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take me to the night we met

Destiel
von

Vorwort zu diesem Kapitel:
sorry ich hab's letzte Woche verpennt, dafür gibts heute zwei :'D Komplett anzeigen

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Kapitel 5

Balthazar brachte ihm bei, wie er fliegen konnte. Nicht wie ein Vogel (oder Superman – schade aber auch), sondern wie sie. Dass er sich von jetzt auf gleich in einem anderen Staat, Land oder Kontinent befand. Nach seinem ersten Flug, von Island nach Schweden, hatte er sich einfach in den Schnee fallen lassen. Er konnte jede einzelne Schneeflocke spüren, die auf ihm landete. Hinter ihm erschreckte ein Vogel so stark, dass er davon flog und ein Haufen Schnee zu Boden fiel. Sie waren umgeben von hohen Bäumen, die ihnen mit ihren Blättern und Ästen Schutz vor den Menschen gaben. Dann flog Dean nach Thailand, von da aus in den Kongo und zurück nach Amerika. 

Balthazar hatte alle Mühe, mit ihm mitzuhalten. Aber dieses Gefühl … mit seiner eigenen Kraft wohin er auch wollte zu gelangen, verlieh ihm eine Macht, wie er sie zuvor noch nie erlebt hatte. 

Was er alles tun konnte. Welches Essen er alles probieren konnte. Unendlich viele Möglichkeiten und Ideen schwirrten in seinem Kopf und wenn die Situation nicht so ernst gewesen wäre, er hätte alles ausprobiert. So blieb ihm nur eine Möglichkeit.
 

Dean stand vor einem Haus in Lawrence. Es hatte bereits begonnen zu dämmern, weswegen nach und nach die Lichter hier und in der Nachbarschaft angingen. Dean konnte ein paar Häuser weiter eine Katze hören, die leise miaute und um Einlass bat. In dem Haus, welches er beobachtete, lief der Fernseher und eine Mutter spielte mit ihrem Sohn, während das jüngste Kind schon schlief. Lautlos lief er um das Haus herum, stand nun im Garten und blickte hoch in das Zimmer, wo er leise die Melodie einer Spieluhr vernehmen konnte. Mit seiner rechten Hand griff er in seine Jackeninnentasche, holte seine Engelsklinge hervor - das Gewicht noch immer ungewohnt, lag sie dennoch perfekt angepasst in seiner Hand.
 

Ein Außenstehender hätte gedacht, er träumte, als eine Gestalt, die bis gerade eben noch im Hintergarten stand, plötzlich verschwand.
 

Im Zimmer des Babys tauchte er wieder auf. Überall auf dem Boden verteilt lagen Spielzeuge, sie kamen ihm nicht bekannt vor. Zu kurz war die Zeit, in der er mit ihnen gespielt hatte, er zusammen mit seiner Mom und seinem Dad. Sein kleiner Bruder, jetzt gerade erstmal sechs Monate alt, schlief tief und fest. Er würde nie erfahren, welches Unheil ihm bevor stand. Denn dieses Mal würde er es verhindern. Sein Kopf pochte, der Griff um seine Klinge war eisern. Azael würde gar nicht erst in die Nähe seines Bruders kommen.
 

Unter ihm hörte er seine Mutter, wie sie ihn zu Bett brachte. Für einen Moment erlaubte er sich, die Augen zu schließen und den Klang ihrer Stimme in seinem Gedächtnis zu erneuern. Er würde sie wieder sehen. Als er die Augen wieder öffnete, stand Azael vor ihm, die gelben Augen vor Schreck geweitet. Konnte er seine Gnade spüren? Die Macht eines Erzengels?
 

„Was macht ein Abgesandter des Himmels hier?“ Azael versuchte selbstsicher zu wirken, wie er da mit erhobenen Hauptes stand, doch das Zittern in seiner Stimme verriet ihn.
 

„Dich töten.“ Dean zog Azael zu sich, damit er auch keine einzige Gesichtsregung verpasste, während er ihm das Schwert in den Brustkorb rammte. Doch ehe die Spitze seiner Klinge ihn berühren konnte, wurde er aus dem Jahr 1983 geworfen.
 

Er fand sich in einer verlassenen Stadt wieder, die Fenster milchig vor Staub. Hier und da standen, mitten auf der Straße, Autowracks. Ansonsten herrschte Stille über der Stadt, er konnte nicht einmal irgendein Tier hören, was in einer Mülltonne nach Essen suchte.
 

Dean wusste weder, wo er war, noch wer ihn hierher gebracht hatte. Seine Klinge noch immer in der Hand, hätte er vor Frust am liebsten die ganze Stadt in Schutt und Asche verwandelt. Er würde zurück fliegen, jetzt sofort, und das beenden, was er hatte anfangen wollen.
 

„Unterstehe dich.“ Er erkannte die Stimme, wusste sofort, wer hinter ihm stand. Dean drehte sich um und funkelte Castiel erbost an. Dieser war davon gänzlich unbeeindruckt. „Du wagst es, die Kräfte die ich dir gab, so selbstsüchtig zu missbrauchen?“
 

Sein ganzer Körper fing vor Wut an zu zittern. „Muss dir ja ziemlich bekannt vorkommen.“
 

Plötzlich stand Cas ganz dicht vor ihm, wie damals, kurz bevor er ihn verwandelt hatte. Wäre Dean nicht mit anderen Dingen beschäftigt gewesen, wäre er vor Scham rot angelaufen. „Wie kannst du es wagen, so mit deinem Gott zu reden?“
 

Wie ich es wagen kann?, hallte es in seinen Gedanken wider, einem Echo gleich. Dean knirschte mit den Zähnen, dass sein Kiefer weh tat. „Seit wann verdient ein Dämon wie Azael es, verschont zu werden? Wenn du mich nicht aufgehalten hättest-“, er konnte den Satz nicht zuende führen. Der ganze Schmerz kam wieder in ihm hoch, wie eine Sturmflut die ihn mitzureißen drohte. Dann hätte ich sie retten können. Castiel sollte wissen, wie viel Mary ihm bedeutete.
 

„Ich habe dir nicht die Erlaubnis gegeben, das Schicksal zu verändern.“ Castiels blaue Augen waren kalt und leblos. Sie erinnerten ihn an den verschneiten Himmel in Schweden. Ohne Hoffnung auf Licht.
 

„Ich pfeif auf deine Erlaubnis! Es ist mein Schicksal, meine Familie!“ Dean packte Cas am Kragen, zog ihn zu sich.
 

„Und ich war derjenige, der dir die Macht dafür gab. Du stehst unter meinen Befehlen, Dean, ich bin dein Herr! Ohne meine explizite Anweisung darfst du gerade einmal existieren. Für alles andere gibt es Befehle. Und jetzt überlege gut, was du als nächstes tust. Oder Sams Seele wird dein letztes Problem sein.“
 

Dean hatte gar nicht bemerkt, dass er die Hand, die die Klinge hielt, bedrohlich gehoben hatte, zum Angriff bereit. Schnaufend ließ er Cas los und die Klinge wieder verschwinden. „Heile ihn!“, forderte er.
 

„Nachdem du mich so hintergangen hast? Wieso glaubst du, aber ich ausgerechnet dich zu einem Erzengel gemacht?“
 

Es war also Castiels Absicht gewesen. Dean zuckte mit den Schultern. „Genauso gut hättest du Sam heilen und ihn verwandeln können!“
 

Jetzt lächelte Castiel wieder, sein dunkles und düsteres Lächeln, welches seine Augen nicht erreichte. „Sam war mir nie so loyal ergeben wie du, Dean. Von Anbeginn waren wir zwei immer auf einer Wellenlänge. Ich hatte eigentlich gedacht, dass dies so bleiben würde. Ich muss mich wohl in dich getäuscht haben.“ Cas umkreiste ihn, wie ein Raubtier seine Beute. Und Dean war das Opfer, welches gleich sein Ende finden würde.
 

„Ich will diese Kraft nicht, verwandle mich zurück!“ Mit überkreuzten Armen stand Dean da. Er spürte Castiels Blick in seinem Rücken, als würde dieser die Stellen mustern, aus denen seine Flügel wuchsen.
 

„Nein, Dean. Vorerst brauche ich jemanden, dem ich vertrauen kann. Weißt du denn nicht, was du alles erreichen könntest? Du könntest ganze Legionen von Engeln befehlen, jedes Wesen steht unter deinem Kommando. Du brauchst nur Raphael für mich zu finden.”
 

Seine Hände verkrampften sich. Jedes Wesen unter seinem Kommando? Allein die Vorstellung ließ ihn übel werden. Er wollte nur zurück zu seinem Bruder und Bobby. „Find‘ ihn doch selber.“ 
 

Cas wusste doch gar nicht mehr, was richtiges Vertrauen bedeutete.
 

„Du scheinst nicht zu verstehen, welche Aufgaben uns noch bevorstehen. Überleg es dir, Dean. Vielleicht werde ich Sam danach heilen.“ Ohne eine Antwort abzuwarten, war Cas verschwunden.
 

Deans Beine gaben nach und er ließ sich auf den Boden fallen. Geflügelter Bastard. Zittrig fuhr er sich über das Gesicht. Warum, warum konnte es einfach nicht wie früher sein? Als Cas noch tollpatschig war und nichts von der Welt verstand. Jetzt wollte er, dass sie ihn anhimmelte und verehrte. Dabei wollte er doch nur seinen Freund zurück. Tief in ihm zerbrach etwas, wenn er daran dachte, dass Cas vielleicht für immer verloren war.
 

Castiel spürte, wie seine Macht pulsierend durch seinen Körper floss, sich durch jede Zelle brannte. Es war schon lange nicht mehr der Körper von Jimmy Novak, sondern sein eigener. Es waren seine Gedanken, die er in seinem Kopf hörte, gemischt mit den Stimmen seiner Brüder und Schwestern, wie auch seine Gefühle. Das Gefühl von … Stärke und Gerechtigkeit. Ja, endlich würde dem Himmel Gerechtigkeit widerfahren. Er würde dafür sorgen. Und seine Brüder und Schwestern würden ihm danken und nicht mehr verabscheuen, wie sie es zuvor taten, nachdem er sich auf die Seite der Winchester gestellt hatte. Auf die Seite von Dean. Und nun kämpfte Dean für ihn. Oder würde es tun, schon sehr bald. Mit Dean an seiner Seite, würde er jedem Feind trotzen.
 

Vor ihm öffnete sich das Tor zu einer pompösen Villa. Kies knirschte unter Castiels Schuhen, als er am großen Brunnen vorbei ging, der momentan trocken gelegt war. In wenigen Sekunden war er die Treppe hinauf, mit einer kurzen Handbewegung seinerseits öffnete sich die Tür geräuschlos. In der Eingangshalle blieb er stehen. Jeder Mensch würde in so einem großen Anwesen Bedienstete und Gäste erwarten, doch natürlich konnten Außenstehende nicht wissen, dass dieses Grundstück von einem Engel besitzt wurde. An jeder Wand waren tausende von Sigillen gegen ungebetene Gäste (wie ihm) angebracht. Aber für ihn waren sie zu schwach. Cas konnte fühlen, wie sie versuchten ihn auszusperren. Es hinterließ ein berauschendes Prickeln in ihm und beinahe hätte er gelächelt.
 

In den oberen Etagen wurde geflucht. Anscheinend hatte Balthazar ihn endlich bemerkt.
 

„Cas!“, kam es vom Gelände über ihm, dann stand Balthazar plötzlich vor ihm, mit ein paar Metern Abstand. „Welch Überraschung, du hier! Was verschafft mir die Ehre? Ich dachte du hättest alle Hände voll zu tun, mit dem Himmel und Ralph?“
 

Castiel legte den Kopf zur Seite. Ihm entging das leicht nervöse Zittern seiner Stimme nicht, aber vorerst würde er nicht darauf eingehen. 
 

„Ich wollte mit dir etwas besprechen. Über Dean. Er scheint seine Kräfte ja gut beherrschen zu können.“
 

„Oh. Tut er das? Na ja, du kennst ihn ja, sogar besser als ich, Dean ist halt ein Überlebenskünstler.“ Balthazar klopfte ihm auf die Schulter und führte ihn nach links, ins Wohnzimmer, wo ein großer schwarzer Flügel vor sich hin staubte. Er ging zu einem Schrank, während Castiel mitten im Raum stehen blieb, umzingelt von Büchern aus aller Welt. Früher hätte er jedes einzelne lesen wollen, nur, um der Menschheit ein Stückchen näher zu sein. Heute interessierten sie ihn nicht, er kannte andere Wege, zu den Menschen zu gelangen. 
 

„Ich würde dir ja einen Whiskey anbieten, aber wir wissen beide, dass die Antwort Nein lauten würde.“
 

„Heute werde ich eine Ausnahme machen.“
 

Balthazar hielt in seiner Bewegung inne, ließ sich aber nichts anmerken und ein zweites Glas erschien auf magischer Weise. „Wie du willst, Cassie. Mi Casa es su casa, das weißt du doch. Mach es dir bequem, leg die Füße hoch, was auch immer.“ Nachdem er Cas etwas von der bernsteinfarbenen Flüssigkeit eingegossen hatte, reichte er ihm das Glas und ließ seins dagegen klirren. „Cheers. Also, du wolltest was besprechen?“
 

„Dean ist in die Zeit zurück gereist. Er hatte vor, Azael zu töten.“
 

Prompt verschluckte Balthazar sich. Auf einmal war er so blass wie die Tapete hinter ihm. Er brauchte mehrere Anläufe, bis er stotterte: „W-was?“
 

„Mhmh. Ich weiß, dass du ihm geholfen hast, du brauchst es gar nicht erst leugnen. Ich bin dir für dein Engagement sogar dankbar. Nur gut, dass bis jetzt nichts passiert ist.“
 

Mit offenen Augen starrte sein Bruder ihn an. Castiel spielte mit dem Glas in seiner Hand, die Flüssigkeit schwappte hin und her, als würde ein Tsunami darin toben. Er hätte die Macht dazu, sie beide wussten das. „Wie auch immer. Vielleicht kannst du ihn ja dazu bringen, Raphael für mich zu finden. Solltest du ihn das nächste Mal treffen, versteht sich.“
 

Ein Moment herrschte Stille, ehe Balthazar antwortete: „Uh, klar. Ich sag‘s ihm Cassie, kein Problem.“
 

Wieder neigte Castiel den Kopf zur Seite. Dann drehte er sich um und stellte sein Glas achtlos auf den staubigen Flügel. „Danke für den Whiskey.“
 

Er hatte keinen einzigen Schluck davon gekostet.



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