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Als Jodie die Nachricht ihres Kollegen bekam, war sie in Alarmbereitschaft. Sie wusste zwar, dass Shuichi häufig in der Nacht tätig war, aber er hatte sie nie als Hilfe angefordert und schon gar nicht zu sich nach Hause gebeten. Dementsprechend war sie auch sofort aufgesprungen und hatte sich auf den Weg gemacht. Zudem war sie nervös, was sie erwarten würde. In ihren Gedanken malte sie sich die verschiedensten – schlimmen – Szenarien aus. War er verletzt und brauchte eigentlich einen Arzt oder waren doch Feinde in die Villa der Kudos eingedrungen und sie musste ihn rausholen?

Jodie versuchte ihre Sorgen und Zweifel beiseite zu schieben und klingelte an der Haustür. Es dauerte einen Augenblick, ehe Shuichi öffnete. Die Agentin traute ihren Augen nicht. Ihr Kollege sah übermüdet und genervt aus. „Geht…geht es dir nicht gut?“, fragte sie leise. „Deine Nachricht klang, als wäre es dringend. Was ist…denn passiert?“

„Komm erst einmal rein“, sagte Shuichi und ließ sie Eintreten. Jodie sah sich kurz im Flur der Villa um, schlüpfte dann aus ihren Schuhen und legte ihre Jacke ab.

„Ah, Agent Akai, da sind Sie ja, ich würde gerne noch mit Ihnen die Anmerkungen auf Seite 238 besprechen.“ Yusaku Kudo stand vor den beiden Agenten und hielt ein Manuskript in der Hand. Als er Jodie bemerkte, lächelte er. „Oh, Guten Abend, Agent Starling. Ich hab gar nicht gewusst, dass Sie noch so spät kommen wollten.“

„Guten Abend“, begrüßte Jodie den Autor. Oder sollte sie lieber von einer ‚Guten Nacht‘ sprechen?

Shuichi drehte sich zu ihm um. „Lassen Sie uns morgen darüber sprechen. Ich muss jetzt etwas Wichtiges mit Jodie besprechen“, kam es von ihm und er zog Jodie an der Hand mit sich.

„Oh, FBI Angelegenheiten? Vielleicht könnte ich für meinen Roman zuhören“, schlug Kudo vor.

„Streng geheim“, warf Shuichi ein. „Und lauschen Sie nicht an der Tür“, fügte er hinzu, während er mit Jodie die Treppen hinauf in die erste Etage ging. Er brachte sie in sein Schlafzimmer und ließ sich auf sein Bett fallen.

Normalerweise gingen sie zu den Besprechungen ins Wohnzimmer, die Küche oder die Bibliothek. Dass sich Jodie nun in seinem Schlafzimmer befand, irritierte die Agentin. Sie ließ ihren Blick durch das Zimmer schweifen. Neben dem Bett standen zwei Schränke und ein kleiner Schreibtisch mit Stuhl im Raum. Da Akai das Bett besetzte, setzte sie sich auf den Stuhl und beobachtete ihn. Diese intimere Situation bereitete ihr Sorgen und sie hatte noch immer keine Ahnung, weswegen er sie zu sich nach Hause beorderte. „Shu?“, sprach sie leise. „Sag mir bitte, was los ist. Langsam mach ich mir Sorgen.“

Akai schloss die Augen. „Ich brauch dich als Alibi.“

„Als Alibi?“

„Du hast ihn ja gesehen. Yusaku Kudo ist seit einigen Tagen wieder in Japan. Er hat das Manuskript seines neuen Buches mitgebracht. Es basiert auf dem FBI und ein paar Geschehnissen die an die Organisation erinnern. Falls du dich noch erinnerst, hat er vor einigen Monaten einen Preis für das beste Drehbuch bekommen. Der Film basierte ebenfalls auf der Geschichte eines FBI Agenten. Das Buch ist eine Art Fortsetzung dazu.“ Shuichi seufzte. „Als wäre das nicht schon schlimm genug, denn schließlich könnte die Organisation auf ihn aufmerksam werden, sollte ich die Rohfassung lesen.“

„Ach ja? Das klingt aber spannend“, entgegnete Jodie. „Oder fandest du die Geschichte nicht so gut?“

„Das kommt drauf an. Ich habe ihm gesagt, dass ich die Geschichte in Ordnung fand. Das reichte ihm aber nicht… Er wollte mehr. Und eigentlich habe ich es abgelehnt, die Geschichte erneut zu lesen, allerdings hat er mir auf subtile Art und Weise klar gemacht, dass ich in seinem Haus wohne.“ Akai seufzte ein weiteres Mal. „Also hab ich die Geschichte erneut gelesen und so, wie er wollte, meine Anmerkungen gemacht. An der Rechtschreibung, Grammatik und Zeichensetzung hatte ich nichts auszusetzen. Seine Geschichte an sich war auch in Ordnung und viele Stellen waren auch sehr gut recherchiert. Aber…“

„Aber?“ Jodie wurde hellhörig.

„Es gab viele Passagen die zu langatmig geschrieben waren und bei mir auch Langeweile auslösten. Einige Punkte wurden mehrfach wiederholt und wirkten ein wenig lieblos. Manchmal hatte ich auch das Gefühl, dass die Personen immer nur das Gleiche taten und innerhalb des Werkes keinerlei Entwicklung zeigten. Das wurde vor allem deutlich, weil ich ein paar reelle Vorbilder erkannt habe. Naja…diese Anmerkungen haben mir ein paar anstrengende Tage verschafft. Zuerst war er ein Häufchen Elend und zu nichts zu gebrauchen. Er hat mir auch gestanden, dass er seit Jahren keine Kritik erhalten hat, da sowohl seine Frau als auch sein Verleger seine Werke immer in den höchsten Tönen gelobt haben.“ Shuichi sah zu ihr. „Die meiste Kritik hat er selbst an seinen Werken, aber das zählt nicht wirklich, denn jeder hat diesen Drang nach Perfektionismus. Tja… ich dachte schon, ich hätte ihn gebrochen, aber nachdem er mit seiner Frau telefoniert hat, ging es ihm besser. Ich glaub, sie hat ihm irgendwas gesagt, dass Kritik zum Prozess dazu gehört und man sich durch Kritik nur verbessern kann. Das war auch der Hintergrund, warum ich sein Manuskript so hart kritisiert habe. Ich dachte, er wollte es, wenn er mich schon nach meiner Meinung angefleht hat. Kontinuierliche Verbesserung ist etwas, was wir alle anstreben. Sind wir allerdings nur Schön-Wetter gewöhnt, verändern wir uns und denken automatisch, dass uns jemand etwas Schlechtes will. Ich bin froh, dass er verstanden hat, dass ich ihm nur helfen wollte. Aber…seitdem möchte er jede Anmerkungen von mir im Detail durchgehen, korrigiert dann den entsprechenden Abschnitt und lässt ihn mich erneut lesen. Ich hab kaum Ruhe vor ihm. Wie du an der Uhrzeit siehst, schreckt er nicht einmal vor der Nacht zurück.“

Jodie musste ein wenig kichern. Sie stellte sich gerade die Situationen vor, in denen Shuichi von Yusaku belagert wurde. „Und…was sind das für Situationen in denen er dich nicht in Ruhe lässt?“ Sie musste es einfach wissen.

„Wenn ich essen will, wenn ich im Badezimmer bin, wenn ich schlafen will…er hält mich dauernd auf Trab.“

„Hast du ihm das mal gesagt?“, wollte Jodie wissen.

„Zweimal, aber ich glaube, er will es absichtlich überhören“, entgegnete der Agent ruhig. „Er ist im Schreib-Modus und will sein Werk wohl so schnell wie möglich vollenden. Da ich eine Pause brauch, hab ich dich hergerufen. Wenn ich nicht fit sondern übermüdet und unkonzentriert bin, haben wir ein Problem. Jetzt wo er glaubt, dass wir eine Besprechung haben, wird er uns wohl erst einmal nicht stören.“

Jodie nickte und warf einen Blick auf ihre Uhr. „Alles klar, dann bleib ich heute Nacht hier. Aber…“ Jodie sah zu seinem Bett. „Ich hoffe, es ist groß genug.“

„Irgendwie hab ich gerade das Gefühl, dass ich nun ein anderes Problem hab.“



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