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Stranded with a Dragon

von

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Na das kann ja heiter werden!

Der Mond stand verhangen von dicken Wolken spärlich leuchtend über der Insel als Joey am Feuer bei der Höhle saß und Seile fertigte. Ein Ende der elastischen Baumrinden zwischen seine Zehen gespannt, flocht er das andere stramm immer weiter hinauf, bis eine feste Kordel entstand die nicht so schnell reißen würde.
 

Er hatte wirklich viel geschafft heute. Die Höhle war abgedichtet und hatte sogar eine Tür, die zwar mehr einer herausnehmbaren Wand glich, aber hey! Sie erfüllte ihren Zweck und ließ die kühlen Nachtwinde nur Bruchstückhaft herein. Zwar war es immer noch frisch, aber kein Vergleich zu vorher.
 

Das Wetter hatte sich im Laufe des Tages immer mehr zugezogen und Joey nahm dies als Anlass dafür einen kleinen 10cm Wall aus verschiedensten Zeug das irgendwie zusammenhalten würde am Höhleneingang zu errichten, sodass sie nicht plötzlich nasse Füße bekamen, sobald es anfing zu regnen.
 

Wenn Joey mit seinen zugigen Klamotten auch noch durchnässt werden würde, ohne eine Chance auf Wechselsachen, na dann Hallo todbringende Erkältung.
 

Bei der Luftfeuchtigkeit dürfte es eine Ewigkeit dauern, bis die Klamotten wieder trocken wurden. Da sorgte er lieber dafür, dass sie gar nicht erst im Nass ertranken.
 

Und was ganz nett war, war die Tatsache das auch genug Material überblieb um die Feuerstelle ein wenig auszubessern. Joey hatte sie etwas mehr in die Höhle verlagert, damit der aufkommende Regen die kostbaren Flammen nicht löschte.
 

Schließlich wusste er immer noch nicht wie er Feuer selbst machen sollte und der Herr des Feuers Mr. Eisklotz war momentan nicht ansprechbar.
 

So musste die neu gegrabene Vertiefung mit kreisrunden Wall vorerst reichen.
 

Und apropos Mr. Eisklotz, der was absolut weg vom Fenster.
 

Joey hat den ganzen Tag gewerkelt, gebaut, kurz gesagt ne menge Krach gemacht und der Typ hat nicht eine Regung gezeigt in dieser Zeit.
 

Ein weiteres Indiz darauf wie dringend er diese Pause brauchte.
 

Wie sehr sein Körper am Ende war.
 

Joey sah kurz auf und blickte hinüber zum Brünetten, der bedeckt von seinem weißen Mantel auf einen der Betten lag. Sein Gesicht zierte nach wie vor eine ungesunde Blässe und die verzogene Mimik von Zeit zu Zeit deutete darauf hin, dass die Schmerzen auch weiterhin nicht nachließen.
 

Der verschwitzte Kopf wanderte immer wieder unruhig von einer auf die andere Seite. Die knochigen Finger lebten ab und zu krampfhaft zwischen dem weißen Mantel auf.
 

Joey fiel plötzlich auf, dass Kaibas Nacken rote Streifen zierte. Skeptisch hielt er in seinem Tun inne und trat näher heran um sich ein Bild davon zu machen.
 

Tatsächlich waren es mehrere Kratzer, aus welchen zum Teil kleinste Blutströpfchen hervorschimmerten und als Kaiba sich erneut bewegte, sah Joey wie sich einige kleine Äste der Unterlage herausgelöst hatten die nun dem Brünetten durch sein herumgewälzte mehr und mehr den grazilen Hals aufrissen.
 

Joey war alles andere als begeistert. Verärgert strich er sich durchs blonde Haar und verfluchte den Eisklotz ruhig und mehr zu sich selbst redend:
 

„Kannst du nicht einmal 5 Minuten still sein und mir keinen Ärger bereiten? Musst du dich schon wieder selbst verletzen? So langsam hab ich das Gefühl du machst das mit Absicht, nur um zu stänkern."
 

Er überlegte was jetzt zu tun war. Es war klar das Joey helfen würde. Zum einen war er kein Arsch wie eine gewisse andere Personen in dieser Höhle und zum anderen war Kaiba Momentan sehr schwach, sodass er seine Situation nicht weiter verschlechtern wollte.
 

Nur war es mittlerweile sehr frisch geworden und Joey fror selbst mit seiner Jacke schon so genug. Sie dem Brünetten wieder als Kissen zu leihen barg das Risiko selbst krank zu werden. Gefolgt von einem langen Stöhnen fiel ihm nur eine Alternative ein:
 

„Ich kann nicht glauben, dass ich das jetzt mache."
 

Joey legte zuerst noch Holz nach, ehe er seine Sachen nahm und sich mit dem Rücken gegen die Steinwand lehnend neben Kaiba setzte. Ein Bein angewinkelt um mit seiner Arbeit fortfahren zu können, legte er Kaibas fiebrigen Kopf auf den Oberschenkel seines anderen, sodass der Brünette nicht länger zerkratzt werden würde und begann damit erneut die Kordeln zu binden.
 

Dabei glitt sein Blick jedes Mal wenn der Brünette sich unruhig umher wälzte wieder kurz zu ihm hinunter und steckte Joey ebenfalls mit dieser Unruhe an.
 

Joey fürchtete sich vor dem Szenario in dem jede weitere Infektion das Fass zum Überlaufen brachte.
 

In dem Kaiba Tagelang so gequält da lag, sich nichts mehr besserte und er plötzlich eine kalte dunkle Höhle wiederfand in dem sich kein Leben mehr befand. Nur ein regungsloser Körper.
 

Joey fürchtete sich davor alleine auf dieser Insel zu sein.
 

Und diese Furcht keimte mehr und mehr mit jedem Tag an dem Kaibas Zustand sich verschlechterte. Es mag zwar Kaiba sein. Herr der Eisklötze, Angeber-Schnösel, Arroganter Arsch vom Dienst. Aber dennoch wollte Joey ihn nicht missen. Seine Furcht vor dem alleine sein war um einiges schlimmer als die vor Kaiba.
 

Er band Kordel für Kordel, bis ihm irgendwann die ungewohnte Reibung zwischen seinen Zehen zu viel wurde. Sie taten bereits weh und die Innenseiten zierte eine schmerzhaft rote Färbung.
 

Aber es waren vorerst eh genug Seile. Nur...hatte er jetzt nichts mehr zu tun und war durch den Brünetten an Ort und Stelle gebunden. Und Müde war er auch noch nicht.
 

Aus seiner aufkeimenden Langeweile heraus starrte Joey zunächst auf den Sprichwörtlichen 'Eis'-Klotz an seinem Bein hinunter.
 

Der hatte nach wie vor so einen angestrengten Ausdruck auf seinem Gesicht, dass man meinen könnte er würde selbst im Schlaf noch arbeiten. Gab es überhaupt Momente in denen der sich mal halbwegs entspannte?
 

Joey seufzte kurz gestresst, ehe er das Tuch auf Kaibas Stirn neu befeuchtete und wieder auf die gerötete Haut legte.
 

Dann zog er aus seiner Jackentasche eine neue Beschäftigung.
 

Wie in einer täglichen Routine öffnete er sein kleines Skizzenbuch und zog aus einer Gummilasche an der Seite einen kleinen Bleistift hervor. Er blätterte zu seinem letzten Entwurf und begann damit ihn weiter auszuarbeiten.
 

Es war eine Waffe die die Angriffspunkte eines Monsters verbessern würde und bei einem gegnerischen Angriff seinen Herren schützte in dem sie für ihn auf den Friedhof ging. Das Design war noch grob und nur eine Idee, sodass Joey sich nun an Detail machen würde.
 

Er mochte den Gedanken, dass eine Waffe so eine starke Bindung zu seinem Meister entwickelte, dass sie sogar sich selbst opfern würde um ihn zu schützen. Ein heroischer Akt der Selbstlosigkeit und Dankbarkeit.
 

Joey schlich ein Lächeln auf die Lippen. Zwar war sein Lebensziel mittlerweile außer Reichweite, doch liebte er es dennoch sich in diese Welten zu verlieren. Sich ganze Geschichten rund um seine Kreationen auszudenken und wie ihr Leben, ihre Persönlichkeit wohl sein könnte. Ob sie Partner, vielleicht sogar Familie haben oder Einzelgänger sind.
 

Es war einfach so interessant sich in diesem Endlosen Geflecht immer weiter zu verstricken, bis sich Masche für Masche ein sauber zusammenhängendes Gewebe bildete.
 

Wie eine Lückenlose Welt.
 

Plötzlich spürte Joey wie sich Kaiba erneut bewegte, doch beachtete er ihn nicht. Der Brünette wühlte und wühlte so sehr, dass Joey es sogar mittlerweile aufgegeben hatte das ständig herunterrutschende nasse Tuch immer wieder zurück auf seine Stirn zu legen.
 

Es blieb eh nicht länger als 2 min dort liegen.
 

Aber als unter ihm ein belustigtes schnauben ertönte, musste der Blonde nun doch sehr verwirrt hinunter schauen.
 

Verwundert betrachtete Joey das schlafende Gesicht dessen harte Züge sich fast komplett glätteten.
 

Und schnell kam er nicht mehr aus dem Staunen heraus als er die wenigen Falten sah, welche aus dieser entspannten glätte herausstachen.
 

„Ich glaub's nicht..."
 

Kaiba...lächelte.
 

Und es war nicht sein zynisches oder abfälliges Grinsen bei dem jeder eine Gänsehaut bekam.
 

Er lächelte ehrlich. Fast unschuldig.
 

Aus Joey brachte dies ebenfalls ein belustigtes Schnauben hervor:
 

„Na sieh mal einer an. Scheinbar steckt da doch ein Mensch drin."
 

Sich diesen seltenen Anblick gut einprägend, ließ der Blonde vorerst ab von seiner Skizze und starrte wie gebannt auf das glückliche Gesicht. Es war fast noch fröhlicher als damals auf Pegasus Insel, als Kaiba nach Monaten Mokuba endlich wieder in seine Arme schließen konnte. Zwar ein harter Hund auf der Straße, war Joey dennoch anfällig für solch rührende Momente und auch jetzt steckte der verdammte Eisklotz ihn doch tatsächlich an, sodass sich auf Joeys Lippen selbst ein warmes Lächeln kräuselte:
 

„Wenn der so vor sich hin lacht, könnte man sogar meinen er sei ein netter Mensch. Steht dir irgendwie nicht. Deine arrogante hässliche Fratze gefiel mir lieber. Die gaukelt einem wenigstens nicht so eine gruselig scheinheilige Unschuld vor."
 

Joey lachte auf:
 

„Haha...Ein herzlich lächelnder Kaiba. Kneif mich mal einer, denn das hier kann nicht echt sein! Aber... muss ja n schöner Traum sein den du da hast. Da werd ich fast neidisch."
 

Aus einer unbedachten Reaktion heraus streichelte Joey kurz durch das glatte braune Haar. Es Fühlte sich fast so weich an wie bei seiner Schwester.
 

Wie lange hatte er sie schon nicht mehr gesehen? Ihr behutsam durchs Haar gestrichen und seine Sorgen verfliegen lassen, weil sie da war.
 

Ob sie bereits wusste, dass er verschollen ist? Es sind bereits so viele Tage vergangen. Sicherlich wurden Angehörige bereits informiert. Er wollte garnicht wissen wie viele Sorgen sie sich machen musste. War ihr gemeinsames Band doch so stark, dass niemand anderes so ein Gefühl von Geborgenheit vermitteln konnte. Ihr Vertrauen zueinander gab es kein zweites Mal.
 

Es war zu lange her, dass er sie gesehen hatte und... er vermisste sie. Vermisste das Gefühl seine Finger durch die braunen Haare zu streichen, um sich davon zu überzeugen das sie wirklich bei ihm war und es ihr gut ging.
 

Ob Mom ihr genug Trost spenden konnte? Immerhin hatte die Trennung so tiefe Narben hinterlassen, dass eine richtige Familie nur sie zwei waren. Das tiefe Vertrauen in ihre Eltern war schon lange verkümmert.
 

In seinen eigenen Gedanken versunken bemerkte Joey nicht, wie seine Hand automatisch damit fortgefahren war den weichen Schopf unter seinen Fingern stampft zu streicheln.
 

Erst ein wohliges Seufzen riss ihn von den Gedanken an seine Schwester wieder zurück in die Realität. Und als es Joey bewusst wurde was er da tat, zog er in einer Sekunde des Schrecks seine unbedachten Finger hastig zurück.
 

Das Gefühl hatte ihn so sehr an Serenety erinnert, dass sein Körper automatisch reagiert hatte.
 

Und er kam nicht umhin sich selbst dafür zu rügen:
 

„Man Joey, reiß dich zusammen. Das ist immer noch der Eisklotz, du Idiot."
 

Doch als die braunen Iren dann wieder auf den Schlafenden in seinem Schoß fielen, kam er nicht umhin die Augen zum zweiten Mal an diesen Abend verdattert aufzureißen.
 

Kaiba er...er weinte.
 

Zwar nicht viel, noch nicht mal eine Hand voll Tränen, aber dennoch benetzten sie diese weiße Haut und schimmerten glitzernd unter den verschlossenen Liedern hervor.
 

Hatte er ihn falsch berührt und so irgendwie weh getan? Schließlich war das schnell zu bei diesem schwarzen Pech auf seiner Brust.
 

Aber er zeigte keine Spur des Unwohlseins. Nein er lächelte nach wie vor. Schien entspannt zu sein. Nicht abwehrend.
 

Joey würde fast sogar so weit gehen zu behaupten, dass sich Kaiba gerade ziemlich wohl zu fühlen schien.
 

Neugierig geworden strich er ihm in seiner Faszination experimentell wieder durch das weiche Haar und konnte sehen, wie der Größere sich noch mehr zu entspannen schien. Er streckte sich sogar etwas in die Berührung hinein, so als ob dies einer Belohnung glich.
 

Das ist ja mal was neues.
 

„Na sieh mal einer an. Wer ist jetzt hier der Hund? Das scheint dir ja richtig zu gefallen Schnösel. Und dabei dachte ich der große Seto Kaiba hätte eine Phobie gegen jegliche Berührungen. Würde mich ja mal echt interessieren was der gerade so Träumt wenn ihn das so glücklich macht."
 

Joey widmete sich wieder seiner Zeichnung zu, hielt jedoch nicht inne mit den Streicheleinheiten.
 

Es beruhigte ihn irgendwie selbst. Wahrscheinlich weil diese Form der Geste für ihn tief mit seiner Schwester verbunden war, sodass es sich selbst beim Geldsack nicht falsch anfühlte.
 

Es würde ihn zudem nicht wundern wenn diese vertrauten braunen weichen Haare auch eine Rolle mitspielten.
 

Man, gerade jetzt hatte er kein Handy dabei um dieses unwirkliche Bild festzuhalten. Yugi und Tristan würden ihm das hier sonst nie glauben.
 

Es war aus seiner Jackentasche gefallen, als die stürmischen Fluten ihn wie ein Spielzeug durch das Wasser schleuderten.
 

Ein Jammer aber auch. Was eine vertane Chance.
 

Kurz schaute Joey auf sein kleines Büchlein und dachte einen Moment lang nach.
 

Obwohl...es nicht festhalten zu können stimmte nicht ganz. Und es war schon eine ganze Weile her als er das letzte Mal Personen zeichnete. Wird eigentlich mal wieder Zeit.
 

Joey blätterte seine aktuelle Skizze um, sodass ihm wieder ein weißes Blatt Papier entgegenstrahlte.
 

Kurz verinnerlichte er Kaibas surreale Gestaltet noch einmal, ehe er damit begann den ersten Strich zu setzen.
 

Es wäre echt eine verschwendete Gelegenheit dieses dumme Gesicht nicht festzuhalten. Immerhin pennt der bestimmt eh noch ne ganze Weile und verdammte Joey als sein persönliches Kissen, dazu an Ort und Stelle Wurzeln zu schlagen.
 

Außerdem...
 

Schlafende Drachen soll man nicht wecken sagte ein altes Sprichwort.
 

Und Joey hatte so genug Zeit alles bis ins kleinste Detail festzuhalten.
 

Was soll der olle Geldbeutel schon machen?
 

Im Laufe der Zeit glitten die Braunen Iriden immer wieder hinunter auf das unwirkliche Bild und wurden dabei unbewusst von den warmen Zügen angesteckt, welche ihm so vertrauenswürdig entgegenstrahlten.
 

Joey entdeckte an diesem Abend etwas mit dem er nie gerechnet hätte.
 

Kaiba konnte Mensch sein.
 

Und ein ziemlich bezaubernder sogar.
 


 

Bild: https://www.animexx.de/fanart/zeichner/1049853/2751084/
 


 


 


 


 

Am nächsten Tag erwachte Joey als eine Bewegung auf seinem Oberschenkel ihn aus seinem Traum riss und regnerisches rauschen an seine Ohren drang. Noch schlaftrunken öffnete er nicht gleich die Augen, sondern genoss die wenigen faulen Momente des Besinnens.
 

Genervtes grummeln erklang und die Bewegungen nahmen an Stärke zu. Doch Joey war noch nicht bereit in den Tag zu starten.
 

„Mmm...hör auf. Ich will noch nicht aufstehen."
 

„Wheeler, nimm deine keimigen Wurstfinger von mir oder ich schwöre ich werde das letzte sein was sie jemals berührt haben."
 

Moment mal...Kaiba?
 

Verwirrt und vom Schlaf verhangen öffneten sich Joey's braune Augen zunächst lustlos. Laut gähnte er einmal, ehe er an sich hinab blickte und Kaiba auf seinem Oberschenkel erblickte mit einer Miene, die der finstersten Eishölle entsprang.
 

Doch war das Hirn des Blonden noch nicht soweit:
 

„Oh, morgen Kaiba.", und die braunen Augen schlossen sich erneut.
 

Vor Müdigkeit träge, sickerte die Situation nur langsam zu ihm durch und schließlich dämmerte es. Sofort war Joey wach:
 

„Kaiba?!"
 

„Ich gebe dir genau drei Sekunden...", knurrte der CEO hinauf zu ihm.
 

Joey's Hand ruhte zwar nicht mehr auf dem braunen Haar, aber sie war in der Nacht hinunter zu Kaibas Schulter gewandert und verweilte dort bis jetzt. Sichtlich zum Ärgernis des Brünetten.
 

Joey zog den Ausreißer hastig mit einem kurzen „Oh, sorry." , weg, doch umgehend überschlugen sich die Erinnerungen in seinem Kopf, sodass er sich schnell über den Brünetten nur noch aufregen konnte:
 

„Drei Sekunden am Arsch! Hast du ne Ahnung was du mir für nen Schrecken eingejagt hast? Arbeitest bis zur Ohnmacht ohne auch nur einmal an deinen Zustand zu denken. Bist du dir eigentlich bewusst was das bedeutet wenn du hier abkratzt? Das kannst du dir gleich abschminken das du dich so aus dem Staub machst! Dein verzogener Arsch kann mal schön hier bleiben und ausbaden, was auf diesem Schiff passiert ist. Denn ich mache den ganzen Mist auf dieser verdammten Insel nicht alleine durch!"
 

Wütend spuckte Joey ihm seinen Standpunkt entgegen und Kaiba konnte dies nur mit einem genervten Ausdruck quittieren.
 

„Was ich mache hat dich nicht zu interessieren, also lass mich in Ruhe und ...urgh!?"
 

Kaiba wollte gerade versuchen sich aufzusetzen, doch ran bei der kleinsten Bewegung eine heftige Schmerzenzwelle durch seinen Körper.
 

Ebenso wie Kaiba selbst, überraschte auch Joey das plötzliche Leiden des Größeren. Wobei...eigentlich nicht. Der war selbst schuld dran!
 

„Alter bleib liegen! Du bist in keiner Verfassung jetzt aufzustehen und solltest es auch nicht."
 

Während Kaiba noch um Fassung ran, um sich diesen Befehl nicht bieten zu lassen, fiel Joey plötzlich noch etwas anderes auf, das ihn sichtlich einen herben Schrecken verpasste.
 

Die Finger, welche der Brünette nicht auf sich spüren wollte, wanderten zu dessen Hals und strichen vorsichtig über den Teil seiner heftig pochenden Halsschlagader, welche nicht von dem dunklen Oberteil verdeckt wurde. Haardünne Schwarze schlingen waren darin eingebettet.
 

„Deine Krankheit...sie breitet sich aus..."
 

Doch interessierte dies den Brünetten herzlich wenig:
 

„Urgh...Nimm deine Finger von mir und lass mich einfach in Ruhe Köter!"
 

Es war deutlich anzumerken, wie gereizt er war als seine Stimme Gift Spuckte und wieder versuchte Kaiba zu entkommen, schaffte es jedoch nicht die Kraft dafür aufzubringen. Sein Körper hörte nicht länger auf ihn.
 

„Herrgott lass einmal die Vernunft siegen!", appellierte Joey an ihn und tatsächlich hielten die Versuche inne. Jedoch mehr aus zwang als freiwillig.
 

Kaiba wurde plötzlich ruhig als er sich nicht bewegen konnte und schien zu versuchen seinen Atem wieder zu beruhigen. Alleine diese kleinen Versuche wieder Kontrolle zu erlangen verlangten seinem Körper alles ab.
 

Doch schließlich akzeptierte er seine Momentane Schwäche, kam aber nicht umhin noch seinen zynisch belustigten Kommentar abzugeben:
 

„He, Vernunft. Was bringt mir die?"
 

Joey wurde nun eine Spur ernster, als er kurz das neben sich liegende Tuch in einer der Schalen wieder mit Wasser benetzte und damit die verschwitzte Stirn entlang glitt:
 

„Das geht so nicht weiter Kaiba. Das was du dir da antust geht auf keine Kuhhaut. Du sollst lebend von der Insel kommen und nicht Tod.
 

Ich weiß du bist ein harter Hund, nur...gönn dir mal eine Pause. Es gibt hier nur uns zwei. Zwar mögen wir uns beide nicht, aber will ich dir dennoch nichts Böses. Ich will nichts von dir. Weder Geld noch irgendwas bezüglich deiner Firma oder deinem Bruder. Verdammt meinetwegen musst du mir nicht mal mehr die versprochene Duel-Disk geben, wenn es dich von dem hier abbringt. Und ich bin auch niemand, der irgendwas über dich an die Presse verkaufen würde.
 

Ich will nur, dass wir beide es hier herunter schaffen aber so funktioniert das nicht.
 

Arbeite doch einfach mal an deiner Gesundheit Kaiba. Alles andere kann vorerst warten. Lass dir helfen."
 

Stille folget, in der Joey eine Antwort von Kaiba erwartete. Aber kam zuerst keine und der Brünette starrte nur abschätzig zu ihm hinauf. Und als der Blonde schon dachte, dass er wieder nur mit Schweigen gestraft werden würde, folgte kühl:
 

„Ich bin kein Hund Wheeler."
 

Verdattert rissen die braunen Augen auf:
 

„Was?"
 

„Ich bin kein Hund. Die einzige Flohschleuder hier bist du, also bezeichne mich nicht als einen Hund."
 

Dieser Typ war doch wohl unglaublich!
 

„Das ist deine größte Sorge gerade? Echt jetzt?! Was ist bloß falsch mit dir?!"
 

Doch nahm nun der Ton des Brünetten einen deutlich ernsteren Ton an und stellte ihm ruhig die Frage:
 

„Wheeler, wie sehr willst du wieder zurück?"
 

Joey war verwirrt.
 

„Was ist das für eine Frage? Natürlich will ich unbedingt zurück. Aber will ich das nicht auf kosten deines Lebens."
 

Und wieder schnaubte Kaiba wissend, so als belustigte ihn diese ganze Situation auch noch:
 

„He, Das wird so nicht funktionieren. Mein Leben hat nichts mit dir zu tun. Also konzentriere dich lieber nur auf das zurückkommen."
 

Kaibas Ton hatte nichts abfälliges. Es fühlte sich mehr an wie ein gut gemeinter Rat, dem Joey natürlich nicht folgen wollte:
 

„Hä? Was meinst du denn damit? Natürlich hat dein Leben was mit mir zu tun. Wir hängen hier zusammen drin und ich komme nur mit deiner Hilfe hier raus. Ich bräuchte schon immenses Glück, das ein Boot zufällig vorbei kommt und mein Signal sieht. Da bist du definitiv die bessere Variante. Zudem braucht Mokuba seinen großen Bruder oder nicht? Ich will mir nicht vorstellen, was meine Schwester durchmacht, sobald sie erfährt das ich verschollen bin. Und ich denke Mokuba geht es gerade ähnlich."
 

Aber blieb die erhoffte Einsicht aus:
 

„Ich sagte bereits das mein Leben nichts mit dir zu tun hat und wenn du klug bist, lässt du mich einfach machen."
 

Trotzig verschränkte Joey die Arme vor seiner Brust. Am liebsten hätte er den Eisklotz grob am Kragen aus der Höhle geschliffen und ihm mal richtig feste das Gesicht ins Wasser Gedrückt, damit der sich endlich mal selbst merkte!
 

„Ich bin aber nicht klug. So und was jetzt?"
 

„Du wirst keine Wahl haben. Anders kommst du nicht zurück nach Japan"
 

Kaiba brachte Joey sichtlich auf die Palme. Immer diese Rätselhaften Äußerungen, die ihn für dumm verkauften. Er war so frustriert!
 

„Kannst du mal endlich die Dinge Aufklären? Warum sollte ich keine Wahl haben? Natürlich habe ich ne Wahl. Wir können uns Zeit lassen und dich erstmal wieder auf die Beine bringen. Hilfe rufen geht dann immer noch."
 

„Dafür ist keine Zeit"
 

„Keine Zeit? Warum?"
 

„Das musst du nicht weiter wissen. Nur, dass uns die Zeit davon läuft. Wenn du nach Hause willst, dann musst du mich machen lassen."
 

So kurz davor...Er war so kurz davor sich selbst zu vergessen, dass auf seiner Stirn bereits wütende Adern pochten!
 

„Alter du bist so ein...ein...Ahhhrrr!
 

Schön, dann haben wir, warum auch immer, nicht viel Zeit, und? Was ändert das an der Tatsache, dass du ne Pause brauchst? So wie die Dinge jetzt laufen geht es auch nicht weiter. Denkst du nicht es würde sogar schneller gehen wenn du die Erholung hättest, die du brauchst? Selbst dein Kopf wäre doch sicherlich viel fitter.
 

Ich kann warten Kaiba. Das solltest du auch fürs erste. Du kannst dich eh nicht bewegen. Außerdem..."
 

Sorge schwang in seinen Blick, als Joey das Tuch noch einmal benetzte und seitlich der eingefallenen blauen Augen entlang strich, die zwar noch stolz glänzten aber ausgelaugte Ringe und rot hervorstechende Äderchen zierten.
 

„...siehst du echt scheiße aus."
 

Kaiba versuchte zumindest einen seiner Arme zu heben, doch tat sein Körper nicht das was er wollte und so konnte er nur resigniert zustimmen:
 

„Bedauerlicherweise ist dem so. Das war abzusehen."
 

Abzusehen? Der Typ wollte ihn doch wohl verarschen!
 

„Wenn du mich fragst ist das eher Kama. Geschieht dir ganz Recht mal zum Stillliegen verdammt zu sein. Vielleicht geht es ja dann in deinen blöden Dickschädel! Übrigens ist es für mich auch nicht gerade ein Vergnügen deinen verschwitzten Nacken auf meinem Oberschenkel zu haben. Meine Hose ist schon ganz durchgeweicht."
 

„Dein Bein ist zu warm.", antwortete Kaiba nur knapp und Joey glaubte er hatte sich verhört:
 

„Was?"
 

„Du brauchst dich nicht wundern, dass mein Nacken so schwitzt wenn dein Bein so warm ist."
 

„Natürlich, schiebs ruhig auf mich. Wir können ja nicht alle so ein kaltblütiger Eisklotz sein wie du. Tut mir leid dass eine normale Körpertemperatur dich gefrorene Lebensform zum Schmelzen bringt."
 

Joey starrte zum Feuer, welches keine Flamme mehr zierte und hörte den Regen nur so hinter der Pflanzenwand prasseln. Genervt rieb er sich seinen zerzausten Haarschopf:
 

„Man, selbst bauen wird heute nichts. Das heißt wohl dass wir uns den ganzen Tag hier sitzen..." Ein Schauer durchfuhr ihn, als er das nächste Wort mit leichtem ekel in der Stimme hinzufügte:
 

„...zusammen."
 

Kaiba verzog ebenfalls das Gesicht bei dem Gedanken einen ganzen Tag mit Wheeler in der kleinen Höhle zu verbringen. Und das auch noch bewegungsunfähig. Sonst gingen sie sich weitestgehend aus dem Weg, weil ihre Konversationen meist immer in Streit endeten. Daher hatte Kaiba nur eine Kondition:
 

„Ich schlage schweigen vor."
 

„Mit Freuden. Sag nur bescheid wenn du Hunger bekommst oder so.", stimmte Joey zu und griff neben sich das kleine Büchlein um weiter zu zeichnen.
 

Währenddessen fixierten sich die blauen Augen nur auf die wenigen Wassertropfen, welche durch die Blätter gen Boden perlten und nicht weiter als zu einem kleinen aufgeschütteten Wall wanderten. Irgendwann wurde der Blick stumpf, als sich der Brünette in seinen eigenen Gedankengängen verschanzte und sich sein Geist hinfort flüchtete, weg von dieser Insel.
 

Joeys Bleistift schabte, kratzte und Finger verteilten das Graphit in weichen bahnen über das weiße Papier, während die erdrückende Stille wuchs. Ab und zu zückte er sin Taschenmesser um den Kostbaren Stift nachzuschärfen, der stetig an länge verlor.
 

Die Seiten seines Buches wurden voller und voller je mehr Zeit verstrich und Joeys Gedanken waren längst nicht mehr bei Monstern und Zauber.
 

Es wunderte ihn, dass Kaiba es einfach so hinnahm weiter auf seinem Oberschenkel zu liegen ohne sich zu beschweren. War es ihm nicht eben noch zu warm gewesen? Vielleicht wollte er auch einfach nur nicht mehr darüber nachdenken. So abwesend wie der vor sich hin starrte, war das garnicht so abwegig.
 

Als Joey die Umrisse seiner nächsten Zeichnung grob fertig hatte, verging ihm irgendwie die Lust und er starrte nur auf einen seiner Losen Zettel die aus den Rändern seines Buches hervorlugten.
 

Unbedacht zog er ihn heraus und betrachtete die Zeichnung darauf, welche ihm mit großen Knopfaugen entgegenstrahlte.
 

Sein kleiner weißer Drache. Gutgelaunt und fröhlich wie immer und Joeys Herz wurde warm. Gedanken verloren kam ihn wieder sein Geliebtes Meer in den Kopf und spontan gab er dem kleinen einen Namen welchen er am oberen Rand des Blattes festhielt.
 


 

Es war nur ein Zeichen welches den Ozean beschrieb und so simpel. Aber perfekt für ihn.
 

Umi.
 

So hieß der kleine Drache nun.
 

Doch irgendwie war es seltsam. Er hatte noch nie einem seiner Monster einen richtigen eigenen Namen gegeben, aber bei diesem...fühlte es sich irgendwie richtig an. Wie ein aufkeimendes Bedürfnis, dass es zu stillen gab.
 

Die leicht vom Graphit eingefärbten Finger strichen unbedacht über die Zeichnung und benetzten das strahlende reine Weiß seines Drachen mit ihrer dunklen Farbe.
 

Joey zuckte umgehend zurück. War das Bild doch nun ruiniert. Sein Drache befleckt. Joeys Miene bedrückt.
 

„Du zeichnest?", riss ihn plötzlich Kaibas Stimme aus seiner Starre und als hätte er etwas verbotenes getan, wanderte die Skizze rasch in seine Jackentasche.
 

Verlegen kratzte sich der Blonde sein Kinn und versuchte ein „Offensichtlich." Kühl rüberzubringen. Mit mäßigen Erfolg.
 

Kaiba zog nur eine Augenbraue in die Höhe:
 

„Aus deiner vorherigen und derzeitigen Reaktion gehe ich davon aus, dass es Schmuddelbildchen sind?"
 

„Schmuddelbildchen?" fragte Joey zunächst verwirrt, ehe er belustigt auflachte. Ja, so wie er sich verhielt konnte man das tatsächlich denken. Wobei, wenn er genauer darüber nachdachte ein Bild schon diese Kategorie im übertragenen Sinne erfüllte:
 

„Könnte man so sagen." Mit einem fiesen Grinsen hielt er das Büchlein vor Kaibas Gesicht, sodass dieser sehen konnte, an was der Blonde gerade arbeitete. Keck fuhr dieser dann fort:
 

„Deine olle Fresse ist schon ein Schandfleck für sich zwischen meinen ganzen Entwürfen. Also könnte man es schon als Schmuddelbildchen bezeichnen. Aber ich brauchte nun mal ein Model. Da warst du die einzige Option."
 

„Wheeler das...", fassungslos starrte Kaiba zunächst auf sein eigenes Gesicht und wie detailliert diese Zeichnung war. Von den Proportionen bis zur Schattierung passte alles stimmig zusammen und gab Kaibas Gesicht wieder, wie es ein Spiegelbild konnte. Nur stieß ihn eine Sache bitter auf. Der wohliges Ausdruck der Schwäche in seiner Mimik. Zornig knurrte er:
 

„Elender Bastard!"
 

„Jaja, wir können es meinetwegen beim nächsten Feuer als Anzünder nutzen. Ist eh nur ne Übung gewesen. Und es ist doch was gutes wenn du mal keine Schmerzen hattest. Lachen steigert die Lebensgeister.", grinste er ihm entgegen.
 

Joey ignorierte die bittere Miene unter ihm und zeichnete einfach weiter. Dabei beschloss es mal mit einem neuen Weg zu versuchen um sich mit Kaiba gut zu stimmen. Sie hatten immer nur über das Überleben gesprochen, Kaibas Zustand...kurz gesagt nur über ihre derzeitigen Probleme und waren sich ständig angegangen.
 

Umgehend kam Joey das warme Lächeln von gestern in den Sinn.
 

Vielleicht sollte er einfach versuchen dem Menschen in ihm unvorbelastet zu begegnen, statt dem kaltherzigen Arbeitstier welches er nur an dem Kopf warf, wie es ihr beider Leben gefährdete. Im Grunde war der private Kaiba Joey völlig fremd und er hatte auch keine Lust mehr immer nur an diese Insel zu denken und sich darüber mit ihm zu streiten.
 

Er beschloss also Kaiba etwas mehr Vertrauen entgegen zu bringen, in der Hoffnung, dass er es erwidern würde und das harte Eis zumindest etwas brach:
 

„Ich zeichne noch nicht so lange. Hab damit nach dem Königreich der Duellanten angefangen, weil ich mich von meiner alten Clique ausgeklinkt habe und irgendwie ein neues Hobbie brauchte. Und naja, warum nicht was mit Duelmonsters? Also zeichne ich meine Ideen für neue Karten und mittlerweile kann man sogar erkennen was es sein soll. Glaub mir, meine ersten Entwürfe waren echt grotte. Sag mal... hast du eigentlich Hobbys? Oder gibt's nur die Kaiba Corp."
 

Doch Kaiba erwiderte es nicht:
 

„Ich habe keine Kapazitäten für eine derartige Zeitverschwendung."
 

Schade eigentlich, aber Joey lies sich davon nicht seine Laune verderben:
 

„Hm, bist ziemlich ausgebucht was? Man man man, in deiner Haut will ich echt nicht stecken. Dafür ist mir meine Lebenszeit zu kostbar."
 

Joey steckte den Stift wieder in seine Halterung und wollte gerade das Buch zusammenklappen, als...
 

„Aber..."
 

Neugierig horchte der Blonde auf, da er nun doch eine Antwort bekam:
 

„Sport hat mich immer auf andere Gedanken gebracht."
 

Kneif ihn mal einer. Kaiba gab was über sich preis?!
 

„Sport was? Naja wundern tut's mich nicht. Immerhin wird wohl selbst bei dir so ein Waschbrett nicht aus dem Nichts aufgeploppt sein. Das hab ich auch mal versucht, aber alter Bauchmuskeltraining...das is echt nicht meins. Aber wenn ich das so sehe wird ich glatt neidisch. Vielleicht sollte ich das doch nochmal in Angriff nehmen. Was machst n so für Sport?"
 

Es war seltsam, aber innerlich war Joey aufgeregt als ihm endlich ein...nun ja... Knochen entgegen geworfen wurde? Gott er hasste wenn sein eigener Kopf ihn ebenfalls zu einem Hund degradierte. Er war kein Golden Retriever, der fröhlich mit dem Schwanz wedelte nur weil ihm endlich Aufmerksamkeit geschenkt wurde.
 

Nein das war er definitiv nicht!
 

„Heute eigentlich nur noch Krafttraining und Ausdauer. Früher hab ich noch Fußball, Judo und Yabusame gemacht. Ein Jahr auch Kendo. Aber mittlerweile gibt es wichtigeres." *
 

„Judo also he? Kein Wunder dass du mich letztens einfach so über die Schulter werfen konntest."
 

Kaiba lachte überlegen auf:
 

„Bei deiner lausigen Beinarbeit war das auch nicht schwer."
 

„Na hör mal! Ich hab auf der Straße noch jeden fertig gemacht!"
 

„Hmph, dann waren das wohl noch größere Loser als du Wheeler."
 

„Hey! Du hast mich nur unvorbereitet getroffen! In einem richtigen Kampf würde ich dir aber sowas von die Fresse polieren."
 

„Das bezweifle ich."
 

„Ach ja? Was macht dich da so sicher?"
 

Angriffslustig zierte Kaibas Lippen ein herausforderndes Grinsen als er prahlte:
 

„Ich war japanischer Meister."
 

Und Joey verstand nicht ganz. Unwissend winkte er nur ab:
 

„In was? Arroganter Geldsack sein?"
 

„Judo."
 

Verwirrt legte der Blonde den Kopf schief:
 

„Ernsthaft?! Sagtest du eben nicht du hast keine Zeit für sowas? Japanischer Meister, du willst mich doch auf den Arm nehmen."
 

Wie immer konnte Joey sehen, wie der Brünette es deutlich genoss ihn mit seinen herausragenden Leistungen aufzuziehen. Kaiba ist und blieb Überheblich.
 

„Mein damaliger Lehrer hat mich ohne mein Einverständnis angemeldet. Aber es stellte sich als äußerst amüsant raus all die vermeintlichen Profis mit ihrer Jahrelangen Erfahrung auf die Matte zu schicken. Ich hatte knapp eineinhalb Jahre Judo Unterricht zu verzeichnen."
 

Auf Joey macht das jedoch Eindruck mit bitteren Beigeschmack:
 

„Wow, du bist also schon immer ein angeberischer Arsch gewesen. Und leider einer mit Talent.", während Kaiba sich ganz und garnicht schuldig zeigte:
 

„Warum sollte ich mich auch zurückhalten?"
 

Joey verzog das Gesicht:
 

„Um Zurückhaltung geht's nicht. Eher um Respektvollen Umgebung. Aber was ist eigentlich dieses Yabusame? Das sagt mir irgendwas, kann's aber gerade nicht richtig zuordnen."
 

„Mich wundert eher, dass jemand wie du den Begriff überhaupt kennt. Das machen auch nur sehr wenige. Kurz gesagt ist es Bogenschießen vom Pferd aus."
 

Bei dem Blonden klingelte es:
 

„Stimmt! Dieser Bonzensport! War das nicht eigentlich so ein Ding der nur bestimmten Leute vorbehalten war?"
 

„Beziehungen Wheeler.", gab Kaiba an, doch war er da bei Joey an der falschen Adresse:
 

„Wovon du in deinem pinken Freundetagebuch ja bestimmt mehr als genug hast."
 

„Vergleich mich nicht mit dir und deinem Kindergarten. Ich besitze nur Sklavenlisten."
 

„Nicht Stiefellecker? Woher kommt denn dann dieser unverkennbare Glanz deiner Schuhe? Ich dachte es heißt immer 'Oh Herr werter Kaiba, bitte bitte lassen sie mich den goldenen Staub hinter ihnen auffegen, damit meine kleine unbedeutende Firma sich in ihrem glänzenden Schatten suhlen kann. Ich küsse ihnen die Füße.' Ein Sklave folgt nur Befehlen, ist aber kein Arschkriecher."
 

Joey konnte hören, wie Kaiba unter ihm gefährlich auflachte und der Schalk in seinen finsteren Augen lag:
 

„Hehe! Tatsächlich mehr zutreffend. Seit wann so Scharfsinnig Köter? Man könnte ja meinen du hast mittlerweile mehr gelernt als nur zu kläffen und der Schoßhund der Kindergartentruppe zu sein."
 

Joeys Miene nahm einen genervten Ton an. Kaiba behandelte wirklich alle Menschen wie niedere Tiere:
 

„Soziale Kompetenz nennt man sowas. Ich weiß nicht, ob du damit etwas anfangen kannst."
 

„Und neue Wörter hat er auch noch gelernt! Welch überraschendes Wunder.", ignorierte Kaiba seinen bissigen Kommentar und zog ihn nur weiter auf, was Joey wieder sichtlich auf die Palme brachte:
 

„Ich zeig dir gleich das Wunder meiner Faust! Mal sehen wie dir deine Judo-künste im Moment weiterhelfen!"
 

Joey wollte es leugnen aber innerlich freute er sich darüber Mal zumindest eine halbwegs normale Unterhaltung führen zu können. Er war es so Leid ständig zu schweigen oder zu Streiten. Dennoch wunderte ihn das Verhalten seines Gegenübers:
 

„Sag mal... was ist jetzt eigentlich mit dir los? Du ignorierst mich Tagelang und jetzt bist du gewillt zu reden?..."
 

Neugierig schaute er auf den Brünetten herab und betrachtete verwundert, wie dessen blaue Auges leicht bitter verengte.
 

Plötzlich fiel es Joey wie Schuppen von den Augen:
 

...Momentmal. Ist dir etwa langweilig?"
 

Joey schaute interessiert auf die sonst so kühle Miene hinab, welche sich mehr und mehr verärgert verzog.
 

Na klar doch! Der Typ hatte nie Zeit wegen seiner Firma. Aber hier gabs das alles nicht. Es gab nur sie Zwei und Joey konnte nicht anders. Er prustete los:
 

„Ha! Dir ist langweilig! Wohl weil du sonst immer am Ackern bist. Hahaha! Keinen Tag am nichts tun und schon hälst du es nicht aus."
 

„Wheeler, treibst nicht zu...", wollte Kaiba knurren, doch Joey konnte nicht mehr:
 

„Langweilig! Einem Seto Kaiba ist langweilig und wird zur Quasselstrippe! Hahaha!"
 

„Wheeler ich stopfe dir gleich dein vorlautes Maul mit deinen Drecks Klamotten wenn du nicht bald Ruhe gibst!"
 

Scheiß auf Kaiba! Das war so gut, dass er nicht anders konnte als ihn weiter mit ihrer derzeitigen Situation aufzuziehen:
 

„Hahaha! Wie denn? Du kannst dir momentan ja nicht mal selbst den Zinken kratzen! Ich könnt mich wegschmeißen! Und ich bin der Loser was? Das hast du dir selbst eingebrockt du sturer Esel."
 

„Wheeler duuuu...."
 

Aber man soll ja bekanntlich aufhören wenn es am schönsten ist und Joey wollte das wenige Vertrauen, welches er gewonnen hatte nicht jetzt schon verspielen:
 

„Haha, ich weiß. Tut mir leid. Es ist nur so absurd zu sehen, dass dir Langweilig ist."
 

So menschlich...fügte er gedanklich noch hinzu.
 

Joey schaute kurz auf sein Buch und überlegte einen Moment, ehe er eine neue Idee hatte:
 

„Wenn dir langweilig ist, wie wäre es wenn ich dir einige meiner Entwürfe zeige? Du bist doch so ein neunmalkluger Großkotz, also warum sagst du mir nicht was ich verbessern könnte?"
 

Er wusste das er damit wahrscheinlich n Haufen negativer Kommentare ernten wird, aber trotz all der Arschlochmarnier ist Kaiba eben auch ein absoluter Duelmonsters experte. Er war vor Yugi die ungeschlagene Nummer 1 und selbst jetzt konstanter Platz 2 Halter. Und alter, selbst seine komplette Firma drehte sich um Duelmonsters und machte damit einen Haufen Schotter!
 

Wenn der Eisklotz kein Experte war, wer dann? Das war ne goldene Gelegenheit die beste Kritik überhaupt zu bekommen.
 

Nur leider schien der von seiner Idee nicht sonderlich begeistert zu sein:
 

„Deine tölpischen Kinderkritzeleien interessieren mich nicht Wheeler. Such dir einen anderen für deine Spielereien."
 

Wäre ja auch zu schön gewesen. Wobei Joey innerlich jetzt schon wissend in sich hinein grinste:
 

„Schade, leider gibt es nur uns zwei hier. Aber gut, wer nicht will der hat schon. Dann musst du dich eben weiter langweilen."
 

Damit klappte Joey wieder provozierend sein Buch auf und beschäftigte sich mit den Zeichnungen. Kaiba, der trotzig seine Augen schloss, überließ er sich selbst. Er gab ihm maximal eine Stunde.
 

So stand nun die Stille zwischen ihnen, welche nur durch das reiben des Bleistiftes auf dem Papier unterbrochen wurde.
 

Die Zeit verstrich.
 

Erst eine Minute. Dann zwei, dann drei, dann zehn...und bei der ersten halben Stunde:
 

„Argh! Verdammt Wheeler! Zeig schon her!"
 

Langeweile war eben unausstehlich für so einen Workaholic und Joey antwortete gut gelaunt:
 

„Ich wusste doch, dass man sich auf dich verlassen kann."
 

Belustigt vom Verhalten des Größeren zeigte Joey ihm eine Skizze nach der anderen und erklärte Kaiba dabei, was seine Hintergedanken bei dem jeweiligen Entwurf waren.
 

Der Blonde hatte erwartet zu jeder seiner Ideen einen abfälligen Kommentar zu erhalten. Immerhin war das hier immer noch Kaiba, für den scheinbar nichts auf dieser Welt außer er selbst perfekt war.
 

Umso mehr wunderte es ihn, dass die sonst so abfällig Arrogante Haltung nicht kam.
 

Im Gegenteil. Kaiba blieb Sachlich und handhabte das ganze mehr wie eine Besprechung gleichrangiger, während der Bonde sich stets Notizen machte.
 

Zwar war das Joey an sich noch immer zu steif, aber Hauptsache das harte Eis begann allmählich zu brechen und der Geldsack war nicht kontinuierlich so unausstehlich.
 

Irgendwann hatte Kaiba allerdings doch etwas anzumerken:
 

„Du solltest deinen Fokus mehr auf die Proportionen und Komposition setzen wenn du deine Technik verbessern willst. Deine Zeichnungen mögen ja dem normal Bürger beeindrucken aber sie sind definitiv ausbaufähig."
 

Kaiba zeigte auf eine der Waffen:
 

„Die Armbrust hier zum Beispiel. Ihr Mechanismus ist falsch. Der Bolzenhalter ist viel zu groß, um die Sehne beim Abschuss zu lösen. Und bei mehreren deiner Zauberkarten solltest du den Goldenen Schnitt anwenden. Das verbessert den Gesamteindruck."
 

Joey kratzte sich überfordert seinen mittlerweile rauchenden Kopf:
 

„Jetzt kennst du dich auch noch mit Kunst aus? Und ich hab nicht mal ne Ahnung was dieser Goldene Schnitt sein soll. Bis jetzt kam ich ganz gut so durch , aber vielleicht sollte ich mir doch mal ein Buch darüber zulegen. Kannst du Zeichnen?"
 

In Kaibas Stimme lagen wenige Emotionen, als er sachlich die Annahme des Blonden bestätigte:
 

„Es beschränkt sich auf technische Zeichnungen, aber ja. Ich muss verständliche Zeichnungen erstellen können. Ohne sie kann man nun einmal nicht Konstruieren. Und es bietet sich für Präsentationen an einiges über Kompositionen zu verstehen. Es ist also kein Fremdthema für mich. Aber die richtige Kunst betrachte ich nur."
 

Uhi, scheinbar war der Geldsack mehr Wert als er dachte:
 

„Und? Zeichentechnisch auf einer Skala von eins bis zehn wo steh ich da?"
 

„3. Höchstens 4."
 

Joey fühlte sich als ob ihm ein Topf auf den Hinterkopf geknallt wurde.
 

„Uff, So wenig also?"
 

„Wie gesagt, es mangelt dir an Grundlagen und dem Verständnis wie die Dinge funktionieren. Sowas erlernt man nur durch intensives Üben und mit einem kritischem Auge."
 

Nach anfänglicher Niedergeschlagenheit, zuckte der Blonde jedoch schnell mit den Schultern:
 

„Naja, ich werde ja eh kein großer Zeichner. Ist wie gesagt nur ein Hobby."
 

Jedoch war Kaiba noch nicht ganz fertig mit seinen Ausführungen:
 

„Aber deine Ideen sind grundlegend nicht schlecht. Die Karten sind nicht zu mächtig und füllen existierende Lücken. Es zeigt das dein Verständnis für Duelmonsters doch nicht so beschränkt ist."
 

Ungläubig blinzelte Joey ihn nur an:
 

„Moment, hast du...mir gerade ein Kompliment gegeben?"
 

„Wheeler ich bitte dich. Nur ein absoluter Tölpel wäre dumm genug Kompetenz nicht zu fördern. Aber dennoch ist deine Ausbaufähig genug."
 

Zwar war Kaibas Stimme abfällig ihm gegenüber und voller Überheblichkeit, doch war Joey noch zu sehr aus dem Konzept von der unwirklichen Tatsache, dass her vom größten Kritiker den es auf der Welt wohl gab ein Kompliment bekam. Verdattert konnte er daher nichts anderes als zu sagen:
 

„Danke...Schätze ich.", und entlockte damit ebenfalls einen leicht neugierigen Blick Seitens Kaiba.
 

„Hm?", brummte der nur verwundert, das ein Danke von Joey wohl nichts war, mit dem er gerechnet hatte. Und die grummeligen blauen Augen wurden eine Spur größer, als sich der Blonde mit dem Kompliment immer weiter hochschaukelte, bis er über das ganze Gesicht hinunter zu dem Brünetten strahlte:
 

„Danke, dass du mir damit geholfen hast Kaiba. Ehrlich! Ich schätze deine fachmännische Meinung sehr!"
 

Kaiba starrte etwas überrumpelt drein, war Joeys glücklicher Ausdruck doch etwas, was ihm höchstens von Mokuba entgegen geworfen wurde. Niemand freute sich in seiner Gegenwart. Und erst recht hatte diese Töle kein recht dazu.
 

Aber aus irgend einem Grund hielt er sich damit zurück den Blonden barsch anzugehen. Stattdessen schloss er nur genervt seine Augen und grummelte säuerlich:
 

„Was auch immer."
 

Damit war führ ihn diese Konversation vorbei, doch Joeys hundeähnliche Euphorie konnte ihn jetzt einfach nicht mehr in Ruhe lassen und nervte weiter:
 

„Hey, wie wäre es wenn ich dir mal meine Meinung zu deinen neuen Dueldisks geben würde? So nach dem Motto eine Hand wäscht die andere?"
 

Kritisch öffneten sich Kaibas Augen verwundert, doch lag auch etwas gefährliches in ihnen:
 

„Du hast was an ihnen auszusetzen?"
 

Scheinbar wagten es nicht viele seine Arbeit zu kritisieren.
 

„Naja, was ich irgendwie doof an diesen neuen Dueldisks finde ist, dass man gar nicht mehr mit seinen Karten spielt. Zwar gibt es noch die Analoge Variante, aber die meisten haben Digitale und brauchen keine Karten mehr. Aber wo bleibt denn dann der Reiz sie zu sammeln, wenn alles nur ein code im Computer ist.
 

Im Battlecity Turnier behielt der Gewinner die stärkste Karte des Verlierers und ich weiß nicht wie es dir geht, aber für mich war das jedes Mal sehr aufregend. Ich habe so coole Karten gewonnen, die ich mir niemals hätte leisten können, geschweige denn überhaupt die Möglichkeit gehabt hätte an sie heran zu kommen."
 

Joey zog sein Deck aus der Jackentasche und betrachtete die markanten Augen seines Drachen, bevor er fortfuhr:
 

„Allein mein Rotauge. Diese Karte ist so selten und dennoch besitze ich sie. Ehrlich gewonnen in einem Duell. Das ist für mich so viel mehr, als einfach nur Geld auf einen Tresen zu legen."
 

Joey blätterte verträumt durch seine treuen Kameraden als seine Miene einen bitteren Unterton zierte:
 

„All das fällt durch die Digitalisierung immer weiter weg. Ich mein...vermisst du es denn garnicht? Deine Karten in der Hand zu halten, statt sie wie jetzt in irgendeiner Schublade deiner Firma verstauben zu lassen?"
 

Kaiba sagte zunächst nichts. Er hatte nur zugehört ohne auch nur die kleinste Reaktion zu zeigen. Schließlich atmete er resigniert aus und testete ob sich seine Arme mittlerweile bewegen ließen. Als es ihm möglich war seine eigene Hand über seinem Gesicht auftauchen zu sehen, wies er Joey nur knapp an:
 

„Gib mir meine Dueldisk."
 

Doch bei dem Blonden klingelten sofort wieder die Alarmglocken und er wurde Finster:
 

„Alter vergiss es. Schmink dir das Arbeiten für heute doch endlich mal a-..."
 

„Ich will nicht an ihr arbeiten.", unterbrach Kaiba ihn ruhig.
 

„Gib sie mir nur kurz."
 

Joey rang mit sich. Sollte er wirklich? Wobei andererseits konnte er sie ihm auch jederzeit wieder aus der Hand reißen.
 

Er tat also wie geheißen und beobachtete wie der Brünette eine neue Zahlenkombination in das Bedienfeld eingab.
 

Im nächsten Moment klappte seitlich ein Fach heraus, aus dem Kaiba sein Deck herausnahm.
 

Ungläubig starrte Joey auf die grazilen Finger, welch bedacht die wertvollen Karten vor den betrachtenden blauen Augen hielten:
 

„Du hast sie dabei?", fragte er ehrfürchtig, während Kaibas Blick sich nicht von ihnen abwandte. Joey fühlte eine leichte Nostalgie die von ihm ausging als der Brünette gedankenverloren antwortete:
 

„Immer."
 

„Aber ich dachte die haben überhaupt keine Möglichkeiten für analoge Karten."
 

„Haben sie auch nicht, aber das hier ist meine persönliche. Sie ist anders als die auf dem Markt. Ich habe sie nach meinen Wünschen zusammengebaut. Und meine Karten sind zu Wertvoll als sie in irgendeinem Save Staub ansetzen zu lassen. In dem Fach herrscht ein Vakuum und zahllose Schutzmechanismen gegen etwaige äußere Einwirkungen. Mein Deck ist bei mir am sichersten."
 

Joey betrachtete wie Kaiba seine Karten kurz auffächerte um prüfend einen Blick über sie gleiten zu lassen und was er in den blauen Augen sah, stimmte ihn froh:
 

„Weißt du, irgendwie beruhigt mich das."
 

„Hm?"
 

„Das du sie immer noch wertschätzt. Analoge Karten. Es heißt doch im Grunde genommen nur, dass das Master Mind hinter der ganzen Sache die Ursprünge nicht vergisst."
 

Kaiba sagte nichts dazu sondern betrachtete stillschweigend und ohne eine Regung seine Karten. Kurz hätte Joey jedoch schwören können, dass das blaue strahlen der Augen für einen Augenblick seinen Glanz verlor, als ob jeglicher Wille darin aufgab.
 

Aber der Sekundenbruchteil ließ ihn sich einreden, dass dem nicht so war.
 

Joey schaute immer wieder zwischen den beiden Decks hin und her, bis ihm eine neue Idee kam.
 

Keck fragte er: „Lust auf ne Runde?"
 

Kaibas Miene verfinsterte sich bei der frage und er würdigte den Blonden nicht eines Blickes:
 

„Mach dich nicht lächerlich Wheeler. Wir wissen beide wie das ausgeht. Es wäre nur Zeitverschwendung."
 

Doch ließ er sich davon nicht abwimmeln:
 

„Es wäre mal ein bisschen Spaß du alter Stinkstiefel."
 

Kaiba ignorierte ihn einfach. Er sah keinen Sinn darin ein Duell mir klaren Ausgang zu bestreiten.
 

Und Joey wollte schon nachgeben, als ihm eine riskante aber geniale Idee kam.
 

Voller Kampfeslust lockte er ihn provokant an:
 

„Du willst also keine Zeitverschwendung ja? OK, wie wäre es dann mit einer kleinen Wette?"
 

„Eine Wette?"
 

Und der Fisch hatte angebissen.
 

„Ja, eine Wette. Wir duellieren uns und wenn du gewinnst, werde ich dein Persönlicher Sklave auf dieser Insel. Ich nerve dich nicht mit meinen Fragen wenn du es nicht willst. Lasse dich in Ruhe, tue alles was du mir sagst ohne Wiederworte und beantworte alle deine Fragen bedingungslos mit der Wahrheit. Ein vollkommen ergebener Sklave eben. Keiner deiner Stiefellecker."
 

Joey sah wie die blauen Augen auflebten und seine Kampfeslust erwiderten:
 

„Hmpf, würde ja gut zu dir passen was Wheeler?"
 

„Aber...", fügte Joey weiter an:
 

„Wenn ich nicht verliere, dann wirst du mein Sklave mit den gleichen Bedingungen. Meine Worte werden dein Gesetz."
 

Doch wenn Kaiba spielte, dann richtig. Er roch einen Sieg und für ihn galt immer alles oder nichts. Ihm reichte es noch nicht. Schwerfällig nahm er all seine Kraft zusammen und setzte sich auf, um nicht mehr zu dem Blonden hinaufblicken zu müssen und seine nächsten Worte gefährlich zu untermalen:
 

„Klingt interessant. Mir ist dein Ständiges Genörgel eh auf die Nerven gegangen und wieso eigentlich nur auf der Insel? Was sagst du zu bis ans Lebensende?"
 

Joey schaute überrascht auf. Bis ans Lebensende? Das war ne verdammt lange Zeit und sofort wurde seine Miene ernst. Es ging ihm also um Leben und Tod.
 

Nervös biss er die Zähne zusammen:
 

„Du pokerst ja ganz schön hoch. Was soll ich dir denn in Japan nützen?"
 

Joey hatte schon eine leichte Ahnung wohin das laufen würde als er Kaibas gehässiges Grinsen sah:
 

„Ich und pokern? Du vergisst mir wem du dich hier duellieren willst. Selbst mit hundert versuchen könntest du mich nicht schlagen.
 

Und tatsächlich habe ich sogar einen Nutzen für dich."
 

Der Puls steigerte langsam in die Höhe als er Joey nun seinen zukünftigen Job näher brachte, den Kaiba für ihn angedacht hatte:
 

„Man braucht immer Hunde die die Drecksarbeit erledigen. Vielleicht sollte ich dich auch einfach in meiner Firma zur Schau stellen , damit meine Geschäftspartner sehen was passiert wenn man mich verärgert. Bist du dir sicher, dass du das willst?"
 

Joey schluckte hart. Wenn er dieses Spiel in den Sand setzte wäre sein Leben endgültig vorbei. Kaibas persönlicher Schoßhund der zu parieren hatte. Ein richtiger Köter. Freiheit ade und hallo Hundekostüm das bereits in seinen Gedanken verankert war.
 

Aber Joey pokerte schon immer hoch und der Gewinn dieses Mal übertraf all seine Kühnsten Vorstellungen.
 

Kaiba würde ihm gehören und damit alles was er hinter sich her zog. Die Firma, das Geld, einfach alles. Ein Befehl und er müsste es ihm überschreiben.
 

Wobei das nichts war was Joey wollte. Er hatte andere Intensionen.
 

Aber fürs erste konzentrierte er sich auf den Kampf.
 

Energisch zog Joey seine Jacke aus und legte sie zwischen sie, damit ihre Karten nicht auf dem dreckigen Boden liegen müssten. Dann begann er sein Deck zu mischen und hielt Kaibas eiskaltem Blick stand:
 

„Du machst mir keine Angst. Bereite dich lieber schon einmal auf ne ordentliche Abreibung vor!"
 

„Nicht einmal im nächsten Leben Wheeler."
 

Ihr Duell dauerte lange und war gnadenlos. Während Kaiba die meiste Zeit entspannt blieb und sich überlegen gab, tummelten sich auf Joeys Stirn die Schweißtropfen vor steigender Nervosität. Wenn er das hier versemmelte war endgültig Ende Gelende. Schluss mit Träumen. Schluss mit Zukunft. Schluss mit seinem Leben. Tausend Gedanken wie sein Dasein als Kaibas Sklave aussehen könnte wollten seinen Geist vergiften und ihn aus seiner Konzentration herausreißen.
 

Doch Joey hatte noch ein neues Ass in seinem Deck, welches er extra von dem Geld welches nach dem Startgeld übergeblieben war von Yugi abgekauft hatte. Er musste es nur ziehen. Diese Karte würde alles entscheiden. Er konnte das schaffen.
 

„Du siehst blass aus Wheeler. Hast du dich bereits mit deinem neuen Leben abgefunden?"
 

Kaiba versuchte Joey noch weiter aus der Bahn zu werfen aber diese Psychospielchen würde er nicht mitmachen:
 

„Ich würde die Klappe nicht so weit aufreißen wenn ich du wäre. Hast du in letzter Zeit nicht mal in den Spiegel geschaut du Weißbrot? Du wirst schon bald nicht mehr wissen in welche Richtung die Gänseblümchen wachsen wenn ich mit dir fertig bin! Ich ziehe!"
 

Für Joey wurde es gerade ziemlich eng. Mit seinen mickrigen 500LP blieb ihm nicht viel Zeit noch die Karte zu ziehen, welche alles entscheiden würde. Zwar lag bereits sein Rotauge stolz vor ihm auf dem Feld, doch würde das nicht gegen Kaiba reichen. Seine letzten zwei Sündenböcke waren eben durch Kaibas weißes Drachen Duo auf den Friedhof gelandet. Bei seinem nächsten Zug wäre sein standhafter Rotauge dran. Und dann hätte Joey endgültig verloren. Unzwar alles.
 

Ihm lief die Zeit davon!
 

Er traute sich daher nicht sofort auf die Karte zu schauen, welche er gerade gezogen hatte.
 

„Wird das heut noch was?", beschwerte sich der Brünette bereits genervt und schreckte Joey aus seinen düsteren Gedanken heraus.
 

Doch äußerlich gab der Blonde sich cool:
 

„Du kannst es garnicht abwarten zu verlieren was Kaiba?"
 

„Ich bitte dich Köter. Dein Wunschdenken ist erbärmlich. Ich hab noch 2100 Lebenspunkte und deine mickrigen 500 löschen meine Drachen im nächsten Zug mit vergnügen aus. Ist dir überhaupt aufgefallen wie sehr deine Finger mittlerweile zittern? Wen willst du hier etwas vor machen. Ich freue mich schon auf die Ruhe, welche bald hier herrschen wird."
 

Innerlich flehte Joey weinerlich: 'Fortuna Baby, bitte hilf mir! Ich frag auch nie wieder, aber jetzt brauche ich dich!'
 

Zögerlich schaute er langsam auf die Karte zwischen seinen Fingern.
 

Er hätte heulen können...
 

...vor Freude.
 

Alter da is sie. Gottverdammt DA IST SIE!!!
 

Cool bleiben Joey, lass dir nichts anmerken. Nur musste er es irgendwie so hindrehen, das Kaiba keinen Verdacht schöpfen würde wenn er sie verdeckt spielte. Er musste angreifen!
 

Und Joey sah nur eine Möglichkeit. Er musste ihn provozieren und hoffen das der Brünette krank genug war dann Kopflos zu werden.
 

Er beschloss an den Boden der Menschheit zu kratzen:
 

„Weißt du Kaiba was ich mich gerade gefragt habe? Wenn ich gewinne, gehört mir doch in der Theorie alles was dein ist oder? Deine Firma, dein Geld, deine weißen Drachen."
 

„Tja schöner Traum den du dir da zurecht gesponnen hast. Aber sieh es ein. Du hattest nie eine Chance zu gewinnen."
 

Joey ging nicht auf seine Worte ein, sondern fuhr die eigenen noch weiter fort und legte dabei einen Ton rein, bei welchem ihm selbst bereits die Galle hochgetrieben wurde. Joey fühlte sich so schäbig dabei das nächste nun auszusprechen:
 

„Wie alt ist Mokuba eigentlich? 13, 14 Jahre? Das Sorgerecht würde doch dann auch mir gehören."
 

Er konnte deutlich sehen wie Kaiba sich anspannte und tiefe Wut sein hasserfülltes Gesicht mörderisch verfinsterte:
 

„Wheeler, ich würde aufpassen wenn ich du wäre. Du willst nicht wissen, was sonst passiert."
 

Er hatte ihn.
 

„Das war nur hypothetisch gedacht. Ich lege diese Karte verdeckt und beende meinen Zug. Ich mein rein theoretisch könnte ich dir sagen du sollst ihn auf irgendeine sagen wir mal eine Insel wie diese hier verfrachten und dürftest ihn nie wieder sehen. Du müsstest es machen."
 

Joey spielte die Karte beiläufig und hoffte einfach das Kaibas Wut ihn unachtsam werden ließ.
 

„Wheelerrrrr du..."
 

„Oder wenn ich dir sage zerreiße nach dem Duell deine weißen Drachen, so wie du damals den Drachen von Herr Muto zerrissen hattes. Du müsstest es tun und der weiße Drache wäre damit Geschichte. Ich könnte dein Deck verbrennen, dir anweisen meine Stiefel zu lecken oder aus Kaiba Corp wieder eine Militärfirma machen. So viele Möglichkeiten."
 

Joeys gab sich nachdenklich doch mit seinen letzten Worten starrte er in Kaibas dunkle Augen und lächelte so finster, wie er es damals nur unter Mareks Einfluss konnte: „Seto Kaiba der dreckige Sklave eines bedeutungslosen Losers. Ist das nicht für viele Menschen Musik in den Ohren?"
 

„Wheeler, du hast aus deinem Leben soeben eine Hölle gemacht. Ich ziehe!"
 

Kaiba schaute kurz auf seine Karte und spielte sie auch so gleich.
 

„Na sieh mal einer an. Du kannst dich glücklich schätzen. Eigentlich bist du es nicht wert, aber da dich scheinbar der Übermut gepackt hat, sollte ich dich daran erinnern wo dein Platz ist. Ich erweise dir die Ehre dich auszuradieren wie die kleine bedeutungslose Kakerlake welche du bist Joey Wheeler."
 

Er legte sie aufs Feld und Joey kannte diese Karte nur zu gut. Polimerisation. Er wusste genau was das jetzt hieß.
 

„Ich fusioniere meine beiden Drachen auf dem Feld mit dem aus meiner Hand, um meine Blauäugigen ultimativen Drachen auf das Feld zu rufen!"
 

Jip da war er. Das voraussichtliche Ende seines Rotaugen und Joey tat so, als ob der Drache ihn tatsächlich einschüchtern würde.
 

Kaiba musste einfach auf seine verdeckte Karte hereinfallen.
 

„Weist du Wheeler es ist irgendwie witzig."
 

„Was?"
 

„Deine Ideen. Die haben mir ziemlich gut gefallen. Ich freue mich schon darauf zu sehen wie du diesen schwarzen Schandfleck vor mir zerreißt und dein Deck als Anzünder für das nächste Feuer dient. Und ich glaube ich habe es mir anders überlegt."
 

Joey schluckte schwer, als er nun in Kaibas Augen schaute, die sonst lediglich kalt auf ihn hinab blickten. Jetzt waren sie dunkel. Aufgerissen wie die eines verrückten und in ihnen sah er deutlich ein Verlangen. Das vorfreudige Verlangen ihn an dem schmerzhaftesten und längsten Tod verrecken zu sehen und seine nächsten Worte zogen sich wie ein quälendes Gift durch seinen Körper:
 

„Ich werde dich an eines der niederen Lusthäuser verkaufen, die dir mit ihren Drogen solange das Maul stopfen werden, bis du alles dafür tust mehr zu bekommen. Jeden Tag wird man dich kleine Hure rumreichen, bis du so verbraucht bist das man Stück für Stück deinen wiederwertigen Körper auseinanderschneidet, um aus deinen Einzelteilen noch irgendwie Geld zu machen. Und das solange, bis du den Verstand verlierst und um den Tod bettelst. Aber den werde ich dir niemals gewähren."
 

Joey war zutiefst verstört und konnte diese Emotion nun doch nicht verbergen. Dieser Ausdruck in diesen blauen Augen. Kaiba scherzte nicht. Er meinte das ernst...
 

Und seine nächsten Worte stießen auch den letzten Glauben an das Gute in ihm über Joeys Klippe:
 

„Wer weiß, vielleicht verschwindet sogar deine Schwester eines Tages und kann dich bei deiner neuen Arbeit begleiten. Sie war doch recht ansehnlich. Solche hübschen Mädchen bringen besonders viel Geld wenn man ihre Jungfräulichkeit versteigert."
 

In Joeys Augen triefte danach nur noch der abgrundtiefe Hass.
 

„Du nimmst ja die Fresse ganzschön voll für jemanden der noch nicht einmal gewonnen hat. Na los! Zeig mir doch wie der ach so große Kaiba gewinnt. Erlöse mich endlich von deinen leeren Versprechungen!"
 

„Ich mache keine leeren Versprechungen Wheeler. Dein Rotauge wird der erste sein, der sich davon überzeugen kann! Greif ihn an mein Ultimativer!"
 

Voller dunkler Freude machte Kaiba Joeys schwarzen Drachen endgültig den gar aus und damit auch Joey. Sein Sklave der sich bald wünschen würde niemals geboren worden zu sein.
 

„Weißt du Kaiba, deine Arroganz mag bis jetzt keine Konsequenzen gehabt haben, aber nun hat sie dein Leben beendet. Du hast dir dein eigenes Grab geschaufelt."
 

Joey deckte seine verdeckte Karte auf.
 

„Ich aktiviere meine Karte Brennen der Rotäugigen. Wenn mein Rotäugiger zerstört wird, erhalten wir beide durch diese Karte jeweils Schaden in Höhe seiner Grund-ATK. Mein Rotauge hat 2400 ATK. Das ist mehr als deine 2100 LP und meine 500."
 

Fassungslos starrte der Brünette vor sich auf die Karten und Joey verkündete das Ergebnis des Spiels:
 

„Unentschieden Kaiba."
 

„Das...das kann nicht..."
 

Nach kurzer Zeit fing sich der CEO jedoch schnell wieder. Seine Augen trieften noch immer vor hass Gegenüber dem Blonden, der bereits damit begann seine Karten wieder einzusammeln.
 

„Schätz dich nicht glücklich Wheeler, nur weil du deinem Sklavendasein entkommen bist. Deine Worte werden Konsequenzen haben."
 

Joey atmete tief und niedergeschlagen aus als er aus seinen vielen Karten wieder einen geraden Stapel formte. Noch vor wenigen Stunden fing er an den Eiskotz als garnicht so schlimme Person zu sehen. Doch...er hatte sich geirrt:
 

„Du bist ein schrecklicher Mensch Kaiba. Wobei...du bist nicht einmal ein Mensch. Nur eine niedere Kreatur die ich nur bemitleiden kann.", in seiner Stimme schwang Bedauern mit. Bedauern darum sich in ihm getäuscht zu haben.
 

„Stell dich mit deinen Bezeichnungen hinten an Wheeler. Die bekomme ich täglich. Ich gebe dennoch zu, dass du mich überrascht hast. Ich muss kranker sein als gedacht, dass ich einen Gleichstand mit dir zulasse.
 

Aber ist die Wette damit wohl hinfällig geworden. Schade eigentlich. Dein nerviges Gesappel los zu sein wäre eine echte Wohltat gewesen. Und dich für dein vorlautes Maul zu bestrafen die noch viel größere."
 

„Du hast es echt noch nicht geschnallt was Kaiba? Wer sagt denn das die Wette hinfällig geworden ist?"
 

Joey sah, das der Brünette nicht ganz verstand wovon er gerade redete. Er stempelte ihn nur als dumm ab:
 

„Wheeler so viel Grips hätte ich selbst dir zugetraut. Es hat keiner gewonnen. Also erfüllt sich auch keine der Konditionen."
 

Es wurde Zeit, dass er seinen neuen Platz kennen lernt und kalt zeigte Joey ihm diesen:
 

„Ach ja? Wer hat denn je davon geredet, dass ich gewinnen musste?"
 

„Mach dich nicht lächerlich. Du hast selbst gesagt, dass..."
 

Kaiba stockte, als ihm Joey Worte wieder in den Sinn kamen. Sein bleiches Gesicht verlor nun auch noch die letzte Farbe, als die Tatsache zu ihm hindurch sickerte. Wie,... wie hatte er das zulassen können?
 

Seine Überlegenheit auskostend vollendete Joey den Angefangenen Satz:
 

„Das wenn ich verliere du alles tun musst was ich dir sage. Ich hab nicht verloren Kaiba. Aber du hast nicht gewonnen."
 

Joeys Ausdruck wurde Finster und gemein lachte er auf:
 

„Willkommen in der Sklavenklasse Großkotz. Hahahaha!"
 

Und Kaiba wurde eins klar:
 

„Du...du hast das geplant?!"
 

„Natürlich Blitzmerker. Ich bin nicht davon ausgegangen, dass ich gewinnen könnte, aber mit dieser Karte einen Gleichstand erzielen? Das ist machbar. Übrigens beste Grüße von Yugi. Der hat mir dieses kleine Schmuckstück vor dem Turnier verkauft. Ich hab extra damit gewartet sie einzusetzen weil ich sie mir für dich aufsparen wollte. Wer hätte gedacht, dass sie mir mal so viel Macht über dich verleiht."
 

Kaiba realisierte allmählich was das jetzt für ihn bedeuten könnte. Sollten sie es zurück nach Japan schaffen, war er geliefert. So viel hing an ihm dran wie ein goldener Rattenschwanz. Seine Firma, seine Patente, die ganzen Erfindungen und sogar das Sorgerecht für Mokuba. Diese Kröte vor ihm könnte mit einem Befehl alles überschreiben.
 

„Ich muss mich bei dir bedanken. Schließlich wollte ich den Sklavenstatus nur solange beibehalten, bis wir von der Insel kommen. Aber dank dir habe ich so viel mehr gewonnen. Einen Sklaven auf Lebenszeit. Eine Firma, ein Imperium. Dein Leben gehört mir Kaiba."
 

Joey grinste Kaiba finster ins Gesicht und sah wie dieser sich fest auf die Lippe biss und ein kleines Rinnsal Blut die Folge war. Er hatte selten so viele Emotionen in dem sonst so kühlen Gesicht gesehen. Selten so einen bitteren Hass. Joey nutzte den Moment der Stille und prägte es sich genau ein.
 

Schließlich senkte Kaiba den Kopf, doch statt sich selbst zu bedauern stellte Joey erstaunt fest, dass er anfing zu kichern. Und schnell wurde aus diesem Kichern ein verrücktes Lachen.
 

„Hahaha, meine Firma kannst du dir abschminken Wheeler! Auf dieser Insel besitze ich nichts und du damit auch nicht! Das einzige was du von mir bekommen kannst ist mein Tod! Hahaha"
 

Na Klasse. Eine Niederlage gegen ihn und der Eisklotz drehte durch. Und er selbst fühlte sich gerade so unwohl in seiner Haut.
 

„Ach ich kann das einfach nicht.", sagte Joey kurz und brachte Kaibas lachende Gestalt mit einer beherzten Backpfeife wieder auf den stummen Boden der Tatsachen, bevor er erklärte:
 

„Man Arschloch spielen hab ich echt nicht mehr drauf. Hast du dich jetzt wieder beruhigt? Dann hör mir jetzt mal gut zu. Ich hab dich verarscht du Idiot. Ich hab dich provoziert, damit du auf meine Falle reinfällst. Du glaubst doch wohl nicht ernsthaft, dass ich Mokuba je was antun würde?
 

Ich sagte dir bereits das ich dein blödes Geld nicht will. An dir und deiner Firma kleben Unmengen an Dreck. Damit will ich nichts zu tun haben. Aber du, du Gottloser meintest alles ernst, was du mir angedroht hast! Das konnte ich in deine Augen sehen und das Kaiba, das werde ich dir nicht verzeihen was du gesagt hast. Wage es nie wieder auch nur an meine Schwester zu denken du elender Bastard!"
 

Joey hatte Kaiba an seinem Kragen gepackt um seiner Drohung so mehr Nachdruck zu verleihen. Aber der Brünette blieb kühl. Schenkte Joey lediglich ein provokantes Lächeln:
 

„Zu Befehl Meister. Aber wieso sollte ich dir glauben?"
 

„Nenn mich nicht so!" Schrie er zurück. „Hälst du mich echt für so schäbig? Was soll ich denn mit deinen ganzen Kram? Deine Firma macht nur Arbeit von der ich eh nix verstehe und ich will gar nicht wissen auf welchen Leichen dein Reichtum aufgebaut ist. Abgesehen davon war diese Olle Firma in der Vergangenheit der Auslöser für so viel Ärger. Nein Danke!"
 

Joey mahnte sich selbst zur Ruhe. Er wollte sich nicht in Gewalt verlieren. Wollte nicht sein Vater sein. Langsam ließ er ab vom Kragen des anderen und fuhr deutlich leiser fort:
 

„Nichts für ungut Kaiba aber dein Leben sieht von Außen betrachtet echt scheiße aus. Gar kein Bock drauf. Wer will das schon?"
 

Wieder deutlich entspannter lies sich der Blonde zurückfallen. Er fühlte sich ausgelaugt durch die ganze Angst sein Leben zu verlieren und durch Kaiba. Er war immer noch so sauer über diese Drohung, dass er ihm am liebsten mindestens fünf Mal die Fresse eingeschlagen hätte! Dabei fing er gerade an ihm zumindest etwas zu vertrauen. Diese emotionale Achterbahn, das Tagelange bangen um diesen Arsch, diese ganze Insel. Das alles war purer Stress für ihn!
 

Joey presste einen Moment lang sein Gesicht in die Hände um sich kurz zu sammeln. Dabei grummelte er unverständlich seinen Ärger vor sich hin.
 

Währenddessen musterte Kaiba ihn prüfend. Schien abzuwägen wie viel Wahrheit in den Worten steckte und ob er ihnen wirklich trauen konnte.
 

Irgendwann wurde sich Joey seines penetranten Blickes bewusst und fragte schnippisch:
 

„Was is?"
 

„Es ist seltsam.", sagte Kaiba nun deutlich ruhiger.
 

„Was?"
 

„Du."
 

„Hä?"
 

Joey verstand Kaibas plötzlichen Gemütsumschwung nicht und auch nicht was er ihm gerade sagen wollte.
 

„Du bist...anders als damals."
 

Joey war maximal verwirrt:
 

„In wie fern genau?"
 

„Bedachter."
 

Kurz dachte er darüber nach, hatte aber schnell eine eigene Meinung gebildet:
 

„Hm, keine Ahnung. Aber wer bist du schon das du so etwas beurteilen kannst? Wir kennen uns doch eigentlich nur spärlich. Und jetzt komm mir nicht mit guter Menschen Kenntnis."
 

Er starrte Kaiba einen Moment lang an. Sah wie er ihn zurück musterte und scheinbar erstaunlich schnell die Tatsache akzeptiert hatte, dass er nun Joeys Sklave war. Dabei dachte der Blonde eigentlich, dass hier ein Fass hochgehen würde. Und er selbst war der seltsame?
 

Mit einem schmunzeln kamen ihm die Worte wieder in den Sinn, welche er bereits mit Mokuba besprochen hatte:
 

„Andererseits...Nichts bleibt wie es ist."
 

Skeptisch zog sein Gegenüber nur eine Braue hoch und Joey konnte seine Frage nicht mehr an sich halten:
 

„Dafür, dass mir jetzt dein Leben gehört bist du erstaunlich gelassen Kabia. Hast du etwa einen Schock? Ist dir überhaupt bewusst das jetzt bedeutet? Du müsstest eigentlich vor Wut toben?"
 

Der Brünette blieb kühl wie immer und verschränkte lediglich die Arme vor der Brust:
 

„Wenn du unbedingt willst, dass ich mich aufrege musst du es nur befehlen Wheeler. Ansonsten kannst du mich jederzeit Fragen. Erwarte jedoch nicht, dass dir die Antwort gefallen wird."
 

Joey sah ihn wieder einfach nur an und konnte nicht verhindern, dass diese Worte Unbehagen in ihm auslösten. Eine Antwort die ihm nicht gefiel. Das hieß bei Kaiba nie etwas Gutes.
 

Dennoch, Joey wollte wissen was Sache war. Und er wollte es jetzt wissen!
 

„Wenn das so ist. Also mein Sklave. Ich habe fürs erste genau zwei Befehle an dich.."
 

Kaiba sah nur gelangweilt drein, genervt davon ab jetzt nach der pfeife dieser Pfeife tanzen zu müssen:
 

„Erstens möchte ich, dass du mindestens bis übermorgen nicht mehr arbeitest und die Zeit intensiv nutzt um dich auszukurieren."
 

Skeptisch musterte der Brünette ihn, hatte der doch einen anderen ersten Befehl erwartet. Aber wundern tat es ihn auch nicht wirklich. Ergeben bestätigte er die Forderung knapp:
 

„Gut.", und Joey kam prompt mit der Forderung die Kaiba als erstes erwartet hätte:
 

„Und als zweites wirst du mir ein paar Fragen ehrlich beantworten."
 

Genervt seufzte er nur:
 

„Wheeler bringen wir das einfach hinter uns. Es wird eh nicht lange dauern da dir nicht gefallen wird was du erfährst."
 

Zwar hatte der Blonde schon ein ungute Gefühl bei der Sache, aber er wollte jetzt endlich wissen was hier abging und ob Kaiba nicht doch noch den ein oder anderen Schlag in die Fresse verdiente. Und auch warum ihn diese ganze Sklavensache so wenig zu jucke schien:
 

„Die Wertung liegt immer noch bei mir."
 

Joey musterte den Brünetten, der in stolzer Haltung vor ihm saß. Sein Blick fiel auf die Schwarzen schlingen an seinem Hals und hielt dies für einen guten Startpunkt:
 

„Also zum Beginn unserer kleinen Frage Runde fangen wir doch als erstes mit dieser komischen Krankheit an die du da hast. Wegen deiner Spritzen gehe ich mal davon aus, dass du sehr gut darüber im Bilde bist, was dich plagt. Also Kaiba, was ist das?"
 

Der Brünette zögerte mit seiner Antwort. Schien wirklich nicht zu wollen, dass Joey nun alles erfahren würde. Aber eine Gewonnene Wette ist nun mal eine gewonnene Wette.
 

Resigniert stieß Kaiba seinen nächsten Atemzug geschlagen aus, ehe er ruhig mit seiner Antwort begann:
 

„Das... ist die Konsequenz wenn man als Lebender das Reich der Toten betritt."


Nachwort zu diesem Kapitel:
Das mit dem Fußball und Japanischer Judomeister war mal in der Serie kurz eingeblendet worden, als es um Daten zu Kaiba ging. Kendo weil er mal einen der five mit nem Schwert angegriffen hatte und Yabusame...auf nem Pferd Bogenschießen is halt einfach cool und ein Sport für den man Geld braucht.
:D Komplett anzeigen

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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Yui_du_Ma
2024-01-20T05:43:45+00:00 20.01.2024 06:43
Das Kapitel ist wirklich interessant geworden.
Gefällt mir gut.
Erst das Lächeln und weinen von Kaiba auf Joeys Bein, anschließend das ungezwungene Gespräch, später die Wendung mit dem Duell und dem Einsatz.
Krass wie sich die Gemühter drehen und wenden.
Jedoch das mit seiner Krankheit ist ja unschön.
Hast du sehr gut geschrieben, richtig fesselnd.
Danke dafür. ^.^
Antwort von:  Backfisch85
20.01.2024 18:50
Ja ne richtige Achterbahnfahrt ist das mit den beiden.
Ob die sich nochmal zusammenreißen?
Antwort von:  Yui_du_Ma
20.01.2024 22:33
Hoffentlich ^.^


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