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366 Tage - 366 Geschichten

366 Tage Challenge 2024
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17.02.2024 - liegen

“Willst du nicht endlich aufstehen? Wir müssen in einer Stunde los. Wie lange willst du noch liegen bleiben?”

Brummend zog sich Marcel die Decke über die Ohren und dachte gar nicht daran, sich zu erheben. Heute sollte er mit seiner Mutter zu einem Treffen mit ihrem neuen Freund und dessen Sohn und er hatte absolut keine Lust darauf. Er wollte seine Mutter nicht teilen und wollte seine Freizeit auch nicht mit einem anderen gleichaltrigen Jungen verbringen, den er nicht kannte. Er hatte genug Freunde und brauchte garantiert keine neuen.

“Marcel, komm jetzt endlich!”, hörte er erneut die Stimme seiner Mutter und als er aufsah, entdeckte er seine Mutter im Türrahmen. Sie hatte die Arme in die Hüften gestemmt und sah ihn auffordernd an.

“Benedikt und sein Sohn freuen sich schon darauf, dich kennenzulernen. Ich habe den Beiden schon viel von dir erzählt”, sprach sie weiter und Marcel konnte sich ein weiteres Brummen nicht verkneifen. Er wollte gar nicht erst wissen, was meine Mutter ihrem neuen Freund und dessen Sohn erzählt hatte und in welchem Licht er letztendlich da stand.

“Muss ich wirklich mit?”, versuchte er seine Mutter erneut davon zu überzeugen, einfach liegen bleiben zu können, doch die Dunkelhaarige nickte sofort.

“Ja, musst du. Keine Widerrede, also steh endlich auf, bevor ich wieder mit einem Wassereimer kommen muss”, entgegnete sie und verschränkte ihre Arme vor der Brust. Sie hatte ihn schon einmal auf diese Art und Weise geweckt und Marcel wusste, dass sie nicht davor zurückschrecken würde, den Eimer auch tatsächlich zu hören.

Mit einem tiefen Seufzen schälte sich Marcel schließlich aus der Decke und setzte sich langsam auf.

“Wenn du vorher noch duschen willst, solltest du jetzt gehen. Ich warte in der Küche auf dich!”, sprach ihn seine Mutter erneut an, woraufhin er nur nickte und ihr anschließend hinterher sah, als sie das Zimmer wieder verließ.

Reflexartig ließ er sich wieder nach hinten sinken und blieb einen Moment lang auf dem Bett liegen. “Ich kann das Wasser noch nicht rauschen hören”, hörte er ein paar Minuten später die Stimme seiner Mutter von unten, woraufhin er kurz die Augen verdrehte. Er richtete sich wieder auf und erhob sich, um sich aus dem Kleiderschrank ein paar neue Sachen zu suchen. Damit bewaffnet, lief er ins Badezimmer am anderen Ende des Ganges und verschwand darin.

Erst über eine halbe Stunde später trottete er fertig angezogen nach unten in Richtung Küche. Tatsächlich fand er seine Mutter dort mit einer Tasse Kaffee in der Hand vor. Sie lehnte an der Küchenzeile und musterte ihn leicht, als er vor ihr stand.

“Bist du soweit?”, wollte sie wissen, woraufhin Marcel kurz mit den Schultern zuckte. “Habe ich denn eine Wahl?”

“Nein, hast du nicht. Und jetzt komm, Benedikt und sein Sohn warten im Restaurant am Stadtbrunnen auf uns”, scheuchte sie ihn los und Marcel gab sich mit einem leisen Seufzen geschlagen.
 

Zwanzig Minuten später betrat er mit seiner Mutter das Restaurant. Er hatte die Hände in den Hosentaschen vergraben und trottete ihr langsam hinterher. Vor einem der Tische blieb sie stehen und als Marcel einen Blick an ihr vorbei warf, weiteten sich seine Augen direkt.

“Du?”, stieß er aus und starrte den Jungen förmlich an, den er erblicken konnte. Am Tisch saß ausgerechnet Vincent, ein Junge aus seiner Klasse, der erst vor einigen Monaten an die Schule gewechselt hatte.

Und bei dem er sich direkt blamiert hatte, in dem er gestolpert war und sich vor langgelegt hatte. Wie ein Käfer auf dem Rücken war er vor ihm zum Liegen gekommen und hatte sich so elend gefühlt, wie schon lange nicht mehr. Auch deswegen, weil nicht nur alle anderen aus der Klasse über ihn gelacht hatten, sondern auch Vincent.

“Hallo Marcel”, begrüßte Vincent ihn auch direkt, während die beiden Erwachsenen skeptisch zwischen den Jungen hin und her sahen. “Ihr kennt euch?”

“Flüchtig”, murmelte Marcel und sah kurz zu seiner Mutter, während er sich leicht auf die Lippen biss. Jetzt wollte er erst nicht mehr hier sein und wäre am liebsten im Bett liegen geblieben.

“Wollt ihr euch nicht setzen?”, mischte sich Vincents Vater ein und als sich Marcel langsam auf den Stuhl vor Vincent niederließ, folgte ihm der Größere mit dem Blick. Er wusste nicht, was die Zukunft noch für ihn bereit hielt, aber umso länger er sich an diesem Tag mit Vincent unterhielt, um so mehr stellte er fest, dass Vincent doch gar nicht so übel war, wie er ihn aufgrund der Reaktion nach seinem Sturz eingeschätzt hatte.



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