Zum Inhalt der Seite

Neue (und alte) Abenteuer

Szenen, die es nicht in die Hauptfic geschafft haben
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallöchen,

und wiedermal eine kleine, inspirierte Kurzgeschichte ;-)

Viel Spaß Komplett anzeigen

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Extrakapitel 22 - Der Jungbrunnen

Der Jungbrunnen

 

-Zorro-

„Und was machen wir jetzt damit?“

„Wir könnten es einfach im Meer versenken, oder?“

„Naja, die Einwohner sagten doch, es sei ein Geschenk mit einzigartigem Nutzen. Und nach ihren Bräuchen bringt es Unglück, ein Geschenk ungenutzt wegzuwerfen.“

„Ich will aber so ein hässliches Ding nicht auf Deck haben.“

Zorro rollte mit dem Auge, während er die Hälfte der Crew diskutieren hörte. Er wollte doch nur seinen verdienten Mittagsschlaf halten, aber das war unmöglich, während Nami sich über das Geschenk aufregte, welches die Inselbewohner ihnen als Dank dafür geschenkt hatten, dass sie die Dämonen verjagt hatten – Piraten, die sich in den Bergen eingenistet hatten. Wieso nannte man sich dann Pirat? – und deshalb sich der Sturm verzogen hätte – ja, mit Sicherheit hatte es daran gelegen, dass sie einen Haufen Landpiraten vermöbelt hatten.

„Wie soll man das Ding überhaupt nutzen? Was ist das überhaupt?“

„Sieht ein bisschen aus wie ein eingedrückter Marterpfahl…“

„Oder wie ein Kelch, aus dem Gecko Moria trinken würde.“

„Urgh, an den hab ich ja Ewigkeiten nicht mehr gedacht.“

Am vergangenen Abend hatten sie lange gefeiert – natürlich – aber Zorro war froh, dass sie nun wieder auf hoher See waren. Dieses Mal waren sie lange an Land gewesen, fast so lange wie damals, in Alabasta, und Zorro hatte das Geräusch der Wellen vermisst. Doch nicht nur das.

„Na, Falki hat gestern angerufen, oder?“ Ruffy ließ sich neben ihn fallen. Bis gerade hatte er noch mit den anderen unten auf der Wiese geredet, Zorro hatte sich aufs Hauptdeck zwischen die Orangenbäume zurückgezogen, ein guter Schlafplatz.

„Mhm“, murrte er nur, noch nicht so ganz gewillt, aufzuwachen.

„Kommt er uns nochmal besuchen? Hab das Gefühl, ihn Ewigkeiten nicht gesehen zu haben. Shishishi, irgendwie vermisse ich sein Genörgel.“

Zorro schnaubte auf: „Darauf könnte ich gut verzichten.“ Dann gähnte er, öffnete sein schweres Auge und lehnte sich vor. Ruffy saß ihm gegenüber und grinste breit. „Er ist tatsächlich in der Nähe. Manchmal habe ich das Gefühl, er verfolgt uns, wie ein übergriffiger Stalker.“

Ruffy lachte erneut und ignorierte Zorros Bemerkung: „Hast du ihm gesagt, er soll vorbeikommen?“

„Ruffy“, murrte er, „es ist ja nicht so, als…“

„Sag ihm, er soll vorbeikommen, wenn er schon mal in der Nähe ist!“

Überrascht sah Zorro seinen Kapitän an, eine so deutliche Aufforderung hatte er nicht erwartet, doch Ruffy grinste nur. Kopfschüttelnd packte Zorro den Strohhut und drückte ihn tiefer in Ruffys Gesicht, was diesen nur zum Auflachen brachte, während er auf seinen Hosenboden plumpste.

„Komm schon, Zorro, gib es zu.“ Ruffy lugte ihn von unter der Krempe seines Hutes her an. „Du willst auch, dass er vorbeikommt.“

Zorro errötete und er senkte den Blick. „Ich weiß nicht, ob das geht. Du weißt doch, wie kompliziert Log Ports…“

„Schwachsinn, Falki kann das mit Nami ausmachen, die kriegt das schon hin.“

„Warum willst du überhaupt…?“

„Ruffy? Zorro? Wo steckt ihr denn? Kommt mal her. Wir müssen uns entscheiden, was wir mit diesem hässlichen Totenkopf machen.“

 

Zorro mochte dieses Gefühl in seiner Brust nicht. Dieses Gefühl, wenn es zu warm wurde, wenn er sich seiner Gefühle zu sehr bewusst wurde. Er mochte nicht darüber nachdenken, aber ignorieren konnte er es auch nicht.

Dulacre hatte sich äußerst überrascht gezeigt, als Zorro ihn gefragt hatte, ob er nicht mit Nami absprechen wollte, falls ihre Kurse sich irgendwo schneiden würden, und Zorro hatte sofort hinterhergedrückt, dass es Ruffys Idee gewesen war.

Es war nicht immer einfach für ihn, was dieses warme Gefühl in ihm auslöste, und er verstand selbst oft nicht, wie er reagierte. Aber wann immer Ruffy ihn angrinste, spürte er dieses seltsame Gefühl, und als seine Sinne diese eine Anwesenheit wahrnahmen, da wurde es ihm viel zu warm. Es war schon ein ekliges Gefühl, dachte er sich mit einem leisen Schmunzeln. Aber das war schon okay so, schließlich hatte seine Crew ihn schon gut an dieses eklige Gefühl gewöhnt.

Ein leises Lachen ließ ihn aufschauen. Jinbei sah ihn wissend an, sagte jedoch nichts, brauchte nichts sagen. Also schnaubte Zorro nur leise auf und senkte seinen Blick auf das Segel in seinen Händen, während seine Wangen warm wurden.

Im nächsten Moment knallte die Türe auf und Brook stand bibbernd im Eingang, trotz Regenjacke klatschnass.

„Essen ist fertig“, klapperten seine Zähne. „Wie weit seid ihr mit dem Segel?“

„Uh, frag nicht“, murrte Zorro und rieb sich die müden Finger. „Da werden wir noch die nächste Woche dran hängen.“

„Na, dann kommt rüber. So wie ich Nami verstanden habe, wird es wohl die kommenden Tage eher ruhig vom Wind her bleiben. Ihr habt also noch genug Zeit weiterzumachen.“

Jinbei und Zorro tauschten einen Blick aus, ergaben sich in ihr Schicksal und erhoben sich ächzend, nach den Stunden, die sie über dem Segel gekauert hatten.

„Geh schonmal vor, Jinbei, ich bring’s zurück ins Lager.“

„Denk dran, eine Jacke anzuziehen“, riet der andere ihm noch, ehe er Brook folgte.

Zorro ließ sich Zeit, ins Lager unter der Männerkajüte zu klettern, verfluchte leise diese nervige, aber notwendige Aufgabe, die ihm so viel Zeit stahl, die er lieber zum Trainieren nutzen würde – oder zum Schlafen - doch irgendwann musste er den Weg in den Regen dennoch antreten. Es war kalt geworden, die letzten Tage, und sie waren in den ein oder anderen Sturm hineingeraten, aber erst heute hatte es angefangen, zu regnen, zu schütten, und hörte scheinbar gar nicht mehr auf.

Mühsam zog Zorro sich den Regenmantel an und trat heraus. Tatsächlich mochte er das Wetter. Auch, wenn es bedeutete, dass die Crewmitglieder sich weniger gut aus dem Weg gehen konnten und gerade Ruffy schon mal gerne hibbelig wurde, so schien die Welt draußen doch etwas leiser, obwohl der Regen laut auf Holz und Meer niederprasselte.

Kurz blieb er stehen, der seltsame Marterpfahl stand immer noch gegen den Mast gelehnt mitten auf Deck. Robin hatte sich durchgesetzt, dass sie ihn noch nicht ins Meer werfen würden, auch wenn weder Nami noch Lysop davon besonders begeistert waren. Zorro konnte mit dem seltsamen Gebilde nicht wirklich etwas anfangen. Auf den ersten Blick sah es aus wie ein steinernes Kreuz, aber der senkrechte Balken bestand aus aufeinandergereihten Totenköpfen, die von oben nach unten immer größer wurden, und Lysop war überzeugt davon, dass es echte waren, auch wenn sie auf Zorro eher so wirkten, als wäre sie in den Stein gemeißelt. Der oberste, in etwa auf Zorros Augenhöhe, war fast so groß wie seine Faust, doch auf Höhe der Stirn war der Schädel abgeschnitten worden, als hätte jemand das Gehirn rausnehmen wollen. Nun schwappte das Regenwasser dort, wo eigentlich ein Hirn hingehörte, während die Schädel Zorro aus leeren Augen anstarrten. Diese Inselbewohner hatten schon einen eigenartigen Geschmack.

Dann lenkte ihn ein leicht grünliches Glimmen aus dem Augenwinkel ab und er sah aufs Meer. Ungestört von den unruhigen Wellen kam das Sargboot zügig auf die Thousand Sunny zu, die Kerzen flackerten, als ob der Regen ihnen nichts anhaben konnte. Wieder war da dieses warme Gefühl, an das Zorro sich noch immer nicht so ganz gewöhnt hatte.

Er verschränkte die Arme und wartete die wenigen Minuten im Regen. Als das Tau über die Reling klatschte, packte er es und leinte schnell das Sargboot an.

„Was wartest du hier denn so unnötig im Regen.“

Dulacre war an Bord gesprungen, Wasser tropfte seine Hutkrempe hinab, doch seine Augen waren wie immer stechend scharf, selbst im Halbdunkeln des Unwetters.

„Ich war nur zufällig gerade draußen“, entgegnete Zorro die schroffe Begrüßung und hielt diesem Blick wie gewohnt stand. „Du kommst genau pünktlich. Essen ist fertig.“

Dulacre entgegnete nichts, sondern musterte ihn, wie Zorro es gewohnt war, während der Regen auf sie niederprasselte. Dann machte Dulacre einen Schritt zur Seite und Zorro übernahm die Führung Richtung Kombüse.

„Oh, was ist denn das?“, bemerkte Dulacre, als sie über die matschige Wiese schritten.

„Ein Geschenk von unserem letzten Landgang“, erklärte Zorro trocken.

„Ach, ich erinnere mich. Die Löweninsel, nicht wahr? Eine interessante Kultur, die auf dem Gedanken gründet, dass Wasser der Ursprung allen Lebens ist, wenn ich mich richtig erinnere.“

„Jaja, ganz toll“, murrte Zorro und stapfte einfach weiter, während der andere auf den Marterpfahl zuging und etwas davon murmelte, dass Robin mit Sicherheit eine aufregende Zeit gehabt habe, was auch stimmte. „Komm schon, sonst frisst Ruffy noch alles auf.“

Er hatte schon zwei Stufen nach oben genommen, da merkte er, dass Dulacre ihm nicht folgte. Augenrollend wandte er sich um.

„Lass den Marterpfahl mal in… Dulacre?“

Die Wiese war leer, bis auf den Marterpfahl.

„Was zur…?“

Nein, das stimmte nicht. Unter den leeren Augen der Totenschädel stapfte Zorro zurück auf die Wiese. Direkt neben dem seltsamen Geschenk lagen Dulacres Hut und Mantel. Fassungslos blieb er stehen.

„Was zur Hölle…?“

 

-Sanji-

„Wo habt ihr denn den Marimo gelassen?“, murrte er unzufrieden, da ebenjener schon das Frühstück verpasst hatte.

„Er wollte nur kurz das Segel wegbringen und dann direkt nachkommen, ich schwöre“, kam es von Brook entschuldigend.

„Ich gehe davon aus, dass er noch auf unseren Besucher wartet“, erklärte Jinbei mit einem lauten Lachen. Es war Sanji absolut unerklärlich, aber Jinbei… mochte Falkenauge, zumindest war es tiefer Respekt, den Sanji noch viel weniger verstehen konnte.

„Ach, Falkenauge kommt heute schon?“, kam es dann von Franky, der sich Nami zuwandte, die daraufhin nur knapp nickte. „Deswegen war Zorro heute so zahm“, bemerkte er lachend.

„Lass ihn das bloß nicht hören“, meinte Lysop trocken. „Du weißt doch, dass er... Uah!“

Mit einem leisen Schrei war Lysop aufgesprungen, als plötzlich die Tür aufknallte und niemand anderes als der Marimo höchstpersönlich im Türrahmen stand, Wind und Regen rissen an seinem Mantel, in seiner linken Armbeuge hielt er einen Haufen dunkler Wäsche.

„Hey!“ Er klang ungewohnt laut und suchte offensichtlich nach den Worten, denn mit offenem Mund gestikulierte er mit seiner freien Hand nach draußen. „Ähm…Äh…“

„Wen hast du denn da, Zorro?“, fragte Robin und sie streckte ihren Hals, um besser zur Türe gucken zu können.

Wen?

Sanji starrte den Klamottenhaufen an und dann erkannte er das schwarze Haar, das im Bündel der dunklen Kleidung beinahe unterging.

„Ähm… ich glaube… ich glaube, das ist Dulacre“, kam es vom Marimo, der dann etwas unbeholfen das Klamottenknäuel hochhob und ihnen hinhielt.

„Was zur…?“, flüsterte Sanji, ließ beinahe seinen Schneebesen fallen.

Die anderen reagierten ähnlich verwirrt und nun konnte Sanji die Sprachlosigkeit Zorros verstehen.

Eingewickelt in die klatschnassen Klamotten lugte ein schwarzer Schopf hervor, und jetzt, da Zorro ihn so offen präsentierte, konnten sie es alle sehen, das schlafende Kind in der Mitte des Klamottenknäuels.

„Wie… wie meinst du das?“, fragte Nami irritiert. „Wie soll das…? Was ist passiert?“

„Ich weiß nicht, er war hinter mir und hat über den Marterpfahl gelabert, und irgendwann… hat er aufgehört zu reden. Daher hab ich mich umgedreht und… nur noch das war da?“

Für einen Moment waren alle ruhig.

„Und was machen wir jetzt?“, stellte Franky die Frage, die sie sich wohl alle stellten, alle bis auf Robin.

„Vielleicht wäre es am sinnvollsten, ihn zu untersuchen, nur zur Sicherheit, und ihm vielleicht trockene Kleidung anzuziehen“, schlug sie vor und augenblicklich sprang Chopper auf.

„Genau, das machen wir. Zorro bring ihn ins Krankenzimmer, ich untersuche ihn, und er kann Klamotten von mir haben. Die müssten passen.“

Der Marimo grummelte etwas in seinem nichtvorhandenen Bart, folgte Chopper aber widerstandslos.

Die übrigen von ihnen tauschten unruhige Blicke aus, außer Ruffy natürlich, der ganz unbekümmert weiter aß, als hätte er nicht mal zugehört.

„Okay, nur damit ich das richtig verstehe… dieses Kind gerade war… Falkenauge?“, murmelte Franky mit skeptischem Blick.

„Anscheinend“, kam es von Lysop nicht weniger misstrauisch.

„Na ganz toll“, murrte Sanji und wandte sich wieder seiner Aufgabe – die Vorbereitung des Nachtischs – zu. „Was meint ihr, wie nervig der erst ist, wenn er bemerkt, dass er sich in einen Drei-Käse-Hoch verwandelt hat?“

„Sanji“, schalt Nami ihn, doch er sah ihre zuckenden Mundwinkel, „das hier ist ernst. Wir müssen herausfinden, was passiert ist und ob es… dauerhaft ist.“

„Oh“, murmelten mehrere von ihnen, als ihnen in diesem Moment bewusst wurde, dass dies tatsächlich problematisch werden könnte.

„Robin, du sagtest, dass du dich vertieft mit der Kultur der Löweninsel befasst hättest. Hast du… also, gab es da irgendwelche Hinweise auf so etwas?“, fragte Jinbei.

Sie machte einen nachdenklichen Laut und legte einen Finger an ihr Kinn.

„Eigentlich hatte ich den… oh.“

„Was ist?“, fragte Sanji nach.

„Sie nannten die Figur Canaleta, was Regenfänger bedeutet, wenn ich mich nicht irre.“

„Na und?“, Lysop sah sie verwirrt an.

„Nun ja, es regnet“, entgegnete sie und erhob sich langsam, als wäre sie immer noch in tiefen Gedanken, „und Wasser spielt in der Kultur der Leons eine elementare Rolle. Vielleicht hat der Regen etwas ausgelöst?“

„Du meinst, wenn man den Marterpfahl jetzt anfasst, wird man wieder zum Kind?“, fragte Brook neugierig nach.

„Oh cool! Das will ich ausprobieren!” Ruffy war aufgesprungen, noch bevor irgendwer etwas sagen konnte.

„Nein, Ruffy, warte!“ Nami griff schnell ihre Jacke und hetzte hinterher, gefolgt von Jinbei und Robin, die beiden letzteren in einem gemächlicheren Tempo.

„Also, klingt so, als würden wir uns jetzt alle ein Stück Stein im Regen angucken“, erklärte Franky mit einem Schulterzucken und erhob sich ebenfalls.

„Ihr wollt da jetzt alle rausgehen?“, meinte Lysop noch skeptischer als zuvor. „Warum?“

„Warum nicht? Hört sich doch interessant an.“

Lysop und Sanji tauschten einen zweifelnden Blick aus, während alle anderen gingen.

Gerade, als die Türe hinter Brook zu fiel, kam Zorro vom Krankenzimmer rein, trug den Jungen, der wohl Falkenauge war, zum Sofa hinüber und legte ihn dort hin.

„Wo sind denn alle?“ Er klang ungewohnt schroff.

„Beim Marterpfahl“, antwortete Lysop hilfsbereit.

„Oje, irgendwer muss Ruffy aufhalten, nicht dass wir hier gleich einen ganzen Kindergarten haben“, murrte der Marimo direkt mit einem leisen Stöhnen und folgte dem Rest der Crew, winkte nur ab, als Lysop ihm erklärte, dass die anderen schon aufpassen würden.

Wieder schenkte Lysop Sanji diesen Blick, der mehr sagte als so manches Wort, doch Sanji rollte nur mit den Augen und fuhr mit seiner Tätigkeit fort, Sahne zu schlagen. Er konnte auf ein erneutes Drama der beiden Schwertkämpfer nur zu gut verzichten.

„Ziemlich viel Pech oder“, meinte Lysop aber völlig unbeirrt. „Das Ding steht da schon seit Tagen herum und gefühlt jeder von uns hat es schon mal angetatscht – oder was sonst dafür verantwortlich war – und ausgerechnet Falkenauge ist dann derjenige…“

„Jaja“, murrte Sanji nur und warf einen Seitenblick aus dem Fenster, doch der Regen machte es fast unmöglich, irgendetwas zu sehen, dabei war die Sonne eigentlich noch nicht untergegangen. Er hatte wirklich keine Lust auf das, was kommen würde, sobald der feine Herr Pinkel aufwachen und bemerken würde, dass er auf die Hälfte seiner Körpergröße geschrumpft war. „Aber hätte das alles nicht bis später warten können? Immerhin sind wir mitten beim…“

Er erstarrte.

„Keine Bewegung oder ich bringe ihn um.“

Lysop starrte ihn an, blanke Panik in seinen Augen. Das Messer, welches eben noch im Brotleib gesteckt hatte, an seiner Kehle. Hinter ihm blitzte ein gelbes Auge aus den Schatten, die Gesichtshälfte, die Sanji sehen konnte, todernst, viel zu ernst für ein Kind, aber eindeutig so, wie er Falkenauge kannte.

Und da kapierte Sanji es und Lysops tonloser Laut verriet ihm, dass auch Lysop eins und eins zusammengezählt hatte.

Er erinnert sich nicht!

Nicht Falkenauge hielt gerade Lysop ein Messer an die Kehle, sondern Mihawk Junior, irgendein Bengel aus reichem Haus oder was auch immer Falkenauge gewesen war, bevor er zu dem Mann geworden war, mit dessen Geschichten die meisten von ihnen aufgewachsen waren.

„Okay, mach ich nicht“, antwortete Sanji und hob beide Hände. Er musste jetzt schnell die Situation deeskalieren, denn spätestens, wenn die anderen zurückkommen würden, könnte es sonst richtig lustig werden. „Aber denkst du wirklich, dass das zielführend ist? Selbst, wenn du ihn umbringst, denkst du, du könntest gegen mich und die übrige Besatzung bestehen?“

Lysop sah ihn nun mit noch mehr Panik an, aber Sanji wusste, was er tat. Er kannte Mihawk Junior nicht, aber er kannte Falkenauge gut genug, um zu wissen, dass er wohl keine sinnlosen Verzweiflungstaten durchziehen würde; er hoffte nur, dass das für die junge Version ebenfalls galt.

„Ihn umzubringen macht nur Sinn, wenn du so oder so draufgehen würdest und du deshalb so viele von uns mitnehmen möchtest, wie nur irgendwie möglich. Aber keiner von uns hat vor, dich zu töten, also wäre es echt nett, wenn du diese Geste erwidern würdest.“

Misstrauisch starrte ihn dieses eine Auge an, während Mini-Mihawk noch halb hinter Lysop stand, der weiterhin am Tisch saß und sich nicht bewegte. Der Bengel schien lange über seine Worte nachzudenken.

„Ergibt“, murmelte er schließlich.

„Was?“

„Es heißt, es ergibt Sinn, du ungebildeter Pirat.“

Er war also immer schon ein nerviger Besserwisser gewesen.

„Und ihr scheint wirklich dumm zu sein, wenn ihr mich nicht mal gefesselt habt.“

Sanjis Augenbraue zuckte.

„Jetzt hör mal, du frecher…“

„Aber als hätte das etwas gebracht“, unterbrach Lysop Sanji mit warnendem Blick. „Als würden ein paar simple Fesseln den großen Mihawk Junior aufhalten. Nein, so dumm sind wir auch nicht, und wie Sanji schon gesagt hat, keiner von uns hat vor, dir irgendetwas zu tun, warum also hätten wir dich fesseln sollen?“

Es schien, als würde diese Speichelleckerei Früchte tragen, denn die Klinge lag nicht mehr ganz so eng an Lysops Hals.

„Warum bin ich dann hier? Habt ihr mich nicht entführt?“

„Was? Aber nein!“, sprach Lysop weiter, doch obwohl er die Wahrheit sagte, hatte selbst Sanji das Gefühl, er würde lügen. „Wir haben… dich gefunden.“

„Wo?“, fragte der andere misstrauisch nach.

„Na, auf einem Boot. Ist draußen angeleint, kannst es dir angucken gehen. Trieb auf dem Meer herum. Keine Ahnung, wo du herkommst.“

„Du bist ein wirklich schlechter Lügner“, urteile Klein-Falkenauge harsch und direkt übte die Klinge wieder Druck aus.

„Ich sage die Wahrheit“, klagte Lysop und log tatsächlich nicht mal.

Klein-Falkenauge wollte etwas erwidern, doch da ging die Türe zum Deck auf und blitzschnell riss der Bengel Lysop samt Stuhl herum, um ihn zwischen sich und den Neuankömmling zu bringen; natürlich war es ausgerechnet der Marimo.

Ebendieser blieb im Türrahmen stehen, während Wind und Regen hereinjagten, die Stimmen von außen kaum verständlich, und starrte die Szene mit einer Miene an, als hätte Nami ihm wieder ein Kleid ausgelegt.

„Was zur Hölle tust du da?“, knurrte er so tief, dass Lysop leise erzitterte und sich die Haare auf Sanjis Armen aufstellten. „Hältst du es wirklich für angebracht, meine Crewmitglieder zu bedrohen?“

„Ähm, Zorro, es ist…“

„Bist du der Kapitän dieses Schiffes?“

„… Was?“

Okay, höchste Zeit einzugreifen.

„Nein, ist er nicht – zum Glück, denn er ist nicht gerade der Klügste – aber er ist unser Schwertkämpfer und er hat dich auf diesem seltsamen Boot gefunden“, sprang nun Sanji ein und trat aus der Kombüse hervor, immer noch beide Arme erhoben. „Daher wissen wir auch, wer du bist. Unser Algenkopf hier erkannte sofort, dass du ein Mihawk sein musst, eine Familie von hervorragenden Generationen an Schwertkämpfern, nicht wahr, Marimo?“

Mit einem falschen Lächeln boxte er seinem Crewmitglied mit dem Ellenbogen in die Seite, doch Zorro starrte ihn nur an, als würde er an Sanjis Geisteszustand zweifeln.

„Was zur…?“ Und da glitt so etwas wie Erkenntnis über Zorros Gesicht, nur für den Bruchteil einer Sekunde, ehe es steinhart wurde, was nie ein gutes Zeichen war. Doch er zog nur die Türe hinter sich zu und sein Blick glitt wieder auf den Drei-Käse-Hoch-Schwertkämpfer. „Und mir egal, aus welcher Familie du stammst, pack den Zahnstocher weg, oder ich erledige das.“

„Zorro!“, kam es von Lysop, da die vergangenen Bemühungen der Deeskalation sich automatisch in Luft auflösten.

„Du wirst es nicht wagen“, entgegnete Falkenauge1/3, „wenn du weißt, wer ich bin, dann kennst du meinen Vater, Vizeadmiral Mihawk, und natürlich meine Schwester, die Königin des Schwertkampfes. Solltet ihr Lumpenpack es auch nur wagen, mir ein Haar zu krümmen, dann werdet ihr es… Uah!“

„Meine Güte, du redest ganz schön viel, Mini-Mihawk“, knurrte Zorro, erhob sich und mit einer eleganten Bewegung steckte er das Brotmesser wieder zurück in den Brotlaib. „Hab es dir doch gesagt, steck es weg oder ich mach’s.“

„Das wirst du bereuen!“ Sprang der Bengel auf. „Meine Schwester wird dich…“

„Komm mal runter.“ Sanji und Lysop tauschten einen Blick aus, während Zorro seinen klatschnassen Mantel auszog und aufs Sofa warf, ehe er sich neben Lysop auf einen Stuhl fallen ließ. „Du hast doch schon bemerkt, dass wir Piraten sind. Mit höflichen Gepflogenheiten haben wir es nicht so, also komm damit besser schnell klar, denn hier wird keiner vor dir katzbuckeln, nur weil du auf irgendein Adelssöhnchen machst. Und was den Rest angeht…“ Plötzlich zeigte er ein so gefährliches Grinsen, wie Sanji es nur aus richtig heftigen Kämpfen kannte. „Ich hätte nichts dagegen, mal gegen deine Schwester zu kämpfen. Wer würde sich eine solche Chance entgehen lassen?“

Wieder tauschten Sanji und Lysop einen Blick aus. Es war das erste Mal, dass er davon hörte, dass Falkenauge eine Schwester hatte und es dauerte nur einen Atemzug, bis er kapierte, warum er davon vorher noch nie etwas gehört hatte.

„Deshalb hast du mich also entführt? Um meine Schwester zu einem Kampf zu erpressen!“

„Sicher“, murrte Zorro sarkastisch und zuckte salopp mit den Schultern, während er sich eine Scheibe Brot abschnitt, als wäre nichts an der derzeitigen Situation irgendwie… seltsam. „So einen Mist mache ich nicht. Wenn ich gegen jemanden kämpfen will, dann fordere ich die Person direkt heraus. Ein Schwertkämpfer braucht keinen billigen Grund, um einen Kampf mit einem anderen Schwertkämpfer zu suchen.“

„Warum hast du sie dann nicht einfach herausgefordert? So jemanden wie dich habe ich noch nie bei uns Zuhause gesehen?“

Kurz verharrte Zorro in seiner Position, dann fuhr er damit fort, sein Brot zu belegen.

„Du bist ganz schön neugierig“, urteilte er. „Der Mihawk Sitz ist auf der anderen Seite der Red Line, und wir sind in der neuen Welt, da können wir nicht einfach mal umkehren, nur weil ich Lust auf ein Tänzchen habe. Aber für Genaueres musst du unsere Navigarotin fragen, ich kenne mich mit diesem Kram nicht aus.“

„Neue… neue Welt?“, kam es vom Küken offensichtlich überrascht.

Wie aufs Stichwort ging die Türe erneut auf und Nami kam herein. Nun würde das Spiel also von vorne beginnen.

„Du bist aufgewacht“, sagte sie und zeigte dann ein freundliches Lächeln, während sie ihre Jacke auszog und neben Zorros warf. „Das ist gut, wir haben uns schon Sorgen gemacht. Was macht denn ein Kind wie du ganz alleine auf hoher See? Und dann auch noch in so einem kleinen Boot? Zorro sagte, du seist ein Mihawk, stimmt das? Warst du mit deinen Eltern unterwegs?“

Okay, okay, das Spiel begann also nicht von vorne. Für eine Sekunde war Sanji verwirrt, dann wurde ihm bewusst, dass Robin vermutlich Mäuschen gespielt hatte und sie daher wussten, was los war. Doch anders als der Marimo eben noch, spielte Nami perfekt mit und ihre Worte schienen den geschrumpften Falkenauge zu verunsichern, auch wenn er wohl versuchte, es zu verbergen.

„Ich stelle hier die Fragen“, murrte er abwehrend und es fiel Sanji echt schwer, darüber nicht laut loszulachen, bemerkte, wie Lysop ebenfalls kämpfte, und mit zuckenden Mundwinkeln wandten sie schnell die Blicke voneinander ab. Der erwachsene Mihawk mochte alleine mit seinem Blick einschüchtern können, aber davon war dieser Bengel noch mindestens zehn Jahre entfernt, echt putzig.

„Du stellst hier gar nichts.“ Es war etwas überraschend, wie hart Zorro mit ihm umging. Oder war es sein normaler Umgang und Sanji war nur überrascht, weil er in einer solchen Situation nicht so sein hart sein würde? „Du bist auf unserem Schiff, trägst die Klamotten von unserem Crewmitglied und bist ohne uns komplett aufgeschmissen. Also hör auf, dich so aufzuspielen. Außerdem hast du doch mit Sicherheit Hunger. Setzt dich hin und iss was, eh unser Käpt’n kommt und nichts übrig bleibt.“

Sanji wollte nicht, dass Lysop ihn anguckte, sonst würde er wieder Lachen müssen, so wie Klein-Falkenauge gerade Zorro anstarrte, der ungeniert in sein Brot biss und sich dann nach der Wasserkaraffe streckte. Offensichtlich war das Adelssöhnchen nicht an einen solchen Umgang gewohnt, und wahrscheinlich wusste Zorro das, und deshalb ging er so mit ihm um. Vielleicht.

„Wo bleiben eigentlich die anderen?“, fragte er Nami und ignorierte den entrüsteten Gesichtsausdruck in seinem Rücken.

„Oh, sie kommen gleich“, entgegnete sie und setzte sich hin, um ebenfalls weiterzuessen, spielte Zorros Ignorierspiel mit. „Robin wollte noch schnell in die Bibliothek und die anderen waren alle klatschnass, deshalb habe ich sie sich umziehen geschickt.“

In diesem Moment knallte die Türe auf und der Rest der Strohhüte kam herein, unterhielten sich, wie sonst auch, und keiner schenkte dem Drei-Käse-Hoch am Sofa auch nur irgendeine Beachtung, während sie sich am Tisch wieder niederließen und ihre Gespräche nicht mal unterbrachen. Auch Chopper war bei ihnen, vielleicht hatte er vom Krankenzimmer mitbekommen, was passiert war, und die anderen vorgewarnt.

Aus den Augenwinkeln beobachtete Sanji Klein-Falkenauge, während er sich wieder seiner Aufgabe zuwandte. Ebendieser stand fassungslos da und konnte wohl kaum glauben, dass man ihm keine Beachtung schenkte.

„Wie könnt ihr es wagen, elendes Piratenpack? Ich verlange, dass ihr mich sofort zur Red Line zurückbringt!“ Er zitterte fast schon, war es Angst oder Zorn? „Ich bin ein Mihawk! Ihr solltet mich mit Respekt behandeln! Mein Vater ist…!“

„Du bist aber weder dein Vater noch deine Schwester noch sonst irgendwer anders“, unterbrach Zorro ihn, ohne sich auch nur umzudrehen. „Und das heißt, du bist nicht in der Position, hier irgendetwas zu verlangen.“

Ruffy lachte leise auf.

„Und was ist so lustig?“, knurrte Klein-Falkenauge und er wirkte fast so, als wäre er kurz vorm Heulen. Sanji hatte ein bisschen Mitleid mit ihm, konnte nachvollziehen, wie es sich für diesen Bengel anfühlen musste, plötzlich auf einem Piratenschiff, fernab der Heimat aufzuwachen; insbesondere, wenn man nun mal ein verwöhntes Adelssöhnchen war.

„Shishishi, ich mag dich nicht“, meinte Ruffy breit grinsend und sah von seiner Keule auf.

„Vorsicht!“ Nein, Sanji bildete es sich nicht nein, Zorro war ungewöhnlich hart, egal ob einem Kind oder Falkenauge gegenüber. Gerade lag die Spitze seiner Klinge unterm Kinn des verwunschenen Schwertkämpfer, der wohl irgendetwas hatte tun wollen. „Du sprichst jetzt mit dem Kapitän.“

„Zorro!“, kam es von Nami entsetzt. „Lass das! Nimm das Schwert runter. Nicht beim Abendessen.“

„Tze.“ Er schnaubte nur auf und steckte es wieder weg. Klein-Falkenauge jedoch stand geschockt da, starrte immer noch Zorro an, leichenblass.

„Okay, das reicht jetzt!“ Nami stand auf. „Zorro, Ruffy, benehmt euch und hört auf, ihm Angst zu machen.“

„Dann soll er sich benehmen“, knurrte Zorro unbeeindruckt. „Schließlich hat er angefangen.“

„Wer von euch beiden ist der Erwachsene, huh?“ Dann sah sie das verschreckte Küken an. Was für eine seltsame Situation. „Also, er mag der Ältere sein, aber du bist ja scheinbar der Klügere, wäre also schön, wenn du dich dementsprechend benehmen würdest.“

„Hey“, murrte Zorro, während Ruffy nur laut lachte.

Klein-Falkenauge schwieg noch einen Moment, dann faltete er die Arme.

„Meinetwegen, ich kooperiere. Was willst du wissen?“

Innerlich atmete Sanji auf, die Dinge schienen sich etwas zu entspannen. Er hatte keine Ahnung, was genau mit Falkenauge passiert war, aber wenn die anderen dieses Spiel mitspielten, schien es ein Problem zu sein, welches sich nicht in den nächsten Minuten in Luft auflösen würde.

Nami lächelte und setzte sich wieder hin.

„Erstmal, wie bist du auf dem Boot gelandet? Was ist das letzte, woran du dich erinnerst?“

Was sollte diese Frage? Doch da wurde ihm bewusst, dass es vielleicht einen Grund haben könnte, warum Falkenauge geschrumpft worden war und seine Erinnerungen verloren hatte.

Ebendieser sah Nami mit großen Augen an.

„Ich… ich weiß es nicht“, antwortete er und zum ersten Mal klang er nicht ganz so arrogant. „Ich weiß nicht, von welchem Boot ihr redet. Ich bin auf keines gegangen. Welchen Tag… wessen Klamotten trage ich? Was ist mit meinen passiert?“

„Oh, das sind meine“, kam es von Chopper hilfsbereit. „Deine waren ganz zerschlissen und klatschnass. Daher habe ich dir welche von meinen gegeben, nachdem ich dich untersucht habe.“

Nun sah Falkenauge ihn mit großen Augen an.

„Du bist ein… Rentier?“

„Nein! Ich bin ein… uhm, genau, ein Rentier, richtig.“

„Chopper ist unser Schiffarzt“, erklärte Ruffy breit grinsend.

„Ihr seid eine seltsame Bande“, murmelte Klein-Falkenauge und begutachtete sie alle eingehend.

„Starke Worte, von einem Drei-Käse-Hoch, der in einem Schuhkarton auf dem offenen Meer herumtreibt“, entgegnete Franky und zog den Stuhl neben sich zurecht. „Na komm, Bengel, setzt dich hin und iss was. Kann ja keiner mitansehen, wie du da herumstehst.“

„Mihawk.“

„Was?“

„Mein Name lautet Mihawk.“

Sie alle tauschten einen Blick aus – mit Ausnahme von Ruffy und Zorro natürlich – doch niemand hinterfragte es.

„Okay, Mihawk“, sagte Nami dann. „Also, du erinnerst dich nicht, was passiert ist?“

„Nein.“

„Gut, ist halt so. Dann sollten wir uns einen Weg überlegen, wie du wieder nach Hause kommst. Zorro sagte, du wohnst auf der anderen Seite der Red Line? Das liegt genau in der entgegengesetzten Richtung unseres derzeitigen Kurses. Wir können dich also nicht zurückbringen.“

„Das wird auch nicht notwendig sein“, antwortete er, nun wieder mit dieser blasierten Stimme, die ein Bengel nicht haben sollte, und setzte sich neben Franky, ohne ihn eines Blickes zu würdigen. Hatte anscheinend entschieden, dass nur Nami eine angemessene Gesprächspartnerin darstellte. „Es gibt auf der ganzen Welt Inseln, die unter dem Einfluss meiner Familie stehen. Ihr könnt mich bei einer ebensolchen vorbeibringen, von dort aus, werde ich nach Hause kommen. Wie ist der derzeitige Kurs?“

Nami antwortete ihm, doch Sanji sah Zorro an. Dieser aß, als wäre nichts. Als wäre dies wirklich nur irgendein Kind, welches sie zufällig aufgesammelt hatten. Dann bemerkte er Robins Blick, sie zeigte ein wissendes Lächeln und er hoffte nur, dass sie einen Plan hatte, und vielleicht eine Erklärung, was denn genau passiert war.

Irgendwann wurden Nami und Klein-Falkenauge unterbrochen, als Franky es nicht mehr länger mitansehen konnte und dem Gast Essen auf den Teller lud. Das Küken sah alles andere als begeistert auf, doch sein Magen grummelte laut und auf Ruffys noch lauteres Lachen, begann er dann schließlich zu essen, wirkte für diesen Moment tatsächlich wie ein normales Kind. Auch, wenn er sie alle immer noch misstrauisch beäugte.

Doch Sanji wusste auch, wie man das Spiel spielte und diese grellen Falkenaugen glänzten plötzlich wie die Augen eines jeden Kindes, als Sanji die Kreation des Nachtischs auf den Tisch trug, die er ein bisschen von seinem eigentlichen Plan abgewandelt hatte.

Wieder lachte Ruffy über das Gesicht von Mini-Falkenauge und wieder errötete dieser, wollte offensichtlich misstrauisch bleiben, ernst bleiben, einen auf erwachsen und seriös machen, aber das war in dieser Crew nun mal schwer möglich, und ganz gleich, wie hart und verschlossen dieser Junge sein wollte, Ruffy konnte nun mal jede Schale knacken. Noch bevor der Nachtisch ganz verputzt war, zeigte dieser harte Bengel ein ungewolltes Grinsen, während Jinbei Zorro neckte, der es nur grummelnd über sich ergehen ließ. Offensichtlich war die Schale des jungen Mihawks noch deutlich weicher als die des erwachsenen und Sanji wunderte sich, wie aus diesem arroganten, aber doch irgendwie auch noch unschuldigen Kind ein Mann wie Falkenauge werden konnte.

Genau in diesem Moment lachte er laut auf über die Grimasse von Ruffy, unterbrach sich dann und setzte sich wieder richtig an den Tisch, als hätte ihn jemand belehrt. Darüber mussten dann Jinbei und Franky lachen und Lysop erklärte Klein-Falkenauge, dass es bei Piraten keine Tischmanieren gab, dem Nami mit einem Seufzen zustimmte. Irgendwie… hatte dieses Abendessen eine überraschend gute Stimmung.

 

„Also, was ist passiert?“, murrte Sanji beim Aufräumen. Nami hatte Klein-Falkenauge mit Zorro, Chopper und Ruffy ins Bad geschickt, damit sie die Möglichkeit hatten, offen zu reden.

„Es scheint, wir alle haben uns geirrt“, erklärte Robin mit ihrem geheimnisvollen Lächeln, während sie abräumte. „Es ist nicht nur ein simples Geschenk, was wir da erhalten haben, es ist ein Kelch.“

„Ein Kelch?“, fragte Lysop nach.

„Genau, Zorro und Brook konnten sich erinnern, dass der oberste Totenkopf heute Nachmittag noch vom Regen zum Überlaufen gefüllt war. Aber als wir draußen waren, war er leer, und füllte sich auch nicht, obwohl es weiterhin regnete. Ich denke, die Kräfte des Artefakts wurden durch den Regen aktiviert und als Mihawk es berührte, hat er sie ausgelöst.“

„Was für Kräfte?“ Sanji mochte gar nicht, wie sich das anhörte.

„Die Kraft des Jungbrunnens.“

„Was?“

„Und wird er jetzt für immer so bleiben?“, murmelte Lysop, der schon weiterdachte als Sanji.

„Vermutlich nicht. Ich denke nicht, dass die Leons uns einer solchen Gefahr aussetzen würden – zumindest nicht ohne Vorwarnung – vermutlich ist es eine Art Ritual, welches auf der Löweninsel ausgeübt wird, um nochmal mit dem eigenen Kind in Kontakt zu treten. Es wird vermutlich nur wenige Tage dauern.“

Nur?“ Nami schnaubte leise. „Das wird wirklich anstrengend. Was machen wir, wenn wir Feinden begegnen? Oder er die Zeitung sieht? Oder sich irgendwer verplappert?“

„Mal ne andere Frage. Aber jetzt funktioniert das Teil nicht mehr, oder? Also nicht, dass morgen noch jemand von uns zum Kind wird.“

„Ruffy ist nichts passiert und er hat das Ding regelrecht umarmt“, meinte Nami trocken.

„Okay, also, um es kurz zu machen. Wir dürfen jetzt eine Woche babysitten, aber nicht irgendwen, sondern Falkenauge höchst persönlich? Na, das wird ja noch lustig.“

 



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: RuffysKreationen
2023-08-13T08:56:13+00:00 13.08.2023 10:56
Oha, der Jungbrunnen! XD
Eine wirklich niedliche Idee Mihawk zu verjüngen ^^ da stößt er mit seiner guten Erziehung aber wirklich auf Granit bei Piraten XD
Antwort von:  Sharry
19.08.2023 16:34
Danke dir,
ja, irgendein Leser hat mir die Idee mal eingepflanzt und am Anfang konnte ich mir darunter gar nichts vorstellen, unseren Mihawk mal als kleinen Bengel zu schreiben, aber naja, er wird schon noch warm werden mit ihnen ;-)

LG


Zurück