Zum Inhalt der Seite

Beautiful Behavior

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Alte Hindernisse

James saß in seinem Büro und starrte seit Stunden auf seinem Bildschirm. Eigentlich sollte er sich nach all den Jahren nicht mehr so gehen lassen, doch die neuerlichen Ereignisse – die Rückkehr von Sharon Vineyard nach Amerika sowie eine Spur zu Jodie – hatten ihn aus der Bahn geworfen. Er fühlte sich nutzlos. Nun noch mehr als früher. Es war Jahre her, seit sie wieder eine Spur zur Organisation hatten – zumindest in Amerika. Für alle anderen Länder hatten sie keine Befugnisse und das war sehr frustrierend. Selbst die anderen Bundesbehörden hatten keine neuen Informationen oder wollten diese nicht teilen.

Sogar Jodie waren sie einen Schritt nähergekommen, auch wenn die junge Frau seit zwei Jahren irgendwo im Unbekannten lebte. Aber heute – am Geburtstag seines Partners und Freundes – schien es, als wäre all seine Kraft aus ihm gewichen. Die ganze Zeit über hatte er gehofft, sie zufällig zu treffen. Da er nicht glaubte, dass sie eine Frühaufsteherin war oder von wo auch immer kommen würde, war er erst später zum Friedhof gefahren. Aber sie kam nicht und so fuhr er wieder zurück ins Büro. Er wusste nicht, dass er Jodie verpasst hatte und überließ daher Shuichi wieder das Feld. Ein Teil von ihm war glücklich, dass der Agent eine Spur zu Jodie finden konnte, und er sagte sich, dass es daran lag, weil er den Blick von außen hatte. Ein anderer Teil hingegen, empfang es als komisch, dass er die Hinweise so schnell fand und nicht erklärte, woher er alles wusste.

James seufzte und schüttelte den Kopf. Er entschied, vorerst keinen weiteren Gedanken daran zu verschwenden, wie Akai die junge Frau fand und sich wieder seiner Arbeit zu widmen. Der Agent stand auf und ging zum Büro von Agent Decker. Er klopfte an und betrat kurz darauf den Raum. „Hast du Zeit für mich?“

„Natürlich. Komm rein und setz dich“, entgegnete der andere Agent. „Was führt dich zu mir.“

James schloss die Tür und ging zum Schreibtisch. Er setzte sich. „Ich weiß, heute ist nicht unsere regelmäßige Besprechung, aber ich möchte dich Fragen, wie es weiter gehen wird.“

„Was meinst du?“

„Irgendwann sind die Dreharbeiten von Sharon zu Ende. Wenn wir keine Beweise gegen sie haben, taucht sie wieder unter oder geht nach Japan zurück. Und dann…wir verlieren dann auch die Spur zur Organisation.“

Agent Decker beobachtete ihn. „Mir ist bewusst, dass wir nur ein kleines Zeitfenster haben. Wir können Sharon Vineyard nicht ohne triftigen Grund festsetzen. Sie ist eine Person des öffentlichen Lebens und alles, was passiert, wird durch die Medien festgehalten. Wenn sie ins Ausland geht, wars das für uns. Wir haben keine Befugnisse.“

Black seufzte. „Das habe ich mir bereits gedacht. Also müssen wir unbedingt etwas finden.“

Gerade als sein Gegenüber etwas erwidern wollte, klopfte es abermals and er Tür. „Entschuldige, bitte. Herein“, rief Decker.

Agent Fallon öffnete die Tür. „Sir? Hätten Sie einen Augenblick?“

Agent Decker blickte zu James. „Wir waren fertig?“

„Ja“, gab James von sich und stand auf.

„Oh, Agent Black! Entschuldigung, wir wollten Sie nicht stören.“

James ging zur Tür. „Machen Sie sich keine Vorwürfe“, sprach er und verließ das Büro.

Agent Fallon trat ein, gefolgt von Agent Jackson. Die beiden Agenten nahmen sofort auf den Stühlen vor dem Schreibtisch Platz.

„Meine Herren, worum geht es?“

„Nun…die Sache ist etwas heikel“, begann Agent Jackson. „Wir wissen, dass heute nicht unsere regelmäßige Besprechung ist, allerdings möchten wir erst einmal nur mit Ihnen darüber sprechen. In Ruhe und unter sechs Augen.“

„In Ordnung“, gab Decker von sich. „Worum geht es?“

Agent Fallon atmete tief durch. „Wie Sie wissen, haben wir uns in den letzten Tagen mit verschiedenen Themen rund um Sharon Vineyard beschäftigt. Der Mann, der ihr alles beibrachte – Toichi Kuroba – ist bereits verstorben und ihre Freundin – Yukiko Kudo – befindet sich derzeit mit ihrer Familie in Japan. Wir konnten also mit niemanden sprechen.“

Decker nickte verstehend.

„Deswegen haben wir uns mit einem anderen Thema beschäftigt, welches beim letzten Mal angesprochen wurde. Der mögliche Spitzel. Sir, wir wissen, dass wir uns nicht gegenseitig verdächtigen sollen, aber… Aber es gibt ein paar Dinge, die uns komisch vorkommen…gerade bei Agent Akai.“

„Gut, sprechen Sie weiter.“

„Jodie Starling ist seit etwa drei Jahren verschwunden. Agent Black hat versucht sie zu finden, ist aber daran gescheitert und Agent Akai findet problemlos eine Spur zu ihr. Das kam uns ein wenig Merkwürdig vor. Außerdem hat er in unserem Meeting selbst erwähnt, dass er als Spitzel auch keine Spuren hinterlassen würde. Was…,wenn er tatsächlich für die Organisation arbeitet? Sharon Vineyard war lange Zeit in Japan und Akai…ist Japaner. Wir haben etwas rumgefragt und in Erfahrung gebracht, dass er vor etwa zehn Jahren nach Amerika kam. Selbstverständlich kann das auch alles ein Zufall sein. Aber wer sagt, dass er nicht Kontakt zur Organisation hatte und uns…jetzt behindern soll?“

„Wie ich bereits vor einigen Tagen sagte, wir sollten uns nicht gegenseitig verdächtigen. Besonders unser Team nicht.“ Agent Decker runzelte die Stirn. „Ich kann verstehen, wieso Sie ihn verdächtigen, allerdings fehlen Ihnen wichtige Informationen zum Werdegang Ihres Kollegen. Er ist der Sohn zweiter MI6-Agenten und stammt ursprünglich aus England. Sein Vater verschwand in Amerika. Es ist nicht ausgeschlossen, dass die Organisation dahintersteckt. Agent Akai hat dazu keine offizielle Information, aber ich vermute, dass er das ahnt. Natürlich könnte er mit der Organisation einen Deal gemacht haben, um Informationen über seinen Vater zu bekommen, aber das glaube ich nicht. Schauen Sie sich gerne seine Fallakten an. Er hat eine hohe Aufklärungsquote. Wenn er etwas anpackt, führt er es auch zu Ende und fokussiert sich darauf. Deswegen hat er vermutlich auch die Spur zu Jodie Starling so schnell finden können.“

„Oh…“, murmelte Agent Jackson. „Bitte entschuldigen. Das haben wir tatsächlich nicht gewusst. Wir…hatten nur Sorge, dass…“

„Ich weiß“, nickte Decker. „Machen Sie sich deswegen keine Gedanken. Es war gut, dass Sie zuerst zu mir gekommen sind. Ich möchte keine Unstimmigkeiten unter meinen Team-Mitgliedern und schon gar nicht möchte ich, dass Gerüchte die Runde machen.“
 

Als James an seinem Büro ankam, stand ein junger Agent vor seiner Tür. „Kann ich Ihnen helfen, Agent Tripton?“

Der Agent drehte sich um. „Ich möchte…mit Ihnen reden. Es geht um…Jodie…“

James sah ihn fragend an, nickte aber. Er öffnete die Tür zu seinem Büro und die beiden Männer traten ein. James setzte sich und auch Roy nahm Platz. „Was möchten Sie mir über Jodie erzählen, was Sie mir damals nicht erzählt haben?“

Roy schluckte. „Wir…wir waren ein Paar…vor einigen Jahren.“

„Was?“ James blickte ihn schockiert an.

„Es tut mir leid, dass ich Ihnen das damals nicht schon gesagt habe. Jodie kam früher regelmäßig her, um die Akten über den Tod ihrer Eltern einzusehen. So sind wir auch in Kontakt gekommen.“

Black nickte. „Den Teil kenne ich bereits.“

„Ich weiß. Allerdings habe ich einige Sachen dabei unterschlagen. Ich habe Jodie öfters im Büro getroffen und…ich selbst war damals auch noch nicht lange im Dienst. Ich fühlte mich verpflichtet, ihr zu helfen. Aber mir wurde verboten, irgendwas über ihre Eltern in Erfahrung zu bringen oder es weiterzugeben. Deswegen habe ich ihr immer Trost gespendet. Und so kamen wir uns näher.“ Er lächelte. „Aber dann ist das mit ihrem Kommilitonen passiert und Jodie war am Boden zerstört. Ich war es…der ihr vorschlug, ein neues Leben anzufangen. Allerdings wusste sie, dass Sie damit Schwierigkeiten hätten und deswegen…habe ich dafür gesorgt, dass Jodie von heute auf morgen verschwand.“

„Sie? Sie haben dafür gesorgt, dass Jodie weggeht? Wissen Sie eigentlich, was Sie damit angerichtet haben?“

„Es tut mir leid, Sir. Ich wollte, dass Jodie die Vergangenheit ruhen lässt und…das konnte sie nicht, solange sie Sie regelmäßig sieht. Jodie wurde immer an den Tod ihrer Eltern erinnert und daher…habe ich alles für sie organisiert und ihr erklärt, wie sie unbemerkt aus der Stadt kommt.“

James schluckte. Er versuchte ruhig zu bleiben, ballte aber die Fäuste. „Sie haben sie nach London in Ohio geschickt… Agent Akai hat…es herausgefunden und…“

„Es tut mir wirklich leid, Sir. Ich hielt es damals für das Beste für Jodie. Aber…“

„Aber?“, wollte James wissen. Er atmete tief durch. „Bitte verschweigen Sie mir nichts mehr.“

„Wir wollten etwas Gras über die Sache wachsen lassen und dann…woanders hin. Verstehen Sie?“

„Ehrlich gesagt nein. Ich verstehe das alles nicht. Ich verstehe nicht, warum Jodie diesem Plan zugestimmt hat. Und auch nicht, warum Sie dafür gesorgt haben, dass sich Jodie von allen Menschen entfernt. Wo ist sie jetzt?“

„Das weiß ich nicht“, antwortete Roy ruhig. „Sie war ein Jahr dort und ist dann…verschwunden…“

James schluckte. „Verschwunden…“, wiederholte er leise. Das hatte auch Akai erzählt.

„Sie hat…ihre Wohnung und ihre Arbeit gekündigt. Es gab nur einen Brief, in dem sie sich bei mir entschuldigt hat. Seitdem…habe ich sie nicht mehr gesehen oder gesprochen. Ich konnte…sie nicht finden. Und ich hoffe, dass…Agent Akai sie findet…denn ich möchte auch gerne mit ihr reden.“

Black verengte die Augen. „Wieso sagen Sie mir das alles?“

„Agent Akai wollte mir…die Möglichkeit geben, dass ich…selbst mit Ihnen darüber spreche“, gab Roy von sich. „Und ich habe lange versucht, das Gespräch zu umgehen, aber jetzt…ich… Da gibt es noch etwas, das ich Ihnen erzählen muss. Und das…fällt mir wirklich nicht leicht…“

„Agent Tripton, was ist los?“ Wenn James ehrlich zu sich selbst war, wollte er eigentlich nicht hören, was sein Gegenüber zu sagen hatte. Er war wütend und brauchte Zeit, um alles zu verarbeiten. Aber wenn jetzt noch weitere Hiobsbotschaften dazu kamen, wusste er nicht, ob er wirklich ruhig bleiben konnte.

„Ich habe vor einigen Jahren einen Fehler gemacht. Einen enormen Fehler“, begann Roy. „In meiner Jugend habe ich ein paar Hacker-Fähigkeiten erlernt und…bevor ich die Ausbildung begonnen habe, damit angegeben. Ich habe…diese Fähigkeiten demonstriert und…“

James seufzte. „Sie werden erpresst.“

Tripton nickte. „Sie haben mich lange in Ruhe gelassen, aber als ich in die Niederlassung in New York kam, ging die Erpressung los. Es war nicht nur eine Person und ich weiß, ich hätte…anders handeln sollen, aber ich ließ mich darauf ein. Und dann kam ich nicht mehr aus der Sache raus. Sie haben Jodies Leben bedroht, wenn ich nicht weiter für sie Sachen mache. Das war der eigentliche Grund, warum ich Jodie den Neuanfang ermöglichen wollte. Weil sie…aber von meinen Plänen Wind bekommen haben, habe ich Jodie allein weggeschickt. Ich wollte nachkommen, aber dann war Jodie weg. Ich dachte, dass sie ihre Finger im Spiel hatten…aber…“ Er schüttelte den Kopf. „…sie waren es nicht. Sie verlangten von mir, dass ich mich melde, wenn Jodie wieder auftaucht, egal wo. Sie ließen mich zwei Jahre in Ruhe, aber…vor einigen Tagen haben sie sich wieder gemeldet. Sie wussten, dass Jodie wieder gesucht wird, und wollten die Hintergründe dazu wissen. Ich habe nur erzählt, dass die erneute Suche nach Jodie ein Zufall sei. Ich glaube, sie haben es geglaubt, aber…sie haben mir gleich wieder gedroht. Ich weiß nicht warum, aber…sie haben irgendwas mit ihr vor. Der Mann hat gesagt, dass er ihr…die Wahrheit über den Tod ihrer Eltern sagen wird. Er hat mir nicht gesagt, worum es genau geht, aber es soll Jodie den Boden unter den Füßen wegziehen. Und dann…wollte er ihr die Wahrheit über mich sagen. Ich möchte Jodie nicht in Gefahr bringen, das müssen Sie mir glauben. Ich empfinde immer noch sehr viel für Jodie und deswegen…bin ich zu Ihnen gekommen. Jodie ist in Gefahr, egal wo sie ist. Der Mann hat am Ende auch noch erwähnt, dass sie ihr Ablaufdatum überschritten hat und dass sie Jodie schon die ganze Zeit umbringen wollten. Ich weiß nicht, ob es der Wahrheit entspricht, aber er sagte, dass er wisse, wo sich Jodie derzeit aufhält.“

James rang nach Luft. „Sie sprechen von einem Mann…dann von mehreren Personen. Woher wissen Sie, dass es…mehrere Personen sind?“

„Ich habe nicht immer die gleiche Person getroffen und…die Anrufe stammten auch von verschiedenen Männern. Außerdem sprach der Mann auch immer von wir.“

„Nur Männer oder war auch eine Frau darunter?“

„Nur Männer“, antwortete Roy. „Ich weiß nicht, wie sie Jodie gefunden haben.“ Roy schluckte. „Am Ende meinte der Mann , dass sie bereits weitere Schritte eingeleitet haben und kurz darauf, dass es nur ein Scherz war und ihr nichts passiert, solange ich weiter mitmache. Sie spielen dauernd mit mir in dieser Art und Weise. Aber ich habe…zugestimmt. Seitdem hat sich keiner mehr bei mir gemeldet.“

„Sie haben Tage gewartet, bis Sie zu mir gekommen sind“, gab James von sich. „Wir hätten viel früher was tun können. Wir können Ihr Handy abhören. Wir können andere Schritte einleiten. Agent Tripton, ich denke nicht, dass ich es sagen muss, aber Ihr Handeln wird Konsequenzen für Sie haben.“

„Ich weiß“, nickte der Agent. „Ich habe…damals Ihre Ermittlungen behindert, auch wenn diese nicht offiziell waren und…ich habe Verbrechern geholfen und mich selbst schuldig gemacht. Aber jetzt bedrohen sie wieder Jodies Leben und ich habe das Gefühl, dass sie es dieses Mal ernst meinen. Ich hatte gehofft, dass ich in der Zwischenzeit selbst auch etwas rausfinden könnte, aber wenn Sie sie wirklich gefunden haben…“

„Agent Akai ist auf der Suche nach Jodie“, kam es von James. „Wenigstens haben Sie jetzt die Wahrheit gesagt und…wir können weitere Schritte einleiten.“ James seufzte. Er ahnte, dass die Organisation dahintersteckte.

„Kann ich…Ihnen dabei helfen? Ich könnte Agent Akai…bei der Suche unterstützen.“

„Nein!“ Er schrie das Wort beinahe.

„Entschuldigung“, wisperte Tripton. „Natürlich müssen Sie glauben, dass ich das nur tue, um den Forderungen des Mannes zu entsprechen. Aber ich schwöre Ihnen, dass ich nichts über Jodies Aufenthaltsort oder Ihre Ermittlungen weitergebe.“

„Lassen Sie es gut sein, Agent Tripton. Ich kann Sie damit nicht betrauen.“ Sein Handy klingelte. James wies das Gespräch ab. „Entschuldigung.“

„Schon gut.“

Das Handy klingelte abermals.

„Gehen Sie ruhig ran. Ich sollte jetzt auch gehen.“ Roy stand auf und ging zur Tür.

„Danke, Agent Tripton. Danke, dass Sie jetzt die Wahrheit gesagt haben.“

Der jüngere Agent blickte sich um und nickte, als James das Gespräch entgegennahm. „Black.“

„Hier Akai“, sagte der Japaner. „Ich habe Jodie gefunden. Sie wurde angeschossen und wird ins Presbyterian in New York gebracht. Fahren Sie so schnell wie möglich dorthin. Ich erkläre Ihnen dort alles weitere.“

James ließ das Handy fallen. Er wurde blass. Angeschossen. Sofort ging er im Kopf alle Möglichkeiten durch. Seine Gedanken rasten.

Roy hatte bereits die Tür geöffnet, blickte sich aber bei dem Geräusch des Handys auf dem Boden um. „Agent Black? Alles in Ordnung?“

James schluckte. Er nahm Roy gar nicht wahr, beugte sich nach unten und hob das Handy auf. Er hielt es wieder an sein Ohr. „Ich bin…auf dem Weg.“



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück