Nachbeben
Ich baller
Ich baller
Ich baller mir den krankesten Videocontent
Jihadi John-Shit, eFukt und Bondage
Seh Artikel von Kriegen und Konflikt
Meine Mimik ist wie 'ne Betonschicht
Denn ich hab alles gesehen
Außer vielleicht einen Mann, der sein'n eigenen Kopf isst
Also noch nicht, mich schockt nichts
I wear my sunglasses im Darknet, ja
Inkognito-Tabs, die Qual der Wahl
Sein Blick schweift über den Online Artikel. Ein Terroranschlag. Gelangweilt überfliegt er die Zeilen: Verletzte, Tote, der Attentäter hatte sich schließlich selber umgebracht. Okay. Immerhin, denkt er. Wenn schon, dann soll er auch seine gerechte Strafe bekommen. Im Gefängnis würde es ihm dann doch viel zu gut gehen. Ob es wohl auch Fotos gibt? Er scrollt auf der Seite weiter nach unten. Leider nichts. Gut, dann weiter. Der nächste Artikel: Corona- Neuerungen. Nein. Krieg in der Ukraine? Auch langweilig. Er seufzt. Studie zeigt, jeder 10. Deutsche findet, dass Sex ohne Einverständnis gerechtfertigt ist, wenn jemand „anzüglich“ gekleidet ist. Naja, das kann man ja mal lesen. Aber der Artikel ist auch nicht wirklich aussagekräftig. Also widmet er sich mal wieder seiner Samstag-Abendbeschäftigung. Privat- Modus an und ab ins Internet…
Ich bin Spartiat, weil nur mit dickem Fell
Werd ich kein schwarzes Schaf am Arbeitsmarkt
Denn ich acker' wie ein Irrer um die Kröten zu verdien'n
Und kann mir später Dinge leisten, so wie Burnout-Therapien
Gute Ketamine zu bösartigen Spielen ist die Königsdisziplin
Ein Blick auf die Uhr verriet ihr, dass es bereits lange nach Feierabend war. Doch sie hatte ihrem Chef versprochen, die Analyse noch fertigzustellen. Also saß sie noch im Büro und tippte die Zahlen in ihren Laptop. In ihrem Kopf breitete sich ein unangenehmes Ziehen aus und in ihrem Magen spürte sie diese altbekannte Übelkeit. Doch sie ignorierte all das. Wenn sie etwas erreichen wollte, musste sie hart arbeiten. Nur noch ein paar Jahre, dann konnte sie sich selbstständig machen. Nur noch etwas durchhalten, das würde sie schon schaffen. Wenn sie sich nur genug bemühte, würde sie es eines Tages einmal besser haben. Sie öffnete ihre Schreibtischschublade, zog die Schachtel mit den Tabletten heraus, nahm sich eine heraus und spülte sie mit einem Schluck Wasser herunter. Nur noch ein paar Jahre…
Abends in der Küche mit der Psychoterroristin
Werd' ich zum Poet, wir reden nur in Schmähgedichten
Denn ich leb in 'ner Beziehung mit verbalem Waffengürtel
Es wär doch keine Liebe, wenn wir uns nicht hassen würden
Diese Fratzen, Bücher, Kommentare sind meine Gute-Nacht-Lektüre
Und dann in die Tasten prügeln, als würd ich für Wacken üben
Früher hatten sie sich viel gestritten. Worüber, konnte er heute gar nicht mehr sagen. Doch seit seine Frau krank geworden war, hatte sie sich verändert. Sie war nicht mehr die Selbe, war wie ausgewechselt. Jetzt war es, als sei sie ein Kind. Er konnte nicht mehr mit ihr streiten, weil sie immer zu nur allem zustimmte, was er sagte. Andere wären wohl glücklich darüber, doch ihm fehlten diese Diskussionen. Er fühlte sich fast entzügig. Also setzte er sich an seinen Computer und öffnete Facebook. Ah, es hatte jemand auf seinen Kommentar geantwortet. Schön, jemand, den er provoziert hatte. Da konnte er drauf antworten. Arschloch. Was glaubte der denn, wen er hier vor sich hatte? Erst einmal eine Antwort verfassen!
Unser Kopf ist aus Stahl, wir sind hart
Bis wir uns abends in den Schlaf legen, Nachbeben
Bloß ein Schock, doch noch Jahre danach
Sind unsre Herzen Porzellanläden, Nachbeben
Pass auf deine Seele auf
Nachbeben
Pass auf deine Seele auf
Ich drück'
Ich drück'
Ich drück'
Ich drück den Knopf - Hiroshima
Noch ein Trauma, hoppala
Versiegel es mit Heisenberg-Kristallen
Wir müssen ganz feste feiern, bis wir fallen
Alkohol benebelt nur. Vielleicht Gras? Aber High sein wollte er nicht. Er brauchte mehr, wollte alles ausblenden. Er brauchte etwas Stärkeres. Das musste aufhören. Es war zu viel. Einfach zu viel. Wieso gab es keinen Knopf, mit dem man alles auf Betäuben setzen konnte? Einfach alles aus. Gefühle aus. Sinne aus. Fallen lass und aus. Sein Blick hetzte umher. Was sollte er tun? Noch einen Schluck nehmen? Noch einen Zug? Oder doch lieber mehr… Er schloss die Augen und sah es plötzlich vor sich: ganz Crystal klar.
Ich scroll' ein Jahrhundert im Bruchteil
Einer Sekunde ins Unterbewusstsein
Leute, die diesen Artikel geliket haben
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Mit zitternden Händen las sie immer wieder die Zeilen. „Es tut mir leid, dass ich nicht stärker war.“ Ihr Blick glitt zu dem leblosen Körper, der von dem Strick an der Decke baumelte. Sie ließ den Abschiedsbrief sinken. „Nicht du warst zu schwach, die Welt war einfach zu hart zu dir.“, murmelte sie. Ihr entfuhr ein verzweifelter Schrei und sie sank auf die Knie.
Zuhause ist die Stimmung wie im Führerbunker - Gift
Deshalb mach' ich wieder eine Überstundenschicht
Mit müdem Tunnelblick, egal, ob mich der Chef beleidigt
Nur noch 36 Jahre bis zum Renteneintritt
Klar, kann ich dir 'ne Niere und 'n Ei braten
Ich kann alles, außer "Nein" sagen
Eines Tages, sagen sie, werden mal deine Träume wahr
Ich hoffe nicht, denn ich träume schwarz - gute Nacht
Ob ich wieder einspringen kann? Klar! Am Wochenende? Da hab ich eigentlich Hochzeitstag, aber ja okay, ich kann Nachtschicht machen. Auch noch 24 Stunden Dienst? Sicher! Aber dann bekomme ich ja bestimmt auch die Zusage für die Fortbildung, oder? Nein? Okay… Und wie sieht es mit der Stationsleitung aus? Ach, da habt ihr schon jemand anderen für, obwohl ich das seit einem Jahr freiwillig nebenbei mache. Kein Problem. Ob ich auf einer anderen Station arbeiten kann? Wenn es sein muss… Und meine Zukunft im Unternehmen? Ich engagiere mich nicht genug? Ich soll mehr Einsatz zeigen? Wollt ihr etwa auch noch meine Niere?
Unser Kopf ist aus Stahl, wir sind hart
Bis wir uns abends in den Schlaf legen, Nachbeben
Bloß ein Schock, doch noch Jahre danach
Sind unsre Herzen Porzellanläden, Nachbeben
Pass auf deine Seele auf
Nachbeben
Pass auf deine Seele auf
Trotz einem Leben voller Folterszenen
Hab ich keine Scholgefäden, äh, Folgeschäden
Nur in den Nackenmuskeln manchmal ein Achselzucken
Ich hab richtig getippt im Lotto, ich bin mit 'nem Model
In den Flitterwochen, ich bin echt beeindruckt
Ich sitz auf Kosten, vom Blitz getroffen
Mit 'm Genick gebrochen, alles kein Beinbruch
Sein Job belastete ihn. Schon länger, doch das gab er nicht zu. Bei der Polizei zu sein war sein großer Traum, doch Tag für Tag diese grausamen Mordfälle mit ansehen zu müssen, war zermürbend. Aber das würde er niemals zugeben. Es würde ihn schwach wirken lassen. Und schwach war er keinesfalls. Und was würde dann seine Freundin von ihm denken? Sie steckte diese ganzen Sachen doch auch ganz locker weg. Er hatte sie bei der Arbeit kennengelernt. Und sie beschwerte sich nie. Wenn er nicht stark war, würde sie ihn dann noch lieben? Sicher würde sie sich dann einen anderen suchen. Nein, er würde das schon ertragen.
Und wie ich so mit leerem Blick über Dinge grübel'
Bemerk ich auf einmal, dass ich mein Kind verprügel'
Und dabei Geräusche mache wie ein Pinscher-Rüde
"Alles okay?" - "Ich bin nur müde!"
Dabei dacht' ich, dass sich mein Leben zum Guten wandt'
Doch bin wutentbrannt im Unruhestand
Ich so: "Vorbei ist vorbei, juckt"
Meine Seele so: "Einspruch"
Wie machten das die ganzen Übermütter nur? Zwei Kinder, Hobbys, Haushalt, Arbeiten… Und dann hatten sie alle noch so viel Zeit, Erziehungsratgeber zu lesen, ihren Männern ein 3 Gängemenü zu kochen und sahen immer noch aus wie Topmodels. Und wieso bekam sie das nicht hin? Verzweiflung machte sich in ihr breit. Es war die dritte Nacht, die sie nicht richtig geschlafen hatte. Sie war einfach nur müde. Der Vater ihrer Tochter war auf der Arbeit. Und wenn er nach Hause kam, nahm er sich Auszeiten, er hatte ja immerhin hart gearbeitet. Aber wo waren ihre Auszeiten, wann kam sie? Sie hatte nicht einmal Zeit, die Wäsche zu machen. Zu essen gab es mal wieder nur Nudeln. Und sie hatte es grade mal geschafft, schnell unter die Dusche zu hüpfen. Sie liebte ihr Kind, aber so hatte sie sich das Mutter-Sein nicht vorgestellt. Jetzt weinte die Kleine. Schon wieder. Unwillkürlich merkte sie, wie auch ihr die Tränen kamen. Die Kleine tobte. Sie schrie. Und ohne es zu beabsichtigen, rutschte ihr in ihrer Verzweiflung die Hand aus…
Unser Kopf ist aus Stahl, wir sind hart
Bis wir uns abends in den Schlaf legen, Nachbeben
Bloß ein Schock, doch noch Jahre danach
Sind unsre Herzen Porzellanläden, Nachbeben
Pass auf deine Seele auf
Nachbeben
Pass auf deine Seele auf
Pass auf deine Seele auf
Nachbeben
Dafür gibt's keinen Prothesenbau