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366 Tage - 366 Geschichten

366 Tage Challenge 2024
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18.03.2024 - Ohr

“Hörst du mir überhaupt zu?”, beschwerte sich Martha bei ihrem Mann Gustav, woraufhin der Angesprochene seinen Blick von der Zeitung hob, in der er las.

“Natürlich, Liebling”, erwiderte er und schenkte ihr ein sachtes Lächeln.

“Achja? Was habe ich denn gesagt?”, keifte sie und verschränkte die Arme vor der Brust. Sie hatte nicht das Gefühl, dass Gustav ihr zuhörte und lieber in seiner Zeitung las, als ihr überhaupt Gehör zu schenken.

“Dass du gleich einen Friseurtermin hast und dich danach mit Anita und unserer Enkelin triffst”, antwortete Gustav ruhig und blickte wieder auf die Zeitung auf dem Tisch. Es war nicht so, dass er seiner Frau nicht zuhörte, aber in letzter Zeit hatte er oft das Gefühl, dass er auf dem linken Ohr nicht mehr richtig hörte. Er hatte deswegen schon einen Termin beim Arzt vereinbart, von dem er seiner Frau allerdings nichts erzählt hatte.

Er wollte sie nicht beunruhigen und verschwieg ihr den Termin deshalb vorerst.

“Willst du nicht doch mitkommen?”, riß ihn die Stimme seiner Frau aus den Gedanken, woraufhin er erst kurz blinzelte, aber schließlich doch den Kopf schüttelte. “Zum Friseur?”, wollte er wissen und schüttelte gleich ein weiteres Mal den Kopf. Zum Friseur wollte er seine Frau nun wirklich nicht begleiten, denn dort müsste er auch noch sein rechtes Ohr auf Durchzug stellen und er bezweifelte, dass ihm das bei dem ganzen Geplapper überhaupt gelingen würde.

“Ich meinte eher zu dem Treffen mit Anita und Louisa, wir könnten uns hinterher in der Stadt treffen”, schlug Martha vor, woraufhin Gustav einen flüchtigen Blick auf die Uhr warf. Sein Termin würde bestimmt nicht so lange dauern, sodass er schließlich nickte. “Wie wäre es, wenn du mich anrufst, wenn du fertig bist? Dann kann ich nicht auf den Weg machen”, antwortete er und legte die Zeitung zusammen.

“Das ist eine gute Idee. Ich mach mich dann aber auch gleich auf den Weg. Bis später, mein Schatz!”, antworte Martha euphorisch und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. Anschließend lief sie in den Flur, um sich anzuziehen. Als Gustav das Klappen der Wohnungstür hörte, sanken seine Schultern etwas nach unten. Er wollte seiner Frau nichts verheimlichen, aber bevor er nicht wusste, was mit seinem Ohr war, würde er sich auch nicht mit ihr darüber unterhalten.

Eine halbe Stunde später machte er sich selbst auf den Weg in die Stadt. Der Arzttermin dauerte tatsächlich nicht so lange, sodass er kurze Zeit später schon wieder nach Hause lief, um auf den Anruf seiber Frau zu warten.

Der Arzt hatte ihm nahegelegt, sich ein Hörgerät anzuschaffen, denn im Laufe der Jahre hatte seine Hörkraft auf dem linken Ohr einfach nachgelesen. Altersbedingt.

Er hatte direkt einen Termin bei der Krankenkasse für die Kostenübernahme gemacht, den er in der nächsten Zeit wahrnehmen musste, aber jetzt wusste er immerhin, was mit ihm los war. Und, dass es nichts schlimmes war, weil er einfach nur ein Hörgerät brauchte. Davon konnte er auch Martha und ihrer gemeinsamen Tochter erzählen und das würde er gleich tun, sobald Martha ihn anrufen würde. Das nahm er sich fest vor.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Geminy-van-Blubel
2024-03-19T06:29:13+00:00 19.03.2024 07:29
Haha, das mit dem Geplapper fühl ich XD
Zum Glück gibt es Brillen und Hörgeräte, um gewisse Schwierigkeiten auszugleichen. Ich glaube, es wäre für mich trotzdem erst mal ein Schreck, wenn ich plötzlich darauf angewiesen wäre. Aber das ist sicherlich auch Gewöhnungssache.


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