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Freunde bleiben

von

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***
 

So. Ich bin in meinem Büro angekommen. Jetzt wird's ernst. Was sollte ich als erstes tun? E-Mails checken? Ja, nach dem Killerwochenende ist mein Postfach bestimmt voll. Okay, Uzumaki, los-los-los!
 

Ich stelle meinen Laptop auf die Docking Station und fahre ihn hoch. Der Anmeldebildschirm erscheint. Ich melde mich an… Ihr Kennwort ist falsch. Ich hasse Passwörter!
 

Der Anblick in den Email-Client bereitet mir absolut keine Freude. Wenn man die 67 auf dem Posteingang sieht, will man irgendwie gleich Feierabend machen. Aber es ist ja erst um 7:25. Haha! Komm, Naruto, arbeite einfach eins nach dem anderen ab. Die meisten E-Mails sind bestimmt nicht so wichtig, wie es auf den ersten Blick scheint.
 

Nach guten 40 Minuten bin ich die 67 los. Es war tatsächlich so, wie ich es meinte: nur wenige E-Mails waren wirklich wichtig. Okay, was kommt als nächstes? Ich muss zu Legal, aber ich habe so gar keinen Bock darauf. Sie sind in zwei Bereiche eingeteilt und sie waren schon immer miteinander verfeindet. Aber zumindest blieben sie professionell. Seitdem dieser Audit ansteht, ist auch das weg. Sie haben am meisten in den letzten fünf Jahren vermasselt und jetzt fällt das alles nacheinander auf. Das hat natürlich jeden Funken Professionalität zerstört. Jetzt versucht jeder, um jeden Preis seinen eigenen Arsch zu retten. Von Zusammenhalt ist da schon lange keine Rede. Keine Ahnung, wie ich damit umgehen soll. Heute Nachmittag muss ich dahin. Ich habe sie extra als letztes gelegt, weil ich danach definitiv arbeitsunfähig sein werde. Die Auseinandersetzungen sind jedes Mal echt heftig und es trifft mich jedes Mal so, als würde ich diesen Konflikt zum allerersten Mal lösen.
 

Ach ja, die Box! Ich frag gleich nach, sonst geht das unter. Ist Takahashi schon da? Moment, ich guck mal im Chat. Offline. Arasabi. Offline. Ach, Mist. Wer ist denn aus den Operations da? Kazushi, Shimisu und Renba. Und der Rest ist offline. Dreck!
 

Sie sind alle nutzlos.
 

Naruto, shish! Schon wieder unfreundlich! Nicht machen. Sonst bist du ja wie jemand gewisses und das wollen wir doch überhaupt nicht. Komm, es wird schon passen, nicht so negativ sein. Los, ran an die Arbeit! Du musst Haufen Probleme klären.
 

***
 

Ich bin zurück vom Treffen mit einem Kunden. Der Kunde hat zur Zeit Probleme mit unseren Beratern und hat mich ins Boot geholt. An sich ist es voll schlecht für uns, aber ich empfand den Termin nichtsdestotrotz als sehr angenehm. Leute, die an einer konstruktiven Lösung interessiert sind, sind wie ein frischer Wind in diesen Zeiten. Besonders jetzt, denn ich muss schon wieder den Kindergarten von Legal unterhalten. So gar keine Lust drauf. Manchmal zweifle ich daran, dass alle hier wirklich erwachsen sind.
 

Ich bin im dritten Stock angekommen. Hinter der großen Tür höre ich die lautstarken aufgeregten Anschuldigungen. Es ist anscheinend richtig eskaliert. Ich reiße mich aktiv zusammen und hole tief Luft. Im Schrei kann ich jedes Wort auseinanderhalten.
 

Das ist Ihre Verantwortung. Sie haben das verbockt. Das gehört in Ihre Abteilung.
 

Ich atme durch. Gar keine Lust drauf. Aber es ist mein Problem. Ich bin der Chef hier. Das sind meine Mitarbeiter. All das ist schlussendlich meine Verantwortung.
 

Mein Herz pocht. Meine Schläfe pulsiert unangenehm. Ich schließe die Augen. Naruto, konzentrier dich! Einundzwanzig… zweiundzwanzig… und los!
 

Die Tür leistet absolut keinen Widerstand und plötzlich befinde ich mich auf dem explosiven Schlachtfeld. Die Schimpfworte knallen wie scharfe Munition. Die Augen von Rendou, dem Bereichsleiter einer Unterabteilung, leuchten rot. Wie ein tollwütiger Hund fällt er alle um sich herum an. Unfähig. Dumm. Unorganisiert. Unpünktlich. Beschränkte Fachidioten. Auf der Gegenseite steht Asuna. Der Bereichsleiter der anderen Unterabteilung ist genauso zivilisiert wie sein Gegenüber. Seine großen Wangen glühen vor Wut. Vor Rage wird seine Stimme unangenehm hoch und er winselt wie ein angeschossenes Wildschwein. Echt schöner Anblick, oder?
 

„Uzumaki-san! Gott sei Dank sind Sie hier!“ Tanaka guckt mich verzweifelt an. Aber ich bin da allerdings einer anderen Meinung.
 

Sie zerrt mich zum Besprechungstisch. Hier ist die Luft erstickend heiß. Ich stehe im Epizentrum eines brodelnden Kessels, der jeden Moment explodieren kann. Plötzlich haben alle mich im Visier. Zwanzig Paar Augen krallen sich fest in mich hinein und verlangen nach sofortigen zufriedenstellenden Antworten. Jede einzelne muss perfekt sein. Naruto, kein Druck, aber doch.
 

„Uzumaki-san, wir haben hier einen kleinen Konflikt…” Tja, so klein, dass man schon vor der verschlossenen Tür jedes einzelne Schrei auseinanderhalten konnte. Genau. „Wir haben hier alte Verträge, die vor 4 Jahren entstanden sind, und niemand weiß so richtig, wer der Auftraggeber ist.“

„Okay…“ Worauf will sie jetzt hinaus? Ich habe ein ganz wirres Gefühl im Bauch. „Kann man das nicht herausfinden?“

„Das ist der Knackpunkt…“ Das ist überhaupt nicht gut. Ihr Blick und ihre Sprechart verraten schon alles. „Die auftraggebende Firma gibt's nicht mehr. Anscheinend war es eine zwielichtige Briefkastenfirma. In der internen Dokumentation können wir sehr wenig zum Auftrag selbst finden…“

„Als würde man irgendetwas vertuschen wollen?“, rutscht mir spontan aus.

„Ja, genau. Als wären die damaligen Geschäfte nicht ganz legal…“
 

Was? illegale Geschäfte? Ne! Ne-ne-ne-ne! Nächste Woche werden hier Prüfer die Bude auf den Kopf stellen, und ihr erzählt mir das erst jetzt?! Das kann nicht sein! NEIN! WAS HABT IHR DIE LETZTEN SECHS WOCHEN GEMACHT?! WARUM FÄLLT SOWAS ERST JETZT AUF?!
 

UNFÄHIG. DUMM. FACHIDIOTEN.
 

„Uzumaki-san, bitte sagen Sie was!“
 

Ich werfe ihr einen wütenden Blick zu und sie wankt automatisch zurück. Tanaka, du willst mich aktuell nicht sprechen hören, glaub mir. Ich würde am liebsten eure gammlige Bude eigenhändig in den Brand stecken.
 

„Seid ihr euch sicher?“, lasse ich zähneknirschend nach einer Weile intensives Schweigen ab.

„Das ist gerade so ein bisschen unser Problem…“, rückt sie vorsichtig mit der Sprache heraus. „Wir können uns nicht so ganz einigen, welche Abteilung den Fall weiterverfolgen sollte…“
 

Irgendwas sagt sie noch, aber ich höre nicht zu. Mich übermannt so eine starke Wut, dass ich mich gerade so zurückhalten kann. Wir können uns nicht einigen… Wie dumm ist das denn?!
 

„Uzumaki-san, sorgen Sie dafür, dass Asunas Abteilung den Fall weiterverfolgt!“, höre ich Rendous aufgebrachte Stimme. „Unsere Abteilungen wurden umstrukturiert, und eigentlich liegt diese Zuständigkeit bei ihm.“

„Aber Uzumaki-san! Rendou hier sollte sich…“

„ALTER SCHWEDE, ES IST NICHT EUER VERDAMMTES ERNST, ODER?! HIER GEHT'S MÖGLICHERWEISE UM ILLEGALE GESCHÄFTE UND IHR KÖNNT EUCH NICHT EINIGEN, WER DEN FALL WEITERVERFOLGEN SOLLTE?! WAS FÜR EINE SCHEISSEINSTELLUNG!!! DAS IST EUER BROT HIER!!! WENN EUCH EUER HANDWERK SO EGAL IST, DANN LASST ES EINFACH!!! MEIN GOTT, ICH KANN NICHT GLAUBEN, DASS EUCH DAS ALLES SO EGAL GEWORDEN IST!!!“
 

Endlich schweigen die beiden. Haltet einfach die Klappe! Das kann doch einfach nicht wahr sein! Ich gucke sie an und alle wenden sich von mir nur stumm ab. Leute, es ist echt dringend hier! Die Lage ist ernst! Reagiert! Fühlt! Redet!
 

Nichts passiert. Stille. Ist das peinlich! Nichtsnutze! Ein Haufen Versager!
 

Die Spannung steigt. Die junioren Kollegen starren weiterhin auf den Boden. Richtig, schämt euch einfach! Ihr seid auch verantwortlich! Nein, kein “ich bin erst seit einem Jahr dabei“! Scheiß drauf! Alles nur Ausreden! Kümmert euch trotzdem! Asuna und Rendou, ihr habt aber richtig verkackt! Ich starre sie penetrant an. Jetzt meldet ihr euch nicht mehr?! Ach, wie süß! Wollt ihr noch ein letztes Mal die Verantwortung aufeinander schieben?! Na los, versucht es! Ich fordere sie mit einem entschlossenen Blick auf und nichts kommt zurück. Ihr seid einfach nur nutzlos!
 

„Mir ist egal, wie ihr das intern regelt!“ Ich bin tierisch wütend. „Hier muss sich doch eine Person aufrichtig kümmern! Findet raus, was das für Deals waren! Ich gebe euch Zeit bis übermorgen! Keine Ahnung, wie ihr das anstellen sollt! Wenn eure Scheißdokumentation so übersichtlich ist, ist es euer Versagen! Schämt euch! Wie man so dermaßen drauf scheißen kann, kann ich null nachvollziehen! Rendou, Asuna, ihr seid an diesem Kindergarten schuld, jetzt hat das ein Ende! Ich löse hiermit jegliche Hierarchien hier auf! Jetzt seid ihr eine Abteilung! Tanaka! Bitte organisieren Sie den Arbeitsprozess und melden Sie mir regelmäßig den Stand! Am besten stündlich! Ich weiß nicht, warum ihr alle so tut, als wäre es nicht euer Problem! Hört auf mit dem Unsinn und räumt gefälligst eure Scheiße weg! Werdet doch endlich erwachsen und handelt auch so! Ich will nie wieder was von eurem Kindergarten hören! Verstanden?!“ Ich gucke mich kurz um und gefühlt haben sie mich einfach ignoriert. Mein Gott… Es ist so anstrengend… „Los! Ran an die Arbeit! Ihr habt echt viel zu tun, glaubt mir!“
 

Sie verlassen den Besprechungsraum. Die Tür fällt zu und ich kollabiere auf der Tischplatte. Naruto, atme…
 

Einundzwanzig… zweiundzwanzig…
 

Gott, bitte mach so, dass sie ihren Job erledigen! Ich hab sie alle so satt! Wir müssen noch so viele Löcher stopfen und gefühlt bin ich der einzige, der den Problemen direkt ins Gesicht guckt!
 

Ich vergrabe mein Gesicht in die Ellenbogenbeuge. Mein Herz pocht wie verrückt und ich merke es erst jetzt. Sasuke, falls du mich irgendwie hörst! Wie bist du damit damals umgegangen? Wie hast du sowas so leicht weggesteckt? Du hast jeden Tag so einen Scheiß im Handumdrehen geklärt und nur absolute Spitzenergebnisse geliefert. Wie hast du es ausgehalten? Du warst schon immer eine perfekte Arbeitsmaschine und ich muss jetzt genauso sein, aber ich kann es einfach nicht! Was ist dein Geheimnis?! Bitte verrate es mir. Ich habe es jetzt echt-echt nötig.



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