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My (little) secret

von

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Eigentlich hatte Riku nicht vorgehabt nach dem Treffen mit Tenn noch vor diesem großen Gebäude zu stoppen.

Es war das Hauptgebäude der Organisation seines Bosses, auch wenn es eher wie ein ganz normales Firmengebäude aussah. Nichts daran ließ erschließen, dass es alles andere als das war.

Riku hasste es, hier zu sein, und dennoch bewegte er sich durch die Gänge und auf den Aufzug zu, um damit in die fünfte Etage zu fahren.

Seine Schritte führten ihn zu einer Tür, neben der ein Schild hing, auf dem „Nanase Riku“ stand. Er angelte nach seinem Schlüssel und wollte gerade die Tür zu seinem Büro aufschließen, als sein Blick zu einem Umschlag glitt, der halb unter der Tür durchgeschoben war.

Es war durchaus ungewöhnlich, dass ihm jemand einen Brief schrieb und ihn bei seinem Büro hinterließ, da er eigentlich so gut wie nie hier war.

Er öffnete erst einmal die Tür, beugte sich dann zu dem Umschlag und nahm ihn in die Hand. Erst danach trat er ins Innere des Büros und schloss die Tür wieder hinter sich. Seinen Schlüssel ließ er erst einmal wieder in seiner Tasche verschwinden.

Mit einem tiefen Durchatmen ging er durch den Raum, rutschte auf seinen Schreibtischstuhl und sah wieder auf den Umschlag in seiner Hand. Es stand nichts auf dem Umschlag, weswegen er ihn nach einer kurzen Begutachtung aufriss.

Er holte einen zusammengefalteten Brief, so wie ein Foto, heraus, faltete allerdings zuerst den Brief auseinander und sah auf die Zeilen.

 

Hallo Riku-kun,

 

du bist bestimmt hier, weil du dein kleines Geschenk holen willst, nicht?

Du weißt, dass ich mich nicht täusche, deswegen habe ich dir diesen Brief auch hier hinterlassen.

Im Dezember ist doch unsere Jubiläumsfeier.

Jetzt, wo du endlich jemanden gefunden hast, wirst du doch auftauchen, oder?

Es wäre doch zu schade, wenn du dich weiterhin weigerst.

Ich wüsste nicht, ob du deine Eltern zu Weihnachten wiedersehen könntest.

 

Riku zuckte heftig zusammen, drückte den Zettel mit einer Hand zusammen, blickte auf das Foto, welches dabei gelegen hatte, welches er in seiner anderen Hand hielt.

Es war von dem heutigen Abend. Von Tenn und ihm. Scheinbar hatte jemand sie in der Bar fotografiert.

Er war sich ziemlich sicher, dass hier niemand Tenn erkennen würde. Weder als TRIGGER’s Center, noch als seinen Zwillingsbruder.

Ganz davon abgesehen, dass niemand außer seinem Boss hier wusste, dass Riku einen Zwillingsbruder hatte.

Langsam legte er das Foto auf seinen Schreibtisch, blickte wieder auf den Brief.

Wenn er auf diese Jubiläumsfeier gehen musste, hieß das, dass er jemanden als sein Haustier bei sich haben musste. Jemanden, der ihm gehörte, damit er sein Statussymbol war.

Er wollte eigentlich unter keinen Umständen Tenn in diese Dinge mit reinziehen, aber wenn er sich weigerte, würde sein Boss es nicht so einfach hinnehmen. Riku wusste, dass er diese Drohung ernstnehmen musste.

„Verdammt“, fluchte Riku etwas leiser, legte den Brief ebenfalls vor sich ab und öffnete schließlich die Schublade seines Schreibtisches. Immerhin war das der eigentliche Grund, wieso er überhaupt hier war. Wenn er überhaupt zulassen durfte, dass er Tenn ein weiteres Mal sehen konnte.

In der Schublade lagen nur ein paar Papiere, die ihn nicht interessierten. Allerdings lag darauf noch ein silberner Anhänger mit einem rot leuchtenden Edelstein.

Er hatte diesen Anhänger bekommen, als er ein richtiges Mitglied in der Organisation geworden war. Damals, als er fünfzehn gewesen war.

Riku wusste, dass jedes Halsband dafür sorgte, dass jemand gekennzeichnet war. Allerdings schützte es bei Weitem nicht so gut, wie der Anhänger, der eindeutig zeigte, dass jemand zu ihm gehörte.

Es gab kaum jemanden, der sich freiwillig mit jemandem von der Organisation oder mit ihm anlegte. Riku wusste, dass es ihm lieber war, wenn Tenn zumindest eindeutig als sein Eigentum galt, wenn sie sich trafen.

Mit einem tiefen Seufzen verstaute er den Anhänger in seiner Tasche, faltete den Brief zusammen und griff wieder nach dem Foto. „Wenn ich dich noch einmal treffe ...“, flüsterte er gegen das Foto, richtete sich auf und ging um den Schreibtisch, drehte das Foto ein wenig.

Erschrocken stoppte Riku erneut, bewegte das Foto so, dass er die Rückseite ansehen konnte, während er sich gegen seinen Schreibtisch stützte und die Zeilen las, die auf der Rückseite des Fotos standen. 

 

Solltest du dich entscheiden, jemand anderen mitzubringen. Ich kann auch deinen Zwillingsbruder und nicht deine Eltern leiden lassen.

 

Riku schluckte, verstaute den Brief und das Foto in seiner Jackentasche und holte den Schlüssel von seinem Büro raus.

Mit schnellen Schritten trat er auf den Flur zurück, schloss die Tür ab und rannte einfach nur durch den Flur und das Treppenhaus aus dem Gebäude.

Er wusste doch, dass es ein Fehler gewesen war, Tenn noch einmal zu treffen, obwohl er nach Incomplete Ruler mit allem abschließen wollte.

Er wusste nicht, wie lange er brauchte, bis er in seiner Wohnung war, wo er die Tür von innen abschloss und sich einfach nur auf sein Bett fallen ließ. Schwer atmend, aber es war Riku in dem Moment egal. Er hatte einfach nur so schnell, wie möglich, von dort weggewollt.

Er ballte langsam seine Hände zu Fäusten, starrte an die Decke über sich. Wenn er weiterhin seine Familie schützen wollte, musste er zusammen mit Tenn zu dieser Feier.

Es gab keinen anderen Ausweg aus dieser Situation, oder?

Er wusste, dass es ein Fehler war, dass er sich überhaupt noch einmal mit Tenn getroffen hatte. Er hätte den Kontakt zu ihm genauso abbrechen müssen wie zu jedem anderen.

 

–*–

 

Die sanfte Berührung an seinem Nacken sorgte dafür, dass Tenn ein wenig verschlafen seine Augen öffnete und verwirrt blinzelte, während er bemerkte, dass er bei Ryuu lag und sich in dem Shirt des anderen festgekrallt hatte.

„Ryuu“, flüsterte Tenn ein wenig verschlafener, rutschte ein Stück zurück, auch wenn er dabei bemerkte, dass Ryuu keine Anstalten machte, ihn wirklich loszulassen, so dass er nur etwas seinen Kopf so drehte, damit er in die Augen des anderen blicken konnte.

„Alles in Ordnung, Tenn?“, fragte Ryuu leise nach, während er ihm weiterhin über den Nacken strich.

„Hmhm“, machte Tenn ein wenig die Berührung genießend, „wie spät ist es?“

„Gleich neun“, antwortete Ryuu ruhig, kurz bevor er ihm einen kurzen Kuss auf die Stirn hauchte, „keine Sorge, wir müssen nicht so früh raus.“

„Huh?“, blinzelte Tenn ihm entgegen, auch, wenn er durchaus froh war, noch eine Weile so bei Ryuu liegen zu können. Es sorgte dafür, dass es ihn entspannte und er ein wenig vergessen konnte, was am vorherigen Abend gewesen war. Dennoch wusste er auch, dass sie eigentlich einen Termin hatten. „Sollten wir heute Vormittag nicht zu einem Termin?“

„Gaku hat mit Anesagi-san gesprochen, als er dich hier gesehen hat“, sagte Ryuu daraufhin, „hab ihm gesagt, dass du heute Nacht zu mir kamst.“

Tenn schluckte ein wenig, drückte sein Gesicht einfach wieder gegen Ryuus Oberkörper, spürte weiterhin die Berührung an seinem Nacken. Er war sich nicht einmal komplett sicher, wieso er in der Nacht zu ihm gegangen war, aber er wusste auch, dass er niemals alleine hatte schlafen können. Nicht, nach der ganzen Sache mit Riku zuvor.

„Willst du darüber reden? Du hast uns nur geschrieben, dass du nochmal wegmusstest“, sagte Ryuu leise weiter, „und du bist scheinbar erst spät zurückgekommen.“

Tenn wusste, dass es besser war, wenn er darüber sprach, aber er wusste auch, dass er Riku versprochen hatte, nichts zu sagen. Er konnte nicht sagen, dass er sich mit Riku getroffen hatte. Er konnte nicht darüber reden, worüber sie gesprochen hatten.

Er hatte ihnen eh schon genug davon erzählt, was er eigentlich nicht sagen sollte.

Ohne, dass er etwas sagte, spürte er, wie Ryuu ihm ein wenig beruhigend über den Rücken strich. „Du kannst auch einfach noch eine Weile hier liegenbleiben. Es ist okay, Tenn.“

Es war genau das, was Tenn in dem Moment brauchte. Er wusste, dass er bei ihm einfach nur kuscheln konnte, wenn er es brauchte. Er wusste auch, dass Ryuu ihn niemals dazu zwang, etwas zu sagen, was er nicht erzählen wollte. Auch, wenn Tenn eigentlich sogar darüber reden wollte.

Nur konnte er mehr sagen, als er schon getan hatte, wenn Riku so klar gemeint hatte, dass er nichts sagen sollte?

„Ich liebe es, dich mit TRIGGER auf der Bühne zu sehen. Ich will nicht, dass euch irgendetwas passiert.“

Warum klang dieser Satz nur so sehr nach etwas, dass Riku das alles machte, um ihn zu schützen? Nur vor was?

Tenn schluckte, rutschte nun doch ein Stück zurück, sorgte dafür, dass Ryuu aufhörte, ihm über den Rücken zu streichen, und er ihm einfach nur still in die Augen sehen konnte. „Ryuu ...“, fing Tenn an, bemerkte, wie Ryuu ihn eine Spur besorgter ansah.

„Tenn, weinst du?“, unterbrach Ryuu ihn, strich mit einem Finger über Tenns Wange, so dass Tenn ein wenig zusammenzuckte. Er hatte nicht einmal gemerkt, dass er angefangen hatte, zu weinen.

„Ich ...“, fing er langsam an, stoppte allerdings erneut, schluckte etwas, spürte kurz darauf, wie Ryuu ihn zu sich zog, so dass er sich gegen dessen Halsbeuge lehnte.

„Beruhig dich erst einmal, Tenn“, flüsterte Ryuu so dicht bei ihm, hielt ihn einfach nur weiterhin so dicht bei sich, dass er sich ankuscheln konnte.

Tenn schluckte ein wenig, drückte sich weiter gegen ihn. „Ich– ich habe Riku getroffen. Letzte Nacht.“

Er wusste, dass er es nicht erzählen durfte. Oder sollte. Aber er wusste auch, dass er das nicht alles für sich behalten konnte.

„Was?“, fragte Ryuu und weitete etwas seine Augen, „du– was. Wo– wo ist er?“

Tenn schüttelte den Kopf, lächelte ihn eindeutig gequälter an, spürte, wie ihm immer noch ein paar Tränen kamen. „Ich weiß es nicht wirklich und– sag niemandem etwas. Ich– ich hab es Riku versprochen und ... er meinte irgendwas davon, dass er nicht will, dass uns etwas passiert.“

Er wollte das eigentlich nicht für sich behalten. Aber er wusste auch, dass es der falsche Moment war, wenn er etwas erzählte. Er hatte keine Ahnung, was es war, was Riku dazu veranlasste, einfach verschwunden zu sein. Was dafür gesorgt hatte, dass er seine Idolkarriere für beendet erklärt hatte.

„Es ist gut, Tenn, du brauchst nicht weiterreden“, sagte Ryuu, während er ihn langsam wieder ein Stück losließ, damit er ihn wieder ruhiger ansehen konnte, „und du weißt, dass ich nichts sagen werde, wenn du das nicht willst.“



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