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Chaos im Kopf

Bell x Flint
von

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Falsche Zeit, falscher Ort


 

Buch Zwei - Sehnsucht

Kapitel 09: Falsche Zeit, falscher Ort
 


 

„Kommen wir nun zu den Themen für ihre UTZe.“, hörte er Slughorn nur noch, bevor er abermals abschaltete.
 

Seit dem Besuch im Krankenflügel war er wie ausgewechselt. Er konnte sich auf kaum etwas konzentrieren. Selbst, als er dann endlich auf dem Quidditchfeld war, fast zwei Stunden zu spät, hatte er meistens nur am Seitenrand gestanden und Adrian die Leitung überlassen.

Von den Auswahlspielen hatte er nicht wirklich was mitbekommen. Stattdessen hatte er ständig dieses Bild vor Augen. Bell in diesem Krankenbett, nicht bei Bewusstsein. Er dachte die ganze Zeit darüber nach, was passiert war. Die Gedanken, dass mit ihnen zu beenden hatte sich dafür, weit in den Hintergrund verschoben.
 

Marcus ließ das Gespräch von Chang und Peakes mehrmals Revue geschehen. Was die Hufflepuff gesagt hatte, konnte er nur so deuten, dass das ganze in Hogsmead passiert war, oder zumindest auf dem Weg zurück ins Schloss. Dass es um ein Paket ging, um irgendeinen verfluchten Inhalt und dass sie seitdem im Koma lag. Er musste irgendwie mehr herausfinden.

Nein. Nein. Nein. Schüttelte er innerlich den Kopf. Am besten er hielt sich hierbei raus. Es würde die ganze Sache einfacher machen. Die Gryffindor ging ihn schließlich nichts an.
 

„Mr. Flint.“, wurde er angesprochen und er sah irritiert von seinem Pergamentbogen auf.
 

„Professor?“
 

„Ich glaube, Ihnen würde es gut tun, ein bisschen frische Luft zu schnappen, damit Sie meinen Unterricht wieder als interessant empfinden. Würden Sie bei Professor Sprout ein paar Bündel Nieskraut besorgen?“
 

„Natürlich.“, schluckte er einen bissigen Kommentar hinunter und stand von seinem Platz auf.
 

Er hatte lange gebraucht die Bündel für Professor Slughorn zu besorgen. Denn wie das Schicksal es wollte, war Sprout nicht wie erwartet im Gewächshaus, sondern ausgerechnet bei Madame Pomfrey, im Krankenflügel. Da die Gewächshäuser immer abgeschlossen wurden, wenn kein Unterricht herrschte, musste er also notgedrungen zum Krankenflügel. Lange hatte er vor der Tür gestanden und nicht gewusst, wo oben oder unten war. Seine Gedanken, ein komplexes Wirrwarr, aus dem selbst er nicht schlau wurde.
 

Tief durchgeatmet fand er dann den Mut die Tür zu öffnen. Er sah seine Professorin an Bells Bett stehen und wieder erstarrte er. Zum Glück holte ihn die Schulheilerin aus seinen Gedanken, als diese sich neben ihn räusperte.
 

„Kann ich Ihnen helfen?“
 

„Ehm... ehm, ja.“, hustete er kurz, da sein Hals sich trocken anfühlte und schaute dann vor zu seiner Kräuterkunde Lehrerin, „Ehm Professor Sprout?“
 

Die ältere Professorin wandte sich zu ihm um, als sie ihren Namen gehört hatte.
 

„Oh, Mr. Flint. Was verschafft mir die Ehre?“
 

„Prof-Professor Slughorn schickt mich.“, kam es erst etwas stotternd über seine Lippen, „Wir brauchen ein paar Bündel Nieskraut für den Unterricht.“
 

„Oh, natürlich.“, sagte sie lächelnd und ging auf ihn zu.
 

Als die Hufflepuff Hauslehrerin bei ihm ankam, wandte sie sich jedoch noch einmal zu Madame Pomfrey, was Marcus wissbegierig in sich auf sog.
 

„Probier mal ein bisschen Wermut. Vielleicht reagiert sie ja darauf.“
 

„Werde ich versuchen, Pamona. Danke für deine Einschätzung.“
 

„Immer gerne.“, sagte sie lächelnd und sah dann zu ihm, „Kommen Sie, Mr. Flint.“
 

„Jawohl.“
 

Der Schwarzhaarige folgte ihr, auch wenn sein Blick kurz noch einmal auf das hintere Bett fiel.
 


 

Auch wenn er sich mehrmals selbst gesagt hatte, dass er sich aus der Sache heraushalten sollte, hielt er es mitten in der Nacht dann doch nicht mehr aus.

Marcus innerer Drang veranlasste ihn, erneut im Krankenflügel aufzutauchen. Er wusste, es war nicht gerade die genialste Idee, die er da hatte. Die Sicherheitsmaßnahmen wurden erhöht, keiner durfte mehr alleine durchs Schloss laufen. Außenstehende wurde gar der Besuch nach Hogwarts verboten. Die Sperrstunde wurde um zwei Stunden nach vorne verschoben. Anstelle von 23 Uhr, war es nun schon um 21 Uhr totenstille auf den Korridoren.

Wenn ihn jemand sah, konnte er sich darauf gefasst machen, dafür bis zu seinem Abschluss, nachzusitzen. Aber das war ihm gerade herzlich egal. Seinen Vorsatz, die ganze Sache auf sich beruhen zu lassen und diesem Gefühl aus dem Weg zu gehen. Beiseite schieben, verwarf er schon, als er vorhin für Zaubertränke das Nieskraut besorgt hatte. Der Slytherin musste sie einfach sehen.
 

Als er wieder vor ihm Bett stand, zog er sich einen Stuhl heran und ließ sich darauf nieder. Er wusste ehrlich nicht, wieso ihn das so fertig machte. Am Anfang des Jahres war ihm die Gryffindor doch auch egal gewesen, solange sie sich eben nicht miteinander vergnügten. Die hasserfüllten Blicke, wenn sie sich mit ihren Gruppen im Gang trafen, blieben. Mal hier einen ekligen Spruch, hier ein paar Sticheleien. Aber wenn sie alleine waren, konnte er sich ihr nicht entziehen.
 

Wann genau hatte das eigentlich angefangen? Ziemlich am Anfang des Jahres zirka. Irgendwo zwischen dem Spiel seines Hauses gegen Hufflepuff und dem Spiel Ravenclaw gegen Gryffindor, schätzt er.
 

Flashback
 

Sie hatten sich erneut gestritten auf dem Quidditchfeld, als er mal wieder mit einer Sondergenehmigung von Snape um die Ecke kam. Mit Wood sich zu fetzen, hatte noch lange nicht so viel Spaß gemacht, wie mit Bell. Sie hatte Feuer und hatte ihm öfters mal mit einem Satz, fast den Wind aus den Segeln genommen.
 

Zwar hat Gryffindor danach widerwillig das Feld geräumt, aber was danach geschah, hatte sich einfach verselbstständigt.
 

Bell hatte ihm nach dem Training abgefangen, allein. Und ihn zu einem Eins gegen Eins herausgefordert, mit dem Einsatz um die Trainingszeiten des Halbjahres. Sprich. Sollte er gewinnen, und er war sich sicher das Ding in die Tasche zu stecken, würde Gryffindor seine Trainingseinheiten an Slytherin verlieren. Keine Ahnung, ob das mit Wood abgesprochen war. Vielleicht. Vielleicht auch nicht. War ihm auch recht egal. Er hätte sich so oder so darauf eingelassen.
 

Das Match war hart an der Gürtellinie gewesen. Sie hatten sich öfters das eine oder andere Mal gefoult, aber keiner wollte klein bei geben. Bis sie plötzlich einmal ineinander gekracht waren und sie ihn beschuldigte, dass es seine schuld gewesen war, da er ihr angeblich an den Po gefasst hätte. Was zu keiner Zeit stimmte, mal so nebenbei gesagt.
 

Die Dunkelblonde hatte sich so in rage geredet, dass er nicht mehr zu Wort kam. Sie standen sich so nah gegenüber, dass sich ihre Nasenspitzen fast berührten, während sie ihn weiter anschrie. Dann kam es einfach über ihn.
 

Eigentlich wollte er nur, dass sie still war, bevor irgendwer ihre Eskapade noch mitbekam. Allen voran Madame Hooch, die ihn eh schon auf dem Kieker hatte, weil er den Hufflepuff Smith letzte Woche das Nasenbein gebrochen hatte, im ersten Spiel des Schuljahres.
 

Also hatte er Bell einfach hart auf den Mund geküsst und sie reagierte natürlich prompt und gab ihm eine schallende Ohrfeige. Was bis hier hin noch alles logisch war und nachvollziehbar. Aber was sie dann tat, konnte er beim blutigen Baron, nicht mehr begreifen.
 

Sie krallte sich in seine dunkelgrüne Quidditch Uniform und zog ihn zurück zu sich, bevor er auch noch realisieren konnte, trafen sich ihre Lippen erneut. Hart und verlangend und er erwiderte es genauso.

Sein Gehirn setzte völlig aus, als er ihren Umhang öffnete und ihre Hose herunterzog, während sie dasselbe mit seiner Kleidung anstellte. Er hatte sie gegen einen Pfeiler eines Torrings gepresst und sich dem Moment einfach völlig hingegeben.
 

Das Endergebnis ihrer kleinen Schlammschlacht war also somit hinfällig geworden, stattdessen hatten sie es auf dem Quidditchfeld getrieben. Was... sicherlich interessant war und seine Lust auf sie nur noch mehr anheizte, aber es war auch verdammt riskant gewesen. Wenn jemand sie dabei entdeckt hätte. Er wollte gar nicht daran denken. Im Nachhinein war es ein Kick für ihn gewesen, doch seit dem Tag konnte er nicht mehr seine Finger von ihr lassen.
 

- - -


 

Bell wehrte sich nie. Er hatte gespürt, dass sie das auch wollte und dass das alles so eskalierte, ging ja auch von ihr aus. Sie liebte es wohl, wenn er sie überfiel. Er hatte sie schon in den verschiedenen Klassenräumen genommen, im Gewächshaus, in den Slytherin Umkleidekabine oder in Snapes geliebten Vorratskammer. Sogar unterhalb der Tribünen, während eines Matches zwischen Ravenclaw und Hufflepuff fiel er über sie her. Es war der absolute Höhepunkt, als er ihr mit seiner Zunge einen Orgasmus bescherte, an dem sie sich nicht mehr halten konnte. Ihr Stöhnen und ihre Schreie der Lust gingen unter im Jubelgeschrei der Adler.
 

Er empfand nur Lust für ihren Körper. Das Verlangen konnte Marcus nicht ausschalten. Sicher wusste er, dass das alles irgendwann einmal ein Ende haben musste, weil ihre kleine, hartnäckige Liaison niemals an die Oberfläche auftauchen durfte. Er konnte sich gut vorstellen, wie Wood ausrasten würde, wenn er das erfuhr. Bell war schon immer das gut um schützte Küken der Gryffindors gewesen. Dabei war sie gar nicht so harmlos, wie es immer für andere aussah. Sie war ein Biest und wusste ihren Charme und Wirkung auf Männer auch einzusetzen. Er wusste das nur zu gut. Er war einfach Wachs in ihren Händen.
 

Aber als das mit Warrington geschah, war diese ganze Sache zwischen ihnen irgendwie komplizierter geworden. Offenbar war er einfach nicht mehr vorsichtig genug gewesen. Es gehörte schon zur Normalität, dass er sie heimlich traf und dass sie dasselbe tat. Der Grund, wieso Bell das für sich behielt, war ihm mehr als bewusst, aber auch er hätte das nie an die große Glocke gehangen. Wenn das die Runde in der Schule gemacht hätte, hätte früher oder später auch seine Familie davon erfahren. An sich waren es denen egal, was er mit wem trieb. Aber immerhin war Bell ein Halbblut, was für seine Eltern absolut nicht in ihre Wertvorstellung passte.

Es war also unaussprechlich gut für beide, dass keiner jemals davon erfuhr. Um so schlimmer, dass es Warrington wusste. Seit dem Vorfall war er nicht mehr er selbst gewesen. Marcus hatte sich unerklärlicher Weise verantwortlich für sie gefühlt. Für das was passiert war. Und er hatte seine Konsequenzen daraus gezogen.
 

Flashback
 

Nachdem Marcus zur Teambesprechung aufrief und sich all seine Spieler auf dem Quidditchfeld einfanden, hatte er ohne Umschweife Warrington aus dem Team geworfen. Der Aufschrei war groß, gerade von Bole und Derrick, die nicht verstehen konnten, wieso er den Sucher so kurzfristig wieder aus dem Team warf. Auch Warrington versuchte den Grund zu erfahren, als Marcus einfach sagte, dass er ja noch schlechter als Malfoy sei und er wie ein ungekochtes Ei auf dem Besen herumrutschte. Er würde lieber einen unerfahrenen Spieler nehmen, als nochmal ihn an einem Spiel teilnehmen zu lassen.
 

Das war seine offizielle Aussage gewesen.
 

Warrington war danach wutentbrannt vom Feld gerauscht und nachdem er Adrian anwies, die anderen Spieler zum Training zu bewegen, verschwand er unbeobachtet ebenso vom Feld. Er hatte nicht damit gerechnet, den eben rausgeworfenen Spieler noch in der Umkleide anzutreffen, aber es spielte ihm dafür gut in die Karten.
 

Er hatte ihn unsanft gegen eines der Spinde geknallt und seinen tatsächlichen Standpunkt klar gemacht.
 

„Ich sag dir das jetzt einmal, Warrington.“, zischte er, „Wenn ich nochmal sehe, wie du ihr hinterher starrst, dich ihr näherst, oder gar mit ihr sprichst... dann vergesse ich mich für einen kurzen Augenblick und verscharre dich irgendwo im Verbotenen Wald!“
 

„Deswegen...“, grinste er plötzlich, „... wirfst du mich raus?“, lachte er, „Weil ich in deinem Revier streune?!“, kam es amüsiert von ihm und Marcus Hand zuckte gefährlich.
 

Er wollte ihm dieses Grinsen aus dem Gesicht schlagen. Doch er beherrschte sich. Ihn jetzt für diese Aussage zu verprügeln, würde nur noch mehr preisgeben. Etwas, was er versuchte zu verhindern.
 

„Sei lieber froh, dass ich den Übergriff nicht Snape melde.“, zischte er dann mit etwas mehr Ruhe in der Stimme, doch eigentlich brodelte es unter seiner Oberfläche.
 

- - -


 

Seit er sie an den Treppen zurückgelassen hatte, bekam er diese Bilder nicht mehr aus dem Kopf. Er konnte förmlich sehen, wie ihr diese Situation zugesetzt hatte. Zwar war sie noch ziemlich gefasst, aber der Morgen danach bestärkte sein Gefühl nur noch mehr.
 

Er hatte das Einzeltraining von ihr heimlich beobachtet. Nicht um zu schauen, welche Taktik Wood fuhr. Das war ihm wahrlich egal gewesen. Er wollte nur sichergehen, ob sie in Ordnung war. Schon im dem Wahrsagerkorridor hatte er bemerkt, wie sie sich merkwürdig verhielt. Als würde sie Schmerzen unterdrücken wollen. Und genau das sah er ebenso bei diesem Einzeltraining.

Allein wie sie auf ihrem Besen herumgerutscht war, wie unaufmerksam und gefährlich ihre Ausweichmanöver waren, grenzte schon an Fahrlässigkeit. Das war er von ihr gar nicht gewohnt. Auf dem Feld war Bell stets bedacht, in dem was sie tat. Er würde sogar soweit gehen und sagen, dass sie von allen Gryffindors die wohl am talentierteste war. Wenn man den Faktor im Hinterkopf gehabt hätte, wäre Wood das sofort aufgefallen. Denn er als Kapitän sollte eigentlich geschult sein zu erkennen, wenn einer seiner Spieler nicht fähig war zu fliegen. Das schien der Holzkopf nur komplett ausgeblendet zu haben, da ihm der Sieg wichtiger zu sein schien.

Stattdessen hatte er sie fast gar in Lebensgefahr gebracht. Am liebsten wäre er damals aufs Feld gestürmt und hätte sie aus der Luft geholt, um diesem Wahnsinn einen Riegel vorzuschieben!

Aber wie hätte das ausgesehen?
 

Marcus hatte Bell immer als starkes, selbstbewusstes Mädchen wahrgenommen. Die wusste was sie wollte. Aber sie so in dieser Situation vorzufinden. So verzweifelt, verletzt, Warrington völlig unterlegen... hatte etwas in ihm ausgelöst. Etwas was er nicht verstand, aber es beiseite schieben konnte er wiederum auch nicht.
 

Der blonde Slytherin sollte ihr einfach nie wieder zu Nahe kommen. Mit seinem Rauswurf hatte er zumindest etwas getan, um die Wahrscheinlichkeit zu minimieren, dass Bell ihm nicht aus versehen hier im Quidditchbereich über den Weg lief.
 

Ob es die richtige Entscheidung war, wusste er bis heute nicht. Es beschlich ihm dennoch das Gefühl, nicht genug getan zu haben.
 

Dass, was er für sie getan hatte, hatte er zuvor noch nie gemacht. Nicht für andere, wenn es ihm nicht auch etwas brachte. Zwischen ihm und Bell hatte sich eindeutig etwas verändert und auch das was kurz vor den Ferien passiert war, behagte ihm weiterhin nicht.
 

Eine Anziehung zu der Gryffindor war schon lange vorhanden, aber je näher die Weihnachtsferien kamen, umso mehr merkte er, wie sein ganzes Sein sich veränderte, wenn er in ihrer Nähe war. Das erste Mal richtig bewusst wurde ihm das, als er sie in Poppys Büro überrascht hatte. Oder viel eher danach. In diesem Klassenraum. Die Anziehung war auch da anwesend, keine Frage. Aber zuvor war es nur das Eine. In dieser Situation, als er ihre blauen Flecke gesehen hatte, da hatte sich etwas ganz anderes in seinem Inneren breit gemacht. Der Versuch von ihr, ihn zu küssen hatte er mit viel Mühe abblitzen lassen, weil er es nicht richtig fand. Wenn er diesen Schritt gegangen wäre, würde es zugleich zum körperlichen Akt kommen und das konnte er in ihrem Zustand nicht verantworten. Ein Zugeständnis, dass er Mitgefühl zeigte, was ihn schlussendlich in die Flucht trieb und er die Idee hatte, sich von ihr ab sofort fernzuhalten. Aber dann hatte er bemerkt, wie Warrington ihr immer wieder hinterher starrte, mit einem wissenden Grinsen auf seinen Lippen. Da hatte er ihn einfach hochkant rausgeworfen.
 

Marcus hatte schon viele Fehler in seinem Leben gemacht. Seinem Vater einmal als Kind widerstand zu leisten, war einer davon. Es Bell wissen zu lassen, dass er seinen besten Sucher rausgeworfen hatte, wegen ihr. Und bei Salazar, natürlich war ihr das in dem Moment bewusst geworden, war sein größter Fehler in dieser Parabel.

Dieser Kuss am Spieltag Gryffindor gegen Hufflepuff, war anders gewesen, als die Male zuvor. Er wusste bis heute nicht, was ihn da geritten hatte, dass er sich voll und ganz gehen gelassen hatte. Aber da war so viel Feuer und Leidenschaft und... Leben in ihr. Bei keiner anderen hatte er es jemals so stark gespürt.
 

Jetzt war nichts mehr davon übrig, wenn er auf ihr Gesicht sah. So unscheinbar sie auch da lag. In einem grün-gelben T-Shirt, dass das Logo der Holyhead Harpies zierte. Sie rührte sich kaum und nur die leichte Erhebung ihres Brustkorbes, versicherte ihm, dass sie überhaupt noch atmete.
 

Marcus hatte sich lange gegen das Gefühl gesträubt, aber er sorgte sich um sie. Er vermisste ihre aufbrausende Art und auf eine merkwürdige Weise auch ihre Auseinandersetzungen. Ihre Stimme. Ihre bernsteinfarbene Augen, die sich immer wieder gerne in die seine tiefgrünen bohrten.
 

Er seufzte und beugte sich zu ihrem Bett ein klein wenig vor. Seine Arme streckten sich und seine Hände wollten gerade ihre linke Hand umfassen, als eine leise Stimme ihn zusammenfahren ließ.
 

„Was machen Sie denn hier um diese Uhrzeit?!“
 

Im Impuls wollte er sofort wieder verschwinden, doch die Medihexe stand schon direkt hinter seinem Stuhl und drückte ihn zurück.
 

„Jetzt hauen Sie nicht schon wieder ab.“, sagte sie leise, aber bestimmend, „Ich werde Sie schon nicht verraten, Mr. Flint.“
 

Er wusste nichts darauf zu erwidern, also blieb er lieber still und seine Augen fielen wieder auf die bewusstlose Katie Bell.
 

„Das geht uns allen sehr nah.“, seufzte sie, als sie sich von seinen Schultern löste und zur anderen Seite des Bettes hinüberging.
 

Er beobachtete Poppy, wie sie kurz auf ein Klemmbrett sah, bevor sie eine Phiole zur Hand nahm und es in einen Infusionsbeutel hineingab, in der sich bereits eine Flüssigkeit befand.
 

An diesen Dingen hing er auch schon einmal, als er mit Roger Davies mal zusammen geknallt war. Er war bewusstlos gewesen und über diese Beutel hatten sie ihm Tränke verabreicht.
 

„Wie lange... ist sie schon...“, versuchte er zu fragen, doch seine Stimme hörte sich merkwürdig kratzig an.
 

„Ab morgen sind es drei Wochen.“, murmelte sie.
 

Wie bitte? Er war erst seit ein paar Tagen zurück in Hogwarts und sie war schon drei Wochen in diesem Zustand?! Sein Kopf brummte, doch er versuchte es auszublenden. Andauernd wollte er wissen, was überhaupt passiert war. Er hatte nur Bruchstücke erfahren, konnte sich darauf aber immer noch keinen Reim machen. Vielleicht... wäre Madame Pomfrey ja gesprächiger?
 

„Was ist passiert?“, forderte er daher sein Glück heraus.
 

„Mr. Flint.“, sah sie ihn maßregelnd an, „Sie wissen doch, dass ich Ihnen keine Auskünfte zu meinen Patienten geben darf.“
 

„Jeder im Schloss redet darüber!“, zischte er ungehalten und die Medihexe strafte ihn mit einem bösen Blick.
 

„Dann wissen Sie doch sicherlich, was geschehen ist.“
 

"Ich... ich war Zuhause in den Ferien, ich hab nur durch Zufall mitbekommen, dass sie überhaupt hier ist...“, setzte er leise fort, „Jeder erzählt etwas anderes,...“, kurz befeuchtete er seine Lippen mit der Zunge, „Bitte.“
 

Verzweifelt sah er Poppy an. Er war sichtlich am Ende und würde einer seiner Hauskollegen ihn so sehen, würde er sofort seinen Status und Einfluss auf sie einbüßen. Immerhin gestand er gerade indirekt ein, dass er sich um ein Halbblut sorgte. Noch dazu, zu einer Gryffindor.
 

„Miss Bell kam mit einem schwarz-magischen Artefakt in Berührung.“, gab sie dann nach wenigen Minuten zu.
 

„Wie das denn?“, fragte er laut nach, da er das ja schon wusste.
 

„Nicht so laut, Mr. Flint.“, tadelte sie ihn erneut, „Ich habe gesagt, ich werde Sie nicht verraten, dass Sie ihr Bett verlassen haben, aber ich kann nichts für Sie tun, wenn unsere Unterhaltung bemerkt wird.“
 

„Entschuldigen Sie, aber... sie...“, er sah zu ihr zurück, „Sie ist doch nicht der Typ für schwarze Magie.“, stieß er nun deutlich leiser aus.
 

„Davon gehen wir auch nicht aus, Mr. Flint.“, schüttelte sie den Kopf leicht hin und her, „Miss Peakes meinte, Miss Bell habe ein Päckchen im Pub der Drei Besen bekommen und sie sollte es an Professor Dumbledore übergeben.“, erzählte sie weiter, nahm dabei das Klemmbrett wieder zur Hand und notierte etwas darauf.
 

Dumbledore. In seinem Kopf schob sich eine Erinnerung hervor. Das Gespräch am Esstisch in der Großen Halle, als Graham davon erzählte, dass man versucht hatte den Schulleiter zu ermorden. Bell war wohl einfach nur der Kurier, dessen Inhalt sie nicht einmal kannte, vermutlich.
 

Poppy ging danach erneut um das Bett herum, bis sie neben ihm stehen blieb und ihre Hände ineinander faltete.
 

„Auf dem Weg zum Schloss zurück gerieten die beiden in einen Streit, wobei das Paket aufriss und Miss Bell eine Kette berührte, die allerdings unter einem Fluch stand.“
 

Er wollte über ihre Dummheit fluchen, doch er zügelte sich vor der Schulheilerin. Poppy hasste Gewaltausbrüche und in einer gewissen Form schätzte er die ältere Hexe. Immerhin hatte sie ihn des öfteren zusammengeflickt, wobei er schon oftmals gedacht hatte, er könnte nie wieder Quidditch spielen.
 

Madame Pomfrey sah jedoch sein verzerrtes Gesicht und legte eine Hand auf seine Schulter. Er sah erneut zu ihr hoch.
 

„Sie hat es nicht bewusst getan. Sie wurde dazu gebracht.“
 

„W-wie meinen sie das?“, kam es verwirrt von Marcus und sah zu ihr hoch.
 

„Ich komm damit in Teufelsküche,...“, murmelte sie kurz vor sich hin, aber setzte direkt danach fort, „Wir gehen davon aus, dass sie mit einem Imperius Fluch belegt worden war.“, sagte sie noch leiser, „Sie war... höchstwahrscheinlich nur... zur falschen Zeit, am falschen Ort.“



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