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Again and again and again

von

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1st Loop: Hast du das schon einmal gesagt?


 

»Wir sind da, Monsieur Flordelis.«

Es kam ihm vor, als tauche er aus einem Fiebertraum auf. Flüchtige Farben tanzten noch in seinem Gedächtnis, verbanden sich mit Geräuschen, die einst Stimmen gewesen sein mochten, nun aber so verwischt waren, dass ihre ursprüngliche Bedeutung nicht mehr zu erkennen war. Er versuchte, die Erinnerungen zu fassen, doch sie rannen ihm wie Wasser durch die Finger, trafen auf den Boden und verdunsteten, bevor er etwas dagegen tun konnte.

Der Traum war fort. Ihm blieb nur, seine Augen zu öffnen.

Er blinzelte und stöhnte leise, als das grelle Licht von draußen auf seine Augen traf. Der hell erleuchtete Magnum-Opus-Palast hob sich wie ein Juwel von dem tintenschwarzen Nachthimmel ab; zweifellos verdrängte das Licht der Gala jegliches Leuchten von Sternen. Noch ein Grund, diese Feste nicht leiden zu können.

Er sah auf sein Handy hinab, auch wenn er sich nicht erinnerte, es aus seiner Tasche genommen zu haben. Das leuchtende Display, das ein Bild von ihm, Platan und Julie zierte, verriet ihm, dass es gerade 20 Uhr war. Mit Sicherheit war er der Gast, der als letztes ankam, genau wie geplant. Er würde dafür als erstes gehen. Also müsste er nur vier Stunden überstehen.

»Alles in Ordnung?« Sein Chauffeur musterte ihn im Rückspiegel. »Wollen Sie nicht aussteigen?«

»Ja, natürlich«, antwortete Flordelis. »Ich bin nur nicht sehr erpicht auf diesen Gala-Besuch.«

Das war vielleicht eine seltsame Beschwerde für eine vermögende Person (die auch noch der Nachfahre einer Königsfamilie war und so etwas deswegen gewöhnt sein sollte), aber sein Chauffeur schien seine Abneigung zu verstehen, denn er lachte: »Ich würde auch wirklich nicht mit Ihnen tauschen wollen. Außer vielleicht für das Essen.«

»Das ist das einzige, was es wert macht, eine Gala zu besuchen – sofern man Gelegenheit zum Essen findet«, sagte Flordelis schmunzelnd, während er sein Handy einsteckte. »Es tut mir leid, dass Sie hier draußen warten müssen.«

»Schon in Ordnung. Das gehört zum Job. Amüsieren Sie sich gut.«

Flordelis bedankte sich, dann verließ er den Wagen. Er war zwischen denen anderer Gäste geparkt, hinter den abgedunkelten Scheiben flackerten Lichter. Mehr als ein Fahrer unterhielt sich selbst womöglich mit Filmen oder Serien; hoffentlich könnte auch sein Chauffeur sich ablenken.

Während er auf die Eingangstüren des Palasts zuging, kam ihm wie bei jeder Gala der Gedanke, dass er so hell erleuchtet wirklich schön war. Für einen Moment konnte er sogar die Lichtverschmutzung ignorieren, die für in der Nähe lebende Pokémon unerträglich sein musste.

Als er an der Tür ankam, fiel sein Blick unwillkürlich auf die rechte Wand. Niemand war hier.

Aus einem ihm unerfindlichen Grund ließ diese Erkenntnis sein Herz schwer werden. Für einen Moment grübelte er darüber nach, ob er möglicherweise jemanden hier erwartet hatte. Aber warum sollte er das, ohne sich daran zu erinnern?

Vielleicht suchte er nur nach Gründen, weiterhin nicht nach drinnen zu gehen. Deswegen schob er dieses seltsame Gefühl wieder weit von sich und trat ein.

Ein Diener hieß ihn in der Eingangshalle willkommen. »Wir haben nur auf Sie gewartet, Monsieur Flordelis. Darf ich sie zum Ballsaal begleiten?«

Im Grunde war das unnötig, Flordelis kannte den Weg dank all der Galas sehr gut. Ganz zu schweigen von den Ausflügen hierher, zu denen vor allem Platan ihn während ihrer gemeinsamen Forschungszeit überredet hatte, um den Palast wie eine Touristen-Attraktion zu bewundern. Aber es kam ihm unhöflich vor, diese Hilfe abzulehnen, deswegen bat er darum und folgte dem Diener anschließend zum Ballsaal.

Im Moment war niemand außer ihnen und einigen anderen Bediensteten, die sofort eilig davonhuschten, tiefer in die Dunkelheit jenseits der Kerzenleuchter, in den Gängen. Die Musik und die Gespräche aus dem Ballsaal vibrierten regelrecht durch das Gebäude und hätten jeden, der auch nur ein wenig aufmerksam war, angelockt. In Flordelis erzeugte jeder Schritt, der ihn näher hinführte, nur mehr Abweisung. Warum konnten die vier Stunden nicht schon vorbei sein? Er sah sich regelrecht selbst wieder zurück in Richtung des Ausgangs laufen, so sehr sehnte er sich danach.

Aber natürlich ließ er sich nichts davon anmerken. Sein Gesichtsausdruck blieb undurchdringlich, sein Rücken gerade, seine Schritte fest. Wie es von jemandem wie ihm erwartet wurde.

An der Tür angekommen, wo die Atmosphäre bereits unangenehm bedrückend war, bedankte er sich bei dem Diener, atmete noch einmal tief durch und betrat dann den Ballsaal.

Ein seltsames Déjà-vu überkam ihn, nicht nur bei der aktuellen Musik, sondern auch bei dem Anblick, der sich ihm bot. In der Mitte des Saals befand sich etwas unter einem Tuch, vor seinem inneren Auge sah er einen lila Edelstein mit Pendeloque-Schliff, der mit einer gehörigen Portion Enttäuschung verbunden war. Dazu passend entdeckte er daneben eine Frau in einem goldenen Kleid, mit Perlenschnüren im kastanien-farbenen Haar; sie sah so anders aus, dass er einen Moment benötigte, um sie als Julie zu erkennen – und das geschah letztendlich auch nur, weil er glaubte, sich an sie in dieser Kleidung zu erinnern. Aber das war unmöglich.

Bevor er das erörtern konnte, klang eine Stimme an sein Ohr: »Ah, Monsieur Flordelis! Sie haben es wirklich geschafft.«

Mit einem ehrlichen Lächeln – wahrscheinlich sein einziges an diesem Abend – wandte Flordelis sich dem Gastgeber zu, der mit freudiger Erwartung auf ihn zukam. »Monsieur Henri, danke für die Einladung. Ich bitte darum, meine Verspätung zu entschuldigen, es gab noch sehr viel bei der Arbeit zu tun.«

Henri nahm seine Hand, um sie ausgiebig zu schütteln, und zwinkerte ihm zu. »Sie sind auf jeden Fall entschuldigt. Wir wissen ja inzwischen, dass Sie immer sehr beschäftigt sind.«

Bei Henri glaubte er diesen Satz sogar, bei anderen Gastgebern klang er meist sehr gepresst, manchmal sogar ein wenig passiv-aggressiv, aber man legte sich nur ungern mit Flordelis an. Als Nachfahre der Königsfamilie genoss er das Privileg, dass die feine Gesellschaft es sich nur ungern mit ihm verscherzte. Nur deswegen konnte er es sich auch erlauben, immer so wenig Zeit wie möglich auf Galas zu verbringen.

Henri war aber zumindest immer gut gelaunt, wenn Flordelis ihn traf. Deswegen mochte er diesen untersetzten Mann mit dem grau-blauen Haar und den stets funkelnden blauen Augen, die sich selbst in seinem fortgeschrittenen Alter noch über jedes neue Wunder zu freuen schienen. Für ihn nahm Flordelis sich auch bei Geschäftsessen gern besonders viel Zeit.

Dennoch verspürte er heute eine kurze, aber stechende Woge des Zorns, weil Julie ihm den Edelstein verkauft hatte. Einem Sammler, der mit der geballten Macht in diesem Stein gar nichts anzufangen wüsste, im Gegensatz zu Flordelis.

Doch er kämpfte den Impuls nieder, um Henri nicht vor den Kopf zu stoßen und bedankte sich für das Verständnis.

Henri winkte sofort ab. »Ich freue mich einfach, dass Sie heute hier bei uns sind, Monsieur Flordelis. Wenn ich mein größtes Schmuckstück präsentiere, muss einfach jeder dabei sein.«

Henri bat ihn mit sich und ging dann direkt auf die anderen Anwesenden und vor allem das verhüllte Kunstwerk zu. Flordelis folgte ihm langsamer und blieb schließlich in angemessener Entfernung wieder stehen.

»Meine lieben Gäste«, verkündete Henri voller Begeisterung, »ich freue mich, dass wir nun vollzählig sind~.«

Sofort verstummten alle Gespräche, die Blicke aller wandten sich ihm zu. Außer von Flordelis, denn er betrachtete die anderen, bis er einen gewohnt gut gelaunten Platan zwischen ihnen entdeckte. Sofort wurde seine Brust ein wenig leichter. Solange Platan da war, würde der Abend bestimmt nicht so schlimm werden. Er würde später einfach nur mit ihm reden. Alles war gut.

»Es ist mir eine große Ehre«, fuhr Henri fort, »Ihnen allen endlich mitzuteilen, wofür wir uns versammelt haben. Es gibt eine großartige Nachricht, die ich zu verkünden habe!«

Darauf breitete sich ein leises Flüstern aus, als die Anwesenden zu ergründen versuchten, was genau er wohl zeigen wollte.

»Inzwischen ist es in Kalos allgemein bekannt, dass ich vor kurzem in den Besitz eines ganz besonderen Stücks gekommen bin, das meine hochdotierte Sammlung noch weiter veredeln wird.«

Flordelis schnaubte lautlos. Julie wirkte ziemlich zufrieden, während sie Henri zuhörte.

»Hiermit enthülle ich voller Stolz den Amethyst der 1000 Möglichkeiten

Damit entfernte er das Tuch unter dem eine gläserne Vitrine auf einem Podest zum Vorschein kam. Darin lag ein lila-farbener Edelstein mit Pendeloque-Schliff, genau wie Flordelis es in seinem Déjà-vu vor sich gesehen hatte. Aber seine Ernüchterung über die Natur des Steins verdrängte die Verwirrung darüber schnell wieder. Als Julie ihm ihren Fund präsentiert hatte, war er von derart viel Energie erfüllt gewesen, dass er regelrecht vibriert hatte. Aber nun ...

Amethyst der 1000 Möglichkeiten?, fuhr es Flordelis durch den Kopf, während er ihn betrachtete. Das war er vielleicht mal.

Zumindest waren die anderen Gäste entsprechend angetan, wie er an den begeisterten Ausrufen hören konnte. Dazwischen gab es auch einige Neider, die mit gerümpften Nasen und gerunzelter Stirn auf den Stein sahen, leise vor sich hinmurmelten, dass sie so etwas ohnehin nicht benötigten und es typisch für Henri wäre, mit etwas derart Gewöhnlichem anzugeben.

Henri störte sich nicht daran, dafür war er noch zu begeistert, als er schließlich die Arme ausbreitete. »An diesem Abend werden Sie alle noch ausführlich die Gelegenheit bekommen, meinen Schatz zu betrachten. Deswegen wünsche ich Ihnen nun ein großartiges Fest. Essen und trinken Sie so viel Sie wollen! Teilen Sie meine Freude!«

Er legte beide Hände auf seine Brust, während er ergriffen den Kopf senkte. »Das ist alles, was ich mir heute von Ihnen wünsche.«

Julie hob das Glas, das sie gerade in der Hand hielt, worauf die anderen Gäste ihrem Beispiel folgten. Das alles geschah in einer eigentümlichen Stille, die Flordelis einen Schauer über den Rücken jagte. Aber da klatschte Henri schon in die Hände, womit das Schweigen aller beendet wurde und wieder in das geschäftige Summen überging, während alle sich wieder ihren eigenen Gesprächen widmeten.

Julie trat näher zu Henri, legte ihre Hand auf seine Schulter und flüsterte ihm etwas zu. Sein Gesicht strahlte darauf noch ein wenig heller. Er nickte – und dann verlor Flordelis ihn aus den Augen, weil er selbst plötzlich von mehreren Leuten umgeben war, die alle mit ihm reden wollten. Es waren alles potentielle Geschäftspartner, die er nicht einfach vertrösten konnte, deswegen konzentrierte er sich auf diese und dachte erst einmal nicht mehr an Henri oder Julies seltsames Verhalten.

 

Mehrere Stunden später, nachdem Flordelis mit allen geredet hatte, mit denen er reden wollte – und Julie über die Entfernung hin angefunkelt hatte, obwohl sie ihn nicht einmal beachtete –, fand er endlich die Zeit, mit Platan zusammenzustehen, während er seinen Champagner trank. Nicht das erste Glas an diesem Abend, vielleicht fühlte er sich deswegen ein wenig unruhig, während er die anderen beobachtete.

»Heute sind sie wirklich gut drauf.«

Etwas an diesen Worten verstärkte das Déjà-vu in Flordelis wieder. Aber er konnte die dazugehörende Erinnerung weiterhin nicht fassen.

»Platan.« Flordelis atmete tief durch. »Das hast du auch schon bei der letzten Gala gesagt. Und am Ende gab es einen großen Skandal um Madame Enora, ausgelöst von Madame Josette.«

»Aber Madame Josette hat sich doch entschuldigt.«

Flordelis sah Platan an, der den Blick mit seinen grauen Augen unschuldig erwiderte. »Du verstehst es einfach nicht.«

»Offenbar«, gab Platan unbekümmert zu. »Aber weißt du, was ich auch nicht verstehe? Dass du keinen Ton mit Julie gewechselt hast. Bist du immer noch wütend auf sie?«

»Bei dir klingt es, als wäre der Zwischenfall schon ewig her.« Flordelis runzelte die Stirn, während er zwischen den Gästen wieder nach Julie Ausschau hielt. »Dabei waren es gerade einmal ein paar Monate – und diese Gala ist das Ergebnis davon.«

Da er Julie nirgends entdeckte, fiel sein Blick wieder auf den Edelstein, worauf die Wut erneut in ihm brodelte.

»Ich weiß, dass du enttäuscht bist, weil sie ihn dir nicht verkauft hat«, sagte Platan, in einem neuerlichen Versuch der Versöhnung, »aber sie hatte bestimmt ihre Gründe, warum sie ihn lieber Monsieur Henri überlassen hat.«

»Der Grund scheint einfach nur Schmuck zu sein«, bemerkte Flordelis säuerlich, als ihm Julie endlich zwischen den Gästen auffiel – besonders als ihm wieder ihr Armreif ins Auge fiel. Jener, dem sie ihm so stolz präsentiert hatte, nachdem sie einen möglichen Paradigmenwechsel dafür eingetauscht hatte. Warum hatte sie erwartet, dass er sich mit ihr freuen würde?

»Sie wird bestimmt ihre Gründe dafür gehabt haben«, sagte Platan, absolut überzeugt von ihr. »Du kennst sie doch.«

»Genau deswegen wunderte mich diese Entscheidung. Ich habe sie nicht als derart egoistische Person kennengelernt.« Er sah Platan an. »Oder hat sie dir gegenüber eine Erklärung abgegeben?«

Betrübt schüttelte er mit dem Kopf. »Ich habe sie gefragt, aber sie sagte nur, dass ich das ohnehin nicht verstehen würde.«

Plötzlich hellte sich Platans Gesicht wieder auf. »Eigentlich hatte ich gehofft, ihr würdet euch heute Abend wieder versöhnen. Das ist doch der perfekte Zeitpunkt, oder?«

»Ganz bestimmt nicht. Jedenfalls nicht, bevor sie sich entschuldigt.«

Platan seufzte darauf. »Ihr seid beide richtige Pampuli.«

Flordelis runzelte seine Stirn. Irgendetwas an diesem Pokémon, das ihm eigentlich vollkommen unbekannt war, erinnerte ihn wieder an etwas. »Hast du das schon einmal gesagt?«

Darauf blinzelte Platan irritiert. »Eigentlich nicht. Ich hab es aber schon gedacht.« Er strahlte wieder. »Vielleicht kannst du jetzt einfach meine Gedanken lesen. Wäre das nicht wundervoll?«

»Findest du?« Flordelis schmunzelte. »Es gibt doch bestimmt Dinge, von denen du nicht willst, dass ich sie weiß, oder?«

Platan dachte einen Moment darüber nach, dann nickte er. »Stimmt. Ich glaube, ich habe meine Gedanken doch ganz gern für mich. Aber falls du sie mal wissen willst, frag mich einfach~.«

Er zwinkerte Flordelis zu, worauf dieser seinen Blick abwenden musste, um sein Herz wieder ein wenig zu beruhigen. Manchmal war Platan doch ein wenig zu viel für ihn.

Er leerte den Rest seines Glases und stellte dieses dann auf dem Tablett eines vorbeieilenden Kellners ab. »Ich denke, ich beende diesen Abend an dieser Stelle.«

»Oh, wirklich?« Platan sah ihn überrascht an. »Es ist noch nicht einmal ganz Mitternacht. Um diese Zeit beginnen solche Feste doch erst wirklich, das sagen auch alle Märchen. Willst du das nicht einmal wenigstens ausprobieren?«

»Ich habe mit allen gesprochen, mit denen ich reden wollte.« Oder mit denen er reden musste. »Und ich muss morgen wieder arbeiten.«

»Dann sehen wir uns wohl ein andermal wieder.« Platan lächelte ihm zu. »Schlaf gut. Und melde dich, falls du Redebedarf hast. Oder falls du meine Gedanken wissen willst~.«

Flordelis versicherte ihm, dass er genau das machen würde, dann strebte er zum Ausgang und verließ den Saal ohne weitere Unterbrechung. Bevor er die Tür hinter sich wieder schloss, spürte er ein unangenehmes Brennen auf seiner Haut. Für einen kurzen Moment kreuzte sich sein Blick mit dem von Julie. Sie sah ihn kühl an und so verstimmt, dass er allein dabei zu der Überzeugung kam, dass sie sich nie wieder versöhnen würden. Der Gedanke schmerzte ihn, aber es war ihre Entscheidung gewesen, nicht seine. Deswegen erwiderte er den Blick ebenso kühl und schloss die Tür endlich, um sie nicht mehr ansehen zu müssen.

Kaum war er von den Feierlichkeiten abgeschottet, atmete er tief durch. Mit schnellen Schritten lief er durch die Gänge, bevor doch noch jemandem – im schlimmsten Fall Julie selbst – einfallen würde, dass ein wichtiges Gespräch mit Flordelis angebracht war.

Ohne einen Zwischenfall konnte er den Magnum-Opus-Palast verlassen und direkt seinen Wagen aufsuchen, in dem sein wartender Chauffeur ihn überrascht empfing. »Sie brechen schon wieder auf?«

Flordelis stutzte bei dieser Wortwahl kurz, aber im Endeffekt hatte er recht und Platan hatte das ja auch schon angemerkt: Flordelis blieb einfach nie sehr lange bei diesen Galas. Aber er glaubte auch nicht, dass er irgendetwas verpasste.

»Ich ziehe es vor, morgen ausgeschlafen zu sein, statt über Gebühr mit Leuten zu sozialisieren.«

»Reiche haben wohl ihre ganz eigenen Probleme«, folgerte sein Chauffeur schulterzuckend.

Flordelis schmunzelte darauf. »Das stimmt wohl.«

Er lehnte sich zurück, als der Wagen losfuhr und den Magnum-Opus-Palast mit seinen hellen Lichtern rasch hinter sich ließ. Als sie die Palais-Allee entlangfuhren, fiel Flordelis' Blick unter seinen schwer werdenden Lidern auf die Uhr auf dem Armaturenbrett: 23:59 Uhr.

Dann müsste Platan wenigstens nicht mehr warten, bis das Fest wirklich begann. Bestimmt würde er ihm alles erzählen, was er verpasst hatte, also müsste er sich keine Gedanken machen. Vielleicht sollte er ihn morgen direkt deswegen anrufen. Möglicherweise könnte er ihn dann ja wirklich nach seinen Gedanken fragen. Und ob Julie vielleicht noch mit ihm gesprochen hatte.

Erst einmal könnte er aber einfach die Augen schließen und darauf warten, zu Hause anzukommen. Verbunden mit den sanften Vibrationen des Fahrzeugs fiel er rasch in einen tiefen Schlaf, in dem ihm Julies finsterer Blick überallhin zu folgen schien.
 



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