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Der wahre Name

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Zwei Großväter und ein Enkel

Kapitel 2
 

Zwei Großväter und ein Enkel
 

Ganze 2 Monate sind vergangen und die Zeit ist nur so gerast. Unsere Großväter haben es tatsächlich ernst gemeint und mir und Rebecca einen gemeinsamen Flug organisiert. Wobei Rebecca wegen ihrer Stelle bei Kaiba nur eine Woche bleiben konnte und danach zurück nach Japan fliegen musste. Meine Mutter erhielt dafür aber die Möglichkeit etwas Ruhe von uns zu haben. Wir waren für sage und schreibe ganze VIER WOCHEN nach Ägypten gereist. Und ich durfte das Ende des Jahres in Ägypten verbringen. Ich wusste ja, dass es Vorbereitung mit sich bringen würde, aber dass es nun wirklich so weit kommen würde? Die ganze Zeit glaubte ich, dass es unrealistisch werden würde. Und ganz Unrecht hatte ich ja nicht. Wer konnte denn erwarten, dass mein eigener Großvater mal so ganz beiläufig raus haut, dass er ein Haus in Ägypten besaß? Nun gut, es war Rebeccas Großvater, der damit um die Ecke kam, aber nun begann es sich langsam real anzufühlen.

Arthur hatte uns für 14 Tage ein Hotel gebucht, für den Fall, dass das Haus nach so langer Zeit verrottet, verfallen und völlig unbrauchbar sein würde. Aber das Hotel konnten wir erfolgreich nach 48 Stunden Aufenthalt stornieren. Solange hatten wir gebraucht, um uns vom Flug zu erholen und unsere Großväter sich von uns. Rebecca und ich waren gleich los gezogen, um auf Erkundungstour zu gehen, nur um dann von unseren Großvätern wie kleine Kinder wieder eingefangen zu werden, mit der Begründung, es sei für uns allein gefährlich und wir könnten ja verloren gehen. Also wirklich, unsere Großväter benahmen sich immer merkwürdiger, so als seien sie unsere Eltern, die auf ihre Beiden aufpassen müssten.

Aber diese 48 Stunden gingen irgendwann zu Ende und Arthur fuhr uns in seinem in der Zwischenzeit organisiertem Mietwagen zum Haus meines Großvaters. Wir fuhren über eine Stunde mit dem Wagen, bis wir das Ziel erreichten. Auf dem Weg dorthin gab es viel zu sehen. Würde ich hier wirklich studieren können, ich wäre überglücklich. Das war der bittere Kern des ganzen Unternehmens. Ich hatte noch immer keine feste Zusage. Zwar erhielt ich Antwort und alle erforderlichen Unterlagen waren angekommen, aber.... . Ich hatte zuhause einen Arabischkurs gemacht, was mir heute immer noch peinlich ist, Rebecca hatte von ihrem ersten Verdienst einen großen Teil dazu beigesteuert. Außerdem hatte sie gemeint, dass ich es annehmen solle, weil meine Mutter nicht wollte, dass sie ihr Geld dafür gab, dass sie bei uns noch wohnen bleiben durfte. Meine Mutter und Rebecca verstanden sich nämlich recht gut. Und Rebecca durfte noch bei uns wohnen bleiben. Das war allerdings unseren Großvätern zu verdanken. Sie meinten es sei doch nett, weiblichen jungen frischen Wind in unserem Hause zu haben. Arthur hatte sich das Zimmer mit meinem Großvater zusammen geteilt. Etwas, dass ich nicht hinterfrage, aber irgendwie wollte mein Großvater ihn einfach nicht ab reisen lassen. Arthur war dennoch vorübergehend weg gewesen, aber nur um seine Angelegenheiten soweit zu regeln, dass er bleiben konnte, um…nun ja um eben mit seinem alten Freund und ihren Enkeln, ja Rebecca und mir diesen Ausflug nach Ägypten zu machen.

Es war schon verrückt wie schnell plötzlich all das gehen konnte. Den Spieleladen hatte mein Großvater vorübergehend geschlossen, obwohl meine Mutter sogar angeboten hatte, in der Zeit zu helfen.

Aber nun waren wir hier. Als wir in eine Straße einbogen, die nirgendwo hin zu führen schien, kamen Palmen und Bäume, Pflanzen, Sträucher, irgendwelche Gewächse, die ich noch nie zu vor so direkt vor mir gesehen hatte. Und dann? Dann kam eine kleine Auffahrt auf weichem Boden und mit einem Mal waren wir da. Die Straße war ordentlich gewesen, aber dass hier ein Haus steht, war nicht ersichtlich gewesen. Alles hier war zu gewuchert, aber gleichzeitig spendete das Ganze auch Schatten. Als wir ausgestiegen waren, hatten wir unser Gepäck im Auto gelassen, doch als mein Großvater die Türe aufschloss, wussten wir, dass wir bleiben konnten. Wir hatten schnell unser Gepäck ausgeladen und uns jeder ein Zimmer ausgesucht, alle im ersten Stockwerk des Hauses. Konnte man das noch Haus nennen? Es war groß, es war geräumig und obwohl es Jahrzehnte leer gestanden hatte, war es alles aufgeräumt. Zu aufgeräumt. Es gab keinen Staub, alle Lampen funktionierten, was auffiel war dass die Möbel alle aus einer anderen Zeit und Mode stammten, aber alles glänzte, so als sei erst kurz vor uns Jemand da gewesen, der für uns aufgeräumt hatte. Für jeden von uns gab es ein eigenes Schlafzimmer im ersten Stock, im Erdgeschoss gab es ein großes gemütliches Wohnzimmer mit mehreren braunen Ledersesseln und einer großen breiten Couch, einem flachen Holztisch, alles passend zueinander. Der Boden war mit einem riesigen, roten gemusterten Teppich ausgelegt, es gab eine große offene Küche mit einem runden Esstisch und 6 gepolsterten Stühlen drum herum.

Von der Küche und dem Wohnzimmer aus, gab es zwei Türen, die nach draußen auf eine Terrasse führten, von wo aus man einen zu gewucherten Bereich sehen konnte, was offenbar früher mal eine Art kleiner Garten gewesen sein musste. Zwischen dem ganzen Gebüsch konnte man hindurch auf den breiten Nil schauen. Noch nie war ich so beeindruckt gewesen.

Wir richteten uns ein und fragten alle meine Großvater, was hier los war. Zuerst machte ich mir ja Sorgen, dass sich hier Jemand eingenistet hatte und wir während unseres Aufenthaltes auf einen Hausbesetzer treffen würden. Doch stattdessen trafen wir noch am selben Abend zwei junge Männer, die mit einem Schlüssel zum Haus herein kamen. Sie waren sehr überrascht gewesen uns zu treffen, nach kurzer Unterhaltung erfuhren wir, dass der Freund meines Großvaters sich während seiner Abwesenheit um das Grundstück gekümmert hatte, zumindest um das Haus, musste man sagen, denn schließlich hatte es hier seit Jahrzehnten keinen Gärtner gegeben. Die beiden Männer gaben sich als fest angestelltes Hauspersonal und erklärten, dass sie dafür bezahlt wurden, das Haus im gepflegten Zustand zu halten und sie hier jeden Tag seien, für Kontrollgänge und zeitweise auch sauber machten. Mein Großvater teilte ihnen mit, dass Sie vorübergehend nicht kommen brauchten, da wir vor hatten zu bleiben.

Mein Großvater hatte nach diesem Erlebnis stundenlang auf sein Glas am Tisch gestarrt, als wir zu Abend aßen. Ja, wir waren in einem nahe gelegenem Supermarkt einkaufen gewesen. Es war seltsam. Mein Großvater starrte und starrte, bis er schließlich endlich etwas zu sagen wusste. Rebeca, sowie Arthur und ich lauschten seinen Worten, neugierig, zu wissen, was ihn so beschäftigte.

„All diese vielen Jahre, Arthur. Kannst du dir das vorstellen? Es ist, als habe er immer erwartet, dass ich wieder kommen würde. Alles ist wie damals. Als sei ich erst gestern durch diese Tür gegangen Arthur.“, sagte er und ich konnte sehen, dass Großvater Tränen über seine Wangen in seinen Bart liefen. Arthur saß ihm gegenüber, Rebecca und ich nebeneinander ihnen gegenüber am runden Tisch und Arthur legte seine Hand auf Großvaters Arm. „Wenn die Beiden für deinen Freund arbeiten und das Haus instand halten, solltest du sie vielleicht fragen. Nach deinem Freund fragen, sie werden sicherlich Kontakt zu ihm haben, wenn er sie bezahlt. Jetzt sind wir schon einmal hier, meinst du nicht, es wäre die Gelegenheit für dich, für ein Wiedersehen?“, fragte Arthur und es lag etwas sanftes in seiner Stimme. Doch mit einem Mal riss Großvater seinen Arm von Arthur weg und schüttelte wild seinen Kopf. Dann schlug er mit seiner geballten rechten Faust auf den Tisch und verneinte laut. „NEIN! Ich denke nicht, dass es nach all den Jahren eine kluge Idee wäre.“ Er wischte sich mehrere Tränen aus seinem Gesicht. „Entschuldige bitte Arthur. Es ist nur, …ich bin mir nicht sicher, ob ich ihn überhaupt wiedersehen will. Außerdem ist es Jahre her, Jahrzehnte.“ Danach war Großvater aufgestanden und hatte das Zimmer verlassen. Er ließ uns alle drei mit verwirrtem und überraschtem Gesichtsausdruck zurück.

Es war Arthur, der die Stille durchbrach. „Wisst ihr, dein Großvater Yugi war jahrelang mit seinem Freund befreundet gewesen. Und offenbar hatte er nicht erwartet, dass er hier mit uns nach all der langen Zeit hier so willkommen zu sein. Wer schenkt einem ein Haus und übernimmt dann alle Unterhaltskosten, kümmert sich um das ganze Haus einfach so? Ich glaube dein Großvater braucht etwas Zeit, um das alles zu verstehen. Wenigstens wissen wir nun, dass es hier keinen Hausbesetzer gibt und du hier wohl sehr gut wohnen kannst, wenn du hier in Ägypten studieren willst. Rebecca ist noch ein paar Tage hier, ich denke die Zeit solltet ihr nutzen und schauen, was noch wichtig ist.“ Ich hatte meine Einwände, aber er hatte mich erfolgreich abgelenkt. „Aber, also ich habe noch immer keine eindeutige Antwort, nur eine Antwort, dass alles an notwendigen Unterlagen erhalten wurde. Ich habe mich hier in ganz Kairo beworben und ja von hier aus könnte ich studieren, ich müsste mir nur einen Job suchen, um mir mein Lehrmaterial und meine Lebensmittel bezahlen zu können. Aber dieses Jahr ist fast zu Ende und das Frühjahrssemester beginnt schon bald.“, versuchte ich sie darauf aufmerksam zu machen. „Eigentlich hast du so gesehen sogar ein wenig Glück Yugi. Das nächste Semester hier beginnt erst Ende Februar, Anfang März.“, wies mich Rebecca darauf hin und setzte noch hinzu. „Du könntest die Zeit nutzen und weiter an deinen arabisch Kenntnissen arbeiten. Wir können doch die Tage wo ich noch hier bin gemeinsam ein wenig üben.“, schlug sie vor und ich musste darüber nachdenken. „Ich frage mich, ob ich zur Uni gehen sollte, dieser Sprachtest fuchst mich immer noch, wenn ich da bin, können wir uns vielleicht auch einen Überblick verschaffen. Ich meine ja nur.“ „Welche Uni denn Yugi? Du hast dich an nahezu Jeder hier beworben.“, wandte Rebecca ein und ich ertappte mich bei meinem Denkfehler. Ja, zur welchen uni wollte ich eigentlich gehen? Trotzdem war für mich diese Prüfung in der Sprache das wichtigste. Deshalb schlug Rebecca vor mit mir die Tage, die sie noch da war, mich telefonieren zu lassen und so mein arabisch auch gleich mal praktisch anzuwenden. Ich sollte nachfragen, ob ich einen Termin erhalten könne, ob man mir diesbezüglich weiter helfen könne. Arthur befürwortete das Ganze und bot sich an mit uns am nächsten Tag in die Stadt zu fahren und mich dort dann meine leichten Arabisch Kenntnisse vertiefen zu müssen. Ich war mir unsicher bei der Idee, aber Rebecca schleppte mich regelrecht mit.

So verbrachte ich die Zeit mit Rebecca bis zu ihrer Abreise damit, zu büffeln, zu telefonieren. Sogar mit Erfolg, ich erhielt zumindest die Möglichkeit kurzfristig bei einigen Universitäten einen Termin wahrzunehmen. Aber diese würden ohne Rebecca stattfinden, denn Sie musste bereits zurück nach Japan. An dem Tag brachten wir sie gemeinsam zum Flughafen und sie versprach mir sich zu melden, wenn sie gut angekommen war.

Mein Großvater, Arthur und ich…nun waren wir die Drei Mann WG. Die meiste Zeit bot sich Arthur an mich zu unterstützen und motivierte mich. Mein Großvater war auch da, aber irgendwie,…war es seltsam. Er zog sich fast eine ganze Woche lang zurück, ehe er wieder gewohnt viel mit uns redete. Wir klärten ihn über meine Fortschritte auf und auch darüber, dass ich mit meinem Sprachkurs keinen Fehler gemacht hatte, denn in der Praxis in diesem Land war die Aussprache noch einmal etwas ganz anderes, als daheim bei einem Kurs. Teilweise wurde schneller gesprochen, als ich mit kommen konnte und ich teilte den Beiden am Abend der angefangenen dritten Woche mit, dass ich mir nun sicherer bin was Sprachprüfung und Ergebnisse davon betreffen würde, doch zweifelte ich nun stark daran, dass dies wirklich reichen würde, um im Unterricht, bei einer Vorlesung auch nur irgendwie mithalten zu können.

„Ach Yugi, tut mir Leid, dass ich die letzten Tage so wenig für dich da gewesen bin. Das alles mit dem Haus und meinem Freund hat mich einfach verrückt gemacht. Du meintest, du hast mit dem arabischen noch Schwierigkeiten? Nun, die letzten Tage war ich wohl ein weniger guter Großvater für dich. Also komm her mein Junge. Schnapp dir was zu schreiben. Jetzt bringe ich dir bei, was dir für einen Aufenthalt in Ägypten noch fehlt.“, sagte er bestimmt. Als ich keine Anstalten machte mir etwas zu schreiben zu holen, wurde er deutlicher. „Na mach schon Junge! Jetzt unterrichte ich dich! Oder hast du etwa geglaubt dein alter Opa hätte seine ganzen Jahre hier nur Urlaub gemacht?“, forderte er mich raus und ich sprang auf, um meinen Schreibkram zu holen. Natürlich hatte er hier viele Jahre gearbeitet. Arthur konnte ich, als ich los zog, um meine Sachen zusammen zu sammeln noch lauthals durchs Zimmer lachen hören.

Sollte der nur lachen, weil ich gerade wie ein aufgescheuchtes Huhn durchs Haus raste. Ich hatte nämlich an allen möglichen Orten meine Sachen verstreut, in meinem Zimmer, Rebeccas Zimmer, eben überall waren wir zum Lernen gewesen. Auf diese Weise blieb es mir erspart, worüber sich die beiden älteren Herrschaften in meiner Abwesenheit unterhielten.

„Ach komm schon alter Junge, haha du hast damals reihenweise Mädchen abgeschleppt. Dafür war es doch nur wichtig für dich, diese Sprache zu können, wenn überhaupt. Außerdem sprachen in unserer Zeit hier viele englisch. Du wirst doch kaum deinem Enkel arabisch beibringen wollen? Außer ‚Willst du mit mir schlafen‘ und ‚wo geht es zum Hotel‘ beherrscht du doch kaum.“, amüsierte sich Arthur. „Von wegen, etwas mehr kann ich schon noch als das. Ach Arthur sag mal, kannst du dich noch an meinen Freund Yami erinnern? Hatte ich ihn dir nicht auch mal vorgestellt?“

„Nun, ich habe ihn vielleicht ein paar Mal kurz gesehen, ich erinnere mich schwach. Aber viel hast du von ihm nie erzählt. Ich erinnere mich nur noch daran, dass du damals sehr glücklich warst, er hat dir das Leben gerettet und ich glaube deine Bindung nach so langer Zeit kann ich ein bisschen verstehen. Immerhin hast du mich damals in der eingestürzten Kammer auch gerettet. Du solltest es versuchen Kontakt zu deinem Lebensretter aufzunehmen, wenn du mich fragst. Und dir nicht den Kopf darüber zerbrechen, wie er darauf nach so vielen Jahren reagieren wird. Ich kann dir sagen, als ich nach vielen Jahren dich wieder traf, war es für mich großartig und überhaupt nicht schlimm, solange voneinander nichts gehört zu haben. Wir sind eben Freunde. Wir wissen auch so voneinander, dass wir füreinander da sind. Das ist alles was ich dir sagen kann.“ , ermutigte Arthur meinen Großvater während ich noch meine Stifte ein Stockwerk höher suchte.

„Ach Arthur danke. Ich werde es machen. Du ahnst gar nicht wie aufgeregt ich bin deswegen.“ „Mhm…ah da bist du ja wieder Yugi.“, wurde ich in dem Augenblick von Arthur angesprochen, als ich mit einem halb zerrupften Notizblock und ein paar Kugelschreibern in der Hand zu ihnen an den Tisch kam und mich hinsetzte. „So. , jetzt können wir anfangen.“, gab ich japsend von mir und Arthur nahm es sich heraus, aufzustehen und für uns einen Tee zu kochen.

Mein Großvater fragte mich meine Vokabeln ab, erklärte mir dann aber nicht die Sprache, wie ich dachte, sondern begann mir viel zu erzählen über das Land. Über die Mentalität der Menschen, gewisse Sitten und Bräuche, es war als bekäme ich nach ein paar Stunden ein ägyptisches Knigge Buch für Profis zum Verdauen. Zeitweise ergänzte auch Arthur mit seinem Wissen, da er im Gegensatz zu meinem Großvater noch Jahre nach ihm häufiger hier in Ägypten gewesen war.

So vergingen die Wochen und in unserer letzten Woche kehrten die beiden Männer zurück, da wir sie über die Dauer unseres Aufenthaltes informiert hatten. Sie fragten höflich, ob alles zu unserer Zufriedenheit gewesen sei und wann genau wir abreisen würden. Auch wollten Sie wissen, ob wir wieder kämen. Ich übernahm das Gespräch mit den Beiden, da sie kein japanisch sprachen, sondern nur brauchbares englisch und arabisch. Ich bemühte mich nicht ins englische auszuweichen und war den beiden Männern für ihre Geduld wirklich dankbar. So erklärte ich ihnen, dass ich vielleicht nächstes Jahr wieder kommen würde und hier dann für mindestens drei bis fünf Jahre dann leben würde, während meines Studiums. Meine Unsicherheit, ob dies alles so klappen könnte, merkten Sie mir bestimmt an. Ob noch irgendwas fehlen würde wiederholten sie mehrere Male, so als seien sie erpicht darauf es einem noch komfortabler zu machen. Da mir aber wirklich nichts einfiel und sie nicht locker zu lassen schienen, meinte ich knapp. „Mir fehlt noch Auto, ein Gewehr, ein Reiskocher, ein Laptop und besseres Internet. Im Ernst, mir fehlt nichts, es ist alles bestens. Vielen Dank.“, bedankte ich mich nochmals und verabschiedete mich. Sie erklärten, am Tag unserer Abreise gerne behilflich zu sein und ich dachte schon, die beiden Männer gar nicht mehr los zu werden, als mein Großvater hinzu trat und mich darum bat, Sie zu bitten mit ihm am Morgen unserer Abreise auf ihn zu warten, da er ihnen gerne etwas mitgeben wollte. Ich erklärte es ihnen und bat sie darum es zu widerholen, damit ich mir sicher sein konnte, dass sie mich auch richtig verstanden hatten.

Einen Tag vor unserer Abreise, hatte Arthur unseren Leihwagen zurück bringen müssen. Er meinte nur, dass es bei unserem frühen Abreisetermin zu stressig würde und wir auch mit anderen Mitteln zum Flughafen kommen würden. Taxi oder mit den Öffentlichen .Arthur würde mit uns erst nach Japan fliegen, sich dort von seiner Enkelin verabschieden und danach in die Staaten fliegen. Manchmal fragte ich mich, ob er irgendwo einen geheimen Geldbunker hatte, oder er einfach nur ansonsten ein sparsamer Mensch war und Ersparnisse angesammelt hatte.
 

Der Abreisetag war echt grausam. Es hatte sich wirklich schön angefühlt hier zu leben, für diese kurze Zeit und ich hatte noch immer keine Zusage. Lediglich die Rückmeldung von einer Universität, dass meine Sprachkenntnisse reichen könnten, aber das war nichts Handfestes und meine Sorge, ich könnte denjenigen falsch verstanden haben schwang dabei mit. Wie verabredet standen die Beiden wieder vor unserer Türe und mein Großvater trug etwas rechteckiges, ziemlich dickes in einem hellen weißen Briefumschlag in seinen Händen, auffällig andächtig, als könne das sich darin befindliche Schreiben jeden Augenblick zerbrechen. Er übergab es den Beiden und bat mich eingehend darum ihnen ganz klar und deutlich verstehen zu geben, dass dieser Brief an Den persönlich gehen müsse, der das Instand halten des Hauses in die Wege geleitet hatte, dass es ihm nur persönlich übergeben werden dürfe und er Gewissheit bräuchte, dass er dieses Schreiben auch erhalten habe. Als ich den beiden Männern das Anliegen meines Großvaters nah brachte, wirkten Sie irgendwie verängstigt. Sie sagten mir zudem, dass sie den Mann dahinter nie zu Gesicht bekommen hätten, aber sie alles in ihrer Macht stehende dafür tun würden, dass er diesen Brief erhielte. So richtig glauben konnte ich ihnen nicht, aber ich wollte meinen Großvater auch nicht beunruhigen, weshalb ich ihm versicherte, dass sie alles verstanden hätten und sich darum auch wirklich mit höchster Priorität darum kümmern würden. So übergab mein Großvater ihnen diesen Brief und ich merkte, dass er verschwitzte Hände hatte.

Nachdem die Beiden sich verabschiedet hatten, hörte ich während unserer Fahrt zum Flughafen meinen Großvater immer wieder murmeln „Ich hab es getan, ich habe es wirklich getan.“ Ich schenkte ihm mein zuversichtlichstes Lächeln und versuchte mich für ihn zu freuen. „Hey Großvater, vielleicht klappt es mit meinem Studium hier ja doch noch und dann kommst du mit mir nach Ägypten zurück und feierst dein großes Wiedersehen mit deinem Freund. Vielleicht antwortet er dir ja auch und ihr könnt miteinander telefonieren. Oder er kommt sogar uns mal besuchen?“ Wieso fand denn mein Großvater das jetzt komisch? Kaum hatte ich nämlich meinen Satz beendet, begann er laut zu grölen vor Lachen. Arthur grinste nur und schien sich gar nichts dabei zu denken. Naja, dachte ich mir, wenigstens hatte ich meinen Großvater zum Lachen gebracht, womit auch immer.

Endlich im Flugzeug. Noch nie hatte ich mich so sehr darüber gefreut im Flieger zu sitzen. Unsere Taxifahrt war eine Katastrophe. Nach meiner Bemerkung hatte mein Großvater eine Lachattacke nach der nächsten, haute irgendwelche Sprüche raus die weder ich noch Arthur verstanden und es hörte auch nicht auf, als ich zu Arthur meinte, dass ich mir Sorgen um Großvaters Geisteszustand mache, im Gegenteil, den Rest der Fahrt zum Flughafen hatte ich zwei alte Herren neben mir, die sich einfach nicht mehr ein kriegten.

Im Flugzeug bestand ich auf meinen Fensterplatz, bloß nicht zwischen den Beiden sitzen, dachte ich. Doch Arthur nahm mich beiseite und bat mich darum, dann wenigstens außen zu sitzen, damit mein Großvater noch einmal auf seinen Lieblingsort runter schauen könnte. Ich blieb hartnäckig. Erst als er mit dem Argument kam, dass ich bestimmt in meinem Leben noch viel häufiger diese Gelegenheit bekäme als mein Großvater, knickte ich ein und ich überlies meinem Großvater den Fensterplatz. Während des Abfluges starrte mein Großvater wie gebannt auf das Land hinab und in diesem Augenblick wurde mir klar, dass mein Großvater dieses Land sehr lieben musste, denn wieder sah ich Tränen in seinen Augen glitzern. Jemand der so alt ist wie Großvater muss wirklich viele schöne Dinge hier erlebt haben, wenn ihm die Abreise so nah geht. Nun schämte ich mich schon dafür, dass ich mal meinem Großvater für einen Augenblick etwas wie den Fensterplatz ausschlagen wollte.

Während des Fluges musste ich irgendwann eingeschlafen sein, denn Arthur stupste mich an, als wir im Landeanflug waren. „Yey wieder zuhause!“, rief ich freudig und Arthur erinnerte mich daran, dass wir nur unseren Stopp erreicht hatten und wir noch gar nicht am Endziel unserer Reise waren. Ich rieb mir den Schlaf aus meinen Augen und schaute auf. „Achso? Jaaaa….irgendwie bin ich müde.“ „Du hast lang geschlafen Yugi. Na komm. Ein bisschen die Beine vertreten ist gar nicht verkehrt.“ , meine Arthur motiviert und er hatte ja Recht, wir würden noch eine Weile unterwegs sein.

Nach dem Zwischenstopp als es endlich weiter ging, war es genau umgekehrt beide Großväter schliefen und ich…war irgendwie immer noch müde aber an Schlafen war gar nicht zu denken, denn mir bot sich ein fürchterliches Schnarch Konzert. An die Rückfahrt bis nach Hause mochte ich auch nicht denken, denn das würde lange dauern. Wenige Stunden vor unserem Landeanflug war ich endlich soweit, dass mir meine Augen zufielen. Nur um wenig später durchgeschüttelt zu werden. Meine Augen waren so schwer und ich wollte einfach nur schlafen….waren das Turbolenzen? Irgendwas schüttelte mich heftig durch. „YUGI! Vergiss es Sugoroku der schläft wie ein Stein.“, hörte ich aus weiter Ferne Arthurs Stimme sagen und spürte ein angenehmes Gefühl am Bauch. Arthur hatte meinen Anschnallgurt gelöst. Es wurde unruhig und laut und ich zwang mich irgendwie ein Auge aufzureißen. Ich blinzelte und öffnete beide Augen. „Wasnloss?“, brachte ich unter weitem Gähnen verschlafen hervor. „Wir sind gelandet? Hast du das gar nicht mitbekommen? Junge, so wie du möchte ich mal schlafen können.“, saunte Arthur bloß und ich schälte mich aus meinem Sitz heraus. Mein Großvater nahm mich an die Hand, man musste ich schlaftrunken sein. Ich kam erst wieder richtig zu mir, als wir im Taxi saßen und dieses uns nach Hause brachte.

Dort angekommen erwartete mich schon meine Mutter und sie lachte. „Ihr habt ja alle Farbe bekommen.“ „Achja?“, fragte ich und meine Mutter meinte, dass es besonders bei Arthur auffiel. Mir war das gar nicht aufgefallen. Sie half uns unser Gepäck auseinander zu sortieren und erklärte, dass wir am nächsten Abend alle ins Restaurant gehen würden, gemeinsam mit Rebecca, wenn sie von ihrer Arbeit zurückkam.



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