten Freund in die Arme zu schließen. Er würde nicht weinen! Dennoch spürte er eine gewisse Wärme zu Kopf steigen, die darauf schließen ließ. So ein Mist! Er blinzelte so oft wie möglich, während er sich gleichzeitig versuchte, alles an Tooru einzuprägen. Dessen Parfüm – welches ein wenig minzig war – und einfach das Gefühl ihrer Umarmung.

Doch schließlich löste er sich wieder, sicherlich mit feuchten Augen und vielleicht auch wackeligen Beinen – nichts davon ließ er sich anmerken. Dennoch sah er auch feuchte Augen bei Tooru, dennoch immer noch ein Lächeln.

Hajime presste die Lippen aufeinander, ehe er nach seiner Tasche griff, die er stets bei sich hielt. Mit etwas Mühen, schaffte er das Geschenk hervorzuziehen, welches er verpackt hatte – es war wohl deutlich zu erkennen, dass er es auch wirklich alleine verpackt hatte.

„Hier, dass ist für dich.“

 

„Du hast ein Geschenk für mich!?“

 

„Wonach sieht's denn sonst aus?“, grummelte Hajime, während er sich durch das Gesicht fuhr, vielleicht vor allem um seine Augen von der überschüssigen Feuchtigkeit zu befreien. „Dann hast du wenigstens was Sinnvolles während des Flugs zu tun!“

 

„Danke, Iwa-chan!“, Tooru sah ihm strahlend entgegen. „Das macht mich echt wahnsinnig glücklich!“

 

Und diese Worte klangen ehrlich, genauso ehrlich wie dessen Strahlen zu sein schien. Ein seltener Anblick. „Jetzt geh schon, bevor es noch Ärger gibt, und melde dich, wenn du gut angekommen bist.“

 

„Ohhh, es ist so süß, wie besorgt du um mich bist!“

 

„Ich nehme das Geschenk gleich wieder an mich!“

 

„Nein, nein, nein!“, fiepste Tooru, der versuchte das Geschenk schleunigst in sein Handgepäck zu drücken, ohne zu viel vom Geschenkpapier zu zerreißen. „Ich werde mich melden, versprochen, Iwa-chan! Wünsch mir Glück, dass kein nerviges Kind neben mir sitzt.“

 

„Jaja“, brummte Hajime, während er noch ein paar Schritte mitlief, doch schließlich war es an der Zeit zurückzutreten und Tooru alleine durch die Sicherheitskontrolle gehen zu lassen.

 

Er winkte noch einmal, als der Blick seines besten Freundes ihn erneut traf, bevor dieser zum Gate ging, um durch eben jenes zu verschwinden.

Hajime würde niemals zugeben, dass er ein paar Tränen vergoss, sobald Tooru nicht mehr zu sehen war.



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  ChiaraAyumi
2024-03-12T16:00:57+00:00 12.03.2024 17:00
Hier hatte ich echt Tränen in den Augen stehen, ich bin selten ein emotionaler Leser, aber hier hast du mich erwischt.
Auch die Dynamik zwischen Oikawa und Iwaizumi hast du super getroffen und es hat mir echt im Herzen wehgetan, dass diese zwei auseinandergerissen werden, auch wenn sie sich natürlich wiedersehen werden. Ich glaube jeder, der schon mal von seinem besten Freund oder seiner besten Freundin weggezogen ist, kennt dieses Gefühl. Ich habe mich selbst so sehr in Iwaizumi wiedergefunden, weil ich auch schon mehrere Fotoalben für andere gebastelt habe, um ihnen etwas mitzugeben und auch schon einmal eins bekommen habe, also auch schon in Oikawas Position war und das hat mich sehr gecatcht.
Deswegen war das hier definitiv mein Lieblings-One-Shot von dir *~*
Von:  Tasha88
2024-02-25T21:34:15+00:00 25.02.2024 22:34
Hey, und für heute das hier noch
die ganze geschichte hat diesen traurigen unterton - wirklich gut geschrieben.
und jaaa, ich vergisse vielleicht auch ein paar tränen.

wieder eine tolle geschichte!
Antwort von: FlameHashira
26.02.2024 10:06
Hallöchen :3
Schön das dir die OS bisher alle gefallen haben!


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