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366 Tage - 366 Geschichten

366 Tage Challenge 2024
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04.04.2024 - stören

“Stör ich?” Als es an der Bürotür klopfte und Stellas Kollegin Miri ihren Kopf zur Tür reinsteckte, hob Stella ihren eigenen Kopf. Sie schüttelte ihn und deutete ihr an, in den Raum zu treten.

Miri zögerte nicht lange und trat zu ihrer Freundin an den Schreibtisch, nachdem sie die Tür direkt wieder hinter sich geschlossen hatte.

“Was gibts denn?”, wollte Stella direkt wissen und zog eine Augenbraue hoch, als Miri lediglich grinste. “Falls du mir irgendetwas sagen willst, solltest du es einfach tun oder gleich wieder gehen. Ich habe noch viel zu tun”, fügte sie hinzu und deutete auf all die Unterlagen auf, die auf dem Tisch verstreut lagen.

Sie arbeiten beide in einem Architekturbüro und während Stella bereits ein eigenes Büro hatte, saß Miri mit mehreren anderen Kollegen in einem Großraumbüro.

“Nevio hat nach dir gefragt”, brachte Miri es schließlich auf den Punkt und Stella seufzte direkt. Nevio war Miris Bruder und erst seit kurzem wieder in der Stadt, nachdem er vor zwei Jahren nach Italien abgehauen war.

“Ich will es nicht hören, Miri”, entgegnete Stella und sah wieder auf ihre Unterlagen. Sie presste die Lippen zu einem Strich zusammen und versuchte krampfhaft ihre Tränen zu unterdrücken.

Damals war Nevio einfach verschwunden und hatte ihr das Herz gebrochen. Sie hatte nicht nur einmal versucht, ihn zu erreichen, aber bei jedem Telefonat - wenn er denn überhaupt abgehoben hatte - abgewiesen und ihr sogar gesagt, dass sie stören würde. Irgendwann hatte sie einfach aufgegeben und sich damit abgefunden, dass sie keinen Platz mehr in Nevios Leben hatte. Miri wusste scheinbar nicht, dass zwischen ihnen überhaupt etwas vorgefallen war, zumindest würde das ihr derzeitiges Grinsen erklären.

“Wenn du mich nicht weiter stören willst oder noch irgendwas anderes sagen willst .. du weisst, wo die Tür ist.” Kurz hob sie ihren Blick und deutete mit dem Kinn in Richtung Tür.

“Willst du denn gar nicht wissen, warum er nach dir gefragt hat?”, hakte Miri nach, ohne auf die Worte ihrer Freundin einzustehen. Stella seufzte erneut und schüttelte leicht den Kopf. “Nein, Miri. Ich will nicht wissen, warum er nach mir gefragt hat und ich will auch nicht wissen, wo er in den letzten zwei Jahren gewesen ist. Ich habe mein Herz gerade erst davon überzeugt, dass es besser ist, ihm dort keinen Platz mehr zu gewähren”, entgegnete Stella und deutete mit einem Arm auf die Tür.

“Geh, bitte. Und bestell deinem Bruder einen Gruß, ich will auch von ihm nicht mehr gestört werden”, fuhr sie fort, woraufhin Miri den Rückzug antrat und den Wunsch ihrer Freundin akzeptierte. Vorerst zumindest, denn das letzte Wort war da noch nicht gesprochen, da war sie sich sicher.
 

Kaum, dass Miri die Tür hinter sich geschlossen hatte, sank Stella in sich zusammen. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass Miri sie ausgerechnet aus diesem Grund stören würde, während sie sich gleichzeitig ziemlich dämlich vorkam, weil ihr Herz doch direkt wieder ins Stolpern geriet.

Auch, wenn sie mit Nevio abgeschlossen hatte und sich keine Beziehung mehr mit Schwarzhaarigen vorstellen konnte, tat es doch weh, dass Nevio jetzt einfach wieder da war und so tat, als wäre nie etwas gewesen. Kopfschüttelnd richtete sie sich wieder auf und widmete sich wieder den Unterlagen, zumindest solange, bis es erneut klopfte.

“Miri, ich habe doch gesagt ..”, begann sie und brach doch ab, als sie Nevio in der geöffneten Bürotür stehen sah.

“Was willst du?”, gab sie knapp von sich und verschränkte ihre Arme vor der Brust.

“Darf ich dich kurz stören?” Fragend, aber auch bittend sah der Schwarzhaarige sie an, woraufhin Stella den Kopf schüttelte.

“Nein”, entgegnete sie und senkte ihren Blick wieder auf ihre Unterlagen.

“Nein?”, wiederholte Nevio perplex und sah Stella auch genau so an.

“Es ist alles gesagt, Nevio. Du hast doch vor zwei Jahren entschieden, dein eigenes Leben zu führen. Ohne mich. Jetzt habe ich mich für das Leben ohne dich entschieden”, sprach sie ruhig und deutete mit dem Kopf in Richtung Tür, ohne den Schwarzhaarigen richtig anzusehen. Als sich die Tür schloss, atmete sie direkt befreit auf.

Es tat tatsächlich gut, Nevio abgewiesen zu haben und jetzt würde sie hoffentlich auch niemand mehr stören.



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