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✩ Mondpalast ✩

von

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Unerwarteter Besuch

5. Unerwarteter Besuch

 

Mehr als es nötig gewesen wäre, hatte ich mich zu Lucy gebeugt und linste mit einem zufriedenen Schmunzeln auf den Lippen über ihre Schulter auf den Zettel. Meine dunklen Augen huschten über die geschriebenen Zeilen, die mit einer filigranen Handschrift geschrieben worden waren und selten hatten mich solch wenige Worte auf einen Auftrag neugierig gemacht wie dieser hier. Hin und wieder linste ich zu meiner hübschen blonden Kameradin hinüber. Zufrieden grinste ich in mich hinein, da ich durchaus ihre Reaktion mir gegenüber bemerkt hatte. Eine leichte Röte zierte ihre zarten Bäckchen und sie starrte abwesend auf das Blatt Papier. Wo du wohl gerade mit den Gedanken bist?, fragte ich mich als mir das Ziel der Mission in die Augen stach. »Mondpalast«, nuschelte ich und hauchte dieses Wort absichtlich an ihrem Ohr vorbei. Ihre Nackenhaare stellten sich auf und ich konnte eine leichte Gänsehaut erkennen, die sich über ihre schlanken Arme zog und sich die feinen Härchen aufrichteten als mein Atem ihre helle Haut streifte.

 

Ich wusste nicht, wann es bei mir angefangen hatte und die Erkenntnis traf mich am Anfang wie ein nackter Faustschlag Mitten ins Gesicht bis ich mir meine Gefühle ihr gegenüber eingestanden hatte und bemerkte, wie ich mich in der letzten Zeit mehr und mehr zu der hübschen Stellarmagierin hingezogen fühlte. Ich konnte meine Gefühle nicht mehr leugnen oder verdrängen, geschweige denn einen Abstand zu ihr einhalten. Immer wieder erwischte ich mich dabei, wie ich unbewusst ihre Nähe suchte genauso wie heute. Ich wusste nicht, was sie für mich fühlte oder wie sie zu mir stand. Es war mir bewusst, dass wir Freunde waren, das waren wir hier alle in der Gilde, eine Familie halt, die zueinander ein festes Band pflegten, aber meine Gefühle ihr gegenüber gingen weitaus mehr in die Tiefe. Ich wollte sie berühren, wollte in ihrer Nähe sein, sie besser kennenlernen und mich einfach mit ihr unterhalten. Des Öfteren hatte ich mir bereits vorgenommen gehabt, sie einfach um ein Date zu bitten. Es ist nicht so, dass ich mich nicht trauen würde, aber ihre rehkitzbraunen Augen sahen in den letzten Wochen stets sorgenvoll aus. Sie war meist in Gedanken versunken, grübelte verzweifelt über irgendwas nach, während sie sich dabei unbewusst mit ihren Fingern über ihre Augenringe fuhr, die selbst ihr Make-Up so langsam nicht mehr abdecken konnte. Zudem seufzte sie viel vor sich hin und das war alles andere als normal. Genau aus diesem Grund hatte ich sie noch nicht gefragt gehabt. Es fühlte sich falsch an sie um ein Date zu bitten, wenn sie anscheinend von Kummer geplagt war und ich machte mir berechtigte Sorgen um sie.

 

Während Natsu mit Sicherheit einen Lucy Kick abbekommen hätte, bekam ich als Belohnung von ihr eine Gänsehaut geschenkt. Unweigerlich musste ich schmunzeln als ich feststellte, wie ihr Körper auf mich reagierte und das machte mir Hoffnung. Im gleichen Moment erschrak sie jedoch aus ihrer Starre und fixierte den Zettel mit einer gewissen Konzentration. Da war sie also wieder, die alte Lucy. Als sie allerdings die Bedingung las, die der Auftraggeber forderte, seufzte sie frustriert und versuchte ihren besten Freund zu erklären, dass ein dritter Magier benötigt wurde und Happy alles andere als dafür geeignet war. Der Dragneel blies beleidigt seine Wangen auf, verstand das Problem nicht, da Happy mit seinen Flügeln durchaus Magie anwenden konnte und ein festes Mitglied der Gilde war. Sie hingehen war der Verzweiflung nahe und ich fragte mich, wie die beiden nur beste Freunde werden konnten. Na gut, bei mir und Natsu fragte ich mich das jede Minute, aber laut aussprechen würde ich das natürlich nicht, dass ich den Backofen als meinen besten Freund bezeichnete, auch, wenn dies ein offenes Geheimnis war.

 

Entschlossen zog ich ihr den Zettel aus der Hand und erhielt nach einem verwirrten Ausdruck in den Augen ein dankbares Lächeln als ich sagte, dass ich das Team Gray mal anmelden gehen würde. Wie es zu erwarten war, war der Dragon Slayer alles andere als begeistert davon und lief mir entrüstet hinterher, den ich gekonnt ignorierte und zu unserem Master ging, der sich gerade in einem interessanten Gespräch mit Mirajane zu befinden schien.

 

»Master«, störte ich die ernste Diskussion der beiden und fragte mich, was denn so Wichtiges an der Tagesordnung stand und war ein paar Sekunden später durchaus froh, dass ich auf einen Auftrag gehen würde, als ich von Mirajane nur das Wort Gesangswettbewerb erhaschen konnte. Allein bei der Vorstellung Gajeel in einem weißen Anzug auf der Bühne zu sehen ließ mich gruseln. Von seinem schrecklichen Gesang, das selbst jedes Ungeziefer in die Flucht schlug, fing ich gar nicht erst an. Mira ließ uns alleine und stellte sich wieder hinter den Zapfhahn, da einige schreiend und kurz vorm Exitus stehend gierig nach Bier verlangten. »Oh Gray, was kann ich für dich tun?«, fragte mich der Master und ich hielt ihm desinteressiert den Zettel vom Quest Board unter die Nase. »Lucy, ich und der entsetzte Backofen hinter mir werden diesen Auftrag erledigen«, erwiderte ich auf seine Frage hin und versuchte Natsus beleidigende Ausrufe an mir vorbeiziehen zu lassen. »Wann soll es losgehen?«, fragte mich der alte Mann mit dem spitzen Hut auf den Kopf, der ihn wirklich wie einen Zwerg aussehen ließ. »Morgen um sieben Uhr«, gab ich knapp zur Antwort. Er zog ein kleines, ledergebundenes Einband aus seiner Hosentasche und notierte sich die wichtigsten Punkte von dem Missions-Zettel. »Genehmigt«, antwortete er kurz angebunden und nippte mit funkelnden Augen an seinem vollen Bierkrug, den ihn Mirajane soeben hingestellt hatte. Wieder einmal fragte ich mich, wie man in einem so hohen Alter solch eine Menge Alkohol vertrug. »Oi Eiszapfen-Stripper, ich habe dir nicht erlaubt mitzukommen!«, hörte ich Natsu hinter mir sagen und der mich herausfordernd an der Schulter packte. Meine dunklen Augen leuchteten voller Vorfreude auf den bevorstehenden Kampf. Beiläufig steckte ich den Zettel in meine Hosentasche als ich mich zu ihm herumdrehte und ihn bedrohlich an der Weste packte. »Wenigstens strippe ich richtig und mache keine halben Sachen, du Lauwarmer-Möchtegernfurz«, giftete ich zurück als meine dunklen Seelenspiegel abfällig über seinen Körper glitten und ihn in einer freundschaftlichen Beleidigung auf die schwarze Weste klopfte. »Du«, knurrte er mich gedehnt an, doch ehe einer von uns einen Schlag austauschen konnten, hörten wir Happys freudiges Geschrei. »Yukino!« Unsere Köpfe schellten Richtung Gildeneingang in der die silberhaarige Saber-Tooth Magierin stand, wo der blaue Kater seinen Kopf gegen ihren prallen Busen drückte.

 

»Dieser kleine perverse Schwerenöter«, hörte ich Natsu bedrohlich knurren als er meine Hände von der Weste entfernte und zu den beiden hinüberging. Was ist denn mit dem los? Verwirrt schaute ich ihm hinterher. Seit wann kümmerte es den Dragon Slayer, das Happy sich an die Brüste von irgendwelchen Magierinnen schmiegte? Das tat der blaue Kater schließlich andauernd allen vorweg bei Lisanna und Lucy, wobei er um Erza und Cana einen weiten Bogen machte. Verständlich, wenn man bedachte, dass das kleine blaue Fellknäuel von den beiden beim ersten und letzten Versuch eine deftige Kopfnuss verpasst bekommen hatte, so dass der Exceed drei Tage über Kopfschmerzen klagte. »Hey Natsu, was soll das?«, jammerte Happy als der Dragneel ihn von Yukino wegzog. »Finger weg von Yukino«, zischte er ihn aus funkelnden Augen an. »Jungs, beruhigt euch doch«, sagte die Silberhaarige und hob in einem Schlichtungsversuch ihre Hände in die Höhe. Man sah ihr an, dass sie nicht wusste, was sie nun machen sollte, waren Natsu und Happy in der Hinsicht schlecht zu durchschauen und unberechenbar. Besonders der blaue Kater konnte absolut hinterlistig sein, wenn er schmollte, was sich just in dem Moment mehr als bestätigte als er seinen Kameraden absolut bewusst in die Pfanne haute. »Du bist so gemein Natsu. Seitdem du mit Yukino zusammen bist, darf ich sie gar nicht mehr knuddeln …«, jammerte das blaue Fellknäuel und fing gespielt an zu weinen. Ein erstauntes Raunen ging durch die Gilde. Ich hingegen zog überrascht meine rechte Braue in die Höhe. Natsu hat eine Freundin? Ob Lucy das weiß? »... und das geht jetzt schon gute sieben Monate so. Das ist fies! Ich habe Yukino schließlich auch lieb«, schrie Happy so laut, dass es wirklich jeder in der Gilde mitbekam und wedelte wild mit seinen Beinen, während er hinter vorgehaltener Hand frech kicherte.

 

»Natsu hat eine Freundin?«, rief die Mehrheit seiner Kameraden ungläubig. »Seit sieben Monaten?« »Du bist sowas von ein ganzer Mann«, grölte Elfman und schlug überschwänglich mit seiner geballten Faust laut auf den Tisch ein, so dass dieser gegenwärtig in sich zusammenbrach. Elfman schien sich daran jedoch nicht weiter zu stören und stemmte voller Stolz auf seinen Kindheitsfreund seine Hände in die Hüften. »Das ist ja so männlich!«

 

Der Dragneel lief purpurrot an und auch Yukino schien das Szenario mehr als peinlich zu sein, während in der Gilde ein lautes Getuschel herrschte, bevor ein heiteres Gejubel ausbrach. »Das muss gefeiert werden«, schrie der Master und hob voller Elan seinen Bierkrug in die Höhe. »Aye«, stimmten alle mit ein und schon herrschte wieder das ganz alltägliche Chaos in unserem trauten Heim.

 

Lächelnd lief ich auf den peinlich berührten Dragon Slayer zu und klopfte ihm anerkennend auf die Schulter. »Du kannst froh sein, dass Cana nicht hier ist«, sagte ich zu ihm, was durchaus ernst von mir gemeint war. »Ich weiß«, antwortete er mir als ich an ihm vorbeiging und nickte zum Gruß der hochroten Yukino zu. Gemütlich machte ich mich auf den Weg nach Hause. Zu gerne hätte ich mit den anderen auf dieses Weltwunder angestoßen, aber ein Saufgelage konnte ich mir heute nicht mehr leisten. Morgen ging es schließlich auf einen Auftrag und ich hatte das Prinzip, vor einer Mission nichts zu trinken. Nichtsdestotrotz konnte ich es mir nicht verkneifen kurz bei der Vorstellung zu lachen, wenn Cana da gewesen wäre, die mit purer Wahrscheinlichkeit – ich würde mein letztes Hemd darauf verwetten – einmal quer durch die Gilde gebrüllt hätte in der Art von: Natsu, bist du jetzt keine Jungfrau mehr? Wie ist er denn so im Bett Yukino?

 

Wie von alleine hatten mich meine Füße zu Lucys Wohnung gebracht. Ich war so in Gedanken versunken gewesen, dass ich gar nicht bemerkt hatte, was für einen Weg ich eingeschlagen habe. Vor ihrer Wohnung blieb ich stehen und schaute hinauf zu ihrem Fenster, welches an diesem sonnigen Tag sperrangelweit geöffnet war. Vielleicht sollte ich ihr Gesellschaft leisten und von dem neusten Ereignis erzählen. Kam mir der Gedanke. Zumindest hätte ich einen Vorwand um unangekündigt vor ihrer Türe zu stehen, aber dann sah ich sie mit einem Staubwedel an dem geöffneten Fenster vorbeihuschen und verwarf die Idee. Da störe ich jetzt nur. Und so machte ich kehrt und schlug den Weg zu meiner Wohnung ein, während ich die warmen Strahlen der Frühlingssonne auf meiner weißen Haut genoss und hier und da ein Steinchen, das sich aus dem mit Pflastersteinen versehenden Bürgersteig gelöst hatte, durch die Gegend kickte.

 

In der Zwischenzeit nahm ein gewisser junger Mann mit kirschblütenfarbenen Haar seine Freundin bei der Hand und wirkte von einer Sekunde auf die andere mehr als erwachsen. »Möchtest du was trinken gehen?« »Gerne«, lächelte sie ihn an und zusammen verließen sie mit ineinander verschränkten Fingern das Gildengebäude um es sich bei diesem sonnigen Tag in einem kleinen Café vor der Kardia Kathedrale gemütlich zu machen.

 

Eine blaue Katze blieb absichtlich zurück und kicherte den beiden hinterher. »Sie haben sich ja so lieb«.



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